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Der Therapieprozess

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<strong>Der</strong> <strong>Therapieprozess</strong><br />

© IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 1


Therapeutische Allianz<br />

• Therapeutische Allianz ist die Grundvoraussetzung<br />

einer erfolgreichen Psychotherapie (Orlinsky, Grawe<br />

& Parks, 1994).<br />

• Das gilt natürlich auch für eine Klärungsorientierte<br />

Psychotherapie.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• Klienten lassen sich in der Regel erst dann auf<br />

„heiße Themen“, peinliche Inhalte und auf<br />

Explizierungsprozesse ein, wenn sie eine<br />

vertrauensvolle Beziehung zum Therapeuten<br />

aufgebaut haben.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• Therapeutische Allianz baut der Therapeut primär<br />

durch die Realisierung der Basisvariablen auf:<br />

– Akzeptierung<br />

– Echtheit / Signalkongruenz<br />

– Empathie<br />

– Transparenz<br />

• Therapeutische Allianz baut der Therapeut aber auch<br />

auf, indem er dem Klienten<br />

– den Eindruck von Kompetenz vermittelt;<br />

– beim Klienten eine (mittlere) Erfolgserwartung<br />

induziert.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• Kompetenz schafft der Therapeut z.B. dadurch,<br />

– dass er dem Klienten Therapie und Ziele (kurz<br />

und verständlich!) erläutert;<br />

– dass er Fragen des Klienten beantworten kann;<br />

– dass er „weiß, wo`s langgeht“;<br />

– dass er mit dem Klienten therapeutisch so<br />

arbeitet, dass der Klient es als nachvollziehbar<br />

und hilfreich erlebt.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• Bei Klienten mit Persönlichkeitsstörungen ist die<br />

Therapeut-Klient-Beziehung nicht nur eine<br />

therapeutische Basis, auf der andere Maßnahmen<br />

aufbauen, sondern z.T. auch therapeutische Agens<br />

selbst.<br />

• Hier geht es um eine gezielte, differentielle und<br />

komplementäre Beziehungsgestaltung.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• <strong>Der</strong> Therapeut baut durch bestimmte Maßnahmen<br />

wie Basisvariablen, explizierende Interventionen u.ä.<br />

beim Klienten einen Beziehungskredit auf.<br />

• Bestimmte Maßnahmen wie z.B. konfrontierende<br />

Interventionen nehmen dagegen Beziehungskredit in<br />

Anspruch.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• Ziel der Therapie ist es nicht, riesige Mengen von<br />

Beziehungskredit anzuhäufen, sondern immer so<br />

viel Kredit zu haben, dass sich der Therapeut<br />

bestimmte Arten von Interventionen „leisten“ kann.<br />

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Therapeutische Allianz<br />

• Die therapeutische Allianz ist eine notwendige, aber<br />

keineswegs hinreichende Therapiebedingung.<br />

• In der Klärungsorientierten Therapie sind<br />

klärungsorientierte, explizierende,<br />

ressourcenaktivierende und integrierende<br />

therapeutische Strategien von zentraler<br />

therapeutischer Bedeutung.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Klärungsorientiertes Vorgehen bedeutet, dass ein<br />

Therapeut sich auf die Inhalte des Klienten einlässt,<br />

die Bearbeitung dieser Inhalte jedoch steuert auf<br />

eine Repräsentation zentraler internaler<br />

Determinanten hin.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Therapeuten bilden aufgrund ihres Wissens Modelle<br />

darüber, was genau beim Klienten bearbeitet werden<br />

und geklärt werden sollte.<br />

• Ein Therapeut bringt damit in hohem Maße<br />

Expertise mit in den Prozess, ein Wissen<br />

– über psychische Prozesse<br />

– über Störungen<br />

– über therapeutische Ziele und Strategien usw.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Aufgrund dieser Expertise bildet er ein Modell<br />

darüber, worum es bei dem Klienten geht, welche<br />

Ziele verfolgt werden sollten und welche Strategien<br />

angewandt werden können.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Dabei ist „Therapieplanung“ ein hoch flexibler<br />

Prozess: Die Planungen müssen u.U. mit neuen<br />

Informationen modifiziert und „nachgefüttert“<br />

werden.<br />

• Es ist völlig undenkbar, in den ersten Stunden so<br />

viel relevante Informationen über den Klienten zu<br />

erhalten, dass man damit eine Therapie bis zum<br />

Ende planen kann, es sei denn, das Problem ist<br />

höchst simpel!<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Viele relevante Informationen werden dem Klienten<br />

erst im Laufe der Therapie verfügbar.<br />

• Viele peinliche Informationen gibt der Klient erst im<br />

Laufe der Beziehungsentwicklung preis.<br />

• Therapieplanung kann damit kein in der<br />

Anfangsphase der Therapie abzuschließender<br />

Prozess sein!<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Natürlich ist es wichtig, dass Therapeuten, wenn sie<br />

ein Ziel verfolgen, bei dieser Zielverfolgung<br />

stringent vorgehen, d.h., sich nicht von dem Ziel<br />

ablenken lassen.<br />

• Dennoch muss dieses Ziel modifizierbar bleiben.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Bei vielen Klienten lassen sich sinnvolle<br />

Therapieziele erst im Verlauf der Therapie festlegen.<br />

• Im Anfang der Therapie kann es völlig sinnlos oder<br />

verfrüht sein!<br />

• Therapeuten sollten stringent sein, Klienten aber<br />

nicht in ein Korsett zwängen; die Therapie muss<br />

„klientenzentriert“ bleiben!<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Daher kann es sein, dass ein Therapeut zu<br />

Therapiebeginn noch nicht weiß, wohin die Therapie<br />

gehen wird.<br />

• Es kann auch sein, dass sich das erst im Laufe der<br />

Therapie herauskristallisiert.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Therapeuten müssen die Therapie nicht vollständig<br />

planen: sie müssen vielmehr die Expertise haben,<br />

aus Informationen Modelle zu bilden, Strategien<br />

gezielt anzuwenden und sich auf neue Situationen<br />

flexibel einzustellen.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Man weiß oft als Therapeut nicht, auf welche Inhalte<br />

und Probleme man bei Klienten stoßen wird; aber<br />

man sollte in der Lage sein, mit diesen Inhalten<br />

therapeutisch umzugehen.<br />

• Hat ein Therapeut aufgrund seines Modells ein<br />

Therapieziel entwickelt und Strategien ausgewählt,<br />

dann ist es wichtig, dass er eine Zeit lang sein Ziel<br />

stringent verfolgt, sich also vom Klienten nicht<br />

davon abbringen lässt.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Therapie findet damit in einem Spannungsfeld statt<br />

zwischen<br />

– flexibler Anpassung des Modells an die Daten<br />

und flexiblen Veränderungen der Strategien<br />

und<br />

– der stringenten Verfolgung therapeutischer Ziele.<br />

• Dazu sind immer wieder Entscheidungen des<br />

Therapeuten notwendig.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Ein weiteres Spannungsfeld des <strong>Therapieprozess</strong>es<br />

ist das zwischen<br />

– gezielten, strukturierten, geordneten Phasen<br />

und<br />

– chaotischen, ungeplanten, spontanen Phasen.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Die strukturierten Phasen entstehen hauptsächlich<br />

durch Interventionen des Therapeuten: <strong>Der</strong><br />

Therapeut hält den Klienten an einem Thema,<br />

verfolgt Fragestellungen, hilft bei der Vertiefung<br />

usw.<br />

• Die chaotischen Phasen entstehen hauptsächlich<br />

durch den Klienten: <strong>Der</strong> Klient stößt plötzlich auf<br />

neue Inhalte, aktiviert plötzlich und unvorhersehbar<br />

bestimmte Schemata, stößt auf neue Spuren usw.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Diese chaotischen Phasen sind wichtig für die<br />

Therapie: Sie bringen wichtige Inhalte ein, führen<br />

zur Entdeckung relevanter Spuren usw.<br />

• Dann gilt es allerdings, das neu eingeführte wieder<br />

diszipliniert zu bearbeiten: <strong>Der</strong> chaotischen Phase<br />

muss wieder eine strukturierte Phase folgen.<br />

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<strong>Therapieprozess</strong><br />

• Prinzipiell ist es aber nicht vorhersehbar, wann und<br />

wie ein Klient auf bestimmte Schemata stößt:<br />

Therapie enthält immer ein großes Moment der<br />

Überraschung und der Unplanbarkeit.<br />

• <strong>Der</strong> Therapeut sollte jedoch über die Expertise<br />

verfügen, damit konstruktiv umgehen zu können!<br />

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