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Mein Freund Abbi

„Du bist nur einfach für dein Alter viel zu alt geworden.“ hatte ihre Mutter gemeint. Eine große Entwicklungsgeschichte mit vielen Personen, Veränderungen, Verwirrungen und wundervollen Beziehungen. An einem Freitagabend waren wir alle am Küchentisch sitzen geblieben, hatten bei Wein und Käse immer weiter erzählt und gelacht. Eine wunderschöne Stimmung und vertrauliche Atmosphäre. „Komm mit, Abbi, willst du?“ hatte ich gefragt als wir ins Bett gehen wollten. Ja, natürlich wollte er. Wir küssten, drückten, rieben uns. Ich war schon ganz erregt und hätte sagen können: „Abbi, ich will ficken.“ Es sollte aber alles ganz gemütlich, zart und einfühlsam geschehen. Es war ja unser erstes mal. Wir wollten doch den Kör­per langsam streichelnd feinfühlig erfahren. Unsrer Liebe wollten wir elegische Kör­perlichkeit vermitteln. Ja, schön, so kann man träumen, es wär ja auch nicht schlecht. Und irgendwann, da würden wir's bestimmt so machen. Nur jetzt war's so, ich wollte gar nicht warten und Abbi tat, als ob er's gar nicht wollte. Er wollte schon, er traute sich nur nicht, zu gar nichts. „Abbi, mach doch!“ musst ich ihn er­mahnen. Ich setzte mich und lehnte mich ans Kopfende vom Bett. Lachend mit wei­nerlichem Unterton erklärte ich: „Abbi, so wird das nix. Du willst es doch, dann musst du auch was machen. Ich warte doch darauf und möcht' es gern.“ „Ja, Mari­on, es tut mir leid. Ich möchte schon, aber ich kann das gar nicht. Ich glaub', ich hab' dich ganz entsetzlich lieb“, und er begann zu weinen. Mein Körper käme ihm vor wie der Koh-i-Noor, er traue sich fast nicht ihn zu berühren. Natürlich begehre er mich ganz stark und es errege ihn ja auch, aber Sex das habe auch immer Kon­notationen, für die ich ihm zu wertvoll und zu schade sei. Oh je, der Abbi, mit sei­ner großen Klappe, die mir gut gefiel. Dass er sehr feinfühlig sein konnte, wusste ich natürlich und ich liebte es. Nur jetzt? Na ja grob wollt ich ihn ja auch nicht. Wir redeten und balgten auch ein wenig und ich machte ihm klar, dass ich es gar nicht möchte, vom ihm verehrt zu werden.

„Du bist nur einfach für dein Alter viel zu alt geworden.“ hatte ihre Mutter gemeint. Eine große Entwicklungsgeschichte mit vielen Personen, Veränderungen, Verwirrungen und wundervollen Beziehungen. An einem Freitagabend waren wir alle am Küchentisch sitzen geblieben, hatten bei Wein und Käse immer weiter erzählt und gelacht. Eine wunderschöne Stimmung und vertrauliche Atmosphäre. „Komm mit, Abbi, willst du?“ hatte ich gefragt als wir ins Bett gehen wollten. Ja, natürlich wollte er. Wir küssten, drückten, rieben uns. Ich war schon ganz erregt und hätte sagen können: „Abbi, ich will ficken.“ Es sollte aber alles ganz gemütlich, zart und einfühlsam geschehen. Es war ja unser erstes mal. Wir wollten doch den Kör­per langsam streichelnd feinfühlig erfahren. Unsrer Liebe wollten wir elegische Kör­perlichkeit vermitteln. Ja, schön, so kann man träumen, es wär ja auch nicht schlecht. Und irgendwann, da würden wir's bestimmt so machen. Nur jetzt war's so, ich wollte gar nicht warten und Abbi tat, als ob er's gar nicht wollte. Er wollte schon, er traute sich nur nicht, zu gar nichts. „Abbi, mach doch!“ musst ich ihn er­mahnen. Ich setzte mich und lehnte mich ans Kopfende vom Bett. Lachend mit wei­nerlichem Unterton erklärte ich: „Abbi, so wird das nix. Du willst es doch, dann musst du auch was machen. Ich warte doch darauf und möcht' es gern.“ „Ja, Mari­on, es tut mir leid. Ich möchte schon, aber ich kann das gar nicht. Ich glaub', ich hab' dich ganz entsetzlich lieb“, und er begann zu weinen. Mein Körper käme ihm vor wie der Koh-i-Noor, er traue sich fast nicht ihn zu berühren. Natürlich begehre er mich ganz stark und es errege ihn ja auch, aber Sex das habe auch immer Kon­notationen, für die ich ihm zu wertvoll und zu schade sei. Oh je, der Abbi, mit sei­ner großen Klappe, die mir gut gefiel. Dass er sehr feinfühlig sein konnte, wusste ich natürlich und ich liebte es. Nur jetzt? Na ja grob wollt ich ihn ja auch nicht. Wir redeten und balgten auch ein wenig und ich machte ihm klar, dass ich es gar nicht möchte, vom ihm verehrt zu werden.

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die Art und Stärke der gegenseitigen Anerkennung, aus der die Gestalt und Intensität<br />

deines Bedürfnisses erwächst. Und davon hatte Danielle ja ein klares Bild. Für<br />

etwas anderes existierte gar kein Bedarf. Sie fand's auch lästig und sie ließ sich gar<br />

nicht darauf ein. Sie war nicht nur auch weiterhin begeistert vom Theater, fast fanatisch<br />

baute sie ihr Wissen aus. Die deutschen Stücke las sie wie im Rausch. Von<br />

Brecht bis Kleist und Dürrenmatt, sie kannte bedeutend mehr als ich und lernte dabei<br />

ungeheuer viel. Ihre Entscheidung gegen Uli schien sie damit zu kompensieren.<br />

Dass sie Theaterwissenschaften studieren würde, stand längst fest. Nach der Rückkehr<br />

aus Aurillac rief sie Uli an und fragte ihn mehr scherzhaft, ob er noch öfter an<br />

sie denke. Sie trafen sich und wiederholten es. „Das hat doch alles keinen Sinn.“<br />

sagte sie mir, „Ulrich ist da und lässt sich nicht vertreiben. Im Gegenteil, er dehnt<br />

sich ständig aus. Nicht Wonneträume sind es die ich fantasiere. Er ist nicht da, weil<br />

ich gern schmusen und mit ihm ins Bett will. Das ist es nicht, was mich für ihn bewegt.<br />

In der Person von ihm liegt es, was mich nicht loslässt, was es genau ist,<br />

weiß ich nicht. Es quält mich nur, vom ihm getrennt zu sein. Ich fühl mich einsam<br />

ohne ihn. Natürlich bist du letztlich immer einsam, doch damit lebst du, das ist<br />

ganz normal. Es stellen sich mir immer Bilder, in denen Uli bei mir wäre, und dann<br />

ist er's nicht. Ich bin allein. Ich sitz am Tisch und lese, und stell mir vor, Uli säße<br />

neben mir. Er ist nicht da, ich bin allein. Immer ist er da und fehlt. Das macht dich<br />

trüb und lässt dich sonderbare Fragen stellen. Um glücklich sein zu können,<br />

brauchst du zunächst mal Uli, das andere kommt dann, und ohne Uli geht es nicht.<br />

Dass sich das ändern könnte, kann ich nicht erkennen, es nimmt nur zu und dehnt<br />

sich aus. Durch Worte und durch Rationales, Einfluss zu nehmen, lächerlich. Mag<br />

sein, dass es mich auch für manches blind macht, doch Horror einer Trennung seh'<br />

ich nicht. Dafür sind wir beide zu erfahren oder wissen zuviel über Beziehungen.“<br />

Jedoch mein Vater riet ihr immer ab, und Danielle wollte ihn überzeugen. Sie trafen<br />

sich jetzt immer öfter, primär ging's darum ob oder ob nicht. Doch sprachen sie<br />

auch über vieles andre, und Danielle faszinierte ihr Zusammensein immer mehr.<br />

„Danielle, wir sind verrückt.“ habe mein Vater schließlich dann gesagt, „Das ist doch<br />

Kasperletheater, was wir hier inszenieren. Du bist erwachsen, ich bin nicht dein Vater.<br />

Du wirst es selbst entscheiden, was du willst. Bin ich verrückt, dir auszureden,<br />

mich zu lieben?“ Jetzt war Danielle in jeder freien Minute bei Uli. Unsre Gespräche<br />

reduzierten sich enorm. Sie redete ständig mit Uli und Danielle war begeistert. Es<br />

sei fast ähnlich wie bei uns, nur wär' das Thema eben meist Theater. Erst kurz vor<br />

Weihnachten gingen sie gemeinsam ins Bett. <strong>Mein</strong> Vater kam jetzt häufig auch zu<br />

uns und meine Mutter störte's nicht. Sie war ja involviert in die Entwicklung und in<br />

die quälende Tragödie von Danielle. Sie sah's eher so, dass sie für ihn ganz froh<br />

war, denn Danielle sei ja 'ne wundervolle Frau. Und er sei ja an sich kein übler<br />

Mann, so habe sie ihn nie gesehen. Dass Danielle nicht glücklich mit ihm werden<br />

könne, da gab es für sie keinen Grund. Der Unterschied im Alter blieb ihr jedoch<br />

nicht geheuer.<br />

Wir fuhren Weihnachten nicht ins Cantal und Chavallets wollten Weihnachten mit<br />

Michelle in Aurillac erleben. Ein wenig kurios empfand ich's schon bei uns am Weihnachtstisch.<br />

Mam und Dad und noch fünf andre, das war nicht ganz gewöhnlich. Ich<br />

hatte Lust daran, die beiden zu ärgern und Dad war ungewöhnlich freundlich zu<br />

Mam. Am Weihnachtsabend gingen wir gemeinsam ins Theater und Hannah irritier-<br />

<strong>Mein</strong> <strong>Freund</strong> <strong>Abbi</strong> – Seite 29 von 34

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