JÄGERSTÄTTER
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Interview mit dem Autor<br />
Autor Felix Mitterer mit Regisseurin Stephanie<br />
Mohr. Mit „Die Weberischen“ haben Sie bereits<br />
erfolgreich ein gemeinsames Projekt umgesetzt.<br />
„Mein Beitrag zur Weltverbesserung“<br />
Felix Mitterer hat das Stück „Jägerstätter“ geschrieben: Dabei geht es nicht nur um den Schrecken der Zeit,<br />
sondern „Jägerstätter ist für mich vor allem eine Liebesgeschichte“.<br />
Sie<br />
haben mit „Jägerstätter“<br />
eine Welturaufführung<br />
geschaffen. Warum haben Sie zugesagt<br />
das Stück zu schreiben?<br />
Jägerstätter interessiert mich<br />
schon seit Jahrzehnten. Dass ein<br />
einfacher Bauer so klarsichtig<br />
und beherzt der Nazipropaganda<br />
widersteht und auch das schreckliche<br />
Ende vorhersieht, hat mich<br />
immer fasziniert.<br />
Was ist Ihrer Meinung das besondere<br />
an dem Stück?<br />
Bei den Recherchen, vor allem<br />
beim Besuch bei der Witwe, erfuhr<br />
ich etwas Wunderbares,<br />
nämlich das Franz und Franziska<br />
Jägerstätter von einer gegenseitigen<br />
tiefen Liebe ergriffen waren.<br />
Diese Liebe dauert bis heute an,<br />
obwohl Franz nun schon seit 70<br />
Jahren tot ist. Also habe ich nicht<br />
nur das tragische Schicksal, sondern<br />
auch diese Liebesgeschichte<br />
erzählt. Zweitens bemerkte ich,<br />
dass beide frohe Menschen waren,<br />
Franziska ist es bis heute. Auch<br />
das erleichterte mir die Arbeit<br />
sehr, galt doch Jägerstätter vielen<br />
als verbohrter und depressiver<br />
Mann. Kommt hinzu, dass Jägerstätter<br />
ein weltoffener Mensch<br />
war, der das erste Motorrad in<br />
Radegund fuhr, und dass er auch<br />
der erste war, der den Kinderwagen<br />
durch den Ort schob - sowas<br />
machte man als „echter“ Mann<br />
damals nicht. Noch etwas Wichtiges<br />
erfuhr ich bei den Recherchen.<br />
Es wurde ja immer behauptet,<br />
dass Jägerstätters Kriegsdienstverweigerung<br />
sinnlos gewesen<br />
sei, dass sein Tod keine positiven<br />
Folgen gehabt hätte. Nun ist es<br />
aber Tatsache, dass viele amerikanische<br />
Kriegsdienstverweigerer<br />
sich auf Jägerstätter beriefen,<br />
vor allem im Vietnamkrieg.<br />
Sie greifen in Ihren Werken meist<br />
problematische und kontroverse<br />
Themen auf. Wie kommt es dazu?<br />
Ich möchte einfach als Autor meinen<br />
Beitrag zur Verbesserung der<br />
Welt leisten. Ob es was nützt, ist<br />
eine andere Sache. Ich gebe die<br />
Hoffnung aber nicht auf.<br />
Möchten Sie mit dem Stück einen<br />
aktuellen Bezug herstellen?<br />
Jägerstätter hat „Nein“ gesagt zu<br />
einem verbrecherischen Regime<br />
und Krieg und hat dafür mit seinem<br />
Leben bezahlt. Wir könnten<br />
ruhig auch öfter „Nein“ sagen zu<br />
Dingen, mit denen wir nicht einverstanden<br />
sind. Es kostet uns ja<br />
nicht den Kopf, zumindest in unseren<br />
Breitengraden nicht.<br />
Was halten Sie von politischen Personen<br />
die Hetze betreiben?<br />
Die Sündenbocksuche ist das<br />
allerschlimmste Ablenkungsmanöver<br />
von den wahren Problemen.<br />
Das haben die Nazis ja<br />
auch hervorragend verstanden.<br />
Felix Mitterer<br />
6 7<br />
Welche Personen möchten Sie mit<br />
dem Stück ansprechen?<br />
Jeder Zuschauer ist willkommen,<br />
absolut jeder. Natürlich hoffe ich,<br />
dass auch junge Menschen kommen<br />
werden. Wir erzählen ja keine<br />
fade Heiligenlegende, sondern<br />
die Geschichte eines tapferen, klugen<br />
Mannes. Und nicht zu vergessen:<br />
die Geschichte einer großen<br />
Liebe. Die Regisseurin Stephanie<br />
Mohr ist ebenfalls ein Garant dafür,<br />
dass wir spannendes, bewegendes<br />
Theater sehen werden.<br />
Gregor Bloébs erstes Schauspiel war<br />
mit „Stigma“ ein Stück aus Ihrer<br />
Feder. Ist er für Sie der Wunschkandidat<br />
für die Figur Franz Jägerstätter?<br />
Unbedingt! Ich halte Gregor, der<br />
ebenfalls ein froher, aufrechter<br />
Mensch ist, für die Idealbesetzung.<br />
Jägerstätter ist nämlich kein<br />
armseliges Opfer, sondern ein tatkräftiger<br />
Held.<br />
Was gefällt Ihnen am Theatersommer<br />
Haag als Theaterspielort?<br />
Ich war in den letzten Jahren jeden<br />
Sommer in Haag, und alle<br />
Aufführungen waren hervorragend.<br />
Kommen natürlich diese<br />
abenteuerliche Zuschauertribüne<br />
und der schöne Stadtplatz als zusätzliche<br />
Attraktion hinzu.<br />
Nicht zu vergessen die Wirtshäuser,<br />
in denen man wunderbar verköstigt<br />
wird und ziemlich lange<br />
feiern darf.