Pfarrbrief Innsbruck / Arzl - Nr. 4 Advent / Weihnachten 2013
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Pfarre<br />
Im Kongo, meinem Heimatland, tobt seit etwa 20 Jahren vor<br />
allem im Osten ein erbitterter Krieg wegen der vielen Bodenschätze,<br />
die dort vorkommen. Millionen Menschen sind Flüchtlinge<br />
in ihrer Heimat geworden, oder besser gesagt, sie sind<br />
heimatlos in ihrem eigenen Land. Menschen können nicht mehr<br />
ihre Felder bestellen, Kinder nicht mehr die Schule besuchen,<br />
Frauen werden vergewaltigt, während multinationale Konzerne<br />
und „Rebellen“ mit der Plünderung der Bodenschätze beschäftigt<br />
sind. Für die Menschen dort ist Frieden ein Fremdwort geworden,<br />
wie auch für viele Menschen anderswo auf der Welt.<br />
Papst Franziskus sagte in einer Ansprache zum 50 Jahrestag<br />
von „Pacem in terris“: „Wenn ich vom Frieden spreche, wenn<br />
ich von der unmenschlichen globalen Wirtschaftskrise spreche,<br />
die ein schwerwiegendes Symptom für die mangelnde Achtung<br />
gegenüber dem Menschen ist, dann muss ich mit großem<br />
Schmerz auch der zahlreichen Opfer des tragischen Schiffbruchs<br />
gedenken, der sich heute, wie schon etliche Male zuvor,<br />
auf dem Meer vor Lampedusa ereignet hat. Mir kommt das<br />
Wort ‚Schande‘ in den Sinn! Es ist eine Schande!“<br />
Mit der Fürsprache Mariens, der Königin des Friedens, möge uns<br />
der Herr helfen, stets den Frieden zu suchen und zu stiften, der<br />
ein Geschenk des Auferstandenen ist: Frieden mit unserem<br />
Nachbarn, mit allen Menschen weltweit, mit denen, die uns vorausgegangen<br />
sind, mit unseren Ahnen. Denn, so die Bantu-<br />
Kosmogonie*, die Ahnen sind unsere Vermittler zwischen Diesseits<br />
und der anderen Seite der Wirklichkeit, weil wir ja den<br />
Himmel (noch) nicht erreichen können.<br />
Dieudonné Mfutila, Pastoralpraktikant<br />
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*Als Bantu werden verschiedene Volksgruppen in Süd-und Zentralafrika bezeichnet, zu<br />
denen ich auch gehöre. Für die Bantus besteht die Welt aus Lebenden und Verstorbenen<br />
(Ahnen) und aus dem Zusammenwirken der Lebenskräfte (Force vitale). Bei den Bantus<br />
sind Kraft und Sein untrennbar miteinander verbunden. Das Leben ist in erster Linie<br />
„Kraft“, Lebenskraft. Jedes Sein (Mensch, Natur, Geister, Ahnen, usw.) besitzt diese<br />
Kraft, mit der sie auf andere Kräfte wirken kann. Mit Zeremonien, Riten und Tabus versuchen<br />
die Bantus den guten Willen der Ahnen zu beeinflussen, denn sie sind unsere Fürsprecher<br />
beim höchsten Wesen, dem Schöpfer.<br />
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