Finanzwirtschaft © Hendrik-Jörn Günther , basierend ... - guennet.de
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
Überblick:<br />
- Grund für die <strong>Finanzwirtschaft</strong> sind die Bestimmung von Maßnahmen für die Beschaffung<br />
und Verwendung von Geld für Unternehmen<br />
- Unternehmen können generell entwe<strong>de</strong>r Mittel verwen<strong>de</strong>n (Chapter 1-4) o<strong>de</strong>r Mittel<br />
beschaffen (remaining chapters)<br />
- Bei einer Mittwelverwendung spricht man von einem Investitionsprogramm<br />
- Bei einer Mittelbeschaffung von einem Finanzieungsprogramm<br />
- Definitionen<br />
o Projekt: ist eine mögliche Maßnahme, über <strong>de</strong>ren Durchführung in Punkto <strong>de</strong>r<br />
Investition und Finanzierung zu entschei<strong>de</strong>n ist<br />
• Investitionsprojekt: Projekt beginnt mit einer Auszahlung<br />
• Finanzeungsprojekt: Projekt beginnt mit einer Einzahlung; Anschießend<br />
negativ (Bsp Kredit)<br />
o Investitions- / Finanzieungsprogramm: Mögliche Kombinationen von Investitions- /<br />
Finanzieungsprojekten<br />
o Kapitalbudget: Summe aus Investitions und Finanzieungsprogramm<br />
o Die Zielsetung <strong>de</strong>r <strong>Finanzwirtschaft</strong> besteht darin, das optimale Kapitalbudget zu<br />
erreichen<br />
o Dafür anwendbare Verfahren:<br />
• Statische Verfahren: Zeit wird vernachlässigt; reine Beschränkung auf<br />
Investitionsentscheidung<br />
• Dynamische Verfahren: Zeit wird beachtet; Berücksichtigung <strong>de</strong>r Ein- und<br />
Auszahlungsströme<br />
Fisher Seperation und Kapitalwertkriterium<br />
Vorraussetzung dafür: Fisher Mo<strong>de</strong>ll<br />
- Zunächst betrachtet man ein Unternehmen, welches Konsumauszahlungen in <strong>de</strong>n<br />
Zeitpunkten t=0,1 hat<br />
- Die Ausgabe dieses Gel<strong>de</strong>s führt bei <strong>de</strong>m Unternehmen zu einem Nutzenzuwachs. Dieser<br />
Nutzen wird wie in <strong>de</strong>r VWL durch eine Nutzenfunktion <strong>de</strong>klariert. Diese sind konvexe Kurven<br />
mit positiven aber abnehmen<strong>de</strong>n Grenznutzen (Also<br />
. ) Gleichzeitig gilt zu<strong>de</strong>m, dass<br />
ist, so folgt dass eine ceteris paribus erfolgen<strong>de</strong> Erhöhung <strong>de</strong>r Konsumauszahlung<br />
einen Nutzenzuwachs nimmt, dieser jedoch abnehmen ist.<br />
- Der Absolutbetrag <strong>de</strong>r Steigung einer Indifferenzkurve nennt man die Grenzrate <strong>de</strong>r<br />
Substitution. Diese gibt an, was man mir heute geben muss, um in einem Jahr z.B. auf einen<br />
Euro zu verzichten.<br />
- NUN: Mit sei das Anfangsvermögen eines Unternehmens zu t=0 bezeichnet. Anstelle <strong>de</strong>s<br />
Konsums dieses Vermögens am Anfang (t=0) könnte er genau so ganz o<strong>de</strong>r teilweise dieses<br />
Geld investieren. Ihm stehen dabei Realinvestitionsprojekte zur Verfügung<br />
o Realinvestitionsprojekte sind gekennzeichnet durch monetäre Auszahlungen zum<br />
Erwerbs von Sachgegenstän<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>m Ziel zur produktion von veräußerlichen<br />
Gütern dienen. Finanzinvestitionen sind dagegen Investitionen die <strong>de</strong>m Erwerb von<br />
Wertpapieren gelten<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Die Realinvestition führt zum Zeitpukt t=1 zu Rückflüssen von F(I). Inwiefern sich<br />
realinvestitionen für <strong>de</strong>n Unternehmer lohnen, hängt ab von <strong>de</strong>r Präferenzkurve <strong>de</strong>s<br />
Unternehmers im Bezug auf konsum und Investition und <strong>de</strong>m Verlauf <strong>de</strong>r Funktion F<br />
in Abhängigkeit vom Realinvestitionsvolumen I, also F(I)<br />
Diese Funktion F nennt man auch Realinvestitions – o<strong>de</strong>r Investitionsertragsfunktion<br />
Des Weiteren gelte die Annahme, dass Investitionsprojekte beliebig teilweise und<br />
unabhängig voneinan<strong>de</strong>r durchgeführt wer<strong>de</strong>n können. Somit muss <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer sich nur noch entschei<strong>de</strong>n, bei welcher in t=0 zu investieren<strong>de</strong>r<br />
Gel<strong>de</strong>inheit <strong>de</strong>r höchste Rückfluss zu t=1 bei welchem Investitionsprojekt erlangt<br />
wird<br />
• Die erste zu investieren<strong>de</strong> Gel<strong>de</strong>inheit fließt in das Investitionsprojekt n,<br />
welches die höchste Rendite verspricht; Also das beste Verhältnis aus<br />
Rückluss zu Investition besitzt, also<br />
• Die Rendite, also das, was je<strong>de</strong> investierte Gel<strong>de</strong>inheit verdient, berechnet<br />
sich aus:<br />
• Bsp: Ein beliebig teilbares Projekt mit einem Investitionsvolumen von 80M€<br />
in t=0 führt zu einer unternehmerischen Einzahlung in t=1 von 100M€. Somit<br />
wür<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r in t=0 investierte Euro einen Rückfluss von<br />
und zu<br />
einer Rendite von<br />
. Also je<strong>de</strong>r in t=0 investierte Euro wird in<br />
o<br />
t=1 über <strong>de</strong>n Rückerhalt <strong>de</strong>r Investition zusätzlich mit 25% verzinst.<br />
• Ist die Investitionsovergrenze erreicht und das Investitionsvolumen noch<br />
nicht ausgeschöpft, wird in das zweite projekt investiert etc.<br />
Ein solcher Sachzusammenhang, dass es mehrere Investitionsprojekte gibt, wird in<br />
folgen<strong>de</strong>r realinvestitionsertragskurve gezeigt:<br />
o Nun macht man eine vereinfachen<strong>de</strong> Annahme, dass<br />
Ein unterhemer Zugang zu sehr vielen, sehr kleinen Investitionsprojekten hat, <strong>de</strong>ren<br />
Renditen nahezu i<strong>de</strong>ntisch sind und man erhält rechtes obiges Bild<br />
- Sofern <strong>de</strong>r Unternehmer nun einen Betrag I investiert reduziert sich sein Vermögen für<br />
Konsumzwecke auf<br />
. Im Gegenzug ergeben sich für ihn dafür in t=1 neue<br />
Konsummöglichkeiten im Umfang von F(I) . Da nach Umformung<br />
folgt<br />
Diese Funktion heißt Transformationsfunktion und das Bild dazu<br />
Transformationskurve:<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
- NUN wird die Annahme erweitert, dass <strong>de</strong>r Unternehmer Zugang zu einem vollkommenem<br />
Kapitalmarkt hat, auf <strong>de</strong>m er in beliebiger Höhe Geld zum Zinssatz i aufnehmen o<strong>de</strong>r anlegen<br />
kann<br />
- Ausgehend von zwei Konsumpositionen die <strong>de</strong>r Unternehmer allein durch sein<br />
Eigenkapital und die Realinvestitionen zu t=1 erreichen kann, führt die Aufnahme eines<br />
Kredites K dazu, dass <strong>de</strong>r Unternehmer zu t=0 genau<br />
konsumieren kann, dafür<br />
aber zu t=1 nur<br />
konsumieren kann.<br />
o Man kann K auch negativ wer<strong>de</strong>n lassen, wobei man von einer Kapitalanlage spricht<br />
und dann bei C1 mehr Konsum zur Vefügung steht, dafür bei C0 aber weniger<br />
- Nach Umformung erhält man: . Setzt man dies in ein, so<br />
erhält man<br />
, die so genannte Kapitalmarktgera<strong>de</strong><br />
o Die Kapitalmarktgera<strong>de</strong> beschreibt alle erreichbaren Kombinationen, die <strong>de</strong>r<br />
unternehmer durch Aufnahme und Anlage von Mittel am Kapitalmarkt erreichen<br />
kann. Die Steigung ist unabhängig vom Startpunkt<br />
und somit<br />
- Unabhängig von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Unternehmen zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Nutzenfunktion ist es allein bei<br />
<strong>de</strong>r Vorraussetzung prositiver Grenznutzen stets am besten, dass er eine weit außen liegen<strong>de</strong><br />
Kapitalmarktgera<strong>de</strong> erreicht. Diese ermöglicht es <strong>de</strong>m Unterhemer nämlich im Vergleich zu<br />
einer innen liegen<strong>de</strong>n, stets ceteris paribus <strong>de</strong>n Gegenwartskonsum und Zukunftskonsum zu<br />
erhöhen.<br />
o Welche Kapitalmarktgera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unternehmer jedoch erricht, hängt neben seiner<br />
Anfangsausstattung von <strong>de</strong>m gewählten Realinvestitionsvolumen ab. Ein unterhemer<br />
realisiert somit die am weitesten außen liegen<strong>de</strong> Kapitalmarktgera<strong>de</strong> genau dann,<br />
wenn er eine Realinvestition I* umsetzt, dass die zugehörige Kapitalmarktgera<strong>de</strong><br />
Tangente <strong>de</strong>r Transformationskurve wird.<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
o Das optimale realinvestitionsvolumen wird also durch Gleichsetzten <strong>de</strong>r Steigungen<br />
ermittelt. Die optimalitätsbedingung<br />
ist somit unabhängig von<br />
<strong>de</strong>r Nutzenfunktion U und <strong>de</strong>r Anfangsausstattung <strong>de</strong>s Unternehmers<br />
• Die Nutzenfunktion und Anfangsausstattung bestimmen jedoch nur, ob ein<br />
Unternehmer Kapital am Markt aufnimmt o<strong>de</strong>r anlegt. Bei starker<br />
Zukunftspräferenz o<strong>de</strong>r großer Vermögensanfangsausstattung wird <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer zusätzlich zu Realinvestitionen noch Finanzinvestitionen<br />
tätigen, somit heute dafür in <strong>de</strong>r Zukunft jedoch mehr konsumieren<br />
kann.<br />
• Somit bleibt festzuhalten, dass die optimale Konsumposition durch <strong>de</strong>n<br />
tangentialpunkt <strong>de</strong>r Kapitalmarktgera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Indifferenzkurve bestimmt<br />
wird. Das optimale realinvestitionsvolumen wird jedoch durch die Gleichheit<br />
von Steigung <strong>de</strong>r transfomationskurve mit Kapitalmarktgera<strong>de</strong> erreicht<br />
o Die tatsache, dass das optimale Realinvestitionevolumen unabhängig von <strong>de</strong>n<br />
Präferenzen und <strong>de</strong>r Anfangsausstattung gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann, nennt man Fisher<br />
Seperation!<br />
- Aufgrund einer investition zum Zeitpunkt t=0 erhält <strong>de</strong>r Unternehmer Rückflüsse bei t=1 von<br />
F(I). Will er diese zur Tilgung eines Kredites aufwen<strong>de</strong>n, dann muss er K so wählen, dass<br />
.<br />
o Beachtet man nun <strong>de</strong>n Nettokapitalwertzuwachs von welches man als<br />
Kapitalwert bezeichnet. Also be<strong>de</strong>utet dies, dass <strong>de</strong>r Konsum bei t=0 durch die<br />
Anfangsausstattung minus die Investition plus <strong>de</strong>n Rückfluss <strong>de</strong>r Investition geteilt<br />
durch <strong>de</strong>n Zins ist.<br />
o Nach <strong>de</strong>r Fisher-Separation gilt dann, dass unabhängig von <strong>de</strong>n Präferenzen und <strong>de</strong>r<br />
Anfangsausstattung sein Nutzen maximiert wird, in<strong>de</strong>m er ein kapitalwertmaximales<br />
Investitionsprogramm nimmt.<br />
o Der kapitalwert kann also als Vermögenszuwachs gesehen wer<strong>de</strong>n. Durch<br />
Maximierung <strong>de</strong>s Kapitalwertes wird auch ein maximaler Vermögenszusatz bei t=0<br />
erreicht.<br />
- Da <strong>de</strong>r Kapitalwert <strong>de</strong>n Vermögenszuwachs zum Zeitpunkt t=0 beschreibt, ist <strong>de</strong>r Kapitalwert<br />
sozusagen auch <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>r am Kapitalmarkt für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l bezahlt wird.<br />
- Bisher wur<strong>de</strong> nur <strong>de</strong>r Zwei-Perio<strong>de</strong>n-Fall (T=0,1) betrachtet. Nun wird erweitert auf <strong>de</strong>n<br />
mehr-Perio<strong>de</strong>n Fall. Der Kapitalwert berechnet sich dann nach<br />
- Nur dann, wenn ein Projekt einen positiven Kapitalwert besitzt, ist es Vermögenschaffend!<br />
- Kapitalwerte lassen sich auch addieren; Also <strong>de</strong>r Kapitalwert eines aus zwei<br />
Investitionsprogrammen bestehen<strong>de</strong>n Projektes lassen sich als Summe <strong>de</strong>r<br />
Einzelkapitalwerte auffassen (Wertadditivitätseigenschaft)<br />
- Nun kann man Mit Hilfe <strong>de</strong>s Kapitalwertes eine Zahlungsreihe durch das Kapitalwertkriterium<br />
einschätzen:<br />
o Sind mehrere Investitionsprojekte unabhängig voneinan<strong>de</strong>r durchführbar, so wird<br />
je<strong>de</strong>s mit einem nichtnegativen Kapitalwert versehene Investitionsprojekt<br />
durchgeführt. Das mit <strong>de</strong>m größten nichtnegativen Kapitalwert wird zuerst<br />
durchgeführt<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
o Können mehrere Investitionsprojekte nur alternativ durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wird das<br />
mit <strong>de</strong>m höchsten ausgewählt<br />
- Können beispielsweise zwei Projekte 1 und 2 nur alternativ durchgeführt wer<strong>de</strong>n (also<br />
entwe<strong>de</strong>r 1 o<strong>de</strong>r 2), so nennt man die so genannte Differenzinvestition <strong>de</strong>r Projekte 1<br />
und 2. Also nichts an<strong>de</strong>res als Die Zahlungen, die einem durch Nichtdurchführung <strong>de</strong>s<br />
Projektes 2 entgehen, wenn man Projekt 1 durchführt<br />
Annuitäten und Projekt-Cash-Flows<br />
- Betrachtet man <strong>de</strong>n Spezialfall, dass ein Investor bei t=0 keine Entnahme realisieren will,<br />
dafür aber erst bei t=1 und zwar ab dann immer Entnahmen <strong>de</strong>r gleichen Höhe<br />
o Dieses Verhalten nennt man Einzahlungen in Form einer nachschüssigen Rente<br />
o Es galt ja wie vorher folgen<strong>de</strong> Formel:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Dabei ist <strong>de</strong>r RBF <strong>de</strong>finiert als:<br />
Der Rentenbarwert beschreibt das benötigte Anfangskapital, um bei einer gegebener<br />
Verzinsung eine zukünftige Geldleistung (Rente) in einer spezifischen Höhe zu einem<br />
bestimmten Zeitpunkt zahlen zu können. Der RBF ermöglicht es, <strong>de</strong>n Barwert einer<br />
gleichförmigen Reihe von Rentenzahlungen zu ermitteln. Wenn die Investition eine<br />
jährliche konstante Einzahlung (Annuität) erzeugt, dann kann damit <strong>de</strong>r Kapitalwert<br />
aller Einzahlungen berechnet wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Annuität mit <strong>de</strong>m RBF multipliziert<br />
wird<br />
Das bisher behan<strong>de</strong>lte geht von einer Zahlung am Jahresen<strong>de</strong>, einer s.g.<br />
Nachschüssigen Annuität aus. Eine vorschüssige Annuität berechnet sich mit<br />
- Häufig interessiert man sich dafür, welches <strong>de</strong>r durchschnittliche Cash-Flow in <strong>de</strong>n nächsten<br />
T-Jahren ist, um eine Anfangsauszahlung (zum Projektbeginn) zu rechtfertigen<br />
o Man such also nichts an<strong>de</strong>res, als die nachschüssige T-jährige Annuität, die über <strong>de</strong>n<br />
selben KW verfügt, wie <strong>de</strong>r gesamte Cash-Flow. Dies nennt man äquivalente<br />
Annuität. Berechnen tut man dies über<br />
o Anstelle <strong>de</strong>s kapitalwertkriteriums kann man so Investitionen auch mittels<br />
äquivalenter Annuitäten einschätzen:<br />
• Ein Investitionsprojekt soll genau dann durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wenn seine<br />
äquivalente Annuität für <strong>de</strong>n Zeitraum T nichtnegativ ist<br />
• Von mehreren alternativ realisierbaren Projekten ist das zu wählen, welches<br />
die größte äquivalente Annuität erhält<br />
- Nun: Wie lautet <strong>de</strong>r Kapitalwert eines Investitionsprojektes, das ab diesem Jahr am En<strong>de</strong><br />
eines je<strong>de</strong>n Jahres einen kosntanten Cash-Flow z „bis in Ewigkeit“ erzielt?<br />
o Nach <strong>de</strong>r bekannten Formel gilt dann:<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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o<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Bei erreichen <strong>de</strong>r vorschüssigen ewigen Rente gilt dann:<br />
- Nun: Wie lautet <strong>de</strong>r KW eines Investitionsprojektes, das ab diesem jahr bis zum Jahr T am<br />
En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>s Jahren einen Cashflow mit konstanter Steigerungsrate g erzielt?<br />
o<br />
- Wie lautet <strong>de</strong>r KW eines investitionsprojektes, das ab diesem Jahr bis in alle Ewigkeit am<br />
En<strong>de</strong> eines je<strong>de</strong>n Jahres einen Cash Flow mit konstanter Steigerungsrate g erzielt?<br />
o<br />
- Zum Überblick hier nochmal die Formeln:<br />
Nachschüssig<br />
Beschränkte Zeit T<br />
Unendliche Zeit<br />
vorschüssig<br />
- Die Anwendung <strong>de</strong>r Formeln dienen z.B. bei <strong>de</strong>r Bewertung einer Aktie nach <strong>de</strong>m Divi<strong>de</strong>nd<br />
Discount mo<strong>de</strong>ll. Hierbei hängt <strong>de</strong>r Wert einer Aktie von <strong>de</strong>n zukünftigen finanziellen<br />
Beteiligungen ab. Diese können z.B. Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nrückzahlungen, Aktienrückkäufe und<br />
Kapitalrückzahlungen sein<br />
o Ein Unternehmen macht eine Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nzahlung von d=10€. Je<strong>de</strong>s Jahr wird mit<br />
einer kostanten Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nsteigerung von 3% gerechnet. Der kapitalmarktzins<br />
beträgt 5%.<br />
• Der Aktienkurs heute beträgt somit (unendliche nachschüssige Rente):<br />
o Um <strong>de</strong>n Wert einer Aktie zu erhöhen, sollte <strong>de</strong>r Unternehmer möglichst hohe<br />
Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ausschütten? – NEIN, <strong>de</strong>nn bei einer ungerechtfertigten<br />
Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nausschüttung wird <strong>de</strong>r markt die Wachstumsrate g nach unten anpassen!<br />
- Es müssen bestimmte Regeln zur Bestimmung <strong>de</strong>s Projekt Cash-Flows beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
o Es sind nur solche Cashflows eines Investitionsprogrammes zu berücksichtigen, die<br />
sich ceteris paribus durch die Unterlassung ergeben wür<strong>de</strong>n (also nicht beachten:<br />
heizkosten (fallen immer an), beachten: Einnahmen durch neues Mo<strong>de</strong>ll, die sonst<br />
nicht wären)<br />
o Nur die von einer Investitionsentscheidung beeinflussten Zahlungen sind relevant.<br />
Also nur die noch ausstehen<strong>de</strong>n Aus- und Einzalungen sind relevant für die<br />
Bestimmung <strong>de</strong>s KWs. Nicht die bereits getätigten s.g. sunk costs<br />
o Alle Konsequenzen eines Investitionsprojektes sind zu berücksichtigen. Also z.B. die<br />
Durchführung <strong>de</strong>s projektes verlangt das Folgeprojekt <strong>de</strong>r recycling etc<br />
o Es ist zu berücksichtigen, wie lange das Projekt in optimaler Weise genutzt wird<br />
- Netto-Cash-Flow bei Projektbeginn:<br />
o Anfangsauszahlungen:<br />
• Kaufpreis für eine neue Anlage; Kosten für Transport; Opportunitätskosten<br />
durch Ausfall <strong>de</strong>r produktion bei Installation <strong>de</strong>r neuen maschine;<br />
Steuermin<strong>de</strong>rungen<br />
o Anpassung <strong>de</strong>s Netto-Umlaufvermögens<br />
• NUV=(Umsatz-Einzahlung)-(Aufwand-Auszahlung)<br />
Verkauf von Ware auf Rechnung: Umsatz, <strong>de</strong>r noch keine Einzahlung<br />
ist – also Erhöhung <strong>de</strong>s NUV)<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
Kauf von ware auf Rechnung: Aufwand, <strong>de</strong>r noch keine Auzahlung ist<br />
– also Verringerung <strong>de</strong>s NUV<br />
Kauf von Ware, die nicht zur Leistungserbringung benötigt wer<strong>de</strong>n:<br />
Auszahlung, <strong>de</strong>r keien Aufwand verursacht – also erhöhung <strong>de</strong>s NUV<br />
(durch doppel Minus)<br />
o Einnahmen aus <strong>de</strong>m Verkauf alter Anlagen<br />
• Verkaufspreis alter maschine und Steuereffekte bei zum Buchwert<br />
verschie<strong>de</strong>nen Kaufpreis<br />
- Einzahlungsüberschüsse=<br />
+ Durch das Projekt verursachter Umsatz<br />
- durch das projekt verursachter Aufwand<br />
- durch das Projekt erhöhte Steuerzahlungen<br />
- durch das Projekt verursachte Erhöhung <strong>de</strong>s NUV<br />
- durch das Projekt verursachte Erhöhung <strong>de</strong>s Anlagevermögens<br />
- Abschreibungen stellen keinen Zahlungssstrom dar! Son<strong>de</strong>rn verringern lediglich <strong>de</strong>n<br />
Buchwert von Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n (nur von steuerlicher Be<strong>de</strong>utung)<br />
3. Dynamischer vs. Statischer Vorteilhaftigkeitsvergleich<br />
- In <strong>de</strong>r Praxis wer<strong>de</strong>n sehr häufig Entscheidungen über die Durchführung eines Projektes auf<br />
basis von gewinnorientierten Betrachtungen gefällt<br />
- Bei <strong>de</strong>m Kapitalwert wer<strong>de</strong>n jedoch die zeitlichen Diskontierungen betrachtet. Das<br />
Kapitalwertkriterium trifft Entscheidungen auf Basis von Zahlungen<br />
- Bei <strong>de</strong>r gewinnorientierten Entscheidungsfindung sind diese irrelevant<br />
Dies nennt man auch statische Betrachtung<br />
- Bei dieser Art <strong>de</strong>r Rechnung wird auf die Betrachtung einer repräsentativen Perio<strong>de</strong>, für die<br />
durchschnittliche Gewinne o<strong>de</strong>r Kosten aufgestellt wer<strong>de</strong>n, zurückgegriffen. Dies nennt man<br />
Gewinn o<strong>de</strong>r Kostenvergleich<br />
- Wird auf basis von Renditen verglichen, so nennt man dies Rentabilitätsvergleich<br />
- Ansatz und weitere Erklärungen:<br />
o Zunächst betrachtet man ein Investitionsprojekt, welches mit Zahlungen z1 bis zT<br />
und einem Kapitalwert K bei einem Zins i gegeben ist.<br />
o Man versucht also eine durchschnittliche Zahlung in einer repräsentativen Perio<strong>de</strong><br />
zu fin<strong>de</strong>n, die bei <strong>de</strong>r Projektbeurteilung zu <strong>de</strong>m gleichen Urteil führt, wie <strong>de</strong>r<br />
Kapitalwert<br />
o IaW: Man fragt sich, wie groß eine konstante jährliche Einzahlung z von t=1 bis T sein<br />
muss, um für einen Zinssatz i auf <strong>de</strong>n Kapitalwert zu kommen!<br />
• Der Kapitalwert ist <strong>de</strong>finiert durch : und nach Umformen<br />
erhält man: welches ja ist.<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
o<br />
o<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
• Man bezeichnet z auch als äquivalente Annuität, also als die jährliche<br />
konstante Zahlung, die man durch <strong>de</strong>n Kapitalwert erhalten wür<strong>de</strong><br />
bezeichnet man auch als Annuitätenfaktor ANN, welcher<br />
angibt, welche gleichbleiben<strong>de</strong> Einzahlung von t=1 bis T erfor<strong>de</strong>rlich<br />
ist, um genau 1GE zu bekommen<br />
• Statt mittels <strong>de</strong>s KW kann man auch mH von äA zu sachgerechten<br />
Investitionsentscheodung gelangen.<br />
Das Treffen von Entscheidungen auf Basis <strong>de</strong>r äA beruht letztendlich auf Basis einer<br />
repäsentativen Perio<strong>de</strong>, da man sich die Zahlungen über T-Jahre ansieht und sich für<br />
das mit <strong>de</strong>r höchsten Annuität entschei<strong>de</strong>t!<br />
Beson<strong>de</strong>rs interessant hierbei ist zu beobachten, inwiefern die Anfangsauszahlung<br />
Einfluß auf die Höhe <strong>de</strong>r äA nimmt!<br />
• Ertragswert: Dies bezeichnet man als <strong>de</strong>n Kapitalwert <strong>de</strong>r aus Sicht vom<br />
Zeitpunkt t betrachteten noch folgen<strong>de</strong>n Einzahlungen!<br />
• So ist <strong>de</strong>r Kapitalwert noch genau <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r Zahlungen von t=1 bis T<br />
also <strong>de</strong>r Zahlungen z1 bis zT. Ist die Anfangsauszahlung an t=0 mit<br />
bezeichnet, so gilt dann<br />
• Durch Einsetzen in die Formel ergibt sich wie<strong>de</strong>r:<br />
• Also wird die Anfangsauszahlung auf alle folgen<strong>de</strong>n Einzahlungen<br />
gleichmäßig verteilt welches man in <strong>de</strong>r Kosten-Leistungs-Rechnung als<br />
Abschreibung <strong>de</strong>finiert!<br />
- Zwischenfazit lautet also: Die beurteilung von Investitionen kann auch auf basis<br />
repräsentativer Perio<strong>de</strong>n getroffen wer<strong>de</strong>n! Dazu wer<strong>de</strong>n die äA berechnet auch wenn dies<br />
umständlich ist, da man bereits auf basis <strong>de</strong>s KW-Kriteriums zum Gleichen Ergebnis gelangt!<br />
Nun folgt die darstellung <strong>de</strong>r Entscheidungsfindung auf Basis von Gewinnen! Dies stellt einen<br />
statischen Vergleich dar. Es wird herauskommen, dass ein statischer Vergleich nicht zum<br />
gleichen Ergebnis wie ein dynamischern Vergleich (KW,äA) führt!<br />
- Ausgangspunkt zum statischen Gewinnvergleich ist die Ermittlung <strong>de</strong>s Gewinns aus einem<br />
Projekt zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt t=0 bis T!<br />
o Zu t=0 fin<strong>de</strong>t eine Anfangsauszahlung statt. Da dies eine Auszahlung ist, und<br />
einen aktivtauschdarstellt, ist <strong>de</strong>r Gewinn 0<br />
o Erst ab t=1 treten also von 0 verschie<strong>de</strong>ne Gewinne auf. Der Gewinn ab diesem<br />
Zeitpunkt lässt sich berechnen mit<br />
Dabei ist<br />
• die Absatzmenge zum Zeitpunkt t (100 Erbsendosen im Jahr 1)<br />
• <strong>de</strong>r Stückpreis <strong>de</strong>s Produktes zu t (Preis <strong>de</strong>r Erbsendose im Jahr 1)<br />
• die variablen Kosten pro Stück<br />
• die Fixkosten (unabhängig von <strong>de</strong>r prod. Menge)<br />
• sind die Abschreibungen (Depreciation) also die Verteilung <strong>de</strong>r<br />
Anfangsauszahlung zu t<br />
• sind die kalkulatorischen Zinsen (Also es wird einberechnet, was man<br />
anstelle <strong>de</strong>r Anfangsauszahlung für die Maschine durch eine anlternative<br />
Geldanlagemöglichkeit hätte verdienen können)<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
o<br />
Die kalkulatorischen Zinsen berechnen sich durch<br />
im Falle einer linearen Abschreibung<br />
Somit stellen die kalkulatorischen Zinsen im gewissen Sinne<br />
Opportunitätskosten dar!<br />
Der Gewinn einer repräsentativen Perio<strong>de</strong> ergibt sich dann <strong>de</strong>mentsprechend, wenn<br />
man <strong>de</strong>n Gewinn noch durch <strong>de</strong>ssen Laufzeit teilt und die einzelnen Ergebnisse<br />
aufsummiert:<br />
o<br />
o<br />
Als Einzelentscheidung (also stün<strong>de</strong> nur ein Projekt zur Auswahl) sollte die<br />
Entscheidungsregel lauten: Führe das Projekt durch, wenn <strong>de</strong>r Gewinn einer<br />
repräsentativen Perio<strong>de</strong> positiv ist!<br />
Obige Formel kann man noch vereinfachen, wenn man von linearen Abschreibungen<br />
ausgeht, woraus folgt dann für die kalkulatorischen Zinsen:<br />
o<br />
Wird jetzt zu<strong>de</strong>m noch davon ausgegangen, dass die Absatzmenge in <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong><br />
immer konstant ist, so folgt<br />
• Unter <strong>de</strong>r durchschnittlichen Deckungsspanne versteht man also <strong>de</strong>n<br />
Stück<strong>de</strong>ckungsbeitrag, sprich <strong>de</strong>n Betrag, <strong>de</strong>r nach Abzug <strong>de</strong>r variablen<br />
Kosten je<strong>de</strong>s Stück zur Deckung <strong>de</strong>r Fixkosten beiträgt.<br />
- Nun kann auf Basis <strong>de</strong>ssen die Auswahlentscheidung gefällt wer<strong>de</strong>n:<br />
o Für je<strong>de</strong>s verfügbare Projekt wird wie oben beschrieben, <strong>de</strong>r repräsentative Gewinn<br />
berechnet und sich anschließend für das Projekt mit <strong>de</strong>n höchsten<br />
Durchschnittsgewinnen entschie<strong>de</strong>n!<br />
• Dies führt zu <strong>de</strong>n Problemen: Wie wer<strong>de</strong>n Projekte bewertet, die nicht die<br />
gleiche Nutzungsdauer aufweisen<br />
Können die Projekte nur einmal durchgeführt wer<strong>de</strong>n, so muss man<br />
die gleiche Laufzeit zu Grun<strong>de</strong> legen; bspw. Die <strong>de</strong>s längeren<br />
Projektes<br />
Sind die projekte jedoch beliebig häufig wie<strong>de</strong>rholbar, kann <strong>de</strong>r<br />
Durchschnittsgewinn auf basis <strong>de</strong>r tatsächlichen Laufzeit erfolgen<br />
• Wie wer<strong>de</strong>n Projekte bewertet, wenn unterschiedliche Mitteleinsätze<br />
geleistet wer<strong>de</strong>n?<br />
Nimmt man an, dass man sich zwischen zwei Projekten entschei<strong>de</strong>n<br />
muss, so muss man sich bei <strong>de</strong>m Projekt mit <strong>de</strong>r geringeren<br />
Anfangsauszahlung entschei<strong>de</strong>n, was mit <strong>de</strong>m „Überschuss“<br />
geschehen soll. Berechnet man die dadurch entstan<strong>de</strong>nen<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
o<br />
o<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
kalkulatorischen Zinsen so ist dies gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>r<br />
Annahme, dass man neben <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Projekten keine besseren<br />
Mittelverwendungen als zum Kapitalmarktzinssatz i fin<strong>de</strong>n kann.<br />
Also hat ein Unternehmer 60000 zur Anlage und das projekt<br />
benötigt nur 50000, geht die statische Rechnung davon aus, dass die<br />
übrigen 10000 nur in die kasse gelegt wer<strong>de</strong>n, obwohl <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer dieses Geld natürlich gewinnbringend verwen<strong>de</strong>n<br />
wird!<br />
Die Kritik an <strong>de</strong>n statischen Verfahren lautet somit, dass die theoretische<br />
Begründung <strong>de</strong>r Entscheidung nicht nachvollzogen wer<strong>de</strong>n kann. Wird eine<br />
Entscheidung jedoch auf Basis <strong>de</strong>ssen getroffen, so stimmt diese nur zufälliger Weise<br />
mit <strong>de</strong>r bei einem Kapitalwert überein!<br />
• Der Grund hierfür wird schon offensichtlich, wenn man nur annimmt, dass<br />
die Abschreibungen und kalkulatorischen Zinsen sich unterschei<strong>de</strong>n, da<br />
diese im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r statischen Gewinnvergleichsrechnung nicht gleich<br />
bei <strong>de</strong>r dynamischen Kapitalwertvergleichrechnung sind!<br />
Die Frage ist dann: Was macht trotz<strong>de</strong>m die Beliebtheit <strong>de</strong>r statischen<br />
Gewinnvergleichsrechnung aus?<br />
• Geringerer datenbedarf zur Berechnung<br />
• Einfachere Rechnungen<br />
• Somit stellt die statische Gewinnvergleichsrechnung keine Alternative zur<br />
dynamischen Berechnung dar!<br />
4. Parameterregeln<br />
- Ausgehend von <strong>de</strong>r Situation, dass man eine Auswahlentscheidung zwischen zwei Projekten<br />
tätigen muss. Betrachtet wird <strong>de</strong>r Zeitraum von t=0 bis t=T. Die Zahlungsreihen für Projekt 1<br />
ist , die für das projekt 2 ist .<br />
- Des weiteren geht man davon aus, dass bereits Projekte stattgefun<strong>de</strong>n haben / statt fin<strong>de</strong>n,<br />
aus <strong>de</strong>nen Sich Zahlungsreihen ergeben.<br />
o Zur Auswahl zwischen Projekt 1 und zwei bestimmt man nun <strong>de</strong>n Kapitalwert,<br />
welcher sich aufgrund <strong>de</strong>r bisherigen Aktivitäten mit <strong>de</strong>r potentiellen neuen Aktivität<br />
ergeben wür<strong>de</strong> nach:<br />
und entsprechend für die zweite Aktivität:<br />
o Einwen<strong>de</strong>n gegen dieses Vorgehen kann man nun, dass die Zahlungen gar nicht<br />
durch die neuen Projekte verursacht und beeinflusst wer<strong>de</strong>n und ihnen <strong>de</strong>swegen<br />
auch nicht zuzuordnen sind. Deshalb sollten die neuen Projekte allein aufgrund ihrer<br />
zusätzlich verursachten Zahlungen beurteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
o Zusätzlich gilt die Wertadditivitätseigenschaft <strong>de</strong>r Kapitalwertformel, aus <strong>de</strong>r folgt:<br />
also dass sich <strong>de</strong>r Gesamtkapitalwert aus <strong>de</strong>m kapitalwert <strong>de</strong>s<br />
Projektes 1 und <strong>de</strong>r sowieso schon durchgeführten Projekte ergibt.<br />
• Aufgrund dieser Überlegung ist es auch egal, ob o<strong>de</strong>r ob nur<br />
gilt<br />
- FOLGLICH ist es egal, ob man bei einer Auswahlentscheidung die unabhängige zahlungsreihe<br />
mit explizit berücksichtigt, o<strong>de</strong>r nicht. Die Vernachlässigung dieser zahlungsreihe<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
10
FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
impliziert also einen Nullpunkt; Man tut also so, als ob das Unternehmen zum ersten Mal<br />
investiv tätig wird und dann nur auf Basis <strong>de</strong>s besseren Kapitalwertes <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Projekte<br />
entschei<strong>de</strong>t<br />
o Hat man z.B. bereits eine Anfangsauszahlung von 20T€ getätigt, so gibt es bei<br />
folgen<strong>de</strong>n Projekten die Kapitalwerte bei i=8%:<br />
o<br />
t=0 t=1 K Rang<br />
-100 120 11,11 3<br />
-80 100 12,59 2<br />
-90 112 13,7 1<br />
Hat man nun jedoch keine Anfangsauszahlung bereits gelestet, ergibt sich folgen<strong>de</strong>s<br />
Bild:<br />
t=0 t=1 K Rang<br />
-120 120 -8,89 3<br />
-100 100 -7,41 2<br />
-110 112 -6,3 1<br />
Nun muss man also zu <strong>de</strong>n Anfangsauszahlungen immer noch die 20T€ hinzuzählen<br />
Allerdings än<strong>de</strong>rt sich die Rangfolge <strong>de</strong>r Bewertung nicht!<br />
- Das, was die zahlungsreihe beeinflusst sind die Umsaätze sowie die Absatzmenge, Preis,<br />
variable Stückauszahlung und fixe Kostenanteile, welche als PARAMETER eines<br />
Investitionsprojektes bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />
o Also Parameter sind alle Größen, <strong>de</strong>ren Ausprägung Einfluss auf die Höhe <strong>de</strong>s<br />
Kapitalwertes nehmen.<br />
o Da auch die Projektdauer T sowie <strong>de</strong>r Kalkulationszinsfuß Einfluss auf <strong>de</strong>n<br />
kapitalwert nehmen, müssen diese auch mit betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
o<br />
Der kapitalwert kann dann wie folgt beschrieben wer<strong>de</strong>n:<br />
• ist die Anfangsauszahlung<br />
• ist die Stückmenge<br />
• <strong>de</strong>r Stückpreis<br />
• die variablen Kosten und die Fixkosten<br />
- Beson<strong>de</strong>rs interessant sind nun solche Parameterwerte, die einen Kapitalwert von 0 ergeben,<br />
wenn alle an<strong>de</strong>ren Parameterwerte (bis auf einen) festgehalten wer<strong>de</strong>n. Genau bei <strong>de</strong>r<br />
kritischen Menge führt die Durchführung <strong>de</strong>s projektes also zu keiner<br />
Vermögensvermehrung.<br />
‣ Dies nennt man auch Fin<strong>de</strong>n von kritischen Werten<br />
o Hat man die kritischen Werte gefun<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n die Alternativen in Rangfolgen<br />
aufgestellt<br />
- Kritische Werte sind:<br />
o Interner Zinsfuß i: Da sich <strong>de</strong>r RBF(i,T) berechnet nach folgt also, dass<br />
o<br />
bei <strong>de</strong>r Kapitalwert größer 0 ist, also das Projekt sich lohnt<br />
Break-Even-Mege x: Umformen nach <strong>de</strong>r Menge von obigen Ausdruck ergibt:<br />
. Abzulesen daraus ist dann, dass bei Absatzmengen, die größer als die<br />
break-Even Menge sind, <strong>de</strong>r Kapitalwert<br />
ist und somit das Projekt sich lohnt<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
11
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
o Break-Even-Preis: Umformung nach <strong>de</strong>m Preis ergibt . Daraus<br />
lässt sich ablesen, dass min<strong>de</strong>stens dieser Preis erreicht wer<strong>de</strong>n muss am Makrt,<br />
damit <strong>de</strong>r kapitalwert Vermögensmehrend ist. Er muss also min<strong>de</strong>stens die variablen<br />
Stückkosten <strong>de</strong>cken.<br />
o Amortisationsdauer: Man betrachtet die Cash-Flows bis das Projekt zum ersten mal<br />
positiv wird. Ab dieser Zeit T lohnt sich dann <strong>de</strong>mentsprechend das Projekt!<br />
- Diskussion bezüglich <strong>de</strong>r problematik von Parameterregeln<br />
o Betrachtet man <strong>de</strong>n internen Zinsfuß (s.o.), so erhält man auf Basis <strong>de</strong>r<br />
Kapitalwertformel:<br />
Nun Anwendung <strong>de</strong>r Parameterregeln:<br />
• Das Lösen bei T größer 3 gestaltet sich schwierig und ist oft nur<br />
näherungsweise möglich<br />
• Gleichung besitzt uU keine reellen Lösungen und uU mehrere reellen<br />
Lösungen<br />
Dieses Problem tritt jedoch nicht auf, wenn man von<br />
Normalinvestitionsprojekten ausgeht, die durch eine Verlustzeit und<br />
ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch durch Gewinne<br />
gekennzeichnet ist! Also genau ein Vorzeichenwechsel in <strong>de</strong>n<br />
Zahlungsströmen!<br />
- Damit die Anwendung überhaupt gerechtfertigt ist, muss Äquivalenz zur Kapitalwertregel<br />
herrschen, also auf Basis <strong>de</strong>r Parameter die gleiche Entscheidung getroffen wer<strong>de</strong>n, wie auf<br />
Basis von Kapitalwerten.<br />
- Die richtige Anwendung heißt unmittelbarer Parametervergleich!<br />
- Bewertung:<br />
o Die kritischen Werte lassen sich nur dazu herziehen, um Einzelentscheidungen<br />
durchzuführen, also ob ein Projekt gut ist o<strong>de</strong>r nicht<br />
o Die kritischen Werte lassen sich nicht direkt für Auswahlentscheidungen herziehen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur über Differenzinvestitionsanalyse bewertet wer<strong>de</strong>n (Bsp.: 1-2 beschreibt<br />
<strong>de</strong>n Wechseln von 2 zu 1)<br />
- Am Beispiel <strong>de</strong>s internen Zinsfußes wird nun gezeigt, wie die Parameterregeln anzuwen<strong>de</strong>n<br />
sind. Mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s obigen Bsps. Folgt:<br />
Projekt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
o<br />
Aus <strong>de</strong>r Tabelle lässt sich ablesen, dass wenn <strong>de</strong>r Zinssatz am Markt bei 20% liegt,<br />
dann wür<strong>de</strong> Projekt 1 keinen Gewinn liefern. Die an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n Projekte wür<strong>de</strong>n<br />
sich nicht eigenen, da <strong>de</strong>r Zinssatz über <strong>de</strong>n kritischem Zinssatz liegt<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
12
FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
- Sollen nun jedoch nicht wie eben Einzelentscheidungen getroffen wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
Auswahlentscheidungen, so muss man dies auf Basis von<br />
Differenzinvestitionsentscheodungen tun. Dabei gilt folgen<strong>de</strong> Vorgehensweise:<br />
o 1. Auswahl von zwei Projekten m und n<br />
o 2. Ermittlung <strong>de</strong>s internen Zinsfußes <strong>de</strong>r Differenzinvestition<br />
o 3. Vergleich <strong>de</strong>s Wertes mit <strong>de</strong>m Kapitalmarktzinssatz (wenn dieser kleiner als <strong>de</strong>r<br />
Marktzins nicht wechseln, sonst wechseln)<br />
o 4. Ermittlung <strong>de</strong>r Präferenzordnung<br />
o 5. Vergleich <strong>de</strong>r vorgezogenen Projektes mit <strong>de</strong>n übrigen Projekten<br />
- Am besten veranschaulicht man sich dies auch anhand eines Beispiels:<br />
t=0 t=1<br />
-20 20<br />
Der Kapitalwert <strong>de</strong>r Differenzinvestition wird wie<strong>de</strong>r zur Findung <strong>de</strong>s internen Zinsfußes<br />
genutzt:<br />
Wenn man von einem Marktzinssatz bei 8% ausgeht, dann lohnt sich <strong>de</strong>r Wechsel nicht,<br />
da <strong>de</strong>r kritische Zinssatz unter <strong>de</strong>m Marktzins liegt!<br />
- Liegt bei einem an<strong>de</strong>ren Beispiel <strong>de</strong>r interne Zinsfuß jedoch bei z.B. 12%, so ist <strong>de</strong>r interne<br />
Zinsfuß <strong>de</strong>s Differenzinvestitionsprojektes höher und ein Wechsel sollte vollzogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu beachten ist hier vll. Dass bei Differenzinvestitionsprojekten <strong>de</strong>r Wechsel nur bei höhrem<br />
Zinssatz als beim Makrktzinssatz lohnt. Bei Einzelentscheidungen muss <strong>de</strong>r Zins jedoch unter <strong>de</strong>m<br />
kritischen Zins liegen, damit besser!<br />
- Somit bleibt festzuhalten, das sich <strong>de</strong>r Parametervergleich dazu eignet, eine<br />
Kapitalwertmaximierung durchzuführen, diese gestaltet sich idR aber als umständlich, da<br />
man auf Basis <strong>de</strong>s Kapitalwertes rechnet, welcher doch auch gleich als Entscheidungsfindung<br />
dienen kann!<br />
In <strong>de</strong>r Praxis wird jedoch oft <strong>de</strong>r Fehler begangen, dass es s.g. mittelbarer Parametervergleich<br />
durchgeführt wird. Hierbei wird das Projekt nicht anhand <strong>de</strong>s von Markt gegebenen Wertes<br />
verglichen son<strong>de</strong>rn die kritischen werte wer<strong>de</strong>n untereinan<strong>de</strong>r verglichen.<br />
- Das dieses Vorgehen zum falschen Ergebnis führt, kann gezeigt wer<strong>de</strong>n anhand <strong>de</strong>s obigen<br />
Beispiels:<br />
t=0 t=1 K Rang<br />
-120 120 -8,89 3<br />
-100 100 -7,41 2<br />
-110 112 -6,3 1<br />
Nun die Bildung <strong>de</strong>r internen Zinsfüße:<br />
Projekt<br />
Rang<br />
1 0% 2/3<br />
2 0% 2/3<br />
3 1,81% 1<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
13
FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Ein<strong>de</strong>utig ist zu erkennen, dass zufälligerweise Projekt 3 immer noch auf Rang 1 liegt; die<br />
an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n Projekte jedoch quasi indifferent ist, welches nach <strong>de</strong>m Kapitalwertkriterium<br />
jedoch nicht <strong>de</strong>r Fall ist!<br />
- Die Beliebtheit ist trotz <strong>de</strong>r Fragwürdigkeit auf die leichtere Berechnung und die geringere<br />
Dateninformationsbeschaffungsmaßnahmen zurückzuführen.<br />
Kapitel 5: Grundlagen <strong>de</strong>r Unternehmensfinanzierung<br />
- Auf <strong>de</strong>r einen Seite stehen Unternehmen, die Projekte durchführen wollen, dafür aber nicht<br />
genügend Mittel verfügen<br />
- Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite stehen Investoren, <strong>de</strong>r Mittel anlegen will!<br />
- Damit <strong>de</strong>r Investor sein Geld <strong>de</strong>n Unternehmen hinterlässt, muss für ihn genügend hohe<br />
zusätzliche Rückflüsse gesichert sein<br />
o Dies wird die Finanzierungsbeziehung geregelt: Diese regelt die monetären Rechte<br />
und Pflichten (wer wann was zu zahlen hat); weitere Rechte und Pflichten wie<br />
Informationsrechte, Einwirkungsrechte und Gestaltungsrechte<br />
o Die Einigung über die Finanzierungsbeziehung erfolgt idR auf Basis von Ratings<br />
- Eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Unternehmensfinanzierung spielen Finanzierungstitel<br />
o Finanzierungstitel sind Bün<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r oben genannten Rechte und Pflichten, das seinem<br />
Inhaber einen Zahlungsanspruch gegenüber <strong>de</strong>m Unternehmen verschafft<br />
o Also kann man auch sagen, dass Investoren Finanzierungstitel von Unternehmen<br />
kaufen<br />
o Das Unternehmen emittiert also Finanzierungstitel zur Beschaffung von liqui<strong>de</strong>n<br />
Mitteln<br />
o Bestandteile <strong>de</strong>s Finanzierungstitels können sein:<br />
• Monetäre Rechte und Pflichten: Anwartschaft <strong>de</strong>s Titelinhabers auf<br />
Zahlungen<br />
• Einwirkungsrechte: z.B. Sperrminorität: 25,1% (VW.20,1%)<br />
- Grundsätzlich unterschei<strong>de</strong>t man 4 Formen <strong>de</strong>r Finanzierung: zwischen Eigen- und<br />
Fremdfinanzierung sowie externer und interner Finanzierung<br />
o Externe Eigenfinanzierung: Neue Beteiligungstitel wer<strong>de</strong>n emittiert --- Käufer<br />
(Kapitalgeber) wer<strong>de</strong>n neue anteilige Gesellschafter <strong>de</strong>r Unternehmung<br />
• Stammaktien: Normaltyp; gleiches Stimmrecht, gleichen<br />
Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nanspruch, gleichen Anteil am Liquidationserlös, gleiches<br />
Bezugsrecht auf neue Aktien für diesen Typ<br />
• Vorzugsaktien: Beson<strong>de</strong>ren Anspruch auf z.B. 3-fache Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> dafür kein<br />
Stimmrecht<br />
• Namensaktien: wer<strong>de</strong>n auf Namen <strong>de</strong>s Aktionärs ausgestellt (Or<strong>de</strong>rpapiere)<br />
und somit eingeschränkte Fungibilität (Han<strong>de</strong>lbarkeit).<br />
Vinkulierte Namensaktie: Der Emittent muss <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r Aktie<br />
zustimmen --- somit Kontrolle <strong>de</strong>s Inhabers <strong>de</strong>r Aktien auf<br />
Veräußerung dieser<br />
• Inhaberaktie: Lauten auf name <strong>de</strong>s Inhabers: Also <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r die Aktie in<br />
<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält (Normalform)<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
14
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
o<br />
Externe Fremdfinanzierung: Neue For<strong>de</strong>rungstitel wer<strong>de</strong>n geschaffen, ohne dass<br />
Kapitalgeber dabei Anteilseigener wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn Gläubiger darstellen<br />
Langfristig:<br />
• Industrieobligationen: verbriefte For<strong>de</strong>rungsrechte (Bonds)<br />
• Wan<strong>de</strong>lschuldverschreibungen: obligation, die das Recht verbrieft, in Aktien<br />
getauscht zu wer<strong>de</strong>n<br />
• Optionsschuldverschreibungen: Obligation plus Aktienbezugsrecht<br />
• Gewinnschuldverschreibungen: Gewinnanspruch im Verhältnis zur Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
+ fester Zins (fester Zins: 5% + 10% <strong>de</strong>r Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>)<br />
• Schuldscheindarlehen: im Gegensatz zu Obligationen keine Wertpapiere<br />
son<strong>de</strong>rn Beweisurkun<strong>de</strong>n<br />
Kurzfristig:<br />
o<br />
o<br />
• Kurzfristiger Lieferantenkredit: Warenlieferungen; Rechnungsbetrag wird<br />
innerhalb Frist beglichen; Zins resultiert aus Skonto bei barzahlung<br />
• Anzahlungen (Kredit an Handwerker, <strong>de</strong>r zinslos ist)<br />
• Kontokorrentkredit: kurzfristiger Bankkredit; wechselseitiges Schuld- und<br />
Habenverhältnis<br />
• Wechsel: Wertpapier, das Zahlungsversprechen <strong>de</strong>s Ausstellers enthält<br />
Solawechsel: Aussteller auch Schuldner<br />
Gezogener Wechsel: Anweisung an Schuldner an Remittenten zu<br />
zahlen<br />
o Noch nicht eingelöst: Tratte<br />
o Eingelöst: Akzept<br />
• Wechselkredit: Bank kauf Wechsel z.B. für 85000 von mir, welcher 100000<br />
wert ist. Ich erhalte also sofort Geld<br />
• Lombardkredit: Kredit <strong>de</strong>r durch Verpfändung von Wertpapieren und Waren<br />
gesichert ist<br />
• Avalkredit: Übernahme <strong>de</strong>r Bürgschaft z.B. eine Bank bürgt für mich, falls ich<br />
nicht die Rate zurückzahlen kann<br />
• Factoring: Factor kauft For<strong>de</strong>rungen eines an<strong>de</strong>ren an und übernimmt<br />
Ausfallrisiko gegen Vergütung (Baufirma hat For<strong>de</strong>rungen gegen Stadt ---<br />
Baufirma verkauft diese For<strong>de</strong>rungen an Bank (gegen Obolus) und diese<br />
treibt das Geld ein<br />
• Forfaitierung: Regressloser Verkauf von großen Auslandsfor<strong>de</strong>rungen an<br />
Finanzierungsinstitute<br />
Interne Eigenfinanzierung<br />
• Gewinnthesaurierung (Gewinne verbleiben im Unternehmen) ohne<br />
Schaffung neuer Beteiligungstitel --- intern erwirtschaftete Cashflows für<br />
neue Projekte einsetzen (somit keine Div<strong>de</strong>n<strong>de</strong> – also zu Lasten <strong>de</strong>r<br />
Aktionäre)<br />
Interne Fremdfinanzierung:<br />
• Neue For<strong>de</strong>rungstitel wer<strong>de</strong>n geschaffen, Kapitalgeber wer<strong>de</strong>n Gläubiger,<br />
also zu Lasten <strong>de</strong>r Zinsen <strong>de</strong>s Femdkapitals. Bsp: Pensionsrückstellungen:<br />
Pensionszusagen statt jetziger Lohnerhöhungen; somit heute<br />
Lohneinsparungen<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
15
FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Je nach <strong>de</strong>m ob es sich um Beteiligungs (Aktie)- o<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungstitel (Schuld) han<strong>de</strong>lt, sind<br />
unteschiedliche Recht und Pflichten verbun<strong>de</strong>n:<br />
Monetäre Rechte und Pflichten<br />
Anwartschaft auf Zahlungen<br />
Zahlungsverpflichtung<br />
gegenüber Emittent (also<br />
Herausgeber <strong>de</strong>s Titels)<br />
Zahlungsverpflichtung<br />
gegenüber Glübigern <strong>de</strong>s<br />
Titelgebers (Emittenten)<br />
Einwirkungsrechte<br />
Informationsrechte<br />
Informationspflichten <strong>de</strong>s<br />
Emittenten<br />
Auskunftsrecht <strong>de</strong>s<br />
Titelinhabers<br />
Gestaltungsrechte<br />
Veräußerung<br />
Beteiligungstitel<br />
Bedingter Zahlungsanspruch,<br />
bspw. Bei Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n abhängig<br />
von wirtschaftl. Lage<br />
Man wirt z.B. Gesellschafter<br />
gegen Leistung von nur einem<br />
Teilbetrag – Rest später<br />
Personengesellschaft:<br />
Persönlich und unbeschränkt<br />
haftend<br />
Kapitalgesellschaft:<br />
Nicht persönlich und<br />
beschränkt haftend<br />
Grundsätzlich ja, <strong>de</strong>nn<br />
Aktieninhaber dürfen stimmen,<br />
da sie mit haften<br />
For<strong>de</strong>rungstitel<br />
Unbedingter Zahlungsanspruch<br />
; also Kredit muss bswp.<br />
Unbedingt zurückgezahlt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Der gesamte Kreditbetrag muss<br />
vom Gläubiger direkt<br />
ausgezahlt wer<strong>de</strong>n<br />
/ (unsinnig, da zB Bank nicht für<br />
Firma haftet)<br />
Grundsätzlich nein, <strong>de</strong>nn Bank<br />
darf kurs nicht bestimmen da<br />
sie sonst mit haften müssten<br />
Der gesamten Öffentlichkeit müssen bestimmte Informationen<br />
öffentlich gemacht wer<strong>de</strong>n, wie Jahrsabschlüsse, Lageberichte je<br />
nach Größe und Rechtsform<br />
Je<strong>de</strong>m Teilhaber zustehend Rechte nur in Ausnahmefällen<br />
(Größenabhängig)<br />
Möglich, oft<br />
zustimmungsbedürftig,<br />
Regresspflicht (bei Nachfolger<br />
von Gesellschafteranteilen: Ist<br />
dieser nicht zahlungsfähig<br />
haftet Vorgänger)<br />
Möglich, falls nicht vertraglich<br />
an<strong>de</strong>rs geregelt. Regresspflicht<br />
Kündigung Unmöglich, Aktie nicht kündbar Vertraglich regelbar; bei<br />
Kündigung sofortige<br />
Zahlungsverpflichtung <strong>de</strong>s<br />
Emittenten<br />
Betrachtet man nun die Zahlungsstrukturen <strong>de</strong>r Beteiligungs- und For<strong>de</strong>rungstitel, so folgt<br />
- Bei beschränkter Gesellschafterhaftung (wie AGs)<br />
Hier dargestellt ist eine Zahlungsstruktur von Fo<strong>de</strong>rungstiteln. Dies<br />
be<strong>de</strong>utet, dass wenn <strong>de</strong>r Unternehmer einen Zahlungsüberschuss von z<br />
kleiner als F erwirtschaftet, muss dieser gesamte Betrag an <strong>de</strong>n Gläubiger<br />
gezahlt wer<strong>de</strong>n. Das Unternehmen ist Insolvenz.<br />
Wird jedoch ein Betrag z größer als F erwirtschaftet so erhält <strong>de</strong>r Gläubiger<br />
nur Zahlungen <strong>de</strong>r Höhe F – das Unternehmen ist Solvent.<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
16
FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Hier dargestellt ist die Zahlungsstruktur eines Beteiligungstitels. Es<br />
zeigt, dass grundsätzlich keine Anwartschaft auf Zahlungen besteht.<br />
Erst nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungstitel bedient wur<strong>de</strong> steht das<br />
Residuum <strong>de</strong>n Beteiligungstiteln zu. Je mehr erwirtschaftet wird,<br />
<strong>de</strong>sto mehr kann ausgeschüttet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei unbeschränkt haften<strong>de</strong>n Gesellschaftsformen<br />
Bei <strong>de</strong>r hier dargestellten Zahlungsstruktur han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
<strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungstitel bei unbeschränkter Haftung. Egal, ob<br />
weniger als die For<strong>de</strong>rung F erwirtschaftet wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nicht, es<br />
muss F gezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei unbeschränkter Haftung ist bei Beteiligungstiteln auch davon<br />
auszugehen, dass die Gesellschafter im Falle einer<br />
Erwirtschaftung von z kleiner als <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung F selbst dafür<br />
aufkommen müssen, also aus <strong>de</strong>m Privatvermögen haften<br />
Kapitalbedarfsrechnung:<br />
Nun stellt sich die Frage, wie ermittelt wer<strong>de</strong>n kann, wie viel Kapital benötigt wird in <strong>de</strong>r<br />
Zukunft. Es gibt zwei Varianten, auf welche Weise man <strong>de</strong>n Kapitalbedarf ermitteln kann:<br />
Bilanzbezogen und kumulativ pagatorisch (also auf Zahlungen orientiert)<br />
o Bsp. Bilanzbezogen: Wird in t=0 eine Maschine für 100000€ gekauft, besteht ein<br />
Kapitalbedarf von 100000€. Bei linearer Abschreibung über 10a besteht nach einem<br />
Jahr noch ein Mittelbedarf von 90000€, obwohl die Maschine ja bereits gekauft<br />
wur<strong>de</strong>! --- Sinnlos!<br />
o Also die bilanzbezogene Kapitalbedarfsrechnung ist kritisch zu betrachten. Bei einem<br />
an<strong>de</strong>ren Abschreibungsverfahren wären <strong>de</strong>mnach auch an<strong>de</strong>re Bedarfe entstan<strong>de</strong>n<br />
- Auf Basis <strong>de</strong>r kumulativ pagatorischen Betrachtung wer<strong>de</strong>n die direkten Zahlungsströme<br />
betrachtet und auf <strong>de</strong>ssen Basis <strong>de</strong>r Kapitalbedarf bestimmt. Die I<strong>de</strong>e dahinter ist, dass man<br />
von einjährig zu vergeben<strong>de</strong>n Krediten ausgibt. Ist dabei<br />
so besteht ein<br />
- Kapitalbedarf von eben genau . Ist die Summe positiv, so wird kein Kapital benötigt:<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
17
FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
o Hier ergibt sich nur das Problem, dass vorhan<strong>de</strong>ne Einzahlungsüberschüsse nicht für<br />
die vollständige Rückzahlung genutzt wer<strong>de</strong>n müssen. Der Mittelbedarf hängt also<br />
auch von an<strong>de</strong>ren Faktoren ab, insbeson<strong>de</strong>re auch <strong>de</strong>r hier noch nicht betrachteten<br />
zu zahlen<strong>de</strong>n Zinsen!<br />
o Hätte <strong>de</strong>r Unternehmer einen Kredit zu t=0 mit 15% Zinsen aufgenommen, so<br />
wür<strong>de</strong>n bei t=1 folgen<strong>de</strong>r Kapitalbedarf bestehen:<br />
Da er aber nur 2100000 zur Verfügung hat muss er wie<strong>de</strong>r einen Kredit<br />
aufnehmen.<br />
o Hätte er jedoch in t=0 einen Kredit aufgenommen, <strong>de</strong>n er zu t=2 zurückzahlt und zu<br />
t=1 400.000 Zinsen, so hätte er in t=1 keine Finanzierungslücke!<br />
- Somit bleibt festzuhalten, dass <strong>de</strong>r Informationswert über Kapitalbedarfskennziffern relativ<br />
gering ist, da dieser abhängt davon, für welchen Finanzierungsweg ich mich entschei<strong>de</strong>.<br />
- Im Folgen<strong>de</strong>n dient als Ausgangspunkt für Finanzierungsentscheidungen die als bekannt<br />
vorausgesetzten Einzahlungsüberschüsse!<br />
Kapitel 6: Die Transformationsfunktion von Finanzierungsmaßnahmen<br />
Dieses Kapitel versucht die Frage zu beantworten, wie sich die optimale Form <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensfinanzierung darstellt sowie welche Funktion durch unternehmerische<br />
Finanzierungsentscheidungen erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />
- Ein Problem besteht jedoch schon darin, unter <strong>de</strong>r Fülle von Finanzierungsmöglichkeiten die<br />
Güte <strong>de</strong>r Möglichkeit zu bestimmen. Der nächstliegen<strong>de</strong> Ansatz besteht dann sicherlich<br />
darin, auf die Präferenzen <strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zurückzugreifen!<br />
o Die I<strong>de</strong>e dahinter ist, dass man einen benötigten Geldstrom in verschie<strong>de</strong>ne<br />
Finanzierungstitel aufteilt, die verschie<strong>de</strong>ne Risiken in sich bergen. Es wird davon<br />
ausgegangen, dass hier 4 Titel benötigt wer<strong>de</strong>n, um die Investition durchführen zu<br />
können. Aufgeteilt wur<strong>de</strong> in folgen<strong>de</strong>s:<br />
zA 3 3 3<br />
zB 9 9 9<br />
zC 0 3 4<br />
zD 0 15 20<br />
Z1 12 30 36<br />
Der benötigte Bedarf von 20M€ wur<strong>de</strong> so aufgeteilt, dass man 4 Arten von<br />
Titeln emittiert. Je nach<strong>de</strong>m welche Konjunkturlage sich ergibt, wer<strong>de</strong>n sicher<br />
Einzahlungsüberschüsse von entwe<strong>de</strong>r 12M€, 30M€ o<strong>de</strong>r 36M€ erwirtschaftet.<br />
Titel A kann gegen eine geringere Zahlung als Titel B gekauft wer<strong>de</strong>n, dafür sind<br />
bei<strong>de</strong> risikolos, da sie immer sichere Zahlungen egal, welche Konjunkturlage, von 3<br />
o<strong>de</strong>r 9 M€ erhalten.<br />
Titel C und D hingegen erhalten bei schlechter Konjunkturlage keine Auszahlung<br />
dafür jedoch höhere bei besseren Konjunkturlagen. Die Anlagen sind also mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Risiken behaftet. Diese Aufteilung eines Projektes in verschie<strong>de</strong>ne<br />
Risiken nennt man Partenteilung<br />
- Dies nennt man auch Risikotransformation: Ein Gesamtzahlungsstrom wird in<br />
Finanzierungstitel unterschiedlicher Risikoträchtigkeit transformiert<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
- Bei Fristentransformation können Finanzierungstitel mit verschie<strong>de</strong>nen Fälligkeiten gekauft<br />
wer<strong>de</strong>n, also kurzfristige und langfristige Fälligkeiten<br />
- Bei <strong>de</strong>r Losgrößentransformation können Finanzierungstitel unterschiedlicher Höhe (wie im<br />
Bsp) emittiert wer<strong>de</strong>n<br />
- WICHTIG: Finanzierungstitel sind so zu gestalten, dass eine pareto-effiziente<br />
Finanzierungsform vorliegt (Durch eine Wahl eines an<strong>de</strong>ren Finanzierungsmo<strong>de</strong>lls ist es nicht<br />
möglich einen Beteiligten besserzustellen, ohne einen an<strong>de</strong>ren schlechterzustellen)<br />
- Bei <strong>de</strong>r Betrachtung von Finanzierungsarten geht es also allein darum, was das optimale<br />
Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung ist. Die Entscheidung erfolgt dabei nicht<br />
nach <strong>de</strong>n Präferenzen <strong>de</strong>r Beteiligten son<strong>de</strong>rn alleine anhand von marktwert- und<br />
kapitalkostenorientierten Entscheidungen<br />
o Unter <strong>de</strong>m Marktwert versteht man die Summe <strong>de</strong>r Marktwerte aller vom<br />
Unternehmen emittierten Finanzierungstitel (Bsp: Alle emittierten Aktien / aber auch<br />
For<strong>de</strong>rungstitel)<br />
• Brutto-Marktwert: Wert eines Unternehmens VOR Tätigung einer<br />
Investitionsangfangsauszahlung<br />
• Netto-Marktwert: Wert <strong>de</strong>n Unternehmens NACH Tätigung einer<br />
Investitionsanfangsauszahlung<br />
o Unter einem Kapitalkostensatz für Finanzierungstitel f versteht man <strong>de</strong>n von<br />
einem Kapitalgeber min<strong>de</strong>stens gefor<strong>de</strong>rten Zinssatz, damit dieser Mittel an <strong>de</strong>n<br />
Unternehmer gibt<br />
• Eigenkapitalkostensatz: Kapitalkostensatz bezüglich Beteiligungstitel (Was<br />
erwarten Aktionäre)<br />
• Fremdkapitalkostensatz: Kapitalkosten bezüglich For<strong>de</strong>rungstiteln<br />
• Gesamtkapitalkostensatz: Kapitalkostensatz bezüglich <strong>de</strong>r Gesamtheit <strong>de</strong>r<br />
Finanzierungstitel<br />
- Zunächst noch: Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärmarkt:<br />
o Primärkapitalmarkt: hier wer<strong>de</strong>n neue Finanzierungstitel emittiert<br />
o Sekundärkapitalmarkt: hier wer<strong>de</strong>n bereits emittierte Titel weitergehan<strong>de</strong>lt (Börse)<br />
- Nun gilt, dass die Wahl eine nettomarktwertmaximieren<strong>de</strong>n Investitions- und<br />
Finanzierungsweise bewirkt, dass <strong>de</strong>r Unternehmer in t=0 maximale Nettoerlöse auf <strong>de</strong>m<br />
Primärkapitalmarkt erwirtschaftet. Durch diesen Erlös wird also seine Budgetrestirktion am<br />
Sekundärmarkt festgelegt. Dies gilt für <strong>de</strong>n vollkommenen Kapitalmarkt:<br />
o Rationalverhalten: Von mehreren handlungsalternativen wird diejenige mit <strong>de</strong>m<br />
höchsten Zielerreichungsgrad ausgewählt<br />
o Mengenanpasserverhalten: Alle Marktteilnehmer gehen davon aus, dass sie durch<br />
(Primär- und Sekundärmarkt-) Handlungen die Preise nicht beeinflussen können<br />
(Competitivity-Bedingung)<br />
o Keine Informations- und Transaktionskosten sowie Steuern<br />
• Konsequenzen aus vollkommenen Kapitalmarkt: Dadurch, dass keine<br />
Transaktionskosten existieren können auf <strong>de</strong>m Kapitalmarkt beliebige<br />
Konsumpositionen erworben wer<strong>de</strong>n! Da außer<strong>de</strong>m die Preise aller<br />
Finanzieurngstitel kosntant sind (da die Preise nicht beeinflusst wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
können), ermöglicht eine größere Anfangsausstattung (durch<br />
Primärkapitalmarkt) auch ein höheres Präferenzniveau!<br />
- Zusammenfassend also: Da ein Unternehmer durch Maximierung <strong>de</strong>s Netto-Marktwertes die<br />
bei ihm verbleiben<strong>de</strong> Erlöse (also seine monetäre Anfangsausstattung) erhöht, kommt für ihn<br />
bei vollkommenen Kapitalmärkten nur ein unternehmenswertmaximieren<strong>de</strong>s<br />
Investitionsverhalten in Betracht! Unter bestimmten Bedingungen ist zusätzlich eine<br />
unternehmenswertmaximieren<strong>de</strong> Finanzierungsweise auch kapitalkostenminimierend!<br />
Berechnung von Kapitalkosten im Zwei-Zeitpunkte-Fall:<br />
- Erwartete Rendite auf Finanzierungstitel f:<br />
o ist <strong>de</strong>r Marktwert <strong>de</strong>s emittierten Finanzierungstitels in t=0<br />
ist die erwartete Rückzahlung auf <strong>de</strong>n Titel in t=1.(Strich für erwartet)<br />
Die Rendite ist dann<br />
und nach Vereinfachung:<br />
o<br />
Die so ermittelte Rendite stimmt im Marktgleichgewicht bei Konkurrenz (zwischen<br />
Kapitalgebern) mit <strong>de</strong>m Kapitalkostensatz überein (da sonst alle hier investieren<br />
wollen)<br />
o Dann ist also Nach Umformen zum Marktwert <strong>de</strong>s Finanzierungstitels<br />
erhält man<br />
. Dies entspricht wie<strong>de</strong>rum einem Kapitalwert (für <strong>de</strong>n<br />
Marktwert <strong>de</strong>s Finanzierungstitels), bei <strong>de</strong>m man die erwarteten Einzahlungen durch<br />
diesen Titel mit <strong>de</strong>m Kapitalkostensatz diskontiert<br />
- Nun erfolgt die Verallgemeinerung auf <strong>de</strong>m Mehr-Perio<strong>de</strong>n Fall:<br />
o Ähnlich <strong>de</strong>m Kapitalwert gilt hier dann . In Analogie zum<br />
Kapitalwert gilt dann auch<br />
als interner Zinsfuß<br />
o Eine ein<strong>de</strong>utige Lösung besteht nur dann für die vorherige Gleichung, wenn die<br />
betrachtete Zahlungsreihe eine Normalinvestition ist (also Einmal Auszahlung (-)<br />
dann nur noch Einzahlung (+), also ein Vorzeichenwechsel)<br />
o Bsp: Angenommen ein Beteiligungstitel hat erwartete Einzahlungen in t=1 von 100<br />
und in t=2 von 140 und wird für 200,89 verkauft, dann ist <strong>de</strong>r zugehörige<br />
Kapitalkostensatz ca. 12%, da<br />
. Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Preis jedoch nur<br />
192,82 betragen, so wür<strong>de</strong> sich ein Kapitalkostensatz von 15% ergeben.<br />
- Betrachtet man einmal die Kapitalwertkurve so erhält man<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
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o<br />
o<br />
o<br />
Anhand <strong>de</strong>r Kurve kann man ablesen, dass für ein gegebenes Investitionsprogramm<br />
eine Erhöhung <strong>de</strong>s Marktwertes V eines Unternehmens (durch verän<strong>de</strong>rtes<br />
Finanzierungsprogramm) mit einer Verschiebung <strong>de</strong>r Kapitalwertkurve nach unten<br />
um genau <strong>de</strong>n Differenzbetrag einhergeht.<br />
FOLGLICH gehen Markwertsteigerungen einher mit Kapitalkostenreduktionen! (Da<br />
Banken <strong>de</strong>m Unterhemen „lieber“ Geld leihen)<br />
WICHTIG: bei gegebenen Investitionsprogramm liegt eine Äquivalenz zwischen<br />
Kapitalkostenminimierung und Marktwertmaximierung vor, da eine Erhöhung <strong>de</strong>s<br />
Unternehmensmarktwertes eine Verschiebung <strong>de</strong>r Kapitalwertkurve nach unten<br />
bewirkt und somit die Nullstelle (also <strong>de</strong>n Gesamtkapitalkostensatz) sich verringert!<br />
Somit stellt auch hier die Marktwertmaximierung das Ziel dar!<br />
PROBLEMATISCH ist eine Partialbetrachtung (z.B. Minimierung <strong>de</strong>s<br />
Framdkapitalkostensatzes bei Auswahl verschie<strong>de</strong>ner<br />
Fremdfinanzierungsmöglichkeiten), da verschie<strong>de</strong>ne Formen <strong>de</strong>r Fremdfinanzierung<br />
mit verschie<strong>de</strong>nen Einzahlungen auf For<strong>de</strong>rungstitel einhergehen, lässt die<br />
Minimierung <strong>de</strong>s Fremdkapitalkostensatzes noch nicht einmal einen Schluss auf die<br />
Maximierung <strong>de</strong>s Marktwertes <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungstitels zu! Dies liegt an <strong>de</strong>r<br />
unterschiedlichen Gewichtung :<br />
mit a,b sind Gewichte<br />
• Bsp: Traditioneller Ansatz zur Herleitung eines optimalen unternehmerischen<br />
Verschuldungsgra<strong>de</strong>s unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Kapitalkostenminimierung!<br />
• Annahme: Zwei-Zeitpunkte-Betrachtung<br />
• Es gilt:<br />
Also sind die Gewichte das Verhältnis <strong>de</strong>s Wertes <strong>de</strong>r<br />
Eigenfinanzierungsmaßnahmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fremdfinanzierungstitel zum<br />
Gesamtwert <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
• Der Verschuldungsgrad wird angegeben durch:<br />
Herleitung <strong>de</strong>s Gesamtkapitalkostensatzes:<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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o<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Zeichnet man einmal die Kapitalkostenkurve in Abhängigkeit vom Verschuldungsgrad<br />
auf, so erhält man:<br />
• An <strong>de</strong>r Zeichnung erkennt man, dass wenn man keine Verschuldung hat, also<br />
reine Eigenfinanzierung betreibt, das Kapital relativ teuer ist. Man versucht<br />
dieses <strong>de</strong>swegen gegen Fremdkapital zu ersetzen wodurch <strong>de</strong>r<br />
Gesamtkapitalkostensatz r reduziert wird. Je mehr jedoch fremdfinanziert<br />
wird, <strong>de</strong>sto größer wird auch das Ausfallrisiko für <strong>de</strong>n Gläubiger, sodass sich<br />
Fremdfinanzierung nicht mehr lohnt. Das Minimum <strong>de</strong>r Kapitalkostenkurve<br />
stellt somit <strong>de</strong>n optimalen Verschuldungsgrad dar.<br />
- PROBLEM: die Ermittlung von Kapitalkostenkurven ist sehr schwierig. Die Ermittlung <strong>de</strong>r<br />
Kapitalkostenkurve kann entwe<strong>de</strong>r empirisch o<strong>de</strong>r theoretisch erfolgen. Bei <strong>de</strong>r Theorie<br />
muss man jedoch die Präferenzen <strong>de</strong>r Kapitalgeber und somit das Geschehen auf <strong>de</strong>m<br />
Kapitalmarkt mit einbeziehen. --- Ansatz von Modigliani und Miller , nächstes Kapitel<br />
Thema 7: Modigliani/Miller-Theorem: Irrelevanz von Finanzierungsentscheidudungen<br />
- Nach obigen Thema besteht das Ziel eines Unternehmens darin, eine Kapitalkostensenkung,<br />
bzw Marktwertsteigerung zu erzielen<br />
- Es liegt ein vollkommener Kapitalmarkt vor. Das be<strong>de</strong>utet<br />
o Rationalverhalten aller Teilnehmer<br />
o Mengenanpassungsverhalten aller Marktteilnehmer<br />
o Abwesenheit von Informations- und sonstigen Transaktionskosten sowie Steuern<br />
- Die Aussage von Modigliani/Miller ist, dass bei vollkommenem Kapitalmarkt und<br />
Gleichgewicht macht es keinen Unterschied, ob das Unternehmen sich verschul<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r sich<br />
<strong>de</strong>r einzelne Anleger verschul<strong>de</strong>t. Der Marktwert eines Unternehmens hängt nicht vom<br />
Verschuldungsgrad eines Unternehmens ab<br />
o Die Annahmen für Modigliani/Miller sind nun<br />
• Bei Emission nur eines Wertpapieres statt zweier verringert das<br />
Unternehmen die Auswahlmöglichkeit von Anlegern. Dies darf jedoch keine<br />
wertreduzieren<strong>de</strong> Wirkung haben, was nur dann gegeben ist, wenn <strong>de</strong>r<br />
Anleger keine Auswahl will ODER genügend an<strong>de</strong>re Aktien auf <strong>de</strong>m Markt<br />
sind<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
• Die Kapitalstruktur darf die Einzahlungsüberschüsse nicht beeinflussen, also<br />
keine Steuern, Insolvenzkosten und kein Einfluss <strong>de</strong>r Kapitalstruktur auf<br />
Manageranreize<br />
• --- All dies ist jedoch im vollkommenen Kapitalmarkt erfüllt!<br />
- Beispiel: Eine Firma ist rein eigenfinanziert (nur Aktionäre, s.o.) und hat folgen<strong>de</strong> Daten<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Aktien: 100.000<br />
Aktienkurs: 10€<br />
Marktwert <strong>de</strong>r Aktien: 1.000.000€<br />
Je nach Konjunkturentwicklung wer<strong>de</strong>n dabei verschie<strong>de</strong>ne Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Geszahlt bei sicheren<br />
Erträgen<br />
Rückgang Wie erwartet Aufschwung<br />
Betriebsertrag 75.000 125.000 175.000<br />
(sicher) €<br />
Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> € 0,75 1,25 1,75<br />
Aktienrendite 7,5% 12,5% 17,5%<br />
Nun wird überlegt, ob die Firma nicht Fremdfinanziert wer<strong>de</strong>n soll und kauft die Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Aktien zurück, wofür sie 500.000€ benötigt. Der Fremdkapitalkostensatz beträgt 10%. Damit:<br />
Anzahl Aktien: 50.000<br />
Aktienkurs : 10€<br />
Marktwert <strong>de</strong>r Aktien: 500.000€<br />
Marktwert <strong>de</strong>s Framdkapitals: 500.000€<br />
Je nach Konjunkturzustand ergeben sich dann für die Anleger folgen<strong>de</strong> Daten:<br />
Rückgang Wie erwartet Aufschwung<br />
Betriebsertrag 75.000 125.000 175.000<br />
(sicher) €<br />
Zinsen € 50.000 50.000 50.000<br />
Verbleiben<strong>de</strong>r 25.000 75.000 125.000<br />
Ertrag €<br />
Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> € 0,5 1,5 2,5<br />
Aktienrendite 5% 15% 25%<br />
Wie zu sehen ist, ist nun die Aktienrendite bis auf <strong>de</strong>n ersten Fall gestiegen!<br />
- Allerdings: Man verbessert die Position <strong>de</strong>r Aktionäre nicht durch die Aktivität einer Firma,<br />
da diese die Aktivität hätten selber durchführen können!<br />
- Bliebe die Firma nämlich eigenfinanziert, kauft sich jedoch ein Aktionär eine zweite Aktie, die<br />
er mit Krediten finanziert, so folgt für ihn:<br />
Rückgang Wie erwartet Aufschwung<br />
Einzahlung aus 1,50 (2*0,75) 2,50 3,50<br />
2 Aktien €<br />
Zinsen € 1 1 1<br />
Verbleiben<strong>de</strong>r 0,5 1,50 2,50<br />
Ertrag €<br />
Aktienrendite 5% 15% 25%<br />
Also kann <strong>de</strong>r Aktionär auch selbst seine Renditeerhöhung vornehmen, ohne dass sich <strong>de</strong>r<br />
Marktwert <strong>de</strong>s Unternehmens än<strong>de</strong>rt!<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
- Wie im Kapitel 6 schon <strong>de</strong>finiert, ergibt sich <strong>de</strong>r Makrtwert aus <strong>de</strong>n erwarteten Zahlungen,<br />
abgezinst mit Kapitalkostensatz r nach<br />
Der Wert <strong>de</strong>s Unternehmens wird als konstant angenommen, da er sich wie oben gezeigt<br />
nicht nach <strong>de</strong>m Verschuldungsgrad richtet. Somit muss auch r konstant sein. Aus Kapitel 6<br />
folgt dann für die Höhe <strong>de</strong>s Eigenkapitalkostensatzes unter Verwendung <strong>de</strong>r Formel für <strong>de</strong>n<br />
Gesamtkostensatz:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Also zeigt dies, dass die Renditefor<strong>de</strong>rung (Kosten <strong>de</strong>s Eigenkapitals) <strong>de</strong>r<br />
Eigenkapitalgeber mit steigen<strong>de</strong>r Verschuldung steigt!<br />
Dies nennt man auch <strong>de</strong>n Leverage effekt: Die Rendite erhöht sich bei sinken<strong>de</strong>m<br />
Eigenkapitalanteil, da die Gewinnerwartung die gleiche ist, jedoch nun weniger<br />
Eigenkapital mehr Geld erwirtschaftet!<br />
• Leverage-Effekt: Tritt dann ein, wenn ein Anleger Fremdkapital zu<br />
günstigeren Konditionen erhalten kann, als eine Investition an Rendite erzielt<br />
Trägt man dies einmal gegeneinan<strong>de</strong>r auf, erhält man:<br />
Zusammenfassend also<br />
Vergleicht man dieses Diagramm nun einmal mit <strong>de</strong>m in Kapital 6 gefun<strong>de</strong>nen, so<br />
stellt man fest, dass die kapitalkostenkurven dort nicht korrekt sind! Es gibt keinen<br />
optimalen Verschuldungsgrad!<br />
- Auf vollkommenen Kapitalmärtken im GGW kann die Transformationsfunktion (Kapital 6) von<br />
Finanzierungsmaßnahmen vollkommen durch private Sekundärmarkttransaktionen (also<br />
Aktionäre verschul<strong>de</strong>n sich selbst) substituiert wer<strong>de</strong>n… s, Chapter 1 (fisher: Bewegung auf<br />
kapitalmarktgera<strong>de</strong> kann von je<strong>de</strong>m Individuum selbst vorgenommen wer<strong>de</strong>n)<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Verallgemeinerung <strong>de</strong>r Thesen von Modigliani/Miller:<br />
- Es genügt die alleinige Annahme eines vollkommenen Kapitalmarktes, um die Irrelevanz<br />
jeglicher Maßnahmen <strong>de</strong>r Finanzierung für Unternehmenswerte herzuleiten. Die alleinigen<br />
Konsequenzen aus einem vollkommenen Kapitalmarkt sind ja:<br />
o Exogenität <strong>de</strong>r Marktbewertungsfunktion V für ungewisse Zahlungsströme<br />
• Exogenität folgert sich aus Megenanpasserannahme, also dass man mit einer<br />
einzelnen Transaktion Preise nicht verän<strong>de</strong>rn kann. Auf Nachfrageän<strong>de</strong>rung<br />
wird nicht mit Preisän<strong>de</strong>rungen reagiert<br />
o Wertadditivität <strong>de</strong>r Marktbewertungsfunktion<br />
• Eine Bewertungsfunktion V für zahlungen z ist wertadditiv, wenn gilt:<br />
• Die Wertadditivität ist erfüllt, wenn Arbitragefreiheit auf <strong>de</strong>m Markt herrscht.<br />
• Arbitrage ist die Erzielung von Gewinnen ohne Kapitaleinsatz (Kaufen einer<br />
Aktie in Frankfurt für 8€ und sofortiges Verkaufen in Stuttgart für 9€)<br />
• Im Allgemeinen jedoch arbitragefreiheit durch schnelle Kapitalmobilität<br />
• Gesetz <strong>de</strong>s Einheitspreises: Zwei äquivalente Positionen P und Q müssen bei<br />
Arbitragefreiheit <strong>de</strong>n Selben Preis haben! Aus diesem Gesetz folgt:<br />
V(z1)+V(z2)*v(z1+z2), <strong>de</strong>nn<br />
Egal, ob ich Adidas-Aktie und BASF-Aktie kaufe und <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n addiere, o<strong>de</strong>r eine Commerzbank Aktie kaufe, die genau die<br />
Summe <strong>de</strong>r Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n von Adidas und BASF auszahlt … <strong>de</strong>r Wert ist<br />
gleich!<br />
o Finanzierungsunabhängiger Einzahlungsüberschuss <strong>de</strong>r Unternehmung für<br />
gegebenes Investitionsprogramm<br />
• Die Einzahlungsüberschüsse <strong>de</strong>r Unternehmung sind unabhängig für ein<br />
gegebenes Investitionsprogramm, da Zahlungen an Nicht-Inhaber von<br />
Finanzierungstiteln nicht durch Finanzierungsweise beeinflussbar!<br />
Dies wäre jedoch bei Steuern abhängig von <strong>de</strong>r Finanzierungsart nicht<br />
gegeben<br />
o Investitionsprogramm <strong>de</strong>r Unternehmung finanzierungsunabhängig<br />
• Investitionsprogramm <strong>de</strong>r Unternehmung finanzierungsunabhängig gegeben,<br />
da Kapitalgeber und Unternehmer kooperativ je<strong>de</strong>s beliebige Investitionsmit<br />
je<strong>de</strong>m Finanzierungsprogramm kombinieren können<br />
- Sind diese obigen Annahmen erfüllt, dann besteht kein Grund zur Annahme, dass das<br />
Investitionsprogramm in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r gewählten Finanzierungsweise variiert wird!<br />
- Daraus lässt sich <strong>de</strong>r verallgemeinerte Irrelevanznachweis ziehen:<br />
Als Definition gilt ja:<br />
. Also <strong>de</strong>r Unternehmenswert ist die Summe aller Werte<br />
(Renditen) <strong>de</strong>r Zahlungen z. Nach <strong>de</strong>m Wertadditivitätssatz gilt dann auch .<br />
Die Summe <strong>de</strong>r marktwerte <strong>de</strong>r Finanzierungstitel entspricht also <strong>de</strong>m Marktwert <strong>de</strong>r<br />
Summe <strong>de</strong>r Zahlungen auf alle Finanzierungstitel. Dies ist nichts an<strong>de</strong>res als <strong>de</strong>r<br />
Einzahlungsüberschuss. Gemäß <strong>de</strong>r dritten Annahme, sind jedoch außer <strong>de</strong>n Zahlungen an<br />
die Inhaber von Finanzierungstitel keine Zahlungen zu leisten, sodass die Summe <strong>de</strong>r<br />
Zahlungen auf die Finanzierungstitel eine unbeeinflussbare Größe darstellt, sodass gilt:<br />
=konstant<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
- Diese Beziehung ist offensichtlich, wenn das Investitionsprogramm schon bereits vor einer<br />
unternehmerischen Finanzierungsentscheidung getroffen wur<strong>de</strong>. Aber selbst wenn die<br />
Investitionsentscheidung erst nach <strong>de</strong>r Finanzierungsentscheidung getroffen wird, lassen sich<br />
bei<strong>de</strong> getrennt voneinan<strong>de</strong>r betrachten, da die Geschäftsführung das Ziel hat, schon vor<br />
einer Emmission von Finanzierungstiteln <strong>de</strong>n Unternehmenswert zu erhöhen!.<br />
Fazit:<br />
Somit ist eine Relevanz <strong>de</strong>r Finanzierungsmaßnahme erst dann gegeben, wenn<br />
Marktunvollkommenheiten auftreten, sodass einer <strong>de</strong>r obigen Punkte nicht mehr gilt!<br />
Dean Mo<strong>de</strong>ll<br />
- Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Dean-Mo<strong>de</strong>lls besteht darin, das optimale Investitions und<br />
Finanzierungsprogramm zu fin<strong>de</strong>n<br />
- Zunächst wird ausgegangen von einer zwei-Zeitpunkte Betrachtung<br />
o Die zur Auswahl stehen<strong>de</strong>n Investitionsprogramme sind beliebig teilbar und<br />
unabhängig voneinan<strong>de</strong>r durchführbar<br />
o Die zur Auswahl stehen<strong>de</strong>n Finanzierungsprogramme sind beliebig teilbar und<br />
unabhängig voneinan<strong>de</strong>r durchführbar<br />
o Das Ziel <strong>de</strong>s Unternehmers besteht darin, sein Endvermögen zu maximieren<br />
o Zur Ermittlung <strong>de</strong>s optimalen Kapitalbudgets (siehe dort) wird eine grafische Analyse<br />
herangezogen<br />
o Man unterschei<strong>de</strong>t:<br />
Kapitalnachfragekurve KNK<br />
Die KNK ordnet also je<strong>de</strong>m Investitionsvolumen genau die Rendite <strong>de</strong>r letzten investierten Einheit zu.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet nichts an<strong>de</strong>res, als das eine Investition genau so viel Wert ist, wie <strong>de</strong>r letzte Euro <strong>de</strong>r<br />
Investition an Rendite erbringt. Die Kurve heißt KNK, weil so viel Geld auf <strong>de</strong>m Kapitalmarkt<br />
nachgefragt wird<br />
Kapitalangebotskurve<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Die Kapitalangebotskurve drückt die marginalen Grenzkosten aus, also das, was die Kapitalgeber für<br />
die Mittelüberlassung for<strong>de</strong>rn für die letzte überlassene Gel<strong>de</strong>inheit. Im Dean-Mo<strong>de</strong>ll gibt es<br />
Fremdkapital, welches zu unterschiedlichen Konditionen zu erhalten ist und Eigenkapital, welches<br />
man kostenlos hält<br />
Beispiel:<br />
Ein Verschie<strong>de</strong>ne I(nvestitions-) Projekte stehen zur Auswahl, die verschie<strong>de</strong>ne Renditen erwarten:<br />
Projekt Anfangsauszahlung Einzahlung Rendite i<br />
A -100 110 10%<br />
B -50 58 16%<br />
C -60 36 5%<br />
D -30 36 20%<br />
E -80 86 7,5%<br />
Da das Dean-Mo<strong>de</strong>ll von einer Gewinnmaximierung ausgeht, wird nach <strong>de</strong>r größten Rendite sortiert<br />
und <strong>de</strong>r kumulierte Kapitalbedarf errechnet:<br />
Projekt Rendite i Kumulierter Kapitalbedarf<br />
A 20% 30<br />
B 16% 30+50=80<br />
C 10% 80+100=180<br />
D 7,5% 180+80=260<br />
E 5% 260+60=320<br />
Gleichzeitig muss das Projekt ja finanziert wer<strong>de</strong>n. Dafür liegen neben <strong>de</strong>m Eigenkapital auch<br />
verschie<strong>de</strong>ne Angebot von Banken a,b,c, vor: (rechts sortiert nach geringsten Kosten)<br />
Projekt Zinsen i Volumen Projekt Zinsen i Kum. Vol.<br />
EK 0% 50 EK 0% 50<br />
a 6% 70 b 4% 150<br />
b 4% 100 a 6% 220<br />
c 9% 55 c 9% 275<br />
Zeichnet man sowohl die Investitions (KNF) als auch die Finanzierung (KAF) gegeneinan<strong>de</strong>r auf erhält<br />
man:<br />
Wie man sieht, sollte man D,B,A und teilweise E durchführen und dabei Geld vom EK, Bank<br />
b und a aufnehmen. So lange die KNF oberhalb <strong>de</strong>r KAF ist, sollte ein Projekt durchgeführt wer<strong>de</strong>n –<br />
sinkt die KNF unter die KAF so kostet das Projekt mehr, als das es verdient und sollte nicht<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
i* wird auch endogener Kalkulationszinsfuß genannt, und gibt <strong>de</strong>n Zins wie<strong>de</strong>r, bis wohin sich ein<br />
Projekt lohnt. Der endogene Kalkulationszinsfuß kann auch zur Abzinsung genutzt wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
FiWi<br />
Kapitalwert auszurechnen. Ist <strong>de</strong>r Kapitalwert dann positiv, sollte das Projekt durchgeführt wer<strong>de</strong>n,<br />
ist es negativ, sollte man es unterlassen!<br />
- Mo<strong>de</strong>llkritik:<br />
o Das Dean-Mo<strong>de</strong>ll funktioniert gut, so lange sich die Projekte nicht gegenseitig<br />
ausschließen und die Projekte beliebig teilbar sind. In <strong>de</strong>r Praxis ist dies jedoch nicht<br />
immer <strong>de</strong>r Fall!<br />
o Ist A und B nicht beliebig teilbar, so erhält man z.B. so eine Kurve:<br />
Hier ist A und B nicht teilbar, also kann laut Dean-Mo<strong>de</strong>ll keine Aussage getroffen<br />
wer<strong>de</strong>n. Jedoch könnte z.B. C noch durchgeführt wer<strong>de</strong>n mit a<br />
o<br />
Zwei sich ausschließen<strong>de</strong> Projekte A und B können grafisch gar nicht dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Hier stellt man <strong>de</strong>shalb auf Differenzinvestitionen ab:<br />
Hiernach müsste man Projekt A und B-A durchführten. A+B-A=B, also <strong>de</strong>r<br />
Wechsel von A nach B lohnt sich! Somit nur B durchführen! Dies ist hier funktionsfähig, jedoch nicht,<br />
wenn die Differenzinvestition aufgrund <strong>de</strong>s Dean-Mo<strong>de</strong>lls teilweise durchgeführt wer<strong>de</strong>n soll!:<br />
Demnach sollte man A durchführen und ein Bisschen von A gegen B tauschen – das macht<br />
keinen Sinn!<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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FiWi<br />
<strong>Finanzwirtschaft</strong><br />
Des Weiteren funktioniert das Dean-Mo<strong>de</strong>ll nicht, bei<br />
- Vernachlässigung <strong>de</strong>r Liquiditätsnebenbedingung:<br />
T 0 1 2<br />
A -100 30 130<br />
a 100 -120 0<br />
Berechnet man <strong>de</strong>n internen Zinsfuß für A erhält man<br />
i=30%. Für a erhält man 20%. Laut <strong>de</strong>m Dean-Mo<strong>de</strong>ll<br />
sollte man nun A durchführen, da die<br />
Kapitalnachfragefunktion über <strong>de</strong>r Kapitalangebotsfunktion liegt (30% Rendite für 20%<br />
Kosten)! Wür<strong>de</strong> man das jedoch tun, so hätte man in t=1 ein Problem, da man <strong>de</strong>n Kredit<br />
dann nicht zurückzahlen kann!<br />
- Dies kann jedoch auch bei lohnenswerten Projekten zu Problemen führen, wenn aufgrund<br />
unterschiedlicher Einzahlungen einmal zu t=1 nur von <strong>de</strong>m einen Projekt und zu t=2 nur von<br />
<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn Projekt sich die Renditen verän<strong>de</strong>rn, sodass das zweite Projekt mit <strong>de</strong>r höheren<br />
Einzahlung nicht gewählt wer<strong>de</strong>n soll, laut Den-Mo<strong>de</strong>ll!<br />
- Das Dean-Mo<strong>de</strong>ll stellt also nur Rendite und Kapitalkosten für <strong>de</strong>n Zwei-Perio<strong>de</strong>n-Fall dar!<br />
- Wür<strong>de</strong> man zusätzlich noch Finanzierungsprojekte betrachten, die erst zu späteren<br />
Zeitpunkten zur Verfügung stehen (b), so ergibt sich:<br />
t 0 1 2<br />
A -100 30 130<br />
a 80 -130 0<br />
b 100 -105<br />
EK 20<br />
Hier wür<strong>de</strong> das Mo<strong>de</strong>ll liefern, A durchzuführen mit EK und 80% von b! Allerdings wer<strong>de</strong>n im Dean-<br />
Mo<strong>de</strong>ll immer nur simultane Vorgänge betrachtet. Hier wür<strong>de</strong> das be<strong>de</strong>uten, dass man sofort auch b<br />
zur Verfügung hat, was ja nicht stimmt , da man b erst nach einem Jahr erhält! Optimal hingegen<br />
wäre es, sowohl a als auch b zu nutzen, um das Projekt zu finanzieren!<br />
<strong>©</strong> <strong>Hendrik</strong>-<strong>Jörn</strong> <strong>Günther</strong> , <strong>basierend</strong> auf Vorlesung von Prof. Dr. Gürtler<br />
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