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Seezunge 2014

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see zunge REPORTAGEN<br />

UNTERWEGS TEXT IM ALLGÄU<br />

Authentizität ist ein viel geschändetes<br />

Wort. Drum hatten wir es in die hinterste<br />

Ecke der Unwörter-Schublade verfrachtet.<br />

Nach unserer kulinarischen Entdeckungstour<br />

durch den wilden Westen des Allgäus mussten<br />

wir es notgedrungen wieder herausholen und<br />

entstauben, denn auf die Allgäuer Küche passt es<br />

wirklich und wahrhaftig. Jedenfalls auf die Gasthöfe<br />

der „LandZunge“, die wir besucht haben.<br />

Die „LandZunge“ ist eine Aktion, die im Raum<br />

Oberschwaben-Allgäu 80 Gastwirte vereinigt mit<br />

dem Ziel, „das Beste der Region auf den Tisch<br />

zu bringen“. Auf diese Weise wird ländliche Gastronomie<br />

als Seele jedes Dorfes gefördert und<br />

die regionale Vermarktung gestärkt. Findet man<br />

auf einer Speisekarte das Logo der Vereinigung,<br />

dann ist garantiert, dass die Hauptzutaten des<br />

betreffenden Gerichtes nachweislich aus der<br />

Region stammen. Eine tolle Sache, aber ...<br />

... „was geht das mich an?“ fragt der gemeine<br />

Bodenseeanrainer, wenn man ihn aufs Allgäu anspricht<br />

und macht große Augen bei der Nennung<br />

von Namen wie Großholzleute, Eisenharz und<br />

Missen. Das Allgäu – sooo weit weg! Ganz falsch.<br />

Eine kleine, unvollständige, aber dennoch sehr<br />

aufschlussreiche Runde durchs westliche – also<br />

bodenseenahe – Allgäu schlägt von Konstanz aus<br />

gerade mal mit gut 200 Kilometern zu Buche. Ein<br />

Pappenstiel, gemessen an der Artenvielfalt an<br />

Genüssen, die einen hier erwartet.<br />

„… das Beste<br />

der Region auf den<br />

Tisch zu bringen.“<br />

An einem schönen Tag den See hinter sich zu<br />

lassen und sich ins Ungewisse gen Osten zu<br />

wenden, hat etwas Aufmüpfiges. Denn alle, alle<br />

anderen wollen ja genau hier sein, am See. Das<br />

zumindest lässt sich unschwer aus den Autoschlangen<br />

schließen, die in umgekehrter Richtung<br />

unterwegs sind. Stimmt natürlich nicht; schließlich<br />

machen Millionen Menschen alljährlich Urlaub<br />

in der Region zwischen Lindau und Füssen.<br />

Aber die kommen vielleicht eher aus den anderen<br />

Teilen Deutschlands.<br />

Geh ma also! Der Empfang im Allgäu ist freundlich<br />

und deckt sich eins zu eins mit dem Klischee:<br />

sattgrüne Wiesen, sanft gewellt, dunkle, in die<br />

Landschaft gesprenkelte Tannenwäldchen, hier<br />

und da ein Moor, ein kleiner See. Und Kühe. Große,<br />

majestätisch blickende braune Kühe. Erste Station<br />

des seezunge-Teams auf der „Tour de Land Zunge“<br />

ist der Löwen mitten in Niederstaufen. Vis à vis<br />

dem behäbigen Gasthof (mit Biergarten) befindet<br />

sich der Kuhstall. Ein Schild weist darauf hin, dass<br />

es sich hier um Bioland-Rinder handelt. Wir riskieren<br />

einen Blick. Im offenen Stall hat es sich eine<br />

ganze Anzahl der stattlichen Viecher bequem gemacht.<br />

Gelangweilt schauen sie nach dem neugierigen<br />

Besucher. Eine kleine Überraschung vor der<br />

Speisekarte am Eingang zum Löwen: Den Wurstsalat<br />

gibt es für 5 Euro, das Holzfällersteak für<br />

9,70 Euro und den Grillteller für 9,80 Euro. Das<br />

SEEZUN GE.DE<br />

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fängt ja gut an, da sind wir vom See anderes<br />

gewöhnt! Familie Kurzemann führt den Gasthof<br />

bereits in dritter Generation. Vor 15 Jahren<br />

hat Erich Kurzemann von der Milchvieh- auf die<br />

Mutterkuh haltung umgestellt. Das Fleisch wird<br />

von seiner Frau in der Küche zu wohlschmeckendem<br />

Gulasch und Steaks verarbeitet, einen<br />

Teil vermarktet die Firma Feneberg. Übrigens<br />

treffen sich hier regelmäßig Musikanten zum<br />

gemeinsamen Spielen. Eine schöne Tradition.<br />

Auf dem Weg nach Eglofs liegt ein kulturelles<br />

Kleinod sozusagen am Wegesrand: Die Wallfahrtskirche<br />

Maria-Thann 1 . Mit ihrem in Deutschland<br />

einzigartigen Hochaltar lohnt sie einen Abstecher.<br />

Er ist wie eine goldene Bühne, die fast drei Meter<br />

in die Tiefe führt. Gigantisch. Auf dem Hauptplatz<br />

des Örtchens flattert weithin sichtbar die Fahne der<br />

Meckatzer Löwenbrauerei wie ein Bekenntnis 2 .<br />

Jetzt aber nach Eglofs, einem Teilort der Gemeinde<br />

Argenbühl. Ein wunderhübsches Dorf –<br />

angeblich das schönste im württembergischen<br />

Allgäu – am Hang gelegen, mit grandioser Sicht<br />

auf die nahen Berge. Die zwei gleichermaßen<br />

einladenden Traditions-Gasthäuser Löwen und<br />

Rose auf dem stattlichen Hauptplatz machen eine<br />

Entscheidung schwer. Da hilft nur, in beide reinzuschmecken.<br />

Beim Löwen hängt draußen ein Schild<br />

mit dem Text „Wo der Wirt noch Bauer ist“ 3 und<br />

der Biergarten ist ausgesprochen einladend 4 .<br />

Um gleich zur Sache zu kommen: Nirgends kracht<br />

die Schwarte beim Schweinsbraten so köstlich<br />

wie hier und die Schlutzkrapfen samt Käs'- und<br />

Spinatknödel sind ein zartschmelzender vegetarischer<br />

Allgäu-Traum. Der Wirt Josef Ellgass sorgt<br />

als Landwirt selbst für das Fleisch, das er als Koch<br />

seinen Gästen serviert. Der Löwen ist ein Stück<br />

Tradition wie aus dem Bilderbuch.<br />

Auf der Terrasse der Rose 5 – ein gewaltiges<br />

Haus mit Hotel – ist ein Allgäublick 6 par excellence<br />

zu genießen. Die Karte weist Hackbraten<br />

aus. Wunderbar! Wann bekommt man schon mal<br />

Hackbraten! Die Begleitung vergnügt sich mit<br />

Rumpsteak vom Allgäuer Weiderind. Der Kartoffelsalat<br />

dazu ist lauwarm und köstlich. Ekkehard<br />

Kresser, der Wirt, erzählt von der Schwierigkeit,<br />

ein solch großes Haus zu unterhalten. Das gehe<br />

nur, weil er seine Küche an sieben Tagen in der<br />

Woche mit Essen auf Rädern auslasten könne. Im<br />

Garten mit der Spielwiese und den Spielgeräten<br />

stehen einige der Werke seines Vaters, der Bildhauer<br />

war.<br />

Wenn man auf der Weiterfahrt Richtung Isny<br />

beim entsprechenden Hinweisschild von der<br />

Straße abbiegt, kommt man zum „Ochs am Berg“,<br />

einem Eldorado für Grillfans. Hinter dem originellen<br />

Namen versteckt sich ein besonderes<br />

Erlebnisgastronomie-Konzept und gleichzeitig<br />

ein Vorzeigebetrieb im „LandZunge“-Ländle. Die<br />

Landwirts-Familie Kimpfler hat auf dem großzügigen<br />

Gelände unterschiedlich große Biergärten<br />

und Holzhäuschen gebaut, wo kleine und größere<br />

Gruppen Fleisch vom Hof grillen können, und<br />

das nicht nur im Sommer. In seiner großen, gemütlichen<br />

Rundholzhütte lasse es sich bei jedem<br />

Wetter hervorragend feiern, erklärt der Landwirt,<br />

Zimmermann und Gastwirt Rupert Kimpfler stolz.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Genießen Sie in teilnehmenden Gastronomiebetrieben<br />

guten Gewissens ein geschmackvolles<br />

Lebensmittel aus regionaler, nachhaltiger Landwirtschaft.<br />

Mit unseren Fleisch- und Wurstwaren von<br />

Buchmann‘s LandSchwein erhalten Sie garantiert<br />

immer ein hochwertiges Produkt.<br />

Ein Unterschied, den man sieht und schmeckt –<br />

überzeugen Sie sich selbst, z.B. mit unseren Rostbratwürschen<br />

von Buchmann‘s LandSchwein!<br />

5 6<br />

In einer der vielen Käsereien am Wege erfahren<br />

wir über den sehr schönen, alten, aber leider<br />

direkt an der stark befahrenen Bundesstraße gelegenen<br />

Bio-Gasthof „Adler“ in Großholzleute, dass<br />

die dortigen Wirtsleute nach Afrika auswandern<br />

und er zur Zeit geschlossen ist. Auch das gibt's<br />

im Allgäu. Im selben Gasthof las übrigens im Jahr<br />

1958 bei einem Treffen der Gruppe 47 Günter Grass<br />

das Anfangskapitel eines Roman-Manuskripts<br />

vor. Im folgenden Jahr wurde die „Blechtrommel“<br />

veröffentlicht.<br />

Kleiner Abstecher gefällig? Sieben Kilometer<br />

südlich von Isny, zwischen Maierhöfen und<br />

Grünenbach, hat die Obere Argen den sehr<br />

sehenswerten Eistobel in den Nagelfluh gesägt.<br />

Hier erlebt man 10 Millionen Jahre Erdgeschichte.<br />

Eingerahmt von bis zu 130 Meter hohen Felswänden<br />

stürzt das Wasser über mehrere Geländestufen<br />

talwärts. Feuchte Wälder beherbergen<br />

viele seltene Tier- und Pflanzenarten, darunter<br />

über 30 Orchideenarten.<br />

Streifzüge durch die Natur steigern die Freude<br />

an kulinarischen Genüssen. Die Voraussetzungen<br />

im Allgäu sind optimal. Fahren wir nach Maierhöfen.<br />

Im Gasthof Sontheim 7 , etwas außerhalb<br />

inmitten unendlichen Grüns gelegen, weist ein<br />

Mit gutem Gewissen genießen<br />

Buchmann GmbH Fleisch- und Wurstspezialitäten • Kaufstraße 6 - 8 • 88287 Grünkraut - Gullen • Telefon 07 51 / 7 60 50 • www.buchmann-gmbh.de

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