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BOSV

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Mike Schmid in Action<br />

BN: Schliessen wir dieses düstere Kapitel<br />

noch mit einer letzten Frage. Wer und was<br />

waren für Dich am Wichtigsten auf Deinem<br />

Weg zurück in den Spitzensport?<br />

MS: Dies war sicher meine Familie und mein<br />

Umfeld. Dazu kamen in den letzten Jahren<br />

verschiedene Ärzte und Physiotherapeuten,<br />

welche auf meine Rehabilitation immer positiv<br />

einwirkten. Im Weiteren gab es verschiedene<br />

Sportzentren in Frutigen und Thun, welche<br />

mich mit ihrer Infrastruktur aktiv auf meinem<br />

Weg zurück unterstützten. Momentan begleitet<br />

mich noch derselbe Arzt, welcher auch<br />

die Knie von Ivica Kostelic medizinisch betreute.<br />

Es war mir auch immer ein Anliegen,<br />

dass die Ärzte mit mir offen und ehrlich über<br />

meine Verletzungen kommunizierten. Nicht<br />

vergessen darf ich die teils verheissungsvollen<br />

Resultate (Podestplätze im Europacup<br />

und Top-5-Ränge im Weltcup) in den kurzen<br />

Wettkampfphasen zwischen den Verletzungen,<br />

welche mich im Wissen bestärkten, dass ich es<br />

doch immer noch drauf hatte. Ich weiss nicht,<br />

wie ich reagiert hätte, wenn ich an den Rennen<br />

nur hinterher gefahren wäre. Dazu kamen natürlich<br />

auch die positiven Rückmeldungen meiner<br />

Teamkollegen, Trainer und Freunde.<br />

BN: Wie sah Deine Vorbereitung in diesem<br />

Sommer für die Olympia-Saison aus? Hast<br />

Du Schwerpunkte eingebaut?<br />

MS: Seit Vancouver war dies mein erster Sommer<br />

ohne Krücken. Ich konnte verletzungsfrei<br />

trainieren und verschiedene Spiel-Sportarten<br />

ausüben, welche meine Beweglichkeit förderten.<br />

Wir waren ebenfalls dreimal während zwei<br />

Wochen in Magglingen. Bei diesen Trainingseinheiten<br />

bildete das Konditionstraining den<br />

Haupt-Schwerpunkt. Dazwischen arbeitete ich<br />

noch ganz normal auf dem Bau. Über alles gesehen<br />

habe ich sehr gut trainieren können.<br />

BN: Gibt es beim Sommertraining wesentliche<br />

Unterschiede zum Training der alpinen<br />

Olympiade Vancouver 2010<br />

Swiss-Ski Athleten?<br />

MS: Wir machen sehr viel Intervall-Training.<br />

Ein Wettkampf sieht beim Skicross ein bisschen<br />

anders aus als bei den alpinen Kollegen.<br />

Wird ein Wettkampf an einem Tag durchgeführt,<br />

finden zuerst ein bis zwei Trainingsläufe<br />

statt. Danach folgen Qualifikation, Achtel-,<br />

Viertel-, Halbfinal und zum Schluss der Finallauf.<br />

Bei einer Laufzeit von ca. 1:15 ergibt dies<br />

eine Netto-Rennzeit von mindestens sieben bis<br />

acht Minuten. D.h. wir müssen konditionell in<br />

Höchstform sein, um solche Wettbewerbstage<br />

durchzustehen. Diese Form erarbeiten wir uns<br />

mit Laufen, Velofahren oder auf Inlineskates,<br />

wo ein Rennablauf mit einem Intervalltraining<br />

simuliert werden kann. Es ist durchaus möglich,<br />

dass die Alpinen in diesem Bereich leicht<br />

anders arbeiten, weil ev. andere Schwerpunkte<br />

gesetzt werden müssen. Jedenfalls habe ich das<br />

Gefühl, dass wir sehr gut trainieren.<br />

BN: Was steht bei Dir sportlich noch alles an,<br />

bis Du am Start des ersten Weltcuprennens<br />

stehst?<br />

MS: Ich fahre mit dem Krafttraining fort und<br />

werde mir eine spezielle Schiene für das verletzte<br />

Knie anfertigen lassen. Ich plane anfangs<br />

Dezember das Skitraining - vermutlich in<br />

Saas- Fee – fortzusetzen. Wahrscheinlich kann<br />

ich das Schneetraining zusammen mit Philip<br />

Gasser absolvieren. Er ist leider ebenfalls noch<br />

verletzt. Je nach Verlauf dieser Trainingseinheiten<br />

kann danach der erste Weltcup-Start ins<br />

Auge gefasst werden. Wenn ich im Januar 2014<br />

antreten kann, verbleiben mir vier Rennen um<br />

mich für Olympia zu qualifizieren. Ich bin mir<br />

bewusst, dass meine Ausgangslage nicht ideal<br />

ist. Trotzdem sind meine Chancen noch absolut<br />

intakt!<br />

BN: Grosser Saisonhöhepunkt in diesem Winter<br />

sind ja ohne Zweifel die olympischen Winterspiele<br />

in Sotschi. Wären ohne die aktuelle<br />

Verletzung in Deinem Wettkampfprogramm<br />

im Vergleich zu anderen Saisons geplante<br />

Pausen vorgesehen gewesen, oder hättest Du<br />

diese Saison voll durchgezogen?<br />

MS: Für dieses Jahr hätte ich eine Einladung<br />

für die Winter X-Games gehabt. Doch im Hinblick<br />

auf Olympia hätte ich diese Einladung<br />

ausgeschlagen.<br />

BN: Wie steht es um die Nachwuchsrennen<br />

im Skicross in der Schweiz?<br />

MS: Swiss-Ski unterstützt die Skicross Kids<br />

Tour. Auch im Berner Oberland finden diverse<br />

Rennen statt. Auf diesen Strecken absolvieren<br />

wir übrigens unsere Trainings zwischen den<br />

Wettkämpfen.<br />

BN: Was sind Deine Ziele für diese Saison<br />

2013/2014 und für Sotschi 2014?<br />

MS: Für diesen Winter ist Sotschi mein Hauptziel,<br />

da der Weltcup für mich leider schon gelaufen<br />

ist. Zuerst muss ich jetzt zurück auf die<br />

Rennstrecke kommen. Ich bin gespannt, ob<br />

ich wieder schnell genug bin. Dafür benötige<br />

ich sicher noch mindestens 15 Schneetage.<br />

Danach ist es wichtig, ab dem ersten Rennen<br />

vorne dabei zu sein. Es wird sicher schwierig,<br />

und braucht einen Exploit meinerseits.<br />

Somit würde ich als erstes Hauptziel die Qualifikation<br />

zur Olympiade bezeichnen. Sobald<br />

ich um diesen Startplatz kämpfen kann, bin auf<br />

einem guten Weg, da wir eine der stärkeren Nationen<br />

in diesem Sport sind. Sofern das klappt,<br />

kann ich weitere Ziele formulieren.<br />

BN: Noch eine letzte Frage: Woher stammen<br />

eigentlich die Schweizer Skicross Fahrer,<br />

resp. was ist deren Hintergrund im Skisport?<br />

MS: Gute Frage. Zu 90 - 95 Prozent stammen<br />

alle aus dem alpinen Bereich. Eine Ausnahme<br />

ist Peter Stähli. Er war nie in einem alpinen<br />

Kader. Es war eindrücklich, wie er im Vergleich<br />

zu uns die Lücke in den Riesenslalom-<br />

Trainingseinheiten kontinuierlich zu schliessen<br />

vermochte. Peter war übrigens letztes Jahr<br />

drittbester Schweizer!<br />

BN: Wir alle drücken Dir die Daumen und<br />

wünschen Dir eine verletzungsfreie Saison<br />

mit vielen Erfolgen. Weiter möchten wir Dir<br />

auch noch zur Geburt Eures Sohnes ganz<br />

herzlich gratulieren. Nochmals vielen Dank<br />

für dieses Interview!<br />

• Beat Knutti, Pressechef

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