Laternenparkplatz oder Garage? Pendler oder Gelegenheitsfahrer? Nobelviertel oder Ghetto? Das alles entscheidet in Großbritannien über den Versicherungstarif. Gewusst wie Wie viel muss ein Kfz-Versicherer über seine Kundschaft wissen? So viel wie möglich, meinen die Briten. Nur wer seine Kunden kennt, kann maßgeschneiderte Tarife bieten. Mit weniger Risiko und mehr Gewinn.
Kfz-Versicherungen Text: Kerstin Friemel / Ingo Malcher Foto: Getty Images McK <strong>Wissen</strong> 18 Seiten: 20.21 ⌦ Angenommen, Sie leben auf dem Land, Sie arbeiten von zu Hause aus, Ihr Auto steht die meiste Zeit in der Garage. Sie fahren nie während der Rushhour in die Stadt, höchstens mal am Wochenende. Verzichten können Sie auf das Auto allerdings auch nicht, der Bahnhof liegt ein paar Kilometer entfernt, der nächste Supermarkt nicht gerade um die Ecke. Wie wäre es da mit einem Kfz-Versicherungstarif, der nur die Kilometer berücksichtigt, die Sie tatsächlich fahren? Der größte britische Autoversicherer Norwich Union, Tochter des Finanzkonzerns Aviva, hat sich gedacht, ein derartiger Tarif könne die Kundschaft interessieren. Seit August 2004 testet das Unternehmen deshalb Policen, die per Kilometer und Uhrzeit abrechnen, mittels „Blackbox“ und Satellit. „Pay as you drive“ (zahle so viel, wie du fährst) lautet die werbeträchtige Losung. Der Beifahrer, der immer aufpasst Rund 5000 Fahrer zwischen 25 und 65 Jahren sammeln seitdem Daten. Im Kofferraum ihres Pkw ist ein Kästchen untergebracht, so groß wie ein CD-Spieler. Über das Satelliten-Ortungssystem GPS holt sich die Box Daten über die Position des Wagens und sendet sie per Mobilfunk an den Rechner des Versicherers. Der gleicht die Navigationsdaten mit einer Landkarte ab und errechnet die Fahrkilometer. Zudem überspielt die Box Informationen über den Zeitraum, in dem die Kilometer gefahren wurden. Je nach Strecke und Tageszeit kalkuliert Norwich Union die Prämie. Je mehr ein Versicherungsnehmer fährt und je gefährlicher der Zeitpunkt seiner Touren, desto höher fällt die Rechnung aus. Attraktiv sind die Tarife für Zweitwagenbesitzer, Wochenendfahrer oder Pendler mit Fahrtzeiten außerhalb der Rushhour und eher sicherer Autobahnroute. Sie sollen in Zukunft bis zur Hälfte ihrer heutigen Prämien sparen können, wirbt Norwich Union – und so nicht länger all jene Fahrer subventionieren, die vor allem die risikoreicheren Kurzstrecken in Ballungsräumen zurücklegen. Was hierzulande futuristisch anmutet, sorgt bei britischen Autofahrern für ein müdes Achselzucken. Wer in Großbritannien eine Kfz-Versicherung abschließt, steht unter ständiger Beobachtung. Britische Versicherer wollen so viel wie möglich über ihre Kunden und ihr Marktumfeld wissen, um die detaillierten Kenntnisse als Stellhebel ihrer Preispolitik zu nutzen. Das Kalkül: Je besser die Versicherer ihre Klienten und deren Fahrverhalten kennen, desto besser können sie die tatsächlichen Schadensrisiken einschätzen und auch mit niedrigen Prämien Gewinn machen. Also fragen die Versicherer der Insel alles ab, was der Risikostatistik dient. Ihr Datenschatz über Kunden und Mitbewerber wächst ständig – genau wie ihr Vorsprung im internationalen Vergleich. „Die Briten haben gelernt, Marktentwicklungen abzuschätzen“, sagt Thomas Sepp, Principal im Londoner Büro von McKinsey & Company. „Das erlaubt ihnen, ihre Angebote aktiv zu managen – anstatt auf Veränderungen bei Preisen nur zu reagieren.“ Auf dem Festland sieht die Situation ganz anders aus. Zwar versuchen inzwischen alle europäischen Anbieter, die heterogene Klientel mit individuellen Sondertarifen zu bedienen, im Vergleich zum Erfindungsreichtum der Briten schneiden die Schadenversicherer jedoch nur mäßig ab. Das gilt auch für die deutschen Assekuranzen, dabei wären gerade sie auf die Entwicklung lukrativer neuer Modelle angewiesen. Es geht um viel Geld: Mit einem Umsatz von gut 22 Milliarden Euro im Jahr 2004 entfällt hierzulande auf den Kfz- Bereich ein großer Brocken der Versicherungsprämien in Höhe von insgesamt knapp 152 Milliarden Euro. Zudem gilt die Autoversicherung als Türöffner: Wer bei einem Anbieter eine Kfz- Versicherung unterschreibt, kauft in der Regel bei ihm auch weitere Policen. Zwischen 400 und 500 Euro geben deutsche Autofahrer im Schnitt pro Jahr für ihre Kfz- Versicherung aus – die Prämien aller anderen Schaden- und Unfallversicherungen addieren sich nur auf durchschnittlich rund 200 Euro. Damit ist die Autoversicherung nicht nur der größte, Zwischen 400 und 500 Euro geben deutsche Autofahrer im Schnitt pro Jahr für ihre Kfz-Versicherung aus – die Prämien aller anderen Schadenund Unfallversicherungen addieren sich nur auf durchschnittlich rund 200 Euro. Damit ist die Autoversicherung nicht nur der größte, sondern auch der sensibelste Posten für deutsche Versicherte.
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