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Wirkungsbericht 2012 - Heks

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<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong><br />

HEKS Ausland<br />

Zürich/ Lausanne, Oktober 2013


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorwort ................................................................................................................................................. 3<br />

2 Das Auslandprogramm und Wirkungshypothese ............................................................................. 4<br />

3 Monitoring & Evaluation ..................................................................................................................... 5<br />

4 Wirksamkeit des HEKS-Auslandprogramms ...................................................................................... 6<br />

4.1 Schlüsseldaten <strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> ............................................................................................. 7<br />

4.1.1 Schlussfolgerungen aus den Schlüsseldaten (Indikatoren) ................................................................ 7<br />

4.1.2 Bedeutung von Indikatoren ............................................................................................................. 8<br />

4.2 Evaluationen .................................................................................................................................... 8<br />

4.2.1 Südafrika ......................................................................................................................................... 9<br />

4.2.2 Kolumbien ..................................................................................................................................... 11<br />

4.2.3 Niger ............................................................................................................................................. 12<br />

4.2.4 Äthiopien – Humanitäre Hilfe ........................................................................................................ 14<br />

4.2.5 Regional Meetings ......................................................................................................................... 16<br />

4.2.6 Schlussfolgerungen aus Evaluationen und Regional Meetings ........................................................ 17<br />

4.3 Wiederkehrende Muster ................................................................................................................ 18<br />

4.3.1 Zusammenhang zwischen den <strong>Wirkungsbericht</strong>en 2010 bis <strong>2012</strong> ................................................. 18<br />

4.3.2 Muster für eine erfolgreiche Internationale Zusammenarbeit im <strong>2012</strong> ........................................... 19<br />

4.3.3 Schlussfolgerungen aus den wiederkehrenden Mustern ................................................................ 21<br />

4.4 Permanente Herausforderungen .................................................................................................... 22<br />

4.4.1 Herausforderungen <strong>2012</strong> .............................................................................................................. 22<br />

4.4.2 Schlussfolgerungen aus den permanenten Herausforderungen ...................................................... 24<br />

5 Perspektiven zur Umsetzung des HEKS-Auslandprogramms ......................................................... 25<br />

Abkürzungen .............................................................................................................................................. 26


1 Vorwort<br />

Nebst seinen Auslandjahresberichten mit Fokus auf die Aktivitäten publiziert HEKS seit 2010 auch<br />

Wirksamkeitsberichte. Darin wollen wir Aussagen zur Wirkung unserer Auslandarbeit machen: Was<br />

sind Elemente erfolgreicher internationaler Zusammenarbeit („wiederkehrende Muster“) und wo<br />

liegen die grössten Stolpersteine („permanente Herausforderung“)? Ziel ist es, dass HEKS als<br />

Institution bzw. die HEKS-Mitarbeitenden am Hauptsitz und im Feld ihre Erfahrungen einbringen, sich<br />

austauschen und gemeinsam lernen, wie wir unsere Projekte und Programme effektiver gestalten<br />

können. Dies um sowohl den gesetzten Zielen als auch den Bedürfnissen der PooC (Begünstigte)<br />

gerecht zu werden. Die Überlegungen und Analysen zur Wirkung sowie die sich daraus ergebenden<br />

Perspektiven zur Umsetzung des Auslandprogramms legen wir in diesem Bericht hier offen.<br />

Zudem haben die <strong>Wirkungsbericht</strong>e HEKS erkennen lassen, dass wir mit unserem System von<br />

Monitoring & Evaluation bereits heute einige grundlegende Aussagen zur Wirkung unseres Auslandprogramms<br />

machen können. Aber HEKS muss und wird sein M&E-System ausbauen und verbessern,<br />

um noch besser lernen und steuern zu können; und auch um fähig zu sein, Rechenschaft<br />

abzulegen über die Performance seiner Aktivitäten. Ein entsprechender Prozess zur Überarbeitung<br />

des M&E-System inkl. Key Indicators sowie „Project Cycle Management“ wurde <strong>2012</strong> angestossen.<br />

Insgesamt nahm die Anzahl Begünstigter von HEKS-Programmen seit 2010 kontinuierlich zu: von<br />

651‘900 auf 867‘100 im 2011 – und bis auf 939‘450 im <strong>2012</strong>. Die stark variierenden Zahlen der<br />

Schlüsseldaten, die Auswertung von Evaluationen sowie die Reflektionen zu Jahresberichten und<br />

anderen Informationen aus den Ländern in den Jahresberichtsworkshops vermögen zwar keine<br />

wissenschaftlich exaktes Bild zur Wirkung der HEKS-Programme zu geben, führten aber zu den<br />

nachvollziehbaren Aussagen dieses Berichts.<br />

Die im <strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> zusammengetragenen „wiederkehrenden Muster“ weisen darauf hin,<br />

dass Projekte nicht zeitlich, räumlich oder organisatorisch isoliert umgesetzt werden sollten.<br />

Wirksamkeit und Nachhaltigkeit wurden und werden verbessert, arbeitet man in einem<br />

ganzheitlichen Ansatz. Aktivitäten und deren Ziele sollten eine langfristige Perspektive haben.<br />

Effektiv ist es, in Netzwerken unter Beizug externen Know-hows zu arbeiten und gleichzeitig die<br />

Ownership der PooC zu stärken. HEKS stösst dabei Prozesse an und begleitet diese so, dass<br />

Begünstigte wie Partner eigenständig handeln, Projekte effektiv umsetzen und Perspektiven<br />

entwickeln.<br />

Zugang zu Land für die PooC ist das Schlüsselthema von HEKS. Um die PooC zu unterstützen, dass<br />

sie Zugang erhalten, braucht HEKS sehr gute Kenntnisse des Kontexts. Ein umfassendes<br />

Massnahmenpaket mit qualitativ guten Analysen, Wissensaufbau, Advocacy-Arbeit, aktives<br />

Networking dient dazu, den Zugang zu Land zu verbessern. Zudem unterstützt HEKS die PooC dann<br />

auch bei der „Inwertsetzung“ des Lands – das heisst bei dessen wirtschaftlichen Nutzung zugunsten<br />

der PooC. Dabei müssen unter anderem vor allem das Produktions-Know-how sowie der<br />

Marktzugang für die PooC gestärkt, um Ernährungssicherheit wie Einkommen zu erhöhen.<br />

HEKS wird die Schlussfolgerungen aus diesem Bericht nutzen, um das aufgelegte Auslandprogramm<br />

2013-17 gut umzusetzen und um die Relevanz seines Programms für die PooC zu erhöhen.<br />

Esther Oettli (Leitung HEKS-Auslandabteilung),<br />

Stefan Gisler (Knowledge Sharing) sowie weitere Mitarbeitende der HEKS-Auslandabteilung.<br />

Zürich, 30. Oktober 2013<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 3


2 Das Auslandprogramm und Wirkungshypothese<br />

Die Erarbeitung des HEKS-Auslandprogramms (HIP) für die Phase 2013-17 prägte HEKS im <strong>2012</strong> auf<br />

institutioneller Ebene. Die HEKS-Auslandabteilung entwickelt und überarbeitet sein Programm<br />

kontinuierlich unter Einbezug des Wissens und der Feedbacks seiner Mitarbeitenden sowie aufgrund<br />

der gewonnen Erkenntnisse aus der Programmtätigkeit in den Ländern wie im Austausch mit Dritten<br />

– seien dies Partnerorganisationen, andere international tätige NGOs oder auch das DEZA. Das ID<br />

Forum 1 2011, spezifische Workshops sowie Jahres- und auch <strong>Wirkungsbericht</strong>e legten die Basis für<br />

das neue Programm. Die neu entwickelte Wirkungshypothese bildet den Ausgangspunkt unserer<br />

generellen wie auch thematisch wie geografisch spezifischen Ziele. HEKS arbeitet hart daran, in<br />

seinen Projekten und Programmen die grösstmögliche Wirkung zum Wohle seiner Zielgruppen bzw.<br />

der Begünstigten zu erzielen.<br />

HEKS-Wirkungshypothese: Durch die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen ermöglicht HEKS<br />

die Einforderung von Zugang zu Land und Ressourcen, den Aufbau nachhaltiger<br />

Wertschöpfungsketten (Produktion, Verarbeitung, Vermarktung, Wissenstransfer) sowie ein<br />

friedliches Zusammenleben. So leistet HEKS seinen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit und Prosperität<br />

für ländliche Gemeinschaften.<br />

HEKS entwickelte im <strong>2012</strong> auch die Wirkungskreise „Entwicklung ländlicher Gemeinschaften“,<br />

„Konflikttransformation“ sowie „rechts-basierter Ansatz“. Die drei Wirkungskreise stellen unsere<br />

Handlungsfelder (fields of intervention) dar. Es ist quasi eine Orientierung bietende „Landkarte“, die<br />

zeigt, wo sich die HEKS-Programme und -Projekte bewegen, um die Ziele gemäss Wirkungshypothese<br />

zu erreichen. Die Abbildung unten zeigt zudem die verschiedenen Konzepte,<br />

Abbildung 1: HEKS-Auslandprogramm mit seinen Wirkungskreisen „Entwicklung ländliche Gemeinschaften“,<br />

„Konflikttransformation“ und „HRBA“ plus eine Übersicht aller Schwerpunkt- und Transversalthemen sowie<br />

den Standards und Instrumenten.<br />

1<br />

Das IDF (International Division Forum) ist ein alle 2 Jahre stattfindendes Seminar der gesamten HEKS-Auslandabteilung.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 4


Querschnittsthemen, Standards, und Tools auf, mit denen HEKS seine Programme und Projekte<br />

umsetzt. Im HEKS-Auslandprogramm (Kap. 4.1.2.) steht: „Die Kernkompetenz von HEKS liegt darin,<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Dieser legt<br />

besonderen Wert auf die Stärkung zielgruppenspezifischer Massnahmen zur Minderung von Armut<br />

und Diskriminierung, eingebunden in einen rechtsbasierten Ansatz. HEKS fokussiert dabei auf die<br />

beiden Schwerpunktthemen „Entwicklung ländlicher Gemeinschaften“ und „Konflikttransformation“.<br />

Ein wichtiger Mehrwert von HEKS liegt darin, Synergien zwischen beiden Themen<br />

zu schaffen und Schnittstellen zu nutzen. Daraus entstehen Arbeitsstrategien, die es HEKS erlauben,<br />

effizienter, kompetenter und effektiver an Veränderungsprozessen im ländlichen Raum zu arbeiten<br />

und die es ermöglichen, strukturelle Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Umwelt<br />

herbeizuführen.“<br />

3 Monitoring & Evaluation<br />

HEKS ist bestrebt, künftig noch qualifiziertere Aussagen zur Erreichung der gesetzten Ziele und der<br />

HEKS-Wirkungshypothese machen zu können. Daher hat HEKS im <strong>2012</strong> begonnen, sein M&E-System<br />

mit seinen diversen Tools zu überarbeiten. Ebenfalls werden neue Key Indicators (Schlüsseldaten) zu<br />

allen relevanten Zielen entwickelt. Die Anpassungen kommen im Berichtsjahr <strong>2012</strong> und 2013 noch<br />

nicht zum Tragen, jedoch ab 2014.<br />

Der M&E-Trichter von HEKS (s. Abb. 2) stellt dar, wie HEKS im Rahmen der Programmumsetzung<br />

sicher heute und künftig das Lernen aus Evaluationen und anderen Datenerhebungen sicher stellt, die<br />

Projekte effektiv steuert und auch Rechenschaft ablegt (“Learning, Steering und Accountability”). Die<br />

Resultate und Veränderungen, welche HEKS mittels seiner Landesprogramme und Projekte erreicht,<br />

werden strukturiert mittels verschiedener Tools im Rahmen eines „Result Frameworks“ erfasst und<br />

überprüft. Daraus lernt HEKS, welche Interventionen warum Wirkung zeigen und kann sein Handeln<br />

anpassen.<br />

Abbildung 2: HEKS-System „Monitoring & Evaluation“. Innerhalb des Trichters sammelt HEKS mit diversen<br />

Tools auf verschiedenen Ebenen Daten über die Projekt-/Programmfortschritte, analysiert diese, um dann<br />

daraus HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> zu lernen (Learning) <strong>2012</strong> und die Projekte effektiv zu steuern (Steering), aber auch um Rechenschaft 5<br />

(Accountability) ablegen zu können.


Das M&E-System von HEKS arbeitet „dreigleisig“. Erstens werden auf institutioneller („globaler“)<br />

Ebene Outputs und Outcomes durch Key Indicators beschrieben. So können Aussagen zu denjenigen<br />

Zielen gemacht werden, für die es möglich war, Informationen zu aggregieren – von Projekt- hinauf<br />

auf Landesebene und dann hinauf auf die institutionelle Gesamtebene. Da dies nicht immer möglich<br />

ist, spiegeln Key Indicators nur einen Teil der Leistungen von HEKS wieder. Zweitens werden mit<br />

„klassischen“ Evaluationen und Reviews ausgewählte Projekte und Programme bzw. deren<br />

Wirksamkeit vertieft analysiert. Drittens werden regelmässig Informationen aus Projekt- und<br />

Programmreports erfasst und analysiert. Dazu benutzt HEKS standardisierte M&E-Instrumente. Diese<br />

Erkenntnisse werden im Rahmen eines integrierten Change Assessments überprüft. Dabei sind u.a.<br />

MSC-Interviews ein Tool, welches Veränderungen für die Menschen vor Ort ausserhalb des engen<br />

Rahmens der geplanten Interventionen auf individueller Ebene erfasst. So gewinnt HEKS neue<br />

Einsichten in die Komplexität bzw. in die Ursache- und-Wirkung-Beziehung. Informationen, welche in<br />

den üblichen Berichten und durch Key Indicators nicht erfasst werden.<br />

Am HEKS-Sitz in Zürich werden Berichte und Ergebnisse der verschiedenen M&E-Tools ausgewertet<br />

und im Rahmen eines dreitägigen Workshops analysiert. Daraus werden die “wiederkehrenden<br />

Muster” sowie die “permanenten Herausforderungen”, welche unsere Programmarbeit begleiten,<br />

herausgearbeitet und in diesem <strong>Wirkungsbericht</strong> wiedergegeben.<br />

Kinderkrippe der Friedensgemeinschaft und Dorfgemeinde San Jose de Apartado, Kolumbien.<br />

4 Wirksamkeit des HEKS-Auslandprogramms<br />

Der <strong>Wirkungsbericht</strong> baut auf verschiedenen Informationsquellen auf: Schlüsseldaten, erhoben in<br />

den HEKS-Projekten (Kap. 4.1); Evaluationen/Reviews von Programmen und Projekten (Kap. 4.2);<br />

einzelne Beobachtungen, Interviews, Ergebnisse von Partnerworkshops zusammengetragen in Field<br />

Visit Reports und Länderjahresberichten; die Jahresberichtsworkshops, in welchem wiederkehrende<br />

Muster (Kap. 4.3) sowie permanente Herausforderungen (Kap. 4.4.) erarbeitet werden.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 6


4.1 Schlüsseldaten <strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong><br />

Beobachtungsfeld Schlüsseldaten <strong>2012</strong> Erklärung<br />

Insgesamt<br />

Lebensstandard in<br />

ländlichen<br />

Gemeinden<br />

Soziale Integration<br />

von Randgruppen<br />

Grad der<br />

Umsetzung von<br />

Rechten<br />

Partizipation von<br />

Gemeinschaften<br />

an Entscheidungsprozessen<br />

0 939‘450 unmittelbare Begünstigte<br />

(2011: 867‘100 / 2010: 651‘900)<br />

1 101‘161 Personen, deren Einkommen<br />

gestiegen ist.<br />

(2011: 144‘660 / 2010: 76‘450)<br />

2 61‘121 Personen, deren Ernteerträge<br />

gestiegen sind.<br />

(2011: 82‘730 / 2010: 29‘200)<br />

3 62‘140 Personen, die von neuen<br />

Jobmöglichkeiten profitiert haben.<br />

(2011: 78‘500 / 2010: 49‘830)<br />

4 228‘011 Personen, deren Lebensqualität<br />

in einer Konfliktsituation sich aufgrund<br />

erhöhter Sicherheit, stärkerer<br />

Widerstandskraft oder eines tieferen<br />

Verständnisses grundlegender<br />

Konfliktursachen verbessert hat.<br />

(2011: 193‘130 / 2010: 199‘750)<br />

5 88‘095 Personen, denen der Zugang zu<br />

öffentlichen Dienstleistungen durch<br />

Projekte erleichtert wurde.<br />

(2011: 67‘515 / 2010: 111‘140)<br />

6 72‘737 Personen, denen der Zugang zu<br />

Land durch Projekte erleichtert wurde.<br />

(2011: 73‘940 / 2010: 52‘820)<br />

7 150‘783 Personen, denen der Zugang zu<br />

Wasser durch Projekte erleichtert wurde.<br />

(2011: 126'980 / 2010: 178‘360)<br />

8 161‘380 Personen, denen der Zugang zu<br />

öffentlichen Dienstleistungen durch<br />

Projekte erleichtert wurde.<br />

(2011: 229‘830 / 2010: 217‘330)<br />

9 4‘304 Basisorganisationen (CBO) durch<br />

Projekte unterstützt.<br />

(2011: 1710 / 2010: 2090)<br />

Begünstigte aller HEKS-Entwicklungsprojekte.<br />

Einkommensanstieg aufgrund von<br />

Projekttätigkeiten in Produktion oder Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen, usw. (Höhe Anstieg nicht<br />

berücksichtigt).<br />

Anstieg durch Projekttätigkeiten (für Verkauf<br />

oder Selbstversorgung).<br />

Beschäftigung oder selbstständige<br />

Erwerbstätigkeit dank Projektaktivitäten.<br />

Durch Projekte wie Schutz, Aufarbeitung der<br />

Vergangenheit, Friedenscamps,<br />

Sensibilisierungskampagnen, Rechtsberatung,<br />

Stärkung von Basisorganisationen usw.<br />

Dieser Indikator gilt für Roma, traditionelle<br />

Bevölkerungsgruppen, Dalits, Adivasis, IDP,<br />

behinderte und ältere Menschen.<br />

Service public wie etwa: Schule, Gesundheit,<br />

Altersrente, öffentliche Programme usw.<br />

Einzelpersonen, öfter Gruppen erhielten<br />

Nutzungsrechte, Landtitel etc., um auf dem Land<br />

landwirtschaftliche Produktion zu betreiben.<br />

PooC, die dank HEKS-Projekten Wasserstellen,<br />

Brunnen, Bewässerungssysteme, gebaut oder<br />

saniert haben oder den Zugang und die Nutzung<br />

dieser verbessert haben.<br />

Gleicher Indikator wie in Rubrik 5, aber<br />

einschliesslich der Mainstream-Bevölkerung.<br />

Aufbau, Coaching und Entwicklung der<br />

Kapazitäten von CBOs (von kleinen strukturierten<br />

Gruppen bis zu grossen Kooperativen).<br />

Abbildung 3: Die Schlüsseldaten von HEKS. Die Pfeile zeigen Entwicklung zwischen 2011 und <strong>2012</strong>. 2<br />

4.1.1 Schlussfolgerungen aus den Schlüsseldaten (Indikatoren)<br />

Im Jahr 2011 gab es gegenüber 2010 starke Zuwachsraten bei den Personen, deren Einkommen anstieg<br />

(Indikator 1: plus 89%), deren Ernteerträge ansteigen (Indikator 2: plus 183%), die von neuen<br />

Jobs profitierten (Indikator 3: plus 58%) und die Zugang zu Land erhielten (Indikator 6: plus 39%).<br />

Zwischen 2011 und dem aktuellen Berichtsjahre <strong>2012</strong> sanken die Zahlen genau dieser Indikatoren<br />

wieder, blieben aber alle deutlich über dem Niveau von 2010. Angestiegen sind im <strong>2012</strong> gegenüber<br />

dem Vorjahr nun die Anzahl Begünstigter, die von HEKS-Projekten profitieren, bei den Beobachtungsfeldern<br />

Konfliktbearbeitung (Indikator 4: plus 18%), Integration von Randgruppen (Indikator 5: plus<br />

30%), Zugang zu Wasser (Indikator 7: plus 19%) sowie Unterstützung von Basisorganisationen<br />

2<br />

Hinweis: Alle Zahlen ausgenommen Nr. 0 beinhalten mittelbare Begünstigte gemäss Schätzungen der HEKS-Länderbüros.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 7


(Indikator 9: plus 151%). Insgesamt nahm die Anzahl Begünstigter seit 2010 kontinuierlich zu –<br />

2010: 651‘900, 2011: 867‘100, <strong>2012</strong>: 939‘450. Es ist schwierig, aus den doch stark variierenden<br />

Zahlen der einzelnen Indikatoren eindeutige Schlüsse zur Ursache der Veränderung abzuleiten.<br />

Dennoch seien folgende Interpretationen gewagt:<br />

Im <strong>2012</strong> befand sich HEKS in der auslaufenden Programmphase 2008-<strong>2012</strong> mit einem höheren<br />

Anteil langjähriger Projekte. Konsolidierte Projekte verfügen in der Regel über mehr Begünstigte.<br />

Der leichte Rückgang bei den Indikatoren Einkommensanstieg (Indikator 1), Ernteerträge<br />

(Indikator 2) und Jobmöglichkeiten (Indikator 3) kann damit zu tun haben, dass sich die<br />

wirtschaftliche Situation in vielen Projektländern grundsätzlich verschlechtert hat und es somit<br />

schwieriger ist, Einkommen zu steigern oder neue Jobmöglichkeiten zu schaffen. Allerdings lässt<br />

sich dies nicht nachweisen.<br />

Der Anstieg von Indikator 4 kann damit zu tun haben, dass im Rahmen des ganzheitlichen<br />

Ansatzes, den HEKS in seinem neuen Auslandprogramm 2013-17 stärker pflegen will, bereits<br />

<strong>2012</strong> bewusst in ELG-Projekten die Komponente Konflikttransformation gestärkt wurde oder dass<br />

bei der Erhebung der Daten mehr auf diese Komponente geachtet wurde.<br />

Anstieg bei Indikator 5: HEKS arbeitet mit dem Ansatz der Ownership der Begünstigten bzw. mit<br />

der Stärkung der Begünstigten, gerade der Minderheiten, damit sie in der Lage sind, die<br />

Behörden in die Pflicht zu nehmen, ihnen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu gewähren<br />

wie etwa Renten, Schulen, Gesundheitsversorgung, Landwirtschaftszuschüsse, etc. Dies<br />

funktionierte vor allem in den Projekten in Osteuropa, aber auch in Indien und Bangladesch gut.<br />

Anstieg bei Indikator 9: Die Vernetzung von Begünstigten in Interessensgruppen, CBOs oder<br />

Kooperativen erhöht deren Möglichkeiten, sich eigenständig für ihre Bedürfnisse einzusetzen.<br />

HEKS arbeitet darum bewusst mit solchen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen zusammen. Es ist<br />

ein zentrales Element der HEKS-Wirkungshypothese 2013-17 (siehe Kapitel 2) und kam bereits im<br />

<strong>2012</strong> zum Tragen. Es war und ist ja die praktische Arbeitsweise und die Erfahrungen von HEKS,<br />

welche dann die Theorie prägen.<br />

4.1.2 Bedeutung von Indikatoren<br />

Seit drei Jahren sammelt HEKS in seinen Ländern Daten aufgrund der vorgegebenen neun<br />

Indikatoren. Das ist eines von mehreren Instrumenten von HEKS, um die Entwicklung und die<br />

Wirkung seiner Projekte und Programme besser nachvollziehen zu können. Je nach Verlauf eines<br />

Projektes und/oder Programmes sollten die entsprechend aggregierten und analysierten<br />

Indikatorenwerte plausible Aussagen zur Wirkungskraft unsere Programmportfolios ermöglichen.<br />

HEKS muss feststellen, dass HEKS-Länderbüros bzw. die dazu beauftragten Partnerorganisationen<br />

Daten noch immer auf zu unterschiedliche Weise erheben. Diese Schwankung ist, nebst der<br />

mangelnden Aussagekraft bzw. Relevanz der heutigen Indikatoren selbst, mit Grund, dass HEKS das<br />

im Rahmen eines seit <strong>2012</strong> laufenden Prozess zur Verbesserung des M&E-Systems sowie der ebenfalls<br />

im <strong>2012</strong> lancierten Überarbeitung der PCM-Instrumente das Set der Indikatoren überarbeitet. Ziel ist<br />

es, die Frage der Wirksamkeit bzw. der Effektivität – also das Verhältnis zwischen investierten Mitteln,<br />

erreichten Personen und erzielten Ergebnissen – künftig besser aufzeigen zu können (Accountability).<br />

Und es soll vor allem auch dazu dienen, um Lehren aus Projekten und Programmen ziehen zu können<br />

(Lernen), um dann diese besser steuern zu können (Steuerung).<br />

4.2 Evaluationen<br />

Auf regelmässiger Basis evaluiert HEKS zusammen mit seinen Partnern gezielt Projekte,<br />

HH-Interventionen oder ganze Landesprogramme, um glaubwürdige Aussagen zu den erzielten<br />

Resultaten und zur Wirkungskette (Output -> Outcome -> Impact) machen zu können. Wichtig ist,<br />

daraus die richtigen Lehren zu ziehen, um die Relevanz der HEKS-Aktivitäten für die Begünstigten wie<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 8


auch die Effektivität nachhaltig zu erhöhen. Im <strong>2012</strong> wurden die Landesprogramme Südafrika – mit<br />

Fokus auf den Ausstieg – sowie Kolumbien und Niger evaluiert; ebenso die humanitäre Intervention<br />

in Südäthiopien.<br />

4.2.1 Südafrika<br />

Landesprogramm und HEKS-Ausstieg<br />

Seit den frühen 80ern war HEKS in Südafrika tätig. Der Fokus lag auf Menschenrechten verbunden<br />

mit Advocacy. Seit 2007 unterstützte HEKS Projekte zur Friedensförderung mittels Stärkung der<br />

Zivilgesellschaft, Projekte zur Ernährungssicherung und ländlicher Entwicklung sowie Projekte zur<br />

Arbeitsmarkteingliederung und auch zur Eindämmung von AIDS/HIV.<br />

Ende 2009 wurde der HEKS-Ausstieg (Phase-out) aus Südafrika per Ende <strong>2012</strong> initiiert. Gründe waren<br />

die tiefe Konformität mit der HEKS-Strategie (Projekte im urbanen Umfeld), die Nicht-Existenz eines<br />

HEKS-Länderbüros sowie das tiefe jährliche Budget von rund ½ Million Franken. HEKS nutzte das<br />

Phase-out, um eigene Erfahrungen und die der Partner aufzuarbeiten – mittels Partner-Workshops<br />

sowie Einzelinterviews.<br />

Die Partner wurden durch HEKS in den letzten beiden Jahren gezielt im Aufbau ihrer Management -<br />

Qualitäten unterstützt. Viele werden ihre Tätigkeit mit anderen privaten oder staatlichen Geldern<br />

fortsetzen, einige mussten redimensionieren. Mühe hatten Partner, die finanziell primär auf HEKS<br />

angewiesen waren. Für die Begünstigten selber hatte der Ausstieg keine gravierenden Auswirkungen,<br />

da meist Lösungen zur Fortführung der Dienste gefunden wurden – sei es durch die Partner selber<br />

oder durch die Überführung in staatliche Programme.<br />

Wichtigste Erkenntnisse der Evaluation<br />

Zusammenarbeit HEKS und Partnerorganisationen: HEKS hat trotz seiner Rolle als Geldgeber<br />

eine Partnerschaft auf Augenhöhe angestrebt und dabei transparent sowie glaubwürdig<br />

kommuniziert. HEKS zeigte sich als lernende Institution und hat mit Partnern wie Begünstigten<br />

Wissen ausgetauscht und Projektentwicklungen reflektiert. Das Phase-out wurde offen diskutiert und<br />

angemessen umgesetzt.<br />

„HEKS/EPER brought a human face to development.“<br />

South African Partner during a phase-out workshop.<br />

Konflikttransformation: Eine Haupterkenntnis war, dass Friedensarbeit eng verknüpft sein musste<br />

mit den für die Menschen zentralen Themen Existenzgrundlage („Livelihood“) und HIV/AIDS. HEKS<br />

arbeitete in Südafrika auch mit Flüchtlingen. Dort war es enorm wichtig, die rechtlichen Pflichten der<br />

Behörden gegenüber diesen sowie die Machtstrukturen zu kennen, um Advocacyarbeit zu leisten.<br />

Gleichzeitig mussten HEKS und seine Partner auf die Wahrung der Unabhängigkeit achten, besonders<br />

wenn Aufgaben im Rahmen von Leistungsvereinbarungen mit den Behörden erbracht wurden.<br />

Entwicklung ländlicher Gemeinschaften: Die Fähigkeit zur Selbstorganisation durch das Bilden<br />

von Interessengruppen, Kollektiven, Kooperativen oder Austauschforen trug massgeblich zur<br />

Entwicklung ländlicher Gemeinschaften bei und stärkte Kleinbauern und -bäuerinnen. Es braucht<br />

Wissen, Initialressourcen, Zugang zu Land und adaptiertes Saatgut um die Landwirtschaft nachhaltig<br />

auf die sich ändernden Umwelt- und Marktbedingungen auszurichten. Diese Anpassungen erfordern<br />

auch Änderungen in Gesellschaft oder individueller Einstellung der Bauern und Bäuerinnen – das ist<br />

zeitintensiv und heikel. Die Gründung von Spar- und Kreditgemeinschaften half die<br />

Selbstbestimmung zu fördern, war aber nicht immer einfach und erfolgreich.<br />

Der gegenseitige Austausch half Partnerorganisationen und Begünstigten, ihr Wissen und ihre<br />

Fähigkeiten auszubauen. Oft nur eine kleine Investition mit grosser Wirkung. Allerdings fand dies<br />

selten statt – mangels Zeit, Gelegenheit oder Ressourcen.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 9


Beispiel: Erfahrungsaustausch zwischen Südafrika und Simbabwe<br />

Nach monatelangen Vorbereitungen querten in Kleinbussen, mit brandneuen Pässen in ihren<br />

Händen, südafrikanische Kleinbäuerinnen und -bauern die Grenze nach Simbabwe das erste Mal.<br />

Sie waren aufgeregt, teils unsicher – viele von ihnen hatte ihre Heimat, Kwa-Zulu-Natal, noch nie<br />

verlassen. Sie trafen in Simbabwe auf Bäuerinnen und Bauern mit ähnlichen Herausforderungen in<br />

Landwirtschaft, Politik und Alltag.<br />

Im offenen Austausch von Ideen und praktischen Tipps gelang es Solidarität und Vertrauen<br />

aufzubauen und viel neues Wissen zu gewinnen. Die Südafrikanerinnen und -afrikaner erfuhren,<br />

wie schnell es zu Repressionen kommen kann, wie das Gesetz missbraucht wird, um konservative<br />

patriarchale Strukturen wieder durchzusetzen. Sie lernten aber auch aus der reichen Erfahrung<br />

Zimbabwes – gerade auch mit Landreformen und Landverteilungen – wie es möglich ist, eine<br />

ernährungssichernde landwirtschaftliche Produktion zu etablieren. Praxistrainings in<br />

Wasserbewirtschaftung, Fruchtfolgelandwirtschaft, Viehwirtschaft wurden gemeinsam<br />

durchgeführt. Die gemachten Erfahrungen werden beide Seiten lange begleiten.<br />

HIV/AIDS: Mit Menschen bzw. an Verhaltensänderungen zu arbeiten, hat nicht zur erhofften<br />

Eindämmung von HIV/AIDS geführt. Die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen waren zu<br />

gross. Die Stigmatisierung der Erkrankten ist immer noch gross. Die Frauen tragen die Hauptlast und<br />

sind in der Folge stark von Armut betroffen. Um HIV/AIDS überhaupt diskutieren zu können,<br />

bewährte sich die Einbettung des Themas in „reguläre“ ELG-Projekte.<br />

Wichtige Erkenntnisse zum Phase-out<br />

Alle HEKS-Programmanträge müssen bereits den Phase-out-Aspekt berücksichtigten.<br />

Partnerorganisationen müssen von Beginn weg eine Strategie zur Unabhängigkeit von HEKS als<br />

Geldgeber und Facilitator entwickeln, um nachhaltig eigenständig agieren zu können.<br />

Partner führen den Phase-out-Prozess eigenständig, definieren ihre Bedürfnisse und erarbeiten<br />

selber ein Ausstiegspapier inklusive klaren Fahrplan dazu. HEKS ist in der Rolle des Begleiters.<br />

Transparenz und klare Kommunikation von HEKS gegenüber Partner und Begünstigten während<br />

gesamtem Phase-out – besonders bezüglich Ausstiegskriterien.<br />

Fokus beim Ausstieg sollte bei den Begünstigten und nicht auf Partnerorganisationen liegen.<br />

Nähe zu den Begünstigten während ganzer Programmphase aufrecht erhalten. Optik umdrehen<br />

und diese fragen, was sie sich wünschen würden, wenn sie wüssten, HEKS beendet<br />

Projekt/Programm innert weniger Jahren.<br />

Zwischen HEKS und einigen Partnerorganisationen bestanden langandauernde Kooperationen.<br />

Dadurch waren Begünstigte, in deren Region diese PO als einzige aktiv war, oft stark von dieser<br />

abhängig. Dies macht ein nachhaltiges Phase-out schwieriger. Darum sollten Projektphasen in der<br />

gleichen Region zeitlich beschränkt sein.<br />

Das Phase-out ist eine Lernchance für HEKS und PO.<br />

Flexibilität bezüglich der Mittelverwendung in der Schlussphase erleichtert es, spezifische<br />

Bedürfnisse abzudecken, die einem reibungslosen Übergang dienen (PO oder Begünstigte).<br />

Link zu M&E-System, besonders zu den Indikatoren, sollte erstellt werden: Ab wann aussteigen<br />

und aufgrund welcher Zielerreichung bzw. Nicht-Erreichung?<br />

Anreize schaffen, um lokale HEKS-Mitarbeitende und POs bis zum Schluss bzw. bis zu letztem<br />

Reporting zu halten.<br />

Das Thema Phase-out muss in den HEKS-PCM-Prozess integriert sein, denn die meisten<br />

Problemstellungen hängen stark zusammen mit Gesamtprogramm sowie Planung und<br />

Implementierung.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 10


4.2.2 Kolumbien<br />

Landesprogramm<br />

In den HEKS-Schwerpunktregionen Uraba-Chocó sowie Norte de Santander/Tibu wird der über 40-<br />

jährige soziale und bewaffnete Konflikt, der sich vor allem um die natürlichen Ressourcen dreht, am<br />

heftigsten ausgetragen. Das Landesprogramm 2008-<strong>2012</strong> hatte zum Ziel, einen Beitrag zur<br />

Schaffung einer gerechteren, friedlicheren Gesellschaft und zur Verbesserung der Lebensgrundlagen<br />

von intern vertriebenen Familien und ländlichen Gemeinschaften in Konfliktgebieten zu leisten. Dies<br />

durch den Einbezug von Basisorganisationen<br />

intern Vertriebener, von KleinbäuerInnen,<br />

von Frauen und Jugendlichen. Durch die<br />

Stärkung von Netzwerken sowie mit<br />

Advocacyarbeit und Friedensinitiativen<br />

wurde das Programm vorangetrieben.<br />

Empowerment von und Gewaltprävention<br />

bei jungen Menschen war ein wichtiges<br />

Element, ebenso wie die Ernährungssicherung<br />

durch eine Verbesserung von<br />

Nahrungsmittelproduktion und -vermarktung<br />

durch die Förderung familiärer,<br />

diversifizierter, ökologischer Landwirtschaft<br />

und durch einkommensschaffende Mikroprojekte<br />

für Frauen.<br />

Wichtigste Erkenntnisse der Evaluation<br />

Bäckerei in Malhade Grande, Kolumbien: Betrieben von<br />

einer Frauengruppe.<br />

Die Evaluation im <strong>2012</strong> diente HEKS zur Neuausrichtung des Landesprogrammes Kolumbien. Gemäss<br />

dem Evaluationsteam wurden die gesetzten Ziele mit den oben skizzierten Massnahmen erreicht. Mit<br />

dem Programm hat HEKS einen integralen Ansatz eingeführt, indem es neu Prozesse statt Projekte<br />

unterstützt. Dank der Konfliktsensitivität und dem partizipativen Ansatz hat das Programm in<br />

Kolumbien hohe Akzeptanz.<br />

Ein wesentlicher Baustein zur Zielerreichung waren die Bildungsprogramme für Jugendliche, Frauen<br />

und lokale Führungspersonen sowie eine nahe Begleitung der Projekte durch das HEKS-Länderbüro<br />

und die Initiativen zum Thema Recht auf Ernährung und Ernährungssicherheit. Auch hat HEKS<br />

konsequent auf die Herausforderungen der Umwelt- und Klimaveränderung reagiert und strukturelle<br />

Präventionsmassnahmen eingeleitet. Zudem hatten die unterstützten lokalen zivilen Friedensinitiativen<br />

Einfluss bis auf nationale und internationale Ebene, besonders durch das Projekt zur<br />

Verbreitung und Umsetzung der UNO-Sicherheitsrats-Resolution 1325 („Frauen, Frieden, Sicherheit“)<br />

in der Region Nororiente.<br />

Als Schwächen identifizierte das Evaluationsteam die Planungs- und Monitoringinstrumente des<br />

Landesprogramms sowie die interne Personalstrategie. Auch hielten die Partnerorganisationen die<br />

Ziele zu „Entwicklung ländlicher Gemeinden“ für sehr ehrgeizig angesichts der grossen Hindernisse:<br />

Demotivation von Bauern und Bäuerinnen nach Ernteverlusten durch Umweltschäden; Konkurrenz<br />

durch lukrativere Geschäfte wie Anbau von Koka, Palmöl, Gold, Schmuggel aus Venezuela;<br />

mangelnder Zugang zu Land und Ressourcen.<br />

Als wichtige Herausforderungen wurden durch die Partner die bessere Vermarktung und die<br />

juristische Begleitung zur Erreichung von Landtiteln benannt. Gewünscht wurde auch mehr<br />

Lobbyarbeit aus der Schweiz.<br />

Trotz guter einkommensfördernder Projekte braucht es zusätzliche Massnahmen, damit Jugendliche<br />

von der Landwirtschaft leben können und um die Landflucht zu verhindern. Es gilt die strukturelle<br />

Hindernisse für die kleinbäuerliche Landwirtschaft auszuräumen (Konflikte, Vertreibungen, Fehlen<br />

von staatlichen Institutionen, Intervention von Multinationalen Firmen, Freihandelsabkommen).<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 11


Massnahmen<br />

Um eine höhere Wirkung zu erreichen, wird die thematische Ausrichtung beibehalten, doch das<br />

Landesprogramm geografisch fokussiert: Ausstieg aus dem Chocó, intensivere Zusammenarbeit<br />

im Nororiente.<br />

Zugang zu Land, Wasser und Ressourcen bleiben im Fokus der Massnahmen.<br />

Es muss mehr in landwirtschaftliche Initiativen/Studien, Agrar-Know-how, integrierte Produktion,<br />

Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Anbau und Weiterverarbeitung, Marktzugang,<br />

Massnahmen zur Milderung des Umwelt- und Klimawandels und Stärkung der<br />

Basisorganisationen investiert werden.<br />

Es braucht mehr Massnahmen zur Erreichung der Ernährungssicherheit (regionale Entwicklung<br />

und autonome Lebensmittelproduktion).<br />

Durch die Stärkung der Advocacyarbeit sowie die Bildung von Netzwerken ist die Friedensarbeit,<br />

wie auch die ländliche Entwicklung zu stärken. Synergien zwischen ELG und KT sind zu nutzen .<br />

Paradigmawechsel bei der Konflikttransformation: Nicht nur mit Right Holders arbeiten, sondern<br />

vermehrt die Duty Bearers sowie andere relevante Akteure einbeziehen, um erfolgreicher die<br />

Rechte der Begünstigten in Verhandlungen einzufordern.<br />

Mit den PO werden verstärkt Strategien zur Nachhaltigkeit vereinbart, besonders in den Bereichen<br />

Friedensinitiativen und Vermarktung.<br />

Bei der HEKS-Personalauswahl muss das Profil der anzustellenden Fachpersonen den Bedürfnissen<br />

des Landesprogramms besser entsprechen.<br />

4.2.3 Niger<br />

Landesprogramm<br />

Langfristige Ziele im Niger sind a) die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und deren<br />

Vermarktung sowie b) der Zugang zu und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen. Zentral ist die<br />

Gewährleistung des friedlichen Zusammenlebens von Viehzüchtenden und sesshaften Bauernfamilien<br />

in zwei Departementen.<br />

Der Zugang<br />

zu Weideland<br />

sowie die Durchgangskorridore<br />

für<br />

Viehherden wird unter<br />

den Betroffenen ausgehandelt<br />

und geregelt.<br />

Gut ausgebildete<br />

Landkommissionen<br />

sorgen für die<br />

Einhaltung dieser Korridore<br />

und schlichten<br />

Konflikte. Eine weitere<br />

wichtige Komponente<br />

des Landesprogramms<br />

ist der<br />

Aufbau eines Frühwarnsystems,<br />

das<br />

rechtzeitig drohende<br />

Hungerkrisen erkennt. Viehkorridore (rot und grün) des Departements Mayahi, Niger.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 12


Wichtigste Erkenntnisse der Evaluation<br />

Stärken<br />

HEKS ist in zwei Regionen mit starkem Druck auf die Ressource Land aktiv und fokussiert daher<br />

auf die Sicherung des Zugangs zu Land für die Begünstigten. Das HEKS-Länderbüro sowie das<br />

Projektteam Zamtapo verfügt über das (seltene) Know-how, um mittels Verhandlungen zwischen<br />

allen involvierten Akteuren sowie Beratungen diesen Zugang für Pastoralisten wie für Sesshafte zu<br />

ermöglichen.<br />

Die HEKS-Interventionen entsprechen den Bedürfnissen der betroffenen Gruppen und stimmen<br />

mit den MDG-Zielen der Initiative 3N (Nigériens Nourrissent Nigériens) der nigrischen Regierung<br />

überein.<br />

HEKS trägt dazu bei, dass ländliche Gemeinschaften zusammen mit lokalen Behörden die<br />

Herausforderung „Zugang zu Land“ angehen.<br />

In den Interventionsregionen wurden Regeln bezüglich Zugang zu Land sowie Viehkorridoren<br />

etabliert, die von Pastoralisten wie von sesshaften Bauern/Bäuerinnen respektiert werden.<br />

Rechtzeitig und wirksam konnte HEKS auf die Ernährungskrise in den Jahren 2009 bis <strong>2012</strong><br />

reagieren – vor allem mittels Nahrungshilfe für Kinder und Schwangere.<br />

Herausforderungen<br />

Die lokalen Partner benötigen eine engere Begleitung sowie mehr Know-how in ihrem<br />

Arbeitsbereich.<br />

Die Funktionsweise der lokalen Märkte für landwirtschaftliche Produkte muss besser in die<br />

Analyse als Grundlage des Aufbaus lokaler Wertschöpfungsketten einbezogen werden.<br />

Die Förderung von verbessertem Saatgut muss gestärkt werden.<br />

Die traditionellen ländlichen Autoritäten müssen noch besser in die Verhandlungen bezüglich<br />

Zugang zu Land einbezogen werden.<br />

Besserer Umgang mit Widerstand (von Männern) gegen die Vergaben von Landtiteln durch<br />

Dorfchefs an Frauen. Eine Kontextanalyse zeigte, dass primär lokale Machtstrukturen und weniger<br />

die Genderfrage ausschlaggebend waren.<br />

Massnahmen<br />

Ein regelmässiger Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Partnern und Projekten wird<br />

eingeführt, um die Kompetenzen der einzelnen Partner für eine effektive Implementierung zu<br />

stärken.<br />

Die Kommunikation und Zusammenarbeit mit lokalen CBOs wird ausgebaut.<br />

Ländlich Kleinunternehmen sollen eine<br />

grösser Rolle spielen beim Absatzmarkt<br />

für lokale Produkte und Güter sowie<br />

Dienstleistungen, die der Bevölkerung<br />

nutzen, anbieten.<br />

Den HEKS-Interventionsbereich<br />

ausdehnen, damit die bisherigen<br />

Errungenschaften des Landesprogramms<br />

sich auch andernorts verbreiten.<br />

Know-how, Verhandlungsfähigkeiten und<br />

rechtliche wie gesellschaftliche Strukturen<br />

zur Umsetzung des Code Rural werden<br />

bei Begünstigten gefördert.<br />

Wasserloch im HEKS-Projektgebiet im Niger.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 13


4.2.4 Äthiopien – Humanitäre Hilfe<br />

Humanitäre Intervention<br />

HEKS führte 2011 und <strong>2012</strong> im Süden Äthiopiens seine grösste humanitäre Intervention überhaupt<br />

durch. Das Horn von Afrika war von der grössten Dürre seit 60 Jahren betroffen. Danach kam es zu<br />

Überschwemmungen, welche frisch bestellte Felder auswusch und die einfachen Wasserversorgungssysteme<br />

(Rückhaltebecken, Wasserzuführungsrinnen)<br />

zerstörte. HEKS unterstützte rund 33‘000 Menschen<br />

in der Region Borana mit Lebensmitteln. Gleichzeitig sorgte<br />

das Projekt für die Wiederherstellung von Lebensgrundlagen<br />

wie Wasserversorgung, Viehweiden, Ackerland und<br />

Zubringerstrassen – mit dem Ziel, die Bevölkerung auf<br />

allfällige künftige Dürren oder Überschwemmungen besser<br />

vorzubereiten sowie die Ernährungssicherheit zu erhöhen.<br />

Review-Workshop in Hidi, Äthiopien.<br />

After Action Review<br />

HEKS und seine äthiopische Partnerorganisation OSHO<br />

meisterten die grosse logistische Herausforderung in dieser<br />

abgelegenen Region äussert erfolgreich. Im Rahmen einer<br />

After Action Review wurde evaluiert, wie die Intervention<br />

noch erfolgreicher und effektiver durchgeführt hätte können<br />

und es wurden Empfehlungen ausgearbeitet für künftige<br />

humanitären Aktionen in Äthiopien, aber auch in anderen<br />

Ländern (HEKS HH). Diese Empfehlungen gilt es im jeweiligen<br />

Kontext zu überprüfen. Auch können diese praktischen<br />

Erkenntnisse zur im 2013 lancierten Überarbeitung des<br />

Konzepts Humanitäre Hilfe von HEKS dienen.<br />

Wichtigste Erkenntnisse / Empfehlungen<br />

Die unten aufgeführten Empfehlungen entstammen nicht primär Defiziten, vielmehr basieren die<br />

Empfehlungen gerade auch auf durch die AAR identifizierten Stärken der Intervention.<br />

Auswahl der Begünstigten: In Äthiopien werden die Begünstigten einer humanitären Aktion durch<br />

die lokalen Behörden mit der Zustimmung nationaler Regierungsstellen ermittelt. NGOs können die<br />

Listen zwar überprüfen, haben aber keine Möglichkeit, die Auswahl zu korrigieren.<br />

HEKS HH: In jedem Kontext ist das Auswahlprozedere bzw. der Einbezug von NGOs in dieses<br />

unterschiedlich. Unabhängig vom Grad des Einbezugs sollten Minimalstandards für ein f aires und<br />

transparentes Auswahlprozedere formuliert werden. Kann HEKS oder seine Partnerorganisationen die<br />

Begünstigten nicht selbst bestimmen, ist es besonders wichtig, dass die Kriterien sowie das Verfahren<br />

selbst transparent und nachvollziehbar sind. So ist sichergestellt, dass HEKS Entscheidungsgrundlagen<br />

zu Verfügung stehen, um eine Auswahl zu akzeptieren oder nicht. Berichte von<br />

Menschenrechtsorganisationen (UNO/andere) sollten mit berücksichtigt werden. Die Überprüfung des<br />

Auswahlprozederes sollte möglichst regelmässig durch das HEKS-Personal selbst oder durch neutrale<br />

Experten vorgenommen werden. Der Dialog mit lokalen, die Begünstigten bzw. Betroffenen<br />

repräsentierenden Grassroot-Organisationen muss jederzeit intakt sein, um die Wirksamkeit der<br />

Intervention bei den betroffenen Menschen nachzuprüfen.<br />

Ownership sowie Partizipation der Bevölkerung: In Äthiopien begleiteten ab der zweiten<br />

Projektphase Bevölkerungskomitees die Intervention, gaben Feedbacks zu Qualität und Umfang der<br />

verteilten Güter und zeigten mit auf, welche zusätzlichen Aktivitäten zur längerfristigen Erhaltung der<br />

Lebensgrundlagen beitragen. Der Dialog mit den Komitees hätte früher und umfassender stattfinden<br />

können. Gleichzeitig bestanden Unsicherheiten über die Repräsentativität bzw. über auch<br />

Unabhängigkeit der Komitees gegenüber den staatlichen Behörden.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 14


HEKS HH: Der Einbezug der betroffenen Bevölkerung in Planung und Implementierung der<br />

humanitären Intervention ist im grösstmöglichen Umfang sicher zu stellen, von der Auswahl der<br />

Begünstigten über die Bedürfniserhebung bis hin zum Entscheid, welche zusätzliche Komponenten<br />

(Rehabilitation, Livelihood, etc.) berücksichtigt werden sollen und bis zu welchem Grad und auf<br />

welche Art die Begünstigten zur Intervention beitragen (z.B. Community works projects). Die<br />

Bevölkerung muss repräsentativ (NGOs, Behörden, Initiativen, etc.) in die Entscheidungsfindung<br />

bezüglich der Art der Intervention einbezogen werden.<br />

Gemeinschaftliche Arbeitsprojekte: In Äthiopien verfügte und Partner OSHO grundsätzlich über<br />

Know-how, Kapazität und finanzielle wie personelle Ressourcen, um effektive „Community Work<br />

Projects“ durchzuführen. Allerdings wären zusätzlich finanzielle Mittel hilfreich gewesen, um einige<br />

Projektarbeiten mit Investitionen in Infrastruktur (z.B. in Schlammaufangvorrichtungen bei<br />

Trinkwasserauffangbecken) nachhaltiger zu gestalten.<br />

HEKS HH: Lebensmittelverteilungen begleitende “Community Work Projects” sind sinnvoll, um damit<br />

die Lebensbedingungen der Bevölkerung möglichst schnell zu verbessern und auch Prävention für<br />

und Widerstandskraft bei künftigen Katastrophen nachhaltig zu. Sie sollten nur durchgeführt<br />

werden, wenn Know-how und Ressourcen zur Begleitung vorhanden sind. Die Begünstigten sollten<br />

dabei gut einbezogen und auch ausgebildet werden. Das Monitoring sollte guten Indikatoren zur<br />

Wirkungsmessung basieren (z.B. nicht nur die Kilometer-Anzahl von wieder hergestellten Strassen als<br />

Indikator, sondern zusätzlich dazu z.B. wie viele Menschen dadurch erleichterten Zugang zu Schulen,<br />

Märkten. etc. erhalten).<br />

Trainings & Weiterbildung: HEKS Äthiopien & HEKS HH: Bereits in der Planungsphase muss das<br />

Capacity Building für alle in die humanitäre Aktion involvierten Personen mitgedacht werden. Schon<br />

zu Beginn der Intervention muss das Personal eine spezifische Ausbildung durchlaufen. HEKS-<br />

Mitarbeitende, Personal der Partnerorganisationen, lokale Hilfe-Komitees sowie Begünstigte selber<br />

müssen die Fähigkeiten haben, um ihre Aufgaben vollumfänglich zu erfüllen – z.B. Warenhäuser<br />

verwalten, Verteilungen managen, etc. So wird die Wirkung von Hilfeleistungen massiv erhöht.<br />

Periodisch stattfindende Job Trainings sowie Evaluationen der Effektivität der geleisteten Arbeit<br />

müssen von Beginn weg und während der gesamten Aktion gewährleistet sein.<br />

Wissen und Motivation der Mitarbeitenden: HEKS Äthiopien & HEKS HH: HEKS muss die<br />

Organisationsstrukturen seiner HEKS-Büros in den Ländern so überarbeiten, dass sie bestmöglich auf<br />

die Implementierung von HH-Projekten vorbereitet sind. Das HEKS-Personal sowie die wichtigsten<br />

HH-Partner vor Ort sollten entsprechende Aus- und Weiterbildungen durchlaufen.<br />

Falls ein HH-Team vor Ort auf- oder ausgebaut werden müsste, braucht es einen transparenten<br />

Rekrutierungsprozess mit Einbindung des lokalen Büros. Rollen, Aufgaben, Pflichten, Hierarchie,<br />

Kommunikation im Team und zwischen HEKS-Büro und HHQ müssen rechtzeitig festgelegt werden.<br />

Netzwerke: HEKS Äthiopien & HEKS HH: HEKS muss sich bemühen, effiziente Netzwerke auf lokaler,<br />

nationaler und internationaler Ebene aufzubauen und/oder permanent zu pflegen, um die Effektivität<br />

seiner Interventionen zu steigern und um dies mit anderen Akteuren zu koordinieren – wie z.B. mit<br />

anderen Hilfswerken oder mit den Behörden.<br />

Lebensmitteleinkauf und -verteilung: HEKS Äthiopien & HEKS HH: Der Ausschreibungs- und<br />

Beschaffungsprozess inkl. Verträge mit Zulieferern sowie das Verteilungsprozedere wie auch der<br />

Inhalt der Food Packages plus ein unabhängiges Controlling der Implementierung muss geregelt und<br />

klar strukturiert sein. Abläufe und Dokumente müssen für die potenziellen Einsatzländer vorbereitet<br />

sein, um schnell und effektiv intervenieren zu können. Auch in diesem Bereich müssen die<br />

Mitarbeitenden von HEKS und Partnerorganisationen über die notwendigen Fähigkeiten verfügen.<br />

Early Warning System: HEKS Äthiopien & HEKS HH: HEKS-Büros, Programmbeauftragte sowie HH-<br />

Beauftrage sollten gemeinsam daran arbeiten, ein funktionierende “Early Warning System” pro<br />

Land/Region ausgerichtet auf die Art des möglichen Notfalls zu etablieren.<br />

DRR: HEKS: Die Wichtigkeit der Integration von DRR gerade in die EZA-Projekte zeigte sich auch in<br />

der Region Borana. Risikominderung und Resilience-Stärkung trägt dazu bei, dass allfällige künftige<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 15


Katastrophen weniger häufig schwerwiegende Folgen haben und dass die besser vorbereitete<br />

Bevölkerung weniger stark betroffen ist. Somit könnte die Nothilfe mit weniger Aufwand effektiver<br />

geleistet werden. Darum erarbeitet HEKS nun eine DRR-Strategie zur Integration von DRR in seinen<br />

Programmen und Projekten.<br />

Effektive interne Arbeitsabläufe: HEKS: HEKS als NGO muss über eine gut funktionierende HH-<br />

Abteilung mit schnellen und effektiven internen Prozessen und guten Links zur HEKS-<br />

Kommunikationsabteilung sowie zur gesamten HEKS-Auslandabteilung verfügen. Hilfreich wäre ein<br />

“neutraler” Interventionsfonds, welcher die Implementierung von ersten schnellen Aktivitäten (Rapid<br />

Response) erlaubt, bevor dafür Gelder generiert werden müssen (Spendenaufrufe, Glückskettenanträge,<br />

etc.)<br />

4.2.5 Regional Meetings<br />

HEKS organisierte im <strong>2012</strong> drei grosse kontinentale<br />

Treffen der Länder-koordinatorInnen mit Projektbeauftragten,<br />

Themenbeauftragten und Leitungsmitglieder<br />

sowie ausgesuchten lokalen Partnern (Projektbesuche),<br />

um spezifisch relevante Themen zu besprechen und<br />

einen Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen<br />

HEKS-Ländern zu ermöglichen.<br />

Kernthemen der Regional Meetings<br />

Regional Meeting Afrika (Zimbabwe):<br />

Zugang zu Land (Umgang mit Landgrabbing),<br />

Enabling Environment (Umgang mit schrumpfendem<br />

Handlungsspielraum für PooC, CBOs, NGOs) und<br />

nachhaltige Landwirtschaft.<br />

Regional Meeting Lateinamerika (Honduras): Hauptthema war der Austausch bezüglich<br />

Zugang und Sicherung von Land; ergänzt durch den Aspekt wie kann in HEKS-Programmen eine<br />

grössere Kohärenz, Beständigkeit und Relevanz erreicht werden?<br />

Regional Meeting Asien/Europa (Georgien): Ziel war es, Einsichten bezüglich unterschiedlicher<br />

Ansätze zur Implementierung von für die PooC profitablen Wertschöpfungsketten zu gewinnen<br />

und sich darüber auszutauschen, wie Marktanalysen vorgenommen werden sollten. Der Fokus lag<br />

dabei auf dem M4P-Approach wie er durch HEKS im Rahmen des MOLI-Projekts (DEZA-Mandat)<br />

in Georgien umgesetzt wird.<br />

Wichtigste Erkenntnisse der Regional Meetings<br />

Projektbesuch: Kleinunternehmer in Signaghi,<br />

Georgien, im M4P-Projekt MOLI.<br />

Mehr Zeit und Ressourcen in Markt- und Kontextanalysen sowie in die Planungsphase eines<br />

Programms/Projekts investieren – nötig sind mehr Expertise innerhalb von HEKS (HHQ/HO) sowie<br />

die gezielte Nutzung von auswärtigem Know-how sowie Analysen durch Partnerorganisationen.<br />

Allianzen/Kooperationen/Netzwerke auf lokaler, nationaler, internationaler sowie auf Schweizer<br />

Ebene in den Bereichen Advocay, Forschung, Wissensaustausch, Capacity Building, etc. sind<br />

wertvoll, um die Entwicklung in Programm-/Projektregionen voranzutreiben.<br />

Zugang zu Land: Wissen, Advocacy, Networking, Problembewusstsein sowie die Sicherung des<br />

Landes einschliesslich der Aspekte Identität, Familie, Kultur, Wirtschaft, Umwelt muss verstärkt<br />

werden. Insbesondere ist das Wissen und die Handlungskompetenz bezüglich dem Thema<br />

Pastoralisten/Sesshafte gezielt zu erhöhen.<br />

“Markt ist überall” und muss daher in das Handeln von HEKS einbezogen werden. Der<br />

Wirkungskreis ELG (s. Kap. 2) definiert die Arbeitsfelder in welchen HEKS tätig ist – der Ansatz<br />

muss je nach Kontext richtig gewählt werden (M4P oder ein anderer), um effektiv zu einer<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 16


nachhaltigen Landwirtschaft bzw. zu einer nachhaltigen Entwicklung ländlicher Gemeinschaften<br />

zu kommen.<br />

Shrinking Space, mangelnder Schutz von PooC, Partner, NGOs, Zivilgesellschaft sind zentral.<br />

Darum muss auch das Bewusstsein für die nationalen Rechte bzw. auch der Menschenrechte<br />

gefördert werden.<br />

Wissen wie Handlungskompetenzen der Mitarbeitenden am HHQ sowie in den Länderbüros<br />

sollten erhöht werden. Gleichzeitig müssen Organisation und Arbeitsweisen der Länderbüros<br />

ebenso wie die Art der Intervention so gestaltet sein, dass sie den Bedürfnissen der PooC dienen.<br />

HEKS muss dabei auch vorhandenes internes wie externes Wissen effektiver nutzen und auch die<br />

Kommunikation und das Lernen zwischen den Schwerpunktländern sowie zwischen diesen und<br />

dem HHQ verbessern.<br />

Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnis und bezüglich des ganzheitlichen Ansatzes des<br />

HEKS-Auslandprogramms2013-17 bzw. dessen praktische Umsetzung muss gewährleistet<br />

werden. Wie sind die Interventionsfelder und die Wirkungskreise miteinander zu verknüpfen?<br />

4.2.6 Schlussfolgerungen aus Evaluationen und Regional Meetings<br />

Bereits aus den Evaluationen 2011 gewann HEKS wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf Erfolge<br />

sowie Verbesserungspotenzial …<br />

Begünstigte, die sich ihrer Rechte bewusster sind, haben grössere Entwicklungsperspektiven.<br />

Höheres Einkommen dank verbesserter landwirtschaftlicher Produktion<br />

Wertschöpfungsketten für PooC profitabler machen.<br />

Erfolgreiche Friedensarbeit dank Fokussierung auf spezifische Zielgruppen.<br />

Dialog fördert Vertrauen und ermöglicht Frieden und Entwicklung.<br />

Aus den vier Evaluationen/AARs im <strong>2012</strong> kann HEKS trotz grosser geografischer und thematischer<br />

Unterschiede sowie trotz unterschiedlichen Interventionsarten (EZA/HH) viel grundsätzliches lernen –<br />

sei es auf institutioneller Ebene wie auf Programm-/Projektebene. Haupterkenntnisse, welche in die<br />

künftige Arbeit verstärkt einfliessen bzw. aufrecht erhalten werden sollen sind …<br />

Mit Begünstigten/Partnerorganisationen eine Partnerschaft auf Augenhöhe leben. Diese<br />

einzubeziehen und glaubwürdig zu kommunizieren wie zu agieren, ist Basis für erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Befähigung der Begünstigten und Partnerorganisationen zur Selbstorganisation und<br />

Unabhängigkeit, damit Projekte schnell und effizient umgesetzt werden. Aber auch damit eine<br />

nachhaltige und langfristige Entwicklung angestossen wird, die ohne HEKS als unterstützende<br />

Organisation auskommen. So muss also der Ausstieg bereits integraler Teil der Programm-<br />

/Projektplanung sein.<br />

Auswahl der Begünstigten nach transparenten Kriterien ist wichtig (HH und EZA).<br />

Gegenseitiger Austausch / Vernetzung zwischen Begünstigten erhöht deren Kompetenzen<br />

und Handlungsfähigkeit.<br />

HEKS muss – im Rahmen des Machbaren – mehr Zeit und Ressourcen in gute Kontext- und<br />

Marktanalysen investieren.<br />

Um einen verbesserten Zugang zu Land zu erreichen, braucht es ein ganzheitliches<br />

Massnahmenpaket von mehr Analysen, Wissen, Advocacy, Networking.<br />

In HEKS-Projekten sind vor allem Produktions-Know-how sowie der Marktzugang zu<br />

verbessern, um Ernährungssicherheit wie Einkommen erhöhen.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 17


Es ist wichtig DRR-Aktivitäten systematisch in die EZA- und HH-Projekte von HEKS zu<br />

integrieren, um deren Nachhaltigkeit besser zu gewährleisten und die Begünstigten im Hinblick<br />

auf mögliche zukünftige Katastrophen zu stärken.<br />

HEKS und PO müssen sich aktiver mit anderen NGOs bzw. deren Netzwerke sowie mit Behörden<br />

vernetzen, um ihre Aktivitäten mit denen anderer abzustimmen und so die Effektivität zu<br />

erhöhen.<br />

Lokale, nationale, internationale Advocacyarbeit stärkt Aktivitäten, besonders Friedensarbeit.<br />

Duty Bearer sind verstärkt in die Aktivitäten einzubeziehen, um gemeinsame<br />

Anstrengungen zur Problemlösung zu ermöglichen.<br />

4.3 Wiederkehrende Muster<br />

HEKS hat seine Erkenntnisse aus der Tätigkeit <strong>2012</strong> im Rahmen des Syntheseprozesses der<br />

Auslandabteilung aufgearbeitet, um zu erkennen, welche Strukturen, Merkmale, Arbeitsweisen und<br />

Implementierungsmodelle erfolgreich sind im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung. Es wurden<br />

sechs in verschiedenen Programmen und Projekten wiederkehrende Muster identifiziert, welche aus<br />

Sicht von HEKS einen wesentlichen Beitrag leisten für mehr Gerechtigkeit und Prosperität für<br />

ländliche Gemeinschaften gemäss der HEKS-Wirkungshypothese. Für jedes identifizierte Muster wird<br />

aufgezeigt, welche Rolle HEKS bei ihrer Herausbildung hatte. Die Relevanz der Muster – wie auch der<br />

Herausforderungen – muss allerdings in künftigen Wirkungsnachweisen von HEKS verbessert werden.<br />

Darum erarbeitet HEKS zurzeit auch ein aussagekräftigeres M&E-System, welches die Performanz der<br />

HEKS-Projekte und -Programme noch besser misst und in der Folge qualifiziertere Aussagen gemacht<br />

werden können.<br />

4.3.1 Zusammenhang zwischen den <strong>Wirkungsbericht</strong>en 2010 bis <strong>2012</strong><br />

Folgende Muster traten sowohl im 2010 wie auch im 2011 zu Tage und wurden in den<br />

vorhergehenden <strong>Wirkungsbericht</strong>en aufgezeigt …<br />

Durch das Ermöglichen auch kurzfristiger Erfolge im Rahmen der Anwendung der<br />

Wertschöpfungskette mobilisiert HEKS die Gemeinschaften, in ihre langfristige soziale und<br />

wirtschaftliche Entwicklung zu investieren.<br />

Nachhaltige Entwicklung beginnt mit einem neuen Selbstverständnis der Menschen. Vor allem<br />

Frauen werden dadurch oft zur treibenden Kraft für Entwicklung in ihren Gemeinschaften<br />

(„Agents of Change“).<br />

Menschen, die ihre Rechte kennen, werden Akteure der eigenen Entwicklung. Sie starten ihre<br />

eigenen Initiativen, welche über die Reichweite von HEKS-Projekten hinausgehen.<br />

NGOs wirken in der Rolle als Facilitator effektiver: Capacity Building, Knowledge Sharing und<br />

Networking sind Katalysatoren des Wandels.<br />

Ländliche Gemeinschaften entwickeln sich positiv weiter, wenn sie die Konflikte angehen,<br />

welche sie betreffen.<br />

Die Menschen entdecken neue Entwicklungsmöglichkeiten in geschützten Räumen zur<br />

Reflexion.<br />

Diese sechs wiederkehrenden Muster aus den Vorjahren sind für HEKS weiterhin relevant und die<br />

Lessons Learnt daraus flossen und fliessen in die internationale Zusammenarbeit des HEKS mit ein.<br />

Vier Muster aus den Vorjahren wurden, wenn auch mit neuen Akzenten, im <strong>2012</strong> bestätigt. Es sind<br />

dies die nachfolgenden Muster 1 (Verbindung von kurz- mit langfristigen Zielen) und Muster 2<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 18


(Ownership, Partizipation, finanzielle Beteiligung). Das Muster 3 (Upscaling & Multiplikation) hat<br />

einen Zusammenhang mit dem Muster von 2010 und 2011 „Rechte kennen“. Das Muster 4 zu<br />

Reflexionsräumen bestätigt sich nun in seiner Wichtigkeit. Muster 5, 6 sind neu hinzugekommen.<br />

4.3.2 Muster für eine erfolgreiche Internationale Zusammenarbeit im <strong>2012</strong><br />

Muster 1: Verknüpfung von kurzfristigen Erfolgen mit langfristigen Projektzielen bewährt sich.<br />

Zahlreiche Projekte zeigen, dass es sich als wertvoll erweist, wenn die Aktivitäten grundsätzlich auf<br />

Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Doch bis strukturelle ökonomische, gesellschaftliche oder politische<br />

Veränderungen Wirksamkeit zeigen, dauert es oft lange. Dennoch oder vielmehr darum ist es für die<br />

Begünstigten wichtig, dass sich auch in relativ kurzer Zeit erste Verbesserungen bzw. Erfolge<br />

einstellen. Dies erhöht deren Motivation, sich langfristig zu engagieren. Gerade in einigen Projekten<br />

in Indien (Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen) sowie im Cerrado (Brasilien) gelang dies. Im<br />

Cerrado-Projekt werden in Zusammenarbeit mit lokalen Universitäten fünf regionale<br />

sozialanthropologische Studien erarbeitet, die es den Zielgruppen ermöglichen sollen, ihre Landrechte<br />

gemäss den aktuellen Gesetzen besser wahrzunehmen. Dabei wird für jede Region ein<br />

Entwicklungsplan erstellt, deren Umsetzung jedoch länger dauern kann. Gleichzeitig fördert HEKS<br />

zusammen mit der Kooperative Grande Sertão den Marktzugang für Produkte aus Zuckerrohr,<br />

Wildfrüchten, Medizinalpflanzen, ölhaltigen Pflanzen für Speiseöl und Kosmetikprodukte sowie<br />

Honig. Dank des besseren Marktzugangs und höheren Absätzen sollen kurz-, mittel- und langfristig<br />

eine Einkommensverbesserung erzielt werden.<br />

Muster 2: Ownership durch Begünstigte führt zu langfristigem Agieren und Nachhaltigkeit.<br />

HEKS strebt in seinen Programmen und Projekten<br />

eine hohe Ownership der Begünstigten an. Wenn sie<br />

in die Projekte so einbezogen werden, dass sie ihre<br />

Bedürfnisse bereits in der Planung einbringen können<br />

und dann auch im Rahmen der Umsetzung<br />

mitbestimmen, führen die Aktivitäten zu einer<br />

nachhaltigeren Entwicklung. In einigen Kontexten hat<br />

es sich bewährt, dass Begünstigte und/oder lokale<br />

Behörden sich im Rahmen ihrer finanziellen<br />

Möglichkeiten, an Kosten für Serviceleistungen<br />

beteiligen und so die Notwendigkeit bzw. der Wert<br />

einer erbrachten Dienstleistung auch ersichtlich wird. Spitex-Besuch in Rumänien.<br />

So gelang es HEKS in Serbien, dass sich die<br />

Gemeinden verstärkt an der Finanzierung von Roma-Projekten (Wohninfrastruktur, Wasser)<br />

beteiligen. Oder im Rahmen von KiZA-Spitexprojekten in Rumänien bezahlen Menschen, welche diese<br />

Dienste von einem HEKS-Partner beziehen, einen kleinen, oft symbolischen Beitrag dafür.<br />

Muster 3: Upscaling und Multiplikation funktioniert besser dank Einbezug von Duty Bearers.<br />

HEKS arbeitet stets daran, dass seine Interventionen nicht nur lokal begrenzt Wirkung zeigen,<br />

sondern dass Good Practices auch in anderen Regionen angewandt werden (Multiplikation) und<br />

möglichst durch Behörden auf lokaler bis nationaler Ebene gefördert bzw. sogar integral in deren<br />

Programme übernommen werden (Upscaling). Ein Beispiel ist das Projekt von Zamptapo im Niger:<br />

Oberstes Ziel des Projekts ist die Gewährleistung des friedlichen Zusammenlebens von<br />

ViehzüchterInnen und sesshaften Bauernfamilien. Der Zugang zu Weideland wird unter den<br />

Betroffenen ausgehandelt und geregelt. Das Projekt fördert den Aufbau von gut funktionierenden<br />

Landrechts-kommissionen auf Dorf, Distrikts- und Departementsebene. Die Mitglieder dieser<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 19


Kommissionen sind gewählte VertreterInnen aus Regierung, lokalen Autoritäten und den<br />

verschiedenen Nutzergruppen (Ackerbauern- und Viehzüchterfamilien). Die Regierung Nigers steht<br />

hinter diesen Kommissionen und finanziert diese auch. Ein nationaler „Code rural“ ist die Grundlage<br />

für Akzeptanz und Weiterführung dieses wichtigen Anliegens.<br />

Muster 4: Effektivere Projekte dank Reflektionsräumen sowie Arbeiten in Netzwerken.<br />

Bereits im 2011 erkannte HEKS die Wichtigkeit von Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit in<br />

Netzwerken für eine positive Entwicklung. Durch die Schaffung von Reflektionsräumen für<br />

Begünstigte und Partner kann die Arbeit effizienter und effektiver durchgeführt werden. Ein gutes<br />

Beispiel ist das Projekt Open Forum in Palästina/Israel. Neue Ansätze, um die Ursachen bestehender<br />

Probleme/Konflikte gemeinsam anzugehen, wurden und werden so gefunden. Im Austausch und in<br />

gemeinsamen Aktivitäten wird die Zivilgesellschaft gestärkt und Mitglieder der Partnerorganisationen<br />

werden zu wichtigen „Agents of Change“.<br />

Beispiel: Israel-Palästina – Historisches Bewusstsein bei arabischen Leaderinnen fördern<br />

Tour in Al-Ghabsiyye where a former village<br />

resident Mr. Abu Badr presented his own experience<br />

of his family’s evacuation.<br />

“Kayan-Feminist Organization”, die<br />

“Association for the Defence of the<br />

Internally Displaced” (Adrid) und das “Jusur<br />

Forum of Arab Women leaders” wollen<br />

gemeinsam das Bewusstsein über die Rechte<br />

der in Israel landesintern Vertriebenen<br />

stärken. Die drei Organisationen fördern das<br />

Verständnis arabischer Frauen für die<br />

Vertreibung von Palästinensern aufgrund der<br />

israelischen Staatsgründung und auch für die<br />

darauf folgende Politik der ethnischen<br />

Bevorzugung im ganzen Land. Mittels<br />

verschiedenster Aktivitäten wie Lesungen,<br />

Workshops und Feldbesuchen in zerstörten<br />

arabischen Dörfern entdecken die Teilnehmenden<br />

ihnen unbekannte Erzählungen<br />

ganzer umgesiedelter Gemeinschaften. Die<br />

Förderung von historischem Bewusstsein ermöglicht zudem die bessere Eingliederung dieser<br />

Leaderinnen in den öffentlichen und politischen Alltag.<br />

Eine Teilnehmende kommentierte: “Die Organisationen glauben an die Wichtigkeit, Frauen aktiv<br />

in alle Aspekte des täglichen Lebens einzubeziehen. Indem wir das politische Bewusstsein<br />

innerhalb unserer eigenen Gemeinschaft stärken, ergänzen wir die Entwicklung und<br />

Institutionalisierung der arabischen Frauenbewegung im ganzen Land.”<br />

Muster 5: Die Verbindung von «Entwicklung ländlicher Gemeinschaften (ELG),<br />

Konflikttransformation (KT) und HRBA trägt zu effektiveren und nachhaltigeren Projekten bei.<br />

Das Auslandprogramm 2013-17 von HEKS strebt einen ganzheitlichen Ansatz an. HEKS formulierte<br />

diesen so, da es in seiner praktischen Arbeit während der Programmphase 2008-<strong>2012</strong> feststellte, dass<br />

sich positive Synergien ergeben und Projektziele nachhaltiger erreicht werden, wenn bewusst die<br />

Aspekte der Schwerpunktthemen ELG und KT beachtet werden. So ist beispielsweise ein Engagement<br />

für und Sicherung von «Zugang zu Land» einerseits oft eine Voraussetzung für wirtschaftliche<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 20


Entwicklung, andererseits ist ein solches Engagement oft konfliktbehaftet. Können Landkonflikte im<br />

Dialog konstruktiv gelöst werden, sind auch der Zugang zu Land und die Inwertsetzung des Landes,<br />

z.B. durch Ackerbau oder durch Viehwirtschaft, längerfristiger gesichert. Die Relevanz dieses Muster<br />

5 wird in dieser Programmphase mit dem neuen System von Monitoring & Evaluation genauer<br />

analysieren und überprüfen.<br />

Muster 6: Einbezug externer Fachkompetenz bewährt sich.<br />

HEKS hat erkannt, dass es für das Empowerment der Bevölkerung einerseits auf dessen<br />

Kompetenzen, auf HEKS-internes Wissen und auf das der Partnerorganisationen setzen kann. Gut<br />

ergänzt wird die Wissensvermittlung durch den Beizug externer Expertise: Sei es, um sich oder die<br />

Partner zu befähigen, effektiver und fachlich kompetenter zu analysieren, planen und umzusetzen –<br />

sei es, um die Begünstigten selbst zu stärken. So arbeitete HEKS beispielsweise beim Assessment für<br />

ein neues Projekt im südlichen Äthiopien mit einem schweizerischen und einem äthiopischen<br />

Forschungsinstitut zusammen, was sich sehr bewährte.<br />

4.3.3 Schlussfolgerungen aus den wiederkehrenden Mustern<br />

Konstruktive Konfliktbeilegungen<br />

sowie der<br />

langfristig profitable<br />

Einbezug der PooC in<br />

die Wertschöpfungsketten<br />

vom Zugang zu<br />

Land über die<br />

Inwertsetzung durch<br />

eine angepasste Produktion<br />

über gute<br />

Produkte, die auch auf<br />

dem Markt bestehen<br />

sind zentral für eine<br />

positive Entwicklung.<br />

Die im <strong>Wirkungsbericht</strong><br />

<strong>2012</strong> zusammengetragenen<br />

Muster<br />

weisen darauf hin,<br />

dass Projekte nicht<br />

zeitlich, räumlich oder<br />

organisatorisch isoliert „Bush clearing“ als „Community Work Project“ im Rahmen der HH-Intervention<br />

umgesetzt werden von HEKS im südäthiopischen Borana. So werden Weideflächen fürs Vieh von<br />

störenden Dornbüschen befreit und wieder nutzbar gemacht.<br />

sollten. Wirksamkeit<br />

und Nachhaltigkeit<br />

werden verbessert, arbeitet man in einem ganzheitlichen Ansatz mit einer langfristigen Perspektive in<br />

Netzwerken unter Beizug externen Know-hows zusammen und achtet dabei, die Ownership der PooC<br />

zu stärken. HEKS kommt dabei stark die Rolle eines Facilitators zu, um Prozesse anzustossen, zu<br />

begleiten und die Begünstigten wie Partner möglichst zu eigenständigem Handeln zu befähigen.<br />

Wandlungsprozesse müssen von den Menschen getragen werden und HEKS kann dazu einen<br />

wichtigen Beitrag leisten. Um ein Upscaling zu erreichen, gilt es im Rahmen eines rights-based<br />

Approaches auch die Duty Bearers besser einzubeziehen.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 21


4.4 Permanente Herausforderungen<br />

Herausforderungen, welche die Wirksamkeit der Intervention von HEKS und seinen<br />

Partnerorganisationen beeinträchtigen, sind im folgenden Kapitel beschrieben. Einige Muster, welche<br />

in den Vorjahren als „Emerging Patterns“ als Schlüsselfaktoren zu erfolgreichen Projekten<br />

beschrieben wurden, erscheinen im <strong>2012</strong> unter den Herausforderungen. Damit kommt zum<br />

Ausdruck, dass „Wiederkehrende Herausforderungen“ in einem engen Zusammenhang mit den<br />

„Emerging Patterns“ stehen.<br />

Im 2011 identifizierte HEKS folgende Herausforderungen …<br />

Abhängigkeit von Partnerorganisationen.<br />

Schwierige Projektfinanzierung während Krisensituationen.<br />

Kurzfristige Erfolge gefordert, langfristige Entwicklung erwünscht: Ein Spannungsfeld.<br />

Shrinking Space für NGOs, CSOs und PooC.<br />

Einbindung der „bedürftigsten“ Personengruppen besonders schwierig.<br />

4.4.1 Herausforderungen <strong>2012</strong><br />

Herausforderung 1: Fragile Kontexte, eingeschränkter Handlungsspielraum, Sicherheit<br />

Wie schon im 2011 beobachtet HEKS mit Sorge den zunehmenden „Shrinking Space“ für PooC,<br />

CBOs, Partner und NGOs als Hindernis, um eigene Programme umzusetzen, aber auch um Anliegen<br />

und Rechte der Zivilgesellschaft durchzusetzen. Die Kriminalisierung und/oder Diskriminierung von<br />

nationalen und internationalen NGOs wie z.B. in Eritrea, Äthiopien, Israel, Zimbabwe oder Honduras<br />

erschwert die Entwicklungszusammenarbeit wie auch die lokalen Anstrengungen zur Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen. Gesetze, die das Engagement von CBOs und NGOs einschränken, wurden<br />

verschiedenerorts verschärft. In fragilen Staaten werden auch bestehende positive Verfassungsartikel<br />

oder Gesetze nicht umgesetzt – zu Lasten der PooC. Gerade Organisationen (bzw. deren Leader), die<br />

sich spezifisch für Rechte der Bevölkerung und für eine Einflussnahme auf öffentliche politische<br />

Prozesse engagieren, geraten unter Druck und es kommt auch zu gewaltsamen Übergriffen. Das löst<br />

Unsicherheit und Angst aus. Die Einschränkungen führen oft auch zu komplizierteren, langsameren<br />

und teureren Arbeitsabläufen. HEKS engagiert sich in verschiedenen Netzwerken (wie z.B. actalliance)<br />

für ein so genanntes „Enabling Environment“. Auch die Sicherheitssituation für NGO-Mitarbeitende<br />

und die lokale Bevölkerung blieb in einigen HEKS-Schwerpunktländern (z.B. DR Congo, Eritrea,<br />

Honduras) angespannt und muss permanent beobachtet und analysiert werden.<br />

Herausforderung 2: Aufbau von für PooC langfristig profitabler Wertschöpfungsketten<br />

HEKS hat grosse Erfahrungen im Bereich Zugang zu Land sowie bei Massnahmen zur verbesserten<br />

Produktion. Es ist sehr anspruchsvoll Wertschöpfungsketten so zu entwickeln, dass ländliche<br />

Gemeinschaften langfristig profitabel einbezogen werden. Trotz guten Erfahrungen mit Projekten in<br />

Brasilien (Bio- und FairTrade-Zertifizierungen im Cerrado), Äthiopien, Zimbabwe und Georgien sowie<br />

fundierter Marktanalysen in Kambodscha, Georgien, Aserbeidschan, Senegal und im Niger konnte<br />

dies bisher nur teilweise erreicht werden. Für die PooC gut funktionierende landwirtschaftliche<br />

Märkte sind essentiell für die Entwicklung im ländlichen Raum und für die Reduktion von Armut. Die<br />

meisten ländlichen Haushalte sind mit Märkten als Verkäufer und/oder Käufer von Produkten, oft<br />

Nahrungsmitteln, verbunden. Die Marktteilnahme ist jedoch oft unsicher, riskant und mit<br />

ungünstigen Bedingungen verknüpft (vgl. auch Herausforderung 6). Der Zugang zum Markt und<br />

damit kombiniert die Einkommenssicherung müssen in den HEKS-Projekten forciert werden. Das stellt<br />

jedoch häufig eine grosse Herausforderung für PooC und HEKS-Partner dar, da der Organisationsgrad<br />

von Gruppen wie etwa Kooperativen in der Regel niedrig ist.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 22


Herausforderung 3: Konflikte / Umweltbedingungen hemmen Entwicklung<br />

HEKS arbeitet in zahlreichen fragilen Kontexten. Bewaffnete Konflikte wie im Kongo, Dürren wie im<br />

Niger oder in Äthiopien hemmen nicht nur die Entwicklung der Länder – sie beeinträchtigen auch die<br />

HEKS-Aktivitäten und mindern die Chancen auf eine erfolgreiche Entwicklung. In kurzer Zeit könne n<br />

jahrelange Bemühungen zunichte gemacht werden. Auch ist das Arbeiten in solchen Kontexten für<br />

HEKS Offices und seine Partner äusserst schwierig und aufwändig, da oft die zivilen Strukturen<br />

versagen.<br />

Herausforderung 4: Zugang zu Land/Ressourcen<br />

HEKS hat sich im Rahmen seiner drei “Regional Meetings” intensiv mit dem Thema “Zugang zu<br />

Land/Ressourcen” auseinandergesetzt.<br />

In Afrika verfügt HEKS über ein grosses praktisches Wissen, doch es fehlen vertiefte Kenntnisse<br />

bezüglich gesetzlichen und traditionellen Landrechten. Besonders die Nutzung von Land durch<br />

Pastoralisten und die damit zusammenhängenden Rechte, Konflikte müssen noch besser untersucht<br />

werden.<br />

In Lateinamerika gibt es noch ein Potenzial, nationale und internationale Netzwerke besser zu nutzen,<br />

um Landrechte der ländlichen Gemeinschaften durchzusetzen (z.B. in Zusammenarbeit mit FIAN).<br />

Eine grosse Herausforderung ist der sich zuspitzende Konflikt zwischen der Agroindustrie und der<br />

kleinbäuerlichen agroökologischen Produktion und dem damit einher gehenden Landgrabbing. HEKS<br />

kann im <strong>2012</strong> einige Erfolge im Bereich des umweltgerechten Landmanagements sowie der agroökologischen<br />

Produktion aufweisen.<br />

Herausforderung 5: Wissensaustausch zwischen HEKS, NGOs, Partner, PooC, Fachinstitutionen.<br />

Gemeinsam mit externen Fachpersonen, lokalen<br />

Behörden, Begünstigten und HEKS-<br />

Mitarbeitenden wird in Äthiopien abgeklärt, ob<br />

und wie ein neues Projekt lanciert wird.<br />

Der Wissensaustausch innerhalb von HEKS-<br />

Schwerpunktländern (zwischen Partnerorganisationen,<br />

HEKS, Drittorganisationen und<br />

PooC) sowie innerhalb des HEKS selber (HHQ zu<br />

HEKS-Büros bzw. zwischen den HEKS-Büros) ist<br />

äusserst wichtig für eine erfolgreiche Projektumsetzung.<br />

HEKS unternimmt mit Regional<br />

Meetings für HEKS-Büros und HHQ, Partnerworkshops,<br />

Capacity Building bei den PooC sowie<br />

mit seiner Teilnahme bei relevanten Netzwerken<br />

und Tagungen grosse Anstrengungen, um aus<br />

Erfolg versprechenden Ansätzen (promising<br />

practices) sowie mittels M&E-System zu lernen, das<br />

Wissen zu teilen und daraus gemeinsam Schlüsse<br />

für das weitere Handeln zu ziehen. Dennoch muss<br />

HEKS in diesem Bereich weitere Anstrengungen<br />

machen. Gerade auch die Wissensvermittlung zwischen Begünstigten ist zentral, um z.B. neue<br />

Produktionstechniken oder erfolgreiche Verhandlungsstrategien weiter zu geben.<br />

Herausforderung 6: Kompetenzen in Monitoring, Evaluation und Analyse stärken.<br />

Das im <strong>2012</strong> entwickelte HEKS-Auslandprogramm 2013-17 beschreibt eine Wirkungstheorie,<br />

Programmziele und Arbeitsschwerpunkte, zu welchen die Projekte und Landesprogramme im Rahmen<br />

eines ganzheitlichen Ansatzes beitragen. HEKS muss nun auch sein globales M&E-System weiter<br />

entwickeln, um auf Projekt-, Programm- und Gesamtorganisationebene zu lernen, zu steuern und<br />

Rechenschaft abzulegen. HEKS muss präzisere Aussagen zu Relevanz und Wirkung seiner Aktivitäten<br />

machen können – und ist sich bewusst, dass dies aufgrund der Komplexität sowie der zu Verfügung<br />

stehenden Mittel eine grosse Aufgabe sein wird.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 23


4.4.2 Schlussfolgerungen aus den permanenten Herausforderungen<br />

Bei der Umsetzung und dem Aufbau von Wertschöpfungsketten (Herausforderung 2 und 6), die für<br />

die PooC nachhaltig profitabel sind, stellen insbesondere Verarbeitung und Vermarktung in vielen<br />

Projekten eine Herausforderung dar. Mit der Vermarktung wird ein breites und komplexes<br />

Themenfeld angegangen: Wird eine Produktqualität und -quantität erreicht, um Produkte über die<br />

lokale Subsistenzwirtschaft hinaus auch auf nationalen oder internationalen Märkten abzusetzen?<br />

HEKS muss die Zielgruppen gezielt darin unterstützen, als aktive Akteure im Markt aufzutreten,<br />

indem ihre Kenntnisse über die Marktmechanismen verbessert und ihre Verhandlungskompetenzen<br />

gestärkt werden. Dabei ist eine zielgerichtete und auf Vertrauen basierende Kooperation mit<br />

privatwirtschaftlichen Akteuren<br />

(Händler, Verarbeitungsbetrieb, etc.)<br />

anzustreben. So muss vermehrt<br />

darauf geachtet werden, dass nebst<br />

dem Zugang zu Land auch die Inwertsetzung<br />

sowie die Sicherung des<br />

Lands erfolgt. Die vollständige Implementierung<br />

dieses Ansatzes – besonders<br />

das Entwickeln geeigneter<br />

Produkte und das Finden von<br />

Absatzmöglichkeiten – erfordert<br />

breite Kompetenzen; bei HEKS selbst<br />

wie auch bei den Partnerorganisationen<br />

vor Ort. Das Finden<br />

kompetenter lokaler Partner ist oft<br />

nicht leicht, denn HEKS stellt mit<br />

diesem Ansatz fachlich und technisch<br />

hohe Anforderungen.<br />

Der Markt soll auch für die Ärmeren spielen (M4P-Projekt in<br />

Georgien).<br />

DRR ist zentral, um Prepardness und Resilience der Bevölkerung gegenüber unmittelbaren oder<br />

schleichenden Katastrophen zu erhöhen (Herausforderung 3). Darum nimmt DRR im <strong>2012</strong><br />

entwickelten HEKS-Auslandprogramm einen grösseren Raum ein und HEKS entwickelt zusätzlich<br />

Guidelines, um DRR noch konsequenter in die EZA- und HH-Projekte zu integrieren.<br />

Die Wissensvermittlung (Herausforderung 4) spielt in allen Projekten eine Schlüsselrolle. Dabei<br />

muss HEKS nicht nur das interne Knowledge-Management stärken, sondern auch den „Peer-to-<br />

Peer“-Ansatz bei den PooC fördern. CBOs, lokale Leader oder „Modell-BäuerInnen“ können zu<br />

Schlüsselpersonen (agents of change) einer positiven Entwicklung werden.<br />

Wissensvermittlung, Netzwerke und Advocacy können beitragen, dass die Sicherheit der PooC und<br />

Partner gestärkt wird (Herausforderung 1). HEKS wird der Problematik des Shrinking Space verstärkt<br />

seine Aufmerksamkeit widmen und gemeinsam mit anderen Organisationen sowie Partnern und<br />

PooC Strategien entwickeln für die Stärkung eines „Enabling Environments“.<br />

Es gilt, die Right Holders vermehrt auf ihre Rechte und die Duty Bearers auf ihre Pflichten<br />

aufmerksam zu machen. HEKS stellt fest, dass allein mehr Wissen über ihre eigenen Rechte die<br />

Menschen ermutigt, die Entwicklung in ihre eigenen Hände zu nehmen. Und Duty Bearers – gerade<br />

lokale Behörden –, die ihre Aufgabe verstehen und gestärkt werden, diese wahrzunehmen, agieren<br />

oft konstruktiver. Dabei kommt dem Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie Netzwerken eine<br />

grosse Bedeutung zu. (Herausforderung 1 und 4.)<br />

HEKS muss bereit sein, in seinen Schwerpunktländern im Bedarfsfall adäquate Humanitäre Hilfe<br />

leisten zu können, um so indirekt auch langjährige Projektbemühungen „abzusichern.“ Dies<br />

Bereitschaft muss nicht nur auf Ebene des HEKS HQ, sondern auch in den Landesbüros aufgebaut<br />

und weiter verstärkt werden. In Schwerpunkt- und Standbyländern muss HEKS ein starkes Netz von<br />

Partnern der Humanitären Hilfe aufbauen.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 24


5 Perspektiven zur Umsetzung des HEKS-Auslandprogramms<br />

HEKS hat im Oktober <strong>2012</strong> sein Auslandprogramm 2013-17 verabschiedet (siehe Kapitel 2). Nun gilt<br />

es, dieses anspruchsvolle Programm ab 2013 umzusetzen. Die Weichen dafür wurden in den<br />

Vorjahren gestellt – gerade an den alle zwei Jahren stattfindenden Konferenzen der Auslandabteilung<br />

(ID Forum). Daher ist es keine komplette Neuausrichtung, sondern eine „organische“ Weiterentwicklung<br />

von HEKS mit seinen Zielen und Aktivitäten.<br />

Die Perspektiven für eine erfolgreiche Umsetzung sind gut. Folgendes beachtet HEKS besonders …<br />

Die Synergien zwischen den HEKS-Schwerpunktthemen „ländliche Entwicklung“ sowie<br />

„Konflikttransformation“ müssen besser genutzt werden. Die Umsetzung des ganzheitlichen<br />

Ansatzes erfordert von Mitarbeitenden und Partnern Offenheit und Fähigkeit zur Umsetzung.<br />

Für die Implementierung von Projekten lohnt es sich, dass HEKS im Land mit verschiedenen<br />

spezialisierten Partnerorganisationen zusammenarbeitet. Deren sorgfältige Auswahl sowie die<br />

Koordination werden zentral sein, damit der Multistakeholderansatz auch funktioniert.<br />

Damit ländliche Gemeinschaften vermehrt in „pro-poor value chains“ integriert werden können,<br />

ist es wichtig, Projekte in diesem Bereich auf fundierte Analysen abzustützen. Zudem sind gezielte<br />

Kooperationen mit verschiedenen privatwirtschaftlichen Akteuren je nach Kontext auf lokaler,<br />

regionaler, nationaler und internationaler Ebene anzustreben.<br />

Im HEKS-Auslandprogramm 2013-17 ist das HEKS-Verständnis bezüglich Zugang zu Land/<br />

Ressourcen festgehalten. Darauf basierend gilt es nun das ambitiöse Ziel „Themenführerschaft“<br />

zu erreichen – mit der Aufarbeitung von Erfolg versprechenden Ansätzen, mit der Erarbeitung von<br />

spezifischem Fachwissen (auch in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen oder<br />

anderen Entwicklungsorganisationen). Gleichzeitig gilt es, unsere Erfahrung auszutauschen in<br />

Fachkreisen sowie auch in der breiteren Öffentlichkeit.<br />

Die Fähigkeit zur Analyse des Umfelds (Wirtschaft, Gesellschaft, Rechtssystem, etc.) muss intern<br />

gestärkt werden – ebenso wie die Fähigkeit, daraus die richtigen Schlüsse für eine gute<br />

Programm-/Projektplanung und -implementierung zu ziehen.<br />

HEKS hat einen aufwändigen Prozess lanciert um seine das Monitoring- und Evaluationssystem<br />

inkl. PCM und Key Indicators sowie das damit verbundene Knowledge Sharing zu verbessern. Ziel<br />

muss es sein, möglichst gute Aussagen zu Projekt- und Programmfortschritten sowie zur<br />

Wirksamkeit seiner Tätigkeiten machen zu können und die Ergebnisse gezielt für Lernen und<br />

Steuerung der Programme und Projekte zu nutzen. Gleichzeitig muss das Bewusstsein für die<br />

Qualität der Projekte und Programme gestärkt werden.<br />

HEKS wird vermehrt in Fachwissen investieren: Sei es durch thematische Spezialisten am HEKS-<br />

Hauptsitz, sei es durch Weiterbildung der Mitarbeitenden oder durch Lernen in Netzwerken; sei es<br />

durch die richtige Auswahl der Partnerorganisationen oder durch den Beizug von externem Know -<br />

now (Fachinstitute, spezialisierte Organisationen, etc.)<br />

Der Prozess der geografischen Fokussierung ist angelaufen. Ende <strong>2012</strong> wurde das<br />

Landesprogramm Südafrika beendet, weitere Landesprogramme werden folgen mit Eritrea,<br />

Albanien, Guatemala und Philippinen (siehe Annual Report <strong>2012</strong>). So können die Mittel und<br />

Ressourcen von HEKS effektiver eingesetzt werden.<br />

Um schnell und professionell auf Krisen und Katastrophen reagieren zu können, stärkt HEKS die<br />

Humanitäre Hilfe weiter.<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 25


Abkürzungen<br />

ACT<br />

CBO<br />

CD<br />

CMS<br />

CWP<br />

DNH<br />

DO<br />

DRR<br />

ESCR<br />

ELG<br />

FFPG<br />

HH<br />

HHQ<br />

HIP<br />

HIV-AIDS<br />

HO<br />

HRBA<br />

ID<br />

IDP<br />

KT<br />

M&E<br />

MRS<br />

MSC<br />

NGO<br />

NREGS<br />

PCM<br />

PO<br />

PooC<br />

TA<br />

ToR<br />

UN<br />

Action of Churches Together<br />

Community-based Organisation (Zivilgesellschaftliche Organisation)<br />

Country Director (Landesdirektor HEKS)<br />

Change Monitoring System<br />

Community work project<br />

Do No Harm<br />

Desk Officer (Programmbeauftragter HEKS)<br />

Disaster Risk Reduction (Katasprophenrisikoreduktion)<br />

Economic Social and Cultural Rights (WSK; wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte)<br />

Entwicklung ländlicher Gemeinschaften (HEKS-Schwerpunktthema)<br />

Field Financial and Programmatic Guidelines (Finanz- und Programm-Richtlinien)<br />

Humanitäre Hilfe<br />

HEKS Headquarters (HEKS-Hauptsitz)<br />

HEKS International Programme / HEKS-Auslandprogramm<br />

Human immunodeficiency virus - Acquired immune deficiency syndrome<br />

HEKS Office (HEKS-Länderbüro)<br />

Human rights-based approach (Arbeitsansatz basierend auf den Menschenrechten)<br />

International Division (Bereich Ausland) HEKS<br />

Internally Displaced Persons (Intern vertriebene Personen)<br />

Konflikttransformation (HEKS-Schwerpunktthema)<br />

Monitoring and Evaluation<br />

Monitoring and Reporting System (Beobachtungs- und Berichterstattungssystem)<br />

Most Significant Change<br />

Non-Governmental Organisation (Nicht-Regierungs-Organisationen)<br />

National Rural Employment Guarantee Scheme<br />

Project Cycle Management<br />

Partnerorganisation<br />

People of our Concern (Begünstigte/Zielgruppen der HEKS-Programme)<br />

Thematic Adviser (Themenbeauftragter)<br />

Terms of Reference (Pflichtenheft)<br />

United Nations (Vereinte Nationen)<br />

HEKS-<strong>Wirkungsbericht</strong> <strong>2012</strong> 26

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