Soune in Senegal – Ein Dorf mit Perspektiven - Heks
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<br />
<strong>Soune</strong> <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong> <strong>–</strong><br />
E<strong>in</strong> <strong>Dorf</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Perspektiven</strong>
2 <br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser<br />
Seit Wochen verfolgen wir <strong>in</strong> den Medien die gewaltsamen Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
<strong>in</strong> Syrien. Die Bilder der Zivilbevölkerung, die zwischen den Fronten aufgerieben wird,<br />
schockieren. Verständlich, dass sich <strong>in</strong> Sicherheit br<strong>in</strong>gt, wer kann. Flüchtl<strong>in</strong>gsströme<br />
<strong>in</strong> die umliegenden Länder und die Überlastung der dortigen Infrastrukturen s<strong>in</strong>d<br />
die Folge.<br />
Kann HEKS helfen? Noch bevor wir die Frage für uns selbst beantwortet hatten,<br />
erhielten wir schon erste Spenden für syrische Flüchtl<strong>in</strong>ge. Gefragt waren rasche<br />
und verlässliche Abklärungen vor Ort. Denn Nothilfe<br />
leisten wir nur, wenn wir konkrete Projektanträge<br />
auf dem Tisch, e<strong>in</strong>e fähige lokale Partnerorganisation<br />
und die Möglichkeit zum direkten Kontakt <strong>mit</strong><br />
der notleidenden Bevölkerung haben. Für Syrien ist<br />
ke<strong>in</strong>e dieser Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt. Also konzentrierten<br />
wir uns auf die umliegenden Länder.<br />
Aus Libanon erhielten wir e<strong>in</strong>e Lagebeurteilung<br />
aus den paläst<strong>in</strong>ensischen Lagern, wo täglich neue Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Syrien e<strong>in</strong>treffen.<br />
Absender war e<strong>in</strong>e lokale Organisation, <strong>mit</strong> der wir während vieler Jahre Projekte <strong>in</strong><br />
den Flüchtl<strong>in</strong>gslagern für Paläst<strong>in</strong>enser realisiert hatten. Unklar war, wor<strong>in</strong> genau die<br />
Hilfe bestehen sollte und wie sie den neu e<strong>in</strong>treffenden Menschen zugutekommen<br />
sollte, ohne Spannungen <strong>mit</strong> den seit langem <strong>in</strong> den Camps Ansässigen zu verursachen.<br />
Offen war aber auch, welche andern Partner aus dem Netzwerk kirchlicher<br />
Hilfswerke (act alliance) ihre Unterstützung anboten. Für e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Zusage<br />
von HEKS waren das zu viele offene Fragen. Wir baten um weitere Abklärungen.<br />
Aus der Türkei erreichte uns von der Anatolian Development Foundation, unserem<br />
langjährigen Partner <strong>in</strong> der Nothilfe und beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen,<br />
e<strong>in</strong> Bericht über die Lage <strong>in</strong> den eilig erstellten Camps entlang der<br />
türkisch-syrischen Grenze. Nachdem die türkische Regierung anfangs Hilfeleistungen<br />
von <strong>in</strong>ternationalen NGO kategorisch abgelehnt hatte, signalisierte unser Partner<br />
Ende September, e<strong>in</strong>e Verteilung von Paketen <strong>mit</strong> Hygieneartikeln für den täglichen<br />
Gebrauch sollte möglich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e entsprechende Projektskizze <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em provisorischen<br />
Budget folgte. Wir beschlossen, das Projekt geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> Caritas Schweiz<br />
weiterzuverfolgen und lancierten e<strong>in</strong>en Spendenaufruf. Aber wir machten zur Bed<strong>in</strong>gung,<br />
dass unsere Mitarbeitenden e<strong>in</strong>en Augensche<strong>in</strong> vor Ort nehmen konnten,<br />
bevor wir die def<strong>in</strong>itive Zusage erteilten. Bei Niederschrift dieser Zeilen hat unser<br />
Spezialist bereits e<strong>in</strong>en Augensche<strong>in</strong> vor Ort genommen. Er konnte geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong><br />
Mitarbeitenden unserer Partnerorganisation Anatolian Development Foundation die<br />
türkischen Flüchtl<strong>in</strong>gscamps an der Grenze zu Syrien besuchen. Die Projektplanung<br />
ist weit fortgeschritten.<br />
Heute, wenn Sie dieses Heft <strong>in</strong> Händen halten, wird e<strong>in</strong>e Aktion für die Menschen<br />
<strong>in</strong> den türkischen Flüchtl<strong>in</strong>gslagern hoffentlich bereits angelaufen se<strong>in</strong>. Und auch die<br />
Frage, ob wir <strong>in</strong> Libanon Unterstützung leisten, müsste <strong>in</strong>zwischen geklärt se<strong>in</strong>.<br />
Nothilfe kann <strong>in</strong> den Augen der Öffentlichkeit nie schnell genug erfolgen. Dennoch<br />
sollen die Mittel zielgerichtet und effizient e<strong>in</strong>gesetzt werden. Es dürfen durch<br />
unsere Hilfe ke<strong>in</strong>e Konflikte zwischen ansässiger Bevölkerung und Flüchtl<strong>in</strong>gen entstehen.<br />
Und es wird erwartet, dass wir als Hilfswerk flexibel auf Veränderungen reagieren.<br />
Wir stellen uns diesen vielfältigen Herausforderungen und danken Ihnen<br />
ganz herzlich für Ihre Unterstützung <strong>in</strong> dieser anspruchsvollen Arbeit.<br />
3 HEKS Sammelkampagne<br />
2012<br />
Wie e<strong>in</strong>e <strong>Dorf</strong>geme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>in</strong> <strong>Senegal</strong> <strong>Perspektiven</strong> schafft<br />
10 Land für Landlose <strong>in</strong> Brasilien<br />
12 «Hilfe schenken»<br />
14 Edul<strong>in</strong>a <strong>–</strong> E<strong>in</strong> Elternbildungsprojekt<br />
für Migrant<strong>in</strong>nen und<br />
Migranten<br />
16 Interview <strong>mit</strong> Frank Egle,<br />
Projektleiter Edul<strong>in</strong>a<br />
17 Patenschaft<br />
Kirchliche Jugendarbeit <strong>in</strong><br />
Tschechien<br />
18 Wiederaufbau <strong>in</strong> Indonesien<br />
Zwei Frauen züchten Pilze und<br />
haben Erfolg<br />
20 10 Fragen an<br />
Rav<strong>in</strong>dra Sidamma, Öko-Kle<strong>in</strong>bauer<br />
aus Indien<br />
21 Klick, das Foto aus Bangladesch<br />
22 Nicht verpassen!<br />
Ueli Locher, Direktor «handeln» 318 0412
«handeln» 318 0412<br />
<br />
<strong>Soune</strong> <strong>–</strong> Wie e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Dorf</strong>geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong><br />
<strong>Perspektiven</strong> schafft<br />
Trockene Böden, s<strong>in</strong>tflutartige Überschwemmungen <strong>in</strong> der Regenzeit und zudem ke<strong>in</strong>e gesicherten<br />
Landtitel <strong>–</strong> das senegalesische <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong> hatte <strong>mit</strong> vielen Problemen zu kämpfen. Doch sie wurden<br />
angepackt: Geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> der HEKS-Partnerorganisation Enda-Pronat arbeiten die Bäuer<strong>in</strong>nen<br />
und Bauern von <strong>Soune</strong> heute daran, ihren Boden als Lebensgrundlage zu erhalten und darauf e<strong>in</strong>e<br />
gesicherte Existenz aufzubauen.<br />
VON HANSPETER BIGLER (TEXT), CHRISTIAN BOBST (FOTOS)<br />
DIE HITZE IST DRÜCKEND, die Sonne brennt<br />
auf die Köpfe der Männer und Frauen, die<br />
im Kreis sitzen. Auch der W<strong>in</strong>d, der die rote<br />
Erde durch die Luft wirbelt und das Atmen schwierig<br />
macht, br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e Erleichterung. Wer kann,<br />
sucht Schutz im Schatten e<strong>in</strong>es Baumes. So auch<br />
Amadou Gueye. Der HEKS-Koord<strong>in</strong>ator <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong><br />
sitzt zusammen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe von Bäuer<strong>in</strong>nen<br />
und Bauern im <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong> und bespricht <strong>mit</strong> ihnen<br />
die Fortschritte, die sie auf ihren Feldern <strong>in</strong> den letzten<br />
Wochen und Monaten gemacht haben. Es ist<br />
e<strong>in</strong>e sogenannte Bauernschule.<br />
HEKS und die lokale Partnerorganisation Enda-<br />
Pronat begleiten e<strong>in</strong>en regelmässigen Austausch<br />
zwischen Kle<strong>in</strong>bäuer<strong>in</strong>nen und Kle<strong>in</strong>bauern aus 21<br />
Dörfern des Distrikts Keur Moussa im Westen von<br />
<strong>Senegal</strong>. «Wir müssen die Fähigkeiten der Produzenten<br />
stärken, was die Anbautechnik und den Vertrieb<br />
angeht», sagt Gueye. «Dank all diesen<br />
Ausbildungen im Obstbau haben sie nun viel bessere<br />
Erträge, grössere Ernten und folglich mehr<br />
Geld.» Auf Initiative der Bauern haben HEKS und<br />
Enda-Pronat Schulungen <strong>in</strong> biologischer Landwirtschaft<br />
begonnen. Weil grosse Teile des Landes überdüngt<br />
und durch Pestizide be<strong>in</strong>ahe zerstört waren,<br />
mussten neue Wege und nachhaltigere Methoden<br />
gefunden werden.<br />
Prekäre Besitzverhältnisse<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Lebensgrundlage für kle<strong>in</strong>bäuerliche<br />
Geme<strong>in</strong>schaften ist der gesicherte Zugang zu Land.<br />
Geme<strong>in</strong>sam schützt<br />
die <strong>Dorf</strong>geme<strong>in</strong>schaft<br />
das Land vor Erosion.<br />
3
4 <br />
Wie <strong>in</strong> vielen Ländern besteht <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong> e<strong>in</strong>e Diskrepanz<br />
zwischen den gewohnheitsrechtlichen<br />
Besitzverhältnissen, die sich nach <strong>in</strong>formellen Traditionen<br />
richten, wonach das Land von Generation<br />
zu Generation weitergegeben wird, und den formalen<br />
Rechtstiteln, über welche die wenigsten<br />
Kle<strong>in</strong>bauern tatsächlich verfügen. Amadou Gueye<br />
erklärt: «Von fünfzehn Personen konnte mir nur<br />
e<strong>in</strong>e ihren Landtitel zeigen. Das ist e<strong>in</strong> echtes Problem,<br />
und die Bauern müssen dafür kämpfen, ihre<br />
Papiere zu erhalten.» Die meisten Menschen bewirtschaften<br />
<strong>mit</strong> ihren Familien seit Generationen<br />
Land, für das sie aber ke<strong>in</strong>e Papiere haben. So s<strong>in</strong>d<br />
sie stets bedroht, von ihrem Land vertrieben zu werden,<br />
wenn Anspruch darauf erhoben wird.<br />
Momentan wird die Situation <strong>in</strong> der Region<br />
durch den Bau e<strong>in</strong>es neuen Flughafens verschärft.<br />
Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern im <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong> s<strong>in</strong>d von<br />
Enteignung und Umsiedlung bedroht. Das Schicksal<br />
vieler Menschen ist noch nicht geklärt. HEKS und<br />
Enda-Pronat <strong>in</strong>formieren und sensibilisieren die<br />
dörflichen Geme<strong>in</strong>schaften und unterstützen sie<br />
SENEGAL<br />
Die Bauern erhalten<br />
Informationen zur<br />
Anbau- und Bewässerungstechnik.<br />
<strong>Soune</strong><br />
DAKAR<br />
Region Niayes<br />
GAMBIA<br />
GUINEA-<br />
BISSAU<br />
<strong>Senegal</strong> hat 12,8 Millionen<br />
E<strong>in</strong>wohner. Die Kontraste<br />
zwischen Arm und<br />
Reich, zwischen Stadtund<br />
Landregionen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
<strong>Senegal</strong> enorm: Zwei Drittel<br />
der Bevölkerung leben<br />
SENEGAL<br />
MAURETANIEN<br />
GUINEA<br />
MALI<br />
unterhalb der Armutsgrenze<br />
und zwei Drittel<br />
der Familien arbeiten im<br />
Landwirtschaftssektor.<br />
Rund e<strong>in</strong> Drittel der Bevölkerung<br />
lebt <strong>mit</strong> weniger<br />
als 1.25 US-Dollar pro Tag.
dabei, bei den Behörden ihre Rechte e<strong>in</strong>zufordern,<br />
<strong>in</strong> Entscheide e<strong>in</strong>bezogen zu werden und offizielle<br />
Landtitel zu erhalten. Diese Schritte s<strong>in</strong>d entscheidend<br />
für e<strong>in</strong>en gesicherten Zugang der Bäuer<strong>in</strong>nen<br />
und Bauern zu ihrem Land.<br />
Den Boden wieder fruchtbar machen<br />
E<strong>in</strong> weiteres Problem ist die fortschreitende Erosion<br />
des Bodens. Die Region ist extrem trocken, was<br />
durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Nur<br />
während etwa dreier Monate fällt Regen, dann allerd<strong>in</strong>gs<br />
äusserst stark. Das <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong> war regelmässig<br />
bedroht. «Früher lief <strong>in</strong> der Regenzeit alles<br />
Wasser <strong>in</strong>s <strong>Dorf</strong>», erklärt Salimata Coly, die Projektverantwortliche<br />
bei der HEKS-Partnerorganisation<br />
Enda-Pronat. «Das <strong>Dorf</strong> liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Senke. Das<br />
Wasser bedrohte die Häuser und nahm manchmal<br />
sogar e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>mit</strong>, das man flussabwärts suchen<br />
gehen musste. Das ist der Aspekt des Schutzes.»<br />
Aber es geht auch um die Wiedergew<strong>in</strong>nung von<br />
Land. «Das Problem war auch, dass der Boden unfruchtbar<br />
wurde», fährt Coly fort. «Denn wenn es<br />
Frauen errichten Ste<strong>in</strong>mauern<br />
und bewahren so<br />
den Boden vor Erosion.<br />
regnet und ke<strong>in</strong>e Pflanzen die Erde zusammenhalten,<br />
nimmt das Regenwasser beim Abfliessen die<br />
oberste, fruchtbare Schicht <strong>mit</strong>. Die obersten zehn<br />
Zentimeter Erde s<strong>in</strong>d viel fruchtbarer als der Boden<br />
darunter und so<strong>mit</strong> sehr wichtig für die Landwirtschaft.<br />
Aber dank diesen Arbeiten bildet sich wieder<br />
fruchtbarer Boden, und die Vegetation kommt zurück.»<br />
Das <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong> kämpft geme<strong>in</strong>sam gegen die<br />
Bedrohung durch die Bodenerosion. Jede Woche<br />
arbeiten die Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern geme<strong>in</strong>sam<br />
rund ums <strong>Dorf</strong>, bauen Schutzmauern, pflanzen<br />
Hecken oder graben Wassersammelbecken oder<br />
Abflusskanäle. Der Erfolg ist e<strong>in</strong>drücklich. So sagt<br />
Mor Pouye, e<strong>in</strong>er der Bauern aus <strong>Soune</strong>: «Wenn es<br />
regnete, kam das Wasser manchmal <strong>in</strong> die Häuser.<br />
Seit wir diese Arbeiten machen, passiert das nicht<br />
mehr. Wir bestimmen, woh<strong>in</strong> das Wasser fliessen<br />
soll, und schichten Ste<strong>in</strong>mauern auf, die das Wasser<br />
bei Regenfällen bremsen, da<strong>mit</strong> es versickern kann<br />
und nicht die Erde wegschwemmt. Das Land ist<br />
jetzt stabil. Deshalb besitzen wir all diese Mango-<br />
5
6 <br />
bäume. Dank dem Erosionsschutz konnten wir sie<br />
bewahren.»<br />
Verbesserte Anbaumethoden br<strong>in</strong>gen<br />
höhere Erträge<br />
Mor Pouye hilft nicht nur <strong>mit</strong> bei den Anti-Erosionsmassnahmen<br />
auf Geme<strong>in</strong>deland. Er wendet<br />
auch auf se<strong>in</strong>er eigenen Parzelle alles an, was er <strong>in</strong><br />
der Bauernschule und auf dem Geme<strong>in</strong>deland lernt.<br />
«Die anderen halten mich wegen me<strong>in</strong>er Anbaumethoden<br />
für verrückt», erklärt Pouye <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Lachen. «Wenn sie mich auf dem Feld sehen, sagen<br />
sie, ich werde mich noch umbr<strong>in</strong>gen, denn das sei<br />
alles s<strong>in</strong>nlos. Aber sie täuschen sich, denn du siehst<br />
hier ke<strong>in</strong> Feld wie me<strong>in</strong>es.» Alle diese Pflanzen gedeihen<br />
nur dank erfolgreichen Anti-Erosionsmassnahmen<br />
und den gelernten Anbautechniken. Die<br />
Pflanzen werden <strong>mit</strong> natürlichen Methoden geschützt.<br />
So streut Mor Pouye beispielsweise Asche,<br />
um Ter<strong>mit</strong>en fernzuhalten, oder hängt Fallen <strong>mit</strong><br />
pflanzlichen Lockstoffen an den Fruchtbäumen auf,<br />
um Schädl<strong>in</strong>ge zu fangen.<br />
Mor Pouye präsentiert<br />
stolz se<strong>in</strong>e Mangobäume,<br />
die ihm e<strong>in</strong> zusätzliches<br />
E<strong>in</strong>kommen<br />
ermöglichen.<br />
Zentrales Ziel des HEKS-Projekts ist es, die ländliche<br />
Bevölkerung zu befähigen, ihre Rechte, <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>in</strong> Bezug auf ihr Land, selbst wahrnehmen<br />
zu können. Das Land soll gegen die drohende Erosion<br />
geschützt und wieder fruchtbar gemacht werden.<br />
Die Bewirtschaftung soll dazu führen, dass die<br />
Menschen von den Erträgen selbstbestimmt leben<br />
können. Dazu muss auch die Vermarktung der Produkte<br />
gefördert werden. HEKS arbeitet seit den<br />
1980er Jahren <strong>mit</strong> Enda-Pronat zusammen. Im Distrikt<br />
Keur Moussa werden die dörflichen Geme<strong>in</strong>schaften<br />
seit 2007 <strong>in</strong> ihrem Kampf gegen die<br />
Bodenerosion unterstützt.<br />
Seit 2009 werden zudem Anbautechniken ver<strong>mit</strong>telt<br />
und neue Vermarktungsmöglichkeiten gesucht.<br />
Heute profitieren etwa 34 000 Menschen <strong>in</strong><br />
21 Dörfern vom HEKS-Projekt. Für Mariam Sow, Leiter<strong>in</strong><br />
der HEKS-Partnerorganisation Enda-Pronat, ist<br />
e<strong>in</strong> solches Projekt nur möglich, wenn es geme<strong>in</strong>same<br />
Werte und e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vision von<br />
HEKS, Enda-Pronat und den lokalen Bauernorganisationen<br />
gibt. «Die grösste Gefahr für die Men-
schen ist, wenn sie ihre eigenen Werte aufgeben»,<br />
sagt sie. Deshalb war es entscheidend, dass die Bevölkerung<br />
selbst ihre Probleme analysiert hat und<br />
zu den gleichen Schlüssen gekommen ist wie HEKS<br />
und Enda-Pronat. Dadurch war die Basis geschaffen,<br />
dass Entwicklung möglich wird.<br />
Starthilfen schaffen neue <strong>Perspektiven</strong><br />
Das Projekt entwickelt sich auf Initiative der lokalen<br />
Bevölkerung laufend weiter. Vor zwei Jahren haben<br />
sich mehr als 130 Frauen aus sieben Dörfern, welche<br />
auf dem Geme<strong>in</strong>deland an den Anti-Erosionsmassnahmen<br />
arbeiten, zu e<strong>in</strong>er Spar- und Kreditgruppe<br />
zusammengeschlossen.<br />
Die Idee war, dass sie kle<strong>in</strong>e Geldbeträge <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Sammelfonds e<strong>in</strong>zahlen. Daraus werden<br />
dann Starthilfen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>kredits vergeben.<br />
Bereits 75 Frauen haben e<strong>in</strong>e Starthilfe erhalten.<br />
Sie müssen lediglich e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>s von 2,5 Prozent<br />
bezahlen, während bei kommerziellen Krediten 11<br />
Prozent an der Tagesordnung s<strong>in</strong>d. So profitieren<br />
die Frauen e<strong>in</strong>erseits von der Verz<strong>in</strong>sung ihres ge-<br />
Rokhaya Faye (rechts)<br />
verkauft die Mangos<br />
auf dem Markt an e<strong>in</strong>e<br />
Händler<strong>in</strong>.<br />
sparten Geldes und können gleichzeitig zu günstigen<br />
Konditionen Kredite für eigene Geschäftsideen<br />
beziehen. HEKS und Enda-Pronat unterstützen<br />
die Frauen <strong>in</strong> adm<strong>in</strong>istrativen Fragen und<br />
der Buchhaltung. So werden <strong>in</strong> jedem <strong>Dorf</strong> Frauen<br />
ausgebildet, welche dann die Spar- und Kreditgruppe<br />
betreuen.<br />
Das Angebot wird rege genutzt. So hat Rokhaya<br />
Faye, die Ehefrau von Mor Pouye, Palmblätter<br />
gekauft, die sie zu Schwämmen verarbeitet, sowie<br />
Kaffee, den sie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Portionen weiterverkauft.<br />
Dies ermöglicht ihr e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Zusatze<strong>in</strong>kommen.<br />
«Seit ich me<strong>in</strong>en Geschäften nachgehe, merke ich,<br />
dass es gut für mich ist», sagt sie. «Wenn es das<br />
nicht gäbe, müsste man sich Geld leihen von jemand<br />
anderem. Wenn de<strong>in</strong> Mann ke<strong>in</strong> Geld hat,<br />
kannst du de<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern nichts geben. Auch nicht,<br />
wenn sie dich bitten, ihnen Kleider zu kaufen.»<br />
Rokhaya Faye br<strong>in</strong>gt ihre selbstgefertigten Produkte,<br />
aber auch Früchte und Gemüse auf den<br />
Markt zum Verkauf. Kle<strong>in</strong>ere Mengen verkauft sie<br />
<strong>in</strong> der nächstgrösseren Stadt. Grössere Mengen<br />
HEKS wirkt!<br />
Der 51-jährige Mor Pouye ist Bauer im <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong>. Er ist verheiratet und hat<br />
vier K<strong>in</strong>der. Auf se<strong>in</strong>en 0,5 Hektaren Land hat er auch Mango- und Zitronenbäume<br />
gepflanzt. Während der Regenzeit kommen Auberg<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>zu. Für<br />
den Eigengebrauch verfügen er, se<strong>in</strong>e Frau Rokhaya und die vier K<strong>in</strong>der<br />
zudem über Hibiskus, M<strong>in</strong>ze sowie die Früchte des Baobab-Baumes und der<br />
Doum-Palme. Er wendet auf se<strong>in</strong>er eigenen Parzelle alles an, was er <strong>in</strong> der<br />
Bauernschule und auf dem Geme<strong>in</strong>deland lernt. Er hat zum Beispiel gelernt,<br />
se<strong>in</strong>e Mangobäume effizient zu bewässern: Pouye nimmt e<strong>in</strong>e Pet-Flasche,<br />
schlitzt deren Boden auf, um Wasser h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugiessen, und sticht e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong><br />
den Deckel, durch welchen die Tröpfchenbewässerung erfolgen wird. Dann<br />
steckt er die Flasche <strong>mit</strong> dem Deckel nach unten <strong>in</strong> den Boden. «Früher haben<br />
wir Wasser auf die Pflanzen gegossen. Das ist aber immer schnell verdunstet.<br />
Mit der Flasche bleibt das Wasser erhalten, und die Pflanze erhält so viel, wie<br />
sie braucht», erklärt er.<br />
Film ab! Schauen Sie hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurzfilm, wie Mor Pouye<br />
se<strong>in</strong>e Bäume bewässert: www.heks.ch/handeln<br />
Wirken Sie <strong>mit</strong>!<br />
Helfen Sie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Beitrag, die Armut weltweit zu reduzieren. Sie können<br />
Kle<strong>in</strong>bäuer<strong>in</strong>nen und Kle<strong>in</strong>bauern unterstützen, <strong>in</strong>dem Sie für 240 Franken im<br />
Jahr e<strong>in</strong>e Baumpatenschaft abschliessen. Bäume spielen <strong>in</strong> vielen Projekten<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Rolle: HEKS unterstützt ländliche Geme<strong>in</strong>schaften dar<strong>in</strong>, auch<br />
auf kargen Böden genügend Nahrungs<strong>mit</strong>tel zur Selbstversorgung und zur<br />
Sicherung ihres E<strong>in</strong>kommens zu erwirtschaften. In Niger ist es der «Wunderbaum»<br />
Mor<strong>in</strong>ga, der Kle<strong>in</strong>bäuer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> überlebenswichtiges Zusatze<strong>in</strong>kommen<br />
sichert. Indigene Familien <strong>in</strong> Guatemala werden unterstützt, auf<br />
ihren Feldern neben Grundnahrungs<strong>mit</strong>teln auch Avocado- und Mangobäume<br />
anzupflanzen, und <strong>in</strong> Armenien begleitet HEKS verarmte Bauernfamilien<br />
beim Aufbau von Baumschulen für Aprikosen- und Pfirsichbäume. All<br />
dies s<strong>in</strong>d Beispiele für Diversifizierungskomponenten <strong>in</strong> HEKS-Projekten: Der<br />
Aufwand und die Kosten s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g, die Wirkung h<strong>in</strong>gegen ist riesig.<br />
Weitere Informationen zur Baumpatenschaft f<strong>in</strong>den sie<br />
unter www.heks.ch/handeln, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zahlungssche<strong>in</strong> für die<br />
Baumpatenschaft auf der Rückseite dieses Magaz<strong>in</strong>s.<br />
7
8 <br />
br<strong>in</strong>gt sie geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den anderen Bäuer<strong>in</strong>nen<br />
und Bauern aus <strong>Soune</strong> nach Dakar.<br />
Die Geme<strong>in</strong>schaft als Schlüssel zum Erfolg<br />
Das Projekt spricht die Menschen offensichtlich erfolgreich<br />
an. Nicht nur <strong>in</strong> <strong>Soune</strong>, sondern auch <strong>in</strong><br />
anderen Dörfern möchten sich immer mehr Bäuer<strong>in</strong>nen<br />
und Bauern beteiligen. Wichtig für HEKS<br />
und Enda-Pronat ist dabei, dass die Initiative jeweils<br />
aus der dörflichen Geme<strong>in</strong>schaft kommt. Überhaupt<br />
zeigt sich, dass die Geme<strong>in</strong>schaft der Schlüssel<br />
gegen die Armut ist. «Hier <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong> spricht<br />
man nicht gerne über Armut», sagt Mariam Sow.<br />
«Viele Leute weigern sich zu sagen, sie seien arm.<br />
Sie sagen, dass derjenige arm ist, der niemanden<br />
mehr um sich hat.» In <strong>Senegal</strong> leben mehr als 50<br />
Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze.<br />
«Was die Leute <strong>in</strong>teressiert, ist ihr täglicher Lebensunterhalt,<br />
ihr Frühstück, ihr Mittagessen, ihr Abendessen»,<br />
ergänzt Amadou Gueye. «Wenn sie <strong>mit</strong><br />
dem Verkauf ihrer Produkte Geld verdienen, denken<br />
sie als Erstes daran, wie sie sich ernähren kön-<br />
Seit Rokhaya Faye e<strong>in</strong>e<br />
Starthilfe von der lokalen<br />
Spar- und Kreditgruppe<br />
erhalten hat,<br />
kann sie e<strong>in</strong>en Nebenverdienst<br />
<strong>mit</strong> selbstgefertigten<br />
Produkten aus<br />
Palmblättern erwirtschaften.<br />
Hier fertigt sie<br />
Schwämme an, die sie<br />
auf dem lokalen Markt<br />
verkauft.<br />
nen.» Das tägliche Überleben steht im Zentrum des<br />
Alltags, auch im <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong>. Entscheidend für die<br />
Zukunft ist, dass die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>Perspektiven</strong><br />
sieht und <strong>in</strong> die Lage versetzt wird, die Entwicklung<br />
selbst zu tragen. «Wir s<strong>in</strong>d auf halbem Weg», sagt<br />
Salimata Coly. «Es wurde viel erreicht. Die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
hat viel gelernt über den Kampf gegen die<br />
Bodenerosion und über landwirtschaftliche Fragen.<br />
Sie ist auch besser organisiert. Aber es gibt noch<br />
viel zu tun.»<br />
«Kle<strong>in</strong>bäuer<strong>in</strong>nen und Kle<strong>in</strong>bauern s<strong>in</strong>d der<br />
Motor e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung», ist Mariam<br />
Sow überzeugt. Aber Entwicklung geschieht nur,<br />
wenn die Menschen vom S<strong>in</strong>n der Aktivitäten überzeugt<br />
s<strong>in</strong>d. Oder wie Mor Pouye es ausdrückt: «Ich<br />
b<strong>in</strong> h<strong>in</strong>gegangen und habe mir die Arbeiten angeschaut.<br />
Ich habe gesehen, dass es gute Arbeiten<br />
fürs <strong>Dorf</strong> s<strong>in</strong>d. Deshalb b<strong>in</strong> ich stolz, sie zu tun.»<br />
Und er ist nicht mehr alle<strong>in</strong>.
Sammelkampagne «Entwicklung ermöglichen»<br />
Materialien zur Kampagne<br />
In se<strong>in</strong>er Sammelkampagne 2012, «Entwicklung ermöglichen»,<br />
stellt HEKS die ländliche Entwicklung von Kle<strong>in</strong>bauernfamilien <strong>in</strong><br />
<strong>Senegal</strong> vor. Bauernfamilien sollen von ihrem Stück Land leben<br />
können. HEKS unterstützt sie dabei. Die HEKS-Sammlung dauert<br />
vom 3. bis 15. Dezember und wird begleitet durch e<strong>in</strong>en Fernsehspot,<br />
Plakate und Prospekte. HEKS stellt Ihnen auf der Website<br />
Informationsmaterial zur Sammelkampagne zur Verfügung.<br />
Die Materialien zur Kampagne und das Dossier können<br />
heruntergeladen werden unter www.heks.ch/handeln. Oder<br />
bestellen Sie telefonisch unter 044 360 88 15.<br />
Der Film<br />
«<strong>Soune</strong> <strong>–</strong> E<strong>in</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>mit</strong> <strong>Perspektiven</strong>»<br />
DVD-Film, 32 M<strong>in</strong>uten, von Peter Indergand<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drücklicher Dokumentarfilm über die Projektarbeit<br />
von HEKS <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong>. Schauplatz ist<br />
das kle<strong>in</strong>e <strong>Dorf</strong> <strong>Soune</strong>. Die beiden Protagonisten,<br />
Mor Pouye und se<strong>in</strong>e Frau Rokhaya, erzählen aus<br />
<strong>Soune</strong><br />
E<strong>in</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>mit</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />
E<strong>in</strong> Film von<br />
Peter Indergand<br />
ihrem Leben und darüber, welche Entwicklung die Unterstützung<br />
der HEKS-Partnerorganisation <strong>in</strong> ihrem <strong>Dorf</strong> <strong>in</strong> Gang gesetzt hat.<br />
Der Film zeigt den beispielhaften Weg der Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern<br />
<strong>in</strong> <strong>Soune</strong>, welche geme<strong>in</strong>sam den Boden als Lebensgrundlage<br />
zu erhalten versuchen und darauf e<strong>in</strong>e gesicherte Existenz<br />
aufbauen. Die Bilder aus dem Alltag des <strong>Dorf</strong>es und der Menschen<br />
verdeutlichen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich, wie e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft <strong>Perspektiven</strong><br />
für die Zukunft schaffen kann.<br />
DVD-Video, 32 M<strong>in</strong>uten, zu bestellen unter <strong>in</strong>fo@heks.ch<br />
Kurzfilme zur HEKS-Arbeit <strong>in</strong> <strong>Senegal</strong><br />
DVD, 4x 2<strong>–</strong>3 M<strong>in</strong>uten, von Peter Indergand<br />
Vier Kurzfilme («Rokhaya geht zum Markt», «Erosionsschutz»,<br />
«Mor arbeitet auf dem Feld», «Zusätzliches E<strong>in</strong>kommen»)<br />
geben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Alltag der Bewohner<br />
<strong>Soune</strong><br />
E<strong>in</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>mit</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />
E<strong>in</strong> Film von<br />
Peter Indergand<br />
von <strong>Soune</strong>: Man begleitet Rokhaya auf den Markt und beim Wasserholen,<br />
Mor beim Pflegen und Giessen se<strong>in</strong>er Mangobäume<br />
und die <strong>Dorf</strong>bewohner bei der Feldarbeit. Die Kurzfilme s<strong>in</strong>d<br />
ideal, um <strong>in</strong> relativ kurzer Zeit e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck unserer Projektarbeit<br />
<strong>in</strong> <strong>Senegal</strong> zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />
Kurzfilme zu bestellen unter <strong>in</strong>fo@heks.ch<br />
© HEKS 2012<br />
9
10 <br />
Land für Landlose <strong>in</strong> Brasilien<br />
HEKS unterstützt im Cerrado, im Norden von M<strong>in</strong>as Gerais, landlose Bauernfamilien,<br />
da<strong>mit</strong> sie Zugang zu Land erhalten und von der Landwirtschaft leben können.<br />
VON ANNELIES HEGNAUER (TEXT UND FOTOS)<br />
DIE AGRARREFORMIN BRASILIEN<br />
schreibt vor, dass Land e<strong>in</strong>e<br />
soziale Funktion haben muss,<br />
das heisst, es muss den Menschen<br />
dienen und darf nicht «unproduktiv»<br />
bleiben. Ist es dies, so muss es gemäss<br />
Gesetz gegen Bezahlung enteignet<br />
und e<strong>in</strong>em sozialen beziehungsweise<br />
produktiven Zweck zugeführt werden.<br />
Auf dieser gesetzlichen Grundlage<br />
arbeitet die HEKS-Partnerorganisation<br />
Movimento dos Trabalhadores<br />
Rurais Sem Terra (MST). Sie ortet<br />
Brachland, für das es sich zu kämpfen<br />
lohnt, und versucht <strong>mit</strong> allen verfügbaren<br />
Mitteln, bei der Regierung<br />
Druck zu erzeugen, da<strong>mit</strong> diese das<br />
brachliegende Land enteignet und<br />
der marg<strong>in</strong>alisierten Bevölkerung zur<br />
Nutzung überträgt. Die Mittel reichen<br />
von Gesprächen <strong>mit</strong> Regierungsvertretern,<br />
schriftlichen Anträgen,<br />
Medienarbeit bis h<strong>in</strong> zu Sitzstreiks<br />
vor Regierungsgebäuden. Nützt alles<br />
nichts, so besetzen Bauernfamilien<br />
das Land, das heisst, sie stellen Zelte<br />
auf und bewirtschaften das Brach-<br />
land. Gibt die Regierung dem Druck<br />
nach und es kommt zu e<strong>in</strong>er Landübertragung,<br />
werden die ehemaligen<br />
Landbesitzer entschädigt, sofern sie<br />
nachweisen können, dass sie rechtmässige<br />
Besitzer des Landes waren.<br />
So<strong>mit</strong> handelt es sich eigentlich nicht<br />
um e<strong>in</strong>e Enteignung, sondern um<br />
e<strong>in</strong>en zum Teil unfreiwilligen Verkauf<br />
an den Staat. Dieser Prozess der<br />
Übertragung ist meist langwierig und<br />
mühsam, denn freiwillig geben die<br />
Fazenderos, wie die Grossgrundbesitzer<br />
<strong>in</strong> Brasilien heissen, ihr Land nicht<br />
her.<br />
Nach Besetzung ensteht «Estrela<br />
Norte»<br />
Rund fünfzig Kilometer nördlich von<br />
Montes Claros, der Hauptstadt des<br />
Bundesstaates M<strong>in</strong>as Gerais, hat die<br />
HEKS-Partnerorganisation MST im<br />
April 2003 Bauernfamilien dar<strong>in</strong> unterstützt,<br />
800 Hektaren Land zu besetzen<br />
(«Acampamento»), es zu<br />
bebauen und bei der Regierung ihr<br />
Recht auf Landtitel e<strong>in</strong>zufordern. Sieben<br />
Jahre später erhielten 31 Familien<br />
endlich das lang ersehnte Nutzungsrecht,<br />
das «Acampamento» wur-<br />
de zum «Assentamento» <strong>mit</strong> dem<br />
Namen «Estrela Norte».<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt hilft<br />
MST den Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern <strong>in</strong><br />
Estrela Norte, die ihnen zustehenden<br />
Kredite zu beantragen. Die Regierung<br />
hat das Geld dafür bereits auf e<strong>in</strong><br />
Konto übertragen, aus dem z<strong>in</strong>slose<br />
Darlehen oder Starthilfen beansprucht<br />
werden können. Zum Beispiel<br />
für den Bau e<strong>in</strong>es Hauses, e<strong>in</strong>e Wasserfassung,<br />
e<strong>in</strong>e Wasserpumpe oder<br />
Tiere für die Zucht. Allerd<strong>in</strong>gs werden<br />
auch hier hohe Hürden und bürokratische<br />
H<strong>in</strong>dernisse e<strong>in</strong>gebaut, welche<br />
den Zugang zu diesen Krediten erschweren,<br />
wenn nicht gar verunmöglichen.<br />
Die «Assentamentos» müssen<br />
sich als Firma <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em sozialen<br />
Zweck e<strong>in</strong>schreiben, um überhaupt<br />
Geld beantragen zu können. Die Bewilligung<br />
muss immer wieder erneuert<br />
werden. Und bei der Suche nach<br />
Ablehnungsgründen s<strong>in</strong>d die Beamten<br />
sehr kreativ. So verlangten sie<br />
zum Beispiel vom «Assentamento»<br />
«handeln» 318 0412
handeln 318 0412<br />
«handeln» 312 318 0211 0412<br />
e<strong>in</strong>e genügende Menge angebauten<br />
Maniok, um Zugang zum Kredit für<br />
e<strong>in</strong>e Maniokmühle zu bekommen.<br />
Als die Kooperative diese gewünschte<br />
Menge erreicht hatte, musste sie<br />
nochmals begründen, warum sie die<br />
Mühle immer noch brauchte, und der<br />
Regierungsvertreter verlangte e<strong>in</strong>en<br />
Bus<strong>in</strong>essplan für die Verwendung und<br />
die Rendite der Mühle.<br />
Von der Landwirtschaft leben<br />
E<strong>in</strong>e der Familien <strong>in</strong> Estrela Norte ist<br />
die Familie Sifra. Vater Sebastião Ribeiro<br />
ist 55 Jahre alt und <strong>in</strong> zweiter<br />
Ehe <strong>mit</strong> der Indigenen Jldete verheiratet.<br />
Sie hat den 14-jährigen Samuel<br />
und die 12-jährige Adela<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die<br />
Ehe gebracht, der geme<strong>in</strong>same Sohn<br />
heisst Gabriel. Das bebaute Land der<br />
Familie Sifra umfasst drei Hektaren<br />
für Gemüse, Früchte und Getreide.<br />
Dazu besitzen sie weitere elf Hektaren<br />
für Tierhaltung. Sie bebauen es<br />
seit zwei Jahren. Die ersten beiden<br />
Kredite hat die Familie bereits erhalten<br />
und für die Wasserversorgung,<br />
den Häuserbau und die Anschaffung<br />
von Tieren verwendet. Das Geld für<br />
den Kauf e<strong>in</strong>es Häckslers für das Zerkle<strong>in</strong>ern<br />
von Zuckerrohr und Mais<br />
kam ebenfalls von diesem Kredit.<br />
Obwohl die Fruchtbäume und<br />
das Gemüse dank Wasserzugang bereits<br />
prächtig gedeihen, kann die<br />
Familie erst zur Hälfte von den Erträgen<br />
ihres Landes leben. Den Rest verdienen<br />
Sebastião und Jldete durch<br />
Arbeiten im Taglohn. Die Produktionsmenge<br />
ist noch zu kle<strong>in</strong> und die<br />
Sebastião Ribeiro<br />
und se<strong>in</strong>e Familie s<strong>in</strong>d<br />
auf dem besten Weg,<br />
von der Landwirtschaft<br />
leben zu können.<br />
Vermarktung steckt noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen.<br />
Sebastião Ribeiros Ziel ist es, <strong>in</strong><br />
zwei Jahren vom Ertrag se<strong>in</strong>es Landes<br />
zu 100 Prozent leben zu können. Um<br />
dies zu erreichen, möchte er noch<br />
mehr Fruchtbäume anpflanzen, vor<br />
allem Mandar<strong>in</strong>en, die e<strong>in</strong>en guten<br />
Preis erzielen. Auch wünscht er sich<br />
e<strong>in</strong> paar Milchkühe.<br />
Auf die Frage, <strong>in</strong>wiefern er von<br />
der HEKS-Partnerorganisation MST<br />
profitiert und was er gelernt habe,<br />
antwortete Sebastião: «MST ist für<br />
mich wie e<strong>in</strong>e Familie, <strong>in</strong> der ich mich<br />
aufgehoben und unterstützt fühle.<br />
Ich habe enorm viel gelernt über<br />
die Produktion, aber auch im sozialen<br />
Bereich», sagt er. So verstehe er<br />
se<strong>in</strong>e Ehe als Partnerschaft zwischen<br />
gleichwertigen Partnern, die ihr Leben<br />
<strong>in</strong> allen Belangen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander<br />
teilen und e<strong>in</strong>ander unterstützen.<br />
«Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass wir unser<br />
Ziel, von der Landwirtschaft leben zu<br />
können, dank der Hilfe von HEKS <strong>in</strong><br />
wenigen Jahren erreichen werden.»<br />
Jetzt fehlt nur noch, dass Sebastião<br />
Ribeiros se<strong>in</strong>e Produktion erhöhen<br />
kann und e<strong>in</strong> letzter Ste<strong>in</strong> im Mosaik:<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>kommensfördernde Vermarktung.<br />
Weitere Informationen zu den<br />
HEKS-Projekten <strong>in</strong> Brasilien f<strong>in</strong>den<br />
Sie unter www.heks.ch/handeln<br />
BRASILIEN<br />
BRASILIEN<br />
BRASILIA<br />
Cerrado <br />
M<strong>in</strong>as Gerais<br />
11
12 <br />
«Hilfe schenken»<br />
heisst<br />
s<strong>in</strong>nvoll schenken!<br />
Unterstützen Sie die HEKS-Weihnachtsaktion «Hilfe schenken»<br />
und da<strong>mit</strong> Begünstigte <strong>in</strong> unseren Projekten. Für ihre<br />
Liebsten gibt es e<strong>in</strong>e schöne Urkunde, für die Hilfsbedürftigen<br />
das tatsächliche Geschenk.<br />
E<strong>in</strong> Zuchtschwe<strong>in</strong> für<br />
Mirjam aus Brasilien<br />
Das Ökosystem des Cerrado, des Savannengebiets<br />
<strong>in</strong> Zentral-Brasilien, ist<br />
durch den fortschreitenden grossflächigen<br />
Anbau von Soja, Zucker und<br />
Eukalyptus sowie durch extensive R<strong>in</strong>derzucht<br />
stark bedroht. Neben den<br />
Umweltproblemen haben sich auch<br />
die sozialen Probleme deutlich ver-<br />
1. Sie schenken Hilfe und erhalten dafür e<strong>in</strong>e<br />
Urkunde <strong>mit</strong> dem Zuchtschwe<strong>in</strong>.<br />
Schenkungsurkunde<br />
für e<strong>in</strong><br />
Zuchtschwe<strong>in</strong><br />
Im Namen von erhält e<strong>in</strong>e<br />
arme Bauernfamilie <strong>in</strong> Kolumbien e<strong>in</strong> Zuchtschwe<strong>in</strong>. Viele Bauern leben<br />
<strong>in</strong> Armut, weil das fruchtbare Land Grossgrundbesitzern gehört.<br />
Durch die Zucht und den Verkauf von Schwe<strong>in</strong>en verbessert sich ihre<br />
Existenzsicherheit Schritt um Schritt.<br />
www.hilfe-schenken.ch<br />
schärft: Familien, die seit Generationen<br />
auf ihrem Land leben, aber zum<br />
grossen Teil ke<strong>in</strong>e Landtitel besitzen,<br />
werden von Grossgrundbesitzern<br />
oder wegen Grossprojekten, wie<br />
etwa dem Bau von Staudämmen<br />
oder der Produktion von Holzkohle,<br />
Zellulose und Agrotreibstoffen, systematisch<br />
vertrieben. Kle<strong>in</strong>bauernfamilien<br />
und ethnische M<strong>in</strong>derheiten<br />
kämpfen um ihr soziales, wirtschaftli-<br />
<br />
2. Durch Ihre Spende kann sich Mirjam<br />
aus Brasilien e<strong>in</strong> Zuchtschwe<strong>in</strong> kaufen.<br />
ches und kulturelles Überleben. HEKS<br />
unterstützt sie <strong>in</strong> diesem Kampf <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Projekten. Im Brasilianischen<br />
<strong>Dorf</strong> Malhada Grande zum<br />
Beispiel, e<strong>in</strong>er der 36 Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Associãçao Gulamba im Gebiet<br />
der Curutuba, haben Jugendliche die<br />
Möglichkeit, sich an Kursen <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Themen weiterzubilden.<br />
Die 18-jährige Mirjam hat an e<strong>in</strong>em<br />
solchen Kurs, der aus dem Stipendienfonds<br />
von HEKS bezahlt werden<br />
konnte, teilgenommen. Zum Schluss<br />
durfte jede Kursteilnehmer<strong>in</strong> und<br />
jeder Kursteilnehmer e<strong>in</strong>e Starthilfe<br />
für e<strong>in</strong> Projekt beantragen. Mirjam<br />
wollte Schwe<strong>in</strong>e züchten.<br />
Dafür musste sie e<strong>in</strong>en Bus<strong>in</strong>essplan<br />
e<strong>in</strong>reichen und erhielt nach dessen<br />
Bewilligung das Geld für die<br />
Anfangs<strong>in</strong>vestition. Mirjam hat davon<br />
e<strong>in</strong>e Muttersau für 350 Reais gekauft,<br />
die bis jetzt bereits 13 Junge geworfen<br />
hat, welche Mirjam für 60 Reais<br />
pro Tier verkaufen konnte. Da Mirjam<br />
<strong>in</strong> Montes Claros Agronomie studiert<br />
und deshalb oft weg ist, hat sie ihre<br />
beiden Geschwister für 30 Riais pro<br />
Jahr angestellt, um die Schwe<strong>in</strong>e zu<br />
versorgen. E<strong>in</strong>e gute Geschäftsfrau!
«handeln» 318 0412<br />
<br />
E<strong>in</strong>e Nähmasch<strong>in</strong>e für<br />
Valmeera aus Bangladesch<br />
Es war e<strong>in</strong> grosser Tag für die 20jährige<br />
Valmeera, als sie ihre erste<br />
Tretnähmasch<strong>in</strong>e erhielt. Valmeera<br />
wohnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schulheim. Von dort<br />
aus besuchte sie die siebte bis zehnte<br />
Klasse der öffentlichen Schule. Ihre<br />
Eltern s<strong>in</strong>d beide Analphabeten. Sie<br />
werden verachtet, weil sie der Latri-<br />
3. Das Zuchtschwe<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt Mirjam<br />
e<strong>in</strong>en sichtbaren Mehrwert.<br />
nenre<strong>in</strong>iger-Kaste angehören. Latr<strong>in</strong>enre<strong>in</strong>iger<br />
und Strassenkehrer gelten<br />
<strong>in</strong> Bangladesch als «unberührbar»,<br />
werden verstossen und diskrim<strong>in</strong>iert<br />
und s<strong>in</strong>d sowohl sozial<br />
wie ökonomisch stark benachteiligt:<br />
Armut, Analphabetismus, Arbeitslosigkeit,<br />
Hunger und Unterernährung<br />
gehören zu ihrem Alltag. Deshalb unterstützt<br />
HEKS dort junge, alle<strong>in</strong>stehende<br />
und verwitwete Frauen <strong>mit</strong> der<br />
Foto: HEKS/Pieder Casura<br />
Fotos: HEKS/Annelies Hegnauer<br />
Vergabe von Tretnähmasch<strong>in</strong>en. Nach<br />
der zehnten Klasse ermöglichte<br />
e<strong>in</strong> Stipendium Valmeera während<br />
zweier Jahre die Ausbildung zur<br />
Schneider<strong>in</strong>. Wohnen durfte sie weiterh<strong>in</strong><br />
im Schulheim. Jetzt ist sie zurück<br />
bei ihren Eltern <strong>in</strong> der Siedlung<br />
der Latr<strong>in</strong>enre<strong>in</strong>iger. Doch hat sie im<br />
<strong>Dorf</strong>zentrum die Werbetrommel gerührt<br />
und sich als ausgebildete und<br />
selbständig arbeitende Schneider<strong>in</strong><br />
angepriesen. Bald bekam sie Aufträge<br />
für Hosen, Hemden, Blusen,<br />
Unterröcke. Valmeera, die Kle<strong>in</strong>unternehmer<strong>in</strong>!<br />
E<strong>in</strong> sozialer und wirtschaftlicher<br />
Aufstieg, der Aufsehen<br />
erregt, Nachahmer<strong>in</strong>nen ermutigt<br />
und soziale Widerstände langsam<br />
aufweicht. «Die Nähmasch<strong>in</strong>e verändert<br />
me<strong>in</strong> Leben, br<strong>in</strong>gt mir Achtung<br />
und e<strong>in</strong> sicheres E<strong>in</strong>kommen», sagt<br />
Valmeera.<br />
Und so funktioniert<br />
«Hilfe schenken»:<br />
Sie wählen e<strong>in</strong>es der Geschenke aus<br />
und erhalten dann per Post die stilvolle<br />
Urkunde zum ausgewählten<br />
Artikel als Geschenk für Ihre Liebsten.<br />
Ihre Spende geht je nach Geschenk<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en von sieben Fonds<br />
<strong>mit</strong> fest def<strong>in</strong>iertem Verwendungszweck.<br />
Jedes Geschenk ist e<strong>in</strong>em<br />
Fonds zugeordnet. So haben Sie<br />
volle Transparenz über die Verwendung<br />
des Geldes, und uns ist es<br />
möglich, schnell dort zu helfen, wo<br />
es am nötigsten ist. Wenn Sie beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e Nähmasch<strong>in</strong>e verschenken,<br />
so kommt Ihr Geld vollständig<br />
<strong>in</strong> den Fonds zur Entwicklung<br />
ländlicher Geme<strong>in</strong>schaften. Ihre<br />
Spende erreicht hilfsbedürftige Menschen<br />
dann entweder tatsächlich als<br />
Nähmasch<strong>in</strong>e oder <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er anderen<br />
von HEKS unterstützten Starthilfe<br />
für die gleiche Zielgruppe.<br />
Weitere Geschenkideen:<br />
Bestellen Sie den neuen Geschenkkatalog<br />
unter der Hotl<strong>in</strong>e 044 360<br />
88 99 oder bestellen sie direkt onl<strong>in</strong>e<br />
unter: www.hilfe-schenken.ch<br />
13
14 <br />
Aktive Eltern <strong>–</strong> starke K<strong>in</strong>der<br />
Eltern möchten ihre K<strong>in</strong>der möglichst gut auf K<strong>in</strong>dergarten und Schule vorbereiten. Doch wie<br />
können sie ihre Kle<strong>in</strong>en altersgerecht fördern? Das HEKS-Elternbildungsprojekt Edul<strong>in</strong>a, das <strong>in</strong><br />
mehreren Sprachen angeboten wird, unterstützt <strong>mit</strong>hilfe von <strong>in</strong>terkulturellen Ver<strong>mit</strong>tler<strong>in</strong>nen<br />
und Ver<strong>mit</strong>tlern Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bei Erziehungsfragen.<br />
VON KARIN MÜLLER (TEXT), RUEDI LÜSCHER (FOTOS)<br />
ACHT JUNGE FRAUEN und e<strong>in</strong><br />
Mann sitzen im Halbkreis des<br />
Voltaschulhauses <strong>in</strong> Basel. Ihre<br />
K<strong>in</strong>der spielen im Raum nebenan<br />
<strong>mit</strong> Betreuer<strong>in</strong>nen «Verkäuferlis». Die<br />
Eltern nehmen an e<strong>in</strong>em Familienworkshop<br />
von «Edul<strong>in</strong>a» teil. An<br />
sechs Samstagen kommen sie während<br />
dreier Stunden zusammen. Die<br />
Kurssprache ist Türkisch.<br />
Junge Väter und Mütter s<strong>in</strong>d unerfahren<br />
bezüglich der Entwicklung<br />
ihrer K<strong>in</strong>der. Sie vergleichen <strong>mit</strong> anderen<br />
und machen sich Sorgen, wenn<br />
die Tochter weniger redet oder der<br />
Sohn immer noch krabbelt, während<br />
die Gleichaltrigen <strong>in</strong> der Spielgruppe<br />
bereits laufen. Bei Eltern <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
kommt dazu, dass sie<br />
oft nicht wissen, wo sie sich Rat holen<br />
können. Angebote wie zum Beispiel<br />
die Mütter- und Väterberatung kennen<br />
sie nicht, oder sie kämpfen <strong>mit</strong><br />
Verständigungsproblemen. Hier setzt<br />
«Edul<strong>in</strong>a» an und berät <strong>in</strong> mehrteiligen<br />
Kursen fremdsprachige Eltern<br />
aus Basel-Stadt und Baselland <strong>in</strong> ihrer<br />
Muttersprache bei Fragen zur Förderung<br />
und Entwicklung ihrer K<strong>in</strong>der.<br />
Die <strong>in</strong>terkulturellen Ver<strong>mit</strong>tler<strong>in</strong>nen<br />
und Erwachsenenbildner<strong>in</strong>nen, die<br />
diesen Kurs leiten, haben den gleichen<br />
kulturellen H<strong>in</strong>tergrund wie die<br />
Kursteilnehmenden.<br />
Wie die türkische Sozialpädagog<strong>in</strong><br />
Fahriye Usta. Unter ihrer Anlei-<br />
Die Sozialpädagog<strong>in</strong> Fahriye Usta (<strong>mit</strong>tleres Bild) leitete den Workshop für türkischsprachige MigrantInnen zum Thema «Die soziale und emoti o
tung lockern sich im Voltaschulhaus<br />
alle bei e<strong>in</strong>em Bewegungsspiel auf. In<br />
der ersten Kurse<strong>in</strong>heit beschäftigt sie<br />
sich <strong>mit</strong> der sozialen und emotionalen<br />
Entwicklung von K<strong>in</strong>dern im Vorschulalter.<br />
Bevor Fahriye Usta <strong>mit</strong><br />
ihrem Kurzreferat beg<strong>in</strong>nt, müssen<br />
sich die Eltern überlegen, was sie<br />
glauben <strong>in</strong> der Erziehung ihrer K<strong>in</strong>der<br />
gut zu machen. «Wir wollen <strong>mit</strong><br />
dem Positiven starten», erklärt Olcay<br />
Senel, die den Kurs zusammen <strong>mit</strong><br />
Hayat Mısırlıog˘ lu leitet. Die Eltern sollen<br />
gestärkt nach Hause gehen, im<br />
Wissen, dass sie vieles richtig machen.<br />
Erfahrungen austauschen<br />
Die Leiter<strong>in</strong>nen legen viel Wert auf<br />
e<strong>in</strong>e entspannte Atmosphäre. Es<br />
herrscht e<strong>in</strong>e herzliche Stimmung.<br />
«Zuhören», «Vertrauen geben»,<br />
ti onale Entwicklung des K<strong>in</strong>des».<br />
«Fragen beantworten» <strong>–</strong> die<br />
Anwesenden diskutieren ihre<br />
Erziehungsschwerpunkte. Der<br />
Erfahrungsaustausch steht im<br />
Zentrum. «Wir wollen den Eltern<br />
zeigen, dass alle K<strong>in</strong>der verschieden<br />
s<strong>in</strong>d, und jedes se<strong>in</strong>e Stärken<br />
hat», sagt Hayat Mısırlıog˘ lu.<br />
Selime Atici und ihr Mann Oguz<br />
haben e<strong>in</strong>en zweijährigen Sohn. Die<br />
Schwester habe ihr den Kurs empfohlen,<br />
sagt die junge Mutter. Hier erfahren<br />
sie, dass andere Mütter und<br />
Väter Ähnliches erleben wie sie selber,<br />
und sie erhalten nützliche Tipps.<br />
«Es war beruhigend, zu hören, dass<br />
selbst Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> erst sehr spät<br />
anf<strong>in</strong>g zu sprechen», lacht Selime.<br />
Kader Aksoy ist Mutter e<strong>in</strong>er<br />
fünfjährigen Tochter. Ihr ist es wichtig,<br />
dass ihr K<strong>in</strong>d sich bewegt und andere<br />
Kulturen kennen lernt. Sie<br />
NORDWESTSCHWEIZER<br />
FACHTAGUNG<br />
INTERKULTURELLES VERMITTELN<br />
UND ÜBERSETZEN<br />
Erkenntnisse aus Praxis und Forschung für<br />
e<strong>in</strong>en wirksamen E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Integrationsförderung<br />
1. Februar 2013 im Schloss Ebenra<strong>in</strong>, Sissach<br />
Organisiert von der HEKS-Regionalstelle beider Basel <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Amt für Volksschulen<br />
Basel-Landschaft und der HEKS-Regionalstelle AG/SO.<br />
Für weitere Auskünfte kontaktieren Sie:<br />
HEKS-Regionalstelle beider Basel, Pfeff<strong>in</strong>gerstr. 41,<br />
Postfach, 4002 Basel<br />
Tel. 061 367 94 00, Fax 061 367 94 05,<br />
E-Mail basel@heks.ch<br />
schickt das<br />
Mädchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Spielgruppe<br />
und nimmt es <strong>mit</strong> zum<br />
Schwimmen. Der Kurs bestätigt sie<br />
dar<strong>in</strong>, «dass wir, gleich wie den Erwachsenen,<br />
auch den Kle<strong>in</strong>en <strong>mit</strong> Respekt<br />
begegnen sollten».<br />
Beziehungsnetz nutzen<br />
Kursleiter<strong>in</strong> Olcay Senel lebt seit 23<br />
Jahren <strong>in</strong> Basel und unterrichtet Türkisch<br />
beim Schul-, Integrations- und<br />
15
16 <br />
Elternbildungsprogramm AKEP der<br />
HEKS-Regionalstelle Basel. Es unterstützt<br />
Familien aus der Türkei. Aus<br />
dem AKEP-Programm «Aktive Eltern<br />
<strong>–</strong> starke K<strong>in</strong>der» entwickelte HEKS<br />
«Edul<strong>in</strong>a» und weitete es 2011<br />
auf weitere Sprachgruppen aus. Die<br />
Kurse gibt es <strong>mit</strong>tlerweile auch auf<br />
Albanisch, Tamilisch, Portugiesisch,<br />
Spanisch und Deutsch. Im letzten Jahr<br />
fanden 11 Workshops statt, an denen<br />
112 Eltern <strong>mit</strong> 129 K<strong>in</strong>dern teilnahmen.<br />
Als langjährige AKEP-Lehrer<strong>in</strong><br />
kennt Olcay Senel viele junge Eltern<br />
<strong>mit</strong> türkischen Wurzeln und erzählt<br />
ihnen von den «Edul<strong>in</strong>a»-Kursen.<br />
Manchmal spreche sie die Familien<br />
zudem im Park an, sagt sie.<br />
Im Voltaschulhaus steht nach der<br />
Pause e<strong>in</strong> Rollenspiel an, das für Heiterkeit<br />
sorgt: Die Hälfte der Kursteilnehmenden<br />
übernimmt den Part<br />
ihrer K<strong>in</strong>der, die um e<strong>in</strong> Spielzeug<br />
streiten. Die anderen versuchen als<br />
Eltern die Ause<strong>in</strong>andersetzung zu<br />
schlichten. Im anschliessenden Gespräch<br />
zeigt sich, dass Eltern bei<br />
Konflikten nicht zu früh e<strong>in</strong>greifen<br />
sollten, um den K<strong>in</strong>dern Gelegenheit<br />
zu geben, selber e<strong>in</strong>e Lösung zu f<strong>in</strong>den.<br />
Währenddessen vergnügen sich<br />
die rund zehn K<strong>in</strong>der friedlich unter<br />
der Aufsicht von Eylem Soner. Sie unterrichtet<br />
ebenfalls bei AKEP. Bei<br />
«Edul<strong>in</strong>a» ist sie als K<strong>in</strong>derbetreuer<strong>in</strong><br />
engagiert. Ihre sechsjährige Tochter<br />
br<strong>in</strong>gt sie jeweils <strong>mit</strong>. «Unsere Landsleute<br />
<strong>in</strong> der Schweiz und auch unsere<br />
eigenen K<strong>in</strong>der brauchen Unterstützung»,<br />
me<strong>in</strong>t Eylem Soner. Sie, Hayat<br />
Mısırlıog˘ lu und Olcay Senel halfen als<br />
Mentor<strong>in</strong>nen, «Edul<strong>in</strong>a» als Pilotprojekt<br />
vor vier Jahren aufzubauen:<br />
«Seither haben wir die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>iger K<strong>in</strong>der, die <strong>mit</strong> ihren Müttern<br />
und Vätern bei uns waren, begleitet,<br />
ihre Fortschritte beobachtet und uns<br />
über ihre Erfolge gefreut.»<br />
Zum Schluss erhalten die Eltern<br />
von Fahriye Usta noch e<strong>in</strong>e «Hausaufgabe».<br />
Sie sollen ihren K<strong>in</strong>dern die<br />
Verantwortung für e<strong>in</strong> altersgerechtes<br />
«Ämtli» übergeben, zum Beispiel<br />
Wäsche aufhängen oder Schuhe putzen,<br />
und nächstes Mal darüber berichten,<br />
wie es geklappt hat.<br />
Weitere Informationen zu den HEKS-<br />
Projekten im Bereich der <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung und Übersetzung f<strong>in</strong>den<br />
Sie unter www.heks.ch/handeln<br />
«Das Beste aus beiden Welten komb<strong>in</strong>ieren»<br />
In verschiedenen Integrationsprojekten von HEKS für Migrant<strong>in</strong>nen<br />
und Migranten kommen gut ausgebildete <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen zum E<strong>in</strong>satz. Das Projekt «MEL <strong>–</strong> Migrant<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> der Elternarbeit und Erwachsenenbildung» der HEKS-Regionalstelle<br />
beider Basel bietet anerkannte Ausbildungslehrgänge für<br />
<strong>in</strong>terkulturelles Übersetzen und Ver<strong>mit</strong>teln an. Frank Egle ist Leiter<br />
des Projekts Edul<strong>in</strong>a und Ausbildner bei den MEL-Lehrgängen.<br />
MIT FRANK EGLE GESPROCHEN HAT BETTINA FILACANAVO<br />
Frank Egle, das Projekt Edul<strong>in</strong>a ist<br />
e<strong>in</strong> Beispiel, das zeigt, wie <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen <strong>in</strong> der<br />
Integrationsarbeit weiterhelfen können.<br />
Wo kommen sie sonst noch<br />
zum E<strong>in</strong>satz?<br />
Zum Beispiel <strong>in</strong> Projekten der Gesundheitsförderung,<br />
wie zum Beispiel<br />
im HEKS-Projekt Vital<strong>in</strong>a, wo es<br />
darum geht, fremdsprachige Eltern<br />
für Fragen der gesunden Ernährung<br />
zu sensibilisieren. Auch Fachstellen im<br />
Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich<br />
arbeiten <strong>mit</strong> <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen. Ihre Arbeit<br />
<strong>in</strong> der Erwachsenenbildung<br />
und Projektarbeit<br />
ist wichtig für die<br />
soziale Integration von<br />
MigrantInnen <strong>in</strong> der<br />
Schweiz <strong>–</strong> beispielsweise<br />
bei der Umsetzung von<br />
Integrationskonzepten<br />
des Bundes, der Kantone<br />
oder Geme<strong>in</strong>den.<br />
Was machen <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen?<br />
Interkulturelle Ver<strong>mit</strong>tlerInnen<br />
führen zum Beispiel für Eltern aus<br />
ihrem Kulturkreis Workshops durch,<br />
häufig zu Gesundheits- oder Bildungsthemen.<br />
Sie leiten Elterngruppen<br />
und beraten Fachleute, die e<strong>in</strong><br />
neues Integrationsprojekt lancieren<br />
wollen. E<strong>in</strong>ige der von MEL ausgebildeten<br />
<strong>in</strong>terkulturellen Ver<strong>mit</strong>tlerInnen<br />
haben auch eigene Projekte aufgebaut<br />
wie zum Beispiel e<strong>in</strong> Nähatelier<br />
für Frauen unterschiedlicher Nationalitäten.<br />
Warum braucht es <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen?<br />
Bei der Arbeit der <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen geht es immer<br />
darum, Wissen und Kenntnisse aus<br />
der <strong>in</strong>dividuellen Lebenswelt <strong>in</strong> die<br />
gegenwärtige Situation zu übertragen.<br />
Traditionen und Werthaltungen<br />
aus anderen Kultursystemen, die<br />
während des Sozialisationsprozesses<br />
erworben wurden, müssen immer<br />
wieder auf ihre Gültigkeit im aktuellen<br />
Kontext, hier <strong>in</strong> der Schweiz,<br />
h<strong>in</strong>terfragt werden. Interkulturelle<br />
Ver<strong>mit</strong>tlerInnen helfen <strong>in</strong> Workshops,<br />
<strong>in</strong> Kursen oder <strong>in</strong> Informationsveranstaltungen<br />
dabei, diesen Vergleich zu<br />
ziehen. Zwischen dem, was Eltern<br />
zum Beispiel über Erziehung gelernt<br />
und ver<strong>in</strong>nerlicht haben, und dem,<br />
was <strong>in</strong> der aktuellen Situation von<br />
ihnen gefordert wird. So<strong>mit</strong> schaffen<br />
<strong>in</strong>terkulturelle Ver<strong>mit</strong>tlerInnen auch<br />
den Raum, Neues zu lernen und auszuprobieren,<br />
und die Eltern sollen so<br />
das Beste aus beiden Welten komb<strong>in</strong>ieren.<br />
Wer kann sich zur <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Ver<strong>mit</strong>tler<strong>in</strong> oder zum Ver<strong>mit</strong>tler<br />
ausbilden lassen?<br />
Die Voraussetzung zur Teilnahme<br />
an der Ausbildung <strong>in</strong>terkulturelles<br />
Ver<strong>mit</strong>teln ist e<strong>in</strong>e Ausbildung im Bereich<br />
<strong>in</strong>terkulturelles Übersetzen.<br />
Weiter ist es von Vorteil, wenn die<br />
TeilnehmerInnen schon <strong>mit</strong> bestehenden<br />
Projekten oder Institutionen<br />
vernetzt s<strong>in</strong>d, die im Bereich der <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung tätig s<strong>in</strong>d.<br />
Das erhöht die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
dass die TeilnehmerInnen nach der<br />
Ausbildung ihr Wissen auch <strong>in</strong> der<br />
Praxis anwenden können.<br />
«handeln» 318 0412
handeln 318 0412<br />
«handeln» 318 0412<br />
<br />
Das können Sie tun:<br />
Unterstützen Sie die kirchliche Jugendarbeit <strong>in</strong> Tschechien<br />
VON MONIKA ZWIMPFER<br />
Normalerweise läuft nicht viel im<br />
200-Seelen-<strong>Dorf</strong> Belec <strong>in</strong> der Böhmisch-Mährischen<br />
Höhe. E<strong>in</strong> paar<br />
Vere<strong>in</strong>e halten das <strong>Dorf</strong>leben wach;<br />
im Frühjahr wird der Karneval, im<br />
Herbst die Jagd zelebriert. Im Sommer<br />
aber füllt sich das <strong>Dorf</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er<br />
besonderen Schar von Gästen: Es s<strong>in</strong>d<br />
beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der und Jungendliche<br />
<strong>mit</strong> ihren Familien, die sich im Ferienzentrum<br />
der Evangelischen Kirche der<br />
Böhmischen Brüder (EKBB) zum Sommerlager<br />
treffen. Dieser reformierten<br />
M<strong>in</strong>derheitskirche gehören <strong>in</strong> Tschechien<br />
rund 100 000 Mitglieder an.<br />
Unser Königreich Belec<br />
Die meisten Familien haben ke<strong>in</strong>e andere<br />
Gelegenheit, geme<strong>in</strong>sam Ferien<br />
Für 360 Franken im Jahr:<br />
E<strong>in</strong>e Patenschaft für<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
<strong>in</strong> Tschechien<br />
In Tschechien unterstützt<br />
HEKS die Evangelische Kirche<br />
der Böhmischen Brüder<br />
(EKBB) <strong>in</strong> ihrer engagierten<br />
und beliebten Jugendarbeit,<br />
da<strong>mit</strong> die M<strong>in</strong>derheits-<br />
zu machen. E<strong>in</strong>erseits, weil die nötigen<br />
E<strong>in</strong>richtungen fehlen, andererseits,<br />
weil sie es sich nicht leisten<br />
können. E<strong>in</strong>e Lagerteilnehmer<strong>in</strong>, die<br />
schon mehrmals nach Belec gekommen<br />
ist und sich jedes Jahr riesig darauf<br />
freut, ist Bára: «Vieles ist auch<br />
dieses Jahr wie immer: das Leitungsteam,<br />
das gute Essen und das tolle<br />
und abwechslungsreiche Programm<br />
<strong>mit</strong> Spass, Spielen und Theater. Zum<br />
Beispiel die Geschichte, wie Aneta,<br />
die reizende Tochter von König Kalus<br />
I., entführt wurde. Das Lagergelände<br />
war für uns das Königreich<br />
Belec. Und so halfen wir Untertanen<br />
dem König, se<strong>in</strong>e Tochter zu suchen.»<br />
Weil die Lager für Familien <strong>mit</strong><br />
beh<strong>in</strong>derten Angehörigen äusserst<br />
kirche auch künftig lebendig<br />
bleibt und ihre protestantisch-evangelischen<br />
Werte an die Gesellschaft<br />
weitergeben kann.<br />
Die Lager und Anlässe<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
s<strong>in</strong>d weitgehend selbsttragend.<br />
HEKS unterstützt die<br />
EKBB bei der Organisation<br />
Foto: HEKS/EKBB<br />
sowie der Ausbildung von<br />
Jugendlichen zu Leiter<strong>in</strong>nen<br />
und Leitern. Als Pat<strong>in</strong> oder<br />
Pate ermöglichen Sie K<strong>in</strong>dern<br />
und Jugendlichen e<strong>in</strong><br />
paar unbeschwerte Tage<br />
und fördern e<strong>in</strong>e junge und<br />
aktive evangelische Kirche<br />
<strong>in</strong> Tschechien. Herzlichen<br />
Dank!<br />
Die Lagerteilnehmer<strong>in</strong><br />
Bára und ihre Begleiter<strong>in</strong><br />
Dora.<br />
beliebt s<strong>in</strong>d, hat die EKBB im vergangenen<br />
Jahr vier Sommerlager an verschiedenen<br />
Orten durchgeführt.<br />
HEKS unterstützt sie bei der Organisation<br />
und Ausbildung von Betreuenden<br />
und Freiwilligen. E<strong>in</strong> wichtiger<br />
Anlass im Jahreskalender der EKBB<br />
s<strong>in</strong>d auch die Jugendtage, die jeweils<br />
bis zu 600 Jugendliche und junge Erwachsene<br />
aus dem ganzen Land anlocken.<br />
Werte, die bleiben<br />
E<strong>in</strong> weiteres Sommerlager <strong>mit</strong> sechzig<br />
Teilnehmenden fand <strong>in</strong> Strmilov<br />
statt. Fünf Jugendliche waren aus der<br />
Ukra<strong>in</strong>e angereist. Sie stammen aus<br />
e<strong>in</strong>em <strong>Dorf</strong>, das von böhmischen<br />
Emigranten gegründet wurde und<br />
auch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de der EKBB<br />
hat. Sie nahmen den 1500 Kilometer<br />
langen Weg auf sich, um hier <strong>mit</strong><br />
tschechischen Jugendlichen zusammenzukommen<br />
und wieder e<strong>in</strong>mal<br />
tschechisch zu sprechen. E<strong>in</strong>er von<br />
ihnen ist Dima Sverdlov: «Ich studiere<br />
und arbeite nebenbei auf der Baustelle.<br />
Das ist nicht e<strong>in</strong>fach. Ich b<strong>in</strong> sehr<br />
froh, dass ich hierher kommen durfte,<br />
um auszuruhen und Spass zu haben,<br />
tschechische Jugendliche zu treffen<br />
und zu sehen, wie die Menschen hier<br />
leben. Dieses Jugendcamp ist das<br />
Beste, was ich kenne. Es hat zwar nur<br />
sieben Tage gedauert, doch ich kann<br />
mich noch jahrelang darüber freuen.»<br />
Weitere Auskunft<br />
erteilt Ihnen gerne:<br />
Susanne Loosli,<br />
Tel. direkt 044 360 88 09,<br />
E-Mail<br />
Patenschaft@heks.ch.<br />
Den Anmeldetalon<br />
f<strong>in</strong>den Sie auf der Rückseite<br />
dieser Ausgabe.<br />
17
18 <br />
Pilze und Politik <strong>–</strong> Wie Frauen i<br />
In der Region Padang, auf der <strong>in</strong>donesischen Insel Sumatra, hat sich HEKS nach dem<br />
Erdbeben im Jahr 2009 im wirtschaftlichen Wiederaufbau engagiert und Kooperativen<br />
gegründet, über die Frauen Kle<strong>in</strong>kredite beziehen können. Viele der Frauen erzielen<br />
aus den Projekten, die die Kredite ermöglichten, nun erstmals e<strong>in</strong> eigenes E<strong>in</strong>kommen,<br />
<strong>mit</strong> dem sie zum Beispiel die Ausbildung der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>anzieren.<br />
VON ANNA SCHELNBERGER (TEXT UND FOTOS)<br />
Ermisah (hier <strong>mit</strong> Pilzsporen<br />
im Glas) und Ismael<br />
(rechts, <strong>mit</strong> ihren<br />
K<strong>in</strong>dern) können nicht<br />
genug Pilze produzieren,<br />
um die Nachfrage<br />
zu befriedigen. Die<br />
Pilze s<strong>in</strong>d sehr beliebt<br />
und verkaufen sich gut.<br />
DIE BEIDEN FRAUEN ISMAEL UND ERMISAH<br />
wohnen im <strong>Dorf</strong> Gunung Sarik. In diesem<br />
<strong>Dorf</strong>, sowie <strong>in</strong> fünf weiteren Dörfern im<br />
Westen Sumatras, leistet HEKS zusammen <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er<br />
lokalen Partnerorganisation LP2M Wiederaufbau.<br />
Im Rahmen dieses Projektes erhalten zum<br />
Beispiel die ärmsten Frauen unter den Bewohner<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong> Startkapital, das ihnen den Aufbau e<strong>in</strong>es<br />
Heimunternehmens erlaubt. Sie können sich <strong>in</strong><br />
Bereichen wie etwa Tierzucht, Handel oder Buchhaltung<br />
weiterbilden und lernen, wie sie zu Kle<strong>in</strong>unternehmer<strong>in</strong>nen<br />
werden.<br />
Ismael und Ermisah züchten Pilze. Sie haben im<br />
Rahmen des HEKS-Projektes e<strong>in</strong>e Fortbildung zur<br />
Pilzzucht besucht, so dass sie nun alle Arbeitschritte,<br />
bis auf die Herstellung der Sporen, selber<br />
und lokal ausführen können.<br />
Ermisah lebt mir ihrem Mann und den drei K<strong>in</strong>dern<br />
im Haus der Eltern. Vor dem Erdbeben war sie<br />
Hausfrau und hatte ke<strong>in</strong> eigenes E<strong>in</strong>kommen. Ihr<br />
Mann ist e<strong>in</strong> angesehener traditioneller Heiler und<br />
Homöopath. Nach dem Erdbeben nahm sie zunächsten<br />
e<strong>in</strong>en Kredit über 500 000 Rupien (rund<br />
50 Schweizerfranken) auf. Aktuell zahlt sie ihren<br />
zweiten Kredit <strong>in</strong> Höhe von 3 Millionen Rupien zurück.<br />
Sie hat ihre Raten immer pünktlich bezahlt.<br />
Zurzeit steckt sie alle ihre E<strong>in</strong>künfte aus dem Pilzverkauf<br />
<strong>in</strong> das Geschäft <strong>mit</strong> dem Ziel, das ganze<br />
Jahr über Pilze produzieren zu können. Langfristig<br />
möchte sie aus dem Haus der Eltern ausziehen und<br />
e<strong>in</strong> eigenes Haus bauen.<br />
Katastrophenvorsorge für Gross und Kle<strong>in</strong><br />
Obwohl das Erdbeben jetzt schon drei Jahre zurückliegt,<br />
haben Ermishas K<strong>in</strong>der immer noch<br />
Angst. Draussen spielen sie nur <strong>in</strong> der Nähe des<br />
Hauses, <strong>in</strong> Sichtweite, so dass sie möglichst schnell<br />
zu den Eltern zurücklaufen könnten. Da<strong>mit</strong> die<br />
Menschen im <strong>Dorf</strong> wissen, wie sie sich im Falle e<strong>in</strong>es<br />
zukünfigen Erdbebens verhalten müssen, hat HEKS<br />
<strong>mit</strong> der lokalen Partnerorganisation LP2M Bevölkerungsko<strong>mit</strong>ees<br />
zur Katastrophenvorsorge gegründet.<br />
LP2M hat geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> diesen Ko<strong>mit</strong>ees<br />
e<strong>in</strong>en sicheren Platz im Ort für Evakuierungen ausgemacht:<br />
e<strong>in</strong>e freie Fläche, die nicht von Erdrutschen<br />
oder Überflutungen betroffen ist, und auf der
n Padang selbständig werden<br />
ke<strong>in</strong>e Bäume oder Gebäude stehen. Ausserdem<br />
haben die Ko<strong>mit</strong>ees Evakuierungsübungen veranstaltet;<br />
dies auch <strong>in</strong> Schulen, um die K<strong>in</strong>der ebenfalls<br />
zu erreichen. Ermisah sagt, dass sie jetzt wisse,<br />
wie sie sich im Falle e<strong>in</strong>es Erdbebens verhalten<br />
müsse und dass sie sich deswegen deutlich sicherer<br />
fühle.<br />
Politisches Engagement von Ermisah<br />
Doch die Selbständigkeit als Pilzproduzent<strong>in</strong> hat<br />
noch e<strong>in</strong>en anderen Vorteil. Im Gegensatz zu den<br />
Männern, die oft abhängig beschäftigt s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d<br />
die Frauen <strong>mit</strong> ihren eigenen Geschäften unabhängig.<br />
Bei Ermisah führte dies zu e<strong>in</strong>em politischen<br />
Engagement: Vor e<strong>in</strong>iger Zeit hat sie e<strong>in</strong>e Unterschriftenaktion<br />
gestartet, um den Zementabbau <strong>in</strong><br />
der Region e<strong>in</strong>zuschränken, da durch diesen viel<br />
Erde <strong>in</strong> die Flüsse gerät und es verstärkt zu Überschwemmungen<br />
kommt. An der Aktion haben sich<br />
vierzig Frauen beteiligt. Bisher hat die Aktion zwar<br />
noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht, aber<br />
sie hat zu viel Aufmerksamkeit geführt. Vor e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren noch wäre es undenkbar gewesen, dass<br />
Frauen so öffentlich auftreten.<br />
Den K<strong>in</strong>dern Ausbildung ermöglichen<br />
Auch Ismael züchtet Pilze. Sie ist verheiratet und hat<br />
vier K<strong>in</strong>der. Ihr Haus wurde während des Erdbebens<br />
zum Teil zerstört. Mithilfe des HEKS-Projektes und<br />
Geldern aus e<strong>in</strong>em staatlichen Fonds konnte sie die<br />
Küche wiederaufbauen, Risse im Mauerwerk reparieren<br />
und e<strong>in</strong> Badezimmer <strong>mit</strong> Toilette bauen. Ismaels<br />
Ehemann arbeitet auf den Reisfeldern der<br />
Familie, während sie Pilze züchtet und sich um die<br />
Hühner und e<strong>in</strong>e Kuh kümmert. Den ersten Kredit<br />
nahm sie auf, um Reissetzl<strong>in</strong>ge zu kaufen, den späteren<br />
Kredit hat sie dann zum Ausbau der Pilzproduktion<br />
verwendet.<br />
Ihre 14-jährigen Zwill<strong>in</strong>gstöchter Renat und<br />
Reni möchten auf jeden Fall weiter zur Schule<br />
gehen und Mediz<strong>in</strong> studieren. Ihr Sohn möchte Polizist<br />
werden. Nach der kostenlosen Grundschule<br />
wird die Schul- und Universitätsausbildung der K<strong>in</strong>der<br />
teuer, es wollen Aufnahmegebühren und Schulgelder<br />
bezahlt werden, Bücher müssen angeschafft<br />
werden. Ismaels K<strong>in</strong>der können ihre Träume auch<br />
deswegen verwirklichen, weil ihre Mutter nun das<br />
zusätzliche stabile E<strong>in</strong>kommen<br />
aus der Pilzzucht<br />
hat.<br />
Padang<br />
MALAYSIA<br />
INDONESIEN<br />
INDONESIEN<br />
JAKARTA<br />
19
20<br />
<br />
10 Fragen an Rav<strong>in</strong>dra Sidamma, Öko-Kle<strong>in</strong>bauer<br />
Rav<strong>in</strong>dra Sidamma ist 29 Jahre alt und lebt im <strong>Dorf</strong> Ch<strong>in</strong>narasupally im Bundesstaat<br />
Andhra Pradesh <strong>in</strong> Indien. Er verdient se<strong>in</strong>en Lebensunterhalt als Kle<strong>in</strong>bauer.<br />
Von der HEKS-Partnerorganisation DROPS wurde er zum «youth leader» ausgebildet.<br />
In dieser Funktion besucht er Dörfer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung und unterrichtet die<br />
Kle<strong>in</strong>bauernfamilien dar<strong>in</strong>, wie sie ökologische Alternativen zu den teuren und<br />
schädlichen chemischen Pestiziden herstellen können.<br />
1<br />
Was ist Ihr Beruf?<br />
Ich b<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>bauer und betreibe<br />
ökologische Landwirtschaft. Das bedeutet,<br />
ich verzichte auf Hybridsaatgut<br />
und chemischen Dünger. Ich<br />
setze ausschliesslich traditionelles<br />
Saatgut e<strong>in</strong>, welches ich vom Saatgut-Zentrum<br />
beziehe, das <strong>in</strong> unserem<br />
<strong>Dorf</strong> dank HEKS e<strong>in</strong>gerichtet<br />
wurde. Dünger mache ich aus getrockneten<br />
Blättern und Samen des<br />
Neam-Baumes oder aus e<strong>in</strong>em Gemisch<br />
aus Kuh-Ur<strong>in</strong>, Kuh-Dung und<br />
Milch. Das ist althergebrachtes Wissen,<br />
das wir wieder beleben, da<strong>mit</strong><br />
es nicht vergessen geht.<br />
2<br />
Was beschäftigt Sie derzeit<br />
am meisten?<br />
Ich hoffe, dass es bald regnet.<br />
Die Regenzeit steht vor der Tür, aber<br />
noch ist kaum Regen gefallen. Ich<br />
habe 1,5 Hektaren Land und kann<br />
dort erst etwas aussäen, wenn der<br />
Regen e<strong>in</strong>setzt. Sobald es regnet,<br />
werden wir auf den Feldern für fünf<br />
Monate alle Hände voll zu tun<br />
haben. Jetzt können wir nur sitzen<br />
und abwarten.<br />
3<br />
Welche Beziehung haben Sie<br />
zu HEKS?<br />
Die Organisation DROPS kam<br />
schon <strong>in</strong> unser <strong>Dorf</strong>, als ich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Junge war. Als DROPS dann von<br />
HEKS unterstützt wurde, wurde<br />
die ökologische Landwirtschaft zu<br />
e<strong>in</strong>em ihrer Schwerpunkte und sie<br />
begannen, Schulungen im <strong>Dorf</strong><br />
durchzuführen. Das weckte me<strong>in</strong>e<br />
Aufmerksamkeit, und ich wollte <strong>mit</strong>machen.<br />
Also wurde ich <strong>in</strong>s Jugendprogramm<br />
aufgenommen und zum<br />
«youth leader» im Bereich der organischen<br />
Düngerherstellung ausgebildet.<br />
Foto: HEKS/Kar<strong>in</strong> Desmarowitz<br />
4<br />
Wo leben Sie?<br />
Im <strong>Dorf</strong> Ch<strong>in</strong>narasupally <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Haus <strong>mit</strong> zwei Zimmern <strong>mit</strong><br />
me<strong>in</strong>er Frau Ramadevi und den K<strong>in</strong>dern.<br />
Ich habe e<strong>in</strong>en drei Jahre alten<br />
Sohn und e<strong>in</strong>e sechs Monate alte<br />
Tochter. Me<strong>in</strong>e beiden Brüder leben<br />
auf dem gleichen Grundstück direkt<br />
neben mir.<br />
5<br />
Was haben Sie gestern gegessen?<br />
Zum Frühstück hatte ich F<strong>in</strong>gerhirsebrei<br />
und Kartoffeln. Zu Mittag<br />
gab es Reis <strong>mit</strong> Quark und zum<br />
Abendessen nochmals Reis <strong>mit</strong> Okra.<br />
6<br />
Was macht Sie glücklich?<br />
Dass ich me<strong>in</strong>en Reis auf organische<br />
Weise anbauen kann.<br />
7<br />
Was macht Ihnen Angst?<br />
Me<strong>in</strong> Sohn hatte e<strong>in</strong>e Nieren<strong>in</strong>fektion.<br />
Er musste <strong>in</strong>s Spital und<br />
operiert werden. Ich hoffe, es geht<br />
ihm bald besser.<br />
8<br />
Was br<strong>in</strong>gt Sie zum Lachen?<br />
Vor e<strong>in</strong> paar Jahren habe ich <strong>mit</strong><br />
Yoga begonnen. Seither versuche<br />
ich immer zu lächeln. E<strong>in</strong> Lächeln im<br />
Gesicht hilft, gegen die vielen Schwierigkeiten<br />
im Leben anzukommen.<br />
9<br />
Können Sie uns von e<strong>in</strong>em<br />
schönen Moment erzählen, den Sie<br />
erlebt haben?<br />
E<strong>in</strong>mal versammelte sich me<strong>in</strong>e<br />
ganze Grossfamilie hier im <strong>Dorf</strong> und<br />
wir assen alle geme<strong>in</strong>sam. Viele habe<br />
ich seit Jahren nicht gesehen.<br />
10<br />
Welches ist Ihr grösster Traum?<br />
Als K<strong>in</strong>d bewunderte ich die Felder<br />
me<strong>in</strong>er Grosseltern <strong>–</strong> sie hatten<br />
viel Land, und das Gemüse und Getreide<br />
wuchs wunderschön. Dann<br />
wurde das Land immer mehr unter<br />
den Söhnen und uns Enkeln aufgeteilt<br />
und zerstückelt, und auch der<br />
Boden wurde immer schlechter und<br />
ausgelaugter. Me<strong>in</strong> Traum ist es, das<br />
Land e<strong>in</strong>mal wieder so wie me<strong>in</strong>e<br />
Grosseltern bewirtschaften zu können.<br />
«handeln» 318 0412
handeln 318 0412<br />
«handeln» 318 0412<br />
<br />
Bangladesch: Frauen putzen den Boden des<br />
Bahnhofs Kamlapur <strong>in</strong> der Hauptstadt Dhaka.<br />
Foto: Keystone/Abir Abdullah<br />
In der Hauptstadt von<br />
Bangladesch arbeiten im<br />
formellen wie im <strong>in</strong>formellen<br />
Sektor Tausende<br />
von Frauen. Sie mussten<br />
ihre Dörfer verlassen<br />
<strong>in</strong> der Hoffnung, <strong>in</strong> der<br />
Hauptstadt Arbeit zu<br />
f<strong>in</strong>den. Viele von ihnen<br />
gehören der untersten<br />
Kaste der Latr<strong>in</strong>en-<br />
und Strassenre<strong>in</strong>iger an.<br />
Häufig werden sie diskrim<strong>in</strong>iert<br />
und ausgebeutet.<br />
Die Unterstützung<br />
von HEKS <strong>in</strong> Bangladesch<br />
richtet sich an<br />
soziale, ethnische und<br />
religiöse M<strong>in</strong>derheiten,<br />
die es <strong>in</strong> diesem Land<br />
besonders schwer<br />
haben. Ziel der Projekte<br />
ist die Ernährungssicherung<br />
und Verbesserung<br />
des E<strong>in</strong>kommens e<strong>in</strong>erseits<br />
und die Förderung<br />
von Bildung und Kompetenzen<br />
der armen<br />
Menschen andererseits.<br />
Dies zeigt z.B. die Geschichte<br />
von Valmeera<br />
auf Seite 13.<br />
Weitere Informationen<br />
zu den HEKS-Projekten<br />
<strong>in</strong> Bangladesch<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter<br />
www.heks.ch/handeln<br />
21
22 <br />
25. Osteuropa-Tag,<br />
19. Januar 2013<br />
Alter Kont<strong>in</strong>ent <strong>–</strong><br />
Kont<strong>in</strong>ent der Alten<br />
Ke<strong>in</strong> anderer Kont<strong>in</strong>ent der Welt ist<br />
so stark von der Alterung der Bevölkerung<br />
betroffen wie Europa. Statistiker<br />
schätzen, dass der Anteil der über<br />
65-Jährigen von heute 16 Prozent bis<br />
im Jahr 2050 auf 28 Prozent steigen<br />
wird. In Osteuropa wächst der Anteil<br />
von Alten an der Bevölkerung noch<br />
stärker als im europäischen Durchschnitt.<br />
Die Ursache für diese Entwicklung<br />
ist nicht nur die tiefe<br />
Geburtenrate. Verstärkt wird die Dynamik<br />
der Alterung <strong>in</strong> Osteuropa vor<br />
allem durch die Abwanderung der<br />
Jungen <strong>in</strong> westeuropäische Länder.<br />
Zurück bleiben die Alten.<br />
Auch HEKS stellt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Projekten <strong>in</strong> Osteuropa diesem Problem.<br />
E<strong>in</strong>en Schwerpunkt bildet der<br />
Aufbau von Hauspflegediensten <strong>in</strong><br />
ländlichen Regionen verschiedener<br />
Länder. Da<strong>mit</strong> soll es Menschen ermöglicht<br />
werden, zu Hause bleiben<br />
zu können, wenn sie alt und pflegebedürftig<br />
s<strong>in</strong>d. Der Osteuropa-<br />
Tag bietet Gelegenheit, sich vertieft<br />
<strong>mit</strong> der Alterung der Bevölkerung<br />
<strong>in</strong> Europa ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Der<br />
Koord<strong>in</strong>ator der Stiftung Diakonia <strong>in</strong><br />
Rumänien, Lajos Hegedüs, und der<br />
Schweizer Experte für Alters- und<br />
Generationenfragen, der Soziologe<br />
François Höpfl<strong>in</strong>ger, geben dazu <strong>in</strong>teressante<br />
Informationen und be-<br />
leuchten das Thema aus verschiedenen<br />
<strong>Perspektiven</strong>.<br />
25. Osteuropa-Tag<br />
am Samstag, 19. Januar 2013, im<br />
Kirchgeme<strong>in</strong>dehaus Schwamend<strong>in</strong>gen,<br />
Zürich.<br />
Mit Lajos Hegedüs (Arzt, Koord<strong>in</strong>ator<br />
der Stiftung Diakonia <strong>in</strong><br />
Rumänien und früherer Vize-Gouverneur<br />
<strong>in</strong> Cluj), François Höpfl<strong>in</strong>ger<br />
(Soziologe und Experte für Altersund<br />
Generationenfragen) und Gästen<br />
aus Osteuropa<br />
HEKS-Regionalstelle<br />
beider Basel<br />
E<strong>in</strong> Jubiläum und e<strong>in</strong> Preis<br />
VON BETTINA FILACANAVO<br />
Die HEKS-Regionalstelle beider Basel<br />
gibt es seit dreissig Jahren. Vor wenigen<br />
Tagen feierte sie diesen Geburtstag<br />
<strong>mit</strong> rund 300 geladenen Gästen<br />
im Stadt-Cas<strong>in</strong>o Basel. Als ihr Leiter,<br />
Christian Plüss, damals 25-jährig, am<br />
15. Februar 1980 bei HEKS <strong>in</strong> Basel<br />
begann, gab es die Regionalstelle <strong>in</strong><br />
dieser Form noch nicht. HEKS war im<br />
Inland ausschliesslich <strong>in</strong> der Flüchtl<strong>in</strong>gsarbeit<br />
tätig. Es galt Flüchtl<strong>in</strong>ge zu<br />
begleiten, die <strong>in</strong> der Folge des Vietnamkriegs<br />
<strong>in</strong> der Schweiz aufgenommen<br />
worden waren. In der Schweiz<br />
fand 1980 auch erstmals der «Tag des<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gs» statt. Anhaltende Flüchtl<strong>in</strong>gszuwanderungen<br />
liessen den<br />
IMPRESSUM Nr. 318, 4/Dezember 2012<br />
handeln. Das Magaz<strong>in</strong> des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz. Ersche<strong>in</strong>t 4-mal jährlich. Auflage 52 000 Redaktionsleitung:<br />
Susanne Stahel Redaktion: Bett<strong>in</strong>a Filacanavo Bildredaktion: Ruedi Lüscher Korrektorat: www.korr.ch Gestaltung: Herzog Design, Zürich Druck: Ky-<br />
burz AG, Dielsdorf Papier: LEIPA ultraLux silk /Recycled /FSC Material Abonnement: Fr. 10.<strong>–</strong>/Jahr, wird jährlich e<strong>in</strong>mal von Ihrer Spende abgezogen<br />
Adresse: HEKS, Sem<strong>in</strong>arstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich, Telefon 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01, E-Mail <strong>in</strong>fo@heks.ch, Internet www.heks.ch bzw.<br />
www.eper.ch HEKS-Spendenkonto: Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, PC 80-1115-1<br />
Foto: HEKS/Andreas Schwaiger<br />
HEKS-Flüchtl<strong>in</strong>gsdienst zur personell<br />
grössten Abteilung anwachsen. Später<br />
<strong>–</strong> <strong>in</strong> den neunziger Jahren <strong>–</strong> wurde<br />
das Inlandmandat auf sozial Benachteiligte<br />
ausgeweitet.<br />
Integrationspreis an<br />
Michel Meier<br />
Im Jahr 1984 wurde die Beratungsstelle<br />
für Asylsuchende<br />
der Region Basel BAS<br />
<strong>in</strong>s Leben gerufen, HEKS war<br />
schon damals e<strong>in</strong>e der Trägerorganisationen.<br />
Seit zwanzig Jahren<br />
arbeitet Michel Meier für die<br />
Beratungsstelle. Ende August wurde<br />
der Leiter der BAS nun für se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />
für die rechtliche Begleitung von<br />
Asylsuchenden gewürdigt und erhielt<br />
den Basler Preis für Integration. Michel<br />
Meier hat nach Ansicht der Jury<br />
die BAS massgeblich geprägt. Der Integrationspreis<br />
wurde 1999 von der<br />
Evangelisch-reformierten und der Römisch-katholischen<br />
Kirche Basel-Stadt<br />
sowie dem Pharmakonzern Novartis<br />
und der Christoph Merian Stiftung <strong>in</strong>s<br />
Leben gerufen. Ausgezeichnet werden<br />
<strong>mit</strong> ihm Engagements zugunsten<br />
der Integration und des friedlichen<br />
Zusammenlebens unterschiedlicher<br />
Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> der Region<br />
Basel.<br />
Herzliche Gratulation zum 30-<br />
Jahr-Jubiläum der Regionalstelle beider<br />
Basel und Michel Meier zu se<strong>in</strong>em<br />
wohlverdienten Preis!<br />
Christian Plüss (li), Leiter der Regionalstelle<br />
beider Basel, und Michel<br />
Meier, Leiter der Beratungsstelle für<br />
Asylsuchende beider Basel.<br />
REGIONALSTELLE BEIDER BASEL<br />
Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz<br />
Foto: HEKS Frank Egle<br />
«handeln» 318 0412