Methan aus Stauseen - Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband
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Faktenblatt, Juni 2012<br />
1/2<br />
Sind St<strong>aus</strong>een schädlich<br />
für das Klima?<br />
Aus Gewässern kann das Treibh<strong>aus</strong>gas <strong>Methan</strong> <strong>aus</strong>ge stossen werden – als Folge eines<br />
normalen biologischen Abbauprozesses. St<strong>aus</strong>een tragen weltweit weniger als 0,5 Prozent<br />
zum globalen Ausstoss an Treibh<strong>aus</strong>gasen bei und sind vor allem in Schweizer Verhält -<br />
nissen vernachlässigbar für die Klimaerwärmung.<br />
<strong>Methan</strong>produktion in natürlichen und künstlichen<br />
Gewässern ist ein normaler biologischer Prozess.<br />
Dieser tritt überall dort auf, wo genügend Biomasse<br />
unter Sauerstoffmangel von Mikroorganismen<br />
(anaerobe Bakterien) abgebaut wird. Hauptursache<br />
ist damit organisches Material wie zum Beispiel<br />
Pflanzenreste, Holz sowie Abwasser <strong>aus</strong> Landwirtschaft<br />
und Siedlungen, das laufend in die Gewässer<br />
geschwemmt wird. Die Bakterien bauen dieses organische<br />
Material in den sauerstoffarmen Schichten<br />
eines Gewässers ab und wandeln es in die Treibh<strong>aus</strong>gase<br />
Kohlendioxid (CO2) und <strong>Methan</strong> (CH4) um.<br />
Die Höhe der Emission hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab:<br />
– Je geringer die Menge an organischem Material, desto<br />
geringer die Emission<br />
– Je höher gelegen und dementsprechend je kälter ein<br />
Gewässer, desto geringer die Emission<br />
– Je grösser die Distanz zum Äquator, desto geringer die<br />
Emission<br />
– Je tiefer ein Gewässer, umso geringer die Emission<br />
– Je älter eine Stauanlage, desto geringer die Emission<br />
(rascher Abbau in den ersten 15 Jahren)<br />
Aufgrund dieser Zusammenhänge sind die grössten<br />
Emissionen in den Tropen – insbesondere im Amazonasgebiet<br />
– zu erwarten.<br />
Quelle: Nature, NZZ-Infografik<br />
Quelle: KWO<br />
Freisetzen von <strong>Methan</strong><br />
In den sauerstoffarmen Schichten eines Sees wandeln anaerobe Bakterien die Biomasse zu <strong>Methan</strong> um. Das Gas diffundiert nach<br />
oben, wo es teilweise noch im Wasser mit Sauerstoff zu Kohlendioxid oxidiert, teilweise als <strong>Methan</strong> in die Luft entweicht.<br />
© <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Wasserwirtschaftsverband</strong><br />
www.swv.ch
Faktenblatt, Juni 2012<br />
2/2<br />
Quelle: Alpiq AG<br />
Quelle: BKW<br />
Aufgrund der kühlen Temperaturen und kaum vorhandener organischer Ablagerungen entstehen<br />
<strong>aus</strong> den alpinen Speicherseen keine relevanten <strong>Methan</strong>gasemissionen.<br />
Bei Stauanlagen im Mittelland kann es zu geringem <strong>Methan</strong><strong>aus</strong>stoss<br />
kommen.<br />
Emission <strong>aus</strong> St<strong>aus</strong>een in der Schweiz von<br />
untergeordneter Bedeutung<br />
Die meisten Schweizer St<strong>aus</strong>een befinden sich in<br />
den Alpen. Sie werden von kaltem Gletscherwasser<br />
gespeist, das wenig organisches Material transportiert.<br />
Aus diesen Gründen tritt <strong>aus</strong> solchen Seen wenig<br />
bis gar kein <strong>Methan</strong> <strong>aus</strong>. In tiefliegenden Flussstauanlagen<br />
wie am Rhein oder an der Aare sowie<br />
in St<strong>aus</strong>een im Mittelland kann es aufgrund des vorhandenen<br />
organischen Materials und der höheren<br />
Wassertemperaturen zu <strong>Methan</strong><strong>aus</strong>stoss kommen.<br />
Dieser ist aber primär Resultat des zugeführten organischen<br />
Materials, das spätestens beim nächsten<br />
natürlichen See oder in einer Flachwasserzone sowieso<br />
abgebaut würde.<br />
Keine Relevanz für Schweizer Wasserkraftproduktion<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten: Ursache von<br />
<strong>Methan</strong>emissionen in St<strong>aus</strong>een sind die organischen<br />
Belastungen <strong>aus</strong> natürlichen und anthropogenen<br />
(von Menschen verursachten) Quellen im Einzugsgebiet<br />
von Gewässern. <strong>Methan</strong>gas-Beiträge <strong>aus</strong><br />
St<strong>aus</strong>een sind damit nicht direkt der Wasserkraft<br />
zuzuordnen. Und: In der Schweiz weist die Nutzung<br />
der Wasserkraft den geringsten Ausstoss an Treibh<strong>aus</strong>gasen<br />
aller Stromproduktionstechnologien auf.<br />
Die Wasserkraft bleibt damit die mit Abstand klimaschonendste<br />
Form der Stromproduktion.<br />
Weltweiter Anteil der St<strong>aus</strong>een an Treibh<strong>aus</strong>gasen<br />
unter 0,5 Prozent<br />
Der gesamte weltweite <strong>Methan</strong><strong>aus</strong>stoss von Stauanlagen<br />
ist von absolut untergeordneter Bedeutung.<br />
Das bisher umfassendste internationale Forschungsprojekt<br />
(vgl. Infobox) bestätigt: Die Emissionen von<br />
Kohlendioxid und <strong>Methan</strong>, die durch organischen<br />
Abbau in Stauanlagen verursacht werden, betragen<br />
weltweit gerade mal 4 Prozent der Emissionen <strong>aus</strong><br />
allen natürlichen und künstlichen Binnengewässern<br />
der Welt. Der Anteil am gesamten globalen Ausstoss<br />
dieser Gase beträgt sogar weniger als 0,5 Prozent.<br />
Die grössten globalen Beiträge entstehen bei den<br />
CO2-Emissionen durch die Verbrennung fossiler<br />
Energieträger (rund 80 Prozent), sowie durch die<br />
Landwirtschaft und Abholzung (Rest). Beim klimaschädlicheren<br />
<strong>Methan</strong> verursachen Abwasser, Gülle<br />
und der Reisanbau den Grossteil der Emissionen.<br />
Untersuchungen von <strong>Methan</strong> <strong>aus</strong> St<strong>aus</strong>een<br />
– Das Journal Nature Geoscience publizierte im<br />
Juli 2011 eine erste umfassende Studie zum Thema<br />
<strong>Methan</strong> unter dem Titel «Carbon emission from<br />
hydroelecric reservoirs linked to reservoir age<br />
and latitude»<br />
– Die Analyse des internationalen Forscherteams<br />
stützt sich auf 85 Stauanlagen weltweit<br />
(= 20 Prozent der Gesamtfl äche aller Stauanlagen)<br />
– Für alle St<strong>aus</strong>een der Welt beziffern die Forscher<br />
die Emissionen mit 3 Milliarden Kilogramm<br />
Kohlenstoff pro Jahr für <strong>Methan</strong> und 48 Milliarden<br />
Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr für Kohlendioxid.<br />
Dies ist deutlich weniger, als frühere Studien<br />
vermuten liessen, und entspricht nur 4 Prozent<br />
dessen, was alle natürlichen und künstlichen Binnengewässer<br />
an diesen Treibh<strong>aus</strong>gasen <strong>aus</strong>stossen<br />
Details zur Studie:<br />
http://www.nature.com/ngeo/journal/v4/n9/full/ngeo1211.html<br />
© <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Wasserwirtschaftsverband</strong><br />
www.swv.ch