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Flu ssg e b ie tsm a n a g e m e n t - SWV

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Streichwehr beim Kraftwerk Windisch an der Reuss, Foto R. Pfammatter<br />

Streichwehr beim Kraftwerk Windisch an der Reuss, Foto R. Pfammatter<br />

3-2011<br />

22. September 2011<br />

· Ultra-N<strong>ie</strong>derdruck-Kraftwerke<br />

· Das Magdalenen-Hochwasser<br />

· Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerbewertung<br />

· Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ts-<br />

Management «Teil 1»


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II «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Roger Pfammatter<br />

Geschäftsführer <strong>SWV</strong>,<br />

Directeur ASAE<br />

Extreme Ereignisse<br />

Zehntausend Jahre – solange l<strong>ie</strong>gt d<strong>ie</strong> letzte Eiszeit<br />

zurück. Auf dem Höhepunkt der Vergletscherung lag<br />

der Grossteil der Schweiz unter r<strong>ie</strong>sigen Eisschichten<br />

von Rhone-, Aare- und Rheingletscher. Im Alpenvorland<br />

betrug d<strong>ie</strong> mittlere Lufttemperatur ca. –3 °C. Menschen<br />

waren kaum ansässig und bes<strong>ie</strong>delten erst d<strong>ie</strong><br />

nach dem Gletscherrückzug frei werdenden Flächen.<br />

Das wissen wir aus den Geschichtsbüchern. Ein solches<br />

Mitteleuropa bleibt aber dennoch schwer vorstellbar.<br />

D<strong>ie</strong> gleiche r<strong>ie</strong>sige Zeitspanne soll für d<strong>ie</strong> Bemessung<br />

der Hochwassersicherheit von sensiblen Anlagen<br />

w<strong>ie</strong> Kernkraftwerken oder Stauanlagen d<strong>ie</strong>nen.<br />

Konkret: ein Hochwasser, w<strong>ie</strong> es statistisch einmal in<br />

zehntausend Jahren zu erwarten ist, darf keinen Schaden<br />

anrichten. Dabei geht es nicht nur um den Spitzenabfluss,<br />

sondern auch um d<strong>ie</strong> begleitenden Prozesse<br />

von Gesch<strong>ie</strong>be und Murgängen. Mit den teilweise öffentlich<br />

geführten Diskussionen um das AKW Mühleberg<br />

hat d<strong>ie</strong> Abschätzung solcher Extremereignisse an<br />

Brisanz gewonnen. Aber was für Abflüsse und Ereignisse<br />

sind denn in einem solchen Zeitabschnitt zu erwarten?<br />

«Unmögliche Fragestellung» werden d<strong>ie</strong> einen<br />

sagen, «mit Modellen und Extremwertstatistik lösbar»<br />

d<strong>ie</strong> anderen.<br />

Événements extrêmes<br />

Dix mill<strong>ie</strong>rs d’années – le dern<strong>ie</strong>r âge de glace. Au plus<br />

fort de la période glaciaire, la plus grande part<strong>ie</strong> de la<br />

Suisse se trouve sous les énormes couches des glac<strong>ie</strong>rs<br />

du Rhin, du Rhône et de l’Aar. Dans les Préalpes, la<br />

température moyenne de l’air s’élève à –3 °C. Les<br />

humains, pour la plupart nomades, s’y établirent que<br />

lorsque le retrait des glac<strong>ie</strong>rs faisait place aux surfaces<br />

libres. Les livres d’histoire nous l’apprennent, mais<br />

une Europe centrale telle quelle reste difficilement<br />

concevable.<br />

Cet énorme laps de temps sert aussi à mesurer<br />

la sécurité contre les crues des installations sensibles<br />

telles que des centrales nucléaires ou des ouvrages<br />

d’accumulation. Concrètement: ces installations doivent<br />

résister à une crue décamillénale, non seulement son<br />

pic de crue, mais aussi aux processus concomitants<br />

tels que les matériaux charriés et laves torrent<strong>ie</strong>lles. Les<br />

discussions liées à la centrale de Mühleberg ont ouvert<br />

la brèche au sujet de l’évaluation de tels événements<br />

extrêmes. Mais quels sont les événements et les<br />

débits auxquels s’attendre durant ce laps de temps?<br />

Les uns diront «impossible d’y répondre», les autres<br />

prôneront l’utilisation de modèles et statistiques de<br />

valeur extrême.<br />

Il est certain que l’indication d’une période de<br />

récurrence est déroutante dans de tels cas. Suivant<br />

Editorial<br />

Klar ist: d<strong>ie</strong> Angabe einer W<strong>ie</strong>derkehrperiode<br />

ist bei solchen Zeitspannen nicht zweckmässig und irreführend.<br />

In Anlehnung an d<strong>ie</strong> Praxis in der Statik ist<br />

es verständlicher, beobachtete oder gerechnete Ereignisse<br />

mit Sicherheitsfaktoren zu beaufschlagen. Basis<br />

bilden dabei d<strong>ie</strong> systematischen Pegelmessungen, d<strong>ie</strong><br />

allerdings nur gerade für rund ein Jahrhundert vorl<strong>ie</strong>gen.<br />

Zusätzlich kann man sich theoretischer Modelle<br />

zu maximalem N<strong>ie</strong>derschlag, Schnee- und Gletscherschmelze<br />

sow<strong>ie</strong> Abflussprozessen bed<strong>ie</strong>nen. Und d<strong>ie</strong>se<br />

w<strong>ie</strong>derum können mit historischen Analysen ergänzt<br />

werden (vgl. Artikel zu historischen Hochwassern in<br />

WEL 1/2011 bzw. d<strong>ie</strong> Analyse zum Magdalenen-Hochwasser<br />

von Anno 1342 ab Seite 193 in d<strong>ie</strong>ser Ausgabe).<br />

Aufzeichnungen von Chronisten können trotz der v<strong>ie</strong>len<br />

Unsicherheiten bei der Rekonstruktion der Wasserstände<br />

und Abflussmengen wichtige Anhaltspunkte zu<br />

früheren Ereignissen geben.<br />

Der Blick zurück zeigt, dass wir trotz den<br />

schweren Hochwassern von 1999 und 2005 in einer vergleichsweise<br />

ereignisarmen Zeit leben und extremere<br />

Ereignisse in ihrem Ausmass wohl eher unterschätzen.<br />

Da mag als Anhaltspunkt d<strong>ie</strong>nen, dass das Hochwasser<br />

2005 als 50- bis 200-jährliches Ereignis eingestuft wurde<br />

– weit von einem sehr seltenen Ereignis entfernt.<br />

l’exemple de la statique, il serait plus compréhensible<br />

de soumettre des événements observés ou calculés<br />

à des pondérations. Les mesures systématiques du<br />

niveau d’eau forment une base, toutefois uniquement<br />

disponible sur un siècle environ. De plus, on peut<br />

se servir des modèles théoriques de précipitation<br />

maximale, de la fonte des neiges et des glac<strong>ie</strong>rs, ainsi<br />

que des processus d’écoulement. Ceux-ci peuvent<br />

ensuite être complétés par des analyses historiques<br />

(cf. article sur les crues historiques paru dans WEL<br />

1/2011, ainsi que l’analyse sur la crue de la Madeleine<br />

de l’année 1342 à la page 193 de cette revue). Malgré<br />

les nombreuses incertitudes lors de la reconstitution<br />

des niveaux d’eau et de débit, les événements<br />

historiques sont un point de repère important pour<br />

les chroniqueurs.<br />

Les analyses historiques montrent que, malgré<br />

les inondations de 1999 et de 2005, nous vivons une<br />

période relativement pauvre en événements et sousestimons<br />

les événements extrêmes de plus grande<br />

ampleur. Afin d’évaluer la sécurité des installations<br />

sensibles, il est essent<strong>ie</strong>l que la crue de 2005,<br />

notamment son pic de crue selon la région, soit<br />

considérée comme un événement ayant l<strong>ie</strong>u tous les<br />

50 à 200 ans.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden III


185 Neue Konzepte für Ultra-N<strong>ie</strong>derdruck-Kraftwerke<br />

Peter Eichenberger, Ivo Scherrer<br />

193 Das Magdalenen-Hochwasser von 1342 – der «hydrologische GAU»<br />

in Mitteleuropa<br />

Eveline Zbinden<br />

204 Einbettung von Verfahren zur Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerbewertung in ein übergeordnetes<br />

Gewässermanagementkonzept<br />

Simone D. Langhans, Peter Reichert<br />

215<br />

216<br />

224<br />

235<br />

Inhalt 3l2011<br />

Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement/<br />

Gestion intégrale de l’espace fluvial «Teil 1»<br />

Einführung von Anton Schleiss<br />

Erhaltung und Förderung der Biodiversität von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern<br />

Maria Alp, Theresa Karpati, Silke Werth, Walter Gostner,<br />

Christoph Scheidegger, Armin Peter<br />

Lebensraumverbund Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer: D<strong>ie</strong> Bedeutung der Vernetzung<br />

Silke Werth, Denise Weibel, Maria Alp, Julian Junker, Theresa Karpati,<br />

Armin Peter, Christoph Scheidegger<br />

Elargissement local de l’affluent dans une zone de confluence –<br />

Comportement morphologique et potent<strong>ie</strong>l écologique<br />

Marcelo Leite Ribeiro, Koen Blanckaert, Jean-Louis Boillat,<br />

Anton Schleiss<br />

IV «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden<br />

185<br />

193<br />

216


243<br />

255<br />

Remplacement des organes de sécurité au barrage de l’Hongrin<br />

Iwan Zurwerra, P<strong>ie</strong>rre Perrottet<br />

Nachrichten<br />

Politik<br />

Wasserkraftnutzung<br />

Umwelt<br />

Rückblick Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen<br />

Agenda<br />

Literatur<br />

Industr<strong>ie</strong>mitteilungen<br />

Branchen-Adressen<br />

Impressum<br />

Inhalt 3l2011<br />

Beachten S<strong>ie</strong> unsere neue Webseite unter www.swv.ch.<br />

Ab sofort finden S<strong>ie</strong> zusätzliche Inhalte, auch zu<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft».<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden V<br />

243<br />

251<br />

251<br />

252<br />

253<br />

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258<br />

259<br />

259<br />

260<br />

263<br />

264


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Wasser als Energ<strong>ie</strong>quelle nutzen oder ein bestehendes Gewässer schützen? Wir setzen uns täglich mit d<strong>ie</strong>ser Frage auseinander:<br />

Das umfassende Wassermanagement ist d<strong>ie</strong> Kompetenz des Amtes für Wasser und Abfall der Bau-, Verkehrs- und Energ<strong>ie</strong>direktion<br />

des Kantons Bern. D<strong>ie</strong> Abteilung Wassernutzung ist d<strong>ie</strong> Leitstelle für d<strong>ie</strong> Interessenabwägung zwischen den wachsenden Ansprüchen<br />

der Nutzung und dem Schutz der Ressource Wasser. Durch den zunehmenden Bedarf an erneuerbarer Energ<strong>ie</strong> gewinnt d<strong>ie</strong> Arbeit der<br />

Abteilung Wassernutzung an Bedeutung und wird ausgebaut. Zur Erweiterung des Teams b<strong>ie</strong>ten wir zwei befristete Stellen für d<strong>ie</strong><br />

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für kleine und grosse Wasserkraftwerke selbstständig und im ganzen bernischen Kantonsgeb<strong>ie</strong>t. Dabei achten S<strong>ie</strong> auf<br />

eine termingerechte und gesetzeskonforme Behandlung, San<strong>ie</strong>rung und Verwaltung der Wasserkraftrechte. S<strong>ie</strong> bez<strong>ie</strong>hen dabei d<strong>ie</strong><br />

Nachhaltigkeitsbeurteilung ein. Tatkraft ist gefragt: S<strong>ie</strong> ordnen Massnahmen bei Wasserkraft- und Wassernutzungsanlagen (Restwasser)<br />

an und setzen d<strong>ie</strong>se durch. Zu Planungsgeschäften schreiben S<strong>ie</strong> Amts- und Fachberichte – dabei kommt Ihnen d<strong>ie</strong> Freude<br />

am Schreiben entgegen. Schw<strong>ie</strong>rige Verhandlungen führen S<strong>ie</strong> geschickt und S<strong>ie</strong> arbeiten selbstständig. S<strong>ie</strong> pflegen regelmässig<br />

Kontakte zu Fachstellen von Kanton und Bund und sind in engem Kontakt zu den Gesuchstellern und Konzessionären.<br />

Ihr Profil<br />

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Einarbeitung ist uns wichtig und wir b<strong>ie</strong>ten Ihnen attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten an. Es erwartet S<strong>ie</strong> ein sehr engag<strong>ie</strong>rtes<br />

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Monney, Fachbereichsleiterin Wasserkraft, Telefon 031 633 39 79; e-mail: bewerbung@bve.be.ch. Mehr über das Amt erfahren<br />

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und Renatur<strong>ie</strong>rungsstud<strong>ie</strong>n (inkl. hydraulische Analysen), Projekt<strong>ie</strong>rungen, Ausführungs planungen und Bauleitungen.<br />

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mündlich auf den Punkt bringen.<br />

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VI «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Neue Konzepte für Ultra-N<strong>ie</strong>derdruck-<br />

Kraftwerke<br />

Peter Eichenberger, Ivo Scherrer<br />

1. Einleitung<br />

An Schweizer Mittellandflüssen besteht<br />

eine grosse Anzahl an Wehrschwellen, d<strong>ie</strong><br />

für den Erosions- und Hochwasserschutz<br />

erstellt worden sind und d<strong>ie</strong> ein beachtliches,<br />

aber ungenutztes Wasserkraftpo-<br />

tenzial enthalten. D<strong>ie</strong> Fallhöhen an d<strong>ie</strong>sen<br />

Schwellen bewegen sich jedoch im Bereich<br />

von 2 m oder weniger und geeignete<br />

Maschinengruppen für solche Ultra-N<strong>ie</strong>derdruckanlagen<br />

waren bisher nicht verfügbar.<br />

Bild 1. Typische Wehrschwelle in einem Schweizer Mittellandfluss, d<strong>ie</strong> für den Erosions-<br />

und Grundwasserschutz benötigt wird und ein ungenutztes Wasserkraftpotenzial<br />

im Ultran<strong>ie</strong>derdruckbereich unter 3 m Fallhöhe enthält.<br />

Bild 2. Kriter<strong>ie</strong>nraster für d<strong>ie</strong> ganzheitliche Beurteilung der Ultran<strong>ie</strong>derdruck-Konzepte.<br />

Bestrebungen in versch<strong>ie</strong>denen<br />

Nachbarländern der Schweiz haben zu Pilotlösungen<br />

für Ultra-N<strong>ie</strong>derdruckanlagen<br />

geführt, d<strong>ie</strong> jetzt an einzelnen Standorten<br />

ausgeführt worden sind und d<strong>ie</strong> über einige<br />

Monate Betr<strong>ie</strong>bserfahrung verfügen.<br />

Bis auf wenige Ausnahmen wurde keines<br />

d<strong>ie</strong>ser neuartigen Konzepte seit längerer<br />

Zeit in der Schweiz eingesetzt und betr<strong>ie</strong>ben.<br />

D<strong>ie</strong> Tauglichkeit d<strong>ie</strong>ser Konzepte für<br />

d<strong>ie</strong> Schweizer Mittellandflüsse w<strong>ie</strong> Thur,<br />

Töss, Limmat, Reuss, Emme, usw., d<strong>ie</strong> oft<br />

Wildfluss-Charakter aufweisen, war bisher<br />

nicht bekannt.<br />

2. Evalu<strong>ie</strong>rungsprojekt<br />

Um d<strong>ie</strong> mögliche Anwendung d<strong>ie</strong>ser neuen<br />

Konzepte für Schweizer Mittellandflüsse zu<br />

überprüfen, besuchte d<strong>ie</strong> Entegra Wasserkraft<br />

AG in den Jahren 2010 und 2011 versch<strong>ie</strong>dene<br />

Kraftwerke in Deutschland und<br />

Frankreich sow<strong>ie</strong> Anlagen im Versuchsstadium<br />

in der Schweiz, welche innovative<br />

Ansätze in d<strong>ie</strong> Praxis umsetzen. Bei d<strong>ie</strong>ser<br />

Überprüfung wurden nicht nur energ<strong>ie</strong>technische<br />

Aspekte w<strong>ie</strong> Effiz<strong>ie</strong>nz und Betr<strong>ie</strong>bs-<br />

und Unterhaltsaufwendungen der<br />

neuen Konzepte sondern auch d<strong>ie</strong> wasserbaulichen<br />

Anforderungen sow<strong>ie</strong> sämtliche<br />

Umweltbelange verglichen und bewertet.<br />

Dazu wurde ein Kriter<strong>ie</strong>nraster gemäss<br />

Bild 2 defin<strong>ie</strong>rt und angewandt.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 185


Auf d<strong>ie</strong> negativen gewässerökologischen<br />

Auswirkungen einer Querschwelle<br />

im Gewässer, d<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong> Wasserkraftnutzung<br />

im N<strong>ie</strong>derdruckbereich im Allgemeinen<br />

erforderlich ist, wurde bei der vorl<strong>ie</strong>genden<br />

Untersuchung nicht eingegangen.<br />

Solche negativen Effekte einer Staustrecke<br />

an bestehenden Schwellen (herabgesetzte<br />

Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeit, Sedimentablagerungen,<br />

monotone Gewässerstruktur,<br />

usw.) sind sowohl mit w<strong>ie</strong> auch<br />

ohne Wasserkraftnutzung vorhanden und<br />

beeinflussen d<strong>ie</strong> Wahl des Wasserkraftkonzepts<br />

nicht.<br />

Der Bau von neuen solchen<br />

Schwellen im Bereich von 2 m Fallhöhe<br />

ausschl<strong>ie</strong>sslich für d<strong>ie</strong> Wasserkraftnutzung<br />

scheitert in der Schweiz in den meisten<br />

Fällen sowohl an der schw<strong>ie</strong>rigen Bewilligungsfähigkeit<br />

als auch an der nicht<br />

gegebenen Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />

Vorhabens.<br />

D<strong>ie</strong> Investitionskosten sind nicht<br />

direkt als spezifisches Kriterium eingeführt<br />

worden, sondern fl<strong>ie</strong>ssen nur indirekt<br />

in d<strong>ie</strong> Bewertung ein, und zwar in Form<br />

eines Zu- oder Abschlages bei jedem der<br />

in Bild 2 aufgeführten Kriter<strong>ie</strong>n: erfüllt zum<br />

Beisp<strong>ie</strong>l ein Konzept den Fischabst<strong>ie</strong>g<br />

durch d<strong>ie</strong> Maschine nicht, muss nach den<br />

neuesten ökologischen Anforderungen<br />

zusätzlich ein Fisch-Bypass erstellt werden;<br />

d<strong>ie</strong>s verteuert d<strong>ie</strong> Anlage. In der Bewertung<br />

wird d<strong>ie</strong>ses Kriterium «Fischabst<strong>ie</strong>g»<br />

deshalb als gering bis nicht erfüllt<br />

eingestuft, obwohl d<strong>ie</strong> Anlage ja mit einem<br />

Fischschutz (z.B. Feinrechen vor der Turbine)<br />

ausgerüstet sein könnte und damit<br />

kaum Fischschäden verursachen würde.<br />

D<strong>ie</strong> schlechte Bewertung d<strong>ie</strong>ses Umweltthemas<br />

ist damit ökonomisch begründet<br />

und enthält implizit d<strong>ie</strong> Investitionskosten<br />

für Ersatzmassnahmen zugunsten der<br />

Längsvernetzung.<br />

Für d<strong>ie</strong> Beurteilung der oben defin<strong>ie</strong>rten<br />

Kriter<strong>ie</strong>n wurden bei der Evaluation<br />

der versch<strong>ie</strong>denen Kraftwerkskonzepte<br />

Schulnoten gemäss schweizerischer Praxis<br />

mit Note 6 – sehr hoher Erfüllungsgrad<br />

bis Note 1 – Kriterium wird nicht erfüllt angewandt.<br />

Da für keines der untersuchten<br />

Konzepte abschl<strong>ie</strong>ssende wissenschaftliche<br />

Untersuchungen vorl<strong>ie</strong>gen, ist d<strong>ie</strong><br />

Evaluation eine subjektive Einschätzung<br />

der Autoren. D<strong>ie</strong> Sicht ist jedoch nicht einseitig<br />

auf ein einzelnes Kriterium w<strong>ie</strong> z.B.<br />

Umwelt oder Maschineneffiz<strong>ie</strong>nz fix<strong>ie</strong>rt,<br />

sondern ist d<strong>ie</strong> Sicht eines Investors, der<br />

das ungenutzte Energ<strong>ie</strong>potenzial an bestehenden<br />

Wehrschwellen in Schweizer<br />

Mittellandflüssen möglichst umweltgerecht<br />

und effiz<strong>ie</strong>nt nutzen will. Dabei stehen<br />

d<strong>ie</strong> Umweltthemen – auch im Hinblick<br />

auf d<strong>ie</strong> Bewilligungsfähigkeit eines Projekts<br />

– gleichbedeutend neben der Energ<strong>ie</strong>ausbeute<br />

und der Wirtschaftlichkeit der<br />

neuen Nutzungskonzepte.<br />

3. Konzepte mit Leistungspotenzial<br />

über 100 kW<br />

Bild 3. Typische Einbausituation des VLH-Konzepts; d<strong>ie</strong> Maschine<br />

kann zu Revisionszwecken hydraulisch aus dem Wasser<br />

gehoben werden.<br />

3.1 VLH – Very-Low-Head Turbine<br />

Das VLH-Konzept besteht aus einer einfach<br />

regul<strong>ie</strong>rten Kaplanturbine und einem<br />

direkt in der Turbinennabe angeordneten<br />

Generator. D<strong>ie</strong> Maschine wird in einer beweglichen,<br />

überströmbaren Stauklappe integr<strong>ie</strong>rt,<br />

d<strong>ie</strong> sowohl in einer Wehrschwelle<br />

als auch in einem Kanal eingebaut werden<br />

kann.<br />

D<strong>ie</strong>ses Konzept wählt aus Umweltschutzgründen<br />

t<strong>ie</strong>fe Wassergeschwindigkeiten<br />

in der Maschine. D<strong>ie</strong>se wird zwar<br />

entsprechend voluminös, durch eine<br />

vollständige Unterwasseranordnung gesch<strong>ie</strong>ht<br />

d<strong>ie</strong>s aber nicht zum Nachteil des<br />

Landschaftsbildes. Auch kann bei d<strong>ie</strong>sen<br />

t<strong>ie</strong>fen Wassergeschwindigkeiten auf ein<br />

Saugrohr verzichtet werden, was d<strong>ie</strong> Wasserbaukosten<br />

reduz<strong>ie</strong>ren sollte.<br />

Im März 2007 wurde eine erste Demonstrationsanlage<br />

mit dem VLH-Konzept<br />

am Sitz der Firma MJ2 in Millau (F) in<br />

Betr<strong>ie</strong>b genommen. Nach einer weiteren<br />

Entwicklungsphase wurden d<strong>ie</strong> ersten<br />

kommerz<strong>ie</strong>llen Anlagen im Jahr 2009 install<strong>ie</strong>rt,<br />

zwei davon im Kanal von Huningue<br />

zwischen Basel und Mulhouse im<br />

Dreiländereck Deutschland, Frankreich,<br />

Schweiz.<br />

Das patentrechtlich geschützte<br />

Konzept der VLH-Turbine lässt sich w<strong>ie</strong><br />

folgt charakteris<strong>ie</strong>ren:<br />

D<strong>ie</strong> gesamte Turbinen-Generatoren-<br />

Gruppe ist beweglich in einem Kanal<br />

aufgehängt und lässt sich für Reinigungs-<br />

und Revisionszwecke oder bei<br />

Hochwasser hydraulisch aus dem<br />

Wasser heben und senken (s<strong>ie</strong>he<br />

Bild 3).<br />

Als Generator wird eine direktgekoppelte<br />

permanentmagnetisch erregte<br />

Synchronmaschine verwendet, d<strong>ie</strong> in<br />

der Nabe der Turbine sitzt und direkt<br />

vom Tr<strong>ie</strong>bwasser gekühlt wird. D<strong>ie</strong><br />

Netzanbindung erfolgt über Frequenzumrichter<br />

und Trafo.<br />

Ein Rechen ist direkt vor dem Laufrad<br />

auf der Maschine angeordnet; er wird<br />

mit einem rot<strong>ie</strong>renden Rechenreiniger<br />

gereinigt, wobei das Geschwemmsel<br />

über eine kleine Klappe ins Unterwasser<br />

abgeschwemmt wird.<br />

Das VLH-Konzept besticht durch<br />

hohe Wirkungsgrade der Maschine und<br />

Bild 4. Ansicht des VLH-Konzepts an der Schleuse Nr. 2, Huningue<br />

bei Basel vom Oberwasser her. Von der gesamten Anlage ist nur<br />

der Schwenkarm der Maschine (weiss) sow<strong>ie</strong> der Container<br />

(braun) mit den Nebenanlagen und Hilfsbetr<strong>ie</strong>ben sichtbar (h<strong>ie</strong>r direkt<br />

über dem Unter wasser und damit unter der Geländeoberfläche<br />

aufgestellt, da im Kanal kein Hochwasser zu befürchten ist).<br />

186 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bild 5. Evaluation des VLH-Konzepts.<br />

einen kostengünstigen Wasserbau, da<br />

dank der Unterwasseranordnung direkt<br />

im Tr<strong>ie</strong>bwasser eines Kanals oder eines<br />

<strong>Flu</strong>sses keine Gebäude benötigt werden<br />

(ausser einer Kabine für d<strong>ie</strong> Hilfsbetr<strong>ie</strong>be<br />

und Nebenanlagen). D<strong>ie</strong>se Unterwasseranordnung<br />

der gesamten Turbinen-Generatoren-Gruppe<br />

ist jedoch teuer in der<br />

Anschaffung und im Betr<strong>ie</strong>b, da für d<strong>ie</strong><br />

Abdichtung des Gehäuses gegen eindringendes<br />

Wasser u.a. ein permanenter<br />

Überdruck mit entfeuchteter Luft benötigt<br />

wird.<br />

D<strong>ie</strong> Darstellung der Evaluation gemäss<br />

Bild 5 in einem Radar- oder Spinnennetzdiagramm<br />

zeigt auf einen Blick<br />

d<strong>ie</strong> Stärken und Schwächen der versch<strong>ie</strong>denen<br />

Konzepte. Obwohl d<strong>ie</strong> Evaluation<br />

Schulnoten gemäss schweizerischer Praxis<br />

(1 schlechteste, 6 beste) benutzt, ist d<strong>ie</strong><br />

Bildung eines Gesamtnotendurchschnitts<br />

über d<strong>ie</strong> 14 Kriter<strong>ie</strong>n nicht erlaubt, da absichtlich<br />

keine Gewichtung vorgenommen<br />

wurde (es herrscht z.B. ein Übergewicht<br />

von fünf Kriter<strong>ie</strong>n zugunsten der Umweltthemen).<br />

Der Investor in eine Ultran<strong>ie</strong>derdruckanlage<br />

soll auf einen Blick erkennen<br />

können, welches Konzept sich für<br />

seine spezifische Anwendung und dessen<br />

Randbedingungen wohl am besten eignet,<br />

sich aber nicht durch eine rein arithmetische<br />

Bestnote fehlleiten lassen.<br />

3.2 Bewegliches Kraftwerk<br />

Das erste Pilotprojekt einer beweglichen,<br />

über- und unterströmbaren Wasserkraftanlage<br />

wurde am Soph<strong>ie</strong>nwehr/Ilm in Bad<br />

Sulza (D) Ende September 2009 in Betr<strong>ie</strong>b<br />

genommen. D<strong>ie</strong> Anlage erzeugt 60 kW<br />

elektrische Leistung. Drei weitere Anlagen<br />

wurden in der Zwischenzeit ausgeführt und<br />

zwar in Gengenbach (D) an der Kinzig (Mai<br />

2010; 550 kW), in Offenburg (D) am Grossen<br />

Deich, Kinzig (Juli 2010, 465 kW) und in<br />

Kradolf-Schönenberg<br />

(CH) an der<br />

Thur (Mai 2011, 2 ×<br />

800 kW).<br />

Das bewegliche<br />

über- und unterströmbare<br />

Wasserkraftwerk besticht<br />

durch d<strong>ie</strong> folgenden Innovationen:<br />

Das in einem Betontrog angeordnete<br />

schwenkbare Krafthausgehäuse mit<br />

Turbinen-Generatorengruppe ersetzt<br />

einen beweglichen Wehrverschluss<br />

(s<strong>ie</strong>he Bild 6).<br />

Das Krafthaus ist anhebbar, um Gesch<strong>ie</strong>be<br />

und Geschwemmsel direkt<br />

durch den Trog weiterzugeben; daraus<br />

ergeben sich Bauvereinfachungen:<br />

das Konzept benötigt weder einen<br />

K<strong>ie</strong>sfang noch einen separaten Gesch<strong>ie</strong>bespülkanal/Grundablass.<br />

Das Krafthaus fällt optisch und akustisch<br />

nicht auf, weil es unter Wasser<br />

angeordnet ist.<br />

Bild 6. Bewegliches Kraftwerk im Längs schnitt mit Rechen-Turbine-Generator-Saugrohr<br />

in einer Klappe «Krafthausgehäuse»<br />

eingebaut (Quelle: Hydro-Energ<strong>ie</strong> Roth GmbH).<br />

Durch das überströmbare Krafthausgehäuse<br />

ist der Fischabst<strong>ie</strong>g, aber<br />

auch d<strong>ie</strong> Geschwemmselweitergabe<br />

möglich; spez<strong>ie</strong>ll für bodenor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte<br />

Fische ist auch ein Fischabst<strong>ie</strong>g durch<br />

den Trog unter dem Krafthausgehäuse<br />

hindurch vorstellbar.<br />

D<strong>ie</strong> ungenutzte Energ<strong>ie</strong> bei erhöhten<br />

Abflüssen kann durch ein Anheben der<br />

Maschine und ein Unterströmen teilweise<br />

genutzt werden. Bei d<strong>ie</strong>ser Betr<strong>ie</strong>bsart<br />

tritt am Saugrohrende eine<br />

Ejektorwirkung auf, welche mehr Wasser<br />

als normal durch d<strong>ie</strong> Turbine z<strong>ie</strong>ht<br />

und zur Steigerung der Energ<strong>ie</strong>produktion<br />

genutzt werden kann. D<strong>ie</strong>se<br />

Idee zur indirekten Nutzung des Über-<br />

Bild 7. Bewegliches Kraftwerk an der Kinzig bei Gengenbach (D) vom Unterwasser her<br />

gesehen: rechts der Trog mit dem Krafthausgehäuse, links d<strong>ie</strong> Fischauf st<strong>ie</strong>gshilfe in<br />

Form eines Rauhgerinne-Beckenpasses.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 187


Bild 8. Evaluation des beweglichen Krafthauses. Bild 9. Heberturbinen des MHyLab-Konzepts in Vallorbe.<br />

wassers ist nicht neu, sondern wurde<br />

bereits 1909 vorgeschlagen und später<br />

in den Rhein-Kanalkraftwerken in<br />

Kembs und Ottmarsheim auch umgesetzt.<br />

Das Konzept des beweglichen<br />

Kraftwerks kann d<strong>ie</strong> hohen Erwartungen<br />

an dessen Umweltverträglichkeit sehr gut<br />

erfüllen; hingegen ist auch h<strong>ie</strong>r w<strong>ie</strong> schon<br />

beim VLH-Konzept d<strong>ie</strong> komplette Unterwasseranordnung<br />

der Turbinen-Generatoren-Gruppe<br />

aus Sicht des Betr<strong>ie</strong>bs<br />

und des Unterhalts nicht unbedingt vorteilhaft.<br />

Einmal erstellt, s<strong>ie</strong>ht das bewegliche<br />

Kraftwerk kompakt und unauffällig<br />

aus und scheint w<strong>ie</strong> geschaffen für den<br />

Einbau in eine bestehende Wehrschwelle.<br />

Hingegen sind d<strong>ie</strong> Wasserbau- und Spezialt<strong>ie</strong>fbauarbeiten<br />

beim Einsatz eines beweglichen<br />

Kraftwerkes an bestehenden<br />

Schwellen an Schweizer Flüssen, d<strong>ie</strong> oft<br />

auf Fels fund<strong>ie</strong>rt sind oder dann in einem<br />

Grundwasserleiter l<strong>ie</strong>gen, nicht zu unterschätzen:<br />

Für d<strong>ie</strong> Betonarbeiten beim Bau des<br />

langen Troges im Tosbecken- und<br />

Kolkbereich der Schwelle sind aufwändige<br />

Baugrubenabschlüsse und entsprechend<br />

aufwändige Wasserhaltungen<br />

auszuführen. D<strong>ie</strong> Baustelle<br />

im <strong>Flu</strong>ss ist hochwassergefährdet. Bei<br />

konventionellen Buchtenkraftwerken<br />

gesch<strong>ie</strong>ht d<strong>ie</strong>s meist ausserhalb des<br />

<strong>Flu</strong>sses «im Trockenen».<br />

An den bisher gebauten beweglichen<br />

Kraftwerken wurden für d<strong>ie</strong> Baugrubenumschl<strong>ie</strong>ssung<br />

rückverankerte,<br />

überschnittene Bohrpfähle verwendet.<br />

Eine Zufahrt für das grosse Bohrgerät<br />

besteht oft nicht und muss zuerst<br />

gebaut werden und ist damit mit hohen<br />

Kosten verbunden. Für kleinere Anlagen<br />

im Stile von Bad Sulza mit 60 kW<br />

Nennleistung rechnen sich solche Bau-<br />

weisen in der Regel nicht. Auch ist d<strong>ie</strong>se<br />

Bauart mit überschnittenen Bohrpfählen<br />

in der Schweiz nicht immer bewilligungsfähig,<br />

weil s<strong>ie</strong> nicht rückgebaut<br />

werden können und damit den<br />

Grundwasserleiter einstauen.<br />

Wegen des Auftr<strong>ie</strong>bs auf den Trog im<br />

Revisionsfall müssen d<strong>ie</strong> Sohle und<br />

d<strong>ie</strong> n<strong>ie</strong>drigen Seitenmauern sehr massiv<br />

ausgeführt werden. H<strong>ie</strong>r helfen<br />

keine Maschinenhaus-Aufbauten (w<strong>ie</strong><br />

bei konventionellen Buchtenkraftwerken)<br />

das Gewicht zum Ausgleichen der<br />

Auftr<strong>ie</strong>bskräfte aufzubringen.<br />

Besonders geeignet erscheint das<br />

bewegliche Krafthaus für Standorte, d<strong>ie</strong><br />

nur einen geringen Landbedarf und eine<br />

geringe Störung des Landschaftsbildes<br />

zulassen.<br />

3.3 Heberturbine<br />

Das Konzept der Heber- oder Siphonturbine<br />

ist schon seit längerem bekannt und<br />

wird immer w<strong>ie</strong>der angewandt. Es steht mit<br />

seiner Anordnung der Turbine über dem<br />

Oberwassersp<strong>ie</strong>gel eigentlich in komplettem<br />

Gegensatz zu den in den vorangegangenen<br />

Kapiteln evalu<strong>ie</strong>rten Konzepten,<br />

d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Maschine ins Wasser eintauchen.<br />

Mit der Anordnung der Turbine über dem<br />

Oberwassersp<strong>ie</strong>gel können:<br />

Baukosten gespart (keine t<strong>ie</strong>fgründigen<br />

Saugrohre);<br />

einfache, nicht wasserdichte Komponenten<br />

gewählt, und<br />

eine gute Zugänglichkeit für d<strong>ie</strong> Wartung<br />

aller Komponenten gewonnen<br />

werden.<br />

Das MHyLab aus CH-Montcherand<br />

hat im Rahmen des SEARCH LHT (Small<br />

Effic<strong>ie</strong>nt Axial Reliable Compact Hydro<br />

Low Head Turbine), eines EU-finanz<strong>ie</strong>rten<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekts,<br />

zwischen 2002 bis 2006 eine Heberturbine<br />

neu entwickelt, d<strong>ie</strong> direkt über eine Wehr-<br />

schwelle eingebaut, kleine Fallhöhen im<br />

Bereich von 0.5 m bis 3.5 m nutzen kann,<br />

ohne zusätzlichen Wasserbau zu beanspruchen.<br />

D<strong>ie</strong> einfache Konstruktion soll modular<br />

gefertigt resp. mit einem Einheitsdurchmesser<br />

ausgerüstet werden. D<strong>ie</strong><br />

Anpassung an untersch<strong>ie</strong>dliche Fallhöhen<br />

und Durchflüsse gesch<strong>ie</strong>ht durch Anpassen<br />

der Drehzahl (andere Scheiben des<br />

R<strong>ie</strong>mentr<strong>ie</strong>bs) und durch den Einsatz von<br />

mehreren Maschinen nebeneinander.<br />

D<strong>ie</strong>ses auf den ersten Blick bestechende<br />

Konzept wurde bisher erst in einer<br />

einzigen Anlage eingebaut, und zwar in der<br />

UMV SA in Vallorbe an der Orbe im Jahre<br />

2009 (zwei baugleiche Maschinen nebeneinander).<br />

Leider ist d<strong>ie</strong> Anlage in Vallorbe für<br />

d<strong>ie</strong> vorl<strong>ie</strong>gende Untersuchung nicht repräsentativ,<br />

weil d<strong>ie</strong> Turbinen am Ende eines<br />

Ausleitkanals im Fabrikgebäude statt an<br />

der bestehenden Wehrschwelle angeordnet<br />

sind. V<strong>ie</strong>le Kriter<strong>ie</strong>n lassen sich dadurch<br />

nicht abschl<strong>ie</strong>ssend beurteilen. Es<br />

wurde deshalb nur das Potenzial, nicht<br />

aber d<strong>ie</strong> konkret ausgeführte Anlage des<br />

Heberkonzepts gemäss MHyLab evalu<strong>ie</strong>rt<br />

(s<strong>ie</strong>he Bild 10).<br />

Mit dem Heberkonzept lassen sich<br />

praktisch keine der heute überall geforderten<br />

Umweltaspekte integral mit der<br />

Maschine lösen, sondern müssen in Form<br />

von Fischauf- und -abst<strong>ie</strong>gshilfen und<br />

Gesch<strong>ie</strong>beabzugseinrichtungen durch<br />

d<strong>ie</strong> Wehrschwelle separat gelöst werden,<br />

was Landbedarf und Kosten erhöht. Auch<br />

an Standorten mit hohen Anforderungen<br />

an den Landschafts- und Lärmschutz ist<br />

d<strong>ie</strong> Anwendung des Heberkonzepts nicht<br />

unproblematisch. Gute Noten können jedoch<br />

bezüglich Effiz<strong>ie</strong>nz und Betr<strong>ie</strong>bskosten<br />

erwartet werden, obwohl d<strong>ie</strong> Robustheit<br />

und Langlebigkeit der technischen<br />

Lösung von MHyLab mit nur einer Pilot-<br />

188 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bild 10. Evaluation der Heberturbine gemäss Konzept MHyLab.<br />

anlage noch nicht abschl<strong>ie</strong>ssend beurteilt<br />

werden kann.<br />

3.4 Weitere Konzepte<br />

Es erstaunt nicht, dass d<strong>ie</strong> Unterwasseranordnung<br />

der gesamten Turbinen-Generatoren-Gruppe<br />

w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> oben beschr<strong>ie</strong>benen<br />

Konzepte von VLH und Hydro Roth<br />

von weiteren Firmen und Entwicklern aus<br />

dem EU-Raum verfolgt wurde, weil dort offenbar<br />

d<strong>ie</strong> Forderung gilt, dass d<strong>ie</strong> Wasserkräfte<br />

möglichst unsichtbar und versteckt<br />

genutzt werden sollten. So wurde d<strong>ie</strong> sogenannte<br />

DIVE-Turbine aus Deutschland<br />

in den Jahren 2006 und 2007 mit vollständiger<br />

Unterwasseranordnung unter Verwendung<br />

eines permanentmagnetisch<br />

erregten Synchrongenerators und einer<br />

einfach regul<strong>ie</strong>rten Propeller-Turbine mit<br />

Frequenzumrichter bereits an drei Anlagen<br />

erfolgreich eingesetzt. Anschl<strong>ie</strong>ssend fand<br />

eine Zusammenarbeit des DIVE-Teams<br />

mit der TU München im Rahmen des nachfolgend<br />

beschr<strong>ie</strong>benen Schachtkonzepts<br />

statt, welches neuartige Überlegungen zu<br />

den Wasserbau- und Umweltaspekten<br />

der Wasserkraftnutzung im N<strong>ie</strong>derdruckbereich<br />

einbrachte.<br />

Das Schachtkonzept beschreitet<br />

einen neuen Weg in der Maschinenanordnung<br />

im <strong>Flu</strong>ss, indem d<strong>ie</strong> Wasserausleitung<br />

in eine Bucht am Ufer verlassen wird<br />

und der Einlauf in ein vollständig unter<br />

Wasser angeordnetes Kraftwerk direkt<br />

im <strong>Flu</strong>ss, und zwar über einen Horizontalrechen<br />

stattfindet. Der Saugschlauch der<br />

Turbine führt durch das Wehr hindurch ins<br />

Unterwasser (s<strong>ie</strong>he Bild 11).<br />

D<strong>ie</strong> Promotoren gehen von weitreichenden<br />

Vorteilen des Schachtkonzepts<br />

aus:<br />

Der Schacht mit der Unterwasserturbine<br />

wird nicht am Ufer, sondern im<br />

<strong>Flu</strong>ss angelegt, so dass der Horizon-<br />

talrechen von<br />

drei Seiten angeströmtwerden<br />

kann. Damit<br />

ist keine Strömungsumlenkung<br />

in der Horizontalen<br />

zum<br />

Ufer hin z.B. in ein Buchtenkraftwerk<br />

erforderlich. Es soll dadurch zu keiner<br />

Verlandung des Stauraumes und des<br />

Unterwassers auf der dem Kraftwerk<br />

gegenüberl<strong>ie</strong>genden <strong>Flu</strong>ssseite mehr<br />

kommen.<br />

Da d<strong>ie</strong> Kraftwerksbauten ausschl<strong>ie</strong>sslich<br />

im <strong>Flu</strong>ssschlauch angeordnet werden,<br />

sind keine grossflächigen Ufereingriffe<br />

nötig, d<strong>ie</strong> nicht nur vom Landschaftsschutz<br />

sondern auch von den<br />

Kosten her nachteilig für d<strong>ie</strong> Nutzung<br />

kleiner Fallhöhen sind.<br />

Das Problem des Gesch<strong>ie</strong>beeinzugs in<br />

das Kraftwerk besteht beim Schachtkonzept<br />

nicht, weil d<strong>ie</strong> Wasserfassung<br />

nicht bis auf d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>sssohle reicht,<br />

sondern nahe an der Wasseroberfläche<br />

bleibt.<br />

Da es noch keine ausgeführten<br />

Anlagen d<strong>ie</strong>ses Typs gibt, kann – nur gestützt<br />

auf d<strong>ie</strong> bisherigen Untersuchungen<br />

im Labor – noch keine abschl<strong>ie</strong>ssende Bewertung<br />

vorgenommen werden.<br />

4. Konzepte mit Leistungspotenzial<br />

bis ca. 100 kW<br />

4.1 Wasserwirbelkraftwerk (WWK)<br />

Das Wasserwirbelkraftwerk besteht aus<br />

einem kreisrunden Becken mit mittigem<br />

Auslauf, in welchem ein Wasserwirbel erzeugt<br />

wird, der einen Rotor mit Generator<br />

antreibt. Das Wasserwirbelkraftwerk<br />

wurde eindeutig mit der Z<strong>ie</strong>lsetzung für<br />

eine ökologischere Ausgestaltung von<br />

Bild 11. Aufbau des Schacht-Konzepts am Beisp<strong>ie</strong>l der Modellanlage<br />

an der TU München, Obernach; Quelle: TU München;<br />

Prof. Dr. Ing. Rutschmann, in hydrolink No. 2/2011 (Supplement<br />

to JHR – Vol 49 – No. 2).<br />

Wasserkraftanlagen im Ultran<strong>ie</strong>derdruckbereich<br />

initi<strong>ie</strong>rt. Es werden ausdrücklich<br />

t<strong>ie</strong>fe Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten des Wassers<br />

beim Rotordurchlauf gewählt, um d<strong>ie</strong><br />

ökologische Verträglichkeit der Maschine<br />

zu maxim<strong>ie</strong>ren; entsprechend gross und<br />

voluminös wird aber d<strong>ie</strong> Maschine resp.<br />

d<strong>ie</strong> zugehörigen Teile (Rotationsbecken).<br />

Mittlerweile wurde neben der ersten Pilotanlage<br />

in Obergrafendorf, Österreich, auch<br />

ein erstes Wasserwirbelkraftwerk an der<br />

Suhre in Schöftland (AG) in der Schweiz<br />

erstellt und Ende November 2009 mit grossem<br />

Med<strong>ie</strong>necho in Betr<strong>ie</strong>b genommen.<br />

Projektträger ist d<strong>ie</strong> Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke<br />

Schweiz (GWWK).<br />

D<strong>ie</strong> Idee des WWKs entstand aus<br />

dem Z<strong>ie</strong>l, d<strong>ie</strong> Renatur<strong>ie</strong>rung von <strong>Flu</strong>ssläufen<br />

mit der Energ<strong>ie</strong>gewinnung zu kombin<strong>ie</strong>ren.<br />

In einem natürlich mäandr<strong>ie</strong>renden<br />

oder gut struktur<strong>ie</strong>rten <strong>Flu</strong>ss herrscht eine<br />

grosse hydraulische V<strong>ie</strong>lfalt, welche sich<br />

als Abfolge von einerseits t<strong>ie</strong>fen, strömungsberuhigten<br />

Gewässerbereichen mit<br />

Fischunterständen und anderseits flachen<br />

Uferbuchten mit Widerwasser und Seitenarmen<br />

äussert und damit eine hohe Habitatsqualität<br />

des Gewässers ausmacht. Für<br />

d<strong>ie</strong> Initianten der Wasserwirbeltechnolog<strong>ie</strong><br />

stellt d<strong>ie</strong> Erzeugung von künstlichen<br />

Wirbeln in einem Wasserwirbelkraftwerk<br />

auch eine Korrektur der negativen Auswirkungen<br />

von begradigten und korrig<strong>ie</strong>rten<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitten mit geringer V<strong>ie</strong>lfalt dar.<br />

D<strong>ie</strong>ser Kraftwerkstyp verbindet sozusagen<br />

d<strong>ie</strong> Gewässer-Renatur<strong>ie</strong>rung mit der<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 189


Bild 12. Rotor im Wasserwirbelkraftwerk<br />

Schöftland an der Suhre (AG).<br />

Bild 14. Evaluation des Wasserwirbelkraftwerks Schöftland an der Suhre.<br />

Strom erzeugung auf neuartige Weise. Zur<br />

Zeit enttäuscht das Konzept des WWKs<br />

bei der Effiz<strong>ie</strong>nz: d<strong>ie</strong> Wirkungsgrade sind<br />

noch so t<strong>ie</strong>f, dass ein wirtschaftlicher Betr<strong>ie</strong>b<br />

nicht möglich ist, da nicht nur d<strong>ie</strong> Erträge<br />

gering sondern auch d<strong>ie</strong> Kosten für<br />

Becken und Kanal verhältnisweise hoch<br />

sind. Es wird intensiv an verbesserten Rotoren<br />

gearbeitet. Bei den Umweltaspekten<br />

glänzt d<strong>ie</strong> Pilotanlage einzig durch den<br />

schadensfre<strong>ie</strong>n Abst<strong>ie</strong>g der Fische durch<br />

d<strong>ie</strong> Maschine; bei allen übrigen Themen<br />

w<strong>ie</strong> Sedimentdurchgängigkeit, Landschaftsbild<br />

und Lärmemissionen hebt sich<br />

das Konzept der WWK kaum von konventionellen<br />

Kraftwerken ab.<br />

4.2 Hydro-kinetische Wandler<br />

D<strong>ie</strong> hydro-kinetische Turbine bedarf keiner<br />

baulichen Massnahmen w<strong>ie</strong> Dämme,<br />

Schleusen oder Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfen. S<strong>ie</strong><br />

nutzt nur d<strong>ie</strong> kinetische Energ<strong>ie</strong> des fl<strong>ie</strong>ssenden<br />

Wassers. Deshalb passt d<strong>ie</strong>ses<br />

Bild 13. Darstellung des Wasserwirbelkraftwerks Schöftland an der Suhre (Quelle:<br />

Bachelor-Arbeit FHNW 2011, ergänzt durch d<strong>ie</strong> Autoren).<br />

Konzept eigentlich nicht in d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lsetzung<br />

der vorl<strong>ie</strong>genden Untersuchung, nämlich<br />

d<strong>ie</strong> heute verfügbaren Technolog<strong>ie</strong>n für d<strong>ie</strong><br />

energetische Nutzung der v<strong>ie</strong>len bestehenden<br />

Querbauwerke in Schweizer Flüssen<br />

zu evalu<strong>ie</strong>ren. Weil sich v<strong>ie</strong>le Investoren für<br />

d<strong>ie</strong>ses in den Med<strong>ie</strong>n oft gezeigte Konzept<br />

interess<strong>ie</strong>ren, wurde es trotzdem kurz untersucht.<br />

Erste Versuche mit hydro-kinetischen<br />

Turbinen gehen auf frühe Arbeiten<br />

von ITDG in England zurück, der Garman-<br />

Turbine (1987). Später kam d<strong>ie</strong> belgische<br />

Firma Rutten mit versch<strong>ie</strong>denen Wasserrädern<br />

auf Pontons recht weit. Einen völlig<br />

neuen Weg ging d<strong>ie</strong> Firma Aqua Libre<br />

aus W<strong>ie</strong>n mit ihrer «Strom-Boje», d<strong>ie</strong> ein<br />

im Wasser völlig eingetauchtes Laufrad<br />

mit anschl<strong>ie</strong>ssendem Diffusor vorschlägt.<br />

Der erste Prototyp der Aqua Libre mit<br />

150 cm Rotor wurde ab Dezember 2006<br />

in der Donau bei Weissenkirchen in der<br />

Wachau getestet. Seither wurden v<strong>ie</strong>le<br />

Verbesserungen aufgenommen und an<br />

der Optim<strong>ie</strong>rung der Leistung, der Form<br />

und der Herstellung gearbeitet. Seit Herbst<br />

2009 schwimmt der zweite, schon ser<strong>ie</strong>nnahe<br />

Prototyp – d<strong>ie</strong> Strom-Boje 2 – in der<br />

Donau.<br />

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen<br />

d<strong>ie</strong> drei Firmen Hydro Green Energy<br />

(Houston, Texas), d<strong>ie</strong> KSB, Pumpenhersteller<br />

aus Frankenthal (D) und d<strong>ie</strong> Smart<br />

Hydro Power GmbH aus Feldafing bei<br />

München (D). D<strong>ie</strong> erste 100 kW-Anlage der<br />

Hydro Green Energy ging 2009 im Mississippi<br />

bei Hastings in Betr<strong>ie</strong>b. Über d<strong>ie</strong> Betr<strong>ie</strong>bserfahrungen<br />

ist nichts bekannt. D<strong>ie</strong><br />

Entwicklung der KSB wurde im Oktober<br />

2010 im Rhein bei St. Goar erstmals eingesetzt.<br />

D<strong>ie</strong> 5 kW-Turbine der Smart Hydro<br />

Power GmbH wurde erst im April 2011 der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Mit der Entwicklung am weitesten<br />

fortgeschritten ist d<strong>ie</strong> Aqua Libre mit ihrer<br />

Strom-Boje 2. D<strong>ie</strong> Anforderungen für einen<br />

wirtschaftlichen Einsatz einer Stromboje<br />

sind:<br />

eine Strömungsgeschwindigkeit von<br />

zwischen 1.5 m/s und 3.5 m/s<br />

Wassert<strong>ie</strong>fen von mind. 3 m.<br />

In Schweizer Mittelland-Flüssen<br />

exist<strong>ie</strong>ren Wassert<strong>ie</strong>fen von 3 m und mehr<br />

nur in Aare, Rhone und Rhein und auch<br />

dort ganzjährlich nur im Bereich von bestehenden<br />

Wasserkraftanlagen. In frei fl<strong>ie</strong>ssenden<br />

<strong>Flu</strong>ssstrecken sind solch grosse<br />

Wassert<strong>ie</strong>fen nicht ganzjährlich verfügbar.<br />

Strömungsgeschwindigkeiten von über<br />

2 m/s finden sich ausserdem am Prallufer<br />

bei Gewässerb<strong>ie</strong>gungen und im Hochwasserfall.<br />

Am Prallufer wird man eine hydrokinetische<br />

Turbine nicht einsetzen wollen,<br />

weil dort das Geschwemmsel auftrifft (inkl.<br />

ganzer Baumstämme im Hochwasserfall),<br />

welches d<strong>ie</strong> am Grund fix<strong>ie</strong>rte Maschine<br />

190 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


verklausen oder beschädigen kann. Werden<br />

w<strong>ie</strong> von den Promotoren d<strong>ie</strong>ser Konzepte<br />

postul<strong>ie</strong>rt, ganze Ser<strong>ie</strong>n von hydrokinetischen<br />

Turbinen hinter und nebeneinander<br />

in den <strong>Flu</strong>ss gehängt, um grössere<br />

Leistungen zu erz<strong>ie</strong>len, wird ein leichter<br />

Aufstau des <strong>Flu</strong>sses spürbar werden, der<br />

d<strong>ie</strong> Leistung von bestehenden <strong>Flu</strong>sskraftwerken<br />

in der Nähe reduz<strong>ie</strong>ren kann. Es ist<br />

physikalisch nicht möglich, d<strong>ie</strong> Maschinen<br />

im <strong>Flu</strong>ss zu platz<strong>ie</strong>ren und dem fl<strong>ie</strong>ssenden<br />

Wasser Energ<strong>ie</strong> zu entz<strong>ie</strong>hen, ohne dass<br />

sich mit der Turbinen-Ser<strong>ie</strong> flussaufwärts<br />

ein neuer höherer Wassersp<strong>ie</strong>gel ausbildet<br />

als ohne d<strong>ie</strong> Ser<strong>ie</strong>. D<strong>ie</strong> Bewilligungsfähigkeit<br />

einer solchen Ser<strong>ie</strong> von hydrokinetischen<br />

Turbinen z.B. innerhalb der<br />

Konzessions- resp. Staustrecke eines<br />

bestehenden <strong>Flu</strong>sskraftwerks ist deshalb<br />

als nicht gegeben einzustufen. D<strong>ie</strong>se Tatsache<br />

schränkt d<strong>ie</strong> kommerz<strong>ie</strong>lle Nutzung<br />

der hydrokinetischen Turbinen in Schweizer<br />

Mittellandflüssen stark ein. In grossen<br />

Flüssen im Ausland (Donau, Mississippi,<br />

Amazonas, usw.) sind d<strong>ie</strong>se Einschränkungen<br />

weniger relevant.<br />

Unbestritten ist d<strong>ie</strong> hervorragende<br />

ökologische Verträglichkeit d<strong>ie</strong>ses<br />

Konzepts (Sedimentdurchgängigkeit,<br />

Fischabst<strong>ie</strong>g, Landschaftsbild, Lärmimmissionen).<br />

Abgesehen davon, dass d<strong>ie</strong><br />

Bedingungen bezüglich Wassert<strong>ie</strong>fe und<br />

Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten, d<strong>ie</strong> einen Einsatz<br />

der hydrokinetischen Turbinen in<br />

Schweizer Flüssen erlauben, an nur wenigen<br />

Standorten gegeben sind, muss sich<br />

jeder Investor klar sein, dass d<strong>ie</strong> besonderen<br />

Risiken d<strong>ie</strong>ser Technolog<strong>ie</strong> in Schweizer<br />

Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern nicht unerheblich<br />

sind (Geschwemmsel, Verklausung, Zugänglichkeit,<br />

Langlebigkeit, Bewilligungsfähigkeit).<br />

Bild 15. Prinzipskizze der Wasserkraftschnecke (Quelle: Ritz-<br />

Atro).<br />

4.3 Wasserkraftschnecke<br />

Als Archimedische Schnecke ist d<strong>ie</strong> Wasserförderschnecke<br />

seit dem Altertum bekannt.<br />

Neu ist d<strong>ie</strong> Anwendung, aus der<br />

energetischen Umkehrung ihrer Arbeitsweise,<br />

eine Kraftmaschine zur Energ<strong>ie</strong>gewinnung<br />

zu machen.<br />

D<strong>ie</strong> Firmen Ritz-Atro (Nürnberg<br />

D), Rehart (Ehingen D), Spaans Babcock<br />

(Balk NL) und Landustr<strong>ie</strong> (Sneek NL) haben<br />

zusammen bereits über 100 Wasserkraftschnecken<br />

install<strong>ie</strong>rt, davon auch deren<br />

drei in der Schweiz (Derendingen, Ennenda<br />

und Hirschthal).<br />

Der Nachteil der Einzelfertigung zur<br />

Anpassung an von Ort zu Ort versch<strong>ie</strong>dene<br />

Fallhöhen- und Abfluss-Bedingungen<br />

entfällt dadurch, dass im Gegensatz zu<br />

herkömmlichen Wasserrädern bei Wasserkraftschnecken<br />

kein Zusammenhang<br />

zwischen Fallhöhe und Durchmesser besteht.<br />

Der Schneckendurchmesser hängt<br />

nur vom Wasserdargebot ab. D<strong>ie</strong> Übereinstimmung<br />

mit Wasserförderschnecken<br />

(Abwasserreinigungsanlage) ermöglicht<br />

zudem d<strong>ie</strong> Auswahl unter Normteilen der<br />

Hersteller.<br />

Moderne Wasserkraftschnecken<br />

sind unkompliz<strong>ie</strong>rt in Bau, Betr<strong>ie</strong>b und Wartung.<br />

S<strong>ie</strong> bestehen im Wesentlichen aus<br />

einem Trog, einer Wasserkraftschnecke<br />

und einer Abtr<strong>ie</strong>bseinheit (s<strong>ie</strong>he Bild 15).<br />

Ihr Vorteil gegenüber Turbinen l<strong>ie</strong>gt zum<br />

einen im relativ flachen Wirkungsgradverlauf.<br />

Typische Gesamtwirkungsgrade<br />

der Schnecken l<strong>ie</strong>gen inklusive Getr<strong>ie</strong>be<br />

und Generator zwischen 70 und 80%,<br />

also nur max. 10% t<strong>ie</strong>fer als bei Turbinen<br />

modernster Bauart. Zum anderen sind d<strong>ie</strong><br />

Schnecken etwas kostengünstiger in ihrer<br />

Errichtung, da der Feinrechen entfällt. D<strong>ie</strong><br />

Reinigung des Grobrechens erfordert je-<br />

doch in Schweizer Verhältnissen einen<br />

nicht zu unterschätzenden Betr<strong>ie</strong>bsaufwand<br />

und eine Rechenreinigungsmaschine<br />

muss trotzdem fast immer vorgesehen<br />

werden.<br />

D<strong>ie</strong> Ausbauwassermenge der<br />

Wasserkraftschnecke ist auf ca. 8 m 3 /s<br />

limit<strong>ie</strong>rt (Quelle Rehart GmbH). Zur Nutzung<br />

grösserer Wassermengen müssen<br />

mehrerer Wasserkraftschnecken parallel<br />

geschalten werden. Wasserkraftschnecken<br />

können selbstregelnd mit konstanter<br />

Drehzahl (OW-Sp<strong>ie</strong>gel fällt ab) oder drehzahlvariabel<br />

über Frequenzumrichter betr<strong>ie</strong>ben<br />

werden; letzteres ist nötig, wenn<br />

trotz abnehmendem Durchfluss der Oberwassersp<strong>ie</strong>gel<br />

unverändert gehalten werden<br />

soll. D<strong>ie</strong>s ist für Schweizer Flüsse<br />

in den meisten Fällen der Fall, weil ja für<br />

einen kons tanten Abfluss durch d<strong>ie</strong> Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfe<br />

ein geregelter Oberwassersp<strong>ie</strong>gel<br />

erforderlich ist.<br />

Nachteilig an der Wasserkraftschnecke<br />

sind zum einen d<strong>ie</strong> Verluste bei<br />

variablem Unterwassersp<strong>ie</strong>gel (bei hohem<br />

UW-Sp<strong>ie</strong>gel erg<strong>ie</strong>sst sich <strong>Flu</strong>sswasser zurück<br />

in d<strong>ie</strong> Schnecke und erzeugt neben<br />

energetischen Verlusten Stösse und Lärm)<br />

und zum anderen d<strong>ie</strong> offene Konstruktion<br />

der Schnecke, d<strong>ie</strong> eine Aufstellung<br />

an lärmempfindlichen Standorten verunmöglicht.<br />

Etwas Abhilfe schafft eine Abdeckung<br />

der Schnecke, was auch im Hinblick<br />

auf d<strong>ie</strong> Eisbildung am Trog im Winter meist<br />

ohnehin erforderlich wird; trotzdem können<br />

d<strong>ie</strong> Probleme durch Eis (wegen des<br />

«Freisp<strong>ie</strong>gelabflusses» in der Maschine)<br />

nicht immer verm<strong>ie</strong>den werden.<br />

Ideal ist der Einbau der Wasserkraftschnecke<br />

in Ausleitkanälen, d<strong>ie</strong> vor<br />

Hochwasser geschützt sind und meist<br />

einen klar defin<strong>ie</strong>rten Unterwassersp<strong>ie</strong>gel<br />

Bild 16. Evaluation der Wasserkraftschnecke.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 191


haben. Der Einbau direkt an bestehende<br />

Schwellen in den grösseren Schweizer<br />

Flüssen (das Z<strong>ie</strong>l der vorl<strong>ie</strong>genden Untersuchung)<br />

ist wegen potent<strong>ie</strong>ller Schäden<br />

durch Hochwasser und vor allem durch<br />

Schwemmgut vorsichtig abzuwägen.<br />

D<strong>ie</strong> Technolog<strong>ie</strong> der Wasserkraftschnecke<br />

zeichnet sich in den Bereichen<br />

Umwelt und Wasserbau nicht durch wirkliche<br />

Innovationen aus. Punkten kann d<strong>ie</strong><br />

Wasserkraftschnecke durch ihren einfachen<br />

Betr<strong>ie</strong>b und Unterhalt sow<strong>ie</strong> durch<br />

den recht hohen Wirkungsgrad, sofern<br />

der Betr<strong>ie</strong>b der Anlage nicht durch einen<br />

stark variablen Unterwassersp<strong>ie</strong>gel gestört<br />

wird.<br />

4.4 Weitere Konzepte<br />

Für d<strong>ie</strong> Nutzung kleinster Fallhöhen kombin<strong>ie</strong>rt<br />

mit relativ geringen Durchflüssen<br />

stehen seit dem Altertum d<strong>ie</strong> Wasserräder<br />

in versch<strong>ie</strong>denen Ausgestaltungen zur<br />

Verfügung. Für d<strong>ie</strong> Stromerzeugung sind<br />

d<strong>ie</strong>se jedoch wegen ihrer geringen Drehzahl<br />

nicht besonders geeignet, so dass<br />

in den letzten Jahren neue Konzepte von<br />

wasserradähnlichen Wandlern w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Staudruckmaschine und d<strong>ie</strong> Lammellenturbine<br />

entwickelt worden sind.<br />

D<strong>ie</strong> Staudruckmaschine besteht<br />

aus einem quer zur Fl<strong>ie</strong>ssrichtung l<strong>ie</strong>genden<br />

Schaufelrad mit Nabe (Durchmesser<br />

= Stauhöhe). D<strong>ie</strong> Nabe des Antr<strong>ie</strong>bsrades<br />

wirkt als Stau und ersetzt das sonst erforderliche<br />

Wehr resp. den Wehrverschluss.<br />

Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts<br />

«HYLOW», welches d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

von wirtschaftlichen und ökologisch<br />

effektiven Wasserkraftwandlern für n<strong>ie</strong>drigste<br />

Fallhöhen bis 2.5 m zum Z<strong>ie</strong>l hat,<br />

wurden zwei Pilotprojekte von Staudruckmaschinen<br />

in Deutschland und in Bulgar<strong>ie</strong>n<br />

gebaut. Es bestehen noch keine<br />

Betr<strong>ie</strong>bserfahrungen und auch noch kein<br />

Anb<strong>ie</strong>ter einer kommerz<strong>ie</strong>llen Staudruckmaschine,<br />

so dass keine eigentliche Evaluation<br />

durchgeführt werden konnte.<br />

D<strong>ie</strong> theoretischen Untersuchungen<br />

und d<strong>ie</strong> Labortests zur Stau- oder Wasserdruckmaschine<br />

an der Universität<br />

Southampton (Prof. Gerald Müller) haben<br />

aber gezeigt, dass:<br />

Wasserdruckmaschinen d<strong>ie</strong> einzigen<br />

Wandler sind, d<strong>ie</strong> bei kleinen Fallhöhen<br />

von 1 m bis 2.5 m grosse Durchflüsse<br />

bis 4 m 3 /s pro Meter Breite verarbeiten<br />

können; Wasserräder moderner<br />

Bauart bringen es auf max. 1.2 m 3 /s/m;<br />

Wasserdruckmaschinen mit geringe -<br />

ren Raddurchmessern auskommen<br />

als vergleichbare Wandler w<strong>ie</strong> Wasserräder<br />

und sich so besser in d<strong>ie</strong> Landschaft<br />

einfügen lassen.<br />

Wasserdruckmaschinen mit höheren<br />

Drehzahlen arbeiten (n t > 15 min -1 ) als<br />

vergleichbare Wasserräder (d<strong>ie</strong> bei<br />

unter 7 min -1 l<strong>ie</strong>gen) und damit etwas<br />

leichter zum Antr<strong>ie</strong>b eines Generators<br />

zur Stromproduktion herangezogen<br />

werden können.<br />

Seit Ende 2008 ist eine Weiterentwicklung<br />

der unterschlächtigen Wasserräder<br />

auf dem Markt, und zwar d<strong>ie</strong> sogenannte<br />

Lamellenturbine der Firma BEW-<br />

Power aus Österreich. D<strong>ie</strong>se Maschine soll<br />

sowohl d<strong>ie</strong> kinetische Energ<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> auch d<strong>ie</strong><br />

Lageenerg<strong>ie</strong> des Wassers, meistens aus<br />

einem Kanal, nutzen. Damit ist es kein rein<br />

unterschlächtiges Wasserrad. Es werden<br />

mechanische Wirkungsgrade an der Welle<br />

von sagenhaften 90% angegeben.<br />

Das besondere d<strong>ie</strong>ser Maschine<br />

sind d<strong>ie</strong> Schaufeln des Rades sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

hohen Drehzahlen von 50 min -1 und mehr,<br />

was einerseits d<strong>ie</strong> Baugrösse der Maschine<br />

reduz<strong>ie</strong>rt und andererseits d<strong>ie</strong> Anforderungen<br />

für den Antr<strong>ie</strong>b eines Generators<br />

erleichtert.<br />

Bisher bestehen zwei Anlagen mit<br />

Lamellenturbinen, und zwar in Gumpoldskirchen<br />

und Feldkirchen bei Graz (beide<br />

Österreich). In den letzten drei Jahren<br />

wurde wohl keine weitere Anlage install<strong>ie</strong>rt.<br />

Insbesondere der angegebene Turbinen-Wirkungsgrad<br />

von 90% scheint<br />

unglaublich hoch; bisher erreichten unterschlächtige<br />

Wasserräder ca. 40% und mittelschlächtige<br />

max. 75%. Um das Teillastverhalten<br />

der Maschine zu verbessern und<br />

d<strong>ie</strong> Netzbedingungen einhalten zu können,<br />

wird neben einem mehrstufigen Getr<strong>ie</strong>be<br />

auch ein Frequenzumrichter benötigt.<br />

D<strong>ie</strong> Gesamtwirkungsgrade bis zum Netz<br />

fallen damit auf ca. 60%. Der Vorteil der<br />

Lamellenturbine reduz<strong>ie</strong>rt sich damit auf<br />

d<strong>ie</strong> kompaktere Bauweise, welcher aber<br />

durch eine höhere Fischmortalität beim<br />

Turbinendurchgang und grössere Lärmimmissionen<br />

erkauft wird. D<strong>ie</strong> Kos ten für<br />

d<strong>ie</strong> elektromechanische Ausrüstung, d.h.,<br />

ohne Wasserbaukosten sind vergleichbar<br />

mit den Kosten eines mittelschlächtigen<br />

Wasserrades aus Schweizer Produktion.<br />

Da d<strong>ie</strong> Lamellenturbine als Wasserrad<br />

sich nicht besonders für d<strong>ie</strong> Nutzung<br />

des Wasserkraftpotenzials von bestehenden<br />

Querschwellen in Flüssen eignet,<br />

sondern eher an Ausleitkanälen eingesetzt<br />

werden kann, wurde keine eigentliche Evaluat<br />

5. Schlussfolgerungen<br />

und Ausblick<br />

Ingesamt wurden s<strong>ie</strong>ben Pilotlösungen<br />

und drei schon länger bekannte Wasserkraftmaschinen<br />

für kleinste Fallhöhen<br />

identifiz<strong>ie</strong>rt und deren Anwendung für<br />

Schweizer Verhältnisse teilweise evalu<strong>ie</strong>rt.<br />

Es zeigte sich, dass:<br />

einige der besuchten Anlagen erst im<br />

Jahre 2010 in Betr<strong>ie</strong>b genommen werden<br />

konnten und deshalb noch kaum<br />

über relevante Betr<strong>ie</strong>bserfahrungen<br />

verfügen;<br />

zum Teil noch v<strong>ie</strong>le Kinderkrankheiten<br />

vorherrschen und d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

nicht abgeschlossen ist;<br />

für zwei Konzepte (Wasserdruckmaschine<br />

und Schachtkraftwerk) noch<br />

keine Anb<strong>ie</strong>ter von tatsächlich käuflichen<br />

Maschinen und Anlagen auf dem<br />

Markt sind; d<strong>ie</strong>se Konzepte sind noch<br />

im Entwicklungsstadium bei Universitäts-Instituten;<br />

keines der insgesamt 10 untersuchten<br />

Konzepte eine Lösung für sämtliche<br />

Anwendungsfälle darstellt; v<strong>ie</strong>lmehr<br />

müssen d<strong>ie</strong> spezifischen Anforderungen<br />

der versch<strong>ie</strong>denen Ultra-N<strong>ie</strong>derdruck-Standorte<br />

analys<strong>ie</strong>rt und das<br />

jeweils bestgeeignete Konzept gewählt<br />

werden. D<strong>ie</strong> vorl<strong>ie</strong>gende Untersuchung<br />

kann dazu eine Systematik<br />

und erste Anhaltspunkte geben.<br />

Verdankung<br />

D<strong>ie</strong> vorl<strong>ie</strong>genden Untersuchungen zu den neuen<br />

Konzepten im Ultran<strong>ie</strong>derdruck-Bereich wurden<br />

vom Forschungsprogramm Wasserkraft<br />

des Bundesamtes für Energ<strong>ie</strong> (BfE) unterstützt.<br />

Für d<strong>ie</strong> Beurteilung und Benotung waren jedoch<br />

ausschl<strong>ie</strong>sslich d<strong>ie</strong> Autoren des Berichts<br />

verantwortlich, d<strong>ie</strong> sich als Investoren und Betreiber<br />

von Kleinwasserkraftanlagen vor allem<br />

von Risikoabschätzungen (Unterwasseranordnung)<br />

und Überlegungen zur Langlebigkeit der<br />

Anlagen und weniger von Versprechungen der<br />

Promotoren zu Wirkungsgraden und Kosteneinsparungen<br />

der versch<strong>ie</strong>denen Konzepte leiten<br />

l<strong>ie</strong>ssen.<br />

Anschrift der Verfasser<br />

Peter Eichenberger, Ivo Scherrer<br />

Entegra Wasserkraft AG, Reichsgasse 3<br />

CH-7000 Chur<br />

Tel. +41 81 511 11 60<br />

peter.eichenberger@entegra.ch<br />

ivo.scherrer@entegra.ch<br />

www.entegra.ch<br />

192 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Das Magdalenen-Hochwasser von 1342 –<br />

der «hydrologische Gau» in Mitteleuropa<br />

Eveline Zbinden<br />

Zusammenfassung<br />

D<strong>ie</strong> herausragendste, historisch belegbare Überschwemmungskatastrophe in Mitteleuropa<br />

fand im Sommer 1342 – sechs Jahre vor der Grossen Pest 1348 – statt.<br />

Sintflutartige und flächenhaft über Mitteleuropa verbreitete N<strong>ie</strong>derschläge lösten am<br />

Magdalenentag (22. Juli) eine <strong>Flu</strong>twelle aus, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> in Höhe und Ausmass seither<br />

nicht w<strong>ie</strong>der zu beobachten war und in allen mitteleuropäischen <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ten ein<br />

ungeheuerliches Schadensbild hinterl<strong>ie</strong>ss. D<strong>ie</strong> Brücken in Regensburg, Bamberg,<br />

Würzburg, Frankfurt, Dresden und Erfurt wurden zerstört, und das Wasser überflutete<br />

d<strong>ie</strong> Innenstädte mit ihren Plätzen, Kirchen und Rathäusern. Es ist anzunehmen, dass<br />

zehntausende Menschen in den <strong>Flu</strong>ten ertranken. In ländlichen Geb<strong>ie</strong>ten kam es zu<br />

einem extrem starken Oberflächenabfluss, das Hochwasser riss t<strong>ie</strong>fe Schluchten,<br />

und d<strong>ie</strong> Bodenerosion erreichte katastrophales Ausmass. Kein Einzelereignis in historischer<br />

Zeit hatte einen derartigen Einfluss auf d<strong>ie</strong> Landschaftsoberfläche der Einzugsgeb<strong>ie</strong>te<br />

von Donau, Neckar, Main, Lahn, Rhein (unterhalb der Neckarmündung),<br />

Weser, Elbe und Eider w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>ses Hochwasser. In weiten Geb<strong>ie</strong>ten wurde d<strong>ie</strong> Ernte<br />

vernichtet, es kam zu Teuerung und Hungersnöten. Das Hochwasser zählt zu den<br />

schwersten Naturkatastrophen im Europa der letzten 1000 Jahre, und d<strong>ie</strong> Veränderungen<br />

des Rel<strong>ie</strong>fs, der Böden und damit der Landnutzung wirken bis heute nach.<br />

1. Einleitung<br />

Wetter, Klima, Extremereignisse und dadurch<br />

verursachte Naturkatastrophen sind<br />

Themenbereiche, d<strong>ie</strong> unsere Gesellschaft<br />

in besonderem Masse berühren [13]. Heutzutage<br />

werden nach grossen Hochwasserereignissen<br />

regelmässig Vergleiche<br />

gezogen, Rangzahlen vergeben, Jährlichkeiten<br />

berechnet, Ursachen diskut<strong>ie</strong>rt und<br />

Trends ermittelt [11]. V<strong>ie</strong>len Mitteleuropäern<br />

sind d<strong>ie</strong> Hochwasser an Oder (1997)<br />

und Elbe (2002) in Erinnerung. Man sprach<br />

in d<strong>ie</strong>sem Zusammenhang oft von «Jahrhundertflut»,<br />

um auf d<strong>ie</strong> Grösse des Ausmasses<br />

hinzuweisen.<br />

Neben Abflussreihen und Schätzverfahren<br />

bildet d<strong>ie</strong> Hochwassergeschichte<br />

mit der Ereignisanalyse historischer<br />

Extremereignisse d<strong>ie</strong> Grundlage für eine<br />

fund<strong>ie</strong>rte Hochwasserabschätzung mit<br />

Jährlichkei ten, wofür möglichst genaue<br />

und weit zurückreichende Kenntnisse<br />

über d<strong>ie</strong> Hochwasseraktivität, w<strong>ie</strong> Pegel,<br />

Abflüsse und Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten benötigt<br />

werden [11], [36].<br />

Um eine Einordnung des Geschehens<br />

vornehmen zu können, sind möglichst<br />

lange Zeitreihen der versch<strong>ie</strong>denen<br />

hydrologischen Grössen unabdingbar.<br />

Seit Ende des 18. Jahrhunderts l<strong>ie</strong>gen für<br />

zahlreiche <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>te in Deutschland<br />

erste instrumentelle Pegel- und Durchflussmessungen<br />

vor. Der den Analysen<br />

zugrunde l<strong>ie</strong>gende Untersuchungszeitraum<br />

von bis zu 200 Jahren ist recht kurz<br />

bemessen, um d<strong>ie</strong> Variabilität der Hochwasser<br />

und ihrer Folgewirkungen zu erfassen.<br />

D<strong>ie</strong> Erweiterung kurzer Abflussmessreihen<br />

mit Erkenntnissen aus historischen<br />

Hochwassern kann bei der Abschätzung<br />

seltener Hochwasserabflüsse (HQ) wesentlich<br />

dazu beitragen, d<strong>ie</strong> Sicherheit der<br />

Abschätzungen zu erhöhen [14] und d<strong>ie</strong><br />

Extremwertstatistik auf einem grösseren<br />

Datensatz abzustützen [31].<br />

Im vorl<strong>ie</strong>genden Artikel wird der<br />

Frage nach dem konkreten Ausmass<br />

eines extremen Hochwasserereignisses<br />

und dessen Einfluss auf Mensch und Natur<br />

nachgegangen, wobei das Hochwasser<br />

von 1342 h<strong>ie</strong>r als Fallbeisp<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong>nt, weil<br />

es das bisher grösste historisch belegte<br />

Hochwasser in Mitteleuropa darstellt.<br />

In einem ersten Teil wird als Basis<br />

der Untersuchung d<strong>ie</strong> Methodik und d<strong>ie</strong><br />

Quellenlage vorgestellt, d<strong>ie</strong> zur Analyse<br />

d<strong>ie</strong>ses historischen Hochwassers verwendet<br />

wurden. Darauf folgt eine Be-<br />

schreibung des Hochwasserereignisses<br />

mit einem Rekonstruktionsversuch von<br />

Pegel und Abflüssen sow<strong>ie</strong> selbst Bodenerosionsraten.<br />

Als nächstes wird der Frage<br />

nach den möglichen Ursachen nachgegangen,<br />

und d<strong>ie</strong> Auswirkungen auf Gesellschaft<br />

und Landschaft werden diskut<strong>ie</strong>rt.<br />

Schl<strong>ie</strong>sslich wird d<strong>ie</strong> Bedeutung der Analyse<br />

von Extremereignissen für d<strong>ie</strong> heutige<br />

Hochwasserabschätzung erläutert.<br />

2. Methoden und Quellen<br />

2.1 Der breite Fächer der Methodik<br />

D<strong>ie</strong> Rekonstruktion von Hochwasserverhältnissen<br />

anhand von Messreihen d<strong>ie</strong>nt<br />

heute vorw<strong>ie</strong>gend der Berechnung von<br />

Hochwasserwahrscheinlichkeiten im Rahmen<br />

des Wasserbaus. D<strong>ie</strong> historische<br />

Klimaforschung, d<strong>ie</strong> sich u.a. mit der Rekonstruktion<br />

vergangener Hochwasser<br />

befasst, bed<strong>ie</strong>nt sich insbesondere für d<strong>ie</strong><br />

Grundlagenforschung historisch-vergleichender<br />

(qualitativer) Methoden und für<br />

weitere Auswertungen und d<strong>ie</strong> Ermittlung<br />

von Kennzahlen eines naturwissenschaftlich-statistischen<br />

(quantitativen) Vorgehens.<br />

D<strong>ie</strong> dafür relevanten Disziplinen mit<br />

ihrer Methodenv<strong>ie</strong>lfalt sind breit gefächert.<br />

Dazu gehören neben Geschichte, Klimatolog<strong>ie</strong><br />

und Hydrolog<strong>ie</strong> auch Geomorpholog<strong>ie</strong>,<br />

Geoökolog<strong>ie</strong>, Bodenkunde, Agrarwissenschaften,<br />

Wirtschaft und Archäolog<strong>ie</strong>.<br />

Dabei muss für Hochwasserangaben aus<br />

früheren Zeiten auf äusserst heterogene<br />

Quellen zurückgegriffen werden. D<strong>ie</strong> breite<br />

Palette an möglichen «Archiven» birgt etliche<br />

quellenkritische Herausforderungen,<br />

d<strong>ie</strong> es zu berücksichtigen gilt [21]. Eine<br />

weitere Dimension bei der Ermittlung der<br />

Schwere des Ereignisses eröffnet sich<br />

durch d<strong>ie</strong> Interpretation der Ursachen und<br />

der Auswirkungen [13].<br />

2.2 Quellen aus diversen «Archiven»<br />

D<strong>ie</strong> Quellenlage für das Jahr 1342 ist ausgezeichnet,<br />

denn es exist<strong>ie</strong>rt eine für das<br />

Spätmittelalter ungewöhnlich hohe Anzahl<br />

an Informationen aus diversen «Archiven».<br />

Dabei unterscheidet man zwischen<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 193


Bild 1. Hochwassermarken der Lahn-<br />

Hoch wasser am Limburger Domfelsen<br />

(Quelle: verändert nach [47]).<br />

«anthropogenen Archiven» (Archive der<br />

Gesellschaft) und «Geoarchiven» (Archive<br />

der Landschaft) [5]. D<strong>ie</strong> Ergebnisse<br />

aus den versch<strong>ie</strong>denen Archiven werden<br />

miteinander verglichen und Schlüsse daraus<br />

gezogen. D<strong>ie</strong> Zusammenstellung der<br />

Resultate gewährleistet ein breit abgestütztes<br />

Bild der Abläufe im Zusammenhang<br />

mit dem Sommerhochwasser 1342<br />

in Mitteleuro pa.<br />

2.3 Analyse der anthropogenen<br />

Archive<br />

D<strong>ie</strong> Qualität anthropogener Archive<br />

Anthropogene Archive zum Hochwasser<br />

1342 umfassen zeitgenössische und später<br />

entstandene Beschreibungen (Schriftquellen),<br />

Gedenktafeln, Inschriften, Hoch -<br />

wassermarken und vereinzelt auch Bildzeugnisse<br />

[28]. D<strong>ie</strong> historische Hochwasserforschung<br />

erstellt Abflussreihen sow<strong>ie</strong><br />

Analysen von Hochwasser, d<strong>ie</strong> über den<br />

Zeitraum der amtlichen instrumentellen<br />

Beobachtungsperiode hinaus in d<strong>ie</strong> Vergangenheit<br />

reichen [10]. Dabei stellen<br />

Schriftquellen bei der Erforschung des<br />

1342er-Hochwassers den grössten Teil<br />

des historischen Datenmaterials dar [14].<br />

Chroniken stammen oft aus Klöstern und<br />

enthalten meist Zeitzeugenberichte. Aber<br />

auch später entstandene Schriften beschreiben<br />

d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>t und ihre Folgen [28].<br />

Daneben exist<strong>ie</strong>ren auch vereinzelt Gedenktafeln<br />

(z.B. Würzburg, Hannoversch<br />

Münden), (Bilder 3, 4) und Hochwassermarken<br />

(z.B. Limburg an der Lahn, Frankfurt<br />

am Main) (Bilder 1, 5). Neben den ver-<br />

hältnismässig v<strong>ie</strong>le Beschreibungen von<br />

Chronisten, exist<strong>ie</strong>ren vereinzelt auch<br />

Inschriften, d<strong>ie</strong> sich auf d<strong>ie</strong> Witterungsgeschichte<br />

des Sommers 1342 bez<strong>ie</strong>hen<br />

[5]. Eine Göttinger Minuskelinschrift von<br />

1342 ist z.B. dem Gedenken an Hermann<br />

Goldschm<strong>ie</strong>d gewidmet, der bei der Überflutung<br />

ertrunken ist [7]. Manche Quellen<br />

enthalten als Zeitangaben lediglich das<br />

Jahr, andere den Hinweis auf den Sommer<br />

1342, bei weiteren werden teilweise Tag<br />

oder sogar d<strong>ie</strong> Tageszeit erwähnt.<br />

Alle Arten von Schriftquellen müssen<br />

historisch-kritisch betrachtet werden<br />

[31], da ihre Genauigkeit untersch<strong>ie</strong>dlich<br />

ist und es einer sorgfältigen Prüfung und<br />

Interpretation bedarf [36].<br />

Aussergewöhnliche Quellenlage<br />

Im Raume Deutschland ist d<strong>ie</strong> Anzahl zeitgenössischer<br />

Schriftquellen, d<strong>ie</strong> Hochwasser<br />

beschreiben, über d<strong>ie</strong> Jahrhunderte<br />

sehr untersch<strong>ie</strong>dlich verteilt. Vor dem<br />

Jahr 1000 sind d<strong>ie</strong> Quellen sehr spärlich<br />

gestreut, nach der Jahrtausendwende bis<br />

ins 13. Jahrhundert nehmen d<strong>ie</strong> Nachrichten<br />

und Berichte über Hochwasserereignisse<br />

zu und werden dichter. D<strong>ie</strong>s<br />

bedeutet aber nicht, dass in d<strong>ie</strong>ser Zeit<br />

d<strong>ie</strong> Hochwasser zahlreicher werden, nur<br />

d<strong>ie</strong> Nachrichten über s<strong>ie</strong> nehmen zu. Ab<br />

dem 14. Jh. wächst d<strong>ie</strong> Anzahl der Berichte<br />

weiter, aber auch d<strong>ie</strong> Hochwasseraktivität<br />

nimmt zu [37].<br />

Gemäss Pfister et al., gehört es zu<br />

den Besonderheiten historischer Quellen,<br />

dass s<strong>ie</strong> für Extrem ereignisse besonders<br />

sensibel sind. D<strong>ie</strong> Situation ist mit jener in<br />

den heutigen Med<strong>ie</strong>n zu vergleichen. Je<br />

Bild 2. Erwähnungen von Hochwasser im 14. Jahrhundert nach Weikinn. Dabei ist<br />

zu differenz<strong>ie</strong>ren, dass d<strong>ie</strong> hohe Zahl der Hochwasserberichte im Jahr 1342 sowohl<br />

Angaben zum Sommer- w<strong>ie</strong> auch zum Winter-Hochwasser enthalten (Sommer allein:<br />

85) (Quelle: nach [46]).<br />

194 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


extremer ein Ereignis, desto grösser d<strong>ie</strong><br />

Zahl der Berichterstatter, und desto ausführlicher<br />

sind ihre Aufzeichnungen [31].<br />

Bereits aus der Verteilung von historischen<br />

Schriftquellen zum Sommerhochwasser<br />

1342 lassen sich demnach Informationen<br />

über d<strong>ie</strong> mögliche Intensität herauslesen<br />

[46]. Aufgrund der Anzahl von Berichten<br />

und der Anzahl diverser Chronisten aus<br />

versch<strong>ie</strong>denen Teilen Deutschlands lässt<br />

sich der Grad der flächenhaften Ausdehnung<br />

bestimmen. Das Ergebnis ist eindeutig:<br />

Berücksichtigt man sämtliche Erwähnungen,<br />

d.h. neben den zeitgenössischen<br />

auch nicht-zeitgenössische, also später<br />

entstandene Berichte, so stechen d<strong>ie</strong><br />

Hochwasser-Erwähnungen aus dem Jahr<br />

1342 klar heraus (w<strong>ie</strong> auch das Hochwasserjahr<br />

1374, auf das h<strong>ie</strong>r nicht näher eingegangen<br />

wird) (Bild 2).<br />

Es lässt sich erkennen: Allein schon<br />

d<strong>ie</strong> Information über eine aussergewöhnlich<br />

hohe Anzahl an Berichten zum Sommerhochwasser<br />

von 1342 – 85 Beschreibungen<br />

– lässt den Schluss zu, dass sich<br />

zu d<strong>ie</strong>sem Zeitpunkt ein für das Mittelalter<br />

aussergewöhnlich beeindruckendes<br />

Hochwasser ereignet haben muss [31].<br />

Bild 3. «Im Jahre des Herrn 1342 am<br />

24. Juli ge schah eine <strong>Flu</strong>t von Weser<br />

und Fulda und d<strong>ie</strong> so grosse Höhe des<br />

Wassers berührte d<strong>ie</strong> untere Kante<br />

d<strong>ie</strong>ses Quadersteins [10].» Inschrift am<br />

südöstlichen Chorpfeiler von St. Blasius<br />

in Hannoversch Münden, am Zusammenfluss<br />

von Werra und Fulda zur Weser,<br />

(Quelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />

gedruckt in [5]).<br />

Bild 4. «Am 21. Juli 1342 st<strong>ie</strong>g der Main in wenigen Stunden gewaltig an. D<strong>ie</strong> Mainbrücke<br />

mit ihren Türmen, d<strong>ie</strong> Mauern und v<strong>ie</strong>le steinerne Häuser der Stadt stürzten<br />

zusammen. Am Domportal erreichte das Wasser d<strong>ie</strong> steinernen Statuen, oberhalb<br />

der Stufen». Bauinschrift vom Hof zum Grossen Löwen (Mainfränkisches Museum in<br />

Würzburg), (Quelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, gedruckt in [5]).<br />

Möglichkeiten der Rekonstruktion von<br />

Pegel und Abflüssen<br />

Zur Bestimmung der Abflussmengen extremer<br />

Hochwasser sollten Angaben über<br />

historische Hochwasser genutzt werden<br />

[37].<br />

Bereits manche Chronisten versuchten,<br />

d<strong>ie</strong> Grössenordnung des Extremereignisses<br />

von 1342 quantitativ zu fassen.<br />

Wo d<strong>ie</strong> Verhältnisse dafür geeignet<br />

waren, bezogen s<strong>ie</strong> sich zum Beisp<strong>ie</strong>l bei<br />

der Umschreibung des beobachteten maximalen<br />

Wasserstandes auf Merkpunkte<br />

w<strong>ie</strong> steinerne Brücken, Mauern und Plätze<br />

(Bilder 3, 4, 5). Solche Hinweise d<strong>ie</strong>nen<br />

heute dazu, den Hochwasserstand (Pegel)<br />

und dadurch den Abfluss und d<strong>ie</strong> N<strong>ie</strong>derschlagsverhältnisse<br />

nachträglich abzuschätzen<br />

[36].<br />

Unabdingbar dabei ist d<strong>ie</strong> Betrachtung<br />

des gesamten N<strong>ie</strong>derschlags-Abfluss-Geschehens<br />

[41]. Der damalige<br />

Charakter der Einzugsgeb<strong>ie</strong>te und des<br />

Gewässersystems ist in d<strong>ie</strong> Untersuchung<br />

einzubez<strong>ie</strong>hen, Landschaftsveränderungen<br />

zu berücksichtigen [37].<br />

2.4 Analyse der Geoarchive<br />

D<strong>ie</strong> Qualität von Geoarchiven<br />

Neben anthropogenen Archiven mit Beschreibungen<br />

von Chronisten l<strong>ie</strong>fern Geoarchive<br />

als Zeugen der Natur insbesondere<br />

in terrestrischen Sedimenten wertvolle<br />

Hinweise auf d<strong>ie</strong> Ereignisse des Sommers<br />

1342. D<strong>ie</strong> Geoarchive erweisen sich im<br />

wahrsten Sinne des Wortes als Fundgrube<br />

und beinhalten Ablagerungen von<br />

Sedimenten am Fusse von Hängen und in<br />

Seen, sow<strong>ie</strong> Böden, archäologische Strukturen<br />

und Funde (Artefakte). S<strong>ie</strong> gestatten<br />

direkte Interpretationen der Zustände und<br />

indirekte Schlüsse über räumliche und<br />

zeitliche Veränderungen der früheren Umwelt<br />

[5].<br />

D<strong>ie</strong> untersuchten Sedimente sind<br />

Ablagerungen aus dem Holozän (Kolluv<strong>ie</strong>n,<br />

Auen- und Seesedimente). Prozesse<br />

der Bodenerosion umfassen Abtragung,<br />

Transport sow<strong>ie</strong> Ablagerung von Bodenpartikeln.<br />

Erod<strong>ie</strong>rt werden Bodenpartikel<br />

u.a. durch Wasser, und es entstehen (neue)<br />

Sedimente: Schwemm fächersedimente<br />

unterhalb von Schluchten, Kolluviuen auf<br />

Unterhängen, Auensedimente in Auen<br />

und Seesedimente. Sedimente können<br />

zahlreich Informationen zum Einzugsgeb<strong>ie</strong>t<br />

des <strong>Flu</strong>sses oder Sees enthalten. D<strong>ie</strong><br />

Sedimente sind oft komplex ineinander<br />

verschachtelte, übereinander begrabene<br />

Bodenoberflächen [5].<br />

Der Boden wird zum Sprechen gebracht<br />

D<strong>ie</strong> in Ablagerungen von verlagertem Bodenmaterial<br />

eingebetteten Fundmaterial<strong>ie</strong>n<br />

(Keramik, Holz, Holzkohle und Mineralkörner)<br />

ermöglichen eine archäologische<br />

oder physikalische Dat<strong>ie</strong>rung der<br />

Sedimente [4]. Mit der Zusammenführung<br />

sämtlicher Da ten erreicht man für d<strong>ie</strong> untersuchten<br />

Einzugsgeb<strong>ie</strong>te eine detaill<strong>ie</strong>rte<br />

räumliche und zeitliche Rekonstruktion der<br />

Rel<strong>ie</strong>f-, Boden- und Landnutzungsentwicklung<br />

während des Holozäns [8].<br />

Erkenntnisse zu den Geschehnissen<br />

im Sommer 1342 stammen aus insgesamt<br />

mehr als 30 000 m langen Aufschlüs-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 195


Bild 5. Hochwassermarke von 1342 am Eisernen Steg in Frankfurt am Main (Quelle: Eveline Zbinden, 16.4.2008).<br />

Bild 6. Auszüge aus historischen Schriftquellen (Quellle: nach [46]).<br />

sen und 2000 durchschnittlich mehr als<br />

3 m t<strong>ie</strong>fen Bohrprofilen. D<strong>ie</strong> untersuchten<br />

Aufschlüsse und Profile belegen eindrucksvoll<br />

d<strong>ie</strong> Dramatik der verheerenden <strong>Flu</strong>t.<br />

3. Das Hochwasser und seine<br />

unmittelbaren Folgen<br />

3.1 Ablauf und Zerstörungen<br />

D<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>t am Maria-Magdalenen-Tag<br />

Zu einem ersten Hochwasser im Jahr 1342<br />

kam es im Februar. Der Winter 1341/42<br />

war kurz aber mit strengem Frost und<br />

v<strong>ie</strong>l Schnee begleitet gewesen. Südliche<br />

Winde und anhaltende Regen r<strong>ie</strong>fen dann<br />

eine plötzliche Schneeschmelze hervor,<br />

was zu Hochwasser an der Moldau und<br />

der Elbe führte. D<strong>ie</strong>sem ersten Hochwasser<br />

des Jahres 1342 mit seinen Wasser-<br />

und Eismassen konnte d<strong>ie</strong> steinerne Juditinbrücke<br />

(Vorgängerbau der heutigen<br />

Karlsbrücke) in Prag nicht standhalten und<br />

wurde vollständig zerstört [6]. Um den Tag<br />

der heiligen Maria Magdalena, dem 22.<br />

Juli, herum, lösten intensivste Regenfälle<br />

dann eine zweite <strong>Flu</strong>t aus, d<strong>ie</strong> in den meisten<br />

mitteleuropäischen <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ten ein<br />

ungeheuerliches Schadensbild hinterl<strong>ie</strong>ss<br />

[15]. Der Inhalt der zeitgenössischen Beschreibungen<br />

in Schriftquellen l<strong>ie</strong>fert ein<br />

kaum vorstellbares Schadensbild (Bild 6).<br />

Von Ost- und Mittelfranken aus erreichte<br />

d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>t via Würzburg und Frankfurt<br />

a.M. schl<strong>ie</strong>sslich d<strong>ie</strong> N<strong>ie</strong>derlande. Auch<br />

Thüringen und Sachsen bekamen d<strong>ie</strong> direkten<br />

Folgen des Katastrophenregens<br />

zu spüren. Das result<strong>ie</strong>rende Hochwasser<br />

erreichte d<strong>ie</strong> Elbe bei Meissen und d<strong>ie</strong> un-<br />

196 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bild 7. Mitteleuropäische Ortschaften, d<strong>ie</strong> im Zusammenhang mit dem Hochwasser<br />

von 1342 in historischen Schriftquellen erwähnt werden (Quelle: nach [46]).<br />

tere Werra sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Weser. D<strong>ie</strong> Schäden,<br />

welche d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>t vom 19. bis 24. Juli verursachte,<br />

waren gewaltig. Das Hochwasser<br />

riss entlang des Rheins (unterhalb Neckarmündung),<br />

des Mains, der Werra, Fulda,<br />

Weser, Elbe, Mosel, Lahn und ihrer Nebenflüsse<br />

sämtliche Stein- und Holzbrücken<br />

mit sich, darunter jene von Regensburg,<br />

Bamberg, Würzburg, Frankfurt am Main,<br />

Dresden, Erfurt und Limburg an der Lahn.<br />

Das Wasser überflutete auch d<strong>ie</strong> Innenstädte<br />

mit ihren Marktplätzen, Kirchen<br />

und Rathäusern. Stadtmauern und Wohnhäuser<br />

stürzten ein. Das an Flüssen anges<strong>ie</strong>delte<br />

Gewerbe, w<strong>ie</strong> Mühlen, Wäschere<strong>ie</strong>n,<br />

Fischere<strong>ie</strong>n und Schifffahrt, wurden<br />

vernichtet. Auch weite Landstriche und<br />

Dörfer standen unter Wasser. An Äckern,<br />

Gärten, V<strong>ie</strong>hweiden, W<strong>ie</strong>sen und Wegen<br />

entstand unermesslicher Schaden. Das<br />

V<strong>ie</strong>h starb in den <strong>Flu</strong>ten oder verhungerte<br />

auf den Weiden. Das Korn verfaulte auf den<br />

verschlämmten Äckern, d<strong>ie</strong> Ernte wurde<br />

vollständig vernichtet. Es kam zudem<br />

zu Trinkwasserknappheit wegen verschmutzter<br />

Brunnen. Es ist anzunehmen,<br />

dass zehntausende Menschen in den <strong>Flu</strong>ten<br />

ihr Leben verloren [3], [5], [7], [9], [10],<br />

[13], [14], [37].<br />

Zerstörungen überregionalen Ausmasses<br />

D<strong>ie</strong> zahlreichen Erwähnungen von simultanen<br />

Überschwemmungen in den Einzugsgeb<strong>ie</strong>ten<br />

v<strong>ie</strong>ler mitteleuropäischen<br />

Flüsse belegen, dass d<strong>ie</strong> Starkn<strong>ie</strong>derschläge<br />

nicht lokal, sondern grossräumig<br />

waren [3]. D<strong>ie</strong> Karte Mitteleuropas (Bild 7)<br />

verdeutlicht d<strong>ie</strong> grossräumige Verteilung<br />

der schriftlichen Erwähnungen von betrof-<br />

fenen Ortschaften an Flüssen und Küsten.<br />

Das gesamte heutige Deutschland (ausser<br />

das Einzugsgeb<strong>ie</strong>t der Oder) wurde<br />

von Hochwasser erfasst [37]. Auch für d<strong>ie</strong><br />

Lombardei, Kärnten, d<strong>ie</strong> N<strong>ie</strong>derlande und<br />

Frankreich l<strong>ie</strong>gen Meldungen von Überflutungen<br />

vor [10], [25]. D<strong>ie</strong> Häufung der<br />

Berichte im Maingeb<strong>ie</strong>t zeigt jedoch, dass<br />

dort das Zentrum der Hochwasserkatastrophe<br />

lag.<br />

D<strong>ie</strong> für das 14. Jh. ausserordentlich<br />

hohe Anzahl von Schriftquellen d<strong>ie</strong> über<br />

das Sommerhochwasser 1342 berichten<br />

und ihre überregionale Streuung, d<strong>ie</strong>nt als<br />

aussagekräftiges Indiz für ein katastrophales<br />

Ausmass d<strong>ie</strong>ser Überschwemmung.<br />

Aussergewöhnliche Wasserstände<br />

In Frankfurt stand das Wasser des Mains<br />

bis in d<strong>ie</strong> Bartholomäus-Kirche [13], in<br />

Nürnberg bis zum Rathaus [37]. Obwohl<br />

es in Limburg an der Lahn nicht v<strong>ie</strong>l geregnet<br />

hatte, konnte man mit Booten durch<br />

d<strong>ie</strong> Stadt fahren. D<strong>ie</strong> Fulda in Kassel überschwemmte<br />

d<strong>ie</strong> alte und d<strong>ie</strong> neue (untere)<br />

Stadt auf vorher n<strong>ie</strong> erlebte Weise,<br />

das Wasser stand bis zum Hochaltar der<br />

Neustadt-Kirche. In Minden erreichte d<strong>ie</strong><br />

Weser einen so hohen Wasserstand, dass<br />

d<strong>ie</strong> Stadttore durchflossen wurden [37].<br />

Rekonstru<strong>ie</strong>rte Pegel<br />

Ergebnisse der Rekonstruktion zeigen,<br />

dass das Hochwasser 1342 an manchen<br />

Flüssen (z.B. Main, Lahn) zu den höchsten<br />

bisher bekannten Wasserständen geführt<br />

hat [37].<br />

In Würzburg z.B. erreichte der Pegel<br />

des Mains d<strong>ie</strong> Höhe von bis zu 1030 cm<br />

über dem Pegelnullpunkt [40] (Bild 8).<br />

Sensitivitätsüberlegungen zeigen,<br />

dass d<strong>ie</strong> natürliche Variationsbreite aber<br />

noch nicht ausgeschöpft ist [41]. «Daraus<br />

z<strong>ie</strong>hen Tetzlaff et al., d<strong>ie</strong> schwerw<strong>ie</strong>gende<br />

Schlussfolgerung, «dass – ungeachtet der<br />

hohen W<strong>ie</strong>derkehrzeit von rechnerisch<br />

10 000 Jahren – mit noch höheren Wasserständen<br />

zu rechnen ist, als für 1342 beobachtet<br />

wurde. Aufgabe weiterer Untersuchungen<br />

muss es sein, d<strong>ie</strong>se Grenzen<br />

weiter zu quantifiz<strong>ie</strong>ren» [41].<br />

Rekonstru<strong>ie</strong>rte Abflüsse<br />

Für d<strong>ie</strong> Elbe exist<strong>ie</strong>rt über d<strong>ie</strong> letzten 1000<br />

Jahre eine Hochwasserchronolog<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong><br />

das 1342-Hochwasser zu den grössten<br />

Sommer-Hochwassern zählt [27].<br />

Nach groben Schätzungen übertrafen<br />

d<strong>ie</strong> im Juli 1342 an Rhein, Weser, Elbe<br />

und Donau abfl<strong>ie</strong>ssenden Wassermengen<br />

d<strong>ie</strong>jenigen der grossen <strong>Flu</strong>ten des 20. und<br />

frühen 21. Jh. um das Mehrfache [5].<br />

Für genauere Vergleiche zwischen<br />

historischen Hochwasser eignen sich vor-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 197


Bild 8. Pegel historischer Hochwasser, Jährlichkeiten und geschätzte Abflüsse des<br />

Mains in Würzburg. D<strong>ie</strong> Jährlichkeiten gelten für den Main von Bamberg bis zur Saalemündung<br />

in Gemünden (Quelle: nach [39], [40], [45], [48]).<br />

w<strong>ie</strong>gend Abflussmessungen pro Zeiteinheit,<br />

weniger Pegelangaben allein. Unter<br />

der Voraussetzung der Vergleichbarkeit<br />

der Frankfurter Pegel werden in einem<br />

Rekonstruktionsversuch d<strong>ie</strong> Scheitelabflusswerte<br />

des Mains auf ca. 3500 m 3 /s<br />

geschätzt (Bild 8. Das Hochwasserereignis<br />

dauerte vermutlich bis zu v<strong>ie</strong>r Wochen<br />

mit mittleren Abflusswerten von 1600 m 3 /<br />

s. D<strong>ie</strong>se Resultate entsprechen rechnerisch<br />

etwa einem Ereignis mit der W<strong>ie</strong>derkehrperiode<br />

von sogar 10 000 Jahren. D<strong>ie</strong><br />

Ermittlung d<strong>ie</strong>ser Jährlichkeit des Hochwasserabflusses<br />

beruht auf der Voraussetzung,<br />

dass es sich bei der statistischen<br />

Verteilungsform der Abflussmaxima um<br />

eine Gumbelverteilung handelt und dass<br />

d<strong>ie</strong> Verteilungsform und -parameter über<br />

d<strong>ie</strong> Zeit stationär gebl<strong>ie</strong>ben sind [41].<br />

Andere Untersuchungen schätzen<br />

d<strong>ie</strong> maximale Abflussrate des Mains<br />

beim Frankfurter Osthafen sogar auf ca.<br />

4000 m 3 /s, was einer maximalen Abflussspende<br />

des Mains von etwa 160 l/s km 2<br />

entsprechen würde. Wenn man während<br />

des wahrscheinlich ungefähr fünftägigen<br />

N<strong>ie</strong>derschlags- und Hochwasserereignisses<br />

von einer mittleren Abflussspende<br />

des Mains von etwa 80 l/s km 2 ausgeht,<br />

so trug dabei jeder Quadratmeter des Ein-<br />

zugsgeb<strong>ie</strong>tes durchschnittlich etwa 35 l<br />

Wasser zum Abfluss in Frankfurt bei [4].<br />

Grenzen der Rekonstruktionsmöglichkeiten<br />

Grundsätzlich kommen d<strong>ie</strong> Verfahren<br />

von Abfluss- und Wahrscheinlichkeitsabschätzungen<br />

via Höhenvergleiche von<br />

Pegeln der Forderung nach quantifiz<strong>ie</strong>rbaren<br />

Daten entgegen, wobei der stark<br />

hypothetische Charakter derartiger Bewertungen<br />

hervorgehoben werden muss<br />

[13]. Alle Komponenten des Systems sind<br />

mit einem mehr oder weniger grossen Fehler<br />

behaftet [41]. Aufzeichnungen über historische<br />

Hochwasser lassen sich oft nicht<br />

einfach in Abflussmengen (m 3 /s) umrechnen,<br />

sondern lediglich dazu zu nutzen,<br />

Extremereignisse approximativ einzustufen<br />

[31]. Vergleiche früherer Ereignisse<br />

mit denen der letzten 100 bis 150 Jahre<br />

sind schw<strong>ie</strong>rig. Zwar gibt es Hinweise auf<br />

frühere Pegelstände in Form von Hochwassermarken,<br />

doch d<strong>ie</strong> Gewässer und<br />

d<strong>ie</strong> Landschaft sind während der letzten<br />

Jahrhunderte stark verändert worden (z.B.<br />

durch ingen<strong>ie</strong>urtechnische Umgestaltung<br />

der Flüsse) [37]. Laut einer Stud<strong>ie</strong> ist der<br />

«Vergleich früher gegen heute» ein Vergleich<br />

«Bericht gegen Messung», er lässt<br />

sich exakt nicht führen. Dennoch ist er<br />

nicht ohne Aussagekraft [37]. Doch trotz<br />

aller Unsicherheiten spricht v<strong>ie</strong>les dafür,<br />

dass es in den letzten 1000 Jahren grössere<br />

Hochwasser gegeben hat als d<strong>ie</strong> seit<br />

Messbeginn nachgew<strong>ie</strong>senen [37]. Zeitgenössische<br />

Schriftquellen und Hochwassermarken<br />

deuten auf ausserordentlich<br />

hohe Pegel und Abflüsse hin [5]. Im Vergleich<br />

dazu erscheinen d<strong>ie</strong> beiden relativ<br />

aktuellen Hochwasser von 1997 und 2002<br />

sogar nur als Mini-Hochwasser. D<strong>ie</strong> Qualität<br />

der heutigen Hochwasserabschätzung<br />

ist abhängig von der Aussagekraft der<br />

Daten [13]. Aufwändige Rekonstruktionen<br />

d<strong>ie</strong>ser komplexen und sich wechselseitig<br />

beeinflussenden Faktoren, insbesondere<br />

der <strong>Flu</strong>sssysteme mit den Eigenschaften<br />

der damaligen Einzugsgeb<strong>ie</strong>te, sind nötig,<br />

um Vergleiche mit früheren und künftigen<br />

Hochwasser anstellen zu können. S<strong>ie</strong> erfordern<br />

eine Verknüpfung von diversen<br />

Methoden und bleiben zum jetzigen Zeitpunkt<br />

unvollständig [12].<br />

3.2 Katastrophale Bodenerosion<br />

Bodenabtrag und Rel<strong>ie</strong>fveränderungen<br />

Das Hochwasser von 1342 hatte bis heute<br />

festzustellende Umformungen der Landschaft<br />

zur Folge [10]. In v<strong>ie</strong>len mitteleuropäischen<br />

Landschaften enthalten Geoarchive<br />

Überreste einer Erosionskatastro-<br />

198 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bild 9. Profilausschnitt, anhand dessen mittels bodenkundlichsedimentologischer<br />

Analysen d<strong>ie</strong> Bodenentwicklungsdynamik<br />

für d<strong>ie</strong> letzten 10 000 Jahre entschlüsselt werden kann. D<strong>ie</strong><br />

Mächtigkeit des 1342er-Ereignisses ist deutlich sichtbar (Quelle:<br />

verändert nach [9]).<br />

phe. Detaill<strong>ie</strong>rte Sedimentanalysen weisen<br />

eindeutig auf Bodenerosion auslösende<br />

Starkn<strong>ie</strong>derschläge hin. Wahrscheinlich<br />

löste nur ein einzelner – oder zwei wenige<br />

Jahre auseinander l<strong>ie</strong>gende – Starkregen<br />

d<strong>ie</strong> beschr<strong>ie</strong>bene Entwicklung aus [4].<br />

Ein damals extrem starker Oberflächenabfluss<br />

ist heute durch zahlreiche<br />

morphologische Befunde (Bild 9) nachgew<strong>ie</strong>sen.<br />

D<strong>ie</strong> flächenhafte w<strong>ie</strong> auch lin<strong>ie</strong>nhafte<br />

Bodenerosion erreichte katastrophales<br />

Ausmass und veränderte grossräumig<br />

Landschaften [3].<br />

Lin<strong>ie</strong>nhafte Erosion (Schluchten, Kerben)<br />

Besonders auf geneigten Standorten,<br />

denen eine schützende Vegetation fehlte,<br />

vermochte der Starkn<strong>ie</strong>derschlag grav<strong>ie</strong>rende<br />

Erosionsschäden auszulösen. Auf<br />

Hängen mit lockeren Substraten bewegten<br />

sich innerhalb weniger Stunden kleine Erosionsstufen<br />

hangaufwärts [5]. Auf v<strong>ie</strong>len<br />

agrarisch genutzten Flächen und selbst<br />

unter Wald kam es zum Schluchtenreissen,<br />

wurden Erosionsrinnen geschaffen,<br />

d<strong>ie</strong> auch heute noch landschaftsbestimmend<br />

sind [3]. Das Hochwasser von 1342<br />

riss mit seinen Wassermassen bis zu 14 m<br />

t<strong>ie</strong>fe Schluchten [13]. D<strong>ie</strong> steilen Kerbenwände<br />

verstürzten unmittelbar nach dem<br />

Kerbenreissen, und weitere schwach erosive<br />

N<strong>ie</strong>derschlagsereignisse führten w<strong>ie</strong>der<br />

zu einer weitgehenden Verfüllung d<strong>ie</strong>ser<br />

Erosionsformen, so dass heute an der<br />

Bodenoberfläche nichts mehr zu erkennen<br />

ist [3].<br />

Flächenhafte Erosion<br />

Auch auf den nicht durch Zerschneidung<br />

zerstörten Äckern war d<strong>ie</strong> Erosion hoch.<br />

D<strong>ie</strong> fruchtbaren geringmächtigen und bis<br />

dahin ackerbaulich genutzten Böden wur-<br />

den zumeist vollständig flächenhaft abgetragen.<br />

Auf intensiv beweideten und daher<br />

vegetationsarmen Ödland- und Brachflächen,<br />

auf Äckern, sow<strong>ie</strong> auf unbefestigten<br />

Wegen trat d<strong>ie</strong> stärkste Abflussbildung<br />

und flächenhafte Bodenerosion auf [5].<br />

D<strong>ie</strong> fruchtbaren Böden der ackerbaulich<br />

genutzten Hänge lagen nach dem Hochwasser<br />

von 1342 auf den Unterhängen und<br />

in den Talauen – oft begraben unter extrem<br />

steinigen oder tonigen, nur extensiv nutzbaren<br />

Schichten mit bis zu 40 cm grossen<br />

Steinen [3]. An den Akkumulationsstandorten<br />

war eine Inversion der Substrate entstanden<br />

[4].<br />

Bestätigung aus Schriftquellen<br />

Schriftquellen aus anthropogenen Archiven<br />

belegen zweifelsfrei d<strong>ie</strong>sen aus den<br />

Geoarchiven ermittelten ungewöhnlich<br />

starken Oberflächenabfluss (Bild 8). D<strong>ie</strong><br />

Beschreibungen, dass fast alle unterirdischen<br />

Wasserquellen hervorbrachen,<br />

das Wasser von den Gipfeln der Berge<br />

hervorsprudelte und G<strong>ie</strong>ssbäche aus der<br />

Erde strömten, bestätigt eindrucksvoll den<br />

auf Bodenprofilanalysen beruhenden Befund<br />

einer exzessiven Bodenerosion und<br />

Zerrunsung (Rillenerosion) in der Mitte des<br />

14. Jh [3].<br />

Historisch einzigartiges Ausmass<br />

D<strong>ie</strong> Veränderung der Landschaft wird üblicherweise<br />

als langsamer, stetiger Vorgang<br />

beschr<strong>ie</strong>ben, der sich in den letzten Jahrzehnten<br />

zunehmend beschleunigte. D<strong>ie</strong>se<br />

Annahme ist nicht grundsätzlich falsch, es<br />

gibt daneben jedoch auch Brüche in der<br />

Landschaftsgeschichte, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Erosionskatastrophe<br />

im 14. Jh. [42]. D<strong>ie</strong> Katastrophenregen<br />

im Sommer 1342 verursachten<br />

Hochwasser, Oberflächenabfluss und Bo-<br />

Bild 10. Landnutzung mit Wald-Offenland-Verhältnis und das<br />

mittlere Ausmass der Bodenerosion in Deutschland (ohne Alpenraum)<br />

seit dem Frühmittelalter (Quelle: verändert nach [5]) .<br />

denerosion, d<strong>ie</strong> in ihrem Ausmass und in<br />

ihrer Ausdehnung seither nicht annähernd<br />

ein zweites Mal erreicht wurden [3].<br />

Untersuchungen von Bodenprofilen<br />

aus versch<strong>ie</strong>denen Teilen Deutschlands<br />

(Bild 9) haben ergeben, dass auf<br />

d<strong>ie</strong> früh- und hochmittelalterliche Phase<br />

schwacher flächenhafter Bodenerosion<br />

im Spätmittelalter eine Phase markanter<br />

Rel<strong>ie</strong>fveränderung folgte, d<strong>ie</strong> hinsichtlich<br />

der Art und der Intensität von Bodenerosion<br />

in der gesamten historischen Zeit einmalig<br />

ist. Kein Einzelereignis in historischer<br />

Zeit hatte einen derartigen Einfluss auf d<strong>ie</strong><br />

Oberflächengestaltung w<strong>ie</strong> das Hochwasser<br />

von 1342 [4]. Ein grosser Teil der Bodenerosion<br />

der letzten 1500 Jahre wurde<br />

hauptsächlich durch das Extremereignis<br />

von 1342 sow<strong>ie</strong> einer 20 Jahre zuvor stattgefundenen<br />

ausserordentlich nassen Periode<br />

(1313–1316) verursacht [5] (Bilder 8, 9,<br />

10). Eine hohe Zahl an Erosionsstandorten<br />

in Österreich, der nördlichen Schweiz, in<br />

allen deutschen Flächenländern, in Polen<br />

und in der Tschechischen Republik weisen<br />

ähnliche Grössenordnungen des spätmittelalterlichen<br />

Abtrages auf [4].<br />

Ortschaften verloren während d<strong>ie</strong> ses<br />

Starkn<strong>ie</strong>derschlags wohl innerhalb weniger<br />

Stunden einen erheblichen Teil ihres Ackerlandes<br />

[5]. D<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>ten schwemmten so v<strong>ie</strong>l<br />

fruchtbaren Boden fort, w<strong>ie</strong> bei normalen<br />

Wetterbedingungen in einem Zeitraum von<br />

2000 Jahren erod<strong>ie</strong>rt wird [26]. Der Bodenabtrag<br />

in sechs Katastrophenjahren der<br />

zweiten Dekade des 14. Jahrhunderts in<br />

Deutschland wird auf jährlich 1.9 Mrd. t geschätzt.<br />

Im Jahr 1342 allein waren es etwa<br />

13 Mrd. t. Zusammengenommen wurden<br />

von 1313 bis 1348 in Deutschland 34 Mrd. t<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 199


Boden erod<strong>ie</strong>rt. Das entspricht etwa der<br />

Hälfte des gesamten mittelalterlich-neuzeitlichen<br />

Bo denabtrags! Dadurch wurden d<strong>ie</strong><br />

ackerbaulich genutzten, von Bodenerosion<br />

besonders betroffenen Flächen Deutschlands,<br />

von 1310 bis 1350 im Mittel um etwa<br />

25 cm t<strong>ie</strong>fer gelegt [4]. In den Mittelgeb<strong>ie</strong>rgen<br />

verschwanden an v<strong>ie</strong>len Hängen d<strong>ie</strong><br />

geringmächtigen fruchtbaren Böden vollständig.<br />

Seitdem sind dort verbreitet nur<br />

langsam verwitternde Festgesteine expon<strong>ie</strong>rt<br />

[5].<br />

4. Landnutzungsbedingte und<br />

meteorologische Ursachen<br />

4.1 Intensiv<strong>ie</strong>rung der Landnutzung<br />

Rodungen und Bodenverarmung<br />

D<strong>ie</strong> landwirtschaftlichen Nutzflächen hatten<br />

im hohen Mittelalter (Mitte des 13. Jh.)<br />

eine so grosse Ausdehnung besessen, d<strong>ie</strong><br />

weder davor noch danach auch nur annähernd<br />

erreicht wurde [5] (Bild 10). Demzufolge<br />

hatte auch d<strong>ie</strong> Waldfläche eine<br />

ausserordentlich geringe Ausdehnung erreicht.<br />

D<strong>ie</strong> verbl<strong>ie</strong>benen, kaum ein Achtel<br />

Mitteleuropas bedeckenden Waldreste<br />

wurden zur intensiven Waldweide, Streusammlung,<br />

Holz- und Energ<strong>ie</strong>gewinnung<br />

genutzt und unterlagen einer beständigen<br />

Degradation. D<strong>ie</strong> Böden verarmten praktisch<br />

ausnahmslos bis zur ersten Hälfte<br />

des 14. Jh. [3], [5]. D<strong>ie</strong> Rodungen einer<br />

dichten Vegetation und anschl<strong>ie</strong>ssender<br />

Ackerbau ermöglichten d<strong>ie</strong> Exposition<br />

gegenüber N<strong>ie</strong>derschlägen [5].<br />

Veränderung des Wasserhaushaltes<br />

Der Landnutzungswandel in Mitteleuropa<br />

veränderte auch den Wasser- und Feststoffhaushalt.<br />

Wird bei angenommenen<br />

konstanten klimatischen Verhältnissen der<br />

Gesamtabfluss untersucht, verdoppelt der<br />

Nutzungswandel vom 6. bis zum 14. Jh. in<br />

etwa den Gesamtabfluss in Mitteleuropa.<br />

D<strong>ie</strong> Evapotranspiration Mitteleuropas war<br />

in den ausgeräumten Agrarlandschaften<br />

des frühen 14. Jh. – verglichen mit den<br />

Waldlandschaften der Völkerwanderungszeit<br />

– um annähernd 100 km 3 /a geringer,<br />

d<strong>ie</strong> Grundwasserneubildung und<br />

der Geb<strong>ie</strong>tsabfluss um den gleichen Betrag<br />

höher. Höhere Grundwassersp<strong>ie</strong>gel<br />

in den Talauen (um wenige Dezimeter bis<br />

mehrere Meter) und an den Hängen (um<br />

v<strong>ie</strong>le Meter) waren Folgen des veränderten<br />

Geb<strong>ie</strong>tswasserhaushaltes [4].<br />

D<strong>ie</strong> Rhodungen in Mitteleuropa<br />

führten zur Förderung der Abflussbildung<br />

und somit zu stärkeren Hochwasser (Ausnahmen<br />

bilden Hochgebirge und d<strong>ie</strong> in<br />

ihnen entspringenden Flüsse) [5].<br />

4.2 Witterungsklimatische<br />

Ursachen<br />

Wetterlage<br />

D<strong>ie</strong> Rodungen und d<strong>ie</strong> darauf folgende<br />

landwirtschaftliche Nutzung lösten Bodenumlagerungen<br />

aber nicht unmittelbar<br />

aus. D<strong>ie</strong>s war nur im Zusammensp<strong>ie</strong>l mit<br />

einem Extremn<strong>ie</strong>derschlag möglich [3].<br />

Das Jahr 1342 war insgesamt, und zwar<br />

europaweit, kalt und sehr nass. In Süddeutschland,<br />

der Schweiz und Österreich<br />

herrschte noch Anfang April heftige Kälte,<br />

und der Frühling war ebenfalls sehr regnerisch,<br />

so dass der gesättigte Boden d<strong>ie</strong><br />

starken Regenfälle im Sommer nicht mehr<br />

aufnehmen konnte [10], [41]. Im Juli verheerten<br />

dann heftigste, tagelang anhaltende<br />

N<strong>ie</strong>derschläge mit daraus result<strong>ie</strong>renden<br />

Überschwemmungen beinahe aller<br />

deutschen Flüsse das westliche Mitteleuropa<br />

[5].<br />

D<strong>ie</strong> meteorologischen Verhältnisse<br />

im restlichen Europa erinnern an jene während<br />

der beiden grossen Hochwasser von<br />

1997 und 2002 [25]. Es wird davon ausgegangen,<br />

dass es sich beim Ereignis von<br />

1342 auch um eine Grosswetterlage, eine<br />

sogenannte Vb («fünf B»)-Wetterlage gehandelt<br />

haben muss [5], [26].<br />

Typisch für d<strong>ie</strong>se Wetterlage ist d<strong>ie</strong><br />

Entstehung einer Zyklone, d<strong>ie</strong> sich – zumeist<br />

aus einem oberital<strong>ie</strong>nischen T<strong>ie</strong>f<br />

– am östlichen Alpenrand entwickelt und<br />

über Österreich, Ungarn und Polen hinweg<br />

zur Ostsee längs einer als Vb bezeichneten<br />

typischen Zugbahn z<strong>ie</strong>ht. D<strong>ie</strong> von ihr<br />

mitgeführten feuchtwarmen Luftmassen<br />

aus dem Mittelmeer führen beim Aufgleiten<br />

auf d<strong>ie</strong> nördlich und westlich vom T<strong>ie</strong>f<br />

l<strong>ie</strong>gende Kaltluft meist zu sehr erg<strong>ie</strong>bigen,<br />

anhaltenden N<strong>ie</strong>derschlägen und in ihrem<br />

Gefolge zu Sommerhochwasser von z.B.<br />

der Elbe und Oder [28], [44].<br />

Auch weitere Hinweise auf ungewöhnliche<br />

meteorologische Phänomene<br />

in anderem Teilen Europas deuten auf<br />

eine Vb-Wetterlage hin. Während 1342<br />

Mitteleuropa in Regenmassen versank,<br />

herrschte in England eine grosse Trockenheit<br />

[24]. Aus Osteuropa – Österreich,<br />

Tschech<strong>ie</strong>n, Slowakei und Ungarn<br />

– fehlen Hinweise zu Sommerhochwasser.<br />

Dagegen wurden dort in allen anderen<br />

Jahreszeiten auffällig intensive Überschwemmungen<br />

in den Einzugsgeb<strong>ie</strong>ten<br />

der Donau und der Tisza erwähnt. Für den<br />

Sommer können kühle Temperaturen angenommen<br />

werden. Im Frühherbst wird<br />

zudem von ausserordentlicher Kälte mit<br />

starkem Schneefall berichtet, und esgibt<br />

Hinweise, dass es in der Gegend der Nord-<br />

ostslowakei im Sommer zudem zu starken<br />

Winden und einer Dürre gekommen sein<br />

könnte [22]. Zwischen Island und Grönland<br />

wurde wegen vermehrt auftretendem<br />

Meereseises um 1342 schl<strong>ie</strong>sslich d<strong>ie</strong> alte<br />

Segelroute zugunsten eines weiter südlich<br />

verlaufenden Seeweges aufgegeben [24].<br />

Alle d<strong>ie</strong>se gefundenen Hinweise unterstützen<br />

d<strong>ie</strong> Annahme einer ausserordentlichen<br />

Wetterlage – oder einer ganzen Folge markanter<br />

Wetterkonstellationen von Jahresbeginn<br />

bis in den Herbst hinein – d<strong>ie</strong> sich<br />

in ganz Europa auswirkte.<br />

Anzunehmende N<strong>ie</strong>derschlagsmengen<br />

D<strong>ie</strong> Anfänge einer empirischen Meteorolog<strong>ie</strong><br />

können in Deutschland erst auf<br />

Ende des 14. Jh. dat<strong>ie</strong>rt werden [38]. Einige<br />

Schriftquellen weisen jedoch indirekt<br />

auf den zeitlichen Verlauf des Ereignisses<br />

vom Sommer 1342 und damit auch auf<br />

d<strong>ie</strong> Wetterlage hin. D<strong>ie</strong> N<strong>ie</strong>derschläge begannen<br />

im Raum Franken und Thüringen,<br />

und das N<strong>ie</strong>derschlagsgeb<strong>ie</strong>t wanderte<br />

nach Nordwesten. D<strong>ie</strong> zeitgenössischen<br />

Beschreibungen vermitteln ein apokalyptisches<br />

Szenario sintflutartiger und flächenhaft<br />

über Mitteleuropa verbreiteter<br />

N<strong>ie</strong>derschläge [5] (Bild 6).<br />

D<strong>ie</strong> effektiven N<strong>ie</strong>derschläge im<br />

Main-/Tauber-Einzugsgeb<strong>ie</strong>t während<br />

v<strong>ie</strong>r Tagen werden auf 175 mm bilanz<strong>ie</strong>rt,<br />

was einer heutigen durchschnittlichen N<strong>ie</strong>derschlagssumme<br />

von drei Monaten entsprechen<br />

würde [14]. In Frankfurt wurde<br />

d<strong>ie</strong> innerhalb von acht Tagen gefallene<br />

Regenmenge sogar auf d<strong>ie</strong> Hälfte des<br />

heute in d<strong>ie</strong>ser Region üblichen jährlichen<br />

N<strong>ie</strong>derschlags geschätzt [13]. Der Boden<br />

konnte d<strong>ie</strong> immensen Wassermassen nicht<br />

aufnehmen, es kam zu grossflächigen<br />

Oberflächenabfluss und zu Überschwemmungen<br />

[26]. Ein derartiges Ereignis ist<br />

seither nicht w<strong>ie</strong>der aufgetreten [13].<br />

Mögliche Auslöser des Wolkenbruchs<br />

Als Auslöser für einen so aussergewöhnlich<br />

gewaltigen und anhaltenden Wolkenbruch<br />

kommen versch<strong>ie</strong>dene Faktoren in<br />

Frage. Ob ein Vulkanausbruch im Vorjahr,<br />

z.B. der Ausbruch der Hekla [15] oder eines<br />

Vulkans auf den Kanaren [16], für den extremen<br />

Wolkenbruch mitverantwortlich<br />

gewesen sein könnte, oder ob allenfalls<br />

der El Niño einen verstärkenden Einfluss<br />

auf den N<strong>ie</strong>derschlag in Mitteleuropa<br />

hatte, muss noch näher untersucht werden<br />

[25]. Auch ein Einfluss des Menschen<br />

im Mittelalter auf d<strong>ie</strong> Veränderungen der<br />

Wasserhaushaltskomponenten (z.B. geminderte<br />

Evapotranspiration), auf das<br />

regionale Klima und Witterungsextreme<br />

muss noch genauer erforscht und quantifiz<strong>ie</strong>rt<br />

werden [5].<br />

200 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bei der Betrachtung der klimatischen<br />

Entwicklungen im Mittelalter fällt<br />

auf, dass das Extremereignis des Sommers<br />

1342 in eine Phase mit ausserordentlich<br />

ungünstigen und extremen Witterungsereignissen<br />

fällt [5]. Auf eine Periode<br />

mit günstigem Klima im Hochmittelalter<br />

(«Mittelalterliches Optimum», 10.–13. Jh.)<br />

war eine rasche Umstellung (innerhalb von<br />

nur 20 Jahren) auf eine Phase mit kühlerer<br />

Witterung («Kleine Eiszeit», 14.–18. Jh.)<br />

gefolgt [30], [34]. D<strong>ie</strong> Periode 1342–47 wird<br />

sogar als eine der nassesten und kältesten<br />

innerhalb des letzten Jahrtausends herausgestellt<br />

und gemäss Pfister zu Recht<br />

als d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>lleicht «härteste ökologische Belastungsprobe<br />

des letzten Jahrtausends»<br />

bezeichnet [29]. Das Hochwasser 1342 bildet<br />

h<strong>ie</strong>rbei den markanten Höhepunkt d<strong>ie</strong>ser<br />

äusserst nasskalten Phase. Ob es jedoch<br />

tatsächlich eine kausale Verbindung<br />

zwischen dem raschen Klimawandel und<br />

dem Auftreten extremster N<strong>ie</strong>derschläge<br />

gab, ist Gegenstand gegenwärtiger Forschung.<br />

4.3 Verkettung von Ursachen<br />

Das Auftreten der <strong>Flu</strong>t 1342 lässt sich als<br />

Folge einer tragischen Verkettung mehrerer<br />

Faktoren erklären: D<strong>ie</strong> meteorologischen<br />

Auswirkungen einer ausserordentlichen<br />

Wetterlage wurden durch d<strong>ie</strong> Beschaffenheit<br />

der Böden verschärft. Zudem erhöhte<br />

d<strong>ie</strong> Entwaldung d<strong>ie</strong> Abflu<strong>ssg</strong>eschwindigkeit<br />

des Wassers [26].<br />

D<strong>ie</strong>ses Zusammentreffen von intensiver<br />

Landnutzung auf zahlreichen<br />

gerodeten Hängen und aussergewöhnlich<br />

extremen N<strong>ie</strong>derschlägen führte<br />

schl<strong>ie</strong>sslich zur stärksten Bodenerosion,<br />

d<strong>ie</strong> ein einzelnes Ereignis während der<br />

vergangenen 1500 Jahre, in einigen Landschaften<br />

während des gesamten Holozäns,<br />

in Mittel europa ausserhalb der Alpen<br />

ausgelöst hatte [5].<br />

5. Auswirkungen auf<br />

Gesellschaft und Landschaft<br />

5.1 W<strong>ie</strong>deraufbau und «mittelalterlicher<br />

Hochwasserschutz»<br />

D<strong>ie</strong> Zerstörungen durch d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>t machten<br />

für d<strong>ie</strong> Menschen damals versch<strong>ie</strong>dene<br />

Massnahmen notwendig. Es wurde w<strong>ie</strong>der<br />

aufgebaut, was zerstört worden war.<br />

Weil d<strong>ie</strong> Flüsse Sand und Gesch<strong>ie</strong>be mit<br />

sich geführt und auf den überfluteten<br />

Äckern abgelagert hatten (Aufsedimentation),<br />

mussten d<strong>ie</strong> Bauern wochenlang<br />

arbeiten, um d<strong>ie</strong> Äcker w<strong>ie</strong>der nutzbar zu<br />

machen [10].<br />

Zur Deckung der immensen Kos-<br />

ten gewährte z.B. Ludwig der Bayer zum<br />

W<strong>ie</strong>deraufbau der Brücken Brückenzoll<br />

[21]. Auch d<strong>ie</strong> Entstehung von Deichverbänden<br />

am N<strong>ie</strong>derrhein wurden vom<br />

Hochwasser beeinflusst, indem im Folgejahr<br />

z.B. das Deichrecht von Kranenburg<br />

erlassen wurde [37]. Ausserdem wurden<br />

nach dem Hochwasser 1342 <strong>Flu</strong>ssbegradigungen<br />

vorgenommen, so z.B. 1343 d<strong>ie</strong><br />

Verlegung des Donaubettes in einer <strong>Flu</strong>ssschleife<br />

beim Kloster Oberalteich, um d<strong>ie</strong><br />

ständige Hochwasserbedrohung zu bannen<br />

[32], [37].<br />

Jede lokale Obrigkeit war selbst für<br />

d<strong>ie</strong> Finanz<strong>ie</strong>rung und den Bau von Dämmen<br />

oder Uferschutzmauern zuständig. Erst ab<br />

dem 18. Jh. wurden im deutschsprachigen<br />

Raum Hochwasserschutzmassnahmen<br />

im grösseren Stil realis<strong>ie</strong>rt. Im Mittelalter<br />

waren es weniger bauliche als vor allem religiöse<br />

Schutzmassnahmen, w<strong>ie</strong> Gebete,<br />

d<strong>ie</strong> dem Hochwasserschutz d<strong>ie</strong>nten [10].<br />

Als eine Art «Hochwasserschutz des Mittelalters»<br />

wurde z.B. am Magdalenen-Tag<br />

jährlich eine grosse Bittprozession abgehalten,<br />

mit der Absicht, ein weiteres solches<br />

Ereignis abzuwenden [13].<br />

5.2 Agrarkrise und Hungersnöte<br />

von 1343 und 1344<br />

D<strong>ie</strong> Bevölkerungsentwicklung begann im<br />

frühen 14. Jh. zu stagn<strong>ie</strong>ren. Das Bevölkerungswachstum<br />

hatte Mitteleuropa an<br />

d<strong>ie</strong> Schwelle der Tragfähigkeit geführt.<br />

Dann kam d<strong>ie</strong> Hochwasserkatastrophe<br />

von 1342 hinzu. D<strong>ie</strong> vollkommene Beseitigung<br />

des Bodens einschl<strong>ie</strong>sslich der<br />

gesamten Lockersedimentdecke führte<br />

v<strong>ie</strong>lerorts zur Aufgabe der ackerbaulichen<br />

Nutzung [5]. D<strong>ie</strong>se fortschreitende Verarmung<br />

der Böden führte in den folgenden<br />

Jahren zu verminderten Erträgen und dadurch<br />

zu Hungersnöten [3] sow<strong>ie</strong> zu einer<br />

Agrarkrise, d<strong>ie</strong> erst im Laufe des 15. Jh.<br />

überwunden werden konnte [33].<br />

5.3 D<strong>ie</strong> Pest von 1348<br />

Geschwächte Bevölkerung<br />

Es lässt sich eine indirekte Verknüpfung<br />

zwischen dem Hochwasser 1342 und dem<br />

Ausbruch der Pestepidem<strong>ie</strong> vermuten. D<strong>ie</strong><br />

durch das Hochwasser 1342 ausgelöste<br />

Bodenerosion führte in den Folgejahren<br />

zusammen mit anhaltend kühlfeuchter<br />

Witterung zu Mangeljahren mit Missernten<br />

und Hungersnöten [18]. D<strong>ie</strong> europäische<br />

Bevölkerung wurde dadurch körperlich<br />

geschwächt, und d<strong>ie</strong> Krankheitsanfälligkeit<br />

von Menschen und T<strong>ie</strong>ren st<strong>ie</strong>g an<br />

[21], [24], [35]. Möglicherweise sp<strong>ie</strong>lte bei<br />

d<strong>ie</strong>ser Schwächung auch d<strong>ie</strong> vorangegan-<br />

gene europaweite Grosse Hungerkrise<br />

von 1315–22 eine entscheidende Rolle,<br />

denn Hungerstress in der Kindheit bewirkt<br />

lebenslang eine grosse Anfälligkeit für<br />

Krankheiten [2].<br />

Der «Schwarze Tod» in Europa<br />

D<strong>ie</strong>s war d<strong>ie</strong> Situation, in der d<strong>ie</strong> Grosse<br />

Pest Europa erreichte. 1346 brachten<br />

d<strong>ie</strong> Taraten d<strong>ie</strong> Seuche auf d<strong>ie</strong> Krim, von<br />

wo aus s<strong>ie</strong> 1347 mit genuesischen Schiffen<br />

nach Ital<strong>ie</strong>n gelangte. Danach breitete<br />

s<strong>ie</strong> sich auf dem See- und Landweg<br />

nach Frankreich, England, Norwegen und<br />

Deutschland aus [2]. Durch den Bevölkerungsrückgang<br />

von 25–35% [4] zählt d<strong>ie</strong><br />

Pest von 1348–1350, der «Schwarze Tod»,<br />

zu den grössten Katastrophen in der Geschichte<br />

Europas [2]. Durch s<strong>ie</strong> wurden d<strong>ie</strong><br />

Erinnerung an das Hochwasser von 1342<br />

relativ schnell aus dem Bewusstsein der<br />

Menschen verdrängt, und d<strong>ie</strong> langfris tigen<br />

Folgen von den Zeitgenossen und späteren<br />

Chronisten und Historikern nicht mit<br />

dem Hochwasser in Verbindung gebracht<br />

– und auch heute selten berücksichtigt.<br />

Das Hochwasserereignis stand bald im<br />

Schatten des auf den ersten Blick v<strong>ie</strong>l<br />

markanteren Pestereignisses und seines<br />

Schreckens.<br />

Analog<strong>ie</strong> in China<br />

Bei der Untersuchung der Bedingungen<br />

für den Ausbruch der Pest fällt auf, dass<br />

sich bereits einige Jahre zuvor Analoges in<br />

China absp<strong>ie</strong>lte [2]. Im Jahr 1332 ereignete<br />

sich in China eine katastrophale <strong>Flu</strong>t in den<br />

grossen <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ten. Der Gelbe <strong>Flu</strong>ss<br />

war schon in den Jahren davor mehrmals<br />

über d<strong>ie</strong> Ufer getreten und hatte schwere<br />

Hungersnöte zur Folge. Im Jahr nach der<br />

grossen <strong>Flu</strong>t in China brach dort d<strong>ie</strong> Pest<br />

aus [23]. Von der Mongolei breitete s<strong>ie</strong> sich<br />

der Seidenstrasse entlang Richtung Westen<br />

aus [2].<br />

D<strong>ie</strong> Ähnlichkeit der Abläufe in China<br />

mit jenen anschl<strong>ie</strong>ssend in Europa ist verblüffend<br />

und lässt – bei beiden Seuchenzügen<br />

in China w<strong>ie</strong> auch in Europa – d<strong>ie</strong><br />

Vermutung zu, dass eine durch Hunger geschwächte<br />

Bevölkerung eine rasche und<br />

flächenhafte Ausdehnung des Pestbakteriums<br />

begünstigt.<br />

5.4 Wüstungsprozess und Landnutzungsänderungen<br />

Wüstungsprozess und Zunahme des<br />

Waldes<br />

Nach der Rodungsphase vom 11. bis 13. Jh.<br />

kam es zur Wüstungsphase des 14. und<br />

15. Jh. [1] mit dem Verlassen von Ortschaften,<br />

der Aufgabe von Äckern und dem<br />

Vordringen des Waldes [4] (Bild 10). Natur-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 201


wissenschaftliche Befunde zeigen, dass<br />

nicht eine weit verbreitete Fehls<strong>ie</strong>dlung<br />

auf wenig fruchtbaren Böden, sondern d<strong>ie</strong><br />

vollständige Abtragung von ackerbaulich<br />

gut nutzbaren Lockersedimentdecken infolge<br />

extremer flächenhafter Bodenerosion<br />

das Wüstfallen r<strong>ie</strong>siger Flächen ausgelöst<br />

hat [3]. Äcker, d<strong>ie</strong> ihre fruchtbare Bodendecke<br />

durch Bodenerosion verloren hatten<br />

oder zerschluchtet worden waren, f<strong>ie</strong>len<br />

für Jahrhunderte oder dauerhaft wüst.<br />

Frühere Äcker bewaldeten sich w<strong>ie</strong>der<br />

oder wurden als Dauergrünland genutzt.<br />

Obwohl durch d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derbewaldung eine<br />

Humusschicht zu wachsen begann, wird<br />

d<strong>ie</strong> Bildung neuer nutzbarer Böden denoch<br />

noch weitere Jahrhunderte dauern.<br />

D<strong>ie</strong> Schäden von damals wirken somit bis<br />

heute nach [5].<br />

Veränderte Ernährungsgewohnheiten<br />

Im frühen 14. Jh. standen für d<strong>ie</strong> Ernährung<br />

eines Menschen kaum mehr als zwei Hektar<br />

Ackerland zur Verfügung. Der überw<strong>ie</strong>gende<br />

Teil der Bevölkerung musste sich<br />

von Getreideprodukten ernähren. Hohe<br />

Fleischpreise gestatteten nur einer Minderheit<br />

einen ausreichenden Fleischkonsum.<br />

D<strong>ie</strong> Bevölkerung Mitteleuropas nahm<br />

vor allem durch Hungersnöte in Mangeljahren,<br />

durch Fehden und Kr<strong>ie</strong>ge sow<strong>ie</strong><br />

der Pest stark ab. V<strong>ie</strong>le fruchtbare Böden<br />

waren durch das Hochwasser 1342 weggespült<br />

worden, nur wenige übrig gebl<strong>ie</strong>bene<br />

gute und günstig gelegene Böden<br />

wurden intensiv genutzt. Als Folge ging<br />

der Getreideanbau in der zweiten Hälfte<br />

des 14. Jh. stark zurück (Bild 10). Durch<br />

das zunehmende Halten von Rindern und<br />

Mästen von Schweinen im Wald wurde<br />

auch d<strong>ie</strong> Nahrungsmittelproduktion umgestellt<br />

[5], [33]. D<strong>ie</strong> «Zwangsvegetar<strong>ie</strong>r»<br />

der ersten Hälfte des 14.Jh. wurden nach<br />

1350 zu intensiven Fleischessern, und der<br />

Fleischverzehr erreichte bald ein heute<br />

kaum vorstellbares Ausmass [5]. An den<br />

rund 200–220 kirchlich erlaubten «Fleischtagen»<br />

wurde knapp ein Pfund Fleisch täglich<br />

verzehrt, was einem jährlichen Fleischverbrauch<br />

von rund 100 kg pro Kopf entspricht.<br />

Der heutige Fleischkonsum in der<br />

Schweiz beträgt im Vergleich dazu – im<br />

Wesentlichen ohne Fasttage – nur ein Drittel<br />

davon [42].<br />

6. Bedeutung für heute<br />

Das Hochwasser 1342 ist d<strong>ie</strong> grösste bis<br />

heute bekannte Umweltkatastrophe in Mitteleuropa<br />

[37]. Anhand seines sehr grossen<br />

Ausmasses und der überregionalen Verbreitung<br />

lässt es sich als «katastrophales<br />

Hochwasser» typis<strong>ie</strong>ren. Es übertrifft d<strong>ie</strong><br />

uns heute bekannten Extremfälle erheblich<br />

und bildet sozusagen den «hydrologischen<br />

GAU» seit der letzten Eiszeit [31].<br />

Eine Exposition gegenüber einem<br />

so gewaltigen N<strong>ie</strong>derschlagsereignis wäre<br />

auch in der heutigen Welt verheerend und<br />

würde allein in der versicherungstechnischen<br />

Bewältigung grosse Probleme bereiten<br />

[5]. Europaweit werden d<strong>ie</strong> Schäden,<br />

d<strong>ie</strong> z.B. das wesentlich kleinere Sommer-<br />

Hochwasser 2002 verursacht hat, von der<br />

Münchner Rückversicherung auf 13 Mrd.<br />

Euro geschätzt (in Deutschland allein<br />

9.2 Mrd. Euro, was auf eine Belastung von<br />

130 Euro pro Bundesbürger käme) [20].<br />

Bei der Bewertung des Hochwassergeschehens<br />

bleibt zu berücksichtigen,<br />

dass es in Mitteleuropa Phasen gab, in<br />

denen Hochwasser deutlich häufiger als<br />

heute auftraten. Zudem gab es in historischer<br />

Zeit Einzelereignisse, d<strong>ie</strong> schwerer<br />

waren als d<strong>ie</strong> der letzten 200 Jahre, d.h.<br />

derjenigen Periode, auf welche sich d<strong>ie</strong><br />

heutigen Abschätzungen im Hinblick auf<br />

den Hochwasserschutz i.d.R. bez<strong>ie</strong>hen<br />

[13].<br />

Man muss davon ausgehen, dass<br />

eine deutlich höhere natürliche Variabilität<br />

im Auftreten von Klimakatastrophen exist<strong>ie</strong>rt<br />

als d<strong>ie</strong> aktualistische Betrachtung erkennen<br />

lässt [13]. Obwohl der Grad von<br />

Auswirkungen der Klimaänderung auf<br />

das Hochwassergeschehen noch ungewiss<br />

ist, gibt es keinen Grund anzunehmen,<br />

dass sich Wetterkonstellationen der<br />

Vergangenheit heute nicht w<strong>ie</strong>derholen<br />

oder in anderen Regionen Europas in ähnlichem<br />

Ausmass auftreten können. Jedenfalls<br />

müssen wir mit wesentlich grösseren<br />

Hochwasser rechnen als denjenigen, d<strong>ie</strong><br />

seit 1850 aufgetreten und gemessen worden<br />

sind.<br />

Das grösste Katastrophenpotenzial<br />

l<strong>ie</strong>gt oft allein in der Fehleinschätzung von<br />

Desastern. Zu stark l<strong>ie</strong>gt jeweils d<strong>ie</strong> Aufmerksamkeit<br />

auf dem jüngst Erfahrenen,<br />

und zu schnell verl<strong>ie</strong>rt man aus dem Blick,<br />

dass noch Schlimmeres möglich ist.<br />

Dank<br />

Ich danke meinen Eltern sow<strong>ie</strong> meinen Freunden,<br />

insbesondere Janine Marbacher-Markwalder,<br />

Remo Solèr, Jana und Roland Zech,<br />

Martin Grosjean, Adrian Stolz und Christine<br />

Popp-Walser, für ihre wertvollen Inputs. Mein<br />

besonderer Dank gilt David Trudel, der mir bei<br />

meiner Arbeit herzlichst zur Seite stand und<br />

d<strong>ie</strong>se durch manch kostbaren Gedankenaustausch<br />

bereicherte.<br />

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ume II. No.3–4 (S. 37–47).<br />

[23] Lamb, Hubert Horace (1988). Weather, Climate<br />

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[24] Lamb, Hubert Horace (1989). Klima und<br />

Kulturgeschichte. Der Einfluss des Wetters<br />

auf den Gang der Geschichte, Reinbek bei<br />

Hamburg, (S. 93f., 207).<br />

[25] Luterbacher, Jürg (2004). <strong>Flu</strong>tkatastrophen<br />

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Bregenz, (S. 10ff.).<br />

[26] Luterbacher, Jürg (2005). Das verflixte «Genua-T<strong>ie</strong>f»,<br />

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[27] Mudelsee, Manfred; Börngen, Michael; Tetzlaff,<br />

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[28] Mudelsee, Manfred; Tetzlaff, Gerd (2006):<br />

Hochwasser und N<strong>ie</strong>derschlag in Deutschland:<br />

D<strong>ie</strong> Notwendigkeit von Langfristbeobachtungen<br />

unter räumlicher Hochauflösung,<br />

7. Deutsche Klimatagung, München,<br />

(S. 1f.).<br />

[29] Pfister, Christian (1985). Veränderungen der<br />

Sommerwitterung im südlichen Mitteleuropa<br />

von 1270–1400 als Auftakt zum Gletscherhochstand<br />

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[30] Pfister, Christian (1988). Variations in the<br />

Spring-Summer Climate of Central Europe<br />

from the High Middle Ages to 1850, in:<br />

Long and Short Term Variability of Climate,<br />

hg. von Heinz Wanner, Ulrich S<strong>ie</strong>genthaler<br />

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[31] Pfister, Christian; Hächler, Stefan (1991).<br />

Überschwemmungskatastrophen im<br />

Schweizer Alpenraum seit dem Spätmittelalter,<br />

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Climatic Zones, hg. von Rüdiger Glaser,<br />

Rory Walsh (Würzburger Geographische<br />

Arbeiten 80, hg. von D. Böhn, H.<br />

Hagedorn, H. Jäger, H.- G. Wagner), Würzburg,<br />

(S.127–148).<br />

[32] Rohr, Christian (2007). Extreme Naturereignisse<br />

im Ostalpenraum, Naturerfahrung<br />

im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit,<br />

Köln, (S. 364).<br />

[33] Rösener, Werner (1993). D<strong>ie</strong> Bauern in der<br />

europäischen Geschichte, München, (S. 98,<br />

102).<br />

[34] Röthlisberger, Gerhard (1991). Chronik der<br />

Unwetterschäden in der Schweiz (Berichte<br />

der Eidgenössischen Forschungsanstalt für<br />

Wald, Schnee und Landschaft 330), Birmensdorf,<br />

(S. 29).<br />

[35] Sauerländer, Dominik (1991). Das Leben im<br />

Schweizer Mittelland um 1300, in: Alltag in<br />

der Schweiz seit 1300, hg. von Bernhard<br />

Schneider, Zürich, (S. 10–21).<br />

[36] Scherrer, Simon; Frauchiger, Roger; Näf,<br />

Dan<strong>ie</strong>l; Schelble, Gabr<strong>ie</strong>l (2011). Historische<br />

Hochwasser. Weshalb der Blick zurück ein<br />

Fortschritt bei Hochwasserabschätzungen<br />

ist, in: «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» (103. Jahrgang),<br />

Heft 1, Baden, (S. 7–13).<br />

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Hochwasserschutz in Deutschland vor<br />

1850. Eine Auswertung alter Quellen und<br />

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273ff., 282, 315, 317).<br />

[38] Schwarz-Zanetti, Gabr<strong>ie</strong>la (1998). Grundzüge<br />

der Klima- und Umweltgeschichte<br />

des Hoch- und Spätmittelalters in Mitteleuropa,<br />

(Diss., Universität Zürich), Zürich,<br />

(S. 41).<br />

[39] Stadt Würzburg (2011a). Das Hochwasser<br />

von 1342, http://wuerzburg.recon-cms.de/<br />

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878/1342_A3G.pdf, 23.04.2011.<br />

[40] Stadt Würzburg (2011b). Pegel Würzburg,<br />

http://www.wuerzburg.de/de/umwelt-verkehr/wasserrechtgewaesserschutzwasserwirtschaft/oberflaechengewaesser/<br />

15321.Pegel_Wuerzburg.html, 24.4.2011.<br />

[41] Tetzlaff, Gerd; Börngen, Michael; Mudelsee,<br />

Manfreud; Raabe, Armin (2002). Das Jahrtausendhochwasser<br />

von 1342 am Main aus<br />

meteorologisch-hydrologischer Sicht, in:<br />

Wasser & Boden (54/10), Berlin ,(S. 41–49).<br />

[42] Umbricht, Michael Johannes (2003). Welche<br />

Landschaft wollen wir? Denkmodelle<br />

für d<strong>ie</strong> Landschaft der Zukunft (Diss., ETH<br />

Zürich), Zürich, (S. 210f., 213).<br />

[43] Voss, Martin (2011). Der Mensch lernt vor<br />

allem durch Scheitern, in: NZZ vom 20. März<br />

2011 (Interv<strong>ie</strong>w: Gordana Mijuk), Zürich,<br />

(S. 24).<br />

[44] Warnecke, Günter (1997). Meteorolog<strong>ie</strong> und<br />

Umwelt. Eine Einführung. Berlin/Heidelberg,<br />

(S. 191).<br />

[45] Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd<br />

(1999). 175 Jahre Pegel Würzburg, Daten<br />

und Fakten, Würzburg, (S. 43).<br />

[46] Weikinn, Curt (1958). Quellentexte zur Wit -<br />

terungsgeschichte Europas von der Zeitwende<br />

bis zum Jahre 1850. Zeitwende –<br />

1500, Teil 1, Berlin, (S. 158ff., 197ff., 202ff.).<br />

[47] Wikipedia (2011a). http://upload.wikimedia.<br />

org/wikipedia/commons/7/77/Lahnhochwasser_bei_Limburg.jpg;<br />

24.04.2011<br />

[48] Wikipedia (2011b). Hochwasser in Würzburg,http://de.wikipedia.org/wiki/Hochwasser_in_W%C3%BCrzburg<br />

24.4.2011.<br />

Anschrift der Verfasserin<br />

Eveline Zbinden, dipl. Geographin<br />

Thunstrasse 87, CH-3006 Bern<br />

eveline.zbinden@gmx.ch<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 203


Einbettung von Verfahren zur Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerbewertung<br />

in ein übergeordnetes<br />

Gewässermanagementkonzept<br />

Vorschläge am Beisp<strong>ie</strong>l des Modulstufenkonzepts<br />

Simone D. Langhans, Peter Reichert<br />

1. Einleitung<br />

Bewertungsverfahren für Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer<br />

sind ein wichtiges Element des <strong>Flu</strong>ssmanagements.<br />

Durch d<strong>ie</strong> Bewertung spezifischer<br />

Indikatoren wird der Zustand sow<strong>ie</strong><br />

d<strong>ie</strong> Dynamik eines <strong>Flu</strong>ssabschnitts ermittelt,<br />

Defizite aufgedeckt und möglicher<br />

Handlungsbedarf abgeleitet. Bewertungen<br />

können Aufschluss geben über d<strong>ie</strong> Veränderung<br />

eines Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerzustands<br />

vor und nach der Realis<strong>ie</strong>rung einer Massnahme<br />

und ermöglichen es, d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

d<strong>ie</strong>ser Veränderungen zu verfolgen.<br />

In der Schweiz wurde bereits in den 90er-<br />

Jahren das Modulstufenkonzept (MSK) initi<strong>ie</strong>rt,<br />

welches zum Z<strong>ie</strong>l hat, Vollzugshilfen<br />

für d<strong>ie</strong> Überprüfung gesetzlicher Vorgaben<br />

im Gewässerschutz zur Verfügung zu stellen<br />

(Bundi et al., 2000). Seither entwickelt<br />

das Bundesamt für Umwelt BAFU, zusammen<br />

mit der Eawag und kantonalen Fachstellen,<br />

Bewertungsmethoden, d<strong>ie</strong> eine<br />

einheitliche Beurteilung des Zustands der<br />

Schweizer Flüsse ermöglichen. D<strong>ie</strong> Methoden<br />

umfassen hydrologische, morphologische,<br />

chemisch-physikalische, ökotoxikologische<br />

und biologische Elemente der<br />

Gewässerqualität und wurden ursprünglich<br />

für jeweils zwei Stufen ge plant. D<strong>ie</strong><br />

Stufe F ist durch ihren geringen Bearbeitungsaufwand<br />

für eine flächendeckende<br />

Untersuchung geeignet. D<strong>ie</strong> Stufe S soll<br />

eine detaill<strong>ie</strong>rtere und daher aufwändigere<br />

Beurteilung ausgewählter Gewässersysteme<br />

unter Einbezug einer Referenz<br />

ermöglichen sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Ableitung eines<br />

Massnahmenplans unterstützen (Bild 1).<br />

Bereits publiz<strong>ie</strong>rte MSK-Methoden (sog.<br />

Module) bewerten den «Äusseren Aspekt»<br />

(Binderheim und Göggel, 2007),<br />

d<strong>ie</strong> Ökomorpholog<strong>ie</strong> (Hütte und N<strong>ie</strong>derhauser,<br />

1998), d<strong>ie</strong> Hydrolog<strong>ie</strong> (Pfaundler<br />

et al., 2011), d<strong>ie</strong> Nährstoffe (L<strong>ie</strong>chti, 2010),<br />

d<strong>ie</strong> Fische (Schager und Peter, 2004), d<strong>ie</strong><br />

K<strong>ie</strong>selalgen (Hürlimann und N<strong>ie</strong>derhauser,<br />

2007) und das Makrozoobenthos (Stucki,<br />

2010) auf Stufe F. Für d<strong>ie</strong> Ökomorpholog<strong>ie</strong><br />

l<strong>ie</strong>gt ebenfalls eine Bewertungsmethode<br />

für Stufe S vor (BAFU, 2010), für d<strong>ie</strong> Fische<br />

soll d<strong>ie</strong>se nächstens folgen. Für d<strong>ie</strong> Probenahme<br />

der Makrophyten wurde eine Anleitung<br />

publiz<strong>ie</strong>rt (Känel et al., 2009), Bewertungen<br />

zur Temperatur und Ökotoxikolog<strong>ie</strong><br />

stehen noch in der Konzeptionsphase.<br />

Weitere Informationen zu den einzelnen<br />

MSK-Modulen sow<strong>ie</strong> deren (online) Publikation<br />

gibt es im Internet unter http://www.<br />

modul-stufen-konzept.ch.<br />

D<strong>ie</strong> zahlreich publiz<strong>ie</strong>rten MSK-<br />

Module sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Akzeptanz derselben<br />

in der Praxis unterstreichen den Erfolg<br />

d<strong>ie</strong>ser Methoden. D<strong>ie</strong> AutorInnen d<strong>ie</strong>ses<br />

Artikels schlagen daher vor, d<strong>ie</strong> MSK-<br />

Module sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> damit erhobenen Umweltdaten<br />

in Zukunft auch als Basis für<br />

Bild 1. Aufbau des MSK mit versch<strong>ie</strong>denen Modulen und Stufen.<br />

ein umfassendes <strong>Flu</strong>ssmanagement zu<br />

nutzen, da durch den expliziten Einbezug<br />

ökologischer Bewertungsverfahren als<br />

zentrales Element noch mehr von d<strong>ie</strong>sen<br />

Verfahren profit<strong>ie</strong>rt werden kann. Um d<strong>ie</strong>s<br />

zu erleichtern, ist es vorteilhaft, d<strong>ie</strong> ökologische<br />

Zustandsbewertung als Wertfunktionen<br />

im Sinn der Entscheidungstheor<strong>ie</strong><br />

zu formul<strong>ie</strong>ren (Reichert et al., 2011). Entscheidungstheor<strong>ie</strong><br />

ist ein Instrument das<br />

eingesetzt wird, um bei komplexen Entscheiden,<br />

welche oft widersprüchliche<br />

Z<strong>ie</strong>le haben, eine optimale Lösung zu finden<br />

(Keeney, 1982, Eisenführ et al., 2010).<br />

S<strong>ie</strong> wird verbreitet bei umweltbezogenen<br />

Entscheidungssituationen, auch in den<br />

Bereichen Gewässermanagement (Jouber<br />

et al., 2003, Linkov et al. 2006) oder <strong>Flu</strong>ssmanagement<br />

(Reichert et al., 2007, Corsair<br />

et al., 2009), angewendet. Durch d<strong>ie</strong> Formul<strong>ie</strong>rung<br />

der ökologischen Bewertung in<br />

204 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Form einer Wertfunktion, kann d<strong>ie</strong>se leicht<br />

in das umfassendes Konzept zur multikriter<strong>ie</strong>llen<br />

Entscheidungsunterstützung im<br />

Wassermanagement (MCWM), welches<br />

im Artikel Reichert et al. (2011) eingeführt<br />

wurde, eingebunden werden. D<strong>ie</strong> aus dem<br />

MCWM result<strong>ie</strong>renden Vorteile sind: i) d<strong>ie</strong><br />

Möglichkeit einer integrativen Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerbewertung<br />

auf versch<strong>ie</strong>denen Ebenen<br />

bei gleichzeitiger Offenlegung der Einzelbewertungen,<br />

ii) eine daraus abgeleitete<br />

integrative Massnahmenplanung iii) sow<strong>ie</strong><br />

eine unterstützte Entscheidungsfindung<br />

über vorgeschlagene Massnahmen, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

bei <strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen.<br />

Im Entwurf der MSK-Synthese<br />

(Baumann und Langhans, 2010) wurde<br />

bereits ein Vorschlag zur integrativen grafischen<br />

Darstellung und Beurteilung des<br />

Gewässerzustands gemacht. Im Gegensatz<br />

zu dem von uns vorgeschlagenen<br />

Konzept, werden d<strong>ie</strong> Module mit der<br />

MSK-Synthese jedoch nur part<strong>ie</strong>ll zu einer<br />

abiotischen sow<strong>ie</strong> einer biologischen Bewertung<br />

des Gewässerzustands integr<strong>ie</strong>rt.<br />

D<strong>ie</strong> Einzelwerte der Bewertungen werden<br />

dabei mittels Worst-case-Aggregation<br />

zusammengefasst. Bei einer Worst-case-<br />

Aggregation wird d<strong>ie</strong> schlechteste der<br />

Einzelbewertungen als integrative Bewertung<br />

auf der höheren Stufe übernommen.<br />

Bei Anwendung der Worst-case-Aggregation<br />

kann also nur eine Verbesserung<br />

im Gesamtwert auftreten, falls sich der<br />

schlechteste Einzelwert verbessert. Eine<br />

Qualitätsverbesserung einer der anderen<br />

Einzelwerte wird im Gesamtwert nicht ersichtlich.<br />

Das kann dazu führen, dass relevante<br />

Verbesserungen im Gesamtwert<br />

nicht sichtbar werden, was nicht z<strong>ie</strong>lführend<br />

ist. Schl<strong>ie</strong>sslich gibt es momentan<br />

keine Pläne, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Resultate aus der MSK-<br />

Synthese in ein integratives <strong>Flu</strong>ssmanagement<br />

eingebettet werden könnten. In dem<br />

von uns vorgeschlagene Konzept werden<br />

Ideen aus der MSK-Synthese übernommen<br />

und, falls eine Worst-case-Aggregation<br />

implement<strong>ie</strong>rt würde, könnten deren<br />

Resultate reproduz<strong>ie</strong>rt werden.<br />

In d<strong>ie</strong>sem Artikel wird am Beisp<strong>ie</strong>l<br />

des MSK erläutert, w<strong>ie</strong> ein konventionelles<br />

ökologisches Bewertungsverfahren angepasst<br />

werden kann, um es im Rahmen<br />

des Konzepts für multikriter<strong>ie</strong>lle Entscheidungsunterstützung<br />

im Wassermanagement<br />

(MCWM, Reichert et al., 2011) zur<br />

Zustandsbewertung und Entscheidungsfindung<br />

zu nutzen. D<strong>ie</strong>ser Artikel konkretis<strong>ie</strong>rt<br />

damit das in Reichert et al. (2011)<br />

skizz<strong>ie</strong>rte Konzept. In Kapitel 2 wird dargestellt,<br />

w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le der einzelnen MSK-<br />

Module in einer Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> dargestellt<br />

werden könnten. Kapitel 3 erklärt w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Einzelbewertungen aus den MSK-Modulen<br />

in Wertfunktionen umformul<strong>ie</strong>rt werden<br />

können, und in Kapitel 4 wird d<strong>ie</strong> Integration<br />

d<strong>ie</strong>ser Wertfunktionen durch passende<br />

Aggregationstechniken aufgezeigt. Kapitel<br />

5 beschreibt anhand eines konkreten<br />

Beisp<strong>ie</strong>ls w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Erstellung, Verarbeitung<br />

und Visualis<strong>ie</strong>rung der Bewertungen von<br />

einer Software unterstützt werden können.<br />

In Kapitel 6 werden konkrete Ergänzungen<br />

des MSK vorgeschlagen, bevor Kapitel 7<br />

d<strong>ie</strong> wichtigsten Punkte nochmals zusammenfasst.<br />

2. Einbettung der MSK-Module<br />

in eine Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong><br />

Um eine integrative Bewertung mittels<br />

einer Wertfunktion zu erleichtern ist es<br />

empfehlenswert, zuerst d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le aus den<br />

Bild 2. Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong><br />

mit<br />

Oberz<strong>ie</strong>l, v<strong>ie</strong>r<br />

Unterz<strong>ie</strong>len und<br />

zugehörigen Attributen<br />

abgeleitet<br />

aus dem Modul<br />

Ökomorpholog<strong>ie</strong><br />

auf Stufe F. Der<br />

Attributbereich ist<br />

jeweils in runden<br />

Klammern und<br />

d<strong>ie</strong> Messeinheit in<br />

eckigen Klammern<br />

angegeben.<br />

MSK-Modulen in Form einer Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong><br />

darzustellen. Eine Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> ist eine<br />

Ansammlung von Z<strong>ie</strong>len, welche h<strong>ie</strong>rarchisch<br />

angeordnet sind. Oberz<strong>ie</strong>le sind in<br />

spezifischere und möglichst komplementäre<br />

Unterz<strong>ie</strong>le aufgelöst, d<strong>ie</strong> zusammen<br />

alle wesentlichen Aspekte des Oberz<strong>ie</strong>ls<br />

beinhalten (Eisenführ et al., 2010). Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong>n<br />

werden benutzt, um d<strong>ie</strong> Vollständigkeit<br />

und Komplementarität der<br />

Z<strong>ie</strong>lsetzung eines Projektes, in unserem<br />

Fall d<strong>ie</strong> Bewertung des naturnahen ökologischen<br />

Zustands, besser überprüfen<br />

zu können. Um d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le aus dem MSK in<br />

eine Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> zusammenzuführen,<br />

werden d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le aus den versch<strong>ie</strong>denen<br />

Modulen separat in Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong>n übersetzt.<br />

In Bild 2 ist exemplarisch d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong><br />

für das Modul «Ökomorpholog<strong>ie</strong><br />

Stufe F» dargestellt. D<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong>n<br />

der versch<strong>ie</strong>denen Module werden dann<br />

zu einer Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> für den naturnahen<br />

ökologischen Zustand zusammengeführt<br />

(Bild 3).<br />

D<strong>ie</strong> Kombination der Z<strong>ie</strong>le aus den<br />

Modulen in einer Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> (Bild 3) erfordert,<br />

im Vergleich zum MSK, zusätzliche<br />

Strukturen: um eine integrative Bewertung<br />

zu ermöglichen, werden d<strong>ie</strong> Unterz<strong>ie</strong>le<br />

auf Ebene 4 betreffend «Nährstoffe und<br />

Äusserer Aspekt» in den übergeordneten<br />

Z<strong>ie</strong>len «Naturnahe Nährstoffkonzentrationen»<br />

und «Naturnaher Äusserer Aspekt»<br />

zusammengefasst, wohingegen d<strong>ie</strong>se Unterz<strong>ie</strong>le<br />

in den entsprechenden Modulen<br />

nur separat behandelt werden. Im Gegensatz<br />

zur MSK-Synthese (Baumann und<br />

Langhans, 2010), wo d<strong>ie</strong> Bewertungen der<br />

Ökomorpholog<strong>ie</strong>, Hydrolog<strong>ie</strong> und Nährstoffe<br />

in einen abiotischen Wert aggreg<strong>ie</strong>rt<br />

werden, wird in der h<strong>ie</strong>r vorgeschlagenen<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 205


Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> ein Zwischenschritt eingeschoben:<br />

D<strong>ie</strong> Ökomorpholog<strong>ie</strong>, Hydrolog<strong>ie</strong><br />

und Temperatur werden im Z<strong>ie</strong>l «Naturnaher<br />

hydromorphologischer Zustand»<br />

zusammengefasst, d<strong>ie</strong> Nährstoffe und d<strong>ie</strong><br />

ökotoxikologisch schädlichen Stoffe im<br />

Z<strong>ie</strong>l «Naturnahe Chem<strong>ie</strong>/Ökotoxikolog<strong>ie</strong>».<br />

Zusätzlich schlagen wir vor, d<strong>ie</strong> beiden<br />

Z<strong>ie</strong>le mit der «Biolog<strong>ie</strong>» und dem «Äusseren<br />

Aspekt» zu einem einzigen Oberz<strong>ie</strong>l «Na-<br />

Bild 3. Vorgeschlagene Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> für das Oberz<strong>ie</strong>l «Naturnaher ökologischer<br />

Zustand». Strukturen in schwarz wurden direkt aus den MSK-Modulen übernommen,<br />

Strukturen in grau neu hinzugefügt.<br />

Bild 4. Abbildung der MSK-Qualitätsklassen auf d<strong>ie</strong> Wertskala bei A) fünf, B) v<strong>ie</strong>r und C) drei Klassen.<br />

turnaher ökologischer Zustand» zu aggreg<strong>ie</strong>ren.<br />

Um den Erreichungsgrad eines<br />

Z<strong>ie</strong>ls messbar zu machen, werden den<br />

Unterz<strong>ie</strong>len auf der jeweils untersten h<strong>ie</strong>rarchischen<br />

Ebene objektiv messbare<br />

Grössen, d<strong>ie</strong> Attribute zugeordnet (Eisenführ<br />

et al., 2010). Ausprägungen von MSK-<br />

Attributen werden im Feld kontinu<strong>ie</strong>rlich<br />

(bel<strong>ie</strong>biger Wert innerhalb eines Bereichs;<br />

z.B. Messung der organischen Kohlenstoff-Konzentration<br />

(TOC)) oder diskret<br />

(endli-che Zahl von Werten; z.B. keine,<br />

vereinzelte, v<strong>ie</strong>le Feststoffe/Abfälle) bestimmt.<br />

Bild 2 zeigt exemplarisch d<strong>ie</strong> Attribute<br />

des Moduls «Ökomorpholog<strong>ie</strong> F»,<br />

welche für d<strong>ie</strong> Bewertung der jeweiligen<br />

Unterz<strong>ie</strong>le verwendet werden.<br />

3. Darstellung der MSK-Bewertungen<br />

in Wertfunktionen<br />

Zustandsbewertungen werden in der Entscheidungstheor<strong>ie</strong><br />

mittels sogenannten<br />

Wertfunktionen quantifiz<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong> Wertfunktion<br />

drückt den Erreichungsgrad eines Z<strong>ie</strong>ls<br />

(z.B. «Naturnaher Uferbereich») als Funktion<br />

der messbaren Attribute des Systems<br />

aus (z.B. «Uferbreite» oder «Uferbeschaffenheit»,<br />

Eisenführ et al., 2010, Reichert<br />

et al., 2011). Eine Wertfunktion kann nur<br />

Werte zwischen 0 (für einen sehr schlechten)<br />

und 1 (für den naturnahen Zustand) annehmen.<br />

Da es wegen der grossen Zahl von<br />

Attributen sehr schw<strong>ie</strong>rig ist, den Wert des<br />

Oberz<strong>ie</strong>ls direkt in Funktion aller Attribute<br />

zu formul<strong>ie</strong>ren, wird d<strong>ie</strong> Wertfunktion gemäss<br />

den Z<strong>ie</strong>len h<strong>ie</strong>rarchisch konstru<strong>ie</strong>rt.<br />

Dabei werden Wertfunktionen pro Unterz<strong>ie</strong>l<br />

der t<strong>ie</strong>fsten h<strong>ie</strong>rarchischen Ebene formul<strong>ie</strong>rt,<br />

welche zur Quantifiz<strong>ie</strong>rung der Erfüllung<br />

der höheren Z<strong>ie</strong>le (und schl<strong>ie</strong>sslich<br />

des Oberz<strong>ie</strong>ls) in weiteren Schritten aggreg<strong>ie</strong>rt<br />

werden (Kapitel 4). Der grosse Vorteil<br />

von Bewertungen mittels Wertfunktionen<br />

ist, dass s<strong>ie</strong> untereinander vergleichbar<br />

sind, auch wenn d<strong>ie</strong> gemessenen Attribute<br />

untersch<strong>ie</strong>dliche Messeinheiten oder Bereiche<br />

haben. Um d<strong>ie</strong>sen Vorteil nutzen zu<br />

können, müssen d<strong>ie</strong> bereits bestehenden<br />

206 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bewertungen der MSK-Module in Wertfunktionen<br />

dargestellt, d.h. umformul<strong>ie</strong>rt<br />

werden. Je nach Bewertungsart werden<br />

dabei drei Fälle untersch<strong>ie</strong>den: Umformul<strong>ie</strong>rungen<br />

von diskret (Kapitel 3.1), nicht<br />

zwingend diskret (Kapitel 3.2), und kontinu<strong>ie</strong>rlichen<br />

Bewertungen (Kapitel 3.3).<br />

Diskrete Bewertungen bas<strong>ie</strong>ren auf Attributdaten,<br />

welche nur diskret erhoben<br />

werden können. Nicht zwingend diskrete<br />

Bewertungen bas<strong>ie</strong>ren im MSK ebenfalls<br />

auf diskreten Attributdaten, könnten jedoch<br />

auch kontinu<strong>ie</strong>rlich erhoben werden.<br />

Kontinu<strong>ie</strong>rliche Bewertungen bas<strong>ie</strong>ren auf<br />

kontinu<strong>ie</strong>rlich erhobenen Daten. Wo immer<br />

möglich und vom Aufwand her gerechtfertigt,<br />

sind kontinu<strong>ie</strong>rliche Attributdaten vorzuz<strong>ie</strong>hen<br />

(Begründung s<strong>ie</strong>he Kapitel 6). Im<br />

Folgenden wird das Vorgehen bei der Umformul<strong>ie</strong>rung<br />

erläutert.<br />

Für alle drei Fälle muss zuerst defin<strong>ie</strong>rt<br />

werden, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Qualitätsklassen<br />

aus dem MSK auf d<strong>ie</strong> Wertskala (Bild 4, y-<br />

Achse) abgebildet werden. D<strong>ie</strong>s ist nötig,<br />

da das MSK keine kontinu<strong>ie</strong>rliche Wertskala,<br />

sondern nur diskrete Qualitätsklassen<br />

kennt. Auf der Wertskala entspricht<br />

d<strong>ie</strong> Länge eines Intervalls dem entsprechenden<br />

Wertverlust oder Wertgewinn.<br />

Bei der Bewertung mit fünf Qualitätsklassen<br />

(z.B. Hydrolog<strong>ie</strong>, Bild 4A) werden d<strong>ie</strong><br />

Klassen von uns so gewählt, dass s<strong>ie</strong> je-<br />

weils einem gleich langen Wertintervall<br />

entsprechen. Das ist eine nahel<strong>ie</strong>gende<br />

Interpretation, d<strong>ie</strong> aber im MSK nicht explizit<br />

diskut<strong>ie</strong>rt wird. Bei d<strong>ie</strong>ser Interpretation<br />

entspricht jede Klasse einem Wertintervall<br />

der Länge 0.2 (s<strong>ie</strong>he Reichert et al.,<br />

2011). Im MSK wird ein ausreichend guter<br />

Zustand gemäss Gewässerschutzgesetz<br />

(GSchG) bzw. Gewässerschutzverordnung<br />

(GSchV) einer der obersten beiden Klassen<br />

zugeordnet (grün, blau), während ein ungenügender<br />

Zustand zu einer Bewertung in<br />

einer der unteren drei Klassen führt (gelb,<br />

orange, rot). Auf der Wertskala bedeutet<br />

das, dass der Wert bei einem ausreichend<br />

guten Zustand mindestens 0.6 beträgt.<br />

Beim Modul «Ökomorpholog<strong>ie</strong> F» werden<br />

nur v<strong>ie</strong>r Klassen verwendet (Bild 4B). Da<br />

h<strong>ie</strong>r ebenfalls d<strong>ie</strong> obersten zwei Klassen<br />

zu einem gesetzlich ausreichend guten Zustand<br />

führen, muss der Wert, der d<strong>ie</strong> zweite<br />

von der dritten Klasse trennt, ebenfalls 0.6<br />

sein. Bei einer Zuordnung gleich breiter<br />

Klassen jeweils für den Bereich oberhalb<br />

und unterhalb von 0.6 ergeben sich für<br />

d<strong>ie</strong> besten beiden Klassen eine Breite von<br />

0.2 und für d<strong>ie</strong> beiden schlechten Klassen<br />

eine Breite von 0.3. Analog dazu kommen<br />

d<strong>ie</strong> Grenzen bei drei Zustandsklassen<br />

(Bild 4C), w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> im Modul «Äusserer Aspekt»<br />

verwendet werden, bei den Werten<br />

0.3 und 0.6 zu l<strong>ie</strong>gen.<br />

Bild 5. Umformul<strong>ie</strong>rung von diskret erhobenen Attributdaten in Werte. Bewertung der<br />

Ausprägungen A) des Attributs Schaum und B) des Attributs Makroindex.<br />

Bild 6. Umformul<strong>ie</strong>rung von nicht zwingend diskreten Bewertungen.<br />

3.1 Umformul<strong>ie</strong>rung von diskreten<br />

Bewertungen<br />

Ansatz: Diskreten Attributen werden diskrete<br />

Werte der Wertfunktion zugew<strong>ie</strong>sen,<br />

d<strong>ie</strong> äquidistant auf das Intervall von 0 bis<br />

1 verteilt werden. D<strong>ie</strong>s gilt nur, wenn keine<br />

Begründung für eine andere Wahl vorl<strong>ie</strong>gt<br />

und/oder d<strong>ie</strong> result<strong>ie</strong>renden Werte mit<br />

den vorgegebenen MSK-Qualitätsklassen<br />

kompatibel sind. Andernfalls werden<br />

Teilbereiche äquidistant eingeteilt.<br />

Beisp<strong>ie</strong>le: Das Attribut «Schaum»<br />

aus dem Modul «Äusserer Aspekt» wird<br />

in drei Ausprägungen (kein, wenig/mittel,<br />

v<strong>ie</strong>l) gemessen. D<strong>ie</strong> beste (kein Schaum)<br />

bzw. schlechteste (v<strong>ie</strong>l Schaum) Ausprägung<br />

erhält d<strong>ie</strong> Werte 1 bzw. 0. Der mittleren<br />

Ausprägung (wenig/mittel) wird der<br />

Wert 0.5 zugew<strong>ie</strong>sen, welcher durch eine<br />

äquidistante Teilung der Werte zwischen<br />

0 und 1 entsteht (Bild 5A). 0.5 l<strong>ie</strong>gt im gelben<br />

Bereich der Wertskala, was mit der<br />

MSK-Qualitätsklasse für d<strong>ie</strong>se Attributausprägung<br />

übereinstimmt. Beim Attribut<br />

Makroindex (MI) aus dem Modul «Entwurf<br />

Makrozoobenthos F» (Frutiger und S<strong>ie</strong>ber,<br />

2005) können d<strong>ie</strong> Werte nicht äquidistant<br />

zwischen 0 und 1 verteilt werden, da sonst<br />

der Wert für d<strong>ie</strong> Attributausprägung MI = 5<br />

in d<strong>ie</strong> falsche Qualitätsklasse zu l<strong>ie</strong>gen<br />

kommt (gelb anstatt orange w<strong>ie</strong> im MSK<br />

vorgegeben). Daher wird h<strong>ie</strong>r der Attributausprägung<br />

MI = 4 der Wert 0.5 zugeordnet,<br />

und d<strong>ie</strong> beiden Teilbereiche (MI 1–4<br />

und 4–8) äquidistant eingeteilt. D<strong>ie</strong>s führt<br />

zu den Werten 1, 0.833, 0.667, 0.5, 0.375,<br />

0.25, 0.125 und 0 für d<strong>ie</strong> Attributausprägungen<br />

des MI von 1–8 (Bild 5B).<br />

3.2 Umformul<strong>ie</strong>rung von nicht zwingend<br />

diskreten Bewertungen<br />

Ansatz: Es wird eine kontinu<strong>ie</strong>rliche (stetige)<br />

Wertfunktion konstru<strong>ie</strong>rt. Da in der<br />

aktuellen Datenbasis nur d<strong>ie</strong> Zugehörigkeit<br />

der erhobenen Attributausprägung<br />

zum Attributbereich bekannt ist (nicht<br />

aber zu einem bestimmten Wert), werden<br />

d<strong>ie</strong> Werte der Attributausprägungen<br />

so konstru<strong>ie</strong>rt, dass s<strong>ie</strong> den Bewertungen<br />

der Mittelpunkte der Attributbereiche<br />

entsprechen. D<strong>ie</strong>s führt dann wegen der<br />

stückweisen Linearität der Wertfunktion zu<br />

Werten in der Mitte der zugehörigen Qualitätsklassen.<br />

D<strong>ie</strong>s wurde so festgelegt,<br />

dass bei einer späteren, kontinu<strong>ie</strong>rlichen<br />

Erhebung kontinu<strong>ie</strong>rliche Bewertungen<br />

result<strong>ie</strong>ren, d<strong>ie</strong> mit den aktuellen Klassen<br />

kompatibel sind.<br />

Beisp<strong>ie</strong>l: D<strong>ie</strong> diskret erhobenen<br />

Daten für das Attribut «Verschlammung»<br />

aus dem Modul «Äusserer Aspekt» könnten<br />

als kontinu<strong>ie</strong>rliche Wertfunktion mit %-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 207


Tabelle 1. Übersicht der notwendigen Informationen zur Umformul<strong>ie</strong>rung von eindimensionalen<br />

Bewertungen in Wertfunktionen: a) MSK-Bewertung, b) Anpassung<br />

und Ergänzung der MSK-Bewertung, c) Abbildung der MSK-Qualitätsklassen auf der<br />

Wertskala.<br />

Verschlammung der <strong>Flu</strong>sssohlenfläche als<br />

Attributeinheit dargestellt werden (Bild 6A).<br />

Dazu werden drei Attributintervalle angenommen<br />

(0%, × 1%, × 2%, 100%). D<strong>ie</strong>se<br />

werden den drei Wertintervallen gegenübergestellt<br />

(schwarze Punkte). D<strong>ie</strong> kontinu<strong>ie</strong>rliche<br />

Wertfunktion ergibt sich durch<br />

lineare Interpolation d<strong>ie</strong>ser Kombinationen<br />

(durchgezogenen Lin<strong>ie</strong>). D<strong>ie</strong> Werte für d<strong>ie</strong><br />

diskret erhobenen Daten aus dem MSK<br />

(kein, wenig/mittel, v<strong>ie</strong>l) werden so konstru<strong>ie</strong>rt,<br />

dass s<strong>ie</strong> den Mittelpunkten der Attributintervalle<br />

entsprechen (d<strong>ie</strong>s führt zu<br />

den Werten 0.15, 0.45, 0.8; Bild 6B). Um d<strong>ie</strong><br />

Wertfunktion mit kontinu<strong>ie</strong>rlich erhobenen<br />

Attributen verwenden zu können, müssten<br />

noch d<strong>ie</strong> Klassengrenzen × 1% und × 2%<br />

von Experten festgelegt werden.<br />

3.3 Umformul<strong>ie</strong>rung von kontinu<strong>ie</strong>rlichen<br />

Bewertungen<br />

Ansatz: Es wird eine stetige Wertfunktion<br />

konstru<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong> Funktion steigt im Attributbereich,<br />

welcher der jeweiligen Qualitätsklasse<br />

zugeordnet ist, linear vom t<strong>ie</strong>fsten<br />

Wert der Klasse zum höchsten an. D<strong>ie</strong>s<br />

führt zu einer Bewertung, d<strong>ie</strong> mit den MSK-<br />

Qualitätsklassen kompatibel ist, aber Zwischenbewertungen<br />

innerhalb der Klassen<br />

feiner auflöst. Im MSK werden ein- und<br />

zweidimensionale kontinu<strong>ie</strong>rliche Bewertungen<br />

verwendet.<br />

Beisp<strong>ie</strong>l einer eindimensionalen<br />

Bewertung: Das Attribut «TOC» wird im<br />

Bild 7. Wertfunktion einer kontinu<strong>ie</strong>rlichen<br />

Bewertung.<br />

Modul «chemisch-physikalische Erhebungen,<br />

Nährstoffe mit fünf Zustandsklassen»<br />

gemäss Tabelle 1a bewertet. Um<br />

eine stetige Wertfunktion zwischen den<br />

Werten 0 und 1 erstellen zu können, müssen<br />

d<strong>ie</strong> Klassengrenzen der TOC-Bewertung<br />

um einen Minimal- und einen Maximalwert<br />

erweitert werden. Als Minimalwert<br />

wählen wir eine realistische, bestmögliche<br />

TOC-Konzentration (0.5 mg/l C), als Maximalwert<br />

eine schlechtestmögliche (15 mg/<br />

l C) (Tab. 1b). D<strong>ie</strong> Einteilung der Qualitätsklassen<br />

auf der Wertskala folgt dem<br />

Schema für fünf Klassen (Tab. 1c). Zur Erstellung<br />

der Wertfunktion werden nun d<strong>ie</strong><br />

erweiterten TOC-Konzentrationen auf der<br />

x-Achse den Werten der Wertskala auf der<br />

y-Achse gegenübergestellt. Dadurch wird<br />

eine stückweise lineare, stetige Wertfunktion<br />

konstru<strong>ie</strong>rt, wobei d<strong>ie</strong> MSK-Klassenzugehörigkeiten<br />

erhalten bleiben (Bild 7).<br />

Beisp<strong>ie</strong>l einer zweidimensionalen<br />

Bewertung: Im Modul «Hydrolog<strong>ie</strong>» werden<br />

neben ein- auch zweidimensionale<br />

Ansätze verwendet, z.B. um das Unterz<strong>ie</strong>l<br />

«Keine wesentlichen Beeinträchtigungen<br />

durch Schwall-Sunk» oder «Keine Hochwasserereignisse<br />

durch Regenwassereinleitungen»<br />

zu bewerten. Dabei hängt d<strong>ie</strong><br />

Bewertung jeweils vom Zusammensp<strong>ie</strong>l<br />

zwe<strong>ie</strong>r Attribute ab. D<strong>ie</strong> Bewertung z.B.<br />

des Schwall-Sunk-Phänomens im MSK<br />

durch das zweidimensionale Klasseneinteilungsdiagramm<br />

in Bild 8A ist weniger<br />

streng, wenn d<strong>ie</strong> Attributausprägung von<br />

«Schwallabfluss/mittlerem jährlichen Abfluss<br />

des Referenzzustands» im unteren<br />

Attributbereich l<strong>ie</strong>gt. Eine solche zweidimensionale<br />

Bewertung mit diskreten<br />

Klassenbereichen wird in eine kontinu<strong>ie</strong>rliche,<br />

zweidimensionale Wertfunktion umformul<strong>ie</strong>rt,<br />

indem für jede Attributausprägung<br />

des Attributs 1 d<strong>ie</strong> Klasseneinteilung<br />

analog zum eindimensionalen Fall durch<br />

eine stückweise lineare Funktion des Attributs<br />

2 ersetzt wird. D<strong>ie</strong>s heisst konkret,<br />

dass beisp<strong>ie</strong>lsweise für d<strong>ie</strong> Ausprägung<br />

von Attribut 1 = 1.75 (Bild 8B) d<strong>ie</strong> jeweiligen<br />

Ausprägungen des Attributs 2 bei<br />

den Schnittstellen mit den Klassengrenzen<br />

abgelesen werden. D<strong>ie</strong> Kombinationen der<br />

Ausprägungen von Attribut 2 mit der jeweiliger<br />

Klassengrenze bilden d<strong>ie</strong> Punkte,<br />

welche d<strong>ie</strong> Wertfunktion bilden (durchgezogene<br />

Lin<strong>ie</strong>; Bild 8C).<br />

3.4 Andere Fälle<br />

Schritt für Schritt werden alle Bewertungen<br />

aus den MSK-Modulen umformul<strong>ie</strong>rt.<br />

Dabei müssen folgende Punkte beachtet<br />

werden:<br />

Modul «Ökomorpholog<strong>ie</strong> F»: D<strong>ie</strong> Ökomorpholog<strong>ie</strong><br />

wird auf Stufe F mit v<strong>ie</strong>r<br />

Klassen gemäss Bild 4B bewertet.<br />

Modul «Hydrolog<strong>ie</strong>»: Zusätzlich zum Z<strong>ie</strong>l<br />

«Keine wesentlichen Beeinträchtigungen<br />

durch Schwall-Sunk» wird das Z<strong>ie</strong>l<br />

«Keine wesentlichen Beeinträchtigungen<br />

durch Spülungen und Entleerungen»<br />

ebenfalls durch eine zweidimensionale<br />

Wertfunktionen abgebildet. Für<br />

das Attribut «Hochwasserereignisse<br />

durch Regenwassereinleitungen» ist<br />

im Modul keine Ausprägung für den<br />

schlechtesten Wert defin<strong>ie</strong>rt und wird<br />

daher aus Rossi (2004) abgeleitet. D<strong>ie</strong><br />

Bewertungen aller neun Unterz<strong>ie</strong>le führen<br />

direkt zu je einer Qualitätsklasse,<br />

welche mit einer Technik, d<strong>ie</strong> additiv<br />

und worst-case kombin<strong>ie</strong>rt (s<strong>ie</strong>he Ka-<br />

Bild 8. Umformul<strong>ie</strong>rung einer zweidimensionalen Bewertung. A) MSK-Bewertung von<br />

Schwall-Sunk, B) Ablesen der Werte, C) Wertfunktion bei einem Wert von 1.75 für Attribut<br />

1. *korrig<strong>ie</strong>rt für d<strong>ie</strong> Einzugsgeb<strong>ie</strong>tsfläche, **korrig<strong>ie</strong>rt für d<strong>ie</strong> Pegeländerungsrate.<br />

208 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


pitel 4), zu einer einzigen Qualitätsklasse<br />

aggreg<strong>ie</strong>rt werden können.<br />

Modul «chemisch-physikalische Erhebungen,<br />

Nährstoffe»: D<strong>ie</strong> Nährstoffe<br />

werden gemäss Kapitel 3.3 mit einer<br />

kontinu<strong>ie</strong>rlichen Skala bewertet, wobei<br />

im Modul keine Angabe zur besten,<br />

bzw. schlechtesten Ausprägung der<br />

Attribute gemacht wird. Der Wert 1 wird<br />

daher für d<strong>ie</strong> optimale Nährstoff-Konzentration<br />

je Attribut und der Wert 0 als<br />

Attributzustand im Abfluss einer nicht<br />

optimal funktion<strong>ie</strong>renden Kläranlage<br />

defin<strong>ie</strong>rt (schlechtest möglicher Zustand<br />

in einem Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer).<br />

Modul «Makrozoobenthos F»: Bis anhin<br />

wurde das Makrozoobenthos in der<br />

Schweiz entweder mit dem französischen<br />

Index IBGN (Cabinet GAY Environnement<br />

2000) oder dem Makroindex<br />

(Frutiger und S<strong>ie</strong>ber, 2005) bewertet.<br />

Das im 2010 ersch<strong>ie</strong>nene Modul<br />

«Makrozoobenthos F» (Stucki, 2010)<br />

empf<strong>ie</strong>hlt nun neu, den Index IBCH zu<br />

verwenden. Das von uns vorgeschlagene<br />

Konzept erlaubt es, IBGN-, Makroindex-<br />

und IBCH-Daten in d<strong>ie</strong> Bewertung<br />

mit einzubez<strong>ie</strong>hen (gemäss<br />

Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> Bild 3).<br />

Modul «K<strong>ie</strong>selalgen»: D<strong>ie</strong> K<strong>ie</strong>selalgen<br />

werden kontinu<strong>ie</strong>rlich durch einen Index<br />

bewertet.<br />

Modul «Fische F»: Auch im Modul<br />

«Fische F» fehlen z.T. Angaben zu besten<br />

resp. schlechtesten Attributausprägungen.<br />

D<strong>ie</strong>se Lücken werden<br />

durch Expertenschätzungen gefüllt.<br />

Modul «Äusserer Aspekt»: Der «Äussere<br />

Aspekt» verwendet gemäss Bild 4C drei<br />

diskrete Zustandsklassen für d<strong>ie</strong> Bewertung.<br />

Alle neun Unterz<strong>ie</strong>le werden<br />

diskret bewertet, wobei d<strong>ie</strong> Einzelbewertungen<br />

direkt in Zustandsklassen<br />

münden (keine Aggregation). Eine<br />

Umformul<strong>ie</strong>rung der diskreten in kontinu<strong>ie</strong>rliche<br />

Bewertungen wäre, ausser<br />

bei den Unterz<strong>ie</strong>len «Kein Schaum»<br />

und «Kein Geruch» möglich (nicht<br />

zwingend diskrete Bewertungen).<br />

Trotz d<strong>ie</strong>ser offensichtlichen V<strong>ie</strong>lfältigkeit<br />

an modulspezifischen Eigenheiten sind<br />

alle Bewertungen mit unserem Konzept<br />

kompatibel.<br />

4. Integration der Einzelbewertungen<br />

durch Aggregation<br />

Nachdem d<strong>ie</strong> Wertfunktionen der Unterz<strong>ie</strong>le<br />

auf der jeweils untersten Ebene (Attribute)<br />

aus den Bewertungen der MSK-Module<br />

übersetzt sind, können d<strong>ie</strong>se Werte<br />

zur Quantifiz<strong>ie</strong>rung der Erfüllung der Z<strong>ie</strong>le<br />

auf jeder bel<strong>ie</strong>bigen Ebene, bis zum Ge-<br />

samtwert für den naturnahen ökologischen<br />

Zustand, aggreg<strong>ie</strong>rt werden. Werte der<br />

Z<strong>ie</strong>le auf der untersten Ebene sind zum<br />

Beisp<strong>ie</strong>l wichtig für d<strong>ie</strong> Defizitanalyse. Integrale<br />

Qualitätswerte von <strong>Flu</strong>ssabschnitten<br />

können z.B. für d<strong>ie</strong> Prioris<strong>ie</strong>rung von Massnahmen<br />

oder für den Dialog mit Personen<br />

aus der Politik oder aus Interessengruppen<br />

eingesetzt werden.<br />

D<strong>ie</strong> Wahl der Aggregationsfunktion<br />

ist sehr entscheidend, denn s<strong>ie</strong> bestimmt,<br />

zu welchem Grad sich eine schlechte Erfüllung<br />

eines Unterz<strong>ie</strong>ls durch d<strong>ie</strong> gute Erfüllung<br />

eines anderen Unterz<strong>ie</strong>ls kompens<strong>ie</strong>ren<br />

lässt. D<strong>ie</strong> einfachste Aggregation,<br />

d<strong>ie</strong> von einer solchen Kompens<strong>ie</strong>rbarkeit<br />

ausgeht, besteht aus der Bildung eines<br />

gewichteten Mittelwertes (additive Aggregation,<br />

Eisenführ et al., 2010) der Erfüllungsgrade<br />

der Unterz<strong>ie</strong>le, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> zum<br />

Beisp<strong>ie</strong>l beim Modul «Fische F» oder der<br />

«Ökomorpholog<strong>ie</strong> F und S» vorkommt.<br />

D<strong>ie</strong> additive Aggregation ist passend,<br />

wenn mit mehreren, ähnlichen Attributen<br />

ein Z<strong>ie</strong>l bewertet werden soll. In d<strong>ie</strong>sem<br />

Fall ist eine gegenseitige Kompensation<br />

untersch<strong>ie</strong>dlicher Ergebnisse sinnvoll, da<br />

durch d<strong>ie</strong> Mittelwertbildung d<strong>ie</strong> Zuverlässigkeit<br />

des Ergebnisses erhöht wird. Messen<br />

Unterz<strong>ie</strong>le hingegen wichtige, komplementäre<br />

Aspekte eines Z<strong>ie</strong>ls, ist eine<br />

solche vollständige Kompens<strong>ie</strong>rbarkeit<br />

unerwünscht. Für d<strong>ie</strong>sen Fall ist d<strong>ie</strong> Worstcase-Aggregation<br />

eine Alternative, welche<br />

dem übergeordneten Z<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> schlechteste<br />

der Bewertungen der Unterz<strong>ie</strong>le zuweist.<br />

D<strong>ie</strong>se Bewertung findet dort Anwendung,<br />

wo eine schlechte Ausprägung eines bestimmten<br />

Attributs durch keine anderen<br />

Attribute kompens<strong>ie</strong>rt werden darf. Bei<br />

Aggregationen auf höheren Ebenen, um<br />

beisp<strong>ie</strong>lsweise das Oberz<strong>ie</strong>l «Naturnaher<br />

ökologischer Zustand» zu bewerten,<br />

wurden beide Aggregationstechniken in<br />

der Praxis als unrealistisch beurteilt. Einerseits<br />

erlaubt d<strong>ie</strong> additive Aggregation<br />

eine zu weit gehende Kompensation von<br />

Defizitbereichen, andererseits hat d<strong>ie</strong><br />

Worst-case-Aggregation den Nachteil,<br />

dass eine Verbesserung des Zustands nur<br />

dann erreicht werden kann, wenn d<strong>ie</strong> Erfüllung<br />

des Unterz<strong>ie</strong>ls mit der schlechtesten<br />

Bewertung verbessert wird. Wir schlagen<br />

daher vor, für d<strong>ie</strong> Aggregationen auf höheren<br />

Ebenen, auf welchen vermehrt komplementäre<br />

Aspekte aggreg<strong>ie</strong>rt werden,<br />

eine alternative Technik zu verwenden.<br />

Dafür kombin<strong>ie</strong>ren wir d<strong>ie</strong> Cobb-Douglas-<br />

Funktion aus der Micro ökonom<strong>ie</strong> (Cobb<br />

and Douglas, 1928, Varian 2010) mit additiver<br />

und/oder Worst-case-Aggregation<br />

zu einer gemischten Technik. D<strong>ie</strong>se ist so<br />

angelegt, dass eine Zustandsverbesserung<br />

des schlechtest erfüllten Unterz<strong>ie</strong>ls<br />

zu einer maximalen Verbesserung des<br />

aggreg<strong>ie</strong>rten Gesamtwerts führt; wird das<br />

Unterz<strong>ie</strong>l mit dem zweitschlechtesten Erfüllungsgrad<br />

um denselben Betrag verbessert,<br />

ergibt sich eine geringere Verbesserung<br />

des Gesamtwerts; und eine<br />

vergleichbare Verbesserung des am besten<br />

erfüllten Unterz<strong>ie</strong>ls fällt am wenigsten<br />

ins Gewicht. Zudem kann bei d<strong>ie</strong>ser gemischten<br />

Technik frei gewählt werden, w<strong>ie</strong><br />

stark d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen Komponenten das<br />

Resultat beeinflussen sollen. Erste Diskussionen<br />

mit Experten bestätigten, dass d<strong>ie</strong><br />

gemischte Aggregation ihre Präferenzen<br />

besser abbildet als eine additive oder<br />

Worst-case-Aggregation. Im Rahmen von<br />

zukünftigen Stud<strong>ie</strong>n müssen jedoch versch<strong>ie</strong>dene<br />

Aspekte der gemischten Aggregation<br />

noch genauer untersucht werden.<br />

Bild 5 in Reichert et al., 2011 veranschaulicht<br />

d<strong>ie</strong> Aggregation am Beisp<strong>ie</strong>l von zwei<br />

Attributen. Eine ähnliche Technik wird bereits<br />

im Modul «Hydrolog<strong>ie</strong>» angewendet.<br />

In unserer Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> (Bild 3)<br />

wurden d<strong>ie</strong> bereits in den MSK-Modulen<br />

festgelegten Aggregationen übernommen.<br />

Will man nun zu einer integrativen<br />

Beurteilung kommen, müssen auch Z<strong>ie</strong>lwerte,<br />

welche im MSK nicht aggreg<strong>ie</strong>rt<br />

wurden, zusammengefasst werden. Für<br />

d<strong>ie</strong> Nährstoffe sow<strong>ie</strong> den Äusseren Aspekt<br />

schlagen wir dafür eine worst-case<br />

Aggregation vor, da d<strong>ie</strong> Qualitätsanforderungen<br />

gemäss GSchV Anhang 2 Ziffer 11<br />

und 12 für d<strong>ie</strong> einzelnen Unterz<strong>ie</strong>le erfüllt<br />

sein müssen. Aus den bereits diskut<strong>ie</strong>rten<br />

Gründen empfehlen wir, für alle neu zu<br />

defin<strong>ie</strong>renden Aggregationen (auf hohen<br />

h<strong>ie</strong>rarchischen Ebenen) d<strong>ie</strong> gemischte<br />

Aggregation zu verwenden. D<strong>ie</strong> Gewichte<br />

in d<strong>ie</strong>sen Aggregationen müssen noch mit<br />

einer entsprechenden Expertengruppe<br />

diskut<strong>ie</strong>rt und festgelegt werden.<br />

5. Anwendungsbeisp<strong>ie</strong>le mit<br />

Softwareunterstützung<br />

Nach der Festlegung der einzelnen Aggregationstechniken<br />

ist das MSK vollständig<br />

umformul<strong>ie</strong>rt. Mit Hilfe der erstellten<br />

Wertfunktionen können nun aus Daten<br />

von gemessenen Attributen Qualitätszustände<br />

auf versch<strong>ie</strong>denen h<strong>ie</strong>rarchischen<br />

Ebenen – von Teilz<strong>ie</strong>len innerhalb der Module,<br />

über d<strong>ie</strong> Modul-Ebene bis zur finalen<br />

Integrationsebene – berechnet werden.<br />

Als Grundlage d<strong>ie</strong>nen weiterhin Daten,<br />

welche MSK-Module erhoben. Für d<strong>ie</strong><br />

Zustandsbewertung, z.B., können aus<br />

d<strong>ie</strong>sen Attributdaten d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lerreichungsgrade<br />

der jeweils dazugehörigen Unter-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 209


Bild 9. Software-Output der Z<strong>ie</strong>l-h<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> des Ist-Zustands eines fiktiven <strong>Flu</strong>ssabschnitts x. Abkürzungen der Attribute könnten in<br />

der Wörterbuch-Datei nachgeschlagen werden.<br />

z<strong>ie</strong>le mit den Wertfunktionen auf unterster<br />

Ebene berechnet werden. D<strong>ie</strong>se Werte<br />

werden dann durch d<strong>ie</strong> defin<strong>ie</strong>rten Aggregationen<br />

zu den jeweils nächst höheren<br />

Ebenen zusammengefasst. D<strong>ie</strong> Aggregationen<br />

werden so lange fortgeführt, bis<br />

man den Qualitätswert des gewünschten<br />

Z<strong>ie</strong>ls erreicht hat. D<strong>ie</strong>se Schritte können<br />

manuell durchgeführt werden. Um d<strong>ie</strong> Anwendung<br />

zu erleichtern, haben wir eine<br />

Software-Applikation entwickelt, d<strong>ie</strong> auf<br />

der frei verfügbaren Statistik und Grafiksoftware<br />

R (http://www.r-project.org) ba-<br />

s<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong>se Software steht Interess<strong>ie</strong>rten<br />

zur fre<strong>ie</strong>n Verfügung. D<strong>ie</strong> Software benötigt<br />

als Input eine Textdatei, in welcher d<strong>ie</strong><br />

Zeilen d<strong>ie</strong> Attributwerte für versch<strong>ie</strong>dene<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitte oder versch<strong>ie</strong>dene Managementoptionen<br />

enthalten. Eine solche<br />

Datei kann sehr einfach mit den gängigen<br />

Tabellenkalkulations- oder Datenbankprogrammen<br />

erstellt werden. Da nicht alle<br />

Kantone d<strong>ie</strong> gemessenen Attribute in ihren<br />

Datenbanken gleich benennen, steht eine<br />

Wörterbuch-Datei zur Verfügung, welche<br />

vor der Anwendung der Software mit den<br />

kantonsspezifischen Attributnamen ergänzt<br />

werden kann. Damit wird verm<strong>ie</strong>den,<br />

dass d<strong>ie</strong> Kantone ihre Namenskonventionen<br />

ändern müssen. D<strong>ie</strong> Software<br />

erlaubt den Nutzern, d<strong>ie</strong> Definition der<br />

MSK-Bewertung und ihre Attributdaten<br />

einzulesen, Wertfunktionen zu berechnen<br />

und d<strong>ie</strong> Resultate grafisch darzustellen.<br />

Im Folgenden werden mögliche Anwendungen<br />

des in d<strong>ie</strong>sem Artikel vorgeschlagenen<br />

Konzepts sow<strong>ie</strong> der Software anhand<br />

von zwei Beisp<strong>ie</strong>len illustr<strong>ie</strong>rt.<br />

210 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Tabelle 2. Werte der Unterz<strong>ie</strong>le export<strong>ie</strong>rt aus der Software. Bewertungen, welche wegen fehlender Daten<br />

nicht durchgeführt werden können, sind durch «NA» gekennzeichnet. Bewertungen können gleichzeitig für<br />

mehrere <strong>Flu</strong>ssabschnitte durchgeführt werden (x, y, usw.).<br />

Beisp<strong>ie</strong>l 1a: Grafische Darstellung der<br />

Qualität eines <strong>Flu</strong>ssabschnitts<br />

Bild 9 zeigt den Software-Output<br />

einer Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> für einen fiktiven <strong>Flu</strong>ssabschnitt,<br />

für welchen gemessene Daten<br />

für alle Attribute ausser für d<strong>ie</strong> Makrozoobenthos<br />

Indizes IBCH und IBGN (weisse<br />

Kästchen) vorhanden sind. Der Z<strong>ie</strong>lerreichungsgrad<br />

für das Modul «Makrozoobenthos»<br />

kann trotz der fehlenden Werte des<br />

IBGN und IBCH berechnet werden, da für<br />

d<strong>ie</strong>ses Modul nur eines der drei Unterz<strong>ie</strong>le<br />

als notwendig defin<strong>ie</strong>rt wurde (s<strong>ie</strong>he Kp. 6).<br />

D<strong>ie</strong> aggreg<strong>ie</strong>rte Qualitätsklasse für den<br />

«Äusseren Aspekt» und den chemischen<br />

Zustand zeigt, w<strong>ie</strong> im Modul «Nährstoffe»<br />

beschr<strong>ie</strong>ben, d<strong>ie</strong> Worst-case-Klasse an.<br />

In d<strong>ie</strong>ser Darstellung können d<strong>ie</strong> Defizite<br />

z.B. auf Attribut-, Modul- oder auf höheren<br />

Ebenen direkt und sehr einfach abgelesen<br />

werden.<br />

Beisp<strong>ie</strong>l 1b: Tabellarische Darstellung der<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnittsqualität in Werten<br />

D<strong>ie</strong> exakten Werte für alle Unterz<strong>ie</strong>le<br />

einer <strong>Flu</strong>ssabschnittsbewertung,<br />

welche d<strong>ie</strong> Qualitätsklassen und damit<br />

d<strong>ie</strong> Farben in der Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> defin<strong>ie</strong>ren<br />

(Bild 9), können direkt in eine Textdatei<br />

export<strong>ie</strong>rt werden (Tab. 2). Im Falle des<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitts x l<strong>ie</strong>gt z.B. der Wert des<br />

Oberz<strong>ie</strong>ls «Naturnaher ökologischer Zustand»<br />

(Ökolog<strong>ie</strong>) bei 0.37, der Wert des<br />

Unterz<strong>ie</strong>ls «Naturnaher biologischer Zustand»<br />

(Biolog<strong>ie</strong>) bei 0.38 etc.<br />

Beisp<strong>ie</strong>l 2: Vergleich der <strong>Flu</strong>ssabschnittsqualität<br />

vor und nach potenz<strong>ie</strong>llen Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen<br />

Plant ein Kanton eine Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahme<br />

an einem <strong>Flu</strong>ssabschnitt,<br />

so können d<strong>ie</strong> potenz<strong>ie</strong>llen<br />

Qualitätsverbesserungen, welche durch<br />

versch<strong>ie</strong>dene Massnahmen erwartet werden,<br />

berechnet, grafisch dargestellt und<br />

so miteinander verglichen werden. D<strong>ie</strong>s<br />

bedingt teilweise eine Schätzung der erwarteten<br />

Auswirkungen der Massnahmen<br />

auf d<strong>ie</strong> MSK-Attribute. In Bild 10A wird d<strong>ie</strong><br />

ökologische Qualität des fiktiven <strong>Flu</strong>ssabschnitts<br />

aus Bild 9 nach einer Gerinneaufweitung<br />

simul<strong>ie</strong>rt, bzw. abgeschätzt. Dafür<br />

werden für d<strong>ie</strong> morphologischen Attribute<br />

«Werte der geplanten, verbesserten Attributausprägungen»<br />

eingesetzt, alle anderen<br />

Attributausprägungen bleiben für<br />

d<strong>ie</strong>ses Beisp<strong>ie</strong>l gleich. Bild 10B zeigt d<strong>ie</strong> simul<strong>ie</strong>rte<br />

Qualitätsverbesserung nach einer<br />

möglichen Kombination von Massnahmen<br />

w<strong>ie</strong> z.B. der Reduktion von Schwall-Sunk,<br />

höheren Restwassermengen oberhalb der<br />

Wasserrückgabe, oder ein verändertes<br />

Spülreglement im selben <strong>Flu</strong>ssabschnitt<br />

ohne morphologische Aufwertung. Gemäss<br />

d<strong>ie</strong>ser Darstellung der Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong><br />

würde, in d<strong>ie</strong>sem fiktiven Beisp<strong>ie</strong>l,<br />

der <strong>Flu</strong>ssabschnitt<br />

im abiotischen Bereich<br />

mehr von der<br />

morphologischen<br />

als von den hydrologischenAufwertungen<br />

profit<strong>ie</strong>ren:<br />

der abiotische sow<strong>ie</strong><br />

der ökologische<br />

Zustand wechselt<br />

nur bei der mor-<br />

phologischen Aufwertung von einem unbefr<strong>ie</strong>digenden<br />

(orange; Bild 9) zu einem<br />

mässigen Zustand (gelb; Bild 10B). Ein<br />

Vergleich der exakten Werte beider Massnahmen<br />

kann d<strong>ie</strong>sen Vergleich noch spezifiz<strong>ie</strong>ren:<br />

das Oberz<strong>ie</strong>l «Naturnaher ökologischer<br />

Zustand» erreicht mit der Massnahme<br />

Aufweitung den Wert 0.42 und ist<br />

daher nur geringfügig besser als mit den<br />

Massnahmen zur Verbesserung des hydrologischen<br />

Regimes (Wert = 0.37). Will<br />

man einen Schritt weiter gehen, könnten<br />

d<strong>ie</strong> Daten zu Verbesserungen der Attributausprägungen<br />

im biologischen Bereich,<br />

welche durch d<strong>ie</strong> Massnahmen zu erwarten<br />

sind, ebenfalls für eine Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong>simulation<br />

verwendet werden. Solche<br />

Effekte von Massnahmen auf Attribute<br />

können beisp<strong>ie</strong>lsweise von Experten geschätzt<br />

oder durch mathematische Modelle<br />

prognostiz<strong>ie</strong>rt werden (Borsuk et al.,<br />

2006, Schweizer et al., 2007).<br />

6. Vorschläge zur Erweiterung<br />

des MSK<br />

D<strong>ie</strong> in den Kapiteln 1–5 erläuterte Implementation<br />

von Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong>n und Wertfunktionen<br />

ebnet nun den Weg für versch<strong>ie</strong>dene<br />

Erweiterungen des MSK, welche<br />

d<strong>ie</strong> Bewertung genauer und flexibler<br />

machen sow<strong>ie</strong> seine Einbettung in das<br />

übergeordnete Konzept für multikriter<strong>ie</strong>lle<br />

Bild 10. Ausschnitt der Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> des fiktiven <strong>Flu</strong>ssabschnitts x berechnet aus Attributdaten, welche nach potent<strong>ie</strong>llen Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen<br />

erwartet würden. A) nach einer Gerinneaufweitung und Verbesserung der Sohle- und Uferverhältnisse, B)<br />

nach versch<strong>ie</strong>denen Massnahmen zur Aufwertung des hydrologischen Regimes.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 211


Entscheidungsunterstützung im Wassermanagement<br />

(MCWM) wesentlich erleichtern<br />

würden.<br />

Um d<strong>ie</strong> integrative Aggregation der<br />

Z<strong>ie</strong>lwerte zu vereinfachen schlagen wir<br />

vor, d<strong>ie</strong> Unterz<strong>ie</strong>le «Naturnahe Hydromorpholog<strong>ie</strong>»<br />

und «Naturnahe Chem<strong>ie</strong>/<br />

Ökotoxikolog<strong>ie</strong>» einzuführen (Bild 3).<br />

Dadurch müssen nur drei respektive<br />

zwei Unterz<strong>ie</strong>le (anstelle von fünf) zur<br />

nächst höheren Ebene aggreg<strong>ie</strong>rt werden,<br />

was das Festlegen der Aggregationsparameter<br />

vereinfacht.<br />

Messung von Attributen und Bewertung<br />

von Z<strong>ie</strong>len sollen immer strikt<br />

getrennt werden. Dadurch können<br />

Messdaten auch dann noch verwendet<br />

werden, wenn sich d<strong>ie</strong> Bewertungsskala<br />

in Zukunft ändern sollte. Zudem<br />

wird d<strong>ie</strong> Unsicherheit der Bewertungen,<br />

welche durch d<strong>ie</strong> Variabilität in der<br />

Datenaufnahme versch<strong>ie</strong>dener Personen<br />

entsteht, minim<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong>se Forderung<br />

ist beim MSK bereits weitgehend<br />

erfüllt.<br />

Nicht zwingend diskrete Attribute sollen<br />

in Zukunft, wo immer möglich und<br />

vom Aufwand her gerechtfertigt, kontinu<strong>ie</strong>rlich<br />

erhoben werden: z.B. könnte<br />

d<strong>ie</strong> Wassersp<strong>ie</strong>gelbreitenvariabilität<br />

(aus dem Modul «Ökomorpholog<strong>ie</strong> F»)<br />

anstatt diskret (ausgeprägt, eingeschränkt,<br />

keine) kontinu<strong>ie</strong>rlich mittels<br />

Variationskoeffiz<strong>ie</strong>nten einiger Daten<br />

der Wassersp<strong>ie</strong>gelbreite beurteilt werden.<br />

Attribute mit Schätzungen von<br />

wenig, mittel, v<strong>ie</strong>l (z.B. Modul «Äusserer<br />

Aspekt») könnten durch Schätzungen<br />

von Bedeckungsgraden, usw. ersetzt<br />

werden. Dadurch wird d<strong>ie</strong> Datenerhebung<br />

objektiver und deren Bewertung<br />

genauer, was den erhöhten<br />

Erhebungsaufwand rechtfertigen könnte.<br />

Zudem, w<strong>ie</strong> wir im Anwendungsbeisp<strong>ie</strong>l<br />

(Kp. 5) gesehen haben, kann<br />

ein kleiner Wertuntersch<strong>ie</strong>d bereits<br />

eine Änderung in der Zustandsklasse<br />

bewirken. Eine kontinu<strong>ie</strong>rliche Skala<br />

macht d<strong>ie</strong>se Fälle offenkundig. Wenn<br />

zusätzlich zu den Attributwerten auch<br />

deren Messfehler erhoben werden,<br />

würde d<strong>ie</strong> Genauigkeit der Messung<br />

noch besser dokument<strong>ie</strong>rt und d<strong>ie</strong><br />

Bewertungsqualität zusätzlich beurteilt<br />

werden können.<br />

Attribute und Z<strong>ie</strong>le können als notwendig<br />

oder freiwillig eingestuft werden.<br />

Als notwendig defin<strong>ie</strong>rte Attribute/Z<strong>ie</strong>le<br />

müssen zwingend aufgenommen/bewertet<br />

werden, damit das<br />

darauf aufbauende Z<strong>ie</strong>l auf der nächst<br />

höheren Ebene bewertet werden kann.<br />

D<strong>ie</strong> Standard-MSK-Bewertung kann<br />

dadurch mit zusätzlichen Attributen/<br />

Z<strong>ie</strong>len ergänzt werden, ohne dass sich<br />

etwas an der Bewertung ändert, wenn<br />

d<strong>ie</strong>se zusätzlichen Daten nicht vorhanden<br />

sind. D<strong>ie</strong>s hat zum Vorteil, dass<br />

Kantone, welche zusätzliche Daten<br />

erheben, d<strong>ie</strong>se auch verwenden können<br />

und dadurch eine breiter abgestützte<br />

Bewertung machen können.<br />

So können auch Module auf Stufe<br />

F durch Module auf Stufe S ersetzt oder<br />

Unterz<strong>ie</strong>le durch versch<strong>ie</strong>dene Attribute<br />

bewertet werden (beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

bei der Bewertung des Unterz<strong>ie</strong>ls «Naturnahes<br />

Vorkommen von Makrozoobenthos»<br />

durch d<strong>ie</strong> drei Attribute<br />

IBGN, IBCH und Makroindex; Bild 3<br />

und 9).<br />

Eine detaill<strong>ie</strong>rtere Bewertung erfordert<br />

d<strong>ie</strong> Einführung einer <strong>Flu</strong>sstypis<strong>ie</strong>rung.<br />

D<strong>ie</strong> Bewertung oder zumindest einzelne<br />

Elemente davon hängen dann<br />

vom <strong>Flu</strong>sstyp ab.<br />

Künftige oder zu überarbeitende Module<br />

sollten direkt als Wertfunktionen<br />

formul<strong>ie</strong>rt werden. D<strong>ie</strong>se methodische<br />

Vereinheitlichung der versch<strong>ie</strong>denen<br />

MSK-Bewertungen erleichtert d<strong>ie</strong> Erarbeitung<br />

und Kommunikation des Bewertungsverfahrens,<br />

ohne d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

der Methoden zu erschweren.<br />

Künftige oder zu überarbeitende Module<br />

sollen vermehrt auf der wachsenden<br />

internationalen Literatur aufbauen.<br />

D<strong>ie</strong> Begründung für d<strong>ie</strong> Wahl von Bewertungselementen<br />

und Gewichtungen<br />

sollen zusätzlich zur Methodenbeschreibung<br />

publiz<strong>ie</strong>rt werden. D<strong>ie</strong>s<br />

macht d<strong>ie</strong> Methoden einem grösseren<br />

Publikum bekannt, erhöht d<strong>ie</strong> Transparenz<br />

der Methoden und erleichtert<br />

deren Weiterentwicklung.<br />

7. Schlussfolgerungen<br />

und Ausblick<br />

In d<strong>ie</strong>sem Artikel schlagen wir vor, bestehende<br />

MSK-Module mit Hilfe von Methoden<br />

aus der Entscheidungstheor<strong>ie</strong> als<br />

Wertfunktionen darzustellen und neue<br />

Module in d<strong>ie</strong>sem Formalismus zu entwickeln.<br />

D<strong>ie</strong>s erweitert den Anwendungsbereich<br />

des MSK: Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer können<br />

integrativ bewertet werden, und durch d<strong>ie</strong><br />

Einbettung des MSK in ein übergeordnetes<br />

Konzept für multikriter<strong>ie</strong>lle Entscheidungsunterstützung<br />

im Wassermanagement<br />

können Entscheidungen über <strong>Flu</strong>ssmanagementoptionen<br />

unterstützt werden<br />

(Reichert et al., 2011). Dass eine solche<br />

Umformul<strong>ie</strong>rung relativ einfach möglich<br />

ist zeigt d<strong>ie</strong> grundsätzliche Kompatibilität<br />

der bisher im MSK entwickelten Methoden<br />

mit den vorgeschlagenen übergeordneten<br />

Konzepten. Zusätzlich zum bisherigen<br />

Nutzen des MSK sehen wir durch d<strong>ie</strong>sen<br />

Vorschlag d<strong>ie</strong> folgenden Vorteile (s<strong>ie</strong>he<br />

auch Kapitel 6):<br />

Flexibilität bzgl. Attributen und Z<strong>ie</strong>len:<br />

Das Konzept der notwendigen und<br />

freiwilligen Unterz<strong>ie</strong>le/Attribute erlaubt<br />

es unter anderem, der vorgeschlagenen<br />

Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> neue Unterz<strong>ie</strong>le/<br />

Attribute hinzuzufügen. D<strong>ie</strong>s hat zum<br />

Vorteil, dass MSK-Module, welche in<br />

Bearbeitung sind, sow<strong>ie</strong> zukünftige Module<br />

(z.B. zur Sedimentproblematik<br />

oder genetische Methoden in der Biolog<strong>ie</strong>)<br />

jederzeit integr<strong>ie</strong>rt werden können,<br />

oder dass Z<strong>ie</strong>le mittels untersch<strong>ie</strong>dlicher<br />

Attribute bewertet werden<br />

können (Bsp. Makrozoobenthos).<br />

Zudem können d<strong>ie</strong> Kantone, je nach<br />

möglichem Erhebungsaufwand, ihre<br />

Standardattribute aus den MSK-Modulen<br />

mit zusätzlichen Daten ergänzen.<br />

Wird d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> durch zusätzliche<br />

Unterz<strong>ie</strong>le und assozi<strong>ie</strong>rte<br />

Attribute ergänzt, muss bei der Aggregation<br />

der erhobenen Werte darauf geachtet<br />

werden, dass d<strong>ie</strong> Gewichtung<br />

der einzelnen Attribute dementsprechend<br />

angepasst wird.<br />

D<strong>ie</strong> MSK-Bewertungen bas<strong>ie</strong>ren auf<br />

einer fixen Anzahl Attribute. Zusätzlich<br />

vorhandene Daten bleiben daher ungenutzt,<br />

was den Grundsätzen einer<br />

guten Beurteilungsmethodik widerspricht.<br />

D<strong>ie</strong> Festlegung der fixen Attribute<br />

kann zudem d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

eines Moduls verzögern und hemmt<br />

d<strong>ie</strong> Verwendung (untersch<strong>ie</strong>dlicher)<br />

historischer Daten.<br />

Flexibilität bzgl. Aggreg<strong>ie</strong>rung: D<strong>ie</strong><br />

Bewertungen einzelner Z<strong>ie</strong>le aus den<br />

MSK-Modulen können interessenspezifisch<br />

auf versch<strong>ie</strong>denen Ebenen<br />

integr<strong>ie</strong>rt und kommuniz<strong>ie</strong>rt werden:<br />

das Interesse an stark integr<strong>ie</strong>rten<br />

Beurteilungen kann dadurch ebenso<br />

befr<strong>ie</strong>digt werden w<strong>ie</strong> das Bedürfnis,<br />

d<strong>ie</strong>se Integration aufzulösen und d<strong>ie</strong><br />

Einzelbeurteilungen beisp<strong>ie</strong>lsweise für<br />

d<strong>ie</strong> Defizitanalyse nutzen zu können.<br />

D<strong>ie</strong> MSK-Synthese schlägt derzeit ein<br />

Vorgehen zur Aggreg<strong>ie</strong>rung von biologischen<br />

und abiotischen Modulen vor,<br />

jedoch keine Gesamtaggregation zu<br />

einem integrativen Wert.<br />

Realitätsnahe Aggreg<strong>ie</strong>rung: D<strong>ie</strong> Anwendung<br />

von versch<strong>ie</strong>denen Aggregationstechniken<br />

inklusive der gemischten<br />

Aggregation auf versch<strong>ie</strong>denen<br />

Ebenen der Z<strong>ie</strong>lh<strong>ie</strong>rarch<strong>ie</strong> er-<br />

212 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


laubt eine Integration der Z<strong>ie</strong>le aus den<br />

einzelnen MSK-Modulen. Versch<strong>ie</strong>dene<br />

Experten bevorzugen auf einer<br />

höheren h<strong>ie</strong>rarchischen Ebene d<strong>ie</strong> gemischte<br />

Aggregation, um ihre Präferenzen<br />

abzubilden.<br />

In den meisten bisherigen MSK-Modulen<br />

sow<strong>ie</strong> der MSK-Synthese wurde<br />

additiv oder mittels worst-case aggreg<strong>ie</strong>rt.<br />

Eine Ausnahme bildet das Modul<br />

«Hydrolog<strong>ie</strong>», wo unter anderem eine<br />

Kombination der beiden in der Gesamt -<br />

aggregation angewendet wird.<br />

Kontinu<strong>ie</strong>rliche Werteskala von 0–1:<br />

Alle Bewertungen werden mit derselben,<br />

kontinu<strong>ie</strong>rlichen Wertskala zwischen<br />

0 und 1 gemacht. Bewertungen<br />

auf allen Ebenen werden so vergleichbar<br />

und können einfacher aggreg<strong>ie</strong>rt<br />

werden. D<strong>ie</strong> Ableitung von Zustandsklassen<br />

ist trotzdem jederzeit möglich.<br />

Da aber jedes Z<strong>ie</strong>l einen kontinu<strong>ie</strong>rlich<br />

berechneten Wert erhält kann untersch<strong>ie</strong>den<br />

werden, ob ein Z<strong>ie</strong>l gerade<br />

noch in der schlechteren Klasse oder<br />

knapp in der besseren Klasse ist. D<strong>ie</strong><br />

kontinu<strong>ie</strong>rliche Bewertung erleichtert<br />

auch d<strong>ie</strong> Unsicherheitsanalyse. D<strong>ie</strong><br />

Unsicherheit der Attributwerte kann<br />

mit konventionellen Methoden auf d<strong>ie</strong><br />

Unsicherheit der Bewertung propag<strong>ie</strong>rt<br />

werden.<br />

D<strong>ie</strong> Bewertungen im MSK beruhen alle<br />

auf versch<strong>ie</strong>denen Bewertungssystemen<br />

und sind daher zwischen den<br />

Modulen nicht direkt vergleichbar.<br />

Endbewertungen l<strong>ie</strong>gen nur in der<br />

Form von diskreten Qualitätsklassen<br />

vor. Durch d<strong>ie</strong> Aggregation solcher<br />

Klassenwerte können sich Unsicherheiten<br />

akkumul<strong>ie</strong>ren.<br />

Integrative Bewertung von Massnahmen:<br />

D<strong>ie</strong> vorgeschlagene Verwendung<br />

der umformul<strong>ie</strong>rten MSK-Bewertungen<br />

in Wertfunktionen ermöglicht<br />

nicht nur eine integrative <strong>Flu</strong>ssbewertung,<br />

sondern erlaubt auch eine<br />

integrative Entscheidungsunterstützung<br />

über vorgeschlagene Massnahmen<br />

im Rahmen eines multikriter<strong>ie</strong>llen<br />

Wassermanagements (MCWM, Reichert<br />

et al., 2011). Dazu wird der Nachher-Zustand<br />

der Attribute aus den<br />

MSK-Modulen für versch<strong>ie</strong>dene vorgeschlagene<br />

Massnahmen von Experten<br />

prognostiz<strong>ie</strong>rt oder durch mathematische<br />

Modelle simul<strong>ie</strong>rt. Der<br />

Vergleich der sich daraus ergebenden<br />

Bewertungen der Massnahmen ermöglicht<br />

deren Prioris<strong>ie</strong>rung. Es können<br />

sektor<strong>ie</strong>lle oder sektorübergreifende<br />

Massnahmen bewertet werden.<br />

Einheitliches Konzept für Bewertung<br />

und Management: D<strong>ie</strong> Anwendung<br />

des MCWM bei <strong>Flu</strong>ssbewertungen<br />

sow<strong>ie</strong> Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen<br />

(oder anderen Managementoptionen)<br />

erleichtert d<strong>ie</strong> Kommunikation und<br />

fördert, bei guter Einführung des Konzepts,<br />

d<strong>ie</strong> Transparenz solcher Projekte.<br />

MSK-Module sind wichtige Vollzugshilfen<br />

für d<strong>ie</strong> Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerbewertung<br />

in den Kantonen. Unsere Vorschläge<br />

bauen auf d<strong>ie</strong>sen Modulen<br />

auf, vereinheitlichen deren Darstellung<br />

und erweitern s<strong>ie</strong> um wesentliche<br />

Schritte, insbesondere um d<strong>ie</strong> integrative<br />

Bewertung und d<strong>ie</strong> verstärkte Verwendung<br />

im <strong>Flu</strong>ssmanagement.<br />

Begleitende wissenschaftliche Publikationen:<br />

Publikationen würden den<br />

internationalen Austausch im aktiven<br />

Geb<strong>ie</strong>t der ökologischen Zustandsbewertung<br />

und d<strong>ie</strong> Transparenz über<br />

d<strong>ie</strong> gewählten Verfahren fördern sow<strong>ie</strong><br />

d<strong>ie</strong> Weiterentwicklung der Module erleichtern.<br />

Im MSK wurden bisher kaum wissenschaftliche<br />

Artikel, begleitend zu den<br />

Modulen, publiz<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong> Begründungen<br />

zur Wahl der Verfahren sind daher nicht<br />

immer zugänglich.<br />

D<strong>ie</strong> h<strong>ie</strong>r vorgeschlagene Kombination<br />

des MSK mit Methoden aus der Entscheidungstheor<strong>ie</strong><br />

wird zurzeit in mehreren<br />

Projekten der Eawag angewendet und<br />

evalu<strong>ie</strong>rt sow<strong>ie</strong> mit Vertretern des BAFU<br />

und der Kantone in versch<strong>ie</strong>denen Arbeitsgruppen<br />

diskut<strong>ie</strong>rt. Mit d<strong>ie</strong>sem Artikel<br />

möchten wir d<strong>ie</strong>se Diskussion über d<strong>ie</strong><br />

Arbeitsgruppen hinaus stimul<strong>ie</strong>ren und<br />

Rückmeldungen in d<strong>ie</strong> Verbesserung der<br />

Konzepte sow<strong>ie</strong> der Praxistauglichkeit einfl<strong>ie</strong>ssen<br />

lassen.<br />

Verdankung<br />

Wir bedanken uns herzlich bei Hansruedi<br />

S<strong>ie</strong>grist, Christian Stamm und Jörg R<strong>ie</strong>ckermann<br />

für d<strong>ie</strong> Bereitstellung der Minimal- und<br />

Maximalwerte der für d<strong>ie</strong> Module «chemischphysikalische<br />

Erhebungen, Nährstoffe». D<strong>ie</strong><br />

vorl<strong>ie</strong>gende Arbeit profit<strong>ie</strong>rte von v<strong>ie</strong>len Diskussionen<br />

und Erfahrungen aus Projekten mit<br />

v<strong>ie</strong>len Partnern aus Wissenschaft und Praxis<br />

und von Diskussionen über eine theoretische<br />

Fund<strong>ie</strong>rung der Entscheidungsunterstützung<br />

an der Eawag. Insbesondere möchten wir uns<br />

bei Susanne Haertel-Borer, Janet Hering, Bernd<br />

Klauer, Martin Pfaundler, Jacqueline Schlosser,<br />

Nele Schuwirth, Steffen Schweizer, Ueli S<strong>ie</strong>ber,<br />

Christian Stamm und Stefan Vollenweider für<br />

das Gegenlesen und Komment<strong>ie</strong>ren früherer<br />

Entwürfe d<strong>ie</strong>ses Artikels bedanken.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Baumann, P. & Langhans, S.D. (2010): Entwurf.<br />

Methoden zur Untersuchung und Beurteilung<br />

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Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft<br />

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«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 213


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

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zur Untersuchung und Beurteilung der<br />

Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer. Wasserpflanzen: Anleitung zur<br />

Probenahme. Bundesamt für Umwelt, Bern.<br />

60 S.<br />

L<strong>ie</strong>chti, P. (2010): Methoden zur Untersuchung<br />

und Beurteilung der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer. Chemischphysikalische<br />

Erhebungen, Nährstoffe. Umwelt-Vollzug<br />

Nr. 1005. Bundesamt für Umwelt,<br />

Bern. 44 S.<br />

Linkov, I., Satterstrom, F.K., Kiker, G., Seager,<br />

T.P., Bridges, T., Gardner, K.H., Rogers, S.H.,<br />

Belluck, D.A., Meyer, A. (2006): Multicriteria decision<br />

analysis: A comprehensive decision approach<br />

for management of contaminated sediments.<br />

Risk Analysis 26: 61–78.<br />

Pfaundler, M., Dübendorfer, C., Zysset, A.<br />

(2011): Methoden zur Untersuchung und Beurteilung<br />

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Vollzug. Bundesamt für Umwelt, Bern. 114 S.<br />

Reichert, P., Borsuk, M., Hostmann, M., Schweizer,<br />

S., Sporri, C., Tockner, K., Truffer, B. (2007):<br />

Concepts of decision support for river rehabilitation.<br />

Environmental Modelling & Software 22:<br />

188–201.<br />

Reichert, P., Schuwirth, N., Langhans, S.D.<br />

(2011): MCWM ein Konzept für multikriter<strong>ie</strong>lle<br />

Entscheidungsunterstützung im Wassermanagement.<br />

Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft 2:139–48.<br />

Rossi, L. (2004): Temperaturveränderungen im<br />

Gewässer bei Regenwetter. gwa 11: 49–59.<br />

Schager, E. & Peter, A. (2004): Methoden zur Untersuchung<br />

und Beurteilung der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer<br />

in der Schweiz. Fische Stufe F (flächendeckend).<br />

Umwelt-Vollzug Nr. 44. Bundesamt für Umwelt,<br />

Wald und Landschaft BUWAL, Bern. 63 S.<br />

Stucki, P. (2010): Methoden zur Untersuchung<br />

und Beurteilung der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer. Makro -<br />

zoobenthos Stufe F. Bundesamt für Umwelt,<br />

Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1026: 61 S.<br />

Schweizer, S., Borsuk, M.E., Reichert, P. (2007):<br />

Predicting the morphological and hydraulic<br />

consequences of river rehabilitation. River Research<br />

and Applications 23: 303–322.<br />

Varian, H. (2010): Intermediate Microeconomics:<br />

A modern approach. W.W. Norton &<br />

Company.<br />

Wasser-Agenda 21 (2010): Einzugsgeb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement:<br />

Leitbild für d<strong>ie</strong> integrale Bewirtschaftung<br />

des Wassers in der Schweiz. Leitbild.<br />

18 S.<br />

Anschrift der Verfasser<br />

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der Information» oder rufen S<strong>ie</strong> einfach Tel. 056 484 54 54 an.


Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement/<br />

Gestion intégrale de l’espace fluvial<br />

«Teil 1»<br />

D<strong>ie</strong>ses multidisziplinäre Forschungsprojekt<br />

wurde 2007 im Anschluss an das<br />

Rhone-Thur-Projekt lanc<strong>ie</strong>rt. Es setzt auf<br />

Synerg<strong>ie</strong>n flussbautechnischer, ökologischer<br />

und soziokultureller Aspekte, um<br />

den vorhandenen Defiziten in Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern<br />

entgegenzuwirken. Dabei untersuchten<br />

Wasserbauer d<strong>ie</strong> Strömungs-<br />

und Habitatsv<strong>ie</strong>lfalt der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer,<br />

um konstruktive Lösungen für den Hochwasserschutz<br />

zu finden. Gleichzeitig erforschten<br />

Ökologinnen und Ökologen d<strong>ie</strong><br />

Habitats- und Artenv<strong>ie</strong>lfalt sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> ökologische<br />

Vernetzung der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer<br />

und ihrer angrenzenden terrestrischen<br />

Lebensräume. Z<strong>ie</strong>l ist es, dynamische und<br />

vernetzte Lebensräume zu fördern. Dazu<br />

braucht es innovative Konzepte in der<br />

Umsetzung flussbaulicher Massnahmen,<br />

welche d<strong>ie</strong> Ansprüche des Hochwasserschutzes<br />

erfüllen und d<strong>ie</strong> biologische V<strong>ie</strong>lfalt<br />

in den Gewässern erhöhen.<br />

Erste Resultate des Projektes wurden<br />

anlässlich der Tagung <strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen:<br />

«Synerg<strong>ie</strong>n zwischen Hochwasserschutz<br />

und Ökolog<strong>ie</strong>» am 25. November<br />

2010 in Bern präsent<strong>ie</strong>rt. In der<br />

vorl<strong>ie</strong>genden Artikelser<strong>ie</strong> werden d<strong>ie</strong> für<br />

d<strong>ie</strong> Praxis relevanten Schlussresultate in<br />

zwei Teilen mit insgesamt sechs Beiträgen<br />

vorgestellt. Im Weiteren werden voraussichtlich<br />

im Frühsommer 2012 Merkblätter<br />

des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) zu<br />

folgenden Themen erscheinen: Dynamik,<br />

Habitats- und Biodiversität, hydro-mor-<br />

phologische V<strong>ie</strong>lfältigkeit bei flussbaulichen<br />

Projekten, Vernetzung, Seiteneinmündungen,<br />

Blockrampen, Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässermodell<strong>ie</strong>rung<br />

sow<strong>ie</strong> Erfolgskontrollen.<br />

Das Projekt wurde gemeinsam von<br />

Eawag, LCH-EPFL, VAW-ETHZ und WSL<br />

erarbeitet und vom Bundesamt für Umwelt<br />

(BAFU) begleitet sow<strong>ie</strong> finanz<strong>ie</strong>ll unterstützt.<br />

Weitere Partner waren Kantone,<br />

Universitäten und Fachhochschulen.<br />

Nähere Informationen befinden<br />

sich auf «www.rivermanagement.ch»<br />

D<strong>ie</strong> Teilprojektleiter: Roland Fäh<br />

(VAW-ETHZ), Armin Peter (Eawag), Christoph<br />

Scheidegger (WSL) und Anton<br />

Schleiss (LCH-EPFL).<br />

Ce projet multidisciplinaire a été lancé<br />

en 2007 à la suite du projet Rhône-Thur<br />

et mise sur les synerg<strong>ie</strong>s entre les trois<br />

pôles suivants: écolog<strong>ie</strong>, construction<br />

hydraulique et enjeux socioculturels. Le<br />

but de cette approche est de reméd<strong>ie</strong>r<br />

aux déficits actuellement encourus par les<br />

cours d’eau. La part<strong>ie</strong> ingén<strong>ie</strong>r<strong>ie</strong> modélise<br />

les contraintes hydrauliques, afin de trouver<br />

des solutions applicables à la protection<br />

contre les crues. La part<strong>ie</strong> écolog<strong>ie</strong> fait<br />

état de la biodiversité des cours d’eau<br />

et des habitats riverains, ainsi que de<br />

l’interconnexion écologique. L’objectif<br />

final est la création d’habitats dynamiques<br />

et interconnectés en développant des<br />

nouveaux concepts lors de la construction<br />

d’aménagements fluviaux afin de satisfaire<br />

en même temps la protection contre les<br />

crues et l’augmentation de la biodiversité<br />

dans les cours d’eau.<br />

Les prem<strong>ie</strong>rs résultats du projet<br />

ont été présentés lors du symposium<br />

Revitalisation des cours d’eau: synerg<strong>ie</strong>s<br />

entre protection contre les crues et écolog<strong>ie</strong><br />

le 25 novembre 2010 à Berne. Dans une<br />

sér<strong>ie</strong> de 6 articles en deux parts, les résultats<br />

les plus importants et pertinents pour la<br />

pratique sont présentés. De plus, des fiches<br />

de recommandations seront publiées,<br />

probablement début été en 2012, par<br />

l’Office fédérale de l’environnement sur les<br />

thèmes dynamique, habitat et biodiversité,<br />

diversité hydraulique-morphologique dans<br />

le cadre des projets d’aménagements de<br />

cours d’eau, connectivité, confluences,<br />

rampes en bloc, modélisation des réseaux<br />

fluviales, ainsi la vérification du succès de<br />

mesures.<br />

Le projet a été élaboré par les<br />

partenaires suivants: l’Eawag, le LCH-<br />

EPFL, le VAW-ETHZ et le WSL. Il a été<br />

suivi et soutenu financièrement par l’Office<br />

fédérale pour l’environnement (OFEV).<br />

Les cantons, les universités et les hautes<br />

écoles spécialisés ont également participé<br />

au projet.<br />

Pour de plus amples informations,<br />

voir le site «www.rivermanagement.ch»<br />

Directeurs des sous-projets:<br />

Roland Fäh (VAW-ETHZ), Armin Peter<br />

(Eawag), Christoph Scheidegger (WSL) et<br />

Anton Schleiss (LCH-EPFL).<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 215<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Erhaltung und Förderung der Biodiversität<br />

von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern<br />

Maria Alp, Theresa Karpati, Silke Werth, Walter Gostner, Christoph Scheidegger, Armin Peter<br />

Zusammenfassung<br />

Biodiversität ist eine grundlegende Eigenschaft natürlicher Ökosysteme, d<strong>ie</strong> durch<br />

zunehmende menschliche Eingriffe in den letzten Jahrhunderten stark bedroht ist.<br />

Der komplexe Begriff Biodiversität umfasst d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt an Lebensräumen und Arten<br />

mit ihren ökologischen Funktionen und Interaktionen und ihrer genetischen V<strong>ie</strong>lfalt.<br />

All d<strong>ie</strong>se Aspekte sind eng miteinander verknüpft, und ein sachkundiges Wissen über<br />

d<strong>ie</strong>se Zusammenhänge ist eine wichtige Voraussetzung für d<strong>ie</strong> effiz<strong>ie</strong>nte Planung von<br />

Massnahmen zur Erhaltung und zur Förderung der Biodiversität.<br />

D<strong>ie</strong>ser Artikel erläutert wichtige Aspekte der Biodiversität in Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern. Unter<br />

anderem werden Ergebnisse von v<strong>ie</strong>r ausgewählten Stud<strong>ie</strong>n vorgestellt, d<strong>ie</strong> sich im<br />

Rahmen des Projekts «Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement» mit versch<strong>ie</strong>denen Aspekten<br />

der Biodiversität befasst haben. W<strong>ie</strong> hängt d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt aquatischer Organismen<br />

mit der <strong>Flu</strong>ssmorpholog<strong>ie</strong> zusammen? W<strong>ie</strong> können d<strong>ie</strong> Ansprüche versch<strong>ie</strong>dener Lebensphasen<br />

bei aquatischen Organismen berücksichtigt werden? Welche Faktoren<br />

beeinflussen d<strong>ie</strong> genetische V<strong>ie</strong>lfalt der Populationen? W<strong>ie</strong> beeinflusst d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>ssdynamik<br />

d<strong>ie</strong> Lebensräume und somit das Vorkommen von flussbegleitenden Arten?<br />

D<strong>ie</strong>se und andere Fragen werden im folgenden Artikel angegangen.<br />

1. Was macht d<strong>ie</strong><br />

Biodiversität aus?<br />

Defin<strong>ie</strong>rt nach der Biodiversitäts-Konvention<br />

(2005) bezeichnet der Begriff Biodiversität<br />

d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt an Ökosystemen und<br />

Arten mit ihren ökologischen Funktionen<br />

und Interaktionen sow<strong>ie</strong> ihrer genetischen<br />

V<strong>ie</strong>lfalt.<br />

Ein Ökosystem (beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

ein <strong>Flu</strong>ss) umfasst einen Lebensraum mit<br />

einer bestimmten Artengemeinschaft in<br />

einem räumlich abgegrenzten Ausschnitt<br />

der Biosphäre. Jede Art hat im Ökosystem<br />

ihren spezifischen Lebensraum, das Habitat.<br />

Habitate b<strong>ie</strong>ten den Arten Nahrung<br />

und Schutz und ermöglichen den Ablauf<br />

des gesamten Lebenszyklus. Ausserdem<br />

ist jede Art in ihrem Habitat auch Interaktionen<br />

mit anderen Arten w<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />

Konkurrenz oder Räuber-Beute-Bez<strong>ie</strong>hungen<br />

ausgesetzt. D<strong>ie</strong> Bedürfnisse jeder<br />

Art bezüglich Grösse und Typ des Habitats<br />

sind untersch<strong>ie</strong>dlich und können je nach<br />

Lebensabschnitt vari<strong>ie</strong>ren.<br />

Nicht nur d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt an Arten und<br />

Lebensräumen, sondern auch d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt<br />

an Funktionen, d<strong>ie</strong> ein Ökosystem erfüllt,<br />

machen einen bedeutenden Teil der Biodiversität<br />

aus. Bei Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern inter-<br />

ag<strong>ie</strong>ren geomorphologische und hydrologische<br />

Prozesse eng mit der <strong>Flu</strong>ss- und<br />

Uferbiota (Br<strong>ie</strong>rley & Fryirs, 2008). D<strong>ie</strong> Aufnahme<br />

und d<strong>ie</strong> Abgabe von Kohlendioxid,<br />

Sauerstoff und anderen Nährstoffen, der<br />

Abbau von organischem Material oder d<strong>ie</strong><br />

Primärproduktion sind nur wenige Beisp<strong>ie</strong>le<br />

v<strong>ie</strong>ler solcher Funktionen. Jede einzelne<br />

Art ist durch ihre Lebensfunktionen in<br />

einer Reihe solche Prozesse beteiligt und<br />

kann dabei sogar eine Schlüsselrolle übernehmen<br />

(Lawton, 1994).<br />

D<strong>ie</strong> genetische V<strong>ie</strong>lfalt ist wichtig,<br />

um das Überleben einzelner Arten zu ermöglichen.<br />

Wenn sich d<strong>ie</strong> Umweltbedingungen<br />

ändern, beisp<strong>ie</strong>lsweise bei einer<br />

Klimaerwärmung, überleben nur Individuen<br />

einer Art, welche d<strong>ie</strong> genetische Anlage<br />

haben, den sich ändernden Umwelteinflüssen<br />

(w<strong>ie</strong> Temperaturanst<strong>ie</strong>g oder<br />

Einwanderung neuer Arten) anzupassen.<br />

Eine hohe genetische V<strong>ie</strong>lfalt kann d<strong>ie</strong><br />

Überlebenswahrscheinlichkeiten von Populationen<br />

günstig beeinflussen. Umgekehrt<br />

kann der Verlust der genetischen<br />

V<strong>ie</strong>lfalt einer Art auch deren Anpassungsfähigkeit<br />

an sich verändernde Umweltfaktoren<br />

reduz<strong>ie</strong>ren (Frankham et al., 2010).<br />

D<strong>ie</strong> genetische V<strong>ie</strong>lfalt ist somit eine der<br />

Grundvoraussetzungen für d<strong>ie</strong> Erhaltung<br />

der Biodiversität unter sich verändernden<br />

Umweltbedingungen.<br />

2. D<strong>ie</strong> Rolle der V<strong>ie</strong>lfalt,<br />

Dynamik und Vernetzung der<br />

Habitate in Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern<br />

In Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern sind d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt, Grösse,<br />

funktionelle Vernetzung und Dynamik der<br />

Habitate wichtige Voraussetzungen für<br />

eine hohe Biodiversität. D<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt der<br />

Habitate wird durch eine Reihe abiotischer<br />

Umweltfaktoren charakteris<strong>ie</strong>rt. In einem<br />

natürlichen <strong>Flu</strong>sslauf sind d<strong>ie</strong>s vor allem<br />

d<strong>ie</strong> Morpholog<strong>ie</strong> und d<strong>ie</strong> Geolog<strong>ie</strong> des<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ts sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> chemische Zusammensetzung<br />

von Boden und Wasser, d<strong>ie</strong><br />

ihrerseits durch d<strong>ie</strong> Geolog<strong>ie</strong> beeinflusst<br />

sind. Auch dynamische Faktoren w<strong>ie</strong> saisonale<br />

Schwankungen der N<strong>ie</strong>derschläge,<br />

des Abflusses, der Temperatur oder der<br />

Einstrahlung sind wichtige Charakteristika<br />

der Habitate. D<strong>ie</strong> räumliche und zeitliche<br />

Verteilung des N<strong>ie</strong>derschlags bedingt<br />

nicht nur das Abflussregime in einem<br />

Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer, sondern auch d<strong>ie</strong> Höhe<br />

und V<strong>ie</strong>lfalt der Ufervegetation. Temperatur-<br />

und Einstrahlungsverlauf (Tages- und<br />

Jahreswerte) bestimmen Wachstum, Aktivität<br />

und Lebensdauer aquatischer und<br />

terrestrischer Arten. D<strong>ie</strong> für Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer<br />

wichtige Vernetzung der Habitate führt<br />

dazu, dass sich untersch<strong>ie</strong>dliche <strong>Flu</strong>ssabschnitte<br />

sow<strong>ie</strong> terrestrische und aquatische<br />

Habitate gegenseitig beeinflussen.<br />

D<strong>ie</strong> genannten Aspekte der Habitatv<strong>ie</strong>lfalt<br />

sind wichtig, um das Vorkommen fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerspezifischer<br />

Arten und damit ihre<br />

Funktion im Ökosystem Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer<br />

zu erhalten (Rohde, 2005; Bild 1).<br />

3. Auswirkung flussbaulicher<br />

Eingriffe auf d<strong>ie</strong> Lebensräume<br />

In verbauten und von Menschen genutzten<br />

Flüssen sind v<strong>ie</strong>le Umweltfaktoren verändert,<br />

was einschneidende Auswirkungen<br />

auf d<strong>ie</strong> Habitat- und Artenv<strong>ie</strong>lfalt nach<br />

sich z<strong>ie</strong>ht. Zu den stärksten Beeinträch-<br />

216 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Ein Ökosystem mit sehr hoher Biodiversität:<br />

<strong>Flu</strong>ssaue mit natürlicher<br />

Abflussdynamik<br />

Dynamische Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer mit natürlichen<br />

Altarmen und intakter Quervernetzung<br />

mit Auen weisen eine sehr hohe<br />

Habitatv<strong>ie</strong>lfalt auf (Bild 1). Durch bettbildende<br />

Hochwasserereignisse kann ein<br />

natürliches Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer seinen Lauf<br />

immer w<strong>ie</strong>der verlagern und so neue<br />

Lebensräume für aquatische und terrestrische<br />

Organismen mit untersch<strong>ie</strong>dlichsten<br />

Ansprüchen schaffen. Der<br />

Hauptarm bildet das Habitat für adulte<br />

Fische, strömungsl<strong>ie</strong>bende Jungfische<br />

und v<strong>ie</strong>le Wirbellose. In Seitenarmen mit<br />

t<strong>ie</strong>fen Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten finden<br />

Wasservögel und Jungfische Nahrung<br />

und Schutz. Regelmässige Überflutungen<br />

der Uferzone und K<strong>ie</strong>sbänke l<strong>ie</strong>fern<br />

neue Nährstoffe, führen aber auch zu<br />

geringeren Vegetationsdichten in d<strong>ie</strong>sen<br />

Habitaten. D<strong>ie</strong> K<strong>ie</strong>sbänke b<strong>ie</strong>ten so ein<br />

optimales Habitat für v<strong>ie</strong>le gefährdete<br />

Insekten- oder Pion<strong>ie</strong>rpflanzenarten (z.B.<br />

K<strong>ie</strong>sbank-Grashüpfer und Deutsche Tamariske),<br />

d<strong>ie</strong> auf offene K<strong>ie</strong>sbänke mit<br />

wenig Vegetation angew<strong>ie</strong>sen sind. S<strong>ie</strong><br />

sind auch wichtig als Bruthabitate für<br />

schotterbrütende Vogelarten (z.B. <strong>Flu</strong>ssregenpfeifer).<br />

In periodisch überfluteten<br />

Tümpeln leben und laichen v<strong>ie</strong>le Amphib<strong>ie</strong>narten<br />

(z.B. Gelbbauchunke, Laubfrosch,<br />

Alpenkammmolch). In der Weichholzaue<br />

wachsen strauch- bis baumhohe<br />

Weidengewächse und Schwarzpappeln,<br />

auf d<strong>ie</strong> einige seltene Schmetterlingsarten,<br />

w<strong>ie</strong> der Kleine Schillerfalter, angew<strong>ie</strong>sen<br />

sind. D<strong>ie</strong> Hartholzaue, d<strong>ie</strong> seltener<br />

überflutet wird, beherbergt Baumarten<br />

w<strong>ie</strong> St<strong>ie</strong>leiche, Bergulme und Esche<br />

sow<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>le Vögel (Kuckuck, Gelbspötter,<br />

Baumfalke).<br />

tigungen zählen d<strong>ie</strong> Begradigung von<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitten, d<strong>ie</strong> Kanalis<strong>ie</strong>rung von<br />

Flüssen, d<strong>ie</strong> Verbauung der Uferzone und<br />

der Sohle, d<strong>ie</strong> Veränderung des hydrologischen<br />

Regimes durch Wasserkraftwerke,<br />

d<strong>ie</strong> Fragment<strong>ie</strong>rung des Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässers<br />

durch Abstürze und Stauungen,<br />

sow<strong>ie</strong> der K<strong>ie</strong>sabbau (Naiman, Decamps<br />

& McClain, 2005).<br />

<strong>Flu</strong>ssbegradigungen führen zu<br />

einer dramatischen Reduktion der Wassert<strong>ie</strong>fenvariabilität<br />

und somit auch zu einer<br />

starken Veränderung der hydraulischen<br />

Verhältnisse im <strong>Flu</strong>ssprofil. <strong>Flu</strong>ssstrecken<br />

mit v<strong>ie</strong>lfältigen Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten<br />

– eine Grundvoraussetzung für das Vor-<br />

kommen von Arten mit untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />

Habitatansprüchen – sind monotonen, kanalis<strong>ie</strong>rten<br />

Strecken gewichen, d<strong>ie</strong> nur für<br />

Arten geeignet sind, d<strong>ie</strong> mit schnellen Strömungsverhältnissen<br />

auskommen.<br />

D<strong>ie</strong> Abholzung der Ufervegetation<br />

elimin<strong>ie</strong>rt den Laubeintrag, der d<strong>ie</strong> Nahrungsbasis<br />

für v<strong>ie</strong>le aquatische Wirbellose<br />

l<strong>ie</strong>fert. D<strong>ie</strong> Abholzung ist oft auch Ursache<br />

für unerwünschten Sedimenteintrag vom<br />

Ufer und den uml<strong>ie</strong>genden Bereichen.<br />

Das Fehlen natürlicher Vegetation und Beschattung<br />

beeinflusst d<strong>ie</strong> Wassertemperatur<br />

und somit auch den Sauerstoffgehalt<br />

des Wassers, besonders in kleinen, normalerweise<br />

bewaldeten Bächen.<br />

Auch Änderungen des hydrologischen<br />

Regimes haben grav<strong>ie</strong>rende<br />

Auswirkungen auf d<strong>ie</strong> aquatischen und<br />

terres trischen Lebensräume der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer.<br />

In Restwasserstrecken und unterhalb<br />

von Staudämmen ist der Abfluss<br />

oftmals stark reduz<strong>ie</strong>rt und d<strong>ie</strong> natürliche<br />

Hochwasserdynamik unterbrochen. D<strong>ie</strong>s<br />

führt zum Verschwinden v<strong>ie</strong>ler Habitate, so<br />

etwa von K<strong>ie</strong>sbänken mit versch<strong>ie</strong>denen<br />

Sukzessionsstad<strong>ie</strong>n der Vegetation, d<strong>ie</strong><br />

auf regelmässige, bettumlagernde Hochwasser<br />

zwingend angew<strong>ie</strong>sen sind.<br />

Zudem sind v<strong>ie</strong>le Schweizer Flüsse durch<br />

unnatürliche, tägliche und oft sehr starke<br />

Abflussschwankungen (Schwall-Sunk)<br />

beeinträchtigt, d<strong>ie</strong> durch den Betr<strong>ie</strong>b von<br />

Wasserkraftwerken verursacht werden.<br />

Beim Schwall, dem schnellen Anst<strong>ie</strong>g<br />

des Abflusses, kommt es zum Wegspülen<br />

(sogenannte Katastrophendrift) von<br />

aquatischen Wirbellosen und Jungfischen<br />

(Moog, 1993). Bei Sunk, dem raschen Absinken<br />

des Abflusses, kommt es hingegen<br />

zum Stranden von aquatischen Organis-<br />

men (Salveit et al., 2001). Solche vom Menschen<br />

verursachte Veränderungen des<br />

hydrologischen Regimes beeinträchtigen<br />

auch d<strong>ie</strong> Fortpflanzung und somit d<strong>ie</strong> Erhaltung<br />

v<strong>ie</strong>ler aquatischer Arten massiv.<br />

4. Welche Biodiversität ist<br />

erstrebenswert bei Revitalis<strong>ie</strong>rungsprojekten?<br />

Bei Revitalis<strong>ie</strong>rungen geht es nicht primär<br />

darum, hohe Artenzahlen zu erz<strong>ie</strong>len, sondern<br />

v<strong>ie</strong>lmehr, ökologische Funktionen<br />

der Gewässer w<strong>ie</strong>derherzustellen und<br />

eine W<strong>ie</strong>derbes<strong>ie</strong>dlung ehemals monotoner<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitte durch d<strong>ie</strong> charakteristischen<br />

Arten der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer zu<br />

ermöglichen. Unter d<strong>ie</strong>sen Z<strong>ie</strong>larten befinden<br />

sich hoch spezialis<strong>ie</strong>rte und seltene<br />

Arten mit untersch<strong>ie</strong>dlichsten Habitatansprüchen.<br />

V<strong>ie</strong>le d<strong>ie</strong>ser Arten erfüllen wichtige<br />

ökologische Schlüsselfunktionen (z.B.<br />

der landschaftsgestaltende Biber, d<strong>ie</strong> k<strong>ie</strong>sbankbefestigende<br />

Tamariske oder aquatische<br />

Insekten, von denen sich Fische und<br />

terrestrische Räuber ernähren).<br />

Um den Einfluss einer Reihe von<br />

Habitatfaktoren auf einzelne Arten sow<strong>ie</strong><br />

auf ganze Lebensgemeinschaften und<br />

somit auch auf d<strong>ie</strong> Biodiversität allgemein<br />

zu erläutern, werden h<strong>ie</strong>r v<strong>ie</strong>r Fallstud<strong>ie</strong>n<br />

aus dem Projekt «Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement»<br />

präsent<strong>ie</strong>rt.<br />

5. Fallstud<strong>ie</strong> 1: W<strong>ie</strong> hängt d<strong>ie</strong><br />

V<strong>ie</strong>lfalt des Makrozoobenthos<br />

mit der <strong>Flu</strong>ssmorpholog<strong>ie</strong><br />

zusammen?<br />

D<strong>ie</strong> Habitatv<strong>ie</strong>lfalt gilt als eine der wichtigsten<br />

Voraussetzungen für d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

und Erhaltung artenreicher Lebensgemeinschaften<br />

(Jungwirth et al., 2003).<br />

Bild 1. V<strong>ie</strong>lfalt der Lebensräume und Überschwemmungsdynamik einer natürlichen<br />

<strong>Flu</strong>ssaue.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 217<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Bild 2. Ausgewählte abiotische Indikatoren zum <strong>Flu</strong>sszustand (a) nach Woolsey et al. (2005) und d<strong>ie</strong> Artenv<strong>ie</strong>lfalt des Makrozoobenthos<br />

(b) an der Bünz (AG) und Sense (BE/FR). D<strong>ie</strong> Skala reicht von 0 bis 1, wobei 1 für d<strong>ie</strong> abiotischen Indikatoren ein natürliches<br />

<strong>Flu</strong>sssystem bezeichnet (oben) und für das Makrozoobenthos d<strong>ie</strong> höchstmög liche Diversität anzeigt.<br />

Bild 3a. Lebenszyklus einer Eintagsfl<strong>ie</strong>ge<br />

gemäss Studemann et al. (1992).<br />

Bild 3b. Eiablage von Eintagsfl<strong>ie</strong>gen der Famil<strong>ie</strong> Baetidae gemäss Encalada & Peckarsky<br />

(2007). Nach dem Landen auf einem aus dem Wasser herausragendem Stein kr<strong>ie</strong>chen<br />

d<strong>ie</strong> Weibchen unter Wasser und heften ihre Eimassen auf der Steinunterseite an.<br />

218 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


V<strong>ie</strong>le <strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen wurden bis<br />

heute unter der Annahme durchgeführt,<br />

dass d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derherstellung einer heterogenen,<br />

naturnahen <strong>Flu</strong>ssmorpholog<strong>ie</strong> zu<br />

einem besseren ökologischen Zustand<br />

mit reicheren Lebensgemeinschaften führt<br />

(Palmer et al., 2010). Um den Zusammenhang<br />

zwischen morphologischer V<strong>ie</strong>lfalt<br />

und Artenv<strong>ie</strong>lfalt zu untersuchen, wurden<br />

in den Jahren 2008–2009 zwei Fallstud<strong>ie</strong>n<br />

durchgeführt (Herzog, 2010, Staeheli,<br />

2008). Dafür wurden zwei Schweizer<br />

Flüsse (Bünz und Sense) ausgewählt, d<strong>ie</strong><br />

Abschnitte mit sehr untersch<strong>ie</strong>dlicher Morpholog<strong>ie</strong><br />

aufweisen.<br />

D<strong>ie</strong> Bünz (AG) ist ein Mittellandfluss,<br />

der durch eine landwirtschaftlich<br />

stark genutzte Gegend fl<strong>ie</strong>sst und vor<br />

etwa 100 Jahren zu einem grossen Teil<br />

begradigt und kanalis<strong>ie</strong>rt wurde (Burger,<br />

2007). Nur noch wenige Strecken haben<br />

eine naturnahe Morpholog<strong>ie</strong> beibehalten.<br />

Dafür weist d<strong>ie</strong> Bünz bei Möriken eine<br />

breite, durch K<strong>ie</strong>sbänke geprägte Aue<br />

von nationaler Bedeutung auf, d<strong>ie</strong> infolge<br />

eines 100-jährigen Hochwassers natürlich<br />

entstanden ist. Im Oberlauf der Bünz<br />

sind in den letzten Jahren durch mehrere<br />

<strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen weitere morphologisch<br />

v<strong>ie</strong>lfältige Strecken entstanden. D<strong>ie</strong><br />

Sense (BE/FR) hingegen ist ein voralpiner<br />

<strong>Flu</strong>ss, dessen natürliche Morpholog<strong>ie</strong> im<br />

ganzen Oberlauf erhalten ist. Nur im Unterlauf<br />

wurde das <strong>Flu</strong>ssufer bei Mittelhäusern<br />

durch Blockwürfe befestigt, und unterhalb<br />

von Thörishaus ist der <strong>Flu</strong>sslauf begradigt<br />

worden. In v<strong>ie</strong>r bis fünf Abschnitten beider<br />

Flüsse wurde neben der Morpholog<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Artenv<strong>ie</strong>lfalt vom Makrozoobenthos untersucht.<br />

Um den morphologischen Zustand<br />

jeder Strecke zu charakteris<strong>ie</strong>ren,<br />

wurden folgende Standardindikatoren<br />

aus dem Handbuch für Erfolgskontrolle<br />

verwendet (Woolsey et al., 2005): Wassersp<strong>ie</strong>gelbreitenvariabilität<br />

(Indikator<br />

14), Korngrössenverteilung des Substrats<br />

Makrozoobenthos<br />

Sammelbezeichnung für T<strong>ie</strong>re, d<strong>ie</strong> den<br />

Gewässerboden bewohnen und zumindest<br />

in einem Lebensstadium mit<br />

fre<strong>ie</strong>m Auge sichtbar sind (nach Jungwirth<br />

et al., 2003).<br />

Wegen ihrer Empfindlichkeit gegenüber<br />

v<strong>ie</strong>len anthropogenen Stressoren<br />

(Versauerung, organische Belastung,<br />

Schwallereignisse) und ihrer einfachen<br />

Beprobung werden d<strong>ie</strong> Arten des Makrozoobenthos<br />

oft als Bioindikatoren<br />

für Bewertung der Gewässergüte verwendet<br />

(Jungwirth et al., 2003).<br />

(Indikator 35), Sohlenstruktur (Indikator<br />

36), Verbauungsgrad und -art der Sohle<br />

(Indikator 37), Breite und Beschaffenheit<br />

des Uferbereichs (Indikator 42). Für d<strong>ie</strong><br />

Bewertung der V<strong>ie</strong>lfalt des Makrozoobenthos<br />

wurde der Simpson-Index, ein Standardindex<br />

für Diversität, kalkul<strong>ie</strong>rt.<br />

In Bezug auf alle morphologischen<br />

Indikatoren (ausser Indikator 37 an der<br />

Sense) gab es beträchtliche Untersch<strong>ie</strong>de<br />

zwischen den morphologisch v<strong>ie</strong>lfältigen<br />

und monotonen Abschnitten (Bild 2a). Es<br />

konnte jedoch kein Zusammenhang der<br />

Artenv<strong>ie</strong>lfalt des Makrozoobenthos mit<br />

der <strong>Flu</strong>ssmorpholog<strong>ie</strong> gezeigt werden<br />

(Bild 2b). So war zum Beisp<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> Diversität<br />

des Makrozoobenthos in der kanalis<strong>ie</strong>rten<br />

Strecke in der Bünz vergleichbar<br />

mit jener in der Aue bei Möriken.<br />

Solche Diskrepanzen zwischen<br />

morphologischer V<strong>ie</strong>lfalt und Artenv<strong>ie</strong>lfalt<br />

wurden schon in anderen Stud<strong>ie</strong>n gezeigt<br />

(Palmer 2010, Jaehnig et al., 2010).<br />

D<strong>ie</strong> Ergebnisse lassen jedoch nicht d<strong>ie</strong><br />

Schlussfolgerung zu, dass Revitalis<strong>ie</strong>rungen<br />

im Sinne von W<strong>ie</strong>derherstellung<br />

morphologischer Diversität der Erhöhung<br />

lokaler Artenv<strong>ie</strong>lfalt nicht d<strong>ie</strong>nen. V<strong>ie</strong>lmehr<br />

Bild 4a. Backstein-Experiment in der Bünz.<br />

deuten s<strong>ie</strong> darauf hin, dass noch weitere<br />

Faktoren eine wichtige Rolle sp<strong>ie</strong>len und in<br />

d<strong>ie</strong> Stud<strong>ie</strong>n und Massnahmenplanung miteinbezogen<br />

werden sollen (Palmer, 2010).<br />

D<strong>ie</strong>se Faktoren können positive Auswirkungen<br />

der morphologischen Verbesserungen<br />

auf aquatische Arten überlagern. In<br />

den beiden vorgestellten Fallstud<strong>ie</strong>n gibt<br />

es Anzeichen für solche überlagernden<br />

Effekte. In der Bünz könnten Wasserqualität<br />

und künstliche Abflussschwankungen<br />

d<strong>ie</strong> ausschlaggebende Rolle sp<strong>ie</strong>len. Seit<br />

Jahrzehnten wurde der <strong>Flu</strong>ss durch intensive<br />

Landwirtschaft, Einleitung von Abwässern<br />

durch mehrere Abwasserreinigungsanglagen,<br />

chemische Industr<strong>ie</strong> und<br />

dichte Bes<strong>ie</strong>dlung belastet (Burger, 2007).<br />

D<strong>ie</strong>se Belastung ist erst kürzlich etwas<br />

zurückgegangen. Zusätzlich sind d<strong>ie</strong> untersten<br />

drei Strecken (Bild 2 kanalis<strong>ie</strong>rt,<br />

naturnah und Bünzaue) von einer kleinen<br />

Wasserkraftanlage in Dottikon (T<strong>ie</strong>ffuhrtmühle)<br />

beeinflusst. Es ist bekannt,<br />

dass das Makrozoobenthos empfindlich<br />

gegenüber Veränderungen von Wasserqualität<br />

und hydrologischem Regime ist<br />

(Jungwirth, 2003). Somit könnten Defizite<br />

in d<strong>ie</strong>sen Lebensraumfaktoren d<strong>ie</strong> Ursa-<br />

Bild 4b. Eimassen von (Hydropsyche spp.), einer weitverbreiteten Köcherfl<strong>ie</strong>ge.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 219<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

che für d<strong>ie</strong> Ähnlichkeit in der V<strong>ie</strong>lfalt des<br />

Makrozoobenthos trotz beträchtlichen<br />

morphologischen Untersch<strong>ie</strong>den zwischen<br />

den Strecken an der Bünz sein. Im<br />

Vergleich zur Bünz ist d<strong>ie</strong> Belastung der<br />

Sense durch Landwirtschaft, S<strong>ie</strong>dlungen<br />

und Abwassereinleitungen (besonders im<br />

Oberlauf) sehr gering und das Abflussregime<br />

ist natürlich. Auch das Ausmass der<br />

<strong>Flu</strong>ssverbauungen im Unterlauf der Sense<br />

ist weniger dramatisch als in der Bünz. So<br />

ist beisp<strong>ie</strong>lsweise d<strong>ie</strong> Sohle immer noch<br />

weitgehend unverbaut (Bild 2a). Der gute<br />

ökologische Zustand der Sense im Oberlauf<br />

könnte eine positive Auswirkung<br />

auf d<strong>ie</strong> Artenzahl im verbauten Unterlauf<br />

haben, deren Lage im <strong>Flu</strong>ssnetzwerk es<br />

erlaubt, von der passiven Ausbreitung der<br />

Organismen aus den natürlichen Strecken<br />

im Oberlauf zu profit<strong>ie</strong>ren.<br />

Schlussfolgerungen:<br />

Eine W<strong>ie</strong>derherstellung der hydraulisch-<br />

morphologischen V<strong>ie</strong>lfalt kann in Flüssen<br />

mit Belastungen in Bezug auf Wasserqualität<br />

und Hydrolog<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong> Förderung der<br />

Artenv<strong>ie</strong>lfalt nicht ausreichend sein.<br />

Bei der Planung der Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen<br />

ist d<strong>ie</strong> Lage der Strecke<br />

im <strong>Flu</strong>ss relativ zur Lage von Quellpopulationen<br />

vordergründig zu berücksichtigen.<br />

Strecken unterhalb intakter <strong>Flu</strong>ssabschnitte<br />

können positiv beeinflusst werden<br />

und eine ähnlich hohe Biodiversität w<strong>ie</strong> natürliche<br />

Abschnitte aufweisen. Solange d<strong>ie</strong><br />

Beeinträchtigung der Lebensräume nicht<br />

grav<strong>ie</strong>rend ist, kann d<strong>ie</strong>ser positive Effekt<br />

der Lage im <strong>Flu</strong>ss bestimmte lokale Defizite<br />

kompens<strong>ie</strong>ren.<br />

D<strong>ie</strong> benthischen Makroinvertebraten<br />

reag<strong>ie</strong>ren nicht gleich auf alle Aspekte<br />

der <strong>Flu</strong>ssmorpholog<strong>ie</strong> bzw. der Verbauungen.<br />

Der Einbezug weiterer Organismengruppen<br />

(beisp<strong>ie</strong>lsweise Fische) wäre<br />

hilfreich für ein besseres Verständnis der<br />

Bild 5. Genetische V<strong>ie</strong>lfalt (ausgedrückt als Allelv<strong>ie</strong>lfalt) von Populationen des Bachflohkrebses<br />

(Gammarus fossarum) und der Eintagsfl<strong>ie</strong>ge (Baetis rhodani) an der<br />

Sense in Abhängigkeit von der Lage im <strong>Flu</strong>sssystem (ausgedrückt als Distanz zur<br />

Einmündung in d<strong>ie</strong> Saane).<br />

Zusammenhänge zwischen Habitat- und<br />

Artenv<strong>ie</strong>lfalt.<br />

6. Fallstud<strong>ie</strong> 2: Untersch<strong>ie</strong>dliche<br />

Lebensphasen –<br />

untersch<strong>ie</strong>dliche Habitate<br />

Zur Aufrechterhaltung der Artenv<strong>ie</strong>lfalt in<br />

einem <strong>Flu</strong>ss gilt es zu berücksichtigen,<br />

dass v<strong>ie</strong>le Arten im Verlauf ihrer Lebensphasen<br />

untersch<strong>ie</strong>dliche Ansprüche an<br />

ihre Lebensräume stellen. Spez<strong>ie</strong>ll trifft<br />

das für Organismen mit komplexen Lebenszyklen<br />

zu – w<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l Amphib<strong>ie</strong>n<br />

und aquatische Insekten, d<strong>ie</strong> einen<br />

Teil ihres Lebens im Wasser und einen<br />

Teil in terrestrischen Lebensräumen verbringen.<br />

Bei aquatischen Insekten ist d<strong>ie</strong><br />

geflügelte Adultphase auf dem Land sehr<br />

kurz (Bild 3a) – bei v<strong>ie</strong>len Arten dauert s<strong>ie</strong><br />

nur wenige Tage oder Stunden. Trotzdem<br />

sp<strong>ie</strong>len d<strong>ie</strong> Habitatsansprüche adulter Insekten<br />

eine entscheidende Rolle für d<strong>ie</strong><br />

Erhaltung der Populationen, da in d<strong>ie</strong>ser<br />

Lebensphase ihre Fortpflanzung stattfindet.<br />

Ein Schlüsselereignis stellt dabei d<strong>ie</strong><br />

Eiablage dar. V<strong>ie</strong>le aquatische Insekten<br />

sind an ihre Lebensräume spez<strong>ie</strong>ll angepasst<br />

und legen ihre E<strong>ie</strong>r nur auf einem bestimmten<br />

Substrattyp ab (z.B. Holz, Wasserpflanzen<br />

oder Steine; Reich & Downes,<br />

2003). Dabei sp<strong>ie</strong>lt nicht nur d<strong>ie</strong> Verfügbarkeit<br />

d<strong>ie</strong>ser Strukturen eine Rolle, sondern<br />

auch ihre Lage über oder unter dem Wasser.<br />

Adultt<strong>ie</strong>re mancher Insektenarten sind<br />

nicht fähig zu tauchen und brauchen aus<br />

dem Wasser herausragenden Substrate<br />

zur Landung (Bild 3b; Peckarsky, Taylor &<br />

Caudill, 2000). Für den Erfolg der Eiablage<br />

und somit für d<strong>ie</strong> Reproduktion solcher<br />

Arten sp<strong>ie</strong>len der Wasserstand und d<strong>ie</strong> lokale<br />

Wassert<strong>ie</strong>fenvariabilität eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Um d<strong>ie</strong> Auswirkungen von <strong>Flu</strong>ssverbauungen<br />

auf d<strong>ie</strong> Eiablage von Insekten<br />

zu untersuchen, wurde in zwei Schweizer<br />

Mittellandflüssen, Bünz (AG) und Reppisch<br />

(ZH), im Jahr 2008 ein Experiment<br />

durchgeführt. In beiden Flüssen wurden in<br />

drei Abschnitten mit sehr untersch<strong>ie</strong>dlicher<br />

Morpholog<strong>ie</strong> («naturnah», «kanalis<strong>ie</strong>rt»<br />

und «kürzlich revitalis<strong>ie</strong>rt») Backsteine eingesetzt<br />

(Bild 4a). D<strong>ie</strong>se Backsteine stellten<br />

zusätzliche Substrate für Invertebraten<br />

dar, d<strong>ie</strong> ihre Eimassen auf Steinoberflächen<br />

anheften; s<strong>ie</strong> ragten bei den meisten<br />

Abflussverhältnissen aus dem Wasser. D<strong>ie</strong><br />

Eiablage auf d<strong>ie</strong>sen Backsteinen und auf<br />

den natürlich vorhandenen Steinen wurde<br />

über den ganzen Sommer verfolgt. Über<br />

10 versch<strong>ie</strong>dene Insektengattungen (z.B.<br />

Hydropsyche, Hydroptila, Baetis, Bezzia)<br />

und andere Wirbellose (Hundeegel, Mol-<br />

220 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bild 6. Simulation von K<strong>ie</strong>sbanküberflutungen bei versch<strong>ie</strong>denen Abflussverhältnissen<br />

an der Senseaue bei Plaffe<strong>ie</strong>n.<br />

lusken, räuberische Plattwürmer) haben<br />

ihre Eimassen an den untergetauchten<br />

Flächen der Steine und Backsteine angeheftet<br />

(Bild 4b).<br />

D<strong>ie</strong> Ergebnisse zeigten, dass eine<br />

geringe Verfügbarkeit von Ablageflächen<br />

(z.B. in der Bünz in t<strong>ie</strong>feren Strecken mit<br />

wenigen grossen Steinen) d<strong>ie</strong> Fortpflanzungsmöglichkeiten<br />

für d<strong>ie</strong> untersuchten<br />

Eintags- und Köcherfl<strong>ie</strong>genarten stark einschränkte.<br />

Zudem zeigte ein Vergleich zwischen<br />

der Reppisch und der Bünz, dass<br />

auch das Abflussregime, ein regionaler<br />

Faktor, Einfluss auf eine erfolgreiche Eiablage<br />

hatte. In der Bünz, d<strong>ie</strong> im Gegensatz<br />

zur Reppisch durch starke Abfluss-<br />

schwankungen charakteris<strong>ie</strong>rt ist, beeinflusste<br />

der Anst<strong>ie</strong>g des Wasserstandes<br />

d<strong>ie</strong> Eimassendichte aller untersuchten<br />

Arten negativ. Rasche, durch Spülungen<br />

des Staubeckens der T<strong>ie</strong>ffurtmühle verursachte<br />

Erhöhungen des Abflusses könnten<br />

den Eintauchgrad der Steine steigern und<br />

somit ihre Verfügbarkeit für adulte aquatische<br />

Insekten verringern. Abflusserhöhungen<br />

können aber auch als allgemeiner<br />

Stressfaktor (z.B. physischer Stress durch<br />

zu hohe Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten) d<strong>ie</strong> Eiablage<br />

von allen aquatischen Invertebraten<br />

verhindern. Bei der Reppisch, d<strong>ie</strong> von<br />

keinen schwallähnlichen Schwankungen<br />

beeinflusst wird, konnte kein Effekt des<br />

Wasserstandes auf d<strong>ie</strong> Eimassendichte<br />

festgestellt werden.<br />

Schlussfolgerung:<br />

D<strong>ie</strong> Verfügbarkeit geeigneter Substrate<br />

für d<strong>ie</strong> Eiablage kann für eine W<strong>ie</strong>derbes<strong>ie</strong>dlung<br />

von Lebensräumen durch aquatische<br />

Insekten sehr wichtig sein. Damit d<strong>ie</strong><br />

erfolgreiche Eiablage und somit auch d<strong>ie</strong><br />

W<strong>ie</strong>derbes<strong>ie</strong>dlung revitalis<strong>ie</strong>rter Strecken<br />

durch aquatische Wirbellose (insbesondere<br />

Insekten) gewährleistet ist, sollten<br />

lokale Faktoren (Zusammensetzung des<br />

Substrates, mittlere T<strong>ie</strong>fe und T<strong>ie</strong>fenvariabilität)<br />

und regionale Faktoren (Abflussregime)<br />

berücksichtigt werden. D<strong>ie</strong> Verfügbarkeit<br />

grosser, aus dem Wasser ragender<br />

Steine kann d<strong>ie</strong> Eiablage v<strong>ie</strong>ler Insektenarten<br />

lokal fördern.<br />

7. Fallstud<strong>ie</strong> 3. D<strong>ie</strong> Rolle der<br />

Ausbreitungskapazität für<br />

genetische V<strong>ie</strong>lfalt<br />

D<strong>ie</strong> genetische V<strong>ie</strong>lfalt von Populationen<br />

hängt mit ihrer Grösse und ihrer Vernetzung<br />

mit anderen Populationen zusammen. Das<br />

Schrumpfen und d<strong>ie</strong> Isol<strong>ie</strong>rung von Populationen<br />

führen oft zu einer starken genetischen<br />

Verarmung. In einer Stud<strong>ie</strong> an der<br />

Sense (BE/FR) wurden genetische Marker<br />

verwendet, um d<strong>ie</strong> genetische V<strong>ie</strong>lfalt von<br />

zwei aquatischen Makrozoobenthosarten<br />

mit sehr untersch<strong>ie</strong>dlicher Ausbreitungskapazität<br />

zu untersuchen und zu vergleichen.<br />

Der Bachflohkrebs (Gammarus<br />

fossarum) ist eine Art mit geringerer Ausbreitungsfähigkeit<br />

und hoher Habitatspezialis<strong>ie</strong>rung.<br />

Bachflohkrebse können sich<br />

nur im Wasser durch Kr<strong>ie</strong>chen oder passive<br />

Drift flussabwärts ausbreiten. In der<br />

Sense wurde d<strong>ie</strong>se Art vor allem in Zuflüssen<br />

mit hohem Laubeinfall gefunden. D<strong>ie</strong><br />

Eintagsfl<strong>ie</strong>ge Baetis rhodani dagegen hat<br />

eine geflügelte Adultphase, d<strong>ie</strong> es ihr erlaubt,<br />

sich auch über Land und über Barr<strong>ie</strong>ren<br />

im <strong>Flu</strong>ss auszubreiten. Ausserdem<br />

hat d<strong>ie</strong>se Eintagsfl<strong>ie</strong>ge im Gegensatz zum<br />

Bachflohkrebs keine strenge Habitatsspezialis<strong>ie</strong>rung<br />

und kommt in den Zuflüssen<br />

sow<strong>ie</strong> im Mittellauf der Sense vor. Mehrere<br />

Populationen jeder Art wurden im Einzugsgeb<strong>ie</strong>t<br />

der Sense beprobt. Mit Hilfe der<br />

Mikrosatellitenanalyse wurden d<strong>ie</strong> genetische<br />

V<strong>ie</strong>lfalt und d<strong>ie</strong> Differenz<strong>ie</strong>rung jeder<br />

Population bestimmt.<br />

D<strong>ie</strong> Ergebnisse zeigten, dass d<strong>ie</strong><br />

genetische V<strong>ie</strong>lfalt des Bachflohkrebses<br />

von der Lage der Population im <strong>Flu</strong>ssnetzwerk<br />

abhängig war und sich flussabwärts<br />

erhöhte (Bild 5a). Je näher d<strong>ie</strong> Populationen<br />

zur Einmündung der Sense in<br />

d<strong>ie</strong> Saane lagen (und damit je höher d<strong>ie</strong><br />

Vernetzung mit anderen Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern)<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 221<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

desto höher war d<strong>ie</strong> genetische V<strong>ie</strong>lfalt des<br />

Bachflohkrebs. D<strong>ie</strong> Populationen im Oberlauf<br />

der Sense w<strong>ie</strong>sen dagegen eine n<strong>ie</strong>drige<br />

genetische V<strong>ie</strong>lfalt auf (Bild 5a). D<strong>ie</strong>ses<br />

Ergebnis weist darauf hin, dass Bachflohkrebse<br />

sich überw<strong>ie</strong>gend flussabwärts bewegen,<br />

was wahrscheinlich mit einer eher<br />

geringen aktiven Ausbreitungsfähigkeit<br />

zusammenhängt. D<strong>ie</strong> genetisch ver armten<br />

Populationen der Bachflohkrebse in den<br />

Oberläufen sind sehr wahrscheinlich gegenüber<br />

Störungen empfindlicher als Populationen<br />

im Unterlauf.<br />

Für d<strong>ie</strong> Eintagsfl<strong>ie</strong>ge wurde hingegen<br />

keine Abnahme der genetischen<br />

V<strong>ie</strong>lfalt mit der Entfernung zur <strong>Flu</strong>ssmündung<br />

gefunden (Bild 5b). D<strong>ie</strong>ses Ergebnis<br />

ist höchstwahrscheinlich durch eine hohe<br />

Ausbreitungsfähigkeit von Baetis rhodani<br />

bedingt, d<strong>ie</strong> zu einer hohen genetischen<br />

Austauschrate zwischen Populationen<br />

und gleichmässig ausgeprägter hoher genetischen<br />

V<strong>ie</strong>lfalt führt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Bei Arten mit schwacher Ausbreitungsfähigkeit<br />

ist d<strong>ie</strong> Lage der Populationen im<br />

<strong>Flu</strong>ssnetzwerk für ihre genetische V<strong>ie</strong>lfalt<br />

und somit für d<strong>ie</strong> Resistenz gegenüber<br />

Störungen ausschlaggebend. Lebensräume<br />

flussabwärts von grossen Populationen<br />

haben somit d<strong>ie</strong> höchste Wahrscheinlichkeit,<br />

von d<strong>ie</strong>sen Arten bes<strong>ie</strong>delt<br />

zu werden und stabile, adaptationsfähige<br />

Populationen zu erhalten.<br />

8. Fallstud<strong>ie</strong> 4: Welche Rolle<br />

sp<strong>ie</strong>len <strong>Flu</strong>ssdynamik und<br />

Gesch<strong>ie</strong>betransport für d<strong>ie</strong><br />

Tamariske?<br />

Eine wichtige Eigenschaft der <strong>Flu</strong>sslebensräume<br />

ist ihre Dynamik. Saisonale<br />

Schwankungen des Abflusses, des Gesch<strong>ie</strong>betransports<br />

und der Wassertemperatur<br />

sind typisch für naturnahe Flüsse. D<strong>ie</strong><br />

natürliche <strong>Flu</strong>ssdynamik ist entscheidend<br />

für d<strong>ie</strong> Erhaltung und Förderung versch<strong>ie</strong>dener<br />

Lebensräume und deren Vernetzung.<br />

Für terrestrische, flussbegleitende<br />

Arten ist zum Beisp<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derkehrzeit<br />

der Hochwasser ma<strong>ssg</strong>eblich. D<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derkehrzeit<br />

der grossen, k<strong>ie</strong>sbankumlagernden<br />

Hochwasser bestimmt das<br />

Sukzessionsstadium der Vegetation von<br />

K<strong>ie</strong>sbänken und Auenbereichen. Vor allem<br />

konkurrenzschwache, flussbegleitende<br />

Pflanzenarten benötigen Pion<strong>ie</strong>rstandorte<br />

zur Keimung ihrer Samen und zur erfolgreichen<br />

Etabl<strong>ie</strong>rung von Jungpflanzen.<br />

An der Sense (BE/FR) wurde d<strong>ie</strong><br />

Überschwemmungsdynamik von K<strong>ie</strong>sbänken<br />

untersucht, um d<strong>ie</strong> von der Deutschen<br />

Tamariske (Myricaria germanica) bes<strong>ie</strong>del-<br />

ten Habitate hydrologisch zu charakteris<strong>ie</strong>ren<br />

(Gostner et al., 2010). D<strong>ie</strong> Sense im<br />

Untersuchungsabschnitt bei Plaffe<strong>ie</strong>n ist<br />

durch eine vollkommen naturbelassene<br />

Morpholog<strong>ie</strong> und unbeeinflusste hydrologisches<br />

Regime und Gesch<strong>ie</strong>behaushalt<br />

geprägt. D<strong>ie</strong> relativ zum Hauptarm auf versch<strong>ie</strong>denen<br />

Höhen gelegenen K<strong>ie</strong>sbänke<br />

werden mit untersch<strong>ie</strong>dlicher Frequenz<br />

überflutet und weisen untersch<strong>ie</strong>dliche Vegetationstypen<br />

und -dichten auf: (i) K<strong>ie</strong>sbänke<br />

mit häufiger Überflutungsfrequenz<br />

und spärlichem Bewuchs, (ii) K<strong>ie</strong>sbänke<br />

mit mittlerer Überflutungsfrequenz und<br />

Vorhandensein von spez<strong>ie</strong>llen Arten w<strong>ie</strong><br />

z.B. der Deutschen Tamariske, (iii) K<strong>ie</strong>sbänke<br />

mit seltener Überflutungsfrequenz<br />

und einer für Auenwälder typischen Vegetation.<br />

In der folgenden wasserbaulichen<br />

Stud<strong>ie</strong> wurde numerische Modell<strong>ie</strong>rung<br />

angewendet, um d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derkehrdauer<br />

feststellen zu können, mit welcher d<strong>ie</strong> einzelnen<br />

K<strong>ie</strong>sbanktypen überflutet werden.<br />

Durch d<strong>ie</strong> Gegenüberstellung der Zeitser<strong>ie</strong>n<br />

versch<strong>ie</strong>dener Abflussmessstationen<br />

im Einzugsgeb<strong>ie</strong>t und eine daraus abgeleitete<br />

Interpolationsfunktion für den Untersuchungsabschnitt<br />

wurde eine Abflussdauerkurve<br />

konstru<strong>ie</strong>rt. Vor Ort wurden d<strong>ie</strong><br />

genaue Geländetopograph<strong>ie</strong> unter Einbez<strong>ie</strong>hung<br />

aller Bruchkanten und entlang von<br />

19 Querprofilen d<strong>ie</strong> Charakteristiken des<br />

Sohlesubstrates (Pebble-Count-Methode<br />

nach Wolman, 1954) erhoben. Mithilfe des<br />

numerischen Modells FLUMEN (Beffa,<br />

2004) wurde eine zweidimensionale, stationäre<br />

Modell<strong>ie</strong>rung unter Annahme einer<br />

fixen Sohle durchgeführt. Für d<strong>ie</strong> Eichung<br />

des Models wurden zwei Typen von Daten<br />

verwendet:<br />

Abflusst<strong>ie</strong>fen und -geschwindigkeiten,<br />

welche vor Ort erhoben wurden<br />

Abflusst<strong>ie</strong>fen bei bordvollem Abfluss,<br />

welcher in verzweigten Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässertypen<br />

mit einer W<strong>ie</strong>derkehrzeit von<br />

zwei bis s<strong>ie</strong>ben Jahren auftritt (Kellerhals<br />

et al., 1972).<br />

D<strong>ie</strong> Ergebnisse zeigten, dass bei<br />

einem Abfluss von 75 m 3 /s, der rechnerisch<br />

einer W<strong>ie</strong>derkehrdauer von 1.3 Jahren<br />

entspricht, der Grossteil der nackten<br />

oder schwach bewachsenen K<strong>ie</strong>sbänke<br />

überflutet wird. D<strong>ie</strong> K<strong>ie</strong>sbänke mit Vorkommen<br />

der Tamariske werden mit einer<br />

W<strong>ie</strong>derkehrdauer von ca. fünf bis s<strong>ie</strong>ben<br />

Jahren überschwemmt (der Abfluss von<br />

195 m 3 /s entspricht einem etwa s<strong>ie</strong>benjährlichen<br />

Hochwasser; Bild 6). Bei d<strong>ie</strong>sen<br />

Hochwasserereignissen wird auch der<br />

bordvolle Abfluss erreicht, der zu grossräumigen<br />

Bettumlagerungen führt. Dabei<br />

erfolgt also nicht nur d<strong>ie</strong> Überflutung der<br />

K<strong>ie</strong>sbänke, sondern auch deren Mobilis<strong>ie</strong>rung<br />

und Umwälzung, wodurch anschl<strong>ie</strong>ssend<br />

eine neue Bes<strong>ie</strong>dlungsphase beginnen<br />

kann.<br />

Bei den häufiger überschwemmten<br />

K<strong>ie</strong>sbänken schaffen d<strong>ie</strong> jungen Tamariskenpflanzen<br />

es nicht, genügend starke<br />

Wurzeln zu entwickeln, um d<strong>ie</strong> Hochwasser<br />

zu überstehen. Sehr selten überflutete,<br />

höher gelegene K<strong>ie</strong>sbänke bleiben hingegen<br />

über einen langen Zeitraum stabil. Dort<br />

wird d<strong>ie</strong> Tamariske im Lauf von wenigen<br />

Jahrzehnten von konkurrenzstärkeren Gehölzarten<br />

verdrängt (Ellenberg, H., 1963).<br />

Schlussfolgerung:<br />

D<strong>ie</strong>se Stud<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>ferte wichtige Hinweise zur<br />

Rolle der natürlichen Abflussdynamik und<br />

des Gesch<strong>ie</strong>betransports für flussbegleitende,<br />

terrestrische Pflanzenarten. Bleiben<br />

d<strong>ie</strong> natürlichen, bettbildenden Prozesse<br />

w<strong>ie</strong> Hochwasser aus – z.B. durch<br />

Aufstauungen oder Wasserentnahmen für<br />

Wasserkraftbetr<strong>ie</strong>be – ist d<strong>ie</strong> langfristige<br />

Erhaltung von Populationen der Tamariske<br />

nicht gewährleistet. Eine Verkleinerung der<br />

Habitate mit entscheidender W<strong>ie</strong>derkehrzeit<br />

von Überflutungen und Umlagerungen<br />

kann somit zu einem Rückgang oder gar<br />

Verschwinden solcher auentypischen<br />

Arten führen.<br />

9. Schlussfolgerungen und<br />

Empfehlungen für d<strong>ie</strong> Praxis<br />

Bei der Planung und Realis<strong>ie</strong>rung<br />

von <strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen braucht es<br />

einen weiten Blickwinkel, der über d<strong>ie</strong><br />

lokalen Faktoren w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>ssmorpholog<strong>ie</strong><br />

hinausgeht. Neben lokalen<br />

sind regionale Faktoren w<strong>ie</strong> das Abflussregime<br />

oder d<strong>ie</strong> chemische Belastung<br />

des <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ts für d<strong>ie</strong> Lebensräume<br />

bestimmend. Eine funktionelle<br />

Vernetzung zwischen Lebensräumen<br />

ist sehr wichtig, denn s<strong>ie</strong> bestimmt,<br />

ob sich Arten von den Quellpopulationen<br />

her ausbreiten und neue Standorte<br />

in denselben oder angrenzenden<br />

<strong>Flu</strong>sssystemen bes<strong>ie</strong>deln können. D<strong>ie</strong><br />

Lage eines <strong>Flu</strong>ssabschnittes im Gewässernetz<br />

sp<strong>ie</strong>lt für den Erfolg von<br />

Revitalis<strong>ie</strong>rungen und für d<strong>ie</strong> Erhaltung<br />

bzw. W<strong>ie</strong>derherstellung eines<br />

typischen Ökosystems mit v<strong>ie</strong>len hoch<br />

spezialis<strong>ie</strong>rten Arten eine entscheidende<br />

Rolle.<br />

Für d<strong>ie</strong> untersch<strong>ie</strong>dlichen Lebensphasen<br />

von Arten ist d<strong>ie</strong> Verfügbarkeit<br />

und Vernetzung ihrer spezifischen<br />

Habitate entscheidend. Sind d<strong>ie</strong> Be -<br />

dingungen für eine erfolgreiche Repro-<br />

222 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


duktion gewährleistet, können d<strong>ie</strong> Erfolgschancen<br />

einer Revitalis<strong>ie</strong>rung im<br />

Sinne einer ökologischen Verbesserung<br />

stark erhöht werden. So kann<br />

z.B. d<strong>ie</strong> Verfügbarkeit grosser, aus<br />

dem Wasser ragender Steine d<strong>ie</strong> Eiablage<br />

v<strong>ie</strong>ler Wasserwirbellosen in mittelgrossen<br />

Flüssen lokal fördern.<br />

D<strong>ie</strong> Dynamik des <strong>Flu</strong>sses bestimmt<br />

das Geschehen im ganzen <strong>Flu</strong>sslauf.<br />

Eine natürliche <strong>Flu</strong>ssdynamik schafft<br />

eine V<strong>ie</strong>lzahl untersch<strong>ie</strong>dlicher Habitate.<br />

Bei einer unnatürlichen (z.B.<br />

Schwall-Sunk) oder einer eingeschränkten<br />

Dynamik (z.B. durch das<br />

Ausbleiben von k<strong>ie</strong>sbankumlagernden,<br />

d<strong>ie</strong> Sohle reinigenden Hochwassern)<br />

reichen lokale morphologische<br />

Massnahmen zur Strukturverbesserung<br />

oft nicht aus, um d<strong>ie</strong> typische Artenv<strong>ie</strong>lfalt<br />

im und am <strong>Flu</strong>ss w<strong>ie</strong>derherzustellen.<br />

D<strong>ie</strong>se stellt sich erst bei einer<br />

naturnahen Dynamik ein.<br />

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Publikation des<br />

Rhone-Thur-Projektes Eawag, WSL, LCH-<br />

EPFL, VAW-ETHZ, 111 S.<br />

Danksagung<br />

H<strong>ie</strong>rmit bedanken wir uns bei Sonia Angelone,<br />

d<strong>ie</strong> eine wichtige Rolle beim Koordin<strong>ie</strong>ren unserer<br />

Arbeit gesp<strong>ie</strong>lt hat und mehrere konstruktive<br />

Kommentare zum Manuskript gel<strong>ie</strong>fert<br />

hat. Wir danken Tino Stäheli und Claude Herzog<br />

für d<strong>ie</strong> Daten zur Habitats und Artenv<strong>ie</strong>lfalt an<br />

der Bünz und der Sense und Lukas Indermaur<br />

für d<strong>ie</strong> Hilfe beim Auswerten der Ergebnisse<br />

vom Backsteinexperiment. Simone Blaser und<br />

Christa Jolidon waren von einer grossen Hilfe<br />

im Feld. Wir danken Ronny Lange von Patscheider<br />

& Partner für d<strong>ie</strong> Hilfe bei der Erstellung der<br />

Graphen und Andrea Encalada für d<strong>ie</strong> Erlaubnis,<br />

ihre Abbildung zur Eiablage der Eintagsfl<strong>ie</strong>gen<br />

zu verwenden. Irene Keller, Anja Westram und<br />

Christopher T. Robinson haben v<strong>ie</strong>l zur Planung,<br />

Durchführung und Auswertung der populationsgenetischen<br />

Stud<strong>ie</strong> zu Gammarus fossarum und<br />

Baetis rhodani beigetragen. Lara Pfister hat eine<br />

grosse Hilfe bei den DNA Extraktionen für Gammarus<br />

fossarum und Baetis rhodani geleistet.<br />

D<strong>ie</strong> Proben von Gammarus fossarum und Baetis<br />

rhodani wurden am Genetic Diversity Center<br />

(GDC) der ETH Zürich präpar<strong>ie</strong>rt und/oder laufen<br />

gelassen. Wir danken Aria Minder und Tania<br />

Torossi für ihre freundliche Unterstützung. Wir<br />

danken BAFU für d<strong>ie</strong> Finanz<strong>ie</strong>rung des Projektes<br />

«Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement»<br />

und Eawag für d<strong>ie</strong> Finanz<strong>ie</strong>rung genetischer<br />

Analysen mit Action F<strong>ie</strong>ld Grant.<br />

Anschrift der Verfasser<br />

Maria Alp 1 , 4 , Theresa Karpati 2 , Silke Werth 2 ,<br />

Walter Gostner 5 , Christoph Scheidegger 2 ,<br />

Armin Peter 3<br />

1<br />

Dept. Aquatische Ökolog<strong>ie</strong>, Eawag<br />

CH-8600 Dübendorf, Schweiz.<br />

2<br />

FE Biodiversität und Naturschutzbiolog<strong>ie</strong>,<br />

WSL, CH-8903 Birmensdorf, Schweiz.<br />

3 Dept. Fischökolog<strong>ie</strong> und Evolution, Eawag,<br />

CH-6047 Kastan<strong>ie</strong>nbaum, Schweiz.<br />

4 Institut für Integrative Biolog<strong>ie</strong>, ETH Zürich,<br />

CH-8092 Zürich, Schweiz.<br />

5 Laboratoire de constructions hydrauliques,<br />

EPFL ENAC IIC LCH, CH-1015 Lausanne<br />

6 E-mail des korrespond<strong>ie</strong>renden Autors:<br />

armin.peter@eawag.ch<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 223<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Lebensraumverbund Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer:<br />

D<strong>ie</strong> Bedeutung der Vernetzung<br />

Silke Werth, Denise Weibel, Maria Alp, Julian Junker, Theresa Karpati, Armin Peter, Christoph Scheidegger<br />

Zusammenfassung<br />

D<strong>ie</strong> funktionelle Vernetzung von <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ten sp<strong>ie</strong>lt eine wichtige Rolle für aquatische und terrestrische Lebensgemeinschaften. S<strong>ie</strong><br />

erlaubt eine Bes<strong>ie</strong>dlung der Habitate, den genetischen Austausch zwischen Populationen und führt zu einer zeitlichen Verknüpfung der<br />

Lebensräume zu untersch<strong>ie</strong>dlichen Jahreszeiten, Tageszeiten oder Lebensphasen. D<strong>ie</strong> strukturelle Vernetzung von Lebensräumen kann<br />

mit Erhebungen zur Ökomorpholog<strong>ie</strong> des Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässers und einer Analyse des Vorhandenseins von künstlichen Barr<strong>ie</strong>ren erhoben<br />

werden. Der Grad der funktionellen Vernetzung kann mit drei Methoden quantifiz<strong>ie</strong>rt werden – Fang mark<strong>ie</strong>rter Individuen, Radiotelemetr<strong>ie</strong>,<br />

oder mit Daten von genetischen Markern. Versch<strong>ie</strong>dene Populationsmodelle beschreiben d<strong>ie</strong> Populationsstruktur und den<br />

genetischen Austausch zwischen Populationen am Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer. Insbesondere bei Metapopulationen und räumlich struktur<strong>ie</strong>rten<br />

Populationen muss darauf geachtet werden, dass d<strong>ie</strong> einzelnen <strong>Flu</strong>ssabschnitte gut vernetzt sind, denn das Ausbleiben von Ausbreitungsereignissen<br />

würde räumlich fragment<strong>ie</strong>rte Populationen voneinander isol<strong>ie</strong>ren und bei Metapopulationen langfristig zum lokalen<br />

Aussterben führen. Bei Arten, d<strong>ie</strong> in isol<strong>ie</strong>rten Einzelpopulationen vorkommen, ist vornehmlich darauf zu achten, d<strong>ie</strong>se Populationen<br />

lokal durch lebensraumverbessernde Massnahmen zu halten und zu fördern. Unsere <strong>Flu</strong>sslandschaften sind weitgehend durch Barr<strong>ie</strong>ren<br />

unterbrochen. Es kommt ganz auf d<strong>ie</strong> Organismengruppe an, welche Strukturen effektiv als Barr<strong>ie</strong>ren fung<strong>ie</strong>ren. Künstliche Abstürze<br />

wirken als Barr<strong>ie</strong>ren für schwimm- und springschwache Fischarten und für kleine Grössenklassen von Fischen, jedoch nicht notwendigerweise<br />

für aquatische Invertebraten. Künstliche Abstürze können durch den Bau von Blockrampen für d<strong>ie</strong> Fischfauna durchgängig<br />

gemacht werden. Auch eine Entfernung von Eindolungen führt zur erhöhten Durchgängigkeit für Fische und andere aquatische Organismen.<br />

Bei Revitalis<strong>ie</strong>rungsprojekten ist insbesondere auf d<strong>ie</strong> Anbindung der Seiteneinmündungen zu achten, denn d<strong>ie</strong>se kann für den<br />

Erfolg von Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen für versch<strong>ie</strong>dene Organismengruppen ausschlaggebend sein. Für d<strong>ie</strong> Arten der K<strong>ie</strong>sbänke und<br />

der Auenstandorte ist es entscheidend, dass ihr Raumbedarf bei Revitalis<strong>ie</strong>rungsprojekten abgedeckt wird, und dass d<strong>ie</strong> revitalis<strong>ie</strong>rten<br />

Standorte vernetzt werden. Bei Revitalis<strong>ie</strong>rungsprojekten werden gute Erfolge erz<strong>ie</strong>lt, wenn d<strong>ie</strong> Vernetzung der zu revitalis<strong>ie</strong>renden<br />

Standorte untereinander berücksichtigt wird, sow<strong>ie</strong> deren Vernetzung mit naturnahen Standorten.<br />

1. Was ist Vernetzung?<br />

<strong>Flu</strong>sssysteme bilden Netzwerke, in denen<br />

sich d<strong>ie</strong> <strong>Flu</strong>ssabschnitte gegenseitig beeinflussen<br />

(Poole, 2010). Kenntnis über d<strong>ie</strong><br />

Vernetzung der <strong>Flu</strong>sssysteme ist eine der<br />

Voraussetzungen, um lokale und regionale<br />

Prozesse verstehen und voraussagen zu<br />

können.<br />

Der Begriff Vernetzung beschreibt<br />

d<strong>ie</strong> Austauschprozesse und Interaktionen<br />

zwischen Habitaten; dazu zählen<br />

der Transport von Wasser, Gesch<strong>ie</strong>be,<br />

Bild 1. Schematische<br />

Darstellung<br />

der Vernetzung<br />

in einer <strong>Flu</strong>sslandschaft.<br />

1. Longitudinale<br />

Vernetzung<br />

zwischen Abschnitten<br />

am Hauptfluss<br />

und zwischen<br />

Hauptfluss und<br />

Zuflüssen. 2.<br />

Laterale Vernetzung<br />

zwischen<br />

terrestrischen und<br />

aquatischen Ökosystemen.<br />

3. Vertikale<br />

Vernetzung<br />

des <strong>Flu</strong>sses mit<br />

dem Interstitial,<br />

dem Hohlraumsystem in den vom <strong>Flu</strong>ss abgelagerten Sedimenten dicht unterhalb des<br />

Oberflächenwassers. Nach Malmqvist (2002).<br />

Energ<strong>ie</strong>, Nährstoffen, sow<strong>ie</strong> der aktive<br />

oder passive Transport von Organismen<br />

(Woolsey et al., 2005; Kondolf et al., 2006).<br />

Wir verwenden d<strong>ie</strong>sen Begriff in Bezug<br />

auf Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer h<strong>ie</strong>r enger gefasst als<br />

Mass für den Transport bzw. d<strong>ie</strong> Wanderungsbewegungen<br />

aquatischer und terrestrischer,<br />

flussbegleitender Organismen.<br />

D<strong>ie</strong> vertikale Vernetzung beschreibt<br />

d<strong>ie</strong> Interaktionen zwischen dem<br />

<strong>Flu</strong>ss und dem hyporheischen Interstitial,<br />

der k<strong>ie</strong>sführenden Schicht unterhalb der<br />

<strong>Flu</strong>sssohle (Malmqvist, 2002; Woolsey et<br />

al., 2005; Kondolf et al., 2006; Cote et al.,<br />

2009).<br />

Unter lateraler Vernetzung bzw.<br />

Seitenvernetzung versteht man d<strong>ie</strong> Anbindung<br />

eines Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässers via Ökoton,<br />

der Übergangszone zwischen Ökosystemen,<br />

an seine Auenhabitate und andere<br />

terrestrische Lebensräume (Bild 1). D<strong>ie</strong><br />

laterale Vernetzung von Flüssen mit dem<br />

Uferbereich und mit terrestrischen Habitaten<br />

sp<strong>ie</strong>lt eine wichtige Rolle für den Austausch<br />

zwischen d<strong>ie</strong>sen Systemen (Baxter<br />

et al., 2005) sow<strong>ie</strong> für einzelne Lebensphasen<br />

bestimmter Organismengruppen (z.B.<br />

Amphib<strong>ie</strong>n, aquatische Insekten). Eine Un-<br />

224 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Bild 2. Beisp<strong>ie</strong>le für Habitatbeeinträchtigung in <strong>Flu</strong>ssökosystemen. A. D<strong>ie</strong> stark verbaute Mündung des Lochrütibachs (Nidwalden)<br />

vor der Revitalis<strong>ie</strong>rung: der Bach fl<strong>ie</strong>sst über eine steil abfallende, beton<strong>ie</strong>rte Sohle in d<strong>ie</strong> Engelberger Aa – ein Beisp<strong>ie</strong>l für schlechte<br />

Vernetzung. B. D<strong>ie</strong> gut vernetzte Brennoaue bei Loderio (Tessin). Gefangene Fischarten im April 2010: Bachforelle, Groppe, Alet,<br />

Südströmer, Elritze. C. Ein an d<strong>ie</strong> Brennoaue angrenzender, kanalis<strong>ie</strong>rter <strong>Flu</strong>ssabschnitt oberhalb mit den nachgew<strong>ie</strong>senen<br />

Fischarten Bachforelle und Groppe. Einher mit der Habitatdegrad<strong>ie</strong>rung durch d<strong>ie</strong> Kanalis<strong>ie</strong>rung geht ein Verlust von Fischarten.<br />

Fotos: A: Armin Peter, B-C: Denise Weibel.<br />

terbrechung der lateralen Vernetzung hat<br />

insbesondere negative Auswirkungen auf<br />

den Bestand von Fischen und Wirbellosen,<br />

deren Entwicklung vom seichten Flachufer<br />

(Fischlarven) mit grösseren Steinen (Eiablage<br />

von v<strong>ie</strong>len aquatischen Insekten) abhängig<br />

ist (Woolsey et al., 2005; Bright et<br />

al., 2010).<br />

D<strong>ie</strong> longitudinale Vernetzung oder<br />

Längsvernetzung bezeichnet den Austausch<br />

mit den Lebensräumen flussaufwärts<br />

und flussabwärts innerhalb desselben<br />

Einzugsgeb<strong>ie</strong>ts und zwischen Hauptfluss<br />

und Zuflüssen (Woolsey et al., 2005).<br />

Längsvernetzte <strong>Flu</strong>sssysteme sind durchgängig<br />

für versch<strong>ie</strong>dene Organismengruppen,<br />

ermöglichen d<strong>ie</strong> Wanderungsbewegungen<br />

von T<strong>ie</strong>ren w<strong>ie</strong> etwa der Bachforelle<br />

und d<strong>ie</strong> Samenausbreitung von Pflanzen.<br />

D<strong>ie</strong> Längsvernetzung von <strong>Flu</strong>sshabitaten<br />

ermöglicht eine Neugründung von Populationen<br />

und genetischen Austausch entlang<br />

von Flüssen, und ist somit entscheidend<br />

für d<strong>ie</strong> Populationsentwicklung v<strong>ie</strong>ler Organismen.<br />

In Bezug auf d<strong>ie</strong> Vernetzung ist es<br />

wichtig, zwischen struktureller und funktioneller<br />

Vernetzung zu differenz<strong>ie</strong>ren.<br />

Habitate können rein strukturell miteinander<br />

vernetzt sein, etwa durch Korridore –<br />

Landschaftsstrukturen, d<strong>ie</strong> in der Theor<strong>ie</strong><br />

d<strong>ie</strong> Bewegung von Organismen von einem<br />

Habitat zum nächsten ermöglichen sollen.<br />

D<strong>ie</strong> Habitate sind aber erst dann funktionell<br />

vernetzt, wenn d<strong>ie</strong>se Korridore tatsächlich<br />

von den Z<strong>ie</strong>lorganismen als Migrationsrouten<br />

angenommen werden. Für aquatische<br />

Organismen d<strong>ie</strong>nt der <strong>Flu</strong>ss selber mit<br />

seinen Haupt-, Neben- und Altarmen als<br />

Korridor, für terrestrische Arten hingegen<br />

d<strong>ie</strong> Alluvialzone – d<strong>ie</strong> Schwemmebene, in<br />

der Sediment abgelagert wird – sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Auenbereiche. Der Grad der funktionellen<br />

Vernetzung kann dabei in Abhängigkeit<br />

von saisonalen Abflussschwankungen<br />

während des Jahres vari<strong>ie</strong>ren.<br />

2. Weshalb ist d<strong>ie</strong> funktionelle<br />

Vernetzung wichtig?<br />

D<strong>ie</strong> funktionelle Vernetzung von <strong>Flu</strong>ssökosystemen<br />

ist für d<strong>ie</strong> aquatischen und<br />

terrestrischen Lebewesen und Lebensgemeinschaften<br />

aus mehreren Gründen<br />

entscheidend. D<strong>ie</strong> funktionelle Vernetzung<br />

ist einerseits d<strong>ie</strong> Voraussetzung für<br />

d<strong>ie</strong> Ausbreitung von Organismen in <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>ten.<br />

Besonders wichtig ist d<strong>ie</strong> funktionelle<br />

Vernetzung für Organismen mit<br />

schlechtem Ausbreitungspotenzial, w<strong>ie</strong><br />

aquatische Makroinvertebraten, d<strong>ie</strong> keine<br />

geflügelten Imaginalstad<strong>ie</strong>n bilden, oder<br />

für den k<strong>ie</strong>sbankbewohnenden, kurzflügeligen<br />

K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer (Chorthippus<br />

pullus). So ist der Bachflohkrebs (Gammarus<br />

fossarum) auf kleine Seitenzuflüsse mit<br />

v<strong>ie</strong>l Laubstreu angew<strong>ie</strong>sen, d<strong>ie</strong> jedoch nur<br />

dann bes<strong>ie</strong>delt werden können, wenn s<strong>ie</strong><br />

mit dem Hauptfluss vernetzt sind. Zum<br />

anderen sp<strong>ie</strong>lt d<strong>ie</strong> funktionelle Vernetzung<br />

eine wichtige Rolle für d<strong>ie</strong> Verknüpfung<br />

von Habitaten, d<strong>ie</strong> zu untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />

Lebensphasen oder Jahreszeiten (bzw.<br />

Tageszeiten) von Organismen gebraucht<br />

werden (s<strong>ie</strong>he Alp et al, d<strong>ie</strong>se Ausgabe).<br />

So ist d<strong>ie</strong> Durchgängigkeit der<br />

aquatischen Lebensräume für Fische<br />

wichtig, d<strong>ie</strong> einen durchgängigen Wanderkorridor<br />

benötigen, weil sich ihre Lebensraumansprüche<br />

im Laufe ihres Lebenszyklus<br />

verändern (Northcote, 1998).<br />

Je nach Altersstadium suchen Fische untersch<strong>ie</strong>dliche<br />

Habitate auf, um geeignete<br />

Nahrungsangebote oder Laichplätze zu<br />

finden. Zudem sind Fische auf kurzfristige<br />

Standortveränderungen angew<strong>ie</strong>sen, um<br />

Schutz vor Fressfeinden und Konkurrenz<br />

zu suchen oder um ungünstigen Umweltbedingungen<br />

w<strong>ie</strong> hohen Temperaturen<br />

ausweichen zu können. Insbesondere an<br />

der Einmündung von Seitenzuflüssen ist<br />

eine intakte Vernetzung von Bedeutung.<br />

Nicht für Fische durchgängige Mündungen<br />

beeinträchtigen d<strong>ie</strong> saisonalen Fischwanderungen<br />

zu den flussaufwärts gelegenen<br />

Laichgeb<strong>ie</strong>ten und verhindern d<strong>ie</strong> Bes<strong>ie</strong>dlung<br />

der Seitengewässer aus dem Hauptfluss<br />

(Bild 2a).<br />

D<strong>ie</strong> funktionelle Vernetzung l<strong>ie</strong>gt<br />

auch dem Konzept der Strahlwirkung zugrunde.<br />

D<strong>ie</strong>ses besagt, dass naturnahe,<br />

ökologisch intakte <strong>Flu</strong>ssabschnitte positive<br />

Auswirkungen auf den ökologischen<br />

Zustand angrenzender, strukturell degrad<strong>ie</strong>rter<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitte haben, denn d<strong>ie</strong><br />

ökologisch weniger intakten Abschnitte<br />

können durch Migration von Pflanzen<br />

und T<strong>ie</strong>ren aus dem naturnahen Gewässerabschnitt<br />

(«Strahlursprung») bes<strong>ie</strong>delt<br />

werden (Deutscher Rat für Landespflege,<br />

2008). Ohne funktionelle Vernetzung sind<br />

solche positive Beeinflussungen zwischen<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitten nicht möglich.<br />

V<strong>ie</strong>le Arten der Aue haben einen<br />

hohen Raumbedarf, und für d<strong>ie</strong> vollständige<br />

Durchführung ihres Lebenszyklus<br />

benötigen s<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>dene Habitate oft<br />

in räumlicher Nähe, d<strong>ie</strong> miteinander vernetzt<br />

sein müssen. Amphib<strong>ie</strong>n benötigen<br />

etwa nicht nur Standorte w<strong>ie</strong> Altarme zur<br />

Eiablage und Juvenilentwicklung, sondern<br />

auch solche, wo s<strong>ie</strong> sich ausserhalb der<br />

Reproduktionssaison aufhalten, w<strong>ie</strong> etwa<br />

Hecken und Gebüsche beim Laubfrosch<br />

(Angelone et al., 2010).<br />

Innerhalb von Auen bildet der<br />

Hauptfluss mit zahlreichen Neben- und<br />

Altarmen je nach Abflusssituation ein<br />

Netzwerk mit zeitlicher Dynamik. Eine<br />

Variabilität der Habitatstrukturen kann<br />

zur w<strong>ie</strong>derkehrenden Bes<strong>ie</strong>dlung durch<br />

ein breites Artenspektrum führen. Umso<br />

wichtiger ist es, dass Auen als soge-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 225<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

nannte Diversitäts-Hotspots gut mit den<br />

flussauf- und flussabwärtsgelegenen<br />

Gewässerabschnitten vernetzt sind und<br />

als Quellpopulationen funktion<strong>ie</strong>ren können.<br />

Kanalis<strong>ie</strong>rte <strong>Flu</strong>ssabschnitte können<br />

eine part<strong>ie</strong>ll durchlässige Barr<strong>ie</strong>re («soft<br />

barr<strong>ie</strong>r») für aquatische Arten darstellen.<br />

Sind <strong>Flu</strong>ssabschnitte durch kanalis<strong>ie</strong>rte<br />

Abschnitte isol<strong>ie</strong>rt, kann es in den direkt<br />

angrenzenden Abschnitten zu einer abrupten<br />

Verringerung der Artenzahl kommen.<br />

So wurden zum Beisp<strong>ie</strong>l in der untersten<br />

Aue des Brenno (Tessin) im April<br />

2010 insgesamt fünf Fischarten gefangen<br />

(Bachforelle, Groppe, Alet, Südströmer,<br />

Elritze). Im monoton verbauten Abschnitt<br />

oberhalb der Aue wurden nur noch gerade<br />

zwei Arten nachgew<strong>ie</strong>sen, nämlich Bachforelle<br />

und Groppe (Bild 2b,c).<br />

3. Laterale Vernetzung: d<strong>ie</strong><br />

trophische Verbindung<br />

zwischen Wasser und Land<br />

Es ist aus v<strong>ie</strong>len Stud<strong>ie</strong>n bekannt, dass d<strong>ie</strong><br />

Seitenvernetzung von aquatischen Habitaten<br />

mit dem Uferbereich eine wichtige<br />

Rolle für aquatische sow<strong>ie</strong> terrestrische<br />

Organismen sp<strong>ie</strong>lt und unter anderem trophische<br />

(d.h. Nahrungs-) Zusammenhänge<br />

zwischen versch<strong>ie</strong>denen Habitaten ermöglicht<br />

(Baxter et al., 2005). V<strong>ie</strong>le Makroinvertebraten<br />

sind für ihre Nahrung auf Laubeinträge<br />

durch d<strong>ie</strong> terrestrische Vegetation<br />

angew<strong>ie</strong>sen. So sind etwa ins Wasser gefallene,<br />

terrestrische Insekten ein wichtiger<br />

Bestandteil der Nahrung der Bachforelle.<br />

Anderseits werden d<strong>ie</strong> geschlüpften Imagines<br />

der aquatischen Insekten von Vögeln,<br />

Eidechsen, Fledermäusen sow<strong>ie</strong> anderen<br />

Prädatoren verzehrt. In ihrer Diplomarbeit an<br />

der Bünz hat Christina Baumgartner (2008)<br />

solche trophische Zusammenhänge untersucht<br />

und festgestellt, dass d<strong>ie</strong> Dichte der<br />

prädatorischen Uferarthropoden (Spinnen,<br />

Kurzflügler- und Laufkäfer) mit der Dichte<br />

der geschlüpften Imagines der aquatischen<br />

Insekten korrel<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong>se Zusammenhänge<br />

wurden ausserdem durch d<strong>ie</strong> Beschaffenheit<br />

des Uferbereichs beeinflusst. So<br />

konnte d<strong>ie</strong>se Arbeit auch zeigen, dass d<strong>ie</strong><br />

Dichte bestimmter Prädatoren unter anderem<br />

durch d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt der Vegetation und d<strong>ie</strong><br />

Länge der Uferlin<strong>ie</strong> beeinflusst wird. Somit<br />

kann eine vom Menschen verur sachte Unterbrechung<br />

der Seitenvernetzung negative<br />

Auswirkungen sowohl auf aquatische als<br />

auch terrestrische Lebensgemeinschaften<br />

haben und potenz<strong>ie</strong>ll d<strong>ie</strong>jenigen Arten beeinträchtigen,<br />

d<strong>ie</strong> von der Vernetzung der<br />

Lebensräume abhängen; d<strong>ie</strong>se Ergebnisse<br />

bestätigen d<strong>ie</strong> Resultate einer früheren Stud<strong>ie</strong><br />

(Iwata et al., 2003).<br />

4. Migration, Genfluss und<br />

Populationsmodelle<br />

D<strong>ie</strong> Vernetzung zwischen Populationen der<br />

aquatischen und flussbegleitenden, terrestrischen<br />

Lebewesen beeinflusst auch den<br />

genetischen Austausch (den sogenannten<br />

Genfluss) zwischen Populationen. Genfluss<br />

findet statt, wenn Individuen sich in<br />

einer Population fortpflanzen, in welche s<strong>ie</strong><br />

eingewandert sind, und so zum Genpool<br />

beitragen, also zur Gesamtheit der Allele<br />

und Genotypen in einer Population. Andererseits<br />

hinterlassen v<strong>ie</strong>le Migrationsereignisse<br />

keine Spuren im Genpool, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

wenn d<strong>ie</strong> Migranten abwandern<br />

oder sterben, bevor s<strong>ie</strong> sich fortgepflanzt<br />

haben. Da Arten untersch<strong>ie</strong>dliche Ausbreitungskapazitäten<br />

haben und mehr oder<br />

weniger spezifisch in ihrer Habitatswahl<br />

sind, wurden mehrere theoretische Mo-<br />

delle formul<strong>ie</strong>rt, um d<strong>ie</strong> Vernetzung einer<br />

Landschaft für Populationen zu beschreiben<br />

(Tab. 1) (Tero et al., 2003; Pollux et al.,<br />

2009). Abhängig von den lokalen Verhältnissen<br />

können versch<strong>ie</strong>dene Populationsmodelle<br />

an untersch<strong>ie</strong>dlichen Standorten<br />

für d<strong>ie</strong>selbe Art gelten. So können manche<br />

Arten in einem Teil ihres Verbreitungsgeb<strong>ie</strong>ts<br />

kontinu<strong>ie</strong>rliche Populationen bilden,<br />

in einem anderen Teil jedoch kleine, isol<strong>ie</strong>rte<br />

Bestände oder Metapopulationen<br />

aufweisen.<br />

4.1 Isol<strong>ie</strong>rte Populationen<br />

Entlang eines <strong>Flu</strong>ssabschnitts können d<strong>ie</strong><br />

Populationen einer Art genetisch völlig<br />

isol<strong>ie</strong>rt sein; genetischer Austausch findet<br />

nicht statt. D<strong>ie</strong>ses Populationsmodell gilt<br />

für extrem seltene Arten, d<strong>ie</strong> an <strong>Flu</strong>ssläufen<br />

in kleinen Beständen anzutreffen sind.<br />

Tabelle 1. Populationsmodelle für terrestrische und aquatische Organismen der <strong>Flu</strong>sslandschaften.<br />

D<strong>ie</strong> Abbildungen folgen Tero et al. (2003) und Pollux et al. (2009).<br />

226 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


4.2 Räumlich struktur<strong>ie</strong>rte<br />

Populationen<br />

Wenn Gene und Individuen sich vornehmlich<br />

zwischen räumlich benachbarten Beständen<br />

bewegen, so spricht man von<br />

einem Austausch über Trittsteine (bzw.<br />

sogenannte «Stepping stones»). D<strong>ie</strong>se<br />

Arten sind also keine guten Ausbreiter.<br />

Weil nur geringe Distanzen überwunden<br />

werden, haben d<strong>ie</strong> Arten, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem Muster<br />

folgen, meist räumlich struktur<strong>ie</strong>rte Populationen.<br />

Das heisst, an versch<strong>ie</strong>denen<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitten weisen d<strong>ie</strong>se Arten genetisch<br />

untersch<strong>ie</strong>dliche Bestände auf.<br />

4.3 Metapopulationsmodell<br />

Wenn d<strong>ie</strong> Bestandsentwicklung einer<br />

Art von häufigem Erlöschen von lokalen<br />

Beständen und von Populationsneugründungen<br />

gekennzeichnet ist, spricht<br />

man von einer Metapopulation (Hans ki,<br />

Zhang, 1993; Hanski, 1998; Hanski,<br />

Gaggiotti, 2004). Mehrere Arten der terrestrischen,<br />

flussbegleitenden Pflanzen<br />

bilden Metapopulationen (Tero et al.,<br />

2003; Jacquemyn et al., 2006; Honnay<br />

et al., 2009). Bei Metapopulationen muss<br />

für das langfristige Überleben einer Art in<br />

einem Einzugsgeb<strong>ie</strong>t d<strong>ie</strong> Zahl der Neugründungen<br />

von Beständen das lokale<br />

Erlöschen von Beständen übersteigen.<br />

Dazu muss d<strong>ie</strong> longitudinale Vernetzung<br />

zwischen Habitaten gewährleistet sein.<br />

Altbestände und Flächen, auf denen sich<br />

neue Vorkommen etabl<strong>ie</strong>ren können,<br />

sollten nicht zu weit voneinander entfernt<br />

l<strong>ie</strong>gen (innerhalb der mittleren Ausbreitungsdistanz<br />

der Art).<br />

4.4 Metapopulation<br />

mit Source-Sink-Dynamik<br />

Am <strong>Flu</strong>ss ist es bei wasserverbreiteten<br />

Arten auch möglich, dass d<strong>ie</strong> Ausbreitung<br />

vermehrt flussab erfolgt. In d<strong>ie</strong>sem Fall<br />

stellen d<strong>ie</strong> Populationen flussaufwärts d<strong>ie</strong><br />

einzige Quelle für d<strong>ie</strong> Gründung neuer Populationen<br />

dar. Wenn bestimmte Populationen<br />

vermehrt Migranten aussenden, und<br />

andere Migranten empfangen aber keine<br />

aussenden, so spricht man von einem<br />

«Source-Sink-Metapopulationsmodell»<br />

(Pulliam, 1988; Pulliam, Dan<strong>ie</strong>lson, 1991).<br />

Bild 3. D<strong>ie</strong> Durchgängigkeit in Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>e wässern wird durch künstliche Barr<strong>ie</strong>ren<br />

beeinträchtigt. A. Wehr. B. Eindolung. C. Absturz bei Sohlschwelle. D. Eine für Groppen<br />

unüberwindbare Sohlstufe im Mülibach (Nidwalden). Fotos: Denise Weibel.<br />

Das Source-Sink-Modell stellt einen Spezialfall<br />

eines Metapopulationsmodells<br />

dar, mit Quellpopulationen, d<strong>ie</strong> Individuen<br />

aussenden und für d<strong>ie</strong> Bes<strong>ie</strong>dlung neuer<br />

Standorte verantwortlich sind, sow<strong>ie</strong> Empfängerpopulationen,<br />

d<strong>ie</strong> Individuen empfangen,<br />

aber selbst nicht zur Gründung<br />

neuer Vorkommen beitragen. D<strong>ie</strong>ses Populationsmodell<br />

ist für d<strong>ie</strong> Praxis höchst<br />

relevant, denn d<strong>ie</strong> Zerstörung der Quellpopulationen<br />

führt langfristig zum lokalen<br />

Aussterben von Arten innerhalb eines<br />

Einzugsgeb<strong>ie</strong>ts. Andererseits kann man in<br />

d<strong>ie</strong>sem Fall Arten fördern, indem man sehr<br />

gez<strong>ie</strong>lt Ressourcen einsetzt, um das Bestehen<br />

der Quellpopulationen zu sichern<br />

und gleichzeitig d<strong>ie</strong> Vernetzung mit flussabwärts<br />

gelegenen Standorten sicher zu<br />

stellen.<br />

4.5 Kontinu<strong>ie</strong>rliche Population<br />

Wenn Bestände kontinu<strong>ie</strong>rliche Populationen<br />

mit räumlich ausgedehntem genetischem<br />

Austausch bilden, besteht für d<strong>ie</strong><br />

Praxis kein Handlungsbedarf in Bezug auf<br />

Artenförderungsmassnahmen. D<strong>ie</strong> Arten,<br />

d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem Populationsmodell folgen, sind<br />

gute Ausbreiter, d<strong>ie</strong> neue Standorte über<br />

grosse Distanzen hinweg kolonis<strong>ie</strong>ren<br />

können. V<strong>ie</strong>le d<strong>ie</strong>ser häufigen Arten können<br />

in der Regel auch dann von Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen<br />

profit<strong>ie</strong>ren, wenn<br />

d<strong>ie</strong>se weit entfernt von anderen Beständen<br />

durchgeführt werden.<br />

5. Welche Faktoren beeinflussen<br />

d<strong>ie</strong> Durchgängigkeit<br />

von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern?<br />

D<strong>ie</strong> Vernetzung von <strong>Flu</strong>sshabitaten aus<br />

Sicht der im und am <strong>Flu</strong>ss lebenden Organismen<br />

wird durch natürliche und menschgemachte<br />

Barr<strong>ie</strong>ren beeinträchtigt. Ein<br />

Wasserfall stellt beisp<strong>ie</strong>lsweise eine abrupte,<br />

ein klimatischer Grad<strong>ie</strong>nt eine graduelle<br />

natürliche Barr<strong>ie</strong>re dar (Banarescu,<br />

1990). Menschgemachte Barr<strong>ie</strong>ren sind<br />

v<strong>ie</strong>lfältig. Künstliche Abstürze und Schwellen<br />

zur Sohlenstabilis<strong>ie</strong>rung, Wehre, Staudämme<br />

oder Eindolungen fragment<strong>ie</strong>ren<br />

den Gewässerverlauf und können Wanderhindernisse<br />

darstellen (Bild 3). Insbesondere<br />

eine Abschneidung der Seitenbäche<br />

durch künstliche Barr<strong>ie</strong>ren kann grav<strong>ie</strong>rende<br />

Auswirkungen auf d<strong>ie</strong> Artenzahl bei<br />

Fischen haben, denn d<strong>ie</strong> schwimm- und<br />

sprungschwachen Fischarten und kleine<br />

Individuen sind in nicht der Lage, Abstürze<br />

zu überqueren. An durch Barr<strong>ie</strong>ren abgetrennten<br />

Zuflüssen der Suhre wurde nur<br />

d<strong>ie</strong> Bachforelle nachgew<strong>ie</strong>sen, an Bächen<br />

mit gut vernetzten Seiteneinmündungen<br />

hingegen drei oder mehr Fischarten (Am-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 227<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

mann, 2006). Bei Fischen stellt somit d<strong>ie</strong><br />

Mündung den wichtigsten Bereich für d<strong>ie</strong><br />

Artenv<strong>ie</strong>lfalt im Gewässer dar.<br />

Monoton verbaute, sehr schnell<br />

fl<strong>ie</strong>ssende <strong>Flu</strong>ssabschnitte, sogenannte<br />

Schussrinnen, können ebenso als Barr<strong>ie</strong>ren<br />

(«soft barr<strong>ie</strong>rs») wirken w<strong>ie</strong> punktuelle<br />

physikalische oder chemische Veränderung<br />

des Wassers aufgrund von Zuleitungen<br />

(z.B. Temperaturveränderung). Als<br />

Konsequenz einer Barr<strong>ie</strong>re wird d<strong>ie</strong> Wanderung<br />

von Fischen und aquatischen Invertebraten<br />

flussaufwärts behindert und ihre<br />

natürliche Ausbreitung begrenzt. Dabei<br />

kommt es auf d<strong>ie</strong> Organismengruppe an,<br />

welche Struktur eine Barr<strong>ie</strong>re darstellt. Ein<br />

mehrere Meter hohes Querbauwerk mag<br />

von Makroinvertebraten mit geflügelten<br />

Imagines problemlos überwunden werden,<br />

während s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> flussaufwärts gerichtete<br />

Migration der Fische sow<strong>ie</strong> der flügellosen<br />

aquatischen Makroinvertebraten<br />

verunmöglicht. Am Mülibach (Nidwalden)<br />

zeigte sich, dass sich eine kleine Sohlstufe<br />

von


Rahmen des Projekts «Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement»<br />

wurde d<strong>ie</strong> genetische<br />

Struktur von drei aquatischen und zwei terrestrischen<br />

Arten untersucht.<br />

7.1 Populationsgenetische Struktur<br />

benthischer Makroinvertebraten<br />

an der Sense<br />

An der Sense haben wir zwei benthische<br />

Makroinvertebraten mit untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />

Ausbreitungsstrateg<strong>ie</strong>n untersucht. Eine<br />

d<strong>ie</strong>ser Arten war der Bachflohkrebs (Gammarus<br />

fossarum), der kleine Distanzen durch<br />

kr<strong>ie</strong>chen (flussabwärts und flussaufwärts)<br />

oder driften (nur flussabwärts) zurücklegt;<br />

d<strong>ie</strong>se Art wurde mit neun Mikrosatellitenmarkern<br />

untersucht (Alp et al., eingereicht).<br />

D<strong>ie</strong> zweite untersuchte Art war d<strong>ie</strong> Eintagsfl<strong>ie</strong>ge<br />

(Baetis rhodani), d<strong>ie</strong> sich als Larve<br />

w<strong>ie</strong> der Bachflohkrebs ausbreitet, aber<br />

auch eine imaginale fl<strong>ie</strong>gende Phase hat<br />

und somit Barr<strong>ie</strong>ren im <strong>Flu</strong>ss überwinden<br />

kann; für d<strong>ie</strong>se Art wurden fünf Mikrosatelliten<br />

untersucht (Alp et al., eingereicht). Der<br />

ausschl<strong>ie</strong>sslich aquatische Bachflohkrebs<br />

(Bild 4) zeigte v<strong>ie</strong>l weniger genetischen Austausch<br />

zwischen Populationen als d<strong>ie</strong> Eintagsfl<strong>ie</strong>ge<br />

(Tabelle 3) und ist möglicherweise<br />

nicht nur in seiner Ausbreitung limit<strong>ie</strong>rt, sondern<br />

könnte auch an lokale Bedingungen<br />

angepasst sein. Das würde bedeuten, dass<br />

lokale Populationen des Bachflohkrebses<br />

einen zusätzlichen Wert für d<strong>ie</strong> Erhaltung<br />

der Biodiversität haben.<br />

Dagegen scheint d<strong>ie</strong> Eintagsfl<strong>ie</strong>ge<br />

in ihrer Ausbreitung im Sensegeb<strong>ie</strong>t nicht<br />

limit<strong>ie</strong>rt zu sein, s<strong>ie</strong> bildet dort eine einzige,<br />

kontinu<strong>ie</strong>rliche Population. D<strong>ie</strong> Barr<strong>ie</strong>ren<br />

im <strong>Flu</strong>ss manifest<strong>ie</strong>ren sich bei beiden<br />

Arten nicht in der genetischen Struktur<br />

(Bild 5a, c).<br />

7.2 Populationsgenetische Struktur<br />

der Groppe an der Sense<br />

D<strong>ie</strong> Groppe (Cottus gobio) hat eine durchschnittliche<br />

Grösse von 15 cm und lebt<br />

bodenor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rt. S<strong>ie</strong> hat eine reduz<strong>ie</strong>rte<br />

Schwimmblase und gilt als standorttreue<br />

oder eben residente Fischart. Je residenter<br />

eine Art ist, umso weniger Migration gibt<br />

es zwischen den einzelnen Populationen,<br />

was eine genetische Differenz<strong>ie</strong>rung zwischen<br />

d<strong>ie</strong>sen Populationen begünstigt.<br />

Als schwimmschwache Fischart kann d<strong>ie</strong><br />

Groppe selbst kleinere Barr<strong>ie</strong>ren im <strong>Flu</strong>ss<br />

nicht überwinden, so dass d<strong>ie</strong> Wanderung<br />

der T<strong>ie</strong>re flussaufwärts durch Barr<strong>ie</strong>ren<br />

verunmöglicht wird.<br />

Wir haben d<strong>ie</strong> populationsgenetische<br />

Struktur d<strong>ie</strong>ser Art in der Sense<br />

in den Kantonen Bern und Fribourg bas<strong>ie</strong>rend<br />

auf zehn Mikrosatellitenmarkern<br />

Mikrosatelliten, Allele, Loci, genetische Differenz<strong>ie</strong>rung<br />

Mikrosatelliten sind kurze mehrfach w<strong>ie</strong>derholte Motive auf der DNA, d<strong>ie</strong> sich in der<br />

Zahl der W<strong>ie</strong>derholungen und somit in ihrer Länge unterscheiden (Goldstein, Pollock,<br />

1997). So kann beisp<strong>ie</strong>lsweise ein Individuum eine genetische Variante (Allel) mit drei<br />

W<strong>ie</strong>derholungen der Basenpaare «CATG» tragen, (CATG) 3, und ein anderes Individuum<br />

kann auf derselben Stelle der DNA (Locus) ein anderes Allel besitzen, das fünf<br />

W<strong>ie</strong>derholungen besitzt, also (CATG) 5. D<strong>ie</strong>se Längenuntersch<strong>ie</strong>de können entstehen,<br />

wenn bei der Replikation der DNA z.B. während der Zellteilung W<strong>ie</strong>derholungseinheiten<br />

übersprungen bzw. angehängt werden. Bei den meisten Mutationen ist eine<br />

einzige W<strong>ie</strong>derholungseinheit betroffen; sehr selten kann es pass<strong>ie</strong>ren, dass gleich<br />

mehrere W<strong>ie</strong>derholungseinheiten angehängt oder entfernt werden (Weber, Wong,<br />

1993; Goldstein, Pollock, 1997).<br />

Für aussagekräftige genetische Stud<strong>ie</strong>n werden meist mehrere Loci (sogenannte<br />

«Marker») untersucht. Wenn genügend Mikrosatellitenmarker untersucht werden,<br />

können genetisch untersch<strong>ie</strong>dliche Individuen voneinander untersch<strong>ie</strong>den werden,<br />

und beisp<strong>ie</strong>lsweise d<strong>ie</strong> räumliche Ausdehnung von Klonen bei Pflanzen kann bestimmt<br />

werden. Selbst wenn man nicht vollständig zwischen Individuen unterscheiden kann,<br />

ist es v<strong>ie</strong>lfach möglich, einzelne Individuen anhand ihrer Kombination von Mikrosatellitenallelen<br />

einer bestimmten Population zuordnen. So können Migranten identifiz<strong>ie</strong>rt<br />

werden. D<strong>ie</strong> genetische Differenz<strong>ie</strong>rung zwischen Populationen wird mit dem Fix<strong>ie</strong>rungsindex<br />

F ST angegeben. Ein Wert von 0 besagt, dass Populationen nicht differenz<strong>ie</strong>rt<br />

sind, ein Wert von 1 gibt eine völlige genetische Isolation an (Hartl, Clark, 1997).<br />

Bild 4. In den genetischen<br />

Stud<strong>ie</strong>n<br />

untersuchte Arten.<br />

A. Eintagsfl<strong>ie</strong>ge<br />

(Baetis rhodani),<br />

Larve und geflügeltes<br />

adultes<br />

T<strong>ie</strong>r (Fotos: Maria<br />

Alp). B. Bachflohkrebs<br />

(Gammarus<br />

fossarum) (Foto:<br />

Maria Alp). C. K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer<br />

(Chorthippus pullus)<br />

(Foto: Theresa<br />

Karpati). D. Tamariske<br />

(Myricaria<br />

germanica) (Foto:<br />

Silke Werth).<br />

Bild 5. Populationsstruktur aquatischer Arten der Sense relativ zur Lage und Anzahl<br />

von Barr<strong>ie</strong>ren (schwarze Balken). Farben: d<strong>ie</strong> Zugehörigkeit von Individuen zu Populationen.<br />

A. Eintagsfl<strong>ie</strong>ge. B. Groppe. C. Bachflohkrebs. Daten: A, C: Maria Alp; B: Julian<br />

Junker. Abbildung: Sonia Angelone.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 229<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Tabelle 3. Genetische Differenz<strong>ie</strong>rung (Box 1) zwischen Stichprobestellen an der Sense<br />

und an der Isar. Angegeben sind d<strong>ie</strong> Art, der untersuchte <strong>Flu</strong>ss, d<strong>ie</strong> Populationsstruktur<br />

der Art, und der globale F ST -Wert aus einer Analyse der Molekularen Varianz (F ST);<br />

ns, statistisch nicht signifikant; *, statistisch signifikant.<br />

Bild 6. Populationsstruktur terrestrischer Arten der Isar im Grenzgeb<strong>ie</strong>t zwischen<br />

Deutschland (D) und Österreich (A), relativ zur Lage von Barr<strong>ie</strong>ren (schwarze Balken).<br />

Farben: Zugehörigkeit von Individuen zu Populationen. A. K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer. B.<br />

Tamariske. Daten: A: Theresa Karpati. B: Silke Werth. Abbildung: Sonia Angelone.<br />

Bild 7. Populationsdynamik der Tamariske (Myricaria germanica) in der Schweiz,<br />

Quelle: Silke Werth.<br />

untersucht (Junker et al., eingereicht).<br />

Weil d<strong>ie</strong> Art schwimmschwach ist, überraschte<br />

es nicht, dass zwischen den einzelnen<br />

Beprobungsstellen in der Sense<br />

eine deutliche genetische Differenz<strong>ie</strong>rung<br />

festgestellt wurde. D<strong>ie</strong> genetischen Untersch<strong>ie</strong>de<br />

zwischen Individuen von untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />

Standorten werden mit<br />

zunehmender geographischer Distanz<br />

grösser. Allerdings fanden wir in einer<br />

weiteren Analyse, bei welcher wir den Einfluss<br />

der geographischen Distanz elimin<strong>ie</strong>rt<br />

hatten, ebenfalls eine positive Korrelation<br />

zwischen der Anzahl Barr<strong>ie</strong>ren und<br />

der genetischen Differenz<strong>ie</strong>rung zwischen<br />

den Standorten (Bild 5b). D<strong>ie</strong> Populations-<br />

struktur der Groppe in der Sense scheint<br />

insofern durch d<strong>ie</strong> Verbauungen beeinflusst<br />

zu werden (Junker, 2010; Junker et<br />

al., eingereicht). D<strong>ie</strong> Groppe w<strong>ie</strong>s an der<br />

Sense eine relativ hohe genetische Differenz<strong>ie</strong>rung<br />

auf (Tabelle 3) und ebenfalls<br />

eine hohe genetische Diversität.<br />

7.3 Populationsgenetische Struktur<br />

des K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfers an<br />

der Isar<br />

Der K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer (Chorthippus pullus)<br />

ist eine in der Schweiz vom Aussterben<br />

bedrohte Heuschreckenart. D<strong>ie</strong>ser Grashüpfer<br />

bes<strong>ie</strong>delt K<strong>ie</strong>sbänke mit geringer<br />

Vegetationsdichte und hat als Kurzflügler<br />

nur ein geringes Ausbreitungspotenzial.<br />

Für d<strong>ie</strong>se Art stellten Stauseen Barr<strong>ie</strong>ren<br />

für den Genfluss zwischen Populationen<br />

entlang der Isar dar (Bild 6a). Wir haben<br />

d<strong>ie</strong> populationsgenetische Struktur d<strong>ie</strong>ser<br />

Art mit fünf Mikrosatellitenmarkern<br />

an der Obern Isar in Deutschland untersucht<br />

(Karpati et al., in Vorbereitung). Der<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitt zwischen beiden Stauseen<br />

f<strong>ie</strong>l zwischen 1949 und 1990 jeden<br />

Sommer aufgrund von Ausleitungen trocken.<br />

Beim K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer wurde<br />

in d<strong>ie</strong>sem <strong>Flu</strong>ssabschnitt eine unerwartet<br />

grossräumige genetische Durchmischung<br />

nachgew<strong>ie</strong>sen (Tabelle 3) und eine<br />

hohe genetische Diversität. D<strong>ie</strong> geringen<br />

Abflussmengen förderten eine Vernetzung<br />

der K<strong>ie</strong>sbänke und somit auch d<strong>ie</strong><br />

Durchmischung der Populationen d<strong>ie</strong>ser<br />

Art. D<strong>ie</strong> seit 1990 vorgeschr<strong>ie</strong>bene Restwassermenge<br />

in der Isar führte hingegen<br />

zu einer zunehmenden Verbuschung der<br />

K<strong>ie</strong>sbänke, was für den K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer<br />

problematisch ist, da sein Lebensraum<br />

schrumpft.<br />

7.4 Populationsgenetische Struktur<br />

der Tamariske<br />

D<strong>ie</strong> Tamariske (Myricaria germanica) ist<br />

ein den Vegetationstyp «Tamarisken-Weidengebüsch»<br />

(Moor, 1958) defin<strong>ie</strong>render<br />

Strauch, der in der Alluvialzone am Oberlauf<br />

von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern vorkommt. D<strong>ie</strong><br />

Art ist heute aufgrund von Habitatverlust<br />

und mangelnder Dynamik im Zusammenhang<br />

mit der Begradigung und Verbauung<br />

von Flüssen in Mitteleuropa selten geworden.<br />

D<strong>ie</strong> Tamariske pflanzt sich mit kleinen,<br />

flugfähigen Samen fort, d<strong>ie</strong> über Wind<br />

oder Wasser ausgebreitet werden können;<br />

insofern hätten wir für d<strong>ie</strong>se Art hohen<br />

Genfluss erwartet und somit keine ausgeprägte<br />

Differenz<strong>ie</strong>rung zwischen Populationen<br />

innerhalb von Einzugsgeb<strong>ie</strong>ten.<br />

Wir haben d<strong>ie</strong>se Art mit 20 nuklearen<br />

Mikrosatelliten untersucht (Werth,<br />

230 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Scheidegger, 2011). An der Oberen Isar<br />

in Süddeutschland fanden wir unterwartet<br />

eine deutliche genetische Differenz<strong>ie</strong>rung<br />

oberhalb und unterhalb von Stauseen, das<br />

heisst deutliche Untersch<strong>ie</strong>de in der genetischen<br />

Zusammensetzung von Populationen<br />

(Bild 6b) (Werth et al., in Vorbereitung).<br />

D<strong>ie</strong>s bedeutet, dass Stauseen für d<strong>ie</strong>se<br />

Pflanzenart schwer überwindbare Barr<strong>ie</strong>ren<br />

darstellen, obwohl d<strong>ie</strong> Tamariske dank<br />

ihrer durch Wind und Wasser verbreiteten<br />

Samen ein hohes Ausbreitungspotenzial<br />

hat. D<strong>ie</strong> Art hatte eine relativ n<strong>ie</strong>drige genetische<br />

Diversität, aber w<strong>ie</strong>s einen hohen<br />

Grad der genetischen Differenz<strong>ie</strong>rung auf,<br />

was typisch ist für Arten, d<strong>ie</strong> Metapopulationen<br />

bilden (Tabelle 3).<br />

In der Schweiz zeigt d<strong>ie</strong> Tamariske<br />

am Oberlauf der Maggia und am Rhein Metapopulationen,<br />

während s<strong>ie</strong> vor allem im<br />

Mittelland und im Wallis isol<strong>ie</strong>rte Populationen<br />

aufweist, und am Inn eine kontinu<strong>ie</strong>rliche<br />

Population bildet (Bild 7). D<strong>ie</strong> Metapopulation<br />

an der Maggia haben einen<br />

Source-Sink-Charakter, wo d<strong>ie</strong> im obersten<br />

Bereich des Einzugsgeb<strong>ie</strong>ts gelegenen<br />

Populationen d<strong>ie</strong> Quelle für Neubes<strong>ie</strong>dlungen<br />

von K<strong>ie</strong>sbänken flussabwärts darstellen.<br />

Am Schweizer Inn w<strong>ie</strong>sen wir eine<br />

kontinu<strong>ie</strong>rliche Population für d<strong>ie</strong> Tamariske<br />

nach. D<strong>ie</strong> genetische Diversität der<br />

Tamariskenbestände am Inn war sehr<br />

n<strong>ie</strong>drig und l<strong>ie</strong>ss darauf schl<strong>ie</strong>ssen, dass<br />

d<strong>ie</strong> Art das Geb<strong>ie</strong>t entweder durch einige<br />

wenige Individuen bes<strong>ie</strong>delt haben muss,<br />

oder dass d<strong>ie</strong> Bestände durch einen sogenannten<br />

«genetischen Flaschenhals»<br />

gegangen sein müssen bevor s<strong>ie</strong> sich<br />

räumlich ausgedehnt haben (Box 2). In<br />

beiden Fällen gehen wir davon aus, dass<br />

d<strong>ie</strong> Tamarisken historisch vernetzt gewesen<br />

sein müssen, etwa dadurch, dass we-<br />

Genetischer Flaschenhals und<br />

genetische Drift<br />

Bei einem genetischen Flaschenhals<br />

sind Populationen über mehrere Generationen<br />

hinweg klein und verl<strong>ie</strong>ren<br />

v<strong>ie</strong>l ihrer ursprünglichen genetischen<br />

V<strong>ie</strong>lfalt durch genetische Drift. D<strong>ie</strong> genetische<br />

Drift ist eine durch Zufall bedingte<br />

Versch<strong>ie</strong>bung der Allelfrequenz,<br />

bei der meist seltene Allele verschwinden,<br />

aber auch ursprünglich selten vorkommende<br />

Allele an Häufigkeit zunehmen<br />

können. Falls Populationen über<br />

v<strong>ie</strong>le Generationen hinweg klein sind,<br />

kann d<strong>ie</strong> genetische Drift zur Fix<strong>ie</strong>rung<br />

einzelner Allele in bestimmten Populationen<br />

führen.<br />

Bild 8. Populationsstruktur der Tamariske am Rhein in der Schweiz, relativ zur geo -<br />

grafischen Lage natürlicher und anthropogener Barr<strong>ie</strong>ren (schwarze Balken, breit:<br />

Schluchten, schmal: kanalis<strong>ie</strong>rter Abschnitt mit wenigen K<strong>ie</strong>sinseln). Quelle: Silke<br />

Werth.<br />

nige, eng verwandte Individuen das Geb<strong>ie</strong>t<br />

bes<strong>ie</strong>delten. Aufgrund d<strong>ie</strong>ser historischen<br />

Effekte ist d<strong>ie</strong> Diversität am Inn zu n<strong>ie</strong>drig,<br />

um genetisch versch<strong>ie</strong>dene Populationen<br />

nachzuweisen.<br />

Unsere Ergebnisse für d<strong>ie</strong> Deutsche<br />

Tamariske vom Rhein in der Schweiz<br />

zeigen deutlich, dass auch natürliche Barr<strong>ie</strong>ren<br />

w<strong>ie</strong> etwa Schluchten (dicke Balken,<br />

Bild 8) einen Effekt auf d<strong>ie</strong> genetische<br />

Struktur haben können – d<strong>ie</strong> lokalen Populationen<br />

der Tamariske w<strong>ie</strong>sen deutliche<br />

genetische Untersch<strong>ie</strong>de oberhalb und<br />

unterhalb d<strong>ie</strong>ser Barr<strong>ie</strong>ren auf, während<br />

der unterhalb gelegene <strong>Flu</strong>ssabschnitt,<br />

der keine Barr<strong>ie</strong>ren aufw<strong>ie</strong>s, d<strong>ie</strong> genetisch<br />

ähnlicheren Bestände hatte. Ein kanalis<strong>ie</strong>rter<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitt zeigte keine deutliche<br />

Barr<strong>ie</strong>rewirkung (schmaler Balken, Bild 8).<br />

Eine weitere Beobachtung war, dass d<strong>ie</strong><br />

Tamariskenpopulationen im Unterlauf<br />

meist eine Mischung versch<strong>ie</strong>dener genetischer<br />

Gruppen aufw<strong>ie</strong>sen, während am<br />

Oberlauf häufig reine Vorkommen gefunden<br />

wurden. D<strong>ie</strong>ses Ergebnis deutete an,<br />

dass eine Ausbreitung der Samen mit dem<br />

Wasser für d<strong>ie</strong>se Art eine wichtige Rolle<br />

sp<strong>ie</strong>len könnte.<br />

8. Massnahmen zur Verbesserung<br />

der Vernetzung<br />

8.1 Verbesserung der longitudinalen<br />

Vernetzung für d<strong>ie</strong> Fischfauna<br />

durch Blockrampen<br />

Zur W<strong>ie</strong>derherstellung der Wanderkorridore<br />

für Fische bei Wehren und Dämmen<br />

werden technische Fischtreppen oder naturnahe<br />

Umgehungsgerinne gebaut. Eine<br />

weitere Massnahme ist d<strong>ie</strong> Entfernung von<br />

Wanderhindernissen, zum Beisp<strong>ie</strong>l Wehre<br />

oder künstliche Abstürze. Im Kanton Aargau<br />

wurden d<strong>ie</strong> Kosten für d<strong>ie</strong> Beseitigung<br />

solcher Hindernisse je nach Gewässer auf<br />

40 000 bis 100 000 Franken pro Meter Absturzhöhe<br />

geschätzt (Berner, 2006). D<strong>ie</strong><br />

San<strong>ie</strong>rung von Überfällen sollte nicht nach<br />

dem Zufallsprinzip erfolgen, sondern eine<br />

Prioris<strong>ie</strong>rungsanalyse über d<strong>ie</strong> zu entfernenden<br />

Hindernisse ist vorrangig durchzuführen<br />

(Zitek et al., 2007; Fahrni, 2011).<br />

Als Ersatz zur Sohlenstabilis<strong>ie</strong>rung werden<br />

bei der Entfernung von Überfällen Blockrampen<br />

gebaut. Eine Blockrampe ist eine<br />

mit Steinblöcken befestigte Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerstrecke<br />

mit erhöhtem Gefälle, welche<br />

d<strong>ie</strong> Fischgängigkeit ermöglichen soll. Versch<strong>ie</strong>dene<br />

Faktoren sind entscheidend<br />

beim Bau von untersch<strong>ie</strong>dlichen Blockrampentypen.<br />

D<strong>ie</strong> Stabilität, insbesondere<br />

des Rampenfusses, muss bei einem<br />

Hochwasserereignis gewährleistet sein.<br />

D<strong>ie</strong> Blockrampe, bez<strong>ie</strong>hungsweise ihr Gefälle,<br />

muss so dimension<strong>ie</strong>rt sein, dass für<br />

Fische geeignete Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten<br />

und Wassert<strong>ie</strong>fen entstehen. Als Richtwert<br />

wird in der Literatur eine maximale Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeit<br />

von 1.6 bis 2.0 m/s defin<strong>ie</strong>rt<br />

(DVWK, 1996). Dabei muss allerdings<br />

beachtet werden, dass d<strong>ie</strong> Schwimm- und<br />

Springleistungen der einzelnen Fischarten<br />

voneinander versch<strong>ie</strong>den sind. Es gilt, sowohl<br />

d<strong>ie</strong> im Gewässer vorkommende als<br />

auch d<strong>ie</strong> potent<strong>ie</strong>lle Fischfauna zu berück-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 231<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Tabelle 4. Ausgewählte Resultate zur Erfolgskontrolle für den Fischaufst<strong>ie</strong>g an Blockrampen (kleine Individuen: 75% sehr gut; 1–35% eingeschränkt).<br />

sichtigen, welche sich nach Fischregion<br />

unterscheidet (Ill<strong>ie</strong>s, 1961). An versch<strong>ie</strong>denen<br />

Blockrampen wurden Erfolgskontrollen<br />

zum Fischaufst<strong>ie</strong>g durchgeführt.<br />

Fische wurden oberhalb der Rampe<br />

gefangen, mark<strong>ie</strong>rt und unter d<strong>ie</strong> Rampe<br />

versetzt. D<strong>ie</strong> Rückwanderung der mark<strong>ie</strong>rten<br />

Fische über d<strong>ie</strong> Rampe bestimmte<br />

d<strong>ie</strong> Durchgängigkeit der Rampen für versch<strong>ie</strong>dene<br />

Fischarten und deren Grössenklassen<br />

(Weibel, Peter, eingereicht;<br />

Weibel et al., in Vorbereitung). Es zeigte<br />

sich, dass d<strong>ie</strong> Aufwärtswanderung je nach<br />

Fischart, Grössenklasse der Individuen<br />

und Blockrampe untersch<strong>ie</strong>dlich effiz<strong>ie</strong>nt<br />

ist (Tab. 4). Während d<strong>ie</strong> schwimmstarke<br />

Bachforelle auch über steile Rampen mit<br />

Gefälle >6% wanderte, hatten d<strong>ie</strong> Kleinfischart<br />

Groppe und d<strong>ie</strong> Cypriniden (Karpfenartige)<br />

Schw<strong>ie</strong>rigkeiten, solchen Rampen<br />

zu durchschwimmen. Auch für kleine<br />

Bachforellen war d<strong>ie</strong> Durchgängigkeit eingeschränkt.<br />

Gerade in der Aeschenregion,<br />

wo mehrere Fischarten vorkommen, soll<br />

das Gefälle der Rampen den leistungsschwächeren<br />

Cypriniden (z.B. Strömer,<br />

Nase, Gründling) angepasst werden. Es<br />

zeigte sich, dass der Bau von Blockrampen<br />

zur W<strong>ie</strong>derherstellung der Durchwanderbarkeit<br />

sinnvoll ist. Allerdings muss d<strong>ie</strong><br />

Blockrampe an d<strong>ie</strong> jeweilige Fischzone angepasst<br />

sein. Unsere Ergebnisse zeigten,<br />

dass eine Blockrampe nur dann relativ steil<br />

gebaut sein darf, wenn d<strong>ie</strong> Bachforelle d<strong>ie</strong><br />

einzige vorkommende Fischart ist. Um das<br />

ökologische Potential von Blockrampen<br />

auszuschöpfen, sind Erfolgskontrollen<br />

über den Fischaufst<strong>ie</strong>g empfehlenswert.<br />

8.2 Vernetzung aquatischer und<br />

terrestrischer Ökosysteme<br />

bei Revitalis<strong>ie</strong>rungen<br />

Bei <strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen ist generell zu<br />

berücksichtigen, dass d<strong>ie</strong> revitalis<strong>ie</strong>rten<br />

Strecken mit möglichst naturnahen <strong>Flu</strong>ssabschnitten<br />

vernetzt werden. Besonders<br />

wichtig für d<strong>ie</strong> Vernetzung der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer<br />

ist eine Anbindung der Seitenzuflüsse<br />

(Ammann, 2006). H<strong>ie</strong>r können<br />

oftmals mit geringem flussbaulichem<br />

Aufwand erstaunliche Ergebnisse erz<strong>ie</strong>lt<br />

werden, indem Einmündungen aufgeweitet<br />

werden, was d<strong>ie</strong> Durchgängigkeit für<br />

versch<strong>ie</strong>dene Organismen verbessern<br />

kann (Ribeiro et al., 2011). Eine Anbindung<br />

der Seitengewässer an artenreiche Hauptgewässer<br />

kann zu raschen Erfolgen führen,<br />

w<strong>ie</strong> zu einer Erhöhung der Artenzahlen der<br />

aquatischen Fauna innerhalb kurzer Zeit.<br />

So wurde etwa d<strong>ie</strong> Anzahl der Fischarten<br />

des L<strong>ie</strong>chtensteiner Binnenkanals durch<br />

d<strong>ie</strong> Vernetzung mit dem Hauptgewässer<br />

Alpenrhein im Zuge einer Revitalis<strong>ie</strong>rung<br />

von sechs Arten auf 16 erhöht (Bohl et al.,<br />

2004). Auch d<strong>ie</strong> Auenstandorte sollten<br />

durch Revitalis<strong>ie</strong>rungen miteinander vernetzt<br />

werden. Dabei ist auf den Raumbedarf<br />

v<strong>ie</strong>ler Auenarten zu achten.<br />

D<strong>ie</strong> Vernetzung von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern<br />

ist von ma<strong>ssg</strong>eblicher Bedeutung,<br />

nicht nur für d<strong>ie</strong> Erhaltung und W<strong>ie</strong>derherstellung<br />

der typischen Artenv<strong>ie</strong>lfalt der<br />

<strong>Flu</strong>sslandschaften, sondern auch für den<br />

Ablauf der natürlichen ökologischen Prozesse<br />

sow<strong>ie</strong> für den Gesch<strong>ie</strong>behaushalt.<br />

D<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derherstellung der Vernetzung<br />

der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer wird in den nächsten<br />

Jahren und Jahrzehnten im Fokus des Revitalis<strong>ie</strong>rungsgeschehens<br />

in der Schweiz<br />

stehen.<br />

232 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Danksagung<br />

Grosser Dank geht an d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>len Helfer, welche<br />

bei den zahlreichen elektrischen Abfischungen<br />

mitgewirkt haben. H<strong>ie</strong>rmit bedanken wir uns bei<br />

Michael Schödl, Barbara Krummenacher, Nino<br />

Maag und Anna Rist für Hilfe bei der Feldarbeit<br />

für den K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer und d<strong>ie</strong> Tamariske.<br />

Christopher T. Robinson, Irene Keller und Anja<br />

Westram haben v<strong>ie</strong>l zur Planung, Durchführung<br />

und Auswertung der Arbeit zum Bachflohkrebs<br />

und zur Eintagsfl<strong>ie</strong>ge beigetragen. Wir danken<br />

Christina Baumgartner für ihren Beitrag zur lateralen<br />

Vernetzung an der Bünz. Saran Cheenacharoen,<br />

Tabea Lanz, Nino Maag, Lara Pfister<br />

und Yuppayao Kophimai haben Proben präpar<strong>ie</strong>rt<br />

und einen Teil der DNA-Extraktionen durchgeführt.<br />

D<strong>ie</strong> Proben der Tamariske, des K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfers,<br />

des Bachflohkrebses und<br />

der Eintagsfl<strong>ie</strong>ge wurden teilweise am Genetic<br />

Diversity Center (GDC) der ETH Zürich analys<strong>ie</strong>rt;<br />

wir danken Aria Minder und Tania Torossi<br />

für ihre freundliche Unterstützung. Herzlichen<br />

Dank an Sonia Angelone für Mithilfe bei den<br />

Abbildungen. Wir danken der EAWAG für einen<br />

Action F<strong>ie</strong>ld Grant zur Finanz<strong>ie</strong>rung der genetischen<br />

Analysen von Eintagsfl<strong>ie</strong>ge und Bachflohkrebs.<br />

D<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>sem Artikel vorgestellten<br />

Untersuchungen wurden im Rahmen einer Forschungszusammenarbeit<br />

mit dem BAFU als Teil<br />

des Projektes «Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement»<br />

(07.0071.PJ / G473-0382) durchgeführt.<br />

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vertikale Vernetzung, Populationsgenetik, genetische<br />

Differenz<strong>ie</strong>rung, Bachflohkrebs (Gammarus<br />

fossarum), Eintagsfl<strong>ie</strong>ge (Baetis rhodani),<br />

Groppe (Cottus gobio), K<strong>ie</strong>sbankgrashüpfer<br />

(Chorthippus pullus), Tamariske (Myricaria germanica),<br />

Sense, Isar, <strong>Flu</strong>ssrevitalis<strong>ie</strong>rungen.<br />

Anschrift der Verfasser<br />

Silke Werth 1 , 5 , Denise Weibel 2 ,<br />

Maria Alp 3 , 4 , Julian Junker 2 , Theresa Karpati 1 ,<br />

Armin Peter 2 , Christoph Scheidegger 1<br />

1 FE Biodiversität und Naturschutzbiolog<strong>ie</strong>,<br />

WSL, CH-8903 Birmensdorf, Schweiz<br />

2 Dept. Fischökolog<strong>ie</strong> und Evolution, Eawag,<br />

CH-6047 Kastan<strong>ie</strong>nbaum, Schweiz<br />

3 Dept. Aquatische Ökolog<strong>ie</strong>, Eawag<br />

CH-8600 Dübendorf, Schweiz<br />

4<br />

Institut für Integrative Biolog<strong>ie</strong>, ETH Zürich,<br />

CH-8092 Zürich, Schweiz<br />

5<br />

E-mail der korrespond<strong>ie</strong>renden Autorin:<br />

silke.werth@wsl.ch<br />

234 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Elargissement local de l’affluent dans une<br />

zone de confluence<br />

Comportement morphologique et potent<strong>ie</strong>l écologique<br />

Marcelo Leite Ribeiro, Koen Blanckaert, Jean-Louis Boillat, Anton Schleiss<br />

Les aménagements des cours d’eau ont été responsables<br />

d’un considérable affaiblissement de la valeur écologique de<br />

systèmes fluviaux dans les régions alpines d’Europe. Dans<br />

ce contexte, la morphodynamique des confluences alpines<br />

aménagées est étudiée expérimentalement, avec une attention<br />

particulière sur le potent<strong>ie</strong>l d’un élargissement local de<br />

l’affluent en cas de renaturation des confluences. Les résultats<br />

montrent qu’un élargissement local de l’affluent augmente la<br />

Local widening of a tributary in the confluence zone – morphodynamic<br />

behavior and ecological potential. In alpine regions of Europe,<br />

river training works were responsible for a considerable<br />

impoverishment of river ecosystems. The morphodynamics of<br />

regulated confluences have been experimentally investigated<br />

with special attention to the potential of local tributary widening<br />

in the framework of confluence rehabilitation projects. Results<br />

Aufweitung von Seitengewässern im Einmündungsbereich – morphodynamisches<br />

Verhalten und ökologisches Potenzial. D<strong>ie</strong> Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerkorrektionen<br />

im europäischen Alpenraum haben v<strong>ie</strong>lerorts<br />

zu einer Verarmung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässernetze<br />

geführt. Besonderes kritisch sind dabei d<strong>ie</strong> Einmündungen<br />

von Seitengewässern. Im Rahmen einer experimentellen<br />

Forschungsarbeit wurde deshalb d<strong>ie</strong> Morphodynamik von kanalis<strong>ie</strong>rten<br />

Einmündungen im Hinblick auf ihr Renatur<strong>ie</strong>rungspotenzial<br />

untersucht. Dabei hat sich gezeigt dass eine lokale Aufweitung des<br />

Seitengewässers im Einmündungsbereich d<strong>ie</strong> Gewässermorpholog<strong>ie</strong><br />

hinsichtlich V<strong>ie</strong>lfalt von Sohlensubstrat, Wassert<strong>ie</strong>fen und<br />

1. Introduction<br />

Les aménagements des cours d’eau<br />

dans les régions alpines d’Europe ont<br />

généralement transformé les larges<br />

rivières en tresses ou en bancs alternés<br />

en systèmes linéaires. Ceux-ci se caractérisent<br />

par un manque de diversité<br />

structurale, à savoir de bancs de grav<strong>ie</strong>rs,<br />

d’îles, d’alternance de rapides et de<br />

zones calmes, comme c’est le cas du<br />

Rhône supér<strong>ie</strong>ur, en Suisse (Figure 1).<br />

Ces interventions ont considérablement<br />

Résumé<br />

Abstract<br />

Zusammenfassung<br />

appauvri la valeur écologique de ces<br />

systèmes.<br />

A partir de la fin du 20 ème siècle,<br />

«la renaturation des cours d’eau» est<br />

devenue un concept de référence pour<br />

les professionnels de l’environnement et<br />

les autorités responsables de la gestion<br />

des cours d’eau. Le but prioritaire de la<br />

renaturation est de restituer l’espace vital<br />

nécessaire au cours d’eau, fortement dégradé<br />

par les interventions humaines.<br />

Ce concept assoc<strong>ie</strong> une utilisation<br />

variabilité sédimentaire du substrat ainsi que la diversité de la<br />

profondeur et des vitesses d’écoulement. Cette réponse est<br />

favorable au développement des habitats et au rétablissement<br />

de la connectivité latérale et longitudinale des réseaux fluviaux.<br />

L’élargissement offre un grand potent<strong>ie</strong>l d’amélioration du statut<br />

écologique, aussi b<strong>ie</strong>n localement qu’à l’échelle du bassin<br />

versant. De surcroit, ce gain lié à l’élargissement n’est pas assorti<br />

d’effets contraires concernant la protection contre les crues.<br />

show that local widening of the tributary in the confluence zone<br />

increases the heterogeneity in sediment substrate, flow depth and<br />

flow velocity. This is favorable for in-stream habitat and for the connectivity<br />

between the main river and the tributary. Therefore, it has<br />

a high potential to improve ecological status both locally and on<br />

the stream catchment scale. In addition, local tributary widening<br />

is not associated to adverse impacts on flood safety.<br />

Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten stark verbessert. Dadurch ergeben sich<br />

güns tige Bedingungen für neue aquatische Lebensräume. Zudem<br />

wird d<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong> Gewässerkorrektionen verloren gegangene<br />

Durchgängigkeit der Einmündungen w<strong>ie</strong>der hergestellt. D<strong>ie</strong> lokale<br />

Aufweitung von Seitengewässern im Einmündungsbereich hat deshalb<br />

eine weiträumige positive Auswirkung auf den ökologischen<br />

Zustand des Gewässernetzes. D<strong>ie</strong> Untersuchungen haben zudem<br />

gezeigt dass d<strong>ie</strong> Aufweitung von Seitengewässern im Mündungsbereich<br />

d<strong>ie</strong> Hochwassersicherheit bezüglich Gesch<strong>ie</strong>betransport<br />

und Abflusskapazität keineswegs nachteilig beeinflusst.<br />

durable des cours d’eaux avec le b<strong>ie</strong>nêtre<br />

des communautés riveraines. La<br />

reconstruction de l’espace vital se fait<br />

très souvent par un élargissement de<br />

tronçons de cours d’eau, pour permettre le<br />

rétablissement de la dynamique morphosédimentaire.<br />

De surcroît, les protections<br />

contre les crues doivent être adaptées aux<br />

risques hydrologiques liés à l’urbanisation<br />

croissante.<br />

Les confluences sont les nœuds<br />

des réseaux fluviaux. Il s’agit de points<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 235<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Figure 1a. Carte Napoléon<strong>ie</strong>nne du Rhône dans la région de St-Léonard en 1802<br />

(SRCE-VS, 2008) et b) vue actuelle d’un tronçon canalisé du Rhône supér<strong>ie</strong>ur.<br />

extrêmement importants du point de<br />

vue hydraulique mais aussi écologique.<br />

Hydrauliquement, la jonction entre<br />

deux ou plus<strong>ie</strong>urs affluents crée des<br />

zones d’écoulement tridimensionnel<br />

très complexe. Cette complexité hydrodynamique,<br />

associée aux différents<br />

régimes de transport solide génère des<br />

zones de dépôt et d’érosion qui peuvent<br />

avoir des conséquences importantes lors<br />

de crues (Best, 1988; Boyer, et al., 2006;<br />

Rhoads, et al., 2009).<br />

D’un point de vue environnemental,<br />

les confluences exercent des fonctions<br />

importantes pour la connectivité latérale<br />

et longitudinale ainsi que pour l’apport<br />

d’éléments organiques nécessaires à<br />

la surv<strong>ie</strong> des écosystèmes fluviaux. Les<br />

divers paramètres caractéristiques des<br />

confluences, tels que les débits, les régimes<br />

de transport solide, les apports organiques<br />

et la morpholog<strong>ie</strong> confèrent à ces zones<br />

une hétérogénéité environnementale qui<br />

ne se retrouve nulle part dans d’autres<br />

tronçons de rivières (McBride, et al.,<br />

2008; Rice, et al., 2008; Mac Nally, et al.,<br />

2011). Ceci permet d’affirmer que les<br />

projets de renaturation des cours d’eaux<br />

n’atteignent pas les objectifs souhaités si<br />

la connectivité latérale et longitudinale du<br />

réseau n’est pas assurée (Palmer, 2009,<br />

Lake et al., 2007). Cette connectivité est<br />

essent<strong>ie</strong>lle pour rel<strong>ie</strong>r les populations des<br />

bassins versants, pour la conservation de<br />

la diversité génétique et taxonomique et<br />

pour connecter les habitats aux différents<br />

stades de v<strong>ie</strong> des organismes aquatiques<br />

(Lake et al., 2007). Pour cela, les projets de<br />

renaturation des confluences sont d’une<br />

extrême importance.<br />

Les confluences rencontrées dans<br />

les régions alpines sont généralement<br />

caractérisées par des petits cours d’eaux à<br />

forte pente dont le lit est formé de grav<strong>ie</strong>rs<br />

et qui se connectent asymétriquement<br />

à la rivière principale sous de grands<br />

angles. Pendant les crues, les petits<br />

affluents transportent d’importantes<br />

quantités de sédiments. Ces zones ont été<br />

particulièrement affectées par les travaux<br />

de correction réalisés dès le 18 ème siècle et<br />

présentent actuellement un défi important,<br />

non seulement pour la protection contre<br />

les crues, mais aussi pour la renaturation.<br />

Les connaissances actuelles sur le<br />

comportement morphologique des confluences<br />

concernent principalement les<br />

régions de plaine (Roy and Bergeron,<br />

1990; Biron, et al., 1993; Rhoads and<br />

Kenworthy, 1995; Leclair and Roy, 1997;<br />

Rhoads and Kenworthy, 1998) et ne sont<br />

pas applicables au type de confluences<br />

rencontré dans les vallées alpines (Leite<br />

Ribeiro, et al., 2009; Leite Ribeiro, 2011;<br />

Leite Ribeiro, et al., 2011).<br />

Dans le présent projet, la morphodynamique<br />

de confluences similaires à<br />

celles trouvées dans le bassin du Rhône<br />

supér<strong>ie</strong>ur est étudiée expérimentalement.<br />

Une attention particulière est portée au<br />

potent<strong>ie</strong>l écologique d’un élargissement<br />

local de l’affluent dans une perspective de<br />

renaturation des confluences.<br />

2. Etat écologique des<br />

confluences, à l’exemple<br />

du Rhône supér<strong>ie</strong>ur<br />

Une analyse de la valeur écologique actuelle<br />

des confluences de la plaine du Rhône en<br />

amont du Léman ainsi que de leur potent<strong>ie</strong>l<br />

écologique a été réalisée par Bourgeois<br />

(2006). La méthodolog<strong>ie</strong> développée<br />

repose sur 4 domaines: l’écomorpholog<strong>ie</strong>,<br />

le régime d’écoulement, la qualité de l’eau<br />

et la connectivité. Elle est appliquée aux<br />

principales confluences du Rhône à l’aval<br />

de Brigue:<br />

Ecomorpholog<strong>ie</strong>: Ce domaine décrit le<br />

degré d’artificialisation du tracé, du<br />

lit et des berges des cours d’eau,<br />

principalement dû à l’urbanisation et à<br />

l’intensification de l’agriculture à<br />

proximité ainsi qu’à la nécessité de<br />

protéger ces zones contre les crues.<br />

Ecoulement: Ce domaine considère<br />

le régime hydrologique de chaque<br />

cours d’eau. La modulation des débits<br />

ainsi que le transport solide peuvent<br />

être perturbés par des aménagements<br />

hydroélectriques existants. L’exploitation<br />

de gravières est aussi un facteur<br />

important pour le changement de<br />

régime du transport solide.<br />

Qualité de l’eau: Ce domaine examine<br />

les altérations de la qualité de l’eau<br />

dues aux rejets d’eaux usées<br />

(ménagères ou industr<strong>ie</strong>lles) et aux<br />

apports diffus de l’agriculture et du<br />

ruissellement. Ces rejets peuvent être<br />

préjudiciables à la faune et la flore.<br />

Connectivité: La connectivité latérale<br />

est le dern<strong>ie</strong>r domaine analysé. Elle<br />

est importante notamment pour la<br />

migration des poissons et des<br />

invertébrés. Plus<strong>ie</strong>urs affluents sont<br />

actuellement aménagés avec des<br />

seuils pour fixer leur profil en long, ce<br />

qui représente la plus grande cause du<br />

manque de connectivité latérale.<br />

La représentation graphique des résultats<br />

d’analyse selon ces quatre axes est<br />

présentée à la Figure 2. Il en ressort que<br />

l’état écologique actuel des affluents du<br />

Rhône supér<strong>ie</strong>ur est globalement faible<br />

et qu’aucune confluence ne présente un<br />

état écologique qui lui permette d’assurer<br />

entièrement ses diverses fonctions.<br />

Figure 2. Représentationgéographique<br />

de l’état<br />

actuel et du potent<strong>ie</strong>l<br />

écologique des<br />

affluents du Rhône<br />

supér<strong>ie</strong>ur en plaine<br />

selon Bourgeois<br />

(2006).<br />

236 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Les déficits actuels, avant tout écomorphologiques<br />

et hydrologiques, sont<br />

b<strong>ie</strong>n mis en évidence. Pour restaurer la<br />

valeur écologique de la plaine du Rhône<br />

supér<strong>ie</strong>ur, des mesures telles que la<br />

renaturation des cours d’eau, le maint<strong>ie</strong>n<br />

des débits d’étiage ou la suppression de<br />

seuils sont dès lors importantes. Comme<br />

illustré dans la Figure 3, ces mesures<br />

présentent des coûts raisonnables et<br />

sont actuellement considérées dans les<br />

multiples projets d’aménagement de cours<br />

d’eau dans le cadre de la 3ème Correction<br />

du Rhône supér<strong>ie</strong>ur (SRCE-VS, 2008).<br />

3. Etude expérimentale du<br />

comportement morphodynamique<br />

des confluences<br />

3.1 Description de l’étude<br />

Le comportement morphodynamique<br />

des confluences a été systématiquement<br />

étudié en laboratoire pour quantif<strong>ie</strong>r<br />

l’influence d’un élargissement local de<br />

Figure 3. Etat<br />

écologique actuel<br />

et potent<strong>ie</strong>l et coût<br />

total annuel par<br />

confluence<br />

selon Bourgeois<br />

(2006).<br />

l’affluent à l’embouchure. L’installation<br />

expérimentale et les configurations testées<br />

sont inspirées de la situation sur le Rhône<br />

supér<strong>ie</strong>ur. Elles ne représentent toutefois<br />

pas une confluence existante, mais plutôt<br />

une confluence schématisée (Leite Ribeiro,<br />

2011). L’installation est constituée d’un<br />

canal principal de 8.5 m de longueur et<br />

0.50 m largeur. L’affluent, d’une longueur<br />

de 4.9 m et d’une largeur de 0.15 m, se<br />

connecte au canal principal sous un angle<br />

de 90° (Figure 4). Les rapports de largeur<br />

entre l’affluent et le canal principal (B t/B m)<br />

et entre l’amont et l’aval du canal principal<br />

(B m/B p-c) se trouvent dans la plage de<br />

valeurs observées pour les confluences du<br />

Rhône supér<strong>ie</strong>ur (Leite Ribeiro, 2011).<br />

Trois combinaisons de débits ont<br />

été considérées. Le débit en aval de la<br />

confluence est toujours de 20 l/s. L’unique<br />

changement concerne le ratio entre les<br />

débits de l’affluent (Q t) et du canal principal<br />

(Q m), soit Q r = Q t/Q m = 0.11 (faible ratio de<br />

débit), 0.15 (ratio de débit intermédiaire)<br />

Figure 4. Installation expérimentale et configurations d’élargissement de l’affluent<br />

testées (les cotes sont en mètres).<br />

et 0.23 (ratio de débit élevé). Ces débits<br />

représentent des crues morphogènes,<br />

c’est-à-dire de période de retour<br />

proche de 2 ans. Chaque combinaison<br />

de débits a été testée dans quatre<br />

différentes configurations de confluence:<br />

une configuration de référence (sans<br />

élargissement) et trois élargissements,<br />

appelés : Petit (B t = 0.30 m; L w = 0.45 m),<br />

Moyen (B t = 0.45 m; L w = 0.45 m) et Grand<br />

(B t = 0.45 m; L w = 0.60 m).<br />

Chaque essai a été réalisé en<br />

conditions stationnaires de débit dans<br />

l’affluent et le canal principal et un débit<br />

solide constant Q st = 0.30 kg/min constitué<br />

de sédiments à granulométr<strong>ie</strong> étendue<br />

(d 50 = 0.82 mm et coeffic<strong>ie</strong>nt de gradation<br />

σ = 4.15) dans l’affluent. La courbe<br />

granulométrique adimensionnelle de ce<br />

mélange est similaire à celles rencontrées<br />

dans le Rhône. Concrètement, il n’y a pas<br />

de transport de sédiments dans le canal<br />

principal en amont de la confluence. Cette<br />

simplification vise à reproduire le cas<br />

d’une crue de l’affluent où ce dern<strong>ie</strong>r<br />

transporte relativement plus de sédi -<br />

ments que le canal principal.<br />

Tous les essais ont démarré avec<br />

un fond plat et ont été poursuivis jusqu’à<br />

ce que les conditions d’équilibre so<strong>ie</strong>nt<br />

atteintes, c’est-à-dire, lorsqu’il n’y plus<br />

d’évolution morphologique entre deux<br />

pas de temps. Les essais ont duré entre<br />

22 et 24 heures. La présente analyse<br />

considère exclusivement la condition<br />

d’équilibre de chaque essai.<br />

3.2 Résultats expérimentaux<br />

3.2.1 Configuration de référence<br />

Les mesures et observations effectuées<br />

dans la configuration de référence, relatives<br />

au champ de vitesses en trois dimensions,<br />

à la turbulence de l’écoulement, à la<br />

granulométr<strong>ie</strong> des matériaux déposés, à la<br />

morpholog<strong>ie</strong> et au transport sédimentaire,<br />

ont révélé que les processus hydromorpho-sédimentaires<br />

des confluences<br />

des régions alpines sont différents de<br />

ceux décrits par des modèles existants de<br />

la morphodynamique des confluences.<br />

Pour illustrer les principaux processus<br />

morphodynamiques agissant sur une<br />

confluence de type alpin, un modèle<br />

conceptuel a été établi par Leite Ribeiro<br />

(2011).<br />

La morpholog<strong>ie</strong> des confluences<br />

résultant de cette étude est caractérisée<br />

par la présence d’un important banc<br />

de grav<strong>ie</strong>rs en aval de la confluence. La<br />

différence des profondeurs d’écoulement<br />

entre l’affluent et le canal principal<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 237<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

conduit à l’existence d’une importante<br />

discordance entre les lits. De plus, aucune<br />

zone significative d’érosion n’est créée.<br />

En ce qui concerne l’hydrodynamique,<br />

la quantité de mouvement introduite<br />

par l’affluent, associée à la présence<br />

du banc, provoque une redistribution<br />

importante des masses dans la zone de<br />

confluence, induisant une déviation de<br />

l’écoulement principal vers la rive externe.<br />

L’écoulement principal proche du fond<br />

est peu modifié par l’affluent, donnant<br />

naissance à une structure d’écoulement<br />

à deux couches dans l’embouchure de<br />

l’affluent. Cet écoulement à deux couches<br />

joue un rôle important en empêchant la<br />

formation d’une zone de recirculation en<br />

aval de la confluence. Le banc de grav<strong>ie</strong>rs<br />

constitué à l’aval de la confluence réduit<br />

la surface d’écoulement et provoque son<br />

accélération. Les sédiments transportés<br />

par l’affluent sont triés et véhiculés sur le<br />

parement du banc.<br />

3.2.2 Configurations avec élargissement<br />

local de l’affluent à<br />

l’embouchure<br />

La morphodynamique des zones élarg<strong>ie</strong>s<br />

répond différemment aux combinaisons<br />

de débit et à la forme de l’élargissement.<br />

Dans l’ensemble des résultats présentés<br />

à la Figure 6 il est possible de distinguer<br />

3 zones caractéristiques principales dans<br />

l’élargissement, les zones sèches (zsc),<br />

les zones stagnantes (zst) et les corridors<br />

d’écoulement de l’affluent (cpe).<br />

Les zones sèches (zs) se<br />

rencontrent à l’entrée de l’élargissement<br />

et sont formées par remplissage au cours<br />

de l’essai. Selon les observations, ces<br />

zones sont alimentées par l’écoulement<br />

provenant de l’affluent et ne présentent pas<br />

d’écoulement. Les zones de stagnation<br />

sont formées par la rencontre des deux<br />

écoulements et peuvent progresser vers<br />

les zones élarg<strong>ie</strong>s en fonction du scénario<br />

étudié. Il est intéressant de remarquer<br />

que ces zones ne sont pas alimentées par<br />

l’affluent et ne sont par conséquent pas<br />

rempl<strong>ie</strong>s de sédiments.<br />

Concernant les corridors principaux<br />

d’écoulement, les essais ont montré<br />

qu’un élargissement local provoque<br />

tout d’abord une expansion latérale de<br />

l’écoulement et ensuite une contraction<br />

due à la rencontre avec l’écoulement du<br />

canal principal. L’expansion vers l’amont<br />

de l’écoulement dans la zone élarg<strong>ie</strong> (à<br />

gauche dans la Figure 6) est principalement<br />

associée à la longueur de l’élargissement.<br />

La limite amont ne change<br />

pas entre le petit élargissement et<br />

Figure 5. Modèle conceptuel des principaux processus morphodynamiques agissant<br />

sur une confluence de type alpin, entre un petit affluent dominant en terme de transport<br />

sédimentaire et un canal principal dominant en terme de débit (Leite Ribeiro, 2011). M1:<br />

Discordance de fond; M2: Banc de sédiments, M3: Corridors de transport des matériaux<br />

gross<strong>ie</strong>rs, M4: Corridors de transport des matériaux fins; M5: Petite zone d’érosion. F1:<br />

Ecoulement de surface provenant du canal principal, F2: Ecoulement proche du fond provenant<br />

du canal principal, F3: Ecoulement provenant de l’affluent, F4: Zone de stagnation,<br />

F5: Zone de cisaillement et F6: Vortex spirales dans le coin aval de la confluence.<br />

Figure 6. Vue de la zone élarg<strong>ie</strong> pour chacun des neuf essais. Les abréviations «zs»<br />

dénotent les zones sèches, «zst» les zones de stagnation et «cpe» les corridors d’écoulement.<br />

Les carrés trait-tillés sont illustrés par des photos dans la Figure 8.<br />

238 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Figure 7. Représentation des profondeurs d’eau dans les zones élarg<strong>ie</strong>s sous forme<br />

de boxplots avec la médiane (trait épais), les quartiles 0.25 et 0.75 (limites infér<strong>ie</strong>ur et<br />

supér<strong>ie</strong>ur du rectangle), et les valeurs maximales et minimales (trait-tillés). Dans les<br />

configurations de référence, les valeurs de profondeur d’eau ont été mesurées le long<br />

de l’affluent entre Y = 0.50 m et Y = 1.2 m (cf. Fig.4).<br />

l’élargissement moyen (de même longueur),<br />

soit entre la première et la deuxième<br />

ligne de la Figure 6. Par contre, la limite<br />

extér<strong>ie</strong>ure du corridor se déplace vers<br />

la gauche quand le grand élargissement<br />

est comparé à l’élargissement moyen.<br />

Tous les élargissements conduisent à un<br />

rattachement de l’écoulement sur le côté<br />

aval de l’élargissement.<br />

Le degré de liberté spatial introduit<br />

par l’élargissement, associé aux différents<br />

débits dans le cours d’eau principal et dans<br />

l’affluent conduit à la formation de zones<br />

morphologiques tridimensionnelles, d’une<br />

grande variabilité spatiale. La Figure 7<br />

montre les variations de profondeur<br />

d’eau mesurées dans les zones élarg<strong>ie</strong>s<br />

en comparaison de celles mesurées<br />

dans l’affluent pour la configuration de<br />

référence. La formation d’une morpholog<strong>ie</strong><br />

tridimensionnelle conduit à une plus<br />

grande variété de profondeurs d’eau<br />

en comparaison de la configuration de<br />

référence, ce qui est favorable à la création<br />

de biotopes.<br />

L’élargissement local de l’affluent<br />

conduit également à une variabilité importante<br />

du substrat du lit comme illustré à<br />

la Figure 8. Les zones sèches (zs) sont<br />

constituées de sédiments extrêmement<br />

fins (bancs de sable) alors que les<br />

corridors principaux d’écoulement sont<br />

caractérisés par une granulométr<strong>ie</strong> plus<br />

grossière. Les observations faites pendant<br />

les essais ont mis en évidence que les<br />

corridors de transport de sédiments dans<br />

les zones élarg<strong>ie</strong>s sont directement liés<br />

aux corridors principaux d’écoulement.<br />

Dans les scénarios à grand rapport de<br />

débit, les corridors de transport sont<br />

contractés et davantage guidés vers l’aval<br />

en comparaison des essais à petit rapport<br />

de débit (Figure 8).<br />

L’analyse des profils en long sur<br />

l’axe de l’affluent (Figure 9) montre que<br />

les changements morphologiques dus<br />

à l’expansion locale de l’affluent ne sont<br />

pas ressentis par les niveaux d’eau ni par<br />

la morpholog<strong>ie</strong> de l’affluent à l’amont de<br />

l’élargissement. Ce résultat très important<br />

indique qu’une intervention locale dans<br />

la zone de la confluence ne produit pas<br />

d’effets adverses pour la protection contre<br />

les crues. Ceci est principalement dû au<br />

caractère local de l’élargissement où la<br />

capacité de transport initialement réduite<br />

est rapidement rééquilibrée par une légère<br />

aggradation et aussi par la déviation du<br />

corridor d’écoulement par le flux provenant<br />

du canal principal.<br />

4. Potent<strong>ie</strong>l écologique de<br />

l’élargissement d’un affluent<br />

à l’embouchure<br />

L’élargissement vise à augmenter la<br />

morphodynamique d’un tronçon canalisé.<br />

Ceci est favorable au développement des<br />

habitats des invertébrés aquatiques, des<br />

poissons et de la végétation ainsi qu’à la<br />

création de hotspots pour la biodiversité<br />

(Benda et al., 2004, Rice et al., 2008).<br />

Les zones d’eau calmes (stagnation<br />

et/ou recirculation) présentes dans les<br />

élargissements peuvent également jouer<br />

un rôle important en tant que refuges pour<br />

les poissons en situation de crue du canal<br />

principal ou en cas de marnage. De plus, un<br />

Figure 8. Vue des zones élarg<strong>ie</strong>s dans les essais Faible – Petit (a) et Elevé – Grand (b). Les abréviations «zs» dénotent les zones<br />

sèches, «zst» les zones de stagnation, «cpe» les corridors d’écoulement et «cts» les corridors de transport de sédiments.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 239<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

Figure 9. Profil en long dans l’axe de l’affluent (X = 0.60 m). a) Essais à «faible ratio de débits», b) essais à «ratio de débits intermédiaire»<br />

etc) essais à «ratio de débits élevé».<br />

élargissement local de l’affluent peut créer<br />

une zone riveraine favorable à la diversité<br />

des plantes et des espèces animales<br />

comme les oiseaux, mammifères, insectes<br />

et amphib<strong>ie</strong>ns (Bohl, et al., 2003; Singer<br />

and Dunne, 2006; Schweizer, et al., 2007a;<br />

Weber, et al., 2009).<br />

Dans une zone de confluence, un<br />

élargissement favorise le rétablissement<br />

de la connectivité latérale des réseaux<br />

fluviaux, dégradés par les aménagements<br />

de cours d’eau passés. Même si la<br />

morphodynamique des zones élarg<strong>ie</strong>s<br />

répond différemment aux combinaisons<br />

de débit et à la forme de l’aménagement,<br />

un élargissement local de l’affluent<br />

améliore toujours l’hétérogénéité morphodynamique<br />

de la zone de confluence<br />

(Figure 6, Figure 8 et Figure 7), sans<br />

toutefois provoquer d’effet négatif sur<br />

la protection contre les crues (Figure 9).<br />

Ainsi, un élargissement local de l’affluent<br />

peut être considéré comme une solution<br />

efficace pour augmenter le potent<strong>ie</strong>l<br />

écologique des systèmes fluviaux, sans<br />

réduire leur capacité de transport ni la<br />

sécurité en cas de crue.<br />

Il est important de remarquer que<br />

les essais réalisés dans le cadre de ce<br />

projet sont caractérisés par des débits<br />

stationnaires, représentatifs de conditions<br />

morphogènes et que les résultats présentés<br />

ici correspondent à des conditions<br />

d’équilibre. Cependant, dans les réseaux<br />

fluviaux, les constantes variations de débits<br />

et par conséquent de niveaux d’eau et de<br />

vitesses sont des éléments fondamentaux<br />

pour l’écosystème fluvial (Schweizer, et<br />

al., 2007b). D’après l’équation synthétique<br />

proposée par Wasson, et al. (1998):<br />

Hétérogénéité + Variabilité + Connectivité<br />

= Biodiversité<br />

Pour cette raison, la liberté supplémentaire<br />

introduite par les zones élarg<strong>ie</strong>s est d’une<br />

grande importance pour l’augmentation<br />

de la biodiversité dans les zones de<br />

confluences.<br />

Un exemple de cette dynamique<br />

d’une zone élarg<strong>ie</strong> est montré dans la<br />

Figure 10, qui représente la situation<br />

d’écoulement de la Borgne avec lit<br />

élargi dans la zone de la confluence, lors<br />

d’une crue morphogène et pour un débit<br />

moyen annuel, étudiée qualitativement<br />

en modèle physique par Bidaud (2010).<br />

Ce cours d’eau présente actuellement<br />

un seuil fixe de 1.2 m à son embouchure,<br />

qui est responsable d’une altération<br />

significative de la connectivité latérale<br />

(Bourgeois, 2006). Pour le débit de période<br />

240 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Figure 10. Vue zénithale du modèle physique de la confluence de la Borgne élarg<strong>ie</strong> et du Rhône supér<strong>ie</strong>ur. a) Crue morphogène de le<br />

la Borgne et b) Débit annuel moyen de la Borgne.<br />

de retour de 2 ans (Figure 10a), un chenal<br />

d’écoulement préférent<strong>ie</strong>l se forme au<br />

centre de l’élargissement avec un pavage<br />

du fond du lit par des sédiments gross<strong>ie</strong>rs.<br />

Avec la réduction du débit de l’affluent<br />

(Figure 10b), l’écoulement est dévié vers<br />

les bancs de sédiments fins déposés en<br />

rive gauche, qui offrent moins de résistance<br />

à l’écoulement. Un processus d’érosion<br />

latérale se développe jusqu’au moment où<br />

l’affluent atteint sa largeur et sa profondeur<br />

d’équilibre, asséchant totalement le chenal<br />

antér<strong>ie</strong>ur. L’élargissement de la zone de<br />

confluence a permis la suppression du seuil<br />

existant et son remplacement par une pente<br />

constante franchissable par les poissons.<br />

Une telle mesure se révèle propice à la<br />

restauration des habitats favorables aux<br />

truites de rivière (Kuttel, 2001).<br />

5. Recommandations pour<br />

la pratique<br />

La présente étude s’appu<strong>ie</strong> sur un nombre<br />

limité de scénarios et configurations de la<br />

zone élarg<strong>ie</strong>. Les essais ont toutefois permis<br />

de mettre en évidence des comportements<br />

directement applicables à des projets de<br />

renaturation de confluences:<br />

(i) L’élargissement local de l’affluent<br />

dans la zone de confluence est une<br />

solution très avantageuse pour le<br />

rétablissement de la connectivité latérale.<br />

De surcroit, vu le caractère<br />

local de cette intervention, son coût<br />

est relativement faible.<br />

(ii) Sur la base des résultats expérimentaux,<br />

il est possible de conclure<br />

qu’un élargissement égal à 3 fois la<br />

largeur de l’affluent (B w = 3*B t) sur une<br />

longueur de 4 fois la largeur de l’affluent<br />

(L w = 4*B t) est suffisant pour atteindre<br />

les objectifs de renaturation, sans<br />

effets négatifs sur la protection contre<br />

les crues.<br />

(iii) Dans l’optique d’une systématisation<br />

des essais en laboratoire, seuls des<br />

élargissements rectangulaires ont été<br />

examinés. Même avec des configurations<br />

aussi simples, des résultats<br />

satisfaisants ont été obtenus. Toutefois,<br />

pour un projet de renaturation, un<br />

élargissement progressif comme<br />

étudié qualitativement par Bidaud<br />

(2010) devrait s’avérer plus fonctionnel<br />

dans l’espace disponible.<br />

(iv) Dans les affluents aménagés, il<br />

arrive souvent que l’apport solide ait<br />

été artific<strong>ie</strong>llement réduit par l’installation<br />

de dépotoirs, dans un objectif<br />

de protection contre les crues.<br />

Lors d’un projet de renaturation,<br />

des interventions doivent de ce fait<br />

être envisagées au besoin pour rétablir<br />

un régime de transport solide suffisant<br />

pour restituer la morphodynamique<br />

du cours d’eau.<br />

6. Conclusions<br />

De nombreux systèmes fluviaux ont<br />

été altérés par les travaux de correction<br />

réalisés en Suisse dès le 18 ème siècle,<br />

comme sur le Rhône en amont du Léman.<br />

La présente recherche considère un<br />

élargissement local de l’affluent à son<br />

embouchure dans le canal principal comme<br />

une solution efficace et peu coûteuse<br />

de renaturation. Les résultats se basent<br />

sur l’étude expérimentale systématique<br />

d’une confluence schématisée dont les<br />

caractéristiques géométriques et les<br />

relations de débits sont comparables à<br />

celles rencontrées dans les confluences<br />

du Rhône supér<strong>ie</strong>ur. L’analyse est faite<br />

sur les conditions d’équilibre associées à<br />

une crue morphogène de l’affluent.<br />

Un élargissement local de l’affluent<br />

dans la zone de confluence permet<br />

d’augmenter la variabilité des paramètres<br />

requis pour un rétablissement des habitats,<br />

comme les profondeurs d’eau, les vitesses<br />

d’écoulement et la composition du substrat.<br />

Cette amélioration ne provoque pas<br />

d’effets négatifs sur protection contre les<br />

crues car les niveaux d’eau ne sont pas<br />

influencés par cette mesure.<br />

Concrètement, un élargissement<br />

de trois fois la largeur de l’affluent canalisé<br />

sur une longueur de quatre fois cette largeur<br />

se révèle suffisant pour le rétablissement<br />

de la connectivité latérale du système.<br />

Remerc<strong>ie</strong>ments<br />

La présente recherche fait part<strong>ie</strong> du projet<br />

interdisciplinaire appelé «Integrales <strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement»<br />

(Aménagement intégral<br />

des cours d’eaux). Le projet est financé par<br />

l’Office Fédéral de l’Environnement (OFEV) et<br />

les partenaires sont le LCH-EPFL, l’EAWAG,<br />

le WSL et la VAW-ETH à Zurich. Les auteurs<br />

t<strong>ie</strong>nnent à remerc<strong>ie</strong>r particulièrement Maria<br />

Alp (EAWAG) pour les commentaires et propositions<br />

concernant les aspects biologiques<br />

de l’article.<br />

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«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 241<br />

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Adresse des auteurs:<br />

Marcelo Leite Ribeiro, Koen Blanckaert, Jean-<br />

Louis Boillat et Anton Schleiss, Laboratoire de<br />

constructions hydrauliques (LCH), Ecole polytechnique<br />

fédérale de Lausanne (EPFL), Station<br />

18, CH-1015 Lausanne<br />

secrétariat.lch@epfl.ch, http://lch.epfl.ch<br />

D<strong>ie</strong> nächste Ausgabe von<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft»<br />

erscheint am Donnerstag,<br />

8. Dezember 2011<br />

Foto: MMi<br />

242 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Remplacement des organes de sécurité au<br />

barrage de l’Hongrin<br />

Iwan Zurwerra, P<strong>ie</strong>rre Perrottet<br />

Résumé<br />

Depuis le 1 er octobre 1971, la société FMHL SA (Forces Motrices Hongrin–Léman SA) exploite une usine de pompage-turbinage<br />

afin de stocker et de produire de l’énerg<strong>ie</strong> hydroélectrique. Après environ 40 ans d’exploitation, des travaux de maintenance et de<br />

renouvellement aux organes de sécurité sur ce barrage double-voûte sont nécessaires.<br />

Une expertise technique a mené à la décision de remplacer les organes de sécurité au barrage nord et de réviser les vannes au<br />

barrage sud. En même temps, la protection anticorrosion aux différents blindages est refaite entièrement. Le béton de l’évacuateur<br />

de crue, situé à la culée centrale, sera réparé.<br />

Après des études approfond<strong>ie</strong>s, l’idée initiale de réaliser tous ces travaux dans la même période hivernale a été abandonnée en<br />

faveur d’une réalisation par module étalée sur plus<strong>ie</strong>urs années. Durant la période de févr<strong>ie</strong>r à mai 2010, les travaux au barrage sud<br />

ont été effectués avec succès sans arrêt de production. La fabrication des organes de sécurité à ce jour est déjà b<strong>ie</strong>n avancée. Les<br />

vannes papillon à la prise d’eau sont livrées depuis mai 2010.<br />

Dans une première part<strong>ie</strong>, le mandat, le mandataire FMHL SA représenté par ALPIQ SUISSE SA, et l’entreprise HYDRO Exploitation<br />

SA (HYDRO) comme exploitant, sont présentés.<br />

Ensuite, la structuration du projet ainsi que la procédure pour la planification sont expliquées. Ces travaux de grande envergure<br />

imposent des exigences élevées quant à la logistique de chant<strong>ie</strong>r. Au sein du concept, la gestion des risques chez HYDRO sera<br />

présentée en prenant l’exemple des travaux de manutention.<br />

Dans la section 5, les travaux réalisés sont décrits par le sous-traitant TSM Perrottet SA, responsable pour les travaux<br />

subaquatique.<br />

1. Le mandat<br />

Par la suite le propriétaire mandataire,<br />

l’aménagement, le contractant et le<br />

mandat du projet sont décrits.<br />

1.1 Le propriétair mandataire:<br />

FMHL SA (Forces Motrices<br />

Hongrin–Léman SA)<br />

La société FMHL SA se compose des<br />

actionnaires suivants:<br />

Actionnaire: Part (%)<br />

Romande Energ<strong>ie</strong> SA 41.1<br />

ALPIQ Suisse SA 39.3<br />

Groupe E 13.1<br />

Ville de Lausanne 6.5<br />

La gestion des actifs de l’aménagement<br />

Hongrin–Léman est assurée par ALPIQ<br />

Suisse SA.<br />

1.2 Le contractant<br />

L’entreprise HYDRO Exploitation SA<br />

(HYDRO) avec siège social à Sion (VS)<br />

a pour mission d’assurer l’exploitation<br />

et l’entret<strong>ie</strong>n des aménagements hydroélectriques.<br />

Dans ce but, les sociétés<br />

ALPIQ Suisse SA (anc<strong>ie</strong>nnement Energ<strong>ie</strong><br />

Ouest Suisse EOS), Grande Dixence SA,<br />

FMV SA et la Romande Energ<strong>ie</strong> SA ava<strong>ie</strong>nt<br />

transféré en 2002 leurs départements<br />

exploitation et technique dans la nouvelle<br />

société HYDRO. Depuis, cette entreprise<br />

avec plus de 400 employés assure la<br />

fiabilité pour des aménagements<br />

hydroélectriques dans les cantons<br />

du Valais et Vaud. HYDRO est donc<br />

responsable d’env. 22% de la production<br />

hydroélectrique installée en Suisse.<br />

HYDRO étud<strong>ie</strong> et gère de nombreux projets<br />

de renouvellement et de réhabilitation.<br />

Pour garantir le succès de ces missions,<br />

HYDRO dispose des départements<br />

Opérations & Maintenance, Gestion de<br />

projets, Atel<strong>ie</strong>rs centraux et Expertises &<br />

développement. Depuis 2008, un atel<strong>ie</strong>r<br />

mécanique à Martigny est opérationnel.<br />

Figure 1. L’extrait de carte montre la vue d’ensemble.<br />

En 2009, l’unité «Produits» a été créée.<br />

L’auteur de cet article avec son équipe ont<br />

été mandatés pour l’étude et la réalisation<br />

de ce projet.<br />

1.3 Présentation de l’aménagement<br />

Hongrin–Léman<br />

L’installation pompage-turbinage se situe<br />

dans le canton de Vaud. L’accès au<br />

barrage se fait par une route militaire<br />

depuis La Lécherette en dessous du Col<br />

des Mosses.<br />

Le lac est alimenté par l’eau de<br />

fonte de neige et l’eau pluviale amenée<br />

par un réseau important de galer<strong>ie</strong> de<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 243<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement


Tableau 1. Les données clé du prem<strong>ie</strong>r aménagement suisse de pompage-turbinage.<br />

transport. De plus, de l’eau est pompée<br />

du Lac Léman.<br />

Par une galer<strong>ie</strong> d’amenée d’environ<br />

8 km de long, l’eau est transportée par la<br />

suite par le puits inclinée d’environ 1.2 km<br />

de long sur les quatre turbines avec une<br />

puissance de 60 MW chacune.<br />

La centrale se trouve dans une<br />

caverne proche du fameux Château de<br />

Chillon près de Montreux.<br />

Le tableau 1 résume les données<br />

techniques de la première installation<br />

pompage-turbinage en Suisse.<br />

1.4 Le mandat du projet<br />

HYDRO avait été mandatée en 2005, dans<br />

le cadre du plan de maintenance à dix<br />

ans, pour analyser l’état des organes de<br />

sécurité. A la demi-v<strong>ie</strong> de la concession,<br />

différentes possibilités de réhabilitation<br />

ava<strong>ie</strong>nt été étudiées. La solution initiale<br />

de réviser les organes de sécurité au<br />

barrage Nord avait été abandonnée après<br />

consultation des experts en faveur d’un<br />

remplacement complet de ceux-ci.<br />

Le but de ce projet est de réaliser<br />

les travaux comme décrit ci-dessous<br />

avec une indisponibilité minimale de<br />

l’aménagement en respectant la sécurité<br />

des personnes et des b<strong>ie</strong>ns.<br />

Le périmètre du projet comprend<br />

les travaux suivants:<br />

1. Prise d’eau barrage Nord:<br />

Remplacement de deux vannes papillon<br />

DN 3000, tuyaux intermédiaires,<br />

by-pass et contrôle-commande.<br />

Figure 2. Vue d’ensemble des chant<strong>ie</strong>rs.<br />

Figure 3. Structuration du projet (objets principaux en vert).<br />

244 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Figure 4. Phasage selon Norme SIA 112.<br />

Figure 5. Structuration de l’analyse des risques.<br />

Nouvelle protection anti-corrosion du<br />

blindage et nouvelle grille d’entrée<br />

DN 8500 côté amont du lac.<br />

2. Vidanges de fond barrage Nord:<br />

Remplacement de deux vannes papillon<br />

DN 1800, deux vannes à jet<br />

creux DN 1600, tuyaux intermédiaires<br />

et contrôle-commande.<br />

Nouvelle protection anti-corrosion du<br />

blindage et des grilles d’entrée.<br />

3. Purge au barrage Sud:<br />

Révision deux vannes tiroir, révi -<br />

sion groupe hydraulique et contrôlecommande.<br />

Nouvelle protection anti-corrosion du<br />

blindage et grille.<br />

4. Evacuateur de crues à la culée centrale:<br />

Assainissement du béton.<br />

1.5 Contraintes et restrictions<br />

Le mandataire demande l’indisponibilité<br />

la plus courte possible. Les travaux prévus<br />

au barrage de l’Hongrin se retrouvent dans<br />

un contexte général de projets voisins en<br />

cours, entre autres le projet «Hongrin–<br />

Léman plus». Des contraintes importantes<br />

sont citées ci-dessous:<br />

Délai de livraison des organes de<br />

sécurité<br />

Disponibilité des entreprises clé<br />

Site éloigné<br />

Pas d’accès direct aux organes de<br />

sécurité et au p<strong>ie</strong>d du barrage<br />

Conditions climatiques<br />

Apport naturel des eaux<br />

Exigences environnementales<br />

2. Planification du projet<br />

2.1 Structuration du projet<br />

Ce projet d’envergure complexe demande<br />

une analyse systématique. La structuration<br />

se fait par objet. Le périmètre du projet est<br />

subdivisé dans les quatre lots principaux<br />

vidanges de fond et prise d’eau au barrage<br />

Nord, évacuateur de crues à la culée<br />

centrale et vannes de purge au barrage<br />

Sud. Les objets secondaires à savoir<br />

logistique, manutention, maîtrise du niveau<br />

du lac et l’environnement fournissent le<br />

support nécessaire à la réalisation des lots<br />

principaux. Les aspects importants liés à<br />

la complexité de ce mandat passionnant<br />

sont décrits ci-dessous:<br />

Aménagement clé pour l’alimentation<br />

en énerg<strong>ie</strong> électrique de la Suisse<br />

romande<br />

Pas de possibilité de comparaison<br />

avec des projets similaires<br />

Coûts d’investissement élevés<br />

Contraintes environnementales<br />

Situation de risques élevée<br />

Solutions innovatrices (logistique,<br />

transport)<br />

Ressources: coordination des spécialistes<br />

Planning très strict<br />

2.2 Organisation du projet<br />

HYDRO gère ses projets de manière<br />

générale avec une organisation matric<strong>ie</strong>lle.<br />

Sous la responsabilité du chef de projet<br />

de l’unité gestion de projets, plus<strong>ie</strong>urs<br />

chefs de projet part<strong>ie</strong>ls des unités<br />

techniques travaillent avec leurs équipes<br />

de spécialistes. De plus, un membre du<br />

département exploitation avait été intégré<br />

dans l’équipe de projet.<br />

Les mandats part<strong>ie</strong>ls et leurs<br />

tâches sont structurés selon des critères<br />

techniques et assignés pour tous les<br />

lots principaux et secondaires selon<br />

structuration du projet (voir image 3). Par<br />

exemple, le chef de projet part<strong>ie</strong>l mécanique<br />

et protection anticorrosion est responsable<br />

pour les études et la fabrication de tous<br />

les organes de sécurité et la protection<br />

anticorrosion. Pour la part<strong>ie</strong> logistique, un<br />

autre chef de projet part<strong>ie</strong>l est responsable.<br />

Un aspect important dans l’organisation<br />

est le contact direct avec le responsable<br />

de la production de l’énerg<strong>ie</strong>.<br />

2.3 Déroulement du projet selon<br />

Norme SIA 112<br />

L’image 4 montre le déroulement simplifié.<br />

Après la phase SIA 2 en 2005–2006,<br />

les études détaillées pour les organes<br />

de sécurité ava<strong>ie</strong>nt été avancées. La<br />

soumission et l’appel d’offres éta<strong>ie</strong>nt<br />

terminés fin 2007 avec l’adjudication<br />

à l’entreprise ADAMS Schweiz AG. La<br />

priorité a été mise sur les vannes en raison<br />

du long délai de fabrication.<br />

A partir de 2008, le concept de la<br />

logistique et de l’infrastructure de chant<strong>ie</strong>r<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 245


était élaboré en parallèle du projet de détail<br />

pour les organes de sécurité. Le projet de<br />

détail pour la logistique et l’infrastructure de<br />

chant<strong>ie</strong>r était terminé fin 2009. L’état actuel<br />

d’avancement des travaux (août 2010) est<br />

décrit dans le chapitre 4 ci-dessous.<br />

3. Concept de la solution<br />

3.1 Logistique/Infrastructure de<br />

chant<strong>ie</strong>r<br />

L’accès au barrage est assuré par une route<br />

militaire depuis la Lécherette en dessous<br />

du Col des Mosses. Le couronnement<br />

du barrage se trouve à une altitude de<br />

1257 m sm. La largeur disponible du<br />

couronnement à l’intér<strong>ie</strong>ur des bordures<br />

est d’environ 3.40 m.<br />

Les chant<strong>ie</strong>rs Nord se trouvent<br />

à une profondeur de –83 m pour la prise<br />

d’eau et env. –91 m pour les vidanges de<br />

fond.<br />

Les vannes de purge au barrage<br />

Sud se trouvent à environ -75 m depuis le<br />

couronnement.<br />

Le seul accès possible à différentes<br />

chambres des vannes se fait depuis le<br />

couronnement. De là, les pièces d’un poids<br />

maximal d’environ 26 t sont abaissées<br />

avec une grue mobile spéciale. Pour le<br />

transport des personnes, un ascenseur<br />

de chant<strong>ie</strong>r avec une charge utile de 2 t<br />

sera installé.<br />

Figure 6. L’extrait du plan montre les dimensions de la grue à<br />

130 t sur le couronnement et la profondeur d’abaissement vers<br />

la chambre des vannes à la prise d’eau au barrage Nord.<br />

Pour que le chant<strong>ie</strong>r soit exploitable<br />

pendant la période hivernale toutes les<br />

mesures possibles seront mises en place.<br />

En plus du service avalanche et des<br />

mesures de sécurité pour les personnes,<br />

une alimentation électrique adéquate<br />

et des containers de réfectoire sont<br />

également prévus. Par la suite, la faisabilité<br />

a été validée par un expert externe.<br />

3.2 Maîtrise du lac<br />

La gestion du plan d’eau durant les travaux<br />

présente un élément clé de ce projet. En<br />

plus de la solution initiale de percer le<br />

barrage en dessous du niveau des vannes<br />

de vidange de fonds , une nouvelle solution<br />

sans abaissement du lac est élaborée<br />

actuellement.<br />

La première variante prévoyait deux<br />

forages carottés d’un diamètre 800 mm à<br />

travers le barrage Nord. Avec ces deux<br />

pertuis, un débit maximal de 12 m 3 /s<br />

peut être évacué. Ce débit est possible<br />

pendant la période hivernale de janv<strong>ie</strong>r à<br />

mars. Plus les travaux sont déplacés vers<br />

le printemps, plus ce débit augmente.<br />

Pour augmenter la flexibilité dans<br />

le choix de la période de réalisation durant<br />

l’année, la deuxième variante ne prévoit<br />

plus un abaissement du niveau du lac. Deux<br />

obturateurs d’un diamètre de 4700 mm<br />

seront posés sous l’eau sur les deux trompes<br />

de vidange. Une première étude a démontré<br />

la faisabilité. La solution définitive sera<br />

chois<strong>ie</strong> dès que la période économiquement<br />

la plus favorable pour la mise hors service de<br />

l’aménagement sera connue.<br />

3.3 Gestion des risques<br />

3.3.1 Généralités<br />

Au sein de ce projet, une analyse<br />

systématique des risques avait été réalisée.<br />

En collaboration avec un partenaire<br />

externe, tous les risques avait été analysés.<br />

La procédure chois<strong>ie</strong> est présentée par la<br />

suite.<br />

L’analyse de risques suit la<br />

structuration du projet. Pour les objets<br />

principaux, selon périmètre du projet,<br />

plus<strong>ie</strong>urs processus de support (objets<br />

auxiliaires) sont nécessaires. Les<br />

objets auxiliaires, à savoir «conception<br />

technique», «logistique», «manutention»,<br />

«gestion des eaux» «QES», sont commun<br />

à tous les objets principaux. Chacun des<br />

objets a été analysé selon la norme ONR<br />

49001, selon laquelle HYDRO est certifié.<br />

3.3.2 Gestion des risques: exemple<br />

manutention<br />

Après l’analyse systématique des travaux<br />

de manutention avec les tonnages y<br />

relatifs, un concept avait été élaboré en<br />

collaboration avec le fabricant des grues<br />

et l’entreprise de manutention. Le levage et<br />

Figure 7. 29 octobre 2009: Essai de levage à 28 t sur le couronnement<br />

Nord, qui confirmait les concepts théoriques in situ.<br />

246 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Figure 8. Vanne papillon DN 3000 de la<br />

prise d’eau Nord lors de la réception en<br />

hiver 2009–2010.<br />

l’abaissement des anc<strong>ie</strong>nnes et nouvelles<br />

vannes d’un poids unitaire maximal de 26 t<br />

et la largeur du couronnement d’environ<br />

3.40 m représentent des contraintes<br />

élevées à la faisabilité.<br />

Déjà à un stade très avancé, un<br />

prem<strong>ie</strong>r essai chez le fabricant avait<br />

démontré la faisabilité de levage des<br />

charges jusqu’à 30 t. Par la suite, la<br />

stabilité du mur du barrage ainsi que<br />

le couronnement lui-même ava<strong>ie</strong>nt été<br />

vérifiés par un ingén<strong>ie</strong>ur spécialisé (voir<br />

image 6).<br />

Ayant élargi le couronnement<br />

pendant la période de septembre à octobre<br />

2009, des essais de levage avec une<br />

charge maximale de 28 t éta<strong>ie</strong>nt réalisés<br />

à fin octobre 2009. Ceux-ci confirma<strong>ie</strong>nt<br />

la faisabilité pratique de la manutention<br />

Figure 9. Travaux de protection anticorrosion<br />

en dessous des vannes de la purge<br />

Sud.<br />

Figure 11. Equipement de l’obturateur. Figure12. Plateforme de travail.<br />

avec des grues mobiles (image 7). En<br />

collaboration étroite avec le fabricant des<br />

grues, l’entreprise de levage et les organes<br />

offic<strong>ie</strong>ls de la SUVA, toutes les procédures<br />

de travail éta<strong>ie</strong>nt analysées et validées.<br />

4. Réalisation<br />

4.1 Barrage Nord: Fabrication des<br />

organes de sécurité<br />

Après la signature des contrats avec la<br />

maison ADAMS Schweiz AG début 2008,<br />

la conception des organes de sécurité<br />

avait commencé. Sous le suivi intense des<br />

études et de la préparation par HYDRO<br />

et des partenaires t<strong>ie</strong>rs, la fabrication est<br />

en cours actuellement. Les deux vannes<br />

papillon DN 3000 et le tuyau intermédiaire<br />

pour la prise d’eau au barrage Nord ont été<br />

Image 10. Travaux d’échafaudages sur<br />

l’évacuateur de crues.<br />

réceptionnés à fin avril 2010. La livraison a<br />

eu l<strong>ie</strong>u fin mai 2010. L’image 8 montre une<br />

des vannes papillon DN 3000 ouverte lors<br />

de sa réception à l’usine et les dimensions<br />

de ces organes impressionnants.<br />

4.2 Travaux au barrage Sud<br />

Le but primordial était de réaliser ces<br />

travaux déjà en 2010. Les essais de<br />

levage en automne 2009 permetta<strong>ie</strong>nt<br />

de préparer les travaux au barrage<br />

Sud. Afin d’isoler la zone de travail, un<br />

obturateur avait été posé côté amont du<br />

lac par des plongeurs (voir chapitre 5). Ces<br />

travaux deva<strong>ie</strong>nt être coordonnés entre<br />

l’exploitant et le responsable de production<br />

hydroélectrique. Le marnage du niveau du<br />

lac ne devait pas dépasser un certain seuil<br />

durant les travaux subaquatiques. Suite<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 247


Figure 13. Chambre de pression et poste de rég<strong>ie</strong> pour<br />

scaphandr<strong>ie</strong>rs.<br />

à la phase de préparation, de décembre<br />

2009 à févr<strong>ie</strong>r 2010, le chant<strong>ie</strong>r avait ouvert<br />

le 22 févr<strong>ie</strong>r 2010 avec le nettoyage de la<br />

neige sur la route d’accès et la mise en<br />

place de l’infrastructure nécessaire.<br />

En parallèle, des travaux de<br />

démontage des vannes les travaux<br />

préparatoires pour le sablage et la peinture<br />

débuta<strong>ie</strong>nt (image 9).<br />

La coordination de tous les travaux<br />

était assurée par la direction locale des<br />

travaux sur site à plein temps. Ces travaux<br />

éta<strong>ie</strong>nt terminés le 7 mai 2010 avec la<br />

remise en service des vannes révisées.<br />

Depuis cette date, l’exploitation de<br />

l’aménagement fonctionne de nouveau<br />

sans contrainte. Le chant<strong>ie</strong>r était terminé à<br />

la fin août 2010 avec la remise en état du<br />

couronnement.<br />

4.3 Travaux à l’évacuateur des<br />

crues à la culée centrale<br />

Pour l’assainissement des bétons à<br />

l’évacuateur des crues, un échafaudage<br />

était mis en place (voir image 10). Après<br />

le traitement des surfaces endommagées,<br />

par haute-pression, les armatures ont été<br />

traitées avec un produit anticorrosion<br />

pour être ensuite reconstituées par un<br />

mort<strong>ie</strong>r de ragréage. Les joints des étapes<br />

de bétonnage éta<strong>ie</strong>nt protégés par une<br />

bande d’étanchéité. Ces travaux éta<strong>ie</strong>nt<br />

également terminés pour la mi-mai 2010.<br />

5. Entreprise TSM Perrottet SA:<br />

Travaux subaquatiques au<br />

barrage Sud<br />

L’article qui suit a été rédigé par notre<br />

partenaire et sous-traitant TSM Perrottet<br />

SA. La maison TSM Perrottet SA était en<br />

charge des travaux subaquatiques.<br />

Exigences du cl<strong>ie</strong>nt HYDRO<br />

Exploitation SA:<br />

Figure 14. Préparation des plongeurs.<br />

Isoler et étanchéif<strong>ie</strong>r la purge du barrage<br />

Sud, diamètre de la trompe<br />

d’entrée 1600 mm<br />

Profondeur d’intervention des scaphandr<strong>ie</strong>rs<br />

– 29 m, profondeur transformée<br />

en lac en montagne – 32 m,<br />

cote du couronnement 1257 m sur<br />

mer.<br />

Accès rout<strong>ie</strong>r difficile sur une route<br />

étroite couverte de neige et glace<br />

depuis la route du col des Mosses.<br />

Poids maximal des pièces d’équipement<br />

limité à 5.5 t.<br />

Réalisation en hiver.<br />

L’étanchéité absolue de l’obturateur<br />

doit être garant<strong>ie</strong>: les travaux de sablage<br />

et de peinture nécessitent un mil<strong>ie</strong>u<br />

sec.<br />

Afin de pouvoir répondre à ces<br />

exigences, toute la procédure a été validée<br />

au siège à Sug<strong>ie</strong>z FR.<br />

Equiper l’obturateur (2.3 t) avec le joint<br />

d’étanchéité et les vannes de<br />

remplissage/vidange.<br />

Positionner les points d’attelage selon<br />

la pente de la surface du mur du<br />

barrage.<br />

Monter des fixations pour la plateforme<br />

de travail provisoire et le dispositif de<br />

forage sur la bride de l’obturateur.<br />

Tous les scaphandr<strong>ie</strong>rs prévus pour<br />

cette mission deva<strong>ie</strong>nt exercer toutes<br />

les procédures au sec, afin d’être prêts<br />

à les réaliser sous l’eau avec une<br />

visibilité minimale.<br />

Pose du dispositif de forage, forage<br />

de huit trous, évacuation des carottes<br />

de forages, pose des ancrages<br />

chimiques.<br />

L’obturateur était rempli avec de l’eau<br />

et sous pression afin de tester le joint<br />

d’étanchéité et sa fiabilité.<br />

5.1 Notre plateforme (ponton)<br />

de travail<br />

Afin de réceptionner toutes les installations<br />

nécessaires à la réalisation de cette<br />

mission, une plateforme de travail avait été<br />

mise en place. Deux pontons en aluminium<br />

joignables d’une surface totale de 12 × 8 m<br />

éta<strong>ie</strong>nt prévus au vu de la limitation de<br />

poids. Contre la formation de la glace,<br />

un rideau de boules d’air avait été monté<br />

sous la surface d’eau afin de garantir une<br />

zone de travail vide. Comme déjà essayé<br />

sur le canal de la Broye devant notre<br />

siège, la plateforme avait été aménagée<br />

en utilisant les grues mobiles. La chambre<br />

de compression, le container de rég<strong>ie</strong>, le<br />

générateur, les compresseurs à basse et<br />

haute pression, les groupes hydrauliques,<br />

les batter<strong>ie</strong>s de gaz de respiration,<br />

l’outillage, l’équipement de plongée et<br />

d’autre matér<strong>ie</strong>l ava<strong>ie</strong>nt été fixés afin de<br />

résister à des conditions hivernales.<br />

Les machines les plus importantes<br />

sont installées à double, afin de ne pas<br />

perdre de temps lors des éventuelles<br />

pannes.<br />

5.2 La sécurité<br />

Afin de respecter les règles de la SUVA et<br />

nos propres standards, une chambre de<br />

pression avec un «chamber master» sur<br />

site est indispensable. La chambre de<br />

compression la plus proche du chant<strong>ie</strong>,r<br />

située à Genève, ne peut pas être atteinte<br />

quand il fait mauvais temps. Le médecin<br />

hyperbare à Genève ainsi que la REGA<br />

sont informés. Une place d’atterrissage<br />

pour l’hélicoptère est défin<strong>ie</strong>.<br />

5.3 L’équipe de scaphandr<strong>ie</strong>rs<br />

L’équipe est constituée comme suit: le<br />

responsable de la mission, le superviseur<br />

des scaphandr<strong>ie</strong>rs, le chamber master,<br />

248 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Figure 15. Tout ok.<br />

trois scaphandr<strong>ie</strong>rs et un scaphandr<strong>ie</strong>r<br />

suppléant.<br />

5.4 La journée typique des<br />

scaphandr<strong>ie</strong>rs<br />

Vérification de la chambre de com -<br />

pression<br />

Contrôle de toutes les vannes, joints,<br />

prises d’air de respiration, les moyens<br />

de communication, les stocks en gaz<br />

et les étanchéités des points d’accès<br />

(trou d’homme) par le chamber<br />

master.<br />

Contrôle du répartiteur de gaz et<br />

des moyens de communication,<br />

de la surveillance par vidéo et du gaz<br />

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de respiration par le superviseur des<br />

scaphandr<strong>ie</strong>rs.<br />

Préparation de l’équipement des<br />

scaphandr<strong>ie</strong>rs et contrôle de l’équipement<br />

de remplacement (quantité<br />

et pression).<br />

L’équipe de «surface» prépare tout<br />

l’outillage prévu.<br />

Br<strong>ie</strong>fing de l’équipe: organisation de<br />

l’équipe de scaphandr<strong>ie</strong>rs et du<br />

scaphandr<strong>ie</strong>r de secours.<br />

Pendant l’intervention du scaphandr<strong>ie</strong>r,<br />

le scaphandr<strong>ie</strong>r de secours se<br />

t<strong>ie</strong>nt à disposition entièrement équipé<br />

et prêt à intervenir.<br />

A travers la ligne de v<strong>ie</strong> (tuyaux<br />

flexible) comprenant l’alimentation en<br />

gaz de respiration, téléphone et lumière<br />

ainsi que la mesure de la profondeur,<br />

le superviseur est en contact permanant<br />

avec le scaphandr<strong>ie</strong>r.<br />

Scaphandr<strong>ie</strong>r No 1 est sous l’eau. Il<br />

termine son intervention.<br />

Le scaphandr<strong>ie</strong>r No 2 en stand-by<br />

reprend la suite.<br />

Le scaphandr<strong>ie</strong>r No 3 se met en standby.<br />

Dès que le No 2 termine sa mission,<br />

c’est le scaphandr<strong>ie</strong>r No 3 qui<br />

démarre.<br />

Le scaphandr<strong>ie</strong>r No 1 reprend le rôle<br />

du scaphandr<strong>ie</strong>r de secours.<br />

Les types de gaz de respiration utilisé<br />

sont:<br />

Nitrox 30/70% pour l’intervention pendant<br />

les travaux. Pour la décompression à<br />

partir d’une profondeur de 6 m, l’oxygène<br />

à 100% est utilisé. Le temps maximal<br />

d’intervention par scaphandr<strong>ie</strong>r avait<br />

été limité à 60 minutes, afin de se laisser<br />

la possibilité de faire intervenir le même<br />

scaphandr<strong>ie</strong>r plus<strong>ie</strong>urs fois.<br />

5.5 Les conditions<br />

météorologiques<br />

On savait que ce chant<strong>ie</strong>r se réaliserait en<br />

hiver. Par contre, de se retrouver en mars<br />

avec des températures de –21 °C était<br />

inhabituel. Le vent fort venant du Nord<br />

ainsi que les chutes de neige aggrava<strong>ie</strong>nt<br />

encore cette situation. L’équipement de<br />

plongée atteignait ses limites.<br />

5.6 Les travaux<br />

L’équipe avait accompli sa mission<br />

grâce à son expér<strong>ie</strong>nce professionnelle<br />

et les exercices menés à sec avec plein<br />

de succès. Malgré les conditions hors<br />

du commun, tous les travaux à savoir<br />

les inspections préalables, la prise des<br />

mesures, le film, le nettoyage à haute<br />

pression, la mise en place de l’obturateur ,<br />

les forages ainsi que le démontage ava<strong>ie</strong>nt<br />

été effectués sereinement, en respectant<br />

la sécurité et sans accident.<br />

Adresse des auteurs<br />

Florian Vuistiner<br />

Chef de projet HYDRO Exploitation SA<br />

Rue des Creusets 41, CH-1951 Sion (VS)<br />

Tel. +41 (0) 27 328 44 11<br />

vuf@hydro-exploitation.ch<br />

P<strong>ie</strong>rre Perrottet, Directeur<br />

TSM Perrottet SA, Ch. de la Tour du Chêne 10,<br />

CH-1786 Sug<strong>ie</strong>z, Tel. + 41 (0)26 673 11 62<br />

www.<strong>tsm</strong>-perrottet.com<br />

Informations complémentaires:<br />

www.alpiq.com<br />

www.hydro-exploitation.ch<br />

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HYDRO Exploitation SA, CP 750, CH-1951 Sion, Tél. +41 (0)27 328 44 11, Fax. +41 (0)27 328 44 12, www.hydro-exploitation.ch<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 249


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VS: Nr. 67, Der Schweizerische<br />

Wasserwirtschaftsverband 1910–<br />

2010, ein Portrait, von Dr. Walter<br />

Hauenstein, 2010, 156 S. Format<br />

17 × 24 cm, ISBN 978-3 85545-<br />

155-5, CHF 40.–.<br />

VS: Nr. 63, Wasserbauer und Hydrauliker<br />

der Schweiz. Kurzbiograph<strong>ie</strong>n<br />

ausgewählter Persönlichkeiten,<br />

2001, von Dan<strong>ie</strong>l L. Vischer,<br />

CHF 50.–.<br />

VS: Nr. 59, Gesch<strong>ie</strong>betransport und<br />

Hochwasser/Charriage et crues,<br />

Vorträge in B<strong>ie</strong>l, 1998, CHF 50.–.<br />

VS: Nr. 66, D<strong>ie</strong> Engadiner Kraftwerke<br />

– Natur und Technik in einer<br />

aufstrebenden Region, von Robert<br />

Me<strong>ie</strong>r, 2003, 207 S., Format 28.5<br />

× 20.5 cm, ISBN 3-85545-129-X,<br />

CHF 60.–.<br />

VS: Nr. 62, Uferschutz und Raumbedarf<br />

von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern/Protection<br />

des rives et espace vital<br />

nécessaire aux cours d’eau, 2001,<br />

Vorträge in B<strong>ie</strong>l, CHF 40.–.<br />

VS: Nr. 58, Entsorgung und Geschwemmsel,<br />

Stand der Technik<br />

– Kosten – Zukunft, Vorträge in<br />

Bad-Säckingen, 1998, CHF 50.–.<br />

VS: Nr. 65, Wasserkraft – d<strong>ie</strong> erneuerbare<br />

Energ<strong>ie</strong>. Beiträge<br />

des internationalen Symposiums<br />

vom 18./19. Okt. 2001 in Chur,<br />

CHF 30.–.<br />

Momentan<br />

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vergriffen!<br />

vergriffen!<br />

VS: Nr. 61, Rechtsfragen der Was -<br />

serkraftnutzung. Unterhalt und Modernis<strong>ie</strong>rung,<br />

Heimfall und Selbstnutzung<br />

von Wasserkraftanlagen im<br />

Kanton Wallis. Erhältlich als PDF unter:<br />

www.wasserkraftwallis.ch.<br />

VS: Nr. 57, Betr<strong>ie</strong>b und Wartung<br />

von Wasserkraftwerken, 1998,<br />

Bernard Comte, CHF 120.–.<br />

VS: Nr. 64, Ökologische (Teil A)<br />

und technisch/ökonomische Qua -<br />

litäten der Wasserkraft. ecoconcept<br />

Zürich und Schnyder Ingen<strong>ie</strong>ure<br />

AG, Ottenbach, CHF 40.–.<br />

VS: Nr. 60, Externe Effekte der<br />

Wasserkraftnutzung / Effets externe<br />

de l’exploitation des forces<br />

hydrauliques, 1999, CHF 50.–.<br />

VS: Nr. 54, Directives pour l’exploitation<br />

et la maintenance des<br />

groupes hydroélectriques, 1995,<br />

Bernard Comte, CHF 98.–.<br />

250 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Politik<br />

Bundesrat präzis<strong>ie</strong>rt Vollzug der kostendeckenden<br />

Einspeisevergütung<br />

Der Bundesrat hat einer Teilrevision der<br />

Energ<strong>ie</strong>verordnung zugestimmt. S<strong>ie</strong><br />

beinhaltet Präzis<strong>ie</strong>rungen und Ergänzungen<br />

für den praktischen Vollzug der<br />

Kostendeckenden Einspeisevergütung<br />

(KEV). Ausserdem werden d<strong>ie</strong> Regeln für<br />

d<strong>ie</strong> Stromkennzeichnung verschärft, um<br />

den Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />

mehr Transparenz über d<strong>ie</strong> Herkunft des<br />

von ihnen konsum<strong>ie</strong>rten Stroms zu verschaffen.<br />

D<strong>ie</strong> Änderungen treten am<br />

1. Oktober 2011 in Kraft.<br />

Seit Anfang 2009 wird in der Schweiz<br />

Strom aus erneuerbaren Energ<strong>ie</strong>n mit der<br />

Kostendeckenden Einspeisevergütung<br />

(KEV) gefördert. Alle Stromkonsumentinnen<br />

und -konsumenten bezahlen dafür<br />

einen Zuschlag pro verbrauchte Kilowattstunde<br />

Strom. Im Juni 2010 hatte das Parlament<br />

mit der Änderung des Energ<strong>ie</strong>gesetzes<br />

entsch<strong>ie</strong>den, dass der Bundesrat<br />

d<strong>ie</strong>sen Zuschlag ab 2013 bedarfsgerecht<br />

auf maximal 0.9 Rappen/kWh erhöhen<br />

kann. Ab 2012 wird ausserdem ein neuer<br />

Zuschlag von 0.1 Rappen/kWh zur Finanz<strong>ie</strong>rung<br />

von Gewässerschutzmassnahmen<br />

erhoben (Revision Gewässerschutzgesetz<br />

vom Dezember 2009).<br />

D<strong>ie</strong> vorl<strong>ie</strong>gende Revision der Energ<strong>ie</strong>verordnung<br />

setzt einerseits d<strong>ie</strong> erwähnten<br />

Änderungen des Energ<strong>ie</strong>- und Gewässerschutzgesetzes<br />

um. Andererseits umfasst<br />

s<strong>ie</strong> notwendige Präzis<strong>ie</strong>rungen und Ergän-<br />

Nachrichten<br />

Informationen aus der Wasser- und Energ<strong>ie</strong>wirtschaft<br />

zungen für den Vollzug der KEV, d<strong>ie</strong> sich<br />

nach zwei Jahren Praxiserfahrung ergeben<br />

haben:<br />

Der Zuschlag zur Finanz<strong>ie</strong>rung der<br />

KEV und neu auch von gewissen Gewässerschutzmassnahmen<br />

wird bedarfsgerecht<br />

durch den Bundesrat<br />

festgelegt. Der Bundesrat hat den Zuschlag<br />

gemäss Artikel 15b Absatz 1<br />

des Energ<strong>ie</strong>gesetzes auf derzeit insgesamt<br />

0.45 Rappen/kWh festgesetzt.<br />

D<strong>ie</strong> Vergütungssätze für den produz<strong>ie</strong>rten<br />

Strom können neu nicht mehr<br />

nur jährlich sondern nötigenfalls auch<br />

im Verlauf des Jahres angepasst werden.<br />

D<strong>ie</strong>s trägt der dynamischen Preisentwicklung<br />

bei den einzelnen Technolog<strong>ie</strong>n<br />

Rechnung, insbesondere bei<br />

der Photovoltaik.<br />

D<strong>ie</strong> revid<strong>ie</strong>rte Energ<strong>ie</strong>verordnung regelt<br />

erstmals klar, w<strong>ie</strong> Erneuerungen<br />

oder Erweiterungen von Anlagen gehandhabt<br />

werden müssen. Der Vergütungssatz<br />

der erneuerten oder erweiterten<br />

Anlage wird an d<strong>ie</strong> neue Gesamtstromproduktion<br />

angepasst und<br />

zwar zu den Vergütungssätzen der<br />

neuen Leistungsklasse. Eine Ausnahme<br />

bildet d<strong>ie</strong> Photovoltaik: H<strong>ie</strong>r wird der<br />

neue Vergütungssatz proportional aus<br />

den Vergütungssätzen der ursprünglichen<br />

und der neuen Leistung der<br />

Anlage berechnet. D<strong>ie</strong> Vergütungsdauer<br />

entspricht in jedem Fall derjenigen<br />

der ursprünglichen Anlage. Bei<br />

grösseren Erweiterungen kann der<br />

Anlageninhaber auch d<strong>ie</strong> gesamte<br />

Anlage neu anmelden, so dass d<strong>ie</strong> Vergütungsdauer<br />

neu beginnt, allerdings<br />

zum neuen Vergütungssatz, der in der<br />

Regel t<strong>ie</strong>fer ist.<br />

D<strong>ie</strong> revid<strong>ie</strong>rte Energ<strong>ie</strong>verordnung legt<br />

eine generelle Sanktionsmöglichkeit<br />

bei verschuldetem Nichteinhalten der<br />

Mindestanforderungen fest (temporäre<br />

Herabsetzung der Vergütung auf<br />

Marktpreis und Ausschluss aus der<br />

KEV).<br />

Zur Beurteilung der Standorteignung<br />

von Anlagen erarbeitet das Bundesamt<br />

für Energ<strong>ie</strong> (BFE) unter Einbezug<br />

der Bundesämter für Umwelt (BAFU)<br />

und Raumentwicklung (ARE) und unter<br />

Anhörung der Kantone Empfehlungen,<br />

insbesondere für d<strong>ie</strong> Kleinwasserkraft<br />

und d<strong>ie</strong> Windenerg<strong>ie</strong>.<br />

Neu kann sich das Bundesamt für Energ<strong>ie</strong><br />

für d<strong>ie</strong> Publikation von statistischen<br />

Daten über d<strong>ie</strong> KEV auf eine<br />

explizite Grundlage in der Energ<strong>ie</strong>verordnung<br />

stützen. Für Auskünfte über<br />

einzelne Anlagen gelten jedoch weiterhin<br />

d<strong>ie</strong> Datenschutzbestimmungen.<br />

Daneben umfasst d<strong>ie</strong> Revision der Energ<strong>ie</strong>verordnung<br />

Anpassungen und Ergänzungen<br />

zum Vollzug der wettbewerblichen<br />

Ausschreibungen, d<strong>ie</strong> über den gleichen<br />

Zuschlag w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> KEV finanz<strong>ie</strong>rt werden,<br />

sow<strong>ie</strong> Ausführungsvorschriften für d<strong>ie</strong><br />

Globalbeiträge des Bundes an d<strong>ie</strong> Kantone<br />

für Information und Beratung sow<strong>ie</strong><br />

Aus- und Weiterbildung.<br />

Nicht Gegenstand der vorl<strong>ie</strong>genden Revision<br />

sind d<strong>ie</strong> KEV-Vergütungssätze für d<strong>ie</strong><br />

einzelnen Produktionstechnolog<strong>ie</strong>n und<br />

Anlagentypen. D<strong>ie</strong>se werden derzeit vom<br />

Bundesamt für Energ<strong>ie</strong> überprüft. Allfällig<br />

notwendige Anpassungen werden gegen<br />

Ende des Jahres 2011 in d<strong>ie</strong> Anhörung geschickt.<br />

Herkunftsnachweise und Stromkennzeichnung<br />

Durchschnittlich 20% und in Einzelfällen<br />

sogar über 90% des Stroms aus Schweizer<br />

Steckdosen stammt aus «nicht überprüfbaren»<br />

Energ<strong>ie</strong>trägern. Stromanb<strong>ie</strong>ter<br />

müssen Anteile von über 20% bereits heute<br />

gegenüber ihren Kundinnen und Kunden<br />

begründen. Um d<strong>ie</strong> Transparenz über den<br />

Energ<strong>ie</strong>mix weiter zu erhöhen, schreibt d<strong>ie</strong><br />

revid<strong>ie</strong>rte Energ<strong>ie</strong>verordnung neu vor, dass<br />

d<strong>ie</strong> Anb<strong>ie</strong>ter alle vorhandenen Nachweise<br />

verwenden müssen. Zudem müssen alle<br />

Produktionsanlagen (Ausnahme: Kleinstanlagen<br />

mit einer Anschlussleistung von<br />

unter 30 kVA) ab 2013 im Schweizer Herkunftsnachweissystem<br />

erfasst werden.<br />

So wird gewährleistet, dass Nachweise<br />

lückenlos verwendet werden und keine<br />

Doppelzählungen erfolgen. Das zuständige<br />

UVEK hat in d<strong>ie</strong>sem Zusammenhang<br />

auch mehrere Punkte der Verordnung über<br />

den Nachweis der Produktionsart und der<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 251


Nachrichten<br />

Herkunft von Elektrizität (HKNV) revid<strong>ie</strong>rt.<br />

D<strong>ie</strong> revid<strong>ie</strong>rte HKNV tritt gleichzeitig mit<br />

der revid<strong>ie</strong>rten Energ<strong>ie</strong>verordnung per<br />

1. Oktober 2011 in Kraft.<br />

Weitere Informationen:<br />

Sabine Hirsbrunner, Kommunikation BFE<br />

Der Anhörungsbericht und d<strong>ie</strong> revid<strong>ie</strong>rte<br />

Energ<strong>ie</strong>verordnung können auf der Webseite<br />

des BFE heruntergeladen werden:<br />

www.bfe.admin.ch<br />

Vollzugshilfen für d<strong>ie</strong> Umsetzung der<br />

Änderung des Gewässerschutzgesetzes<br />

2011<br />

PFA. Seit Änderung des Gewässerschutzrechts<br />

des Bundes im Bereich Renatur<strong>ie</strong>rung<br />

(Inkrafttreten der Gesetzesänderung<br />

am 1.1.2011 und der Verordnungsänderung<br />

am 1.6.2011) sind d<strong>ie</strong><br />

Bundesbehörden aktuell mit der Ausarbeitung<br />

von Vollzugshilfen in den versch<strong>ie</strong>denen<br />

Bereichen beschäftigt. Dazu<br />

wurde auch ein eigenes Internetportal<br />

eingerichtet.<br />

Aus Anlass des Inkrafttretens der revid<strong>ie</strong>rten<br />

Gewässerschutzverordnung hat<br />

das BAFU eine eigene, auf den Vollzug<br />

der Renatur<strong>ie</strong>rung der Gewässer ausgerichtete<br />

Internetseite «Vollzug Renatur<strong>ie</strong>rung<br />

der Gewässer» (www.bafu.admin.<br />

ch/Vollzug-Renatur<strong>ie</strong>rung) aufgeschaltet.<br />

Dadurch b<strong>ie</strong>tet das BAFU vor allem den<br />

Kantonen fachliche sow<strong>ie</strong> kommunikative<br />

Hilfestellung beim Vollzug der Renatur<strong>ie</strong>rung<br />

der Gewässer.<br />

Auf dem Portal werden den Vollzugsbehörden<br />

mit der modular aufgebauten Vollzugshilfe<br />

«Renatur<strong>ie</strong>rung der Gewässer» Umsetzungshilfen<br />

für d<strong>ie</strong> neuen gesetzlichen<br />

Bestimmungen in GSchG und GSchV zur<br />

Verfügung gestellt. Weitere Fachinformation<br />

über d<strong>ie</strong> Renatur<strong>ie</strong>rung der Gewässer,<br />

welche nicht im direkten Zusammenhang<br />

mit dem Vollzug stehen, sow<strong>ie</strong> weitere<br />

wasserwirtschaftliche Themen sind nicht<br />

Bestandteil d<strong>ie</strong>ses Portals.<br />

D<strong>ie</strong> Vollzugshilfe «Renatur<strong>ie</strong>rung der<br />

Gewässer» ist in versch<strong>ie</strong>dene Module<br />

gegl<strong>ie</strong>dert. S<strong>ie</strong> beinhaltet Module zur strategischen<br />

Planung, zur Umsetzung der<br />

Massnahmen, zur Finanz<strong>ie</strong>rung und zu<br />

den Anforderungen an Daten. Für einzelne<br />

Bereiche werden gute Beisp<strong>ie</strong>le zusammengestellt<br />

und unter der Rubrik Publikationen<br />

als weitere unterstützende Dokumente<br />

zur Vollzugshilfe angeboten.<br />

Erste drei Module in Anhörung<br />

Entwürfe von drei Modulen der Vollzughilfe<br />

«Renatur<strong>ie</strong>rung des Gewässer» wurden im<br />

Juni 2011 auf dem Internetportal aufge-<br />

schaltet und sind aktuell in der Anhörung,<br />

es sind d<strong>ie</strong>s d<strong>ie</strong> Module:<br />

«San<strong>ie</strong>rung bei Schwall und Sunk:<br />

Strategische Planung»<br />

«W<strong>ie</strong>derherstellung der Fischwanderung:<br />

Strategische Planung»<br />

«Revitalis<strong>ie</strong>rung von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern:<br />

Strategische Planung»<br />

Neue Dokumente, Aktualis<strong>ie</strong>rungen sow<strong>ie</strong><br />

weitere relevante Informationen zum Vollzug<br />

der Renatur<strong>ie</strong>rung der Gewässer werden<br />

laufend aufgeschaltet und mit einem<br />

e-Newsletter bekannt gemacht. Der Newsletter<br />

kann abonn<strong>ie</strong>rt werden mit E-Mail<br />

unter Angabe von Name, Vorname und<br />

vollständiger Postadresse an: wasser@<br />

bafu.admin.ch (Betreff: Newsletter Renatur<strong>ie</strong>rung<br />

der Gewässer).<br />

Weitere Informationen: BAFU, Rémy Estoppey,<br />

Chef Sektion Oberflächengewässer<br />

Morpholog<strong>ie</strong> und Wasserführung (Abt.<br />

Wasser).<br />

D<strong>ie</strong> Stellungnahme des <strong>SWV</strong> zu den Anhörungsentwürfen<br />

der Vollzugshilfe kann<br />

auf der Webseite des <strong>SWV</strong> eingesehen<br />

werden: www.swv.ch/Downloads.<br />

Wasserkraftnutzung<br />

Spatentstich für Neubau Wasserkraftwerk<br />

Hagneck<br />

D<strong>ie</strong> B<strong>ie</strong>lersee Kraftwerke AG, d<strong>ie</strong> je zur<br />

Hälfte im Besitz der Stadt B<strong>ie</strong>l und der<br />

BKW FMB Energ<strong>ie</strong> AG ist, hat Ende Juni<br />

2011 den offiz<strong>ie</strong>llen Spatenstich für den<br />

Das bestehend Kraftwerk Hagneck mit Wehr und Zentrale.<br />

Das geplante Umgehungsgerinne.<br />

Neubau des Wasserkraftwerks Hagneck<br />

vollzogen. Mit den Installationsarbeiten<br />

für den Bauplatz wurde Anfang Juli begonnen.<br />

Nach rund v<strong>ie</strong>rjähriger Bauzeit<br />

wird d<strong>ie</strong> Anlage Mitte 2015 d<strong>ie</strong> lokale<br />

Stromproduktion um 35 Prozent, von 80<br />

Gigawattstunden (GWh) auf 108 GWh, erhöhen.<br />

Damit leistet das Wasserkraftwerk<br />

Hagneck einen wichtigen Beitrag zur Versorgung<br />

der Region Seeland mit einheimischer<br />

und erneuerbarer Energ<strong>ie</strong>.<br />

Der Neubau wird das bestehende, über<br />

100-jährige Wasserkraftwerk durch ein<br />

neues Wehr mit integr<strong>ie</strong>rter Kraftwerksanlage<br />

im Aarelauf ersetzen. Eine wichtige<br />

Erneuerung wird d<strong>ie</strong> Erhöhung der<br />

Abflusskapazität des neuen Wehres sein.<br />

D<strong>ie</strong>se ermöglicht das gefahrlose Ableiten<br />

der grössten zu erwartenden Hochwasser.<br />

Mit dem erneuerten, modernen Kraftwerk<br />

wird d<strong>ie</strong> Produktion ohne Nachteil für d<strong>ie</strong><br />

Umwelt um 35% erhöht. Damit wird eine<br />

maximale Energ<strong>ie</strong>effiz<strong>ie</strong>nz unter zeitgemässen<br />

ökologischen Bedingungen erreicht.<br />

Im Herbst 2009 wurde ein öffentlicher Gestaltungswettbewerb<br />

ausgeschr<strong>ie</strong>ben,<br />

aus welchem als S<strong>ie</strong>ger das Projekt «T<strong>ie</strong>fgang»<br />

des Teams Penzel, Val<strong>ie</strong>r und Vogel<br />

hervorging. Das Vorhaben wird d<strong>ie</strong> Energ<strong>ie</strong>effiz<strong>ie</strong>nz<br />

des Kraftwerks verbessern<br />

und das uml<strong>ie</strong>gende Gelände mit diversen<br />

Massnahmen ökologisch aufwerten. Zu<br />

den Wichtigsten gehört d<strong>ie</strong> Verbesserung<br />

der Fischwanderung: Dank zwei naturnahen<br />

Gerinnen mit zusätzlichen Lockströmungen,<br />

werden d<strong>ie</strong> Fische in d<strong>ie</strong> «richtige<br />

Bahn» gelenkt. Weiter wird der bestehende<br />

Unterwasserkanal umgestaltet und<br />

252 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


enatur<strong>ie</strong>rt, so dass ein neuer Auenwald<br />

entsteht.<br />

Der Betr<strong>ie</strong>b des bestehenden Kraftwerks<br />

wird während der gesamten Bauzeit unverändert<br />

aufrecht erhalten. Das neue<br />

Kraftwerk wird voraussichtlich ab Mitte<br />

2015 rund 27 000 Haushalte mit Strom aus<br />

erneuerbarer Energ<strong>ie</strong>quelle versorgen. D<strong>ie</strong><br />

Investitionskosten belaufen sich auf rund<br />

CHF 150 Mio.<br />

Weitere Informationen:<br />

B<strong>ie</strong>lersee Kraftwerke AG, c/o BKW FMB<br />

Energ<strong>ie</strong> AG<br />

www.b<strong>ie</strong>lerseekraftwerke.ch<br />

Wasserkraftwerk Taschinas nach plangemässer<br />

Fertigstellung am Netz<br />

Das neue Wasserkraftwerk Taschinas im<br />

vorderen Prättigau ist seit Anfang Juni<br />

2011 am Netz. Der Bau der Anlage konnte<br />

plangemäss und erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. Das neuste Kraftwerk im Repower-Anlagenpark<br />

produz<strong>ie</strong>rt pro Jahr<br />

rund 41 Millionen Kilowattstunden Strom<br />

– das entspricht etwa dem Bedarf von<br />

10 000 Haushaltungen.<br />

Nach einer längeren Phase der Entscheidfindung,<br />

Projekt<strong>ie</strong>rung und Bewilligung<br />

konnte Repower im November 2008 mit<br />

dem Bau des Kraftwerks Taschinas beginnen.<br />

Vor wenigen Wochen wurden nun<br />

d<strong>ie</strong> Bauarbeiten an den zentralen Teilen<br />

der Anlage abgeschlossen, und d<strong>ie</strong>ser<br />

Tage ging das Kraftwerk ans Netz. Projektleiter<br />

Marcus Alig: «D<strong>ie</strong> Bauarbeiten<br />

gingen plangemäss, reibungslos und unfallfrei<br />

vonstatten.» Nach dem erfolgreich<br />

abgeschlossenen Probebetr<strong>ie</strong>b, in dem im<br />

April und Mai 2011 alle Komponenten den<br />

notwendigen aufwändigen Funktions- und<br />

Sicherheitstests unterzogen wurden, produz<strong>ie</strong>rt<br />

das Kraftwerk jetzt regulär Strom.<br />

Repower invest<strong>ie</strong>rte rund 60 Millionen<br />

Franken in das Kraftwerk Taschinas.<br />

Strom aus Wasserkraft für etwa 10 000<br />

Haushaltungen<br />

Fassung beim KW Taschinas (Quelle: repower).<br />

Das Kraftwerk Taschinas nützt das Gefälle<br />

des Taschinasbachs zwischen dem<br />

Zusammenfluss des Canibachs mit dem<br />

Valserbach und Grüsch. Das Einzugsgeb<strong>ie</strong>t<br />

beläuft sich auf rund 48 Quadratkilometer.<br />

Das auf einer Höhe von rund<br />

1028 m ü.M. gefasste Wasser wird über<br />

einen Druckstollen von 3.2 km Länge und<br />

eine Druckleitung von 1.7 km Länge in d<strong>ie</strong><br />

unterirdische Zentrale geführt und dort turbin<strong>ie</strong>rt.<br />

D<strong>ie</strong> Zentrale befindet sich bei Grüsch auf<br />

Gemeindegeb<strong>ie</strong>t von Seewis im so genannten<br />

Burgfelsen (Burg Solavers). D<strong>ie</strong><br />

50-kV-Energ<strong>ie</strong>ableitung erfolgt unterirdisch,<br />

der Strom wird im bestehenden<br />

Unterwerk Vorderprättigau ins Netz eingesp<strong>ie</strong>sen.<br />

D<strong>ie</strong> install<strong>ie</strong>rte Leistung beträgt<br />

11.5 Megawatt. Damit werden pro<br />

Jahr rund 41 Millionen Kilowattstunden<br />

Strom produz<strong>ie</strong>rt werden können – das<br />

entspricht dem Bedarf von etwa 10 000<br />

Haushaltungen.<br />

Das Kraftwerk Taschinas auf einen<br />

Blick:<br />

Auslegungswassermenge 3.5 m 3 /s<br />

Länge Druckleitung 1700 m<br />

Durchmesser Druckleitung 1.0 bis 1.1 m<br />

Länge Druckstollen 3200 m<br />

Durchmesser Druckstollen 4.1 m<br />

Fassungskote 1028 m ü.M.<br />

Kote Turbinenachse 640 m ü.M.<br />

Bruttogefälle 379 m<br />

Speichergrösse 25 000 m 3<br />

Investitionskosten ca. CHF 60 Mio<br />

Maschinenleistung 11.5 MW<br />

Jährliche Produktion 41 Mio kWh<br />

Energ<strong>ie</strong>ableitung 50 Kv<br />

Einzugsgeb<strong>ie</strong>t ca. 48 km 2<br />

Baubeginn November 2008<br />

Bauabschluss Sommer 2011<br />

Wichtiges Element der Wasserkraftnutzung<br />

im Prättigau<br />

Für Repower bedeutet d<strong>ie</strong> Anlage eine<br />

wichtige Ergänzung ihres einheimischen<br />

Kraftwerkparks. Felix Vontobel, Stv.CEO<br />

und Leiter Anlagen: «Das Kraftwerk Taschinas<br />

belegt eindrücklich, dass es mög-<br />

lich ist, d<strong>ie</strong> Nutzung der einheimischen<br />

Wasserkraft mit ökonomisch sinnvollen<br />

und ökologisch verträglichen Projekten<br />

weiterzuentwickeln». Repower nutzt d<strong>ie</strong><br />

Wasserkraft im Prättigau bereits in den<br />

bestehenden Zentralen Klosters, Schlappin<br />

und Küblis und betreibt zudem das<br />

Kleinkraftwerk Wuorweg in Grüsch. D<strong>ie</strong>se<br />

Anlagen werden laufend den neusten Anforderungen<br />

angepasst. So wurde erst<br />

2010/2011 der Druckstollen, über den das<br />

Wasser vom Davosersee zum Kraftwerk<br />

Klosters geführt wird, umfassend san<strong>ie</strong>rt.<br />

Und das Kraftwerk Küblis unterzog Repower<br />

vor einigen Jahren einer umfassenden<br />

Erneuerung. Parallel dazu wurden im Kraftwerksgebäude<br />

auch neue Büros und Magazine<br />

erstellt. Repower arbeitet zudem<br />

derzeit am Projekt Chlus, das d<strong>ie</strong> Nutzung<br />

der untersten Stufe im Prättigau zwischen<br />

Küblis, der Chlus und dem Rhein vors<strong>ie</strong>ht.<br />

Ende 2011 oder Anfang 2012 wird d<strong>ie</strong> Fertigstellung<br />

des Konzessionsprojektes erwartet.<br />

Weitere Informationen:<br />

Repower, Felix Vontobel, Stv. CEO, Leiter<br />

Anlagen, CH-7742 Poschiavo<br />

www.repower.com<br />

Umwelt<br />

Umweltzustand Schweiz: Erfolge und<br />

Herausforderungen<br />

Vor dem Jahr 2000 wurden im Umweltbereich<br />

zahlreiche Fortschritte gemacht.<br />

Seither gab es gewisse Verbesserungen,<br />

jedoch konnten bei Kernthemen w<strong>ie</strong> Klimawandel<br />

oder Erhalt der Biodiversität<br />

d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le nicht erreicht werden. Im Inland<br />

steigt der Druck auf d<strong>ie</strong> Umwelt weiter an<br />

– wenn für manche Bereiche seit einigen<br />

Jahren auch etwas abgebremst. Mit den<br />

wachsenden Materialimporten nehmen<br />

d<strong>ie</strong> Auswirkungen im Ausland an Bedeutung<br />

zu. Das zeigt der Bericht «Umwelt<br />

Schweiz 2011», der gemeinsam vom Bundesamt<br />

für Umwelt (BAFU) und dem Bundesamt<br />

für Statistik (BFS) erarbeitet wurde<br />

(vgl. dazu auch d<strong>ie</strong> Rubrik neue Literatur).<br />

Im Umweltbereich wurden im Verlauf der<br />

vergangenen Jahrzehnte zahlreiche Fortschritte<br />

erz<strong>ie</strong>lt: D<strong>ie</strong> Immissionsgrenzwerte<br />

der meisten Luftschadstoffe werden heutzutage<br />

eingehalten, und d<strong>ie</strong> Qualität der<br />

Oberflächengewässer sow<strong>ie</strong> des Grundwassers<br />

ist im Allgemeinen gut. Insgesamt<br />

ist d<strong>ie</strong> Umweltbelastung durch Schwermetalle,<br />

Dioxine, polychlor<strong>ie</strong>rte Biphenyle<br />

(PCB) und persistente organische Schad-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 253<br />

Nachrichten


Nachrichten<br />

stoffe (POPs) zurückgegangen, und d<strong>ie</strong><br />

San<strong>ie</strong>rung der Altlasten schreitet voran.<br />

W<strong>ie</strong> der Bericht aber auch zeigt, wurden d<strong>ie</strong><br />

grössten Fortschritte – w<strong>ie</strong> z.B. der Rückgang<br />

der Emissionen von Schwefeldioxid<br />

(SO 2 ) oder d<strong>ie</strong> Abnahme des Phosphorgehalts<br />

in Oberflächengewässern – vor<br />

dem Jahr 2000 erz<strong>ie</strong>lt. Seither hat sich d<strong>ie</strong><br />

Situation in manchen Bereichen nicht wesentlich<br />

verbessert. So werden d<strong>ie</strong> Immissionsgrenzwerte<br />

von Feinstaub (PM10),<br />

Ozon (O 3 ) und Stickstoffdioxid (NO 2 ) nach<br />

w<strong>ie</strong> vor regelmässig und teilweise deutlich<br />

überschritten. Oder in Gewässern lassen<br />

sich noch immer Mikroverunreinigungen<br />

w<strong>ie</strong> Rückstände von Pflanzenschutzmitteln,<br />

Medikamenten oder Reinigungsmitteln<br />

nachweisen.<br />

Klimawandel und Biodiversität bleiben<br />

Herausforderungen<br />

Bei Kernthemen w<strong>ie</strong> dem Klimawandel<br />

oder dem Erhalt der Biodiversität konnten<br />

d<strong>ie</strong> Z<strong>ie</strong>le bisher nicht erreicht werden. D<strong>ie</strong><br />

von der Schweiz im Rahmen des Kyoto-<br />

Protokolls eingegangene Verpflichtung,<br />

d<strong>ie</strong> Treibhausgasemissionen im Durchschnitt<br />

der Jahre 2008 bis 2012 um mindestens<br />

acht Prozent gegenüber 1990<br />

zu reduz<strong>ie</strong>ren, wurde bisher nicht erfüllt.<br />

Hauptursache für d<strong>ie</strong> Treibhausgasemissionen<br />

ist d<strong>ie</strong> Verbrennung fossiler Energ<strong>ie</strong>träger.<br />

Zwischen 1990 und 2009 ist der<br />

Verbrauch von Erdölbrennstoffen um 23<br />

Prozent zurückgegangen. Der Verbrauch<br />

von Treibstoffen hingegen hat in derselben<br />

Periode um knapp 16 Prozent und derjenige<br />

von Erdgas um rund 68 Prozent zugenommen.<br />

Beim Erhalt der Biodiversität konnte der<br />

Verlust an T<strong>ie</strong>r- und Pflanzenarten und der<br />

Rückgang ihrer Lebensräume nicht gestoppt<br />

werden. Verantwortlich dafür sind<br />

vor allem d<strong>ie</strong> wachsenden S<strong>ie</strong>dlungsflächen,<br />

d<strong>ie</strong> zunehmende Bodenvers<strong>ie</strong>gelung<br />

und Zerschneidung der Landschaften,<br />

aber auch d<strong>ie</strong> intensive Landwirtschaft.<br />

Zumindest wurden in jüngster Zeit drei<br />

regionale Naturpärke und ein Naturerlebnispark<br />

ausgesch<strong>ie</strong>den.<br />

Auswirkungen im Ausland<br />

Jüngste Zahlen zeigen, dass der Druck<br />

auf d<strong>ie</strong> Umwelt in manchen Bereichen weniger<br />

stark zunimmt als noch vor einigen<br />

Jahren. D<strong>ie</strong>s trifft insbesondere für d<strong>ie</strong><br />

Zers<strong>ie</strong>delung der Landschaften zu. Aber<br />

auch der Anst<strong>ie</strong>g des Energ<strong>ie</strong>verbrauchs<br />

und d<strong>ie</strong> Zunahme der Menge verbrannter<br />

S<strong>ie</strong>dlungsabfälle haben sich verlangsamt<br />

(für das Total der S<strong>ie</strong>dlungsabfälle trifft das<br />

nicht zu). Allerdings haben Produktion und<br />

Konsum oftmals auch Auswirkungen im<br />

Ausland: beisp<strong>ie</strong>lsweise beim Abbau von<br />

Rohstoffen, bei der Herstellung von Produkten<br />

oder beim Transport. D<strong>ie</strong>se «indirekte»<br />

oder «versteckte» Belastung gewinnt<br />

angesichts der zunehmenden Importe<br />

immer mehr an Bedeutung. In den<br />

letzten Jahren wurden um d<strong>ie</strong> 70 Prozent<br />

des Schweizer Materialbedarfs vom Ausland<br />

gedeckt – Tendenz steigend.<br />

Weitere Informationen:<br />

Christine Hofmann, stellvertretende Direktorin<br />

des Bundesamts für Umwelt BAFU,<br />

Tel. +41 (0)31 322 90 00<br />

Verena Hirsch, BFS, Sektionschefin Kommunikation,<br />

Tel. +41 (0)32 713 61 29<br />

Bestellung: Vgl. Rubrik Publikationen.<br />

Rückblick<br />

Veranstaltungen<br />

Rückblick AGAW-Workshop Fische und<br />

Wasserkraft<br />

Von Lutz Fleischer/Pfa<br />

Auch beim 14. Workshop Fische und<br />

Wasserkraft der Arbeitsgemeinschaft Alpine<br />

Wasserkraft (AGAW) ist das Thema<br />

Durchgängigkeit weiterhin brandaktuell.<br />

Der 14. Workshop «Fische und Wasserkraft»<br />

der Arbeitsgemeinschaft Alpine<br />

Wasserkraft (AGAW) wurde im Walchensee-Kraftwerk<br />

durch Bernhard Kalusa<br />

als Vertreter des «Hausherrn», der E-ON<br />

Wasserkraft GmbH, eröffnet. Mit einigen<br />

Eckdaten stellte er das Unternehmen<br />

vor: gut 6000 MW, rund 3000 davon in<br />

Deutschland, in 212 Wasserkraftwerken<br />

mit einer Regelerzeugung von insgesamt<br />

fast 20 TWh in Schweden, Span<strong>ie</strong>n, Ital<strong>ie</strong>n<br />

und natürlich Deutschland (110 Anlagen).<br />

Nicht alle haben Fischaufst<strong>ie</strong>gsanlagen, so<br />

dass d<strong>ie</strong> Wasserhaushaltsgesetzgebung<br />

zu Nachrüstungen drängt. Im Einflu<strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong>t<br />

der E-ON ist auch der Rhein-Main-<br />

Donau-Kanal, als Bundeswasserstrasse<br />

ist h<strong>ie</strong>r allerdings der Bund für Fischaufst<strong>ie</strong>ge<br />

zuständig.<br />

Österreichischer Leitfaden zum Bau von<br />

Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfen<br />

Dr. Otto Pirker, Verbund Hydro Power AG,<br />

berichtete über den in Österreich vom Lebensmittelministerium<br />

in Auftrag gegebenen<br />

Leitfaden zur Umsetzung der EU-<br />

Wasserrahmenrichtlin<strong>ie</strong>. Z<strong>ie</strong>le des Leitfadens<br />

sind d<strong>ie</strong> Bestimmung des Standes<br />

der Technik für d<strong>ie</strong> Planung und den Bau<br />

von Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfen, d<strong>ie</strong> Planungssicherheit<br />

für Anlagenbetreiber, Planer und<br />

Behörden und d<strong>ie</strong> Gewährleistung der<br />

Funktionsfähigkeit von Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfen.<br />

Für d<strong>ie</strong> Erarbeitung sollen bestehende<br />

Grundlagen, vorhandenes Wissen und<br />

Ersatzlebensräume durch neue Uferstrukturen im Stauraum Aschach (Quelle:<br />

R. Renner).<br />

254 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Luftaufnahme des Wehrs Albbruck-Dogern mit dem neuen Umgehungsgewässer<br />

(Quelle: N. Schneiderhahn, Radag).<br />

neue Erkenntnisse von österreichischen<br />

und internationalen Experten, vorhandenes<br />

Monitoring von Daten und Stud<strong>ie</strong>n<br />

sow<strong>ie</strong> nationale und internationale Richtlin<strong>ie</strong>n<br />

berücksichtigt werden. Dabei geht es<br />

grundsätzlich um eine Konzentration auf<br />

den Fischaufst<strong>ie</strong>g bei kleinen und mittleren<br />

Gewässern, nicht für d<strong>ie</strong> Donau. Den<br />

Stand der Arbeiten skizz<strong>ie</strong>rte Pirker mit folgenden<br />

Eckdaten: Auftrag für das Grundlagendokument<br />

durch das Lebensmittelministerium<br />

im September 2008 an das<br />

Institut für Hydrobiolog<strong>ie</strong> und Gewässermanagement;<br />

Bildung einer Arbeitsgruppe<br />

für Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfen. Ein erster Entwurf<br />

wurde im Mai 2010 vorgelegt und mit den<br />

Beteiligten diskut<strong>ie</strong>rt. H<strong>ie</strong>rbei konnten<br />

Futterplatz<br />

Wanderkorridor<br />

Reproduktion<br />

Wanderung der Seeforelle am Alpenrhein (Quelle: R. Mendez,<br />

Axpo).<br />

d<strong>ie</strong> Wasserkraftbetreiber Änderungsvorschläge<br />

und ihre Position einbringen. Bereits<br />

in d<strong>ie</strong>sem Stadium wurde der Entwurf<br />

des technischen Berichts als «Leitfaden»<br />

von den Behörden benutzt. Im März 2011<br />

wurde ein zweiter Entwurf vorgelegt, der<br />

als Grundlage für den Leitfaden d<strong>ie</strong>nen<br />

soll. Eine Veröffentlichung des Leitfadens<br />

wurde immer w<strong>ie</strong>der aufgeschoben.<br />

Um d<strong>ie</strong> Sichtweise der Wasserkraftbetreiber<br />

zu unterstreichen, wurden Kurzgutachten<br />

beauftragt. Ein fischökologischer<br />

Kommentar und Gegenüberstellung mit<br />

dem DWA-Markblatt M-509, eine Beurteilung<br />

aus technisch-hydraulischer Sicht.<br />

Hinsichtlich der Beckendimension<strong>ie</strong>rung<br />

gibt es Kritikpunkte im Vergleich zu<br />

DWA-M-509. Nicht<br />

d<strong>ie</strong> Lockströmung<br />

sondern d<strong>ie</strong> Lage<br />

des Einst<strong>ie</strong>gs ist für<br />

d<strong>ie</strong> Auffindung aus-<br />

schlaggebend. Da der Fischabst<strong>ie</strong>g nicht<br />

Stand der Technik ist, sollte er im Leitfaden<br />

nicht thematis<strong>ie</strong>rt werden.<br />

Abschl<strong>ie</strong>ssend w<strong>ie</strong>s Pirker auf d<strong>ie</strong> Auswirkungen<br />

des Leitfadens auf d<strong>ie</strong> Energ<strong>ie</strong>wirtschaft<br />

hin. Je nach «verordneter»<br />

Restwassermenge und Durchgängigkeit<br />

kann es zu Erzeugungseinschränkungen<br />

bis zu 2 TWh/pro Jahr kommen.<br />

Lebensraumverbesserung Stauraum<br />

Aschach an der Donau<br />

Auf d<strong>ie</strong> Lebensraumverbesserung durch<br />

Strukturmassnahmen im Stauraum Aschach<br />

ging Roswitha Renner in ihrem Referat<br />

mit besonderer Betrachtung der Anlandungsprobleme<br />

ein. An zahlreichen<br />

Beisp<strong>ie</strong>len zeigte s<strong>ie</strong>, w<strong>ie</strong> das gewonnene<br />

Feinsegment zum Bau von Biotopen im<br />

Uferbereich verwendet wurde.<br />

Z<strong>ie</strong>l war es, durch d<strong>ie</strong> neuen Uferstrukturen<br />

Ersatzlebensräume zu schaffen. Anlandungen<br />

im <strong>Flu</strong>ssbereich unter und über der<br />

Wasseroberfläche, mit und ohne Sicherung<br />

gegen Wellenschlag mittels Weidengeflecht<br />

führten nicht zu befr<strong>ie</strong>digenden<br />

Ergebnissen. Erst solidere Massnahmen<br />

mit Verwendung von Bruchschutt gegen<br />

das Ausschwemmen der Feinsegmente<br />

und Bildung von Biotopen waren erfolgreich.<br />

Dadurch entstand ein Vorland auf<br />

der Anlandung, der natürliche Bewuchs<br />

war erfolgversprechend. Der Einsatz grosstechnischer<br />

Anlagen zur Bildung von Inselbiotopen<br />

war dabei unumgänglich. Seit<br />

1977 wurden so zahlreiche Biotope in den<br />

Donauwindungen errichtet. Allerdings verursachte<br />

das Hochwasser 2002 grosse<br />

Schäden, da d<strong>ie</strong> Donau Biotope wegriss<br />

und nur d<strong>ie</strong> Schotterbänke übrig bl<strong>ie</strong>ben.<br />

Aber auch im reduz<strong>ie</strong>rten Zustand b<strong>ie</strong>ten<br />

d<strong>ie</strong> Biotope eine wesentliche Bereicherung<br />

von Fauna und Flora.<br />

Projektidee für eine verschl<strong>ie</strong>ssbare Kammer vor dem Bypassrohr<br />

(Quelle: R. Mendez, Axpo).<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 255<br />

Nachrichten


Nachrichten<br />

Detaill<strong>ie</strong>rte Strömungsanalysen zur Verbesserung der Wirksamkeit von Aufst<strong>ie</strong>gsanlagen (Quelle: K. Seifert, Büro für Naturschutz).<br />

Umgehungsgewässer Albbruck-Dogern<br />

In Wort und Bild gab Norbert Schneiderhan,<br />

Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern,<br />

einen Erfahrungsbericht über d<strong>ie</strong> Fischaufst<strong>ie</strong>gsanlage<br />

beim Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern.<br />

Kernstück der zahlreichen<br />

ökologischen Massnahmen der Radag ist<br />

ein gut 800 Meter langes und zwischen<br />

s<strong>ie</strong>ben und 15 Meter breites naturnahes<br />

Umgehungsgewäs ser (vgl. Bild 2).<br />

Das Besondere an der neuen Fischaufst<strong>ie</strong>gshilfe,<br />

d<strong>ie</strong> nicht nur Lachsen den<br />

Weg flussaufwärts ermöglicht, ist d<strong>ie</strong> sogenannte<br />

Collection Gallery. Dabei handelt<br />

es sich um eine europaweit in d<strong>ie</strong>ser<br />

Grösse bislang einmalige Anlage. Fische,<br />

d<strong>ie</strong> sich am Turbinenauslauf befinden,<br />

werden durch d<strong>ie</strong>sen Kanal um das Wehrkraftwerk<br />

herum kurzerhand ins Umgehungsgewässer<br />

geleitet.<br />

Eindrucksvoll waren d<strong>ie</strong> Ergebnisse von<br />

Fischzählungen am Kanalkraftwerk und<br />

am Wehrkraftwerk mit rund 1150 Fischen<br />

pro Jahr bzw. 2626 Fischen pro Jahr mit<br />

22 bzw. 26 Arten. Im April 2010 erfolgte<br />

ein Massenaufst<strong>ie</strong>g, der d<strong>ie</strong> Zählanlagen<br />

überforderte.<br />

Forschungsprojekt Fischabst<strong>ie</strong>g für<br />

Aare-Rheinkraftwerke<br />

Über das Stud<strong>ie</strong>nprojekt «Fischabst<strong>ie</strong>g»,<br />

Konzept und Z<strong>ie</strong>lsetzungen des Verbands<br />

Aare-Rheinwerke (VAR), berichtete Peter<br />

Hässig, BWK FMB Energ<strong>ie</strong> AG. Zweck d<strong>ie</strong>ser<br />

Untersuchung ist eine Unterstützung<br />

für Öffentlichkeitsarbeit mit dem Z<strong>ie</strong>l der<br />

Förderung des Verständnisses für Anl<strong>ie</strong>ger<br />

der Wasserkraftwerke. Z<strong>ie</strong>l ist aber auch<br />

d<strong>ie</strong> Schaffung einer Plattform für Informationstransfer<br />

und Erfahrungsaustausch. Angestrebt<br />

wird d<strong>ie</strong> Mitarbeit an Ausbau und<br />

Umsetzung der Gesetzgebung in Arbeitsgruppen,<br />

durch Stellungnahmen und ge-<br />

z<strong>ie</strong>lte Informationen. Auslöser für das Projekt<br />

war ein revid<strong>ie</strong>rtes eidgenössisches<br />

Gewässerschutzgesetz mit Forderungen<br />

bezüglich Fischdurchgängigkeit bei Neukonzession<strong>ie</strong>rungen<br />

und Ökostromzertifiz<strong>ie</strong>rungen.<br />

Auch sollte das Image «grüne»<br />

Wasserkraft gestärkt werden. Finanz<strong>ie</strong>rt<br />

wird das Projekt mit CHF 500 000 vom<br />

Verband Aare-Rheinwerke und Mitgl<strong>ie</strong>dsfirmen<br />

sow<strong>ie</strong> dem swisselectric research.<br />

Vertragspartner sind d<strong>ie</strong> ETH Zürich, Versuchsanstalt<br />

Wasserbau, Hydrolog<strong>ie</strong> und<br />

Glaziolog<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> Eidgenössische Anstalt für<br />

Wasserversorgung, Abwasserreinigung<br />

und Gewässerschutz sow<strong>ie</strong> der Verband<br />

Aare-Rheinwerke. Zum Massnahmenkatalog<br />

zählt ein umfangreiches Literaturstudium<br />

und d<strong>ie</strong> nähere Untersuchung einer<br />

bestehenden Anlage in Kanada sow<strong>ie</strong> ein<br />

physikalisches Modell bei der ETH. D<strong>ie</strong><br />

einzelnen Massnahmen werden sich bis<br />

in das Jahr 2014 erstrecken. Ein umfangreicher<br />

Betreiberfragebogen begleitet das<br />

Aufst<strong>ie</strong>gsanlage am Wehr Schönmühl/Loisach (Quelle: E-ON).<br />

Projekt.<br />

Fischwanderung beim Kraftwerk Reichenau<br />

am Alpenrhein<br />

Über Untersuchungen zu Wanderungen<br />

der Seeforelle im Alpenrhein beim Kraftwerk<br />

Reichenau berichtete Ricardo Mendez,<br />

Axpo AG. D<strong>ie</strong> Seeforelle wandert bekanntermassen<br />

vom Futterplatz Bodensee<br />

zur Reproduktion bis hinauf in den Vorderrhein.<br />

Das Kraftwerk Reichenau l<strong>ie</strong>gt auf<br />

d<strong>ie</strong>ser Wanderroute (vgl. Bild 3).<br />

Beim Bau der Fischtreppe im KW Reichenau<br />

im Jahr 2000 wurde gleichzeitig<br />

ein neuer Einlaufrechen in den Oberwasserkanal<br />

install<strong>ie</strong>rt. Der fälschlicherweise<br />

zu enge Stababstand von 60 mm hindert<br />

rückwandernde Seeforellen, d<strong>ie</strong> zwischen<br />

60 und 75 cm lang sind, am Pass<strong>ie</strong>ren<br />

des Kraftwerks. Anstelle eines Ersatzes<br />

des fehlerhaften Rechens wurde ein Forschungsprojekt<br />

mit CHF 400 000 für einen<br />

Fischauf-/-abst<strong>ie</strong>g in d<strong>ie</strong> Wege geleitet.<br />

Geprüft werden soll ein Bypass an der Zen-<br />

256 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


trale des Kraftwerks mittels Rohrdurchlass<br />

durch einen bestehenden, aber nicht benutzten<br />

Nebenauslass.<br />

Mendez berichtete mit unterstützenden<br />

Bildern über versch<strong>ie</strong>dene Möglichkeiten,<br />

w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Fische in den Rohrdurchlass gelockt<br />

werden sollen. Da der einfache Rohrdurchlass<br />

aus versch<strong>ie</strong>denen Gründen<br />

nicht erfolgsversprechend war, wurde d<strong>ie</strong><br />

Erstellung einer verschl<strong>ie</strong>ssbaren Kammer<br />

vor dem Bypassrohr mit versch<strong>ie</strong>denen<br />

Einst<strong>ie</strong>gshöhen und einer langsamen Entleerung<br />

der Kammer projekt<strong>ie</strong>rt. Aktuell<br />

zeigen d<strong>ie</strong> Resultate, dass d<strong>ie</strong> beschr<strong>ie</strong>bene<br />

verschl<strong>ie</strong>ssbare Kammer technisch<br />

machbar ist und eine Durchgängigkeit<br />

für Seeforellen mit einer geringen Verletzungswahrscheinlichkeit<br />

gegeben ist.<br />

Untersuchungen zur Aalwanderung am<br />

Rhein<br />

Von einem interessanten Projekt der EDF<br />

(Electricité de France) berichtete Jacky<br />

Letzter. Um d<strong>ie</strong> Überlebenschancen des<br />

Aals beim Pass<strong>ie</strong>ren der Turbinen in den<br />

Rheinkraftwerken zu beziffern, hat d<strong>ie</strong> EDF<br />

ein interessantes Forschungsprogramm<br />

realis<strong>ie</strong>rt. Beginnend mit einer Untersuchung<br />

der Mortalität an einer v<strong>ie</strong>rflügligen<br />

Kaplanturbine wurden mehrere Messstellen<br />

vor und im Rheinseitenkanal bzw. den<br />

in Rheinschlingen angelegten Kraftwerken<br />

eingerichtet. In mehreren Untersuchungsphasen<br />

wurden Aale gefangen, mit Sendern<br />

und farbigen Ballons mark<strong>ie</strong>rt, in versch<strong>ie</strong>denen<br />

Wassert<strong>ie</strong>fen ausgesetzt und durch<br />

d<strong>ie</strong> Turbinen geschickt. Der Versuch an der<br />

Anlage in Fessenheim im November 2009<br />

ergab dabei folgendes Ergebnis: von 350<br />

Aalen mit einer Länge von 750 mm gingen<br />

280 durch d<strong>ie</strong> Turbinen. 70 wurden danach<br />

gefangen und kontroll<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong> Mortalitätsrate<br />

betrug (in 48 Stunden) 7.4% ± 3.6%.<br />

Eine norm<strong>ie</strong>rte Prognose von ONEMA (Office<br />

national de l’eau et des mil<strong>ie</strong>ux aqualiques)<br />

nent 15–16% Mortalität.<br />

Optim<strong>ie</strong>rung der Leitströmung für Fischaufst<strong>ie</strong>ge<br />

Dr. Seifert vom Büro für Naturschutz<br />

stellte seine Arbeiten zur Optim<strong>ie</strong>rung der<br />

Leitströmung an der Isarstufe Gottfr<strong>ie</strong>ding<br />

vor. Z<strong>ie</strong>l war es, an d<strong>ie</strong>sem 30 Jahre alten<br />

Kraftwerk d<strong>ie</strong> beste Position<strong>ie</strong>rung für den<br />

Einst<strong>ie</strong>g zum Fischaufst<strong>ie</strong>g zu finden. Mit<br />

Hilfe eines Unterwassermodells, aufgenommen<br />

mit Sonar- und Ultraschalltechnik,<br />

wurden d<strong>ie</strong> Verhältnisse am Auslauf<br />

des Kraftwerks nachgebildet. Der Weg der<br />

Fische war zu bestimmen – am Rand oder<br />

direkt im Wanderkorridor an der Uferseite<br />

der Hauptströmung des Wanderkorridors<br />

oder auf der Kraftwerksseite bei kombin<strong>ie</strong>rten<br />

Wehr-/Kraftwerksanlagen. Als<br />

beste Lösung ergab sich d<strong>ie</strong> Position<strong>ie</strong>rung<br />

am Ende des Saugschlauchs auf der Kraftwerksseite.<br />

Weitere Untersuchungen galten<br />

der Gestaltung von Eingang und Ausgang<br />

bei einer Abflussmenge von 0.5 m 3 /s<br />

und einer Zusatzdotation von 1.1 m 3 /s –<br />

d<strong>ie</strong> sich aber bei d<strong>ie</strong>sen Bauwerken eher<br />

als kontraproduktiv auswirkte. Bei 89 Ausleerungen<br />

der eingesetzten Reuse wurden<br />

am 4.10.2010, 14 596 Individuen, darunter<br />

22 Fischarten, gezählt.<br />

Der Referent der Bayerischen Elektrizitätswerke,<br />

Ralf Klocke, unterstrich d<strong>ie</strong> Bedeutung<br />

rechtzeitig und gut geplanter Kommunikation<br />

mit allen betroffenen Grem<strong>ie</strong>n<br />

und Institutionen von Ökolog<strong>ie</strong> und Hochwasserschutz<br />

beim Erhalt und Ausbau der<br />

Wasserkraft. Da Kraftwerksgeb<strong>ie</strong>te heute<br />

weitgehend als FHH-Geb<strong>ie</strong>te ausgew<strong>ie</strong>sen<br />

se<strong>ie</strong>n, müssen d<strong>ie</strong> Gesprächspartner bei<br />

Bauvorhaben klug ausgewählt und auch<br />

d<strong>ie</strong> Zuständigen für d<strong>ie</strong> Durchsetzung der<br />

WRRL hinzugezogen werden.<br />

Hauptz<strong>ie</strong>le sind Gewässerstruktur-Verbesserungsmassnahmen,<br />

ein Untersuchungsprogramm<br />

zur Fischbestandsentwicklung,<br />

d<strong>ie</strong> Errichtung weiterer Fischaufst<strong>ie</strong>gsanlagen,<br />

Forschungsprojekte zum<br />

Fischaufst<strong>ie</strong>g beim Kraftwerk Altenstadt<br />

(UIAG) mit den Fischereibehörden, Fragen<br />

der Lockströmung sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Auenbewässerung<br />

und Überlegungen zu Fischbesatz/<br />

Gewässerstruktur. In einem ersten Paket<br />

der strategischen Schwerpunkte sollen<br />

2011 Fischaufst<strong>ie</strong>gsanlagen und Gewässerstruktur-Verbesserungsmassnahmen<br />

an fünf Günz-Staustufen realis<strong>ie</strong>rt werden.<br />

Im Anschluss an d<strong>ie</strong> Vortragsveranstaltung<br />

bestand d<strong>ie</strong> Möglichkeit, das Walchenseekraftwerk<br />

oder d<strong>ie</strong> Fischaufst<strong>ie</strong>gsanlage<br />

am Wehr Schönmühl/Loisach zu besichtigen.<br />

D<strong>ie</strong> Workshop-Reihe «Fische und Wasserkraft»<br />

der AGAW wird weitergeführt. D<strong>ie</strong><br />

15. Ausgabe wird vorausschtlich 2012 in<br />

der Schweiz durchgeführt werden.<br />

9. Doktorandenworkshop zur hydrologischen<br />

Modell<strong>ie</strong>rung (AG HYDMOD) in<br />

Bern, 28.–30. April 2011<br />

W<strong>ie</strong> können abflussbildende Prozesse mit<br />

einem hydrologischen Modell möglichst<br />

realistisch nachgebildet werden? W<strong>ie</strong> kann<br />

d<strong>ie</strong> Kalibr<strong>ie</strong>rung von Modellen verbessert<br />

werden, um auch für zukünftige Klimabedingungen<br />

robuste Modellparamater zu<br />

bestimmen? W<strong>ie</strong> können d<strong>ie</strong> Unsicherheiten,<br />

d<strong>ie</strong> mit jeder Art der Modell<strong>ie</strong>rung<br />

einhergehen, beziffert und transparent<br />

Ausleitbauwerk und Gesch<strong>ie</strong>berückhalt.<br />

Hochwasserschutzmassnahmen am<br />

Glyssi bach, Schwanden bei Br<strong>ie</strong>nz (Foto:<br />

Viviroli 2011).<br />

kommuniz<strong>ie</strong>rt werden? D<strong>ie</strong> über 40 Teilnehmenden<br />

aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz haben am 28. und 29.<br />

April 2011 in der Universität Bern intensiv<br />

über d<strong>ie</strong>se und andere Fragen im Rahmen<br />

des jährlichen Doktorandenworkshops zur<br />

hydrologischen Modell<strong>ie</strong>rung (AG HYD-<br />

MOD) diskut<strong>ie</strong>rt und mögliche Lösungswege<br />

vorgeschlagen. Der Workshop ist<br />

eine Fachtagung zur Modell<strong>ie</strong>rung hydrologischer<br />

Systeme im weitesten Sinne und<br />

richtet sich explizit an Nachwuchsforscher<br />

der Doktorats- und Masterstufe. D<strong>ie</strong> von<br />

allen Teilnehmenden geschätzte ungezwungene<br />

Atmosphäre b<strong>ie</strong>tet den Raum,<br />

nicht nur das eigene Forschungsprojekt<br />

vorzustellen, sondern auch Probleme zu<br />

diskut<strong>ie</strong>ren und kreative Lösungsansätze<br />

zu entwickeln. D<strong>ie</strong>s zeichnet d<strong>ie</strong>se Vortragsveranstaltung<br />

aus.<br />

Erstmalig konnten d<strong>ie</strong> Teilnehmenden in<br />

d<strong>ie</strong>sem Jahr d<strong>ie</strong> Theor<strong>ie</strong> und deren Übertragbarkeit<br />

auf d<strong>ie</strong> Praxis auf einer Exkursion<br />

unmittelbar überprüfen. Durch<br />

d<strong>ie</strong> hydrologische Modell<strong>ie</strong>rung sollten<br />

immer auch Empfehlungen für praktische<br />

Anwendungen und Fragestellungen gegeben<br />

werden, w<strong>ie</strong> z.B. für den Hochwasserschutz<br />

oder das Abschätzen des zukünftigen<br />

Wasserdargebots für d<strong>ie</strong> Hydroenerg<strong>ie</strong>produktion.<br />

Auf der Feldexkursion<br />

in das Grimselkraftwerk und nach Br<strong>ie</strong>nz,<br />

wurden d<strong>ie</strong> für Hochwasserschutzmassnahmen<br />

und Wasserkraft relevanten Fragestellungen<br />

mit Experten vor Ort erörtert.<br />

Dabei wurde unter anderem deutlich, welchen<br />

Stellenwert der Praxisbezug in der<br />

Wissenschaft hat.<br />

D<strong>ie</strong> 10. AG HYDMOD findet im Frühjahr<br />

2012 an der Fr<strong>ie</strong>drich-Schiller-Universität<br />

Jena statt.<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 257<br />

Nachrichten


Nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

Hochwasserschutz<br />

KOHS-Weiterbildungskurse 3. Ser<strong>ie</strong><br />

Gefahrengrundlagen und Hochwasserbewältigung<br />

Lenzburg, 17./18. November 2011<br />

D<strong>ie</strong> Kommission Hochwasserschutz<br />

(KOHS) des <strong>SWV</strong> startet zusammen mit<br />

dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine<br />

dritte Ser<strong>ie</strong> von Weiterbildungskursen.<br />

Thema der Kursser<strong>ie</strong> ist d<strong>ie</strong> Bewältigung<br />

von Hochwasserereignissen, beginnend<br />

mit den für d<strong>ie</strong> Notfallplanung benötigten<br />

Gefahrengrundlagen über d<strong>ie</strong> Schwachstellenanalyse<br />

bis hin zu Sofortmassnahmen<br />

während und nach einem Ereignis.<br />

D<strong>ie</strong> zentralen Elemente der Hochwasserbewältigung<br />

werden von ausgew<strong>ie</strong>senen<br />

Fachleuten präsent<strong>ie</strong>rt und in Workshops<br />

diskut<strong>ie</strong>rt.<br />

D<strong>ie</strong> KOHS und das BAFU leisten mit d<strong>ie</strong>sem<br />

Kurs einen weiteren Beitrag für d<strong>ie</strong> Qualitätssicherung<br />

im Hochwasserschutz. Der<br />

Kurs richtet sich an Fachleute von Ingen<strong>ie</strong>ur-<br />

und Beratungsunternehmen sow<strong>ie</strong><br />

von kantonalen Verwaltungen.<br />

Kurssprache<br />

Der Kurs in Lenzburg wird in deutscher<br />

Sprache durchgeführt (Kurse in französischer<br />

Sprache werden folgen).<br />

Kurskosten<br />

Mitgl<strong>ie</strong>der <strong>SWV</strong>/VIB CHF 650.–.<br />

Nichtmitgl<strong>ie</strong>der <strong>SWV</strong>/VIB CHF 750.–.<br />

Inkl. Kursunterlagen, Verpflegung 1. Tag<br />

Mittag und Abend sow<strong>ie</strong> 2. Tag Mittag,<br />

Pausenkaffee, Transporte für d<strong>ie</strong> Exkursion;<br />

exkl. 8% MWSt. und allfällige Übernachtungskosten.<br />

Programm<br />

Der d<strong>ie</strong>sem Heft beil<strong>ie</strong>gende Flyer, der<br />

auch als Download auf unserer Webseite<br />

www.swv.ch erhältlich ist, inform<strong>ie</strong>rt über<br />

das detaill<strong>ie</strong>rte Programm.<br />

Anmeldung<br />

Anmeldungen sind ab sofort möglich. Bitte<br />

ausschl<strong>ie</strong>sslich einfach und bequem über<br />

d<strong>ie</strong> Webseite des <strong>SWV</strong>: www.swv.ch.<br />

D<strong>ie</strong> Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen<br />

beschränkt. D<strong>ie</strong> Berücksichtigung erfolgt<br />

entsprechend dem Eingang der Anmeldungen.<br />

Fachtagung Wasserkraft<br />

D<strong>ie</strong> Rolle der Wasserkraft in der Energ<strong>ie</strong>strateg<strong>ie</strong><br />

2050<br />

Solothurn 24.11.2011<br />

An d<strong>ie</strong>ser gemeinsam von der Stiftung<br />

Umweltschutz Schweiz und dem <strong>SWV</strong><br />

durchgeführten Fachtagung werden d<strong>ie</strong><br />

Potenziale zur zusätzlichen Nutzung der<br />

Wasserkraft in der Schweiz quantifiz<strong>ie</strong>rt<br />

und kritisch diskut<strong>ie</strong>rt. Reichen technische<br />

Massnahmen zu deren Realisation oder<br />

braucht es eine Lockerung der Restwasservorschriften<br />

oder eine Verbesserung<br />

der Planungsabläufe und der Verfahren?<br />

Zudem werden versch<strong>ie</strong>dene Einzelfragen<br />

diskut<strong>ie</strong>rt w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Rolle der Pumpwasserspeicherung.<br />

Programm<br />

Der d<strong>ie</strong>sem Heft beil<strong>ie</strong>gende Flyer, der<br />

auch als Download auf unserer Webseite<br />

www.swv.ch erhältlich ist, inform<strong>ie</strong>rt über<br />

das detaill<strong>ie</strong>rte Programm.<br />

Kosten<br />

Tagungsbeitrag für Mitgl<strong>ie</strong>der <strong>SWV</strong>:<br />

CHF 270.–<br />

Tagungsbeitrag für Nicht-Mitgl<strong>ie</strong>der <strong>SWV</strong>:<br />

CHF 390.–<br />

Anmeldung<br />

Anmeldungen sind ab sofort möglich<br />

unter: www.umweltschutz.ch oder unter<br />

www.swv.ch<br />

KOHS-Tagung 2012/Symposium CIPC<br />

2012<br />

Regul<strong>ie</strong>rung Gewässersysteme – von<br />

der Vorhersage zum Entscheid<br />

Freitag, 20. Januar 2012, Olten<br />

Vendredi, 20 janv<strong>ie</strong>r 2012, Olten<br />

D<strong>ie</strong> jährlich von der Kommission Hochwasserschutz<br />

(KOHS) des <strong>SWV</strong> organis<strong>ie</strong>rte<br />

Fachtagung ist d<strong>ie</strong>smal dem Thema<br />

«Regul<strong>ie</strong>rung Gewässersysteme – von der<br />

Vorhersage zum Entscheid» gewidmet. Vorhersagen<br />

sind eine wichtige Voraussetzung,<br />

um frühzeitig auf kritische Hochwasser- und<br />

auch N<strong>ie</strong>derwassersituationen reag<strong>ie</strong>ren zu<br />

können. Neben wissenschaftlichen Grundlagen<br />

interes-s<strong>ie</strong>ren dabei auch d<strong>ie</strong> Randbedingungen<br />

aus Sicht der Entscheidungsfindung<br />

und der Politik. D<strong>ie</strong>se Aspekte werden<br />

an der KOHS-Tagung von ausgew<strong>ie</strong>senen<br />

Fachleuten ausgeleuchtet und diskut<strong>ie</strong>rt.<br />

Tagungssprachen/Langues<br />

D<strong>ie</strong> Vorträge werden in Deutsch oder Französisch<br />

gehalten. Es ist keine Simultanübersetzung<br />

vorgesehen.<br />

Les conférences seront présentées en allemand<br />

ou français. La traduction simultanée<br />

n’est pas prévue.<br />

Tagungskosten/Frais<br />

Mitgl<strong>ie</strong>der <strong>SWV</strong>/Membres ASAE<br />

CHF 230.–.<br />

Nichtmitgl<strong>ie</strong>der <strong>SWV</strong>/Non-membres<br />

CHF 300.–.<br />

Stud<strong>ie</strong>rende/Etudiants<br />

CHF 115.–.<br />

Inkl. Fachtagung, Mittagessen, Pausenkaffee,<br />

exkl. 8% MWSt./Y inclus inscription au<br />

symposium, repas de midi, café, 8% TVA<br />

exclue.<br />

Programm<br />

Der d<strong>ie</strong>sem Heft beil<strong>ie</strong>gende Flyer, der auch<br />

als Download auf unserer Webseite www.<br />

swv.ch erhältlich ist, inform<strong>ie</strong>rt über das detaill<strong>ie</strong>rte<br />

Programm.<br />

Anmeldung/Inscription<br />

Anmeldungen sind ab sofort möglich. Bitte<br />

ausschl<strong>ie</strong>sslich einfach und bequem über<br />

d<strong>ie</strong> Webseite des <strong>SWV</strong>/Inscriptions uniquement<br />

par le site web de l’ASAE s.v.p:<br />

www.swv.ch<br />

D<strong>ie</strong> Anmeldungen werden nach Eingang<br />

berücksichtigt.<br />

258 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


Agenda<br />

Lenzburg 17./18.11.2011<br />

KOHS-Weiterbildungskurs Hochwasserschutz<br />

3. Ser<strong>ie</strong>: Gefahrengrundlagen<br />

und Hochwasserbewältigung<br />

Kursangebot des Bundesamt für Umwelt<br />

(BAFU) in Zusammenarbeit mit der Kommission<br />

Hochwasserschutz (KOHS) des <strong>SWV</strong>.<br />

Information/Anmeldung: über den d<strong>ie</strong>sem<br />

Heft beil<strong>ie</strong>genden Flyer, bzw. direkt über<br />

unsere Webseite: www.swv.ch<br />

Rapperswil 23.–25.11.2011<br />

Stahlwasserbau, Abschlussorgane,<br />

Druckleitungen, Rechenreinigungsmaschinen<br />

HSR, Hochschule für Technik, Oberseestrasse<br />

10, CH-8640 Rapperswil<br />

www.weiterbildung-hydro.ch<br />

Solothurn 24.11.2011<br />

Tagung: D<strong>ie</strong> Rolle der Wasserkraft in<br />

der Energ<strong>ie</strong>strateg<strong>ie</strong> 2050<br />

Veranstaltung der Stiftung Praktischer<br />

Umweltschutz Schweiz (PUSCH) zusammen<br />

mit dem <strong>SWV</strong>.<br />

Information/Anmeldung: über den d<strong>ie</strong>sem<br />

Heft beil<strong>ie</strong>genden Flyer, bzw. direkt über<br />

unsere Webseite: www.swv.ch<br />

Rapperswil 11.–13.1.2012<br />

Betr<strong>ie</strong>bsführung und Instandhaltung (F)<br />

HSR, Hochschule für Technik, Oberseestrasse<br />

10, CH-8640 Rapperswil<br />

www.weiterbildung-hydro.ch<br />

Olten 20.1.2012<br />

KOHS-Tagung Hochwasserschutz 2012:<br />

Regul<strong>ie</strong>rung Gewässersysteme – von<br />

der Vorhersage zum Entscheid<br />

Veranstaltung der Kommission Hochwasserschutz<br />

(KOHS) des <strong>SWV</strong>.<br />

Information/Anmeldung: über den d<strong>ie</strong>sem<br />

Heft beil<strong>ie</strong>genden Flyer, bzw. direkt über<br />

unsere Webseite: www.swv.ch<br />

Horw 28.–30. März 2012<br />

Hydromechanik<br />

HSLU – Technik & Architektur,<br />

Technikum strasse 21, CH-6048 Horw<br />

www.weiterbildung-hydro.ch<br />

Rapperswil 6.–8. Juni 2012<br />

Stahlwasserbau, Abschlussorgane,<br />

Druckleitungen, Rechenreinigungsmaschinen<br />

(D)<br />

HSR, Hochschule für Technik, Oberseestrasse<br />

10, CH-8640 Rapperswil<br />

www.weiterbildung-hydro.ch<br />

Literatur<br />

Bericht Umwelt Schweiz 2011<br />

Herausgeber: Bundesamt für Umwelt<br />

BAFU, Bundesamt für Statistik BFS; Publikation:<br />

Juli 2011, 101 Seiten<br />

Der Bericht «Umwelt Schweiz 2011» wurde<br />

w<strong>ie</strong> bereits d<strong>ie</strong> Ausgaben 2007 und 2009<br />

vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und<br />

dem Bundesamt für Statistik (BFS) gemeinsam<br />

erarbeitet. Er gibt einen systematischen<br />

Überblick über den Zustand und<br />

d<strong>ie</strong> Entwicklung der Umwelt in der Schweiz<br />

und zeigt insbesondere d<strong>ie</strong> Auswirkungen<br />

unseres Lebensstils auf d<strong>ie</strong> Umwelt auf.<br />

Der Bericht z<strong>ie</strong>ht ausserdem Bilanz über<br />

d<strong>ie</strong> getroffenen Massnahmen zur Verbesserung<br />

der Umweltqualität, identifiz<strong>ie</strong>rt aktuelle<br />

Handlungsfelder und stellt d<strong>ie</strong> Fort<br />

schritte der Schweiz denjenigen anderer<br />

europäischer Länder gegenüber<br />

Download oder Bestellung: www.bafu.<br />

admin.ch/publikationen<br />

D<strong>ie</strong> industr<strong>ie</strong>lle Schweiz<br />

D<strong>ie</strong> industr<strong>ie</strong>lle Schweiz – vom 18. ins<br />

21. Jahrhundert, aufgebaut und ausverkauft<br />

Hans-Peter Bärtschi, 2011, 308 Seiten,<br />

über 350 farbige und schwarzweisse Abb.,<br />

Format 27 × 22 cm, Pappband, ISBN 978-<br />

3-03919-145-1, Verlag: h<strong>ie</strong>r + jetzt, CH-<br />

5400 Baden<br />

Bestellungen: www.h<strong>ie</strong>rundjetzt.ch<br />

D<strong>ie</strong> Zeiten, als täglich Tausende von Werktätigen<br />

in r<strong>ie</strong>sigen Fabrikhallen ihrer Arbeit<br />

nachgingen, gehören in der Schweiz<br />

grösstenteils der Vergangenheit an. Gleichzeitig<br />

steht das Land im Bereich der technologischen<br />

Innovation bis heute an der<br />

Weltspitze. D<strong>ie</strong> Schweiz ist als Industr<strong>ie</strong>staat<br />

zum reichsten Land der Welt geworden.<br />

In den letzten Jahrzehnten ist das<br />

Land als Produktionsstandort stark unter<br />

Druck gekommen; Betr<strong>ie</strong>bsschl<strong>ie</strong>ssungen,<br />

Abbruch und Umnutzung von Industr<strong>ie</strong>anlagen<br />

haben d<strong>ie</strong> letzten Jahrzehnte geprägt.<br />

Hans-Peter Bärtschi aus Winterthur<br />

ist der beste Kenner der Schweizer Industr<strong>ie</strong>geschichte.<br />

In einer beeindruckenden<br />

Tour d’Horizon schildert er d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>lfältigen<br />

Erfolgsgeschichten, wirft aber auch einen<br />

kritischen Blick auf den Abbau und Ausverkauf<br />

der letzten Jahrzehnte. Das Buch<br />

ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den<br />

Werkplatz Schweiz.<br />

Verlag H<strong>ie</strong>r und Jetzt<br />

D<strong>ie</strong> Themen der deutschen «Wasserwirtschaft»<br />

9-10-2011<br />

68 Jahre nach Jambor: Untersuchungen<br />

zum Einfluss einer Wehrschwelle<br />

Michael Gebhardt, Udo Pfrommer, Fabian<br />

Belzner, Norbert Eisenhauer<br />

Verminderung von Bodenerosion durch<br />

nachhaltige Bodenbewirtschaftung<br />

Andreas Klik, Stefan Strohme<strong>ie</strong>r<br />

Temperaturmanagement der Wupper<br />

im Bereich der Kraftwerke Barmen und<br />

Elberfeld<br />

Michael Windmann, Göran Kauermann,<br />

Andreas Hoffmann, Joachim Tischb<strong>ie</strong>rek,<br />

Volker Leonhard<br />

Erste sichere Nachweise von Schweinswalen<br />

im Emsästuar<br />

Uwe Walter, Stella Mansky, Tobias Linke<br />

Strömungsvisualis<strong>ie</strong>rung auf Blocksteinrampen<br />

in R<strong>ie</strong>gelbauweise<br />

Mario Oertel<br />

Turbulente Strukturen als Erfolgskriterium<br />

von Fischaufst<strong>ie</strong>gsanlagen<br />

Matthias Haselbauer, Carlos Barreira<br />

Martinez<br />

Neubau des Kraftwerkes Bruckhäusl<br />

Andreas Egger<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 259<br />

Nachrichten


Nachrichten<br />

Das Wasserkraftpotenzial in Deutschland<br />

und Europa<br />

Pia Anderer<br />

Ökologische Anforderungen durch d<strong>ie</strong><br />

WRRL<br />

Ute Schneider-Ritter<br />

Zukunft der Wasserkraft in Baden-Württemberg<br />

Helmfr<strong>ie</strong>d Meinel, Jörg Heimler<br />

D<strong>ie</strong> Very-Low-Head-Turbine – Technik<br />

und Anwendung<br />

Lutz Juhrig<br />

D<strong>ie</strong> Steffturbine – eine auf einem Umlaufband<br />

beruhende Kleinwasserkraftanlage<br />

Andreas Malcherek, Helmut Kulisch,<br />

Christian Maerker<br />

Entwicklung einer kinetischen Strö -<br />

mungsturbine<br />

Albert Ruprecht und Andreas Ruopp<br />

Ausgleichsenerg<strong>ie</strong> – Perspektiven für<br />

Pumpspeicher<br />

Peter Vennemann<br />

Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerkes<br />

Vianden in Luxemburg mit einer<br />

11. Maschine<br />

Michael Moltrecht<br />

Neubauprojekt Pumpspeicherwerk Atdorf<br />

– Gesamtkonzeption<br />

Stephan Kolb<br />

D<strong>ie</strong> Themen der ÖWAW 5–8/2011<br />

Gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit<br />

– Grundlagen, Methodik und Erkenntnisse<br />

eines Forschungsprojektes<br />

in Rahmen des proVISION Programmes<br />

des BMWF<br />

M. Zessner, H. Steinmüller, K.H. Wagner,<br />

M.M. Krachler, S. Thaler, K. Fazeni,<br />

K. Helmich, M. Weigl, K. Ruzicka,<br />

Ernährung und Flächennutzung in<br />

Österreich<br />

M. Zessner, K. Helmich, S. Thaler,<br />

M. Weigl, K.H. Wagner, T. Haider, M.M.<br />

Mayer, S. Heigl<br />

Stickstoff- und Phosphorbelastungen<br />

der Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässer Österreichs und<br />

Möglichkeiten zu deren Reduktion<br />

C. Schilling, M. Zessner, A. Kovacs, G.<br />

Hochedlinger, G. Windhofer, O. Gabr<strong>ie</strong>l,<br />

S. Thaler, J. Parajka, S. Natho<br />

Der Einfluss von Ernährungsgewohnheiten<br />

auf d<strong>ie</strong> Nährstoffbilanz Österreichs<br />

S. Thaler, M. Zessner, MM. Mayr, T.<br />

Haider, H. Kroiss, KH. Wagner, K. Ruzicka<br />

Energ<strong>ie</strong>bilanzen der österreichischen<br />

Landwirtschaft unter Berücksichtigung<br />

von Ernährungsgewohnheiten<br />

H. Steinmüller, K. Fazeni<br />

Auf der Kanalautobahn zum Erfolg<br />

mit Kanalprognosen<br />

K. Jansen<br />

Schnittstellen im Katastrophenschutz<br />

der Stadt Graz am Beisp<strong>ie</strong>l Hochwasser<br />

G. Zenz, A. Hammer, R. Strukely<br />

Hochwasserereignisse in kleinen, urbanen<br />

Einzugsgeb<strong>ie</strong>ten – Vorhersage<br />

und Vorwarnung am Beisp<strong>ie</strong>l Graz<br />

C. Jöbstl, S. Ortner, H. Knoblauch, G.<br />

Zenz<br />

HOWATI – HochWasser Tirol – ein Beitrag<br />

zur Harmonis<strong>ie</strong>rung von Bemessungshochwässern<br />

in Österreich<br />

M. Rogger, B. Kohl, H. Pirkl, M. Hofer,<br />

R. Kirnbauer, R. Merz, J. Komma, A.<br />

Viglione, G. Blöschl<br />

Abfall oder Rohstoff? Rechtsgrundlagen<br />

für d<strong>ie</strong> W<strong>ie</strong>derverwertung von<br />

Tunnelausbruchmaterial.<br />

M. Entacher, D. Resch, R. Galler<br />

Trinkwasserversorgung – Frequenzumrichter<br />

VLT ® Low Harmonic Drives<br />

erhalten Netzqualität<br />

P. Leinberger<br />

Industr<strong>ie</strong>mitteilungen<br />

Erstes Wellenkraftwerk der Welt kommerz<strong>ie</strong>ll<br />

angeschlossen<br />

Spanischer Energ<strong>ie</strong>versorger EVE Vorreiter:<br />

300 kW Leistung am kommerz<strong>ie</strong>llen<br />

Netz.<br />

Zuverlässige Technolog<strong>ie</strong> von Voith<br />

Hydro: Über 10 Jahre betr<strong>ie</strong>bserprobt.<br />

Minimale Eingriffe in d<strong>ie</strong> Umwelt und<br />

hohe wirtschaftliche Synerg<strong>ie</strong>: 16<br />

Wellsturbinen in neue Hafenmole von<br />

baskischer Küstenstadt Mutriku integr<strong>ie</strong>rt.<br />

Das Wellenkraftwerk Mutriku (Quelle: Voith).<br />

Der Energ<strong>ie</strong>versorger Ente Vasco de la<br />

Energía (EVE) fe<strong>ie</strong>rte d<strong>ie</strong> offiz<strong>ie</strong>lle Inbetr<strong>ie</strong>bnahme<br />

des Wellenkraftwerks Mutriku<br />

– weltweit das erste in kommerz<strong>ie</strong>llem Betr<strong>ie</strong>b<br />

befindliche. Der deutsche Technolog<strong>ie</strong>ausrüster<br />

Voith Hydro hat für d<strong>ie</strong>se<br />

Anlage d<strong>ie</strong> Ausrüstung für d<strong>ie</strong> 16 Wellsturbinen-Einheiten<br />

gel<strong>ie</strong>fert, d<strong>ie</strong> eine Gesamtleistung<br />

von 300 Kilowatt haben und<br />

ausreichend Strom für 250 Haushalte produz<strong>ie</strong>ren.<br />

Das Projekt Mutriku zeigt: Unsere Technolog<strong>ie</strong><br />

zur Nutzung der Wellenkraft ist kommerz<strong>ie</strong>ll<br />

einsatzfähig und steht bereit für<br />

den weiteren Einsatz im globalen Markt»,<br />

so Dr. Roland Münch, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Voith Hydro Holding.<br />

«Um d<strong>ie</strong>se Entwicklung auch künftig zu<br />

fördern, können angemessene Einspeisevergütungen<br />

für Wellenkraft – w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong><br />

bereits in einigen Ländern exist<strong>ie</strong>ren – nun<br />

d<strong>ie</strong> richtigen politischen Rahmenbedingungen<br />

setzen.»<br />

D<strong>ie</strong> Wellenkrafttechnolog<strong>ie</strong> von Voith<br />

Hydro kann sowohl in bestehende Wellenbrecher<br />

und Hafenmauern als auch in<br />

Neubauten integr<strong>ie</strong>rt werden. Langfristig<br />

belegte Zuverlässigkeit und kontinu<strong>ie</strong>rliche<br />

Weiterentwicklung des Designs bilden<br />

d<strong>ie</strong> Grundlage der Performance d<strong>ie</strong>ser<br />

Technolog<strong>ie</strong>. Das weltweite Potenzial der<br />

Meeresenerg<strong>ie</strong>n l<strong>ie</strong>gt bei 1.8 Terawatt und<br />

steht erst am Beginn seiner weltweiten Erschl<strong>ie</strong>ssung.<br />

D<strong>ie</strong> Voith Hydro OWC-Technolog<strong>ie</strong> (oscillating<br />

water column = oszill<strong>ie</strong>rende Wassersäule)<br />

ist d<strong>ie</strong> heute einzige unter kommerz<strong>ie</strong>llen<br />

Bedingungen erprobte. Auf<br />

der schottischen Insel Islay betreibt Voith<br />

Hydro bereits seit über zehn Jahren das<br />

Wellenkraftwerk Limpet, das über 65 000<br />

Stunden am Netz ist und Strom in industr<strong>ie</strong>llem<br />

Massstab einspeist.<br />

260 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


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«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 261<br />

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��������������������� ����������������������������� 262 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden<br />

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«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 263<br />

Nachrichten


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auf Stahl und Beton<br />

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Schweizerische Fachzeitschrift für Wasserrecht, Wasserbau, Wasserkraftnutzung,<br />

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Revue suisse spécialisée traitant de la législation sur l’utilisation des eaux, des<br />

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la protection des eaux, de l’irrigation et du drainage, de la régularisation de<br />

lacs, des corrections de cours d’eau et des endiguements de torrents, de la<br />

navigation intér<strong>ie</strong>ure, de l’économ<strong>ie</strong> énergétique et de l’hygiène de l’air.<br />

Gegründet 1908. Vor 1976 «Wasser- und Energ<strong>ie</strong>wirtschaft», avant 1976 «Cours d’eau et énerg<strong>ie</strong>»<br />

Redaktion: Roger Pfammatter (Pfa), Direktor des Schweizerischen Wasserwirtschaftsver bandes<br />

Layout, Redaktions sekretariat und Anzeigenberatung: Manuel Minder (mmi)<br />

ISSN 0377-905X<br />

Verlag und Administration: Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband, Rütistrasse 3a, CH-5401 Baden, Telefon 056 222 50 69, Telefax 056 221 10 83,<br />

http://www.swv.ch, info@swv.ch, E-Mail: r.pfammatter@swv.ch, m.minder@swv.ch, Postcheckkonto Zürich: 80-32217-0, «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft», Mehrwertsteuer-Nr.:<br />

351 932<br />

Inseratenverwaltung: Manuel Minder · Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband (<strong>SWV</strong>)<br />

Rütistrasse 3a · 5401 Baden · Telefon 056 222 50 69 · Fax 056 221 10 83 · E-mail: m.minder@swv.ch<br />

Druck: buag Grafisches Unternehmen AG, Täfernstrasse 14, 5405 Baden-Dättwil, Telefon 056 484 54 54, Fax 056 493 05 28<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» ist offiz<strong>ie</strong>lles Organ des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes (<strong>SWV</strong>) und seiner Gruppen: Associazione Ticinese di Economia<br />

delle Acque, Verband Aare-Rheinwerke, Rheinverband und des Schweizerischen Talsperrenkomitees.<br />

Jahresabonnement CHF 120.– (zuzüglich 2,5% MWST), für das Ausland CHF 140.–, Erscheinungsweise 4 × pro Jahr im März, Juni, September und Dezember<br />

Einzelpreis Heft, CHF 30.–, zuzüglich Porto und 2,5% MWST<br />

264 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden


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N<strong>ie</strong>derlassung Yverdon<br />

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«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 265


mmi · swv · 9/08<br />

Gesunde Umwelt durch Wasserkraft.<br />

Ökologische Bestnoten:<br />

Im Quervergleich mit anderen Stromer zeugungsarten<br />

hat d<strong>ie</strong> Wasserkraft in Sachen<br />

ökologischer Qualität d<strong>ie</strong> Nase ganz vorn.<br />

Strom für morgen und übermorgen:<br />

Wasserkraft ist erneuerbare Energ<strong>ie</strong>, schont<br />

d<strong>ie</strong> Ressourcen und trägt entscheidend zur<br />

Nachhaltigen Strom erzeugung bei.<br />

Trumpfkarte im Klimaschutz:<br />

D<strong>ie</strong> saubere Energ<strong>ie</strong>quelle Wasserkraft trägt<br />

ma<strong>ssg</strong>eblich zur Verbesserung der CO 2 -Bilanz<br />

der Schweiz bei.<br />

Gebannte Hochwasser-Gefahr:<br />

Speicherseen halten bei starken Regenfällen<br />

d<strong>ie</strong> Wassermassen zurück und bewahren so<br />

t<strong>ie</strong>fer gelegene Regionen vor Hochwasser.<br />

Raum für neues Leben:<br />

Wo Wasser gestaut wird, entstehen neue, biologisch<br />

wertvolle Wasserfl ächen und Uferzonen.<br />

Eine ganze Reihe davon stehen heute<br />

unter Natur schutz.<br />

266 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden

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