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Flu ssg e b ie tsm a n a g e m e n t - SWV

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<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement<br />

nannte Diversitäts-Hotspots gut mit den<br />

flussauf- und flussabwärtsgelegenen<br />

Gewässerabschnitten vernetzt sind und<br />

als Quellpopulationen funktion<strong>ie</strong>ren können.<br />

Kanalis<strong>ie</strong>rte <strong>Flu</strong>ssabschnitte können<br />

eine part<strong>ie</strong>ll durchlässige Barr<strong>ie</strong>re («soft<br />

barr<strong>ie</strong>r») für aquatische Arten darstellen.<br />

Sind <strong>Flu</strong>ssabschnitte durch kanalis<strong>ie</strong>rte<br />

Abschnitte isol<strong>ie</strong>rt, kann es in den direkt<br />

angrenzenden Abschnitten zu einer abrupten<br />

Verringerung der Artenzahl kommen.<br />

So wurden zum Beisp<strong>ie</strong>l in der untersten<br />

Aue des Brenno (Tessin) im April<br />

2010 insgesamt fünf Fischarten gefangen<br />

(Bachforelle, Groppe, Alet, Südströmer,<br />

Elritze). Im monoton verbauten Abschnitt<br />

oberhalb der Aue wurden nur noch gerade<br />

zwei Arten nachgew<strong>ie</strong>sen, nämlich Bachforelle<br />

und Groppe (Bild 2b,c).<br />

3. Laterale Vernetzung: d<strong>ie</strong><br />

trophische Verbindung<br />

zwischen Wasser und Land<br />

Es ist aus v<strong>ie</strong>len Stud<strong>ie</strong>n bekannt, dass d<strong>ie</strong><br />

Seitenvernetzung von aquatischen Habitaten<br />

mit dem Uferbereich eine wichtige<br />

Rolle für aquatische sow<strong>ie</strong> terrestrische<br />

Organismen sp<strong>ie</strong>lt und unter anderem trophische<br />

(d.h. Nahrungs-) Zusammenhänge<br />

zwischen versch<strong>ie</strong>denen Habitaten ermöglicht<br />

(Baxter et al., 2005). V<strong>ie</strong>le Makroinvertebraten<br />

sind für ihre Nahrung auf Laubeinträge<br />

durch d<strong>ie</strong> terrestrische Vegetation<br />

angew<strong>ie</strong>sen. So sind etwa ins Wasser gefallene,<br />

terrestrische Insekten ein wichtiger<br />

Bestandteil der Nahrung der Bachforelle.<br />

Anderseits werden d<strong>ie</strong> geschlüpften Imagines<br />

der aquatischen Insekten von Vögeln,<br />

Eidechsen, Fledermäusen sow<strong>ie</strong> anderen<br />

Prädatoren verzehrt. In ihrer Diplomarbeit an<br />

der Bünz hat Christina Baumgartner (2008)<br />

solche trophische Zusammenhänge untersucht<br />

und festgestellt, dass d<strong>ie</strong> Dichte der<br />

prädatorischen Uferarthropoden (Spinnen,<br />

Kurzflügler- und Laufkäfer) mit der Dichte<br />

der geschlüpften Imagines der aquatischen<br />

Insekten korrel<strong>ie</strong>rt. D<strong>ie</strong>se Zusammenhänge<br />

wurden ausserdem durch d<strong>ie</strong> Beschaffenheit<br />

des Uferbereichs beeinflusst. So<br />

konnte d<strong>ie</strong>se Arbeit auch zeigen, dass d<strong>ie</strong><br />

Dichte bestimmter Prädatoren unter anderem<br />

durch d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt der Vegetation und d<strong>ie</strong><br />

Länge der Uferlin<strong>ie</strong> beeinflusst wird. Somit<br />

kann eine vom Menschen verur sachte Unterbrechung<br />

der Seitenvernetzung negative<br />

Auswirkungen sowohl auf aquatische als<br />

auch terrestrische Lebensgemeinschaften<br />

haben und potenz<strong>ie</strong>ll d<strong>ie</strong>jenigen Arten beeinträchtigen,<br />

d<strong>ie</strong> von der Vernetzung der<br />

Lebensräume abhängen; d<strong>ie</strong>se Ergebnisse<br />

bestätigen d<strong>ie</strong> Resultate einer früheren Stud<strong>ie</strong><br />

(Iwata et al., 2003).<br />

4. Migration, Genfluss und<br />

Populationsmodelle<br />

D<strong>ie</strong> Vernetzung zwischen Populationen der<br />

aquatischen und flussbegleitenden, terrestrischen<br />

Lebewesen beeinflusst auch den<br />

genetischen Austausch (den sogenannten<br />

Genfluss) zwischen Populationen. Genfluss<br />

findet statt, wenn Individuen sich in<br />

einer Population fortpflanzen, in welche s<strong>ie</strong><br />

eingewandert sind, und so zum Genpool<br />

beitragen, also zur Gesamtheit der Allele<br />

und Genotypen in einer Population. Andererseits<br />

hinterlassen v<strong>ie</strong>le Migrationsereignisse<br />

keine Spuren im Genpool, beisp<strong>ie</strong>lsweise<br />

wenn d<strong>ie</strong> Migranten abwandern<br />

oder sterben, bevor s<strong>ie</strong> sich fortgepflanzt<br />

haben. Da Arten untersch<strong>ie</strong>dliche Ausbreitungskapazitäten<br />

haben und mehr oder<br />

weniger spezifisch in ihrer Habitatswahl<br />

sind, wurden mehrere theoretische Mo-<br />

delle formul<strong>ie</strong>rt, um d<strong>ie</strong> Vernetzung einer<br />

Landschaft für Populationen zu beschreiben<br />

(Tab. 1) (Tero et al., 2003; Pollux et al.,<br />

2009). Abhängig von den lokalen Verhältnissen<br />

können versch<strong>ie</strong>dene Populationsmodelle<br />

an untersch<strong>ie</strong>dlichen Standorten<br />

für d<strong>ie</strong>selbe Art gelten. So können manche<br />

Arten in einem Teil ihres Verbreitungsgeb<strong>ie</strong>ts<br />

kontinu<strong>ie</strong>rliche Populationen bilden,<br />

in einem anderen Teil jedoch kleine, isol<strong>ie</strong>rte<br />

Bestände oder Metapopulationen<br />

aufweisen.<br />

4.1 Isol<strong>ie</strong>rte Populationen<br />

Entlang eines <strong>Flu</strong>ssabschnitts können d<strong>ie</strong><br />

Populationen einer Art genetisch völlig<br />

isol<strong>ie</strong>rt sein; genetischer Austausch findet<br />

nicht statt. D<strong>ie</strong>ses Populationsmodell gilt<br />

für extrem seltene Arten, d<strong>ie</strong> an <strong>Flu</strong>ssläufen<br />

in kleinen Beständen anzutreffen sind.<br />

Tabelle 1. Populationsmodelle für terrestrische und aquatische Organismen der <strong>Flu</strong>sslandschaften.<br />

D<strong>ie</strong> Abbildungen folgen Tero et al. (2003) und Pollux et al. (2009).<br />

226 «Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden

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