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Flu ssg e b ie tsm a n a g e m e n t - SWV

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Scheidegger, 2011). An der Oberen Isar<br />

in Süddeutschland fanden wir unterwartet<br />

eine deutliche genetische Differenz<strong>ie</strong>rung<br />

oberhalb und unterhalb von Stauseen, das<br />

heisst deutliche Untersch<strong>ie</strong>de in der genetischen<br />

Zusammensetzung von Populationen<br />

(Bild 6b) (Werth et al., in Vorbereitung).<br />

D<strong>ie</strong>s bedeutet, dass Stauseen für d<strong>ie</strong>se<br />

Pflanzenart schwer überwindbare Barr<strong>ie</strong>ren<br />

darstellen, obwohl d<strong>ie</strong> Tamariske dank<br />

ihrer durch Wind und Wasser verbreiteten<br />

Samen ein hohes Ausbreitungspotenzial<br />

hat. D<strong>ie</strong> Art hatte eine relativ n<strong>ie</strong>drige genetische<br />

Diversität, aber w<strong>ie</strong>s einen hohen<br />

Grad der genetischen Differenz<strong>ie</strong>rung auf,<br />

was typisch ist für Arten, d<strong>ie</strong> Metapopulationen<br />

bilden (Tabelle 3).<br />

In der Schweiz zeigt d<strong>ie</strong> Tamariske<br />

am Oberlauf der Maggia und am Rhein Metapopulationen,<br />

während s<strong>ie</strong> vor allem im<br />

Mittelland und im Wallis isol<strong>ie</strong>rte Populationen<br />

aufweist, und am Inn eine kontinu<strong>ie</strong>rliche<br />

Population bildet (Bild 7). D<strong>ie</strong> Metapopulation<br />

an der Maggia haben einen<br />

Source-Sink-Charakter, wo d<strong>ie</strong> im obersten<br />

Bereich des Einzugsgeb<strong>ie</strong>ts gelegenen<br />

Populationen d<strong>ie</strong> Quelle für Neubes<strong>ie</strong>dlungen<br />

von K<strong>ie</strong>sbänken flussabwärts darstellen.<br />

Am Schweizer Inn w<strong>ie</strong>sen wir eine<br />

kontinu<strong>ie</strong>rliche Population für d<strong>ie</strong> Tamariske<br />

nach. D<strong>ie</strong> genetische Diversität der<br />

Tamariskenbestände am Inn war sehr<br />

n<strong>ie</strong>drig und l<strong>ie</strong>ss darauf schl<strong>ie</strong>ssen, dass<br />

d<strong>ie</strong> Art das Geb<strong>ie</strong>t entweder durch einige<br />

wenige Individuen bes<strong>ie</strong>delt haben muss,<br />

oder dass d<strong>ie</strong> Bestände durch einen sogenannten<br />

«genetischen Flaschenhals»<br />

gegangen sein müssen bevor s<strong>ie</strong> sich<br />

räumlich ausgedehnt haben (Box 2). In<br />

beiden Fällen gehen wir davon aus, dass<br />

d<strong>ie</strong> Tamarisken historisch vernetzt gewesen<br />

sein müssen, etwa dadurch, dass we-<br />

Genetischer Flaschenhals und<br />

genetische Drift<br />

Bei einem genetischen Flaschenhals<br />

sind Populationen über mehrere Generationen<br />

hinweg klein und verl<strong>ie</strong>ren<br />

v<strong>ie</strong>l ihrer ursprünglichen genetischen<br />

V<strong>ie</strong>lfalt durch genetische Drift. D<strong>ie</strong> genetische<br />

Drift ist eine durch Zufall bedingte<br />

Versch<strong>ie</strong>bung der Allelfrequenz,<br />

bei der meist seltene Allele verschwinden,<br />

aber auch ursprünglich selten vorkommende<br />

Allele an Häufigkeit zunehmen<br />

können. Falls Populationen über<br />

v<strong>ie</strong>le Generationen hinweg klein sind,<br />

kann d<strong>ie</strong> genetische Drift zur Fix<strong>ie</strong>rung<br />

einzelner Allele in bestimmten Populationen<br />

führen.<br />

Bild 8. Populationsstruktur der Tamariske am Rhein in der Schweiz, relativ zur geo -<br />

grafischen Lage natürlicher und anthropogener Barr<strong>ie</strong>ren (schwarze Balken, breit:<br />

Schluchten, schmal: kanalis<strong>ie</strong>rter Abschnitt mit wenigen K<strong>ie</strong>sinseln). Quelle: Silke<br />

Werth.<br />

nige, eng verwandte Individuen das Geb<strong>ie</strong>t<br />

bes<strong>ie</strong>delten. Aufgrund d<strong>ie</strong>ser historischen<br />

Effekte ist d<strong>ie</strong> Diversität am Inn zu n<strong>ie</strong>drig,<br />

um genetisch versch<strong>ie</strong>dene Populationen<br />

nachzuweisen.<br />

Unsere Ergebnisse für d<strong>ie</strong> Deutsche<br />

Tamariske vom Rhein in der Schweiz<br />

zeigen deutlich, dass auch natürliche Barr<strong>ie</strong>ren<br />

w<strong>ie</strong> etwa Schluchten (dicke Balken,<br />

Bild 8) einen Effekt auf d<strong>ie</strong> genetische<br />

Struktur haben können – d<strong>ie</strong> lokalen Populationen<br />

der Tamariske w<strong>ie</strong>sen deutliche<br />

genetische Untersch<strong>ie</strong>de oberhalb und<br />

unterhalb d<strong>ie</strong>ser Barr<strong>ie</strong>ren auf, während<br />

der unterhalb gelegene <strong>Flu</strong>ssabschnitt,<br />

der keine Barr<strong>ie</strong>ren aufw<strong>ie</strong>s, d<strong>ie</strong> genetisch<br />

ähnlicheren Bestände hatte. Ein kanalis<strong>ie</strong>rter<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitt zeigte keine deutliche<br />

Barr<strong>ie</strong>rewirkung (schmaler Balken, Bild 8).<br />

Eine weitere Beobachtung war, dass d<strong>ie</strong><br />

Tamariskenpopulationen im Unterlauf<br />

meist eine Mischung versch<strong>ie</strong>dener genetischer<br />

Gruppen aufw<strong>ie</strong>sen, während am<br />

Oberlauf häufig reine Vorkommen gefunden<br />

wurden. D<strong>ie</strong>ses Ergebnis deutete an,<br />

dass eine Ausbreitung der Samen mit dem<br />

Wasser für d<strong>ie</strong>se Art eine wichtige Rolle<br />

sp<strong>ie</strong>len könnte.<br />

8. Massnahmen zur Verbesserung<br />

der Vernetzung<br />

8.1 Verbesserung der longitudinalen<br />

Vernetzung für d<strong>ie</strong> Fischfauna<br />

durch Blockrampen<br />

Zur W<strong>ie</strong>derherstellung der Wanderkorridore<br />

für Fische bei Wehren und Dämmen<br />

werden technische Fischtreppen oder naturnahe<br />

Umgehungsgerinne gebaut. Eine<br />

weitere Massnahme ist d<strong>ie</strong> Entfernung von<br />

Wanderhindernissen, zum Beisp<strong>ie</strong>l Wehre<br />

oder künstliche Abstürze. Im Kanton Aargau<br />

wurden d<strong>ie</strong> Kosten für d<strong>ie</strong> Beseitigung<br />

solcher Hindernisse je nach Gewässer auf<br />

40 000 bis 100 000 Franken pro Meter Absturzhöhe<br />

geschätzt (Berner, 2006). D<strong>ie</strong><br />

San<strong>ie</strong>rung von Überfällen sollte nicht nach<br />

dem Zufallsprinzip erfolgen, sondern eine<br />

Prioris<strong>ie</strong>rungsanalyse über d<strong>ie</strong> zu entfernenden<br />

Hindernisse ist vorrangig durchzuführen<br />

(Zitek et al., 2007; Fahrni, 2011).<br />

Als Ersatz zur Sohlenstabilis<strong>ie</strong>rung werden<br />

bei der Entfernung von Überfällen Blockrampen<br />

gebaut. Eine Blockrampe ist eine<br />

mit Steinblöcken befestigte Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässerstrecke<br />

mit erhöhtem Gefälle, welche<br />

d<strong>ie</strong> Fischgängigkeit ermöglichen soll. Versch<strong>ie</strong>dene<br />

Faktoren sind entscheidend<br />

beim Bau von untersch<strong>ie</strong>dlichen Blockrampentypen.<br />

D<strong>ie</strong> Stabilität, insbesondere<br />

des Rampenfusses, muss bei einem<br />

Hochwasserereignis gewährleistet sein.<br />

D<strong>ie</strong> Blockrampe, bez<strong>ie</strong>hungsweise ihr Gefälle,<br />

muss so dimension<strong>ie</strong>rt sein, dass für<br />

Fische geeignete Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeiten<br />

und Wassert<strong>ie</strong>fen entstehen. Als Richtwert<br />

wird in der Literatur eine maximale Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>eschwindigkeit<br />

von 1.6 bis 2.0 m/s defin<strong>ie</strong>rt<br />

(DVWK, 1996). Dabei muss allerdings<br />

beachtet werden, dass d<strong>ie</strong> Schwimm- und<br />

Springleistungen der einzelnen Fischarten<br />

voneinander versch<strong>ie</strong>den sind. Es gilt, sowohl<br />

d<strong>ie</strong> im Gewässer vorkommende als<br />

auch d<strong>ie</strong> potent<strong>ie</strong>lle Fischfauna zu berück-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 231<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement

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