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Flu ssg e b ie tsm a n a g e m e n t - SWV

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4.2 Räumlich struktur<strong>ie</strong>rte<br />

Populationen<br />

Wenn Gene und Individuen sich vornehmlich<br />

zwischen räumlich benachbarten Beständen<br />

bewegen, so spricht man von<br />

einem Austausch über Trittsteine (bzw.<br />

sogenannte «Stepping stones»). D<strong>ie</strong>se<br />

Arten sind also keine guten Ausbreiter.<br />

Weil nur geringe Distanzen überwunden<br />

werden, haben d<strong>ie</strong> Arten, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem Muster<br />

folgen, meist räumlich struktur<strong>ie</strong>rte Populationen.<br />

Das heisst, an versch<strong>ie</strong>denen<br />

<strong>Flu</strong>ssabschnitten weisen d<strong>ie</strong>se Arten genetisch<br />

untersch<strong>ie</strong>dliche Bestände auf.<br />

4.3 Metapopulationsmodell<br />

Wenn d<strong>ie</strong> Bestandsentwicklung einer<br />

Art von häufigem Erlöschen von lokalen<br />

Beständen und von Populationsneugründungen<br />

gekennzeichnet ist, spricht<br />

man von einer Metapopulation (Hans ki,<br />

Zhang, 1993; Hanski, 1998; Hanski,<br />

Gaggiotti, 2004). Mehrere Arten der terrestrischen,<br />

flussbegleitenden Pflanzen<br />

bilden Metapopulationen (Tero et al.,<br />

2003; Jacquemyn et al., 2006; Honnay<br />

et al., 2009). Bei Metapopulationen muss<br />

für das langfristige Überleben einer Art in<br />

einem Einzugsgeb<strong>ie</strong>t d<strong>ie</strong> Zahl der Neugründungen<br />

von Beständen das lokale<br />

Erlöschen von Beständen übersteigen.<br />

Dazu muss d<strong>ie</strong> longitudinale Vernetzung<br />

zwischen Habitaten gewährleistet sein.<br />

Altbestände und Flächen, auf denen sich<br />

neue Vorkommen etabl<strong>ie</strong>ren können,<br />

sollten nicht zu weit voneinander entfernt<br />

l<strong>ie</strong>gen (innerhalb der mittleren Ausbreitungsdistanz<br />

der Art).<br />

4.4 Metapopulation<br />

mit Source-Sink-Dynamik<br />

Am <strong>Flu</strong>ss ist es bei wasserverbreiteten<br />

Arten auch möglich, dass d<strong>ie</strong> Ausbreitung<br />

vermehrt flussab erfolgt. In d<strong>ie</strong>sem Fall<br />

stellen d<strong>ie</strong> Populationen flussaufwärts d<strong>ie</strong><br />

einzige Quelle für d<strong>ie</strong> Gründung neuer Populationen<br />

dar. Wenn bestimmte Populationen<br />

vermehrt Migranten aussenden, und<br />

andere Migranten empfangen aber keine<br />

aussenden, so spricht man von einem<br />

«Source-Sink-Metapopulationsmodell»<br />

(Pulliam, 1988; Pulliam, Dan<strong>ie</strong>lson, 1991).<br />

Bild 3. D<strong>ie</strong> Durchgängigkeit in Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>e wässern wird durch künstliche Barr<strong>ie</strong>ren<br />

beeinträchtigt. A. Wehr. B. Eindolung. C. Absturz bei Sohlschwelle. D. Eine für Groppen<br />

unüberwindbare Sohlstufe im Mülibach (Nidwalden). Fotos: Denise Weibel.<br />

Das Source-Sink-Modell stellt einen Spezialfall<br />

eines Metapopulationsmodells<br />

dar, mit Quellpopulationen, d<strong>ie</strong> Individuen<br />

aussenden und für d<strong>ie</strong> Bes<strong>ie</strong>dlung neuer<br />

Standorte verantwortlich sind, sow<strong>ie</strong> Empfängerpopulationen,<br />

d<strong>ie</strong> Individuen empfangen,<br />

aber selbst nicht zur Gründung<br />

neuer Vorkommen beitragen. D<strong>ie</strong>ses Populationsmodell<br />

ist für d<strong>ie</strong> Praxis höchst<br />

relevant, denn d<strong>ie</strong> Zerstörung der Quellpopulationen<br />

führt langfristig zum lokalen<br />

Aussterben von Arten innerhalb eines<br />

Einzugsgeb<strong>ie</strong>ts. Andererseits kann man in<br />

d<strong>ie</strong>sem Fall Arten fördern, indem man sehr<br />

gez<strong>ie</strong>lt Ressourcen einsetzt, um das Bestehen<br />

der Quellpopulationen zu sichern<br />

und gleichzeitig d<strong>ie</strong> Vernetzung mit flussabwärts<br />

gelegenen Standorten sicher zu<br />

stellen.<br />

4.5 Kontinu<strong>ie</strong>rliche Population<br />

Wenn Bestände kontinu<strong>ie</strong>rliche Populationen<br />

mit räumlich ausgedehntem genetischem<br />

Austausch bilden, besteht für d<strong>ie</strong><br />

Praxis kein Handlungsbedarf in Bezug auf<br />

Artenförderungsmassnahmen. D<strong>ie</strong> Arten,<br />

d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem Populationsmodell folgen, sind<br />

gute Ausbreiter, d<strong>ie</strong> neue Standorte über<br />

grosse Distanzen hinweg kolonis<strong>ie</strong>ren<br />

können. V<strong>ie</strong>le d<strong>ie</strong>ser häufigen Arten können<br />

in der Regel auch dann von Revitalis<strong>ie</strong>rungsmassnahmen<br />

profit<strong>ie</strong>ren, wenn<br />

d<strong>ie</strong>se weit entfernt von anderen Beständen<br />

durchgeführt werden.<br />

5. Welche Faktoren beeinflussen<br />

d<strong>ie</strong> Durchgängigkeit<br />

von Fl<strong>ie</strong><strong>ssg</strong>ewässern?<br />

D<strong>ie</strong> Vernetzung von <strong>Flu</strong>sshabitaten aus<br />

Sicht der im und am <strong>Flu</strong>ss lebenden Organismen<br />

wird durch natürliche und menschgemachte<br />

Barr<strong>ie</strong>ren beeinträchtigt. Ein<br />

Wasserfall stellt beisp<strong>ie</strong>lsweise eine abrupte,<br />

ein klimatischer Grad<strong>ie</strong>nt eine graduelle<br />

natürliche Barr<strong>ie</strong>re dar (Banarescu,<br />

1990). Menschgemachte Barr<strong>ie</strong>ren sind<br />

v<strong>ie</strong>lfältig. Künstliche Abstürze und Schwellen<br />

zur Sohlenstabilis<strong>ie</strong>rung, Wehre, Staudämme<br />

oder Eindolungen fragment<strong>ie</strong>ren<br />

den Gewässerverlauf und können Wanderhindernisse<br />

darstellen (Bild 3). Insbesondere<br />

eine Abschneidung der Seitenbäche<br />

durch künstliche Barr<strong>ie</strong>ren kann grav<strong>ie</strong>rende<br />

Auswirkungen auf d<strong>ie</strong> Artenzahl bei<br />

Fischen haben, denn d<strong>ie</strong> schwimm- und<br />

sprungschwachen Fischarten und kleine<br />

Individuen sind in nicht der Lage, Abstürze<br />

zu überqueren. An durch Barr<strong>ie</strong>ren abgetrennten<br />

Zuflüssen der Suhre wurde nur<br />

d<strong>ie</strong> Bachforelle nachgew<strong>ie</strong>sen, an Bächen<br />

mit gut vernetzten Seiteneinmündungen<br />

hingegen drei oder mehr Fischarten (Am-<br />

«Wasser Energ<strong>ie</strong> Luft» – 103. Jahrgang, 2011, Heft 3, CH-5401 Baden 227<br />

<strong>Flu</strong><strong>ssg</strong>eb<strong>ie</strong><strong>tsm</strong>anagement

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