HBB-NR. 87.pdf - Der Bote
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Zeitschrift im Heimatverlag Hörselberg<br />
mit Thüringer Monatsblätter // Nr.38 Seite 5 - 15<br />
Nr. 87<br />
Winterausgabe<br />
2011<br />
FÜR NATUR- HEIMAT- UND WANDERFREUNDE THÜRINGENS<br />
H<br />
ör<br />
S eelen<br />
B erg<br />
...einfach<br />
sagenhaft<br />
Königin<br />
Reinswig
Gesegnete<br />
Weihnachtswünsche<br />
Allen Kunden und Geschäftspartnern danken wir für das entgegengebrachte Vertrauen in diesem Jahr,<br />
wünschen besinnliche Feiertage und einen gesunden Start in das Jahr 2012. Statt Weihnachtskarten<br />
und Geschenken werden wir das Engagement der Vereine aus der Wartburgregion mit einer<br />
Spende in Höhe von 50.000 EUR unterstützen. Wartburg-Sparkasse. Gut für unsere Region.<br />
2
Neujahrswünsche ~ FRIEDEN<br />
FRIEDEN – Wird es jemals Frieden auf Erden<br />
geben? Die täglichen Nachrichten berichten von<br />
vielen Kriegsschauplätzen in der ganzen Welt.<br />
Menschen leiden unter Verfolgung und Gewalt.<br />
Diktatorische Herrscher verweigern Veränderung,<br />
Aufbruch und Demokratie.<br />
RUHE – Rund um die Uhr ist Bewegung. <strong>Der</strong><br />
gestresste Mensch sucht Orte der Ruhe und Stille,<br />
um Kraft und Energie für neue Aufgaben und<br />
Herausforderungen zu schöpfen.<br />
IDEALE – Sich selber treu bleiben, bei allem<br />
was man tut, egal für wen oder was.<br />
Nicht wegsehen, wenn Menschen in Gefahr<br />
sind. Helfen und Mitmachen sind angesagt, sich<br />
einbringen zum Wohle unserer Gesellschaft und<br />
Zukunft mitgestalten.<br />
ERDE – Immer mehr Rohstoffe werden gefördert.<br />
<strong>Der</strong> Fortschritt fordert seinen Tribut und<br />
lässt die Mutter Erde „ausbluten“. Wann sind<br />
die Quellen versiegt? Die Ressourcen sind begrenzt.<br />
DASEIN – Alles Leben ist begrenzt. Jeder<br />
Mensch sollte sein Dasein auf dieser schönen<br />
Welt nutzen. Vertun wir unsere Zeit nicht mit<br />
einsamen und traurigen Stunden.<br />
EHRE – Achtung vor der Menschenwürde.<br />
Wer seine Heimat kennen und lieben gelernt hat,<br />
für den ist es Ehre und Verpflichtung zugleich,<br />
sich für die Schöpfung der Natur einzusetzen.<br />
NEUJAHR – Was wird es wohl bringen, das<br />
Jahr 2012? - Wir hoffen auf Glück und Harmonie,<br />
Gesundheit und Zufriedenheit, Verständnis<br />
und Toleranz, Nächstenliebe und Barmherzigkeit…dann<br />
kommen wir dem Frieden in uns und<br />
aller Welt ein Stück näher.<br />
Wir wünschen allen Lesern, Inserenten und<br />
Autoren ein friedliches Weihnachtsfest, erholsame<br />
Stunden mit Familie und Freunden sowie<br />
alles Gute für das neue Jahr!<br />
Christina & Dietmar Reißig<br />
Dr. Wolfgang Klug<br />
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sagenumwobenen Hörselbergen<br />
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rev.de<br />
4
T<br />
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Nr.38 / 2011<br />
Thüringer<br />
Monatsblätter<br />
Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins 1880 e.V.<br />
Nachrichten aus dem Thüringer Wanderverband<br />
Geschäftsstelle: Theodor-Neubauer-Park 1 / 99891 Tabarz / Tel. 036 259-51 598<br />
Heimat am Inselsberg<br />
<strong>Der</strong> Große Inselsberg (916 m) ist eines der attraktivsten Ausflugsziele im Westlichen Thüringer Wald.<br />
Majestätisch überragt er Berge, Täler und Wälder. Die Gasthäuser, die Jugendherberge, der Turm und<br />
der Sendemast prägen das markante Erscheinungsbild, welches schon weit in der Ferne Heimatgefühle<br />
weckt. Bei günstiger Witterung kann man den Brocken im Harz (ca. 106 km) oder den Heldrastein an<br />
der Werra (ca. 35 km) entdecken. Die Hörselberge grüßen aus unmittelbarer (ca. 12 km) Nähe herüber.<br />
Am Bergesgipfel treffen historische Grenzen aufeinander, der Rennsteig überquert das Plateau und<br />
zahlreiche Wanderwege führen hinauf. Ob mit dem Wanderstab oder mit Skiern unterwegs, es ist zu<br />
jeder Jahreszeit ein besonderes Erlebnis hier oben in über 900 m luftiger Höhe zu stehen und einen<br />
Blick über die Heimatregion zu genießen. Wie schön ist doch der Thüringer Wald!<br />
In diesem Sinne wünschen wir allen Thüringer Wander- und Heimatfreunden<br />
im Namen des Hauptvorstandes des Thüringerwald-<br />
Vereins 1880 e.V. eine besinnliche, friedvolle Weihnachtszeit und<br />
ein gesundes Wanderjahr 2012!<br />
Sonntag - 29. Januar 2012<br />
Herzliche Einladung zum Inselsbergtreffen<br />
der Natur-, Heimat- und Wanderfreunde<br />
auf dem Großen Inselsberg<br />
ab 10 Uhr im Berggasthof Stöhr!<br />
Berg Auf !<br />
5
Thüringer Monatsblätter Nr. 38 / Seite 426<br />
20 Jahre Thüringer Wanderverband –<br />
20 Jahre Wandern & mehr<br />
Am 29. Oktober 2011 wurde mit einer würdigen<br />
Festveranstaltung das 20-jährige Bestehen des<br />
Landesverbandes Thüringen e.V. der Deutschen<br />
Gebirgs- und Wandervereine e.V. (kurz Thüringer<br />
Wanderverband) am Burschenschaftsdenkmal<br />
und im Berghotel hoch über der Wartburgstadt<br />
Eisenach gefeiert. Diesen Austragungsort hatte<br />
man gewählt, da hier an diesem geschichtsträchtigen<br />
Ort am 13. Oktober 1991 der Landesverband<br />
Thüringen gegründet wurde. Er versteht sich als<br />
Dachorganisation, als Interessenvertreter und<br />
Partner der 8 großen Hauptvereine mit ca. 8000<br />
Mitgliedern in 137 Zweigvereinen und Ortsgruppen.<br />
Delegiertenversammlung mit Neuwahlen<br />
Bereits am Vormittag fanden sich ca. 70 Vertreter<br />
der 8 Hauptvereine und der Landesvorstand<br />
unter Vorsitz der Wanderpräsidentin Christine<br />
Lieberknecht zur Delegiertenversammlung im<br />
Berghotel ein. 18 Tagesordnungspunkte inklusive<br />
der Neuwahlen des Landesvorstandes wurden in<br />
zweieinhalbstündiger Sitzung zügig abgearbeitet.<br />
Nach dem Jahresbericht der Präsidentin, den<br />
Berichten der Fachwarte und dem Kassenbericht<br />
wurde dem bisherigen Landesvorstand Entlastung<br />
ausgesprochen. Folgende Wanderfreunde wurden<br />
in den Landesvorstand gewählt bzw. erklärten<br />
sich bereit, drei weitere Jahre ihre Mitarbeit einzubringen:<br />
Christine Lieberknecht (ThwV) Präsidentin<br />
Dr. Gerhard Zimmer (RK) 1.Vizepräsident<br />
Jürgen Theile (ThwV) 2. Vizepräsident<br />
Peter Fleischer (RV) Landeswanderwart<br />
Andreas Schiene (TGW) Landesnaturschutzwart<br />
Christina Reißig (ThwV) Landespressewartin<br />
Margarete Dittmer (TGW) Schatzmeisterin<br />
Lutz Hähner (RV) Landeswegewart<br />
Jürgen Grollmitz (TGW) Geschäftsführer<br />
Tobias Guckuck (ThwV) bleibt Vorsitzender der<br />
Thüringer Wanderjugend.<br />
ThwV Thüringerwald-Verein 1880 e.V.<br />
TGW Thüringer Gerbirgs- und Wanderverein e.V.<br />
RK Röhnklub e.V.<br />
RV Rennsteigverein 1896 e.V.<br />
Die Stelle des Landeskulturwartes konnte leider<br />
wieder nicht besetzt werden. Interessierte Mitglieder<br />
aus einem der 8 Hauptvereine können sich gerne<br />
beim Landesvorstand melden. Nach langjähriger<br />
Tätigkeit als Schatzmeister des Verbandes trat<br />
der 88-jährige Werner Kämpfert (TGW Ohrdruf)<br />
nicht wieder zur Wahl an. Ebenfalls verabschiedet<br />
wurde der langjähre Landeswegewart Lutz-Peter<br />
Fischer, der seine Erfahrung bei der Ausweisung<br />
von Wanderwegen in Thüringen nun als Berater<br />
bei Wegprojekten in forstlichen Gremien des Thüringer<br />
Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft<br />
und Naturschutz einbringen wird.<br />
Für ihre geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren<br />
wurden Karl-Ludwig Blum und Hans- Joachim<br />
Lemke mit der Goldenen Ehrennadel des Thüringer<br />
Wanderverbandes ausgezeichnet.<br />
Dr. Reiner Ehrhardt, Helfried Hartmann, Norbert<br />
Prokop, Gerhard Breuer, Hans Morgenstern,<br />
Waltraud Kämpfert und Ilona Hofmann erhielten<br />
die Silberne Ehrennadel.<br />
Die Delegierten stimmten über die Vergabe des<br />
22. Thüringer Wandertages ab. Er wird am 26.<br />
Mai 2013 in Ohrdruf stattfinden. Mit einem Flyer<br />
machten die Ohrdrufer Wanderfreunde bereits<br />
auf ihr Wandergebiet aufmerksam. Ganz aktuell<br />
wurde die Schließung des Truppenübungsplatzes<br />
Ohrdruf einbezogen. Hier sollte man die Chance<br />
für Naturschutz und Wandern nutzen.<br />
<strong>Der</strong> 21. Thüringer Wandertag wird am 16. Juni<br />
2012 in Heldburg stattfinden. Die Bürgermeisterin<br />
von Bad Colberg-Heldburg nutzte die Versammlung,<br />
um eine Einladung an alle Thüringer<br />
Wandervereine zu richten. Mit entscheidend für<br />
die Vergabe war die geplante Eröffnung eines<br />
weiteren Abschnitts des Lutherwegs rund um die<br />
Veste Heldburg in Südthüringen.<br />
Im Saal des Berghotels waren Tafeln aufgestellt,<br />
hier hatte jeder Hauptverein die Möglichkeit sich<br />
zu präsentieren. Man konnte sich z.B. auch über<br />
die 20 Thüringer Wandertage seit der Verbandsgründung<br />
informieren.<br />
Nach der Mittagspause zogen alle Teilnehmer zum<br />
Burschenschaftsdenkmal hinauf, wo der Sportlerchor<br />
„Bergfreunde Schmalkalden“ einige Lieder<br />
zu Gehör brachte. „Thüringen, du holdes Land“<br />
umwebte den Platz am Burschenschaftsdenkmal.<br />
6
Prof. Jens Goebel, Mitglied bei den Sangesfreunden,<br />
trug ein Zitat aus den „Frohen<br />
Wanderfahrten“ von August Trinius über<br />
die Bedeutung des Wanderns vor und verwies<br />
auf den prägenden Satz zum „grünen<br />
Herz Deutschlands“ bereits um 1900.<br />
Im Rahmen der Festveranstaltung des<br />
Wanderverbandes beglückwünschte die<br />
Präsidentin den langjährigen musikalischen<br />
Leiter des Männerchores, der zum<br />
Chordirektor befördert worden war und<br />
überreichte Herrn Matthias Brettschneider<br />
die Ernennungsurkunde.<br />
Im Berghotel wurde die Feierstunde mit<br />
Darbietungen von zwei talentierten Schülern<br />
der Johann-Sebastian-Bach-Musikschule<br />
aus Eisenach eingeleitet und festlich<br />
umrahmt. Die Präsidentin konnte prominente<br />
Gäste aus Kommunal-, Landes- und<br />
Bundespolitik sowie von der Thüringer Tourismus<br />
GmbH, der Interessengemeinschaft<br />
Deutscher Wald, vom Jugendherbergsverband,<br />
von der Ehrenamtsstiftung und vom<br />
Denkmalerhaltungsverein begrüßen. In den<br />
Grußworten brachten sie zum Ausdruck,<br />
wie wertvoll die vielseitige ehrenamtliche<br />
Tätigkeit der aktiven Mitglieder in den<br />
Thüringer Wandervereinen für die Gesellschaft<br />
und das Allgemeinwohl einer Region,<br />
ja für den Freistaat Thüringen ist.<br />
7
20 Jahre Thüringer Wanderverband<br />
Festveranstaltung in Eisenach<br />
Thüringen wanderbar!<br />
Frau Lieberknecht spannte in<br />
ihrer Festrede einen weiten<br />
Bogen vom Engagement in<br />
den Wandervereinen für die<br />
herrliche Thüringer Naturund<br />
Kulturlandschaft bis hin<br />
zur Erhaltung des 19.000 km<br />
umfassenden Wanderwegenetzes,<br />
welches den Freistaat<br />
als beliebte Wanderregion<br />
in Deutschland präsentiert.<br />
Werte wie Tradition, Heimatverbundenheit<br />
und Achtung<br />
der Natur gehören genauso<br />
November bis Februar<br />
11.00 - 15.00 Uhr<br />
zum Wandern, wie die Vermittlung von Bildung Wandern hält Körper und Geist in Einklang.<br />
und Erziehung einer zukünftigen Wandergeneration<br />
durch Schul- und Gesundheitswandern. Natur<br />
Frisch Auf - Gut Runst - Holla-Ho!<br />
und Heimat prägen den Menschen und bewegen Als Abschluss wurde den Vorsitzenden der 8<br />
ihn dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Entschleunigung“<br />
ist das Schlagwort unserer Zeit. des Thüringer Wanderverbandes stellvertretend<br />
Hauptvereine das Wimpelband zum 20. Jubiläum<br />
Einfach zu Fuß gehen, Orte der Stille aufsuchen überreicht. Alle 137 Zweigvereine und Ortsgruppen<br />
werden ein Wimpelband und Kraft für neue Herausforderungen sammeln.<br />
erhalten.<br />
Foto: Reißig<br />
Wasser aus Thüringen für Eurorando 2011<br />
Eurorando 2011 – grenzenloses Wandern<br />
Ein besonderer Höhepunkt der Festveranstaltung war der mit vielen Fotos<br />
umrahmte Vortrag des langjährigen Landeswanderwartes Peter Fleischer<br />
über sein Erlebnis Eurorando 2011 in Spanien. Auf geführten Wanderungen<br />
in der Sierra Nevada hatte er Land und Leute kennen gelernt, erlebte nachhaltige Begegnungen<br />
mit Wanderfreunden aus verschiedenen Ländern Europas und hatte die ehrenvolle Aufgabe,<br />
im Rahmen der Abschlussveranstaltung in Granada das am 1. Oktober in Tambach-Dietharz gemischte<br />
Wasser aus 19 Thüringer Quellen und Flüssen in eine der 12 Amphoren zu gießen.<br />
Vertreter aus 12 Ländern trugen die Amphoren zur Alhambra, wo das Wasser vom Dach Europas<br />
in den Brunnen des Kaiser Karl V. am Gerechtigkeitstor gegossen wurde. Von Skandinavien<br />
bis zum Balkan, von der Ukraine bis Portugal (18 Länder), waren ca.6000 Wanderfreunde in<br />
Andalusien mit dabei. Sie alle demonstrierten das Zusammenwachsen des Europäischen Wandervolkes<br />
als Zeichen für Frieden, Freiheit und Verständigung über Grenzen hinweg. <strong>Der</strong> 3.<br />
Europäische Wandertag ist als Mahnung für den sparsamen Umgang mit (Trink)-Wasser in die<br />
Geschichte eingegangen.<br />
Drei Wanderfreunde vom Landesvorstand (siehe Foto rechts) vertraten den Freistaat Thüringen<br />
in Almeria und Granada. Grenzenlos zu wandern, ist ein erhabenes Gefühl und ein nachhaltiges<br />
Erlebnis für jeden Teilnehmer.<br />
8
Thüringer Monatsblätter Nr. 38 / Seite 400<br />
Foto: Reißig<br />
Wasser aus Thüringen -<br />
aus Europa<br />
für Eurorando 2011<br />
9<br />
Umzug<br />
durch<br />
Granada
Alhambra mit Blick auf Granada<br />
Alhambra – Weltkulturerbe<br />
Die einzigartige Zitadelle der Alhambra erhebt<br />
sich stolz und zeitlos auf dem Roten Berg von<br />
Granada. Sie gilt als eines der wichtigsten Bauwerke<br />
der mittelalterlichen Architektur und ist<br />
bedeutendster Vertreter der islamischen Baukunst<br />
im Abendland. Für einen Rundgang innerhalb der<br />
über 2 km langen Burgmauern mit großartigen<br />
Bauwerken wie z.B. den goldenen Königspalast,<br />
den Myrthenhof und den Löwenhof, welche mit<br />
einer Vielzahl von Garten-, Brunnen und Parkanlagen<br />
umgeben sind, sollte man schon einen<br />
halben Tag einplanen. Wasser ist Grundlage des<br />
geheimnisvollen Lebens auf der Alhambra. Es<br />
bringt eine üppige Vegetation in den Gärten und<br />
die Pracht der blühenden Bäume und Sträucher<br />
hervor, es ruht in Wasserbecken und Bädern, in<br />
denen sich die Säulen und umgebende Säle widerspiegeln,<br />
es sprudelt in Brunnen und in schmalen<br />
Kanälen und Röhren durchfließt es murmelnd die<br />
königlichen Anlagen.<br />
Einige Tage bevor in Granada, der Stadt am Fuße<br />
der Sierra Nevada, das große EURORANDO-<br />
Highlight stattfand, besuchten wir die Alhambra<br />
und überzeugten uns von ihrem weltweiten Ruf.<br />
Das Berauschende dieses Ortes kann man nur<br />
vollends genießen, wenn man sich die vielen tausend<br />
Besucher, die täglich diesen geschichtsträchtigen<br />
Ort „stürmen“, wegdenkt. Ein Erlebnis war<br />
Brunnen Kaiser Karl V.<br />
es allemal. Wir tauchten ein in längst vergangene<br />
Zeiten und erlebten die bunte Vielfalt der schönen<br />
Gärten und die grandiose Bauwerkskunst der<br />
unterschiedlichsten Epochen. Neben dem harten<br />
und arbeitsamen Leben der diensthabenden Leute,<br />
dem luxuriösen Prunkdasein der Herrschenden<br />
war auch das häufige Säbelrasseln noch deutlich<br />
zu erahnen. chr<br />
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11
Thüringer Monatsblätter Nr. 38 / Seite 432<br />
Nachrichten der Thüringer Berg-, Burgund<br />
Waldgemeinden<br />
23. Bundestreffen und Festveranstaltung<br />
am Fuchsturm am 28. August 2011<br />
Die Nachbarn der Thüringer Berg-, Burg- und<br />
Waldgemeinden und viele Gäste feierten mit der<br />
Fuchsturm-Gesellschaft das 150-jährige Bestehen<br />
mit einem Sommerfest auf dem Hausberg in Jena.<br />
Eine große Gruppe der Besucher gingen mit dem<br />
lang jährigen Archivar Ulrich Engelmann und<br />
Burgherr Dr. Gerhard Endres auf historische Spurensuche<br />
in der über 1000-jährigen Geschichte der<br />
einstigen Königspfalz. Zwei Gedenktafeln wurde<br />
eingeweiht. Eine davon für die zwei mutigen<br />
Fuchstürmler Willi Lemser und Dr. Otto Wagner,<br />
die sich 1944 im Turm eingeschlossen hatten,<br />
um so die von den Nazis angeordnete Sprengung<br />
zu verhindern. Mehr Informationen erhalten Sie<br />
unter: www.fuchsturm.de<br />
Foto: dr<br />
Begrüßungsauftritt der Vertreter der Berggemeinden mit Ehrengästen auf der Weihestätte am Fuchsturm.<br />
Bundestreffen am Regenberg<br />
bei Zella-Mehlis<br />
am 25. September 2011<br />
Seit Wiedergründung des Bundes<br />
der Thüringer Berg-, Burg- und<br />
Waldgemeinden vor 10 Jahren laden sich die gliedsvereine gegenseitig zu Bundestreffen ein,<br />
Mit-<br />
um den Nachbarn ihr Vereinsdomizil, ihre Burg<br />
oder ihren Berg und die Region näher zu bringen.<br />
Im März 2010 gründete eine kleine Gruppe von<br />
Heimatfreunden die Regenberg-Gemeinde<br />
wieder und setzt damit die Tradition der<br />
einst 1924 gegründeten Berggemeinde fort.<br />
In der Sommerausgabe im letzten Jahr (<strong>HBB</strong><br />
Nr. 81) haben wir darüber berichtet.<br />
Unter Vorsitz von Werner Paatz wurden dringend<br />
notwendige Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt,<br />
um die beliebte Wanderhütte am Regenberg an<br />
den Wochenenden wieder für Ausflügler einladend<br />
herzurichten.<br />
12
Fotoarchiv: Volkmar Hofmann, Jena<br />
Im "Geisterwald" am Regenberg - Nachbarn des Bundes der<br />
Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden in trauter Runde.<br />
Mit der Ausrichtung des 24. Bundestreffens im September<br />
2011 besiegelt die Regenberg-Gemeinde die Aufnahme in<br />
den Bund.<br />
Aus folgenden Gemeinden waren Nachbarn mit dabei: von<br />
der Lobdeburg-Gemeinde, der Fuchsturm-Gesellschaft,<br />
der Jenzig-Gesellschaft, der Heinrichsbacher-Gemeinde,<br />
der Mommelstein-Gemeinde, der Krayenburggemeinde,<br />
der Dachsberg-Gemeinde, der Boxberg-Gemeinde und der<br />
Hörselberggemeinde. Als Gäste konnten die Heimatfreunde<br />
„Lange Bahn“ aus Suhl-Mäbendorf begrüßt werden. Etwa<br />
50 Teilnehmer hatten den Aufstieg zur Regenberg-Hütte<br />
gerne auf sich genommen und erlebten einen Sonntag mit<br />
guter Unterhaltung, Geselligkeit und Erholung in herbstlicher<br />
Natur. Zwei Berg-Musikanten sorgten mit Musik und<br />
humoristischen Einlagen für Spaß und Gemütlichkeit. Die<br />
Regenberghütte liegt idyllisch in Waldesruh in geisterhaftem<br />
Berge zauber, mitten auf einer schönen Waldwiese. Die<br />
Bewirtschaftung wird an den Wochenenden durch Vereinsfreunde<br />
der Regenberg-Gemeinde e.V. abgesichert. chr<br />
Nähere Info und Anmeldungen<br />
bei Werner Paatz unter 0171-3883634.<br />
Einladung für Erwachsene und Kinder<br />
Lauschen Sie den schönsten<br />
Weihnachtsgeschichten...<br />
...Oma Heidrun erzählt!<br />
...es gibt Christstollen –<br />
bei Glühwein, Kaffee, Kakao,<br />
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Donnerstag 15. Dez. 18 Uhr<br />
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99880 Waltershausen<br />
13
Mit diesen herrlichen Bildern möchten wir auch<br />
Sie inspirieren, eine Winterwanderung zu unternehmen.<br />
Frostige Nebel und Raureif haben die<br />
Landschaft schon winterlich verwandelt. Lässt<br />
„Frau Holle“ dann noch die weißen Flocken vom<br />
Himmel fallen, verzaubert sich die Natur in ein<br />
wahres Wintermärchen.<br />
Wir starten am Bahnhof in Sättelstädt, wo stündlich<br />
Regionalbahnen aus Richtung Eisenach und<br />
Gotha anhalten. <strong>Der</strong> Turm der Johanniskirche<br />
weist den Weg am alten Pfarrhof des Kirchdorfes<br />
vorüber und leicht ansteigend über die ehemalige<br />
Südtrasse der Autobahn zum Edeltal.<br />
Hier kann man den steilen Aufstieg am Südhang,<br />
auf schmalem Pfad oder den bequemeren Waldweg<br />
am Nordhang wählen. Wir wählen den Aufstieg<br />
am Südhang, der uns mehr Ausblicke verspricht.<br />
Festes Schuhwerk ist natürlich Voraussetzung,<br />
um sicher auf dem steinigen, teilweise verwehten<br />
Pfad nach oben zu gelangen. Bizarre Eiskristalle<br />
und Schneegebilde erscheinen mystisch und<br />
lassen manch sagenhafte Gestalt erahnen. Die<br />
Licht- und Schattenverhältnisse beflügeln unsere<br />
Fantasie. <strong>Der</strong> Mythos Hörselberg ergreift den interessierten<br />
Beobachter. Die verschneiten Dörfer<br />
im Hörseltal liegen wie im Winterschlaf, nur hier<br />
und da steigt Rauch aus Schornsteinen auf. Die<br />
Ausblicke über das Hörseltal sind zauberhaft...<br />
Aus trüber Ferne lockt schon das rote Lämpchen<br />
am Sendemast wie ein Zeichen von Frau Venus<br />
und das alte Berggasthaus kommt in Sichtweite.<br />
Angelaufene Fensterscheiben lassen erkennen,<br />
dass es drinnen gemütlich warm sein muss.<br />
Kamera, Mütze und Schal werden erst einmal<br />
in den Rucksack gepackt und wir lassen uns für<br />
etwa eine Stunde in der Kaminecke nieder. Durch<br />
den Aufstieg sind wir gut aufgeheizt, haben kei-<br />
BERGGASTHAUS GROSSER HÖRSELBERG<br />
INFORMATION<br />
...unsere aktuellen<br />
Dezember/Januar<br />
Öffnungszeiten:<br />
1. Dezember 2011<br />
bis 25. März 2012<br />
Di - Fr 11-17 Uhr<br />
Sa + So 10-17 Uhr<br />
Mo Ruhetag<br />
wir wünschen<br />
gesegnete Weihnachten,<br />
einen guten Jahreswechsel<br />
und ein glückvolles<br />
neues Jahr 2012
nesfalls gefroren, aber ein heißes Getränk hilft<br />
zur Akklimatisierung. Gut gestärkt setzen wir die<br />
Tour fort, da wir die Hälfte der Strecke noch vor<br />
uns haben. Vom Plateau am Hörselberghaus sind<br />
die Höhen des Thüringer Waldes bis zum Großen<br />
Inselsberg wie durch einen Nebelschleier erkennbar.<br />
Entlang des Kammwegs erscheinen am westlichen<br />
Horizont das Burschenschaftsdenkmal und<br />
die Wartburg. Die Tannhäuserhöhle liegt wie von<br />
Geisterhand verschlossen, vereistes Heckenwerk<br />
versperrt den Zugang. Bevor wir den Kammweg<br />
verlassen, genießen wir noch einmal den<br />
Panorama blick über das sagenhafte Wartburg-<br />
Tannhäuserland.<br />
An der Venushöhle kommt es uns düster und gespenstisch<br />
vor, so dass wir nur kurz Halt machen.<br />
Vorsichtig geht es bergab. Durch kahlen Buchenwald<br />
gelangen wir schließlich zum Jesusbrünnlein.<br />
Da wo sonst klares Wasser rieselt, hängt ein<br />
langer Eiszapfen am Rohr. Jetzt ein Ort der Stille,<br />
vor dem Rückbau der A4 ein ständiges Dröhnen.<br />
Wo einst die Brücke stand, queren wir die ehemalige<br />
Autobahntrasse. Allmählich führt der Weg<br />
talabwärts durch den Zapfengrund bis zum gleichnamigen<br />
Gasthof. Hier kann man zur Rast einkehren<br />
und den Tag gemütlich ausklingen lassen.<br />
<strong>Der</strong> alte Bahnhof (jetzt nur noch Haltepunkt) in<br />
Schönau ist schon in Sichtweite, von hier aus<br />
kann man die Heimfahrt antreten.<br />
Unterwegs, der etwa 5 km langen Strecke, haben<br />
wir eine ganze Reihe Fotos gemacht, um die Erinnerung<br />
an diese schöne Winterwanderung über<br />
den Großen Hörselberg wachzuhalten. Doch so<br />
wie es Auge und Geist aufgenommen haben, kann<br />
es kein Bild widerspiegeln.<br />
Wer poetisch auf Wanderschaft zum Großen Hörselberg<br />
gehen möchte, kann diese auch an Hand<br />
der nachfolgenden romantischen Beschreibung<br />
von Hermann Nebe und Hanns Bock erleben.<br />
Christina Reißig<br />
Das Team vom Berggasthaus sagt Danke ...<br />
Mittwoch, 28. Dezember 2011 um 14:00 Uhr Traditionelles musikalisches Weihnachtsblasen am Berggasthaus<br />
Sonntag, 08. Januar 2012 Abschied in die Winterpause - Wir sagen Danke!<br />
im Berggasthaus Brunch von 10:00 bis 14:00 Uhr für 12,00 €/Person<br />
vor dem Berggasthaus Lagerfeuerromantik mit Glühwein<br />
09. Januar bis 03. Februar: Winterpause – Wir schöpfen Kraft für 2012.<br />
Samstag, 04. Februar 2012: Das neue Jahr beginnt!<br />
Wir erwarten Sie am Eröffnungswochenende und begrüßen jeden Gast mit einem heißen Tee, natürlich gratis.<br />
Berggasthaus Großer Hörselberg – Ein Unternehmen der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach
Ein wundersames Klingen durchzittert<br />
die Luft des Thüringer Berglandes. Ich<br />
steige vom Kambühl hernieder und dem<br />
Hörselgrund zu. Vor meinen Augen<br />
thront immer majestätischer wachsend<br />
der Berg der Vorzeit, der Sage und der<br />
Schönheit: der Hörselberg. Weit breitet<br />
er seine felsigen Arme aus, mich zu<br />
empfangen.<br />
Und das Klingen und Singen wird stärker<br />
und mischt sich mit dem Brausen<br />
des Südwindes zu einer Melodie deutscher<br />
Art, die da kündet von brünstiger<br />
Minne und heischender Kraft, von heiliger<br />
Liebe und heidnischer Buse: Tannhäuserberg<br />
im Reich der Venus! Da locken die Flöten und<br />
schmeicheln die Harfen, da jauchzen Trompeten<br />
und mensch licher Sang; „Dir, Göttin der Liebe,<br />
soll mein Lied ertönen…“<br />
Aber der Sturm verwebt den wilden Choral und<br />
nur ein grollender Donner erstirbt an den bergigen<br />
Mauern. Er kündet von dem Verließ der<br />
frommen Königin Reinswig, die Frau Saga in den<br />
Berg bannte. Eine heilige Frau der Kirche, zu brechen<br />
die Macht der heidnischen Göttin, vielleicht<br />
auch zu retten Ludwig den Springer und Adelheid,<br />
seine Gattin, aus dem Pfuhl der Sünde, den die<br />
gewaltige Felswand vor den Augen der Menschen<br />
verbirgt. In leisem, wehem Akkord löst sich das<br />
Wallen des Windes und der Sturm der Seele. Ich<br />
wende mich dem lieblichen Zapfengrund zu.<br />
Den murmelnden Hörselfluß im Rücken, durchschreite<br />
ich den Bauernhof, der den Grund verschließt.<br />
Schlanke Fichten grüßen mich, windspielende<br />
Birken und knorrige Eichen. An schmaler<br />
Wiese führt der Feldweg mäßig bergan. Da öffnet<br />
sich das enggerahmte Bild der Landschaft und neben<br />
einem dreifach verschlungenen, graustämmigen<br />
Buchenrecken grüßt eine steinerne Hütte den<br />
einsamen Wanderer. Hier barg einst der Landmann<br />
seine Geräte bei drohendem Wetter, vor sinkender<br />
Nacht. Jetzt ist es ein Rastort heimlicher Anmut,<br />
wenn auch das Dach verschwunden.<br />
16<br />
<strong>Der</strong> Rahmen weitet sich mehr und mehr. Ein<br />
Wunder hehrster Heimatherrlichkeit ersteht. Aus<br />
Wiese und Feld, aus dichtem Tann und felsiger<br />
Steile schwingt sich die Klippe des Sagenberges<br />
zum Aether hinan. Mittagssonne umfließt den<br />
Hochwald am Rande, segnet die Wipfel der alten<br />
Bäume am Feldrain, die schon der Axt sind geweiht.<br />
Kühnheit und Pracht, Süßes mit Herbem<br />
gemischt: göttlicher Thron einer Göttin, ragender<br />
Dom der Natur.
Unfern dem Starken des Hochlandes ruht ein mildes<br />
Idyll im Walde verborgen. Silberne Quelle<br />
entsprudelt engröhriger Fassung, von steinernen<br />
Bogen umfangen. Bänke laden zur Einkehr. Hier<br />
ruht man so gut. Jesusbrünnlein heißt der Ort, da<br />
einem verschmachtenden Schäfer und lechzender<br />
Herde Rettung ward nach heißem Gebet. So nistet<br />
eng beieinander die Sage heidnischer Vorzeit und<br />
christliche Welt. Still, Freunde, still, daß ihr sie<br />
nicht lärmend verjagt.<br />
<strong>Der</strong> Pfad bringt, höher steigend, jetzt mich an die<br />
Schlucht, die den Hörselberg von jenem Rücken<br />
trennt, der weit nach Westen hin zum Klippenberge<br />
zieht, dem kleinen Hörselberge. Jäh stürzt<br />
ein Weg aus dem Niederwald von hohem Fels<br />
herab. Ich spring‘ ihn an und stehe bald am Absturz,<br />
wo klaffend mich ein Steinspalt bannt. Hier<br />
ist der niedere und enge Gang ins Venusreich, ein<br />
finster gähnender Riß in dem Gewand des Berges.<br />
Kein Mensch hat je den Höhlenpfad ergründet.<br />
Nach kurzer Wanderung senkt sich die Felswand<br />
so, dass man die Schritte rasch rückwärts lenken<br />
muss. Frau Venus sperrt der Jetztzeit Menschen<br />
ihre Pforte. In einer Zeit, da die Materie herrscht,<br />
ist manches Göttliche nicht mehr zu schauen.<br />
17
Aber der Berg gibt uns, was das Tor des Venusreiches<br />
versagt: einen Blick in die irdische<br />
Wander welt. Über Hänge und Wälder, Fluren<br />
und Wiesen, über sanfte Täler, Wege und Pfade<br />
spannen die Augen eine weite Brücke zur stolzen<br />
Veste der Thüringen Landgrafen: zur Wartburg.<br />
<strong>Der</strong> Thron der Venus grüßt die Tannhäuserburg, in<br />
der dem kühnen Sänger höchste Liebe und tiefstes<br />
Leid geschah. Märchenhaft schön, einem heiligen<br />
Gral vergleichbar, schwebt die stolze Burg<br />
über dem Lande. <strong>Der</strong> Minnesänger romantischer<br />
Zauber, Elisabeths heilige Gestalt, Luthers wahrheitssuchender<br />
Feuergeist, der Burschenschafter<br />
freiheitliche Fahrt – wie im Glorienschein leuchtet<br />
die Hochgetürmte herüber, ein Heiligtum der<br />
deutschen Nation.<br />
Ein wunderreicher Randpfad führt den Wanderer<br />
zur hohen Westklippe. Wie ein Kap im blauen<br />
Luftmeer ragt der Kalkfels über dem Steilhang.<br />
Weit schießt der Blick über das Hörseltal, in dessen<br />
Grunde das Dorf Kälberfeld winzig und spielerisch<br />
ruht. Schmal und schlank ziehen die Ackerhufen<br />
von der Straße zur Höhe des Kambühls<br />
hinauf. Gleich gewaltigen Bändern fesseln sie die<br />
ertragreiche Erde an die Häuser der Bauern. Wie<br />
zur Zeit des Mittelalters, so noch heute. Hier hat<br />
der Acker ewige Kraft im Wandel der Zeiten erwiesen,<br />
hat die Scholle ihre Form durch die Jahrhunderte<br />
bewahrt.<br />
Stark und kühn sind die Klippen, die der Berg<br />
in die Landschaft reckt. Wie drohende Fäuste<br />
türmt das Gestein gewaltiger Quader, als wollte<br />
es den Hochsitz verteidigen vor dem Ansturm<br />
der Elemente und der Menschen, die seine Seele<br />
schänden. Denn gar manche Wanderer streifen<br />
noch über die Höhe, lärmend und wild, ohne zu<br />
achten der Erhabenheit des Berges und seiner herben<br />
und süßen Schönheit. Dann empört sich wohl<br />
der ehrwürdige Berg und seine Fäuste zucken,<br />
dass lärmend Geröll zu Tale fegt und die Frevler<br />
schreckt.<br />
18<br />
Die letzte scharfe Krümmung liegt hinter mir.<br />
Noch einen Blick sende ich über das Riff hinweg,<br />
hinein in die tiefen Gründe des Herrenberges, der<br />
einst, der Sage nach, die Wangenheimer Burg<br />
Kahlenberg getragen. Nirgends ein Wall, ein Graben,<br />
nirgends eine Mauer, die von der verschwundenen<br />
Veste zeugen könnte. Über dem Grunde<br />
aber und der hohen Kammlinie des Mittelberges<br />
grüßt der alte Lupnitzgau herüber und fernerhin
in seinen Wellenlinien das bergige<br />
Land der Werra. Eine wundersame<br />
Paarung im Bilde: der jähe, wilde<br />
Absturz und die sanften Striche am<br />
Horizont.<br />
Holla-ho! <strong>Der</strong> Gipfel naht! Schon<br />
grüßt das steinerne Haus mit wuchtigem<br />
Turm. Schon winkt der gute<br />
Wirt zu froher Rast. Doch eh‘ ich<br />
über die Schwelle trete, schau‘ ich<br />
rundum. Welch herrliches Luginsland,<br />
welch‘ märchenhafte Ausschau!<br />
Vom Brocken zum Inselsberg,<br />
vom Ettersberg zum Alheimer,<br />
vom Schneekopf bis zum Meißner<br />
schweift das begeisterte Auge. Unzählige<br />
Falten ihres herrlichen Gewandes<br />
tut die Heimat auf und läßt<br />
uns einen unvergeßlichen Blick<br />
schicken in das wunderschöne Land Thüringen.<br />
Erspähst du hier nicht den wuchtigen Friedenstein<br />
von Gotha und dort den hellen Tenneberg?<br />
Hörst du nicht das geheimnisvolle Raunen im<br />
Hainaer Forst, der von germanischen Wallburgleuten<br />
flüstert und heiligem Ringwall. Hält<br />
da nicht an der Schlucht Waltmann von Sättelstädt<br />
klirrende Wacht? Von dorther sendet die<br />
werktätige Ruhl den Gruß einer Rauchfahne<br />
zu. Dumpf dröhnt vom Talgrund der Hörsel das<br />
Rollen der Züge herauf, die auf ehernem Strange<br />
Deutschland durchqueren. Und du thronst<br />
ob Raum und Zeit, dem Hasten der Gegenwart<br />
entrückt, auf himmlischer Höhe, wo schon in<br />
grauer Vorzeit Germanen ihren Göttern auf<br />
flammenden Altären dankten. O weihevolle<br />
Stätte, o göttlicher Hochfels!<br />
Holla-ho! <strong>Der</strong> Abend naht. Es wird Zeit, dem<br />
Rufe des Wirtes und Freundes zu folgen. Bald<br />
sitzen wir zusammen im traulichen Gelaß. Die<br />
Nacht blickt schon längst durch die Scheiben.<br />
Wir aber schwärmen von dem Zauber auf Erden,<br />
dem wunderreichen Hörselberge…<br />
Eine romantische Wanderbeschreibung mit Worten<br />
von Hermann Nebe (1878 - 1961) ausgeschmückt mit<br />
Federzeichnungen von Hanns Bock (1885-1966).<br />
Erschienen im Eigenverlag von Otto Ehrhardt -<br />
Großer Hörselberg - 1926.<br />
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20
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Die Ankunft der jungen Elisabeth 1211<br />
auf der Wartburg – vor genau 800 Jahren<br />
Die hl. Elisabeth, die spätere thüringische Landgräfin,<br />
kam 1207 als ungarische Königstochter<br />
zur Welt, sodass 2007 ihr 800. Geburtstag mit<br />
zahlreichen Veröffentlichungen und Ausstellungen<br />
gewürdigt wurde, darunter mit der 3. Thüringischen<br />
Landesausstellung auf der Wartburg und<br />
im ehemaligen Eisenacher Dominikanerkloster.<br />
Mit vier Jahren, also 2011, kam sie durch ein<br />
Heiratsversprechen nach Thüringen. Diesem 800.<br />
Jahrestag kann natürlich nicht im selben Ausmaß<br />
gedacht werden, doch ohne jegliche Erinnerung<br />
soll er dennoch nicht bleiben.<br />
in die Nähe einer Geiselstellung, war damals aber<br />
ein durchaus übliches Verfahren.<br />
Elisabeths Reise nach Thüringen schildert der um<br />
1290 schreibende Erfurter Dominikaner Dietrich<br />
von Apolda:<br />
„Im vierten Jahr nach der Geburt der heiligen<br />
Elisabeth schickte Landgraf Hermann angesehene<br />
und adlige Gesandte beiderlei Geschlechts nach<br />
Ungarn, um die Tochter des Königs nach Thüringen<br />
zu holen. Die Vornehmsten von ihnen unter<br />
der Führung des edlen Vargula waren Meinhard<br />
von Mühlberg und die Dame Bertha, die Witwe<br />
des Egelolf von Bendeleben. Als sie schließlich zur<br />
stark befestigten Königsburg Preßburg gelangten,<br />
wurden sie freundlich und königlich empfangen.<br />
Die thüringische Gesandtschaft am Hofe des ungarischen Königs -<br />
Glasmosaik in der Elisabeth-Kemenate der Wartburg.<br />
Das Heiratsversprechen zwischen dem ungarischen<br />
Königshof und dem thüringischen Landgrafen<br />
Hermann I. war Teil eines Fürstenbündnisses<br />
gegen den zu mächtig gewordenen Kaiser<br />
Otto IV., das von Papst Innozenz III. unterstützt<br />
wurde. Die verbündeten Fürsten versuchten, sich<br />
des mächtigen ungarischen Königs zu versichern,<br />
während dieser seinerseits an engen Beziehungen<br />
zu dem einflussreichen Landgrafen interessiert<br />
war. Elisabeths Verbringung nach Thüringen diente<br />
der Untermauerung des Bündnisses und geriet<br />
Als sie die Briefe des Königs und die Geschenke<br />
übergeben hatten und alles vorbereitet war, dass<br />
sie aufbrechen konnten, übergab die Königin den<br />
edlen Brautwerbern ihre Tochter in Gold, Silber<br />
und Seide gehüllt und in einer silbernen Wiege<br />
liegend ... Sie schickte zusammen mit ihrer Tochter<br />
auch viele große goldene und silberne Gefäße<br />
verschiedenster Art, kostbare Diademe und<br />
Schmuck, Ringe, Halsketten und allerlei Gewänder,<br />
eine silberne Wanne zum Baden ihrer Tochter,<br />
Bettzeug, Polster und Decken aus Seide, sowie<br />
21
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Purpur- und Seidenstoffe und anderen kostbaren<br />
Hausrat in riesiger Menge. Außerdem fügte sie<br />
noch die Summe von 1000 Mark hinzu und versprach,<br />
mehr zu geben, wenn sie am Leben bleibe.<br />
<strong>Der</strong>artig schöne und kostbare Dinge, wie sie die<br />
Königin in großer Zahl mit ihrer Tochter schickte,<br />
sind nie zuvor nach Thüringen gebracht worden,<br />
noch je dort gesehen worden. Sie war nämlich<br />
froh und stolz, für ihre Tochter eine solch günstige<br />
Heirat arrangiert zu haben. So kehrten die Brautwerber<br />
also nach Thüringen zurück und wurden<br />
ehrenvoll empfangen.“<br />
Von der vielköpfigen thüringischen Gesandtschaft<br />
nach Ungarn treten drei Personen aus der sonst<br />
herrschenden Anonymität heraus: Graf Meinhard<br />
von Mühlberg, der Edle Walther<br />
von Vargula und die Witwe Bertha<br />
von Bendeleben. Anhand zeitgenössischer<br />
Urkunden gewinnt man den<br />
Eindruck, dass diese Personengruppe<br />
- zumindest die beiden Männer - eher<br />
der Zeit Ludwigs IV. (1217-1227) als<br />
der Regierungsperiode seines Vaters<br />
Hermann I. zuzuordnen ist. Meinhard<br />
von Mühlberg hatte seinen Stammsitz<br />
auf der Mühlburg, einer der sog.<br />
„Drei Gleichen“ westlich von Erfurt.<br />
Jener Meinhard aus der Zeit Elisabeths<br />
kann als Lehnsmann des Erzbistums<br />
Mainz ausgemacht werden, da er ihm<br />
nachweislich Zins liefern musste. In<br />
den zeitgenössischen Quellen erscheinen<br />
nacheinander zwei verschiedene<br />
Meinhards. <strong>Der</strong> erste wurde 1197/98<br />
letztmals bezeugt, der zweite tauchte<br />
erstmals 1222 und letztmals 1240 als<br />
Urkundenzeuge auf. Beim zweiten<br />
Meinhard haben wir es sicher mit jenem<br />
zu tun, der Elisabeth aus Ungarn<br />
geholt haben soll.<br />
dem Jahre 1225. Als Inhaber des Schenkenamts<br />
wird hingegen Rudolf von Vargula genannt, der<br />
vielmals in den Landgrafenurkunden als Zeuge<br />
fungierte und das junge Landgrafenpaar 1221 auf<br />
seiner Reise nach Ungarn begleitete.<br />
Dietrich von Apolda nannte als weibliche Teilnehmerin<br />
der thüringischen Ungarngesandtschaft<br />
die Witwe Egelolfs von Bendeleben namens Bertha.<br />
Ein solcher Egelolf gehörte tatsächlich zur<br />
Umgebung des thüringischen Landgrafen, denn<br />
im Jahre 1198 trat er als Zeuge in einer Urkunde<br />
Hermanns I. auf und wurde 1203 ausdrücklich als<br />
landgräflicher Dienstmann bezeichnet. Er könnte<br />
in den folgenden Jahren verstorben sein und eine<br />
Witwe hinterlassen haben.<br />
Prinzessin Elisabeth im Reisewagen nach Thüringen -<br />
Elisabeth-Zyklus im Heilig-Geist-Spital Lübeck (1420).<br />
Noch krasser dürfte eine Beteiligung des Schenken<br />
Walther von Vargula am Ungarnzug von 1211<br />
neben der Wahrheit liegen. Die Legende hat ihn<br />
fast zum väterlichen Beschützer Elisabeths und<br />
zum Vertrauten Ludwigs IV. gemacht. In der Zeit<br />
unter Hermann I. erschien er überhaupt nicht und<br />
unter Ludwig IV. in einer einzigen Urkunde aus<br />
Auf der Wartburg zeigt eines der Mosaikbilder<br />
in der Elisabethkemenate die thüringischen Gesandten<br />
vor dem Königspaar. Wie die anderen<br />
ungarischen Könige hätte Andreas II. eigentlich<br />
die Stephanskrone tragen müssen. Im Mosaik<br />
hat man sich jedoch nicht an der ungarischen<br />
Königskrone, sondern an byzantinischen Kaiser-<br />
22
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
kronen orientiert, wobei die Geschlechterrollen<br />
vertauscht worden sind. Die flachere Krone der<br />
Gattin erinnert an das Machtzeichen der byzantinischen<br />
Kaiser, während dem König Andreas der<br />
Schmuck der Kaiserinnen auf dem Kopf sitzt.<br />
Wagen mit dem kostbaren Braugut Elisabeths -<br />
Elisabeth-Zyklus im Heilig-Geist-Spital Lübeck (1420).<br />
Nachdem die thüringischen <strong>Bote</strong>n ihr Anliegen<br />
erreicht hatten, brachen sie mit der kleinen Prinzessin<br />
zum Rückweg auf. Über die Anzahl der<br />
Personen und Wagen werden in verschiedenen<br />
Werken unterschiedliche Angaben gemacht. Johannes<br />
Rothe gibt in seiner thüringischen<br />
Weltchronik von etwa 1420<br />
den beiden schon genannten Männern<br />
noch zwölf Mannen ohne namentliche<br />
Angaben zur Seite, während Bertha<br />
von zwei ehrbaren alten Rittern und<br />
drei Jungfrauen begleitet wurde. Eine<br />
gereimte Elisabethbiographie aus<br />
etwa der gleichen Zeit berichtet, dass<br />
die thüringische Gesandtschaft mit lediglich<br />
zwei Wagen am ungarischen<br />
Königshof angekommen, mit 13 dann<br />
aber zurückgefahren sei.<br />
Von den Ungarn, die sich auf dem<br />
Rückweg angeschlossen hatten, nannte<br />
Hermann von Fritzlar zwischen<br />
1343 und 1349 eine Amme für Elisabeth<br />
und 13 Jungfrauen. Die Amme<br />
hat man in der Frau eines ungarischen<br />
Grafen Bertold sehen wollen. Nach einer<br />
Urkunde von 1230 hielt sich das<br />
Grafenpaar auf Geheiß des Königs<br />
Andreas II. ein Jahr lang in Thüringen<br />
bei Elisabeth auf. Eine weitere ungarische<br />
Urkunde von angeblich 1244<br />
erwähnt, dass einst Farkas (ungarisch<br />
23
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
für „Wolf“) und Daniel Elisabeth zu ihrer Verlobung<br />
nach Thüringen begleitet hatten. Da die Verlobung<br />
unmittelbar nach der Ankunft am thüringischen<br />
Landgrafenhof vollzogen wurde, müssen<br />
sie zur Reisegesellschaft des Jahres 1211 gehört<br />
haben. Schließlich wird eine ungarische Harfenspielerin<br />
namens Alheit (Adelheit) erwähnt, die<br />
sich unter den Reisenden befand, in Nürnberg<br />
aber diese verließ und sich den Beginen - einer<br />
damals aufkommenden klosterähnlichen Bewegung<br />
- anschloss.<br />
oder „via regia“, die sich von Erfurt über Gotha<br />
Eisenach von Osten näherte.<br />
Ob die Reisegesellschaft mit der kleinen Elisabeth<br />
wirklich zuerst in Eisenach ankam und dann auf<br />
die Wartburg geführt wurde, lässt sich nicht mit<br />
Sicherheit bestätigen, da der Landgrafenhof noch<br />
keine feste Residenz hatte und zur Sicherung der<br />
Herrschaft durch das Land zog. Weiter bevorzugte<br />
Aufenthaltsorte in jener Zeit waren Freyberg/<br />
Neuenburg, die Burg Weißensee, die Eckartsburg,<br />
Gotha und die Creuzburg. Für die Wartburg spricht<br />
allerdings, dass sie in den Ehejahren ab 1221 von<br />
Ankunft<br />
der Reisegesellschaft.<br />
Holzschnitt<br />
im Elisabethleben,<br />
gedruckt bei<br />
Mattheus<br />
Mahler,<br />
Erfurt 1520.<br />
<strong>Der</strong> Rückweg von Bratislava/Preßburg soll im Eisenacher<br />
Hellgrafenhof sein Ziel gefunden haben,<br />
dem besten Gasthof am Ort. Dort soll Elisabeth<br />
erstmals mit ihrer späteren Schwiegermutter und<br />
der gesamten Landgrafenfamilie zusammengetroffen<br />
sein. So beschrieb es jedenfalls wiederum<br />
der um 1400 lebende Chronist Johannes Rothe.<br />
<strong>Der</strong> Hellgrafenhof befand sich am Georgentor,<br />
dem westlichen Stadttor, woraus nachfolgende<br />
Geschichtsschreiber geschlossen haben, der Reisezug<br />
sei am Georgentor eingetroffen. Da die Reisegesellschaft<br />
von Südosten kam, wird sie aber<br />
nicht von Westen, sondern von Osten die Stadt<br />
betreten haben. Wahrscheinlich hatte man die<br />
bedeutendste Straße benutzt, die „Königsstraße“<br />
Elisabeth bevorzugt wurde, was sich aus den Aussagen<br />
ihrer Hofdamen herauslesen lässt.<br />
Mitunter wurde eingewandt, die Wartburg und insbesondere<br />
ihr prachtvoller Palas wären erst nach<br />
Elisabeths Ankunft für den Aufenthalt des Hofes<br />
ausgebaut worden. Dies wurde aus der erstmals<br />
für 1229 auf der Burg ausgestellten Urkunde oder<br />
aus der Geburt ihres Sohnes auf der Creuzburg<br />
1222 geschlossen. Doch beweisen dendrochronologische<br />
Befunde (Datierung auf Holzbalken),<br />
die zeitliche Einordung von Bauplastiken und die<br />
Datierung von Tierknochen aus Speiseresten, dass<br />
der Ausbau etwa zwischen 1160 und 1170 vonstatten<br />
ging und um 1210 der Hofbetrieb längst<br />
von der Wartburg Besitz ergriffen haben muss.<br />
24
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
versprochen gewesen sein. Doch wurde dies<br />
einzig aus einer auf Hessen bezogenen Urkunde<br />
abgeleitet, in der Hermann bei der Aufzählung<br />
der Landgrafensöhne vor Ludwig steht. Alle an-<br />
deren Überlieferungen gehen jedoch von Ludwig<br />
als dem älteren aus, der Elisabeth von vornherein<br />
zugedacht war.<br />
Und schließlich wurden ihre späteren religiösen,<br />
selbstaufopfernden Intentionen aus der Isolierung<br />
in der Kindheit am thüringischen Hofe abge-<br />
leitet. Dabei litt sie gewiss nicht an Einsamkeit,<br />
denn um sie herum gab es am Hofe etliche etwa<br />
gleichaltrige Kinder. Und sie war auch nicht die<br />
kleine Ungarin in fremdem Lande, die niemand<br />
verstand. Ihre Mutter stammte schließlich aus ei-<br />
nem deutschen Fürstenhaus und am ungarischen<br />
Königshof hatten nicht wenige Deutsche gelebt.<br />
Nicht zuletzt befand sie sich bei der Ankunft mit<br />
vier Jahren in einem Alter, in dem sie ziemlich<br />
schnell die Sprache ihrer Umgebung aufnehmen<br />
konnte. Falls eine sprachliche Barriere für sie in<br />
Thüringen jemals bestand, war sie nach kurzer<br />
Zeit überwunden.<br />
Ankunft Elisabeths beim thüringischen<br />
Landgrafen - Moritz von Schwind, Fresko in<br />
der Elisabethgalerie der Wartburg, 1855.<br />
Zum anderen wurde manchmal bestritten, dass ihr<br />
späterer Gemahl Ludwig IV. auch der ursprünglich<br />
vorgesehene Bräutigam und jung Verlobte<br />
Elisabeths war. Statt ihm soll sein 1216 verstorbener<br />
Bruder Hermann der ältere und somit ihr<br />
Dass mit der kindlichen Elisabeth eine Persön-<br />
lichkeit die Bühne der thüringischen Geschichte<br />
betreten hatte, die später die religiösen Auffassun-<br />
gen von karitativer Tätigkeit nachhaltig beeinflus-<br />
sen sollte, konnte man bei ihrer Ankunft 1211 natürlich<br />
noch nicht ahnen. Die noch jungen Städte<br />
erforderten ein völlig neuartiges Herangehen an<br />
die Bewältigung von Armut und Krankenfürsorge,<br />
wofür die thüringische Landgräfin mit ihren<br />
Hospitalgründungen und persönlich aufopferndem<br />
Einsatz ein Beispiel gab, was sie zu einer der<br />
am meisten verehrten Frauengestalten des Mittelalters<br />
werden ließ.<br />
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25
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Zu Ehren der heiligen Elisabeth zu Fuß<br />
von Sárospatak nach Reinhardsbrunn<br />
Anlässlich der 800. Wiederkehr der Ankunft der<br />
ungarischen Königstochter im Jahre 1211 auf der<br />
Wartburg hatten sich zwei erfahrene Pilgerfreunde<br />
etwas ganz Besonderes vorgenommen. Mit dem<br />
Euroliner Leipzig-Budapest starteten der 66jährige<br />
Walter Dawidowicz aus Friedrichroda und der<br />
62jährige Hans-Jürgen Frank aus Schönau v. d.<br />
Walde am 25. April ihre Pilgertour auf Elisabeth‘s<br />
Spuren. Von Budapest ging es mit der Bahn weiter<br />
zum Geburtsort (mit der Taufkapelle) der heiligen<br />
Elisabeth, nach Sárospatak, wo sie herzlich<br />
vom Bürgermeister der Stadt, der Leiterin des<br />
Elisabeth-Hauses und von Presse und Fernsehen<br />
empfangen wurden.<br />
Start in Sárospatak...<br />
Am 26. April schulterten sie die etwa 15 Kilo<br />
schweren Rücksäcke (mit Schlafsack und Versorgung)<br />
und mit dem passenden Reisesegen<br />
ging es auf die unbekannte, touristisch noch nicht<br />
erschlossene Route. Auf den ersten 100 Kilometern<br />
klappte es mit einem einfachen Pilgerquartier<br />
noch recht gut, da der Geistliche von Sárospatak<br />
eine Botschaft an die Kirchgemeinden am<br />
Weg vorausgeschickt hatte. Doch dann wurde<br />
der Weg immer beschwerlicher, führte teilweise<br />
an wirklich gefährlichen Engstellen an Landstraßen<br />
und auf Bergpfaden entlang, wie z.B. bei der<br />
Überquerung des etwa 1500 m hohen Bükk- und<br />
Mantragebirges. Weiter ging es durch arme Pusta-<br />
Dörfer und an Zigeunerhütten vorbei, die den Eindruck<br />
vermittelten, die Zeit sei stehen geblieben.<br />
Dort Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, war<br />
unmöglich. So mussten manchmal zu den durchschnittlichen<br />
Tagestouren von 25 bis 30 km noch<br />
weitere Kilometer zurückgelegt werden, um ein<br />
Nachtlager zu finden. Bei Esztergom überquerten<br />
sie an der Donau die Grenze zur Slowakai.<br />
Durch Slowakai und Tschechien...<br />
Die von ihnen gewählte Route führte südlich der<br />
Niederen Tatra entlang, bis sie schließlich in Bratislava<br />
ankamen. Dort suchten sie die Burg auf,<br />
in der Elisabeth als Kind ihre ersten Lebensjahre<br />
verbrachte. Von hier aus trat sie 1211 die Reise<br />
nach Thüringen an. Die Pilgerer ließen sich in<br />
Denkmal für die heilige Elisabeth in Bratislava<br />
der Solwakai das gute Essen schmecken, was mit<br />
einem halben Liter Bier nur ungefähr drei Euro<br />
kostete. Generell ernährten sie sich unterwegs<br />
sehr bescheiden, hauptsächlich von Brot, Käse<br />
und Wasser. Schließlich waren sie auf Pilgertour<br />
und nicht „zum Vergnügen“ unterwegs. Bei Breclav<br />
überquerten sie die Grenze nach Tschechien<br />
und folgten nun nach bestem Wissen der alten<br />
Handelsstraße in Richtung Brno – Prag. Sie versuchten<br />
annährend den historischen Weg zu finden,<br />
auf dem der Geleitzug mit der vierjährigen<br />
Elisabeth damals reiste. Nach Tagen der Einsamkeit<br />
und Freiheit in der Natur bereiteten ihnen die<br />
großen Städte ein unbehagliches Gefühl von Enge<br />
und Lärm. Zu zweit allein, immer in Sichtweite<br />
oder auch nebeneinander im Gespräch pilgerten<br />
sie täglich neu ins Ungewisse.<br />
Preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten zu fin-<br />
26
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Hans-Jürgen Frank und Walter Dawidowicz bei der Ankunft in<br />
Reinhardsbrunn im Schlosspark.<br />
den, war zwar nun deutlich leichter, dennoch<br />
gab es gewaltige Qualitätsunterschiede. Hier ein<br />
frisch bezogenes Bett mit Dusche, da eine düstere<br />
Bretterkoje oder der blanke Dielenboden, auf dem<br />
man den Schlafsack ausrollte. Gerade kirchliche<br />
Einrichtungen haben sie des öfteren abgewiesen<br />
und aufgefordert, als „Tippelbründer“ eine Bleibe<br />
im Obdachlosenheim suchen. Die Menschen hatten<br />
nicht immer Verständnis für wahre Pilger.<br />
<strong>Der</strong> Heimat ein Stück näher...<br />
Über Pilsen führte sie ihr Weg schließlich wieder<br />
auf deutschen Boden. Durch Böhmer Wald und<br />
Frankenland kamen sie über Nürnberg nach Bamberg,<br />
wo Pilgerfreund Frank im Dom eine Kerze<br />
als Zeichen des Dankes für eine bis hierher gesund<br />
überstandene Tour anzündete. Weiter pilgerten<br />
sie über Coburg nach Schmalkalden, an den<br />
Ort, an dem Elisabeth im Jahre 1227 ihren Mann<br />
Ludwig zum Aufbruch in den Kreuzzug verabschieden<br />
musste.<br />
Am 14. Juni erreichten sie die Wartburg hoch über<br />
Eisenach, den für Elisabeths weiteres Leben so<br />
prägenden Ort. Leider nahm man von ihrer Pilgertour<br />
hier kaum Notiz und mit den Stempeln im<br />
27<br />
Pilgerausweis verließen sie<br />
unbeachtet die ehrwürdige<br />
Burg. Nach der letzten Übernachtung<br />
im Eisenacher Diakonissenhaus<br />
folgten sie dem<br />
ökumenischen Pilgerweg<br />
über die Hörselberge und als<br />
sie schließlich den Inselsberg<br />
in der Ferne erblickten, war<br />
das Ziel Ihrer Pilgerfahrt, das<br />
ehemalige Kloster Reinhardsbrunn<br />
(heute Schloss Reinhardsbrunn)<br />
nicht mehr weit.<br />
In 55 entbehrungsreichen Tagen<br />
bei meist schönem Wetter<br />
haben sie eine Strecke von<br />
ca. 1500 km zurückgelegt.<br />
Die beiden Pilger wurden in<br />
Friedrichroda herzlich empfangen.<br />
Die Pilgerfreunde wollten<br />
mit ihrer Pionierarbeit auf<br />
den Spuren der heiligen Elisabeth<br />
ein Zeichen setzen. Für sie privat war es<br />
das allemal. Diese Tour soll aber auch Anregung<br />
für einen künftigen Pilgerweg vom Geburtsort<br />
Elisabeths Sárospatak in Ungarn bis zum Hauskloster<br />
der Ludowinger und der späteren Grablege<br />
ihres Ehemannes, dem Landgrafen Ludwig IV.,<br />
in Reinhardsbrunn in Thüringen sein.<br />
Neue Pilgertour ist schon geplant...<br />
Unser Artikel ist nur ein kleiner Abriss dessen, was<br />
die Beiden auf ihrem abenteuerlichen Fußmarsch<br />
alles erlebt haben. Eigentlich könnten sie darüber<br />
ein Buch mit den persönlichen Eindrücken und<br />
Erlebnissen schreiben. Nicht nur auf rund 800<br />
Bildern ist die Tour festgehalten, sondern tief in<br />
ihrem Herzen zehren sie von ihrer „Leistung“.<br />
Das Fazit: „Man empfindet eine große Dankbarkeit,<br />
es geschafft zu haben, und gewinnt dadurch<br />
eine ganz andere Einstellung zum Leben“.<br />
Da sich die Pilgerfreunde noch nicht zum "alten<br />
Eisen" zählen, weitere Touren sind schon geplant,<br />
wünschen wir ihnen Gesundheit und Mut für diese<br />
neuen Herausforderungen. chr
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29
Eröffnung des Lutherweges zwischen der<br />
Residenzstadt Gotha und dem Luftkurort<br />
Tambach-Dietharz am 30. Oktober 2011<br />
Mit dem 50 Kilometer langen Abschnitt vom<br />
Rennsteig bei Tambach-Dietharz über Georgenthal<br />
– Catterfeld – Altenbergen – Engelsbach –<br />
Friedrichroda – Reinhardsbrunn – Waltershausen<br />
– Schnepfenthal – Leina – Boxberg – Sundhausen<br />
bis zum Seeberg bei Gotha wurde die bisher<br />
größte Teilstrecke des im Aufbau befindlichen<br />
Lutherweges in Thüringen eröffnet. Insgesamt<br />
umfasst der Thüringer Lutherweg ein Wander-,<br />
Pilger- und Radwegenetz von ca. 885 km Länge.<br />
Seit 4. Mai 2011 wird bereits rege auf der Teilstrecke<br />
zwischen der Wartburg bei Eisenach und dem<br />
Lutherstammort Möhra gewandert (siehe <strong>HBB</strong><br />
Nr. 85). Damit stehen Wander- und Pilgerfreunden<br />
rund 67 km auf der ca. 310 km langen Westschlaufe<br />
zur Verfügung. Die Strecke führt von<br />
Erfurt über die Fahner Höhe – Bad Langensalza –<br />
am Hainich entlang – Mühlhausen – durchs Werratal<br />
– Eisenach/Wartburg – über den Rennsteig<br />
– Möhra – Altensteiner Schlosspark – Steinbach/<br />
Lutherdenkmal – Dreiherrenstein – Brotterode<br />
– Schmalkalden – auf dem bereits bestehenden<br />
Martin-Luther-Weg bis zum Lutherbrunnen im<br />
Tambachgrund – weiter auf dem am Vortag der<br />
Reformation eröffneten Lutherweg im Landkreis<br />
Gotha. Auf dem Mühlenweg zu den Drei Gleichen<br />
und durch Arnstadt schließt sich die Runde<br />
bis zur Landeshauptstadt mit dem Augustinerkloster<br />
als zentraler Mittelpunkt aller Lutherwege<br />
in Thüringen. Hier war Luther 1505 dem Mönchsorden<br />
beigetreten und legte bis 1511 die geistliche<br />
Grundlage für sein weiteren Leben und Wirken.<br />
Teilstrecke verbindet<br />
4 Lutherorte und 14 Kirchen<br />
Gotha: Luther wurde 1515 zum Distriktsvikar der<br />
Augustinerkonvente in Meißen und Thüringen gewählt.<br />
Damit war er auch für das Augustinerkloster<br />
in Gotha zuständig. Mehrfach hielt er sich im<br />
Kloster auf und predigte in der Augustinerkirche.<br />
Vor allem Friedrich Myconius, der Mitstreiter Luthers<br />
und Reformator von Gotha, war 1524 bis zu<br />
seinem Tode 1546 im Sinne Luthers tätig.<br />
Waltershausen: Anlässlich seiner<br />
Reise zur Tagung des Schmalkaldischen<br />
Bundes hielt sich Luther am<br />
6. Februar 1537 in Waltershausen auf. Er wohnte<br />
im Eckhaus am Markt in der heutigen Badegasse<br />
1. Bereits im Mai 1521 auf dem Rückweg vom<br />
Reichstag zu Worms wollte Luther in Waltershausen<br />
Station machen. Damals wurde die Reise<br />
durch seine vorgetäuschte Gefangennahme im<br />
Glasbachgrund jäh unterbrochen und nur sein Ordensbruder<br />
Johann Petzensteiner erreichte zu Fuß<br />
die Stadt. Die Kunde von diesem Ereignis ging<br />
danach von hier aus in alle Welt.<br />
Reinhardsbrunn: Das im Jahre 1085 gegründete<br />
Benediktinerkloster Reinhardsbrunn war Station<br />
auf den Pilgerwegen, die über den Rennsteig<br />
führten. Luther weilte mehrfach im Kloster, u.a.<br />
als Junker Jörg bei seinen Streifzügen, die er von<br />
der Wartburg aus unternahm.<br />
Reinhardsbrunn war zu Zeiten der Thüringer<br />
Landgrafen geistliches Zentrum ihres Herrschaftsgebietes,<br />
ihr Hauskloster und Grablege. Elisabeth<br />
von Thüringen bestattete 1228 ihren Mann in<br />
Reinhardsbrunn. An seinem Grab ereigneten sich<br />
zahlreiche Wunder, Reinhardsbrunn wurde Wallfahrtsort.<br />
Nach der Reformation und Zerstörung<br />
im Bauernkrieg nutzten die Gothaer Herzöge das<br />
Gelände als Verwaltungs- und Witwensitz, ehe<br />
im 19. Jahrhundert auf den Grundmaueren des<br />
Klosters das heutige Jagd- und Lustschloss erbaut<br />
wurde.<br />
Tambach-Dietharz: Luther trat auf Grund seiner<br />
schmerzhaften Erkrankung am 16. Februar 1537<br />
vorzeitig die Heimreise nach Wittenberg unter<br />
kurfürstlichem Geleit an. <strong>Der</strong> beschwerliche Weg<br />
führte von Schmalkalden über den Rennsteig.<br />
Gezeichnet von einem schweren Blasen- und<br />
Nierenleiden trank er aus dem Brunnen im Tambachgrund<br />
und erlebte eine wundersame Erleichterung.<br />
Ihm selbst muss es als Wunder erschienen<br />
sein, wie er später in einem Brief an seinen Freund<br />
Phillip Melanchthon schrieb.<br />
Am 31. Oktober 1717 wurde anlässlich der 200.<br />
Wiederkehr des Thesenanschlages an der Schlosskirche<br />
zu Wittenberg die neu gefasste Quelle in<br />
„Doctor Martin Lutherbrunnen“ umbenannt.<br />
30
200 Jahre Kandelaber<br />
auf dem Altenberg 1811-2011<br />
Ein besonders geschichtsträchtiger Ort auf diesem<br />
Abschnitt des Lutherwegs befindet sich am Kandelaber<br />
hoch über Altenbergen. In Erinnerung an die<br />
erste christliche Kirche in Thüringen wurde das in<br />
seiner Form und Bauweise einzigartige Denkmal<br />
vor genau 200 Jahren, am 1. September 1811 mit<br />
einer großen Feier eingeweiht. Etwa fünftausend<br />
Gäste sollen im Beisein des regierenden Herzogs<br />
August von Sachsen-Gotha-Altenburg daran teilgenommen<br />
haben.<br />
Wie kam es zur Errichtung dieses in seiner Größe<br />
und Gestalt einmaligen Denkmals? Die einstige<br />
Johanneskirche auf dem Altenberg wurde mit steigender<br />
Bevölkerungszahl im Laufe der Jahrhunderte<br />
zu klein. Auch der anstrengende Weg wurde<br />
immer öfter beklagt, so dass die<br />
einst dem Kirchspiel angehörenden<br />
Orte anfingen, eigene Kirchen zu<br />
bauen. Seit der Fertigstellung der<br />
Immanuelkirche in Altenbergen<br />
1712 begann der Verfall der Johanniskirche,<br />
die nun nicht mehr genutzt<br />
wurde. Ihr Turm stürzte 1757<br />
ein und ein Unwetter im Sommer<br />
1770 beschädigte Dach und Mauerwerk<br />
stark, so dass sich die Gemeinde<br />
entschloss, ihre Überreste<br />
abzutragen. Die Erinnerung an<br />
die alte geschichtsträchtige Kirche<br />
drohte unterzugehen.<br />
<strong>Der</strong> Altenberger Holzfäller<br />
Nicolaus Brückner hatte<br />
der Kirchgemeinde Altenbergen<br />
Ersparnisse in Höhe<br />
von 20 Gulden vererbt und<br />
verfügt, dass die Zinsen<br />
davon nach fünf bis sechs<br />
Jahren zur Errichtung eines<br />
Gedenksteines zur Erinnerung<br />
an die Johanniskirche<br />
an ihrem einstigen Standort<br />
verwendet werden. Durch<br />
dieses Vermächtnis fühlte<br />
sich 1808 der Waltershäuser<br />
Amtmann Carl Friedrich<br />
Langheld berufen, die<br />
Station am<br />
Lutherweg<br />
Initiative für den Bau des Denkmals „Candelaber"<br />
zu ergreifen. Langheld, welcher dem Amt<br />
Reinhardsbrunn (wozu Altenbergen gehörte)<br />
vorstand, war beeindruckt, dass ein „armer und<br />
einfacher Mann" sein mühsam erspartes Geld<br />
einem solch edlen Zweck zur Verfügung stellte.<br />
Er nahm Brückners Idee auf, wobei ihm jedoch<br />
der Bau eines monumentalen Denkmals anstelle<br />
eines schlichten Gedenksteines vorschwebte. <strong>Der</strong><br />
seit 1804 regierende Herzog August von Sachsen-<br />
Gotha-Altenburg, den Amtmann Langfeld für das<br />
Vorhaben gewinnen konnte, bestand darauf, dem<br />
Denkmal die Form eines überdimensionalen Kirchenleuchters<br />
zu geben. Er war es auch, der den<br />
von seinem Vater Ernst II geförderten Gothaer<br />
Bildhauer Prof. Friedrich Wilhelm Döll mit der<br />
Gestaltung des Denkmals beauftragte.<br />
Seither pilgerten viele Menschen zum Kandelaber.<br />
Heute laden Bänke und<br />
Informationstafeln ein, an<br />
diesem für Thüringen geschichtsträchtigen<br />
Ort zu<br />
rasten und den Ausblick zu<br />
genießen. Viele Erkenntnisse<br />
sind dem Georgenthaler<br />
Lehrer Roland Scharff zu<br />
verdanken, der schon 1967<br />
mit seiner AG „Junge Historiker"<br />
die Grundmauern der<br />
Johanniskirche freilegte, die<br />
man noch entdecken kann,<br />
wenn man genau hinschaut.<br />
31
<strong>Der</strong> Lutherweg zwischen Gotha u<br />
Walterhausen Marktplatz<br />
Stadtkirche "Zur Gotteshilfe"<br />
Schloss Tenneberg (l.o.)<br />
Schnepfenthal<br />
Salzmannschule<br />
Gotha<br />
Schloss Friedenstein<br />
Schloss<br />
Reinhardsbrunn<br />
Waltershausen<br />
Wilhelm Hey<br />
Erinnerungsstätte<br />
Leina<br />
Schnepfenthal<br />
Schnepfenthal<br />
Friedrichroda<br />
Sankt Blasius Kirche<br />
Informations- und Ausstellungszentrum<br />
Salzmann & GutsMuths<br />
Reinharsbrunn<br />
Friedrichroda<br />
Engelsbach<br />
Friedrichroda<br />
Altenbergen<br />
Immanuelkirche<br />
Catt<br />
Friedrichroda<br />
Marienglashöhle<br />
Altenberg<br />
Engelsbach<br />
Paradiesstein<br />
Tambach-Dietharz<br />
Bergkirche<br />
Tambach-<br />
Dietharz<br />
www.lutherweg-thueringen.de
und Tambach-Dietharz ...ca. 50 km<br />
Gotha<br />
n<br />
Sundhausen<br />
Gotha<br />
Augustinerkloster und<br />
Oberer Hauptmarkt (r.o.)<br />
Sundhausen<br />
Nicolaikirche<br />
te<br />
Boxberg<br />
Boxberg<br />
Rennbahn<br />
atterfeld<br />
Altenbergen<br />
Kandelaber<br />
Leina<br />
Nikolauskirche<br />
Georgenthal<br />
rgen<br />
Tambach-Dietharz<br />
Lutherkirche<br />
Tambach-Dietharz<br />
Lutherbrunnen<br />
Tambach-Dietharz<br />
Lutherstein<br />
Georgenthal<br />
Klosterruine<br />
Lutherort<br />
Lutherweg<br />
Gotha –Tambach-Dietharz<br />
www.luther-region.de
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Sternpilgern nach Reinhardsbrunn<br />
am 30. Oktober 2011<br />
Von verschiedenen Startpunkten aus machten<br />
sich mehrere Gruppen schon zeitig am Sonntagmorgen<br />
auf den Weg, um gegen 15 Uhr am Thüringer<br />
Informations- und Ausstellungszentrum<br />
Harald Wrona und Pfarrer Johannes Seidenberg<br />
nicht nehmen ließen, „ihre“ Tour zu führen. Gegen<br />
10 Uhr waren sie gestartet, kamen aber als<br />
Letze gegen 16.30 Uhr gerade noch pünktlich<br />
zum Gottesdienst in Reinhardsbrunn an. Daran<br />
sieht man deutlich, dass Pilgern mehr als Wandern<br />
ist oder man könnte feststellen: als Wanderer<br />
gestartet, als Pilger angekommen. Unterwegs<br />
standen ihnen Kirchen offen, Sehenswürdigkeiten<br />
wie z.B. die archäologische Ausgrabungsstätte<br />
„Am Bromacker“, die Klosterruine Georgenthal,<br />
der Kandelaber hoch über Altenbergen und die<br />
Marienglashöhle boten reichlich Informationen<br />
und luden zum „Anhalten“ ein.<br />
Vom Marktpatz in Waltershausen aus war eine<br />
Spiritueller Tourismus<br />
in Reinhardsbrunn anzukommen.<br />
Alle Gruppen<br />
wurden nach einer<br />
kurzen Andacht mit dem<br />
Reisesegen auf den Weg<br />
geschickt. Die weiteste<br />
Strecke legten die Wanderfreunde<br />
vom Lutherbrunnen<br />
in Tambach-<br />
Dietharz mit ca. 22 km<br />
zurück. Sehr lobenswert<br />
ist zu erwähnen, dass<br />
es sich Bürgermeister<br />
Unsere Firma war mit umfangreichen Baumaßnahmen<br />
am Projekt Informations- und Ausstellungszentrum<br />
"Spiritueller Tourismus" in Reinhardsbrunn aktiv!<br />
Leina: Andacht und Gruppenbild, Fotos: Sigmar Schlegelmilch<br />
Gruppe gegen 13 Uhr gestartet. Hier konnte man<br />
sich in einer kleinen Ausstellung in der Stadtkirche<br />
auf das Thema „Waltershausen, Luther und<br />
die Reformation“ einstimmen. Diese Wander-<br />
Station am<br />
Lutherweg<br />
Hoch- und Tiefbau<br />
Landschaftsbau und Pflasterarbeiten<br />
Grundstückspflege • Kleincontainerdienst<br />
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Reinhardsbrunn 5 • 99894 Friedrichroda<br />
Koordinierungsbüro: Tel. 03623-303098<br />
info@kirche-und-tourismus.de<br />
www.klosterpark-reinhardsbrunn.de<br />
www.lutherweg-thueringen.de<br />
34
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
rung von Pastorin Uta Liebe besuchte man die<br />
Versöhnungskirche (Pilgerherberge), die Nicolaikirche<br />
in Sundhausen, machte Pilgerstation im<br />
„Wilhelm-Hey-Zimmer“ im Leinaer Pfarrhaus<br />
und kam schließlich über Schnepfenthal mit der<br />
ThüringerWaldbahn nach Reinhardsbrunn.<br />
An der Kirche in Sundhausen waren Wanderfreunde<br />
und Radfahrer mit Pastorin Sissy Maibaum<br />
gestartet. Auch diese Teilnehmer erlebten<br />
eine Tour mit besonderen Inhalten die sie durch<br />
herrliche Herbstlandschaft am Fuße des Inselsberges<br />
führte. Wohlbehalten sind alle Teilnehmer auf<br />
dem neu aus gewiesenen Lutherweg in Reinhards-<br />
Reinhardsbrunn: Festgottesdienst zum Reformationstag<br />
brunn an gekommen. Kleine<br />
Un ge reimtheiten bei der<br />
nicht immer eindeutigen<br />
Markierung (z.B. in beide<br />
Richtungen) wurden kurzfristig<br />
beseitigt.<br />
An dieser Stelle ein herzliches<br />
Dankeschön an alle<br />
Beteiligten, die an der touristischen<br />
Kennzeichnung<br />
des Lutherweges zwischen<br />
Gotha und Tambach-Dietharz<br />
mitgewirkt haben.<br />
freunde hatten die kürzeste, aber landschaftlich<br />
auch sehr reizvolle Strecke. An ihrem Weg lagen<br />
Schloss Tenneberg (Museum und Schlossgaststätte)<br />
und herrliche Aussichtspunkte vom Burgberg<br />
sowie das Kleinod am „Komskochteich“ mitten<br />
im herbstlichen Wald. Nach ihrer Wanderung<br />
konnten die Teilnehmer als erste Gäste die sehr<br />
informative Ausstellung in Reinhardsbrunn besuchen<br />
und sich gemütlich zum Kaffeetrinken niederlassen.<br />
Besonders bedanken möchten wir uns<br />
bei der Bäckerei Stiebling in Schwarzhausen, die<br />
leckere Thüringer Rahm- und Obstkuchen spendierte.<br />
Auch in Gotha war eine Gruppe schon gegen 10<br />
Uhr am Augustinerkloster gestartet. Unter Füh-<br />
Festgottesdienst<br />
und "Luther-Suppe"<br />
<strong>Der</strong> Vorsitzende des Vereins Kirche und Tourismus<br />
e.V. Oberpfarrer i.R. Hans-Joachim Köhler<br />
aus Zella-Mehlis erinnerte in seiner Predigt an die<br />
bis heute nachhaltige Bedeutung der Reformation<br />
<br />
<br />
<br />
Wir wünschen allen Lesern<br />
ein frohes und besinnliches<br />
Weihnachtsfest.<br />
www.baeckerei-stiebling.de Tel.: 03 62 59 50 951<br />
Fax: 03 62 59 61 399<br />
35
und Luthers Wirken im Mittelalter. Er<br />
brachte mit passenden Worten den Vergleich<br />
mit der „alltäglichen Reformation“,<br />
der Jeder in der ständigen Weiterentwicklung<br />
ausgesetzt ist. Selbst im<br />
Zeitalter von Computer und Hightech<br />
muss hin und wieder die Festplatte neu<br />
„reformiert“ werden, um für neue Herausforderungen<br />
und Aufgaben Platz zu<br />
schaffen.<br />
Lutherweg in Thüringen<br />
Wandern und Pilgern<br />
auf Luthers Spuren<br />
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aus Edelstahl oder Aluminium, so z.B. für die<br />
Markier ungen des Thüringer Lutherweges...<br />
<strong>Der</strong> Lutherweg soll Menschen vereinen,<br />
die sich heute wieder mit der fast 500-<br />
jährigen Geschichte der Reformation<br />
(regional und deutschlandweit) sowie<br />
mit Dr. Martin Luther und seinen Wegbegleitern<br />
beschäftigen.<br />
Außer Kaffee und Kuchen gab es auch<br />
eine herzhafte „Luther-Suppe“ mit fast<br />
95 Zutaten aus einem Kessel vom Lagerfeuer.<br />
Am Luther-Feuer und im Schein<br />
der Fackeln ließen wir den Sonntag in<br />
abendlicher Stille ausklingen. chr<br />
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Schnepfenthal (ca. 4 km) (Teil 3)<br />
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Ökosystem Badewasser<br />
Wir knüpfen an die Bemerkungen von Minister<br />
Sklenar im Hörselberg-<strong>Bote</strong>n Nr. 84 an, um die<br />
Bedeutung des fließenden Wassers in unserer<br />
Kulturlandschaft noch einmal zu charakterisieren.<br />
In seinem Beitrag zum Buch „<strong>Der</strong> Leina kanal<br />
– Sechs Jahrhunderte gutes Wasser für Gotha“<br />
schreibt der Gothaer Präparator und Entomologe<br />
Ronald Bellstedt: „Fließgewässer sind lineare<br />
Ökosysteme, die mit ihrem Einzugsgebiet eng<br />
verzahnt sind. Sie beherbergen hochspezialisierte<br />
Lebensgemeinschaften. Die Artenvielfalt ist abhängig<br />
von der Gewässerqualität und den vorhandenen<br />
Gewässerstrukturen. Durch Gewässerverunreinigung<br />
und Gewässerausbau verringert<br />
sich die Artenzahl im Fließgewässer. <strong>Der</strong> Anteil<br />
empfindlicher, spezialisierter Arten geht zurück,<br />
bis letztendlich weit verbreitete Arten dominieren.<br />
Es verbleiben Rumpfgesellschaften ehemals komplexer<br />
Biozönosen. Diese sind nicht in der Lage,<br />
die volle Leistungsfähigkeit intakter Lebensgemeinschaften,<br />
z.B. bei der Gewässerselbstreinigung<br />
zu erreichen.“<br />
Ähnlich äußert sich der Gothaer Biologielehrer<br />
i.R. und Botanik-Urgestein Dr. Wolfgang Klug<br />
zu den Fließgewässern unserer heimat lichen<br />
Bergwelt: „<strong>Der</strong> Leinakanal hat als linearer<br />
Ökosystemverbund eine außerordentliche Bedeutung<br />
für Natur und Landschaft. Er stellt von<br />
den Quellbereichen der Leina und Apfelstädt aus<br />
einen direkten Kontakt zwischen dem Thüringer<br />
Wald und der Stadt Gotha her. Dabei tangiert der<br />
Wasserlauf Bereiche der abwechslungsreichen<br />
Kulturlandschaft, die sich u.a. durch Schönheit<br />
und Mannigfaltigkeit ihrer Vegetation auszeichnen.<br />
Eine ganze Reihe hier vorkommender Arten<br />
und Pflanzengesellschaften gelten als mehr oder<br />
weniger stark gefährdet bzw. akut vom Aussterben<br />
39
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
bedroht und sind daher in Thüringens Roter Liste<br />
vermerkt." <strong>Der</strong> Leinakanal ist also keine betonierte,<br />
künstliche und tote Wasserstraße, sondern ein<br />
lebendiger Bach wie die anderen Fließgewässer<br />
des Thüringer Waldes, so auch das Badewasser.<br />
Wir nehmen unseren Wanderweg an der Marienglashöhle<br />
wieder auf – günstig, denn hier gibt es<br />
einen großen Parkplatz und eine Haltestelle der<br />
Thüringerwaldbahn. Das Badewasser hatte sich<br />
vor dem Unterqueren der Waldbahngleise (hier<br />
Stau-Probleme durch einen umgestürzten Baum)<br />
in zwei Arme geteilt. Einer fließt unterhalb des<br />
Quellmoosteppich scheint die Verschmutzung<br />
nichts auszumachen. Nun geht es wieder in einem<br />
tief eingeschnittenen Tal weiter.<br />
Von Dimitroff zu Luther<br />
Im Pfingstgehege, das uns nun auf einer großen<br />
Lichtung erscheint, bemerken wir eine unnatürliche,<br />
bewachsene Aufschüttung. Es handelt sich<br />
hierbei um die restlichen Steine und den Aushub<br />
vom Reinhardsbrunner Schlossbau aus dem 19.<br />
Jahrhundert. Auf dem folgenden Berghang rechter<br />
Hand in Fließrichtung gab es bis in die 1990er-<br />
Jahre eine Forstbaumschule. Heute wecken ein<br />
Nach dem Durchlass unter der B 88 in Höhe der<br />
Marienglashöhle ist das Badewasser mit tiefen<br />
Kolken eingeschnitten.<br />
Parkplatzes an einem stark verfallenen Teiler<br />
rechtwinklig in einem tief eingeschnittenen, ausgekolkten,<br />
wilden Bett weiter. Geradeaus wird<br />
der Bachlauf als Marderbach oder Mühlgraben<br />
zum Marderteich fortgeführt. Nach dem Durchlass<br />
unter der Bundesstraße B 88 flacht das Gewässer<br />
in mehrere Arme ab. Hier nutzen wir die<br />
Gelegenheit, um die Wasserqualität zu prüfen.<br />
Wir vermissen an den herausgenommenen Steinen<br />
die charakteristischen Kleinstlebewesen, wie<br />
Plenarien (Strudelwürmer) oder Plecopteren-Larven<br />
(Steinfliegen), was auf verschmutztes Wasser<br />
(Güteklasse II) schließen lässt. Dem ausladenden<br />
Die historischen Modelle der Schauenburg und<br />
der Klosterkirche sind nach dem Verkauf des<br />
Klosterparkes nicht mehr öffentlich zugänglich.<br />
Wildgehege und die „Zwölf Apostel“, eine vorchristliche<br />
Kultstätte mit zwölf prächtigen Laubbäumen,<br />
die Aufmerksamkeit des Besuchers. Am<br />
Bergfuß befindet sich das Gelände einer ehemaligen<br />
Hundeschule. Auf dieser Höhe liegt ein<br />
betonierter Stichkanal, der zur Bewässerung der<br />
Forstbaumschule gedient hatte. Ein verfallenes<br />
Wehr erinnert noch daran. Linker Hand breitet<br />
sich die Lange Wiese aus, die hier die Flurgrenze<br />
zwischen Friedrichroda und Waltershausen bildet.<br />
<strong>Der</strong> Bach durchquert auenwaldähnliches, schwer<br />
zugängliches Terrain und mäandert in mehreren<br />
Schleifen, von kleinen Zuflüssen gespeist.<br />
40
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Nun gelangen wir auf das Gelände des Klosterparkes<br />
Reinhardsbrunn. Bis 2007 bildeten Reinhardsbrunn<br />
und Friedrichroda die Verwaltungsgemeinschaft<br />
(VG) Reinhardsbrunn. Heute gehören<br />
neben dem Ortsteil Reinhardsbrunn auch die Ortschaften<br />
Finsterbergen und Ernstroda zur Stadt<br />
Friedrichroda. Parallel zum Badewasser existierten<br />
bis vor kurzem noch ein Kneipp-Tretpfad sowie<br />
ein Steg und eine als Tretbecken ausgebaute<br />
Furt. An dieser Stelle soll zu Zeiten des Benediktinerklosters<br />
(um 1085-1525) ebenfalls eine Furt<br />
gewesen sein, wo die Mönche die Uferseite fußläufig<br />
wechseln konnten. Doch diese Bauwerke<br />
Das neogotische Schloss Reinhardsbrunn ist<br />
seit vielen Jahren in einen Dornröschenschlaf<br />
gefallen.<br />
sind alle Geschichte. <strong>Der</strong> neue Eigentümer des<br />
Grundstücks hat sie im Zuge seiner Bautätigkeit<br />
zu einem Tourismus- und Fitnesszentrum entfernen<br />
lassen sowie starke Eingriffe im Bachbett<br />
vorgenommen. Seine Besitzgrenze geht bis hinter<br />
das ehemalige Feuerlöschbecken und schließt<br />
auch die Radfahrerkapelle und den Kräutergarten<br />
sowie die Modelle des Klosters und der Schauenburg<br />
mit ein, so dass diese nun schwer zugänglich<br />
sind.<br />
Das Gelände beherbergte in der DDR das zentrale<br />
Pionierlager der VVB Kali „Georgij Dimitroff“;<br />
die Gebäude im oberen Teil gehörten zum VEB<br />
Reinhardsbrunner Teiche - Die neue Natursteinbrücke<br />
über dem Bade wasser lädt zum Verweilen<br />
am Gondelteich ein.<br />
Traktorenwerk Gotha. Nach 1990 hatte die Ev.-<br />
Luth. Kirche in Thüringen das Evangelische Stift<br />
mit Ländlicher Heimvolkshochschule und später<br />
den Klosterpark als Fortbildungs- und Begegnungsstätte<br />
etabliert. Aus den ehemaligen Ferienlagern<br />
sind solche Projekte, wie Neue Arbeit auf<br />
dem Lande in Thüringen (NALIT), Forum Westthüringen,<br />
Evangelische Erwachsenenbildung,<br />
Jugendhaus, Gesundheitszentrum, Modellprojekt<br />
Kloster Reinhardsbrunn, Pfad der Sinne, Lehmmanufaktur,<br />
Schlossparkführungen, Burgenfahrten,<br />
Pilgerwege in Europa und andere Aktivitäten<br />
hervorgegangen. Weitere zwischenzeitliche Nutzungen,<br />
wie das Internat des Spezialgymnasiums<br />
für Sprachen Schnepfenthal (2001) oder das Heim<br />
für Spätaussiedlerfamilien waren ebenfalls nicht<br />
von Dauer. Grundstücke und Immobilien wurden<br />
von der Kirche geteilt veräußert und ihre Zukunft<br />
ist ungewiss.<br />
<strong>Der</strong> Tragödie erster Teil<br />
Das Trauerspiel des nahen Schlosses Reinhardsbrunn<br />
lässt grüßen! Wie sich doch die Bilder<br />
gleichen. Nach den revolutionären Unruhen des<br />
Bauernkrieges 1525 verfiel das Kloster immer<br />
mehr, bis es vollständig abgerissen wurde. Nach<br />
41
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
der „Friedlichen Revolution“ von 1989 wurden<br />
die Schlossgebäude noch als Hotel genutzt, doch<br />
später wurden sie zum Spielball idealistischer<br />
Projektanten, windiger Investoren und skrupelloser<br />
Spekulanten, bis sie..., nun, wir werden sehen,<br />
ob uns „unstreitig eines der schönsten Stückchen<br />
Erde, ein süßes Idyll, ein kleines Paradies“ (Ludwig<br />
Storch) erhalten bleibt. Die Ouvertüre für das<br />
Trauerspiel war bereits 2000 der Abriss des 1813<br />
erbauten Parkhotels (erneuert 1903, renoviert Anfang<br />
der 1980er-Jahre).<br />
Reinhardsbrunn - Station am<br />
Thüringer Lutherweg<br />
Einen Hoffnungsschimmer für das historische<br />
Ensemble – Jagd- und Lustschloss, englischer<br />
Landschaftspark mit seltenem Baumbestand und<br />
Klosterpark – gibt es dennoch. Im ehemaligen<br />
Heizhaus des Pionierlagers hatte das Evangelische<br />
Stift eine Lehmmanufaktur eingerichtet. Seit<br />
dem Frühjahr 2011 befindet sich hier das Thüringer<br />
Informations- und Ausstellungszentrum Spiritueller<br />
Tourismus Reinhardsbrunn. Unter dem<br />
Motto „sichtbar – Thüringen spirituell – unsichtbar“<br />
wurden attraktive Ausstellungen aufgebaut,<br />
u.a. zur Heiligen Elisabeth, zur Reinhardsbrunner<br />
Kloster- und Schlossgeschichte und zum Mitteldeutschen<br />
Lutherweg.<br />
Aus der Baugeschichte von Kloster und Schloss<br />
Reinhardsbrunn: um 1085 Bau des Klosters durch<br />
Ludwig den Springer, Hauskloster und Begräbnisstätte<br />
der Thüringer Landgrafen, 1292 Neuaufbau<br />
nach einem Brand, 1525 Stürmung und<br />
Plünderung im Bauernkrieg, 1525-1547 Klosterverwaltung,<br />
um 1550 Zerstörung und Verfall<br />
der Klosterkirche und der Gebäude, Nutzung als<br />
Amts- und Jagdhaus, Baumaßnahmen des alten<br />
und neuen Schlosses (1599-1613, 1615-1695,<br />
1695-1728, 1828-1861), Jagd- und Lustschloss,<br />
Sommersitz und Gästehaus der Gothaer Herzöge.<br />
Im 20. Jahrhundert: Offiziersheim, Jugendherberge,<br />
Mietobjekt der Reichskanzlei, Feuerwehr- und<br />
Polizeischule, DDR-Reisebüro-Hotel, Travel Hotel<br />
GmbH, Investorengesellschaft...<br />
<strong>Der</strong> Brunnen am Kloster<br />
Nach dem Feuerlöschbecken verlässt das Badewasser<br />
das Klosterparkgelände und schmiegt<br />
sich am Bergfuß der Finsteren Tanne an. Von dort<br />
mündet ein Zufluss aus den Kallenbachs Teichen<br />
in den Bach. Auf einem bequemen Wanderweg<br />
gelangen wir an den Zaun des Aus- und Fortbildungszentrums<br />
der Fleischerei Berufsgenossenschaft<br />
Mainz (BNG), das nach der politischen<br />
Wende hier gebaut wurde. <strong>Der</strong> Bach fließt nun<br />
wieder in eingefriedetem Terrain, um unmittelbar<br />
am Gondelteich (einer der mehr als zehn Reinhardsbrunner<br />
Teiche) von dort auszutreten. An<br />
dieser Stelle nimmt er den Batenbach auf, dessen<br />
Quelle in der Nähe des Reinhardsbrunner Bahnhofs<br />
liegt und der die Teiche im und nördlich des<br />
Schlossparkes durchquert.<br />
42
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Doch wir folgen weiter dem Wanderweg und erreichen<br />
den Reinhardsborn. Die Bezeichnung der<br />
von ABM-Kräften gefassten und als „Reinhardsbrunnen“<br />
beschilderten Quelle ist irreführend. Da<br />
der Name jedoch mit dem Klosterbau und mit<br />
einer Sage im Zusammenhang steht, hat er sich<br />
wohl eingebürgert. Ein Köhler namens Reinhard<br />
soll hier allabendlich zwei Flämmchen gesehen<br />
haben. Die Sage wird von Friedrichrodaer Schülern<br />
immer zur Weihnachtszeit in der Kirche aufgeführt.<br />
Reinhardsbrunner Teiche<br />
Die eigentlichen Quellen der Reinhardsbrunner<br />
Teiche liegen im südwestlichen Teil des Schlossparkes<br />
neben dem gesprengten Reinhardbrunner<br />
Teich. Von hier wurde einst auch Wasser in<br />
einem Kanal der Klosterküche zugeführt. Die<br />
Friedrichroda Schlossquelle GmbH füllte von hier<br />
einige Jahre ein Mineralwasser ab. Die Trinkbrunnen<br />
der Pavillons in der Kurstadt werden heute<br />
noch mit dem gesundheitsfördernden Heilwasser<br />
gespeist. Dieser Teil des Schlossparks ist Eigentum<br />
der Stadt Friedrichroda, welche in den Jahren<br />
2001-2005 die umgebende Mauer vorbildlich saniert<br />
hat.<br />
Dem Wanderer, der von Schnepfenthal über die<br />
Klostermühle nach Reinhardsbrunn geht und dem<br />
Kraftfahrer, der von Schnepfenthal über Reinhardsbrunn<br />
nach Friedrichroda die Landstraße L<br />
1026 benutzt, fallen die vielen Teiche wohl auf.<br />
Und auch die Fahrgäste der Thüringerwaldbahn<br />
(1929) sowie der Friedrichrodaer Bahn Fröttstädt<br />
– Waltershausen – Friedrichroda (1876) können<br />
einen Blick darauf werfen.<br />
Doch wer kennt schon ihre Namen? Von Süd<br />
nach Nord: Oberer und Unterer Prälatenteich (im<br />
Schlosspark), Scheerteich (waschen der Schafe<br />
vor der Schur), Pulverteich (auch Schlackenteich<br />
genannt, wegen der Erzverarbeitung einer nahe<br />
gelegenen ehemaligen Schmelzhütte), Gondelteich<br />
(Breterteich oder Bretterteich), Weidnerteich<br />
(Polakenteich, Zöglingsteich), Hammerteich. Im<br />
Weidnerteich hatte der Begründer des Turnunterrichts<br />
Johann Christoph Friedrich GutsMuths den<br />
Zöglingen der Salzmannschule Schnepfenthal<br />
das Schwimmen beigebracht. Das Gebiet ist Bestandteil<br />
des 14 Kilometer langen und 2007 eingeweihten<br />
Rundwanderweges, „Zöglingsweg – Eine<br />
Wanderroute auf den Spuren der Schnepfenthaler<br />
Philanthropen.“<br />
<strong>Der</strong> Name des Weidnerteichs geht wahrscheinlich<br />
auf den Amtsfischmeister Albert Weidner zurück,<br />
der in den 1940/50er-Jahren im Landkreis Gotha<br />
tätig war. Weidner hatte den Teich gepflegt<br />
und bewirtschaftet. Er nennt in seiner Fluss- und<br />
Teichgeschichte von 1952 noch weitere stehende<br />
Gewässer im Flussgebiet des Badewassers in der<br />
Nähe von Reinhardsbrunn: Rektorteich, Ziegelteich,<br />
Krötenteich und Schwemmteich (alle verfallen<br />
bzw. eingeebnet), Reinhardsteich (oberhalb<br />
von Reinhardsbrunn, 1665 erstmals erwähnt).<br />
Frohe Festtage<br />
wünschen Ihnen Axel Schnell<br />
und alle Mitarbeiter...<br />
43
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Unmittelbar an der Landstraße gelegen, westlich<br />
vom Schlossgelände, befinden sich der angestaute<br />
Marderteich (auch Mörderteich) und der Mühlteich,<br />
welche von der Landstraße L 1026 getrennt<br />
sind. Die meisten Teiche entstanden mit der Entwicklung<br />
des Klosters als Fischteiche. Sie werden<br />
heute noch von der Fischzucht Reinhardsbrunn<br />
GmbH bewirtschaftet, die vor allem für ihre Forellenaufzucht<br />
bekannt ist. Es lohnt sich, das Betriebsgeländes<br />
zu besuchen, um einen Einblick in<br />
die Produktionsabläufe zu bekommen oder den<br />
Hunger in der Fischgaststätte zu stillen.<br />
Abriss der alten Klostermühle, die früher am<br />
unteren Ende des Mühlteiches stand, wurde am<br />
jetzigen Standort 1859 die neue Klostermühle<br />
gebaut und diente bis 1945 als Pension und Ausflugsgaststätte.<br />
Im nordöstlichen Waldgebiet, etwa am Fuße von<br />
Ziegelberg, Hexenrasen und Hoher Wurzel liegen<br />
der Wahlwinkler Wald (siehe Teil 1 der historischen<br />
Wanderung am Badewasser) und der<br />
Komstkochsteich (Amtsschreiberteich). Aus einer<br />
Quelle in der Nähe wurde einst das Wasser<br />
über eine Holzröhrenleitung durch das Quelltal<br />
In Höhe des Kinderheimes Klostermühle durchfließt<br />
das Badewasser sumpfiges Gelände.<br />
Fotos S.40-45: Wolfgang Möller<br />
Das Badewasser fließt nordwestlich neben der<br />
Teichkette hinter der Landesstraße L 1026 und<br />
hat überall Abzweiggräben bzw. Rohrleitungen in<br />
die Teiche. Wir sind inzwischen auf der im vergangenen<br />
Jahr sanierten Badewasser-Brücke am<br />
Gondelteich angekommen. Nun folgen wir dem<br />
Pfad neben den Teichen. Die nächste Brücke trägt<br />
die Zufahrtsstraße zum Kinderheim Klostermühle.<br />
Die Einrichtung gehört heute zur Kinder- und<br />
Jugendheim gGmbH Sunshinehouse. In der DDR<br />
war es ein Heim für schwererziehbare Kinder<br />
bzw. Kinder und Jugendliche aus sozial zerrütteten<br />
Familien, danach Hilfsschulheim. Nach dem<br />
<strong>Der</strong> Kleine Karn ist ein liebliches Tal, das vom<br />
Badewasser durchflossen wird.<br />
zur Versorgung der Salzmannschule geleitet. Es<br />
wird in jüngster Zeit zum Füllen des Bassins im<br />
Waltershäuser Freizeitzentrum am Gleisdreieck<br />
genutzt.<br />
Woher hat der Komstkochsteich seinen Namen?<br />
<strong>Der</strong> Sage nach soll sich Landgraf Ludwig der Eiserne<br />
(1128-1178) in der Reinhardsbrunner Gegend<br />
einmal verlaufen haben. Als er an den Teich<br />
kam, luden ihn Holzhauer zum Komst (Kraut)-<br />
Essen ein. Zum Dank dafür schenkte ihnen der<br />
Landgraf den Teich. Zu Salzmanns Zeiten kauften<br />
Zöglingseltern dann das Gewässer (1884),<br />
44
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Im sumpfigen Tal der Schnepfen<br />
Wir erreichen nun ein sehr unwegsames, sumpfiges<br />
Gelände parallel zum Bahndamm, der in<br />
Höhe der Landstraße in einem Durchlass vom Badewasser<br />
gekreuzt wird. Bevor der Bach Schnepfenthaler<br />
Gebiet erreicht, können wir im Kleinen<br />
Karn einen Abstecher zum ehemaligen Mühlgraben<br />
der Schnepfenthaler Mühlen machen. Würden<br />
wir diesem folgen, gelangten wir direkt an<br />
eine ehemaligen Ölmühle, dann Obsthandlung<br />
(1899), Badeanstalt (1903), Poststelle (1906),<br />
heute Wohnhaus. Von 1908 bis zu ihrem Ableben<br />
in Jahre 1927 wohnte die bekannte Lehrerin<br />
Bevor das Badewasser das Lohmannsche Gut<br />
erreicht, gibt es den Blick auf eine Villa in der<br />
Bäder-Architektur frei.<br />
damit die Schüler des berühmten Philanthropins<br />
die GutsMuths’schen Schwimm- und Eislaufübungen<br />
ausführen konnten. Vor einigen Jahren<br />
hat der Schnepfenthaler Sportfischerverein den<br />
Komstkochteich von den Salzmann-Nachfahren<br />
erworben, um ihn mit Karpfen, Schleien, Aalen,<br />
Hechten und Regenbogenforellen zu besetzen.<br />
Das Wasser wird im Bedarfsfall zum Löschen<br />
von Bränden genutzt. Und eine Naturoase ist das<br />
Waldstück mit dem idyllisch gelegenen Teich im<br />
Quelltal ohnehin.<br />
Auf der gegenüberliegenden Seite der Landesstraße<br />
L 1026, unmittelbar neben dem Durchlassbauwerk<br />
für Wald- und Eisenbahn befinden sich der<br />
Annenteich (Hackspans Teich, Professorenteich)<br />
und die drei Görlachsteiche (Großer, Mittlerer<br />
und Oberer Görlachsteich), die alle vom Schwarzbach<br />
gespeist werden. Rödichen hatte einmal sein<br />
Trinkwasser über eine Holzröhrenleitung vom<br />
Schwarzbach erhalten. Später wurde eine zweite<br />
Leitung gebaut und in ein Wasserreservoir auf<br />
dem Hermannstein geleitet. Dadurch erhielt der<br />
Annenteich in Trockenperioden keinen Zulauf<br />
mehr und wurde zum sogenannten Himmelsteich.<br />
Auch der Annenteich wurde zu Zeiten von Guts-<br />
Muths sommers wie winters zum Baden genutzt.<br />
Ein Mühlrad bei der ehemaligen<br />
Schnepfenthaler Malmühle erinnert an längst<br />
vergangene Zeiten.<br />
und Heimatforscherin Luise Gerbing im oberen<br />
Stockwerk der Janson-Villa. Die beiden Grundstücke<br />
Reinhardsbrunner Straße 12 (Vorderhaus)<br />
und 14 (Hinterhaus) liegen zwischen dem ehemaligen<br />
Altersheim „Serepta“ und der Villa „Waldblick.“<br />
<strong>Der</strong> Buchhändler Ernst Janson sen. war<br />
1899 nach Rödichen gekommen, hatte das kleine<br />
Hintergebäude, die alte Ölmühle, gekauft und als<br />
Wohnhaus genutzt. Wann die Mühle entstand, ist<br />
nicht überliefert. Vermutlich existierte sie aber<br />
schon mit dem Bau des Klosters Reinhardsbrunn<br />
gegen Ende des 11. Jahrhunderts und war noch bis<br />
um 1880 in Betrieb.<br />
45
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Das Badewasser durcheilt ein romantisches Tal<br />
und gelangt in das Gelände des Kleintierzuchtvereins<br />
Schnepfenthal-Rödichen 1930 e.V. sowie in<br />
das Grundstück des ehemaligen Gutes, heute im<br />
Besitz der Familie Neidhardt. Auf dem Vereinsgelände<br />
gibt es zwei Teiche und einen Graben.<br />
Am oberen Teich schützte einmal eine Staumauer<br />
vor Hochwasser. <strong>Der</strong> untere Teich wurde in den<br />
1990er-Jahren für viel Geld angelegt. <strong>Der</strong> Effekt<br />
ist jedoch umstritten, da das zugeführte Badewasser<br />
immer wieder versickert. <strong>Der</strong> ursprüchliche<br />
Bachverlauf geht am Hang unterhalb der<br />
Bäderarchitektur-Villen entlang. Im Gutshaus<br />
Schnepfenthal aus dem Jahre 1186, dem sogenannten<br />
Lohmannschen Gut, gründete Christian<br />
Gotthilf Salzmann 1784 seine Erziehungsanstalt,<br />
bevor er die Häuser am Fuße des Geizenberges<br />
baute. Das stattliche Anwesen wurde in den letzten<br />
Jahren vom Eigner vorbildlich saniert.<br />
Weiter flussabwärts stehen die Gebäude der ehemaligen<br />
Mahlmühle, heute Wohnhaus und Bäckerei<br />
Stamm. Das Geschäft ist für seine guten<br />
„DDR-Brötchen“ weithin bekannt. Die „Schnepfenmöhl“<br />
oder „Malmölln zu Schnepfenthal“<br />
(Luise Gerbing) gehörte zum Gut und war im<br />
Besitz des Klosters Reinhardsbrunn. Ausgrabungen<br />
belegen, dass sie mehr als 1000 Jahre<br />
alt sein muss. Erste urkundliche Belege sind seit<br />
ca. 1500 bekannt.<br />
An der ehemaligen Mühle schießt das Badewasser<br />
nach einer Linkskurve in den Wiesengrund,<br />
unterquert die Straßenbrücke und macht eine<br />
Rechtskurve, was auf eine frühere Verlegung des<br />
geradlinigen Bettes schließen lässt. <strong>Der</strong> schon<br />
erwähnte Verein am Wasser ist der Sportfischerverein<br />
„GutsMuths“ Schnepfenthal-Rödichen,<br />
gegründet 1980. Zu seinen Pachtgewässern gehören<br />
der Rödicher Teich sowie einige Fließgewässerabschnitte<br />
an der Leina mit dem Altenwasser,<br />
an der Laucha und am Badewasser.<br />
Nun verschwindet das Wasser unter dem Gebäude<br />
des Fitnesszentrum „Injoy“, früher Gastund<br />
Rasthaus „Kröter“. Danach beginnt eine<br />
Odysse zwischen Kleingärten, flankiert von<br />
Gartenabfällen, Müll und alten Autoreifen. Die<br />
Untere Wasserbehörde beim Landratsamt Gotha<br />
und die Stadtverwaltung Waltershausen hatten bei<br />
ihrer letzten Gewässerschau (gemäß § 88 Thüringer<br />
Wassergesetz) Ende März 2011 erneut diese<br />
Missstände dokumentiert und die Anlieger mit der<br />
Beseitigung beauftragt.<br />
Das Badewasser verlässt nun das Ortsgebiet von<br />
Schnepfenthal und strebt auf den Karnwiesen immer<br />
breiter werdend dem Dorf Wahlwinkel zu. In<br />
diesem Bereich führten die Frühjahrshochwässer<br />
in den vergangenen Jahrhunderten oft zu Überschwemmungen.<br />
Die Parkmöglichkeiten und die<br />
Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel in der<br />
Nähe nutzen wir für den Abschluss unserer zweiten<br />
Wanderetappe.<br />
Quellen/Literatur:<br />
• Autorenkollektiv: <strong>Der</strong> Leinakanal, Sechs Jahrhunderte<br />
gutes Wasser für Gotha, Gotha 2009,<br />
S. 197f., 229.<br />
• Bleckert, H. und Kürth, H.: Friedrichroda,<br />
Tabarz, Finsterbergen, Tourist Wanderatlas,<br />
Berlin, Leipzig 1983 S. 26ff.<br />
• Landratsamt Gotha: Gotha – <strong>Der</strong> Landkreis,<br />
Übersichtskarte mit Gemarkungsgrenzen,<br />
1 : 125 000, Gotha 2008.<br />
• Löffler, S.: Geschichte des Klosters Reinhardsbrunn<br />
nebst einer Baugeschichte des Schlosses<br />
Reinhardsbrunn, Erfurt und Waltershausen<br />
2003.<br />
• ders.: Geschichte der Stadt Waltershausen I,<br />
Waltershausen 1959.<br />
• Koch, E., Reinhardsbrunn, Kloster – Schloss –<br />
Evangelisches Stift, Regensburg 1996, S. 8.<br />
• Kohlstock, K.: Entdeckungsreisen in der<br />
Heimat, Heft 28, Waltershausen, Inselsberg,<br />
Friedrichroda, Gotha 1926, S. 28ff.<br />
• Rödl, E. und Bause, G.: Zweites Heimatbuch<br />
von Schnepfenthal-Rödichen – Fakten und Begebenheiten<br />
aus der Geschichte eines Thüringer<br />
Waldsaumdorfes, Schnepfenthal-Rödichen<br />
2005, S. 31.<br />
• Roob, H.: Das Gothaer Land – 7000 Jahre Geschichte<br />
und Kultur der Landschaft zwischen<br />
Rennsteig und Unstrut, Gotha 1996, S. 62ff.<br />
• Weidner, A.: Die Geschichte der Fluß- und<br />
Teichwirtschaft im Kreis Gotha und seinen angrenzenden<br />
Gebieten, Ernstroda 1952, S. 62ff.<br />
46
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Teiche zwischen Ohra und Hörsel - Teil 6<br />
Ende / letzter Teil<br />
Erlebachteich<br />
zwischen Ohrdruf und Crawinkel<br />
Dieser flache, schwarzschlammige Teich wird<br />
vom Erlebach durchflossen und fällt in den<br />
Sommer monaten oftmals trocken. Nahezu die<br />
gesamte Teichfläche ist mit Teichschachtelhalm<br />
bewachsen. Hier wurden in den letzten Jahren<br />
etwa 15 Libellenarten angetroffen. Nicht sicher<br />
belegt ist das Vorkommen der Großen Moosjungfer<br />
Leucorrhinia pectoralis, eine in ganz Deutschland<br />
sehr seltene Art, welche ihren Verbreitungsschwerpunkt<br />
in den norddeutschen Niederungen<br />
besitzt. Die Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx<br />
splendens ist ab und zu als Gast zu sehen, besiedelt<br />
überwiegend größere Bäche und Flüsse<br />
(Hörsel, Nesse, Unstrut).<br />
1<br />
zu erfassen. Im Jahr 2009 betreute Frau Manuela<br />
Reuter aus Ohrdruf den „Krötenzaun“ jeden Tag<br />
von März bis Mai und rettete einigen Tausend<br />
Lurchen das Leben, da der in den letzten Jahrzehnten<br />
stark angewachsene Autoverkehr keine<br />
gefahrlose Überquerung mehr zulässt. Dabei stellte<br />
sich heraus, das der Erlebachteich ein wichtiger<br />
Massenlaichplatz für den Grasfrosch Rana temporaria<br />
im Landkreis Gotha ist. Insgesamt wurde<br />
2009 die hohe Zahl von 1124 adulten (erwachsenen)<br />
Exemplaren des Grasfrosches registriert.<br />
An weiteren Arten sind zu nennen: Teichfrosch,<br />
Erdkröte, Teich-, Berg- und Kammmolch. Bemerkenswert<br />
war der aktuelle Nachweis einiger<br />
Exemplare des Fadenmolches, welcher sonst nur<br />
in den Gebirgslagen des Thüringer Waldes anzutreffen<br />
ist. Auch einige wandernde Blindschleichen<br />
und Wald eidechsen fielen in die Eimer des<br />
„Krötenzaunes“.<br />
Naturschutzfachlich äußerst wertvoll sind<br />
auch die umgebenden Feuchtwiesen am<br />
Erlebach. Hier wachsen bedrohte Pflanzen,<br />
wie die Sibirische Schwertlilie, das Breitblättrige<br />
Knabenkraut, die Trollblume oder<br />
der Fieberklee. Einige Flächen werden mit<br />
Heckrindern extensiv beweidet. Die kleine<br />
2<br />
Typisch und wertgebend für die stehenden Gewässer<br />
am Erlebach sind allerdings die Glänzende<br />
Binsenjungfer Lestes dryas sowie die Gefleckte<br />
Heidelibelle Sympetrum flaveolum, welche die<br />
temporär wasserführenden Weiher in hohen Individuenzahlen<br />
(mehr als 500) besiedeln können!<br />
In verschiedenen Jahren wurden Amphibienschutzzäune<br />
an der Bundesstraße errichtet, um<br />
die Größe und den Artenbestand der Lurchpopulationen<br />
während ihrer Frühjahreswanderungen<br />
48
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
3<br />
5<br />
Moorwiese an der „Schlehenpfütze“ dagegen<br />
wird durch Mitglieder des Naturschutzbundes,<br />
Kreisverband Gotha e.V.<br />
regelmäßig gemäht. Hier treffen wir auf<br />
typische Moorpflanzen und tyrphobionte<br />
Wasserinsekten, welche ansonsten nur<br />
4<br />
noch in den Hochmooren der Kamm lagen<br />
des Thüringer Waldes leben.<br />
Bemerkenswert sind auch zwei Tag falterarten,<br />
welche europaweit unter Schutz<br />
gestellt worden sind. In den letzten 4 Jahrzehnten<br />
nahmen die Bestände des „Goldenen<br />
Scheckenfalters“ Euphydryas aurinia<br />
in ganz Europa drastisch ab (ULRICH<br />
2003). Deshalb erfolgte seine Aufnahme<br />
als besonders zu schützende Art des An-<br />
49
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
hangs II der europäischen Fauna-Flora-Habitat-<br />
Richtlinie (FFH). In der Roten Liste Thüringen<br />
wird Euphydryas aurinia als stark gefährdet<br />
(Kategorie 2) und in der Roten Liste Deutschland<br />
ebenfalls als stark gefährdet aufgeführt. <strong>Der</strong><br />
Feuchtwiesenstamm (hier ist die Nahrungspflanze<br />
Teufelsabbiss Succisa pratensis) ist in Thüringen<br />
und anderen Bundesländern nahezu ausgestorben.<br />
Eine letzte mittelgroße Population von E. aurinia<br />
befindet sich entlang des FFH-Gebietes am Erlebach<br />
zwischen Crawinkel und Ohrdruf am Nordrand<br />
des Thüringer Waldes im Landkreis Gotha.<br />
Hier sind nur die Falter des Feuchtwiesenstammes<br />
zu erwarten. Im Landkreis Gotha existieren auch<br />
einige wenige Populationen des Trockenstammes,<br />
u. a. auf den relativ ausgedehnten Schafhutungen<br />
mit der Hauptraupenfutterpflanze Tauben-Skabiose<br />
Scabiosa columbaria auf dem TÜP Ohrdruf sowie<br />
ehemaligen Militärflächen (GLB „Kriegberg“<br />
bei Trügleben oder am „Kindel“ bei Haina).<br />
<strong>Der</strong> Dunkle Wiesenknopf Ameisenbläuling Maculinea<br />
nausithous, ebenfalls eine FFH-Schmetterlingsart,<br />
ist in Thüringen nicht selten und auf<br />
mehr als 80 Messtischblattquadranten ab 1990<br />
kartiert worden (THUST et al. 2006). Das Vorkommen<br />
im Landkreis Gotha liegt jedoch an der<br />
nordwestlichen Verbreitungsgrenze in Thüringen!<br />
Die hygrophile Feuchtwiesenart besiedelt überwiegend<br />
einschürige Mähwiesen mit reichen Beständen<br />
des Großen Wiesenknopfes.<br />
<strong>Der</strong> Dunkle Wiesenknopf Ameisenbläuling<br />
(Abb.2) ist in seinem Lebenszyklus – neben der<br />
einzigen Raupenfutterpflanze Großer Wiesenknopf<br />
– an eine andere Insektenart, an die Ameise<br />
Myrmyca rubra gebunden. Nach der kurzen Flugzeit<br />
von Anfang Juli bis Mitte August legt das<br />
Weibchen zwischen 250 – 500 Eier an den Blütenständen<br />
des Großen Wiesenknopfes ab. Dort bohren<br />
sich die Larven ein und fressen die Blüten aus.<br />
Ende August bis Anfang September locken dann<br />
die Raupen mit einem ausgesonderten süßen Sekret<br />
die Knoten-Ameisenart Myrmica rubra an.<br />
Die Ameisen tragen die Raupen in ihre Bodennester<br />
und füttern sie als vermeintlichen Nahrungsspender.<br />
Tatsächlich frisst eine Bläulingsraupe<br />
etwa 600 Ameisenlarven bis zur Verpuppung.<br />
Auch die Überwinterung erfolgt im vor Fressfeinden<br />
geschützten Bodennest der Ameisen.<br />
Kiesgrube Georgenthal<br />
In der Flussaue der Apfelstädt zwischen Georgenthal<br />
und Herrenhof im Landkreis Gotha wurde<br />
in den letzten Jahrzehnten Kiesabbau betrieben.<br />
Im Zuge der natürlichen Sukzession entwickelten<br />
sich die ehemaligen Kiesgruben zu mesotrophen<br />
Klarwasserseen mit reicher submerser Vegetation.<br />
Die Herrenhöfer Kiesgruben geben insgesamt<br />
32 Libellen-Arten Lebensraum, dies entspricht<br />
der Hälfte aller in Thüringen heimischen Arten<br />
dieser Insektenordnung. Bemerkenswert ist der<br />
Erstnachweis der Feuerlibelle und Zweitnachweis<br />
der Östlichen Moosjungfer für Thüringen<br />
(BELLSTEDT & KAISER 2008, KAISER &<br />
BELLSTEDT 2004, MEY 2003)!<br />
Libellen stechen nicht, sie sind für den Menschen<br />
völlig harmlose Wasserinsekten. Sie haben weder<br />
einen Stechrüssel am Kopf, noch einen Giftstachel<br />
am Hinterleib. Aber Libellen sind „neugierig“ und<br />
können mit ihren großen Facettenaugen erstaunlich<br />
gut sehen.<br />
Die Larven der Flugkünstler entwickeln sich im<br />
feuchten Element. Dabei haben sie eine Verwandlung<br />
(Metamorphose) direkt von der Larve zum<br />
Vollinsekt (Imago), also kein Puppenstadium, wie<br />
wir es von Schmetterlingen kennen. Nach dem<br />
Schlupf bleibt die leere Larvenhülle (Exuvie) an<br />
der Ufervegetation zurück.<br />
Bei fast allen heimischen Libellenarten dauert der<br />
Lebenszyklus ein Jahr. Die räuberischen Larven<br />
benötigen etwa 9 bis 10 Monate zum Heranwachsen<br />
und häuten sich mehrmals, bei einigen Arten<br />
mehr als 12x. Ist die Libelle dann geschlüpft, fol-<br />
6<br />
50
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
7<br />
gen Paarung und Eiablage und die Flugzeiten der<br />
Imagines betragen meist nur wenige Wochen.<br />
Etliche Libellenarten besitzen eine enge Lebensraumbindung,<br />
besiedeln nur bestimmte Biotope,<br />
wie Hochmoore oder kalkhaltige kleine Quellbäche.<br />
Diese Spezialisten mit inselartiger Verbreitung<br />
sind besonders gefährdet. Aufgrund ihrer<br />
Artenfülle und Spezialisierung sowie sehr guter<br />
Kenntnisse von Verbreitung und Ökologie eignen<br />
sich Libellen als Bioindikatoren, zur Beschreibung<br />
von Veränderungen der Umwelt.<br />
Die Flora und Vegetation sowie die gesamte Fauna<br />
(u.a. Heuschrecken, Wildbienen und Vögel) sind<br />
in einem Schutzwürdigkeitsgutachten vom Büro<br />
für Landschaftsplanung Dipl.-Ing. (FH) Kerstin<br />
Beckert, Eschenbergen (Bearbeiter Dipl.-Biol.<br />
Cornelia Schuster unter Mitarbeit des NABU, Naturschutzbund<br />
Deutschland, Landesverband Thüringen,<br />
Kreisverband Gotha e.V.) zum Geschützten<br />
Landschaftsbestandteil (GLB) „Kiesgruben<br />
Herrenhof/Georgenthal“ zusammengefasst worden<br />
(SCHUSTER 2006).<br />
Jens Kaiser beobachtete und fotografierte sehr<br />
intensiv seit zwei Jahrzehnten die Libellenfauna<br />
der Kiesgruben bei Herrenhof. Er war als Baumaschinist<br />
an der Kiesförderung sowie bei der<br />
anschließenden Rekultivierung selbst praktisch<br />
beteiligt. Immer wieder kam es zu freundschaftlichen<br />
Begegnungen mit dem ortsansässigen<br />
Naturschutzbeauftragten Arno Hacker (1921-<br />
2007), Georgenthal, welcher mit Rat und Tat die<br />
Renaturierung des Kiesgrubenareals jahrelang<br />
unermüdlich vorantrieb. Frau Petra Schache,<br />
Leiterin des Fachdienstes Naturschutz und Landschaftspflege<br />
beim Landratsamt Gotha unterstützte<br />
maßgeblich die Renaturierung des Kiesgrubengeländes,<br />
die floristischen und faunistischen<br />
Untersuchungen sowie den Schutz der Auenlandschaft.<br />
Teiche zwischen Ohra und Hörsel<br />
Redaktion /Autor: Ronald Bellstedt, Gotha<br />
Fotoautoren:<br />
(1) – Erlebachteich mit Teichschachtelhalm –<br />
Thomas Andrusch, Engelsbach<br />
(2) – Dunkler Wiesenknopf Ameisen bläuling –<br />
Ronald Bellstedt, Gotha<br />
(3) – Erlebachteich – R. Bellstedt, Gotha<br />
(4) – Grasfrösche – R. Bellstedt, Gotha<br />
(5) – Goldener Schneckenfalter – R. Bellstedt<br />
(6) – Feuerlibelle – Jens Kaiser<br />
(7) – Kiesgrube Georgenthal –<br />
Heidmarie Mainas, Ohrdruf<br />
Quelle: Kalender „Teiche 2010“<br />
Gemeinschaftsprojekt der IWU & NABU<br />
51
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im Hörselberg-<strong>Bote</strong>n Nr. 82 bis 87<br />
mit freundlicher Unterstützung<br />
von:<br />
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52
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
<strong>Der</strong> Teppich von Farnroda mit Bildern<br />
zum zweibeweibten Grafen von Gleichen<br />
Kaum eine andere Geschichtssage aus Thüringen<br />
ist so bekannt und populär wie die vom Grafen<br />
von Gleichen mit seinen zwei Frauen. Im monogamen<br />
christlichen Mittelalter soll ihm ausnahmsweise<br />
ein zweites Eheweib gestattet gewesen<br />
sein, weil eine Schöne aus dem Morgenlande<br />
ihn nach einem fehlgeschlagenen Kreuzzug aus<br />
der Sklaverei erlöste, die dafür versprochene Ehe<br />
vom Papst genehmigt und von der ersten Gattin<br />
zu Hause anerkannt wurde.<br />
Dabei handelte es sich um eine Wandersage, die so<br />
oder in ähnlicher Form auch von anderen Kreuzrittern<br />
erzählt wurde. In Thüringen allein schrieb<br />
man sie außerdem einem Ernst von Oppurg, einem<br />
Ritter von Gera und einem Schenken von Vargula<br />
zu. In der Altmark soll ein Herr von Jagow auf<br />
Aulosen, im Hennegau Gilion de Trasigny, des<br />
Weiteren ein Ritter Brömser von Rüdesheim, ein<br />
Hermann von dem Borne und ein Wittig von Jordan<br />
ein derartiges Schicksal erlitten haben.<br />
Bildhafter Beweis für die Verbindung mit dem<br />
Grafen von Gleichen war eine Grabplatte aus der<br />
Kirche des Erfurter Petersklosters - heute im Dom<br />
- die den Grafen zwischen zwei Frauen darstellt.<br />
Dabei hatte er sicherlich die zweite Frau erst<br />
nach dem Tod der ersten geheiratet. Die tatsächlichen<br />
mittelalterlichen Personen sind im Dunkel<br />
der Geschichte hinter der Sage verschwunden,<br />
die immerhin Luther und Melanchthon für wahr<br />
hielten und zur Rechtfertigung der Doppelehe<br />
des hessischen Landgrafen Philipp von 1540 ins<br />
Feld führten. Allerdings nahm der Hesse nicht den<br />
Umweg über Palästina, sondern wählte einen direkten<br />
Zugang.<br />
Historiker und Schriftsteller des 16. und 17. Jahrhunderts<br />
erwähnten die Mär immer einmal wieder,<br />
bis der Jenaer Universitätsprofessor Caspar<br />
Sagittarius (1643-1694) sie in seiner Geschichte<br />
der Grafschaft Gleichen ausführlich schilderte<br />
und einige Zeugnisse benannte. Das Geschichtswerk<br />
legte er 1683 in handschriftlicher Form beim<br />
Fürstenhof vor; abgeschlossen soll er es aber 1692<br />
haben. Doch erst nach seinem Tod wurde es 1732<br />
abgedruckt. Heute befindet sich das handschriftliche<br />
Original ohne eigentliches Titelblatt und<br />
ohne Datierung in der Handschriftenabteilung der<br />
Jenaer Universitätsbibliothek, wobei die Abzeichnung<br />
des Farnrodaer Teppichs, auf den gleich eingegangen<br />
wird, in einer externen Mappe beiliegt.<br />
Als eines der Beweisstücke nannte Sagittarius -<br />
und nun kommt das Gebiet um die Hörselberge<br />
ins Spiel - einen Bildteppich (oder -tapete), den<br />
er 1677 im ehemaligen burggräflichen Schlosse<br />
zu Farnroda sah. Das Schloss war nach einem<br />
Brand des Vorgängerbaus in jenem Jahre errichtet<br />
worden und stand zwischen Schlossteich und<br />
Ortszentrum, bis es erst in den letzten Jahrzehnten<br />
Die Grabplatte des Grafen von Gleichen mit<br />
den beiden Frauen, heute im Erfurter Dom.<br />
Vernachlässigung, Baufälligkeit und Abriss zum<br />
Opfer fiel.<br />
Als Sagittar Farnroda besuchte, war das Schloss<br />
also gerade fertig geworden, und zwar als Steinbau<br />
mit einer der Gotik nachempfundenen Ausstattung.<br />
Dem Jenaer Professor ermöglichte der<br />
Bau- und Schlossherr, der Burggraf Georg Ludwig<br />
von Farnroda, eine Nachzeichnung seines<br />
Teppichs, womit er einen am Ort ansässigen Maler<br />
beauftragte, wie ein Schreiben vom 17. Juli 1677<br />
53
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
wiedergibt. Am 9. Mai 1678 erfolgte die Übersendung<br />
an Sagittarius, der sie der handschriftlichen<br />
Fassung seiner Geschichte der Grafschaft Gleichen<br />
beigab.<br />
Bildnis der Morgenländerin bei<br />
Sagittarius (1732).<br />
Ein hohes Alter des Bildwerks ist wohl auszuschließen.<br />
Sagittar bemerkte damals eine Frische<br />
der Farben, die aus einer Restaurierung<br />
in seinem (dem 17.) Jahrhundert herrühren<br />
müsse. Wie später Vulpius weist er darauf hin,<br />
dass die Farben nicht gewirkt, sondern aufgemalt<br />
sind. Sagittarius vermutet eine Übermalung<br />
der einstigen Farbfäden, während in einer<br />
Publikation von 1935 auf ein ursprüngliches<br />
Ölgemälde statt eines gewirkten Stoffbildes geschlossen<br />
wird.<br />
Von einem Teppich mit Bildern der Sage hatte zuerst<br />
Michael Sachse als Augenzeuge geschrieben,<br />
dessen Bericht selbst nicht erhalten, aber durch<br />
Hinweise späterer Autoren nachvollziehbar ist.<br />
Er war von 1587 bis 1593 Hofprediger zu Tonna,<br />
dem damaligen Hauptsitz der Grafen von Gleichen<br />
(-Tonna). Das Gewebe mit den aufgemalten<br />
Bildern habe sich auf der Burg Gleichen befunden<br />
und sei durch Diener veruntreut worden, mutmaßte<br />
Melissantes. Da in jene Zeit der Ausbau des<br />
dortigen Herrenhauses von 1588 fiel, wird eine<br />
Anfertigung zu dessen Ausstattung vermutet. Das<br />
Exponat von Burg Gleichen ging aber wohl vorerst<br />
nicht verloren, sondern kam als Hochzeitsgut<br />
regulär nach Farnroda, wie jedenfalls außer Sagittarius<br />
auch Melissantes meinte.<br />
<strong>Der</strong> unter dem angenommenen Namen Melissantes<br />
bekannt gewordene Johann Gottfried Gregorii<br />
(oder Gregorius, 1685-1770) hatte in seiner Abhandlung<br />
über deutsche Bergschlösser von 1721<br />
Die Bildfolge entpuppt sich nicht zuletzt anhand<br />
abgebildeter Sachen wie eines Feuermörsers<br />
als Phantasieprodukt. Dieser Mörser<br />
gehört zu den Feuerwaffen und kam frühestens<br />
im späten 15. Jahrhundert in der Kriegstechnik<br />
zum Einsatz, wogegen der Graf mit den beiden<br />
Ehefrauen in der Sage zur Zeit der hl. Elisabeth<br />
und ihres landgräflichen Gatten Ludwig IV. in<br />
den 1220er Jahren Kreuzzug und Gefangenschaft<br />
erlebt haben soll. Außerdem erschließt<br />
sich die Entstehungszeit des Teppichs aus den<br />
dargestellten Trachten, die in der zweiten Hälfte<br />
des 16. Jahrhunderts anzusiedeln sind.<br />
Die Rückkehr des Grafen von Gleichen -<br />
Moritz von Schwind, 1864, Öl auf Leinwand.<br />
54
Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
noch vor dem Druck des Sagittarius-Werks von<br />
1732 die Einzelbilder des Teppichs beschrieben.<br />
Offenbar hatte er die handschriftliche Fassung<br />
eingesehen, denn seine Bilddarstellungen entsprechen<br />
ziemlich genau denen des Jenaer Professors,<br />
von dem er sie sicherlich entnommen hat.<br />
Vielleicht tauchte in Farnroda aber doch eine<br />
Kopie des Originals von der Burg Gleichen auf,<br />
die angeblich auf Veranlassung einer Gräfin Margarethe<br />
im 16. Jahrhundert angefertigt worden<br />
ist. Jene Gräfin Margarethe von Gleichen (1556-<br />
1619) heiratete im Jahre 1600 in zweiter Ehe den<br />
Burggrafen Georg von Kirchberg (†1641), dem<br />
sie auf dessen Schloss nach Farnroda folgte, dort<br />
verstarb und auch beerdigt wurde. Sie kann das<br />
gute Stück im Hochzeitsgut mitgebracht haben.<br />
Kurz nach ihrem Tode musste der Teppich im<br />
Jahre 1620 einen Brand überstehen, dem zwei<br />
Flügel des Farnrodaer Schlosses zum Opfer fielen.<br />
Vielleicht büßte der Teppich dabei Wappenteile<br />
ein, von denen Sachse noch wusste, die aber<br />
in späteren Darstellungen fehlen.<br />
Vom vermutlich authentischen Schicksal des<br />
Farnrodaer Bildteppichs berichtete der Schwager<br />
Sammlung:<br />
Horst Rödger<br />
Schloss und Rittergut Farnroda (Zeichnung: Polack um 1850).<br />
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55
Erste Szene des Bildteppichs in Nachzeichnung: Abschied des Grafen von Gleichen.<br />
Goethes, der Bibliothekar an der Weimarer Bibliothek<br />
Christian August Vulpius (1762-1827)<br />
in seiner Zeitschrift über Kuriositäten von 1815.<br />
Den Teppich, den er „Tapeten“ nannte und der<br />
sich offenbar am Wohnort von Vulpius in Weimar<br />
befand, hatte er vor sich liegen. <strong>Der</strong> Goethe-<br />
Schwager vermutete eine Verkleinerung und eine<br />
Bildteppich in Farnroda nach<br />
Sagittarius 1677<br />
1. <strong>Der</strong> Graf verabschiedet sich von Frau und<br />
Kindern.<br />
2. <strong>Der</strong> Graf zieht wohl gerüstet ins Feld.<br />
3. Nun wird der Graf gefangen genommen und<br />
in Ketten geschlagen.<br />
4. Die Morgenländerin nimmt ihn bei seiner<br />
harten Feldarbeit gewahr und bespricht sich<br />
mit ihm.<br />
5. Graf und Morgenländerin besteigen das<br />
Schiff zur Rückfahrt.<br />
6. Die erste Gemahlin wird durch ein Schreiben<br />
unterrichtet.<br />
7. <strong>Der</strong> Papst erteilt die Erlaubnis (Dispens) zur<br />
dargestellten Trauung des Grafen mit seiner<br />
Befreierin.<br />
8. Beim Einzug ins heimatliche Schloss werden<br />
sie von der ersten Gemahlin empfangen.<br />
verfälschende Übermalung gegenüber dem Zustand<br />
in Farnroda, da einige Motive nicht mehr<br />
vorhanden waren und andere einst nicht erwähnte<br />
Szenen nun zu sehen wären. Doch halten wir uns<br />
die bei Vulpius beschriebenen acht Szenen vor<br />
Augen und vergleichen sie mit denen bei Sagittarius<br />
in Farnroda:<br />
Bildteppich in Weimar nach<br />
Vulpius 1815<br />
1. <strong>Der</strong> Graf bricht mit seiner Mannschaft zum<br />
Kriegszug auf; im Hintergrund das Schiff<br />
und die Gleichen-Burgen.<br />
2. <strong>Der</strong> Graf und seine Mannschaft sind mit dem<br />
Schiff gelandet.<br />
3. In der Schlacht verliert der Graf seinen Helm,<br />
wird gefangen und gefesselt.<br />
4. Die Morgenländerin und der mit Trinkbecher<br />
versehene Graf bereden sich.<br />
5. In Rom traut ein Bischof das ungleiche Paar,<br />
und der Papst überreicht den Brief mit der<br />
Erlaubnis (Dispens).<br />
6. Ein <strong>Bote</strong> (oder der unkenntlich gewordene<br />
Graf) überbringt die Nachricht von seiner<br />
Ankunft.<br />
7. Die Morgenländerin reitet auf einem Kamel<br />
in Begleitung von Kammerfrau und Gefolge<br />
herbei.<br />
8. <strong>Der</strong> Graf liegt im Sterben, ein Kaplan segnet<br />
ihn und die deutsche Gemahlin sitzt weinend<br />
dabei.<br />
56
Letzte Szene des Bildteppichs: Rückkehr des Grafen von Gleichen mit der Morgenländerin.<br />
Vergleicht man die einzelnen Themen - die Bildausgestaltung<br />
muss offen bleiben - in beiden Versionen<br />
miteinander, so stimmen sie bis Nummer<br />
4 überein. Die Nummer 5 bei Sagittarius mit der<br />
Schiffsbesteigung ist bei Vulpius ausgelassen,<br />
während die nächsten drei bei veränderter Abfolge<br />
wohl wieder einander gleichen. Für die ausgelassene<br />
Nummer 5 ersetzt die Fassung bei Vulpius<br />
am Schluss jene Sterbeszene mit der weinenden<br />
Gattin. Die von ihm beschriebenen Szenen stimmen<br />
somit nicht mit den Abbildungen auf der<br />
Sagittarius-Kopie überein. Folglich muss er ein<br />
anderes Exemplar, wahrscheinlich sogar das<br />
Original aus Farnroda, eingesehen haben.<br />
Zwischen Sagittarius (1677) und Vulpius<br />
(1815) haben einige Autoren das Schicksal<br />
des Bildwerks unterschiedlich beschrieben,<br />
doch geben sie ihre Informationsquellen nicht<br />
an. Somit muss sein Verbleib, wenngleich mit<br />
gewisser Wahrscheinlichkeit rekonstruierbar,<br />
letztlich im Unklaren bleiben. Heute gilt er als<br />
verschollen. Nach der einen Version soll der<br />
Teppich 1794 noch auf dem Schloss zu Farnroda<br />
vorhanden gewesen und beim Aussterben<br />
derer von Kirchberg-Farnroda 1797 eigentumsrechtlich<br />
an Herzog Karl August von Sachsen-<br />
Weimar und Eisenach gefallen sein. Noch<br />
1814 befand sich der Teppich nachweisbar in<br />
Farnroda, doch wurde er im selben Jahr vom<br />
Herzog per Befehl nach Weimar angefordert.<br />
Deshalb konnte ihn Vulpius 1815 in Augenschein<br />
nehmen und beschreiben. Nach einer<br />
anderen Version soll das Farnrodaer Exemplar<br />
eher nach Weimar gelangt und beim dortigen<br />
Schlossbrand von 1774 zerstört worden sein.<br />
Die inzwischen (2005) abgedruckte Sagittarius-<br />
Abzeichnung aus der Jenaer Universitäts- und<br />
Landesbibliothek ist ungefähr 20 cm hoch und<br />
gut 2 m lang und zur Sicherheit auf Leinen aufgeklebt.<br />
Diese recht detaillierte Kopie ist heute<br />
das maßgebliche Dokument zum Bildinhalt des<br />
im späten 16. Jahrhundert angefertigten Sagenteppichs<br />
von der Burg Gleichen bzw. aus dem<br />
Schloss Farnroda.<br />
H.S. Redaktion<br />
Literatur:<br />
• Casparis Sagittarii, der H. Schrifft Doctoris,<br />
und Historiarum Professoris zu Jena ...<br />
gründliche und ausführliche Historia der<br />
Grafschafft Gleichen ... ans Licht gestellet<br />
von Ernst Salomon Cyprian ... Franckfurt am<br />
Mayn, bey Frantz Varrentrapp, 1732. [Reprint<br />
Bad Langensalza 2009]<br />
• Nachtrag zu den Erzählungen von dem doppelt<br />
beweibten Grafen von Gleichen ... In:<br />
[Christian August Vulpius:] Curiositäten der<br />
physisch-literarisch-artistisch-historischen<br />
Vor- und Mitwelt. 4(1815), S. 289-302<br />
• Ludwig Friedrich Hesse: Kritische Untersuchung<br />
der Sage von der Doppelehe eines<br />
Grafen von Gleichen. In: Archiv für Sächsische<br />
Geschichte. 1(1863), S. 241-288<br />
• Adolf Werneburg: Die Sage vom zweibeweibten<br />
Grafen von Gleichen. In: Mitteilungen<br />
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde<br />
von Erfurt. 6(1874), S. 59-124<br />
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Urwald-Life-Camp Harsberg um ein neues<br />
Kunstwerk reicher<br />
Bis zur letzten Minute wurde auf dem Gelände<br />
des Urwald-Life-Camps auf dem Harsberg bei<br />
Lauterbach noch gefräst, gebohrt und gehämmert.<br />
Dann Punkt 13 Uhr freute sich der Stellvertretende<br />
Nationalparkleiter Rüdiger Biehl, dass er das neue<br />
Kunstwerk „Urwaldstück“ bei strahlendem Sonnenschein<br />
einem interessierten Besucherkreis aus<br />
Bürgermeistern der Region, Hainichlandgastgebern<br />
und anderen Partnern vorstellen konnte. Tags<br />
zuvor hatte andauernder Nieselregen die Aufbauarbeiten<br />
erschwert. Gemeinsam mit dem Naturparkleiter<br />
Dr. Johannes Hager und Herbergsvater<br />
Volker Harting eröffnete Rüdiger Biehl die Feierstunde.<br />
„Urwaldstück“ so nennt der Holzkünstler<br />
Heiko Lindner aus Rudolstadt sein Kunstwerk.<br />
Es sind Fantasiebäume, die zum Staunen einladen<br />
und auch zum Verweilen, denn die Bäume sind<br />
durch eine Sitzgelegenheit miteinander verbunden.<br />
Heiko Lindner hat einen besonderen Blick<br />
für die Orte, an denen seine Holzskulpturen einmal<br />
stehen werden und natürlich für die Menschen,<br />
die seine Werke in Besitz nehmen sollen.<br />
Viele Spielplätze in Thüringen hat er gebaut, auch<br />
europaweit ist er unterwegs. Für die Nationalparkverwaltung<br />
ist er ein wichtiger Partner in Sachen<br />
Holzkunst. Schon am Baumkronenpfad stellte er<br />
sein Können unter Beweis und die übergroßen<br />
Leittiere, wie Fledermaus, Specht oder Wildkatze,<br />
die gerne als Fotomotiv genutzt werden, stammen<br />
aus seiner Hand.<br />
Gemeinsam mit dem Künstler waren zwei Tage<br />
lang 9 Freiwillige der Lebenshilfe Erfurt e.V.<br />
unter Aufsicht des Leiters der Wohnstätte 10a,<br />
Silvio Varga, auf dem Gelände der Jugendherberge<br />
aktiv. Sie halfen beim Aufbau des großen<br />
Holzkunstwerkes und erneuerten unter Anleitung<br />
des Rangers Axel Ziehn<br />
einen Bohlensteg. Auch<br />
als Maler zeigten sie sich<br />
geschickt und verschönerten<br />
das Forscherzelt.<br />
Marco Spilling von der<br />
Lebenshilfe hatte erst<br />
kurz zuvor einen Förderpreis<br />
in einem bundesweiten<br />
Malwettbewerb<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
gewonnen.<br />
Ermöglicht wurde das<br />
Kunstprojekt durch Bundeskanzlerin<br />
Angela<br />
Merkel, die im vergangenen<br />
Jahr den Midori-<br />
Preis, einen „Spezialpreis<br />
zum Internationalen Jahr<br />
der Biodiver siät“ von der<br />
japanischen AEON-Umwelt-Stiftung<br />
verliehen<br />
be kam und die damit verbundenen finanziellen<br />
Mittel dem EURO PARC-Projekt „Ehrensache<br />
Natur“ zur Verfügung stellte. EUROPARC ist<br />
die Dachorganisation der Nationalen Naturlandschaften.<br />
Vorstandsmitglied Dr. Johannes Hager<br />
unterstrich in seiner Eröffnungsrede den Wert der<br />
Freiwilligenarbeit, ohne die viele Dinge im Umweltbereich<br />
nicht möglich wären. Herbergsvater<br />
Volker Harting bedankte sich herzlich bei allen<br />
Beteiligten: „Dass gerade hier am Kulminationspunkt<br />
der Zusammenarbeit von Nationalpark,<br />
Naturpark und Jugendherberge dieses Kunstwerk<br />
60
Rhönklub Zweigverein Eisenach e.V. gegr. 1879<br />
DATUM<br />
Sa 14.01.12<br />
Sa 28.01.12<br />
Sa 11.02.12<br />
Sa 25.02.12<br />
Sa 10.03.12<br />
Sa 24.03.12<br />
Veranstaltungen im 1. Quartal 2012<br />
Wanderung zum Burschenschaftsdenkmal<br />
Rundwanderweg: Carl-Alexander-Denkmal – Burschenschaftsdenkmal – Mosbacher<br />
Linde – Herzogseiche – Breitengescheid – Prinzenteich<br />
Diethard Puschner* / Treffpunkt: 9.00 Uhr am Carl-Alexander-Denkmal<br />
Jahreshauptversammlung im "Augustiner Bräu" in Eisenach<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des Rhönklubs ZV Eisenach bittet um rege Beteiligung!!!<br />
Wanderung zur Landgrafenschlucht<br />
Rundwanderweg: Carl-Alexander-Denkmal – Johannistal – Ludwigsklamm –<br />
Herzogseiche – Landgrafenschlucht – Mariental – Prinzenteich<br />
Diethard Puschner* / Treffpunkt: 9.00 Uhr am Carl-Alexander-Denkmal<br />
Wanderung zum Milmesberg<br />
Bahnhof Marksuhl – Eckardtshausen – Wolfsburg/Unkerode<br />
Rudi Eckardt* / 8.45 Uhr (1)**<br />
Wanderung zur Sängerwiese<br />
Carl-Alexander-Denkmal – Reutervilla – Elisabethplan – Sängerwiese – Teufelskanzel –<br />
Eisenach Weststadt, Diethard Puschner* / Treffp.: 9.00 Uhr am Carl-Alexander-Denkmal<br />
Wanderung zu den Märzenbechern<br />
Frühlingswanderung zum Großen Hörselberg, Brigitte Wilkens* / 8.45 Uhr (1)**<br />
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Allen Mitgliedern und Freunden des Rhönklubs wünschen wir ein fröhliches<br />
Weihnachtsfest und ein gutes und gesundes neues Jahr 2012!<br />
Strecke<br />
ca. 10 km<br />
ca. 9 km<br />
ca. 9 km<br />
bzw. 15 km<br />
ca. 10 km<br />
ca. 10 km<br />
*Wanderführer(in) / **Treffpunkte zu den Wanderungen: (1) DB-Hauptbahnhof Eisenach / (2) Busbahn<br />
hof Eisenach • Terminänderungen? - Bitte auch Mitteilungen in der Tagespresse beachten!<br />
Zu unseren Wanderungen sind alle Natur- und Heimatfreunde sowie Freunde des Rhönklubs<br />
immer herzlich eingeladen. Frisch Auf!<br />
Nähere INFO und Teilnahmemeldung bitte an Gerda Jäger<br />
Berka/Werra • Tel. 036922 - 28436 (bitte auch Anrufbeantworter nutzen!)<br />
aufgebaut wurde, ist uns eine ganz große Ehre!“<br />
Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsfeier<br />
vom Posaunenchor aus Mihla. Gemeinsam zerschnitten<br />
Rüdiger Biehl, Axel Strelzig und Dr.<br />
Johannes Hager das symbolische Band um das<br />
Kunstwerk.<br />
„Es waren zwei schöne Tage und gerne kommen<br />
wir wieder!“ meinten die Freiwilligen Mitstreiter<br />
der Lebenshilfe e.V. beim Abschied am Nachmittag,<br />
als sie mit ihren Kleinbussen wieder zurück<br />
nach Erfurt fuhren. Sie freuen sich schon auf weitere<br />
gemeinsame Projekte.<br />
Susanne Merten<br />
Blumenhaus und Gärtnerei<br />
Birgitt Stahl<br />
Floristik aller Art<br />
Gartengestaltung • Landschaftsbau<br />
Grabbepflanzung<br />
Pflasterarbeiten • Winterdienst<br />
99846 Seebach • Neue Straße 42<br />
Tel./Fax 036929 - 88952 / Mobil 0171 - 5040718<br />
info@blumenhaus-stahl.de<br />
61
Aus dem Programm:<br />
» Heimatliteratur<br />
» Flyer & Prospekte<br />
» Visiten-& Postkarten<br />
» Festschriften<br />
Hörselberg-<strong>Bote</strong><br />
Frühlingsausgabe Nr. 88<br />
Redaktionsschluss<br />
18. Februar 2012<br />
erscheint am: 10. März 2012<br />
JAHRES-ABO Hörselberg-<strong>Bote</strong> inkl. Versandkosten 14,50 EURO<br />
Inhaltsübersicht:<br />
Seite:<br />
Impressum:<br />
Neujahrswünsche ~ FRIEDEN ......................................3<br />
Thüringer Monatsblätter Nr. 38 (11 Seiten)<br />
Heimat am Inselsberg / Inselsbergtreffen ......................5<br />
20 Jahre Thür. Wanderverband - Festveranstaltung in<br />
Eisenach / Berghof / Burschenschaftsdenkmal .............6<br />
Europäischer Wandertag in Andalusien ........................9<br />
Bundestreffen am Fuchsturm in Jena..........................12<br />
Bundestreffen an der Regenberghütte .........................12<br />
Winterzauber am Großen Hörselberg ..........................14<br />
Romantische Wanderbeschreibung - "Hörselberg" ......16<br />
Die Ankunft der jungen Elisabeth 1211<br />
auf der Wartburg – vor genau 800 Jahren ...................21<br />
Pilgertour auf den Spuren der hl. Elisabeth ................26<br />
Eröffnung Lutherweg: Gotha - Tambach-Dietharz ........30<br />
Sternpilgern nach Reinhardsbrunn .............................34<br />
Woher kommt das Wasser der Hörsel?<br />
historische Wanderung am Badewasser ....................39<br />
Teiche zwischen Ohra und Hörsel - (letzter)Teil 6 .......48<br />
<strong>Der</strong> Teppich von Farnroda mit Bildern zum<br />
zweibeweibten Grafen von Gleichen ...........................53<br />
Nationalpark Hainich aktuell<br />
Urwald-Life-Camp Harsberg ......................................60<br />
Rhönklub Eisenach / Wanderplan ...............................61<br />
Autoren der Beiträge:<br />
R. Bellstedt, S. Merten, W. Möller, H. Nebe †,<br />
H.S. Redaktion, Ch. & D. Reißig,<br />
Titelbild: Königin Reinswig an der Kapelle in Sättelstädt<br />
Aquarell von Karoline Fux, Kassel<br />
Rückseite: Winter am Rennsteig (chr)<br />
Für das zur Veröffentlichung überlassene Text- und<br />
Bildmaterial dankt die Redaktion.<br />
Vorankündigung:<br />
• Bäche zwischen Ohra und Hörsel (neue Serie)<br />
• Frühlingserwachen am Hörselberg<br />
• Geschichte Schloss Reinhardsbrunn<br />
Hörselberg-<strong>Bote</strong><br />
Zeitschrift im Heimatverlag Hörselberg<br />
für Natur-, Heimat- & Wanderfreunde<br />
mit Beiträgen und Nachrichten aus den Vereinen<br />
Heimatverlag Hörselberg<br />
Redaktion:<br />
Dietmar Reißig (dr)<br />
Gestaltung + Satz Schönau - Deubach 6<br />
Anzeigenverwaltung 99848 Wutha-Farnroda<br />
Vertrieb Tel. 036921-91029 / Fax 91027<br />
Schriftleitung:<br />
INTERNET:<br />
Erscheinung:<br />
Auflage:<br />
ABO-Vertrieb:<br />
Vertrieb von<br />
Freiexemplaren:<br />
Christina Reißig (chr)<br />
Tel. 036921-91029 / Fax 91027<br />
www.thueringenweit.de<br />
hoerselberg-bote@t-online.de<br />
Vierteljährlich<br />
März - Juni - September - Dezember<br />
5000 (20 000 im Jahr)<br />
Jahresbezugspreis<br />
inkl. Zustellung 14,50 EURO<br />
- Hörselberggemeinde e.V.<br />
- Thüringerwald-Verein 1880 e.V.<br />
- Rennsteigverein 1896 e.V.<br />
- Rhönklub e.V.<br />
- andere Vereine bei Veranstaltungen<br />
- Touristinformationen<br />
- Werbeinserenten<br />
Bezug von Freiexemplaren:<br />
Liebe Leser, unsere eingetragenen Werbeinserenten halten<br />
Freiexemplare für ihre Kunden bereit, bitte melden Sie Ihr Interesse<br />
am Hörselberg-<strong>Bote</strong>n dort rechtzeitig an.<br />
Wahrung der Urheberrechte:<br />
Text- und Bild-Veröffentlichungen nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des jeweiligen Autors der Beiträge bzw. nach<br />
Rücksprache mit der Redaktion.<br />
Für den fachlichen Inhalt der Beiträge gewährt der Autor.<br />
62
KOHL BÜROGEMEINSCHAFT<br />
Wolfgang Kohl • Jens Hartramph<br />
Karlstraße 48-50 • 99817 Eisenach<br />
Tel. 0 36 91 - 7 50 95 • Fax 7 50 96<br />
Funk 0171 - 2 07 37 29<br />
email: Hartramph.Jens@t-online.de<br />
***<br />
Jens Hartramph<br />
Versicherungsmakler<br />
Immobilien • Finanzdienstleistungen<br />
***<br />
Deubach 11b • OT Schönau<br />
99848 Wutha-Farnroda
Grüße vom Rennsteig ~<br />
Winterwanderung im Thüringer Wald<br />
Tief verschneit die Tannen -<br />
Waldesruh' - Bergheimat du...