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BUCHTIPP - Hörselberg-Bote

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Nr. 90<br />

Zeitschrift im Heimatverlag <strong>Hörselberg</strong><br />

mit Thüringer Monatsblätter // Nr.41 Seite 5 - 13<br />

Herbstausgabe<br />

2012<br />

FÜR NATUR- HEIMAT- UND WANDERFREUNDE THÜRINGENS<br />

Schloss und Park Reinhardsbrunn<br />

DENkmal in not


Deubach (Ortsmitte) – Blick zum Großen <strong>Hörselberg</strong> mit <strong>Hörselberg</strong>haus - 484 m ü NN<br />

Das besondere Erlebnis ...genießen Sie eine schöne Herbstwanderung!<br />

…unsere Empfehlung: Termine am & im <strong>Hörselberg</strong>haus<br />

Sonntag - 16. September - ab 10 Uhr „Herbstfest auf dem <strong>Hörselberg</strong>“<br />

…musikalischer Frühschoppen ...Chorsingen am <strong>Hörselberg</strong>haus ...Berggottesdienst<br />

...fröhliches Beisammensein – Spiel & Spaß für Kinder<br />

Sonntag - 14. Oktober - ab 10 Uhr „Erntedank auf dem Großen <strong>Hörselberg</strong>“<br />

…Musik für Jung und Alt ...der Erntealtar wird geschmückt – Erntedankgottesdienst<br />

weitere Termine:<br />

Do + Fr - 8.+9.11 - Menüabend: „Martinsgansessen“ 3-Gänge-Menü<br />

Sonntag - 11.11. - Martinsgans auf der Mittagskarte ...so richtig Klöße und Gänsebraten<br />

Do + Fr - 15.+16.11 - Menüabend: „Martinsgansessen“ 3-Gänge-Menü<br />

Herzlich Willkommen! – Bitte reservieren Sie rechtzeitig!<br />

Weihnachtsfeiern für Familien, Vereine und Firmen... bitte rechtzeitig anmelden!<br />

Silvesterparty auf dem Großen <strong>Hörselberg</strong>... jetzt schon reservieren!<br />

Bitte beachten Sie unseren aktuellen Veranstaltungskalender im Internet<br />

Täglich Di – Fr: geöffnet: 11.00 bis 10.00 18.00 - Uhr, 18.00 Sa Uhr + So: / Fr, 10.00 Sa, So bis bis 18.00 20 Uhr Uhr, / kein Mo: Ruhetag<br />

ganzjährig geöffnete Ausflugsgaststätte · traditionell thüringische Küche<br />

Familien- oder Betriebsfeiern in unseren Räumen ideal<br />

2<br />

Berggasthaus „Großer <strong>Hörselberg</strong>“<br />

Tel.: 03622/907320 · www.hörselberg.info


d e n k m a l in n o t – u n s e r e t h ü r i n g e r i d e n t i tä t b e w a h r e n<br />

1985 wurde die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz<br />

und -pflege unter Schirmherrschaft<br />

des Bundespräsidenten gegründet. Seit 1993<br />

lädt sie am zweiten Sonntag im September zum<br />

Tag des offenen Denkmals deutschlandweit ein.<br />

Satzungsgemäßes Anliegen ist es, bedrohte Kulturdenkmale<br />

zu bewahren und öffentlich für<br />

den Gedanken des Denkmalschutzes zu werben.<br />

Mehr als 480 Mio. Euro konnte der Denkmalschutz<br />

seitdem für die Rettung von bedrohtem<br />

Baukulturgut einsetzen und damit etwa 4.000<br />

Denkmale erhalten.<br />

Immer mehr Menschen nutzen das Angebot, an<br />

diesem Tag Objekte zu besichtigen, die sonst<br />

nur teilweise dem interessierten Baufachmann<br />

oder Geschichtsliebhaber zugänglich sind. Laut<br />

Stiftung sind alljährlich ca. 4 Millionen Menschen<br />

am Tag des offenen Denkmals unterwegs.<br />

Je nach Jahresmotto können sich private Eigentümer<br />

sowie auch öffentliche Träger daran beteiligen.<br />

2012 steht der Tag des offenen Denkmals<br />

am 9. September unter dem Motto: „Holz“.<br />

Der nachwachsende Rohstoff Holz war und ist<br />

fast immer und überall verfügbar und ein vergleichsweise<br />

preisgünstiges Baumaterial. Holz<br />

ist relativ leicht, besitzt eine gewisse Flexibilität<br />

und lässt sich gut bearbeiten. Schon früher nutzten<br />

alle Bevölkerungsschichten zum Bau ihres<br />

Hauses Holz. Bei den Armen waren es dünne<br />

Fichtenbalken, bei den Reichen wurden dicke<br />

Balken (häufig aus Eiche) eingebaut.<br />

Ziel dieser Aktionen ist es, zum Einen auf sanierte,<br />

wieder hergestellte Denkmale aufmerksam<br />

zu machen, um zu zeigen, dass sich der<br />

Einsatz gelohnt hat. Manches Beispiel regt an,<br />

3<br />

historische Bausubstanz wieder bewohnbar zu<br />

machen. So hat man schon seine Freude daran,<br />

wenn z.B. der alte Bauernhof in Lehmbauweise<br />

liebevoll restauriert wurde. Zum Anderen ist es<br />

aber auch wichtig, die Öffentlichkeit über bedrohte<br />

Bauwerke immer wieder zu informieren.<br />

Das können wir z.B. sehr gut an Schloss und<br />

Park Wilhelmsthal bei Eisenach beobachten.<br />

Hier hat sich schon sehr viel getan, ein Besuch<br />

ist zu empfehlen.<br />

Schloss und Park Reinhardsbrunn –<br />

Denkmal in Not!<br />

Solch ein bedrohtes Bauwerk, dessen Spuren<br />

bis in die Zeit des ehemaligen Benediktinerklosters*<br />

zurückreichen, welches die Thüringer<br />

Landgrafen um 1085 erbauen ließen, ist das<br />

spätere herzogliche Jagdschloss in Reinhardsbrunn*<br />

im Landkreis Gotha. Mehrere Schlossgebäude<br />

und Nebengelasse, die teilweise noch<br />

bis vor wenigen Jahren bewirtschaftet wurden,<br />

wurden „komplett ausgeplündert“ und sind dem<br />

Verfall preisgegeben. Der umgebende Park mit<br />

altem Baumbestand und Teich schlummern im<br />

Dornröschenschlaf. Wenn nicht erst kürzlich<br />

der Förderverein Freischneideaktionen durchgeführt<br />

hätte, wäre bald vom gesamten mittelalterlichen<br />

Ambiente nicht mehr viel zu sehen. Doch<br />

der alles rettende Prinz wird noch gesucht! Hier<br />

ist viel Enthusiasmus, Ausdauer und Überzeugungskraft<br />

notwendig, um eine Lösung zu finden.<br />

Gut, dass es deutschlandweit viele ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter gibt, die sich regional für<br />

den Denkmalschutz engagieren. (zum Thema:<br />

siehe Seite 15 ff.)<br />

Christina Reißig<br />

*Das Buch "Geschichte des Klosters Reinhardsbrunn" von Sigmar Löffler erhalten Sie in der...


Das im Jahre 1680 von den Herren von Wangenheim<br />

erbaute Herrenhaus steht auf dem Gewölbe einer<br />

Schäferei, welche im 13. Jahrhundert erbaut wurde.<br />

Der an das Herrenhaus grenzende Park mit kleinem<br />

Teich lädt zum Spaziergang zu jeder Jahreszeit ein. Hier<br />

vergessen Sie den Stress und die Hektik des Alltags. 45<br />

hoteleigene und kostenlose Parkplätze stehen Ihnen<br />

direkt vor dem Haus zur Verfügung. In den Sommermonaten<br />

lädt der hoteleigene Biergarten zum Feiern im<br />

Grünen ein. Unser Hotel befi ndet sich im Städtedreieck<br />

Mühlhausen, Bad Langensalza, Eisenach und unmittelbar<br />

am Rande des Nationalparks Hainich!<br />

Den Urwald Hainich entdecken<br />

1. Tag:<br />

› Anreise ab 14.00 Uhr<br />

› Wanderung entlang des am Hause gelegenen<br />

Skulpturenwanderweges (11 km)<br />

2. Tag :<br />

› reichhaltiges Frühstücksbuff et<br />

› individuelle Wanderung durch den Hainich<br />

› Wanderkarte<br />

› Lunchpaket<br />

3. Tag:<br />

› reichhaltiges Frühstücksbuff et<br />

› Heimreise<br />

Leistungen:<br />

› 2x Übernachtungen/ Frühstück<br />

› 1x Wanderkarte<br />

› 1x Lunchpaket<br />

Hotel „Zum Herrenhaus“ ���<br />

pro Person<br />

69,00 €<br />

Inhaber Manuel Spieth<br />

Schlossstraße 10<br />

99820 <strong>Hörselberg</strong>-Hainich/OT Hütscheroda<br />

4<br />

Zimmertyp: 8 EZ, 12 DZ, 7 ZBZ, 3 DBZ<br />

Preis pro Pers.<br />

inkl. Frühstück<br />

HP-Zuschlag EZ-Zuschlag Zustellbett Kinderermäßig.<br />

EZ 46,00 € 10,00 € – – –<br />

DZ 33,00 € 10,00 € p. P. 13,00 € 10,00 € ja<br />

ZBZ 33,00 € 10,00 € p. P. 13,00 € 10,00 € ja<br />

DBZ 25,40 € 10,00 € p. P. – 10,00 € ja<br />

› regionale, gutbürgerliche Küche<br />

› Gaststube mit 35 Plätzen<br />

› Kaminzimmer mit 20 Plätzen<br />

› Kaiserzimmer mit 40 Plätzen<br />

› Gewölbekeller mit 50 Plätzen<br />

› 2 Konferenzräume mit je 60 Plätzen<br />

› 80 Plätze im Park<br />

› 12 km Skulpturenpfad<br />

› 7 km Wildkatzenpfad<br />

Telefon: +49 36254 720-0<br />

Telefax: +49 36254 720-23<br />

www.Hotel-ZumHerrenhaus.de<br />

ab April 2012:<br />

Wildkatzengehege


Thüringer Monatsblätter<br />

Geschäftsstelle: Theodor-Neubauer-Park 1 / 99891 Tabarz / Tel. 036 259-51 598<br />

5<br />

Nr.41 / 2012<br />

Zeitschrift des Thüringerwald-Vereins 1880 e.V.<br />

5. Outdoor - aktiv - Tag<br />

und Vereinstreffen 2012 in Tabarz<br />

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens hatte sich der Thüringerwald-Verein Tabarz bereiterklärt<br />

auch gleichzeitig das diesjährige Vereinstreffen auszurichten. Der heutige Verein gründete sich am<br />

7. November 1992 wieder und setzte damit die Tradition des bereits 1893 erstmals gegründeten<br />

Thüringerwald-Vereins in Tabarz fort. Der Zweigverein zählt etwa 80 Mitglieder, darunter erfreulicherweise<br />

eine große Jugendgruppe.<br />

Von 8 bis 11 Uhr konnte individuell zu den beiden 9 und 12 km langen Wandertouren in Richtung<br />

Fischbach – Winterstein gestartet werden. Bei der Familien-Tour mit den Kids herrschte reges Treiben.<br />

Wir wollten unser Kenntnisse in Sachen Pilze erweitern und so nahmen wir an der geführten<br />

Pilzwanderung teil. Einige hatte die großen Körbe mitgebracht, aber auf Grund der Trockenheit der<br />

letzten Wochen war die Erwartung nicht sehr groß. Der Fachmann auf diesem Gebiet, der sich über<br />

40 Jahre als geprüfter Pilzberater engagiert, war der langjährige Vorsitzende des Thüringerwald-<br />

Vereins aus Brotterode Gerd Fuchs. Gemeinsam mit ihm haben die etwa 20 Teilnehmer eine ca. 5<br />

km lange Strecke im Lauchagrund hinauf und quer durch den Wald zurück zum Winkelhof unternommen.<br />

Trotz Trockenheit konnten 32, meist weniger bekannte, giftige und essbare Pilzarten entdeckt<br />

werden. So z.B. der Tintenschopfling, der Goldgelbe Lärchenröhrling, der Büschelrübling,<br />

der Kartoffelbovist, den Samtfußkrempling, den Grauen Wulstling, den Rehbraunen Dachpilz und<br />

verschiedene Täublingsarten. Am Wegesrand fanden wir den besonders gefährlichen Giftpilz, den<br />

Rotbraune Hautkopf. Er vergiftet den Körper schleichend und kann bis 14 Tagen nach dem Verzehr<br />

seine Wirkung entfalten.<br />

Gegen Mittag trafen alle Wanderer wieder am Winkelhof ein, wo die Vereinsmitglieder am Bratstand<br />

oder mit Kaffee und selbstgebackene Kuchen zur Stärkung einluden. Am Nachmittag sorgte<br />

„Der Wintersteiner“ alias Svend Walter mit Witz, Humor und Gesang für gute Stimmung im Festzelt<br />

trotz aufziehender Regenschauer.<br />

Resümee: Gut 180 Wanderfreunde aller Altersgruppen nutzten den Wandertag, um aktiv in der<br />

Natur unterwegs zu sein. Die Tabarzer Vereinsfreunde hätten gerne mehr Mitglieder aus den Zweigvereinen<br />

des Thüringerwald-Vereins 1880 e.V. in ihrer schönen Region am Inselsberg begrüßt.<br />

Bitte schon im Wanderplan 2013 vormerken:<br />

Treffen der Thüringerwald-Vereine in Ilmenau auf dem Kickelhahn am 24. August!<br />

Frisch Auf!<br />

www.thueringerwaldverein.de


Thüringer Monatsblätter Nr. 41 / Seite 400<br />

21.Thüringer Wandertag rund<br />

Schon zeitig am Morgen machten sich die Wanderfreunde<br />

auf in den südlichsten Zipfel Thüringens,<br />

um pünktlich zur Eröffnung in Heldburg im<br />

Landkreis Hildburghausen zu sein. Die Präsidentin<br />

des Thüringer Wanderverbandes und zugleich<br />

unsere Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />

begrüßte die sehr zahlreich angereisten Mitglieder<br />

der acht Hauptvereine und Gäste von nicht organisierten<br />

Wandervereinen. Zum 12. Mal eröffnete<br />

die Geschäftsführerin der Thüringer Tourismus<br />

GmbH (TTG) Bärbel Grönegreß mit dem Thüringer<br />

Wandertag den Thüringer Wandersommer.<br />

Auch Landrat Thomas Müller und Bürgermeisterin<br />

Anita Schwarz richteten ein Grußwort an die<br />

Gäste in ihrer Region und wünschten einen erlebnisreichen<br />

Wandertag.<br />

Schließlich ging es an die 10 Startpunkte zu den<br />

geführten Wanderungen. Es wurden Touren zwischen<br />

4,5 km und 16 km angeboten. Wegen guten<br />

Zuspruchs wurde die Stadtführung gleich zweimal<br />

absolviert. Zur mittleren Tour mit 7,5 km<br />

Länge hatte sich die größte Schar der Wanderer<br />

entschlossen. Sie führte über Wiesen und durch<br />

Wald, am idyllisch liegenden Kuhteich vorüber<br />

auf dem Lutherweg zur Veste Heldburg hinauf,<br />

wo mit einem Gottesdienst das erste Teilstück<br />

der Südschlaufe des Lutherweges eröffnet wurde.<br />

Eine Übersichtstafel wurde übergeben, die ihren<br />

Platz am Parkplatz zur Burg finden soll. Der Posaunenchor<br />

umrahmte die Feierstunde mit einem<br />

der bekanntesten Lieder von Luther: „Ein feste<br />

Burg ist unser Gott“.<br />

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten soll die<br />

um Heldburg<br />

6<br />

Heldburg das erste Deutsche Burgenmuseum beherbergen.<br />

Schon jetzt lohnt der Besuch von Stadt<br />

und Burg, denn das größte Ausstellungsstück ist<br />

die Heldburg selbst, deren Spuren bis in das Jahr<br />

1317 zurück reichen.<br />

Wieder auf dem Sportplatz angekommen, konnten<br />

sich alle Teilnehmer bei Erbsensuppe und<br />

Bratspezialitäten stärken und an verschiedenen<br />

handwerklichen Ständen umschauen. Von Spinnstube<br />

bis Holzschnitzarbeiten, von Wander- bis<br />

Wellnessangeboten, für jeden dürfte etwas dabei<br />

gewesen sein.<br />

1<br />

Die Thüringer Wanderjugend hatte Spiele und<br />

Geo-Caching im Angebot. Ein abwechslungsreiches<br />

Kulturprogramm mit einem Fanfarenzug, einem<br />

Männerchor, begleitet von einer Frauengruppe<br />

mit Akkordeons, sorgten für gute Stimmung<br />

auf dem Festplatz und auch das Wetter war super<br />

- blauer Himmel und Sonnenschein.


Thüringer Monatsblätter Nr. 41 / Seite 400<br />

DieVeste Heldburg - die „Fränkische<br />

Leuchte“ - grüßte die Wanderer<br />

Wanderkönig(in) und Wimpelbänder<br />

immer begehrt<br />

Für das Jahr 2011 konnte erstmals auch in der<br />

Sparte Kinder und Jugend (bis 27 Jahre) ein Wanderkönig<br />

ausgezeichnet werden. Es ist der neunjährige<br />

Christian Frank vom Thüringerwald-Verein<br />

aus Tabarz. Er war 92 km mit seinem Verein<br />

gewandert. Auf Platz 1 der Frauen kam Susanne<br />

Hähner aus Holzhausen (Ilmkreis) mit 1383 km.<br />

Da sie sehr oft gemeinsam mit ihrem Mann Lutz<br />

auf Tour geht, wurde auch er als Wanderkönig<br />

2011 der Männer mit ebenfalls 1383 km ausgezeichnet.<br />

Gezählt werden bei dieser Wertung nur<br />

2 3<br />

Wanderungen mit einem Verein. Alle neun Wanderkönige<br />

(siehe unter: www.wanderverbandthueringen.de/wandercup)<br />

- in jeder Sparte die<br />

ersten drei Gewinner - erhielten einen von Sponsoren<br />

gefüllten Wanderrucksack neben Urkunde<br />

und Pokal. Zum Abschluss wurde ein Wellnesswochenende<br />

in Bad Rodach verlost.<br />

7<br />

Ein besonderer Dank geht an alle Sponsoren und<br />

Helfer, ohne die eine solche Großveranstaltung gar<br />

nicht möglich wäre. Der Sportverein Heldburg,<br />

Abteilung Wandern (Zweigverein des TGW) war<br />

ein guter Gastgeber und alle Teilnehmer werden<br />

den 21. Thüringer Wandertag rund um die Heldburg<br />

in guter Erinnerung behalten.<br />

(1) Begrüßung der Wanderfreunde durch die<br />

Präsidentin des Thüringer Wanderverbandes<br />

Christine Lieberknecht<br />

(2) Eröffnung des Lutherweges auf der Heldburg<br />

(3) Wimpelbandverleihung, im Bild Zweigvereine<br />

des Thüringerwald-Vereins 1880 e.V.<br />

Fotos: Reißig / Hofmann<br />

Thüringen wanderbar!<br />

Schon vormerken:<br />

22. Thüringer Wandertag in Ohrdruf<br />

am Sonntag - 26. Mai 2013


Thüringerwald-Verein Ilmenau<br />

Nachrichten<br />

Standbetreuung zum Hessentag in der Ilmenauer<br />

Partnerstadt Wetzlar 1. bis 10.6. 2012<br />

Im Jahre 2010 unternahmen einige Wanderfreunde<br />

vom Thüringerwald-Verein Ilmenau aus Anlass der<br />

20-jährigen Städtepartnerschaft zwei Etappenwanderungen<br />

zur Partnerstadt Wetzlar. Dort wurden sie sehr<br />

herzlich von Vertretern der Stadt aufgenommen.<br />

Als wir dann im vorigen Jahr gebeten wurden, bei der<br />

Standbetreuung der Stadt Ilmenau die Stadtinformation<br />

am Hessentag zu unterstützen, stimmten wir zu.<br />

Der Hessentag ist ein großes, 10 Tage dauerndes Fest<br />

mit vielen sportlichen, kulturellen und politischen<br />

Veranstaltungen, Märkten, Infoständen, Ausstellungen,<br />

einem großen Festumzug am Ende. Er ist Anziehungspunkt<br />

für viele Menschen aus ganz Hessen und<br />

darüber hinaus. Es war eine große Herausforderung<br />

für Wetzlar. Am Ende war es ein großer Erfolg, insgesamt<br />

wurden ca. 1,2 Millionen Besucher gezählt.<br />

Auf dem Domplatz stand ein großes Zelt, in dem sich<br />

alle acht Partnerstädte präsentieren konnten.<br />

Die Stadtinformation Ilmenau stellte das Infomaterial<br />

zur Verfügung und sorgte für den Aufbau des Standes<br />

am ersten Tag. Danach waren jeweils zwei Wanderfreunde<br />

immer von 14.00 Uhr bis zum übernächsten<br />

Tag 14.00 Uhr vor Ort, so dass insgesamt acht Wanderfreunde<br />

und ein Ehepaar aus Manebach den Ilmenauer<br />

Stand betreuten.<br />

Es kamen viele interessierte Besucher, die sich über<br />

Thüringer Monatsblätter Nr. 41 / Seite 468<br />

8<br />

Ablösung am Ilmenauer Messestand in Wetzlar<br />

die Ilmenau im Thüringer Wald und die touristischen<br />

Möglichkeiten wie z.B. Wanderziele oder Radwege<br />

informierten und wir hatten viele interessante Gespräche.<br />

Auch mit den Vertretern der übrigen Partnerstädte<br />

aus ganz Europa gab es einen regen Austausch. Vom<br />

Partnerschaftsbeauftragten und vom Kulturamt in<br />

Wetzlar war alles gut organisiert und die Kollegen<br />

waren täglich vor Ort. Wir haben unsere Partnerstadt<br />

besser kennengelernt und konnten viele neue Eindrücke<br />

mit nach Hause nehmen.<br />

Frisch Auf ! - Christine Naumann,<br />

Pressewartin vom Zweigverein Ilmenau


Start - Thüringerwald-Verein 1880 e.V.<br />

nimmt Aufstellung für den großen Festumzug der<br />

Wandervereine... als Fahnenträger der 1. Vorsitzende,<br />

Jürgen Theile aus Bad Blankenburg<br />

Erlebnisse beim Deutscher Wandertag in<br />

Bad Belzig 20.6. bis 25.6. 2012<br />

Vier Wanderfreunde vom Thüringerwald-Verein<br />

Ilmenau (Fam. Dehmel und Fam. Naumann) fuhren<br />

zum Deutschen Wandertag nach Bad Belzig.<br />

Es wurden viele geführte Wanderungen und zahlreiche<br />

Veranstaltungen angeboten. Wir waren in<br />

der Nähe von Wiesenburg im Hotel „Alte Hölle“,<br />

mitten im Wald, ebenso wie Wanderfreunde aus<br />

dem Erzgebirge und aus Köln, untergebracht.<br />

Nach der Anreise nahmen wir an einer geführten<br />

Wanderung vom Bahnhof Wiesenburg durch<br />

Waldgebiete des Hohen Fläming teil. Die Natur-<br />

und Landschaftsführerin von Wiesenburg erklärte<br />

uns einiges über die Landschaft, z. B. die<br />

„Rummeln“; das sind Taleinschnitte, die dort in<br />

der Eiszeit als Trockentäler entstanden sind, aber<br />

bei starken Regengüssen Wasser führen und sogar<br />

überschwemmt werden. Wir erfuhren viel<br />

über die einzelnen Baumbestände, es gibt dort<br />

alte geschützte Buchenwälder und auch viele andere<br />

Laubbäume wie Eichen und Linden. Diese<br />

Vielfalt an Baumarten konnten wir auch bei den<br />

Wanderungen an den folgenden Tagen, die wir<br />

individuell zu viert unternahmen, finden. Die Lindenblüten<br />

dufteten und der Kuckuck begleitete<br />

uns oft durch seinen Ruf.<br />

9<br />

Ilmenauer Wanderfreunde mit Vereinswimpel<br />

zum 112. Deutschen Wandertag<br />

in Bad Belzig im Fläming<br />

Wir suchten uns Rund- oder Themenwege heraus,<br />

die alle sehr gut markiert und begehbar waren, um<br />

uns mit der vielfältigen Landschaft vertraut zu<br />

machen (kaum langweiliger Kiefernwald)! Ein internationaler<br />

Kunstweg mit vielen Entdeckungen,<br />

der höchste Berg von Norddeutschland - sogar mit<br />

Gipfelkreuz und Gipfelbuch - der Hagelberg mit<br />

201m, Raben mit Burg Rabenstein, der Schlosspark<br />

von Wiesenburg und Bad Belzig mit der<br />

Burg Eisenhardt waren unsere Ziele. Unterwegs<br />

trafen wir oft Wanderer, manche sogar mehrmals,<br />

da gab es immer etwas zu erzählen.<br />

Zum Umzug am Sonntag, den 25. Juni waren dann<br />

ca. 12.000 Besucher in der Altstadt von Bad Belzig.<br />

Ein bunter Zug der Wandervereine aus ganz<br />

Deutschland zog durch die Straßen, es herrschte<br />

überall gute Laune und immer wieder erschallte<br />

der Ruf: Frisch Auf! Wir reihten uns beim Thüringerwald-Verein<br />

ein und liefen die 3 km sogar<br />

ohne Regen mit. Am Ende des Zugs kamen die<br />

Veranstalter vom Fläming, wir sagen Dank für die<br />

Gastfreundschaft!<br />

Unser Fazit: Der Fläming ist eine Reise wert und<br />

ein sehr schönes Wandergebiet. Ch. Naumann<br />

Bilder und Eindrücke unter:<br />

www.deutscher-wandertag2012.de


Thüringer Bund der<br />

Berg-, Burg- und Waldgemeinden<br />

Lobdeburg-Gemeinde 1912 e.V. Jena<br />

Festsippung zum 100-jährigen Bestehen<br />

der Lobdeburg-Gemeinde<br />

Am 21. Juli 2012 hatten die Nachbarn der Lobdeburg-Gemeinde<br />

1912 e.V. auf ihren Hausberg hoch über Jena-Lobeda eingeladen.<br />

Die Lobedeburg, erbaut 1185, ist heute die am vollständig erhaltendste<br />

Burgruine von Jena. Sie ist weithin sichtbar als markantes<br />

Symbol romanischer Burgenbaukunst von regionalgeschichtlicher<br />

Bedeutung. Ab 1166 ließen die Brüder Hartmann und Otto<br />

von Anhausen die Burg erbauen, die sich von nun an die Lobedeburger<br />

nannten. Weit bekannt ist auch die Leuchtenburg bei<br />

Kahla, die im Jahre 1221 von den Lobdeburgern erbaut wurde.<br />

Da die Burgruine heute extrem einsturzgefährdet ist, kämpfen<br />

die Vereinsmitglieder seit Jahren um dringend notwendige Sicherungsmaßnahmen,<br />

um sie für die Nachwelt zu erhalten. Mit<br />

vielen Aktivitäten wie z.B. den Neubau der Lobdeburgklause<br />

1998 nach dem Abriss der alten Berggaststätte, der Erhaltung der<br />

Wanderwege, die Fertigstellung eines Werkzeugschuppens 1999<br />

oder der Ausbau des Aussichtsplateaus an der Klause, tragen die<br />

Nachbarn zu touristischen Erschließung ihrer Burgruine bei.<br />

Heute zählt der Verein gut 160 Mitglieder, die sich in erster Linie<br />

um die Pflege des Gebietes um die Burgruine kümmern, alle<br />

Bemühungen unterstützen um „ ihre“ Lobdeburg zu erhalten und<br />

dabei auch das gesellige Miteinander bei heimatverbundenen<br />

Veranstaltungen pflegen.<br />

Nach den offiziellen Festreden und Grußworten mit Überreichung<br />

der Geschenke hatten die Teilnehmer die Möglichkeit eine<br />

kompetente Führung rund um die Burgruine mit dem Burgherrn<br />

Domin zu erleben. Dabei konnte man spüren, wie sein Herzblut<br />

für die Lobdeburg schlägt. Wir können nur hoffen, dass es bald<br />

gelingt, Sicherungsmaßnahmen durchzuführen, denn der Verfall<br />

schreitet mit großen Schritten voran.<br />

10<br />

Anlässlich des 100jährigen<br />

Bestehens<br />

setzten die Lobdeburger<br />

einen tonnenschweren<br />

Kalkstein am Aufgang zur<br />

Burgklause. Dieser wurde<br />

vom Vereinsvorsitzenden<br />

Hans-Jürgen Domin aus<br />

dem Jagdbergtunnel bei<br />

Jena besorgt. Mit Helfern<br />

und Sponsoren schafften<br />

die Vereinsmitglieder<br />

diese eindrucksvolle<br />

Erinnerungsstätte.


Rad- und Wanderkarte<br />

Hainichlandweg<br />

ISBN 978-3-86973-063-9<br />

www.kk-verlag.de<br />

- - - - - - - - - - - - - - - -<br />

Im Beisein der Thüringer<br />

Ministerin für<br />

Bundes- und Europaangelegenheiten<br />

Frau<br />

Marion Walzmann,<br />

des Landrates Harald<br />

Zanker, der Vorsitzendes<br />

der VG Mihla<br />

Carola Huhnstock und<br />

Vertretern der ortsansässigen<br />

Wandervereine<br />

wurde der Hainichlandweg<br />

freigegeben und<br />

mit einer Wanderung<br />

eröffnet.<br />

Fotos: Christina Reißig<br />

Thüringer Monatsblätter Nr. 41 / Seite 471<br />

Wie wär‘s mit einer Planwagenfahrt oder einer<br />

Wanderreittour in den schönen herbstlichen Hainich...<br />

oder auch zu den sagenhaften <strong>Hörselberg</strong>en?<br />

Pension Ponyhof<br />

Gudrun Zilling<br />

Weiße Gasse 7 • 99820 <strong>Hörselberg</strong>-Hainich / Behringen<br />

Tel. 036254 - 70039 • Mobil 0179 - 4328840<br />

www.pension-ponyhof.de<br />

Rund um den Hainch -<br />

Der Hainlandweg wurde eröffnet<br />

Am 13. Juli 2012 wurde offiziell der etwa 130<br />

km lange Wanderweg rund um den Naturpark<br />

Eichsfeld-Hainich-Werratal mit dem UNESCO-<br />

Weltnaturerbe Nationalpark Hainich als Bestandteil<br />

des gesamten Gebietes eröffnet. Der<br />

Tourismusverband Hainichland wirbt für diesen<br />

naturnahen und erlebnisreichen Wanderweg, der<br />

den Wartburgkreis und den Unstrut-Hainich-<br />

Kreis miteinander verbindet. Er führt durch urige<br />

Dörfer, dichte Buchenwälder und malerische<br />

Flussauen und bietet Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Um die Wanderung zu genießen<br />

und Interessantes am Wegesrand zu sichten,<br />

werden sieben Tagesetappen zwischen 15<br />

bis 22 km vorgeschlagen. Näher Informationen:<br />

www.hainichland.de/derhainichlandweg<br />

11<br />

Geschenkidee: Wir bieten<br />

auch Gutscheine dafür an!


Thüringerwald-Verein Coburg<br />

„Das Farnkraut“ im 50. Jahrgang<br />

Die Vereinszeitschrift des Thüringerwald-Vereins in<br />

Coburg trägt den Namen „Das Farnkraut“, symbolisch<br />

für das seit 1880 bestehende Vereinslogo.<br />

Aus Anlass des 64. Deutschen Wandertages in Coburg<br />

wurde „Das Farnkraut“ ins Leben gerufen. Seit dem<br />

1. Quartal 1963 erscheint es als „Offizielles Organ des<br />

Thüringerwald-Vereins“, herausgegeben vom Coburger<br />

Zweigverein, der als Einziger über die DDR-Zeit<br />

hinweg bestand. Dem Journalist und Mitarbeiter des<br />

„Coburger Tageblattes“ und zugleich Vereinsmitglied<br />

Werner Ungelenk gebührt das<br />

Verdienst, diese Zeitschrift auf<br />

den Weg gebracht zu haben. Sein<br />

Nachfolger Hans-Detlef Bürger<br />

schätzt ihn noch heute mit den<br />

lobenden Worten: „Ohne ihn hätte<br />

es unsere Vereinszeitschrift nie<br />

gegeben“. Nur wer selber schon<br />

einmal an einer Vereinszeitschrift<br />

mitgearbeitet hat, weiß was für<br />

Arbeit darin steckt! Noch heute<br />

wissen er und auch die anderen<br />

Vereinsmitglieder diese Leistung<br />

von Werner Ungelenk zu schätzen,<br />

indem sie im Jubiläumsjahr<br />

an sein Werk erinnern.<br />

Über Jahrzehnte hatte er den redaktionellen<br />

Teil federführend mitgestaltet. In seinen<br />

Beiträgen berichtete er nicht nur über Wanderwege<br />

und Wanderungen, sondern über die ganze Vielfalt des<br />

satzungsgemäßen Zwecks und Aufgaben des Vereins.<br />

Er schrieb über Heimatpflege, Umwelt- und Naturschutz,<br />

schenkte dem Dachverband Aufmerksamkeit<br />

und berichtete über die alljährlichen Deutschen Wandertage.<br />

Blättert man in Ausgaben der 60er und 70er<br />

Jahre, so fallen Berichte über die seinerzeit starke und<br />

aktive Jugendarbeit im Verein ins Auge. Immer wieder<br />

finden wir auch Meldungen aus Thüringen, Geschehnisse<br />

auf der anderen Seite der innerdeutschen<br />

Grenze.<br />

Vier Ausgaben sind jährlich erschienen und zu besonderen<br />

Anlässen (Vereinsjubiläen, Deutsche Wandertage,<br />

Jahresabschluss) konnten Sonderhefte gedruckt<br />

werden. Anzeigeneinkauf und Vertrieb konnten zum<br />

größten Teil durch den Verlag der Tageszeitung mit<br />

Thüringer Monatsblätter Nr. 41 / Seite 472<br />

12<br />

übernommen werden. Die Drucktechnik war längst<br />

nicht so perfekt wie heute und so litt besonders die<br />

Bildqualität darunter. Der Gesamtausdruck der Vereinszeitschrift<br />

glich mehr einer Tageszeitung in<br />

schwarz/weiß. Dabei war besonders der Satz weit aus<br />

arbeitsintensiver als heute. Der Text wurde noch in<br />

Blei gesetzt, der Setzer saß an einem wahren Monstrum<br />

von Maschine, die einzelnen Zeilen fielen in heißem<br />

Schwermetall heraus und mussten anschließend<br />

Seite um Seite zusammengesetzt werden. Entsprechend<br />

zeitaufwendig waren auch die Korrekturen.<br />

Werner Ungelenk beendete seine berufliche Tätigkeit<br />

als Journalist aus gesundheitlichen Gründen 1972.<br />

Doch er schonte sich nicht. - Endgültig<br />

konnte er die Arbeit am<br />

„Farnkraut“ erst 1981 an Hans-<br />

Detlef Bürger abgeben, der nun<br />

inzwischen über 30 Jahre die<br />

Redaktion betreut.<br />

Über dies widmete er sich der Jubiläumsausgabe<br />

zum 75-jährigen<br />

Bestehen des Thüringerwald-<br />

Verein Coburg, die 1982 erschien.<br />

Gerne blättert man auch heute<br />

noch in seinem „Wanderführer<br />

Coburg und Umgebung“, den er<br />

im Auftrag des Verkehrsvereins<br />

Coburg herausgab.<br />

Werner Ungelenk (1908 - 1987)<br />

Mit dem Abriss des alten „Tageblatt-Hauses“<br />

in der Mohrenstraße<br />

1972 kam das Ende der bisherigen Druckerei. Nach<br />

kurzer Übergangslösung erschien das „Farnkraut“ ab<br />

der Nr. 2 / 1974 im Druck- und Verlagshaus NEUE<br />

PRESSE in Coburg. Im 14. Jahrgang 1976 können<br />

die ersten Berichte über Wanderungen im Stammland<br />

Thüringen nachgelesen werden, möglich geworden<br />

durch den „Kleinen Grenzverkehr“. Am 17. September<br />

1978 unternahm erstmals eine Gruppe des<br />

Thüringerwald-Vereins Coburg eine Wanderung im<br />

grenznahen Bereich von Thüringen.<br />

Ab der Nr. 1/1970 erschien „Das Farnkraut“ als „Zeitschrift<br />

des Thüringerwald-Vereins und des Rennsteigvereins“.<br />

Der Rennsteigverein hat seinen Sitz<br />

in Zapfendorf bei Bamberg und dort, ähnlich wie der<br />

Thüringerwald-Verein in Coburg, über die DDR-Zeit<br />

hinweg „die Fahne hoch gehalten“.<br />

Nun hatte man wieder ein Sprachrohr zu seinen, zum<br />

Teil weit verstreut wohnenden Mitgliedern und zum


Das Farnkraut: 1. Ausgabe / 1. Jahrgang 1963<br />

Dachverband der Wanderfreunde. Auf der Titelseite<br />

der gemeinschaftlichen Ausgaben waren beide Vereinssymbole<br />

– das Farnkraut und das Mareile (R) –<br />

abgedruckt. Die Redaktion für den Rennsteigverein<br />

besorgte während dieser Zeit Gerog Gunzelmann. Für<br />

die Sonderausgabe „90 Jahre Rennsteigverein“ mit 62<br />

Seiten und 57 Bildern hatte Werner Ungelenk noch<br />

1982 Redaktion und Gestaltung übernommen.<br />

Nach der Wiedergründung von Thüringerwald-Zweigvereinen<br />

sowie auch der Ortsgruppen im Rennsteigverein<br />

in Thüringen in den 1990er Jahren versuchte<br />

man diese zur redaktionellen Mitarbeit zu gewinnen,<br />

was aber nur vereinzelt gelang. Mit dem Anwachsen<br />

des Rennsteigvereins 1896 e.V. entschloss sich<br />

der Hauptvorstand „Das Mareile“ wieder als eigene<br />

Vereinszeitschrift zu beleben. Dreiundzwanzig Jahre<br />

lang hatte man in Zusammenarbeit mit den Coburgern<br />

den Rennsteigverein im „Farnkraut“ präsentiert. „Das<br />

Mareile“ wird heute wieder in Ruhla in der Druckerei<br />

Löhr hergestellt und vierteljährlich an die Mitglieder<br />

des Rennsteigvereins versandt.<br />

Als 1984 zum 4. Mal ein Deutscher Wandertag in Coburg<br />

stattfand, konnte „Das Farnkraut“ mit 64 Seiten<br />

Umfang in einer Auflage von 10.000 Exemplaren an<br />

die Wanderfreunde aus ganz Deutschland ausgegeben<br />

werden. Durchschnittlich wurden Hefte mit 36 Seiten,<br />

13<br />

davon 10-12 Seiten Werbeinserate, in einer Auflage je<br />

nach Mitgliederstand (ca. 600 Mitglieder) gedruckt.<br />

„Das Farnkraut“ ist auch nach der Wiedervereinigung<br />

eine lokale Vereinszeitschrift des Thüringerwald-Vereins<br />

Coburg geblieben. - In der Nr. 1/1990 kann man<br />

einen mehrseitigen Bericht vom 21.11.1990 über die<br />

erste „westliche“ Wandergruppe (des Thüringerwald-<br />

Vereins Coburg) seit 40 Jahren auf der Veste Heldburg<br />

nachlesen. Zeitgeschichte erleben, Emotionen nach<br />

der Grenzöffnung verarbeiten und die frühere Heimat<br />

wieder erwandern dürfen – das waren die ersten nachhaltigen<br />

Eindrücke dieser Tour. Sie begann mit einer<br />

Besichtigung der Kirche in Heldburg, führte über die<br />

Veste nach Bad Colberg mit dem Ziel Ummerstadt,<br />

wo der Coburger Vorsitzende Wolfgang Süße seine<br />

Jugend erlebte. Die Ausgaben der 1990er Jahre sind<br />

Zeitdokumente für die bewegte Vereinsgeschichte,<br />

so z.B. der Beitrag über die Wiedergründung des<br />

Gesamt-Thüringerwald-Vereins auf der Senningshöhe<br />

am 22.09.1990 noch vor der Wiedervereinigung<br />

Deutschlands.<br />

Ende der 1990er Jahre kam bei den Mitgliedern der<br />

Wunsch auf, die einst bis zum Verbot des Vereins vor<br />

dem 2.Weltkrieg herausgegebene Verbandszeitschrift<br />

des Thüringerwald-Vereins, die „Thüringer Monatsblätter“<br />

wieder zu beleben. Es gelang zwar zwei Sonderausgaben<br />

(2000 – zum 100. Deutschen Wandertag<br />

in Schmalkalden und 2005 zum 125-jährigen Bestehen<br />

des Thüringerwald-Vereins) herauszugeben, aber<br />

zu einem eigenständigen Heft für alle Vereinsmitglieder<br />

kam es nicht. In ehrenamtlicher Tätigkeit und mit<br />

den geringen zur Verfügung stehenden finanziellen<br />

Mitteln war dieses Wunschvorhaben nicht zu leisten.<br />

Aus diesen Gründen hat der Heimatverlag <strong>Hörselberg</strong><br />

dem Thüringerwald-Verein 1880 e.V. vor nunmehr 10<br />

Jahren (ab der Herbstausgabe/2002) angeboten, einige<br />

Seiten im <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong>n als „Thüringer Monatsblätter“<br />

für Nachrichten aus den Zweigvereinen zur<br />

Verfügung zu stellen. In der diesjährigen Sommerausgabe<br />

des <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong>n konnte somit die 40.<br />

Ausgabe der „integrierten Thüringer Monatsblätter“<br />

abgedruckt werden.<br />

Das Coburger „Farnkraut“ berichtet bis zum heutigen<br />

Tag über das vielseitige Vereinsleben im Fränkischen,<br />

die Thüringer aber haben es leider nur selten genutzt,<br />

um über Aktivitäten in ihren Vereinen zu berichten.<br />

Wünschen wir den Coburgern, dass sie weiterhin<br />

zu ihrer Vereinszeitschrift stehen und nicht auf das<br />

„Farnkraut“ verzichten müssen. Frisch Auf! chr


Germanen<br />

am <strong>Hörselberg</strong><br />

Die Erzählung von E. Carlsberg, als „Düringische Weihnachtsbilder aus vergangenen<br />

Tagen“ in Mühlhausen 1878 erschienen, führt die Leser in die Welt<br />

unserer Vorfahren und hin zur frühen Geschichte einer Region, die unsere<br />

thüringische Heimat ist. Hier siedelten nach römischen Berichten zu Beginn<br />

unserer Zeitrechnung Hermunduren. Ihr gemeinschaftliches Leben festigten<br />

Tabus und Frieden innerhalb der Stammesgesellschaft. Germanische Stämme<br />

verteidigten ihre Kultreligion als Rahmen der Lebensordnung.<br />

Der Herausgeber (Hartmut Mai) erzählt in einem zweiten Teil des Buches von<br />

den wissenswerten historischen Ereignissen und liebenswerten Eigenheiten<br />

der Bewohner des Landes Thüringen.<br />

Taschenbuch / 54 Seiten / 7 Zeichnungen / 1 Karte / 9,95 €<br />

ISBN 978-3-86777-426-0 in allen Buchhandlungen oder direkt beim<br />

Verlag Rockstuhl Tel.: 0 36 03 / 81 22 46 www.literaturversand.de<br />

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<strong>BUCHTIPP</strong>


Schloss und Park Reinhardsbrunn -<br />

Denkmal in Not<br />

Christfried Boelter<br />

Historiker und Denkmalschützer sind sich einig,<br />

Schloss Reinhardsbrunn steht an der Spitze<br />

der gefährdeten Denkmale in Thüringen,<br />

auch gemessen an der Bedeutung des Standortes<br />

für den Freistaat und seine Geschichte.<br />

Es ist nicht übertrieben, die Region um Friedrichroda-Reinhardsbrunn<br />

als „Wiege“ des mittelalterlichen<br />

Thüringen zu bezeichnen. In der ersten<br />

Hälfte des 11. Jahrhunderts siedelte der Stammvater<br />

des späteren Landgrafengeschlechtes „Ludwig<br />

mit dem Barte“ auf einer Höhe des Thüringer<br />

Waldes und errichtete hier als erste Niederlassung<br />

die „Schauenburg“. Am Fuße dieser Anlage entwickelte<br />

sich der Marktflecken Friedrichroda.<br />

Schon Jahrhunderte vorher<br />

stand diese Region im Fokus<br />

der deutschen Geschichte,<br />

als Bonifatius nach 720 auf<br />

seiner Missionsreise nach<br />

Thüringen kam. Nach örtlicher<br />

Überlieferung ließ er<br />

724 seine Johanneskirche als<br />

Taufkirche oberhalb von Altenbergen<br />

errichten und 725<br />

das Kloster in Ohrdruf gründen.<br />

Die Johanneskirche war<br />

lange Jahre Anlaufpunkt für<br />

viele Ortschaften der Region,<br />

historisch gesichert ist, dass<br />

der Sohn des ersten Burgherrn<br />

der Schauenburg, der<br />

spätere Ludwig der Springer<br />

in dieser Kirche getauft wurde.<br />

Heute befindet sich an<br />

dieser Stelle der Kandelaber, ein steinernes Denkmal<br />

mit 3 Flammen zur Erinnerung an diesen<br />

Gründungsort. Ein weiteres spirituelles Zentrum<br />

befand sich in Reinhardsbrunn, ein Ring von 12<br />

Bäumen - in grauer Vorzeit bereits germanischer<br />

Thingplatz und dann unter dem Namen „12 Apostel“<br />

ein christliches Heiligtum. Schon 1067 verlassen<br />

die Ludowinger ihre erste Burg oberhalb<br />

von Friedrichroda und verlegen ihren Herrschaftssitz<br />

auf die Wartburg, die sie von hier aus erbaut<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

15<br />

haben und zwar - wie die Sage weiß - gegründet<br />

auf Erde, in Körben von der Schauenburg herangeschafft,<br />

um später schwören zu können, nicht<br />

auf fremdem sondern auf eigenem Grund und Boden<br />

gebaut zu haben. Damit schien die kurze Geschichte<br />

der Ludowinger in Friedrichroda schon<br />

wieder zu Ende zu sein.<br />

Das änderte sich im Jahre 1085, als Ludwig der<br />

Springer durch Mönche aus dem Schwarzwälder<br />

Reformkloster Hirsau in Reinhardsbrunn sein<br />

Hauskloster und die ludowingische Grablege errichten<br />

ließ. Er selbst verbrachte als Mönch die<br />

letzten Jahre sein Lebens im Kloster Reinhardsbrunn.<br />

Es war der heilige Ort mit seinen „12 Aposteln“,<br />

der Ludwig veranlasste, hier das Kloster<br />

bauen zu lassen und nicht in unmittelbarer Nähe<br />

der Wartburg. Das ludowingische Hauskloster<br />

wurde wichtigste Abtei im Land und entwickelte<br />

sich nach der Beisetzung von Ludwig IV. durch<br />

Blick aus dem ehemaligen Rosengarten zum "Hohen Haus" (links im<br />

Bild) mit anschließendem Querhaus und Schlossturm<br />

seine Ehefrau Elisabeth von Thüringen im Jahre<br />

1228 zum bedeutenden Wallfahrtort. Die Wunder<br />

am Grab des im Volk als „Ludwig der Heilige“<br />

verehrten Landgrafen führten zu großen Pilgerströmen<br />

und Einnahmen. Und auch mit Martin<br />

Luther hatte das Kloster noch kurz vor seiner Auflösung<br />

zu tun. Er war als „Junker Jörg“ von der<br />

Wartburg aus mehrfach zu Gast und die Mönche<br />

verwunderten sich über diesen gelehrten Rittersmann.


Wenn sich heute engagierte Bürgerinnen und<br />

Bürger aus Friedrichroda und der Region für das<br />

Schloss Reinhardsbrunn stark machen, dann gehört<br />

die Vorgeschichte und das Kloster Reinhardsbrunn<br />

mit dazu. Das macht vor allem die Bedeutung<br />

des Standortes aus im Vergleich zu manch<br />

anderen Schlössern, deren Verfall gleichfalls zu<br />

beklagen ist.<br />

Nach 440 Jahren Klosterzeit folgten 420 Jahre<br />

Schloss- und Adelsgeschichte. Die endete 1945<br />

mit der Enteignung des Herzoghauses Sachsen-<br />

Coburg und Gotha durch die sowjetische Besatzungsmacht.<br />

Danach erfolgte die Übernahme der<br />

Immobilien durch das Land Thüringen und eine<br />

vorübergehende Nutzung als Schulungsstätte für<br />

Landesfeuerwehr und Polizei.<br />

Ab 1953 wurde das Schloss Hotel des VEB Reisebüro<br />

der DDR, vor allem für Gäste aus der Bundesrepublik<br />

und dem westlichen Ausland, später<br />

Dieses Schlossgebäude beherbergte die einstige<br />

Hirschgalerie - bis um 1990 als Hotel genutzt.<br />

gab es dort auch einen Intershop. Schloss und<br />

Park wurden zum Aushängeschild des mit über<br />

einer Million Übernachtungen zweitgrößten Urlauberortes<br />

der DDR, Restaurant, Cafe und die in<br />

den achtziger Jahr eingerichtete Kellerbar entwickelten<br />

sich zu gern besuchten Treffpunkten.<br />

Konzerte des Leipziger Gewandhausquartetts<br />

und Kongresse unterschiedlicher Art machten das<br />

Schloss zum kulturellen Zentrum und zum Bildungsstandort.<br />

Nach der politischen Wende wurde die Anlage auf<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

16<br />

eine Landesliste von wichtigen kultur-historischen<br />

Immobilien gesetzt, die in staatlichen Besitz überführt<br />

werden sollten. Ein von der Treuhandanstalt<br />

geschnürtes Paket von 15 Spitzenhotels der DDR,<br />

12 an der Ostsee, eins in Potsdam, eins in Wernigerode<br />

und das in Reinhardsbrunn war dafür<br />

verantwortlich, dass das Schlosshotel Reinhardsbrunn<br />

dann doch privatisiert wurde. Das Versprechen<br />

von Arbeitsplätzen und Investitionen verhinderte<br />

auch die Rückgabe an den Alteigentümer.<br />

Von den 15 Hotels ist allein Reinhardsbrunn auf<br />

der Strecke geblieben, im Haupthaus wurde eine<br />

zeitlang entkernt und der Ausbau von DDR-Sanitäreinrichtungen<br />

veranlasst. Das Kavaliershaus<br />

konnte bis 2001 als Hotel betrieben werden. Es<br />

war aber schon ab Mitte der neunziger Jahre erkennbar,<br />

dass die beiden verantwortlichen westlichen<br />

Hotelgruppen (Resort GmbH & Co. KG<br />

sowie Travel Charme AG) ihre Pläne aufgegeben<br />

hatten, hier ein Fünfsternehotel<br />

mit zusätzlichem Bettenhaus<br />

zu errichten. Schließlich<br />

war das Ganze nur noch Abschreibungsobjekt<br />

und Klotz<br />

am Bein. Ein erster Versuch<br />

zur Rettung wurde 2001 gestartet.<br />

Als Verantwortliche<br />

des Klosterparks Reinhardsbrunn<br />

und Nachbarn haben<br />

wir uns mit dem Geschäftsführer<br />

der Hotelkette, der<br />

Thüringer Staatskanzlei, der<br />

Stadt Friedrichroda, dem<br />

Landkreis, den Thüringer Universitäten und dem<br />

Kneipp-Landesverband zusammengetan, um ein<br />

Nutzungskonzept zu entwickeln. So entstand die


Gründungsinitiative „Thüringer Akademiezentrum<br />

Schloss und Klosterpark Reinhardsbrunn“ mit<br />

mehreren „Säulen“. Dazu gehörten die Akademie<br />

für Sprachen und interkulturelle Zusammenarbeit,<br />

die Akademie für den ländlichen Raum, die<br />

Thüringer Sebastian-Kneipp-Akademie und das<br />

Bildungs- und Begegnungszentrum der Thüringer<br />

Hochschulkonferenz. Für diese Akademiebereiche<br />

war ein gemeinsames 4-Sterne-Tagungshotel<br />

vorgesehen. Eine Landtagswahl später und ein<br />

Wechsel an der Spitze des Wirtschaftsministeriums<br />

räumten das vorher hoffnungsvolle Konzept<br />

vom Tisch. Der Eigentümer hatte sich hier noch<br />

sehr intensiv mitbemüht und diese sinnvolle Neunutzung<br />

unterstützt.<br />

Nun blieb ihm offenbar nur noch der Verkauf. Zunächst<br />

wurde das Ganze für den berühmten einen<br />

Euro an einen englischen Investor verkauft, der<br />

mit viel Öffentlichkeitswirksamkeit von seinen<br />

großen Rettungsplänen berichtete.<br />

Kaum war der Verkauf<br />

rechtskräftig, erschien<br />

das Schloss im Internet als<br />

Verkaufsobjekt für viele Millionen<br />

Pfund. Der Verkauf<br />

an Mister Hamilton konnte<br />

rückabgewickelt werden,<br />

neuer Besitzer wurde die<br />

BOB Consult GmbH, eine<br />

Baufirma aus Weimar. Die<br />

Firma wurde 2008 an Prof.<br />

Dr. Igor Harcenko aus der<br />

Ukraine weiterverkauft, der<br />

nun auch alleinvertretungsberechtigter<br />

Geschäftsführer<br />

war. 2011 ging die BOB Consult<br />

in den Besitz von Roman<br />

Sushkov über, einem Bürger<br />

der Russischen Förderation. Hier kam es dann zu<br />

dem Verfahren der Thüringer Staatsanwaltschaft<br />

wegen des Verdachtes auf Geldwäsche. Die Nachforschungen<br />

gestalten sich schwierig und versprechen<br />

wenig, vor allem weil es mit Rußland kein<br />

Rechtshilfeabkommen gibt. Gegenwärtig ist die<br />

Firma offenbar schon wieder weiterveräußert<br />

worden, vor einigen Wochen waren in Reinhardsbrunn<br />

drei junge Russen zu Besuch, die von der<br />

russischen Rechtsanwältin Julia Ovchinski aus<br />

Frankfurt, die in Sachen Schloss Ansprechpart-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

17<br />

nerin ist, als neue Geschäftsführung angekündigt<br />

worden waren. Mit den Gästen war sprachlich<br />

kaum eine Verständigung möglich. Es ist zu hoffen,<br />

dass durch das neue öffentliche Interesse der<br />

Kontakt mit den gegenwärtigen Besitzern besser<br />

in Gang kommt.<br />

In den letzten Jahren hat es durch die unterschiedlichen<br />

Eigentümer gegenüber der Stadt, dem<br />

Landkreis und den Denkmalbehörden zahlreiche<br />

Zusagen und Versprechen gegeben, das immer<br />

mehr in Mitleidenschaft gezogene Schloss zu sichern<br />

und neu zu nutzen. Es ist nichts geschehen,<br />

im Gegenteil der Verfall schreitet voran und immer<br />

mehr unersetzliches Kulturgut geht verloren.<br />

Im herzoglichen Außenpark vollzog sich nach<br />

der politischen Wende eine eigenständige Entwicklung.<br />

Zu DDR-Zeiten befanden sich hier das<br />

Pionierlager „Georgi Dimitroff“, eines der größten<br />

seiner Art mit 1500 Kindern pro Durchgang, ein<br />

Die Schlosskirche wurde im neoromanischen Baustil um 1870 als<br />

letztes Gebäude der Schlossanlage errichtet.<br />

zweites Ferienobjekt war das Betriebsferienlager<br />

des Traktorenwerkes Gotha. Beide Einrichtungen<br />

kaufte die Evangelisch-Lutherische Kirche in<br />

Thüringen 1991, um hier ihre zentrale Bildungs-<br />

und Begegnungsstätte aufzubauen. Unter dem<br />

Namen „Evangelisches Stift Reinhardsbrunn“<br />

wurde der Standort zur Drehscheibe zwischen<br />

Ost und West mit zuletzt über 20.000 Gästen im<br />

Jahr. Ein Rückübertragungsanspruch des Herzoghauses<br />

führte aber Ende 1997 zur Auflösung<br />

des Stiftes, von da an übernahm mit NALIT e.V.


ein kirchlicher Verein die Nutzung des Geländes.<br />

Zusammen mit dem Forum Westthüringen, einem<br />

Verein zur Regionalentwicklung wurden vielfältige<br />

Nutzungsvarianten entwickelt. Ein Spätaussiedlerübergangswohnheim,<br />

ein Kinder- und Jugendhaus,<br />

zahlreiche kirchentouristische Projekte<br />

und schließlich das Internat des Sprachenspezialgymnasiums<br />

Salzmannschule Schnepfenthal gab<br />

es. Den Verantwortlichen für diese Entwicklung<br />

war es wichtig, die Wurzeln der Region neu zu<br />

entdecken und für die vielen Gäste, die wieder in<br />

den Urlaubergemeinden rund um den Inselsberg<br />

Station machten, sichtbar werden zu lassen, dass<br />

sie ihre Ferien an der „Wiege Thüringens“ verbringen.<br />

Das vormalige Evangelische Stift wurde in Klosterpark<br />

Reinhardsbrunn umbenannt, durch Arbeitslosenprojekte<br />

konnten Ende der neunziger<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

Marstall - im Dachgeschoss befand sich von 1925 bis zum<br />

2.Weltkrieg eine Jugendherberge<br />

Jahre Schauenburg und Benediktiner-Kloster als<br />

Modell nachgebaut und im Park aufgestellt werden.<br />

Mit der Johanneskirche bekam der Klosterpark<br />

ein neues geistliches Zentrum, sie ist der 1:1<br />

Nachbau der Bonifatiuskirche von Altenbergen,<br />

2001 ökumenisch geweiht und erste Radwegekirche<br />

Deutschlands. Das Netzwerk dieser offenen<br />

Kirchen an Radwegen umfasst inzwischen mehr<br />

als 175 Kirchen. Im Elisabethjahr 2007 haben die<br />

Reinhardsbrunner Vereine eine eigene Ausstellung<br />

konzipiert, um die örtliche Tradition bekannter zu<br />

machen. Im selben Jahr gründete sich dann auch der<br />

18<br />

Verein Kirche und Tourismus e.V. der inzwischen<br />

- nach Auflösung des Forums und von NALIT -<br />

alleine für die Arbeit in Reinhardsbrunn zuständig<br />

ist. Höhepunkt für den Verein war die Einweihung<br />

des Ausstellungs- und Informationszentrum Spiritueller<br />

Tourismus im Juli 2011 auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Heizhauses zwischen Schloss und<br />

Klosterpark. Der Verein ist inzwischen auch als<br />

Werk der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland<br />

anerkannt und engagiert sich vor allem in der<br />

Pilgerbewegung und für den Lutherweg. Nach<br />

dem Auszug des Internates hat die Landeskirche<br />

ihr Gelände an zwei Privatinvestoren verkauft.<br />

Vom Klosterpark aus gab es immer auch Kontakte<br />

mit den Nachbarn im Schloss, so hatten zunächst<br />

NALIT e.V. und dann auch Kirche und Tourismus<br />

e.V. vertraglich die Möglichkeit Schlossparkführungen<br />

anzubieten, damit das weiträumig abgesperrte<br />

Gelände wenigstens<br />

auf diese Weise durchlässig<br />

wurde. Das allerdings ist nur<br />

ein kleiner Trost angesichts des<br />

sich beschleunigenden Niedergangs<br />

von Park und Schloss.<br />

Den Prostest zu bündeln und<br />

für gemeinsame Aktionen<br />

eine Plattform zu schaffen,<br />

hat Kirche und Tourismus e.V.<br />

im Sommer und Herbst 2011<br />

zu zwei Versammlungen nach<br />

Reinhardsbrunn eingeladen,<br />

deren Ergebnis am 29.11.2011<br />

die Gründung des Fördervereins<br />

Schloss und Park Rein-<br />

hardsbrunn war.<br />

In § 2 der Satzung ist zusammengefasst,<br />

was sich der Verein<br />

vorgenommen hat:<br />

(1) Der Verein setzt sich ein für die Erhaltung des<br />

kulturellen Erbes Reinhardsbrunns und den Denkmalschutz<br />

- sowohl in Bezug auf das Schloss, den<br />

Landschaftspark und seine Umgebung wie auch<br />

in Bezug auf das ehemalige Benediktinerkloster<br />

Reinhardsbrunn, dem Stammkloster der Thüringer<br />

Landgrafen, das sich auf dem Gelände der<br />

jetzigen Schlossanlage befunden hat.<br />

(2) Der Verein verwirklicht den Satzungszweck<br />

durch einen konstruktiven Gedankenaustausch<br />

zwischen lokalen, regionalen und landesweiten


Verantwortungsträgern, Initiativen und Bürgern.<br />

Er bündelt die verschiedenen Initiativen für eine<br />

nachhaltige Nutzung der Gesamtanlage im Kontext<br />

der Thüringer Denkmal- und Kulturlandschaft<br />

mit dem Ziel einer kulturellen und touristischen<br />

Entwicklung der Region.<br />

Inzwischen hat der Verein fast 60 Mitglieder, vor<br />

allem Bürgerinnen und Bürger aus Friedrichroda,<br />

aber auch aus Leipzig, Erfurt, Gotha, Eisenach,<br />

Waltershausen und anderen Orten der Region aber<br />

auch aus den alten Bundesländern. Der Friedrichrodaer<br />

Bürgermeister ist Mitglied, der Gothaer<br />

Landrat, Architekten und Juristen, Abgeordnete<br />

des Stadtparlamentes, von Kreistag und Landtag.<br />

Mehrere offene Mitgliederversammlungen haben<br />

stattgefunden, der Vorstand diskutiert, welche<br />

Strategien zum Erfolg führen können. Entweder<br />

wird versucht, mit den Besitzern zu einer gemein-<br />

Kirche und Tourismus e.V.<br />

Werk der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland<br />

Reinhardsbrunn 5 • 99894 Friedrichroda<br />

Tel. 03623-303085 • info@kirche-und-tourismus.de<br />

www.klosterpark-reinhardsbrunn.de<br />

Station am Lutherweg in Thüringen<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

19<br />

samen Lösung zu kommen oder eine Enteignung<br />

prüfen zu lassen, um die akute Gefahr für das<br />

Denkmal abzuwenden.<br />

Um ein sichtbares Zeichen zu setzen, hatte der<br />

Förderverein für den 21.7.12 zu einem Subotnik<br />

in den Schlosspark eingeladen. Trotz strömenden<br />

Regens waren 40 Helferinnen und Helfer zum<br />

Einsatz erschienen und gingen mit Heckenscheren,<br />

Schaufeln, Rechen, Sensen und Schubkarren<br />

gegen die Verwilderung vor, um neu Platz zu<br />

schaffen für die Parkführungen. Das mdr Fernsehen<br />

war zur Stelle und drehte für die Hauptnachrichtensendung<br />

mdr aktuell. Es braucht<br />

noch viel öffentliche Aufmerksamkeit, um die<br />

Wende zum Besseren zu schaffen.<br />

DENKMAL IN NOT - Wer im Verein mitarbeiten<br />

möchte ist herzlich dazu eingeladen.<br />

Förderverein Schloss und Park<br />

Reinhardsbrunn e.V.<br />

Geschäftsstelle • Reinhardsbrunn 5<br />

99894 Friedrichroda<br />

foerderverein@schloss-reinhardsbrunn.de<br />

Spenden:<br />

VR Bank Westthüringen<br />

Konto Nr. 571300 • BLZ 820 64 038<br />

Parkführung nach Anmeldung ab 5 Personen<br />

Führung im Schloss sind aus Sicherheitsgründen<br />

nicht möglich.<br />

Neuerscheinung<br />

Andreas Benjamin Paasche / Martina Giese-Rothe<br />

Heilige Elisabeth und ihre Liebe<br />

zu Reinhardsbrunn<br />

Auf biographische Romanerzählung bekommt der Leser<br />

in diesem Buch einen Einblick in die Geschichte von der<br />

Gründung des ehemaligen Klosters und Schloss Reinhardsbrunn.<br />

Unter anderem wird die Beziehung der heiligen Elisabeth<br />

von Thüringen zu Reinhardsbrunn dargestellt sowie<br />

viele weitere spannende Ereignisse und Erzählungen bis in<br />

die heutige Zeit eruiert. Mit Bildern der Schlossparkanlage<br />

Schloss Reinhardsbrunn! <strong>BUCHTIPP</strong><br />

Verlag: Books on Demand / Bruschur 156 Seiten / ISBN 978-3848203529 / 12.90 €


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Funk 0171 - 2 07 37 29<br />

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20


Die Wurzeln Thüringens -<br />

die heilige Radegunde von Thüringen – Teil 2<br />

Roland Aschenbach<br />

Nach dem gewaltsamen Tod von Radegundes Vater<br />

im Jahre 529 kam die kleine, verwaiste Prinzessin<br />

an den Hof ihres Onkels Herimafrid.<br />

Dort wurde sie vorrangig von<br />

Herimafrids Frau Amalaberga unterrichtet,<br />

die er um 515 heiratete.<br />

Sie war die Nichte des mächtigen<br />

Ostgotenkönigs Theoderich des<br />

Großen, der in Ravenna prunkvoll<br />

residierte, aus der Literatur auch<br />

als „Dietrich von Bern“ allgemein<br />

bekannt ist. Im Übrigen gibt es neben<br />

dem Bezug zu „Dietrich von<br />

Bern“ durch Radegunde einen weiteren<br />

literarischen Brückenschlag<br />

zu der Nibelungensage. So waren<br />

Radegundes Stiefsohn Sigibert<br />

und dessen Gemahlin Brunichilde<br />

die Namensgeber für die späteren<br />

Sagengestalten der Nibelungen<br />

Siegfried und Brünhild, wie das<br />

zur Zeit Radegundes herrschende<br />

merowingische Königsgeschlecht<br />

den historischen Kern für die<br />

später legendär ausgeschmückten<br />

Burgunden lieferte.<br />

Die thüringische Königin Amalaberga<br />

gewährte ihrer Nichte Radegunde<br />

eine umfassende Bildung<br />

und erzog sie zunächst im arianischen<br />

Christentum. 531 wurde in<br />

einer Entscheidungsschlacht an der Unstrut das<br />

Thüringer Königreich vernichtet. Thüringen wurde<br />

für Jahrhunderte Teil des fränkischen Großreiches.<br />

Die etwa dreizehnjährige Radegunde kam<br />

jetzt als Kriegsgefangene an den Hof des fränkischen<br />

Königs Chlothar, einem Sohn des großen<br />

Frankenkönigs Chlodwig, der sich um 498 von<br />

Bischof Remigius von Reims, als erster Frankenkönig<br />

hatten taufen lassen. Chlothar wurde<br />

wahrscheinlich noch vor seinem Vater Chlodwig<br />

getauft, weil Chrodechilde, die Mutter Chlothhars<br />

eine katholische Christin darauf bestand, dass ihre<br />

Kinder gleich nach der Geburt getauft wurden.<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

21<br />

Seit dieser Zeit wurden die Franken sowie die<br />

eroberten Gebiete von getauften Königen regiert,<br />

die nachdrücklich und nachhaltig die katholische<br />

Missionierung betrieben. Und dies im gesamten<br />

fränkischen Reich, also auch in Thüringen. Somit<br />

schufen die den Papst stützenden Frankenkönige<br />

die Grundlagen für die christliche Missionierung<br />

in Europa!<br />

Radegunde, eine der letzten Überlebenden<br />

des Thüringer Königsgeschlechtes<br />

erhielt am fränkischen<br />

Königshof in Athies Unterricht in<br />

lateinischer Sprache, las die Bibel,<br />

Schriften von Kirchenvätern<br />

und Dichtern. Sie ließ sich taufen<br />

und wurde allumfassend im katholischen<br />

Glauben erzogen. Schon<br />

zu dieser Zeit unterwies sie selbst<br />

arme Kinder. Ihre Ausbildung<br />

diente vorrangig der Vorbereitung<br />

auf ihre spätere Aufgabe als<br />

merowingische Königin. Vor 540<br />

wurde Radegunde durch Heirat<br />

mit dem Frankenkönig Chlothar<br />

thüringisch-fränkische Königin.<br />

Voraussetzung hierfür war u.a. ihre<br />

katholische Taufe. Somit war Radegunde<br />

die erste namentlich bekannte<br />

Christin Thüringens (Mitteldeutschlands)<br />

und war überdies<br />

mit einem der ersten getauften<br />

Frankenkönige verheiratet.<br />

Zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörten<br />

weite Teile des heutigen Frankreich<br />

und Deutschland. Radegunde<br />

war eingebunden in das Machtgefüge<br />

ihrer Zeit und hatte gute Kontakte zu weltlichen<br />

und christlichen Herrschern. Hervorgehoben<br />

seinen hier nur Justinian II., Kaiser von Byzanz,<br />

von dem sie eine überaus wertvolle Relipiquie,<br />

ein Holzstück vom Kreuz Christi erhielt, und dem<br />

damalige Papst Avitus.<br />

Als umsichtige Regentin setzte sich Radegunde in<br />

kriegerischer Zeit stets für eine gewaltlose Konfliktlösung<br />

ein und nahm sich der Armen und Benachteiligten<br />

an, wobei sie aber auch immer die<br />

Belange ihrer Königsfamilie und des Frankenreiches<br />

im Auge behielt. Als Königin kam sie ihren<br />

Pflichten nach, entzog sich aber ihrem Gemahl,


der sich beklagte, „eher eine Nonne als eine Königin<br />

zu Gattin zu haben“. Die Ehe mit Chlothar<br />

blieb kinderlos. 555/556 kam es zum Bruch mit<br />

Chlothar, nachdem dieser als Vergeltung für einen<br />

Aufstand der Thüringer ihren Bruder ermorden<br />

ließ. Radegunde floh in ein Kloster. Sicher verzieh<br />

sie Chlothar die Ermordung ihres Bruders und die<br />

blutige Niederschlagung des Aufstandes der Thüringer<br />

nicht. Denkbar wäre auch, sie fürchtete um<br />

ihr Leben, zumal sie noch legitime Königin der<br />

Thüringer war. Mit Chlothar hatte Radegunde<br />

einen tyrannischen Herrscher und Mann an ihrer<br />

Seite, mit dem sie ständige Konflikte auszutragen<br />

hatte.<br />

Chlothar war 555/556 persönlich in Thüringen,<br />

ob ihn Radegunde begleitete, ist nicht belegt. Wir<br />

dürfen jedoch annehmen, dass sich Radegunde<br />

auch in diesem Konflikt zwischen den Franken<br />

und ihrer thüringischen Heimat um eine friedliche<br />

Lösung bemühte, was auch ihre persönliche Anwesenheit<br />

in Thüringen generell nicht ausschlösse.<br />

Vielleicht aber unterstützte sie das früheste<br />

Missionierungsstreben der Franken persönlich in<br />

Thüringen, was auch das Errichten erster Kapellen<br />

und Kirchen in ihrer Heimat unter ihrer Regie<br />

möglich erscheinen ließe. Verbürgt ist es nicht.<br />

Aus Prestigegründen versuchte Chlothar seine<br />

Frau zurückzugewinnen, doch ohne Erfolg. Ra-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

Hotel & Restaurant “Waldhaus”<br />

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22<br />

degunde zog sich auf das Gut Saix bei Portiers<br />

in Frankreich zurück, wo sie vor 561 das Kloster<br />

zum Heiligen Kreuz nach den Regeln des<br />

Caesarius von Arles gründete. Die Regeln des<br />

Caesarius wurden noch vor denen Benedikts niedergeschrieben.<br />

Die Caesariusregel als erste Nonnenregel<br />

überhaupt wählte Radegunde selbst aus,<br />

was auf umfassende theologische und liturgische<br />

Kenntnisse schließen lässt. Nach Caesarius sollten<br />

die Schwestern eine strenge Klausur, Askese,<br />

Armut, Keuschheit und Demut leben sowie zwei<br />

Stunden täglich lesen und Wolle spinnen. Diese<br />

Klostergründung wäre ohne Unterstützung ihres<br />

Ehemannes, des mächtigen Frankenkönig Chlothar<br />

gewiss nicht möglich gewesen. Obwohl sie<br />

Gründerin des Klosters war, wollte Radegunde<br />

nicht Äbtissin sein, sondern lebte und wirkte als<br />

einfache Nonne, entsagte Macht und Reichtum<br />

und stellte ihr Leben ganz konsequent in die<br />

Nachfolge Christi. Sie legte ihre Königskrone ab,<br />

die sie etwa 15 Jahre lang trug, und diente ihren<br />

Mitschwestern sowie den Armen und Kranken.<br />

Sie setzte ihre Adoptiv-Tochter Agnes als Äbtissin<br />

ihres Klosters ein.<br />

Radegunde sah sich als Erste im Dienen und fügte<br />

für sich zusätzliche Bußübungen hinzu, begleitet<br />

von Lesungen Tag und Nacht. Sie aß nur Linsen<br />

und Gemüse, Gersten- und Roggenbrot, obwohl<br />

sie als Königin an einer üppigen Tafel<br />

hätte sitzen können. Ihre königliche Robe<br />

tauschte sie gegen ein einfaches Büßergewand.<br />

Um 570 empfing Radegunde vom<br />

Kaiser Justin II. aus dem Kreuz Christi<br />

zwei Splitter als Reliquien, die im Kloster<br />

noch heute aufbewahrt werden. Seitdem<br />

wird das Kloster Heilig-Kreuz-Kloster<br />

(Sainte-Croix) genannt.<br />

Das von ihr gegründete Kloster, in dem<br />

sie etwa 25 Jahre als einfache Schwester<br />

lebte und ihren Dienst am Nächsten<br />

• Frische Thür. Kräuterküche • Saisonale Spezialitäten aus der Region<br />

• Familien- u. Firmenveranstaltungen b. 80 Pers. • Sommerterrasse und Biergarten<br />

Aktuelle Angebote und Veranstaltungen unter: www.waldhaushotel.de


versah, gehört weltweit zu den frühesten Klostergründungen<br />

und existiert durchgängig bis heute,<br />

also nahezu 1500 Jahre! Die Heiligsprechung von<br />

Radegunde fand um 900 statt. Es gibt nur wenige<br />

Klöster, die auf eine so lange Kontinuität zurückschauen<br />

können.<br />

Am 13. August 587 starb Radegunde in ihrem<br />

Kloster in Poitiers. Im Mittelalter wird von einer<br />

Gebetsgemeinschaft zwischen Poitiers und Mühlberg<br />

berichtet. So beten Christen in Poitiers für<br />

Mühlberger Christen und umgekehrt.<br />

Radegunde war die erste namentlich bekannte<br />

Thüringerin (Mitteldeutsche), die das Christentum<br />

angenommen hatte und eine der ersten Kö-<br />

Die Mühlburg -<br />

Rekonstrucktion des<br />

spätmittelalterlichen<br />

Zustandes<br />

Quelle: Hopf, Strickhausen,<br />

Altwasser<br />

„Die Drei Gleichen“<br />

Verlag: Schnell+Steiner<br />

niginnen Europas, die sich nicht nur aus machtpolitischen<br />

Erwägungen taufen ließ, sondern<br />

konsequent christlich lebte. An der Schwelle von<br />

der Spätantike zum frühen Mittelalter ist Radegunde<br />

ein wichtiges Bindeglied zwischen Lydia,<br />

der ersten Christin Europas gemäß der Apostelgeschichte,<br />

und den späteren Heiligen wie u.a.<br />

Elisabeth, Walburga und Paulina.<br />

Radegunde in Thüringen fast vergessen!<br />

Mit ihrer Person dringen wir vor zu den Anfängen<br />

der Geschichte Thüringens als Staatsgebilde und<br />

den Wurzeln des Christentums in Thüringen. Bei<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

23<br />

der Durchsetzung einer neuen Ethik im Abendland<br />

half sie nachweislich und maßgeblich mit.<br />

In Frankreich, seit nahezu 1500 Jahren durchgängig<br />

als Nationalheilige hoch verehrt, etwa<br />

150 Kirchen tragen ihren Namen oder stehen<br />

unter ihrem Patronat, ist sie in Deutschland und<br />

leider auch in Thüringen fast vergessen. Selbst<br />

in England, Österreich, Belgien, Italien, Kanada<br />

und im Kongo wird ihrer gedacht. Sie ist Patronin<br />

von Poitiers und des Jesus College in Cambridge.<br />

Anlässlich ihres 1300. Todestages stiftete Papst<br />

Leo XIII. im Jahre 1887 eine goldene mit Edelsteinen<br />

geschmückte Krone, die der Statue im<br />

Dom von Poitiers aufgesetzt wurde. Aktuell - in<br />

einem Brief teilte uns die Äbtissin der Klosters in<br />

Poitiers Schwester Martina Ravaillault mit, dass<br />

Radegunde als Patronin Europas nominiert sei.<br />

Anders als in Frankreich erfolgt leider in Thüringen<br />

keinerlei angemessene und öffentliche Ehrung<br />

Radegundes durch politisch und kirchlich<br />

verantwortliche Persönlichkeiten. Darüber hinaus<br />

hätte man auch den 1500. Jahrestag Thüringens in<br />

Erinnerung an unsere Vorfahren würdig begehen<br />

können. Diese Anfänge wiederum sind eng mit<br />

der Lebensgeschichte Radegundes verknüpft.<br />

Man könnte sich in Sachsen-Anhalt informieren,<br />

wo in diesem Jahr die 800-jährige Landesge-


schichte und der 1100. Geburtstag von Otto dem<br />

Großen gefeiert werden.<br />

Nur in Oberweißbach und Mühlberg erinnern<br />

heute noch Kapellen an Radegunde. Neben der<br />

Mühlburg sieht man noch die Mauerreste der<br />

einstigen Radegundekapelle, die im 11. Jahrhundert<br />

mit der Burg errichtet wurde und durch eine<br />

schriftliche Quelle erstmals 1332/33 erwähnt ist.<br />

Überdies gibt es im Turmraum der St. Lukaskirche<br />

in Mühlberg seit 1987 eine der einstigen<br />

Königin und Heiligen gewidmete Gedächtniskapelle,<br />

wo Radegunde eine dauerhafte und würdige<br />

Heimstatt gefunden hat.<br />

Mit diesem Artikel möchte ich Radegunde als<br />

herausragende Persönlichkeit für die Thüringer<br />

Geschichte in Erinnerung rufen. Im Jahre 2020<br />

beabsichtigt man „100 Jahre Thüringen“ festlich<br />

zu begehen, was allerdings nur auf einem sehr<br />

eingeengten und stark reduzierten Geschichtsbild<br />

fußen würde. Denn der Gründung Thüringens<br />

im Jahre 1920 geht eine lange, mit historischen<br />

Quellen belegte Kontinuität der thüringischen<br />

Geschichte voraus. In folgenden Quellen wird<br />

Thüringen durchgehend von seinen Anfängen bis<br />

heute belegt: „Monumenta Germania Historica“,<br />

„Regesta diplomatica historica“ Dobenecker;<br />

„Historiae“ Gregor von Tours; „Historia Langobardum<br />

codicis Gothani“; „Sachsengeschichte“<br />

Widukind von Corvey; „Vita Sancti Sturmi“<br />

Abt Egil; „Annalista Saxo“ Abt Arnold; „Liber<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

Gaststätte<br />

Waltershausen<br />

Familienfeiern • Spezialitätenabende • Partyservice<br />

Täglich Mittagstisch<br />

Jeden Donnerstag Schnitzelessen<br />

11-21 Uhr pro Gericht 6,90 €<br />

Täglich 11-22 Uhr<br />

Dienstag Ruhetag<br />

Inh.: M. Lämmerhirt<br />

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Jeden Freitag Kloßessen<br />

11-15 Uhr pro Gericht 6,90 €<br />

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Tel. 03622 - 200 595 • Fax 200 596<br />

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24<br />

Historiae Francorum“; „Chronik des Fredegar“;<br />

„Weltchronik“ Kloster Trier, „Fuldaer Annalen“<br />

Regino von Prüm; „Altals zur Geschichte“.<br />

Deshalb könnten wir mit Stolz von 2018 bis 2020<br />

den 1500. Geburtstag von Radegunde, 1500 Jahre<br />

Thüringen und 100 Jahre Freistaat würdig und<br />

festlich begehen. Diese Anlässe könnten Ansporn<br />

sein, sich u.a. mit einer vertiefenden Erforschung<br />

der Landesgeschichte Thüringens zu beschäftigen.<br />

INFO / Mühlburg: 036256 - 22846<br />

www.drei-gleichen.de<br />

Quellen / Literatur:<br />

• Hardy Eidam, Gudrun Noll „Radegunde, ein Frauenschicksal<br />

zwischen Mord und Askese“<br />

• Katalog zur Ausstellung 2006; Stadtmuseum Erfurt<br />

• R. Herrman „Thüringer Kirchengeschichte“<br />

• Heiligenlexikon, Forschungsbibliothek Gotha<br />

• Venantius Fortunatus „Das Leben der hl. Radegunde“<br />

• Blätter des Vereins zur Thür. Kirchengeschichte: Helge<br />

Wittmann „Mühlberg und Mühlburg im Zentrum der<br />

frühen Missionierung“<br />

• Hopf, Strickhausen, Altwasser „Die Drei Gleichen“<br />

• Franz Kurowski „Thüringen“<br />

• Gerhard Wagner „Die Anfänge der Thüringer Landesgeschichte“<br />

• Reinhold Andert „Der Thüringer Königshort“<br />

• Nikolaus von Siegen „Chronikon ecclesiatisum“<br />

• Camille Wampach „Sankt Willibrord-Leben und Werk“<br />

• Prof. Matthias Werner „Ersterwähnung Arnstadt 704“<br />

• Prof. Behm-Blancke „Gesellschaft und Kunst der<br />

Germanen. Die Thüringer und ihre Welt“<br />

• Sigrid Dusek „Ur- und Frühgeschichte Thüringens“<br />

• Sr. Werner Timpel „Das altthüringische Wagengrab“,<br />

„Frühmittelalterliche Burgen“ und „Thüringer – Ein bedeutendes<br />

Volk und Reich in Mitteleuropa und Franken – Neue<br />

Herren in Thüringen“<br />

Fotos: Reißig, August 2012<br />

(1) Wandergruppe auf dem Lutherweg von<br />

Holzhausen nach Mühlberg, im Hintergrund<br />

die Wachsenburg<br />

(2) Pastorin Stötzner und Ortsteilbürgermeister<br />

Ullrich geben den Weg frei<br />

(3) Andacht mit Posaunenchor und Lautenklängen<br />

an den Mauern der einstigen<br />

Kapelle vor der Mühlburg<br />

(4) Lautenklänge und Gesang - Im Bild sehen<br />

Sie auch einen Gedenkstein für Radegunde,<br />

gestiftet von den Mühlbergern<br />

anlässlich ihres 1400. Todestages (1987)


Der Lutherweg wächst<br />

Am 12. August wurde im Rahmen<br />

des Gedenkens an den 1425. Todestag<br />

der heiligen Radegunde von<br />

Thüringen am Fuße der Mühlburg<br />

in Mühlberg (dem ältesten Dorf<br />

Thüringens) das nächste, ca. 18<br />

km lange Teilstück des Lutherweges<br />

zwischen Gotha/Seeberg und<br />

Holzhausen eröffnet. Nach dem<br />

Gedenkgottesdienst in der St. Lukaskirche<br />

zu Mühlberg ging es in<br />

Stationen auf Pilgertour zur Radegunde-Kapelle<br />

hinauf. Unterwegs<br />

traf man auf die Wandergruppe,<br />

die von Holzhausen aus über die<br />

Schlossleite angewandert kam, um<br />

gemeinsam den Banddurchschnitt<br />

zu erleben. Mit Ausweisung dieser<br />

Teilstrecke kann der Lutherweg von<br />

der Wartburg aus über Möhra, Glasbachgrund,<br />

Schmalkalden, Tam -<br />

bach-Dietharz, Reinhardsbrunn,<br />

Waltershausen und Gotha bis nach<br />

Arnstadt auf einer Länge von etwa<br />

150 km durchgängig erwandert<br />

werden.<br />

Am 11. September soll eine weiterer<br />

Abschnitt im Ilmkreis von Arnstadt<br />

bis Erfurt hinzukommen.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

25


Der Wildkatze ganz nah…<br />

Es gelingt nur wenigen Menschen: Das herzhafte<br />

Gähnen, Strecken und Miauen einer der ca. 40<br />

Wildkatzen zu erleben, die es im Nationalpark<br />

Hainich noch gibt. Die Tiere verstecken sich vor<br />

dem Menschen und an vielen anderen Orten ist<br />

die heimische Raubkatze durch die immer stärkere<br />

Zersiedlung der Landschaft verschwunden. In seinem<br />

Projekt RETTUNGSNETZ WILDKATZE hat<br />

der Thüringer Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

(BUND) einen grundlegenden Plan entwickelt, um<br />

die Waldlebensräume Deutschlands wieder miteinander<br />

zu verbinden. Ein solches „Netz für die<br />

Natur“ braucht aber auch Anknüpfungspunkte zu<br />

den Menschen: Der scheuen Raubkatze in ihrem<br />

natürlichen Lebensraum begegnen zu können und die<br />

Faszination, die Ursprünglichkeit ihrer Lebensräume<br />

zu erleben, aber auch das Ausmaß ihrer Bedrohung<br />

zu begreifen – all das macht das Wildkatzendorf<br />

Hütscheroda möglich. Seit April 2012 hat dieses seine<br />

Tore für Besucher geöffnet.<br />

Die WILDKATZENSCHEUNE, eine zum Informationszentrum<br />

umgebaute Fachwerkscheune im<br />

Ortskern, bietet den ankommenden Gästen alles Wissenswerte<br />

zu den Samtpfoten. Der Besucher gelangt<br />

zunächst in einen stilisierten Wildkatzenerlebniswald,<br />

in dem ihm neben der Wildkatze auch andere Tierarten<br />

des Waldes begegnen. Auf einem riesigen Bild, welches<br />

einen Querschnitt vom Waldvorland über den<br />

Waldrand bis ins Waldinnere zeigt, wimmelt es von<br />

zahllosen großen und kleinen Tieren, die von den Besuchern<br />

und insbesondere von Kindern gefunden und<br />

benannt werden wollen. Darüber hinaus informieren<br />

verschiedene Themeninseln und Videostationen über<br />

Biologie und Bedrohung der Wildkatze und das für sie<br />

zu knüpfende Rettungsnetz „bis vor die eigene Haustür“.<br />

Die Wildkatzenscheune ist außerdem als neue<br />

Nationalparkinformation ausgewiesen – so erfährt der<br />

Besucher Wissenswertes zum UNESCO-Weltnaturerbe<br />

Nationalpark Hainich. Im Wildkatzen-Shop sind<br />

Wanderkarten, Radroutenpläne, Naturführer und themenbezogene<br />

Mitbringsel erhältlich. Dort bekommen<br />

die Besucher auch die Eintrittsmarke („Chipcoin“),<br />

mit der sich dann die Tür zur Wildkatzenlichtung öffnen<br />

lässt.<br />

Nach einem kurzen Fußmarsch auf einen Hügel am<br />

Ortsrand, bei dem sich Streuobstwiesen, Heckenlandschaften<br />

und die wunderschöne Natur mit jedem<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

26<br />

Schritt weiter vor dem Auge ausbreiten, erreicht man<br />

die WILDKATZENLICHTUNG. Durch eine Drehtür<br />

betritt man das Reich der Katzen. Insgesamt leben hier<br />

vier Kuder (so nennt man „Wildkater“ in der Fachsprache).<br />

Um Rang- und Paarungskämpfe zu vermeiden,<br />

wurden dafür zwei Bruderpaare ausgewählt. Die<br />

2,5 bzw. 1,5 Jahre alten Kuder stammen aus etablierten<br />

Wildgehegen in Goldau/Schweiz und der Anholter<br />

Schweiz/NRW. Eine eigene Zucht ist bisher nicht<br />

geplant. Denn sowohl die Auswilderung gezüchteter<br />

Exemplare, als auch das Einfangen wildlebender Tiere<br />

würden den Prozess der natürlichen Wiederbesiedlung<br />

stören.<br />

Ein Teil des Besucherwegs zwischen den Gehegen<br />

ist als symbolische Autobahn angelegt, die von einer<br />

Wildbrücke überspannt wird. Die 550 qm großen<br />

Gehegeflächen sind naturnah gestaltet und bieten den<br />

scheuen Tieren auch Rückzugsräume. Dies kann dem<br />

Besucher neben einem geübten Auge auch ein wenig<br />

Geduld abverlangen, wenn er sie zu Gesicht bekommen<br />

möchte. Zu den (absichtlich unregelmäßig gehaltenen)<br />

Fütterungszeiten sind die Kuder aber hellwach<br />

und klettern oder schleichen zu dem in Astgabeln ausgelegten<br />

Futter.<br />

Von der Aussichtsplattform, aus einem Erdhaus, oder<br />

durch Holzstapel hindurch lassen sich die Wildkatzen<br />

beobachten. Wenn diese nicht selbst wie gebannt vor<br />

der Scheibe des „Mäusekinos“ sitzen und die in eigenen<br />

Schaukästen herumwuselnden Zwerg- und Hausmäuse<br />

beobachten. Dann lassen sie sich vom Kameraklicken<br />

und den entzückten „Ah“-s und „Oh“-s der<br />

Besucher nicht stören. Wer in der Wildkatzenscheune<br />

und auf der Wildkatzenlichtung die Schutzbedürftig-


1<br />

2<br />

keit der Europäischen Wildkatze Felis silvestris sivestris<br />

von Fachleuten im Detail erläutert bekommen<br />

möchte und Anekdoten aus dem täglichen Treiben der<br />

vier Kater erfahren will, kann Gruppenführungen buchen<br />

oder auch an besonderen Wildkatzen-Abenden<br />

außerhalb der Öffnungszeiten teilnehmen.<br />

Nach dem Besuch der Wildkatzenlichtung kann man<br />

gleich auf den WILDKATZENPFAD einbiegen: Auf<br />

dem 7 km langen Rundwanderweg kann sich der Besucher<br />

die Lebensräume des scheuen Jägers in der Natur<br />

erschließen. Auf der Hälfte des Rundweges bietet<br />

sich eine – im wahrsten Sinne des Wortes – weitere<br />

Perspektive: Vom „Hainich-Blick“, einem 20 Meter<br />

hohen Aussichtsturm, hat man einen beeindruckenden<br />

Panoramablick über den südwestlichen Teil des Hainich,<br />

schaut ins Werratal, zur Wartburg und zum Thüringer<br />

Wald. Ebenfalls ist ein Teil des Rettungsnetzes<br />

für die Wildkatze, der Waldkorridor zwischen dem<br />

Hainich und dem Thüringer Wald, zu überblicken.<br />

Dieser ermöglicht vielen waldbewohnenden Arten die<br />

Wanderung in neue Lebensräume.<br />

3<br />

27<br />

Bild 1+2: Schaugehege / Wildkatzenlichtung<br />

Bild 3: Aussichtsturm „Hainich-Blick“<br />

Wenn man dann nach einem erlebnisreichen Besuch<br />

bei den Wildkatzen oder einer längeren Wanderung<br />

wieder in Hütscheroda eintrifft, besteht die Möglichkeit<br />

für einen kleinen Imbiss, um das Warten auf den<br />

Bus zu verkürzen oder sich vor dem Gang zum Besucherparkplatz<br />

für die Weiterfahrt zu stärken. Für eine<br />

gemütliche Einkehr oder das Verweilen im Biergarten<br />

hat wenige Meter weiter das „Herrenhaus“ geöffnet.<br />

Verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten sind im<br />

Ort ebenfalls vorhanden.<br />

Aktuelle Informationen und Veranstaltungshinweise<br />

finden Sie unter: www.wildkatzendorf.de<br />

R. Göhring; (Mitarbeit: C. Lau, J. Wolf)<br />

Öffnungszeiten:<br />

April - Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10 - 18 Uhr<br />

November - März: Freitag bis Sonntag, 10 - 16 Uhr<br />

Barrierefreiheit: Wildkatzenscheune und Wildkatzenlichtung<br />

sind barrierefrei zugänglich.<br />

Das Wildkatzendorf ist ein Projekt der gemeinnützigen<br />

Wildtierland Hainich GmbH (Gesellschafter:<br />

BUND Thüringen e.V., Gemeinde <strong>Hörselberg</strong>-Hainich,<br />

Verwaltungsgemeinschaft Mihla, Gesellschaft<br />

zur Entwicklung des Nationalpark Hainich e.V.). Der<br />

Baubeginn war im Frühjahr 2011. Die Baukosten betrugen<br />

ca. 1,4 Millionen Euro.


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<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

Eröffnung des Lutherweges vom Lutherdenkmal im Glasbachgrund bis zum<br />

Rennsteig bei Tambach-Dietharz am 23. Juni 2012<br />

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wurden die als Lutherweg ausgewiesenen Teilstrecken, die<br />

Verbindung zwischen den schon eröffneten Abschnitten Wartburg / Eisenach – Lutherstammort Möhra<br />

– Lutherdenkmal / Glasbachgrund (35 km) und Rennsteig / Tambach-Dietharz – Gotha / Seeberg (50<br />

km) mit zwei Sternwanderungen nach Schmalkalden für die Wander- und Pilgerfreunde freigegeben.<br />

(1) Eröffnungs-Wanderung vom Glasbachgrund<br />

bis nach Schmalkalden (23 km)<br />

Pünktlich um 8 Uhr startete die Wandergruppe<br />

unter Leitung des Kreiswegewartes und langjährigen<br />

Vorsitzender des Thüringerwald-Vereins<br />

Brotterode, Gerd Fuchs, bei herrlichem Wetter am<br />

idyllisch liegenden Lutherdenkmal oberhalb von<br />

Steinbach im Wartburgkreis, um die 23 km lange<br />

Teilstrecke des Lutherweges in Richtung Schmalkalden<br />

zu erwandern.<br />

Das Lutherdenkmal ist ein<br />

1857 auf Veranlassung von<br />

Herzog Bernhard Freund<br />

von Sachsen-Meiningen<br />

aufgestellter, etwa zehn Meter<br />

hoher Obelisk. Er hat die<br />

Form einer viereckigen Säule<br />

und wurde aus Seeberger<br />

Sandstein gefertigt. Die eingemeißelten<br />

Schriften erinnern<br />

an die vorgetäuschte<br />

Gefangennahme des mit der<br />

Reichsacht belegten Martin<br />

Luther auf seiner Rückreise<br />

vom Reichstag zu Worms<br />

Station am<br />

Lutherweg<br />

nach Wittenberg am 4. Mai 1521. Luther wurde<br />

von hieraus auf die Wartburg gebracht, wo er als<br />

„Junker Jörg“ untertauchte und dort in kurzer Zeit<br />

die Bibel (Neues Testament) übersetzte. Diesen<br />

markanten Ort markieren seit Jahrzehnten zusätzlich<br />

eine Lutherbuche und der im Volksmund als<br />

Lutherborn bezeichnete Quell.<br />

Nach gut einem Kilometer erreichten wir an der<br />

Straße Ruhla – Brotterode den Rennsteig, dem<br />

wir bis zum Dreiherrnstein am Großen Weißenberg<br />

folgten. Hier trafen einst die Fürstentümer<br />

Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen und<br />

Kur-Hessen aufeinander, was man den in Stein ge-<br />

Berggasthof & Pension “Zum Fuchsbau”<br />

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29<br />

meißelten Buchstaben entnehmen kann.<br />

Neben der urigen Waldgaststätte „Dreiherrnstein“<br />

ist dem Dichter Viktor von<br />

Scheffel ein Denkmal gewidmet, da er auch den<br />

Rennsteig erwandert und u. a. darüber ein schönes<br />

Gedicht geschrieben hat. Hier ist eine Infotafel<br />

für den Lutherweg vorgesehen. Auf dem Bierweg<br />

ging es weiter in Richtung Brotterode. Vom Grill-<br />

und Rastplatz Axdorf aus hatten wir eine gute<br />

Aussicht auf die Stadt im Kessel. Am Bad Vilbeler-Platz<br />

im Ort wird auf die offene Kirche mit Kilometerangabe<br />

nach Schmalkalden und das Lutherdenkmal<br />

hingewiesen.<br />

Im staatlich anerkannten<br />

Erholungsort in herrlicher<br />

Lage am Rennsteig laden<br />

Hotels und Gaststätten zum<br />

Verweilen ein. Vorbei an<br />

der Werner-Lesser-Skiarena<br />

geht es steil bergan zur<br />

Hohen Wiese, einem herrlichen<br />

Aussichtspunkt, von<br />

dem wir weit ins Werratal<br />

und bis zur Vorderrhön blicken<br />

konnten. Die Aussicht<br />

auf ganz Brotterode und<br />

zum Großen Inselsberg war<br />

herrlich. Von hier sind es ca. 500 m bis zur Evangelischen<br />

Familienerholungsstätte von Kurhessen-Waldeck,<br />

wo unter kirchlicher Trägerschaft<br />

Unterkunft und Verpflegung möglich ist.<br />

Weiter führt der Weg zum „Fuchsbau am Mommelstein“,<br />

einer idyllisch gelegenen Traditionsgaststätte,<br />

wo man einkehren und übernachten<br />

kann. Ein Aussichtspunkt unweit der Gaststätte<br />

und ein Rotwildgehege laden zum Verweilen ein.<br />

Nach Stärkung im rustikalen Gasthaus machten<br />

wir uns wieder auf den Weg, nun bergab bis zum<br />

ehemaligen Haltepunkt „Auwallenburg“ der Eisenbahnstrecke<br />

Schmalkalden-Brotterode, die


nach der Wende stillgelegt wurde und heute als<br />

„Mommelstein-Radwanderweg“ genutzt wird.<br />

Von hier aus besteht die Möglichkeit, einen Abstecher<br />

zum Wallenburger Turm, zum Besucherbergwerk<br />

„Hühn“ oder zum Trusetaler Wasserfall<br />

zu unternehmen.<br />

Nun führte uns der Lutherweg über die Straße<br />

Floh-Seligenthal – Trusetal zum Rastplatz und<br />

Aussichtspunkt am sogenannten Mordfleck. Hier<br />

soll in früher Zeit ein Förstermord geschehen sein.<br />

Vorbei am Großen Gieselberg, dem Hausberg der<br />

Schmalkalder, erreichten wir die „Waldhaus-Straße“,<br />

die Verbindungsstraße von Schmalkalden<br />

und Trusetal, deren Bestand durch die Einsparungen<br />

des Landeskreises Schmalkalden-Meiningen<br />

gefährdet ist. Die Gaststätte „Waldhaus“ ist leider<br />

zur Zeit geschlossen, ein Barfuß-Pfad unterhalb<br />

der Gaststätte wurde kürzlich eröffnet. Auf<br />

der Wanderung kommt man an der sogenannten<br />

Schmalkalder Landwehr vorüber, die früher die<br />

Flur von Schmalkalden von der Vogtei Herrenbreitungen<br />

trennte. An der Rötkuppe trafen wir auf<br />

den Jakobsweg, der von Schmalkalden über die<br />

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30<br />

Jakobskirche Fambach zur Basilika in Breitungen<br />

führt und dort Anschluss an den Jakobsweg in der<br />

Rhön hat. Unterhalb der Rötkuppe erblickten wir<br />

linker Hand den Röthof, ein von den christlichen<br />

Wohnstätten landwirtschaftlich betriebener Hof<br />

für alkoholabhängige Menschen.<br />

Über den Famberg absteigend, sahen wir Felder<br />

mit vielen blauen Kornblumen, dahinter die Dächer<br />

der Stadt Schmalkalden umrahmt von Bergen<br />

des Thüringer Waldes. Am Elisabeth-Klinikum erreichten<br />

wir den Stadtrand. Immer der Markierung<br />

folgend, wanderte die Gruppe bis zum Altmarkt,<br />

wo man die St. Georgskirche und das Rathaus<br />

als wichtige Stätten der Reformation besichtigen<br />

kann. Wenige Meter davon entfernt befindet sich<br />

der Lutherplatz mit dem historischen Lutherhaus.<br />

Hoch über der Stadt thront Schloss Wilhelmsburg,<br />

von wo die Wandergruppe aus der Gegenrichtung,<br />

auf dem Lutherweg vom Tambach-Dietharz kommend,<br />

ebenfalls die Altstadt erreichen sollte. Da<br />

die beiden Wandergruppen zu unterschiedlichen<br />

Zeiten in Schmalkalden ankamen, wurde nichts<br />

aus dem gemütlichen Abschluss. Dennoch bleibt<br />

allen Teilnehmern ein schöner Wandertag auf Luthers<br />

Spuren in guter Erinnerung. Gerd Fuchs<br />

(2) Der Lutherweg zwischen Tambach-Dietharz<br />

und Schmalkalden eingeweiht (18 km)<br />

26. Februar 1537:<br />

Martin Luther tritt nach Unterzeichnung der berühmten<br />

„Schmalkaldischen Artikel“ seine Heimreise<br />

nach Wittenberg an. Er leidet wegen Nierensteinen<br />

unter großen Schmerzen und glaubt sogar<br />

an sein nahes Ende. Nach Überquerung des Rennsteigs<br />

macht er mit seinem Gefolge Zwischenstation<br />

in Tambach. Über Nacht löst sich der Stein,<br />

nachdem er vom Dambachsborn getrunken hatte.<br />

Am nächsten Tag schreibt er an seinen Freund<br />

Philipp Melanchthon „aus Tambach, dem Orte, da<br />

ich gesegnet wurde, denn hier ist mein Phanuel,<br />

an dem mir Gott erschienen ist.“<br />

31. Oktober 1717:<br />

Am Lutherbrunnen (Dambachsborn) wird aus Anlass<br />

des 200. Jahrestages des Thesenanschlags in<br />

Wittenberg eine Tafel angebracht mit der Inschrift<br />

„Tambach est mea Phanuel, ibi apparuit mihi dominus“.


21. - 29. August 1937:<br />

In Schmalkalden wird der 400. Jahrestag des<br />

„glanzvollsten Fürstentages“ feierlich begangen.<br />

In diesem Zusammenhang wird auch der Lutherweg<br />

nach Tambach-Dietharz markiert und eingeweiht.<br />

Soweit die Geschichte – wahrlich Grund genug,<br />

Tambach-Dietharz und Schmalkalden in das große<br />

Projekt „Lutherweg Mitteldeutschland“ einzubinden!<br />

1996 schon einmal neu hergerichtet, wurde<br />

die Wegführung in den letzten Wochen überarbeitet<br />

und mit dem neuen Luther-L markiert. Somit<br />

stand der feierlichen Einweihung nichts mehr im<br />

Wege.<br />

Eingebunden in die Festwoche „475 Jahre<br />

Schmalkaldische Artikel“ war es dann am 23.<br />

Juni 2012 soweit: Mehr als 50 Wanderfreunde<br />

von beiden Seiten des Rennsteigs trafen sich am<br />

Lutherbrunnen, mit dabei auch Bürgermeister<br />

Schütz aus Tambach-Dietharz. Die<br />

Schmalkalder waren extra mit einem<br />

Bus angereist. In einer kurzen Andacht<br />

begrüßte Pfarrer Seidenberg<br />

alle Teilnehmer. Er erinnerte an die<br />

historischen Zusammenhänge und<br />

schickte die Wanderer mit dem Reisesegen<br />

auf die 18 km-Tour. Den feierlichen<br />

musikalischen Rahmen lieferte<br />

der Tambacher Posaunenchor. Und so<br />

machten sich die Wanderer auf die<br />

Reise – immer dem Luther-L nach:<br />

Aufwärts in dem malerischen Tal, an<br />

dem naturnah angelegten artesischen<br />

Brunnen ins Rechte Tammich abbiegend, an<br />

wuchtigen Konglomeratfelsen und den Resten eines<br />

ehemaligen Schieferbruchs vorbei zur Spitalwiese.<br />

An der Schutzhütte legten wir eine kleine<br />

Pause ein. Auf historischem Pflaster, der „magna<br />

strata“, einer ehemals bedeutungsvollen Handelsstraße,<br />

stiegen wir zur Alten Ausspanne auf. Wir<br />

hatten den Rennsteig erreicht und wandten uns<br />

der Neuen Ausspanne zu. Der höchste Punkt auf<br />

dem Nesselberg mit 747 m war inzwischen überschritten<br />

und eine Rast am Kiosk natürlich sehr<br />

willkommen. Wir überquerten die Straße, verließen<br />

den Rennsteig und stiegen in den Nesselgrund<br />

ab. An den Orten Struth-Helmershof und Schnellbach<br />

führte der Weg vorbei, bis wir am Hoherod<br />

von fleißigen Rhönklub-Frauen empfangen wur-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

31<br />

den, die uns mit Fettbroten und Getränken beköstigten.<br />

Zur Überraschung aller trat unverhofft eine<br />

Schauspielerin im historischen Kostüm als Martin<br />

Luthers Ehefrau Katharina von Bora auf und ließ<br />

uns an ihrem Gespräch mit ihrem Mann teilhaben.<br />

Sie erntete viel Beifall für ihre Darbietung.<br />

Weiter gings: Wir mussten noch die letzte Etappe<br />

meistern – durch das Kleinsteinbach, über den<br />

Schmalkalder Hausberg, die Queste, erreichten<br />

wir schließlich die Konventstadt Schmalkalden.<br />

Wir traten durch den Innenhof von Schloss Wilhelmsburg,<br />

am Lutherhaus vorbei, in dem der<br />

große Reformator einstmals als Gast des hessischen<br />

Rentmeisters Balthasar Wilhelm wohnte,<br />

und kammen schließlich zum neu gestalteten<br />

Altmarkt in seinem mittelalterlichen<br />

Ambiente. Mit einem Blick auf das attraktive Rathaus,<br />

die ehemalige Tagungsstätte des Schmalkaldischen<br />

Bundes, und die Stadtkirche St. Georg, in<br />

der Martin Luther einst predigte, beendeten wir<br />

unsere kulturhistorisch sehr interessante Wanderung<br />

– eine würdige Einweihung des Lutherweges<br />

von Tambach-Dietharz nach Schmalkalden,<br />

die allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben<br />

wird.<br />

Ein herzlicher Dank gebührt an dieser Stelle den<br />

beiden Leitern der Tourist-Informationen von<br />

Tambach-Dietharz und Schmalkalden für die ausgezeichnete<br />

Organisation!<br />

Dr. Gerhard Zimmer


Lutherdenkmal<br />

im Glasbachgrund<br />

Steinbach<br />

nach Möhra,<br />

...Wartburg, Eisenach<br />

Wanderung durch Brotterode Richtung Mommelstein<br />

Der Röthof bei Schmalkalden<br />

Altstadt in Schmalkalden:<br />

Rathaus und St. Georgskirche<br />

Der <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Lutherweg Nr. 90 zwischen / 2012 Steinbach/Glasbachgru<br />

R<br />

Victor-von-Scheffel-Denkmal<br />

am Dreiherrnstein<br />

Dreiherrnstein<br />

Mommelstein<br />

Mordfleck<br />

Röthof<br />

Brotterode<br />

Großer Inselsberg<br />

Tiergehege<br />

am Gasthaus<br />

„Fuchsbau“<br />

am<br />

Mommelstein<br />

Schmalkalden<br />

www.luther2017.de www.schmalkalden.de<br />

32<br />

R<br />

Kleinschmalkalden<br />

Rastplatz und Aussichtpunkt am<br />

„Mordfleck“<br />

Schne<br />

Floh-Seligenthal<br />

Schloss<br />

Wilhelmsburg<br />

Strut


nd - Schmalkalden - Tambach-Dietharz...ca. <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012 41 km<br />

Ebertswiese<br />

llbach<br />

h-Helmersdorf<br />

R<br />

Am Lutherbrunnen bei<br />

Tambach-Dietharz<br />

Alte<br />

Ausspanne<br />

Lutherbrunnen bei<br />

Tambach-Dietharz<br />

R<br />

Schmalkalden, Lutherhaus mit Zeitzeugnis,<br />

Relief anno MDXXXVII (1537)<br />

Neue Ausspanne<br />

am Rennsteig<br />

Am Zusammenfluss<br />

von rechten und linken<br />

Tammich<br />

nach Reinhardsbrunn, Gotha,<br />

...Drei Gleichen, Arnstadt<br />

www.lutherweg-thueringen.de<br />

33<br />

Fotos: Gerd Fuchs, Gerhard Zimmer,<br />

Christina Reißig<br />

R<br />

Rennsteig<br />

Lutherort<br />

Grenzstein Nr. 57<br />

mit INFO-Tafel<br />

zu Luthers<br />

Überquerung des<br />

Rennsteigs 1537<br />

Grenzadler an der<br />

Neue Ausspanne<br />

Lutherweg: Glasbachgrund –<br />

Schmalkalden – Tambach-Dietharz<br />

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Zur Lutherdekade bis 2017 (Teil 4):<br />

Der Lutherzyklus der Wartburg.<br />

Bild 1 (von 18) – Luther als Kurrendesänger<br />

Der Bilderzyklus beginnt mit dem von Ferdinand<br />

Pauwels 1872 beendeten Gemälde in Eisenach,<br />

wo der Knabe Martin Luther von 1498 bis 1501<br />

zur Schule ging und seine Mutter herstammte. Im<br />

Gemälde von Pauwels steht er inmitten einer Kindergruppe,<br />

überragt die anderen an Körpergröße<br />

und angedeuteter Sangeskraft und bietet sich vor<br />

der Frau Cotta als Kurrendesänger dar. Kurrende<br />

kommt vom lateinischen currere für laufen und<br />

bezeichnet einen kleinen, umherziehenden,<br />

für Geld und<br />

Kost singenden Kinderchor.<br />

Luther selbst sagte von sich<br />

später, er sei „auch ein solcher<br />

Partekenhengst gewest, und<br />

habe das Brot vor den Häusern<br />

genommen, sonderlich<br />

zu Eisenach, in meiner lieben<br />

Stadt“. Parteke wiederum bedeutet<br />

ursprünglich „Teilchen“<br />

(Verkleinerungsform von lat.<br />

pars – Teil) und meint ein<br />

Stückchen Almosenbrot, das<br />

sich die Kurrendesänger verdienten.<br />

Der Pfarrer Johannes<br />

Mathesius (1504-1565), der<br />

in Wittenberg Theologie studiert<br />

hatte und in seinen 1566<br />

erstmals gedruckten Predigten<br />

über Luther eine der frühesten<br />

Biographien lieferte, berich-<br />

tet, dass der Jüngling sich in<br />

Eisenach vor den Türen sein<br />

Brot ersungen hatte und dafür<br />

von einer „andächtigen Matrone“<br />

angenommen worden war. Von Luther ist<br />

keine Namensnennung dieser Frau überliefert,<br />

sondern lediglich ihre Umschreibung als „meine<br />

Wirtin zu Eisenach“, wie auch kein urkundlicher<br />

Beleg ihren Namen verbürgt. Name und Todesjahr<br />

1511 sind durch eine Metalltafel auf ihrer<br />

Grabstätte überliefert, die allerdings zur Zeit der<br />

Nachrichtenaufzeichnung bereits nicht mehr existierte.<br />

Jene angebliche Matrone, die im Gemälde von<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

36<br />

Pauwels durch ihre gediegene Kleidung als wohlhabend<br />

und durch Haube und Kopftuch als verheiratet<br />

ausgewiesen wird, war die Eisenacher<br />

Bürgersfrau Ursula Cotta, geb. Schalbe, die einen<br />

Gatten namens Konrad Cotta hatte. Ansonsten<br />

existieren unterschiedliche und unklare Angaben<br />

über ihr Alter und ihre familiäre Einbindung. Einerseits<br />

deuten die Ersterwähnung ihres Gatten<br />

von 1443 und das Auftauchen ihres Sohnes Konrad<br />

1505 als Eisenacher Viermann (Gemeindevertreter)<br />

auf eine Förderin Luthers zwischen 1498<br />

und 1501 im reifen Alter hin. Andererseits wird<br />

in dem Viermann von 1505 ihr Ehemann gesehen<br />

Abb.1: Luther als Kurrendeschüler in Eisenach,<br />

Ölgemälde von Ferdinand Pauwels, 1872<br />

und ihr vor Luther ein vergleichsweise niedriges<br />

Alter zugebilligt. Angenommen wird, dass jener<br />

Caspar Schalbe, für den sich der Reformator später<br />

einsetzte, ihr jüngerer Bruder war und Luther<br />

nicht zuletzt in ihr Haus aufgenommen wurde, um<br />

diesen zu beaufsichtigen. Dieser Caspar Schalbe<br />

studierte seit 1504 in Erfurt und dürfte somit etwa<br />

zwei Jahre jünger als Luther gewesen sein. In dem<br />

Gemälde ist er sicherlich der kleine Junge an der<br />

Seite der Mutter.


Der am 10. November 1483 geborene Martin Luther<br />

ist auf jeden Fall um etwa sieben Jahre zu<br />

jung im frühestens 1498 handelnden Bild gezeigt,<br />

das sich damit in die übliche Knabendarstellung<br />

des Kurrendesängers einfügt. Bereits 1793 hatte<br />

der Dresdner Maler Johann David Schubert eine<br />

Federzeichnung mit dem Knaben als Anführer<br />

einer Sängergruppe der vor der Tür ihres Hauses<br />

verweilenden Frau angefertigt. In zwei gemalten<br />

Vorlagen zum Reformationsjubiläum 1817 – von<br />

Otto Warmholz und von Georg Paul Buchner –<br />

steht der Halbwüchsige als einziges Kind vor der<br />

Hausfrau, die über den unteren Teil der Tür hin-<br />

Abb.2: „Der junge Luther wird von Conrad Cottas<br />

Ehefrau zu Eisenach ins Haus genommen“,<br />

Federzeichnung von Johann David Schubert, 1793<br />

Literatur:<br />

• Otto Scheel: Martin Luther. Vom Katholizismus zur Reformation.<br />

1. Bd. Auf der Schule und Universität. Tübingen<br />

31921, S. 104-111.<br />

• Hans Eberhard Matthes: Das Eisenacher Lutherhaus. Mit<br />

einem Anhang: Das Geschlecht Cotta (Eisenacher Heimatbücher.<br />

7). Eisenach 1939.<br />

• Ernst-Otto Braasch: Die Familie Schalbe in Eisenach. In:<br />

Mosaiksteine. Zweiundzwanzig Beiträge zur thüringischen<br />

Kirchengeschichte (Thüringer Kirchliche Studien. IV).<br />

Berlin 1981, S. 268-270.<br />

• Martin Brecht: Martin Luther. Bd. 1. Sein Weg zur Refor-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

37<br />

weg auf ihn blickt. Noch im selben Jahr erschien<br />

im Luther-Bilderbogen des Nürnbergers Friedrich<br />

Campe ein Bildaufbau, in dem sie einige Stufen<br />

erhöht von der Tür aus ihren Sohn wohl mit einer<br />

Geldspende zu den Sängern losschickt. Dieses<br />

Motiv gestaltete Wilhelm Baron von Löwenstern<br />

ein Jahrzehnt später einige Male, dann ein sonst<br />

unbekannter A. Frauenfeld und ein Georg Emanuel<br />

Opiz; in Lutherpublikationen griffen die Lithografen<br />

jener Zeit mehrfach auf eine solche Interpretation<br />

zurück. Gustav König stellte um 1850<br />

die Haustür frontal dar, aber erneut steht Frau<br />

Cotta zwei Stufen höher, und anstatt des Jungen<br />

Abb.3: „Martin Luther als Currentknabe“,<br />

Radierung nach einem Gemälde von<br />

Otto Warmholz, 1817<br />

mation 1483-1521. Stuttgart 1981, S. 28-32.<br />

• Sylvia Weigelt: „Der Männer Lust und Freude sein“. Frauen<br />

um Luther. Weimar/Eisenach 2011, S. 22-25.<br />

• Grit Jacobs: Schlaglichter auf Luthers Leben – der<br />

Bilderzyklus in den einstigen Reformationszimmern der<br />

Wartburg und seine Schöpfer. In: Jutta Krauß (Hrsg.):<br />

Luthers Bilderbiographie. Die einstigen Reformationszimmer<br />

der Wartburg. Ein informativer Begleiter durch die<br />

Sonderausstellung vom 4. Mai 2012 bis 31. März 2013 auf<br />

der Wartburg und vom 27. April bis 29. September 2013 in<br />

Luthers Sterbehaus Eisleben. Regensburg 2012, S. 67-143,<br />

hierzu S. 72-74.


verteilt eine weitere Frau Almosen.<br />

Pauwels kann bei der<br />

Komposition des Wartburgbildes<br />

von seinem Antwerpener<br />

Landsmann Hendrik<br />

Leys beeinflusst worden<br />

sein, der vor 1862 ein Gemälde<br />

mit dem singenden<br />

Luther in einem Innenhof<br />

vor der sitzenden Frau Cotta<br />

geschaffen und damit gewissermaßen<br />

eine Brücke zu<br />

der vorher vor oder in der<br />

Haustür stehenden Förderin<br />

gestaltet hatte.<br />

Das heutige, als Museum eingerichtete<br />

Lutherhaus befand<br />

sich seinerzeit im Besitz von<br />

Brüdern des Ehemanns, also<br />

von ihren Schwagern, und<br />

dürfte durch Besuche und<br />

Aufenthalte Luthers durchaus<br />

ein identischer Erinnerungsort<br />

sein. Das Wohnhaus<br />

von Konrad und Ursula Cotta,<br />

also Luthers hauptsächliches<br />

Domizil und Ort der<br />

dargestellten Kurrendeszene,<br />

lag allerdings wohl wenige<br />

hundert Meter entfernt in der<br />

heutigen Georgenstraße an<br />

der Einmündung der Nonnengasse.<br />

Die Angaben zu<br />

Herberge und Unterkunft aus<br />

ältester Zeit widersprechen<br />

sich scheinbar, wenn Luther<br />

einerseits „zum Eisenacher<br />

Bürger Heinrich“ gekommen<br />

und andererseits „bey Cuntz<br />

Kotten“ gewesen sei. Im ersten<br />

Fall ist Heinrich Schalbe<br />

angesprochen, der Vater jener<br />

Matrone Ursula, und im<br />

zweiten Fall Konrad – Kuntz<br />

ist die Kurzform – Cotta, ihr<br />

Ehemann, so dass es sich<br />

um dasselbe Gebäude in der<br />

Georgenstraße handelte.<br />

H.S. Redaktion<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

Abb. 4: „LUTHER./<br />

als Curren Schüler zu<br />

Eisenach/1498“<br />

Lithographie nach einer<br />

Zeichnung von Wilhelm Baron<br />

von Löwenstern, 1827<br />

Abb. 5: „Luther singt als<br />

Currentschüler vor der<br />

Thüre der Frau Ursula<br />

Cotta in Eisenach. 1498“<br />

Radierung von Gustav<br />

König, 1847-1851<br />

Abb. 6: Luther als Chorknabe<br />

vor Frau Cotta<br />

singend, Lithographie<br />

nach einem Gemälde von<br />

Hendrik Leys, vor 1862<br />

38


Die Kittelsthaler Tropfsteinhöhle – Geologie,<br />

Schauhöhlenbetrieb und Gastronomie<br />

Teil 2: Schauhöhlenbetrieb<br />

Gunter Malcher<br />

Schwerspatbergbau<br />

Die Kittelsthaler Tropfsteinhöhle wurde beim untertägigen<br />

Abbau von Schwerspat (Baryt) in der<br />

Grube Wolfsberg I entdeckt. Die älteste Erwähnung<br />

ist die Darstellung auf einen Grubenriss aus<br />

dem Jahre 1888. Vermutlich wurden die ersten<br />

Hohlräume jedoch bereits früher angefahren.<br />

Schwerspat ist chemisch Bariumsulfat (BaSO4).<br />

Er weist mit 4,5 g/cm³ eine ungewöhnlich hohe<br />

Dichte auf. Er kommt vor allem auf hydrothermalen<br />

(aus heißem Wasser entstandenen) Gängen<br />

vor. Schwerspat ist zumeist massig ausgebildet,<br />

in Drusen oder auf offenen Klüften kann er jedoch<br />

auch in schönen, wasserklaren oder auch<br />

farbigen Kristallen (orthorhombisches Kristallsystem)<br />

auskristallisieren. Schwerspat ist im Gegensatz<br />

zu anderen Bariumverbindungen (z.B.<br />

Verwendung von Bariumcarbonat als Rattengift)<br />

auf Grund seiner geringen Löslichkeit ungiftig.<br />

Bedeutung erlangte Schwerspat vor allem als<br />

Farbspat zur Herstellung weißer Farbe (Dispersionsfarben,<br />

Decklack, Korrosionsschutzlacke,<br />

Grundierungen) und in der Papierindustrie zur<br />

Erzeugung von hochwertigem Papier, z.B. Fotopapier<br />

(Barytpapier) für die Schwarzweißfotographie.<br />

Als Farbspat (Lithopone) konnte er giftige<br />

Farben, wie z.B. Bleiweiß, ersetzen. Lithopone,<br />

eine Mischung aus Baryt und Zinksulfid wurden<br />

erstmalig um 1853 hergestellt. Später wurde<br />

Schwerspat auf Grund seiner hohen Dichte als<br />

Zuschlagstoff für Schwerbeton, in Kernkraftwerken<br />

bzw. den Röntgenabteilungen von Krankenhäusern<br />

zum Absorbieren radioaktiver Strahlung<br />

und als Röntgenkontrastmittel in der Medizintechnik<br />

verwendet. Weitere Einsatzgebiete sind<br />

die Kunststoff- und Gummiindustrie, z.B. für<br />

Folien, Filze und Gewebe zur Schalldämmung,<br />

in der Automobilindustrie, Bremsbeläge, Ballaststoff<br />

(Kräne, Fahrstühle) bzw. Feuerwerke (grüne<br />

Farbe). Haupteinsatzgebiet mit ca. 80 % der<br />

Weltförderung ist jedoch seit ca. 100 Jahren mit<br />

der Entwicklung der Tiefbohrtechnik in der Erdöl-<br />

und Erdgasindustrie der Einsatz als Bohrtrü-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

39<br />

be. Bedingt durch die hohe Dichte wird ein entsprechender<br />

Gegendruck aufgebaut. Schwerspat<br />

ist auch die Ausgangsbasis zur Gewinnung von<br />

Barium. Während früher Schwerspat in nahezu<br />

allen deutschen Mittelgebirgen abgebaut wurde,<br />

findet heute in Deutschland nur noch auf der Grube<br />

Clara bei Wolfach im Schwarzwald ein Abbau<br />

statt. Vor allem aus China und Indien wurde sehr<br />

billig Schwerspat importiert, weshalb die deutschen<br />

Gruben nicht mehr konkurrenzfähig waren<br />

a b<br />

a) Baryt - Grube Clara<br />

- Schwarzwald<br />

b) Baryt-Blätterspat<br />

- Grube Cäcilia -<br />

Wölsen dorfer Revier<br />

c) Baryt - La Union -<br />

Spanien<br />

c<br />

Fotos: Sammlung von<br />

Berthold Weber, Weiden in der Oberpfalz<br />

und geschlossen wurden. Inzwischen kann jedoch<br />

auch in China der eigene Bedarf nur noch zu<br />

höheren Preisen gedeckt werden. Die Preise für<br />

Schwerspat lagen in den letzten Jahren bei 50 Dollar/Tonne,<br />

derzeitig liegt der Preis bei 140/Tonne.<br />

Bedingt durch die steigenden Weltmarktpreise<br />

gibt es inzwischen Bestrebungen, Lagerstätten<br />

in Deutschland wieder oder neu zu erschließen.<br />

Auch in Thüringen ist Potential dafür vorhanden,<br />

so gibt es im Raum Trusetal erschlossene, jedoch<br />

nicht abgebaute Feldesteile (Lagerstättenvorräte<br />

ca. 1 Mio. Tonnen), südlich von Schleusingen<br />

wurde bereits zu DDR-Zeiten bei Gehtles im Bereich<br />

des “Kleinen Thüringer Waldes“ eine Spatlagerstätte<br />

mit 1 Mio. Tonnen Vorräten erkundet,<br />

im Ilmenau-Gehrener Revier sind ebenfalls noch<br />

ca. 4 Mio. Tonnen Vorräte (Schwer- und Flussspat)<br />

nachgewiesen. Die Lagerstätte Ilmenau


wurde zwischen 2005 und 2008 neu erschlossen,<br />

im Moment ruhen jedoch die Arbeiten. Derzeitig<br />

wird die Lagerstätte Schönbrunn im Erzgebirge<br />

mit ca. 3 Mio. Tonnen Vorräten aufgefahren. Die<br />

Weltjahresproduktion betrug in den letzten beiden<br />

Jahren ca. 7,8 Millionen Tonnen, die Lagerstättenvorräte<br />

ca. 2 Milliarden Tonnen.<br />

Der Abbau von Schwerspat und Flussspat ist im<br />

Raum Kittelsthal seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

nachgewiesen. Man stellte ihn um 1924 (Grube<br />

Wolfsberg) bzw. 1926 (Grube Glück am Krumsberg)<br />

ein. Der Abbau erfolgte weitgehend durch<br />

die örtlichen Bauern, die dadurch einen Zuverdienst<br />

im Winter hatten. Abgebaut wurden insgesamt<br />

9 Schwerspatgänge und 2 Flussspatgänge,<br />

die in den Riffkalken des Zechsteins aufsitzen. Die<br />

Gänge besitzen Längserstreckungen von maximal<br />

350 m und Höhen von bis zu 50 m. Sie erreichen<br />

in linsenförmigen Bereichen (Kessel) maximale<br />

Mächtigkeiten von 3 m. Abgebaut wurde bis zu<br />

einer Gangbreite von ca. 0,5 m. Der Kittelsthaler<br />

Schwerspat weist eine hohe Reinheit auf. Es treten<br />

nur lokal Verunreinigungen mit in den Gang<br />

hereingebrochenem Kalkstein auf.<br />

Vereinzelt sind geringe Flussspatanteile vorhanden,<br />

in sehr geringen Mengen auch Sulfide. Entdeckt<br />

wurden die Schwerspatgänge vermutlich<br />

beim Ackern, denn die Gänge strichen an der<br />

Erdoberfläche aus. Dadurch waren die Erschließungskosten<br />

für die Lagerstätte sehr gering, der<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

(1) Schwerspatgang - offener Abbau im Zugangsbereich der Höhle<br />

40<br />

Bergbau warf sofort Gewinn ab. Abgebaut wurden<br />

die Gänge zumeist von Schächten aus, vereinzelt<br />

sind auch Stollen vom Tal aus in den Berg getrieben<br />

worden. Der gewonnene Schwerspat wurde<br />

mit Fuhrwerken zur Verladung auf die Bahn nach<br />

Wutha bzw. Thal gefahren. Der Erlös betrug in<br />

der Zeit des ersten Weltkrieges 7,5 bis 10 Goldmark<br />

je Tonne bzw. ca. 2 bis 2,5 Dollar/Tonne.<br />

Im Bereich der Tropfsteinhöhle sind nach groben<br />

Schätzungen ca. 3.000 m³ bzw. 13.000 Tonnen<br />

abgebaut worden. Dies entspräche bei heutigen<br />

Preisen einem Erlös von ca. 1,2 Mio. Euro.<br />

Heute werden Lagerstätten jedoch erst mit einem<br />

Abbauvolumen von 500.000 t als rentabel angesehen.<br />

Mit den im Raum Kittelsthal abgebauten<br />

Schwerspatvorräten wäre man in der Lage gewesen,<br />

die heutigen deutschen Produktionsmengen<br />

über mehrere Jahre zu decken.<br />

Schauhöhlenbetrieb<br />

Nach der Entdeckung der Höhle wurde diese<br />

kurzfristig als Versatzhohlraum für taubes Gestein<br />

verwendet. Da zum Einen die Spatvorräte zu<br />

Ende gingen, zum Anderen auch das Potential der<br />

Höhle als Schauhöhle erkannt wurde, erfolgte in<br />

den Jahren 1894 - 1896 durch den Betreiber des<br />

Bergwerks, den Steiger Hess, relativ rasch eine<br />

Erschließung der Höhle als Schauhöhle.<br />

Ab1895 fanden die ersten Führungen statt, 1896<br />

ist die Schauhöhle feierlich mit einer Bergpredigt<br />

eröffnet worden. In den ersten Jahren gab es<br />

die Führungen mit Gaslichtern,<br />

in den zwanziger Jahren<br />

begann die Umrüstung<br />

auf elektrische Beleuchtung.<br />

Dem Geschmack der Zeit<br />

entsprechend, beleuchtete<br />

man die Höhle mit farbigen<br />

Lichtern und dekorierte sie<br />

mit Farnen.<br />

Über Besucherzahlen ist<br />

aus den Jahren vor dem 2.<br />

Weltkrieg leider nichts bekannt.<br />

Bis 1945 erfolgte ein<br />

kontinuierlicher Betrieb,<br />

von 1945 bis 1954 blieb die<br />

Höhle geschlossen. In diesem<br />

Zeitraum erfolgten erste


Sicherungsarbeiten durch die Firma Quent, Betonpfeiler<br />

aus dieser Zeit sind im Treppenbereich<br />

der Höhle noch heute vorhanden. Von 1954 bis<br />

1986 erfolgten wieder durchgehend Führungen.<br />

In den ersten Jahren befand sich die Höhle noch<br />

im Besitz der Familie Reimund (Frau Reimund<br />

war die Tochter des Steigers Hess), die Besucherzahlen<br />

lagen bei durchschnittlich 13.500 pro Jahr.<br />

Im Jahre 1966 wurde die Höhle für ca. 15.000<br />

Mark an die Gemeinde Kittelsthal verkauft. Im<br />

Frühjahr 1968 kam es infolge starker Nieder-<br />

(2) Postkarte - Ehemaliges Eingangsgebäude um 1915<br />

schläge zu einem kleinen Firstbruch. Im Rahmen<br />

von Untersuchungen wurden angebliche Risiken<br />

stark überbetont und die Höhle für einsturzgefährdet<br />

erklärt. So wurde die Verbiegung des in<br />

der großen Grotte befindlichen Stahlträgers auf<br />

den Gebirgsdruck zurückgeführt, obwohl dieser<br />

bereits krumm eingebaut wurde. Offensichtlich<br />

bestand seitens der Gemeinde kein Interesse, den<br />

Schauhöhlenbetrieb wieder aufzunehmen. Da in<br />

den ersten Jahren keine Sicherung des Höhlenein-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

41<br />

ganges erfolgte, kam es zu illegalen Befahrungen,<br />

bei denen die vorhandenen Tropfsteine teilweise<br />

geplündert wurden. So wurde z.B. die Spitze der<br />

großen Pyramide abgeschlagen. Durch den damaligen<br />

Wirt der Gaststätte „Zur Tropfsteinhöhle“,<br />

Herrn Hornschuh konnte sie dem Dieb abgenommen<br />

werden. Lange Jahre stand sie in der Gaststätte,<br />

inzwischen wurde sie wieder an ihren ursprünglichen<br />

Platz gebracht.<br />

Von 1980 bis 1990 erfolgte durch die Bergsicherung<br />

Ihlfeld eine Sicherung der oberflächennah-<br />

(3) Eingangsbereich heute - Blick auf Kittelsthal<br />

(4) Postkartenmotiv - „Große Pyramide“ um 1920 (5) Gleiches Motiv, Aufnahme aus dem Jahr 2011<br />

en bergbaulichen Anlagen. Die Bergsicherung<br />

wältigte die alten Schächte auf und verfüllte die<br />

erreichbaren oberflächennahen Stollen und Abbauhohlräume.<br />

In den Verbindungsbereichen zur<br />

Tropfsteinhöhle wurden Betonplomben eingebracht.<br />

Nur durch diese Sicherungsarbeiten wurde<br />

die spätere Neuerschließung der Schauhöhle<br />

möglich.<br />

Mit der politischen Wende wuchs erneut das Interesse<br />

an der Schauhöhle. Mit Hilfe von ABM-


Maßnahmen konnte die Höhle vom 02.05.1991<br />

bis in den September 1992 wieder zugänglich gemacht<br />

werden. Der Zugangstollen wurde mit neuen<br />

Betontreppen versehen, die Höhlenbeleuchtung<br />

erneuert. Das alte Eingangshäuschen wurde abgerissen<br />

und ein neuer Eingang geschaffen. Seitdem<br />

erfolgt wieder ein kontinuierlicher Schauhöhlenbetrieb,<br />

im ersten Jahr konnten 11.000 Besucher<br />

verzeichnet werden. Die Höhle ist nur in den<br />

Sommermonaten geöffnet, die Besucherzahlen<br />

(6) Blick in den „Saal der Titanen“<br />

bewegen sich inzwischen um 5.000 pro Jahr. In<br />

ihrer Kombination aus Bergwerk und natürlicher<br />

Höhle ist die Tropfsteinhöhle in Thüringen einmalig,<br />

sie ist die einzige für Besucher erschlossene<br />

Tropfsteinhöhle des Bundeslandes.<br />

Entstehung der Höhle<br />

Die Höhle gehört mit einer Ganglänge von ca.<br />

1 km und einer Höhendifferenz von etwa 50 m<br />

zu den größten Höhlen Thüringens. Die Gänge<br />

und Räume verteilen sich über eine Fläche von<br />

ca. 100m x 50 m, ein System ist bisher nicht zu<br />

erkennen. Ursprünglich (Heß von Wichdorff)<br />

glaubte man, dass die Höhle an den Schwerspatgang<br />

gebunden sei, dies ist jedoch nur eine lokale<br />

Erscheinung im Schauhöhlenbereich der Höhle.<br />

In der Höhle wechseln große Räume (Hohlraum-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

42<br />

volumen von 500 bis 7500 m³) mit engen Gängen<br />

ab, teilweise ist die Befahrung der Höhle nur<br />

zwischen großen Verbruchsblöcken möglich. Der<br />

größte Hohlraum der Höhle ist der Saal der Titanen.<br />

Dieser weist bei einer Länge von 70 m Abmessungen<br />

von ca. 12 x 10 m auf. An den Saal der<br />

Titanen schließt sich ein riesiger, um 0,5 bis 1,0 m<br />

abgesenkter Block mit Abmessungen von 18 x 32<br />

m bei mindestens 15 m Höhe und einem Gewicht<br />

von ca. 25.000 Tonnen an. Zusammen mit der sich<br />

(7) „Möhre“ - mit 2,5 m Länge<br />

größter Tropfstein der Höhle<br />

(8) Schneeweiße Sinter über „Großem Block“


über diesen Block gebildeten Fuge ergibt sich im<br />

Bereich des Saales der Titanen eine freie Decke<br />

von ca. 1.500 m².<br />

Die Ausbildung der Höhle mit Gegensteigungen,<br />

stark wechselnden Gangquerschnitten und anscheinend<br />

unmotiviert entstandene große Hohlräume<br />

sprechen dafür, dass sie zumindest primär<br />

im phreatischen Bereich (unterhalb des Grundwasserspiegels)<br />

entstanden ist. Über den Zeitraum<br />

gibt es keine eindeutig belegbaren Erkenntnisse.<br />

Die untere zeitliche Grenze kann mit der Entstehung<br />

der Schwerspatgänge gezogen werden. Zu<br />

diesem Zeitpunkt waren die Hohlräume noch<br />

nicht vorhanden, da sie sonst mit Schwerspat gefüllt<br />

worden wären. Leider kann auch das Alter<br />

der Schwerspatgänge nur sehr grob abgeschätzt<br />

werden. Sie gehören zum saxonischen Mineralisationszyklus,<br />

für den ein Zeitraum vor 225 Mio.<br />

bis 100 Mio. Jahren angegeben wird, in einigen<br />

Veröffentlichungen bis 20 Mio. Jahren. Als obere<br />

zeitliche Grenze kann der Zeitpunkt der Entstehung<br />

der Hochfläche oberhalb der Höhle angesehen<br />

werden. Zu diesem Zeitpunkt muss die Höhle<br />

schon vorhanden gewesen sein, da von dieser<br />

Hochfläche aus Schächte bis 50 m unter Gelände<br />

reichen. Über diese Schächte wurden Gerölle aus<br />

Gesteinen des Ruhlaer Kristallins und des Buntsandsteins<br />

bis in die Höhle eingetragen. Da die<br />

Hochfläche pliozänen Alters ist, muss die Anlage<br />

der Höhle vor über 3 Mio. Jahren erfolgt sein. Mit<br />

der Entstehung und Eintiefung des Erbstromtales<br />

erfolgte eine Absenkung des Grundwasserspiegels,<br />

dadurch kam es zur Ausbildung horizontaler<br />

Gangstrecken im Grenzbereich von phreatischer<br />

und vadoser (lufterfüllter) Zone. Diese lassen sich<br />

jedoch, bedingt durch Verbruch oder die Ablagerungen<br />

von Sedimenten meist nur einige Dutzend<br />

Meter verfolgen. Oberhalb des Grundwasserspiegels<br />

kam es zu einer intensiven Versinterung der<br />

Höhle mit Stalaktiten und Stalakmiten, vor allen<br />

aber mit bis zu 5 m langen Sintergardienen. Diese<br />

zeichnen sich durch sehr große, durchscheinende<br />

Kristalle aus. Bemerkenswert sind auch bis zu<br />

mehreren Quadratmetergroßen Wasserbecken, die<br />

vollständig mit wasserklaren Kalzitkristallen ausgekleidet<br />

sind.<br />

Erforschung der Höhle<br />

Aus dem Zeitraum von 1896 bis 1968 liegen kei-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

43<br />

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Terminsache


nerlei Informationen zur Erforschung der Höhle<br />

vor. Obwohl es in Thal in den 30iger Jahren eine<br />

aktive und große Gruppe des Thüringer Höhlenvereins<br />

gab, welche sich z.B. um die Erforschung<br />

der Ritterhöhle und des Kristallkellers bemühte,<br />

erfolgten im Bereich der Tropfsteinhöhle offensichtlich<br />

keine Aktivitäten. Dies ist unverständlich,<br />

da offene Fortsetzungen vorhanden waren,<br />

deren Schwierigkeitsgrad nicht über denen der damals<br />

erforschten Höhlen lag. Erst mit der Schlie-<br />

(9) Durch jüngere Bewegungen zerbrochene<br />

Tropfsteine und Sintergardinen im „Saal der Titanen“<br />

Bildhöhe ca. 0,6 m<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

44<br />

ßung der Höhle 1968 wurden die Forschungen<br />

durch Suhler Höhlenforscher wieder aufgenommen.<br />

Als erstes wurde am 8. und 09.06.1968 die<br />

sogenannte „Suhler Grotte“ entdeckt, der Zugang<br />

erfolgte über eine flache, stellenweise weniger als<br />

30 cm hohe Fuge. Am 3.10.1971 wurde der Zugang<br />

zur Schlammgrotte und dann relativ schnell<br />

(17.10.1971) der weitere Weg zum größten Raum<br />

der Höhle, dem Saal der Titanen gefunden.<br />

Schlagartig wurde die Größe der bekannten Tei-<br />

(10) Exzentriques im Bereich der Schauhöhle<br />

Bildausschnitt ca. 15 cm<br />

(11) Sinterbildungen im „Kristallpalast“ (12) Sinterbildungen im „Saal der Titanen“


le der Höhle vervielfacht. Aus diesem Zeitraum<br />

liegt noch eine Zeitung in einem Seitengang der<br />

Höhle. Sowohl hinsichtlich der Größe als auch<br />

hinsichtlich des Sinterschmucks übertreffen die<br />

neuen Teile der Höhle den Schauhöhlenbereich<br />

bei weitem. Vor allem schneeweiße bis durchscheinende<br />

Sintergardinen suchen in Thüringen<br />

und darüber hinaus ihresgleichen. Leider stehen<br />

ausreichende finanzielle Mittel für die Erschließung<br />

dieser Höhlenteile (sicher in Millionenhöhe<br />

erforderlich) nicht zur Verfügung. In den folgenden<br />

Jahren wurden die neu endeckten Höhlenteile<br />

vermessen. Im Rahmen dieser Arbeiten erfolgten,<br />

auch durch den Verfasser, weitere Entdeckungen.<br />

So wurden am 19.09.1981 oberhalb des Saales der<br />

Titanen 2 Hohlräume mit einem Sinterbecken mit<br />

einer Länge von 6 m und einer Breite von max.<br />

3 m und einer Wassertiefe von 0,75 m erreicht.<br />

Der gesamte See ist vollständig mit 3 cm langen<br />

Kalzitkristallen ausgekleidet.<br />

Mit der politischen Wende konnten neue Erfahrungen<br />

in Höhlen Deutschlands, der Schweiz und<br />

Frankreichs gesammelt werden. Es standen neue<br />

technische Hilfsmittel zur Verfügung. Vor allem<br />

in den Jahren 1994 bis 1996 wurden im Bereich<br />

des Saales der Titanen zahlreiche Schächte mit<br />

Höhen zwischen 20 und 40 m erkundet. Hier sind<br />

ebenfalls herrliche Tropfsteinbildungen vorhanden.<br />

Alle Schächte endeten, ohne dass der bekannte<br />

Teil der Höhle wesentlich verlassen werden<br />

konnte.<br />

Die Kittelsthaler Höhle ist Teil eines Höhlensystems,<br />

welches sich über 2,3 km von einem<br />

Ponor (Bachversinkung) an der Grenze zum<br />

Kristallin im Mönchsfeld bis zur großen Karstquelle<br />

am ehemaligen Wasserwerk in Farnroda<br />

erstreckt. Hier liegen mehrere weitere Höhlen<br />

(z.B. Silvester löcher, Drachenhauchloch, Scherbenhöhle),<br />

von denen, mit ebenfalls ca. 1 km<br />

Ganglänge und 60m Tiefe, die Ritterhöhle die<br />

größte ist. Die Tropfsteinhöhle erstreckt sich dabei<br />

nur auf einer Länge von ca. 100 m bzw. 5 %<br />

des Gesamtsystems. Dass offene Verbindungen<br />

zu weiteren Höhlenteilen bestehen, beweist der<br />

starke Wetterzug, der vor allem im Winter mit intensiv<br />

ausziehender, warmer Luft zu beobachten<br />

ist. Trotz vieler Jahrzehnte der Forschung sind bis<br />

heute nur sehr kleine Teile des Höhlensystems<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

45<br />

bekannt. Dies ist auf lokale Verbrüche und den<br />

Verschluss der Höhlengänge durch Sedimente<br />

(Sand, Höhlenlehm) bzw. Sinter zurück zu führen.<br />

Auch wurde noch an keiner Stelle das aktive<br />

Karstniveau erreicht. Dieses ist in etwa auf dem<br />

Quellniveau der das gesamte Karstgebiet entwässernden<br />

Karstquelle am ehemaligen Wasserwerk<br />

in Farnroda bei 275 m NN und damit noch ca. 20<br />

m tiefer als die tiefsten bekannten Teile der Höhle<br />

zu erwarten. Es bleibt also weiter die Hoffnung,<br />

neue, phantastische Höhlenteile zu entdecken, die<br />

vielleicht eines Tages zu einer großzügigeren Erschließung<br />

des Höhlensystems führen könnten.<br />

Ich danke Herrn Berthold Weber für die Baryt-<br />

Abbildungen auf Seite 39, Herrn Peter Jäger (Bild<br />

1, 3, 5, 10) und Herrn Markus Balk (Bild 6, 7, 8,<br />

9, 11, 12) für die freundliche Bereitstellung der<br />

Fotos und Herrn Horst Rödger für die Repros der<br />

historischen Höhlenpostkarten (2, 4) sowie der<br />

Stadt Ruhla für die Information zur Besucherstatistik.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Quellen/Literatur:<br />

KIESSLING, T & STEINBORN, H &SCHRÖDER, F:<br />

Die Flussspatgewinnung bei Ilmenau im Thüringer Wald,<br />

Bergbau 3/2007<br />

SEIDEL: Geologie von Thüringen, Stuttgart 1995<br />

Sachtleben Bergbau GmbH, Grube Clara, Wolfach, Internetauftritt<br />

HESS VON WICHDORFF: Die Tropfsteinhöhle im Zechstein-Bryozoenriff<br />

bei Thal in Thüringen und ihre genetische<br />

Beziehungen zu den dortigen Schwerspatgängen<br />

MALCHER, G.; & SCHÖLLHORN, A. und K:<br />

Die Kittelsthaler Tropfsteinhöhle, 1992<br />

Geschichtswerkstatt Partenstein:<br />

Schwerspatbergbau in Partenstein<br />

WIKIPEDIA:<br />

Information zur Verwendung von Schwerspat<br />

Aufruf in eigener Sache:<br />

Wer kann noch Auskunft zur früheren gastronomischen<br />

Bewirtschaftung der Gaststätte "Zur Tropfsteinhöhle"<br />

geben, Zeitzeugnisse, Schriftstücke,<br />

Bildmaterial....<br />

Bitte informieren Sie die Redaktion. (s. S. 62)


Woher kommt das Wasser der Hörsel?<br />

Der zweigeteilte Bach –<br />

Historische Wanderungen am Badewasser<br />

Ibenhain – Waltershausen (ca. 3 km)<br />

(Teil 5)<br />

Wolfgang Möller<br />

Vom Badewasser-Abschlag zum Schwimmbad<br />

Über die historischen Hintergründe der Ableitung<br />

des Badewasser-Mühlgrabens nach Waltershausen<br />

ist ausführlich in den Ausgaben 83 (S. 48 ff.) und<br />

88 (S. 37 f.) dieses Periodikums berichtet worden.<br />

Wir wollen uns deshalb mehr mit dem Verlauf des<br />

nunmehr künstlichen Fließgewässers und mit den<br />

Besonderheiten rechts und links an seinem Ufer<br />

beschäftigen. Dieser Abschnitt wird mal als Badewasser,<br />

mal als Mühlgraben benannt, denn der<br />

Hauptzweck des Grabens war die Bereitstellung<br />

von Aufschlagwasser für die Walterhäuser Mühlen.<br />

Dabei wird von einem alten und einem neuen<br />

Gewässerverlauf im Stadtgebiet von Waltershausen<br />

die Rede sein.<br />

An den Abschlag gelangen wir zu Fuß von der<br />

Waldbahnhaltestelle Schnepfenthal über die Große<br />

Karnwiese (wie in Ausgabe 88 beschrieben)<br />

– mit dem Fahrzeug auf der Landstraße 1026<br />

zwischen Schnepfenthal und Wahlwinkel. Parken<br />

können wir in der Verlängerung der Steinbachstraße,<br />

die vom Freizeitzentrum Gleisdreieck<br />

(FZZ) die L1026 kreuzt und als Wiesenweg zwischen<br />

Heller und Dunkler Hardt fortgeführt wird.<br />

Zwischen diesem Weg und unserem Startpunkt<br />

begegnen wir auf der rechten Straßenseite einem<br />

Der Abschlag des Badewassers nach Ibenhain.<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

46<br />

Grenzstein aus Rotliegendem mit den Gravuren<br />

„Ibenhain“ und „Rödichen“.<br />

Nun kommen wir an die bewusste Stelle, wo die<br />

Waltershäuser den Wahlwinklern zu Beginn des<br />

14. Jh. einen Teil des Wassers abgegraben hatten,<br />

um Trinkwasser zu erhalten, um die Badestuben<br />

zu versorgen und um ihre Mühlen betreiben zu<br />

können. Ein kleiner Schieber vor einem unscheinbaren<br />

Betondurchlass gibt den Weg nach links (in<br />

Fließrichtung) für das Wasser frei. Das Niveau<br />

des Abschlags ist mit der Krone im natürlichen<br />

Badewasserbett abgeglichen. Wegen der starken<br />

Sedimentation kann es dann bei Niedrigwasser<br />

passieren, dass sämtliches Wasser in den Mühlgraben<br />

nach Waltershausen fließt.<br />

Nach dem Durchlass öffnet sich eine kurze Gerade<br />

zwischen den Kleingärten, um unter der Landstraße,<br />

durch einen Kleingarten und dann unter<br />

den Gleisen der Friedrichrodaer Bahn wieder zu<br />

verschwinden. Weiter geht der Weg durch Gärten,<br />

parallel zur Bahnlinie und in einer nordöstlichen<br />

Kehre in Richtung Freizeitzentrum. Hier erkennen<br />

wir an den erhöhten Uferbereichen, dass es<br />

sich um einen von Menschenhand errichteten<br />

Graben handelt. Nun fließt das Wasser direkt am<br />

Schwimmbadzaun unter dem Gaststättengebäude<br />

entlang und verschwindet dann in Höhe des Zugangsweges<br />

zum Bürgersaal unterirdisch in Richtung<br />

Steinbachstraße – Ibenhain.<br />

Von 1884 bis in die 1930er Jahre existierte an<br />

der Tabarzer Straße (oberhalb der Strohfiedel) in<br />

Waltershausen ein bescheidenes Luft- und Sonnenbad<br />

mit einem Schwimmbecken. Anfangs<br />

wurde es von einem kleinen Bach, später aus der<br />

Verlauf des Badewassers am Freizeitzentrum.


Trinkwasserleitung, gespeist. Ansonsten gingen<br />

die Waltershäuser früher (ab 1872) auch in den<br />

Heiderteich (oberhalb vom Waldteich) oder in<br />

den Großen Otterbachsteich bei Langenhain zum<br />

Baden. 1936 wurde das Freibad am Gleisdreieck<br />

nahe der Thüringerwaldbahn gebaut. Es heißt,<br />

dass dies ein Zufallsbau wegen der Begradigung<br />

des Badewassers gewesen sein soll. Es wurde<br />

1950 erneuert und galt viele Jahre als eines der<br />

schönsten Bäder Thüringens. Das Schwimmbecken<br />

wurde zunächst aus dem Badewasser, später<br />

über eine Leitung mit Wasser aus dem Quelltal<br />

gespeist (siehe Teil 3, Ausgabe 87, S. 44). Die natürliche<br />

Filterkiesanlage war noch bis 1989 vorhanden.<br />

Nach der politischen Wende wurde das<br />

Gelände umfassend in ein Freizeitzentrum umgestaltet:<br />

1999 das beheizte Schwimmbad, 2001<br />

die Eisbahn und 2002 das Bürgerhaus. Das neue<br />

Edelstahlbecken wird von Mitte April bis Mitte<br />

Mai aus einem eigenen Tiefbrunnen mit Frischwasser<br />

über eine Enteisungsanlage befüllt. Umlaufpumpen<br />

sorgen für warmes Wasser, dass in<br />

den Sonnenkollektoren auf den Dächern erzeugt<br />

wird; das aufbereitete Abwasser wird in das Badewasser<br />

eingeleitet.<br />

Alter und neuer Graben ab Ibenhainer Kirche<br />

Bis in die 1960er Jahre verlief der neue Badewasser-Mühlgraben<br />

durch Waltershausen als<br />

offenes Gerinne. Heute liegen nur noch folgende<br />

Abschnitte frei: zwischen der Karnwiese und<br />

dem FZZ, ein kurzes Stück hinter der Ibenhainer<br />

Kirche, von der Kaufhalle (REWE-Markt) an der<br />

Ohrdrufer Straße bis zur Albrechtstraße (Containerdienst)<br />

an der Papiermühle (Fa. Hüfner) und<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

47<br />

hinter dem Gummiwerk (Continental/Phoenix)<br />

bis zur Mündung in die Hörsel bei Hörselgau. Immer<br />

noch wird das Gewässer als Abwasserkanal<br />

und Müllabladeplatz benutzt, was am Geruch und<br />

am visuellen Zustand erkennbar ist. Ob die Waltershäuser<br />

Altvorderen mit dem Flüsschen wohl<br />

behutsamer umgegangen sind?<br />

Die am längsten verrohrten Abschnitte befinden<br />

sich in der Ortsstraße (Ibenhain) und im Bereich<br />

August-Bebel-Straße – Heinrich-Schwerdt/Puschkinstraße<br />

– Papiermühlenstraße sowie im Gummiwerk<br />

und im Fahrzeugwerk (Multicar). An der<br />

Gabelung Steinbachstraße/Ortstraße machen wir<br />

kurz Halt und betrachten in einer kleinen Parkanlage<br />

die prächtige Linde und das Denkmal für die<br />

Ibenhainer Gefallenen im Ersten Weltkrieg. Vis a<br />

vis fällt uns ein ruinöses Bauwerk mit einem seit<br />

Jahren vielversprechenden Bauschild auf: „Hier<br />

entsteht ein exklusives Wohnhaus.“ Es handelt<br />

sich um die ehemalige Zollstation. Zwei Grundstücke<br />

weiter steht ein Gebäude an der Ecke zur<br />

verlängerten Goethestraße – die ehemalige Iben-<br />

Der offene und der verrohrte Badewassergraben in Ibenhain. Quelle: Archiv Mess, Ibenhain


hainer Mühle, von der noch berichtet wird, ebenso<br />

von den anderen Waltershäuser Mühlen am Badewasser.<br />

Bis in die 1970er Jahre säumten Laubbäume das<br />

Badewasserufer in der Ortsstraße. Nur der Erdwall,<br />

der die Straße in eine höher gelegene breite<br />

und in eine tiefer liegende schmale zweite Fahrbahn<br />

trennt, erinnert noch an einen künstlichen<br />

Bachlauf. Nach der Straßensanierung im Jahre<br />

2010 wurden parallel zum Fußweg neue Linden<br />

gepflanzt. Wir kommen an der Heimatstube „Oma<br />

Heidruns Sammelsurium“ vorbei, deren Besuch<br />

sich immer lohnt. Außerdem veranstaltet Heidrun<br />

Diringer seit einigen Jahren ein Nachbarschaftstreffen<br />

für die Bewohner der Ortsstraße.<br />

Dann sind wir an der kleinen Ibenhainer Kirche<br />

angekommen. Sie wurde im 15. Jh. als Wallfahrtskirche<br />

und bereits 1487 als Kapelle erwähnt.<br />

Das Dorf Ibenhain wurde urkundlich erstmals<br />

1186, also mehr als 20 Jahre früher als die Stadt<br />

Waltershausen, genannt. Neben der Kirche steht<br />

das Haus des berühmten Turnlehrers, Geografen<br />

und Wegbereiters der modernen schulischen Körpererziehung<br />

Johann Christoph Friedrich Guts-<br />

Muths (1759-1839), der hier über 40 Jahre lang<br />

gewohnt hatte. Das Gerüst am Haus steht leider<br />

schon mehrere Jahre, ohne dass Baumaßnahmen<br />

zu beobachten gewesen wären.<br />

Durchlass in Höhe<br />

der Ibenhainer Kirche.<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

48<br />

In einem Gartengrundstück an der GutsMuths-<br />

Straße tritt das Wasser hervor, um im Bereich<br />

des alten, aufgelassenen Gottesackers wieder<br />

in Richtung Ohrdrufer Straße zu verschwinden.<br />

Kanal deckel, ein mit Gitter abgedeckter Schacht<br />

und Entlüftungsrohre lassen auf der kleinen Wiese<br />

bei der Kirche auf ein unterirdisches Flussbett<br />

schließen. Möglicherweise sind dies die Reste des<br />

ursprünglichen, also alten Mühlgrabenverlaufs<br />

in Richtung Altstadtzentrum. Diese wollen wir<br />

nun verfolgen und im nächsten Abschnitt die Geschichte<br />

der Mühlen erarbeiten.<br />

„Ebenfalls wie heute längs der Ortsstraße floß<br />

das Badewasser damals bis Waltershausen offen<br />

dahin. Abgesehen von einigen Scheunen und<br />

Gartenhäusern standen an dem Mühlgraben-<br />

Badewasser zwischen der Gärtnerei Ibenhain und<br />

den Wohnhäusern Bäckerei Gassert und Greif,<br />

Triniusstraße, keinerlei Wohnhäuser.“ (Kestner,<br />

B., 1939)*<br />

Wir werfen noch schnell einen Blick auf die Gaststätte<br />

„Friedenstein“, die für ihren guten Kaffee<br />

bekannt ist, ehe wir an der Gabelung Ibenhainer-/<br />

Ortsstraße die Fahrbahn überqueren und in Richtung<br />

Stadt wandern. Prächtige Platanen eröffnen<br />

die Flaniermeile und werden von stattlichen Sommerlinden<br />

längs des ehemaligen Grabenverlaufs<br />

Der Mühlgraben trägt noch heute den Namen des<br />

einstigen Wasserlaufes.


abgelöst. Linker Hand verläuft die Straße, rechts<br />

reihen sich zahlreiche Kleingärten aneinander.<br />

Hin und wieder lädt eine Bank zum Verweilen<br />

ein. An der Kreuzung Schillerstraße beherbergen<br />

die beiden ehemaligen Bäckereien nun marktwirtschaftlich<br />

dominierte Geschäfte. Weiter geht<br />

es an der Druckerei Giese und an der ehemaligen<br />

Gärtnerei Helmboldt vorbei, ehe wir eine Gasse,<br />

den Mühlgraben, passieren. „Bis zur Bäckerei<br />

Gassert floß das Wasser und wurde zum Teil<br />

nach der Wassergasse geleitet und gelangte zur<br />

Teichgasse und Hauptstraße. Diese Regelung war<br />

notwendig, weil die Berg- und Marktmühle keinen<br />

Vorratsteich besaßen.“ (Both, G., S. 3) Ein<br />

Hinweisschild „L – Lutherweg“ erinnert an den<br />

Aufenthalt des Reformators in Waltershausen, als<br />

er 1537 von Wittenberg nach Schmalkalden unterwegs<br />

war.<br />

„Die wichtigste städtische Unternehmung der folgenden<br />

Jahre war die Kanalisation des Badewassers,<br />

die zunächst (1926/27) von der Ibenhaimer<br />

Kirche bis zum unteren Ende der Krummen Gasse<br />

durchgeführt wurde. An die Stelle des offenen Grabens<br />

in der Ibenhainer Straße trat jetzt ein Rasenstreifen<br />

mit einer Baumreihe; die kleine Kaskade<br />

am oberen Ende der Wassergasse fiel weg. Statt<br />

des alten Laufs durch die Badegasse bekam das<br />

Wasser jetzt einen kürzeren Weg durch die Untere<br />

Bornpforte (Louis-Bardorf-Straße) und die Borngasse.<br />

Am Anfang der Borngasse wurde auch die<br />

Quelle des alten Grabenborns in die Rohre geleitet.<br />

Im Frühjahr 1926 erhielt Ibenhain eine neue<br />

Wasserleitung; sämtliche Häuser wurden angeschlossen.“<br />

(Löffler, S., II, S. 136)*<br />

„Gehen wir durch die Mühlgasse weiter, so kom-<br />

• Kamine<br />

• Kachelöfen<br />

• Fliesen<br />

Friedrichrodaer Straße 38 • 99880 Wahlwinkel / Thür.<br />

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49<br />

men wir zur Borngasse an die Stelle der ehemaligen<br />

Bornpforte. ... Der Name Bornpforte – ebenso<br />

wie Borngasse – hängt mit dem Grabenborn zusammen,<br />

der nahe von ihr aus dem Boden quoll<br />

und auch im kältesten Winter nicht einfror. Er floß<br />

in den Befestigungsgraben, der von hier aus in<br />

Richtung Klaustor führte.“ (Löffler, S., I, S. 40)*<br />

Wir erreichen das Ende der Gasse „Mühlgraben“,<br />

wo bis vor wenigen Jahren noch die Gebäude einer<br />

Möbel- und einer Puppenfabrik standen. Jetzt<br />

sind umfangreiche Sanierungs- und Baumaßnahmen<br />

sichtbar. Die abschüssige Badegasse wird,<br />

durch einen mit einer Hecke eingefassten Rasen<br />

und einer Fichte, in zwei Teile getrennt. An dieser<br />

Stelle stand die Bergmühle. Auf diesem Platz<br />

wurde während der politischen Unruhen im Jahre<br />

1932 der Waltershäuser Arbeitersamariter Oskar<br />

Kaufmann erschossen. Eine Gedenktafel am<br />

Eckhaus Mühlgraben/Badegasse wurde nach der<br />

Renovierung in den 1990er Jahren leider nicht<br />

wieder angebracht.<br />

Bewegte Stadtgeschichte an den Ufern<br />

Nun sind wir auf dem Marktplatz angekommen,<br />

der vom Marktbrunnen („Muschelminna“), von<br />

Geschäftshäusern, von der Stadtkirche, von der<br />

Salzmann-Buchhandlung und vom Rathaus dominiert<br />

wird. Der aufmerksamen Besucher bemerkt<br />

nach dem Verlassen der Badegasse auch<br />

einen kleinen, künstlichen, in Stein gefassten<br />

Wasserlauf, der im Winter mit Metallplatten abgedeckt<br />

wird. Eine Hommage an den ehemaligen<br />

Badewasser-Mühlgraben? „Bis 1873 floß der offene<br />

Graben herab durch die Badegasse über den<br />

Markt zur Marktmühle am Brauhausplatz bzw.


Borngasse. Neben der Alten Apotheke befand<br />

sich die Schwemme, von Gänsen und Enten belebt,<br />

daneben vor der Drogerie Reising war eine<br />

Brücke, die den Verkehr nach der Borngasse und<br />

dem Gasthof zum Löwen – Buchhandlung Johann<br />

Weiß – vermittelte.“ (Both, G., S. 3)*<br />

Wenn dienstags Wochenmarkt ist, wird das Publikum<br />

durchweg von älteren Herrschaften repräsentiert,<br />

ausgenommen die Verkäufer. Der<br />

demografische Wandel nach 1990 und die Westabwanderung<br />

junger Leute lassen grüßen. Walterhausen<br />

hatte damals ca. 5000 Einwohner mehr.<br />

Einige Daten zur Kirche und zum Rathaus: 1326<br />

erste urkundliche Erwähnung der Liebfrauenkirche<br />

(= erste sichere Erwähnung der Stadt), 1719<br />

Grundsteinlegung und 1723 Einweihung der<br />

jetzigen Barockrundkirche, 1724-1726 Bau der<br />

Kirchenorgel durch Tobias Gottfried Heinrich<br />

Trost, 1441 Errichtung des Rathauses, 1993-1996<br />

Grundlegende Sanierung und Restaurierung des<br />

Rathauses.<br />

„Der südlich am Rathaus vorbeiführende Mühlgraben<br />

war schon um 1500 durch ein ,gewelbe‘<br />

überdeckt. Das Wasser drehte das Rad der hinter<br />

dem Rathaus stehenden Marktmühle, der ältesten<br />

Mühle der Stadt. ... Der kleine Platz (da)<br />

hinter... wurde ausgefüllt ... vom für die Wirtschaft<br />

des alten Waltershausen so wichtigen Brauhaus.“<br />

(Löffler, S., I, S. 44)*<br />

Wir folgen der Hauptstraße dem ehemaligen<br />

Mühlgrabenverlauf, ärgern uns über das leerstehende<br />

Postgebäude aus der Gründerzeit und<br />

durchschreiten das 1390 erstmals als „nedirtor“<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

50<br />

erwähnte Klaustor, ein Stadttor, das neben dem<br />

Töpfersturm von der mittelalterlichen Stadtbefestigung<br />

übrig geblieben ist. „Bis zum Claustor war<br />

nunmehr der Mühlgraben mit Platten und Bohlen<br />

bedeckt, besaß aber an gewissen Stellen Vorrichtung<br />

zum Oeffnen und zum Hineinhängen und<br />

Schwenken von Tierhäuten der Gerberei Dietsch,<br />

wie denn auch außerhalb des Tores das Wasser<br />

von den Gerbern und Färbern fortlaufend zu diesen<br />

Zwecken und Hantierungen benutzt wurde.“<br />

(Both, G., S. 4)*<br />

Außerhalb der ummauerten Stadt wurde 1411 das<br />

Hospital St. Elisabeth gegründet und diente später<br />

als Siechen- (Seuchen)-haus. Der im Volksmund<br />

genannte „Spittel“ wurde in einer Chronik aus<br />

dem Jahre 1763 erwähnt. Die nordöstliche Giebelfront<br />

mit ihren gotischen Fensterchen ist der älteste<br />

erhaltene Gebäudeteil der Stadt und somit ein<br />

baugeschichtliches Kleinod. Die heutige Gestalt<br />

des Hauses stammt aus der Zeit nach dem großen<br />

Brand im Jahre 1640. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

war es mit dem errichteten Hintergebäude das Armen-,<br />

Kranken und Obdachlosenhaus der Stadt,<br />

danach Altersheim, Feierabend- und Pflegeheim.<br />

1979, 1994 und 1999 umfassend saniert, dient es<br />

heute den Waltershäuser Vereinen als Domizil.<br />

Ein offenes Gerinne auf dem Marktplatz erinnert an den Mühlgraben.


„Unmittelbar vor der Tür des Hospitals vorbei lief<br />

der Mühlgraben, der vom Markt herkam und neben<br />

dem Klaustor in die Vorstadt eintrat. Sein Bett<br />

lag auf höherem Niveau als die Straße, denn er<br />

mußte ja den Teich füllen, der sein Wasser auf das<br />

Mühlrad der Brückenmühle fallen ließ. ... Durch<br />

die Vorstadt floß auch der Stadtgraben, der zuerst<br />

die nördliche Mauer begleitete und dann wieder<br />

... die Hauptstraße erreichte. ... Da sein Bett tiefer<br />

lag als das des Mühlgrabens, war eine Vereinigung<br />

nicht möglich.“ (Löffler, S., I, S. 50)*<br />

In der Hauptstraße 44a, am Eingang zur Teichgasse,<br />

stand die Brückenmühle. Während des<br />

Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Gelände ein<br />

Splittergraben errichtet, in den Nachkriegsjahren<br />

diente er als Kinderspielplatz, und in den 1970er<br />

Jahren hat die PGH Elektro, jetzt Walterhäuser<br />

Elektrodienst und Poststelle, ein Verwaltungsgebäude<br />

mit Werkstatt gebaut. Die Hauptstraße, der<br />

Marktplatz und die Bremerstraße wurden seit dem<br />

Jahr 2000 in mehreren Bauphasen grundhaft saniert,<br />

d.h. abschnittsweise Gehwege, PKW-Stellplätze<br />

und Straßenbelag erneuert. Straßenbäume,<br />

Sitzbänke und ein Brunnen laden den Passanten<br />

zum Verweilen am ehemaligen Café Jungheinrich<br />

ein. Der größte Teil der Baukosten wurde vom<br />

Städtebauförderungsprogramm beglichen.<br />

„Im Herbst 1928 ... wurde die Kanalisation stadtabwärts<br />

weitergeführt. Da die Rohrleitung direkt<br />

durch die Bahnhofstraße und die vordere Eisenacher<br />

Landstraße zur Papiermühlenstraße gelegt<br />

wurde, war nun auch der alte Mühlgraben, der<br />

Die Hauptstraße mit dem Klaustor<br />

in Höhe des Spittels.<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

51<br />

vor dem Spittel und hinter der Brückenmühle<br />

vorbei zur Stadthalle floss, nicht mehr nötig. Er<br />

wurde zugefüllt, so wie zuvor schon der Teich der<br />

Brückenmühle. Diese selbst war wegen Baufälligkeit<br />

1927 abgerissen worden. Der Kanalbau<br />

dauerte genau ein Jahr, von Oktober 1928 bis Oktober<br />

1929.“ (Löffler, S., II, S. 136)*<br />

Am Ende der Bahnhofstraße erreichen wir den<br />

Stadtpark, wo sich die Haltestelle der Thüringerwaldbahn<br />

mit einer Gleisschleife befindet. Am<br />

ehemaligen Standort des VVN-Denkmals (jetzt<br />

auf dem Friedhof) laden Bänke zur Mittagspause<br />

ein. Die Beton-Papierkörbe mit Plaste-Einsatz aus<br />

DDR-Zeit sind randvoll. Nur die Pfandflaschen<br />

sind allesamt von bedürftigen Bürgerinnen und<br />

Bürgern herausgeklaubt worden. Zwei leerstehende<br />

marode Gebäude dominieren die Szene: der<br />

DB-Bahnhof und das ehemalige Stadttheater, in<br />

der DDR Kino, „Theater der Freundschaft“, nach<br />

der Wende Nachtbar und China-Restaurant. Das<br />

Kulturhaus der Gewerkschaften „Hermann Duncker“,<br />

ehemals das Schützenhaus und kultureller<br />

Mittelpunkt der Stadt, wurde schon bald nach<br />

dem politischen Umsturz abgerissen.<br />

An Stötzelmühle und Stötzelteich erinnerte viele<br />

Jahrzehnte eine mit Amerikanischen Haselnussbäumen<br />

gesäumte Senke zwischen der Realschule,<br />

(dann POS II, später Förderschule, heute AOK-<br />

Bürogebäude) und der Bahnhofstraße, sowie die<br />

westliche Ufermauer. 1914 wurde der Teich zugeschüttet.<br />

Seit 2011 ist das Gelände völlig verfüllt<br />

und als Parkanlage mit einem unterirdischen<br />

Regen überlaufbecken (RÜB) als Hochwasser-<br />

Hauptstraße mit Blick zum Klaustor, zur Stadtkirche<br />

und zum Schloss Tenneberg.


schutz umgestaltet. „Bürgermeister Brychcy drehe<br />

nun (in der Bauphase 2009 d.A.) ganz am Rad<br />

und baue zum 800-jährigen Stadtjubiläum eine<br />

U-Bahn. Mindestens aber entstehe dort ein Yachthafen....<br />

Brychcy hält unerschütterlich an seinem<br />

Wunsch fest, dass eines Tages jene Kreuzung an<br />

der Bahnhofstraße zu einem Kreisverkehr umgebaut<br />

wird.“ (Brand, H.: S. 1)* Der Kreisverkehr<br />

ist inzwischen Realität geworden, allerdings auch<br />

Albtraum mancher Brummi-Fahrer.<br />

Wir passieren die Puschkinstraße (früher Parkstraße),<br />

biegen nach rechts in die Heinrich-<br />

Schwerdt-Straße und gleich danach links in die<br />

Papiermühlenstraße ein. Der Badewasserverlauf<br />

ist auch hier am Grünstreifen und war bis zum<br />

RÜB-Bau noch an einem halbverschütteten Wehr<br />

gut erkennbar. In einem Gartengrundstück tritt der<br />

Graben wieder an die Oberfläche und passiert nun<br />

das Gelände der ehemaligen Papiermühle. Diesen<br />

letzten Teil der Wanderung heben wir uns bis zum<br />

Schluss auf.<br />

Wasser für die Badestuben<br />

Der neue Badewasser-Verlauf zwischen Ibenhainer<br />

Kirche und Puschkinstraße entstand, nachdem<br />

die letzten Wassermühlen außer Betrieb genommen<br />

wurden. In der Ibenhainer Straße kann der<br />

alte Gewässerverlauf, der seit Ende des 14. Jh.<br />

die Walterhäuser Mühlen bediente, an Hand der<br />

alleeartig gepflanzten Linden verfolgt werden.<br />

Die Straßennamen „Mühlgraben“, „Bornpforte“,<br />

„Borngasse“, „Wassergasse“ und „Badegasse“<br />

Die Reste eines Wehrs in der Papiermühlenstraße<br />

erinnern an den Waltershäuser Badewasser-<br />

Mühlgraben. Fotos: Wolfgang Möller<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

52<br />

zeugen noch von der Existenz des 1926/27 kanalisierten<br />

Badewassers sowie des ehemaligen Grabenborns.<br />

In der Badegasse wurde 1487 erstmals eine Badestube<br />

erwähnt. Diese war ursprünglich eine spätmittelalterliche<br />

Einrichtung für die Sorge um das<br />

„Seelenheil“. Später wurde es von den Bürgern<br />

vorwiegend zur körperlichen Pflege und Entspannung<br />

genutzt. Als Mittelpunkt gesellschaftlichen<br />

Lebens dienten sie aber auch zur Behandlung<br />

von Krankheiten und für gewisse Liebensdienste,<br />

daselbst als Krankheitsherd, wovon sich ihr<br />

schlechter Ruf ableitete. „Sie (die Ratsherren<br />

Frank und Tele, d.A.) verlangten (für die Badestube,<br />

d.A.) weder Rückzahlung noch Zinsen, dafür<br />

aber sollte der Bader jährlich viermal freie Bäder,<br />

einschließlich Bartscheren, Frisieren, Massieren<br />

usw. ,allen gläubigen Seelen zu Trost und Hilfe‘<br />

verabreichen.“ (Löffler, S., I, S. 82)*<br />

1495/96 baute der Rat eine neue städtische Badstube<br />

unmittelbar vor der Bornpforte mit einem<br />

großen Ofen und getrennten Räumen für Männer<br />

und Frauen. Die Badstube wurde von Pächtern<br />

betrieben und existierte bis zum Jahre 1666. Das<br />

Wasser wurde dem vorbeifließenden Mühlgraben<br />

mittels Holzröhren entnommen, das Abwasser in<br />

den Stadtgraben geleitet.<br />

Der Waltershäuser Schriftsteller Karl-Heinrich<br />

Bonn beschreibt in einem Jugendbuch die Situation<br />

in der Waltershäuser Badestube: „Der Mann<br />

mit dem Bart lachte. ,Wenn’s Schlötchen raucht,<br />

ist der Bader in der Stub’ und wäscht sündigen<br />

Bürgern Leib und Seele rein!‘ ... Hans schlug so<br />

heißer Dampf entgegen, dass es ihm fast den Atem<br />

nahm. Zuerst konnte er nichts erkennen. Dann<br />

machte er einen riesigen hölzernen Bottich aus,<br />

in dem mehrere nackte Männer saßen, Karten<br />

spielten und Bier tranken. Der Ofen verbreitete<br />

eine höllische Wärme. Auf ihm stand ein großer<br />

kupferner Kessel, aus dem ein Gehilfe von Zeit zu<br />

Zeit heißes Wasser schöpfte und vorsichtig in den<br />

Bottich goss. Durch ein hölzernes Rohr, das aus<br />

der Wand ragte, floss kaltes Wasser in eine steinerne<br />

Mulde...“. (Bonn, K.-H., S. 17f.)*<br />

1905 wurde das städtische Wannenbad am heutigen<br />

Denkmalplatz mit Dampf- und Heißluftbädern,<br />

Massage- und Ruheräumen erbaut und war<br />

bis zur politischen Wende als solches in Betrieb.<br />

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Bergbäche<br />

des mittleren Thüringer Waldes<br />

Teil 5: Die Spitter<br />

Die Spitter entspringt in Form von Sickerquellen<br />

(Helokrenen) östlich des Mittleren Höhenberges.<br />

Von diesen ausgedehnten Nassflächen auf<br />

der Ebertswiese fließt das Wasser in Gräben zur<br />

Spitter. Nach 1 km Verlauf in einem Kerbtal stürzt<br />

der Bach über den Spitterfall, einen dreistufigen<br />

Wasserfall von fast 20 m Sturzhöhe. Es ist der<br />

größte natürliche Wasserfall im Thüringer Wald.<br />

Insgesamt überwindet die Spitter zwischen der<br />

Quelle auf der Ebertswiese (738 m) und der unteren<br />

NSG-Grenze bei Tambach-<br />

Dietharz (472 m ü. NN) auf der<br />

Lauflänge von rund 6 km einen<br />

Höhenunterschied von 266 m. Das<br />

NSG wurde erst 2001 etabliert und<br />

umfasst 160 ha. An den steilen<br />

Hängen sind die Spuren mehrerer<br />

Steinbrüche und ein unterirdischer<br />

Plattenbruch an der Mündung des<br />

Rotebaches sowie ein Mutungsstollen<br />

am Spitterfall von großer<br />

Bedeutung für die Höhlenfauna,<br />

auch als Überwinterungsquartier<br />

für Fledermäuse.<br />

Der oberste Bereich des Spittertales<br />

bis zum Wasserfall gehört zum<br />

Massiv der Höhenberge, in dem<br />

der harte, basisch verwitternde<br />

Dolerit dominiert. Im übrigen Gebiet<br />

stehen kleinräumig wechselnd<br />

saure Quarzporphyre (Rhyolithe)<br />

und deren Tuffe, Sandsteine sowie<br />

Konglomerate an.<br />

Der Spitterteich (ehemaliger Floßteich)<br />

ist auf Grund eines Dammbruches<br />

von 1958 nicht mehr<br />

bespannt. 500 m unterhalb desselben<br />

wurden später zwei Teiche<br />

neu angelegt. Bisher konnten im<br />

NSG über 170 Arten und 34 Gesellschaften<br />

von Moosen nachgewiesen<br />

werden (MARSTALLER<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

54<br />

2006). Die Bestände vom Straußfarn haben sich<br />

in den letzten Jahren unterhalb des Spitterfalles<br />

weiter ausgedehnt.<br />

Auf der Ebertswiese brütet die Bekassine und im<br />

Bergbach tummeln sich Bachforelle und Groppe.<br />

Häufig ist auch die Wasseramsel zu beobachten,<br />

welche oft unter den Brücken ihr Nest baut.<br />

In einem gesunden Bergbach leben zahllose Insektenlarven,<br />

die sich wegen der Strömung unter<br />

Steinen und zwischen Geröll verbergen. Um die<br />

Arten bestimmen zu können, müssen sie als erwachsene<br />

Tiere erfasst werden. Dazu dient ein<br />

über dem Gewässer stehendes Gewächshaus, in<br />

dem sich die geschlüpften Insekten fangen. Die<br />

Menge aller Insekten, die im Laufe eines Jahres<br />

1<br />

2


3<br />

aus einer abgegrenzten Bachstrecke schlüpfen,<br />

wird als Emergenz bezeichnet. Aus Artenspektrum<br />

und Individuenzahl des Fanges können<br />

Rückschlüsse auf den Zustand des Gewässers<br />

gezogen werden. Die Insekten dienen als Indikatoren<br />

für die Wasser- und Landschaftsqualität und<br />

sind von besonderer Bedeutung für die Überwachung<br />

von Gewässern, die der Trinkwasserversorgung<br />

dienen.<br />

Die Mitarbeiter des Museums der Natur Gotha<br />

führten von 1975 bis 1977 wissenschaftliche Untersuchungen<br />

mit Hilfe eines Emergenz-Zeltes<br />

an der Spitter bei Tambach-Dietharz durch. Diese<br />

Untersuchungen brachten wesentlich neue<br />

Erkenntnisse von der Lebensgemeinschaft der<br />

Bergbäche und machten die Spitter zu einem der<br />

am besten untersuchten Bäche der Welt (JOOST,<br />

KLAUSNITZER & ZIMMERMANN (1986,<br />

1991).<br />

Die artenreiche Limnofauna enthält viele schutzwürdige<br />

Wasserinsekten, wie die Eintagsfliege<br />

Rithrogena beskidensis, die Steinfliegen Taeniop-<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

55<br />

teryx auberti und Nemoura mortoni, die Köcherfliegen<br />

Oxyethira falcata und Wormaldia copiosa<br />

sowie den Wasserkäfer Elmis latreillei.<br />

Kreisverband Gotha e.V.<br />

www.nabu-gotha.de<br />

Textautor: Ronald Bellstedt, Gotha<br />

Quelle: Bergbäche des mittleren<br />

Thüringer Waldes Kalender 2012<br />

Fotos: 1 - Ebertswiese - Christina Reißig<br />

2 - Spittertal - Ronald Bellstedt<br />

3 - Spitterfall - Ronald Bellstedt


Das Eisenacher Stadtschloss und<br />

seine Bewohner (Teil 3 / Schluss)<br />

Dr. Reinhold Brunner<br />

Nach 1918 änderte sich der Charakter des Stadtschlosses<br />

grundlegend. Bereits seit 1919 wurden städtische<br />

Dienststellen hier untergebracht, zunächst im 1. Obergeschoss<br />

des Südflügels die Kämmerei, später auch<br />

das Standesamt. Ende der 1920er Jahre hatte schließlich<br />

auch der Stadtbaurat Karl Hofferbert mit seinem<br />

Dezernat hier seinen Sitz. Der Marstall allerdings<br />

diente zunächst weiter seinem ursprünglichen Zweck.<br />

Die Reichswehr hatte hier Pferde untergestellt. Die Eigentumsverhältnisse<br />

blieben lange Zeit ungeklärt. Erst<br />

1927 hatten die seit 1922 laufenden Bemühungen der<br />

Stadt Eisenach, im Tausch mit dem früheren Röhrigschen<br />

Hotel, Bahnhofstraße 36/38, das Schloss vom<br />

Thüringer Staatsfiskus zu erlangen, Erfolg. Seit dem<br />

gehört der Bau am Markt der Wartburgstadt.<br />

Mitte der 1920er Jahre zeichnete sich neben der Verwendung<br />

als Verwaltungsdomizil eine weitere Nutzungsvariante<br />

ab, die bis heute die bestimmende für das<br />

Fürstenhaus ist. Am 8. Juni 1924<br />

wurde die dritte Kunstausstellung<br />

in der Räumen des Schlosses eröffnet.<br />

Ein knappes Jahr später,<br />

am 3. Mai 1925, öffnete die Elschner-Galerie<br />

hier ihre Pforten.<br />

Der bekannte Hotelier Curt Elschner,<br />

dem u.a. das Berliner Excelsior<br />

gehörte und der die Gastronomie<br />

auf der Wartburg betrieb,<br />

war nicht nur ein erfolgreicher<br />

Geschäftsmann sondern auch ein<br />

leidenschaftlicher Kunstsammler.<br />

Seine Gemäldesammlung, in der<br />

u.a. zahlreiche Größen der Weimarer<br />

Malerschule wie Franz von<br />

Lenbach, Leopold von Kalckreuth<br />

oder Arnold Böcklin vertreten<br />

waren, vermachte er der Stadt, die<br />

sie nun angemessen im Schloss<br />

präsentierte. Nach einer kriegsbedingten<br />

Auslagerung der Sammlung<br />

1939 erfolgte am 1. September<br />

1947 die Neueröffnung der<br />

Galerie. Inzwischen hatte sich die<br />

Kunst aber auch des Westflügels,<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />

56<br />

also des Marstalls, bemächtigt. Nachdem die Reichswehr<br />

ihre Pferde anderswo untergestellt hatte, öffnete<br />

am 10. Mai 1931 das Thüringer Museum hier seine<br />

Schau. Die Räume in der Predigerkirche waren längst<br />

zu klein geworden, und so bot sich diese Unterbringungsvariante<br />

an. Selbst der höchste Teil des Schlosses,<br />

der Turm auf dem Dach, Altan genannt, profitierte<br />

von der kunstsinnigen Zeit. Es war der Pfarrer Moritz<br />

Mitzenheim, der 1930 das so genannte „Abblasen“ –<br />

ein Auftritt des Eisenacher Posaunenchores – von diesem<br />

hohen Ort aus einführte.<br />

Andere Zeiten folgten. 1933 übernahm das NS-Regime<br />

die Oberherrschaft auch in Eisenach. Nun sollte<br />

der alte Fürstenbau in den Dienst der Diktatur gestellt<br />

werden. Schon 1927 hatte das Land mitgeteilt, dass<br />

ein Abbruch des Ostflügels, jenes Gebäudeteils zur<br />

Marktgasse hin, nur im Zusammenhang mit der Errichtung<br />

eines Ersatzneubaus genehmigungsfähig sei. Als<br />

1934 tiefgreifende bauliche Sanierungen begannen,<br />

hielt man sich Anfangs auch noch an diese Auflage.<br />

Geplant war, im Neubau des Ostflügels den Stab der in<br />

Eisenach ansässigen SA-Brigade 44 unterzubringen.<br />

Es geht bis heute die Legende<br />

in der Stadt, dass dafür Spenden<br />

gesammelt wurden. Als das Spendentöpfchen<br />

gut gefüllt war, soll<br />

sich der seinerzeitige Brigadeführer<br />

damit „aus dem Staub gemacht“<br />

haben. Zu belegen ist das<br />

aber nicht. Wie auch immer. Der<br />

marode Ostflügel wurde nun – da<br />

die Spenden weg waren – ersatzlos<br />

abgebrochen. Seit dem ist die<br />

ehemalige Vier- nun eine Dreiseitenanlage.<br />

Der Stab der SA<br />

zog übrigens 1938 schließlich in<br />

das Bechtolsheimsche Palais am<br />

Jakobsplan. Gleichzeitig mit der<br />

1935 beendeten Sanierung gestaltete<br />

man den Nordflügel um.<br />

Hier zog nun die Kriminalpolizei<br />

ein. Im Keller befanden sich einige<br />

Gefängniszellen. Die hier von<br />

verzweifelten Gefangenen in die<br />

Wände geritzten Inschriften waren<br />

noch bis in die 1950er Jahre<br />

sichtbar.<br />

Die dunkle Zeit des Nationalso-


Längst nicht mehr vorhanden: Der Ostflügel des Eisenacher Stadtschlosses zur Marktgasse hin.<br />

Aufnahme um 1933.<br />

zialismus neigte sich dem Ende zu, als die Eisenacher<br />

Ratsherren-Runde, ein „scheindemokratisches“<br />

Entscheidungsgremium, welches zwischen 1935 und<br />

1945 die Belange Eisenachs beeinflusste, am 31.<br />

März ein letztes Mal tagte. Sie taten dies, da ihr eigentlicher<br />

Beratungsraum, der Ratssaal im Rathaus,<br />

am 9. Februar des Jahres von Luftminen zerstört worden<br />

war, im Schloss.<br />

Dann war Frieden, und die zivile Nutzung zog wieder<br />

in das Schloss. Schaden hatte das Gebäude durch<br />

den Krieg kaum genommen. Bereits 1945 wurde der<br />

Museumsbetrieb wieder reaktiviert; wirkliche Erfolge<br />

erzielte man diesbezüglich jedoch erst zwischen 1950<br />

und 1955 unter dem Direktorat von Dr. Kämpfer.<br />

Aber auch die Verwaltung blieb hier beheimatet. Ein<br />

Kleinod des Schlosses, der Rokokosaal im Nordflügel<br />

konnte 1953/54 saniert werden. Seit dieser Zeit bot er<br />

den Rahmen zahlreicher Kammermusikkonzerte. Aber<br />

auch der Vertrag über die Partnerschaft zwischen den<br />

Städten Eisenach und Marburg wurde 1988 an dieser<br />

Stelle unterzeichnet. In den Jahren bis 1989 wurde<br />

der Charakter des Gebäudes immer stärker durch die<br />

57<br />

Belange des Thüringer Museums geprägt. Wenn man<br />

in dieser Zeit von Schloss sprach, sprach man einfach<br />

vom Thüringer Museum.<br />

Seit 1990 laufen nun umfangreiche und langfristige<br />

Sanierungsmaßnahmen. Zunächst musste der Südflügel<br />

für den Zeitraum, in dem das Rathaus saniert<br />

wurde, dem Eisenacher Bürgermeister Asyl gewähren.<br />

Gleichzeitig waren Teile der Verwaltung hier untergebracht,<br />

die allerdings schrittweise wieder auszogen,<br />

nachdem das Verwaltungsgebäude Markt 2 fertig gestellt<br />

war. Die einzige Konstante jener Jahre blieb das<br />

Stadtarchiv. Es hatte 1952 Büro- und Magazinräume<br />

im Nordflügel bezogen. Noch heute befindet sich das<br />

Archiv an dieser Stelle.<br />

Inzwischen sind Marstall und Südflügel des Schlosses<br />

weitgehend saniert. Sie dienen heute den Zwecken<br />

des Museums sowie der Fremdenverkehrsverwaltung.<br />

Die Sanierung des altehrwürdigen Hauses ist ein lang<br />

andauernder Prozess. Noch ist nicht absehbar, wann<br />

er beendet sein wird. Vieles ist noch zu tun, manches<br />

noch immer provisorisch. Aber in der langen Geschichte<br />

des Stadtschlosses sind nunmehr zwanzig<br />

Jahre Sanierung eigentlich doch keine lange Zeit.


Terminsache<br />

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59


Luftkrieg<br />

im Raum Eisenach – Gotha – Hainich –<br />

Werratal – Thüringer Wald 1943–1945<br />

Die Autoren schreiben im Vorwort:<br />

„Als Mitte der 90er Jahre mein Interesse für Luftkriegsgeschichte durch<br />

einen Abschnitt in Martin W. Bowmans Buch „GREAT AMERICAN AIR<br />

BATTLES of WW II“ geweckt wurde, ahnte ich nicht, dass dies einmal zur<br />

Passion werden würde. In diesem Buch las ich etwas über Luftkämpfe im<br />

Werratal und anderen Orten, die ich kannte, Lauchröden, Herleshausen<br />

und Eisenach.<br />

Der Krieg war, Gott sei Dank, seit 50 Jahren vorbei. Viele Veteranen und<br />

Zeitzeugen waren bereits gestorben. Bei den noch Lebenden hatte die Zeit<br />

die Geschehnisse und die Erinnerung daran verklärt. Manche hatten etwas<br />

gehört oder konnten sich schwach an etwas erinnern, was man ihnen<br />

mal erzählt hatte… Die offizielle Quellenlage war ebenfalls sehr unterschiedlich.<br />

Die Lastigkeit dieses Buches zugunsten der Alliierten spiegelt<br />

sich darin wider. Bei den Amerikanern gab es die MACR-Berichte. Die sind<br />

überaus hilfreich, besonders wenn beschlagnahmte deutsche KU-Berichte<br />

anhängig sind. Auch die Engländer bieten eine Vielzahl von Quellen an. Bei den Deutschen wird es ausgerechnet in<br />

den letzten Kriegsmonaten, die gerade für unsere Gegend viele Ereignisse von abgestürzten deutschen Flugzeugen bereithält,<br />

sehr schwierig, beziehungsweise fast unmöglich, ohne den „Freund Zufall“ gesicherte Daten herauszufinden.<br />

- Mit dem Tausendjährigen Reich verschwanden auch die „Buchhalter“ und „Statistiker“ dieses Reiches. Während der<br />

Auflösung der nationalsozialistischen Strukturen kümmerte sich niemand mehr um Einzelschicksale.<br />

Ein Beispiel dafür ist der Flugzeugabsturz bei Ütteroda im April 1945. Dabei starb ein junger Mensch, den niemand zu<br />

kennen scheint, der keine Vergangenheit mehr hat. Auch er hatte eine Mutter und eine Familie, die nicht weiß, wo er<br />

geblieben ist... Hrsg: Heimat- und Verkehrsvereins Mihla e.V. / Autoren: Eberhard Hälbig und Rainer Lämmerhirt<br />

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<strong>BUCHTIPP</strong>


Rhönklub Zweigverein Eisenach e.V. gegr. 1879<br />

DATUM Veranstaltungen im 4. Quartal 2012<br />

Strecke<br />

Sa 13.10.12<br />

Sa 27.10.12<br />

Sa 10.11.12<br />

Sa 24.11.12<br />

So 09.12.12<br />

Wanderung durch die Drachenschlucht zur Wartburg<br />

Prinzenteich – Wichmannpromenade – Königstein – Drachenschlucht – Knöpfelsteiche –<br />

Elfengrotten – Sängerwiese – Wartburg / Diethard Puschner* / 9.00 Uhr (3)**<br />

Wanderung<br />

vom Vachaer Stein – Clausberg – Hütschhof – Oberellen / Gerd Koch* /9.00 Uhr (2)**<br />

Wanderung zum Königshäuschen<br />

Thal Eiche – Mittelberger Grund – Meisenstein – Königshäusen – Ruhla<br />

Brigitte Wilkens* / 8.15 Uhr (2)**<br />

Wanderung von Eisenach nach Mosbach<br />

Burschenschaftsdenkmal – Gradweg über die Göppelskuppe – Mosbacher Linde – Fixer<br />

Pass – Mosbach / Diethard Puschner* / 9.00 Uhr (3)**<br />

Adventsfahrt<br />

Leitung: Gerda Jäger (Einzeilheiten werden noch bekannt gegeben)<br />

Fr 28.12.12 Jahresabschluss-Wanderung in Oberweid<br />

(Einzeilheiten werden noch bekannt gegeben)<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

*Wanderführer(in) / **Treffpunkte zu den Wanderungen: (1) DB-Hauptbahnhof Eisenach / (2) Busbahn<br />

hof Eisenach / (3) Carl-Alexander-Denkmal • Terminänderungen? - Bitte auch Mitteilungen in<br />

der Tagespresse beachten! Zu unseren Wanderungen sind alle Natur- und Heimatfreunde sowie<br />

Freunde des Rhönklubs immer herzlich eingeladen. Frisch Auf!<br />

Nähere INFO und Teilnahmemeldung bitte an Gerda Jäger<br />

Berka/Werra • Tel. 036922 - 28436 (bitte auch Anrufbeantworter nutzen!)<br />

Physiotherapie Beate Engelhardt<br />

Georgenstraße 11<br />

99817 Eisenach<br />

Tel. 03691-203549 • Fax 7191306<br />

61<br />

ca. 10 km<br />

ca. 12 km<br />

ca. 10 km<br />

ca. 10 km<br />

Friedensstraße 10 P<br />

99817 Eisenach<br />

Tel. 03691-6580591 • Fax 6580379<br />

Terminsache


Aus dem Programm:<br />

» Heimatliteratur<br />

» Flyer & Prospekte<br />

» Visiten-& Postkarten<br />

» Festschriften<br />

Inhaltsübersicht: Seite: Impressum:<br />

Denkmal in Not ............................................................3<br />

Thüringer Monatsblätter Nr. 41 (10 Seiten)<br />

Nachrichten aus dem Thüringerwald-Verein ..................5<br />

Thüringer Wandertag in Heldburg .................................6<br />

Thüringerwald-Verein Ilmenau - Nachrichten ................8<br />

100 Jahre Lobdeburg-Gemeinde Jena ........................10<br />

Eröffnung Hainichlandweg .........................................11<br />

Thüringerwald-Verein Coburg - Farnkraut ...................12<br />

Schloss und Park Reinhardsbrunn<br />

Denkmal in Not ..........................................................15<br />

Die Wurzeln Thüringens - die heilige Radegunde<br />

von Thüringen – Teil 2 ...............................................21<br />

Hainich - Der Wildkatze ganz nah ...............................26<br />

Eröffnung des Lutherweges:<br />

Steinbach/Glasbachgrund - Tambach-Dietharz ..........29<br />

Zur Lutherdekade bis 2017 (Teil 4):<br />

Bild 1 (von 18) – Luther als Kurrendesänger ..............36<br />

Die Kittelsthaler Tropfsteinhöhle – Teil 2:<br />

Schauhöhlenbetrieb ...................................................39<br />

Woher kommt das Wasser der Hörsel?<br />

Historische Wanderung am Badewasser (Teil 5) .........46<br />

Bergbäche des mittl. Thüringer Waldes (Teil 5) ..........54<br />

Das Eisenacher Stadtschloss<br />

und seine Bewohner Teil 3 / Schluss ..........................56<br />

Buchtipp ........................................................14 und 60<br />

Rhönklub Eisenach / Wanderplan ...............................61<br />

Autoren der Beiträge:<br />

R. Aschenbach, R. Bellstedt, Ch. Boelter, Dr. R. Brunner,<br />

G. Fuchs, R. Göhring, G. Malcher, W. Möller,<br />

Ch. Naumann, Ch. & D. Reißig, Dr. G. Zimmer<br />

Titelbild: Schloss Reinhardsbrunn (chr)<br />

Rückseite: Dorferneuerung in Schönau (chr)<br />

Für das zur Veröffentlichung überlassene Text- und<br />

Bildmaterial dankt die Redaktion.<br />

Vorankündigung:<br />

Sagen und Mythen der <strong>Hörselberg</strong>e<br />

62<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong><br />

Winterausgabe Nr. 91<br />

Redaktionsschluss<br />

20. November 2012<br />

erscheint am: 10. Dezember 2012<br />

JAHRES-ABO <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> inkl. Versandkosten 14,50 EURO<br />

<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong><br />

Zeitschrift im Heimatverlag <strong>Hörselberg</strong><br />

für Natur-, Heimat- & Wanderfreunde<br />

mit Beiträgen und Nachrichten aus den Vereinen<br />

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direkt an:<br />

Redaktion: Dietmar Reißig (dr)<br />

Gestaltung + Satz Schönau - Deubach 6<br />

Anzeigenverwaltung 99848 Wutha-Farnroda<br />

Vertrieb Tel. 036921-91029 / Fax 91027<br />

Schriftleitung: Christina Reißig (chr)<br />

Tel. 036921-91029 / Fax 91027<br />

INTERNET: www.thueringenweit.de<br />

hoerselberg-bote@t-online.de<br />

Erscheinung: Vierteljährlich<br />

März - Juni - September - Dezember<br />

Auflage: 5000 (20 000 im Jahr)<br />

ABO-Vertrieb: Jahresbezugspreis<br />

inkl. Zustellung 14,50 EURO<br />

Vertrieb von - <strong>Hörselberg</strong>gemeinde e.V.<br />

Freiexemplaren: - Thüringerwald-Verein 1880 e.V.<br />

- Rennsteigverein 1896 e.V.<br />

- Rhönklub e.V.<br />

- andere Vereine bei Veranstaltungen<br />

- Touristinformationen<br />

- Werbeinserenten<br />

Bezug von Freiexemplaren:<br />

Liebe Leser, unsere eingetragenen Werbeinserenten halten<br />

Freiexemplare für ihre Kunden bereit, bitte melden Sie Ihr Interesse<br />

am <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong>n dort rechtzeitig an.<br />

Wahrung der Urheberrechte:<br />

Text- und Bild-Veröffentlichungen nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des jeweiligen Autors der Beiträge bzw. nach<br />

Rücksprache mit der Redaktion.<br />

Für den fachlichen Inhalt der Beiträge gewährt der Autor.


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