BUCHTIPP - Hörselberg-Bote
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Der Wildkatze ganz nah…<br />
Es gelingt nur wenigen Menschen: Das herzhafte<br />
Gähnen, Strecken und Miauen einer der ca. 40<br />
Wildkatzen zu erleben, die es im Nationalpark<br />
Hainich noch gibt. Die Tiere verstecken sich vor<br />
dem Menschen und an vielen anderen Orten ist<br />
die heimische Raubkatze durch die immer stärkere<br />
Zersiedlung der Landschaft verschwunden. In seinem<br />
Projekt RETTUNGSNETZ WILDKATZE hat<br />
der Thüringer Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
(BUND) einen grundlegenden Plan entwickelt, um<br />
die Waldlebensräume Deutschlands wieder miteinander<br />
zu verbinden. Ein solches „Netz für die<br />
Natur“ braucht aber auch Anknüpfungspunkte zu<br />
den Menschen: Der scheuen Raubkatze in ihrem<br />
natürlichen Lebensraum begegnen zu können und die<br />
Faszination, die Ursprünglichkeit ihrer Lebensräume<br />
zu erleben, aber auch das Ausmaß ihrer Bedrohung<br />
zu begreifen – all das macht das Wildkatzendorf<br />
Hütscheroda möglich. Seit April 2012 hat dieses seine<br />
Tore für Besucher geöffnet.<br />
Die WILDKATZENSCHEUNE, eine zum Informationszentrum<br />
umgebaute Fachwerkscheune im<br />
Ortskern, bietet den ankommenden Gästen alles Wissenswerte<br />
zu den Samtpfoten. Der Besucher gelangt<br />
zunächst in einen stilisierten Wildkatzenerlebniswald,<br />
in dem ihm neben der Wildkatze auch andere Tierarten<br />
des Waldes begegnen. Auf einem riesigen Bild, welches<br />
einen Querschnitt vom Waldvorland über den<br />
Waldrand bis ins Waldinnere zeigt, wimmelt es von<br />
zahllosen großen und kleinen Tieren, die von den Besuchern<br />
und insbesondere von Kindern gefunden und<br />
benannt werden wollen. Darüber hinaus informieren<br />
verschiedene Themeninseln und Videostationen über<br />
Biologie und Bedrohung der Wildkatze und das für sie<br />
zu knüpfende Rettungsnetz „bis vor die eigene Haustür“.<br />
Die Wildkatzenscheune ist außerdem als neue<br />
Nationalparkinformation ausgewiesen – so erfährt der<br />
Besucher Wissenswertes zum UNESCO-Weltnaturerbe<br />
Nationalpark Hainich. Im Wildkatzen-Shop sind<br />
Wanderkarten, Radroutenpläne, Naturführer und themenbezogene<br />
Mitbringsel erhältlich. Dort bekommen<br />
die Besucher auch die Eintrittsmarke („Chipcoin“),<br />
mit der sich dann die Tür zur Wildkatzenlichtung öffnen<br />
lässt.<br />
Nach einem kurzen Fußmarsch auf einen Hügel am<br />
Ortsrand, bei dem sich Streuobstwiesen, Heckenlandschaften<br />
und die wunderschöne Natur mit jedem<br />
<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />
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Schritt weiter vor dem Auge ausbreiten, erreicht man<br />
die WILDKATZENLICHTUNG. Durch eine Drehtür<br />
betritt man das Reich der Katzen. Insgesamt leben hier<br />
vier Kuder (so nennt man „Wildkater“ in der Fachsprache).<br />
Um Rang- und Paarungskämpfe zu vermeiden,<br />
wurden dafür zwei Bruderpaare ausgewählt. Die<br />
2,5 bzw. 1,5 Jahre alten Kuder stammen aus etablierten<br />
Wildgehegen in Goldau/Schweiz und der Anholter<br />
Schweiz/NRW. Eine eigene Zucht ist bisher nicht<br />
geplant. Denn sowohl die Auswilderung gezüchteter<br />
Exemplare, als auch das Einfangen wildlebender Tiere<br />
würden den Prozess der natürlichen Wiederbesiedlung<br />
stören.<br />
Ein Teil des Besucherwegs zwischen den Gehegen<br />
ist als symbolische Autobahn angelegt, die von einer<br />
Wildbrücke überspannt wird. Die 550 qm großen<br />
Gehegeflächen sind naturnah gestaltet und bieten den<br />
scheuen Tieren auch Rückzugsräume. Dies kann dem<br />
Besucher neben einem geübten Auge auch ein wenig<br />
Geduld abverlangen, wenn er sie zu Gesicht bekommen<br />
möchte. Zu den (absichtlich unregelmäßig gehaltenen)<br />
Fütterungszeiten sind die Kuder aber hellwach<br />
und klettern oder schleichen zu dem in Astgabeln ausgelegten<br />
Futter.<br />
Von der Aussichtsplattform, aus einem Erdhaus, oder<br />
durch Holzstapel hindurch lassen sich die Wildkatzen<br />
beobachten. Wenn diese nicht selbst wie gebannt vor<br />
der Scheibe des „Mäusekinos“ sitzen und die in eigenen<br />
Schaukästen herumwuselnden Zwerg- und Hausmäuse<br />
beobachten. Dann lassen sie sich vom Kameraklicken<br />
und den entzückten „Ah“-s und „Oh“-s der<br />
Besucher nicht stören. Wer in der Wildkatzenscheune<br />
und auf der Wildkatzenlichtung die Schutzbedürftig-