BUCHTIPP - Hörselberg-Bote

versah, gehört weltweit zu den frühesten Klostergründungen
und existiert durchgängig bis heute,
also nahezu 1500 Jahre! Die Heiligsprechung von
Radegunde fand um 900 statt. Es gibt nur wenige
Klöster, die auf eine so lange Kontinuität zurückschauen
können.
Am 13. August 587 starb Radegunde in ihrem
Kloster in Poitiers. Im Mittelalter wird von einer
Gebetsgemeinschaft zwischen Poitiers und Mühlberg
berichtet. So beten Christen in Poitiers für
Mühlberger Christen und umgekehrt.
Radegunde war die erste namentlich bekannte
Thüringerin (Mitteldeutsche), die das Christentum
angenommen hatte und eine der ersten Kö-
Die Mühlburg -
Rekonstrucktion des
spätmittelalterlichen
Zustandes
Quelle: Hopf, Strickhausen,
Altwasser
„Die Drei Gleichen“
Verlag: Schnell+Steiner
niginnen Europas, die sich nicht nur aus machtpolitischen
Erwägungen taufen ließ, sondern
konsequent christlich lebte. An der Schwelle von
der Spätantike zum frühen Mittelalter ist Radegunde
ein wichtiges Bindeglied zwischen Lydia,
der ersten Christin Europas gemäß der Apostelgeschichte,
und den späteren Heiligen wie u.a.
Elisabeth, Walburga und Paulina.
Radegunde in Thüringen fast vergessen!
Mit ihrer Person dringen wir vor zu den Anfängen
der Geschichte Thüringens als Staatsgebilde und
den Wurzeln des Christentums in Thüringen. Bei
Hörselberg-Bote Nr. 90 / 2012
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der Durchsetzung einer neuen Ethik im Abendland
half sie nachweislich und maßgeblich mit.
In Frankreich, seit nahezu 1500 Jahren durchgängig
als Nationalheilige hoch verehrt, etwa
150 Kirchen tragen ihren Namen oder stehen
unter ihrem Patronat, ist sie in Deutschland und
leider auch in Thüringen fast vergessen. Selbst
in England, Österreich, Belgien, Italien, Kanada
und im Kongo wird ihrer gedacht. Sie ist Patronin
von Poitiers und des Jesus College in Cambridge.
Anlässlich ihres 1300. Todestages stiftete Papst
Leo XIII. im Jahre 1887 eine goldene mit Edelsteinen
geschmückte Krone, die der Statue im
Dom von Poitiers aufgesetzt wurde. Aktuell - in
einem Brief teilte uns die Äbtissin der Klosters in
Poitiers Schwester Martina Ravaillault mit, dass
Radegunde als Patronin Europas nominiert sei.
Anders als in Frankreich erfolgt leider in Thüringen
keinerlei angemessene und öffentliche Ehrung
Radegundes durch politisch und kirchlich
verantwortliche Persönlichkeiten. Darüber hinaus
hätte man auch den 1500. Jahrestag Thüringens in
Erinnerung an unsere Vorfahren würdig begehen
können. Diese Anfänge wiederum sind eng mit
der Lebensgeschichte Radegundes verknüpft.
Man könnte sich in Sachsen-Anhalt informieren,
wo in diesem Jahr die 800-jährige Landesge-