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Die Wurzeln Thüringens - die heilige Radegunde von Thüringen – Teil 2 Roland Aschenbach Nach dem gewaltsamen Tod von Radegundes Vater im Jahre 529 kam die kleine, verwaiste Prinzessin an den Hof ihres Onkels Herimafrid. Dort wurde sie vorrangig von Herimafrids Frau Amalaberga unterrichtet, die er um 515 heiratete. Sie war die Nichte des mächtigen Ostgotenkönigs Theoderich des Großen, der in Ravenna prunkvoll residierte, aus der Literatur auch als „Dietrich von Bern“ allgemein bekannt ist. Im Übrigen gibt es neben dem Bezug zu „Dietrich von Bern“ durch Radegunde einen weiteren literarischen Brückenschlag zu der Nibelungensage. So waren Radegundes Stiefsohn Sigibert und dessen Gemahlin Brunichilde die Namensgeber für die späteren Sagengestalten der Nibelungen Siegfried und Brünhild, wie das zur Zeit Radegundes herrschende merowingische Königsgeschlecht den historischen Kern für die später legendär ausgeschmückten Burgunden lieferte. Die thüringische Königin Amalaberga gewährte ihrer Nichte Radegunde eine umfassende Bildung und erzog sie zunächst im arianischen Christentum. 531 wurde in einer Entscheidungsschlacht an der Unstrut das Thüringer Königreich vernichtet. Thüringen wurde für Jahrhunderte Teil des fränkischen Großreiches. Die etwa dreizehnjährige Radegunde kam jetzt als Kriegsgefangene an den Hof des fränkischen Königs Chlothar, einem Sohn des großen Frankenkönigs Chlodwig, der sich um 498 von Bischof Remigius von Reims, als erster Frankenkönig hatten taufen lassen. Chlothar wurde wahrscheinlich noch vor seinem Vater Chlodwig getauft, weil Chrodechilde, die Mutter Chlothhars eine katholische Christin darauf bestand, dass ihre Kinder gleich nach der Geburt getauft wurden. <strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012 21 Seit dieser Zeit wurden die Franken sowie die eroberten Gebiete von getauften Königen regiert, die nachdrücklich und nachhaltig die katholische Missionierung betrieben. Und dies im gesamten fränkischen Reich, also auch in Thüringen. Somit schufen die den Papst stützenden Frankenkönige die Grundlagen für die christliche Missionierung in Europa! Radegunde, eine der letzten Überlebenden des Thüringer Königsgeschlechtes erhielt am fränkischen Königshof in Athies Unterricht in lateinischer Sprache, las die Bibel, Schriften von Kirchenvätern und Dichtern. Sie ließ sich taufen und wurde allumfassend im katholischen Glauben erzogen. Schon zu dieser Zeit unterwies sie selbst arme Kinder. Ihre Ausbildung diente vorrangig der Vorbereitung auf ihre spätere Aufgabe als merowingische Königin. Vor 540 wurde Radegunde durch Heirat mit dem Frankenkönig Chlothar thüringisch-fränkische Königin. Voraussetzung hierfür war u.a. ihre katholische Taufe. Somit war Radegunde die erste namentlich bekannte Christin Thüringens (Mitteldeutschlands) und war überdies mit einem der ersten getauften Frankenkönige verheiratet. Zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörten weite Teile des heutigen Frankreich und Deutschland. Radegunde war eingebunden in das Machtgefüge ihrer Zeit und hatte gute Kontakte zu weltlichen und christlichen Herrschern. Hervorgehoben seinen hier nur Justinian II., Kaiser von Byzanz, von dem sie eine überaus wertvolle Relipiquie, ein Holzstück vom Kreuz Christi erhielt, und dem damalige Papst Avitus. Als umsichtige Regentin setzte sich Radegunde in kriegerischer Zeit stets für eine gewaltlose Konfliktlösung ein und nahm sich der Armen und Benachteiligten an, wobei sie aber auch immer die Belange ihrer Königsfamilie und des Frankenreiches im Auge behielt. Als Königin kam sie ihren Pflichten nach, entzog sich aber ihrem Gemahl,
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