BUCHTIPP - Hörselberg-Bote
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der sich beklagte, „eher eine Nonne als eine Königin<br />
zu Gattin zu haben“. Die Ehe mit Chlothar<br />
blieb kinderlos. 555/556 kam es zum Bruch mit<br />
Chlothar, nachdem dieser als Vergeltung für einen<br />
Aufstand der Thüringer ihren Bruder ermorden<br />
ließ. Radegunde floh in ein Kloster. Sicher verzieh<br />
sie Chlothar die Ermordung ihres Bruders und die<br />
blutige Niederschlagung des Aufstandes der Thüringer<br />
nicht. Denkbar wäre auch, sie fürchtete um<br />
ihr Leben, zumal sie noch legitime Königin der<br />
Thüringer war. Mit Chlothar hatte Radegunde<br />
einen tyrannischen Herrscher und Mann an ihrer<br />
Seite, mit dem sie ständige Konflikte auszutragen<br />
hatte.<br />
Chlothar war 555/556 persönlich in Thüringen,<br />
ob ihn Radegunde begleitete, ist nicht belegt. Wir<br />
dürfen jedoch annehmen, dass sich Radegunde<br />
auch in diesem Konflikt zwischen den Franken<br />
und ihrer thüringischen Heimat um eine friedliche<br />
Lösung bemühte, was auch ihre persönliche Anwesenheit<br />
in Thüringen generell nicht ausschlösse.<br />
Vielleicht aber unterstützte sie das früheste<br />
Missionierungsstreben der Franken persönlich in<br />
Thüringen, was auch das Errichten erster Kapellen<br />
und Kirchen in ihrer Heimat unter ihrer Regie<br />
möglich erscheinen ließe. Verbürgt ist es nicht.<br />
Aus Prestigegründen versuchte Chlothar seine<br />
Frau zurückzugewinnen, doch ohne Erfolg. Ra-<br />
<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 90 / 2012<br />
Hotel & Restaurant “Waldhaus”<br />
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22<br />
degunde zog sich auf das Gut Saix bei Portiers<br />
in Frankreich zurück, wo sie vor 561 das Kloster<br />
zum Heiligen Kreuz nach den Regeln des<br />
Caesarius von Arles gründete. Die Regeln des<br />
Caesarius wurden noch vor denen Benedikts niedergeschrieben.<br />
Die Caesariusregel als erste Nonnenregel<br />
überhaupt wählte Radegunde selbst aus,<br />
was auf umfassende theologische und liturgische<br />
Kenntnisse schließen lässt. Nach Caesarius sollten<br />
die Schwestern eine strenge Klausur, Askese,<br />
Armut, Keuschheit und Demut leben sowie zwei<br />
Stunden täglich lesen und Wolle spinnen. Diese<br />
Klostergründung wäre ohne Unterstützung ihres<br />
Ehemannes, des mächtigen Frankenkönig Chlothar<br />
gewiss nicht möglich gewesen. Obwohl sie<br />
Gründerin des Klosters war, wollte Radegunde<br />
nicht Äbtissin sein, sondern lebte und wirkte als<br />
einfache Nonne, entsagte Macht und Reichtum<br />
und stellte ihr Leben ganz konsequent in die<br />
Nachfolge Christi. Sie legte ihre Königskrone ab,<br />
die sie etwa 15 Jahre lang trug, und diente ihren<br />
Mitschwestern sowie den Armen und Kranken.<br />
Sie setzte ihre Adoptiv-Tochter Agnes als Äbtissin<br />
ihres Klosters ein.<br />
Radegunde sah sich als Erste im Dienen und fügte<br />
für sich zusätzliche Bußübungen hinzu, begleitet<br />
von Lesungen Tag und Nacht. Sie aß nur Linsen<br />
und Gemüse, Gersten- und Roggenbrot, obwohl<br />
sie als Königin an einer üppigen Tafel<br />
hätte sitzen können. Ihre königliche Robe<br />
tauschte sie gegen ein einfaches Büßergewand.<br />
Um 570 empfing Radegunde vom<br />
Kaiser Justin II. aus dem Kreuz Christi<br />
zwei Splitter als Reliquien, die im Kloster<br />
noch heute aufbewahrt werden. Seitdem<br />
wird das Kloster Heilig-Kreuz-Kloster<br />
(Sainte-Croix) genannt.<br />
Das von ihr gegründete Kloster, in dem<br />
sie etwa 25 Jahre als einfache Schwester<br />
lebte und ihren Dienst am Nächsten<br />
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