HBB-NR. 87.pdf - Der Bote
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Hörselberg-<strong>Bote</strong> Nr. 87 / 2011<br />
Purpur- und Seidenstoffe und anderen kostbaren<br />
Hausrat in riesiger Menge. Außerdem fügte sie<br />
noch die Summe von 1000 Mark hinzu und versprach,<br />
mehr zu geben, wenn sie am Leben bleibe.<br />
<strong>Der</strong>artig schöne und kostbare Dinge, wie sie die<br />
Königin in großer Zahl mit ihrer Tochter schickte,<br />
sind nie zuvor nach Thüringen gebracht worden,<br />
noch je dort gesehen worden. Sie war nämlich<br />
froh und stolz, für ihre Tochter eine solch günstige<br />
Heirat arrangiert zu haben. So kehrten die Brautwerber<br />
also nach Thüringen zurück und wurden<br />
ehrenvoll empfangen.“<br />
Von der vielköpfigen thüringischen Gesandtschaft<br />
nach Ungarn treten drei Personen aus der sonst<br />
herrschenden Anonymität heraus: Graf Meinhard<br />
von Mühlberg, der Edle Walther<br />
von Vargula und die Witwe Bertha<br />
von Bendeleben. Anhand zeitgenössischer<br />
Urkunden gewinnt man den<br />
Eindruck, dass diese Personengruppe<br />
- zumindest die beiden Männer - eher<br />
der Zeit Ludwigs IV. (1217-1227) als<br />
der Regierungsperiode seines Vaters<br />
Hermann I. zuzuordnen ist. Meinhard<br />
von Mühlberg hatte seinen Stammsitz<br />
auf der Mühlburg, einer der sog.<br />
„Drei Gleichen“ westlich von Erfurt.<br />
Jener Meinhard aus der Zeit Elisabeths<br />
kann als Lehnsmann des Erzbistums<br />
Mainz ausgemacht werden, da er ihm<br />
nachweislich Zins liefern musste. In<br />
den zeitgenössischen Quellen erscheinen<br />
nacheinander zwei verschiedene<br />
Meinhards. <strong>Der</strong> erste wurde 1197/98<br />
letztmals bezeugt, der zweite tauchte<br />
erstmals 1222 und letztmals 1240 als<br />
Urkundenzeuge auf. Beim zweiten<br />
Meinhard haben wir es sicher mit jenem<br />
zu tun, der Elisabeth aus Ungarn<br />
geholt haben soll.<br />
dem Jahre 1225. Als Inhaber des Schenkenamts<br />
wird hingegen Rudolf von Vargula genannt, der<br />
vielmals in den Landgrafenurkunden als Zeuge<br />
fungierte und das junge Landgrafenpaar 1221 auf<br />
seiner Reise nach Ungarn begleitete.<br />
Dietrich von Apolda nannte als weibliche Teilnehmerin<br />
der thüringischen Ungarngesandtschaft<br />
die Witwe Egelolfs von Bendeleben namens Bertha.<br />
Ein solcher Egelolf gehörte tatsächlich zur<br />
Umgebung des thüringischen Landgrafen, denn<br />
im Jahre 1198 trat er als Zeuge in einer Urkunde<br />
Hermanns I. auf und wurde 1203 ausdrücklich als<br />
landgräflicher Dienstmann bezeichnet. Er könnte<br />
in den folgenden Jahren verstorben sein und eine<br />
Witwe hinterlassen haben.<br />
Prinzessin Elisabeth im Reisewagen nach Thüringen -<br />
Elisabeth-Zyklus im Heilig-Geist-Spital Lübeck (1420).<br />
Noch krasser dürfte eine Beteiligung des Schenken<br />
Walther von Vargula am Ungarnzug von 1211<br />
neben der Wahrheit liegen. Die Legende hat ihn<br />
fast zum väterlichen Beschützer Elisabeths und<br />
zum Vertrauten Ludwigs IV. gemacht. In der Zeit<br />
unter Hermann I. erschien er überhaupt nicht und<br />
unter Ludwig IV. in einer einzigen Urkunde aus<br />
Auf der Wartburg zeigt eines der Mosaikbilder<br />
in der Elisabethkemenate die thüringischen Gesandten<br />
vor dem Königspaar. Wie die anderen<br />
ungarischen Könige hätte Andreas II. eigentlich<br />
die Stephanskrone tragen müssen. Im Mosaik<br />
hat man sich jedoch nicht an der ungarischen<br />
Königskrone, sondern an byzantinischen Kaiser-<br />
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