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BSK - Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V.

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<strong>BSK</strong> - <strong>Bundesverband</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> <strong>Körperbehinderter</strong> e.V.<br />

1. Barrierefreies Planen und Bauen verbindlich regeln<br />

Wie werden Sie und ihre Partei im Sinne eines umfangreichen Anspruchs an Barrierefreiheit<br />

(sieh +e auch Art. 9 UN-BRK zu barrierefreien Standards) nicht nur Menschen mit Behindee-<br />

rung bei diesen zentralen Anliegen unterstützen und diese Ziele zeitnah verwirklichen.<br />

Wie setzen Sie und Ihre Partei sich bei einer Regierungsbeteiligung für ein jährlich aufzule-<br />

gendes Investitionsprogramm ein, das dazu dient, Barrieren in den Bereichen Bildung, Ar-A<br />

beit, Wohnen und Städtebau zu beseitigen und jährlich mit einer Milliarde Euro ausgestattet<br />

ist<br />

Wie stehen Sie und ihre Partei zur Aufnahme der Barrierefreiheit als Kriterium im Vergabee-<br />

recht und die Bindung öffentlicher Fördermittel an das Kriterium Barrierefreiheit?<br />

Wie stehen Sie und Ihre Partei zu der Forderung, Barrierefreiheit gleichwertig zum Brand- und<br />

Denkmalschutz zu behandeln und bringen Sie, wenn Sie in der Regierungsverantwortung<br />

sind, eine entsprechende gesetzliche Initiative zur Umsetzung ein?<br />

Sprechen Sie und Ihre Partei sich für Prüder/innen aus, die ähnlich den Prüfingenieurin<br />

/innen bei Bauvorschriften<br />

- die Einhaltung von Barrierefreiheit untersuchen und wie werden Sie gesetzlich umset-<br />

zen?<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei in der nächsten Legislaturperiode das Bundeskompetenzzentt-<br />

rum Barrierefreiheit (BBK) so aussatten, dass eine dauerhafte Arbeit gewährleistet ist?<br />

Die Nachfrage nach alters- und behindertengerechten Wohnungen nimmt zu. Deshalb müssen<br />

Barrieren abgebaut werden. Nicht alle alten oder behinderten Menschen brauchen dabei<br />

Barrierefreiheit. Oft reicht auch die kostengünstigere Barrierearmut, um ein selbstständiges<br />

und selbstbestimmtes Wohnen bis ins hohe Alter realisieren zu können. Dies ist bei den Förderprogrammen<br />

des Bundes und insbesondere in den jährlich neu zwischen Bund und Ländern<br />

zu beschließenden Verwaltungsvereinbarungen entsprechend zu berücksichtigen. Innovative<br />

Bau- und Wohnformen, z.B. Pflege-Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationenhäuser<br />

sollen unterstützt werden.<br />

Grundsätzlich ist die Umsetzung von Maßnahmen für die Schaffung von Barrierefreiheit im<br />

Baubereich Angelegenheit der Länder. Es gibt einige Länder, die in ihren Landesbauordnungen<br />

grundlegende Anforderungen an viele Arten von Gebäuden zu Gunsten von älteren und<br />

behinderten Menschen stellen. So müssen z.B. nach der Bayerischen Landesbauordnung öffentlich<br />

zugängliche Einrichtungen insbesondere der Kultur und Bildung, aber auch Geschäfte,<br />

Behörden oder Arztpraxen barrierefrei erreichbar sein – unabhängig davon, ob es sich um<br />

staatliche, kommunale oder private Bauvorhaben handelt. Barrierefreiem Bauen und Wohnen<br />

wird von uns hohe Priorität eingeräumt. Wohngebäude, Wohnumfeld und Infrastruktur in den<br />

Quartieren müssen an die Bedürfnisse behinderter Menschen angepasst werden. Das KfW-<br />

Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“ bietet einen entsprechenden Anreiz für den Umund<br />

Ausbau von Wohnräumen. In aller Regel kann dieses Programm auch im Zusammenhang<br />

mit dem behindertengerechten Umbau genutzt werden. Es wird zu prüfen sein, ob künftig<br />

auch eine Zuschussvariante möglich ist.


Seite 2/8<br />

2. Barrierefreien Fernverkehr stärken<br />

a) Fernbusse<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei den <strong>BSK</strong> dabei unterstützen, dass wie zusammen z<br />

mit Part-<br />

nern der Wirtschaft und Verkehrsunternehmen ein Lastenheft für barrierefreie Fernbusse er-<br />

e<br />

stellen und bundesweit etablieren können?<br />

Die FDP hat nicht nur die Liberalisierung des Fernbusverkehrs maßgeblich betrieben, sondern<br />

sich von Anfang an auch für klare Regelungen zur Barrierefreiheit eingesetzt. Das gemeinsam<br />

mit dem <strong>BSK</strong> erzielte Ergebnis, bis Ende 2019 vollständige Barrierefreiheit herzustellen, kann<br />

sich sehen lassen. Wir unterstützen das Vorhaben eines partnerschaftlich erstellten Lastenheftes<br />

und werden dafür sorgen, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

seine Expertise einbringt.<br />

In welchem Zeitraum werden Sie, wenn Sie in der Regierungsverantwortung sind, eine ge-<br />

g<br />

setzliche Grundlage für die Barrierefreiheit in Fernbussen (Mindestanforderungen an die Si-S<br />

cherheit und Ausgestaltung der Busse) vorlegen?<br />

Die Grundaussagen zur Herstellung der Barrierefreiheit befinden sich bereits im Personenbeförderungsgesetz.<br />

Wir gehen davon aus, dass die weitere Umsetzung der Barrierefreiheit von<br />

Fernbussen im Wege einer Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und<br />

Stadtentwicklung erfolgen wird.<br />

b) Fernverkehr Deutsche Bahn AG (ICE/IC)<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei sich zeitnah dafür einsetzen, dass die Anmeldung bei der Mo-<br />

bilitätszentrale der Deutschen AG zukünftig über eine kostenlose Rufnummer angeboten<br />

wird?<br />

Aufgrund der Bahnreform können der Deutschen Bahn als Aktiengesellschaft seitens der Politik<br />

nur begrenzt Vorgaben gesetzt werden. Wir werden jedoch für eine kostenlose oder jedenfalls<br />

kostengünstige Rufnummer beim Bahnvorstand werben.<br />

Werden Sie und Ihre Partei, wenn Sie in der Regierungsverantwortung sind gesetzlich festlee-<br />

gen, dass Fernverkehrszüge (ICE/IC) zukünftig nur noch angeschafft werden, wenn sie über<br />

fahrzeuggebundene Einstieghilfe verfügen?<br />

Fernverkehrszüge können bereits jetzt nur angeschafft werden, wenn sie über Einstiegshilfen<br />

verfügen. Wir werden prüfen, ob diese Fahrzeughilfen zukünftig zwingend fahrzeuggebunden<br />

sein müssen.<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei sich dafür einsetzen, dass die Anzahl der Rollstuhlplätze in<br />

den Zügen des Fernverkehrs erhöht wird?<br />

Fernverkehrszüge müssen selbstverständlich mit einer ausreichenden Anzahl von Rollstuhlplätzen<br />

ausgestattet sein. Nach bisherigem Erkenntnisstand ist dies grundsätzlich bereits<br />

jetzt der Fall. Wir werden uns aber in der nächsten Bundesregierung dafür einsetzen, dass<br />

gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG eine diesbezügliche Überprüfung erfolgt.


Seite 3/8<br />

3. Hilfsmittelversorgung selbst bestimmen<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei die Monopolstellung wohnortferner, über regionaler Anbieter<br />

aufbrechen, die eine bedarfsgerechte Versorgung nicht sicherstellen können?<br />

Werden Sie und Ihre Partei die Ausschreibung der Hilfsmittelversorgung (§ 127 SGB V) ver-<br />

hindern bzw. aussetzen, da sie letztendlich den individuellen Anspruch aufs Hilfsmittelver-<br />

sorgung nach §33 SGB V gefährden und die individuellen, alltäglich Faktoren der Internatio-<br />

nalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit(ICF) eit(ICF) nicht berück-<br />

sichtigen?<br />

Die FDP steht für ein freiheitliches und vielfältiges Gesundheitssystem, das auf den Prinzipien<br />

des Wettbewerbs beruht, Solidarität und Eigenverantwortung miteinander verbindet und das<br />

Wohl der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt der medizinischen Versorgung stellt.<br />

Der Gesundheitsmarkt ist jedoch kein Markt wie jeder andere. Wettbewerbliche Elemente in<br />

der Hilfsmittelversorgung dürfen nicht zu einer Gefährdung unserer hohen Standards in der<br />

Hilfsmittelversorgung führen. Die FDP nimmt die Sorgen der Betroffenen ernst und beobachtet<br />

daher sehr sorgfältig die Auswirkungen von Ausschreibungen im Hilfsmittelbereich auf die<br />

Versorgung der Versicherten. Eine Beibehaltung von Ausschreibungen setzt voraus, dass sich<br />

die Krankenkassen ihrer Verantwortung für eine ordnungsgemäße und am individuellen Bedarf<br />

ausgerichtete Hilfsmittelversorgung bewusst sind die ihnen zur Verfügung gestellten<br />

wettbewerblichen Instrumente auch verantwortungsvoll und gewissenhaft einsetzen.<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei sicherstellen, dass alle Versicherte den gesetzlichen qualitaa-<br />

tiven Leistungsanspruch in der Hilfsversorgung haben?<br />

Der Leistungsanspruch auf Versorgung mit Hilfsmitteln gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

ist sehr weitreichend. Er umfasst neben den erforderlichen Hilfsmitteln selbst<br />

auch die notwendige Änderung, Instandsetzung und Ersatzbeschaffung von Hilfsmitteln, die<br />

Ausbildung in ihrem Gebrauch und die nach dem Stand der Technik zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit<br />

und Sicherheit notwendigen Wartungen und technischen Kontrollen. Die notwendigen<br />

Qualitätsstandards müssen bundesweit einheitlich und für alle Krankenkassen verbindlich<br />

festgelegt und im Versorgungsalltag auch beachtet werden. Gerade Menschen mit<br />

Behinderung sind auf eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Hilfsmittelversorgung<br />

angewiesen, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen zu können.<br />

Einsparungen zu Lasten der notwendigen Versorgungsqualität darf es hier nicht geben.<br />

Werden Sie und Ihre Partei, wenn Sie in der Regierungsverantwortung sind, veranlassen,<br />

dass funktionierende Hilfsmittel in Zukunft nicht mehr verschrottet werden, auch wenn diese<br />

durch die Krankenkassen/Pflegekassen bereits abgeschrieben sind, was einen en wirtschaftlii-<br />

chen Vorteil für die gesamte Versichertengemeinschaft bedeuten würde?<br />

Die FDP begrüßt alle sinnvollen Bemühungen um einen verantwortungsvollen und ressourcenschonenden<br />

Mitteleinsatz bei der Gewährung von Leistungen der Kranken- und Pflegekassen.<br />

Dies gilt auch für den Wiedereinsatz von Hilfsmitteln. Die krankenversicherungsrechtlichen<br />

Regelungen sehen die Möglichkeit eines solchen Wiedereinsatzes schon heute<br />

ausdrücklich vor. Die Krankenkassen können zu diesem Zweck den Versicherten die erforderlichen<br />

Hilfsmittel auch leihweise überlassen. Von dieser Möglichkeit wird in geeigneten Fällen<br />

durchaus Gebrauch gemacht. Für einen Wiedereinsatz können aber nur Hilfsmittel in Betracht<br />

kommen, die sich auf Grund ihrer Auslegung hierfür eignen. Sie müssen insbesondere<br />

robust sein und so aufbereitet werden können, dass sie dem nachfolgenden Nutzer sowohl in<br />

einem technisch als auch hygienisch einwandfreien Zustand zur Verfügung gestellt werden.


Seite 4/8<br />

4. Raus aus der Sozialhilfe, rein in eine selbstbestimmt Lebensform: Verwirklichung eines allgemei-<br />

nen einkommensunabhängigen Teilhabegeldes im Rahmen der Reform der Eingliederungshilfe!<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei sich dafür einsetzen, dass Nachteilausgleiche im Licht der<br />

UN-BRK einkommens- und vermögensabhängig gewährt g<br />

werden?<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei entsprechende gesetzliche Regelungen, die wir im Entwurf<br />

zum Gesetz der sozialen Teilhabe vorgestellt haben, in der nächsten Legislaturperiode im<br />

Bundestag einbringen und umsetzen?<br />

Die jetzigen Regelungen zur Eingliederungshilfe sollen in der nächsten Legislaturperiode<br />

durch ein Bundesleistungsgesetz ersetzt werden. Die FDP will die Leistungen für Menschen<br />

mit Behinderungen zusammenfassen und personenbezogen ausgestalten. Das persönliche<br />

Budget soll ausgeweitet und insbesondere durch Pauschalierung vereinfacht werden. Leistungen,<br />

die die Nachteile der Behinderung ausgleichen (Nachteilsausgleich), sollen einkommensunabhängig<br />

gewährt werden. Leistungen zum Lebensunterhalt hingegen werden, wie bei<br />

jedem anderen Leistungsempfänger auch, nach Bedürftigkeit gezahlt.<br />

5. Arbeit sichern, Menschen mit Behinderung gezielt qualifizieren und beschäftigen<br />

Welche konkreten Schritte werden Sie und Ihre Partei unternehmen, um den <strong>BSK</strong> und die<br />

Menschen mit Behinderungen in ihrem Anliegen zu unterstützen, den Artikel 27 der UN-<br />

Konvention (Teilhabe am allgemeinen Arbeitsleben) in die Praxis umzusetzen?<br />

Sind Sie und Ihre Partei sowohl für eine erneut Erhöhung der Beschäftigungspflichtquote auf<br />

6 Prozent wie auch für eine Erhöhung der Ausgleichsabgabe?<br />

Die Möglichkeit zur vollständigen Teilhabe in allen Bereichen des Lebens ist das Hauptziel einer<br />

demokratischen und liberalen Gesellschaft. Zwei Bereiche sind in diesem Zusammenhang<br />

ganz besonders wichtig: Bildung und Arbeit. Dabei gehen beide Bereiche Hand in Hand, denn<br />

wenn Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Aufwachsen und Lernen, können beschäftigungshemmende<br />

Unsicherheiten und Vorbehalte gegenüber der Einstellung von Menschen<br />

mit Behinderung gar nicht erst entstehen. Die Möglichkeit zu arbeiten und sich den<br />

Lebensunterhalt selbst zu verdienen gehört für die FDP zu den Kernbereichen gesellschaftlicher<br />

Teilhabe. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben ist für uns aber<br />

nicht nur eine sozialpolitische Aufgabe, sie ist betriebswirtschaftlich sinnvoll und volkswirtschaftlich<br />

notwendig. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des absehbaren<br />

Fachkräfteengpasses kann es sich Deutschland nicht leisten, vorhandene Potentiale<br />

ungenutzt zu lassen.<br />

Die FDP hat stets für die Einstellung von Menschen mit Behinderung geworben. Diese Position<br />

wird aus den Anträgen „Für eine umfassende Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention – Nationaler Aktionsplan als Leitlinie“ auf Bundestagsdrucksache<br />

17/4862 sowie insbesondere „Leistungspotenziale von Menschen mit Behinderung im<br />

Arbeitsleben ausschöpfen“ auf Bundestagsdrucksache 17/12880 deutlich.<br />

Am richtigen Platz in der richtigen Weise eingesetzt sind Menschen mit Behinderung wertvolle<br />

Mitarbeiter, die ihre Arbeit oft noch motivierter und engagierter als andere verrichten. Um<br />

die Einstellung von Menschen mit Behinderung zu fördern, haben wir nicht auf die Verschärfung<br />

von Sanktionen gesetzt. Wir haben Vertrauen in die Menschen und halten es daher für<br />

sinnvoller, mit gutem Beispiel voranzugehen. Mit der Unterstützten Beschäftigung, der Arbeitsassistenz<br />

und dem Persönlichen Budget für Arbeit sind gute Ansätze entwickelt worden.<br />

Diese Unterstützungsleistungen müssen auch für Arbeitgeber noch bekannter und für alle Beteiligten<br />

handhabbarer gemacht werden.


Seite 5/8<br />

Darüber hinaus will die FDP neben der wichtigen Aufklärungsarbeit, dass Menschen mit Behinderung<br />

meist zuverlässige und hoch motivierte Arbeitnehmer sind, die Anreize für Unternehmen,<br />

Menschen mit Behinderung einzustellen, wirksam erhöhen. Gefragt sind individuelle<br />

Konzepte, die die Interessen von Menschen mit Behinderung und die Interessen von Arbeitgebern<br />

zusammenführen.<br />

Befürworten Sie und Ihre Partei einen Mindestlohn für Werkstattbeschäftigte (aktuell liegt<br />

der durchschnittliche Stundenlohn zwischen 0,73 Euro und 1,00 Euro)?<br />

In welcher Höhe werden Sie einen Mindestlohn für Werkstattbeschäftigte festsetzen, wenn<br />

Sie in der Regierungsverantwortung sind?<br />

Unser Ziel ist die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt.<br />

Das Wunsch- und Wahlrecht von Menschen mit Behinderung zwischen einer WfbM<br />

und alternativen Leistungserbringern zu stärken ist ein zentrales Anliegen. Daher setzen wir<br />

uns für die Ausgestaltung eines „Persönliches Budgets für Arbeit“ ein, welches Menschen mit<br />

Behinderung die Chance gibt, die Unterstützung für ihren Arbeitsplatz selbstbestimmt zu organisieren.<br />

Bei einer Beschäftigung in einer WfbM handelt es sich um ein geschütztes Beschäftigungsverhältnis,<br />

das sich nicht nur in einem arbeitsrechtlichen Leistungsverhältnis erschöpft.<br />

Ein Vergleich mit den Arbeitsbedingungen des ersten Arbeitsmarktes ist daher aus<br />

unserer Sicht unpassend. Da es kein für alle WfbM verbindliches Entlohnungsmodell gibt, ist<br />

es wesentliche Aufgabe der Werkstatt gemeinsam mit dem Werkstattrat, dieses selbst zu<br />

entwickeln. Hierbei kommt den Werkstatträten eine zentrale Bedeutung zu. Um diese in ihrer<br />

Arbeit zu unterstützen, fördert die christlich-liberale Bundesregierung den Aufbau einer überregionalen<br />

Interessenvertretung.<br />

6. Heimkostenbeitrag verringern<br />

Befürworten Sie und Ihre Partei eine Verdopplung und jährliche Dynamisierung des Freibee-<br />

trages und setzen Sie sich, wenn Sie in der Regierungsverantwortung sind, für dessen Um-<br />

U<br />

setzung ein, damit sich Arbeit für Heimbewohner/innen wieder lohnt?<br />

Die unterschiedliche Behandlung der Leistungsempfänger nach SGB II und SGB XII rechtfertigt<br />

sich durch die Systemunterschiede zwischen der Grundsicherung für Arbeitsuchende und<br />

der Sozialhilfe. Die Grundsicherung für Arbeitsuchende wendet sich vornehmlich an einen<br />

dem Grunde nach erwerbsfähigen Personenkreis, der nur vorübergehend der Unterstützung<br />

bedarf, während die Sozialhilfe für einen Personenkreis gedacht ist, der tendenziell dauerhaft<br />

auf die Unterstützung durch steuerfinanzierte Sozialleistungen angewiesen ist.<br />

Grundsätzlich wird Einkommen auf Leistungen der Sozialhilfe angerechnet, weil es sich um<br />

eine bedarfsabhängige und steuerfinanzierte Sozialleistung handelt, für die der Nachranggrundsatz<br />

gilt. Das bedeutet, dass ein Anspruch auf Leistungen nur dann besteht, wenn der<br />

Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestritten werden kann. Dazu zählen grundsätzlich<br />

alle Einkünfte oder das vorhandene Vermögen. Es gibt jedoch Ausnahmen von diesem<br />

Grundsatz, das sogenannte anrechnungsfreie Einkommen. Die wichtigste Ausnahme von der<br />

Einkommensanrechnung stellt der Freibetrag bei Erwerbstätigkeit dar. Dieser unterscheidet<br />

sich wegen der oben genannten unterschiedlichen Zielrichtungen vom SGB II. Hier sollen die<br />

Hinzuverdienste dem Einzelnen die Möglichkeit geben, sich selbstständig eine Leiter aus der<br />

Hilfebedürftigkeit hinaus zu bauen. Die FDP hat sich stets dafür eingesetzt und wird sich auch<br />

zukünftig dafür einsetzen, dass mehr Arbeit auch finanziell belohnt wird.


Seite 6/8<br />

7. Wohnen, wie alle wohnen!<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei sich dafür einsetzen, dass Menschen mit Behinderungen vor-<br />

rangig in ihrem gewohnten Wohnumfeld verbleiben können und die erforderliche Assistenz<br />

dort gewährt und finanziert wird? Wie kann ansonsten die Wahlfreiheit zu einer unabhängigen<br />

Lebensführung und die Einbeziehung in die Gemeinschaft gesichert werden, wie es der Arti-<br />

kel 19 der UN-BRK vorsieht?<br />

Inklusion bedeutet für uns, jeden Menschen mit und ohne Behinderung als gleichberechtigtes<br />

Mitglied in der Mitte unserer Gesellschaft zu verstehen. Wir Liberale wollen eine freie, eine<br />

vielfältige Gesellschaft. Wohngebäude, Wohnumfeld und Infrastruktur in den Quartieren müssen<br />

mittels Barrierereduktion an die Bedürfnisse von älteren Menschen und Menschen mit<br />

Behinderung angepasst werden, damit sie in ihrem Zuhause möglichst lange selbständig<br />

wohnen können. Damit kann gleichzeitig eine generationengerechte Entlastung der Sozialund<br />

Pflegekassen erreicht werden. Dieser Aspekt muss künftig bei Förderprogrammen und<br />

Städtebaufördermitteln stärker berücksichtigt werden. So sollen auch die Umsetzung neuer<br />

Bau- und Wohnformen, z.B. Pflege-Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationenhäuser unterstützt<br />

werden. Das KfW-eigene Förderprogramm "Altersgerecht Umbauen" bietet einen<br />

sehr hilfreichen Anreiz zum Um- und Ausbau von Wohnräumen.<br />

Unterstützen Sie die Forderung aktiver Menschen mit Behinderungen, den Bau neuer Heime<br />

zu stoppen, neue Wohnungen zu fördern und Heime nach und nach und nach auf das im<br />

Rahmen der Wahlfreiheit gewünscht Maß zu reduzieren?<br />

Welche Rolle spielt angesichts steigender Mieten bezahlbarer, barrierefreier Wohnraum und<br />

wie sollte er gesichert werden?<br />

In einigen Ballungsgebieten steigt die Nachfrage nach Wohnraum stark, was den Anstieg der<br />

Preise bewirkt. Statt staatlicher Reglementierung der Miethöhe bei Neuvermietung, die ein<br />

Investitionshemmnis darstellt, kann solchen Engpässen auf regionalen Wohnungsmärkten nur<br />

mit gezielter Neubauförderung begegnet werden. Geeignete Maßnahmen sind u.a. die haushaltsneutrale<br />

Umsteuerung der Wohnungsbauförderung mit stärkerem Fokus auf Neubau und<br />

die Zweckbindung der Bundeszuweisungen für den sozialen Wohnungsbau an die Länder.<br />

Der beste Mieterschutz ist ausreichend bezahlbarer Wohnraum. Stärkere staatliche Eingriffe<br />

in die Preisbildung bei Neuvermietungen lehnt die FDP ab. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

im Mietwohnungsbau wollen wir die degressive Abschreibung (AfA) wieder einführen.<br />

8. Behinderung ist keine Krankheit – Persönliche Assistenzen stärken<br />

Wie würden Sie und Ihre Partei ein gesondertes Assistenzgesetz für Menschen mit Behindee-<br />

rungen unterstützen?<br />

Die christlich-liberale Koalition hat den Assistenzpflegeanspruch für den leistungsberechtigten<br />

Personenkreis auf stationäre Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen ausgeweitet.<br />

Eine Öffnung des Personenkreises über das Arbeitgebermodell hinaus würde komplexe Abgrenzungs-<br />

und insbesondere Finanzierungsfragen zwischen den Sozialleistungsbereichen der<br />

Krankenversicherung, der Pflegeversicherung und der Sozialhilfe aufwerfen.


Seite 7/8<br />

Wie setzen Sie sich, wenn Sie in der Regierungsverantwortung sind, im Fall von Menschen<br />

mit Behinderung für eine Entbürokratisierung ein und somit für das Entfallen der Dokumenta-<br />

tionspflichten nach SGB XI außerhalb stationärer Einrichtungen?<br />

Wir setzen uns grundsätzlich für einen Bürokratieabbau in der Pflege ein, denn Dokumentationspflichten<br />

dürfen nicht wichtiger sein als die Pflege selbst. Die Dokumentation der erbrachten<br />

Leistungen darf zudem nicht die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen einschränken.<br />

Wir haben Ende Juni 2011 die Funktion der Ombudsfrau zur Entbürokratisierung der Pflege im<br />

BMG etabliert. Die Ombudsfrau identifiziert Themen der Entbürokratisierung der Pflege,<br />

nimmt eine systematische Zuordnung vor und zeigt auf dieser Grundlage Handlungsbedarfe<br />

auf.<br />

Vorschläge, die vom Gesetzgeber aufgegriffen werden, stellen zunächst eine Rahmensetzung<br />

dar, innerhalb derer konkrete Entbürokratisierungsmaßnahmen von anderen Handlungsverantwortlichen<br />

eingeleitet und umgesetzt werden müssen. Auf diese Prozesse, insbesondere<br />

durch die Selbstverwaltung im Gesundheits- und Pflegewesen oder Beratungen auf der Länderebene,<br />

hat der Bundesgesetzgeber nur einen indirekten Einfluss.<br />

9. Behindertengleichstellungsgesetz gesetz (BGG) anpassen<br />

Setzen Sie und Ihre Partei sich dafür ein, dass im BGG analog dem Allgemeinen Gleichstell-<br />

lungsgesetz (AGG) Schadensersatz- bzw. Unterlassungs- und Beseitigungsansprüche veran-<br />

kert werden?<br />

Schadenersatz- bzw. Unterlassungs- und Beseitigungsansprüche bestehen bereits heute nach<br />

den allgemeinen Vorschriften des Verwaltungs- und Sozialrechts sowie des Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />

in ausreichender Form und können im Wege von Gestaltungs- oder Leistungsklagen<br />

geltend gemacht werden. Zusätzliche Regelungen im BGG halten wir deshalb nicht für erforderlich.<br />

Wie stehen Sie zur Einführung von Rechtshilfefonds bzw. Prozesskostenhilfe für Verbände?<br />

Werden Sie sich für die Einführung in der nächsten Legislaturperiode einsetzen und mit wel-<br />

chen Mitteln wollen Sie diesen Bereich ausstatten?<br />

Sinn und Zweck der Prozesskostenhilfe ist es, dem Gleichheitsgrundsatz insofern gerecht zu<br />

werden, dass auch Betroffene mit geringem Einkommen einen Rechtsstreit führen können,<br />

der kostenpflichtig ist. Eine Übertragung des „Armenrechts“ auf Verbände halten wir weder<br />

für realisierbar noch für zielführend. Prozesskostenhilfe für Verbandsklagen, die Gruppeninteressen<br />

betreffen, wäre nicht geeignet, dem Einzelnen besser zu seinem Recht zu verhelfen<br />

und Rechtssicherheit und Genugtuung im Einzelfall herzustellen. Das deutsche Rechtssystem<br />

fußt auf einem Individualklagerecht, das regelmäßig eine eigene Betroffenheit voraussetzt.<br />

Bei Diskriminierungen spielen im Regelfall sehr individuelle Gesichtspunkte eine Rolle. Betroffene<br />

haben bereits heute je nach Einzelfall kostenfreien Zugang zu den Gerichten oder<br />

können bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen Prozesskostenhilfe erhalten.


Seite 8/8<br />

10. Barrierefreie, inklusive Bildung verwirklichen<br />

Wie werden Sie und Ihre Partei sich im Rahmen der Wahlfreiheit für die Umsetzung von Arti-<br />

kel 24 der UN-BRK nach einer inklusiven Bildung für behinderte und nichtbehinderte Men-<br />

schen einsetzen und welche Schritte zu deren Verwirklichung auf Bundes- und Landesebene<br />

wird Ihre Partei veranlassen?<br />

en?<br />

Unterstützen Sie die die Auffassung, dass neben den Länderhaushalten auch im Bundes-<br />

haushalt ein ausreichendes Budget für inklusive Bildung bereitgestellt werden muss?<br />

Setzen Sie sich, wenn Sie in der Regierungsverantwortung sind, dafür ein, dass ein Bundes<br />

ndes-<br />

Investitionsprogramm Barrierefreiheit in Hinblick auf Räume oder Lehr- und Lernmittel in<br />

Kitas, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen aufgelegt werden?<br />

Die FDP versteht unter Inklusion die Forderung, das Individuum, mit all seinen Eigenheiten,<br />

Fähigkeiten, Problemen und Defiziten, in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Betrachtung<br />

zu rücken. Danach hat sich nicht der Mensch mit Behinderung an die Gesellschaft anzupassen,<br />

sondern die Gesellschaft stellt Voraussetzungen her, die Behinderung für einen Menschen<br />

nicht zur Benachteiligung werden lässt. Das hat zur Konsequenz, dass Sonderwelten<br />

und Sonderbehandlungen von Menschen mit Behinderungen durch eine umfassende und<br />

selbstverständliche Teilhabe ersetzt werden. Eine inklusive Gesellschaft wird in ihrer Gesamtheit<br />

davon profitieren, wenn Unterstützung und Defizitausgleich z.B. direkt beim Menschen<br />

ansetzen und nicht an Spezialinstitutionen gebunden sind. Gleichwohl ist ein inklusives<br />

Bildungssystem behutsam zu entwickeln, da übergestülpte Veränderungen Gegenreaktionen<br />

auslösen. Wir benötigen dabei differenzierte Angebote und flexible Handlungsansätze – Einheitskonzepte<br />

und –Institutionen können den Bedürfnissen sehr unterschiedlicher Menschen<br />

nur selten gerecht werden.<br />

Die FDP hat dazu beigetragen, dass die Bundesinvestitionen für Bildung und Forschung auf<br />

die Rekordhöhe von 13,75 Mrd. € gesteigert worden sind. Mittlerweile liegt das Ausgabenniveau<br />

für diesen Zukunftsbereich um 40% über dem Stand zur Zeit der letzten rot-grünen Regierung.<br />

Wir werden auch künftig diesen Weg beschreiten und setzen uns dafür ein, dass<br />

auch auf Länderebene und in den Kommunen ähnlich verfahren wird. Im Zeitraum von 2010<br />

bis 2016 hat der Bund Länder und Gemeinden um 62 Mrd. € entlastet. Dieser deutlich gestiegene<br />

finanzielle Handlungsspielraum muss nun auch von den zuständigen Akteuren sinnvoll<br />

für den Ausbau der Bildungsinfrastruktur genutzt werden. Länder und Kommunen stehen<br />

in der Verantwortung. Sie müssen der ihnen vom Grundgesetz überantworteten Kernaufgabe<br />

„Bildung“ gerecht werden.<br />

Eine zweckgebundene Finanzierung von bildungsbezogenen Maßnahmen (wie z.B. ein Bundesinvestitionsprogramm)<br />

ist unter den derzeitigen verfassungsrechtlichen Bedingungen<br />

nicht zu realisieren. Einem unkonditionierten Transfer an Finanzmitteln kann der Bund nicht<br />

zustimmen, da es keinerlei Gewähr dafür gibt, dass das bereitgestellte Geld des Bundes seine<br />

Bestimmung im Bildungsbereich findet. Der Kompromissvorschlag der Bundesregierung zur<br />

Änderung des Art. 91b GG und der damit einhergehenden Lockerung des Kooperationsverbotes<br />

wurde von Seiten der SPD und Grünen blockiert, wobei die Opposition bedauerlicherweise<br />

keinen eigenen, abgestimmten Alternativvorschlag unterbreiten wollte oder konnte.<br />

Wir gehen jedoch davon aus, dass nach der Bundestagswahl eingelenkt wird und die derzeitige<br />

Obstruktionspolitik zulasten der Bildungseinrichtungen ein

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