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Deutsche Milchwirtschaft - GEA TDS GmbH

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15<br />

K 4940<br />

55. Jahrgang – 118. MKZ<br />

45894 Gelsenkirchen<br />

21. Juli 2004<br />

Europas größte Käserei<br />

(siehe Seite 593 ff.)<br />

Postvertriebsstück, Entgelt bezahlt!<br />

<strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Milchwirtschaft</strong><br />

www.th-mann.de/Aktuell.html<br />

Tuchenhagen<br />

Dairy Systems<br />

DOC Kaas nimmt die größte<br />

Käserei Europas in Betrieb!


Europas größte Käserei<br />

so – Der Käsereineubau der DOC<br />

Kaas im ostniederländischen<br />

Hoogeveen war für alle Projektbeteiligten<br />

eine echte Herausforderung.<br />

Denn mit der 100 Mio. A<br />

umfassenden Investition wollte<br />

die Genossenschaft nicht nur die<br />

Basis für eine Expansion und<br />

spätere Zusammenführung ihrer<br />

Produktion an einem Standort<br />

legen, sondern auch über den<br />

Einsatz modernster Technik das<br />

Optimum bei den Betriebskosten<br />

herausholen.<br />

Entstanden ist in der fast drei<br />

Jahre laufenden Projektzeit die<br />

wohl größte Käserei Europas mit<br />

einer Kapazität von über 70 000<br />

Jahrestonnen, die so viel Raum<br />

vorsieht, dass sie noch ausgedehnt<br />

werden kann. Bei diesem<br />

DOC Kaas nimmt Neubau in Betrieb<br />

Werk beeindruckt aber nicht allein<br />

die schiere Größe, sondern mehr<br />

noch die technische Raffinesse,<br />

mit der bis hinab zu einzelnen Anlagendetails<br />

neue Wege für die<br />

industrielle Käseproduktion<br />

beschritten<br />

wurden.<br />

Wie Joachim<br />

Löw, Projektleiter für Tuchenhagen<br />

Dairy Systems, die bei DOC<br />

Kaas den Flüssigprozessteil inklusive<br />

Automatisierung installierte<br />

und das Gesamtengineering<br />

für die Rezepturverwaltung<br />

und die komplette BDE für das<br />

Werk übernahm, erklärt, stellte<br />

der Auftraggeber extrem hohe<br />

Ansprüche an die Zulieferer.<br />

Nicht die bloßen Investitionskosten<br />

standen bei DOC Kaas im<br />

Mittelpunkt, sondern vielmehr,<br />

wie die Investition insgesamt die<br />

Betriebskosten reduzieren konnte.<br />

„Eine solch hohe Professionalität<br />

erleben<br />

wir nicht<br />

alle Tage bei<br />

unseren Projekten”,<br />

sagt<br />

Löw, und: „Die geforderten minimalen<br />

Produktionskosten ließen<br />

sich natürlich nur über einen besonders<br />

hohen Automatisierungsgrad<br />

erreichen.”<br />

Im neuen Werk, das täglich 22<br />

Stunden produziert, sind insgesamt<br />

nur ca. 80 Mitarbeiter tätig.<br />

Sie verarbeiten täglich um<br />

die 2 Millionen Liter Milch zu<br />

Schnittkäse holländischen Typs,<br />

Joachim Löw hat als Projektleiter<br />

für Tuchenhagen Dairy Systems den<br />

Neubau bis zur Inbetriebnahme und<br />

Optimierung begleitet<br />

wobei in der aktuellen ersten<br />

Phase nur eckige Ware produziert<br />

wird. Gelagert wird der Käse<br />

bis auf Weiteres extern, wobei<br />

das Unternehmen für einen späteren<br />

Zeitpunkt die Errichtung<br />

DOC Kaas<br />

Die unabhängige niederländische<br />

Genossenschaft von<br />

1 000 Lieferanten beschäftigt in<br />

zwei Produktionsbetrieben in<br />

Hoogeveen und einem Käselager<br />

130 Mitarbeiter. Aus 700 Mio. kg<br />

Eigen- und Zukaufsmilch werden<br />

folien- und naturgereifte Schnittkäse<br />

(Gouda, Edamer, Maasdamer<br />

sowie Käsespezialitäten)<br />

in Block- und Rundform<br />

produziert, der Umsatz liegt bei<br />

270 Mio. A.<br />

eines Reifungslagers ins Auge<br />

fasst. Die anfallende Molke wird<br />

in einem angrenzenden Bau, den<br />

DOC als Joint Venture mit einem<br />

britischen Spezialisten betriebt,<br />

verwertet. In der ersten Phase<br />

wird nur eingedampft, sukzessive<br />

soll jedoch der Aufbau einer kom-<br />

Die Casomatic stellt bei DOC Kaas für den gesamten<br />

Käseherstellungsprozess die fixe Größe dar<br />

Das Tanklager des Neubaus verfügt über mehrere<br />

500 000 l-Tanks<br />

Die neue Käserei verfügt über drei Milchannahmelinien<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Milchwirtschaft</strong> 15/2004 · 55. Jg.<br />

593


Ungewöhnlich groß sind die im Keller liegenden<br />

Milchvorlauf-„Gefäße”<br />

Für eine weitere Expansion hält das neue Werk noch<br />

reichlich Platz vor<br />

Die folienverpackten Käse werden von einem<br />

Roboter in die Reifungskisten gestapelt<br />

pletten Verwertung erfolgen. Interessant<br />

ist, dass DOC Kaas die<br />

Brüden in Brauchwasser umsetzt<br />

und so nahezu unabhängig von<br />

der kommunalen Versorgung ist.<br />

Unabhängig ist das Werk auch<br />

bei der Energie: eine Gasturbine<br />

produziert 7,5 kW Strom, ihre Abwärme<br />

speist in einer Kraft-Wärme-Kopllung<br />

einen der beiden<br />

Dampfkessel (der zweite fährt<br />

auf Standby).<br />

Weg der Milch<br />

plett leergefahren werden können.<br />

Jede Linie verfügt über einen<br />

Entrahmungsseparator und<br />

über eine Baktofuge (alle Zentrifugen<br />

stammen von Westfalia<br />

Separator), wobei eine Linie auch<br />

auf eine weitere Baktofuge geschaltet<br />

werden kann. Das Baktofugat<br />

wird kontinuierlich über<br />

einen Röhrenerhitzer von Tuchenhagen<br />

in-line sterilisiert. Die<br />

Scheibenventile wurden hier von<br />

M+S bezogen, während sich im<br />

Angenommen wird die Milch<br />

über drei Linien; jede Linie geht<br />

auf ein mit 8 000 l ungewöhnlich<br />

groß gehaltenes Vorlaufgefäß<br />

im Keller, danach wird die<br />

Milch über Hilge-Pumpen durch<br />

einen <strong>GEA</strong>-Kühler in die dreimal<br />

500 000 l fassenden Rohmilchsilos<br />

gefördert. Über gleich große<br />

Vorlauftanks wird die Milch danach<br />

auf zwei Tuchenhagen-<br />

Linien thermisiert; dies hat den<br />

Vorteil, dass die großen Silos zur<br />

exakten Chargentrennung komübrigen<br />

Betrieb sonst<br />

fast ausschließlich Tuchenhagen-Ventile<br />

befinden.<br />

DOC Kaas legte<br />

Wert darauf, dass die<br />

Erhitzung indirekt erfolgt,<br />

um die Bildung<br />

von Eiweißkoagulaten<br />

zu verhindern, die später<br />

im Käse zu Fehlern<br />

führen können. Die<br />

Thermiseure verfügen<br />

über ein zentrales<br />

Steuerung und Automatisierung<br />

Die Anlage ist vollautomatisiert und beinhaltet ca. 2 500 automatische<br />

Tuchenhagen Ventile, ca. 200 Softwareregler, ca. 150 Pumpen sowie einen<br />

hohen Anteil an Messtechnik zur Prozessbeobachtung und -optimierung.<br />

Eingesetzt wurden drei Steuerungen der höheren Leistungsklasse<br />

(CPU416-3), die über Industrial Ethernet verbunden sind. Hierüber wird<br />

auch mit den ca. 25 Koppelpartnern kommuniziert. Die Prozesssteuerung der<br />

Kernanlage ist mit ca. 160 speziell entwickelten Schrittketten verwirklicht.<br />

Als Bedien- und Beobachtungssystem sowie zum Konfigurieren und<br />

Parametrieren der Anlage wurde das <strong>GEA</strong>-eigene OTAS-System mit Ifix<br />

kombiniert. DOC Kaas behält so in Zukunft die Möglichkeit, die Prozessabläufe<br />

selbst komfortabel zu optimieren.<br />

Kaasproductiesystemen<br />

Cheeseproduction systems<br />

Käsereianlagen<br />

Systemes de fromagerie<br />

Am Rohmilchknoten wird der<br />

enorme Mengendurchsatz des<br />

neuen Werkes deutlich<br />

Heißwassersystem und werden<br />

statt mit Dampf mit 110-grädigem<br />

Wasser gespeist. Im Gegensatz<br />

zu konventionellen Erhitzern,<br />

bei denen die umgewälzte Heißwassermenge<br />

konstant bleibt,<br />

wird sie bei DOC Kaas auf den<br />

Milchzustrom geregelt, was ein<br />

kleineres ∆ t, einen konstanten<br />

Wärmeübergang über das gesamte<br />

Plattenpaket und damit<br />

eine schonendere Behandlung<br />

der Kesselmilch bedeutet. Die<br />

Die Prozesssteuerung ist mit ca.<br />

160 speziell entwickelten Schrittketten<br />

verwirklicht. Als Bedien- und<br />

Beobachtungssystem sowie zum<br />

Konfigurieren und Parametrieren der<br />

Anlage wurde das <strong>GEA</strong>-eigene<br />

OTAS-System mit Ifix kombiniert<br />

Engineering und Herstellung von Käsereianlagen<br />

■ Käsereianlagen mit CIP-fähigen Pressen<br />

■ Salzbadanlagen in mehreren Ausführungen<br />

■ Rückverfolgung von Käse in der Produktion<br />

■ Käselagereinrichtungen und Käsebehandlung<br />

de KLOKSLAG<br />

Postfach 7<br />

NL-8700 AA Bolsward<br />

Hichtumerweg 7 NL-8701 PG Bolsward<br />

Engineering BV<br />

Telefon: 0031-515-576523<br />

Telefax: 0031-515-572575 E-mail: klokslag@klokslag.nl<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Milchwirtschaft</strong> 15/2004 · 55. Jg.<br />

594


Das Baktofugat wird in dieser völlig neu<br />

konzipierten Linie sterilisiert und kontinuierlich<br />

zurückgeführt<br />

ist, als dies bei schwankenden<br />

Zulauftemperaturen<br />

der Fall wäre; zudem<br />

erfolgt so im Vorlauf<br />

bereits eine Entgasung<br />

der Kesselmilch.<br />

Der Erhitzer mit gegenlaufender<br />

Molkekühlung<br />

wurde von Tuchenhagen<br />

angesichts einer geforderten<br />

Stundenleistung<br />

von 110 000 l in vier <strong>GEA</strong><br />

Ecoflex-Plattenapparate<br />

VT80 gesplittet.<br />

Besonders stolz ist Löw<br />

auf das von Tuchenhagen<br />

realisierte Automatisierungskonzept,<br />

das<br />

die Vorgänge auf Basis<br />

von Rezepturen und vorgegebenen<br />

Produktionsaufträgen<br />

quasi selbsttätig<br />

regelt. Basis sind<br />

Die Separatoren<br />

wurden von Westfalia<br />

Separator geliefert<br />

thermisierte Milch wartet<br />

danach im Fertigmilchlager<br />

auf die Verkäsung.<br />

Casomatic als<br />

konstante Größe<br />

Den von Tetra Pak Tebel installierten<br />

Käsefertigern wird die<br />

Prozessmilch über einen von<br />

Tuchenhagen neu entwickelten<br />

Kesselmilcherhitzer mit 94 Prozent<br />

Wärmerückgewinnung zugeführt.<br />

Hierbei wird die Milch<br />

bereits im Zulauf auf das zehn m 3<br />

fassende Vorlaufgefäß über abströmende<br />

Molke angewärmt.<br />

Dies hat den Vorteil, dass die<br />

Temperaturführung konstanter<br />

DOC Kaas ist nahezu autark, auch den<br />

Strom produziert das Werk über eine Gasturbine<br />

in Eigenregie<br />

die jeweils analytisch<br />

ermittelten Inhaltsstoffe.<br />

Die Casomatic stellt im<br />

Gesamtablauf die konstante<br />

Größe dar, da sie mit stets gleich<br />

bleibender Geschwindigkeit betrieben<br />

wird.<br />

Die Automatiserung regelt alle<br />

Abläufe im Upstream zur Casomatic<br />

passend ein, z. B. Durchflussraten,<br />

Kesselmilchfettgehalt,<br />

Fertigerfüllmengen, Waschwassertemperatur<br />

und -menge usw. Auf


diese Weise lassen sich Schwankungen<br />

beim Rohstoff optimal<br />

egalisieren und ein Fertigprodukt<br />

mit so konstant wie möglicher<br />

Qualität erreichen.<br />

Käseproduktion<br />

Eingesetzt werden zehn Tetra<br />

Tebel OST Käsefertiger. Sie werden<br />

i.d.R. von nur einer Person<br />

bedient, da die Abläufe inklusive<br />

Hilfsstoff- und Kulturendosage<br />

vollautomatisiert sind. Das<br />

Bruch-Molke-Gemisch läuft aus<br />

festgelegte Rezeptur bestimmt.<br />

Nach dem Folienverpacken platziert<br />

ein Roboter (Fanuc) die Käse<br />

in Reifungskisten.<br />

Auf Anforderung von DOC Kaas<br />

regelte Tuchenhagen auch die<br />

Rückverfolgbarkeit: jeder Käse<br />

bekommt nach der Casomatic<br />

eine virtuelle Produktnummer,<br />

die von der BDE gespeichert und<br />

an jede weitere Abteilung übergeben<br />

wird. Physisch etikettiert<br />

wird der Käse dann erst bei der<br />

Verpackung – auf die übliche Caseinmarke<br />

kann so verzichtet<br />

Molkenentrahmung im Großmaßstab<br />

den Fertigern frei in drei unterflurig<br />

aufgestellte Bruchpuffertanks<br />

und geht von dort auf eine<br />

achtsäulige Casomatic. Diese<br />

Anlage ist in zwei Teile getrennt,<br />

um eine einwandfreie und<br />

schnelle Formenbefüllung zu erreichen.<br />

Je zwei Käseformen<br />

werden in eine Kunststoffwanne<br />

gesetzt und der Bosgraaf-Presse<br />

zugeführt.<br />

Die Wannen werden nach dem<br />

Auslaufen aus der Presse gewendet,<br />

um die angesammelte Molke<br />

abzuziehen. Dieses Verfahren hat<br />

den Vorteil, dass DOC Kaas über<br />

eine qualitativ so gute Tropfmolke<br />

verfügt, dass sie direkt zur Eindampfung<br />

gehen kann. Die Käse<br />

werden aus den Formen gesaugt,<br />

direkt verwogen und dann ins<br />

Salzbad geführt.<br />

Dieses wurde von de Klokslag<br />

strömungsfrei konstruiert: die<br />

Käse schwimmen in fünf Einlaufbahnen<br />

auf die Salzbadhorde, die<br />

dann nach Füllen einer Lage abgesenkt<br />

wird, um die nächste<br />

Lage zu befüllen. Der 32-Tonnen<br />

Kran stellt die Horde danach an<br />

einen freien Platz ins Salzbad<br />

bzw. entnimmt sie nach der entsprechenden<br />

Zeit, wonach die<br />

Käse über zwei Multivac-Anlagen<br />

folienverpackt werden. Das<br />

Salzbad arbeitet vollautomatisch<br />

ohne Bediener, die Salzbadzeit<br />

wird über die vorab im System<br />

werden. Die anfallende Molke<br />

geht getrennt nach Typ (Molke<br />

aus Casomatic, Tropfmolke) in<br />

das Molkenlager; sie wird danach<br />

auf drei Linien mit Westfalia-Maschinen<br />

geklärt, entrahmt<br />

und gekühlt. Die Staubmolke<br />

wird über ein Schüttelsieb entstaubt.<br />

Der Molkenrahm wird in<br />

einem Röhrenerhitzer behandelt.<br />

Wie Joachim Löw erklärt, sind<br />

hohe Durchsatzraten und passend<br />

groß dimensionierte Leitungswege<br />

(NW 125 – 150) eines<br />

der Kennzeichen der neuen Käserei.<br />

Denn stündlich strömen über<br />

100 000 l Kesselmilch zu. Trotz<br />

dieser großen Volumenströme<br />

gelang es, die Produktverluste<br />

auf ein minimales Niveau zu bringen,<br />

das bisher wahrscheinlich<br />

einzigartig ist.<br />

Hierzu waren eine wahre Fülle<br />

von Detailaufgaben zu lösen,<br />

etwa, ab welchem Pegelstand<br />

die Tankwände bereits mit Wasser<br />

gespült werden können, so<br />

dass die CIP direkt mit Lauge beginnen<br />

kann, aber noch keine<br />

Verwässerung der ablaufenden<br />

Milch eintritt. Sensible Duchflussraten<br />

werden über die genaueren<br />

Massezähler und nicht<br />

über gewöhnliche MID erfasst,<br />

denn in der Bilanz zählt jeder<br />

Prozentbruchteil – auch dies<br />

illustriert die Philosophie von<br />

DOC Kaas.<br />

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