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ALS DER HEILIGE GOTTES ABRÜSTETE - Kath.de

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<strong>ALS</strong> <strong>DER</strong> <strong>HEILIGE</strong> <strong>GOTTES</strong> <strong>ABRÜSTETE</strong><br />

Was trägt im Ernstfall? Wenn es hart auf hart kommt? Wenn alles auf <strong>de</strong>m Spiel steht: Erfolg und<br />

Mißerfolg, Gewinn o<strong>de</strong>r Verlust, Ehre o<strong>de</strong>r Schmach, Hoffnung o<strong>de</strong>r Verzweiflung, Leben o<strong>de</strong>r<br />

Tod? In einem solchen Ernstfall wird <strong>de</strong>utlich, was in einem Menschen steckt, was nur übernommen<br />

o<strong>de</strong>r wirklich gelebt ist, woraus einer wirklich gelebt hat...<br />

Johannes Bours und Bischof Franz Kamphaus erinnerten vor einiger Zeit an ein Wort von Simone<br />

Weil (1909-1943), die selbst wie eine Heilige gelebt hat; es ist ein Wort, das zur Provokation wird:<br />

»Der Held trägt eine Rüstung, <strong>de</strong>r Heilige ist nackt!«<br />

Im 20. Psalm heißt es: »Die einen sind stark durch Wagen, die an<strong>de</strong>ren durch Rosse, wir aber sind<br />

stark im Namen <strong>de</strong>s Herrn, unsres Gottes.« Die Rüstung macht's nicht. Wer auf Gott vertraut, <strong>de</strong>r<br />

setzt sein Heil nicht auf Waffen. Gott ist ihm Schutz genug...<br />

Wir <strong>de</strong>nken an David und Goliath. Aufgerüstet <strong>de</strong>r eine, bis oben hin bewaffnet und gepanzert; vor<br />

ihm David, <strong>de</strong>r Hirtenjunge, ohne Rüstung: »Du kommst zu mir mit Schwert und Spieß und Speer,<br />

ich aber komme zu dir im Namen <strong>de</strong>s Herrn!«<br />

Das Heil liegt nicht in <strong>de</strong>r Rüstung. Dafür bürgt das Zeichen unseres Glaubens, das Kreuz, es zeigt<br />

Jesus nackt. Vielleicht fällt es uns gar nicht mehr auf, so daß wir es übersehen können: Jesus, <strong>de</strong>r<br />

Heilige Gottes, hat sich uns ganz ausgeliefert, ohne Schutz: er ist nackt.<br />

Sein Leben ist ein Weg <strong>de</strong>r Entäußerung und Entblößung: »Er war Gott gleich«, heißt es im Philipperbrief,<br />

»er hielt jedoch nicht daran fest, Gott gleich zu sein, son<strong>de</strong>rn entäußerte sich und wur<strong>de</strong><br />

wie ein Sklave« - wie einer, <strong>de</strong>r dient, <strong>de</strong>m Leben ausgesetzt, ohne noch etwas vorweisen zu<br />

können.<br />

Wir sagen: Auf je<strong>de</strong>n Fall Besitzstand wahren! Was man hat, hat man! So <strong>de</strong>nken wir - so leben<br />

wir - häufig wenigstens, oft genug. Er dachte an<strong>de</strong>rs, und er lebte an<strong>de</strong>rs: nicht für sich, son<strong>de</strong>rn<br />

für uns. Er hing nicht an seiner Position, son<strong>de</strong>rn an uns. Sein Besitz war ihm nicht heilig. Er gab,<br />

was er hatte: das war nicht wenig - es war alles. Er fragte nicht: Was habe ich davon, er sagte: alles<br />

für euch, für alle! Er wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Versuchung, mit Macht und Gegengewalt die Welt in Ordnung<br />

zu bringen, mit Macht »klare Verhältnisse« zu schaffen.<br />

Er selber suchte das Heil nicht in <strong>de</strong>r Rüstung. Er wagte es, ungeschützt sich <strong>de</strong>n Menschen zuzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Gott war ihm Schutz genug. Und er blieb seinem Weg treu - »gehorsam bis zum Tod, bis<br />

zum Tod am Kreuz«. Als er die Macht <strong>de</strong>r Mächtigen am eigenen Leib zu spüren bekam, rüstete er<br />

nicht auf - we<strong>de</strong>r mit Schwertern noch mit Engeln. Er ging wehrlos seinen Gegnern entgegen, bar<br />

aller Macht. Am En<strong>de</strong> hatte er nichts mehr, was Henker und Tod ihm hätten rauben können. Er<br />

hatte alles gegeben.<br />

Nackt, bar aller Macht, stirbt er am Kreuz.<br />

Und am En<strong>de</strong> seines Weges ist er nicht <strong>de</strong>r strahlen<strong>de</strong> Held. Doch Gott hat diesem Weg recht<br />

gegeben, war es doch <strong>de</strong>r ihm eigene Weg. Fortan erkennt man Jesus an seinen Wun<strong>de</strong>n, sie sind<br />

das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Merkmal, an <strong>de</strong>m man ihm wie Thomas begegnet; es sind die Wun<strong>de</strong>n seiner<br />

Liebe, seiner Wehrlosigkeit und Blöße.<br />

Christus ist gekreuzigt wor<strong>de</strong>n, weil er eine Liebe verkün<strong>de</strong>te, die <strong>de</strong>n Menschen Schrecken und<br />

Angst einjagte. Seine Liebe for<strong>de</strong>rt totale Hingabe, leere Hän<strong>de</strong>, bar je<strong>de</strong>r Rüstung. Doch eine<br />

solche trägt, - auch im Ernstfall, auf <strong>de</strong>n es ankommt.<br />

Worauf warten wir in <strong>de</strong>r Welt? Warten wir auf <strong>de</strong>n Mächtigen o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Lieben<strong>de</strong>n?<br />

Worauf warten wir in <strong>de</strong>r Kirche? Warten wir auf Hel<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auf Heilige?<br />

Worauf warten wir in unserer Gesellschaft? Suchen wir das Heil in <strong>de</strong>r Rüstung? Das Aufrüsten hat<br />

viele Namen. - O<strong>de</strong>r liegen uns die Armen, die Hungern<strong>de</strong>n und Nackten am Herzen?<br />

Worauf warten wir in unserem eigenen Leben? Rüsten wir auf, beteiligen wir uns am zwischenmenschlichen<br />

Wettrüsten? O<strong>de</strong>r wagen wir es, ungeschützt auf an<strong>de</strong>re zuzugehen?


Worauf warten wir? Was trägt im Ernstfall? Was ist unsre letzte Hoffnung? »Die Welt von heute<br />

wird <strong>de</strong>m gehören, <strong>de</strong>r ihr die größte Hoffnung zu geben vermag« (Teilhard <strong>de</strong> Chardin). Wollen wir<br />

Christen heute noch dieser Welt ihre größte Hoffnung geben, ihn, <strong>de</strong>n Gekreuzigten?<br />

In <strong>de</strong>r Karwoche wer<strong>de</strong>n wir es wie<strong>de</strong>r neu gesagt bekommen und besingen:<br />

»Sei gegrüßt, hochheiliges Kreuz, du unsere einzige Hoffnung in dieser Zeit <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns!«<br />

Ist das wirklich so: Du, o Kreuz, du Zeichen <strong>de</strong>r Entäußerung und Armut, du bist unsere einzige<br />

Hoffnung - das, was uns im letzten zu tragen vermag?<br />

In <strong>de</strong>n Tagen von Ostern wer<strong>de</strong>n wir es neu bekennen und beten: Durch seine Wun<strong>de</strong>n sind wir<br />

geheilt und erlöst! Ist es wirklich so: Ihr Wun<strong>de</strong>n, Zeichen <strong>de</strong>r Entwaffnung, <strong>de</strong>r Wehrlosigkeit und<br />

Hilflosigkeit, ihr seid unsere einzige Hilfe, unser einziger Trost?<br />

In <strong>de</strong>r Osterzeit wird <strong>de</strong>r Herr uns wie Thomas auffor<strong>de</strong>rn: »Leg <strong>de</strong>inen Finger in meine Wun<strong>de</strong>n -<br />

und sei nicht ungläubig, son<strong>de</strong>rn gläubig!« Geb’s Gott, daß wir dann selber sagen: »Mein Herr und<br />

mein Gott!«<br />

Der Held trägt eine Rüstung - <strong>de</strong>r Heilige ist nackt!<br />

Einer hat es gewagt, so zu leben: »Er war wie Gott, hielt aber nicht daran fest, son<strong>de</strong>rn entäußerte<br />

sich« und wur<strong>de</strong> arm, machtlos, verwundbar. Seither dürfen wir sagen und bekennen: »Durch<br />

seine Wun<strong>de</strong>n sind wir geheilt« - und erlöst, <strong>de</strong>nn seine Macht lag in seiner Ohnmacht, seine Ehre<br />

verbarg sich in <strong>de</strong>r Niedrigkeit, sein Reichtum bedurfte <strong>de</strong>r Armut. Für ihn gibt es wahrhaft »keine<br />

größere Liebe als die, sein Leben hinzugeben für seine Freun<strong>de</strong>«.<br />

Ist ein solcher Lebensstil für mich die größte Hoffnung, die mich trägt - im Ernstfall? Kann ich in<br />

meinem Alltag, wenn sich alles entschei<strong>de</strong>t, die eigene »Rüstung« ablegen und mich ungeschützt<br />

<strong>de</strong>n Menschen zuwen<strong>de</strong>n? Sind die Zeichen <strong>de</strong>r Wun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eigenen Verwundbarkeit und Armut<br />

für mich ein Zeichen, das mich hoffen läßt, - eine Verheißung, die mich trägt?<br />

Durch sein Kreuz sind wir erlöst, durch seine Wun<strong>de</strong>n sind wir geheilt: Einer hat es gewagt, seither<br />

ist Leben möglich - Leben, das stärker ist als <strong>de</strong>r Tod, <strong>de</strong>nn die Liebe ist stärker als <strong>de</strong>r Tod.<br />

Seine Liebe for<strong>de</strong>rt in diesen Tagen <strong>de</strong>r Passion einen je<strong>de</strong>n von uns auf: Leg <strong>de</strong>inen Finger in<br />

meine Wun<strong>de</strong>n und sei nicht ungläubig, son<strong>de</strong>rn gläubig! Seine Liebe verheißt aber auch einem<br />

je<strong>de</strong>n: Durch meine Wun<strong>de</strong>n bist du geheilt.<br />

Keiner kann tiefer fallen als in diese wehrlos offenen Hän<strong>de</strong>, die sich ihm am Kreuz entgegenstrecken.<br />

Die byzantinische Liturgie <strong>de</strong>s Hohen Donnerstag und Freitag läßt Maria ihren Erlöser auf<br />

seinem Weg nach Golgotha fragen:<br />

Wohin gehst Du, o Kind? Um wessetwillen enteilst Du so geschwind? Ist etwa wie<strong>de</strong>r eine<br />

Hochzeit zu Kana, um ihnen das Wasser in Wein zu verwan<strong>de</strong>ln? Soll ich mit Dir gehen,<br />

Kind? O<strong>de</strong>r soll ich lieber auf Dich warten? Sag’ mir ein Wort, o Wort, geh nicht schweigend<br />

an mir vorüber, Du, <strong>de</strong>r mich rein bewahrte; <strong>de</strong>nn Du bist doch mein Sohn und mein Gott.<br />

Der Gekreuzigte und vom Tod siegreich Auferstan<strong>de</strong>ne will sich aus Liebe in diesen Tagen <strong>de</strong>r Karund<br />

Osterzeit mit einem je<strong>de</strong>n von uns vereinen, um mit ihm die »Hochzeit <strong>de</strong>s Kreuzes« zu begehen.<br />

Dazu müssen wir uns allen Wettrüstens entlegen und wie <strong>de</strong>r Heilige Gottes unseren wahren<br />

Schutz in Gott allein suchen:<br />

»Wir aber sind stark im Namen <strong>de</strong>s Herrn, unsres Gottes.<br />

Mit dieser Erfahrung wer<strong>de</strong>n wir gerne in <strong>de</strong>n Tagen von Ostern nach Trier aufbrechen, um <strong>de</strong>n<br />

»Heiligen Rock« Seiner Lei<strong>de</strong>n zu verehren: Aus Liebe entblößte sich <strong>de</strong>r Heilige Gottes sogar dieses<br />

letzten Schutzes, damit wir das Leben in Fülle haben.

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