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neuen Vätern - Deutsches Jugendinstitut e.V.

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Auf der Suche nach den „<strong>neuen</strong> <strong>Vätern</strong>”<br />

ziehenden Vaterschaft erkennen lässt. Die „<strong>neuen</strong> Väter“ sind somit keine vorübergehende<br />

Modeerscheinung der Medien, sondern nehmen zumindest auf der Einstellungsebene<br />

einen stabilen Anteil von ca. 20 % aller Väter in Deutschland ein. Allerdings<br />

scheint es sich nicht um einen durchgängigen Wachstumstrend zu handeln, der<br />

diese Gruppe kontinuierlich größer werden lässt. Stattdessen zeichnet sich eine starke<br />

Differenzierung von Vaterschaft auf der Einstellungsebene ab, so dass eine Vielzahl<br />

von neben- und gegeneinander stehenden Leitbildern für Vaterschaft auszumachen<br />

sind. 15<br />

Auffällig ist dabei, dass die meisten Studien individuell verschiedene Definitionen vorlegen,<br />

was unter einem „<strong>neuen</strong> Vater“ zu verstehen sei. So gilt einmal ein Vater bereits<br />

dann als „neu“, wenn er eine egalitäre Einstellung zur Aufgabenverteilung in der<br />

Partnerschaft äußert, wohingegen in anderen Studien erst die Reduzierung von Arbeitszeit,<br />

z.B. in Form von Elternzeit oder Teilzeit, als Gradmesser des „<strong>neuen</strong> Vaters“<br />

erachtet wird. Hier besteht begrifflicher Klärungsbedarf. 16 Hilfreich ist die Unterscheidung<br />

von Burkhart 17 oder auch Kassner 18 , die das Engagement von <strong>Vätern</strong> in der Familie<br />

sowie eine dem Kind zugewandte Haltung als „aktive Vaterschaft“ bezeichnen,<br />

von „neuer Vaterschaft“ jedoch nur dann sprechen, wenn veränderte Formen der<br />

innerfamilialen Arbeitsteilung gelebt werden. Dies gilt insbesondere für Väter, die bereit<br />

sind, ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Familie zu reduzieren. Somit wird die Bereitschaft<br />

zum Karriereverzicht zur „Gretchenfrage“ der „<strong>neuen</strong> Väter“. 19<br />

Väter zwischen Anspruch und Wirklichkeit<br />

In starkem Kontrast zu dem steigenden Bedürfnis von Männern nach aktiverer Vaterschaft<br />

steht deren soziale Praxis im Alltag. Männliche Lebensläufe und Lebensentwürfe<br />

sind nach wie vor primär vom Erwerbsleben und weniger von der Familie geprägt.<br />

Nach der Geburt eines Kindes ist bei Paaren in der Regel eine dauerhafte Traditionalisierung<br />

der Arbeitsteilung erkennbar, 20 denn Mütter geben ihre Berufstätigkeit vorübergehend<br />

auf und kehren erst mit zunehmendem Alter des Kindes in den Arbeitsmarkt<br />

zurück. 21 Ist der oft schwierige Wiedereinstieg in das Erwerbsleben geschafft,<br />

arbeiten die meisten abhängig beschäftigten Mütter in Teilzeit mit durchschnittlich<br />

24,4 Stunden pro Woche, Väter hingegen überwiegend in Vollzeit mit 39,7 Stunden<br />

pro Woche. Dabei verbringen Väter tendenziell sogar mehr Zeit am Arbeitsplatz als<br />

kinderlose Männer. 22 Investieren erwerbstätige Mütter in die Betreuung und Fahrdiens-<br />

15 Vgl. Cyprian, G.: Die weißen Flecken in der Diskussion zur „<strong>neuen</strong> Vaterrolle“ – Folgerungen aus dem gegenwärtigen Forschungsstand<br />

in Deutschland, in: Zeitschrift für Familienforschung 1/2005, S. 76–79.<br />

16 Vgl. Walter, H.: Männer als Väter, Gießen 2002, S. 61.<br />

17 Burkhart, G.: Das modernisierte Patriarchat – neue Väter und alte Probleme, in: Neue Zeitschrift für Familienforschung 1/2007,<br />

S. 87.<br />

18 Kassner, K.: Männlichkeitskonstruktionen von „<strong>neuen</strong> <strong>Vätern</strong>“, in: Baur, N./Luedtke, J.: Die soziale Konstruktion von Männlichkeit,<br />

Opladen 2008, S. 144.<br />

19 Burkhart, G. (Fn. 17), S. 87.<br />

20 Fthenakis, W./Kalicki, B./Peitz, G.: Paare werden Eltern – die Ergebnisse der LBS-Familienstudie, Opladen 2002.<br />

21 Statistisches Bundesamt: Familienland Deutschland, Wiesbaden 2008.<br />

22 Klenner, C./Pfahl, S.: Jenseits von Zeitnot und Karriereverzicht – Wege aus dem Arbeitszeitdilemma, Analyse der Arbeitszeiten<br />

von Müttern, <strong>Vätern</strong> und Pflegenden und Umrisse eines Konzeptes, WSI Diskussionspapier Nr. 158, Düsseldorf 2008.<br />

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