23.12.2013 Aufrufe

als PDF-Datei (16.5 MB, 68 Seiten) - SFV

als PDF-Datei (16.5 MB, 68 Seiten) - SFV

als PDF-Datei (16.5 MB, 68 Seiten) - SFV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Solarbrief<br />

Zeitschrift des<br />

Solarenergie-Fördervereins<br />

Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

2. Ausgabe 2013<br />

Karikatur: Gerhard Mester<br />

Bundestagswahl<br />

Was wollen die Parteien für den Klimaschutz tun?<br />

Was muss im EEG konkret geändert werden<br />

Keine Vermarktung von EEG-Strom durch die Betreiber<br />

Atmender Deckel zerstört solare Produktionskette<br />

Verfahrensfehler bei Ermittlung der EEG-Umlage<br />

Korrekturvorschlag zum Wälzungsmechanismus<br />

Offener Brief an die Deutsche Bahn<br />

wegen Ökostrom vom RWE<br />

Solarbrief-2-13.indd 1 30.07.2013 13:59:27


Impressum<br />

Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Frère-Roger-Str. 8-10,<br />

52062 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 51 16 16<br />

Fax: 0241 / 53 57 86<br />

E-mail: zentrale@sfv.de<br />

Internet: http://www.sfv.de<br />

Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30<br />

www.Energiewenderechner.de<br />

Solarbrief:<br />

vierteljährlich, Einzelpreis 6 €<br />

Für Mitglieder ist der Bezug des<br />

Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten. Spender erhalten den<br />

Solarbrief <strong>als</strong> Dankeschön.<br />

Werbeanzeigen:<br />

Der Solarbrief ist frei von<br />

bezahlten Anzeigen.<br />

<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />

Jahresbeitrag: mind. 61,36 Euro<br />

ermäß. Beitrag: mind. 23,01 Euro<br />

(Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />

sind steuer abzugsfähig.)<br />

Bankverbindung:<br />

Pax-Bank Aachen, BLZ 37060193<br />

KtoNr.: 100 541 50 19<br />

BIC: GENODED1PAX<br />

IBAN: DE16 370601931005415019<br />

Beiträge von:<br />

Thomas Bernhard, Tomi Engel,<br />

Wolf von Fabeck, Werner Gantz,<br />

Petra Hörstmann-Jungemann,<br />

Susanne Jung, Michael Kelber,<br />

Dieter Klamke, Bernd Lieneweg,<br />

Inga di Mar, Friedrich Naering,<br />

Rainer Niess, Horst Nikolay, Alfons<br />

Schulte, Patrick Schweisthal, Maria<br />

Waffenschmidt, Walter Weiss<br />

Verantwortlich:<br />

Wolf von Fabeck (V.i.S.d.P.)<br />

Layout: Susanne Jung<br />

Auflage: 4500<br />

Erscheinungsdatum:<br />

Juli 2013<br />

(Redaktionsschluss: 10. Juni 2013)<br />

Druckerei:<br />

MediaCologne, gedruckt auf<br />

100% Recyclingpapier<br />

ISSN 0946-8<strong>68</strong>4<br />

Titelbild: Gerhard Mester<br />

Der „Energiewenderechner“ ist ein im Internet frei verfügbares Informations-<br />

und Optimierungsprogramm. Er hilft beim Vergleich unterschiedlicher<br />

Lösungsansätze, wie Deutschland seinen Energiebedarf vollständig und<br />

klimaschonend aus heimischen Erneuerbaren Energien decken kann.<br />

• Das Programm hilft, die technischen Potentiale der verschiedenen<br />

Erneuerbaren Energien realitätsnah abzuschätzen,<br />

• informiert über die Eckwerte der bisherigen Energieversorgung<br />

Deutschlands,<br />

• zeigt, wo Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gegeben sind,<br />

• unterstützt Politiker bei der Überlegung, welche energiepolitischen<br />

Rahmenbedingungen geändert werden müssen.<br />

Der Nutzer des Programmes kann alle Voreinstellungen nach eigenen<br />

Erkenntnissen korrigieren bzw. verändern.<br />

<br />

Haben Sie schon unterschrieben?<br />

<strong>SFV</strong>-Unterschriftenliste<br />

gegen den Emissionshandel<br />

„Auch ich lehne den Emissionshandel wegen der<br />

zu erwartenden Wirkungslosigkeit ab“<br />

E-Mail an zentrale@sfv.de senden mit: „Name, PLZ“<br />

(optional: Titel, Vorname, Institution, Funktion, Ort)<br />

Unterschriftenliste unter http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/e_unters.htm<br />

2<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 2 30.07.2013 13:59:27


Editorial<br />

In Kürze werden wir wieder zur Wahlurne<br />

gerufen und dürfen entscheiden,<br />

wie „ES“ weitergeht. Wir haben<br />

die Wahl zwischen einem halben<br />

Dutzend von Parteien, die, wenn<br />

sie denn an der Regierung beteiligt<br />

werden, Tausende von Entscheidungen<br />

beeinflussen können, mit<br />

deren Auswirkungen wir und unsere<br />

Nachkommen dann über Jahre oder Jahrzehnte oder<br />

Jahrhunderte hinweg leben oder vielleicht auch eben<br />

nicht mehr leben können.<br />

Vierzehn Wahlen habe ich aus Altersgründen bereits<br />

hinter mir, und was habe ich dabei gelernt?<br />

1. Ich glaube nicht mehr alles, was die Parteien<br />

versprechen. Besonders skeptisch bin ich, wenn<br />

sie versprechen, dass etwas billig und mit wenig<br />

Aufwand erreicht werden kann.<br />

Damit sind wir bei dem Thema angekommen,<br />

das mich seit 30 Jahren<br />

gefangen nimmt, bei der Frage,<br />

wie wir den Zusammenbruch des<br />

Weltklimas, die Klimakatastrophe,<br />

vermeiden können.<br />

Es gibt einen Lösungsweg: Die<br />

entschlossene Markteinführung<br />

von Sonnen- und Windenergie sowie der Energiespeicherung<br />

durch Deutschland oder andere<br />

wirtschaftlich starke Nationen kann zur globalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien<br />

und zum Ende der fossilen sowie atomaren Energiegewinnung<br />

führen. Die Partei, die dieses Konzept<br />

der nationalen Vorreiterrolle am überzeugendsten<br />

unterstützt, bekommt meine Stimme.<br />

2. Wenn Parteien sich öffentlich für ein Ziel einsetzen<br />

und dafür auch unpopuläre Maßnahmen ankündigen,<br />

glaube ich ihnen, dass sie es ernst meinen.<br />

3. Es geht bei Wahlen immer um ein Bündel von Fragen,<br />

für die die Parteien in ihren Wahlprogrammen<br />

Lösungen anbieten, von der Frage der Schulbildung<br />

bis hin zu der wachsenden Kluft zwischen Arm und<br />

Reich und viele weitere Fragenbündel. Ich konzentriere<br />

mich auf das Fragenbündel, bei dem eine<br />

f<strong>als</strong>che Weichenstellung das schlimmste denkbare<br />

Unheil anrichten kann. Das war in der Vergangenheit<br />

sicher die Frage nach Krieg oder Frieden. Doch<br />

seit einigen Jahren kommt die Frage hinzu, wie weit<br />

wir durch eine Fortsetzung der Energieversorgung<br />

mit fossilen und atomaren Energien das Klima<br />

unwiderruflich schädigen, die Erde zunehmend<br />

unbewohnbar machen und vorher noch die Gefahr<br />

blutiger Kriege um die letzten Energie-Ressourcen<br />

und nicht mehr zu stoppender Flüchtlingsströme<br />

heraufbeschwören.<br />

PS: Auf den nächsten <strong>Seiten</strong> finden Sie das Ergebnis<br />

unserer Suche nach verbindlichen Aussagen der<br />

Parteien zur Klimapolitik. Die Recherchen sind uns<br />

schwer gefallen, angesichts der vielen wohltönenden<br />

Leerformeln.<br />

Für diejenigen, die sich fragen, ob sie überhaupt<br />

noch zur Wahl gehen wollen, ein freundlicher Tipp.<br />

Sie wissen doch sicher - auch ohne Lektüre unserer<br />

Wahl-<strong>Seiten</strong> - welche Parteien Sie NICHT in der Regierung<br />

sehen wollen. Damit bleiben nur noch zwei<br />

oder drei für Sie wählbare Parteien übrig. Aber da Sie<br />

nicht drei Stimmen haben, wählen Sie wenigstens<br />

eine von denen.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

3<br />

Solarbrief-2-13.indd 3 30.07.2013 13:59:29


Inhalt<br />

Wahl 2013<br />

3.. Das schlimmste denkbare Unheil vermeiden<br />

Editorial von Wolf von Fabeck<br />

40.. Verfahrensfehler bei Ermittlung der<br />

EEG-Umlage<br />

Fehlallokation von Atom- und Braunkohlekraftwerken<br />

treibt EEG-Umlage in die Höhe - Korrekturvorschlag<br />

zum Wälzungsmechanismus: Von Wolf von Fabeck<br />

6.. Antworten der Parteien auf drängende<br />

Fragen in der Energiepolitik<br />

Tabellarische Zusammenstellung auf Grundlage von<br />

Wahlprogrammen und sonstigen Veröffentlichungen<br />

ab Seite 12..<br />

Statements der Bundespolitiker zur Frage:<br />

„Kann Energiepolitik den Klimawandel<br />

bremsen?“<br />

• S. 12: Josef Göppel, MdB, Obmann der CDU/CSU-<br />

Fraktion im Umweltausschuss des Bundestages<br />

• S. 13: Dr. Joachim Pfeiffer, MdB, wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

• S. 16: Michael Kauch, umweltpolitischer Sprecher der<br />

FDP-Bundestagsfraktion<br />

• S. 17: Rolf Hempelmann, MdB, energiepolitischen<br />

Sprecher der SPD<br />

• S. 19: Ulrich Kelber, MdB, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender<br />

der SPD,<br />

• S. 21: Hans-Josef Fell, MdB, energiepolitischer<br />

Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen<br />

• S. 22: Dr. Hermann E. Ott, MdB, klimapolitischer<br />

Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die<br />

Grünen<br />

• S. 25: Eva Bulling-Schröter, MdB, DIE LINKE<br />

• S. 29: Dr. Claudius Moseler, Gener<strong>als</strong>ekretär im Team<br />

der ÖDP Bundesgeschäftsstelle<br />

Kampf um 100 Prozent Erneuerbare<br />

2.. Der Energiewenderechner<br />

45.. Weiter leben<br />

Pfingstgedanken: Von Dr. Thomas Bernhard<br />

46.. Die Verfügbarkeit fossiler Energieträger<br />

Beunruhigende neue Bewertung durch die Energy Watch<br />

Group: Von Alfons Schulte<br />

48.. Das Smart Grid im Cyberwar<br />

Welches Smart Grid? Dass Computer für den hochdynamischen<br />

Erneuerbaren Energiemix der Zukunft wichtig<br />

sein werden, ist unumstritten. Doch welche Rahmenbedingungen<br />

sollten das Smart Grid formen?<br />

Von Tomi Engel<br />

65.. „Ein stabiles Stromnetz mit<br />

100% Erneuerbaren Energien“<br />

Ankündigung zu einer Veranstaltung in der Bischöflichen<br />

Akademie Aachen<br />

Das EEG muss reformiert werden<br />

31.. Was am EEG geändert werden muss<br />

Von Susanne Jung<br />

36.. Den „Atmenden Deckel“ für immer<br />

abschaffen<br />

Aussicht auf weitere Vergütungskürzungen gefährdet<br />

Investitionen in neue Produktionsanlagen und Solarfabriken:<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

Gerhard Mester<br />

4<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 4 30.07.2013 13:59:30


Inhalt<br />

Bild: Deutsche Bahn AG<br />

Leserzuschriften<br />

60.. Verzögern - Verzetteln - Vergiften - Verteufeln<br />

Leserbrief von Inga di Mar<br />

61.. Zum Artikel „Ist der <strong>SFV</strong> zu radikal in seinen<br />

Forderungen“<br />

Leserbriefe von Walter Weiss und Werner Gantz<br />

Fragwürdige Ökostromwerbung der Deutschen Bahn, siehe Beitrag auf S. 54<br />

54.. Ökostromwerbung der Deutschen Bahn (DB)<br />

Offener Brief von <strong>SFV</strong> und Bund der Energieverbraucher<br />

sowie Hintergründe<br />

55.. Leserreaktion auf BUND-Werbung für<br />

Ökostromangebot der DB<br />

Von Michael Kelber<br />

63.. Zum Artikel „Biomasse zur stofflichen<br />

Nutzung“<br />

Leserbrief von Friedrich Naehring und Antwort der<br />

Artikel-Autorin Maria Waffenschmidt<br />

65.. Offshore-Windanlagen unnötig teuer<br />

Leserbrief an den BUND von Bernd Lieneweg<br />

65.. Politik in die Verantwortung nehmen<br />

Von Dieter Klamke<br />

55.. Flächen für PV bei DB anmieten?<br />

Keine Unterstützung! Leserzuschrift von Horst Nikolay<br />

Kurz notiert<br />

Betreiberinformationen<br />

66.. Nachrichten,<br />

u.a. zu Wiederanschaltung der maroden belgischen<br />

AKW, BUND-Rechtsgutachten gegen Kohlekraftwerke,<br />

neue Liste der EEG-Privilegierten, einem BGH-Urteil<br />

53.. Förderprogramm Batteriespeicher<br />

KfW - Programm zur Finanzierung von Batteriespeichersystemen<br />

in Kombination mit PV-Anlagen startet endlich<br />

Von Petra Hörstmann-Jungemann<br />

Intern<br />

56.. VDE warnt vor Photovoltaik-Anlagen mit<br />

Steckern<br />

Ein Briefwechsel zu Möglichkeiten der Hausinstallation<br />

bei Plug & Save-Systemen: Von Wolf von Fabeck und<br />

Rainer Niess<br />

2.. Impressum<br />

65.. Mitgliederversammlung<br />

67.. Ziel des <strong>SFV</strong>, Infostellen und Mitgliedschaft<br />

59.. Abrechnung von minimalen Strombezügen<br />

für den Wechselrichter<br />

Von Dr. Patrick Schweisthal<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

5<br />

Solarbrief-2-13.indd 5 30.07.2013 13:59:30


Zielsetzungen der Parteien<br />

Tabellarische Zusammenstellung anhand von<br />

(Leider lagen uns zum Redaktionsschluss noch nicht bei<br />

in<br />

W<br />

jed<br />

<strong>SFV</strong>-Position<br />

A. Umstellung der<br />

Stromproduktion<br />

Erhalt des EEG mit<br />

den Kernelementen<br />

Einspeisevorrang<br />

und garantierte kostendeckende<br />

Vergütung<br />

Gewinnbringende<br />

Vergütung,<br />

Einspeisevorrang,<br />

Flexible Gaskraftwerke<br />

und Speicher statt<br />

Grundlastkraftwerke<br />

mehr Marktelemente<br />

ins EEG, Einspeisevergütung<br />

mit atmenden<br />

Deckel<br />

Kosten begrenzen,<br />

Einspeisevorrang,<br />

schrittweise Reduzierung<br />

der Einspeisevergütung<br />

Quotenmodell und<br />

Direktvermarktung von<br />

Erneuerbaren Energien<br />

statt EEG,<br />

Energiewirtschaft wird<br />

zur Bereitstellung von<br />

EE-Strom verpflichtet<br />

Vermarktung von<br />

EEG-Strom durch<br />

den Anlagenbetreiber<br />

Keine Vermarktung<br />

durch Solar- und<br />

Windanlagenbetreiber<br />

„Wer Strom verkaufen<br />

will, muss ihn selbst<br />

verkaufen.“<br />

Zustimmung zur<br />

Direktvermarktung,<br />

Absenkung der Marktprämie<br />

Die bisherige EEG-<br />

Marktprämie ist durch<br />

einen Marktzuschlag<br />

auf den Börsenpreis<br />

zu ersetzen.<br />

Finanzierung der<br />

Umstellung, Ausnahmen<br />

für energieintensive<br />

Unternehmen<br />

Finanzierung zu<br />

gleichen Teilen durch<br />

die Verbraucher, keine<br />

Ausnahme für energieintensive<br />

Unternehmen.<br />

Ausnahmeregelungen<br />

für energieintensive<br />

Unternehmen im<br />

internationalen Wettbewerb<br />

Ausnahmeregelungen<br />

für energieintensive<br />

Unternehmen im<br />

internationalen Wettbewerb<br />

Ausnahmeregelungen<br />

für energieintensive<br />

Unternehmen im<br />

internationalen Wettbewerb<br />

Sozial und<br />

wirtschaftlich<br />

vertretbare Stromkosten<br />

Erhöhung der Energiesteuer,<br />

zum Ausgleich<br />

Energiegeld:100 Euro<br />

monatlich pro Einwohner<br />

Auch Braunkohlestrom<br />

für billige und sichere<br />

Stromversorgung<br />

Senkung der Stromsteuer<br />

Energie muss billig<br />

bleiben<br />

Ausgleich fluktuierender<br />

Stromerzeugung,<br />

Speicherförderung<br />

Finanzielle Anreize<br />

für Pufferspeicher zur<br />

Glättung von Solarund<br />

Windstrom direkt<br />

beim Anlagenbetreiber<br />

Pumpspeicher, Energiespeicherförderung<br />

Förderung der Speichertechnologien,<br />

auch Wasserspeicher<br />

in Skandinavien oder<br />

Alpen<br />

Chancen zur Energiespeicherung<br />

nutzen,<br />

Unterstützung guter<br />

Rahmenbedingungen<br />

für einsatzfähige und<br />

effiziente Speichermöglichkeiten<br />

Netzausbau: zentral<br />

oder dezentral<br />

Erzeuger in Verbrauchernähe<br />

minimiert<br />

Netzausbau, Verteilnetz<br />

für weitere<br />

EEG-Anlagen ausbauen,<br />

neue Fernübertragungsleitungen<br />

nicht<br />

erforderlich<br />

Netzausbau der Fernverbindungen<br />

gemäß<br />

Bedarfsplangesetz<br />

beschleunigen<br />

Anlagenbau und den<br />

Bau von Netzen im<br />

Sinne eines „lernenden<br />

Systems“ aufeinander<br />

abstimmen;<br />

dezentraler, verbrauchsnaher<br />

Ausbau<br />

der Energieerzeugung<br />

anstreben<br />

Offshore-Netzentwicklungsplan.<br />

Beschleunigung<br />

der Planungsund<br />

Genehmigungsverfahren,<br />

beschleunigter<br />

Netzausbau<br />

6<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 6 30.07.2013 13:59:31


i<br />

in der Energiepolitik<br />

Wahlprogrammen und Veröffentlichungen<br />

jeder Partei die endgültigen Wahlprogramme vor.)<br />

ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

Einspeise- und Anschlussvorrang,<br />

Einspeisevergütung mit<br />

atmendem Deckel<br />

Einspeisevorrang,<br />

Kostenorientierte Vergütungsätze<br />

garantieren<br />

EEG grundlegend überarbeiten,<br />

Stromerzeugung<br />

und -verbrauch aufeinander<br />

abstimmen<br />

Kostendeckende Vergütung<br />

Abschaffung der Marktprämie,<br />

Weiterentwicklung<br />

des kosteneffizienteren<br />

Grünstromprivilegs <strong>als</strong><br />

zentrales Vermarktungsinstrument<br />

für Ökostrom<br />

Begrenzung der Ausnahmen<br />

auf Unternehmen im internationalen<br />

Wettbewerb (Steigerung<br />

der Energieeffizienz<br />

nachweisen)<br />

Unberechtigte Industrie-<br />

Rabatte bei Ökosteuer,<br />

Netzentgelten, Emissionshandel<br />

oder im EEG zügig<br />

abschaffen<br />

Die Zahl der von der EEG-<br />

Umlage befreiten Unternehmen<br />

muss deutlich reduziert<br />

werden.<br />

Abschaffung der Grundgebühren<br />

und aller Sondertarife<br />

für Großkunden.<br />

Sinkende Börsenpreise an<br />

Stromverbraucher weitergeben,<br />

Strommarktdesign,<br />

das nicht auf den Verkauf<br />

von Kohle- und Atomstrom<br />

ausgerichtet ist<br />

Staatliche Strompreisaufsicht,<br />

Sockeltarif für kostenloses<br />

Grundkontingent für<br />

Privathaushalte einführen<br />

preisgünstige und umweltfreundliche<br />

Energie<br />

Konzept der Steuerreform<br />

für Arbeit und Umwelt.<br />

Bundesweite Einführung linearer<br />

Strom- und Gastarife<br />

Lastmanagement, neue<br />

Speicher und Batterien,<br />

Verknüpfung mit Wärmesektor,<br />

Elektromobilität,<br />

Power-to-Gas, Anreiz für<br />

bedarfsgerechten Einsatz<br />

von Biomasse<br />

Speicher-Offensive im Bereich<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Speicher sind eines der<br />

wichtigsten Elemente einer<br />

zukunftsfähigen Energieinfrastruktur,<br />

Energiespeicherfördergesetz<br />

Techniken zur Speicherung<br />

von Sonnenenergie fördern<br />

Vorrang des EE-Stroms und<br />

seine Netzanschlussverpflichtung,<br />

dezentrale Ansätze<br />

für den ländlichen Raum,<br />

intelligente Verteilnetze<br />

Regional und vorrangig dezentral,<br />

Strom- und Wärmenetze<br />

in öffentlicher Hand<br />

Gleichberechtigter Netzzugang<br />

einer Vielzahl von<br />

Erzeugern<br />

Umbau des Stromnetzes<br />

und Bau von Spitzenlastkraftwerken<br />

auf der Basis<br />

von erneuerbaren Energien,<br />

dezentrale Energieversorgung<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

7<br />

Solarbrief-2-13.indd 7 30.07.2013 13:59:38


<strong>SFV</strong>-Position<br />

Zentrale<br />

Koordinierung<br />

Zentrale Koordination<br />

mit umfänglicher Bürgerbeteiligung<br />

(Energieministerium)<br />

Deutsche Netz-Gesellschaft<br />

für Übertragungsnetze<br />

bundesweit koordinierter<br />

Netzentwicklungsplans<br />

Bürgerbeteiligung<br />

Windparks und Solarstromanlagen<br />

auf<br />

Flächen in Privateigentum,<br />

auf Gebäuden<br />

und Lärmschutzwänden<br />

umfänglicher Bürgerbeteiligung<br />

beim<br />

Netzausbau<br />

Regionale Bürger-<br />

Fonds, Bürgerwindparks,<br />

Energiegenossenschaften,<br />

Netzbeteiligungen<br />

beschleunigten Ausbau<br />

der Energienetze<br />

mit Beteiligung der<br />

Bürger<br />

b<br />

a<br />

B<br />

Klimaschutzstrategie<br />

Nationaler Umstieg<br />

zu 100% verbilligt die<br />

erforderlichen Techniken,<br />

so dass sie sich<br />

global durchsetzen<br />

können<br />

Verweis auf die europäischen<br />

Klimaschutzziele<br />

Ausbau der EE sozialund<br />

naturverträglich<br />

auch Solar- und Windstrom<br />

aus Nordafrika<br />

K<br />

Zeitplan:<br />

Umstiegsszenario<br />

zu 100% auf<br />

Erneuerbare Energien<br />

100 Prozent Erneuerbare<br />

Energien so<br />

schnell wie möglich<br />

Bis 2050 Primärenergieverbrauch<br />

halbieren,<br />

80 % EE-Strom,<br />

80 % CO 2<br />

-Verminderung<br />

gegenüber 1990<br />

Bis 2020: Bis 45 %<br />

Stromanteil durch<br />

EE und 25 % durch<br />

Kraft-Wärme-Kopplung<br />

(Fernwärme)<br />

Bis 2030: 75 % EE-<br />

Strom<br />

CO 2<br />

-Ausstoß national<br />

bis 2020 um 40 %<br />

und bis 2050 um bis<br />

95% gegenüber 1990<br />

reduzieren<br />

Energiesparen,<br />

Energieeffizienz,<br />

Energiesuffizienz<br />

Umstieg auf Erneuerbare<br />

Energien,<br />

erhöht automatisch die<br />

Energieeffizenz, Beispiel:<br />

Elektro - gegen<br />

Benzinantrieb<br />

Effizienter Umbau und<br />

Zuschussprogramme,<br />

Keine Überforderung<br />

von privaten Verbrauchern<br />

und Unternehmen<br />

Energieproduktivität<br />

bis 2020 gegenüber<br />

1990 verdoppeln<br />

Marktanreize zur<br />

Steigerung der Energieeffizienz<br />

V<br />

u<br />

Energiesteuern<br />

Verlagerung der Steuer-<br />

und Abgabenlast<br />

von der Arbeit auf die<br />

Energie, Energiegeld<br />

<strong>als</strong> Ausgleich für Privatpersonen<br />

keine Erhöhung der<br />

Energiesteuer<br />

keine Erhöhung der<br />

Energiesteuer<br />

Keine Energiesteuern<br />

E<br />

Ö<br />

Ausstieg Kohle- und<br />

Atomenergie<br />

Nicht nur Atomenergie,<br />

sondern auch Kohleenergie<br />

verbieten<br />

Atomausstieg<br />

Atomausstieg, Kohleund<br />

Gaskraftwerke <strong>als</strong><br />

Brückentechnologie<br />

Atomausstieg, Grundversorgung<br />

auf Basis<br />

von Kohle- und Gaskraftwerken<br />

A<br />

k<br />

8<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 8 30.07.2013 13:59:39


Gründung einer Deutschen<br />

Netz-Gesellschaft, mehrheitlich<br />

in öffentlicher Hand<br />

Netze gehören in öffentliche<br />

oder genossenschaftliche<br />

Hand<br />

Auf kommunaler Ebene<br />

messtechnisch erfasst und<br />

optimal aufeinander abgestimmt<br />

breite Beteiligung von Kleinanlegern,<br />

Energiewende in<br />

Bürgerhand<br />

Die Macht der Monopole<br />

brechen: Energieversorgung<br />

in die Hände der Bevölkerung<br />

gleichberechtigter Netzzugang<br />

einer Vielzahl von<br />

Erzeugern<br />

demokratisches Selbstbestimmungsrecht<br />

aller Bürger<br />

Klimaschutzgesetz<br />

Finanztransaktionssteuer,<br />

Einnahmen z.T. für globalen<br />

Klimaschutz einsetzen<br />

Energiesteuern zur Verringerung<br />

von Emissionen<br />

Bis 2030: 100 % EE-Strom<br />

Bis 2040: im Wärmebereich<br />

vollständige Umstellung<br />

Bis 2020: 50 % EE-Strom<br />

und 20 % Wärmeversorgung<br />

aus EE<br />

100 Prozent Erneuerbare so<br />

schnell wie möglich<br />

100 Prozent Erneuerbare in<br />

20 Jahren, Steuern auf fossile<br />

Energieträger<br />

Vorreiter bei Energieeffizienz<br />

und Energiesparen werden<br />

Es reicht nicht, auf regenerative<br />

Energien umzusteigen:<br />

Verbrauch von Ressourcen<br />

und Energie bis Mitte des<br />

Jahrhunderts mehr <strong>als</strong><br />

halbieren<br />

Verzicht auf unnötigen<br />

Verbrauch<br />

Wenn Energie ihren wirklichen<br />

Preis kostet, führt<br />

das zu einem sparsameren<br />

Energieverbrauch<br />

Energiesteuer <strong>als</strong> Teil der<br />

Ökosteuer<br />

Steigende Energiesteuer,<br />

jedoch preiswerte Grundversorgung<br />

Verlagerung der Steuer- und<br />

Abgabenlast von der Arbeit<br />

auf die Energie<br />

Atomausstieg, neue Braunkohletagebaue<br />

verhindern<br />

Verbot für Neubau von Kohlekraftwerken,<br />

Verbot neuer<br />

Braunkohletagebaue,<br />

Atom-Ausstieg ins Grundgesetz,<br />

AKW sofort abschalten<br />

Energiegewinnung durch<br />

Kernspaltung in drei Jahren<br />

beenden, Abschaffung des<br />

Bergrechts.<br />

Reduzierung des Braunkohleabbaus,<br />

keine Subventionen<br />

für konventionelle Energieträger,<br />

unverzüglicher,<br />

weltweiter Ausstieg aus der<br />

Kernenergie<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

9<br />

Solarbrief-2-13.indd 9 30.07.2013 13:59:46


<strong>SFV</strong>-Position<br />

Fracking und<br />

unterirdische Speicherung<br />

von CO 2<br />

(CCS)<br />

Verbot von Fracking<br />

Verbot von CCS<br />

Fracking erlauben,<br />

aber mit starken Auflagen,<br />

Möglichkeiten<br />

des CCS erforschen<br />

Verzicht auf Fracking<br />

bis alle Risiken für Gesundheit<br />

und Umwelt<br />

bewertet und ausgeschlossen<br />

sind, CCS<br />

kein entscheidender<br />

Bestandteil einer Klimaschutzstrategie<br />

Gewinnung von Schiefergas<br />

durch Fracking,<br />

für CCS-Technologie<br />

V<br />

V<br />

CO 2<br />

-Minderungsmaßnahmen,<br />

Emissionshandel<br />

Ausstieg aus Emissionshandel,<br />

Wiederaufforstung<br />

Der Emissionshandel<br />

funktioniert<br />

Europäischen Emissionshandel<br />

reaktivieren<br />

Befürwortung des<br />

Emissionshandels<br />

V<br />

s<br />

S<br />

Besonderheiten einzelner<br />

regenerativer<br />

Energieträger<br />

<strong>SFV</strong> lehnt energetische<br />

Verwertung<br />

nachwachsender<br />

Rohstoffe ab<br />

Nachwachsende<br />

Rohstoffe energetisch<br />

nutzen<br />

Nachwachsende<br />

Rohstoffe energetisch<br />

nutzen<br />

Konkurrenz<br />

zwischenTank und<br />

Teller beachten<br />

F<br />

R<br />

l<br />

a<br />

B. Umstellung des<br />

Wärmebereichs<br />

Wie?<br />

Wärmedämmung,<br />

Solarwärme, Wärmepumpen,<br />

Geothermie<br />

Hinweis auf Zuschussprogramm<br />

zur<br />

Gebäudesanierung<br />

Förderung der Gebäudesanierung,<br />

KfW-Programm;<br />

„20 Prozent<br />

des Wärmebedarfs<br />

durch Erneuerbare<br />

Energien decken“<br />

Großhändler von Öl<br />

und Gas müssen einen<br />

bestimmten Anteil<br />

erneuerbarer Wärme<br />

auf den Markt bringen.<br />

W<br />

G<br />

C. Umstellung des<br />

Verkehrs<br />

Wie?<br />

Elektromobilität zu Lande,<br />

zu Wasser, und in<br />

der Luft (z.B. Luftschiffe<br />

mit Solarantrieb),<br />

keine Belastung der<br />

Atmosphäre mit klimawirksamen<br />

Abgasen,<br />

kein Biotreibstoff oder<br />

Power to Gas<br />

alternative Kraftstoffe<br />

und effiziente Betriebe<br />

nutzen, neue Verkehrskonzepte,<br />

Erforschung<br />

neuer elektrischer Antriebe<br />

Steigerung der Effizienz<br />

bestehender<br />

Antriebssysteme,<br />

Markteinführung neuer<br />

Antriebe und Kraftstoffe<br />

Elektroautos mit Batterietechnik<br />

Brennstoffzellen-<br />

Fahrzeuge, alternative<br />

Kraftstoffe etwa im<br />

Luftverkehr.<br />

V<br />

a<br />

u<br />

B<br />

m<br />

E<br />

Übereinstimmung mit <strong>SFV</strong>-Ziel im markierten Teilaspekt<br />

10<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 10 30.07.2013 13:59:47


Verbot von Fracking<br />

Verbot von CCS<br />

Verbot von Fracking<br />

Verbot von CCS<br />

Verbot von Fracking<br />

Verbot von CCS<br />

Gegen Fracking,<br />

Gegen CCS<br />

Verknappung der Verschmutzungsrechte,<br />

höhere<br />

Standards und CO 2<br />

- Mindestpreis<br />

unberechtigte Industrierabatte<br />

bei Emissionshandel<br />

abschaffen<br />

Energiesteuern zur Verringerung<br />

von Emissionen,<br />

Zertifikatehandel wirkungslos<br />

Keine Subventionen für<br />

Energie, Emissionszertifikate<br />

verknappen<br />

Förderung von Biogas aus<br />

Reststoffen, Anreize für ökologisch<br />

und landschaftlich<br />

attraktive Energiepflanzen<br />

Importverbot von Agrosprit<br />

nicht in Konkurrenz zu<br />

anderen Zielen wie der<br />

Ernährung oder Ressourcenschonung<br />

Mineralölsteuerbefreiung für<br />

reines Pflanzenöl,<br />

Anschubförderung von C4-<br />

Pflanzen<br />

Wirksame Anreize für<br />

Gebäudesanierung<br />

Wärmegrundversorgung<br />

Zur Finanzierung der energetischen<br />

Sanierungen von<br />

Wohngebäuden, Fördermittel<br />

zur Energieeinsparung für<br />

die Sanierung von Wohnraum<br />

(KfW, Städtebauförderung,<br />

EU-Fonds etc.)<br />

Wärmedämmung an Gebäuden,<br />

Heizungen mit größtmöglichem<br />

Wirkungsgrad<br />

Verkehr nahezu komplett<br />

auf Erneuerbare Energien<br />

umstellen, Verlagerung auf<br />

Bahn und Fahrrad, Elektromobilität<br />

nur mit Strom aus<br />

Erneuerbaren<br />

Öffentlicher entgeltfreier und<br />

ökologischer Nahverkehr,<br />

keine Elektroautos, keine<br />

Biokraftstoffe, Verkehr von<br />

der Straße auf die Schiene<br />

verlagern<br />

Verbrauchsarme Mobilität,<br />

keine Bio-Kraftstoffe, Güter<br />

auf die Schiene oder das<br />

Wasser<br />

Verkehr vermeiden, Sparsamere,<br />

umweltverträglichere<br />

Fahrzeuge, Importverbot von<br />

Pflanzentreibstoffen ohne<br />

Nachhaltigkeitsnachweis<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

11<br />

Solarbrief-2-13.indd 11 30.07.2013 13:59:54


Kann Energiepolitik<br />

den Klimawandel bremsen?<br />

Parteien zur Energiewende<br />

Der <strong>SFV</strong> bat im Februar 2013 Politiker der CDU/CSU,<br />

FDP, SPD, Bündnis 90 / Die Grünen, der Partei DIE<br />

LINKE und die ÖDP um ein Statement zu folgender<br />

Fragestellung:<br />

"Der Solarenergie-Förderverein Deutschland befasst sich<br />

mit der Frage, wie die Politik auf die immer dringlicheren<br />

Warnungen der Klimaforscher vor dem Klimawandel und<br />

auf die immer spärlicheren Ergebnisse der internationalen<br />

Klimakonferenzen reagieren soll. Die entscheidende<br />

Antwort darauf kann u.E. nur die Energiepolitik geben.<br />

Wir bitten Sie deshalb um einen Beitrag, in dem Sie die<br />

Leser unsere Mitgliederzeitung "Solarbrief" und unserer<br />

Rundmails darüber informieren, für welche Maßnahmen<br />

der Energiepolitik in der kommenden Legislaturperiode<br />

Sie sich einsetzen wollen, vielleicht auch was für Vorstellungen<br />

Sie persönlich mit dem Begriff "Energiewende"<br />

verbinden."<br />

CDU/CSU Konsequent auf erneuerbare Energien setzen!<br />

Statement von Josef Göppel, MdB,<br />

Obmann der CDU-/CSU-Fraktion im Umweltausschuss des Bundestages<br />

Vom 07.06.2013<br />

Deutschland ist grundsätzlich auf dem<br />

richtigen Weg – der zügige Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien ist die nachhaltigste<br />

Strategie in Bezug auf den<br />

Klimaschutz. Das wird auch in Zahlen<br />

deutlich:<br />

In den Jahren von 1990 bis 2010 sind<br />

die Treibhausgasemissionen bundesweit<br />

um rund 24 Prozent zurückgegangen.<br />

Ein Großteil dieser Verringerung<br />

ist auf den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien zurückzuführen. Zwar haben<br />

auch der europäische Handel mit<br />

Verschmutzungsrechten und die geringere<br />

Energienachfrage infolge der Wirtschaftskrise<br />

einen Beitrag zur Reduktion<br />

von Treibhausgasen in der Atmosphäre geleistet, doch ist<br />

dieser wesentlich geringer. Auch die Einsparung durch<br />

Effizienzsteigerung ist (noch) nicht annähernd so groß<br />

wie die durch Erneuerbare Energien.<br />

Aktuelle Forschungen zeigen, dass der Klimawandel<br />

weiter fortschreitet. Die minimalen Schwankungen in den<br />

letzten Jahren sind kein neuer Trend und die Frackingblase<br />

in den USA ist kein Vorbild, denn auch hierbei werden<br />

große Mengen Treibhausgase freigesetzt. Wir dürfen <strong>als</strong>o<br />

in unseren Bemühungen nicht nachlassen und sollten<br />

vorrangig den effektivsten Weg verfolgen; den konsequenten<br />

Ausbau der Erneuerbaren Energien. Derzeit spielen<br />

vor allem Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse die<br />

entscheidende Rolle bei der Versorgung, Windkraft und<br />

Biomasse vor allem in ländlichen Räumen, Solarenergie<br />

auch in den Städten. Wind und Sonne ergänzen sich im<br />

Josef Göppel<br />

Jahreslauf recht gut. In regionalen Stromversorgungskonzepten<br />

kann Biomasse<br />

die Lücken schließen. Das geht jedoch<br />

nicht in ganz Deutschland. Aus diesem<br />

Grund müssen die Speichertechnologien<br />

rascher entwickelt werden.<br />

Einer der großen Vorteile der Erneuerbaren<br />

Energien ist die dezentrale und<br />

verbrauchernahe Erzeugung in Bürgerhand.<br />

Das stärkt die regionale Wertschöpfung<br />

und fördert eigenverantwortliches<br />

Handeln. Durch kurze Wege sind zudem<br />

die Transportverluste geringer und der Bedarf<br />

an zusätzlichen Übertragungsnetzen<br />

wird reduziert.<br />

Ein weiterer Vorteil ist das Interesse im Ausland, vor<br />

allem bei der Solarenergie. Photovoltaikanlagen lassen<br />

sich einfach aufbauen und sind weitgehend wartungsfrei.<br />

Außerdem kann der gewonnene Strom vor Ort genutzt<br />

werden. Das macht die Technik für Entwicklungsländer<br />

sehr interessant. Bei einer Delegationsreise des Umweltausschusses<br />

nach Tansania im Mai 2013 wurde das<br />

konkret:<br />

Der tansanische Energieminister Sospeter Muhongo ist<br />

Geologe und hat sein Studium in Deutschland absolviert.<br />

Mit ihm diskutierten die deutschen Abgeordneten die<br />

existenziellen Energieprobleme Tansanias und die Entwicklungschancen<br />

durch erneuerbare Energien. Derzeit<br />

haben nur 21 Prozent der 45 Millionen Einwohner Tansanias<br />

Zugang zu elektrischem Strom, in den ländlichen<br />

Regionen sind es nur sieben Prozent. In den vorhandenen<br />

12<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 12 30.07.2013 13:59:55


elektrischen Einrichtungen tritt ein Verlust von durchschnittlich<br />

20 Prozent auf. Natürlich gibt es Hoffnungen<br />

auf Erdgasvorräte und die Nutzung der tansanischen<br />

Kohlevorräte. Dazu braucht man aber Leitungen und die<br />

gibt es nur in wenigen Städten. Strom aus Wasserkraft ist<br />

nicht zuverlässig: Die fünf Staudämme des Landes sind<br />

fast immer trocken. So bleiben die anderen erneuerbaren<br />

Energien Sonne, Wind, Erdwärme und Biomasse. Minister<br />

Muhongo setzt auf Solar und Windkraft, weil diese<br />

autonom und dezentral eingesetzt werden können. Die<br />

Hinweise aus der deutschen Delegation auf die Wertschöpfung<br />

und Entwicklungschancen in ländlichen Räumen<br />

durch erneuerbare Energien fanden im Beraterstab<br />

Muhongos große Aufmerksamkeit. Minister Muhongo<br />

war sofort bereit, dem vom deutschen Umweltminister<br />

Peter Altmaier initiierten Netzwerk der Energiewendeländer<br />

beizutreten. Die Parlamentarierdelegation sagte<br />

im Gegenzug zu, sich für ein Schwerpunktprogramm zum<br />

Aufbau dezentraler Solar- und Windkraftwerke in Tansania<br />

einzusetzen. Muhongo, der sich bis in technische<br />

Einzelheiten bestens informiert zeigte, hält die deutsche<br />

Technik bei Solar- und Windkraft für die Nummer Eins auf<br />

der Erde. Für ein Land wie Tansania sei die Zuverlässigkeit<br />

der Anlagen das entscheidende Kriterium.<br />

Deutsche Forscher und Entwickler sind <strong>als</strong>o gefragt.<br />

Alle erneuerbaren Technologien entwickeln sich ständig<br />

weiter. So werden derzeit im Solarbereich vor allem Beschichtungen<br />

getestet, aber auch Projekte mit Algen zur<br />

Energiegewinnung. Bei Wind dreht sich die Forschung um<br />

neue Materialien, beispielsweise Holz für den Mastbau<br />

oder andere Oberflächen für die Rotoren. Bei Biomasse<br />

wird die Verwertung von Abfallstoffen und von neuen<br />

Pflanzenarten genauso getestet wie die zeitliche Steuerung<br />

der Anlagen, um einen Ausgleich zu Wind und<br />

Sonne zu schaffen. Auch die Nutzung von Wasserkraft<br />

und Geothermie werden weiter erforscht. Bei letzterem<br />

ist die Kombination mit Gründungspfählen für Gebäude<br />

eine interessante Idee.<br />

Wichtig zur effektiven Nutzung der erneuerbaren Energien<br />

im Strombereich ist die Speicherbarkeit. Die bestehenden<br />

Technologien müssen weiter erforscht und effizienter<br />

gemacht werden. Die Ansprüche sind zu differenziert für<br />

nur eine Lösung. Es gilt zeitlich und räumlich unterschiedliche<br />

Bereiche abzudecken. Auch hier ist das internationale<br />

Interesse groß.<br />

Wichtig für den Klimaschutz ist neben dem Strom vor allem<br />

die Wärme. Hier bieten sich neben direkter Nutzung von<br />

Solarthermie und Biomasse vor allem Blockheizkraftwerke<br />

und „Power to Gas“ an.<br />

Parallel müssen wir weitere Maßnahmen zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz ergreifen. Neben der Gebäudesanierung<br />

gilt es im Stromsektor die Effizienz zu verbessern<br />

- von der LED-Lampe über Haushaltsgeräte bis hin zu<br />

industriellen Maschinen und Prozessen.<br />

Die beschriebenen Felder passen sehr gut mit den international<br />

anerkannten Fähigkeiten der Deutschen in den<br />

Ingenieurwissenschaften und im Handwerk zusammen.<br />

Das erworbene Wissen und die hochwertigen Produkte<br />

tragen schon jetzt zu großem Ansehen im Ausland und<br />

zum Export bei, ebenso wie das EEG <strong>als</strong> Vorbild zur Förderung<br />

der Erneuerbaren Energien. Wir haben <strong>als</strong>o keinen<br />

Grund, uns von Gegenkampagnen beirren zu lassen!<br />

CDU/CSU Umbau der Energieversorgung: Nur mit den<br />

nötigen Kurskorrekturen lässt sich der Schiffbruch<br />

vermeiden!<br />

Statement von Dr. Joachim Pfeiffer, MdB, wirtschaftspolitischer Sprecher<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

Vom 26. Februar 2013<br />

Die christlich-liberale Koalition beschloss<br />

im Herbst 2010 die weltweit<br />

ambitioniertesten Ziele zum Umbau und<br />

zur Dekarbonisierung des Energiesystems.<br />

Mit dem Energiekonzept nimmt<br />

Deutschland eine weltweit einzigartige<br />

Vorreiterrolle ein: Zukünftig soll die<br />

Energieversorgung eines der führenden<br />

Industrieländer auf erneuerbaren<br />

Energien basieren. Der Ansatz umfasst<br />

erstm<strong>als</strong> alle Sektoren, wie Strom, Wärme,<br />

Mobilität, sowie die Nachfrageseite<br />

und die Angebotsseite gleichermaßen.<br />

Dr. Joachim Pfeiffer<br />

Die formulierten Ziele sind konkret und<br />

überprüfbar: Die Energieeffizienz soll<br />

in den 30 Jahren zwischen 1990 und<br />

2020 verdoppelt werden. Der Anteil der<br />

erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch<br />

soll von heute 20 Prozent bis<br />

2020 auf 35 Prozent und bis 2050 sogar<br />

auf 80 Prozent steigen. Der Primärenergieverbrauch<br />

gegenüber dem Stand von<br />

2008 soll bis 2020 um 20 Prozent und<br />

bis 2050 um 50 Prozent sinken. Ziel ist<br />

eine CO 2<br />

-freie oder -arme Energieversorgung,<br />

indem die CO 2<br />

-Emissionen<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

13<br />

Solarbrief-2-13.indd 13 30.07.2013 13:59:56


gegenüber dem Stand von 1990 bis 2020 um 40 Prozent<br />

und bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden. Damit ist<br />

klar: Das Energiekonzept hat mehr Substanz <strong>als</strong> die politischen<br />

Lippenbekenntnisse der Vergangenheit.<br />

Klar ist aber auch: Der Umbau der Energieversorgung<br />

ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf. Um dies zu<br />

schaffen, bedarf es einer integrierten Gesamtstrategie.<br />

Dementsprechend wurde ein Bündel von über 60 Maßnahmen<br />

erarbeitet, die von der Förderung energetischer<br />

Wohngebäudesanierung über den Erlass eines Netzausbaubeschleunigungsgesetzes<br />

bis hin zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit des energieintensiven Mittelstands<br />

reichen.<br />

Die Energiepolitik in Deutschland liegt im energiepolitischen<br />

Zieldreieck zwischenVersorgungssicherheit,<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Klimaschutz<br />

spielt in puncto Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Bei<br />

der Erfüllung der Emissionsziele ist der Industriestandort<br />

Deutschland auf einem guten Kurs: Anders <strong>als</strong> die meisten<br />

anderen Weltwirtschaftsmächte hat Deutschland seine<br />

Emissionen deutlich senken können statt diese weiter<br />

zu erhöhen. So sind die deutschen CO 2<br />

-Emissionen gegenüber<br />

1990 bereits um 23 Prozent reduziert worden.<br />

Damit erfüllt Deutschland auch die Vorgaben der EU-<br />

Lastenteilung zum Kyoto-Protokoll: Hier verständigten<br />

sich die Mitgliedsstaaten darauf, das gemeinsame Reduktionsziel<br />

von 8 Prozent unterschiedlich zu verteilen.<br />

Deutschland trägt dabei mit einer Emissionssenkung von<br />

21 Prozent zwischen 1990 und 2020 den entscheidenden<br />

Anteil und führt seinen ambitionierten Kurs im internationalen<br />

Klimaschutz stringent fort. Andere Industrienationen<br />

rund um den Globus geben jedoch beim internationalen<br />

Klimaschutz eine andere Marschroute vor: Die beiden<br />

Großemittenten China und die USA haben das Kyoto-<br />

Protokoll nie unterzeichnet, verantworten aber weit über<br />

40 Prozent der weltweiten Emissionen. An der zweiten<br />

Verpflichtungsperiode sind nur noch die EU, einige weitere<br />

europäische Staaten und Australien beteiligt, die gemeinsam<br />

gerade mal 11 bis 13 Prozent der Weltemissionen<br />

tragen. Die früheren Unterzeichner Russland, Kanada,<br />

Japan und Neuseeland erklärten hingegen ihren Austritt<br />

aus dem Protokoll.<br />

Mit dem Umbau der Energieversorgung stellt sich<br />

Deutschland der größten wirtschaftspolitischen Herausforderung<br />

seit Wiederaufbau und –vereinigung. Um<br />

dieses Generationenprojekt erfolgreich umzusetzen, sind<br />

beträchtliche Herausforderungen zu bewältigen. Es gilt,<br />

die Energieeffizienz in allen Sektoren zu steigern, den<br />

Netz- und Speicherausbau voranzutreiben und dabei<br />

weitere Kostenbelastungen zu vermeiden.<br />

Die zentrale Herausforderung besteht darin, die Kosten<br />

des Umbaus der Energieversorgung in einem verantwortungsvollen<br />

Rahmen zu halten.<br />

Andernfalls werden Wirtschaft und Haushalte über Gebühr<br />

belastet, was wiederum Beschäftigung und weiteres<br />

Wachstum gefährdet. Der Ausbauboom ist jedoch teuer<br />

bezahlt: Die zugesagten Einspeisevergütungen bis 2020<br />

belaufen sich auf 150 bis 170 Milliarden Euro. Auf das<br />

Jahr gerechnet sind diese Ausgaben annähernd doppelt<br />

so hoch, wie die jährlichen Gesamtmittel für Bildung und<br />

Forschung von 13,7 Milliarden Euro. Das sprengt den<br />

Rahmen bei weitem. Insbesondere bei der Photovoltaik<br />

klafft eine gewaltige Lücke zwischen Kosten und Nutzen:<br />

Rund 50 Prozent der Erneuerbare-Energien-Gesetz-<br />

Förderung (EEG) gehen auf ihr Konto. Erzeugt werden<br />

damit im „Sonnenland“ Deutschland jedoch nur 5 Prozent<br />

des Strombedarfs, und das in völlig ungesicherter Form.<br />

Der Ausbau basiert <strong>als</strong>o nicht auf den Erfordernissen des<br />

Marktes, sondern wird allein durch die üppigen – umlagefinanzierten<br />

– Renditen für die Anlagenbetreiber gesteuert.<br />

Diese erzielen bei einer über 20 Jahre staatlich garantierten<br />

Abnahme teilweise zweistellige Renditen – bei null<br />

Risiko. Jahr für Jahr werden deshalb Rekordwerte beim<br />

Zubau erneuerbarer Energieanlagen verzeichnet.<br />

Daher gilt es, die Integration der erneuerbaren Energien<br />

in den Markt zügig anzupacken: Das EEG muss dringend<br />

nach marktwirtschaftlichen Kriterien reformiert werden.<br />

Schließlich hat es seine ursprüngliche Aufgabe mehr <strong>als</strong><br />

erfüllt: Die installierte Gesamtleistung verdreifachte sich<br />

von knapp 21 Gigawatt (GW) in 2003 auf über 65 GW im<br />

Jahr 2011. Ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung<br />

beträgt heute bereits 25 Prozent.<br />

Dieser Ausbauerfolg stellt die Erwartungen weit in den<br />

Schatten. Es müssen grundlegende Veränderungen in<br />

der Förderstruktur her: Stromproduzenten haben ihre<br />

Produkte selbst zu vermarkten und an den Markt zu<br />

bringen. Was in anderen Branchen selbstverständlich ist,<br />

muss schließlich auch für die Energiewirtschaft gelten.<br />

Dies ist richtig und fair, denn die Gemeinschaft kann nicht<br />

dauerhaft den Preis und die Abnahme garantieren. Eine<br />

denkbare Lösung ist es, die Marktprämie weiter zu entwickeln<br />

und zum wesentlichen Förderinstrument erneuerbarer<br />

Energien zu machen. Der Wirtschaftsrat hat dazu<br />

im Januar einen sehr interessanten Vorschlag gemacht.<br />

Mit einem festen Zuschlag in Form einer Marktprämie<br />

werden dann Marktteilnehmer gefördert, die komplexe<br />

Lieferportfolios anbieten, in denen neben regenerativen<br />

Quellen auch gesicherte Leistung enthalten ist. Mit diesem<br />

Konzept werden der Ausbau der erneuerbaren Energien,<br />

die konventionelle Erzeugung sowie Speicher und Lastmanagement<br />

aufeinander abgestimmt. Die zwingend<br />

notwendige Koordination von Infrastrukturausbau und<br />

EE-Zubau wäre damit erreicht.<br />

Die bisherige Produktion muss endlich den Schritt von<br />

der Plan- zur Marktwirtschaft vollziehen. Nur mit mehr<br />

Markt wird der Umbau der Energieversorgung erfolgreich<br />

sein.<br />

14<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 14 30.07.2013 13:59:56


Nachgehakt<br />

Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> an Herrn Dr. Pfeiffer, CDU/CSU<br />

gestellt am 28. Februar 2013<br />

1. Sie stellen die Leistung Deutschlands in Bezug auf<br />

die Emissionsminderungen in den Mittelpunkt Ihres<br />

Beitrages, indem Sie schreiben: "Anders <strong>als</strong> die meisten<br />

anderen Weltwirtschaftsmächte hat Deutschland<br />

seine Emissionen deutlich senken können statt diese<br />

weiter zu erhöhen. So sind die deutschen CO 2<br />

-Emissionen<br />

gegenüber 1990 bereits um 23 Prozent reduziert<br />

worden." Wie erklären Sie den von Umweltminister<br />

Altmaier mitgeteilten ANSTIEG der CO 2<br />

-Emissionen<br />

Deutschlands im Jahr 2012 um 1,6% Prozent? (siehe<br />

BMU-Pressemitteilung: Treibhausgasausstoß im Jahr<br />

2012 um 1,6 Prozent gestiegen: http://www.bmu.de/<br />

bmu/presse-reden/pressemitteilungen/pm/artikel/<br />

treibhausgasausstoss-im-jahr-2012-um-16-prozentgestiegen/)<br />

Und wie wollen Sie diese gefährliche<br />

Tendenz wieder umkehren?<br />

2. Sie schreiben, die christlich-liberale Koalition habe<br />

im Herbst 2010 die weltweit ambitioniertesten Ziele zur<br />

Dekarbonisierung des Energiesystems beschlossen.<br />

Im Jahr darauf hat allerdings die christlich-liberale Koalition<br />

nach den Ereignissen in Fukushima ihre Atompolitik<br />

revidiert. Warum hat sie es dabei unterlassen,<br />

für die wegfallende Atomenergie einen gleichumfänglichen<br />

Ersatz aus Erneuerbaren Energien zu planen.<br />

Die absehbare Folge war und ist, dass die Energiewirtschaft<br />

die wegfallenden Atomkraftwerke nicht durch<br />

Erneuerbare Energien und Stromspeicher, sondern<br />

durch Braunkohlekraftwerke ersetzt. Warum hat die<br />

christlich-liberale Koalition mit dieser Unterlassung<br />

ihre „ambitioniertesten Ziele zur Dekarbonisierung des<br />

Energiesystems“ wieder aufgegeben?<br />

3. Sie erwähnen ein Bündel von über 60 Maßnahmen,<br />

die von der Förderung energetischer Wohngebäudesanierung<br />

über den Erlass eines Netzausbaubeschleunigungsgesetzes<br />

bis hin zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

des energieintensiven Mittelstands<br />

reichen. Die drei von Ihnen genannten Beispiele sind<br />

uns bekannt. Aber welche der übrigen 60 Maßnahmen<br />

hat bisher Gesetzeskraft erlangt und bereits die ersten<br />

Erfolge gezeitigt?<br />

4. Sie schreiben, dass die CDU den Speicherausbau<br />

vorantreiben möchte. Wie kommentieren Sie die Tatsache,<br />

dass die einzigen konkreten Pläne zur Speicherförderung<br />

durch die KfW wegen fehlender finanzieller<br />

Deckung wieder aufgeschoben wurden? 1)<br />

5. Ausgangspunkt für unsere Bitte um Ihre Stellungnahme<br />

war die Frage, wie die Politik auf die immer<br />

dringlicheren Warnungen der Klimaforscher vor dem<br />

Klimawandel reagieren soll. In Ihrer Stellungnahme<br />

gehen Sie auf diesen Aspekt nur indirekt ein, indem<br />

Sie schreiben, dass Sie die Kosten des „Umbaus der<br />

Energieversorgung in einem verantwortungsvollen<br />

Rahmen“ halten wollen. Sollen wir das so verstehen,<br />

dass Sie die Kosten des Klimawandels gegenüber<br />

den Kosten des Energieumbaus für vernachlässigbar<br />

gering halten? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang<br />

die Aussagen von Nicolas Stern, der betont<br />

hat, dass Maßnahmen zu mehr Klimaschutz allemal<br />

günstiger seien <strong>als</strong> sich mit den Folgen des Klimawandels<br />

zu arrangieren?<br />

Bis Redaktionsschluss haben wir leider keine Antworten von Herrn Dr. Pfeiffer erhalten.<br />

1) Anmerkung: Das KfW-Programm zur Speicherförderung startete am 1. Mai 13, 2 Monate nach diesen Verständisfragen an Herr Dr. Pfeiffer<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

15<br />

Solarbrief-2-13.indd 15 30.07.2013 13:59:56


FDP: „Wie kann Politik den Klimawandel bremsen?“<br />

Statement von Michael Kauch, umweltpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion<br />

Vom 28. Februar 2013<br />

Der Energiepolitik kommt eine wichtige<br />

Rolle beim Klimaschutz zu. Industrie<br />

und Stromproduzenten sind die größten<br />

Emittenten von Treibhausgasen in unserem<br />

Land. Gleichzeitig haben wir uns<br />

mit der Energiewende dazu entschieden,<br />

auf die risikoreiche, aber weitgehend<br />

CO 2<br />

-freie Kernkraft zu verzichten. Das<br />

bedeutet: der Weg hin zu den erneuerbaren<br />

Energien und mehr Energieeffizienz<br />

muss beschleunigt werden.<br />

Die FDP will die Energiewende erfolgreich<br />

gestalten. Sie bietet Chancen auf<br />

neue Technologien, neue Marktchancen<br />

und neues Wachstum. Erforderlich ist dabei,<br />

dass Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit<br />

von Energie erhalten bleiben.<br />

Mit einem zunehmendem Anteil erneuerbaren Energien<br />

am Strommix müssen wir die Anreize für den Ausbau auf<br />

eine solide Basis stellen. Das erfordert Veränderungen bei<br />

den Förderinstrumenten. In der Markteinführungsphase<br />

war das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) mit festen<br />

Einspeisevergütungen ein effektives Instrument. Ausbauziele<br />

wurden erreicht, sogar übererfüllt. Allerdings hat dies<br />

Kostensteigerungen ausgelöst, die von den Stromkunden<br />

noch zu schultern sind.<br />

Bei dem Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch<br />

wurde im letzten Jahr die 20 %-Marke überschritten. Es ist<br />

absehbar, dass der Ausbau bis 2020 viel schneller voran<br />

geht <strong>als</strong> geplant. Dies erfordert grundlegende Anpassungen<br />

an die neue Rolle der Erneuerbaren im Strommarkt.<br />

Bei einem weiter ansteigenden Anteil erneuerbarer<br />

Energien muss sichergestellt werden, dass der Zubau<br />

in einer Weise erfolgt, die stabile Netze gewährleistet.<br />

Produzenten müssen mehr Verantwortung für ihr Produkt<br />

übernehmen.<br />

Dies geht nur, indem die erneuerbaren Energien an<br />

den Markt herangeführt werden. Angesichts massiver<br />

Kostensenkungen bei Photovoltaik und Windkraft sind<br />

viele Anlagentypen dazu auch in der Lage – jetzt oder in<br />

absehbarer Zeit.<br />

Wir Liberalen schlagen deshalb vor, dass die Förderung<br />

weg von der festen Einspeisevergütung und hin zur Direktvermarktung<br />

umgestellt wird. Produzenten mit neuen<br />

Anlagen sollen sich einen Kunden suchen müssen, statt<br />

den Strom einfach beim Netzbetreiber abzuliefern. Dabei<br />

soll Strom aus erneuerbaren Energien mit einem festen<br />

Preiszuschlag je Technologie unterstützt werden. Der Anlagenbetreiber<br />

erhält den Zuschlag dann zusätzlich zu den<br />

Erlösen am Markt. Die Mindestpreise<br />

auch der EEG-Marktprämie, die unabhängig<br />

von den Börsenpreisen gezahlt<br />

werden, sind nicht zukunftsfähig. Außerdem<br />

befürworten wir automatische<br />

Förderkürzungen bei Überschreiten<br />

vorgegebener Ausbauziele. Langfristig<br />

ist für uns ein europäisches Mengenmodell<br />

ein Ziel, um einen Mindestanteil<br />

erneuerbarer Energien an den kostengünstigsten<br />

Standorten Europas zu<br />

produzieren.<br />

Neben dem Stromsektor ist der Wärmesektor<br />

ein Schlüsselbereich bei<br />

dem Umbau unserer Energieversorgung.<br />

Mit der Verabschiedung des<br />

Michael Kauch<br />

Mietrechtsänderungsgesetzes haben<br />

Union und FDP Anreize zur energetischen Sanierung<br />

des Wohnungsbestands gesetzt. Die Mietrechtsreform<br />

verteilt die Vorteile und Lasten der energetischen Gebäudesanierung<br />

fair auf Vermieter und Mieter und erleichtert<br />

energetische Modernisierungen im Gebäudebestand.<br />

Um mehr erneuerbare Energien in den Wärmemarkt zu<br />

bekommen, ist eine Reform des Erneuerbare-Wärme-<br />

Gesetzes überfällig. Deshalb hat die FDP dafür einen umfassenden<br />

Vorschlag mit Anreizen vorgelegt. Wir wollen<br />

ein Mengenmodell einführen, das die Großhändler von<br />

Öl und Gas verpflichtet, einen bestimmten Anteil erneuerbarer<br />

Wärme in den Markt zu bringen. Diese Vorgabe<br />

können sie durch Biogaseinspeisung selbst erbringen.<br />

Alternativ können sie Nachweise über Wärmemengen<br />

von zertifizierten Anlagen anderer Technologien ankaufen.<br />

Auch hier gilt für uns: marktwirtschaftliche Systeme statt<br />

Ordnungsrecht. Anreize statt Zwang.<br />

Was die Vermeidung von Klimagasen angeht, bleibt das<br />

zentrale Instrument der Handel mit Emissionsrechten.<br />

Er gewährleistet eine wirksame Emissionsbegrenzung<br />

zu den geringsten wirtschaftlichen Kosten. Zwar sind<br />

die niedrigen Preise für Emissionszertifikate, die wir zur<br />

Zeit beobachten, noch kein Beleg dafür, dass der Emissionshandel<br />

nicht funktioniert. Doch besteht politischer<br />

Handlungsbedarf, weil durch den Einbruch der Industrieproduktion<br />

2008/2009 mehr Zertifikate <strong>als</strong> nötig zugeteilt<br />

worden waren. Allerdings bleibt festzuhalten: das oberste<br />

Ziel, nämlich die Emissionen wirksam auf eine feste<br />

Menge zu begrenzen, hat der Emissionshandel erreicht<br />

– anders <strong>als</strong> jede Steuer.<br />

Auch Australien und Südkorea haben soeben einen Emissionshandel<br />

beschlossen. China erprobt ihn in mehreren<br />

16<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 16 30.07.2013 13:59:56


Provinzen. Das zeigt: dieses Klimaschutzinstrument ist<br />

weiter attraktiv. Als nächster Schritt muss der EU-Emissionshandel<br />

auf den gesamten Verkehrs- und Wärmesektor<br />

ausgeweitet werden. Im Gegenzug können Steuern, die<br />

ihre ökologische Lenkungswirkung verlieren, gesenkt oder<br />

abgeschafft werden.<br />

Doch der Klimaschutz in Europa ist nicht ausreichend,<br />

um das Klima wirksam zu beeinflussen. Wir können mit<br />

unserem Anteil von etwa 15 Prozent der Emissionen<br />

global nur etwas bewegen, wenn andere Länder unserem<br />

Vorbild folgen. Es kommt darauf an, gerade in den<br />

Schwellenländern Klimaschutz zu verstärken und in den<br />

tropischen Ländern die Regenwälder zu schützen. Hier<br />

gibt es Hoffnung. Während die internationalen Klimaverhandlungen<br />

nur im Schneckentempo vorangehen, haben<br />

die Schwellenländer deutliche Fortschritte in ihrer nationalen<br />

Gesetzgebung gemacht. Dies wiederum kann auch<br />

die Bereitschaft zu internationaler Kooperation langfristig<br />

verstärken.<br />

Deutschland unterstützt vor allem mit Know-how und<br />

Finanzierung die Prozesse in den Schwellen- und Entwicklungsländern.<br />

Für den internationalen Klimaschutz<br />

geben wir im Bundeshaushalt 2013 trotz allgemeiner<br />

Sparmaßnahmen 1,9 Milliarden Euro aus. Das sind<br />

100 Millionen Euro mehr <strong>als</strong> im Vorjahr. Vor allem Bundesentwicklungsminister<br />

Dirk Niebel hat hier in seinem<br />

Haushalt einen klaren Schwerpunkt gesetzt. Die Zusagen<br />

Deutschlands zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten<br />

in Entwicklungsländern müssen auch zukünftig eingehalten<br />

werden. Denn die Einsparungen an Treibhausgasen,<br />

die wir in Schwellen- und Entwicklungsländern erreichen<br />

können, sind bei gleichen Finanzmitteln deutlich höher<br />

<strong>als</strong> in Deutschland.<br />

Nachgehakt<br />

Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> an Herrn Michael Kauch, FDP vom 03. Mai 2013<br />

1. Im ersten Absatz schreiben Sie, der Weg hin zu den<br />

erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz<br />

müsse beschleunigt werden. Bereits einen Absatz<br />

weiter schreiben Sie allerdings, die Ausbauziele seien<br />

bereits erreicht, sogar übererfüllt worden. Das klingt<br />

so, <strong>als</strong> ginge Ihnen der Ausbau dann doch zu schnell.<br />

Wie schnell soll denn Ihrer Meinung nach der Ausbau<br />

gehen?<br />

2. Sie schreiben außerdem, langfristig sei für die FDP<br />

ein europäisches Mengenmodell ein Ziel, um einen<br />

„Mindestanteil“ erneuerbarer Energien an den kostengünstigsten<br />

Standorten Europas zu produzieren.<br />

Welchen Mindestanteil in etwa wollen Sie in welcher<br />

Zeit erreichen und an welche Standorte in Europa<br />

denken Sie?<br />

3. Sie schreiben, das oberste Ziel, nämlich die Emissionen<br />

wirksam auf eine feste Menge zu begrenzen, habe<br />

der Emissionshandel bereits erreicht. Wie erklären Sie<br />

dann die Aussage des BMU, dass der CO 2<br />

-Ausstoß in<br />

Deutschland um 1,6 Prozent gestiegen sei?<br />

Bis Redaktionsschluss haben wir leider keine Antworten von Herrn Kauch erhalten.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

17<br />

Solarbrief-2-13.indd 17 30.07.2013 13:59:56


SPD: Die Energiewende koordiniert<br />

und kosteneffizient gestalten<br />

Statement von Rolf Hempelmann, MdB, energiepolitischer Sprecher der SPD<br />

Vom 28. Februar 2013<br />

Klimaschutz – eine Säule des energiepolitischen<br />

Dreiklangs<br />

Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 1998 hat<br />

die damalige rot-grüne Bundesregierung<br />

die Weichen hin zu einer nachhaltigen<br />

Erzeugung und effizienten Nutzung von<br />

Energie gestellt. Mit dem Konsens zum<br />

Atomausstieg, der Einführung des EEG,<br />

den Arbeiten am Emissionshandel und der<br />

Implementierung der Energieeinsparverordnung<br />

hat Deutschland eine Vorreiterrolle<br />

für ein klima- und umweltverträgliches<br />

Energiesystem in Europa und der Welt<br />

übernommen.<br />

In einem hochentwickelten Industrieland wie Deutschland<br />

mit seinen vernetzten Wertschöpfungsketten war auch von<br />

Anfang an wichtig, dass wir auf dem Pfad des energiewirtschaftlichen<br />

Strukturwandels neben den Klimazielen auch<br />

die Bezahlbarkeit von Strom und die Aufrechterhaltung der<br />

in Deutschland weltweit einmaligen Versorgungssicherheit<br />

stets im Blick haben.<br />

Das gesamte Energiesystem im Blick<br />

Die Energiewende in Deutschland ist gekennzeichnet von<br />

einem steilen Anstieg des Anteils volatiler erneuerbarer<br />

Energien (Wind, Sonne), die gesicherte Stromerzeugung<br />

aus konventionellen Rohstoffen zunehmend ersetzen.<br />

Wenn wir eine nachhaltige, für Privatverbraucher und<br />

Unternehmen bezahlbare und weiterhin zuverlässige<br />

Energieversorgung wollen, müssen heute die politischen<br />

Rahmenbedingungen für den notwendigen Umbau<br />

unseres Energiesystems hin zu einem modernen Energiedienstleistungssystem<br />

gesetzt werden. In diesem<br />

Energiedienstleitungssystem bedarf es eines neuen<br />

Geschäftsmodells, bei dem Energielieferanten und Verbraucher<br />

in einem Boot sitzen. Ziel ist nicht mehr die reine<br />

Versorgung des Kunden mit soviel Energiemengen wie<br />

möglich. Vielmehr wandelt sich der Energielieferant zu<br />

einem Energiedienstleister, der – genau wie der Kunde<br />

– ein Interesse daran hat, dass der Verbraucher für das<br />

Betreiben seiner elektrischen Geräte oder das Heizen seiner<br />

Wohnung so wenig Energie wie möglich verbraucht.<br />

Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die nötige<br />

Steigerung der Energieeffizienz lassen sich nur in einem<br />

Energiesystem umsetzen, in dem Angebot und Nachfrage<br />

aufeinander abgestimmt sind.<br />

Hierzu bedarf es eines funktionierenden<br />

Wettbewerbs zwischen alten und neuen<br />

Energieanbietern sowie des Aus- und<br />

Umbaus der Stromnetze auf der Übertragungs-<br />

und Verteilebene. Hierzu zählt<br />

auch der Einsatz intelligenter Zähl- und<br />

Messsysteme sowie die Entwicklung<br />

und Markteinführung neuer intelligenter<br />

Systeme zur Datenübermittlung, insbesondere<br />

an der Schnittstelle zwischen<br />

Netz und Verbraucher.<br />

Gleichzeitig müssen wir den Ausbau bewährter<br />

(Pumpspeicherkraftwerke) und<br />

Rolf Hempelmann<br />

die Entwicklung und Markteinführung<br />

neuer Speichertechnologien (leistungsfähige Batterien;<br />

Methanisierung von Windstrom) vorantreiben. Zudem gilt<br />

es, die Flexibilitäten auf der Verbrauchsseite zu nutzen.<br />

Hierbei können neben den energieintensiven Industrien<br />

durch die Bereitstellung zu- und abschaltbarer Lasten<br />

auch mittelständische Unternehmen, aber auch die Nachfragesteuerung<br />

in privaten Haushalten einen wichtigen<br />

Beitrag zur Netzstabilität und damit zur Aufrechterhaltung<br />

der Versorgungssicherheit leisten. Um diese Potenziale<br />

zu heben, aber auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze<br />

langfristig in Deutschland zu erhalten, dürfen wir die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen nicht<br />

durch übermäßige Belastungen gefährden.<br />

Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem<br />

damit verbundenen Systemumbau brauchen wir sichere<br />

Rahmenbedingungen für den Bau und Betrieb von flexiblen<br />

konventionellen Kraftwerken. Deren Betrieb ist vor<br />

dem Hintergrund des steigenden Anteils erneuerbarer<br />

Energien und einer damit einhergehenden sinkenden Zahl<br />

an Volllaststunden wirtschaftlich kaum mehr darstellbar.<br />

Deshalb müssen wir zügig Entscheidungen treffen, die<br />

den Weg zu einem Marktmodell weisen, in dem die Bereitstellung<br />

und Lieferung erneuerbarer und konventioneller<br />

Strommengen honoriert werden.<br />

Neue Rolle der Photovoltaik<br />

Eine Säule der kosteneffizienten Umsetzung der Energiewende<br />

ist ein stärkerer Eigenverbrauch von Strom<br />

aus Solar-Dachanlagen. Denn mittlerweile liegt die<br />

durchschnittliche EEG-Vergütung für diese Anlagen<br />

unter dem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis, was<br />

18<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 18 30.07.2013 13:59:57


den Eigenverbrauch auch aus Sicht des Eigentümers<br />

konsequent erscheinen lässt. Vor dem Hintergrund fallender<br />

Anlagenpreise rentiert sich auch der Einsatz von<br />

Speichern in Ein- oder Mehrfamilienhäusern bzw. Siedlungsgebieten.<br />

Ein höherer Eigenverbrauch zahlt sich für<br />

den Anlagenbetreiber aus und verringert die teils großen<br />

Belastungen für die Netze.<br />

Ein höherer Eigenverbrauch fordert neue Wege bei der<br />

Finanzierung der Netzinfrastruktur. Denn auch wenn die<br />

betreffenden Stromkunden einen höheren Anteil ihres<br />

selbst erzeugten Solarstroms selbst nutzen, müssen die<br />

Netzbetreiber die Funktionsfähigkeit des Stromnetzes<br />

weiter gewährleisten. Denn wenn keine Sonne scheint<br />

oder die Batterie entladen ist, bezieht der Kunde wieder<br />

seinen Strom aus dem öffentlichen Netz. Deshalb sind<br />

auch die Vertriebe verpflichtet, für die Kunden das sogenannte<br />

Standardlastprofil vorzuhalten, auch wenn dies<br />

immer weniger in Anspruch genommen wird.<br />

Wie ein solches Finanzierungsmodell ausgestaltet werden<br />

kann, muss die Politik mit verschiedenen Akteuren<br />

nach der Bundestagswahl im Rahmen verschiedener und<br />

aufeinander abgestimmter Novellen der Energiegesetze<br />

und Verordnungen erörtern.<br />

Politik aus einem Guss<br />

Wir brauchen dringend einen institutionellen Rahmen und<br />

ein klares Handlungskonzept zur Umsetzung der Energiewende<br />

aus einem Guss. Hierzu zählt die ständige Einbeziehung<br />

aller energiepolitischen und energiewirtschaftlichen<br />

Akteure wie Unternehmen, Landesregierungen,<br />

Regulierungsbehörden, Kommunen und nicht zuletzt der<br />

Bürgerinnen und Bürger, deren Akzeptanz für Maßnahmen<br />

vor Ort für das Gelingen der Energiewende maßgeblich<br />

ist. Zu diesem institutionellen Rahmen gehört auch ein regelmäßiges<br />

Monitoring, Controlling und Management der<br />

Energiewende. Von der Bundesregierung vorzulegende<br />

Berichte müssen anpassende Maßnahmen ermöglichen,<br />

um das Zieldreieck einer bezahlbaren, sicheren und nachhaltigen<br />

Energieversorgung zu erreichen.<br />

SPD: Klimaschutz - nur durch 100 Prozent<br />

erneuerbare Energien<br />

Statement von Ulrich Kelber, MdB, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD,<br />

Schwerpunktbereiche Umwelt, Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit;<br />

Arbeitsgruppe Energie der SPD-Bundestagsfraktion<br />

Im Moment ist kaum etwas weniger<br />

erfolgreich <strong>als</strong> der internationale Klimaschutz:<br />

Die Staaten hangeln sich von<br />

Konferenz zu Konferenz, halten Uhren<br />

an, vertagen sich auf das nächste Mal<br />

und erreichen allenfalls im Prozedere,<br />

bei Methoden oder im sonstigen Kleingedruckten<br />

einigen Fortschritt. Die politische<br />

Großwetterlage lässt dagegen Schlimmes<br />

ahnen: Ob wir in den nächsten Jahren<br />

ein belastbares internationales Klimaschutzregime<br />

mit konkretisierten Reduktionszielen,<br />

-pfaden und entsprechender<br />

Lastenverteilung erreichen werden, ist<br />

doch mehr <strong>als</strong> fraglich. Was wir haben, ist<br />

ein verlängertes Kyoto-Protokoll, für das<br />

die Folgeziele bis zum Jahr 2020 noch ausstehen und bei<br />

dem nur noch ein Bruchteil der ursprünglich Beteiligten<br />

an Bord geblieben ist.<br />

Vom 6. Mai 2013<br />

Das sind mit Blick auf die Energiewende<br />

bei uns zu Hause keine guten Aussichten.<br />

Es ist nicht zu übersehen: Die<br />

Durchschlagskraft des Klimaschutzes für<br />

nationale Maßnahmen zur Begrenzung<br />

von Emissionen nimmt ab. Es ist zwar<br />

nicht neu, dass die Koalition aus CDU/<br />

CSU und FDP in der Klimaschutz- und<br />

Energiepolitik seit ihrem Amtsantritt Verheerungen<br />

anrichtet. Aber dass diese<br />

Koalition ihr eigenes nationales Klimaschutzziel<br />

- minus 40% CO 2<br />

-Emisisonen<br />

bis zum Jahr 2020 – nun nicht einmal<br />

<strong>als</strong> Beitrag für ein EU-Ziel von minus<br />

Ulrich Kelber 30% an die EU-Kommission melden will,<br />

spricht Bände. Beim Zurückhalten von<br />

CO 2<br />

-Emisisonszertifikaten sind Umwelt- und Wirtschaftsminister<br />

unterschiedlicher Meinung und blockieren sich<br />

gegenseitig. Und in der Diskussion um die sogenannte<br />

Strompreisbremse hat der offizielle Klimaschutzminister<br />

dieses Landes, Peter Altmaier, erklärt, der Ausbau der<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

19<br />

Solarbrief-2-13.indd 19 30.07.2013 13:59:57


Erneuerbaren ginge viel zu schnell und wäre entsprechend<br />

(zu) teuer.<br />

Da nun auch CDU und FDP den Atomausstieg propagieren,<br />

fragt sich der staunende Beobachter, wie das denn<br />

mit dem Klimaschutz gehen soll? Infrastrukturen sind träge<br />

Systeme und benötigen Jahrzehnte, um grundlegend<br />

erneuert werden zu können. Bis zum Ziel eines klimaneutralen<br />

Deutschland sind es noch knapp über 35 Jahre. Das<br />

ist bei solchen Reaktionszeiten quasi „morgen“.<br />

In dieser Situation den Umbau der Energieversorgung<br />

und des Energieverbrauchs abzubremsen, ist das genaue<br />

Gegenteil von dem, was nötig wäre.<br />

Die SPD hat sich daher nicht nur das Ziel gesetzt, das<br />

Land im Jahr 2050 zu 100 % mit Erneuerbaren Energien<br />

zu versorgen, beim Strom schon deutlich vorher. Wir<br />

wollen durch entsprechende Zwischenziele überprüfen,<br />

ob das Gesamtziel erreichbar bleibt. Damit lässt sich –<br />

wenn nötig – rechtzeitig gegensteuern, so dass unsere<br />

Instrumente auch zum Ziel führen und nicht nur hohle<br />

Versprechen bleiben.<br />

Daher wollen wir im Jahr 2020 die Stromerzeugung zu<br />

mindestens 40- 45 % aus erneuerbaren Energien sicherstellen.<br />

Für das Jahr 2030 nehmen wir wenigstens 75 %<br />

in den Blick. Das ist ohne Weiteres erreichbar, wenn der<br />

Ausbaupfad nicht immer wieder in Frage gestellt und die<br />

Akteure - vor allem Betreiber, Investoren und die Banken<br />

- ständig mit neuen Kürzungsvorschlägen verunsichert<br />

werden. Wohlgemerkt: Der Ausbau muss kosteneffizient<br />

erfolgen. Eine richtig justierte Kosteneffizienz bemisst sich<br />

aber nicht daran, dass man kurzfristig Kosten spart und<br />

am Ende mehr für eine vergleichbare Leistung bezahlt.<br />

Jede neue Debatte um kurzfristige Einschnitte in das EEG<br />

erhöht die Kosten, ohne dass solche Vorschläge jem<strong>als</strong><br />

umgesetzt werden. Denn mit jedem neuen Vorschlag, der<br />

letztlich doch nicht umgesetzt wird, steigen die Risikoprämien<br />

bei Banken und Finanziers.<br />

Kosteneffizient sind dagegen solche Maßnahmen, die<br />

etwa zu hohe Erlöse einzelner Sparten oder Größenklassen<br />

verringert. Auch die Struktur des Ausbaus ließe<br />

sich anpassen. Das könnte weniger off shore und mehr<br />

on shore bedeuten. Aber auch das müsste so erfolgen,<br />

dass bereits begonnene Projekte nicht abgeschnitten oder<br />

unwirtschaftlich werden. Vertrauen und stabile Rahmenbedingungen<br />

sind ein zu hohes Gut, um es auf dem Altar<br />

kurzfristiger Wahlziele zu opfern.<br />

CDU/CSU und FDP haben es in den letzten vier Jahren<br />

geschafft, jeden – aber auch jeden – Akteur in der Energiewirtschaft<br />

zu verunsichern, indem sie im Jahresrhythmus<br />

die Rahmenbedingungen geändert haben: Erst haben<br />

sie ein Jahr gebraucht, um den Ausstieg aus dem Atomausstieg<br />

umzusetzen. Für alle Betreiber und Investoren<br />

in neue Kraftwerke war das die erste Hängepartie. Dann<br />

haben sie die Laufzeiten verlängert, um kaum ein halbes<br />

Jahr später alles wieder zurück zu nehmen. Das war nicht<br />

nur ein KO-Schlag für die Atomwirtschaft – sondern wieder<br />

wurden sämtliche Rahmenbedingungen im Energiesektor<br />

massiv verändert. Dann folgte die hastig zusammen geschusterte<br />

Novelle des EEG. Die Novelle war noch nicht<br />

in Kraft, da hagelte es auch schon Kritik, man bräuchte<br />

ein gänzlich neu justiertes Fördersystem. Und die Kritik<br />

kam – aus der Koalition selbst. Aber damit nicht genug:<br />

Kaum zwei Monate nach dem Inkrafttreten ging es schon<br />

wieder an die Vergütungsätze für Solaranlagen. Dreimal<br />

hat die Koalition die Solarvergütung in den letzten vier<br />

Jahren verändert. Und jetzt haben wir eine Debatte um<br />

die Strompreisbremse. Dabei ist die selbsternannte Rechtstaatspartei<br />

FDP sogar bereit, in bestehende gesetzliche<br />

Zusagen und Verträge einzugreifen. Es gibt buchstäblich<br />

niemanden im Bereich der Energiewirtschaft, der durch<br />

dieses Hin und Her nicht mehrfach verunsichert wurde. All<br />

das hat eine Menge Geld und viele Arbeitsplätze gekostet.<br />

Das alles zeigt, wie schwarzgelb die Energiewende kaputt<br />

wendet, weil sie keine klaren Ziele haben.<br />

20<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 20 30.07.2013 13:59:58


Bündnis 90 / Die Grünen: Mit Erneuerbaren Energien<br />

zu einem nachhaltigen Klimaschutz<br />

Statement von Hans-Josef Fell, MdB<br />

Der globale Klimawandel rast viel<br />

schneller voran <strong>als</strong> bisher angenommen,<br />

Stürme wie Sandy in den USA<br />

oder die schweren Waldbrände und<br />

Überschwemmungen in Australien zeigen<br />

das Ausmaß bereits von 0,8 Grad<br />

Celsius Erwärmung. Aber wie werden<br />

die Stürme, Überschwemmungen und<br />

Waldbrände erst aussehen, wenn die<br />

Erde sich auf 2 Grad aufgeheizt hat?<br />

Das ist für mich eine essentielle politische<br />

Fragestellung, die in den nationalen<br />

Parlamenten und international nicht<br />

ausreichenden genug behandelt wird.<br />

Deshalb fordere ich einen Neustart der<br />

Klima- und Energiepolitik.<br />

Unser globales Ziel darf es nicht mehr sein, eine Erderwärmung<br />

bis 2 Grad Celsius achselzuckend zu akzeptieren.<br />

Ziel muss es sein, die Erde auf das vorindustrielle<br />

Niveau abzukühlen. Und dafür bedarf es einer neuen<br />

Klimaschutzstrategie.<br />

Eine solche neue Klimaschutzpolitik ist technologisch<br />

möglich, weil Entwicklungen eingesetzt haben, die eine<br />

schnelle, ökonomisch tragfähige Umstellung auf Nullemissionstechnologien<br />

und Kohlenstoffsenken erwarten<br />

lassen, und sie ist auch ökonomisch sinnvoll, weil klimaschützendes<br />

Wirtschaften heute vielfach gewinnbringender<br />

ist <strong>als</strong> die alte Erdölwirtschaft.<br />

Wir müssen <strong>als</strong>o eine globale Wirtschaft organisieren, in<br />

welcher erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeiten und Klimaschutz<br />

kein Gegensatz sind. Dieses Ziel ist in wenigen<br />

Jahrzehnten erreichbar, wenn es Vorreiternationen konsequent<br />

vormachen. Deutschland hätte mit der richtigen<br />

Regierung die Möglichkeiten, dieser Vorreiter zu sein,<br />

wenn die vor einem guten Jahrzehnt gelegte Grundlage,<br />

zum Beispiel bei der Förderung der Erneuerbaren oder<br />

der biologischen Landwirtschaft, fortgeführt würden.<br />

Wenn die politischen Handlungen endlich konsequent<br />

und kompromisslos ausgerichtet werden, dann könnte<br />

Deutschland bis 2030 frei von klimaschädlicher fossiler<br />

und atomarer Energie sein. Dafür brauchen wir aber einen<br />

Politikwechsel in Berlin.<br />

Vom 7. März 2013<br />

Eine Säule einer neuen Klimastrategie ist die Kohlenstoffreinigung<br />

der Atmosphäre. Über biologische Landwirtschaft,<br />

Grünland und Aufforstungen können viel Kohlenstoffe<br />

im Boden gespeichert und dieser Prozess über<br />

Biokohleerzeugung zusätzlich massiv beschleunigt werden.<br />

So lässt sich zusammen mit Nullemissionen<br />

der Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre<br />

wieder senken, womit ein Abkühlungsprozess<br />

der Erdtemperatur möglich wird.<br />

Weitere Bausteine für eine Strategie der<br />

globalen Abkühlung sind die Beendigung<br />

der Nutzung fossiler Rohstoffe im Energie-,<br />

Transport-, Chemie-, Bau- und Agrarsektor;<br />

genauso, wie eine Kohlenstoffreinigung der<br />

Atmosphäre. Gleichzeitig müssen wir endlich<br />

mit Scheinlösungen aus der Low Carbon<br />

Strategie aufräumen, wie der Atomenergie und<br />

CCS. Der Emissionshandel hat uns bereits<br />

330 Milliarden Euro gekostet, aber keinen<br />

Klimaschutz gebracht. Subventionen in fossile<br />

Energien müssen schnellst möglich beendet werden,<br />

alleine dadurch lassen sich weltweit 523 Milliarden US-<br />

Dollar pro Jahr aus öffentlichen Haushalten einsparen,<br />

die Verschuldung der öffentlichen Hand zurückfahren und<br />

die Subventionierung der CO 2<br />

-Emissionen mit 80 Euro<br />

pro Tonne CO 2<br />

beenden.<br />

Hans-Josef Fell<br />

Bedeutender Teil dieser neuen Klimaschutzstrategie ist<br />

die vollständige Umstellung der Weltenergieversorgung<br />

auf 100 Prozent Erneuerbare Energien. Dass dies bis<br />

2030 ökonomisch machbar ist, haben die berühmten<br />

Universitäten Stanford und Davis bereits nachgewiesen.<br />

Und Deutschland hat mit einem Anteil von fast 25 Prozent<br />

an der Bruttostromversorgung gezeigt, dass ein steiles<br />

Wachstum für Erneuerbare Energien auch in kurzer Zeit<br />

machbar ist.<br />

In Deutschland hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />

einen riesigen Wirtschaftsfaktor mit bereits 400.000<br />

Arbeitsplätzen geschaffen und Rohstoffimporte von<br />

über neun Milliarden Euro vermieden. Das ist gelebter<br />

Klimaschutz.<br />

Doch diese Entwicklung ist vielen in Deutschland mittlerweile<br />

ein Dorn im Auge. Die Bestandsschützer der<br />

fossil-atomaren Energiewirtschaft und der fossilen Landwirtschaft,<br />

in der Politik und in der Branche selbst, sehen<br />

mittlerweile ihre Geschäfte dahin schwimmen und setzen<br />

jetzt auf volle Attacke. Und die Minister Rösler und Altmaier<br />

und selbst Kanzlerin Merkel geben diesen Gegnern<br />

gerne Schützenhilfe und setzen auf einen Ausbaustopp<br />

der Erneuerbaren Energien. Denn nur mit einem Stopp<br />

können die Gas,- Kohle- und Atomkraftwerke noch ein<br />

paar Jahre länger laufen.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

21<br />

Solarbrief-2-13.indd 21 30.07.2013 13:59:58


Ich werde mich auch in der nächsten Legislaturperiode<br />

weiterhin für einen ungebremsten Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien und für weitere Klimaschutzmaßnahmen<br />

einsetzen. Dazu ist zum Beispiel das EEG in seiner<br />

Grundform zu erhalten und fit zu machen für die Zukunft.<br />

Die Grüne Fraktion hat dazu verschiedene Vorschläge<br />

vorgelegt.<br />

Nur mit einer Abwahl von Schwarz-Gelb und einer grünen<br />

Regierungsbeteiligung können wir die Energiewende<br />

wieder auf den richtigen Kurs bringen. Deutschland muss<br />

die ökonomischen und ökologischen Chancen der Energiewende<br />

hin zu einer Wirtschaft mit Nullemissionen und<br />

Kohlenstoffreinigung endlich wahrnehmen. Dafür werde<br />

ich mich auch weiterhin einsetzen.<br />

Weitergehende Ausführungen zu der neuen Klimaschutzstrategie von Hans-Josef<br />

Fell finden Sie in seinem Buch „Global Cooling – Strategies for Climate Protection“<br />

(http://www.globalcooling-climateprotection.net/).<br />

Nachgehakt<br />

Verständnisfrage des <strong>SFV</strong> an<br />

Hans-Josef Fell, Bündnis 90 / Die Grünen<br />

vom 7. März 2013<br />

Zu einem Punkt haben wir noch eine Verständnisfrage,<br />

da es in dieser Hinsicht in der Vergangenheit einige<br />

Meinungsverschiedenheiten gegeben hat. Es ging um<br />

das Steuerungselement des sogenannten „atmenden<br />

Deckels“ für die Solarenergie, mit dessen Hilfe der Ausbau<br />

der Solarenergie in einem „Ausbaukorridor“ gehalten<br />

werden sollte.<br />

Sie schreiben jetzt, Sie würden sich in der nächsten<br />

Legislaturperiode für einen ungebremsten Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien einsetzen.<br />

Dürfen wir das so verstehen, dass Sie den „atmenden Deckel“<br />

für die Photovoltaik in der immer kritischer werdenden<br />

Klimaentwicklung nicht mehr für erforderlich halten?<br />

Antwort von Herrn Fell vom 11.März 2013:<br />

Der „atmende Deckel“ ist von der Wirkung her kein<br />

Deckel, der Investitionen über den Deckel hinaus verhindern<br />

würde. In den letzten Jahren lagen ja auch die<br />

PV-Investitionen deutlich über dem Volumen, das mit dem<br />

„atmenden Deckel“ angepeilt wurde. Ich werde weiterhin<br />

wie bisher politisch daran arbeiten, einen echten Deckel zu<br />

verhindern. Allerdings halte ich auch überzogene Renditen<br />

von deutlich über 10 Prozent nicht für verantwortbar. Hier<br />

ist der von mir ja vorgeschlagene „atmende Deckel“ das<br />

richtige Instrument, er hat überzogene Renditen verhindert<br />

und gleichzeitig einen Ausbaudeckel verhindert. Ohne<br />

atmenden Deckel hätte die schwarz-gelbe Koalition längst<br />

einen echten Ausbaudeckel eingeführt.<br />

Bündnis 90 / Die Grünen:<br />

Scheitert die Energiewende, scheitert die Klimapolitik<br />

Statement von Dr. Hermann E. Ott, MdB, klimapolitischer Sprecher der<br />

Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen<br />

Vom 3. Mai 2013<br />

Wie Klimaschutz und Energiewende<br />

gemeinsam vorangebracht<br />

werden müssen<br />

Energiewende ist ein mittlerweile international<br />

gesetzter Begriff, der im<br />

Ausland häufig gar nicht mehr übersetzt<br />

werden muss. Der Blick richtet sich nach<br />

Deutschland – denn wir sind bislang das<br />

einzige Industrieland, das sich mit einer<br />

Energiewende zum Ziel gesetzt hat,<br />

vollständig aus der Atomenergie auszusteigen<br />

und konsequent auf Erneuerbare<br />

Energien zu setzen. Wenn Deutschland<br />

Dr. Hermann E. Ott<br />

das schafft, so die allgemeine Meinung,<br />

dann ist es überall möglich.<br />

Während die internationalen Klimaverhandlungen<br />

weiterhin nur wenig<br />

vorankommen, hat Deutschland die<br />

Chance, ein internationales Beispiel<br />

zu setzen, wie mit einer konsequenten<br />

Energiewende Klimaschutz vorangebracht<br />

werden kann. Doch im Moment<br />

leidet die Energiewende unter politischer<br />

Orientierungslosigkeit und sie<br />

gerät im Zuge der Strompreisdebatte<br />

und des Netzausbaus verstärkt in die<br />

22<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 22 30.07.2013 13:59:58


Kritik. Es wird immer deutlicher: Ein Durchwurschteln bei<br />

einem Infrastrukturprojekt solcher Größe ist nicht möglich.<br />

Nach dem Scheitern des Backloading-Vorschlags zum<br />

EU-Emissionshandel im Europaparlament muss sich<br />

Deutschland dafür einsetzen, dass das EU-Klimaziel<br />

auf 30% bis 2020 angehoben wird. Auch ein nationales<br />

Klimaschutzgesetz ist überfällig, denn unser Klimaziel<br />

muss endlich rechtlich verankert und mit den notwendigen<br />

Maßnahmen unterlegt werden. Klar ist: Nur mit einem richtungsweisenden<br />

Kompass, mit klaren, nachvollziehbaren<br />

Zielen und Zwischenschritten und nur mit der Beteiligung<br />

aller gesellschaftlicher Ebenen kann die Energiewende<br />

zum Erfolg geführt werden.<br />

Der Kompass der Energiewende wird durch zwei dominierende<br />

Koordinaten bestimmt: Atomausstieg und Klimaschutz<br />

sind und waren die treibenden Motive, zu denen<br />

sich ökonomische Ziele wie die Schaffung einer sicheren<br />

und bezahlbaren Energieversorgung gesellen. In der Zeit<br />

zwischen den Weltklimagipfeln in Doha Ende letzten Jahres<br />

und Warschau im kommenden November ist es wieder<br />

einmal ruhig um die Klimapolitik geworden. Doch einmal<br />

im Jahr träge verlaufende Klimaverhandlungen und das<br />

Warten auf Andere bringen uns im Klimaschutz nicht voran.<br />

Seit langem setze ich mich daher für eine Klimapolitik der<br />

unterschiedlichen Geschwindigkeiten (KluG) ein, bei der<br />

klimapolitische Pioniere in Klima-Clubs vorangehen, für<br />

einen wirklichen Fortschritt in der Klimapolitik sorgen – und<br />

dabei Klimapolitik nicht <strong>als</strong> Belastung begreifen, sondern<br />

<strong>als</strong> Chance. Eine dieser klimapolitischen Chancen liegt<br />

in der deutschen Energiewende <strong>als</strong> enormer Wirtschaftsfaktor,<br />

bei dem Deutschland sein Know-how nicht zuletzt<br />

international vermarkten kann. Schon heute arbeiten rund<br />

400.000 Menschen im Sektor der Erneuerbaren. Schwer<br />

verständlich ist es dann, warum die Energiewende international<br />

nur so wenig kommuniziert wird.<br />

Eine konsequente Energiewende ist jedoch weitaus mehr<br />

<strong>als</strong> der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Klimaschutz<br />

im Rahmen der traditionellen Energiestrukturen ist von<br />

vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn diese Jahrhundertaufgabe<br />

erfordert einen Systemwechsel, erfordert<br />

ein Neudenken unserer Art der Energieerzeugung und<br />

des Umgangs mit Energie. Dem Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien kommt eine bedeutende Rolle dabei zu,<br />

Deutschlands klimapolitische Ziele einzuhalten und den<br />

Atomausstieg und Umstieg weg von fossilen klimaschädlichen<br />

Energieträgern energiepolitisch abzusichern. Zur<br />

Konsistenz der Erneuerbaren muss sich zudem eine<br />

Effizienzrevolution gesellen – und ein anderer Umgang<br />

mit Energie, <strong>als</strong>o Lebensstile, die nicht unbedingt mit<br />

immer mehr Energieverbrauch verbunden sind („Suffizienz“).<br />

Der Klimaschutz <strong>als</strong> Ziel erinnert uns zudem daran,<br />

dass die Energiewende mehr sein muss <strong>als</strong> eine reine<br />

Stromerzeugungswende; die Themen Hauswärme, Mobilität<br />

und Energieeffizienz müssen mitgedacht werden.<br />

Im Endeffekt erfordert der Klimaschutz einen sozialökologischen<br />

Umbau unserer Gesellschaft – von dem<br />

die Energiewende ein Teil ist. Und umgekehrt wird die<br />

Energiewende auch nur so gelingen.<br />

Wie aber kann ein Fahrplan der Energiewende aussehen?<br />

Wir Grüne haben dafür einen Stufenplan der Ökostromförderung<br />

und Marktentwicklung vorgelegt. 1 Darin fordern<br />

wir beispielsweise:<br />

• das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) von unnötigen<br />

Kosten zu befreien und die Lasten fair zwischen allen<br />

Stromverbrauchern aufzuteilen. Dazu gehört auch, den<br />

Kreis der begünstigten Unternehmen zurückzuführen und<br />

auf energieintensive Unternehmen zu beschränken, die<br />

im internationalen Wettbewerb stehen;<br />

• das EEG neu auszurichten, da es schon immer für Veränderung<br />

stand und darauf angelegt ist, sich nach und<br />

nach überflüssig zu machen. Einer der Kernpunkte ist<br />

dabei die Degression der Einspeisevergütung;<br />

• einen Energiewendemarkt zu schaffen, in dem erneuerbare<br />

Energien auch ohne Förderung ihren Platz finden.<br />

Ziel muss es dabei sein, mit einem Strommarktdesign<br />

Schritt für Schritt den Strommarkt für erneuerbare Energien<br />

zu bereiten und diese nicht in einen Börsenmarkt zu<br />

drängen, der ihnen keine Zukunft bietet. Weitere wichtige<br />

Stichpunkte sind die Schaffung von Marktanreizen durch<br />

die Einführung von Kapazitätsmärkten, die Öffnung des<br />

Regelenergiemarkts für erneuerbare Energien sowie die<br />

Stärkung der Direktvermarktung für Ökostrom;<br />

• nicht zuletzt den CO 2<br />

-Handel zu reparieren und reformieren,<br />

um Investitionen in erneuerbare Energien, Effizienz<br />

und Klimaschutz anzureizen und somit das wichtigste<br />

europäische klimapolitische Instrument wiederbeleben.<br />

Wir setzen uns beispielsweise für die Einführung einer<br />

jährlich steigenden Preisuntergrenze für CO 2<br />

-Zertifikate<br />

ein. Schließlich soll der Emissionshandel den Ausstoß von<br />

Treibhausgasen vermindern und das Klima schützen –<br />

und nicht mit CO 2<br />

-Zertifikaten gezockt werden.<br />

Über solche konkreten Umsetzungsschritte hinaus bin ich<br />

davon überzeugt, dass die Energiewende nur zu stemmen<br />

ist, wenn sie lokal verankert wird. Ende letzten Jahres<br />

habe ich daher die überparteiliche „Bergische Erklärung“<br />

initiiert und gemeinsam mit 15 weiteren Abgeordneten der<br />

Region „Bergisches Land“ aus Bundestag und Landtag<br />

NRW unterzeichnet 2 ; <strong>als</strong> klares Signal an alle Akteure,<br />

dass es nicht mehr um das OB, sondern „nur“ noch um<br />

das WIE der Energiewende hin zu 100% Erneuerbaren<br />

geht. Denn damit die Energiewende ein Erfolg wird und<br />

Atomausstieg und Klimaschutz in Deutschland unwiderruflich<br />

verankert werden können, braucht es solche<br />

überparteilichen Signale aus Politik und Gesellschaft.<br />

Nur <strong>als</strong> gesamtgesellschaftliches Projekt kann die Energiewende<br />

zum Erfolg geführt werden – und <strong>als</strong> positives<br />

Beispiel international Schule machen!<br />

Fußnoten<br />

1 der detaillierte Fahrplan ist einsehbar unter http://www.gruene-bundestag.de/<br />

themen/energie/so-geht-energiewende_ID_4387593.html<br />

2 die „Bergische Erklärung“ unter http://www.hermann-e-ott.de/fileadmin/content/<br />

medien/2012-11-02_Bergische_Erklaerung.pdf<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

23<br />

Solarbrief-2-13.indd 23 30.07.2013 13:59:58


Nachgehakt<br />

Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> an Dr. Hermann E. Ott, Bündnis 90 / Die Grünen vom 3. Mai 2013,<br />

Antworten von Herrn Ott vom 29. Mai 2013<br />

Frage des <strong>SFV</strong>: Sie schreiben: „.. das EEG neu auszurichten,<br />

da es schon immer für Veränderung stand<br />

und darauf angelegt ist, sich nach und nach überflüssig<br />

zu machen. Einer der Kernpunkte ist dabei die Degression<br />

der Einspeisevergütung;“ In welcher Weise<br />

wollen Sie die Degression der Einspeisevergütung<br />

neu ausrichten?<br />

Antwort von Herr Dr. Ott: Die Degression bezieht<br />

sich auf das „nach und nach“ überflüssig machen -<br />

nicht auf eine Neuausrichtung der Degression. Die<br />

Neuausrichtung des EEG in dem genannten Positionspapier<br />

der grünen Bundestagsfraktion bezog sich<br />

auf folgende Punkte:<br />

• Die Vergütungssätze und Boni müssen konsequent<br />

auf den Prüfstand, um überzogene Renditen zulasten<br />

der Stromverbraucherinnen und -verbraucher zu<br />

verhindern und für alle Beteiligten mehr Transparenz<br />

zu schaffen.<br />

• Außerdem müssen Schritt für Schritt zusätzliche qualitative<br />

Anforderungen an die Anlagen gestellt werden,<br />

z.B. im Hinblick auf Netzintegration und Speicherung,<br />

Systemdienstleistungen oder den Standort.<br />

• Strom aus Biomasse, Wasserkraft oder Geothermie<br />

soll künftig bedarfsorientiert zum Ausgleich schwankender<br />

Wind- und Solarstromerzeugung produziert<br />

werden. Die Vergütung soll sich künftig aus zwei Bestandteilen<br />

zusammensetzen – einem Festpreis und<br />

einem variablen, am Marktpreis orientierten Anteil.<br />

Wir wollen ferner prüfen, wie die Erhöhung der EEG-<br />

Umlage durch den „Merit-Order-Effekt“ umgangen<br />

werden kann und die Preisvorteile des Ökostroms<br />

auch nicht-privilegierte Letztverbraucher erreichen.<br />

Unser Ansatzpunkt ist dabei eine Abkehr von der<br />

Zwangsvermarktung des EEG-Stroms an der Strombörse<br />

und die Einführung eines novellierten Wälzungsmechanismus,<br />

bei dem die Energieversorger<br />

für Abnahme und Vermarktung des EEG-Stroms<br />

verantwortlich sind.<br />

Frage des <strong>SFV</strong>: Sie halten die Öffnung des Regelenergiemarkts<br />

für Erneuerbare Energien für wichtig.<br />

Wie wollen Sie konkret mit Sonnen- oder Windenergie,<br />

die ja vom jeweiligen Wetter und der Tageszeit stark<br />

abhängig sind, bedarfsgerecht Regelenergie liefern?<br />

Antwort von Herr Dr. Ott: Hier geht es in erster Linie<br />

um Bioenergie. Sonnen- und Windenergie können<br />

zudem negative Regelenergie bereitstellen. Voraussetzung<br />

ist hier, dass der Regelenergiemarkt so geändert<br />

wird, dass die Produkte nicht nur wöchentlich<br />

angeboten werden können, sondern auch für den<br />

nächsten Tag.<br />

Frage des <strong>SFV</strong>: Ein wichtiger Vorteil des EEG war bisher,<br />

dass dem Betreiber einer Hausdach-Solaranlage<br />

die Arbeit abgenommen wurde, sich persönlich um die<br />

Vermarktung des ins Versorgungsnetz eingespeisten<br />

Solarstroms zu kümmern. Sie möchten nun die Direktvermarktung<br />

für Ökostrom verstärken. Aber wie soll<br />

Ihrer Meinung nach der Betreiber einer Hausdach-<br />

Solaranlage, der ja sehr häufig beruflich oder familiär<br />

ausgelastet ist, zusätzlich die Mühe der Vermarktung<br />

seines Stromes übernehmen? Zu bedenken ist dabei,<br />

dass Solarstrom schwerpunktmäßig immer dann im<br />

Überschuss anfällt, wenn auch Millionen anderer Solaranlagen<br />

ebenfalls einen Überschuss produzieren und<br />

dass durch dieses absehbare Überangebot die Preise<br />

für Strom immer öfter gegen Null gehen werden.<br />

Antwort von Herr Dr. Ott: In unserem Papier geht es<br />

darum, die Direktvermarktung außerhalb des EEG zu<br />

fördern. Das bedeutet eben nicht, dass wir Anlagenbetreiber<br />

dazu verpflichten wollen, ihren Strom selbst<br />

zu vermarkten. Diese Direktvermarktung ist viel mehr<br />

darauf ausgelegt, Betreibern von Windenergieanlagen,<br />

Biogasanlagen oder großen PV-Anlagen auf Mietshäusern<br />

eine Möglichkeit zur direkten Vermarktung zu<br />

geben, die sich wirtschaftlich lohnt. Für den Dachanlagenbetreiber<br />

bleibt alles beim Alten.<br />

24<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 24 30.07.2013 13:59:58


DIE LINKE: LINKE Energiewende<br />

Statement von Eva Bulling-Schröter, MdB<br />

Vom 8. Februar 2013<br />

Beschlossener Atomausstieg, zurückfahren<br />

der fossilen Erzeugung und Kurs<br />

nehmen auf ein weitgehend regeneratives<br />

Energiesystem – ist die Bundesregierung<br />

seit Fukushima auf dem richtigen<br />

Weg? Eher nicht. Denn erstens gilt der<br />

Kurs nur im Strombereich, totaler Ausfall<br />

dagegen in Sachen Verkehrswende und<br />

weitgehend bei der energetischen Gebäudesanierung.<br />

Zweitens gibt es selbst<br />

im Stromsektor bei der Umsetzung lediglich<br />

ein „mangelhaft“. Kein Wunder, denn<br />

FDP und Teile der Union würden lieber<br />

zurück zu alten Zeiten. Weil das nach<br />

Lage der Dinge nicht geht, ist bremsen<br />

und verhindern Programm.<br />

Die Defizite sind <strong>als</strong>o nur zum Teil dem notwendigerweise<br />

auch suchenden Prozess der komplexen Energiewende<br />

geschuldet, bei welchem nicht jede Frage sofort beantwortet<br />

werden kann. Schwarz-Gelb kann sich im Kern<br />

einfach nicht den Interessen der überkommenden fossilatomaren<br />

Energieversorgung entziehen. Die Ignoranz<br />

bei der sozialen Frage der Energiewende war dagegen<br />

seinerzeit auch Rot-Grün gemein.<br />

Woran krankt’s im Stromsektor?<br />

Zunächst hätte der Atomausstieg schneller kommen<br />

können <strong>als</strong> bis 2022. Nicht nur wegen der Risiken. Atomstrom,<br />

der kaum regelbar ist, verstopft auch die Leitungen<br />

für Ökostrom. Zudem versagt der Emissionshandel <strong>als</strong><br />

Klimaschutzinstrument, weil er von der Industrie- und<br />

Kohlelobby völlig zerschossen wurde. Er war bislang<br />

mehr Gelddruckmaschine für Konzerne <strong>als</strong> Hebel für mehr<br />

Klimaschutz. Ergebnis ist eine Zertifikatsschwemme, die<br />

CO 2<br />

-Preise sind im Keller, der Anteil des Kohlestroms<br />

am Energiemix steigt wieder. Diese Entwicklung belastet<br />

ebenfalls die Netze, zudem schwinden Anreize für mehr<br />

Energieeffizienz. Darum hat die LINKE im Bundestag ein<br />

Kohleausstiegsgesetz beantragt. Es soll vorgelegt werden,<br />

sofern das Handelssystem nicht bis zum Frühjahr radikal<br />

reformiert wird. Mit dem Gesetz soll der letzte Kohlemeiler<br />

spätestens 2040 vom Netz, bis dahin wäre schrittweise<br />

abzuschalten. Der Neubau von Kohlekraftwerken und der<br />

Neuaufschluss von Tagebauen würde genauso verboten,<br />

wie die Verklappung von CO 2<br />

im Untergrund (CCS).<br />

Eine Hauptaufgabe für 2013 und die kommende Legislaturperiode<br />

wird die Verteidigung und Weiterentwicklung<br />

des EEG. Seine Kernelemente Einspeisevorrang und<br />

garantierte kostenorientierte Vergütung des Ökostroms<br />

müssen erhalten bleiben. Das erhält jene Investitionssicherheit,<br />

die wir für die Energiewende<br />

hin zu einer vollständig regenerativen<br />

Erzeugung brauchen. Darum sind die<br />

aktuellen Vorstöße von Umweltminister<br />

Altmaier zur zeitweisen Aussetzung<br />

von Vergütungszahlungen auch Unsinn.<br />

Dagegen kann über eine stärker<br />

regionale Steuerung der Investitionen<br />

diskutiert werden. Quotenmodelle,<br />

wie sie der FDP vorschweben, lehnen<br />

wir jedoch strikt ab. Sie bremsen den<br />

Ausbau und machen ihn letztlich auch<br />

teurer.<br />

Die Energiewende fordert Netzausbau<br />

Eva Bulling-Schröter<br />

auf allen Ebenen. Dass er bislang<br />

zu groß geplant wurde, zeigen die<br />

aktuellen Streichungen der Bundesnetzagentur am Netzentwicklungsplan.<br />

Doch weiterhin ist die weitgehende<br />

Dezentralität einer künftigen regenerativen Erzeugung<br />

zu wenig berücksichtigt, das Modell des Stromtransports<br />

von Nord nach Süd - einschließlich von fossil befeuerten<br />

Anlagen - dagegen überstrapaziert. Dennoch ist vor<br />

einem unreflektierten Kampf gegen den Netzausbau<br />

zu warnen. Denn die preiswerteste, effizienteste und<br />

umweltfreundlichste Art, Unterschiede in Erzeugung und<br />

Verbrauch auszugleichen, bleibt auf absehbare Zeit der<br />

unmittelbare Stromtransport von Überschuss-Regionen<br />

in Regionen mit Defiziten und nicht der speichergestützte<br />

Eigenverbrauch.<br />

Was übergreifend fehlt, ist eine Koordinierung der Energiewende<br />

bei der Bundesregierung. Netze, Speicher,<br />

Nachfragemanagement, Energieeffizienz, Verbindung<br />

von Strom- und Wärmemarkt, neues Strommarktdesign:<br />

Überall offene Baustellen ohne ordnende Hand.<br />

Totale Fehlanzeige im Verkehrssektor<br />

Agrosprit im Tank ist Problem, und nicht Lösung; die<br />

ressourcenfressende teure Elektromobilität wird’s auch<br />

nicht richten. An ein grundlegendes Umsteuern - Verkehrsvermeidung<br />

und weg von der Automobilgesellschaft<br />

- denkt in der Bundesregierung aber niemand. Und bei<br />

der energetischen Gebäudesanierung gibt es zwar Generalziele,<br />

aber nur wenige und stumpfe Instrumente. So<br />

warten Hauseigentümer seit Jahren auf einen verlässlichen<br />

Sanierungsfahrplan mit langfristig festgesetzten<br />

Vorgaben, genauso wie Handwerker und Architekten. Hier<br />

drohen übrigens noch größere soziale Verwerfungen <strong>als</strong><br />

im Stromsektor, wird nicht bei den Fördermitteln deutlich<br />

aufgestockt.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

25<br />

Solarbrief-2-13.indd 25 30.07.2013 13:59:59


Die LINKE will die soziale Schieflage in der<br />

Energiewende beenden<br />

Ob EEG-Umlage, Ökosteuer, Netzentgelte oder Emissionshandel<br />

– überall verschafft die Bundesregierung für<br />

die energieintensive Industrie Befreiungen oder Ermäßigungen.<br />

Zusammengenommen kosteten sie 2012 knapp<br />

Milliarden Euro. Die unmittelbaren „Lasten“ der Energiewende<br />

werden einseitig den privaten Haushalten sowie<br />

klein- und mittelständischen Unternehmen aufgebürdet,<br />

auch öffentliche Haushalte verlieren Milliarden Euro. Wir<br />

fordern: Angemessene Ermäßigungen sollen künftig nur<br />

noch jene Firmen bekommen, die nachweislich im Wettbewerb<br />

mit außereuropäischen Unternehmen stehen und<br />

zudem einen relevanten Anteil ihrer Produkte energiebzw.<br />

CO 2<br />

-intensiv produzieren. Das sind weit weniger,<br />

<strong>als</strong> heute Vergünstigungen erhalten.<br />

Zusammengefasst: Die LINKE will den Atomausstieg beschleunigen<br />

und ins Grundgesetz schreiben. Wird nicht<br />

unverzüglich der Emissionshandel reformiert, muss ein<br />

Kohleausstiegsgesetz her. Das EEG müssen wir verteidigen,<br />

aber modernisieren. Ende des Jahres sollten auch<br />

Konturen eines neues Marktdesigns für den Stromsektor<br />

klar sein. Wir brauchen eine stärkere Koordinierung der<br />

Energiewende, die auch endlich den Wärmemarkt und<br />

den Verkehrssektor in Angriff nehmen muss. Und wir<br />

brauchen eine faire Verteilung der vorübergehenden<br />

Mehrbelastungen, die durch diese Wende entstehen.<br />

Energie darf nicht für die einen zum Luxusgurt werden,<br />

während andere nichts zahlen. Ansonsten wird uns die<br />

Energiewende wegen schrumpfender Akzeptanz auf die<br />

Füße fallen – dann auch zu recht, wie ich meine.<br />

Nachgehakt<br />

Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> vom 1. März 2013 und<br />

Antworten von Eva Bulling-Schröter, DIE LINKE vom 8. März 2013<br />

<strong>SFV</strong>: Das von Ihnen erwähnte Kohleausstiegsgesetz<br />

scheint uns ein konsequenter Schritt zu sein. Warum<br />

wollen Sie es nur dann vorlegen, wenn das Emissionshandelssystem<br />

nicht bis zum Frühjahr radikal<br />

reformiert wird. Halten Sie denn den Emissionshandel<br />

für reformierbar?<br />

Eva Bulling-Schröter: Mit den von uns im Antrag<br />

17/12064 geforderten Änderungen wären die Schwachstellen<br />

des Europäischen Emissionshandelssystems<br />

weitgehend beseitigt. Die Stilllegung der überschüssigen<br />

Zertifikate bei einem stark angehobenen Reduktionsfaktor<br />

in Verbindung mit einem Verbot der Anrechnung<br />

von Emissionsgutschriften aus dem Ausland<br />

würde die ökologische Integrität des Systems endlich<br />

sichern. Gleichzeitig würde der CO 2<br />

-Preis auf ein<br />

Niveau steigen, welcher den Neubau von Kohlekraftwerken<br />

genauso unrentabel macht, wie den längeren<br />

Weiterbetrieb von älteren Kohlemeilern. Klimaschutzinvestitionen<br />

würden auch andernorts angereizt.<br />

Insgesamt sehen wir aber für unsere Forderungen<br />

weder auf deutscher noch auf EU-Ebene Chancen<br />

auf Realisierung. Genau darum fordern wir <strong>als</strong> ersten<br />

Schritt für Alternativen ein Kohleausstiegsgesetz. In<br />

Verbindung mit einem reformierten EEG wäre dann<br />

wenigstens die Energiewende im Stromsektor vernünftig<br />

instrumentiert.<br />

Das Kohleausstiegsgesetz würde jedoch nur auf den<br />

Stromsektor wirken, nicht aber auf jenen Bereich, den<br />

heute emissionshandelspflichtige Industrieanlagen<br />

umfassen. Auch ein Grund, warum wir den Emissionshandel<br />

bei strikten Reformen nicht ganz aufgeben.<br />

<strong>SFV</strong>: Sie schreiben, die Ignoranz bei der sozialen Frage<br />

der Energiewende sei seinerzeit auch Rot-Grün gemein<br />

gewesen. Wir erkennen mit Respekt und Zustimmung<br />

Ihren Einsatz für die Lösung der sozialen Frage, insbesondere<br />

der immer größer werdenden Unterschiede<br />

zwischen Arm und Reich. Aber sehen Sie tatsächlich<br />

in dem von Rot-Grün im Jahr 2000 beschlossenen<br />

und im Jahr 2004 verbesserten EEG einen Beitrag zur<br />

Verschärfung der sozialen Gegensätze?<br />

Eva Bulling-Schröter: Das EEG ist ein weltweit sehr<br />

erfolgreiches Instrument, um den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien voran zu treiben. Eine vollständig<br />

regenerative Energieversorgung nutzt langfristig<br />

direkt und indirekt gerade auch ärmeren Haushalten,<br />

hierzulande und in anderen Ländern. Weil die Abhängigkeit<br />

von fossilen Rohstoffen sinkt, die knapper und<br />

teurer werden, und weil Erneuerbare externe Kosten<br />

und Konfliktpotentiale des Klimawandels reduzieren,<br />

welche meist diejenigen am meisten treffen, die nichts<br />

zum Klimawandel beigetragen haben. Darum ist die<br />

Grundrichtung des EEG nicht nur ökologisch, sondern<br />

im Wesen auch zutiefst sozial.<br />

Dennoch kostet der Übergang zunächst Geld. Man<br />

kann sich nicht an der Frage vorbei mogeln, wer die<br />

- im betriebswirtschaftlichen Sinn, oder einfach aus<br />

Sicht des Geldbeutels der Frau oder des Manns auf<br />

der Straße - vorübergehenden Mehrkosten der Energiewende<br />

zu tragen haben soll. Und hier liegt einiges<br />

im Argen.<br />

26<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 26 30.07.2013 13:59:59


Die soziale Schieflage begann tatsächlich bereits<br />

unter Rotgrün. Die Ökosteuer wurde seinerzeit mit<br />

der Absenkung der Rentenbeiträge verbunden, was<br />

bis heute vor allem hohen Einkommen nutzt. Parallel<br />

wurde die energieintensive Industrie vollständig von<br />

der Steuer befreit, der Rest der größeren Unternehmen<br />

über den Spitzenausgleich. Mit beidem wurde eine einflussreiche<br />

Lobby ruhig gestellt: Die Sozialdemokraten<br />

konnten bei der großen Industrie punkten, die Grünen<br />

bei gut verdienenden Akademikern. Arme Familien<br />

zahlen dagegen bis heute drauf. Als die PDS dam<strong>als</strong><br />

den sozialen Ausgleich einforderte, welchen SPD und<br />

Grüne versprochenen hatten, wurde sie von beiden <strong>als</strong><br />

Ökobremser beschimpft.<br />

Wenig später hatte Rotgrün zwar immer noch keine Ideen<br />

für einen Ausgleich, dafür aber für neue Privilegien<br />

für die energieintensive Industrie am Start. 80 Prozent<br />

der heute geltenden Ausnahmen bei der EEG-Umlage<br />

waren ein Werk von Rotgrün. Unter anderem Braunkohletagebaue<br />

in der Lausitz oder Massen-Geflügelschlachtereien<br />

werden auf dieser Grundlage befreit.<br />

Auch die kostenlose Vergabe der CO 2<br />

-Emissionsrechte,<br />

die bis letztes Jahr im Stromsektor galt, wurde unter<br />

Rotgrün von der Bundesregierung in Brüssel eingefädelt.<br />

Milliarden gingen bis zum letzten Jahr dadurch den<br />

Haushalten verloren, während sich Energieversorger<br />

dumm und dämlich verdienten.<br />

Und wer zahlt für sämtliche Ausnahmen, die dieses<br />

Jahr übrigens rund 16 Milliarden Euro ausmachen?<br />

Einmal mehr die Haushaltskunden sowie die kleinen<br />

und mittleren Unternehmen. Zudem gehen im Falle<br />

der Steuer- und Konzessions-Privilegien den öffentlichen<br />

Haushalten erhebliche Einnahmen verloren.<br />

Einnahmen, die auch für die soziale Abfederung der<br />

Energiewende genutzt werden könnten.<br />

Aus Sicht der LINKEN ist eine solche Politik nicht nur<br />

ungerecht. Sie schadet auch der Akzeptanz der Energiewende<br />

und kann sie im Extremfall sogar zum Scheitern<br />

bringen. Insofern ist die Verbindung von Sozial- und<br />

Umweltpolitik hier geradezu handgreiflich.<br />

Näheres zu den Industrie-Privilegien finden Sie auch in<br />

einer aktuellen Arepo-Studie, die im Auftrag der Bundestagsfraktion<br />

DIE LINKE erstellt wurde.<br />

<strong>SFV</strong>: Sie schreiben, die preiswerteste, effizienteste und<br />

umweltfreundlichste Art, Unterschiede in Erzeugung<br />

und Verbrauch auszugleichen, sei auf absehbare Zeit<br />

der unmittelbare Stromtransport von Überschuss-<br />

Regionen in Regionen mit Defiziten, und nicht der<br />

speichergestützte Eigenverbrauch. Soweit es sich um<br />

ÖRTLICHE Unterschiede in Erzeugung und Verbrauch<br />

handelt, geben wir Ihnen gerne Recht. Wir sind uns<br />

auch mit Ihnen in der Ablehnung des speichergestützten<br />

EIGENverbrauchs einig, denn Solaranlagen sollen mehr<br />

leisten, <strong>als</strong> nur den Eigenverbrauch ihrer Eigentümer zu<br />

decken. Aber wie wollen Sie gravierende ZEITLICHE<br />

Unterschiede in Erzeugung und Verbrauch ausgleichen?<br />

Und wo vermuten Sie Überschuss-Regionen?<br />

Eva Bulling-Schröter: Der Ausgleich von zeitlichen und<br />

örtlichen Unterschieden in Erzeugung und Verbrauch<br />

stehen zu einander in einem wechselseitigen Verhältnis.<br />

Je nachdem, wie groß man den Raum betrachtet, indem<br />

Erzeugung und Verbrauch zusammenfallen sollen,<br />

verändern sich die Anforderungen an einen räumlichen<br />

und zeitlichen Ausgleich. Bestehen beispielsweise in<br />

eher kleineren Räumen - etwa durch Netzengpässe in<br />

Nachbarräume - kaum Optionen für einen zeitgleichen<br />

EE-Austausch in Defizitregionen – <strong>als</strong>o einen örtlichen<br />

Austausch; so müssen Überschüsse entweder durch<br />

Abregeln von Erzeugungsanlagen vermieden oder<br />

eben der Verbrauch mittels lokaler Speicher in die<br />

Zukunft verlagert werden. Umgekehrt ermöglichen<br />

große gut vernetzte Räume einen deutlich besseren<br />

zeitgleichen Ausgleich in Erzeugung und Verbrauch<br />

zwischen verschiedenen Regionen.<br />

Die zweite Option erscheint uns für die nächsten zehn<br />

Jahren ökologisch und wirtschaftlich - und damit auch<br />

sozial - deutlich besser zu sein. Zum einen ist die Zwischenspeicherung<br />

von Strom gegenwärtig noch mit<br />

enormen Kosten und Effizienzverlusten sowie einem<br />

zusätzlichen Ressourcenverbrauch an zum Teil nicht<br />

unproblematischen Rohstoffen verbunden. Zweitens<br />

scheint es uns wenig sinnvoll, in einer – warum auch<br />

immer - auf Autarkie getrimmten Region verlustreich<br />

Strom zu speichern, während unter Umständen in<br />

Nachbarregionen zeitgleich drohende Versorgungsdefizite<br />

dadurch ausgeglichen werden müssen, dass<br />

fossile Kraftwerke mehr <strong>als</strong> notwendig vorgehalten und<br />

hochgefahren werden.<br />

Eine eher großräumige Vernetzung macht auch deshalb<br />

Sinn, weil somit unterschiedliche Wettergebiete miteinander<br />

verbunden werden können. Weitere Flexibilisierungsoptionen,<br />

wie Demand Site Management (DMS)<br />

oder die Verbindung des Strommarktes mit dem Wärmemarkt<br />

(u.a. KWK) wirken in eine ähnliche Richtung,<br />

weil sie Erzeugungsspitzen glätten und Stromspeicher<br />

vermeiden helfen.<br />

Zusammengefasst: Zusätzliche Kosten und Klimagase<br />

zu produzieren, nur um einen eindimensionalen Autarkiebegriff<br />

zu folgen - was wir Ihnen nicht unterstellen,<br />

aber was uns bei Anderen in der Debatte gelegentlich<br />

mitzuschwingen scheint, ist nicht unbedingt fortschrittliche<br />

Energiepolitik.<br />

Die EE-Überschussregionen, nach denen Sie fragen,<br />

sehen wir übrigens - vereinfacht - gegenwärtig beim<br />

Wind im Norden und stundenweise bei der Photovoltaik<br />

im Süden. Zieht man den darunterliegenden Sockel an<br />

fossil-atomarer Erzeugung ab, sieht die Sache natürlich<br />

anders aus. Aber letztere Betrachtung macht argumentativ<br />

eher dann Sinn, wenn die Windkraft für verstopfte<br />

Netze verantwortlich gemacht wird, gleichwohl die<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

27<br />

Solarbrief-2-13.indd 27 30.07.2013 13:59:59


Kohleverstromung wieder ansteigt statt abzunehmen.<br />

Für eine längerfristige Infrastrukturplanungen wäre sie<br />

allerdings wenig seriös, sofern man den Atomausstieg<br />

und ein planmäßiges Sterben des fossilen Kraftwerksparks<br />

bis 2030/2040 zur Grundlage nimmt. In einem<br />

solchen Schema dürfte die Eingangs beschriebene<br />

Verteilung von Überschüssen vorherrschen.<br />

Jenseits der vorgenannten Überlegungen wird ein<br />

Speicherausbau im großen Umfang ab etwa 2025<br />

zwingend notwendig. Denn ab dieser Zeit nimmt die<br />

fluktuierende Einspeisung der erneuerbaren Energien in<br />

Spitzenzeiten ein Ausmaß an, welches auch beim besten<br />

Netzausbau und Nachfragemanagement nirgendwo<br />

zeitgleich Abnehmer findet. Gleichzeitig stehen dann<br />

weniger fossile Backup-Kapazitäten zur Verfügung.<br />

Niemand kann heute sagen, wie diese neue Speicherwelt<br />

aussehen wird. Wahrscheinlich wird es aber zwei<br />

leistungsfähige Zugpferde geben, vielleicht Power to<br />

Gas und/oder die Nutzung skandinavischer Wasserkraftspeicher.<br />

Bei Regelenergie und Systemdienstleistungen<br />

ist eine Vielzahl anderer Speichertypen denkbar.<br />

Auch eine weitere Ausdehnung des EE-Verbundes<br />

über den Kontinent hinaus wäre eine Option, etwa<br />

um Winterwind-Regionen mit Sommerwind-Regionen<br />

verbinden zu können. Den vielfältigen Problemen, die<br />

gerade letzeres in sich birgt, sind wir uns bewusst, wollen<br />

sie aber nicht voreilig und vollständig ausschließen.<br />

Schließlich ist das letztendliche Ziel der Energiewende<br />

ein regeneratives durch seine Eigentümer- und Akteursstruktur<br />

demokratisches Energiesystem, welches<br />

den Klimawandel und die Energiearmut gleichermaßen<br />

verhindert, <strong>als</strong>o ökologisch nachhaltig ist und bezahlbar<br />

bleibt.<br />

In diesem Zusammenhang sei ein Satz zu den Kosten<br />

des Netzausbaus gestattet. Unseres Erachtens werden<br />

diese in der Debatte gemeinhin überschätzt. Mit<br />

Sicherheit liegen sie je bezogener Kilowattstunde ein<br />

Mehrfaches unter denen, die heute anwendungsreife<br />

Speicherlösungen verursachen würden. Und dieses<br />

Wirtschaftlichkeitsgefälle wird wohl noch lange Zeit<br />

anhalten.<br />

Nimmt man, in einer zugegeben sehr groben Rechnung,<br />

einen energiewendebedingten Netzausbau über alle<br />

Spannungsebenen zwischen 10 und 20 Prozent an,<br />

wie die Planungen der BNetzA vorsehen, und geht man<br />

davon aus, dass sich die Netzentgelte um eine ähnliche<br />

Dimension erhöhen würden, so hätten wir künftig<br />

einen Netzkostenanteil im Strompreis von vielleicht 7<br />

oder 7,5 Cent statt gegenwärtig rund 6 Cent je kWh.<br />

Auch im Vergleich zu den anderen „Zusatzkosten“ der<br />

Energiewende scheint uns dieser Betrag ein überschaubarer<br />

zu sein. Vor allem vor dem Hintergrund,<br />

dass ein Netzdesign, welches extrem stark auf dezentrale<br />

Optionen setzen würde, langfristig dennoch<br />

nur wenig Netze einsparen könnte. Denn windstille<br />

Winterhochdruckgebiete lassen sich nicht austricksen<br />

und dezentrale Langzeitspeicher dürften eine teure und<br />

verlustreiche Angelegenheit werden. Zudem wird sich<br />

wohl kaum ein Grundstück trotz EE-Eigenerzeugung<br />

freiwillig vom Netzanschluss <strong>als</strong> Rückfalloption kappen<br />

lassen. Damit schmelzen aber die Kosteneinsparpotentiale,<br />

welche theoretisch bei verschiedenen Strategien<br />

„zentral/dezentral“ gehoben werden könnten, aus Sicht<br />

der Netzkosten auf deutlich unter einen Cent.<br />

Dies dürfte selbst dann gelten, wenn man in Rechnung<br />

stellt, dass im NEP 2012/Bundesbedarfsplan sicherlich<br />

noch Einsparpotentiale existieren, weil Faktoren wie das<br />

Wachstum der regenerativen Erzeugung, ihre Verteilung<br />

sowie der künftige Bestand an fossilen Kraftwerkskapazitäten<br />

nach Auffassung von Umweltverbänden und<br />

anderen Experten nicht angemessen berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Um nicht f<strong>als</strong>ch verstanden zu werden: Wir plädieren<br />

keinesfalls für eine Neuaufguss von zentralistischen<br />

Lösungen in der Energiewirtschaft. Wir wollen aber<br />

frei von neuen „alten Gewissheiten“ über ein zukünftiges<br />

Energiesystem nachdenken können. Und dies<br />

wird wohl auf ein dem Wesen nach dezentrales und<br />

überregional gut vernetztes regeneratives System von<br />

Erzeugung, Transport und Speicherung hinauslaufen,<br />

welches mit zentralen Elementen sinnvoller gestützt<br />

und ergänzt wird.<br />

<strong>SFV</strong>: Sie schreiben: Die ressourcenfressende teure<br />

Elektromobilität werde es nicht richten und plädieren<br />

für ein „weg von der Automobilgesellschaft“. Wie sollen<br />

Ihrer Meinung nach die verbleibenden Fahrzeuge<br />

angetrieben werden?<br />

Eva Bulling-Schröter: Wie die verbliebenen Fahrzeuge<br />

angerieben werden, ist schwer zu beantworten. Es<br />

wird vielleicht hinauslaufen auf einen Mix von Biogas,<br />

Elektroautos und ggf. auch Wasserstoff, oder auch<br />

der Nutzung ganz anderer Optionen, die heute noch<br />

niemand auf dem Schirm hat. Sicher wird Agrosprit nur<br />

eine sehr untergeordnete Rolle spielen können, da die<br />

Flächen für den Nahrungsmittelanbau sowie die Sicherung<br />

und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt<br />

benötigt werden. Hier sehen wir im Wesentlichen nur<br />

für die regionale Nutzung von Pflanzenölen in landwirtschaftlichen<br />

Maschinen eine sinnvolle Zukunft.<br />

Was sich wirklich und maßgeblich durchsetzen wird,<br />

ist heute dennoch Kaffesatzleserei. Bereits fest steht<br />

dagegen, dass das Ausmaß der heutigen Mobilität<br />

unvereinbar mit dem ökologischen Grenzen unseres<br />

Planeten ist. Darum müssen Verkehrsvermeidung sowie<br />

eine Stärkung von ÖPNV und Bahn zu Lasten des<br />

individualen Kraftverkehrs und des straßengebundenen<br />

Schwerlastverkehrs Priorität haben.<br />

28<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 28 30.07.2013 13:59:59


ÖDP: Wie kann Energiepolitik den Klimawandel bremsen<br />

Statement von Dr. Claudius Moseler, Gener<strong>als</strong>ekretär im Team der<br />

ÖDP Bundesgeschäftsstelle<br />

Wie „kann Energiepolitik den Klimawandel<br />

bremsen?“ ist eine gute Frage, auf die es<br />

leider keine einfachen Antworten gibt.<br />

Wir <strong>als</strong> ÖDP sind seit unseren Gründertagen<br />

wachstumskritisch und halten das<br />

wachstumsorientierte und materialistisch<br />

geprägte Wirtschaftssystem mit seinen<br />

verschiedenen Wachstumstreibern<br />

verantwortlich für die Misere, die den<br />

Klimawandel verursacht.<br />

Wie sind wir so weit gekommen? Die<br />

industrielle Revolution mit den billigen<br />

fossilen Energien, das wachstumsfördernde<br />

und zinsbasierte Geldsystem<br />

mit dem Schöpfen von neuem Geld aus<br />

dem Nichts und den ganzen technischen<br />

Innovationen sowie dem Willen der Menschen<br />

nach immer mehr, haben uns im<br />

wesentlichen dahin gebracht, wo wir heute sind. Und laut<br />

Wachstumsgesetz von 19<strong>68</strong> ist es sogar Staatsziel, immer<br />

weiter wachsen zu wollen.<br />

Schließlich wirken auch noch die sogenannten Reboundeffekte<br />

<strong>als</strong> verschlimmernde und schwer zu kalkulierende<br />

Faktoren, die dem Klima weiter einheizen. Außerdem ist<br />

die Degradation der Böden ein weithin wenig beachtetes<br />

Phänomen, das dazu führt, dass der Humus <strong>als</strong> CO 2<br />

-<br />

Senke ausfällt und zur CO 2<br />

-Quelle wird. Obendrein wird<br />

die Fruchtbarkeit geringer und Erosion verschlimmert.<br />

Soviel vorweg: Natürlich kann Energiepolitik den Klimawandel<br />

bremsen. Aber reicht das? Und was bedeutet es:<br />

Von 4° auf 3,5° globale Erwärmung? Ist 2° überhaupt noch<br />

tolerierbar? Und welche möglicherweise verheerenden<br />

Folgen hätten wir dann schon, z.B. mit Blick auf die tauenden<br />

Permafrostböden, die Methan freisetzen und alles<br />

massiv weiter beeinflussen?<br />

Laut WBGU Gutachten (Wissenschaftlicher Beirat der<br />

Bundesregierung – Globale Umweltveränderungen) sind<br />

wir je nach Betrachtung jetzt bereits „CO 2<br />

insolvent“ und<br />

müssten jegliche fossile Verbrennung sofort unterlassen.<br />

Geht nicht! Will niemand. Wie kommen wir dennoch verlässlich<br />

zu einer dauerhaften und stetigen Reduktion?<br />

Eine Gretchenfrage ist: funktioniert eine Entkopplung von<br />

Wachstum und Natur- und Energieverbrauch? Funktioniert<br />

ein grünes Wachstum, ein Green New Deal, wie er von einigen<br />

propagiert wird, oder ist das eine große Illusion?<br />

Die ÖDP ist davon überzeugt, dass es diese Entkopplung<br />

nicht geben kann, so gern wir uns auch daran klammern<br />

Dr. Claudius Moseler<br />

Vom 12. März 2013<br />

möchten. Zum Beispiel ist so manche<br />

Effizienzsteigerung sogar eine Ursache<br />

für vermehrte Klimagasemission,<br />

da eingesparte Finanzmittel für klimaschädlichere<br />

Verhaltensmuster eingesetzt<br />

werden können.<br />

Wir müssen <strong>als</strong>o nicht nur in der<br />

Energiepolitik etwas ändern. Für eine<br />

maximal mögliche Begrenzung des globalen<br />

Klimawandels zur Überlassung<br />

einer enkeltauglichen Welt ist viel mehr<br />

erforderlich. Die Schwelle zur großen<br />

Transformation, wie es das WGBU<br />

benennt oder der „Große Wandel“ an<br />

der Schwelle zu einer postfossilen<br />

Gesellschaft, wie die bevorstehende<br />

Zeit umschrieben wird, ist eine menschheitsgeschichtlich<br />

singuläre Situation.<br />

Die ÖDP hat angesichts der gewaltigen Herausforderung<br />

auch keine Patentrezepte.<br />

Was sind die Ziele? Von 11 t CO 2<br />

Äquivalent pro Person<br />

im Durchschnitt auf vielleicht 2 t oder gar auf null. Das ist<br />

eine gigantische Transformation. Oder <strong>als</strong> ökologischer<br />

Fußabdruck: von 5,1 gha (globale Hektar) auf 1,8 gha<br />

im Mittel?<br />

Wenn wir ernsthaften Klimaschutz betreiben wollen, geht<br />

es vor allem darum, die Lebensstile klimafreundlich zu<br />

gestalten. Mit fossil geprägten Lebensstilen werden wir<br />

nicht hinkommen. Was sind mögliche Maßnahmen?<br />

Höhere Besteuerung von Nichterneuerbaren Energien,<br />

dafür Entlastung des Faktors Arbeit. Das ist sicherlich<br />

hilfreich, jedoch nicht ausreichend, um eine Peak-Öl konforme<br />

und klimafreundliche Gesellschaft zu schaffen. Und<br />

verlässliche Grenzwerte für zulässigen Ausstoß von Klimagasen<br />

oder Naturnutzung ist so sicher nicht möglich.<br />

Wir brauchen tiefer gehende Maßnahmen, die Lebensstile<br />

fördert und fordert, die resiliente (widerstandsfähige) Gesellschaften<br />

schafft. Suffizienz und Subsistenz sind zwei<br />

Ausrichtungen, die es gilt, durch eine neue Ökonomie des<br />

Glücks (besser gut leben <strong>als</strong> viel haben), eine grundsätzliche<br />

Neuausrichtung unseres Umganges mit unserem<br />

Heimatplaneten fördert. Kleine Schönheitskorrekturen<br />

bringen angesichts der gewaltigen Herausforderung<br />

nichts. Wir brauchen daher eine glaubhafte „Postwachstumsökonomie“<br />

mit mehr regionaler statt globalisierter<br />

Ökonomie.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

29<br />

Solarbrief-2-13.indd 29 30.07.2013 13:59:59


Die ÖDP fordert eine bessere Nutzung der eingesetzten<br />

Energie, ein konsequentes Energiesparen. Der verbleibende<br />

Energiebedarf soll möglichst zu 100 % aus<br />

erneuerbaren Energien gedeckt werden. Nur so können<br />

wir den Klimawandel stoppen und unsere eigene Energieversorgung<br />

für die Zukunft sicherstellen. Als Alternative<br />

zu geplanten neuen Stromtrassen braucht unser Land<br />

ein konkretes Konzept für dezentrale, umweltverträgliche<br />

besonders geförderte regionale Energieerzeugung und<br />

Speichertechnologien.<br />

Energie einsparen wird noch wichtiger <strong>als</strong> die Restmenge<br />

an notwendiger und ökologisch verantwortbarer Energie<br />

durch Erneuerbare Energien zu decken. Das EEG ist<br />

beizubehalten und durch ein effektives Speichergesetz,<br />

wie es der <strong>SFV</strong> fordert, zu ergänzen. Verstärkte Gebäudeisolierung<br />

ist ebenso vorrangig und muss klimafreundlich<br />

umgesetzt werden, um mögliche Zusatzbelastungen zu<br />

vermeiden.<br />

Wir wollen eine postfossile Mobilität ebenso fördern und<br />

die Landwirtschaft <strong>als</strong> großen Klimagas-Emmitenten<br />

durch eine Hinwendung zu klimafreundlicher, bäuerlich<br />

strukturierter biologischer Landwirtschaft fördern statt der<br />

industriellen fossilen Landwirtschaft.<br />

Schließlich sollen alle Wachstumstreiber ursächlich angegangen<br />

werden, um die Klimaerwärmung zu stoppen.<br />

Dies ist eine zentrale Menschheitsaufgabe und wird alle<br />

Lebensbereiche tangieren. Energiepolitische Maßnahmen<br />

reichen <strong>als</strong>o bei weitem nicht aus. Es ist eine gewaltige<br />

Kulturaufgabe, die auf uns wartet, „by design“, wenn wir<br />

den Wandel planvoll und gewollt einläuten oder „by desaster“,<br />

wenn wir ein weiter-so praktizieren, wie es Prof.<br />

Dr. Niko Paech (Postwachstumsökonom) so treffend<br />

formuliert.<br />

30<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 30 30.07.2013 13:59:59


Was am EEG geändert werden muss<br />

Von Susanne Jung<br />

Vorbemerkung<br />

Das EEG ist und bleibt das wichtigste Markteinführungsprogramm<br />

für Strom aus Erneuerbaren Energien. Die<br />

im Gesetz definierte Anschluss- und Einspeise-Vorrangregelung<br />

und die garantierten Einspeisevergütungen<br />

für EE-Strom sind die Grundlage dafür, dass Strom aus<br />

atomaren und fossilen Quellen verdrängt werden und eine<br />

auf Erneuerbaren Energien basierte Stromversorgung<br />

entstehen kann.<br />

Heute - nach mehr <strong>als</strong> 12 Jahren EEG - stammen ca.<br />

ein Viertel des deutschen Bruttoinlandstroms aus Erneuerbaren<br />

Quellen – ein Erfolg, der sich sehen lassen<br />

kann. Angesichts des immer schneller fortschreitenden<br />

Klimawandels und Fukushimas muss das Ausbautempo<br />

der Erneuerbaren Energien aber weiterhin gesteigert<br />

werden, bis weltweit die fossilen und atomaren Energien<br />

vollständig ersetzt worden sind. Selbst darüber hinaus<br />

werden wir noch mehr Erneuerbare Energien benötigen,<br />

um überschüssiges CO 2<br />

aus der Atmosphäre nicht nur<br />

durch Photosynthese, sondern auch noch auf technischem<br />

Wege zurückzuholen.<br />

Der Widerstand der zentralen Energiewirtschaft, die<br />

zahlreichen politischen Anfeindungen und die medialen<br />

Verleumdungskampagnen haben deutliche Blessuren<br />

am EEG hinterlassen. Das einstm<strong>als</strong> auf eine gewinnbringende<br />

Investition in Erneuerbare Energietechniken<br />

ausgelegte EEG droht zum bürokratischen Dschungel<br />

zu werden: Der Anschluss der Anlagen wird erschwert,<br />

der Abnahmevorrang durch ein Einspeisemanagement<br />

aufgeweicht und gesicherte Vergütungszahlungen durch<br />

den sog. „atmenden Deckel“ sowie durch Marktpreis- und<br />

Prämiensysteme gefährdet.<br />

In den letzten Jahren blähten zudem zahlreiche Novellierungen<br />

das ehem<strong>als</strong> zwölf Paragraphen umfassende<br />

Gesetz auf sechsundsechzig Paragraphen auf. Zwar<br />

erwachte die Erneuerbare-Energien-Branche zu einem<br />

eindrucksvollen Wirtschaftszweig, so dass viele dieser<br />

Neuregelungen und Klarstellungen notwendig und sinnvoll<br />

waren. Die zahlreichen Verordnungen, Rechts- und<br />

Anwendungshinweise des Wirtschafts-, Umwelt- und<br />

Finanzministeriums, die Empfehlungen der Clearingstelle<br />

EEG und der Bundesnetzagentur belegen allerdings<br />

ebenso deutlich, in welchem Maße Investoren bei der<br />

Umsetzung des EEG mit Irritationen und Problemen<br />

konfrontiert wurden und werden.<br />

Wenn juristische Hilferufe und Durchhaltevermögen die<br />

ständigen Begleiter werden, bleibt Investitionswille und<br />

Enthusiasmus auf der Strecke. Wenn Einnahmerisiken<br />

steigen, werden Investoren abgeschreckt und der Erneuerbaren-Energien-Branche<br />

geht die Luft aus.<br />

Wir wollen nicht zusehen, wie das EEG zum Verhinderungsinstrument<br />

wird. Im Folgenden benennen wir<br />

deshalb die derzeit wesentlichsten Probleme und Fehlregelungen<br />

im EEG und appellieren eindringlich an die<br />

Politik, sich dieser Themen bei der nächsten Novellierung<br />

anzunehmen.<br />

1. Ausbaugrenze von 52 GW und „atmenden Deckel“ abschaffen<br />

Sowohl die Ausbaugrenze von 52 GW <strong>als</strong> auch der sogenannte<br />

„atmende Deckel“ zur jährlichen Begrenzung des<br />

PV-Wachstums auf 2.500 - 3.500 MW pro Kalenderjahr<br />

bremsen die Energiewende aus. Die Neuerrichtung von<br />

Produktionsanlagen wird weltweit gestoppt und richtet<br />

damit einen Schaden an, der weit über den nationalen<br />

Rahmen hinausgeht.<br />

Jede gesetzlich festgelegte Ausbaubegrenzung muss<br />

deshalb abgeschafft werden. Ausführliche Informationen<br />

hierzu finden Sie ab Seite 36.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

31<br />

Solarbrief-2-13.indd 31 30.07.2013 13:59:59


2. Garantierte Einspeisevergütung für Solarstrom beibehalten<br />

Bereits seit dem EEG 2009 war der Gesetzgeber bemüht,<br />

den Eigenverbrauch des Solarstroms zu fördern. Zunächst<br />

über Grund-, später auch über anteilige Staffelvergütungen<br />

sollten Anlagenbetreiber motiviert werden, einen<br />

hohen Anteil des erzeugten Solarstroms vor Ort selbst zu<br />

verbrauchen. Dabei ging man von der irrigen Überlegung<br />

aus, dass der im privaten Haushalt oder in unmittelbarer<br />

räumlicher Nähe zur Anlage verbrauchte Strom per se<br />

dazu führen könnte, das öffentliche Stromnetz weniger zu<br />

belasten, Leitungsverluste zu vermeiden und zusätzliche<br />

Investitionen in Netzstrukturen zu verringern. Übersehen<br />

wurde und wird auch heute noch, dass in den allermeisten<br />

Fällen nur ein kaufmännischer Nutzen des Eigenverbrauchs<br />

erkennbar ist: Der Anlagenbetreiber verringert<br />

zwar seine sonstigen Strombezugskosten; der im Haushalt<br />

oder Gewerbe benötigte Strom wird aber kaum an<br />

die tatsächlichen solaren Erzeugungszeiten angepasst.<br />

Der auf Grundlage der vermiedenen Strombezugskosten<br />

entstehende Anreiz, zusätzliche Stromspeicher zu nutzen,<br />

bleibt zu gering. Die Folge: Das öffentliche Stromnetz<br />

wird kaum entlastet, der energiewirtschaftliche Vorteil des<br />

Eigenverbrauchs ist nur begrenzt abbildbar.<br />

Mit dem EEG 2012 wurde die Eigenverbrauchsvergütung<br />

abgeschafft und stattdessen ein Zwangsmittel zu<br />

mehr Eigenverbrauch eingeführt: Die Festlegung eines<br />

ungeförderten „Mindesteigenvermarktungsanteils“ soll<br />

Anlagenbetreiber dazu bringen, „Solarstrom am Anlagenstandort<br />

oder in unmittelbarer räumlicher Nähe selbst zu<br />

verbrauchen oder nachfrageorientierte Direktvermarktungsangebote<br />

zu schaffen“. (1)<br />

Unter dem vielversprechenden Namen „Marktintegrationsmodell“<br />

(§ 33 (1) EEG 2012) wurde die mit der gesetzlich<br />

festgelegten Vergütungshöhe durch den Netzbetreiber zu<br />

vergütende Strommenge auf 90 Prozent der insgesamt<br />

im Kalenderjahr in der Anlage erzeugten Strommenge<br />

begrenzt. Für den Strom, der über die vergütungsfähige<br />

Strommenge hinaus in einem Kalenderjahr eingespeist<br />

wird, verringert sich die Einspeisevergütung auf den<br />

Monatsmittelwert des Marktwerts für Strom aus solarer<br />

Strahlungsenergie. Dieser Marktwert beträgt aktuell 3,66<br />

Ct/kWh.<br />

Das „Marktintegrationsmodell“ trifft Anlagen ab einer installierten<br />

Leistung von größer 10 kW bis 1 MW, die nach<br />

dem aktuellen EEG 2012 in Betrieb gesetzt wurden und<br />

werden. Dächer, die Platz für über 10 kW bieten, werden<br />

nicht mehr voll genutzt, weil die Betreiber die geschilderten<br />

Probleme scheuen. Für Betreiber der Anlagen von<br />

größer 10 kW bis 1 MW wird es in aller Regel schwerer<br />

sein, mindestens 10 % des erzeugten Stroms selbst zu<br />

verbrauchen: je höher die Gesamtstromerzeugung, um so<br />

mehr Kilowattstunden müssen eigenverbraucht werden.<br />

Nur gewerbliche Verbrauchskunden mit über den Tag<br />

gleichbleibenden Stromverbräuchen werden einen hohen<br />

Eigenverbrauch sicherstellen können.<br />

Wenn der Verkauf des Stroms an Dritte (gewerblicher Kunde,<br />

Mieter) in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Anlage -<br />

ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetzes - geplant wird,<br />

erhöht sich der Aufwand des Anlagenbetreibers enorm.<br />

Als Stromlieferant ist er nun auch Energieversorgungsunternehmen<br />

im Sinne der Gesetzgebung. Hieran knüpfen<br />

sich verschiedene Verpflichtungen. Er ist nach § 37 (3)<br />

EEG 2012 zunächst verpflichtet, vom belieferten Dritten<br />

die EEG-Umlage einzuziehen und an den Übertragungsnetzbetreiber<br />

weiterzureichen. Diese EEG-Umlagepflicht<br />

reduziert die Preisattraktivität des Solarstroms im Vergleich<br />

zum sonstigen Strombezugspreis und erschwert<br />

den Verkauf. Außerdem muss er Vermarktungs- und Verwaltungsaufgaben<br />

übernehmen sowie ggf. eine Leitung<br />

zu den zu versorgenden Dritten legen.<br />

Betreiber von Anlagen über 100 kW (2) könnten von dem<br />

sogenannten Direktvermarkten nach § 33a ff EEG 2012<br />

Gebrauch machen. Damit wird die Anlage zur Risikoinvestition:<br />

Der Strom wird an der Börse gehandelt und die<br />

Einnahmen des Anlagenbetreibers setzen sich nun aus<br />

anteiligen Vermarktungserlösen zzgl. Markt- und Managementprämien<br />

zusammen. Wer direkt vermarkten will, wird<br />

sich in aller Regel eines Dienstleisters bedienen müssen,<br />

da Privatpersonen nicht an der Börse handeln können.<br />

Außerdem sind die EEG-Direktvermarktungsregeln komplex<br />

und schwer zu durchschauen. Sie machen die Hilfe<br />

einer juristisch geschulten Person unerlässlich.<br />

Für die ganz großen Anlagen über 1 MW gibt es diese<br />

Schikanen nicht, d.h. keine Begrenzungen der vergütungsfähigen<br />

Strommenge nach § 33 (1) EEG 2012.<br />

FAZIT:<br />

Die fälschlicherweise <strong>als</strong> „Marktintegrationsmodell“ benannte<br />

EEG-Regel ist ein Investitions-Verhinderungsmodell.<br />

Es erhöht das Investitionsrisiko des Anlagenbetreibers.<br />

Dem Anlagenbetreiber die Pflicht zur Vermarktung<br />

des Solarstroms aufzuerlegen, belastet ihn mit einer<br />

zusätzlichen Aufgabe, für die ihm im Allgemeinen aus<br />

beruflichen Gründen die Zeit und die Erfahrung fehlt.<br />

Außerdem wird ihm die Verrichtung dieser zusätzlichen<br />

Tätigkeit nicht vergütet. Die Angemessenheit der Einspeisevergütung<br />

ist damit nicht mehr gegeben.<br />

Das „Marktintegrationsmodell“ muss vollständig abgeschafft<br />

werden. Es schafft keine Marktintegration, denn<br />

dazu wären Stromspeicher erforderlich.<br />

(1) Begründung aus Gesetzentwurf vom 6. März 2012 , BT-Drs. 17/8877<br />

(2) Die Größenempfehlung 100 kW ergibt sich aus der Forderung, dass nur dann ein Direktvermarkten durchgeführt werden darf, wenn eine 1/4h-Messung<br />

durchgeführt wird. Nach § 6 EEG 2012 müssen Anlagen über 100 kW diese kostenintensive Messung sowieso durchführen.<br />

32<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 32 30.07.2013 14:00:00


3. Vorrangregelung der Erneuerbaren beibehalten<br />

In § 11 EEG 2012 wird Netzbetreibern die Möglichkeit<br />

eingeräumt, die an ihr Netz angeschlossenen EE-Anlagen<br />

immer dann abzuregeln, wenn im lokalen Verteilernetz<br />

und im vorgelagerten Übertragungsnetz Netzengpässe<br />

drohen. Der Vorrang der Erneuerbaren soll zwar gewahrt<br />

werden, aber nur solange, wie die Sicherheit und<br />

Zuverlässigkeit der Stromversorgung gewährleistet und<br />

eine netztechnisch erforderliche Mindesterzeugung aus<br />

konventionellen Anlagen möglich bleibt.<br />

Ob eine Abregelung wirklich notwendig wird, lässt sich<br />

von Anlagenbetreibern in aller Regel kaum überprüfen.<br />

Zwar ist der Netzbetreiber verpflichtet, dem Anlagenbetreiber<br />

- sofern keine Gefahr in Verzug ist - vor Durchführung<br />

die Dauer und den Grund einer anstehenden<br />

Abregelung rechtzeitig mitzuteilen. Doch anhand dieser<br />

Informationen können Anlagenbetreiber und die interessierte<br />

Öffentlichkeit kaum nachprüfen, ob das Netz zum<br />

Zeitpunkt der Abregelung tatsächlich mit Erneuerbaren<br />

Energien vollständig ausgelastet war, der Netzbetreiber im<br />

Vorfeld alle erforderlichen Maßnahmen zum notwendigen<br />

Netzausbau getroffen hat und ob fossile Kraftwerksleistung<br />

hinreichend zugefahren oder deren Abschaltung in<br />

Betracht gezogen wurde.<br />

Bei der Entscheidungsfindung zur Abregelung bleibt<br />

unseres Erachtens auch unbeachtet, dass EE-Strom<br />

zwischengespeichert werden kann, um ihn später einzuspeisen<br />

und damit die Netzsicherheit zu stützen.<br />

Der <strong>SFV</strong> fordert deshalb eine umfassende Speicherförderung.<br />

Die Speicher sollten vom Anlagenbetreiber betrieben<br />

werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Speicher<br />

zur Aufnahme von billigen Atom- und Braunkohleüberschüssen<br />

genutzt werden. Details zu dem <strong>SFV</strong>-Vorschlag<br />

können im Internet unter http://www.sfv.de/artikel/speicherausbau.htm<br />

nachgelesen werden.<br />

Sollte es aus Gründen der Systemsicherheit notwendig<br />

werden, EE-Anlagen kurzfristig abzuregeln, müssen Anlagenbetreiber<br />

vollständig für den entgangenen Stromertrag<br />

zzgl. Aufwendungen entschädigt werden. Die derzeitige<br />

Regelung in § 12 (1) EEG 2012, wonach Anlagenbetreiber<br />

nur zu 95 % des entgangenen Ertrags entschädigt werden,<br />

wenn ihr Einnahmeausfall weniger <strong>als</strong> 1 % der Jahreseinnahmen<br />

betrifft, ist eine unnötige Schikane und deshalb<br />

zu streichen. Notwendige Abregelungen sollten in vollem<br />

Umfang auf die Netzgebühren umgelegt werden.<br />

Außerdem fordern wir, dass umfassende Informationen<br />

zum Zeitpunkt, zum Netzbereich, zum Umfang und den<br />

Gründen der Abregelung nicht nur dem Anlagenbetreiber<br />

und der Bundesnetzagentur sondern auch auf einer öffentlichen<br />

Plattform bekannt gegeben werden, damit Experten<br />

und Umweltverbände zeitnah die Notwendigkeit der jeweiligen<br />

Abregelung des EE-Strom überprüfen können.<br />

4. Technische Einrichtungen zum Einspeisemanagement<br />

nicht mehr zu Lasten des Anlagenbetreibers<br />

Jede neu installierte EE-Anlage muss mit einer technischen<br />

Einrichtung zur Reduzierung der Einspeiseleistung<br />

ausgerüstet werden. (3) (4) Die Technikanfordungen richten<br />

sich dabei nach der Größe der Anlage: Anlagen über<br />

100 kW müssen über technische Steuereinrichtungen<br />

in Stufen regelbar sein; bei Anlagen unter 100 kW reicht<br />

es, die Anlage ferngesteuert ausschalten zu können.<br />

Kleinanlagen bis 30 kW können anstelle eines Steuergerätes<br />

die maximale Wirkleistung am Anschlusspunkt<br />

auf 70 % reduzieren. Sowohl die Verantwortung <strong>als</strong> auch<br />

die Kosten für diese technischen Einrichtungen bzw. die<br />

Einnahmeausfälle bei Nutzung der 70%-Regel (je nach<br />

Standort der Anlage ca. 3 - 5 %) tragen die Anlagenbetreiber.<br />

Erfüllen sie die gesetzlichen Vorgaben nicht, reduziert<br />

sich die Vergütung für eingespeisten Strom bis zur<br />

erfolgten Pflichterfüllung auf Null. 5) Soweit die derzeitige<br />

Rechtssituation.<br />

1. Nach unserer Ansicht ist die Verantwortlichkeit und<br />

Kostentragungspflicht des Anlagenbetreibers nicht begründbar,<br />

denn die zu lösende Aufgabe, eine Überlastung<br />

des Netzes zu vermeiden, verlangt einen Ausbau und<br />

eine Optimierung des Verteilnetzes, zu dem nicht der<br />

Anlagenbetreiber, sondern der Netzbetreiber nach § 9<br />

EEG 2012 verpflichtet ist.<br />

Die Lösung der Aufgabe durch Einbau einer aufwändigen<br />

und somit teuren Fernsteuereinrichtung ist nicht erforderlich,<br />

da es erheblich preiswertere Möglichkeiten gibt:<br />

Die Überlastung einzelner Netzzweige macht sich durch<br />

Anstieg der lokalen Netzspannung über einen zulässigen<br />

Wert bemerkbar und führt infolge der ohnehin in jedem<br />

Wechselrichter eingebauten Überspannungsabschaltung<br />

zur automatischen Abschaltung.<br />

Die Überlastung einzelner Netzzweige ergibt sich nicht<br />

allein aus der Einspeiseleistung der Solaranlagen, son-<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

33<br />

Solarbrief-2-13.indd 33 30.07.2013 14:00:00


dern aus einem Überschuss der Einspeisung über den<br />

Gesamtverbrauch im selben Netzzweig. Es müssen <strong>als</strong>o<br />

zwei Größen voneinander abgezogen werden. Die solare<br />

Leistung lässt sich anhand einer einzigen Musteranlage<br />

im Netzzweig bestimmen. Sie kann aus der örtlichen<br />

Sonneneinstrahlung und der bekannten Anlagengröße mit<br />

großer Genauigkeit berechnet werden. Der Verbrauch im<br />

selben Netzzweig setzt sich aus den Verbräuchen aller<br />

Anschlussnehmer (nicht nur der Solaranlagenbetreiber)<br />

zusammen.<br />

Es entspricht somit einer Diskriminierung von Solaranlagenbetreibern<br />

gegenüber den übrigen Anschlussnehmern,<br />

wenn nur die PV-Betreiber, nicht aber die Verbraucher,<br />

dazu verpflichtet werden, Einrichtungen bereitzustellen,<br />

mit deren Hilfe der Netzbetreiber ihr Verhalten am jeweiligen<br />

Anschlusspunkt im Netz überwachen kann.<br />

Wenn der Netzbetreiber keine anderen Lösungen zur<br />

Wahrung der Netzsicherheit erkennt und Einspeisung sowie<br />

Stromverbrauch am Anschlusspunkt überwachen und<br />

steuern möchte, soll er die Kosten <strong>als</strong> auch den Betrieb<br />

der notwendigen technischen Einrichtungen übernehmen.<br />

Dies birgt den Vorteil, dass der Netzbetreiber die geeignete,<br />

preisgünstigste Regeltechnik nutzt und diese nur dort<br />

einsetzt, wo es zwingend erforderlich ist. Die derzeitige<br />

flächendeckende Ausstattung aller EE-Anlagen mit Fernwirktechnik<br />

auf Kosten des Anlagenbetreibers ist weder<br />

kosten- noch technikeffizient. Sie fördert Wildwuchs bei<br />

den Preisgestaltung für Fernwirktechnik, selten bis hin<br />

zu Wucher.<br />

2. Die in § 6 (2) Nr. 6 EEG 2012 <strong>als</strong> Alternative angebotene<br />

Möglichkeit, die maximale Wirkleistung bei Anlagen bis<br />

30 kW dauerhaft auf 70 % zu begrenzen, kann in einigen<br />

wenigen konkreten Einzelfällen zwar eine vorübergehende<br />

Lösung des Netzausbauproblems darstellen. Sie jedoch<br />

auf solche Anlagen anzuwenden, bei denen überhaupt<br />

keine Gefahr der Netzüberlastung besteht, ist unnötig und<br />

damit ein Schikane. Somit dokumentiert die 70%-Lösung<br />

unserer Meinung nach den Versuch, den Einspeisevorrang<br />

generell aufzuweichen.<br />

Netzausbau und Stromspeicher bei den Solaranlagenbetreibern<br />

zu fördern, bleiben der netztechnisch einzig<br />

vernünftige Weg, eine zunehmende Einspeisung von<br />

EE-Strom in Ortsnetzen in den Griff zu bekommen.<br />

3. Die bisherige Regelung, die Einspeisevergütung auf<br />

NULL zu setzen, wenn der Anlagenbetreiber die technischen<br />

Vorgaben nach § 6 EEG 2012 nicht erfüllt, sollte<br />

dringend einer rechtlichen Prüfung unterzogen werden.<br />

Strom aus Erneuerbaren Energien kann und darf nicht<br />

unentgeltlich an Dritte weitergegeben werden.<br />

5. Ausnahmeregelung für stromintensive Unternehmen beenden<br />

Der Umbau unserer Stromerzeugung auf Erneuerbare<br />

Energien wird in einer Übergangszeit zu Mehrkosten<br />

führen. Wenn wir eine schnellstmögliche Energiewende<br />

wollen, sollten wir deshalb diese Kosten auf alle Stromverbraucher<br />

verteilen. Ausnahmeregelungen zur Zahlung<br />

der EEG-Umlage gehören abgeschafft, denn sie konterkarieren<br />

Bemühungen zur Effizienzverbesserung gerade<br />

dort, wo besonders viel Strom verbraucht wird.<br />

Mittelfristig wird sich der Mehrpreis für die Umstellung auf<br />

Erneuerbare lohnen. Wir werden von Preissteigerungen<br />

bei fossilen Energieträgern unabhängiger und können<br />

auf eine dauerhaft bezahlbare Energieversorgung bauen.<br />

Außerdem wird der Wechsel zu einer dezentralen<br />

Energieversorgung mit mehr Versorgungssicherheit und<br />

Gerechtigkeit einhergehen.<br />

Wir sollten alle die Verantwortung dafür übernehmen, die<br />

Abkehr von fossilen Erzeugungstechniken schnellstmöglich<br />

umzusetzen, um klimawandel-bedingte Folgeschäden<br />

zu begrenzen.<br />

6. Veröffentlichung der EEG-Umlage auf den Stromrechnungen<br />

nur im Zusammenhang mit der Entwicklung der Börsenpreise<br />

Mit der Zunahme von eingespeistem Strom aus Anlagen,<br />

die nach dem EEG gefördert werden, sinken die Strom-<br />

Großhandelspreise an der Strombörse und steigt die<br />

sogenannte EEG-Umlage. In der politischen Diskussion<br />

hat die Höhe der EEG-Umlage eine ihr nicht zukommende<br />

Bedeutung erlangt, weil ihre Höhe und ihr Anstieg von den<br />

Endkundenversorgern auf den Stromrechnungen genannt<br />

werden dürfen, während keine Pflicht besteht, gleichzeitig<br />

auch das Sinken der Großhandelspreise (Börsenpreise)<br />

zu veröffentlichen. So wird verschwiegen, dass diese<br />

Preissenkungen von den meisten Endkundenversorgern<br />

nicht an die Endkunden weitergegeben wurden. Die Veröffentlichung<br />

der EEG-Umlage ist deshalb mit der Pflicht<br />

zu verbinden, die Entwicklung der Stromeinkaufspreise<br />

an der Börse an gleicher Stelle ebenfalls mit zu veröffentlichen.<br />

34<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 34 30.07.2013 14:00:00


7. Verfahrensfehler bei Ermittlung der EEG-Umlage korrigieren<br />

Das Verfahren zur Bestimmung der EEG-Umlage ist<br />

derzeit in §§ 34 bis 44 EEG eindeutig festgelegt. Bedauerlicher<br />

Weise führen einige dieser Detailbestimmungen<br />

dazu, dass auch Kosten, die nicht durch die Erneuerbaren<br />

Energien verursacht werden, dennoch zur Erhöhung der<br />

EEG-Umlage führen. Das geschieht insbesondere, wenn<br />

bei starkem Angebot von EE-Strom die Grundlastkraftwerke<br />

(Atom und Braunkohle) den Einspeisevorrang der<br />

Erneuerbaren Energien missachten.<br />

Einen Korrekturvorschlag hierzu finden Sie im Beitrag:<br />

„Fehlallokation von Atom- und Braunkohlekraftwerken<br />

treibt EEG-Umlage in die Höhe - Korrekturvorschlag zum<br />

Wälzungsmechanismus.“ auf Seite 40.<br />

8. Förderung der Stromerzeugung<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen beenden<br />

Die Stromerzeugung aus Biomasse hat sich seit Inkrafttreten<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im<br />

Jahr 2000 mehr <strong>als</strong> verzehnfacht. Ende 2012 waren in<br />

Deutschland über 7500 Biogasanlagen mit einer gesamten<br />

installierten Leistung von 3,2 GW in Betrieb. Sie<br />

erzeugen ca. 22 Mrd. kWh Strom. Blockheizkraftwerke,<br />

betrieben auf Basis von Pflanzenölen und Holz, erbringen<br />

derzeit ca. 17 Mrd. kWh Strom. (6)<br />

Diese Stromerzeugung basiert vorwiegend auf nachwachsenden<br />

Rohstoffen. Ungefähr 2 Millionen Hektar - <strong>als</strong>o ca.<br />

17 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche - werden<br />

derzeit für die Produktion von Energiepflanzen verwandt.<br />

Setzt sich diese Tendenz ungebremst fort, so könnte sich<br />

diese Fläche noch verdoppeln. (7)<br />

Der <strong>SFV</strong> allerdings hält die weitere Verwendung von nachwachsenden<br />

Rohstoffen zur Strom-, Treibstoff- und Wärmeproduktion<br />

für einen Fehler. Die energetische Nutzung<br />

von Biomasse steht in direkter Flächenkonkurrenz zur<br />

a) Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln,<br />

b) Versorgung mit biogenen Rohstoffen zur stofflichen<br />

Verwendung<br />

c) Arten- und Naturschutz und<br />

d) zu wichtigen Klimaschutzmaßnahmen durch biogene<br />

CO 2<br />

-Rückführung (z.B. CO 2<br />

-Senken durch stoffliche<br />

Verwertung von Biomasse, Terra Preta, Maßnahmen<br />

zum Humusaufbau) (8)<br />

Um auf eine klimaschonende, nachhaltige Produktion von<br />

Nahrungs- und Futtermitteln ohne massiven Dünger- und<br />

Pestizideinsatz umzusteigen, benötigen wir mehr Anbaufläche.<br />

Außerdem führen klimawandelbedingte extreme<br />

Wetterereignisse wie Hitzeperioden und Starkniederschläge<br />

schon heute zu signifikanten Ernteausfällen, die<br />

ausgeglichen werden müssen.<br />

Für die Erfüllung der Aufgabe b) - der Produktion von biogenen<br />

Rohstoffen zur stofflichen Verwertung - benötigen<br />

wir erhebliche Mengen von Pflanzen. Da Erdöl nur noch<br />

begrenzt zur Verfügung steht, muss ein Großteil unserer<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Erzeugung von Gebrauchsgütern<br />

bereit gehalten werden.<br />

Die Aufgaben c) und d) werden derzeit noch viel zu wenig<br />

in Angriff genommen.<br />

Aus diesem Grund ist es dringend geboten, nur noch<br />

solche Stromerzeugung aus Bioenergien nach EEG zu<br />

fördern, die auf sonst nicht weiter nutzbaren Reststoffen<br />

basiert. Der Betrieb bereits bestehender Bioenergie-<br />

Stromerzeugungsanlagen sollte zügig auf Reststoffe<br />

umgestellt werden. Entschädigungsmaßnahmen bei<br />

nachträglicher Änderung der Bestimmungen für bereits<br />

errichtete Anlagen halten wir für selbstverständlich.<br />

(3) siehe § 6 (1) - (3) EEG 2012<br />

(4) Je nach Zeitpunkt der Inbetriebsetzung und Anlagengröße ergeben sich auch Umrüstpflichten für Altanlagen, siehe § 66 (1) Nr. 1- 4 EEG 2012<br />

(5) siehe § 17 (1) EEG 2012<br />

(6) http://www.unendlich-viel-energie.de/de/bioenergie/detailansicht/article/105/strom-aus-biomasse.html<br />

(7) http://www.erneuerbare-energien.de/die-themen/bioenergie/kurzinfo/<br />

(8) http://www.sfv.de/artikel/neue_kursbestimmung_des_sfv_zur_nutzung_der_biomasse_-_vorstandsbeschluss.htm<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

35<br />

Solarbrief-2-13.indd 35 30.07.2013 14:00:00


„Atmenden Deckel“ für immer abschaffen<br />

Aussicht auf weitere Vergütungsabsenkungen gefährdet Investitionen<br />

in neue Produktionsanlagen/Solarfabriken<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

Es geht um eine globale Systemänderung<br />

Aus Klimaschutzgründen und zum Schutz gegen zunehmende<br />

Radioaktivität müssen nicht nur die fossilen<br />

sondern auch die atomaren Energien vollkommen ersetzt<br />

werden. Weltweit ist deshalb ein gewaltiger Bedarf an<br />

elektrischem Strom aus Solar- und Windenergie sowie<br />

Stromspeichern absehbar. Das Ausbautempo dieser<br />

drei Techniken muss noch erheblich gesteigert werden,<br />

damit ein vollständiger Systemwechsel in absehbarer Zeit<br />

erreicht werden kann.<br />

In Deutschland lieferte das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) in seiner ursprünglichen Ausgestaltung 2000 sowie<br />

2004 ein äußerst erfolgreiches Anreizsystem für den Bau<br />

von Solarstromanlagen. Doch die Auswirkungen des EEG<br />

beschränkten sich nicht auf Deutschland: Getrieben durch<br />

die deutsche Nachfrage nach Solaranlagen entstanden<br />

auch im Ausland immer weitere Produktionsstätten/Fabriken<br />

für Solarmodule. Ein nicht zu unterschätzender<br />

Beitrag Deutschlands zur weltweiten Umstellung auf<br />

Erneuerbare Energien!<br />

Die Einführung des atmenden Deckels in Deutschland<br />

hat jedoch die Neuerrichtung von Produktionsanlagen<br />

weltweit gestoppt und richtet damit einen Schaden an,<br />

der weit über den nationalen Rahmen hinausgeht.<br />

Bremsmanöver statt Lösung der<br />

Anpassungsaufgaben<br />

Das bis 2009 erreichte hohe Ausbautempo der Solarenergie<br />

in Deutschland hat dazu geführt, dass sich hier schon die<br />

ersten Anpassungsschwierigkeiten zwischen dem neuen<br />

und dem alten System zeigten. Verwunderlich ist das nicht,<br />

sondern ist die logische Folge jeder radikalen Systemänderung.<br />

Deshalb müssen solche Probleme, die sich beim<br />

weiteren Beschleunigen des solaren Ausbaus noch steigern<br />

können, z.B. fehlende Speicher, Stabilitätsfragen, ungleiche<br />

Belastung der verschiedenen Verbraucher usw. analysiert<br />

und sodann aktiv gelöst werden. Je entschlossener diese<br />

Aufgaben angepackt werden, desto reibungsloser kann das<br />

Ausbautempo weiter gesteigert werden.<br />

Karikatur: Gerhard Mester<br />

36<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 36 30.07.2013 14:00:01


Stattdessen hat die Bundesregierung eine Fülle von Maßnahmen<br />

ergriffen, die das Tempo des Solarausbaues verringern<br />

sollen. Insbesondere wurde 2009 der sogenannte<br />

„atmende Deckel“ in das EEG aufgenommen.<br />

Wie der atmende Deckel die Herstellerfirmen<br />

und ihre Geldgeber ruiniert<br />

Wie die Bundesregierung und das Parlament dieses<br />

Abstoppen der Energiewende angesichts des immer<br />

schneller fortschreitenden Klimawandels gegenüber der<br />

Bevölkerung und den kommenden Generationen verantworten<br />

wollen, ist uns unerfindlich. Darüber hinaus hat der<br />

atmende Deckel den Herstellerfirmen der Solarbranche<br />

und ihren Geldgebern bleibende Schäden zugefügt, die<br />

hier genauer dargestellt werden sollen.<br />

Ein Teufelskreis<br />

Der atmende Deckel, § 20a und § 20b EEG, bremst den<br />

solaren Ausbau nicht durch Verbote, sondern durch Kapitalentzug.<br />

Er ist darauf angelegt, dass jährlich nur eine<br />

gleichbleibende (im Vergleich zu den Jahren 2009 und<br />

2010 sogar kleinere) Menge neuer Solaranlagen errichtet<br />

wird. Jede Steigerung des Ausbautempos wird mit einer<br />

sofortigen zusätzlichen Kürzung der Einspeisevergütung<br />

(<strong>als</strong>o eine Kürzung, die weit über die im ursprünglichen<br />

EEG festgesetzte Kürzung von 5 Prozent jährlich hinausgeht)<br />

beantwortet. Diese Regelung treibt die Hersteller<br />

von Solarprodukten in einen Teufelskreis. Die Absenkung<br />

der Einspeisevergütung zwingt sie, die Stückpreise entsprechend<br />

zu senken, da sie sonst ihr Produkt nicht mehr<br />

verkaufen können. Wenn es ihnen gelingt, die erzwungene<br />

Senkung der Stückpreise durch eine Vergrößerung der<br />

Stückzahlen auszugleichen, wie es betriebswirtschaftlich<br />

geboten ist, dann werden sie drei Monate später durch<br />

noch stärkere allmonatliche Absenkungen der Einspeisevergütung<br />

zu noch stärkeren Stückpreissenkungen<br />

gezwungen. Diese Entwicklung führt fast zwangsläufig in<br />

eine von der jeweiligen Firmenleitung nicht verschuldete<br />

Insolvenz.<br />

Das Erfolgsprinzip des ursprünglichen EEG wurde in sein<br />

Gegenteil verkehrt: Der wirtschaftliche Erfolg bei der Umstellung<br />

auf Solarenergie wird nicht mehr belohnt, sondern<br />

pönalisiert (bestraft).<br />

Das Vertrauen der Investoren wurde getäuscht<br />

Die Absenkungen der Einspeisevergütung verringern<br />

bekanntlich nicht die Zahlungen für bereits installierte Solaranlagen,<br />

die 20 Jahre lang ihre garantierten Zahlungen<br />

erhalten. Auf deren „Bestandschutz“ haben die Erfinder<br />

des atmenden Deckels peinlich geachtet. Aber einen<br />

ebenso wichtigen Punkt haben sie bei den theoretisierenden<br />

Überlegungen zur nachträglichen Beeinflussung des<br />

Solarstromausbautempos offenbar übersehen: Nicht nur<br />

Solaranlagenbetreiber haben Investitionen vorgenommen.<br />

Die ständige Erweiterung der gesamten Produktionskette<br />

im In- und Ausland von der Siliziumgewinnung aus Sand<br />

über die Herstellung von Wafern, Solarzellen, Solarmodulen,<br />

Wechselrichtern und Zubehörteilen bis hin zum<br />

Aufbau von Zigtausenden von Installationsbetrieben wurde<br />

nach anfänglichen staatlichen Hilfen zunehmend über<br />

private Initiative finanziert. Anreiz für die Kapitalgeber war<br />

die Aussicht auf eine Refinanzierung ihrer Investitionen<br />

in den folgenden Jahrzehnten durch gewinnbringenden<br />

Betrieb der Produktionsanlagen. Und diese Refinanzierung<br />

der gesamten Produktionskette wurde leichtsinnig<br />

aufs Spiel gesetzt. Die Nachhaltigkeit der Refinanzierung<br />

oder anders ausgedrückt, die Vertrauensgrundlage für die<br />

Investoren ging verloren.<br />

Warum eine Vergütungsabsenkung die<br />

Refinanzierung überproportional vermindert<br />

Ohne Gewinnaussicht kann kein Kapitalgeber gewonnen<br />

werden. Doch gerade die Gewinnaussicht wird an erster<br />

Stelle durch eine nicht vorhergesehene Absenkung der<br />

Einspeisevergütung zunichte gemacht.<br />

Das Absenken der Einspeisevergütung beeinflusst sofort<br />

und unmittelbar den Verkaufspreis der PV-Anlagen.<br />

Solar-Silizium-Produktion<br />

Zubehör<br />

Wafer-Produktion<br />

Zellenherstellung<br />

Solarmodulfabrik<br />

Die Qualität der Produkte leidet<br />

Der übermäßige Zwang zur Stückpreissenkung zwingt<br />

die Hersteller zu Sparmaßnahmen, die sich inzwischen<br />

auch auf die Qualität der Produkte auswirken. PV-Sachverständige<br />

berichten übereinstimmend, dass eine hohe<br />

Anzahl der von ihnen begutachteten Anlagen erhebliche<br />

Fehler aufweisen, die auf schlampige Arbeit und ungenügende<br />

Endkontrolle, aber auch auf ungeeignetes Material<br />

hinweisen.<br />

Wechselrichter-Fabrik<br />

Solar-Installations-<br />

Betrieb<br />

Eine<br />

einzige<br />

Zahlung<br />

Änderungen der Einspeisevergütungen<br />

schlagen<br />

sofort und in voller Höhe<br />

auf die Einnahmen der<br />

Produktionsbetriebe durch<br />

Über 20 Jahre verteilte<br />

Einspeisevergütung<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

37<br />

Solarbrief-2-13.indd 37 30.07.2013 14:00:01


Bei Absenkung der Einspeisevergütung muss der Solarinstallateur<br />

seine Verkaufspreise sofort entsprechend<br />

absenken, da er sonst nur noch sehr wenige Anlagen<br />

verkaufen kann.<br />

Die Einspeisevergütung wird dem Solaranlagenbetreiber<br />

in gut 20 Jahresraten ausgezahlt. Er selber aber bezahlt<br />

seine Solaranlage gleich zu Beginn mit dem vollen Preise,<br />

d.h. er geht in Vorleistung. Der Preis für die Solaranlage<br />

entspricht bei kostendeckender Einspeisevergütung <strong>als</strong>o<br />

grob dem 20-fachen der jährlichen Einspeisevergütung.<br />

Wenn die Einspeisevergütung um einen bestimmten<br />

Prozentsatz gesenkt wird, müssen die Installationsbetriebe<br />

den Kaufpreis für die Solaranlage um den selben<br />

Prozentsatz sofort (und nicht erst im Verlauf der 20 Jahre)<br />

absenken. Die Zahlung des Installateurs an die Lieferanten<br />

von Solarmodulen, Wechselrichtern und Zubehör geht<br />

<strong>als</strong>o fast schlagartig um den gleichen Betrag zurück, um<br />

den die gesamte Solaranlage billiger verkauft wurde.<br />

Für die Herstellerfirmen bedeutet das: Wenn sie ihr<br />

Produkt in gleicher Qualität und gleicher Stückzahl, aber<br />

zum geringeren Preis verkaufen wollen, vermindert sich<br />

ihr Gewinn.<br />

Zahlenbeispiel:<br />

Der Gewinn habe bislang 4 Prozent der Einnahmen<br />

betragen.<br />

100.000 Euro Einnahmen<br />

- 96.000 Euro Ausgaben<br />

4.000 Euro Gewinn<br />

Nun wird die Einspeisevergütung um 1 Prozent gesenkt.<br />

Damit sinken auch die Einnahmen um 1 Prozent<br />

99.000 Euro Einnahmen<br />

-96.000 Euro Ausgaben<br />

3.000 Euro Gewinn<br />

Der Gewinn ist somit um 1.000 Euro gesunken, das ist<br />

verglichen mit dem ursprünglichen Gewinn von 4.000 Euro<br />

eine Gewinneinbuße um 25 Prozent.<br />

Im Zahlenbeispiel bewirkt eine unvorhersehbare zusätzliche<br />

Absenkung der Einspeisevergütung nur um 1 Prozent<br />

bereits eine Gewinneinbuße um 25 Prozent.<br />

Man erkennt, wie empfindlich die Gewinnsituation schon<br />

auf nur kleine Veränderungen des Einkaufpreises reagiert.<br />

Der atmende Deckel arbeitet jedoch mit erheblich gröberen<br />

Absenkungen der Einspeisevergütung. Solche<br />

Absenkungen beenden deshalb abrupt die bisherigen<br />

Gewinne der Produktionsanlagen.<br />

Kapitalgeber nach einem Jahr Anlauf den ersten Gewinn<br />

erwirtschaftet und die erste Refinanzierungszahlung 2007<br />

geboten. Im Jahr 2008 folgte die zweite Refinanzierungszahlung,<br />

im Jahr 2009 folgte die dritte Refinanzierungsrate.<br />

Nach 3 Jahren kam dann mit dem atmenden Deckel<br />

die erste ungeplante Absenkung der Einspeisevergütung.<br />

So endete für diese Produktionsanlage bereits nach 3<br />

Jahren - viel zu früh - jegliche Refinanzierung.<br />

Das Vertrauen von Zehntausenden von Kapitalgebern und<br />

Investoren in die Kontinuität der Solarförderung wurde mit<br />

solchen Enttäuschungen verspielt. Dass es jem<strong>als</strong> wieder<br />

zurückgewonnen werden kann, so lange ausgewiesene<br />

Solarfreunde den atmenden Deckel auch noch verteidigen,<br />

ist nicht anzunehmen.<br />

Appell des <strong>SFV</strong> für eine Einspeisevergütung<br />

ohne atmenden und sonstigen Deckel<br />

Der <strong>SFV</strong> appelliert deshalb an alle Freunde der Solarenergie,<br />

den „atmenden Deckel“ <strong>als</strong> ungeeignetes Förderinstrument<br />

zu ächten.<br />

Notwendig ist eine zuverlässig vorhersehbare und einplanbare<br />

Einspeisevergütung, die nicht nur die Kosten<br />

der Herstellung der Solaranlagen sowie ihrer Komponenten<br />

inklusive von Pufferbatterien, sondern - wie in den<br />

Anfangszeiten bis 2008 - auch das notwendige weitere<br />

Wachstum der gesamten Produktionskette refinanzieren<br />

kann. Diese Einspeisevergütung muss neu festgesetzt<br />

werden. Sie muss, besonders auch mit Rücksicht auf<br />

die Speicherkosten, erheblich höher sein <strong>als</strong> die derzeitige<br />

Einspeisevergütung. Von diesem erhöhten Stand<br />

aus kann sie dann wieder mit 5% jährlich sinken. Jedes<br />

schnellere Absenken der Einspeisevergütung muss dann<br />

so rechtzeitig vorher angekündigt werden, dass die dann<br />

zum Zeitpunkt der Ankündigung gerade in Betrieb gegangenen<br />

Produktionsanlagen noch ausreichend lange Zeit<br />

produzieren können, bis sie sich endgültig refinanziert<br />

haben. Eine Ankündigungsfrist von 10 Jahren dürfte wohl<br />

ausreichen.<br />

Vorgebliche Gründe für den atmenden<br />

Deckel und Entgegnung des <strong>SFV</strong><br />

Leider werden von Solarfreunden immer noch Gründe für<br />

eine Beibehaltung des atmenden Deckels genannt. Auch<br />

wenn wir diese <strong>als</strong> zweitrangig und inkonsistent ansehen,<br />

wollen wir uns mit ihnen doch im Folgenden argumentativ<br />

auseinandersetzen.<br />

Beispiel: Unmöglichkeit der Refinanzierung<br />

einer Produktionsanlage aus dem Jahr 2004<br />

Nehmen wir zum Beispiel eine Produktionsanlage (Fabrik),<br />

die durch eine Investition im Jahr 2004 errichtet wurde. Im<br />

Jahr 2006 hat sie ihren Betrieb aufgenommen und dem<br />

Ohne atmenden Deckel hätte die schwarzgelbe<br />

Koalition längst einen echten Ausbaudeckel<br />

eingeführt<br />

Kommentar: Dieses Argument lebte von der Hoffnung,<br />

dass es beim atmenden Deckel schon so schlimm nicht<br />

38<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 38 30.07.2013 14:00:01


kommen werde. Die Tatsache, dass drei Jahre nach<br />

Einführung des atmenden Deckels die Zahl der neu<br />

installierten Solaranlagen (noch) nicht zurückgegangen<br />

ist (sie ist allerdings auch nicht mehr angestiegen),<br />

bestätigt diese Hoffnung nur scheinbar. Vielmehr zeigt<br />

die lawinenartig anwachsende Zahl an Insolvenzen,<br />

der katastrophale Absturz fast aller Solaraktien und die<br />

untragbare Zunahme von versteckten Mängeln an den<br />

unter Zeit- und Finanzdruck hergestellten Solaranlagen<br />

deutlich die destruktive Wirkung des atmenden Deckels.<br />

Der Unterschied zwischen einem „atmenden“ Deckel<br />

und einem „echten“ Ausbaudeckel erschließt sich dem<br />

Beobachter immer weniger. Eher denkt er an Selbstmord<br />

aus Angst vor dem Tode.<br />

Im Übrigen war dieses Zugeständnis der Grünen auch<br />

noch vergeblich, denn am 1.4.2012 wurde ein weiterer<br />

Ausbaudeckel, der 52 GW Deckel in das EEG 2012<br />

aufgenommen.<br />

Der atmende Deckel könne verhindern, dass<br />

erfolgreiche Akteure unakzeptabel hohe<br />

Gewinne (über 10 Prozent) machen würden.<br />

Unser Kommentar dazu: Die erstaunliche Höhe einiger<br />

Gewinne in Einzelfällen ist nicht repräsentativ. Sie erklären<br />

sich aus glücklichen Umständen beim Einkauf oder der<br />

Fremdfinanzierung.<br />

Ein vereinfachtes Beispiel: Eine Solaranlage koste<br />

100.000 Euro. Der Gewinn betrage 2.000 Euro. Wenn<br />

das Eigenkapital 20.000 Euro betragen hat, dann ergibt<br />

sich eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent.<br />

Solchen glücklichen Fällen stehen andere Fälle gegenüber,<br />

in denen durch Verzögerung des Anschlusses oder<br />

unvorhergesehene Reparaturen oder durch den gesetzlich<br />

erzwungenen nachträglichen kostenpflichtigen Einbau<br />

einer „technischen Einrichtung nach § 6 EEG“ kein Gewinn<br />

erzielt wurde. Aber das nur nebenbei.<br />

Bei einem guten Anreizprogramm, bei dem der Betreiber<br />

der Anlage das wirtschaftliche Risiko trägt, müssen<br />

die Anreize dem Risiko angemessen sein und je nach<br />

erbrachter Leistung variieren. Deshalb müssen auch<br />

überdurchschnittliche Gewinne zulässig sein.<br />

Außerdem verkleinert der atmende Deckel nicht nur die<br />

hohen Gewinne, sondern alle Einnahmen in der gesamten<br />

Produktionskette. Aus geringen Gewinnen macht er Verluste<br />

und die bisherigen Verluste verschlimmert er noch.<br />

Somit sieht der atmende Deckel keinen Schutz für solche<br />

Solarbetriebe oder Solaranlagenbetreiber vor, die bereits<br />

vor den außerplanmäßigen Vergütungsabsenkungen nur<br />

eine bescheidene Rendite erwirtschaften konnten.<br />

Besonders die Ärmeren unter den<br />

Stromkunden würden unter dem<br />

Strompreisanstieg leiden<br />

Unser Kommentar dazu: Die Ärmeren unter den Stromkunden<br />

werden besonders betroffen, weil Ärmere generell<br />

weniger finanzielle Reserven gegenüber jeder steigenden<br />

finanziellen Belastung haben, doch gäbe es, wenn man<br />

das Problem der Armut beseitigen wollte, zielgenauere<br />

sozialpolitische Maßnahmen <strong>als</strong> Strompreissenkungen.<br />

Der Umstieg auf die Erneuerbaren Energien<br />

würde billiger, wenn er langsamer erfolgte<br />

Unser Kommentar: Der Aufbau eines neuen Stromversorgungssystems<br />

kostet Geld, das letztlich von allen<br />

Stromkunden bezahlt werden muss. Es ist allerdings ein<br />

Gedankenfehler, dass ein langsamerer Umstieg auf Erneuerbare<br />

Energien billiger käme. Dazu zwei Beispiele:<br />

• Bei einem langsamen Umstieg müssen konventionelle<br />

Kohlekraftwerke länger in Betrieb bleiben. Der<br />

Neubau des großen Braunkohlekraftwerks in Neurath<br />

wäre bei einem schnellen Umstieg offensichtlich<br />

nicht nötig gewesen.<br />

• Bei der derzeitigen Verzögerung des Umstiegs sind<br />

eine sehr große Zahl von Solarbetrieben insolvent<br />

geworden. Die für sie getätigten Investitionen sind<br />

verloren und müssen später noch einmal getätigt<br />

werden.<br />

Volkswirtschaftlich gesehen müssen auch die Kosten des<br />

Klimawandels berücksichtigt werden, die um so höher<br />

sind, je ungehemmter er sich vollzieht.<br />

Deutschland müsse nicht die gesamte<br />

Entwicklung der Solarenergie bezahlen wollen<br />

Unser Kommentar: Deutschland hat die wirtschaftliche Potenz,<br />

und eine Bevölkerung, die dazu mehrheitlich bereit<br />

ist, durch engagierte Förderung der Solarenergie und der<br />

Speichertechnik diese global durch Massenproduktion und<br />

technische Erfahrung konkurrenzfähig zu machen.<br />

Eine Vorreiterrolle würde Deutschland von den teuren<br />

Kohle, Öl, Gas und Uranimporten unabhängig machen<br />

und uns einen technologischen nationalen Erfahrungsschatz<br />

bescheren.<br />

Fußnote: Was bewirkt der 52-GW-Deckel<br />

§ 20b Abs. 9a EEG: Wenn die nach § 20a Absatz 2 Nummer 2<br />

veröffentlichte Summe der installierten Leistung al ler geförderten<br />

Anlagen zur Erzeugung von Strom aus solarer Strahlungsenergie<br />

im Geltungsbe reich dieses Gesetzes erstm<strong>als</strong> den Wert 52 000<br />

Megawatt überschreitet, verringern sich die Vergü tungen nach §<br />

32 abweichend von den Absätzen 1 bis 9 zum ersten Kalendertag<br />

des auf die Veröf fentlichung folgenden Monats auf Null, Siehe<br />

auch http://www.bmu.de/bmu/presse-reden/pressemitteilungen/<br />

pm/artikel/photovoltaik-einigung-im-vermittlungsausschuss/<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

39<br />

Solarbrief-2-13.indd 39 30.07.2013 14:00:01


Verfahrensfehler bei Ermittlung<br />

der EEG-Umlage<br />

Fehlallokation von Atom- und Braunkohlekraftwerken treibt EEG-Umlage in die Höhe -<br />

Korrekturvorschlag zum Wälzungsmechanismus<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

Fachbegriffe werden im laufenden Text erklärt<br />

Die EEG-Umlage in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung<br />

In der politischen Diskussion wird die Höhe der EEG-<br />

Umlage <strong>als</strong> Maßstab für die Mehrkosten angesehen, die<br />

die Stromkunden aufbringen müssen, um die Erneuerbaren<br />

Energien in der allgemeinen Stromversorgung zu<br />

etablieren. Ein Ansteigen dieser Umlage wird mehrheitlich<br />

<strong>als</strong> finanziell bedrohlich empfunden und gefährdet insgesamt<br />

die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien. Selbst<br />

politische Befürworter des raschen Umstieges unterlassen<br />

wichtige Entscheidungen, wenn zu befürchten ist, dass<br />

sie die EEG-Umlage weiter erhöhen könnten. Die Gegner<br />

einer raschen Umstellung auf Erneuerbare Energien<br />

wiederum nehmen jede Gelegenheit wahr, den Anstieg<br />

der EEG-Umlage den Stromkunden recht deutlich zu<br />

machen. So erscheint z.B. bei den meisten Endkunden-<br />

Versorgungsunternehmen die Höhe des auf den Einzelnen<br />

entfallenden Anteils auf den Stromrechnungen.<br />

Das Verfahren zur Bestimmung der EEG-Umlage ist im<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den Paragrafen<br />

34 bis 44 eindeutig festgelegt. Bedauerlicher Weise führen<br />

einige dieser Detailbestimmungen dazu, dass auch<br />

Kosten, die nicht durch die Erneuerbaren Energien verursacht<br />

werden, dennoch zur Erhöhung der EEG-Umlage<br />

führen. Das geschieht insbesondere, wenn bei starkem<br />

Angebot von EE-Strom die Grundlastkraftwerke (Atom<br />

und Braunkohle) den Einspeisevorrang der Erneuerbaren<br />

Energien missachten. Sie können nur vergleichsweise<br />

langsam in Ihrer Leistung verändert und unter einer sogenante<br />

Mindestleistung (grob ungefähr bei 50 Prozent)<br />

überhaupt nicht betrieben werden weil sie dazu technisch<br />

nicht in der Lage sind. Es stellt sich hier die Frage, wie<br />

weit diese Kraftwerke für ein Zusammenwirken mit rasch<br />

fluktuierenden Erneuerbaren Energien an einer Strombörse<br />

geeignet sind.<br />

Vorbemerkung: Physikalische oder<br />

kaufmännische Strom- oder Geldflüsse?<br />

Wer den Stromhandel verstehen will, sollte sich bewusst<br />

machen, dass es verschiedene Betrachtungsweisen gibt.<br />

Die physikalische Betrachtung bezieht sich auf den Fluss<br />

der Elektronen. Die kaufmännische Betrachtung bezieht<br />

sich auf die Eigentumsverhältnisse und natürlich auf die<br />

Geldströme. Diese drei Flüsse gehen unterschiedliche<br />

Wege. Es klingt fast wie ein Scherz, wenn man sagt,<br />

durch das Übertragungsnetz flösse kein Geld und durch<br />

die Strombörse fllösse kein Strom, aber es ist richtig. Und<br />

an der Strombörse werden Entscheidungen getroffen, wer<br />

Strom physikalisch einspeisen darf und welcher Akteur<br />

von welchem anderen Akteur Geld bekommt.<br />

Der physikalische Stromfluss deutet den Fluss der elektrischen<br />

Energie an (Bild 1).<br />

Der kaufmännische Stromfluss zeigt den Wechsel des<br />

Eigentums an den Energiemengen an, zeigt <strong>als</strong>o an, wem<br />

der Strom jeweils gehört (Bild 2).<br />

Bild 1: Physikalischer Stromfluss<br />

Bild 2: Kaufmännischer Stromfluss<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

Konventionelle<br />

Kraftwerke<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

Konventionelle<br />

Kraftwerke<br />

Konventionell<br />

erzeugter<br />

Strom<br />

S t r o m b ö r s e<br />

EEG-<br />

Strom<br />

S t r o m b ö r s e<br />

Strommix<br />

Konvent.<br />

Strom<br />

V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />

E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />

V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />

E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />

EEG-<br />

Strom<br />

Strom-Mix<br />

EEG-<br />

Strom<br />

E E G – B e t r e i b e r<br />

E n d k u n d e n<br />

E E G – B e t r e i b e r<br />

E n d k u n d e n<br />

40<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 40 30.07.2013 14:00:02


Anmerkung: In allen nun folgenden Bildern lassen<br />

wir zur Erhöhung der Übersichtlichkeit die physikalischen<br />

und kaufmännischen Stromflüsse weg und<br />

stellen nur noch die Geldflüsse dar. Diese gehen<br />

im Regelfall in umgekehrter Richtung wie die Energieflüsse<br />

nach der einfachen Regel: Geld gegen<br />

Ware. Die unterschiedliche Dicke der Pfeile soll<br />

einen Eindruck von dem unterschiedlichen Betrag<br />

der Geldströme vermitteln.<br />

Bild 3: Geldflüsse ohne EEG-Umlage<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

Börsenerlös<br />

für EEG-Strom<br />

Konventionelle<br />

Kraftwerke<br />

Börsenerlös für<br />

konvent. Strom<br />

Das nebenstehende Bild 3 ist nicht vollständig. Man<br />

sieht, dass der Übertragungsnetzbetreiber Verluste<br />

machen würde, weil er mehr Geld an die Verteilnetzbetreiber<br />

zahlen muss (grüner Pfeil) <strong>als</strong> er an<br />

der Strombörse für den Verkauf des EEG-Stroms<br />

erhalten kann (grauer Pfeil).<br />

Der Gesetzgeber hat deshalb einen finanzieller<br />

Ausgleich für den Übertragungsnetzbetreiber, bestimmt,<br />

die sogenannte EEG-Umlage. Sie wird beim<br />

nächsten Bild (Bild 4) <strong>als</strong> roter Pfeil eingefügt.<br />

V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />

E E G – B e t r e i b e r<br />

S t r o m b ö r s e<br />

E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />

E n d k u n d e n<br />

Mit Gewinn<br />

kalkuliert<br />

Ein Grundsatzkonflikt<br />

Im liberalisierten Strommarkt erfolgt der Einsatz<br />

von Stromerzeugern nach den Regeln des Börsengeschäfts,<br />

d.h. nicht nach ökologischen, sondern<br />

ausschließlich nach preislichen Kriterien. Der<br />

billigste Strom (genauer gesagt, der am billigsten<br />

angebotene Strom) wird vorrangig ins Stromnetz<br />

aufgenommen. Diese Vorrangregel steht im Konflikt<br />

zu einer noch nicht vollständig durchgesetzten Vorrangregelung<br />

für ökologisch erzeugten Strom.<br />

Zweck der EEG-Umlage<br />

Damit der vergleichsweise teurere Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien (EEG-Strom) überhaupt eine<br />

Chance an der Strombörse hat, muss er dort unter<br />

seinen tatsächlichen Erzeugungskosten angeboten<br />

werden. Diese Aufgabe übernehmen nach EEG<br />

- wie bereits in Bild 3 gezeigt - die Übertragungsnetzbetreiber<br />

(ÜNB). Sie kaufen den EEG-Strom<br />

von den Verteilnetzbetreibern und bezahlen ihn in<br />

Höhe der Einspeisevergütung. Dann verkaufen die<br />

ÜNB den Strom unter Preis an der Strombörse. Zum<br />

Ausgleich des ihnen dabei entstehenden Verlusts<br />

erhalten sie die EEG-Umlage (siehe Bild 4).<br />

Nun musste der Gesetzgeber noch festlegen,<br />

wer die EEG-Umlage letztlich bezahlen soll: Der<br />

Endkundenversorger wurde verpflichtet, für jede<br />

Kilowattstunde, die er seinen Kunden verkauft,<br />

einen festgelegten Anteil (die EEG-Umlage) an<br />

den Übertragungsnetzbetreiber abzuführen. Bild 5<br />

(rechts). Für stromintensive Betriebe gibt es eine<br />

unsinnige Ausnahme (siehe dazu Seite 34).<br />

Es bleibt dem Endkundenversorger überlassen,<br />

wieviel Geld er dann insgesamt von seinem Endkunden<br />

verlangt (freier Markt). Auf der Stromrechnung<br />

darf er die Höhe der EEG-Umlage angeben.<br />

Bild 4: Die EEG-Umlage ergänzt den Börsenerlös<br />

Bild 5: EEG-Umlage <strong>als</strong> Teil des Endkunden-Strompreises<br />

Einspeisevergütungen<br />

Einspeisevergütungen<br />

Einspeisevergütungen<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

EEG-Umlage<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />

E E G – B e t r e i b e r<br />

EEG-Umlage<br />

Börsenerlös<br />

für EEG-Strom<br />

Börsenerlös<br />

für EEG-Strom<br />

S t r o m b ö r s e<br />

E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />

Strompreis<br />

E n d k u n d e n<br />

Konventionelle<br />

Kraftwerke<br />

Börsenerlös für<br />

konvent. Strom<br />

Börsenpreis<br />

für Strom-Mix<br />

Mit Gewinn<br />

kalkuliert<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

41<br />

Solarbrief-2-13.indd 41 30.07.2013 14:00:02


Bild 6: Aufblähung der EEG-Umlage durch unverschuldete<br />

„Strafgebühr“<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />

E E G – B e t r e i b e r<br />

EEG-Umlage<br />

S t r o m b ö r s e<br />

E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />

Bild 7: Abtrennung einer Fehlallokationsabgabe von der<br />

EEG-Umlage bei negativem Börsenpreis<br />

Einspeisevergütungen<br />

Einspeisevergütungen<br />

Die Abhängigkeit der EEG-Umlage<br />

vom Börsenpreis<br />

An der Strombörse ergeben sich die Preise aus<br />

Angebot und Nachfrage. Deshalb schwanken<br />

auch die Verkaufserlöse für den EEG-Strom an<br />

der Börse. Der von den EEG-Anlagen gelieferte<br />

Strom wird vom Übertragungsnetzbetreiber immer<br />

noch billiger <strong>als</strong> der billigste konventionell<br />

erzeugte Strom angeboten, so dass sein börslicher<br />

Vorrang gesichert ist. Dann können einige<br />

konventionelle Kraftwerke ihren etwas teureren<br />

Strom nicht verkaufen und müssen deshalb ihre<br />

Stromproduktion zurückfahren. Die Stromverbraucher<br />

erhalten einen Mix aus EEG-Strom und<br />

konventionell erzeugtem Strom.<br />

„Strafzahlung“<br />

bei Lieferung<br />

von EEG-Strom<br />

an die Börse<br />

trotz Überangebots<br />

Strompreis<br />

E n d k u n d e n<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

EEG-Umlage<br />

korrigiert<br />

Atom- und<br />

Braunkohle<br />

Grundlast<br />

zahlt für<br />

Einspeise-<br />

Erlaubnis<br />

Endkundenversorger<br />

bekommt Geld, wenn<br />

er Strom abnimmt<br />

Mit Gewinn<br />

kalkuliert<br />

„Strafzahlung“<br />

Fehlallokationsabgabe<br />

Dieses einleuchtende Berechnungsverfahren<br />

verliert allerdings seine Berechtigung, wenn<br />

bei starkem Angebot von EEG-Strom alle Spitzenlast-<br />

und Mittellastkraftwerke bereits ihre<br />

Stromproduktion eingestellt haben und nur noch<br />

die Grundlastkraftwerke (Atom und Braunkohle)<br />

Strom liefern. Sie können nicht unter eine Mindestleistung<br />

zurückgefahren werden, weil sie<br />

dazu technisch nicht in der Lage sind.<br />

Wenn man trotzdem die formalen Börsenregeln<br />

weiter anwendet (wie das zur Zeit geschieht),<br />

führt ein (Über-)Angebot von Strom aus Grundlastkraftwerken,<br />

die sich nicht beliebig schnell und<br />

beliebig weit in ihrer Leistung abregeln lassen, zu<br />

negativen Börsenpreisen. Das heißt, wer zu diesen<br />

Zeiten Strom abnimmt, bekommt sogar noch<br />

Geld dazu. Die Geldflüsse kehren sich um.<br />

Ein negativer Börsenpreis stellt für Großverbraucher,<br />

die den Strom direkt an der Börse kaufen<br />

können, einen Anreiz dar, noch mehr zu verbrauchen.<br />

Für einen Erzeuger wirkt er wie eine<br />

Pönalie, d.h. wie eine „Strafgebühr“, die ihn zum<br />

Abregeln oder Abschalten zwingen soll.<br />

Gründe für eine Neudefinition der<br />

EEG-Umlage<br />

Der Stromkunde, der die EEG-Umlage zahlen<br />

muss, glaubt, dieses Geld käme ausschließlich<br />

den Anlagen der Erneuerbaren Energien <strong>als</strong><br />

Einspeisevergütung zugute. Tatsächlich aber<br />

stellt ein Teil der Zahlungen nichts anderes <strong>als</strong><br />

eine Fehlallokationsgebühr für nicht abregelbare<br />

Grundlastkraftwerke dar (Fehlallokation bedeutet<br />

fehlerhafte Zuweisung. Hier besagt „Fehlallokation“,<br />

nicht abregelbare Kraftwerke passen nicht in<br />

ein Stromversorgungssystem mit fluktuierenden<br />

Erneuerbaren Energien).<br />

Die Stromkunden müssen (bei negativem Börsenpreis)<br />

nicht nur für den EEG-Strom, sondern (solange<br />

die bisher geltende Regelung nicht korrigiert<br />

wird) zusätzlich auch noch für die Fehlallokation<br />

der Braunkohle- und Atomkraftwerke zahlen.<br />

Solche Situationen werden mit wachsender Zahl<br />

von EEG-Anlagen immer häufiger werden und<br />

zu einer erheblichen Belastung und sachfremden<br />

Verfälschung der EEG-Umlage führen.<br />

Wir beschäftigen uns deshalb im Folgenden ausschließlich<br />

mit diesem Sonderfall (siehe Bild 6)<br />

42<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 42 30.07.2013 14:00:03


Aus dieser „Aufblähung“ ergeben sich zwei<br />

Nachteile:<br />

• unberechtigte psychologische Stimmungsmache<br />

gegen die Erneuerbaren Energien durch<br />

die irreführende Bezeichnung „EEG-Umlage“<br />

• unnötige Mehrbelastung der Stromkunden.<br />

Hier sei ausdrücklich auch auf die Rolle der<br />

Endkundenversorger in der psychologischen<br />

Stimmungsmache gegen die Erneuerbaren<br />

Energien hingewiesen. In Bild 6 erkennt man,<br />

dass der Endkundenversorger gelegentlich sogar<br />

noch Geld dazubekommt, wenn er bei negativem<br />

Börsenpreis Strom einkauft. Dem Endkundenversorger<br />

ist es freigestellt, wie er den Endverkaufspreis<br />

gegenüber dem Endverbraucher kalkuliert<br />

und wie er die Rolle der EEG-Umlage in seiner<br />

Schlussabrechnung gegenüber dem Stromkunden<br />

darstellt. Er könnte - wenn er sich um eine<br />

korrekte Darstellung bemüht - zum Beispiel darstellen,<br />

dass die Erneuerbaren Energien seinen<br />

Stromeinkauf an der Börse erheblich verbilligt<br />

haben. Die allermeisten Endkundenversorger<br />

jedoch erwähnen diesen Gesichtspunkt nicht,<br />

sondern weisen anklagend nur auf die steigende<br />

EEG-Umlage hin. Gäbe es noch eine Strompreisaufsicht,<br />

wie vor der Liberalisierung des<br />

Strommarktes, so würde sie wohl gegen eine<br />

solche F<strong>als</strong>chdarstellung einschreiten. Heute<br />

jedoch lässt der Staat den kleinen Stromkunden<br />

im Kampf gegen die Preistreiberei der Endkundenversorger<br />

im Stich. Dies wollen wir ändern.<br />

Bild 8: Direkte Zahlung der Fehlallokationsabgabe an den<br />

Netzbetreiber bei negativem Börsenpreis<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

EEG-Umlage<br />

korrigiert<br />

„Strafzahlung“<br />

Fehlallokationsabgabe<br />

Bild 9: Vereinfachte zeichnerische Darstellung des selben<br />

Sachverhalts<br />

Einspeisevergütungen<br />

Einspeisevergütungen<br />

Fehlallokationsabgabe<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

EEG-Umlage<br />

korrigiert<br />

„Strafzahlung“<br />

Atom- und<br />

Braunkohle<br />

Atom- und<br />

Braunkohle<br />

Einführung einer Fehlallokationsabgabe<br />

oder -gebühr<br />

Es würde die Diskussion um die Energiewende<br />

transparenter machen, wenn nur der Anteil der<br />

Zahlungen <strong>als</strong> EEG-Umlage bezeichnet würden,<br />

die ausschließlich zur Abdeckung der Einspeisevergütung<br />

Verwendung finden. Dazu müssten die<br />

übrigen Zahlungen abgetrennt und korrekt z.B. <strong>als</strong><br />

„Fehlallokationsabgabe“ ausgewiesen werden.<br />

Links nebenstehendes Bild 7.<br />

Nun ist noch die Frage zu klären, wer die Fehlallokationsabgabe<br />

zahlen muss.<br />

Lösungsvorschlag: Korrektur durch<br />

ursachengerechte Zuordnung der<br />

„Fehlallokationsabgabe“<br />

Die in Bild 7 (links) gezeigte Lösung bei negativem<br />

Börsenpreis vermeidet zwar den psychologischen<br />

Nachteil durch die bisher irreführende Bezeichnung<br />

der Abgabe, aber sie lässt noch offen, wer<br />

denn die Fehlallokationsabgabe nun tatsächlich<br />

bezahlen soll.<br />

Wir schlagen <strong>als</strong> ursachengerechte Lösung vor,<br />

dass die Betreiber der Grundlastkraftwerke diese<br />

Fehlallokationsabgabe dafür zahlen müssen,<br />

dass sie trotz Nichtabregelbarkeit am Börsengeschehen<br />

teilnehmen dürfen (Bild 8 und 9 oben).<br />

Die Zahlung der Fehlallokationsabgabe erfolgt<br />

natürlich nur dann, wenn die Grundlastkraftwerke<br />

eigentlich herunterregeln müssten, und wenn der<br />

Börsenpreis dadurch negativ wird.<br />

Auswirkung der Fehlallokationsabgabe<br />

Gaskraftwerke und andere Spitzenlastkraftwerke<br />

können jederzeit abschalten und schnell wieder<br />

ihre Leistung hochfahren und werden deshalb zur<br />

Fehlallokationsabgabe nicht herangezogen. Das<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

43<br />

Solarbrief-2-13.indd 43 30.07.2013 14:00:03


verschafft ihnen den notwendigen wirtschaftlichen Vorteil,<br />

der ihrem Weiterbetrieb und der Errichtung der benötigten<br />

weiteren Anlagen dienen wird.<br />

behindern. Letztlich darf die Energiepolitik nicht länger die<br />

Augen vor dieser Entwicklung verschließen.<br />

Appell an die Politik<br />

Man mag einwenden, dass der Effekt der Fehlallokation<br />

derzeit noch gering ist und die Einführung einer Fehlallokationsabgabe<br />

finanziell nicht viel bewirken könne. Doch<br />

der Ausbau der Erneuerbaren geht weiter und es wird<br />

immer häufiger dazu kommen, dass die nicht abregelbaren<br />

Grundlastkraftwerke die Einspeisung von EEG-Strom<br />

Bilderfolge für Vortrag<br />

Für einen mündlichen Vortrag, bei dem nur die Unterstützung<br />

durch eine Folge der hier dargestellten Bilder<br />

gewünscht wird, finden Sie diese Bilder auf unserer<br />

Internetseite <strong>als</strong> pdf-<strong>Datei</strong>, ppt- und pptx-<strong>Datei</strong> unter<br />

http://www.sfv.de/artikel/gedankenfehler_beim_verfahren_zur_ermittlung_der_eeg-umlage.htm<br />

Bild 10: Korrigierte EEG-Umlage bei Grundlastüberschuss<br />

Diese Darstellung zeigt die Änderungen im Vergleich zu Bild 6<br />

Fehlallokationsabgabe<br />

Atom- und<br />

Braunkohle<br />

Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />

„Strafzahlung“<br />

Grundlast<br />

zahlt für<br />

Einspeise-<br />

Erlaubnis<br />

Einspeisevergütungen<br />

EEG-Umlage<br />

korrigiert<br />

S t r o m b ö r s e<br />

Endkundenversorger<br />

bekommt Geld, wenn<br />

er Strom abnimmt<br />

V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />

E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />

Strompreis<br />

Mit Gewinn<br />

kalkuliert<br />

E E G – B e t r e i b e r<br />

E n d k u n d e n<br />

44<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 44 30.07.2013 14:00:03


Weiter leben<br />

Von Dr. Thomas Bernhard<br />

Die Welt ist komplex, Probleme einschließlich<br />

Erderwärmung auch, die Lösung von der Richtung<br />

eigentlich einfach: einfacher und bescheidener<br />

und solidarischer leben, im Einklang mit der Natur<br />

und mit wenig Verbrauch fossiler Rohstoffe.<br />

Ich erinnere mich noch an den Klimagipfel 2009<br />

in Kopenhagen, dam<strong>als</strong> hatten wir 386 ppm CO 2<br />

in der Erdatmosphäre und Politiker brachten den<br />

Begriff 2 °C sei die „Leitplanke“, die es nicht zur<br />

überschreiten gelte. Es klingt, <strong>als</strong> ob man, wenn<br />

man mit zuviel Tempo darauf zusteuere, auf die<br />

Bahn zurückgeworfen würde. In Wirklichkeit ist<br />

es eher ein steiler Abhang, der keinen weiteren<br />

Halt mehr bietet: Permafrosterwärmung mit<br />

Methanausgasung bringt ein weiteres Grad, die<br />

Trockenheit der Urwälder und deren spontane<br />

Brände werden die Erde auf 4°C bringen, die dann<br />

nach Eisschmelze verlorenen Reflexionsflächen<br />

erwärmen noch mehr.<br />

Jetzt haben wir 400 ppm CO 2<br />

in der Atmosphäre,<br />

die höchste Konzentration seit 25 Millionen Jahren.<br />

Über 450 ppm, sagen die Wissenschaftler<br />

des Weltklimarats, darf die CO 2<br />

-Konzentration nie<br />

steigen, wenn wir 2° nicht überschreiten wollen.<br />

Woran liegt es, dass wir nicht entschlossen handeln?<br />

Dass wir dies wissen und dann im Gegenteil<br />

Fracking und Tiefsee- oder Arktis-Öl <strong>als</strong> Lösung<br />

der Probleme erscheinen? Dass wir uns über die<br />

Kosten des EEG aufregen?<br />

Eine Ursache ist sicher auch die zunehmende<br />

soziale Schere, wo der Mittelstand aus Angst vor<br />

Absturz in Hartz IV sich an Wachstum <strong>als</strong> Lösung<br />

klammert, dieses aber letztlich Umweltschutz und<br />

nachhaltige Lösungen ausschließt.<br />

Jeder kennt bei sich oder Jugendlichen den<br />

Trend zu neuen Handys oder starken Autos, die<br />

Verlockung von billigen Wochenendflügen, von<br />

allen Konsumgütern mehr, die Hoffnung, dadurch<br />

Sicherheit und Wohlstand zu erreichen. Dabei<br />

bieten Länder mit weniger sozialem Abstand<br />

gerade mehr Sicherheit und Lebensglück, auch<br />

für die Reicheren.<br />

Wie extrem Eigentumsverhältnisse in Deutschland<br />

geworden sind in den letzten 10 Jahren: die<br />

1 % Reichsten besitzen 35 % aller Vermögen,<br />

während die 50 % Ärmsten sich mit 1 % des<br />

Vermögens begnügen müssen (https://www.campact.de/umfairteilen/appell/5-minuten-info/).<br />

Eine Facette ist, dass wir seit Jahren gelernt haben,<br />

nach außen egoistisch zu sein und Schnäppchen<br />

zu jagen, das große Auto ein paar Prozent<br />

billiger, billige Kleidung, günstige Flüge. Geiz ist<br />

geil. Nur intern in der Familie wird gefeiert, sorgt<br />

man sich, geht man fairer um, weil das Glück<br />

sonst schnell bedroht ist.<br />

Stellen wir uns vor, die Welt würde in 2 Hälften geteilt,<br />

durch Glaskuppeln getrennt, und jeder dürfte<br />

wählen: Leben in der Wachstumsseite („Konsum-<br />

Welt“) wie bisher, weiter Öl bohren und Fracking,<br />

schnelle Autos, Flugreisen, und die prognostizierte<br />

Zukunft mit irreversibler Erderwärmung für die<br />

Kinder - oder: Leben in einer bescheideneren<br />

Welt („Natur-Welt“), mit drastischen Umverteilungen<br />

und Maßnahmen zu Nachhaltigkeit, zügige<br />

Reduktion des CO 2<br />

-Ausstoßes, Fahrradwege,<br />

Besteuerung fossiler Ressourcen für alle, mehr<br />

Reparatur <strong>als</strong> Konsum, gleichzeitig naturnäher<br />

und entschleunigt, mit Zukunft für die Kinder, die<br />

Welt intakt zu übernehmen.<br />

Wo würdest Du leben wollen? Die meisten, die ich<br />

kenne, würden sich dann für die bescheidenere<br />

Welt entscheiden. Trotzdem leben die meisten<br />

Menschen jetzt so, <strong>als</strong> bevorzugen sie und wären<br />

sie sicher in der Konsum-Welt.<br />

Das Problem für mich ist, das diese durch die<br />

Haltung „eigentlich hast Du ja recht, aber die anderen<br />

konsumieren ja noch mehr“ mitwirken, die<br />

Welt für mich und meine Kinder definitiv zerstören.<br />

Wir sind schon ganz nahe dran (z.B. http://www.<br />

klimaretter.info/forschung/nachricht/13646-vielearten-sind-noch-zu-retten<br />

).<br />

Wenn es so weitergeht, werden wir die erste<br />

„Konsum-Welt“-Variante für alle bekommen.<br />

Und werden - wie unsere Altengeneration - uns<br />

rechtfertigen wollen, wir hätten es nicht klar genug<br />

gesehen, es wäre der Zeitgeist gewesen. Wir<br />

werden nicht sagen können, wir hätten es nicht<br />

gewusst oder man hätte Angst um sein Leben<br />

haben müssen. Die Schäden werden Jahrhunderte<br />

lang andauern, und es wird Millionen oder<br />

Milliarden Menschenleben sowie Tausende von<br />

Arten kosten.<br />

Wann werden wir konsequenter mit uns selbst<br />

und den anderen, stellen unsere Haltung aktiv<br />

und offen dar, gehen endlich auf die Straße und<br />

fordern unnachgiebig die anstehenden Maßnahmen,<br />

um die zweite "Natur- Welt"-Variante für uns<br />

alle einzufordern?<br />

Dr. Thomas Bernhard ist<br />

niedergelassener Arzt in Koblenz.<br />

Als Vater von 5 Kindern<br />

und durch berufliche<br />

Aufenthalte in Tanzania ist<br />

er seit Jahren besorgt über<br />

Folgen der Erderwärmung<br />

und wurde beim BUND<br />

Koblenz aktiv. Seit 1997 ist<br />

er Mitglied im <strong>SFV</strong>.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

45<br />

Solarbrief-2-13.indd 45 30.07.2013 14:00:03


Die Verfügbarkeit fossiler Energieträger<br />

Beunruhigende neue Bewertung durch die Energy Watch Group<br />

Von Alfons Schulte<br />

Die Energy Watch Group (EWG) ist ein internationales<br />

Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern,<br />

das sich nach eigenen Angaben mit der Verknappung<br />

fossiler und nuklearer Energieträger befasst, Szenarien<br />

zur Einführung regenerativer Energieträger entwickelt<br />

und Strategien zur langfristigen Sicherung einer stabilen<br />

Energieversorgung zu annehmbaren Preisen entwirft.<br />

Das Motto dazu lautet: „Energiepolitik braucht objektive<br />

Informationen.“ Ziel der EWG ist es, mit ihren Studien<br />

nicht nur Expertenkreise sondern auch die interessierte<br />

Öffentlichkeit zu erreichen. Sie merken dazu weiter an:<br />

„Objektive Information braucht eine unabhängige Finanzierung.“<br />

1<br />

Die EWG hat in ihrem jüngsten Bericht [1] die Situation der<br />

fossilen und nuklearen Energieträger vor dem Hintergrund<br />

aktueller Daten bewertet. Bereits im Jahr 2008 veröffentlichte<br />

die EWG einen Bericht, in dem sie aufzeigte, dass<br />

nach ihrer Einschätzung beim Erdöl das Fördermaximum<br />

bereits erreicht sei, der sog. Peak-Oil.<br />

Die vorliegende kurze Zusammenfassung gibt die wesentlichen<br />

Aussagen des neuen Berichts der Energy Watch<br />

Group wieder. Sie stehen in bemerkenswertem Gegensatz<br />

zu Angaben der Internationalen Energie Agentur (IEA) 2<br />

und den darauf aufbauenden Darstellungen in der Presse<br />

3 , in denen – speziell mit Blick auf die Entwicklung der<br />

Gewinnung von unkonventionellem Erdöl und Erdgas in<br />

den USA – sogar von einer Erdgasschwemme in einigen<br />

Jahren die Rede ist und davon, dass die USA zum größten<br />

Erdölförderstaat noch vor Saudi-Arabien aufsteigen<br />

könnten.<br />

Erdöl<br />

Im Bericht der EWG zum Erdöl heißt es, das Fördermaximum<br />

(der Peak-Oil) sei nach heute übereinstimmender<br />

Meinung (auch von von der IEA bestätigt) bereits überschritten.<br />

Man befinde sich auf einem relativ konstanten<br />

hohen Wert der jährlichen Erdölförderung und die<br />

Erdölindustrie sei bestrebt, dieses hohe Förderniveau<br />

noch eine möglichst lange Zeit zu halten, z.B. durch die<br />

Erschließung von unkonventionellen Erdölvorkommen<br />

(USA, Kanada) <strong>als</strong> Ausgleich für sinkende Förderraten<br />

der konventionellen Erzeugung. Neuere Erdölfelder seien<br />

jedoch mehrheitlich von schlechter Qualität, sodass dieser<br />

Wettlauf immer schwieriger würde.<br />

Die Erschließung der „großen Potentiale an unkonventionellen<br />

Kohlenwasserstoffvorkommen in Gegenden<br />

mit sehr geringer Bevölkerungsdichte“ in den USA sei<br />

maßgeblich auf die stark gestiegenen Ölpreise seit 2005<br />

zurückzuführen. Dies sei jedoch nur möglich gewesen,<br />

indem der Staat Ausnahmeregelungen für die Bohraktivitäten<br />

der Öl- und Gasindustrie erlassen habe und die<br />

Umweltauflagen gesenkt wurden.<br />

Der Bericht hebt hervor, dass nach Einschätzung der<br />

EWG und im Gegensatz zu den Szenarien der IEA der<br />

hohe Anteil unkonventioneller Erdöl- und Erdgasförderung<br />

in den USA nicht sehr lange aufrechterhalten werden<br />

kann. Die EWG geht davon aus, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

das Fördermaximum von leichtem „tight-oil“<br />

in den USA zwischen 2015 und 2017 erreicht würde und<br />

die optimistischen Annahmen der IEA sich <strong>als</strong> „deutlich<br />

überschätzte Blase“ herausstellen könnten.<br />

Nach Berechnungen der EWG – so heißt es im Bericht<br />

– sei es sehr wahrscheinlich, dass bis etwa um das Jahr<br />

2030 die weltweite Erdölförderung um etwa 40 Prozent<br />

gegenüber 2012 zurückgehen werde. Nur durch den<br />

Verbrauchrückgang in den OECD-Staaten sei es in den<br />

letzten Jahren möglich gewesen, dass der Verbrauch in<br />

den Nicht-OECD-Staaten bei etwa konstanter weltweiter<br />

Förderung noch ausgeweitet werden konnte.<br />

Erdgas<br />

Zum Energieträger Erdgas macht der EWG-Bericht ebenfalls<br />

beunruhigende Aussagen. So sei die konventionelle<br />

Erdgasförderung in Europa und Nordamerika bereits im<br />

deutlichen Förderrückgang. Das Fördermaximum der<br />

Schiefergasgewinnung in den USA (aus dem sog. Fracking)<br />

erwarten die Experten der EWG in Kürze.<br />

In Europa – so heißt es – steige der Importbedarf an<br />

Erdgas zunehmend, da die heimische Förderung schnell<br />

zurückgehe. Dass Russland keine Probleme haben<br />

werde, die Gasförderung (bei steigendem eigenen Verbrauch)<br />

noch auszuweiten, wird im Bericht bezweifelt.<br />

Vor dem Hintergrund großer Nachfrage (nach russischem<br />

Erdgas) auch in Asien werde Europa – so schlussfolgert<br />

die EWG – seinen Erdgasbezug nicht im heutigen Maß<br />

aufrechterhalten können.<br />

1 Das Projekt wird nach Angaben der EWG unterstützt von der Ludwig-Bölkow-Stiftung (http://www.ludwig-boelkow-stiftung.org/) und der Reiner-Lemoine-Stiftung<br />

(http://www.reiner-lemoine-stiftung.de/).<br />

2 Der „2012 Annual Report“ der IEA vom 12.11.2012 kann heruntergeladen werden unter http://www.iea.org/publications/freepublications/publication/IEA_Annual_Report_publicversion.pdf.<br />

Der Bericht ist käuflich erwerbar unter: http://www.iea.org/W/bookshop/add.aspx?id=433<br />

3 siehe z.B. Publikation in bei Zeit-Online vom 12.11.2012: http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-11/usa-erdoel-iae oder z.B. bei Die Presse vom 12.11.2012: http://<br />

diepresse.com/home/wirtschaft/international/1311642/IEA_USA-bis-2020-NettoExporteur-von-Erdgas<br />

46<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 46 30.07.2013 14:00:04


Ob Iran und Katar, denen große Gasreserven zugeschrieben<br />

werden, diese Lücke durch LNG (liquified natural gas)<br />

ausgleichen könnten, wird im Bericht bezweifelt. Vielmehr<br />

sei wahrscheinlich, dass die Reserven in den genannten<br />

Ländern deutlich zu hoch bewertet wären.<br />

Kohle<br />

Zur Situation der Kohle heißt es im EWG-Bericht: „Die<br />

weltweiten Kohlevorkommen sind reichlich. Die meisten<br />

Beobachter ziehen daraus den Schluss, dass die Versorgung<br />

mit Kohle auf mehrere Jahrhunderte gesichert und<br />

unproblematisch sei. Umweltprobleme mit der Förderung<br />

und dem Verbrennen von Kohle würden deren Förderung<br />

wesentlich früher beschränken <strong>als</strong> geologische Restriktionen.“<br />

Die Autoren der EWG kommen jedoch zu der Erkenntnis,<br />

dass bei genauer Analyse die Indizien für eine in<br />

wenigen Jahren angespannte Versorgungslage mit Kohle<br />

größer seinen <strong>als</strong> bei nur oberflächlicher Betrachtung.<br />

Als maßgeblich für diese Folgerung hält die EWG die<br />

Tatsache, dass „China vor wenigen Jahren von einem<br />

Exporteur zum neben Japan größten Importeur von<br />

Kohle“ geworden sei. Daneben besitze zwar auch Indien<br />

große Reserven, diese seien jedoch von ausgesprochen<br />

schlechter Qualität (bis zu 70 Prozent Ascheanteil). Das<br />

interkontinental gehandelte Kohlevolumen habe sich in<br />

den letzten 10 Jahren verdoppelt und dies sei praktisch<br />

nur von Australien (Kokskohle für die Stahlerzeugung)<br />

und Indonesien (hochwertige Kraftwerkskohle) abgedeckt<br />

worden. Eine Ausweitung des Exports in Indonesien und<br />

auch Indien wird für nicht möglich gehalten. In Anbetracht<br />

einer in einigen Regionen (z.B. Südafrika) bereits spürbar<br />

schlechter werdenden Kohlequalität vermuten die EWG-<br />

Experten das Fördermaximum bei Kohle (den sog. Peak-<br />

Coal) bereits um das Jahr 2020.<br />

Uran<br />

Mit Blick auf das weit zurückliegende Fördermaximum<br />

bei Uran (1980) und die Tatsache, dass der vorübergehende<br />

Anstieg seit 2000 nur auf die Gewinnung in<br />

Kasachstan zurückzuführen ist, schlussfolgert die EWG,<br />

dass – auch wegen des höheren Energieaufwands bei<br />

der Ausbeutung von immer geringerwertigen Erzen – ein<br />

hohes Risiko bestehe, dass bereits in diesem Jahrzehnt<br />

die Versorgung der Kernkraftwerke auf Engpässe zulaufe<br />

und „neu gebaute Reaktoren nicht mit einer gesicherten<br />

Uranversorgung über die gesamte Lebensdauer von 40<br />

Jahren rechnen“ könnten.<br />

Zusammenfassung der Energy Watch Group<br />

In der zusammenfassenden Betrachtung kommt die EWG<br />

zu dem Schluss, dass der bald erwartete Rückgang der<br />

weltweiten Erdölförderung zu deutlichen Versorgungsproblemen<br />

führen werde und höchstens noch über zwei<br />

Jahrzehnte durch Substitution mit Erdgas und Kohle<br />

ausgeglichen werden könne.<br />

Der Anteil der nuklearen Energieträger sei zu gering, <strong>als</strong><br />

dass diese beim Übergang auf Erneuerbare Energien eine<br />

weltweit bedeutende Rolle spielen könnte. In einer Grafik<br />

der EWG werden alle vorgenannt beschriebenen fossilen<br />

Energieträger und der nukleare Energieträger Uran überlagert<br />

angezeigt. Danach liegt das Fördermaximum (Peak<br />

fossil & nuclear) um das Jahr 2020.<br />

Bewertung des EWG-Berichts durch den <strong>SFV</strong><br />

Interessant sind insbesondere die Unterschiede gegenüber<br />

den Prognosen der IEA. Letztere haben sich in der<br />

Vergangenheit oftm<strong>als</strong> <strong>als</strong> zu optimistisch und letztlich<br />

unrealistisch erwiesen. Insbesondere gingen die vergangenen<br />

IEA-Prognosen über niedrige Weltmarktpreise des<br />

Energieträgers Erdöl weit an der heutigen Realität vorbei.<br />

Die menschliche Zivilisation in der heutigen Form ist – das<br />

zeigt der EWG-Bericht sehr anschaulich – neben dem Klimawandel<br />

gleich mehrfach bedroht. Vor dem Hintergrund<br />

vorgenannter kritischer Bewertung durch die Experten der<br />

Energy Watch Group erscheint es uns dringender denn je,<br />

nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern auch<br />

zur Abwehr einer drohenden Energiekrise, die Umstellung<br />

auf Erneuerbare Energien in Deutschland und weltweit so<br />

schnell wie möglich voranzutreiben. Eine überregionale<br />

Energiekrise würde auch Konflikte um Energieressourden<br />

eskalieren lassen. In diesem Sinne wünschen wir, dass<br />

dieser Bericht von der Politik angenommen wird und die<br />

entsprechenden Schlussfolgerungen gezogen werden.<br />

Ein wesentlicher Aspekt dabei kann sein, dass durch<br />

hohe Energiepreise und gesetzliche Regelungen endlich<br />

die dringend erforderlichen Impulse entstehen, die die<br />

Energieeffizienz verbessern, und Energiesparen anreizen<br />

helfen. Daneben müssen jedoch die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen so geändert werden, dass es zu<br />

einem deutlich schnelleren Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien kommt. Eine Erhöhung der Energiesteuer und<br />

die dadurch hervorgehobenen Energiepreissteigerungen<br />

bei gleichzeitiger Gewährung eines Energiegeldes und<br />

Entlastung der Sozialabgaben [2] können dabei wie eine<br />

„Schutzimpfung“ wirken, die zu einem gewissen Teil zu<br />

einer „Immunisierung“ gegen die zu erwartenden Preissteigerungen<br />

auf den Weltenergiemärkten führen wird.<br />

Quellenangaben:<br />

[1] Den Bericht der EWG finden Sie unter der folgenden<br />

Adresse: http://www.energywatchgroup.org/fileadmin/<br />

global/pdf/EWG-update3012_kurz-dt_22_03_2013.pdf<br />

[2] „Arbeitsplätze und Soziale Gerechtigkeit - Aber wie?“<br />

von Wolf von Fabeck, http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/<br />

arbeitun.htm<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

47<br />

Solarbrief-2-13.indd 47 30.07.2013 14:00:04


Das Smart Grid im Cyberwar<br />

Welches Smart Grid? Dass Computer für den hochdynamischen Erneuerbaren Energiemix<br />

der Zukunft wichtig sein werden, ist unumstritten. Doch welche Rahmenbedingungen<br />

sollten das Smart Grid formen?<br />

Von Tomi Engel<br />

Über die wirklich wichtigen Dinge will man meistens<br />

gar nicht reden, weil sie entweder zu kompliziert oder<br />

zu deprimierend sind. Wer will sich schon über Mangel,<br />

Probleme, Gefahren oder zukünftige Krisen Gedanken<br />

machen. Jeder Umweltschutzverband lernt schnell, dass<br />

man mit negativen Themen - egal wie wichtig diese sind -<br />

nur wenige Leute motivieren kann. Die Risiken eines auf<br />

bedingungslosem Wachstum fokussierten Wirtschaftsund<br />

Finanzsystems sind schon seit mindestens 100 Jahren<br />

bekannt. Der Zusammenbruch der Erdölproduktion<br />

wurde in seiner Struktur vor über 50 Jahren beschrieben<br />

und auch die Megakrisen “Klimawandel” oder “Atommüll”<br />

sind keine Neuentdeckungen dieses Jahrtausends. Leider<br />

alles zu deprimierend für eine ernsthafte Debatte. “Uns<br />

wird schon etwas einfallen, wenn es dann soweit ist”, ist<br />

die gängige Denkweise.<br />

Was lernt man aus Fukushima?<br />

Wenn es dann jedoch so weit ist, stellt man in der Regel<br />

fest, dass einem meist nichts einfällt oder man schlichtweg<br />

handlungsunfähig geworden ist.<br />

Das Reaktorunglück von Fukushima hat zwar <strong>als</strong> Rechtfertigung<br />

für eine nicht sonderlich ernst gemeinte Energiewende<br />

gute Dienste geleistet, aber eine wirkliche<br />

Diskussion über die Ereignisse in Fukushima will man eher<br />

nicht führen. Die beiden großen Katastrophen “Flutwelle”<br />

und “Kernschmelze” haben es immerhin geschafft, ein<br />

bisschen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch auch<br />

die vielen kleinen Folgekatastrophen sollten wir ernsthaft<br />

analysieren und studieren.<br />

Kleine, aber wichtige Sensoren im AKW sind ausgefallen,<br />

weil sie von einer zentralen Stromversorgung abhängig<br />

waren. Notstromgeneratoren konnten den Zielort nicht<br />

erreichen, weil die Straßen hoffnungslos überlastet und<br />

damit faktisch auch ohne echte Zerstörung unbrauchbar<br />

waren. Vor allem der Zusammenbruch des Stromnetzes<br />

hatte viele fatale Folgen. Die Hightech-Kommunikation ist<br />

kollabiert und nur durch dezentrale Uralt-Lowtech-Lösungen<br />

wie Mittelwellen-Radiosender konnten Informationen<br />

an die Bevölkerung übermittelt werden. Tankstellen konnten<br />

kein Benzin mehr hochpumpen und Menschen konnten<br />

kein Essen mehr auf ihren Elektroherden zubereiten, um<br />

nur einige der Folgeprobleme zu nennen.<br />

Krisenfestigkeit<br />

Resilienz beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber<br />

Störungen. Wie gut kommt beispielsweise eine Gesellschaft<br />

mit einem unerwarteten Stromausfall klar. Eine<br />

hohe Krisenfestigkeit ist von Vorteil, vor allem wenn es<br />

kritische Infrastruktur betrifft. Hierzu zählen in unserer Welt<br />

Deutscher Bundestag Drucksache 17/5672<br />

17. Wahlperiode 27. 04. 2011<br />

Bericht<br />

des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />

(18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung<br />

Technikfolgenabschätzung (TA)<br />

TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften –<br />

am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls<br />

der Stromversorgung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Vorwort des Ausschusses 3<br />

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

1. Verletzlichkeit moderner Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2. Stromausfall <strong>als</strong> Auslöser einer „nationalen Katastrophe“ . . . . . . . . 16<br />

3. Beauftragung, Vorgehen, Aufbau des Berichts . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

II. Das System des Krisenmanagements in Deutschland . . . . . . . . . . 20<br />

1. Rechtsgrundlagen der Katastrophenbewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2. Krisenmanagement in Deutschland: Akteure, Strukturen und<br />

Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

III. Folgen eines langandauernden und großräumigen<br />

Stromausfalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

1.1 Anmerkungen zu den Ursachen eines langandauernden und<br />

großräumigen Stromausfalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

1.2 Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

2. Folgenanalysen ausgewählter Sektoren Kritischer Infrastrukturen . . 32<br />

2.1 Informationstechnik und Telekommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.2 Transport und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

2.3 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Bisher werden in der Normungsroadmap der DKE (Stand 2010) die Problemfelder „cyberwar“ und „Schutz kritischer Infrastruktur“ eher <strong>als</strong> Randthemen<br />

behandelt. Doch der Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag zeigt eindringlich,<br />

welche Risiken ein Stromausfall mit sich bringen würde. Überaus erfreulich ist, dass die Autoren des VdE-Positionspapiers die Themen „Angriffe“,<br />

„Totalausfall“ oder „Resilienz“ ernsthaft analysieren.<br />

48<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 48 30.07.2013 14:00:06


neben der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung auch<br />

Aspekte wie das Finanzsystem, die Telekommunikation<br />

und natürlich das Stromnetz.<br />

Dass große Stromnetzausfälle passieren können, ist<br />

nicht nur Theorie. In unserer Region gibt es da z.B. das<br />

“Münsterländer Schneechaos” von 2005, bei dem durch<br />

Eis und Schnee eine große Zahl an Strommasten in einer<br />

Region zerstört wurden. Bis zu 250.000 Menschen waren<br />

tagelang ohne elektrische Energie.<br />

Zu welcher fatalen Verkettung von Problemen es bei<br />

einem längerfristigen Stromausfall kommen kann, wurde<br />

unter anderem Ende 2010 vom Büro für Technikfolgenabschätzung<br />

in einem Bericht an den Deutschen Bundestag<br />

zusammengefasst. Das Papier liest sich wie das Drehbuch<br />

für einen erstklassigen Katastrophenfilm. Im Januar<br />

2012 hat sich sogar das Wissenschaftsmagazin “Quarks<br />

& Co” dem Thema zur besten Sendezeit im Fernsehen<br />

angenommen.<br />

Ressourcenmangel<br />

Was bei uns heute im nationalen Notstand enden kann, ist<br />

in Ländern wie Kambodscha, Laos, Irak oder sogar Indien<br />

kein großes Drama. Regionen, in denen Stromausfälle<br />

jeden Tag stattfinden, haben sich darauf zwangsläufig eingestellt.<br />

Dort ist die Krise Normalität. Notstromaggregate<br />

gibt es dort praktisch nicht, denn diese sind dort meist die<br />

“Hauptstromaggregate”. Das Stromnetz ist dort bei weitem<br />

nicht so wichtig wie bei uns.<br />

In vielen Ländern ist Ressourcenmangel kein Zukunftsszenario,<br />

sondern Normalität. Wenn wir klug wären, würden<br />

wir diese Länder genau studieren. Als Export-Nation sollten<br />

wir uns mit den Problemen dieser Zielmärkte befassen<br />

und Lösungen für deren Probleme anbieten, denn dies ist<br />

ein gigantischer Markt.<br />

Wer wird schon eine Smart Grid-Technologie kaufen,<br />

die nur dann funktioniert, wenn gleichzeitig ein immer<br />

verfügbares Internet mit hoher Bandbreite und Übertragungsgeschwindigkeit<br />

betriebsbereit ist. Wer will schon<br />

ein Elektroauto kaufen, dass nicht in der Lage ist, an einem<br />

kleinen Notstromgenerator aufgeladen zu werden?<br />

Und wenn wir ehrlich zu uns wären, würden wir uns<br />

eingestehen, dass auch bei uns Ressourcenmangel<br />

eine reale Zukunftsoption ist. Erst vor kurzem hat der<br />

Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) eine "Allianz<br />

zur Rohstoffsicherung" ins Leben gerufen. Auch wir<br />

werden früher oder später nicht mehr unseren Überfluss<br />

verwalten, sondern uns mit globalem Mangel arrangieren<br />

müssen. Denn unsere durchaus erfolgreiche Strategie,<br />

sich mit Gewalt von anderen alles zu nehmen, was man<br />

gerne haben will, gerät ins Stocken. In diesem Jahrhundert<br />

werden auch andere Kontinente sich ihren Teil vom<br />

Kuchen abholen.<br />

Das Leben nach Stuxnet<br />

Dass Mangel Konflikte fördert, ist keine besonders originelle<br />

Erkenntnis. Allein die Kriege um Öl oder der Kampf<br />

um die Vorherrschaft im Bereich der Atomtechnologie<br />

füllen unzählige Bücher und liefern täglich neue Schlagzeilen.<br />

Interessante Cyperattacken der letzten Jahre<br />

Vorfall Beschreibung<br />

Stuxnet-Virus<br />

(2008 bis 2010)<br />

Root-CA Hacks<br />

(2009 bis 2011)<br />

Keylogger gegen<br />

US-Drohnen<br />

(Sept. 2011)<br />

GPS-Hack gegen<br />

US-Drohnen<br />

(Dez. 2011)<br />

Die Schadsoftware hatte das Ziel, ausgewählte Industrieanlagen zu sabotieren, indem es<br />

gezielt die Kommunikation von Siemens „Simatic S7“ Steuerungen manipulierte. Als Urheber<br />

gelten der israelische und amerikanische Geheimdienst. Das Angriffsziel waren offenbar die<br />

iranischen Atomanlagen, in denen es 2009 auch zu Unfällen gekommen ist.<br />

Sichere Computer-Kommunikation basiert heute vor allem auf dem SSL-Protokoll (Secure<br />

Socket Layer). Hier spielen Zertifikate (kryptografische Schlüssel) eine zentrale Rolle. Unbefugte<br />

waren bei den Zertifizierungsstellen GlobalSign, DigiNotar, Comodo und einigen<br />

anderen eingedrungen und haben mit deren Stammzertifikaten eigene „offizielle Zertifikate“<br />

erschaffen. Vermutlich wurden diese Schlüssel im Rahmen von „Man-in-the-Middle“ Attacken<br />

genutzt. Bei DigiNotar waren angeblich iranische Hacker am Werk, doch auch die Attacken<br />

richteten sich gegen den Iran.<br />

Die Steuercomputer auf der US-Luftwaffenbasis in Creech (Nevada) sind permanent von<br />

Keylogger-Viren befallen. Diese Form der Schadsoftware zeichnet jede Tastatureingabe der<br />

Piloten auf. Angreifer könnten auf diesem Weg auch die Kontrolle über die Kampf-Roboterflugzeuge<br />

gewinnen oder zumindest Wissen über die Kommandobefehle erlangen.<br />

Der Iran erbeutet eine bis dahin geheime US-Tarnkappendrohne, die offensichtlich im Auftrag<br />

der CIA die iranischen Atomanlagen ausspionieren sollte. Die vorherrschende Meinung der<br />

Fachwelt ist, dass hierbei eine Manipulation des GPS-Positionssign<strong>als</strong> zum Einsatz gekommen<br />

ist, mit der die automatische Navigation der Drohne manipuliert wurde.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

49<br />

Solarbrief-2-13.indd 49 30.07.2013 14:00:06


Neu ist aber die Rolle der Computer in diesen Konflikten.<br />

Sie dienen nicht mehr nur zur Herstellung oder Kontrolle<br />

von Waffen. Im Cyberwar sind Computerprogramme die<br />

eigentliche Waffe. Früher hat man seinen Feinden mit<br />

Bomben gedroht. Heute reichen oft schon kleine Computerviren.<br />

Im Jahr 2010 wurde ein <strong>als</strong> “Stuxnet” bezeichneter Computerwurm<br />

entdeckt. Er öffnete vielen IT-Experten die<br />

Augen. Computerviren oder Würmer sind grundsätzlich<br />

nichts Neues. Das Erstaunliche an Stuxnet war auch<br />

nicht, dass er gleichzeitig drei bis dahin unbekannte<br />

Schwachstellen ausgenutzt hat, sondern vor allem, dass<br />

dieses Programm offensichtlich in Umlauf gebracht wurde,<br />

um ganz bestimmte Industrieanlagen zu sabotieren.<br />

Eine Analyse des Programmcodes hat gezeigt, dass man<br />

gezielt die Kommunikation zwischen Komponenten einer<br />

Industrieanlage manipuliert hat, um diese in einen kritischen<br />

Zustand zu bringen, der die Anlagen beschädigen<br />

oder zerstören sollte. Das primäre Ziel waren offenbar<br />

die iranischen Atomanlagen, in denen es auch 2009 zu<br />

entsprechenden Unfällen gekommen ist. Als Urheber<br />

werden in der Fachwelt die Geheimdienste Israels und<br />

der USA angenommen.<br />

Der Vorteil der “Waffe” namens Schadsoftware ist, dass<br />

der Angreifer in der Regel nie eindeutig festgestellt werden<br />

kann und der Angreifer zudem nur sehr geringe Risiken<br />

eingeht. Doch wie im echten Krieg wird auch hier auf<br />

jeden Schlag ein Gegenschlag folgen. Das von Schadsoftware<br />

ausgehende Risiko ist auf jeden Fall ernst zu<br />

nehmen. Die USA haben vor kurzem ganz ausdrücklich<br />

Cyberwar-Angriffe auf ihr Land mit anderen Kriegshandlungen<br />

gleichgestellt. Die USA haben somit erklärt, dass<br />

sie bereit, sind auf einen Computervirus mit Bomben zu<br />

antworten.<br />

Gibt es IT-Sicherheit?<br />

IT-Experten wie Bruce Schneier werden nicht müde zu<br />

erklären, dass es echte Sicherheit nicht gibt. Es gibt nur<br />

das Gefühl von Sicherheit. Wenn jemand ein Sicherheitsschloss<br />

an seiner Tür hat, dann kann man immer noch<br />

durch ein offenes Fenster in das Haus gelangen (sog.<br />

<strong>Seiten</strong>angriffe), oder man klingelt einfach an der Tür und<br />

erklärt, man müsse die Wasseruhr ablesen (sog. “Social<br />

Hacking”).<br />

Nur ein Haus ohne Türen und Fenster (ein Bunker?) erscheint<br />

vollends sicher, ist dann aber auch zum Wohnen<br />

eher unbrauchbar. Doch selbst so ein Haus kann man<br />

“öffnen”. Noch sicherer wäre dann nur ein Haus ohne<br />

Räume und ohne Inventar. Aber dann ist es letztlich kein<br />

Haus mehr, sondern eher ein Betonklotz. Der Spruch “Was<br />

man gebrauchen kann, kann man auch missbrauchen” gilt<br />

letztlich auch in der virtuellen Computerwelt.<br />

Technische Sicherheitsmaßnahmen verhindern im Ernstfall<br />

keine Angriffe, sie machen diese nur etwas komplizierter.<br />

Doch nur weil sich heute nicht jeder Bürger seinen<br />

Super-Virus selber zusammenklicken kann, heißt noch<br />

lange nicht, dass hochmotivierte Einzelpersonen oder<br />

Geheimdienste mit Software keinen Schaden anrichten<br />

könnten.<br />

Was soll uns dieser Exkurs sagen? Es gibt kein sicheres<br />

Smart Grid!<br />

Smart Grid - Catch 22?<br />

Auch wenn es schwer ist, zwei Leute zu finden, die die<br />

gleiche Definition des Begriffes “Smart Grid” verwenden,<br />

so kann man sich vermutlich zumindest darauf einigen,<br />

dass es darum geht, mehr Computertechnik in den Betreib<br />

der Stromnetze zu integrieren. Das fatale an diesem Ansatz<br />

ist, dass Computer Strom brauchen, um zu arbeiten.<br />

Wenn nun das Stromnetz wiederum die Computer braucht,<br />

um korrekt zu funktionieren, so hat man einen Ringschluss<br />

erzeugt. Wo ist der Anfang von diesem Kreis? Wie fährt<br />

man so ein System hoch?<br />

Bereits heute haben wir das Problem, dass fast alle<br />

Kraftwerke ein funktionierendes Stromnetz brauchen, um<br />

selber starten zu können. Leider sind auch Solarstromund<br />

Windkraftanlagen in der Regel nicht inselnetz- bzw.<br />

schwarzstartfähig, obwohl sich gerade diese Energiequellen<br />

dafür perfekt anbieten. In einem Land wie Deutschland<br />

ist diese Fähigkeit bisher nicht notwendig, weil das<br />

europäische Stromnetz ja so gut wie nie ausfällt.<br />

In dem Smart Grid, das den meisten Akteuren der<br />

Energiewirtschaft heute so vorschwebt, wird alles noch<br />

komplizierter. Dann kommt zur Abhängigkeit vom Stromnetz<br />

noch die Abhängigkeit von Kommunikationsnetzen,<br />

Leitwarten und anderen externen Systemen. Vor allem die<br />

Kommunikationsnetze sind hier ein echtes Problem, denn<br />

diese sind weder zuverlässig, noch sicher oder wirklich<br />

kostengünstig im Betrieb.<br />

Zu den Hauptproblemen bei der Einführung von digitalen<br />

Stromzählern (“Smart Metern”) zählen die für den Kunden<br />

nicht ersichtlichen Vorteile und der durch die zusätzlich<br />

benötigte Internet-Anbindung verursachte Mehraufwand<br />

(die Mehrkosten). Dadurch werden die sowieso schon<br />

geringen Potentiale zur Stromkostensenkung in der Regel<br />

wieder aufgebraucht.<br />

Das Internet der Energie?<br />

Sowohl in den Hochglanzprospekten <strong>als</strong> auch in den oft<br />

nichtssagenden Vorträgen zum Thema “Smart Grid” taucht<br />

oft die Floskel vom “Internet der Energie” auf. Leider hat<br />

man den Eindruck, dass die dazugehörenden Urheber<br />

weder das Energiesystem noch das Internet verstehen.<br />

In den “Smart Grid”-Dokumenten wird sehr gerne von<br />

Use-Cases, Marktrollen, Marktstrukturen, Geschäftsmodellen,<br />

Billingsystemen, Leitzentralen, Prosumern, Smart<br />

Homes, Smart Generation, Smart Meter, Smart Storage<br />

50<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 50 30.07.2013 14:00:06


und vielen anderen modischen Dingen gesprochen. Bereits<br />

die Sprache zeigt, dass hier vermutlich die gleichen<br />

Betriebswirte, Manager und Rechtsanwälte am Werk<br />

sind, die auch schon das Finanzsystem ruiniert haben.<br />

Das “Smart Grid” verspricht ihnen die Chance, Stromtarife<br />

auszuarbeiten, die kein Kunde mehr durchblickt;<br />

so wie heute beim Mobiltelefon. Das “Smart Grid” soll<br />

den zentralistischen Überwachungs- und Kontrollfanatikern<br />

den Weg bis in jede Wohnung eröffnen; wie bei<br />

Google und Facebook. Das “Smart Grid” wird so viele<br />

sinnlose und unnötige Computerprobleme erzeugen und<br />

Software-Updates verlangen, dass ein gigantisches und<br />

dennoch völlig sinnfreies Wirtschaftswachstum (sprich<br />

“Strompreissteigerung”) generiert werden kann; wie bei<br />

Microsoft Windows und anderen Softwareprodukten.<br />

Das Beste an allem ist jedoch, dass man mühelos alle<br />

unnötigen Mehrkosten mit dem Schutz des Klimas und<br />

der Energiewende begründen kann.<br />

Still und heimlich träumen viele in der Energiewirtschaft<br />

vermutlich davon, der nächste Google oder Facebook zu<br />

werden - unersetzbar und “reich wie Scheich”.<br />

Was ist das Internet?<br />

Das Internet wurde jedoch nicht durch die Normungsgremien<br />

der Industrie erschaffen, sondern vom US-Militär und<br />

einem Haufen oft langhaariger und ungewaschener Computer-Freaks.<br />

Die von ihnen verfassten RFCs (Request<br />

for Comment) sind im Gegensatz zu gängigen Normen<br />

für jeden Menschen kostenlos verfügbar. Das Internet hat,<br />

aus gutem Grund, auch keine zentrale Leitstelle, denn es<br />

sollte nach dem Wunsch der Militärs unzerstörbar sein.<br />

Die Technik des Internets ist unabhängig von der Größe<br />

des Systems. Es funktioniert mit zwei Rechnern genauso<br />

wie mit 2 Milliarden.<br />

Im Gegensatz zum längst vergessenen BTX der Deutschen<br />

Post ging es bei der Entwicklung des Internets<br />

(TCP/IP) nie um Abrechnungssysteme, sondern nur um<br />

Datentransfer. Geld stand nie im Zentrum der Überlegungen,<br />

denn das Militär hatte reichlich davon und die<br />

Studenten hatten meistens sowieso kein Geld.<br />

Das Internet ist, trotz Google, Amazon und Co, geprägt<br />

von der Idee der Kooperation und der Dezentralität. Die<br />

Funktion (Physik) stand immer im Vordergrund und nicht<br />

das Geld.<br />

Zentral oder dezentral<br />

Das Smart Grid <strong>als</strong> “Internet der Energie” zu bezeichnen,<br />

ist eigentlich eine gute Umschreibung. Aber es ist ein<br />

anderes “Internet” <strong>als</strong> das, wovon Betriebswirte gerne<br />

träumen.<br />

Das “Internet der Erneuerbaren Energien” kann eine extrem<br />

krisenfeste Struktur erschaffen. Doch man sollte sich<br />

auch ernsthaft mit diesem Gebilde befassen.<br />

Heute ist das Stromnetz eine zentrale “Top-Down”-<br />

Architektur. Das Internet gleicht jedoch eher den Erneuerbaren,<br />

denn beide sind eine “Bottom-Up”-Entwicklung.<br />

Die Erneuerbare Erzeugungsleistung ist bereits heute zu<br />

70% im Mittel- und Niederspannungsnetz konzentriert<br />

(siehe Grafik 1). Dieser Trend wird sich weiter verstärken.<br />

Will man Krisenfestigkeit erreichen, so müssen auch die<br />

Regelenergiekraftwerke und Stromspeicher auf diesen<br />

Ebenen angesiedelt werden. Dies ist einer der Gründe, der<br />

gegen den Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke spricht.<br />

Denn sie werden aufgrund ihrer Baugröße immer eine<br />

zentralistische Technik des Hoch- und Höchstspannungsnetzes<br />

bleiben. Ein derartiges Stromnetz könnte jedoch<br />

nicht problemlos in kleinere Einheiten zerfallen, da die<br />

kleinen Zellen ohne Speicher und Regelenergiekraftwerke<br />

nicht stabil zu betreiben wären.<br />

Die dezentrale Struktur der Erneuerbaren<br />

Verteilung der installierten Leistung je Spannungsebene<br />

EE-Mix Windkraft Biomasse Solarstrom<br />

30 % 50 % 13 % 4 %<br />

(ca. 17 GW) (ca. 15 GW) (ca. 0,5 GW) (ca. 1 GW)<br />

70 %<br />

(ca. 45 GW)<br />

50 % 87 % 96 %<br />

(ca. 15 GW) (ca. 4,5 GW) (ca. 24 GW)<br />

Grafik 1: Obwohl gerne über die dezentrale Natur der Erneuerbaren gesprochen wird, so scheinen die Konsequenzen dieser Eigenschaft nur bedingt ins<br />

Bewusstsein durchzudringen. Der deutsche EE-Mix hat bereits im Jahr 2011 rund 45 Gigawatt Erzeugungskapazität im Mittel- und Niederspannungsnetz.<br />

Die Zahl der Anlagen liegt bei rund einer Million. Heute sind die Netzbetreiber auf diesen Netzebenen so gut wie blind und daran wird sich auch in den<br />

nächsten Jahren nur wenig ändern.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

51<br />

Solarbrief-2-13.indd 51 30.07.2013 14:00:06


Das smartere Smart Grid<br />

Wirklich intelligent wäre ein Smart Grid, wenn es nahezu<br />

ohne Märkte und ohne Kommunikation auskommen<br />

könnte.<br />

Die Märkte verursachen bereits heute mit ihrem egoistischen<br />

Verhalten die meisten Probleme im Stromnetz<br />

(siehe Grafik 2 und 3). Je undurchsichtiger die Marktstrukturen<br />

werden, desto mehr Betrug kann man erwarten. In<br />

Anbetracht der essentiellen Bedeutung des Stromnetzes<br />

müssen die Betriebsregeln für die Physik des Stromnetzes<br />

so gestaltet werden, dass beim Versagen des Marktes automatisch<br />

die verpflichtende, technische Kooperation aller<br />

Netzteilnehmer dem Treiben ein Ende setzt. Faktisch sind<br />

die netzfrequenzabhängigen Regelenergievorgaben im<br />

europäischen Verbundnetz bereits so ein Mechanismus,<br />

den man jedoch weiterentwickeln müsste.<br />

Kommunikation ist per Defi nition ein Sicherheitsproblem.<br />

Deshalb sollte man wirklich kritische Dinge auch ohne<br />

Kommunikation erledigen können. Ein banales Beispiel<br />

für Kommunikationsrisiken sind zeitvariable Stromtarife.<br />

Hier braucht man noch nicht einmal einen bösen Hacker,<br />

um Probleme zu verursachen. Strompreise werden an<br />

der Leipziger Strombörse von ein paar wenigen Händlern<br />

gebildet. Nur weil dort Strom für den Mittag teuer gehandelt<br />

wird, heißt noch lange nicht, dass es in jedem Ast<br />

des deutschen Niederspannungsnetzes auch tatsächlich<br />

einen Mangel gibt. Was für Brandenburg gilt, muss für<br />

ein Dorf in Bayern noch lange nicht gelten. Mutwillige<br />

Preismanipulationen könnten sehr einfach dazu verwendet<br />

werden, um große Nachfragen in Zeiten mit einem<br />

geringen Angebot zu legen. Wenn in solchen Fällen die<br />

Physik dem Markt nicht Einhalt gebietet, so ist das Netzchaos<br />

vorprogrammiert.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Dass sich im Zuge einer ernsthaften und vollständigen<br />

Energiewende die Stromerzeugung von den Hoch- und<br />

Höchstspannungsnetzen in die unteren Netzebenen verlagern<br />

wird, ist unumgänglich. Will man das Stromnetz,<br />

eine der wichtigsten Infrastrukturen unserer heutigen<br />

Gesellschaft, wirklich krisenfest gestalten, so müssen<br />

auch die Regelenergiekraftwerke und Stromspeicher auf<br />

die unteren Netzebenen verlagert werden.<br />

Computer werden in dem hoch dynamischen Erneuerbaren<br />

Energiemix ein wichtiges Hilfsmittel sein. IT-<br />

Kommunikation sollte jedoch lieber gar nicht oder nur für<br />

zeitunkritische bzw. unwichtige Dinge eingesetzt werden.<br />

Mit zunehmender Ressourcenunsicherheit werden in<br />

Zukunft auch die Konfl ikte zunehmen. Die Kriegsführung<br />

mit Softwarewürmern, Trojanern und anderen Mitteln des<br />

Cyberwar ist eine kostengünstige und überaus mächtige<br />

Waffe geworden. Kommunikationssysteme wie etwa<br />

das Internet oder die exakte Orts- und Zeitbestimmung<br />

via GPS sind praktisch, aber es wäre smart, wenn die<br />

Funktionsfähigkeit unseres Stromnetzes davon nicht auf<br />

Gedeih und Verderb abhängen würde.<br />

Nachdem wiederholt “smarte Akteure” mit “smarten Produkten”<br />

das Finanzsystem ruiniert haben, wäre es smart,<br />

nicht die gleichen Fehler im Stromnetz zu wiederholen.<br />

Es wäre smart, die Märkte und deren egoistische Spieler<br />

in sehr enge Schranken zu verweisen.<br />

Vielleicht wäre es auch smart, nicht immer und überall<br />

krampfhaft das Wort “Smart” voranstellen zu wollen. Die<br />

Physik dieses Universums war noch nie dumm und das<br />

gleiche gilt auch für die Physik des Stromnetzes.<br />

Zum Autor:<br />

Tomi Engel leitet den DGS Fachausschuss Solare Mobilität,<br />

tomi@objectfarm.org<br />

Der Artikel erschien vorab in der Zeitschrift Sonnenenergie,<br />

Ausgabe 2012/2<br />

50,1 Hz<br />

Beispiel: Frequenz- und Spannungsverlauf in einer August-Woche<br />

260 V 50,1 Hz<br />

Beispiel: Frequenz- und Spannungsverlauf an 2 Stunden im August<br />

260 V<br />

Physik<br />

50,0 Hz<br />

230 V<br />

50,0 Hz<br />

Markt<br />

230 V<br />

Physik<br />

49,9 Hz<br />

200 V<br />

49,9 Hz<br />

200 V<br />

Grafik 2: Die Physik der Stromnetzes „kommuniziert“ auch ohne Internet mit<br />

jeder Steckdose in Europa. Wenn die Frequenz (grün) oder die Spannung (rot)<br />

nach oben ausschlagen, gibt es an diesem Ort zu viel und bei einer Abweichung<br />

nach unten zu wenig Kraftwerksleistung. Schön zu sehen (rote ovale)<br />

sind in dieser August-Woche die im ländlichen Bayern täglich auftretenden PV-<br />

Spannungsanhebungen zur Mittagszeit. Es wäre smart, auf diese information<br />

zu schauen, denn die Physik lügt nicht.<br />

Grafik 3: Die Strommärkte verursachen fast zu jeder vollen Stunde, dem Ende<br />

der Handelszeiträume, messbare Probleme im Stromnetz. In der Grafi k oben<br />

sind das die beiden großen Einbrüche nach unten. Um zu vermeiden, dass die<br />

Märkte (das Spiel) reale Krisen hervorrufen können, muss es verpfl ichtende<br />

Regeln für das Zusammenspiel im Netz geben, die sich an den Gesetzen der<br />

Physik (der Realität) orientieren. Märkte brauchen harte Grenzen.<br />

52<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 52 30.07.2013 14:00:07


Förderprogramm Batteriespeicher<br />

KfW - Programm zur Finanzierung von Batteriespeichersystemen<br />

in Kombination mit PV-Anlagen startet endlich<br />

Von Petra Hörstmann-Jungemann<br />

Die Förderung von Stromspeichern ist dringender<br />

den je. Viele Investitionswillige warteten schon<br />

sehnsüchtig auf das von KfW und BMU seit<br />

langem angekündigte Marktanreizprogramm für<br />

dezentrale Batteriespeicher. Der Beginn des Programms<br />

wurde mehrfach verschoben. Das KfW-<br />

Speicherprogramm startete zum 1. Mai 2013.<br />

Nach der Devise „Gut Ding will Weil“ hat sich die<br />

Regierung fast ein Jahr Zeit gelassen, denn bereits<br />

in den Verhandlungen zur letzten Änderung<br />

des EEG 2012 hatten sich Bund und Länder im<br />

Vermittlungsausschuss Ende Juni 2012 auf ein<br />

entsprechendes Programm verständigt.<br />

Das nun aufgelegte KfW-Programm Erneuerbare<br />

Energien "Speicher" mit der Programm-Nr. 275<br />

finanziert stationäre Batteriespeichersysteme in<br />

Verbindung mit einer Photovoltaikanlage.<br />

Ein Investitionswilliger kann nun neben der Finanzierung<br />

der Anlage auch mit einem Tilgungszuschuss<br />

(gilt nur für das Batteriesystem) durch<br />

die KFW rechnen, wenn er bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllt.<br />

Es kommen aber leider nur diejenigen in den<br />

Genuss einer möglichen Förderung, deren PV-<br />

Anlage nach dem 31.12.2012 in Betrieb genommen<br />

worden ist. Eine Nachrüstung wird <strong>als</strong>o nur<br />

für eine ganz kleine Anzahl von Anlagen in Frage<br />

kommen. Auch kann ein Investitionswilliger nur<br />

dann mit einem Tilgungszuschuss von 30 Prozent<br />

der förderfähigen Kosten für ein installiertes Batteriesystem<br />

rechnen, wenn die (geplante) Anlage<br />

nicht größer <strong>als</strong> 30 kWp ist.<br />

Schwierig wird es, wenn man sich den Förderzuschuss<br />

schnell ausrechnen möchte. Berechnet<br />

wird dieser <strong>als</strong> "Produkt der spezifischen förderfähigen<br />

Kosten und der förderfähigen Leistung der<br />

Photovoltaikanlage." Nach den "Richtlinien zur<br />

Förderung von stationären und dezentralen Batteriepseichersystemen<br />

zur Nutzung in Verbindung<br />

mit Photovoltaikanlagen vom 21. Dezember 2012"<br />

des BMU betragen die maximalen spezifischen<br />

förderfähigen Kosten bei einem neu installierten<br />

Batteriespeicher-Photovoltaikanlagensystem<br />

2000 Euro je kWp (bei einer Nachrüstung sind es<br />

2200 Euro/kWp). Davon können 30 Prozent <strong>als</strong><br />

Zuschuss gewährt werden. Dies wären dann max.<br />

600 Euro pro kWp; nachgerüstete Anlagen können<br />

max. 660 Euro je kWp erhalten. Zu berücksichtigen<br />

ist, dass die maximalen spezifischen<br />

förderfähigen Kosten sich nur indirekt aus der<br />

Rechnung für die Installation der Gesamtanlage<br />

erschließen: Von der Gesamtnettoinvestition werden<br />

die Kosten für die PV-Anlage abgezogen. Die<br />

"fiktiven" Kosten der PV-Anlage (pro kWp) werden<br />

von der KfW ermittelt und jährlich aktualisiert<br />

und betragen 2013 1.600 Euro pro Kilowattpeak<br />

(kWp).<br />

Um diese Hürde der Berechnung zu meistern,<br />

hat die KfW <strong>als</strong> Hilfestellung zur Berechnung des<br />

möglichen Zuschusses das Formular 6000002702<br />

auf ihre Internetseite gestellt.<br />

An die Gewährung des Tilgungszuschusses sind<br />

aber noch weitere u.a. technische Bedingungen<br />

geknüpft: so darf z. B. „die max. Leistungsabgabe<br />

der Photovoltaikanlage am Netzanschlusspunkt“<br />

nur 60 Prozent betragen; dies gilt für die gesamte<br />

Lebensdauer der Anlage. Auch muss der Wechselrichter<br />

über bestimmte Kommunikationseinrichtungen<br />

verfügen, so dass z.B. eine elektrische<br />

Steuerung spezieller netzabhängiger Parameter<br />

bei Bedarf möglich ist. Es werden auch spezielle<br />

Vorgaben für die Installation und den Betrieb der<br />

eingesetzten Batterie (z.B. Zeitwertersatzgarantie)<br />

gemacht; so ist sie „mindestens 5 Jahre<br />

zweckentsprechend zu betreiben“. Desweiteren<br />

verpflichtet sich der Antragsteller verbindlich zur<br />

Teilnahme an einem Monitoring.<br />

Eine Finanzierung von PV-Anlage und Speicher<br />

über das KfW-Programm Erneuerbare Energien<br />

"Speicher" erfolgt <strong>als</strong> „durchgeleiteter Kredit“ über<br />

Kreditinstitute (Banken und Sparkassen). Anträge<br />

sind vor Beginn des Bauvorhabens zu stellen!<br />

Fazit: Dieses KfW-Programm kann nur <strong>als</strong> erster<br />

Schritt in die dringend notwendige Markteinführung<br />

von Batteriespeichersystemen gesehen<br />

werden. Eine Pufferung und Glättung des ins<br />

Versorgungsnetz eingespeisten Solarstroms aus<br />

allen zukünftigen PV-Anlagen ist dringend erforderlich,<br />

um Solarstromüberschüsse auch in den<br />

Abend- und Nachtstunden verfügbar zu machen.<br />

Siehe dazu den Vorschlag des <strong>SFV</strong> unter http://<br />

www.sfv.de/artikel/speicherausbau.htm<br />

Aus den Erfahrungen des 100.000-Dächer-Programms<br />

für PV-Anlagen heraus bleibt zu hoffen,<br />

dass die begrenzten Fördermittel und möglichen<br />

Änderungen in den Förderbedingungen nicht<br />

wieder zu einem "Stop-and-Go" der Investitionen<br />

führen werden. Wir brauchen eine langanhaltende<br />

attraktive Speicherförderung.<br />

Programm und<br />

Richtlinien<br />

• KfW-Programm Erneuerbare<br />

Energien "Speicher"<br />

mit der Programm-Nr. 275:<br />

https://www.kfw.de<br />

Suche: „Erneuerbare Energien<br />

Standard - Speicher<br />

275“<br />

• Richtlinien zur Förderung<br />

von stationären und dezentralen<br />

Batteriespeichersystemen<br />

zur Nutzung in<br />

Verbindung mit Photovoltaikanlagen<br />

vom 21. Dezember<br />

2012<br />

http://www.erneuerbareenergien.de<br />

Suche: „Batteriespeichersysteme“<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

53<br />

Solarbrief-2-13.indd 53 30.07.2013 14:00:08


Ökostromwerbung der Deutschen Bahn<br />

Offener Brief von <strong>SFV</strong> und Bund der Energieverbraucher sowie Hintergründe<br />

Die Deutsche Bahn (DB) wirbt für die Benutzung ihrer<br />

Fernzüge mit dem Argument, alle Fahrten mit BahnCards,<br />

Streckenzeitkarten und im Rahmen des Firmenkundenprogramms<br />

bahn.corporate würden mit 100% Ökostrom<br />

in den Zügen des Fernverkehrs durchgeführt. Für alle<br />

anderen Fahrten gibt es die Möglichkeit, mit dem Angebot<br />

„Umwelt-Plus“ gegen einen Aufpreis von einem Euro pro<br />

Fahrt ebenfalls mit 100% Ökostrom unterwegs zu sein.<br />

Laut Pressemitteilung der DB sind das rund 75% aller<br />

Fahrten in ICE, IC und EC.<br />

Aus der in den Zügen der DB ausliegenden Zeitschrift<br />

„Mobil“ erfahren die Bahnreisenden: „Die dafür erforderlichen<br />

Lieferverträge wurden mit dem Energiekonzern RWE<br />

geschlossen. Zudem gingen kürzlich zwei neue Windparks<br />

in Ostfriesland für die Bahn ans Netz.“<br />

Der <strong>SFV</strong> hat nachgefragt und erhielt eine unbefriedigende<br />

Auskunft. Für uns ergibt sich daraus, dass durch die<br />

Ökostromaktion der DB keine zusätzlichen Wasserkraftwerke<br />

und nur sehr wenige zusätzliche Windanlagen<br />

geschaffen werden.<br />

Wir haben uns deshalb gemeinsam mit dem Bund der<br />

Energieverbraucher in einem offenen Brief an die DB<br />

gewendet, in dem wir die DB ermutigen, eigene Wind- und<br />

Solaranlagen auf ihrem Betriebsgelände zu errichten.<br />

Vorgeschichte und Briefwechsel im Internet unter http://<br />

sfv.de/artikel/oekostromwerbung_der_db_-_offener_<br />

brief_von_sfv_und_bund_der_energieverbraucher_.htm<br />

Offener Brief des <strong>SFV</strong> und des Bund der Energieverbraucher vom 10.05.2013<br />

an die Deutsche Bahn wegen fragwürdiger Ökostromwerbung<br />

Liebe Deutsche Bahn,<br />

die große Mehrheit der Bahnfahrer wünscht sich den Ersatz von Atom und Kohle durch die Erneuerbaren Energien Wind<br />

und Sonne. Die Deutsche Bahn hat diesen Wunsch richtig erkannt und nutzt ihn für ihre Kundenwerbung:<br />

"... Anhand der Kenntnisse über die Reiseweiten der Kunden ermittelt die Deutsche Bahn jeweils den Strombedarf an<br />

Ökostrom. Diese Menge kauft DB Energie zusätzlich ein und ersetzt mit ihr den herkömmlichen Bahnstrommix in gleichem<br />

Umfang. Der Strom aus erneuerbaren Quellen wird physisch ins Bahnstromnetz eingespeist..."<br />

http://www.deutschebahn.com/de/nachhaltigkeit/oekologie/angebote_mit_reinem_oekostrom.htm<br />

Eingekauft wird dieser Strom im wesentlichen beim Energiekonzern RWE (Quelle: Magazin Mobil der DB vom April 2013<br />

auf Seite 28). Wir sind befremdet. Die Rede des RWE Vorstandsvorsitzenden Peter Terium bei der RWE-Hauptversammlung<br />

(18.04.13) steht noch im Internet (http://www.media-server.com/m/p/dxjhme5a/lan/de)<br />

RWE werde seine Ausgaben für Erneuerbare Energien von 1 Mrd im Jahr 2013 in den nächsten 2 Jahren auf je 500 Mio<br />

reduzieren. Das sieht nicht nach Einsatz für Erneuerbare Energien aus. Vom Neubau von Wasserkraftwerken war nicht die<br />

Rede. Die Mehrausgaben der Deutschen Bahn für Ökostrom verlaufen <strong>als</strong>o im Sand.<br />

Die Umwelt hat ersichtlich keinen Vorteil davon, wenn die Deutsche Bahn dem RWE seinen „grünen Strom“ abkauft.<br />

Wenn die Bahn ihn nicht kaufen würde, würde jemand anderes den RWE-Wasserkraftstrom verbrauchen, wie das ja auch<br />

vor dem 1. April der Fall war.<br />

Entscheidend ist doch, dass mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt wird. Aber nicht jeder Bürger kann ein Windrad<br />

oder eine Solaranlage errichten. Das können nur die Eigentümer von geeigneten Flächen. Hier könnte die Deutsche Bahn<br />

ein Zeichen setzen. Sie ist einer der größten Flächeneigentümer Deutschlands. Ihr gehören weit mehr Flächen <strong>als</strong> dem<br />

RWE. Die Deutsche Bahn könnte längs ihrer 35 Tausend Kilometer langen Bahnlinien viele Hunderte von Windanlagen<br />

installieren und an den Lärmschutzwänden und auf den Bahnhofshallen Solaranlagen in Hülle und Fülle! Damit würde sie<br />

das Mengenverhältnis zwischen EE-Strom und konventionellem Strom im Stromnetz tatsächlich verbessern.<br />

Auch ihre Werbung wäre überzeugender. Windräder und Solaranlagen längs der Bahnstrecken würden mehr beeindrucken <strong>als</strong><br />

flotte Sprüche und die grünen Krawatten der Zugbegleiter, über die sich die Reisenden inzwischen schon lustig machen.<br />

Wir wünschen deshalb der Deutschen Bahn, unserem Lieblings-Verkehrsmittel für Fernreisen, etwas Konsequenz und mehr<br />

mutige EIGENinitiative beim Eintritt in das neue Zeitalter der Erneuerbaren Energien.<br />

Alfons Schulte, Wolf von Fabeck, Dr. Aribert Peters<br />

2. Vorsitzender Geschäftsführer Vorsitzender,<br />

Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V.<br />

Bund der Energieverbraucher e.V.<br />

54<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 54 30.07.2013 14:00:08


BUND-Werbung für Ökostromangebot<br />

der Deutschen Bahn<br />

Leserzuschrift von Michael Kelber an den BUND<br />

Sehr geehrte Damen und Herren vom BUND,<br />

zunächst herzlichen Glückwunsch zum 100-jährigen<br />

Jubiläum. Weiterhin viel Kraft für die nächsten 100 Jahre<br />

Engagement für die Umwelt! Ihre Jubiläumszeitung „Natur<br />

+ Umwelt“ 100 Jahre ist informativ und gut gemacht. Auf<br />

Seite B 21 befindet sich jedoch eine Werbung der Fa.<br />

Deutsche Bahn AG, mit der Aussage, man fahre 100%<br />

Ökostrom. Der „Bahnstrom“ ist jedoch kein grüner Strom<br />

im eigentlichen Sinne. Es handelt sich um (alten) RWE-<br />

Wasserkraftstrom aus alten Anlagen und wurde von RWE<br />

früher im allgemeinen Strommix verkauft. Heute wird<br />

er separat (weil höhere Preise erzielbar) <strong>als</strong> Ökostrom<br />

verkauft. Wenn die Bahn ihn nicht kaufen würde, würde<br />

jemand anderes den Strom verbrauchen, wie das ja auch<br />

vor dem 1. April der Fall war.<br />

Ich habe in Ihrer Zeitung eine Klar- oder Richtigstellung<br />

im Anschluss an die Werbeaussage der Bahn vermisst.<br />

Oder man hätte eine Werbung mit einer solchen Aussage<br />

nicht abdrucken sollen (was natürlich auch heißt: auf<br />

Werbeeinnahmen verzichten).<br />

Dem Bund Naturschutz werden<br />

allgemein große Kompetenzen in<br />

Umwelt- und Verkehrsfragen zugesprochen.<br />

Dies könnte bei uninformierten<br />

Lesern dazu führen,<br />

dass sie den Werbeaussagen der<br />

Eine solche Werbung<br />

befindet sich auf Seite<br />

11 des BUND-Magazins<br />

2/2013<br />

http://www.bund.net/publikationen/bundmagazin/2013/22013/<br />

Bahn glauben schenken, da sie ja quasi durch den BN im<br />

Verbandsmagazin unkommentiert abgedruckt und somit<br />

legitimiert werden.<br />

Vielen anderen Magazinen würde ich diese Werbung nicht<br />

<strong>als</strong> Vorwurf machen. Bei Ihrem Magazin jedoch muss ich<br />

jedoch davon ausgehen, dass entweder die Sachkompetenz<br />

in Sachen umweltfreundlichem Verkehr nicht in dem<br />

Maße vorhanden ist, wie ich dachte, oder dass Sie sich<br />

gegen Geld (bezahlte Werbung) zu Handlangern/Gehilfen<br />

des Greenwashing von Firmen hergeben.Für den Fall,<br />

dass Sie sachlich nicht auf dem aktuellen Stand sind, habe<br />

ich Ihnen unten ein Mail mit Fakten beigefügt.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Michael Kelber<br />

Flächen für PV-Anlagen von<br />

Deutschen Bahn anmieten?<br />

Leserzuschrift von Horst Nikolay,<br />

Windenergie Nordeifel e.V./ Neue<br />

Energie Nordeifel GmbH<br />

Wir sind seid dem Frühjahr 2010 aktiv bemüht,<br />

von der Deutschen Bahn AG Flächen für PV-<br />

Anlagen anzumieten, daher teile ich Ihnen<br />

anbei unseren bisherigen Schriftverkehr zu<br />

diesem Thema in Auszügen mit (siehe nebenstehend).<br />

Seit dem 06.03.2013 haben wir nichts mehr von<br />

der DB AG gehört und eigentlich erwarten wir<br />

das auch nicht, da die DB nicht am Ausbau von<br />

Erneuerbaren Energien interessiert ist.<br />

Ihrem Wunsch am Ende des Offenen Briefes<br />

schließen wir uns natürlich an, jedoch geben<br />

unsere Erfahrungen dem wenig Hoffnung.<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

55<br />

Solarbrief-2-13.indd 55 30.07.2013 14:00:08


Briefwechsel zu Photovoltaik-Anlagen<br />

mit Schukosteckern<br />

VDE-Pressemitteilung<br />

vollständig unter http://www.<br />

vde.com/de/Verband/Pressecenter/Pressemeldungen/<br />

Fach-und-Wirtschaftspresse/2013/<strong>Seiten</strong>/39-2013.<br />

aspx<br />

Auszug aus der <strong>SFV</strong>-Rundmail<br />

vom 1. Mai 2013<br />

In einer Pressemitteilung vom 23.04.2013 warnt<br />

der VDE vor Photovoltaik-Plug-In-Anlagen für den<br />

„Hausgebrauch“. Der Anschluss von Stromerzeugungsanlagen<br />

an Steckdosen berge Unfall- und<br />

Haftungsrisiken. Brände seien durch Überlastung<br />

des Stromkreislaufs möglich. Weiter heißt es in<br />

der Pressemitteilung:<br />

„Bei fachkundiger und normengerechter Installation<br />

nach VDE-Vorschriften bieten Photovoltaik-<br />

Anlagen (PV-Anlagen) eine sichere und komfortable<br />

Möglichkeit zur Nutzung „selbst geernteter“<br />

elektrischer Energie. PV-Anlagen, bei denen der<br />

Strom einfach per Schutzkontakt-Stecker über die<br />

Steckdose in den Hausstromkreislauf (Endstromkreis)<br />

eingespeist wird, entsprechen allerdings<br />

nicht den VDE-Sicherheitsvorschriften. Zwar<br />

mag der Schutzkontakt-Stecker beim Nutzer den<br />

Eindruck erwecken, dass er PV-Anlagen durch<br />

einfaches Anschließen an die Steckdose selbst in<br />

Betrieb nehmen kann, ohne Unfall- und Haftungsrisiken<br />

einzugehen, doch das Einstecken eines<br />

elektrischen Erzeugungsgerätes in die Steckdose<br />

ist nicht mit dem Einstecken eines elektrischen<br />

Verbrauchsgerätes zu vergleichen und nach der<br />

Sicherheitsnorm DIN VDE 0100-551 (VDE 0100-<br />

551) unzulässig.“<br />

Bei den Hinweisen einer möglichen Gefährdung<br />

vermissen wir allerdings einen konstruktiven<br />

Vorschlag der VDE, wie man auch Hausmieter<br />

mit eigenem Balkon am Umstieg auf EE einfach,<br />

sicher und kostengünstig unterstützen könnte.<br />

Aus dieser Rundmail ist der nachfolgende Briefwechsel zwischen<br />

Dipl.-Ing. Rainer Niess und Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck entstanden:<br />

E-Mail von Herrn Rainer Niess<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die restriktive (verbietende) VDE-Regelung hat<br />

ihren guten Grund, weil sie Menschen vor Stromschlag<br />

schützt. Die Gefahr des Stromschlags<br />

kommt immer auf, sobald elektrische Energie<br />

in ein Netz eingespeist wird und damit an allen<br />

anderen Endpunkten (Steckdosen) dieses (Teil-)<br />

Netzes zur Verfügung steht.<br />

Mal unterstellt, die Anbieter solcher steckerfertigen<br />

Klein-PV-Anlagen haben ihre Minimal-<br />

Hausaufgaben gemacht. Dann bekomme ich<br />

keinen Stromschlag, wenn ich die Steckerpins<br />

des PV-Steckers anfasse, auch wenn die PV-<br />

Module in praller Sonne stehen und somit intern<br />

eine relativ hohe (auch > 230 V) Spannung erzeugen.<br />

Eine interne Schutzschaltung muss dafür<br />

sorgen, dass bei Nichtanliegen der hausseitigen<br />

Netzspannung die Steckerpins zuverlässig spannungslos<br />

geschaltet werden. Das ist die absolute<br />

Minimalbedingung, da das Gerät sonst schlicht<br />

lebensgefährlich ist.<br />

Die vorgenannte Bedingung entspricht im übrigen<br />

dem Stand der PV-Wechselrichter (auch wenn<br />

diese nicht über die Steckdose angeschlossen<br />

werden). Wechselrichter - im Zählerschrank vorschriftsgemäß<br />

auf der "Versorgungsseite" (Netzseite)<br />

angeschlossen - müssen binnen weniger<br />

Millisekunden ausgangsseitig auf spannungslos<br />

schalten, wenn die Netzspannung wegbleibt.<br />

(Dies ist Gegenstand jeder PV-Anlagen-Abnahmeprüfung<br />

durch den örtlichen Netzbetreiber!)<br />

Grund: Wenn sie dies nicht täten, wären Arbeiten<br />

im Niederspannungsverteilnetz außerhalb des<br />

Hauses nicht möglich, da die Leitungen trotz der<br />

üblichen Abschaltung auf der "Kraftwerksseite"<br />

nun durch die häusliche(n) Einspeisung(en),<br />

<strong>als</strong>o vom Endverbraucher her, unter Spannung<br />

gesetzt würden (lebensgefährlich für die Arbeiter<br />

an den Erdkabeln oder an den Verteiler- und<br />

Trafostationen).<br />

Wir unterstellen <strong>als</strong>o einmal, dass die PV-Anlage<br />

(mit Stecker) für Balkon diese technischen Anforderung<br />

mit dem gleichen Qualitätslevel wie<br />

bei den fest installierten Erzeugungsanlagen<br />

erfüllt. Wenn nicht, können wir die Betrachtung<br />

hier abbrechen, da indiskutabel (sicherheitsgefährdend).<br />

56<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 56 30.07.2013 14:00:08


Die nächste Hürde ist die übliche häusliche Stromkreissicherung.<br />

Wo noch alte Schraubsicherungen mit<br />

Widerstandsdraht in Verwendung sind, besteht kein<br />

Überlastungsrisiko, da es der Sicherung konstruktionsbedingt<br />

egal ist, wo die Lastseite sitzt, in welche Richtung<br />

<strong>als</strong>o der "Energiefluss" geht. Anders kann es sich mit<br />

den heute üblichen Sicherungsautomaten ("Leitungsschutzschalter")<br />

verhalten, in denen häufig elektronische<br />

Schaltkreise enthalten sind. Diese sind grundsätzlich<br />

nicht dafür ausgelegt, in der Gegenrichtung betrieben zu<br />

werden. Gerade für Balkone (Außenbereich!) werden die<br />

zugehörigen Stromkreise oft über einen (ggf. elektronisch<br />

arbeitenden) Fehlerstromschalter (FI-Schalter) geführt,<br />

der ebenfalls nicht für einen Betrieb in Gegenrichtung<br />

ausgelegt ist. Somit kann die ordnungsgemäße Funktion<br />

(Lastbegrenzung, Leitungsschutz) für diese nicht vorgesehene<br />

Betriebsweise nicht zuverlässig garantiert werden.<br />

Die "Unzuverlässigkeit" hat mit vagabundierenden Spannungspotenzialen<br />

in den Endstromkreisen zu tun (durch<br />

Parallelanschluss verschiedenartiger Verbraucher, z. B. im<br />

Stand-by, im selben Endstromkreis) sowie mit Phasenverschiebungen<br />

zwischen Spannungs- und Strommaximum<br />

in unzulässiger Weise, wenn Erzeuger statt Verbraucher<br />

angeschlossen sind. Es gibt weitere Gründe.<br />

Hier wäre der von Ihnen angesprochene Ansatzpunkt zu<br />

sehen, die Industrie für die Konstruktion einer "bidirektional<br />

wirkenden elektronischen Endstromkreis-Sicherung<br />

(-Leitungsschutzschalter)" zu bewegen. So lange es dies<br />

nicht gibt, verbietet sich diese Anschlussvariante, und es<br />

ist seitens des DKE korrekt, auf diese Leben gefährdende<br />

Unzulässigkeit hinzuweisen. So lange dieser Weg nicht<br />

beschritten werden kann, muss der Mieter dafür sorgen,<br />

dass seine Balkonanlage, wie bei den fest installierten<br />

häuslichen Anlagen, über eine separate Kabelverbindung<br />

mit der "Versorgungsseite" im Zählerkasten bzw. Wohnungsanschlusskasten<br />

verbunden wird (mit separatem,<br />

zweipolig arbeitenden Ausschalter). Da dies einen Eingriff<br />

in die Mietsache bedeutet (wenn auch nur ein kleiner),<br />

muss er sich diese Installation vom Vermieter genehmigen<br />

lassen.<br />

Ich befürworte voll die Bestrebungen des <strong>SFV</strong>, die dezentrale<br />

(häusliche) Erzeugung im Auge zu behalten, da<br />

sie unter den Verschlechterungen des EEG besonders<br />

stark gelitten hat und hier nach wie vor ein großes, unausgeschöpftes<br />

Potenzial schlummert, das auch ohne<br />

aufwändigen Netzausbau hebbar ist. Ich habe allerdings<br />

Zweifel, ob der technische Sonderweg der Entwicklung<br />

einer VDE-zugelassenen "Zweirichtungssicherung" wirklich<br />

Sinn macht (es mag noch andere technischen Gründe<br />

geben, die dagegen sprechen).<br />

Will der Mieter mit der Balkonienanlage nicht nur Bezugsstrom<br />

sparen, sondern auch Einspeisevergütung erzielen,<br />

müsste ja sowieso ein Zähler montiert werden, was auf<br />

einen Umbau im Zählerschrank oder, wenn dort überhaupt<br />

aus Platzgründen möglich, im Wohnungsanschlusskasten<br />

hinausliefe. Bei der Gelegenheit könnte dann auch<br />

gleich eine separate Zuleitung zur PV-Anlage gelegt bzw.<br />

geschaltet werden.<br />

E-Mail-Antwort von Wolf von Fabeck<br />

Sehr geehrter Herr Niess,<br />

herzlichen Dank für Ihre Gedanken zur Frage der steckfertigen<br />

Solarmodule mit eigenem Wechselrichter.<br />

Im Endeffekt sind wir uns vermutlich einig: Solarmodule<br />

oder andere Stromlieferanten dürfen nur in Stromkreise<br />

der Hausinstallation einspeisen, aus denen nicht gleichzeitig<br />

auch Verbrauchsgeräte versorgt werden. Insofern<br />

ist die Warnung des VDE völlig berechtigt.<br />

Mich irritiert allerdings Ihr Aussage: „Wo noch alte<br />

Schraubsicherungen mit Widerstandsdraht in Verwendung<br />

sind, besteht kein Überlastungsrisiko, da es der Sicherung<br />

konstruktionsbedingt egal ist, wo die Lastseite sitzt, in<br />

welche Richtung <strong>als</strong>o der „Energiefluss“ geht. Hier sind<br />

Sie m.E. im Irrtum. Ich bitte Sie, sich an der folgenden<br />

Skizze zu orientieren:<br />

H ----- S ----- V ----- E<br />

Der Hausanschluss H befinde sich ganz links. Dann folgt<br />

die Schmelzsicherung S, die ab 16A den Stromkreis vom<br />

Hausnetz abtrennen würde. Dann folgt eine Dreifachsteckdose<br />

V, an der drei Verbraucher mit Schukosteckern<br />

angeschlossen werden können. Und schließlich folgt eine<br />

weiter Dreifachsteckdose E, an der drei Einspeiser mit<br />

Schukosteckdose angeschlossen werden können.<br />

Nehmen wir an, es werden nun abwechselnd einmal bei<br />

V und einmal bei E, dann wieder bei V und wieder bei E<br />

jeweils ein neuer Verbraucher 10A und ein neuer Einspeiser<br />

mit 10A angeschlossen, dann fließt nach der dritten<br />

Runde zwischen E und V ein Strom von 30A, ohne dass<br />

die Sicherung bei S davon etwas merkt.<br />

VDE hat <strong>als</strong>o mit seiner Warnung sogar dann Recht,<br />

wenn es sich um eine alte Hausinstallation mit Schmelzsicherung<br />

handelt. Das Problem kann nur gelöst werden,<br />

wenn Verbrauchs- und Einspeise-Stromzweige sauber<br />

voneinander getrennt sind und konstruktiv dafür gesorgt<br />

wird, dass bei der Benutzung der Steckdosen keine Verwechslung<br />

möglich ist. Konnte ich Sie überzeugen?<br />

Antwort von Herrn Rainer Niess<br />

Sehr geehrter Herr von Fabeck,<br />

ja, Ihre Betrachtung ist völlig korrekt! Ich hatte meine<br />

Betrachtung nur auf den Stromweg durch die herkömmliche/elektronische<br />

Endstromkreis-Sicherung bezogen.<br />

Aber bei beliebig „bösartiger“ (gleichmäßig an „V“ und<br />

„E“ verteilter) Parallel-Ankopplung von Verbrauchern und<br />

Erzeugern können tatsächlich auf dem Verbindungsstück<br />

zw. V und E wesentlich höhere Ströme auftreten <strong>als</strong> für<br />

diesen Leitungsquerschnitt zulässig.<br />

Wobei dieses „Verbindungsstück“ im einfachsten Fall ein<br />

und dieselbe Mehrfachsteckdose sein kann, wenn alle<br />

Verbraucher und Erzeuger an genau dieser angeschlossen<br />

werden. In diesem Fall flösse der unzulässig erhöh-<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

57<br />

Solarbrief-2-13.indd 57 30.07.2013 14:00:08


te Strom nur über die metallischen Verbindungsstege<br />

innerhalb dieser Mehrfachsteckdose (wofür diese aber<br />

ebenfalls nicht ausgelegt ist).<br />

Aber selbst im allgemeinen Fall, wenn weder V noch E<br />

über eine Mehrfachsteckdose laufen (weil die Verbraucher<br />

und Erzeuger an verschiedenen (verteilt installierten)<br />

Feststeckdosen desselben (netzseitig abgesicherten)<br />

Endstromkreises angeschlossen werden, können, je nach<br />

Art der Zuleitungsführung zu den Steckdosen (gilt für V-<br />

und E-Seite gleichermaßen) bei ungleicher Lastverteilung<br />

unzulässig hohe Ströme innerhalb der Festverdrahtung<br />

des Endstromkreises im Hausnetz auftreten (es läuft<br />

letztlich wieder auf den von Ihnen skizzierten Verbindungsstrang<br />

V - E hinaus). Bei rein sternförmiger Ankopplung<br />

aller (Einzel-)Steckdosen desselben Endstromkreises<br />

zum Abgangspunkt der Sicherung hin entsteht nur im<br />

Sternpunkt (unter der Schraub- oder Klemmverbindung)<br />

der erwähnte höhere Strom (für den aber wiederum diese<br />

Schraub-/Klemmverbindung üblicherweise nicht ausgelegt<br />

ist - es könnte sich eine gefährliche Schmorstelle durch<br />

Überhitzung bilden).<br />

Wie man sich auch wendet: So geht es auf jeden Fall nicht.<br />

Womit leider auch mit einer „intelligenteren“ (bidirektional<br />

verwendbaren elektronischen) Sicherung nichts erreicht<br />

würde. Die getrennte Absicherung von Verbrauchern und<br />

Einspeisern (jeweils Ein-Richtungs-Betrieb) erscheint<br />

<strong>als</strong>o strikt unvermeidlich, womit Steckdosen-PV-Anlagen<br />

im Allgemeinen nicht zulassungsfähig sein können.<br />

Einzige physikalisch/sicherheitstechnisch vertretbare<br />

Ausnahme, die mir hierzu einfällt, wäre der Anschluss<br />

einer Stecker-PV-Anlage an eine Einzelsteckdose, für<br />

die ein separat abgesicherter Stromkreis besteht (wie in<br />

Hausinstallationen für über Stecker anschließbare Geräte<br />

wie Geschirrspüler, Waschmaschine, Wäschetrockner<br />

und andere Großverbraucher üblich). Es bliebe dann<br />

aber noch die techn. Umsetzung der „Bidirektionalität“<br />

der (elektronischen) Sicherung, wobei dann hier die von<br />

mir angeführte, veraltete Schmelzsicherung hilfreich wäre<br />

Danke für die Nachhilfe. Damit wäre das geklärt. Damit<br />

erübrigt sich allerdings auch der von Ihnen geforderte<br />

„konstruktive Vorschlag des VDE“, weil auf der Basis<br />

steckerfertiger PV-Anlagen kein zulassungsfähiger Lösungsweg<br />

möglich ist (von dem oben von mir erwähnten<br />

Spezialfall mit dem separat abgesicherten Stromkreis<br />

einmal abgesehen, der aber für die harte Praxis nichts<br />

taugt, weil für den gewöhnlichen Verbraucher Steckdose<br />

gleich Steckdose ist und es, sobald ein handelsüblicher<br />

Stecker am Anschlusskabel montiert ist, keinen zwangsweise<br />

greifenden Absicherungsmechanismus gegen eine<br />

unzulässige Verwendung gibt - Gefahr des gedankenlosen<br />

Umsteckens durch Dritte in eine andere Steckdose).<br />

Sehen Sie das nun auch so?<br />

Das Problem der unbeabsichtigten, unentdeckten Überlastung<br />

müsste sich bei lokal konzentrierter und leistungsmäßig<br />

relevanter Einspeisung übrigens auch auf der<br />

netzseitigen Seite der häuslichen Sicherungen ergeben,<br />

<strong>als</strong>o im lokalen 400V/230V-Niederspannungsnetz: Die<br />

Leitwarte kann nicht ersehen, was in ihrem Netz unterhalb<br />

des letzten sensorisch überwachten Knotens (Trafostation)<br />

abspielt, insbesondere welche Ausgleichsströme dort<br />

zwischen den verschiedenen Hausanschlüssen fließen.<br />

Ich mutmaße (habe da zu wenig Einblick), dass man<br />

hier pragmatisch vorgeht und Worst-Case-Szenarios mit<br />

jeweils maximalen Verbraucher- und Erzeugerleistungen<br />

vornimmt und diese mit den installierten (meist großzügig<br />

ausgelegten) Leitungsquerschnitten abgleicht und dann u.<br />

a. von dieser Betrachtung die Zulassung weiterer lokaler<br />

PV-Anlagen abhängig macht.<br />

Wolf von Fabeck an Herrn Rainer Niess<br />

Sehr geehrter Herr Niess,<br />

jetzt besteht, denke ich, in jeden Beziehung Einigkeit<br />

zwischen unseren Auffassungen.<br />

Zu Ihrer Anmerkung: „Damit erübrigt sich allerdings auch<br />

der von Ihnen geforderte „konstruktive Vorschlag des<br />

VDE“, weil auf der Basis steckerfertiger PV-Anlagen kein<br />

zulassungsfähiger Lösungsweg möglich ist (von dem oben<br />

von mir erwähnten Spezialfall mit dem separat abgesicherten<br />

Stromkreis einmal abgesehen, der aber für die harte<br />

Praxis nichts taugt, weil für den gewöhnlichen Verbraucher<br />

Steckdose gleich Steckdose ist und es, sobald ein handelsüblicher<br />

Stecker am Anschlusskabel montiert ist, keinen<br />

zwangsweise greifenden Absicherungsmechanismus<br />

gegen eine unzulässige Verwendung gibt - Gefahr des<br />

gedankenlosen Umsteckens durch Dritte in eine andere<br />

Steckdose). Sehen Sie das nun auch so?“<br />

Ja, so sehe ich das auch. Die einzige Lösung, die mir<br />

bisher eingefallen ist (und deren Übernahme durch den<br />

VDE ich nahelegen möchte), wäre die Neueinführung<br />

eines besonderen Steckers, der für Steckverbindungen<br />

ausschließlich an Einspeiseleitungszweige vorgesehen<br />

ist. Weder Stecker noch Steckdosen dieses neu zu entwickelnden<br />

Systems dürften mit Schuko-Steckdosen bzw.<br />

Schuko-Steckern zusammenpassen. Was halten Sie von<br />

diesem Vorschlag?<br />

Antwort von Herrn Rainer Niess<br />

Sehr geehrter Herr von Fabeck,<br />

Ihre Anregung läuft auf eine mechanische Stecker-Dosen-<br />

Codierung hinaus. In der Industrie (ich arbeite in der Bahnindustrie)<br />

ist so etwas durchaus üblich, um unbeabsichtigte<br />

Vertauschungen von Datenleitungsverbindungen,<br />

die nicht zueinander gehören, zu vermeiden. Ist zugleich<br />

auch ein Sicherheitsmerkmal in sicherheitskritischen Anwendungen<br />

(Zugsteuerung, Stellwerkstechnik usw.).<br />

Auf dem Gebiet der Haustechnik, für die eine zum VDE<br />

gehörende Kommission DKE zuständig ist, wird man<br />

gegenüber so einem Vorschlag sehr zurückhaltend sein,<br />

auch wenn es natürlich bereits Beispiele gibt: Hierunter<br />

fallen die speziellen 400V-Drehstrom-Rundstecker (für<br />

Ströme >16 A bzw. für den Außenbereich) oder die so<br />

genannten Kaltgerätestecker (für Geräte, die nicht „heizen“,<br />

<strong>als</strong>o generell weniger Strom verbrauchen (bis2,5<br />

A)), letztere bekannt durch die seit Jahrzehnten auf diese<br />

58<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 58 30.07.2013 14:00:08


Weise ans Stromnetz anzuschließenden Desktops oder<br />

Monitore (werden Sie auch bei dem Equipment auf/unter<br />

Ihrem Schreibtisch finden).<br />

Ziemlich sicher ist, dass es (zunächst) ein deutscher<br />

Sonderweg sein müsste. Europäische Einigungen auf<br />

dem Gebiet der Netzstecker/Steckdosen sind trotz mehrfacher<br />

Anläufe in den letzten Jahrzehnten regelmäßig<br />

an den hohen Kosten (vernünftigerweise) gescheitert.<br />

Allerdings ging es hier ja immer auch um erhebliche Umstellungskosten<br />

und langfristige Übergangsregelungen für<br />

einen bestehenden Standard; dieses Argument entfiele<br />

bei Einführung eines neuen, zusätzlichen Standards für<br />

Spezialanwendungen. Der neue Einspeisestecker müsste<br />

im unbenutzten Zustand verdeckte Kontakte haben (was<br />

mechanisch gelöst werden kann), weil der VDE sicher<br />

keinen Stecker mit offenen Kontaktstiften zulassen wird.<br />

Dies gilt auch dann, wenn durch eine Schutzschaltung im<br />

einspeisenden Gerät (ähnlich der in den PV-Wechselrichtern)<br />

dafür gesorgt wird, dass ohne „Gegennetz“ keine<br />

PV-erzeugte Spannung anliegt. Leider können solche<br />

Schutzschaltungen latent (unentdeckt) versagen. Man<br />

braucht <strong>als</strong>o dafür wieder Erkennungsmechanismen oder<br />

zyklische Gerätewartungen, was dann in der Praxis hohe<br />

Akzeptanzhürden aufbaut. Bei den Wechselrichtern, die<br />

ja solche Schutzschaltungen haben, kann man dagegen<br />

die Forderung nach Schutz vor UNENTDECKTEN (im<br />

Laufe der Betriebszeit erst auftretenden) Versagensfällen<br />

dadurch abmildern, dass argumentiert wird:<br />

1. Der WR ist vom Fachpersonal fest installiert (keine<br />

netzseitig vom Laien lösbare Verbindung, mit deren Teilen<br />

er in Berührung kommen könnte).<br />

2. EVU-Personal, das draußen am Niederspannungsnetz<br />

arbeitet, ist angewiesen, sich durch geeignete<br />

Erdungsmaßnahmen vor Stromschlag durch unerkannt<br />

versagende WR-Schutzschaltungen privater Einspeiser<br />

zu schützen.<br />

So sehr ich ja das richtige Anliegen des <strong>SFV</strong> zur Förderung<br />

der DEZENTRALEN PV-Anlagen mit auch nur<br />

kleiner Leistung verstehe und unterstütze, so „befürchte“<br />

ich doch, dass der einzig vernünftige Hinweis an solche<br />

Interessenten im Moment der sein wird, sich für diesen<br />

Anschluss eine separate Leitung (separat abgesicherter,<br />

abschaltbarer Stromkreis) zuzulegen und eine nichtsteckbare<br />

Verbindung zu wählen (womit wir wieder beim<br />

Ausgangspunkt wären: Hände weg von Stecker-PV-<br />

Anlagen!).<br />

Abrechnung von minimalen Strombezügen<br />

für den Wechselrichter<br />

Grundsätzlicher Lösungsansatz<br />

Von Dr. Patrick Schweisthal<br />

Der Einbau von Zweirichtungszählern bei Fotovoltaikanlagen<br />

ohne weitere angeschlossene Verbraucher<br />

führt bei einigen Netzbetreibern und Anlagenbetreibern<br />

zu Irritationen bei der Abrechnung der meist minimalen<br />

Strombezüge. Diese minimalen Strombezüge stehen ausschließlich<br />

mit dem Erhalt der Einspeisungsbereitschaft<br />

im notwendigen Zusammenhang und sind somit vor dem<br />

Hintergrund der Anschluss- und Abnahmeverpflichtung<br />

des Netzbetreibers nach §§ 5; 8 EEG von diesem selbst<br />

bereitzustellen.<br />

Als Abrechnungspreis für diesen minimalen Strombezug<br />

bietet sich an, die BDEW-Tabelle für die Abrechnung von<br />

Mehr- und Mindermengen im Verhältnis von Netzbetreiber<br />

und Stromlieferanten anzuwenden, auf die häufig in<br />

den Preisblättern der Netzbetreiber verwiesen wird. Für<br />

Abrechnungen auf den 31. Dezember 2012 ergibt sich<br />

hieraus z.B. ein Abrechnungspreis von 0,0467 € /kWh,<br />

den der Netzbetreiber von der Einspeisungsgutschrift<br />

absetzen kann. Da der Betreiber hier auch nicht <strong>als</strong><br />

Letztverbraucher anzusehen ist, fallen hier auch keine<br />

zusätzlichen Posten wie EEG-Umlage, Konzessionsabgabe,<br />

Netznutzungsentgelt und Stromsteuer an.<br />

Der Betreiber sollte daher eine Einstufung seines minimalen<br />

Strombezugs in den Tarif der Grundversorgung<br />

nicht hinnehmen und auch nicht einer Aufforderung des<br />

Netzbetreibers zur Benennung eines anderen Lieferanten<br />

Folge leisten, sondern die Angelegenheit wenn nötig<br />

gerichtlich klären lassen.<br />

Bisherige, leider nicht grundsätzlich aufgestellte<br />

Regelungsangebote<br />

(1) Clearingstelle EEG zu : „Müssen Anlagenbetreiber/-innen<br />

Messkosten für Bezugsstromzähler auch dann tragen, wenn<br />

der Bezug geringfügig ist?“ unter http://www.clearingstelleeeg.de/beitrag/1433<br />

(2) Bundesnetzagentur: „Strombezug von PV-Anlagen“ unter<br />

http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1931/DE/Sachgebiete/<br />

ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/Photovoltaik/Strombezug_von_PV-Anlagen/<br />

Strombezug_von_PV-Anlagen.node.html<br />

(3) Schlichtungsstelle Energie: „Empfehlung zur Abrechnung<br />

der Bezugsseite bei Zweirichtungszählern“ unter http://<br />

www.schlichtungsstelle-energie.de => Schlichtungsempfehlungen<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

59<br />

Solarbrief-2-13.indd 59 30.07.2013 14:00:08


Leserzuschriften<br />

(geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder)<br />

Verzögern - Verzetteln - Vergiften und<br />

Verteuern<br />

Die Energiemonster werden weiter gemästet.<br />

Leserzuschrift von Inga Di Mar<br />

Zeitgewinnung zur Festigung alter Strukturen durch Vorspiegelung<br />

f<strong>als</strong>cher Vorhaben: das war alles, was Angela<br />

Merkel je wollte - und bekam. Merkels Subventionen<br />

angeblich umweltfreundlicher, unnötiger Technologien<br />

im großschädlichen Stil (wie Acker-Benzin, Gülle-Gas,<br />

Überschuss-Produktion, Offshore-Wind-Anlagen, Windstrom-Trassen<br />

etc.) sind der Beweis: Schaffen sie doch<br />

nur neue Probleme auf Jahrzehnte, entzweien Betroffene,<br />

zerstören Grundwasser, Landschaft wie Landwirtschaft,<br />

die außerdem dadurch zum Spekulationsobjekt degradiert<br />

wurden, versiegeln Land und vieles unnötiges Negatives<br />

mehr.<br />

"Schwarz-Gelb kann Energiewende nicht" bringt es auf<br />

den Punkt. Leider ist auch die SPD viel zu sehr mit den<br />

Energiekonzernen verschmolzen und auch die Konzern-<br />

Verflechtungen der Grünen stehen denen der großen<br />

Parteien inzwischen kaum nach.<br />

Verantwortungsvolle Politiker hätten von Anfang an ausschließlich<br />

hauptsächlich auf Solarenergie gesetzt. Es<br />

gäbe keine Stromtransport-Probleme, kein Gestreite über<br />

Trassenbau. Längst würden unsere Hausdächer viel mehr<br />

<strong>als</strong> benötigt saubere Energie in vorhandene Netze liefern,<br />

die nach und nach angepasst und verbessert würden.<br />

Äcker wären keine Spekulations-Objekte geworden und<br />

Boden und Grundwasser nicht mit Pestiziden für "Tank<br />

statt Teller" verseucht, Auseinandersetzungen und Ärger<br />

unter Nachbarn gäbe es bei dezentraler Solarversorgung<br />

mit Solarwasserstoffspeichern vor Ort längst nicht<br />

mehr.<br />

Auch den letzten Zweifler hätten schon längst echte<br />

"blühende Landschaften und Gemeinden" überzeugt, die<br />

realistisch möglich werden durch die satten Gewinne, die<br />

statt an die großen Energieversorger in die längst nicht<br />

mehr klammen Gemeindekassen gingen - zum Wohl<br />

der gesamten Bevölkerung statt einiger Aktionäre und<br />

bei nach Amortisation der eigenen Anlagen sogar relativ<br />

kurzfristig sinkenden Strompreisen!<br />

vom eigentlich Guten ablenken: der dezentralen Selbstversorgung<br />

von Gemeinden mit Solar-Energie.<br />

Warum nur, o warum, konnte diese Verzettelung stattfinden<br />

statt kraftvoller Konzentration aufs Wesentliche - auf<br />

die unendliche Kraft und das Licht der Sonne?<br />

Es wird auch Zeit, dass endlich klargemacht wird: Solarzellen<br />

brauchen Licht, nicht Sonne. Diese unpräzise<br />

Bezeichnung der Fakten macht es der Gegenseite immer<br />

noch leicht, den Leuten einzureden, Deutschland sei nun<br />

mal eben kein Sonnenland. Doch solange wir sehen, sieht<br />

auch die Solarzelle - dieselben Lichtphotonen.<br />

Sicher erzeugt doppelt so viel Licht doppelt so viel Strom<br />

- und sicher ist der Haufen vom Elefanten größer <strong>als</strong> der<br />

vom Huhn. Doch genügend Kleinvieh liefert dieselbe<br />

Menge Mist, Hühner können dazuhin überall gehalten und<br />

weniger gefährlich werden. Und 50 % der - lt. Ex-RWE-<br />

Chef Großmann - 2 Mio. Hausdächer in Deutschland (plus<br />

geeigneter Fassaden, Balkone, Ställe, Anbauten etc.)<br />

reichen definitiv bereits lässig aus, unseren Strombedarf<br />

zu decken - ohne Landverbrauch, der zum Diebstahl der<br />

gefragten ebenerdigen Solarpanels geradezu einlädt.<br />

Warum nur lässt der sogenannte mündige Gut-Bürger die<br />

in diesem Moment unter den schwarz-gelben Sensenmännern<br />

stattfindende Zerstörung der Solarwirtschaft und<br />

Arbeitsplatzvernichtung im Lande widerstandslos zu und<br />

akzeptiert, dass das solare Erfolgsmodell niedergemäht<br />

wird von EV-konzernhörigen Politikern, die nicht auf lange<br />

Sicht rechnen können, aber intensiv Angst vor der Wende<br />

und Verteuerungen schüren?<br />

Wo doch längst sachlich nachgewiesen ist, dass die<br />

Strompreistreiberei nichts mit der Energiewende zu tun<br />

hat und Solarstrom in Kürze die billigste aller Energien<br />

ist - und das auf Dauer?<br />

Wind- und Wasser-Projekte haben <strong>als</strong> Insel-Lösungen nur<br />

gelegentlich Berechtigung, doch nicht in dem aktuellen<br />

Ausmaß <strong>als</strong> gigomanische Projekte zur weiteren Mästung<br />

rendite-getriebener Mega-Konzerne, die genau wissen,<br />

dass ihre Zeit längst abgelaufen ist und die deshalb im<br />

unübersehbaren und peinlichen Schulterschluss mit der<br />

Politik noch heftig abkassieren, den Bürger an der Angel<br />

halten, weiter Schäden setzen und mit Schein-Projekten<br />

Titelbild Solarbrief 3/12<br />

Gerhard Mester<br />

60<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 60 30.07.2013 14:00:10


Das darf doch alles nicht wahr sein, was sich in einem<br />

einzigen Jahr unter dem Deckmantel "Energiewende"<br />

abgespielt hat! Die von so vielen erhoffte Energiewende<br />

(schon vor 15 Jahren wollten 80 % der Bürger Solar-<br />

Energie) ist eine große, klaffende Energiewunde geworden.<br />

Eine üble Farce.<br />

Da bleibt nur noch ein Wunder. Z.B.: pausenlose Berichterstattung<br />

auf möglichst allen Kanälen und in allen<br />

Blättern über alle Gemeinden, die den Mut hatten und<br />

haben, ihre Stromversorgung selbst erfolgreich in die<br />

Hand genommen haben - <strong>als</strong> Mutmacher und <strong>als</strong> Beweis,<br />

dass es geht. Es sind nicht wenige - von Berlin bis in den<br />

Bayerischen Wald holen kluge Gemeinden sich längst mit<br />

Bürgerbeteiligung ihre Netze zurück und machen, was die<br />

Politik nicht kann, nicht will und nicht macht: eine saubere<br />

Energie-Wende.<br />

(Achtung: Aktualisierter Beitrag von Inga Di Mar unter<br />

http://www.sfv.de/artikel/verzoegern_-_verzetteln_-_vergiften_und_verteuern.htm)<br />

Ist der <strong>SFV</strong> zu radikal in seinen<br />

Forderungen<br />

Zum Briefwechsel im Solarbrief 1/13<br />

Leserzuschrift von Walter Weiss<br />

Dieser Schriftwechsel ist erfreulich nüchtern, sachlich und<br />

fortführend - vielen Dank dafür! Wir vergessen immer wieder,<br />

dass die Vision der Energiewende genau so behandelt<br />

werden sollte wie eine jede naturwissenschaftliche Vision<br />

(Arbeitshypothese), die ja auch und selbstverständlich<br />

von allen Sachkundigen behandelt und gefördert werden<br />

muss, damit der Weg zur praktischen Bestätigung schnell<br />

und vor allem sicher gefunden wird und beschritten werden<br />

kann.<br />

Hier kommen zu den schon äußerst bedeutenden tatsächlichen,<br />

technischen und wissenschaftlichen Schwierigkeiten,<br />

die bewältigt werden wollen, politischer Widerstand<br />

und vor allem Unverstand hinzu, deren Überwindung<br />

zusätzliche Kräfte und Energien bindet.<br />

Dieser Widerstand und Unverstand sind der Hintergrund,<br />

vor dem der in Bezug genommene Schriftwechsel zu<br />

verstehen ist. Ich möchte diesen Hintergrund einmal so<br />

charakterisieren:<br />

• Das Ideenbündel<br />

• Demokratie / Menschenrechte / verfassungsmäßig gebundene<br />

Gesetzgebung und<br />

• unabhängige Justiz / soziale Marktwirtschaft ist mit dem<br />

zusätzlichen Bündel<br />

• Nachhaltigkeit / Schutz der Umwelt, insbesondere der<br />

Atmosphäre / Nahrung und Grundrechte für alle Menschen<br />

die größte und wichtigste menschliche Erfindung<br />

überhaupt.<br />

Sehr wichtig: sind diese Ideen einmal verwirklicht (was<br />

vielfach bisher nur ansatzweise gelungen ist, in den westlichen<br />

Staaten aber bereits sehr weitgehend), muss ihre<br />

Verwirklichung und Entwicklung ständig weiterbetrieben<br />

werden, insbesondere durch entsprechende intensive<br />

Unterrichtung aller Bürger, besonders der jüngeren und<br />

jüngsten.<br />

Ich kann mir keine andere Staatsform denken, in der ich<br />

leben möchte. Die praktische Gestaltung dieser Staatsform<br />

ist indessen äußerst prekär, und zwar notgedrungen<br />

äußerst prekär. Das muss man sich stets vor Augen<br />

halten.<br />

Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Idealisten,<br />

Karrieristen, Berufspolitikern und Beamten ohne nennenswerte<br />

Berufserfahrung (vielfach ohne Beruf) und ohne<br />

nennenswerte Lebenserfahrung (wenigstens was das<br />

durchschnittliche bürgerliche Leben betrifft), bildet den<br />

Bundestag. Dieser soll aber über Gesetze entscheiden,<br />

die sich auf die sehr komplizierten Verhältnisse eines modernen<br />

Industriestaates beziehen und die insbesondere<br />

die oben genannten beiden Ideenbündel eisern berücksichtigen<br />

müssen. Kann das gutgehen?<br />

Eine ganz entsprechende Zusammensetzung gilt für die<br />

Bundesregierung (und gleichermaßen für Landesparlamente<br />

und Landesregierungen).<br />

Um es sehr krass auszudrücken: Ein Haufen von mehr<br />

oder weniger ignoranten und in der konkret zu beurteilenden<br />

Materie gänzlich unwissenden Abgeordneten soll<br />

Gesetze erdenken, formulieren und erlassen, die höchst<br />

komplizierte Sachverhalte regeln sollen.<br />

Und: Eine Gruppe von ebenso ignoranten und unwissenden<br />

Regierungsmitgliedern soll diesen höchst komplizierten<br />

Staat durch alle Wirrnisse der Zeit steuern.<br />

Das kann nur mit der Hilfe von unabhängigen Sachkundigen<br />

außerhalb dieser beiden Gruppen einigermaßen<br />

glücken. Auch mit deren Hilfe geht viel daneben, weil alle<br />

Expertisen begrifflich in die Zukunft gerichtet sein müssen<br />

und eine Prognose über mehr <strong>als</strong> drei, höchstens fünf<br />

Jahre hinaus, wie die Geschichte zeigt, meistens reine<br />

Illusion ist.<br />

Geht in der Regierung etwas gründlich daneben, erfolgt<br />

selten eine sofortige Richtigstellung. Meistens gibt es<br />

Vertuschung, Verteidigung der Unvernunft, gar Fortsetzung.<br />

Ein Paradebeispiel ist die „Bankenrettung“. Als 2008 eine<br />

größere Bank zusammenzubrechen drohte, weil deren<br />

Banker das ihnen anvertraute Geld verzockt hatten, ließ<br />

sich die völlig schimmerlose und in Bankgeschäften gänzlich<br />

ahnungslose Regierung von einer Gruppe höchstmotivierter,<br />

bestens ausgerüsteter und ausgebildeter<br />

Bankfachleute in übler Weise über den Tisch ziehen:<br />

• Unter Erfindung des Begriffs einer 'Systemrelevanz'<br />

der Bank<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

61<br />

Solarbrief-2-13.indd 61 30.07.2013 14:00:10


• <strong>als</strong>o unter der Androhung, bei Nichtrettung werde im<br />

Weg eines Dominoeffekts das gesamte deutsche Wirtschaftssystem<br />

zusammenbrechen,<br />

• erreichten die „Berater“, dass unter Vermeidung des<br />

gesetzlich zwingend vorgesehenen Insolvenzverfahrens<br />

• nicht etwa die Bank-Eigentümer und die vom Zocken<br />

profitierenden Anleger,<br />

• sondern der Staat und damit der Steuerzahler die Milliarden<br />

zahlte,<br />

• die in einer Nacht- und Nebelaktion zur Bank hinübergeschoben<br />

wurden,<br />

• ohne jeden Vertrag (!), der z.B. das künftige Verhalten<br />

der Bank (Einschränkung der Geschäfte, Verbot von Boni<br />

an die Zocker, Schaffung eines soliden Grundkapit<strong>als</strong>…)<br />

zu regeln hätte,<br />

• am Parlament vorbei.<br />

Anstatt umgehend dieses horrende Verhalten danach wieder<br />

in Ordnung zu bringen, regte sich die Bundesregierung<br />

anschließend darüber auf, dass diese Bank und andere<br />

Banken nach wie vor immense Boni auszahlten, nicht<br />

daran dachten, genügend Grundkapital zu schaffen und<br />

die Zockerei völlig zu unterlassen! Sie regte sich <strong>als</strong>o über<br />

die eigene Unfähigkeit, die Situation zu meistern, auf.<br />

Und machte, <strong>als</strong> die Krise fortschritt, auch international im<br />

europäischen Bereich immer wieder dieselben Fehler. Erst<br />

jetzt - fünf Jahre und unendlich hohe zusätzliche Haftungsmilliarden<br />

zu Lasten der Steuerzahler später! - kommt sie<br />

zur Vernunft. Erst jetzt werden die Banken angehalten,<br />

sich wie Banken und nicht wie Wettbüros zu verhalten; erst<br />

jetzt müssen sie genügend Haftungskapital ansammeln.<br />

Erst jetzt gibt es - allerdings nur sehr zaghafte und lieber<br />

an ausländischen Banken angewandt - Entwicklungen in<br />

der Richtung, eine Art Teil-Insolvenz der maroden Banken<br />

zu verlangen (vornehm „Haircut“ oder Beteiligung der<br />

Bankeigner genannt). Erst jetzt gibt es auch die längst<br />

überfällige Beteiligung der Profiteure (<strong>als</strong>o der Großanleger,<br />

die kräftig am Zocken verdient haben) - wobei der<br />

Aufschrei der Betroffenen, das sei Enteignung, Diebstahl<br />

oder Ähnliches, zwar verständlich ist, wobei diese Teilmaßnahme<br />

aber wieder von der Regierung f<strong>als</strong>ch verkauft<br />

und nicht konsequent verlangt wird: diese Beteiligung ist<br />

ja nichts anderes <strong>als</strong> eine Vermögenssteuer, die natürlich<br />

einmal <strong>als</strong> solche auch deutlich benannt werden, im<br />

übrigen aber auch konsequent angewandt und verlangt<br />

werden müsste, d.h. auch von den Eigentümern großer<br />

Vermögen in anderer Form (Häusern, Grundstücken,<br />

Schiffen, Wertpapieren, sonstigen Unternehmensbeteiligungen<br />

usw.).<br />

Obwohl gerade in dem gewählten Beispiel zahllose Gutachten<br />

und Sachkundige die Regierung auf die ständig<br />

wiederholten Fehler nachdrücklich hingewiesen haben,<br />

wird deutlich: es genügt nicht, die handelnde Regierung -<br />

gerade wenn sie sich über das Korrektiv der Bestätigung<br />

durch den Bundestag einfach hinwegsetzt - am Anfang<br />

mit dem nötigen Fachwissen auszustatten (das sie in der<br />

Regel auch gar nicht einfordert), man muss sie vielmehr<br />

ständig, lästig und nie ermüdend immer wieder auf die<br />

Fehler hinweisen, d.h. <strong>als</strong> Sachkundiger kann man gar<br />

nicht intensiv, provokant, fordernd und letzten Endes<br />

überspitzend genug handeln.<br />

Das genannte Beispiel aus dem Bankenbereich kann<br />

durch Beispiele aus allen möglichen anderen Bereichen<br />

jederzeit ergänzt werden. Insbesondere sind das Bereiche,<br />

in denen bestimmte Wirtschaftskreise regelrecht<br />

oligarchische oder doch voroligarchische Formationen<br />

gebildet haben. Das betrifft die Autoindustrie, die Stromindustrie<br />

(mit Teilaspekten wie Offshore-Windanlagen,<br />

Höchstspannungsleitungen quer durch Deutschland<br />

und Europa, Vermeidung jeder Speicherforschungs-<br />

Förderung…), die Steinkohle- und Braunkohleindustrie<br />

und überhaupt jeden Industriezweig, der eine ungesund<br />

hohe Anzahl von Mitarbeitern angesammelt hat, den man<br />

<strong>als</strong>o schon wegen dieser vielen Arbeitsplätze angeblich<br />

bei jeder noch so unsinnigen Entwicklung durch seine<br />

Eigner nicht fallen lassen darf.<br />

Titelbild Solarbrief „/13<br />

Gerhard Mester<br />

Ich habe die Situation, in der wir uns in Deutschland nach<br />

dem einsamen Geistesblitz der Energiewende und der<br />

<strong>als</strong>baldigen Abschaltung aller Atommeiler befinden, absichtlich<br />

überspitzt skizziert. Es ist in Wahrheit nicht ganz<br />

so schlimm, aber doch immer noch durchaus schlimm<br />

genug.<br />

Und daran dürfte sich kaum viel durch die Wahl im Herbst<br />

ändern, denn in den Programmen der Opposition vermag<br />

ich Wesentliches für die Bewältigung der skizzierten Probleme<br />

nicht zu erkennen, und dass nun gerade in ihren<br />

Reihen ausgewiesene Fachleute für eine solche Bewältigung<br />

vorhanden sind, ist auch nicht recht ersichtlich. Ich<br />

vertraue indessen auf die Tendenz, bei wichtigen Fragen<br />

wenigstens die Öffentlichkeit des Bundestages entscheiden<br />

zu lassen, denn das gibt Hoffnung auf Erörterung<br />

von Sachverstand.<br />

62<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 62 30.07.2013 14:00:11


Ist der <strong>SFV</strong> zu radikal in seinen<br />

Forderungen<br />

Weitere Zuschrift zum Briefwechsel<br />

im Solarbrief 1/13<br />

von Werner Gantz<br />

Ein Mitglied des <strong>SFV</strong>, Herr Dyllick, ist größtenteils nicht<br />

mit der Art und Weise, wie der <strong>SFV</strong> die Energiewende<br />

voranbringen will, einverstanden. Er fühlt sich auch <strong>als</strong><br />

zufälliger Sprecher für andere Kritiker am <strong>SFV</strong> berufen.<br />

Um es vorweg zu nehmen: Ich möchte versuchen, eine<br />

Stimme zu sein für diejenigen, die sich mit dem <strong>SFV</strong> solidarisch<br />

erklären. Natürlich kennt niemand den Stein der<br />

Weisen und die Zukunft wird zeigen, welche Vorgehensweise<br />

die größte Nachhaltigkeit besitzt. Aber man sollte<br />

jetzt etwas tun, um dies herausfinden zu können. Wer<br />

nichts tut, hat schon verloren. Ein „Weiter so wie bisher“<br />

ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg!<br />

Wenn ich richtig verstanden habe, steht der <strong>SFV</strong> für<br />

• 100 % erneuerbare Energie und nicht nur 85 % erst im<br />

Jahr 2050,<br />

• die Beschleunigung der Energiewende (Wenn nicht jetzt,<br />

wann dann?)<br />

• den Erhalt und den Ausbau des EEG,<br />

• die Dezentralisierung der Energieerzeugung (keine<br />

Monopole und Oligopole),<br />

• die Demokratisierung der Energieerzeugung,<br />

• den Speicherbau und seine rasche Entwicklung,<br />

• das Abschalten der AKW und der Braunkohlekraftwerke,<br />

• den Baustopp von neuen Braunkohlekraftwerken und<br />

• den Alleingang Deutschlands in der Klimafrage.<br />

Herr Dyllick ist in allen Punkten gegenteiliger Meinung. Er<br />

will keine Beschleunigung der Energiewende, nicht den<br />

Erhalt des EEG. Er will Zentralität (Monopole) und spricht<br />

von Versorgungssicherheit. Will er uns Angst machen,<br />

dass die Lichter ausgehen? Er ist gegen Stromspeicherbau<br />

und dessen Weiterentwicklung. Er spricht von Überforderungen<br />

der bestehenden Institutionen.<br />

An dieser Stelle möchte ich die Auflistung der gegensätzlichen<br />

Meinungen von Herrn Dyllick und dem <strong>SFV</strong> beenden<br />

und mich den Fragen zuwenden, die mir beim Lesen der<br />

sechs <strong>Seiten</strong> im Heft der 1. Ausgabe des Solarbriefes von<br />

2013 gekommen sind. Will Herr Dyllick die Satzung des<br />

<strong>SFV</strong> umschreiben? Diskutiert er mit dem <strong>SFV</strong>, um diesen<br />

von einem vermeintlichen Irrweg abzubringen? Sind dies<br />

seine Ziele?<br />

Aber ich freue mich darüber, wie geduldig sich der Vorstand<br />

des <strong>SFV</strong> die Zeit nimmt, in aller Ruhe die Dinge ins<br />

rechte Lot zu rücken.<br />

Zum Artikel aus dem Solarbrief 1/13:<br />

„Biomasse zur stofflichen Nutzung“<br />

Leserzuschrift<br />

von Friedrich Naehring<br />

Guten Tag Frau Waffenschmidt,<br />

Ihre Übersicht ist sehr aussagekräftig und detailliert. Ich<br />

bin Ihnen und dem <strong>SFV</strong> sehr dankbar, dass Sie diese<br />

Initiative ergriffen haben, sich auch für die „nichtenergetischen“<br />

Lebensgrundlagen einzusetzen.<br />

Leider habe ich einige prinzipielle Unausgewogenheiten<br />

entdeckt, die aus meiner Sicht gefährliche Handlungssignale<br />

setzen können. Dies könnte der Menschheit zum<br />

Verhängnis werden, bin ich überzeugt.<br />

Zunächst zur Entwicklung unserer Energiebasis: Der<br />

entsprechende Satz müsste eigentlich lauten: „Am Ziel<br />

sind wir <strong>als</strong>o erst, wenn wir in den hochindustrialisierten<br />

Ländern pro Kopf nur noch etwa halb so viel Energie<br />

nutzen und zur Energiegewinnung nichts mehr verbrannt<br />

wird, sondern wir die Energie hauptsächlich aus Wind und<br />

Mir kommen fast die Tränen. Welche Institutionen meint er<br />

eigentlich? Den Staat, die EVUs, die Netzbetreiber oder<br />

die Bundesnetzagentur? Eine Institution hat er benannt<br />

- den bestehenden Strommarkt. Um den sorgt er sich.<br />

Dieser Markt, meint er, kann bei weiterem Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien seine allokative Koordination<br />

verlieren. Klingt gut, versteht aber keiner. Wenn Allokation<br />

oder allokativ die Zuordnung von Elementen einer Menge<br />

zu Elementen einer anderen Menge bedeutet und z.B. die<br />

Zahl der deutschen Windkraftwerke unter der Regie der<br />

großen oligopolistischen Stromerzeuger relativ abnimmt,<br />

dann wird die Koordination dieses Strommarktes immer<br />

schwieriger. Herr Dyllick hat recht, wenn er fordert: „Dann<br />

muss ein neues Modell her!“ Da hat der <strong>SFV</strong> anscheinend<br />

das Problem doch richtig zu Ende gedacht.<br />

Titelbild Solarbrief 4/10<br />

Gerhard Mester<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

63<br />

Solarbrief-2-13.indd 63 30.07.2013 14:00:12


Sonne erzeugen.“ Es gibt zwar ein Überangebot an Sonne<br />

und Wind. Wie wir aus unseren Energiewendezeiten<br />

wissen, benötigen wir aber zum Ersatz fossiler Energien<br />

z.B. in der Stromerzeugung doppelt so große Kraftwerke<br />

und/oder Speicher wie in der nulklear-fossilen Ära. Das<br />

bedeutet: Wir müssen je kWh bedeutend mehr Erde<br />

umwälzen, um diese Energieeinrichtungen zu errichten<br />

und einsatzbereit zu halten - die Nutzung unserer mineralischen<br />

Lagerstätten und die dafür benötigte Energie.<br />

Das übersteigt die Kapazität (ökologischer Fußabdruck)<br />

unserer Erde bei weitem, wenn wir für alle Menschen eine<br />

Energienutzung wie in den hochindustriellen Ländern<br />

veranschlagen. Das wird uns zwingen, mit bedeutend weniger<br />

Energie pro Kopf <strong>als</strong> bisher auszukommen. Ich kann<br />

verstehen, dass sich unser <strong>SFV</strong> die Energieeffizienz nicht<br />

<strong>als</strong> erstes Ziel auf die Fahne schreibt, aber ich glaube,<br />

dass das in diesem Jahrhundert eine immer wichtigere<br />

Rolle spielen wird.<br />

Mit unserer stofflichen Basis sieht es aber wesentlich<br />

kritischer aus, weil wir mit unserer hochindustrialisierten<br />

Lebensweise fast die gesamte Biokapazität unserer Erde<br />

zum Essen benötigen und ihre darüber hinausgehende<br />

Nutzung für Energie, Verkehr, Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und Staat, Infrastruktur, Gebäude und Konsumgüter<br />

auf Pump ist. Wenn alle so leben würden wie wir, wäre<br />

die Erde hoffnungslos übernutzt, die Biokapazität würde<br />

nur bis zum April jedes Jahres reichen, danach hätte<br />

das menschliche Leben für eine nachhaltige Erdnutzung<br />

Pause ohne Essen und Trinken bis Ende Dezember.<br />

Außerdem verringert sich die Biokapazität ständig durch<br />

die gegenwärtig vorherrschende Wirtschaftsweise. Das<br />

Problem der bereits übernutzten Biokapazität wird in Ihrem<br />

Beitrag leider ignoriert, auch wenn der Slogan „Tank oder<br />

Teller“ genannt wird. Die positive Antwort auf die Frage<br />

unserer Lebensweise mit der begrenzter Biokapazität<br />

unserer Erde besteht aus vielen miteinander verknüpften<br />

Einzelantworten.<br />

1. Wir müssen allen Menschen Zugang zu ausreichend<br />

Wasser und Nahrung verschaffen. Das ist ein bisher ungelöstes<br />

Problem, das uns die vorherrschende Wirtschaft<br />

beschert, aber kein Kapazitätsproblem.<br />

2. Wir müssen allen Menschen, die dies wünschen, Zugang<br />

zu Land für die eigene Ernährung verschaffen. Die<br />

ungerechte Verteilung von Land und Landnutzung führt<br />

bereits seit einiger Zeit zu Vertreibungen und Kriegen, die<br />

oft ethnisch motiviert erscheinen, da die Ethnien unterschiedliche<br />

Wirtschaftsweisen haben.<br />

3. Wir müssen effizientere Anbaumethoden verbreiten und<br />

weiterentwickeln, wie z.B. die Permakultur. Das Land der<br />

Landwirtschaft muss einer Vielzahl von Zwecken dienen:<br />

Nahrung und Rohstoffe, Wasserhaltung, Erholung, Freizeitgestaltung<br />

und körperliche Fitness. Die Biokapazität<br />

dieses Landes ist zu erhöhen. Globale Proliferation dieser<br />

Erkenntnisse und Entwicklungen sind erforderlich. Die<br />

vorherrschende industrielle Landwirtschaft ist ein Auslaufmodell<br />

wie die Kernenergie.<br />

4. Die gegenwärtigen Kulturpflanzen liefern Biomasse,<br />

die grob je zur Hälfte in Nutzpflanzenertrag (z.B. Roggenkörner,<br />

Baumstämme) und Restpflanzenertrag (Bioabfall<br />

und Wurzeln) eingeteilt wird. Dieser Restertrag dient der<br />

Bodenwerterhaltung, z.B. <strong>als</strong> Mulch, <strong>als</strong> Einstreu in der<br />

Viehwirtschaft, <strong>als</strong> Bio- und <strong>als</strong> Energie-Rostoff - in dieser<br />

Reihenfolge der Wichtigkeit.<br />

5. Der <strong>als</strong> Biorohstoff-Anteil bezeichnete Teil des Restertrages<br />

kann ergänzt werden durch die Bioabfälle, die in<br />

der Verwertungskette des Nutzpflanzenertrages entstehen<br />

(Holzbearbeitungsabfälle, Spelzen, Abfälle der Nahrungsgüter-<br />

und Futtermittelindustrie, Lebensmittel- und<br />

Speiseabfälle, Exkremente), um daraus Biochemikalien<br />

und Biopolymere herzustellen. Die begrenzte Verfügbarkeit<br />

von Bioabfällen für zukünftige bioorganische Chemie<br />

erfordert, die Herstellung von Verbrauchsgütern, wie sie<br />

in der heutigen Überfluss- und Wegwerf-Ökonomie üblich<br />

ist, hin zur Herstellung von Nutzgütern umzustellen.<br />

Das heißt, den heutigen Pro-Kopf-Konsumtionsumfang<br />

der hochindustriellen Länder etwa zu halbieren und<br />

allen Menschen einen ähnlich hohen Güterreichtum zu<br />

ermöglichen.<br />

6. Neben der Kaskaden-Nutzung von Gebrauchsgütern<br />

spielt die universelle Verflechtung aller Stoffströme eine<br />

wichtige Rolle. Das sind keine einfachen Kreisläufe. Die<br />

Verflechtung kann der ökologischen Stabilisierung und<br />

wirtschaftlichen Optimierung dienen.<br />

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass es<br />

intensive Entwicklungen hin zu physikalisch-chemischen<br />

Prozessen und einer Gesamttechnologie gibt, die eine<br />

Mehrfachnutzung biologischer Abfälle sowohl zur CO 2<br />

-<br />

Abscheidung aus der Atmosphäre, zur Erhöhung der<br />

Biokapazität <strong>als</strong> auch zur stofflichen und energetischen<br />

Nutzung gibt.<br />

Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihren hervorragenden<br />

Artikel um diese Aspekte ergänzen würden.<br />

Antwort von Maria Waffenschmidt<br />

Sehr geehrter Herr Naehring,<br />

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Im Prinzip kann ich Ihnen<br />

in allen Punkten zustimmen und bin der Meinung, dass<br />

Ihr Leserbrief eine gelungene Ergänzung zu meinem<br />

Artikel darstellt.<br />

Da ich in meinem Artikel zur stofflichen Nutzung der Biomasse<br />

den Schwerpunkt darauf gelegt habe, aufzuzeigen,<br />

was man mit Biomasse Sinnvolles tun kann, außer sie<br />

zu verbrennen, sind andere Aspekte wie etwa die der<br />

praktischen Durchführung oder politische Forderungen<br />

etwas zu kurz gekommen.<br />

Das heißt nicht, dass dem <strong>SFV</strong> diese Dinge egal wären.<br />

Wie Sie sicher wissen, fordert der <strong>SFV</strong> seit Jahren „100<br />

% Erneuerbare Energien“ . Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

ist es unerlässlich, Energie zu sparen, <strong>als</strong>o Gebäude zu<br />

isolieren, öffentliche Verkehrsmittel gegenüber Individual-<br />

64<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 64 30.07.2013 14:00:12


verkehr zu bevorzugen, sparsame Autos in den Markt zu<br />

bringen (es gibt sie schon lange), alte, energieintensive<br />

Maschinen und Produktionsweisen durch sparsame Alternativen<br />

zu ersetzen, um nur einige Beispiele herauszugreifen.<br />

Energieeffizienz passt <strong>als</strong>o durchaus zu den<br />

Forderungen des <strong>SFV</strong>.<br />

Weiterhin sollte uns, wie Sie zu Recht bemerken, bewusst<br />

sein, dass wir Bewohner der industrialisierten<br />

Länder die Erde ausbeuten und eine derart verschwenderische<br />

Lebensweise den Entwicklungsländern nicht<br />

zugestanden wird, weil unsere Erde es nicht verkraften<br />

könnte. Die ungerechte Verteilung von Land, Nahrung,<br />

Trinkwasser und Energie muss beendet werden. Da wir<br />

in den industrialisierten Ländern aber wahrscheinlich<br />

nicht freiwillig unseren Lebensstandard einschränken<br />

wollen, müssen vorhandene Ressourcen sinnvoller und<br />

weniger verschwenderisch genutzt werden. Das gilt für<br />

die Landwirtschaft wie auch für die Industrie und den<br />

privaten Verbrauch.<br />

Ihrem Vorschlag, von Verbrauchsgütern auf Nutzgüter<br />

umzustellen, kann ich nur zustimmen. Und natürlich ist<br />

es sinnvoll, auch Bioabfälle, soweit möglich, stofflich zu<br />

nutzen. Ob die Abfälle allerdings reichen werden, um die<br />

stoffliche Nutzung von fossilen Rohstoffen vollständig zu<br />

ersetzen, weiß ich nicht, halte ich aber für eher unwahrscheinlich.<br />

So stehen wir <strong>als</strong>o da mit schwer vereinbaren<br />

Forderungen:<br />

1. ausreichend Trinkwasser und Nahrung für alle<br />

Menschen,<br />

2. ausreichend Energie für alle Menschen,<br />

3. nachhaltig wirtschaften,<br />

4. unseren westlichen Lebensstandard erhalten,<br />

5. den Klimawandel stoppen durch Verzicht auf<br />

unnötige CO 2<br />

-Emission (atmen wäre eine nötige<br />

Emission),<br />

6. Verzicht auf fossile Rohstoffe, weil sie endlich sind.<br />

Wo sollen wir beginnen? Es geht nur, wenn viele sinnvolle<br />

Maßnahmen parallel laufen, politisch aber auch wissenschaftlich/technisch.<br />

Politik in Verantwortung nehmen<br />

Von Dieter Klamke<br />

Sowohl die Deutsche Bahn AG <strong>als</strong> auch die Deutsche<br />

Telekom AG sind seitens der Politik vorgeschobene<br />

Konstrukte, um bezüglich der Verantwortung nicht mehr<br />

in erster Reihe zu stehen, mit der Aktienmehrheit jedoch<br />

nun aus dem Hintergrund agierend, immer mit der Option<br />

- wir sind es ja nicht schuld. Dies muss mehr präsent<br />

gemacht werden. Es ist die Politik - und nur diese, die den<br />

Aktionsrahmen für die Vorstände festlegt. Für die Aktionen<br />

von Bahn (und auch Telekom) ist deshalb die Politik<br />

nachdrücklich in die Verantwortung zu nehmen.<br />

Offshore-Windanlagen unnötig teuer<br />

Brief an BUND<br />

von Bernd Lieneweg<br />

Geschockt war ich zu lesen, dass der BUND Offshore-<br />

Windparks für eine mögliche Säule der unverzichtbaren<br />

Energiewende hält (BUND-Magazin 2/2013, S. 25).<br />

Diese Phase habe ich längst hinter mir gelassen, seit<br />

ich weiß, dass in der Folge "Stromautobahnen" benötigt<br />

werden. Der Strom wird durch Offshore-Windanlagen<br />

unnötig teuer. Die zentrale Energieversorgung dient nur<br />

dem Machterhalt der großen Energieversorger, billiger und<br />

umweltverträglicher ist die dezentrale Erzeugung regenerativer<br />

Energien durch kleinere Genossenschaften und<br />

Bürger-Windparks. Seid Ihr schon so im Würgegriff der<br />

EVU-Lobbies, dass Ihr das nicht mehr durchschaut?<br />

Veranstaltung in Aachen: „Ein stabiles Stromnetz mit 100% erneuerbaren Energien“<br />

Mit dem weiteren Ausbau der Energieerzeugung aus regenerativen Quellen (Sonne und Wind) und dem<br />

gleichzeitigen Rückbau von konventionellen Kraftwerken entstehen neue Herausforderungen für die Energieversorgung.<br />

Das betrifft insbesondere die Versorgungssicherheit und Netzstabilität. In der öffentlichen Diskussion<br />

stehen <strong>als</strong> Lösungsansätze die Stichworte "Netzausbau" und "Bereitstellung von Energiespeichern"<br />

im Mittelpunkt des Interesses. Die Herausforderungen sind jedoch komplexer und betreffen auch Fragen der<br />

Regelung der Stromnetze und ihrer Struktur.<br />

Wann: 16.11. 2013 14 - 18 Uhr und<br />

17.11.2013, bis 14 Uhr<br />

Wo: Bischöfl. Akademie, Leonhardstr. 18-20,<br />

Aachen, Tel: 0241/47996-29<br />

Kosten: 75 € / erm. 60 €<br />

Anmeldungs-Nr: A 19707<br />

Referenten<br />

Tomi Engel, Bad Windsheim<br />

Dr. Klaus Kleinekorte, Dortmund<br />

Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt, Köln u.a.<br />

Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />

am 16.11.2013, 19 Uhr, im Anschluss an ersten Veranstaltungstag der Bischöflichen Akademie Aachen<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

65<br />

Solarbrief-2-13.indd 65 30.07.2013 14:00:12


Kurz notiert<br />

Deutschlandfunk Freitag, 24. Mai 2013<br />

Russland kündigt Räumung von Polarstation an<br />

Russland muss seine wissenschaftliche Polarstation im<br />

arktischen Packeis mit 16 Mitarbeitern räumen. Wie die<br />

Behörden mitteilten, gibt es in dem Gebiet um die Station<br />

nahe der kanadischen Wirtschaftszone eine ungewöhnliche<br />

Eisschmelze. Grund dafür sei der Klimawandel.<br />

Deutschlandfunk, 23.5.2013<br />

Bei diesem Tempo dauert es 100 Jahre<br />

Wolf von Fabeck wurde am 23.5.13 im Deutschlandfunk<br />

zur Frage der Strafzölle und zum Tempo der Energiewende<br />

interviewt. Den Wortlaut des Interviews können<br />

Sie hören, wenn Sie den Link http://www.dradio.de/dlf/<br />

sendungen/umwelt/2115941/ aufrufen und in die Überschrift<br />

klicken.<br />

Nachtrag zu Solarbrief 1/13, „Tausende Risse im Reaktordruckbehälter der Atomkraftwerke<br />

Tihange 2 und Doel 3“<br />

Belgische Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3<br />

sollen wieder ans Netz<br />

Die belgische Atomaufsicht FANC gab bekannt, dass von<br />

den Atommeilern Tihange 2 und Doel 3 keine Gefahr ausginge<br />

und ein Weiterbetrieb gefahrlos möglich wäre. Die<br />

tausende Risse in den Reaktordruckbehälter von Tihange<br />

2 und Doel 3 seien aus ihrer Sicht harmlos und schon<br />

immer vorhanden gewesen. Unter öffentlichen Protest der<br />

belgischen, niederländischen und deutschen Anwohner<br />

und Atomkraftgegner gingen die im Sommer letzten Jahres<br />

abgeschalteten Kraftwerke wieder ans Netz.<br />

BGH-Beschluss EnVR 10/12 vom 26.02.2013 zu EEG 2009 § 7 Abs. 1: http://juris.<br />

bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en<br />

&sid=8504b36d0aacaddcade6facf075f929f&nr=63985&pos=0&anz=1<br />

Bundesgerichtshof zur Messzuständigkeit bei<br />

Einspeisung von EE-Strom<br />

Leitsatz: „Der Anlagenbetreiber, der Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien in ein Verteilernetz einspeist, ist berechtigt,<br />

die Messung der eingespeisten Strommenge<br />

selbst vorzunehmen und das Ergebnis der Messung<br />

dem Netzbetreiber in einer Form zu übermitteln, die dem<br />

Umstand Rechnung trägt, dass die Daten zur Berechnung<br />

der Einspeisevergütung benötigt werden.“<br />

http://www.bafa.de/bafa/de/energie/besondere_ausgleichsregelung_eeg/publikationen/besar_2013.xls<br />

Neue Liste der EEG-Privilegierten<br />

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa)<br />

hat eine Liste mit Unternehmen veröffentlicht, die in diesem<br />

Jahr in den Genuss der besonderen Ausgleichsregelung<br />

(§ 40 ff. EEG) für stromintensive Unternehmen und<br />

Schienenbahnen kommen. Es handelt sich demnach um<br />

1691 Unternehmen mit 2262 Abnahmestellen. Im vergangenen<br />

Jahr waren es noch deutlich weniger. Die begünstigte<br />

Strommenge lag bei mehr <strong>als</strong> 94 Mrd. kWh. Unter<br />

den Unternehmen finden sich Braun- und Steinkohle-, Ölund<br />

Gasförderer, sonstige Rohstoffindustrien, Chemie-,<br />

Pharma-, Textil-, Holz-, Papier- und Glasproduzenten,<br />

Hütten, Gießereien, Recyclingfirmen, Straßenbauer, eine<br />

Bank, ein Großhändler sowie unzählige Unternehmen der<br />

Landwirtschaftsindustrie inklusive Tiefkühlprodukte. Die<br />

Excel-Liste der Unternehmen steht im Internet auf den<br />

<strong>Seiten</strong> des Bafa zum Download bereit.<br />

Deutschland-Radio Samstag, 20. April 2013 19:00 Uhr<br />

Mehr <strong>als</strong> ein Drittel der deutschen Solarunternehmen<br />

gibt auf<br />

In der deutschen Solarbranche hat seit dem vergangenen<br />

Jahr mehr <strong>als</strong> ein Drittel der Betriebe Insolvenz angemeldet.<br />

Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung<br />

auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Zu schaffen<br />

machen den Unternehmen zum einen der Preisverfall<br />

durch Billig-Importe, zum anderen die Streichung von<br />

staatlichen Zuschüssen für den Bau von Photovoltaik-<br />

Anlagen.<br />

Gutachten der Umweltverbände BUND und DUH unter<br />

http://www.bund.net/kohle-gutachten<br />

Rechtsgutachten fordert Maßnahmen gegen<br />

Kohlekraftwerke<br />

Der BUND und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) haben<br />

rechtliche Instrumente zur Verhinderung des Neubaus von<br />

Kohlekraftwerken und zur Begrenzung von Laufzeiten für<br />

bestehende Kohlemeiler untersuchen lassen. Ein von beiden<br />

Umweltverbänden in Auftrag gegebenes Gutachten<br />

belegt, dass es rechtlich möglich wäre, neue Anlagen zu<br />

verhindern und die Laufzeit bestehender Anlagen zu begrenzen.<br />

Ziel einer derart forcierten Anti-Kohle-Strategie<br />

wäre es, die nationalen Klimaschutzziele abzusichern.<br />

Allerdings fehle bei der gegenwärtigen Bundesregierung<br />

dazu der politische Wille. (Anmerkung des <strong>SFV</strong>: Sowohl<br />

bei den Grünen <strong>als</strong> auch bei den Linken wäre dieser Wille<br />

vorhanden).<br />

http://www.sfv.de/artikel/kooperation_von_sfv-solarstrom-ertragsdatenaufnahme_<br />

und_pv-log_von_top50-solar.htm<br />

Solarstromerträge abrufen lassen<br />

Seit Mai 2013 bieten wir an, die Solarstrom-Ertragsdaten<br />

nicht mehr per Hand sondern automatisiert in unsere<br />

Ertragsdatenbank www.pv-ertraege.de einzupflegen. Im<br />

o.g. Artikel „Kooperation von <strong>SFV</strong>-Solarstrom-Ertragsdatenaufnahme<br />

und PV-Log von Top50-Solar“ finden Sie<br />

Details unseres neuen Angebots und umfassende Informationen,<br />

wie Sie die Umstellung vornehmen müssen.<br />

Fragen beantworten wir gern.<br />

66<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Solarbrief-2-13.indd 66 30.07.2013 14:00:12


Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung<br />

auf 100% heimische Erneuerbare Energien unter<br />

Schonung der natürlichen Umwelt und des sozialen<br />

Gefüges.<br />

Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit dem Zusammenwirken<br />

der verschiedenen dezentralen Energie-<br />

und Speichertechniken und mit der Wirksamkeit<br />

der unterschiedlichen Markteinführungsverfahren.<br />

Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht<br />

auf Partikularinteressen. Kompromisse überlassen wir<br />

den Politikern.<br />

Energiesteuer: Wir verfolgen auch ein Konzept zur<br />

Steigerung der Energie-Effizienz und zur Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen durch Verlagerung der Steuerlast<br />

von der menschlichen Arbeitskraft auf die Energie.<br />

Unsere Basis: Über 2800 Mitglieder tragen den Verein<br />

und sichern seine finanzielle Unabhängigkeit.<br />

Werden auch Sie Mitglied!<br />

<strong>SFV</strong>-Infostellen<br />

Amberg / Amberg-Sulzbach<br />

Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr.<br />

11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-<br />

33193, www.solarverein-amberg.de,<br />

info@solarverein-amberg.de, hans.frey@gmx.de<br />

Düsseldorf<br />

Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf,<br />

Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076,<br />

peterkoehling@t-online.de<br />

Nordbayern<br />

Vorsitz: Thomas Biber, Herwig Hufnagel, Hechlinger<br />

Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255<br />

info@sfv-nordbayern.de, www.sfv-nordbayern.de,<br />

Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr<br />

Würzburg<br />

Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr.<br />

10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-<br />

4174489, m.duerr@gmx.de, Treffen jeden 2. Montag<br />

im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr.<br />

2, Würzburg.<br />

Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen<br />

zugeordnet sein möchte, so fließen seine Spenden und<br />

ein Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die<br />

Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.<br />

Ich will Mitglied im <strong>SFV</strong> werden (stimmberechtigt).<br />

Jahresbeitrag<br />

Adresse:<br />

Name:<br />

Straße:<br />

Tel.:<br />

E-Mail:<br />

PLZ/Ort:<br />

FAX<br />

(Bitte deutlich schreiben!)<br />

Unterschrift (nicht vergessen!):<br />

............ (mind. 61,36 Euro,<br />

ermäßigt mind. 23,01 Euro)<br />

Meine Firma will Fördermitglied im <strong>SFV</strong> werden<br />

(nicht stimmberechtigt).<br />

Jahresbeitrag<br />

............. Euro. (Höhe selbst bestimmen)<br />

Alle Mitglieder werden von der Bundesgeschäftsstelle betreut. Wer<br />

mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich eine lokale <strong>SFV</strong>-Infostelle<br />

unterstützen möchte, findet links Kontakt-Infos.<br />

Einzugsermächtigung:<br />

<strong>SFV</strong>-Mitglied werden<br />

online unter http://www.sfv.de => „Mitglied werden“ oder<br />

Formular ausfüllen und per Post / Fax / E-Mail an :<br />

<strong>SFV</strong>, Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen,<br />

Fax: 0241-535786, zentrale@sfv.de<br />

BLZ ................................... Kto: ............................................<br />

Solarbrief 2/13<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

67<br />

Solarbrief-2-13.indd 67 30.07.2013 14:00:13


G 8058 - Postvertriebsstück<br />

Deutsche Post AG - Entgelt gezahlt<br />

Absender:<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle,<br />

Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen<br />

Setzen Sie auf das richtige Pferd!<br />

Die <strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft ist immer eine gute Wahl.<br />

Mitgliedsantrag auf der Rückseite<br />

Solarbrief-2-13.indd <strong>68</strong> 30.07.2013 14:00:13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!