als PDF-Datei (16.5 MB, 68 Seiten) - SFV
als PDF-Datei (16.5 MB, 68 Seiten) - SFV
als PDF-Datei (16.5 MB, 68 Seiten) - SFV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Solarbrief<br />
Zeitschrift des<br />
Solarenergie-Fördervereins<br />
Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
2. Ausgabe 2013<br />
Karikatur: Gerhard Mester<br />
Bundestagswahl<br />
Was wollen die Parteien für den Klimaschutz tun?<br />
Was muss im EEG konkret geändert werden<br />
Keine Vermarktung von EEG-Strom durch die Betreiber<br />
Atmender Deckel zerstört solare Produktionskette<br />
Verfahrensfehler bei Ermittlung der EEG-Umlage<br />
Korrekturvorschlag zum Wälzungsmechanismus<br />
Offener Brief an die Deutsche Bahn<br />
wegen Ökostrom vom RWE<br />
Solarbrief-2-13.indd 1 30.07.2013 13:59:27
Impressum<br />
Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Frère-Roger-Str. 8-10,<br />
52062 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 51 16 16<br />
Fax: 0241 / 53 57 86<br />
E-mail: zentrale@sfv.de<br />
Internet: http://www.sfv.de<br />
Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30<br />
www.Energiewenderechner.de<br />
Solarbrief:<br />
vierteljährlich, Einzelpreis 6 €<br />
Für Mitglieder ist der Bezug des<br />
Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten. Spender erhalten den<br />
Solarbrief <strong>als</strong> Dankeschön.<br />
Werbeanzeigen:<br />
Der Solarbrief ist frei von<br />
bezahlten Anzeigen.<br />
<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />
Jahresbeitrag: mind. 61,36 Euro<br />
ermäß. Beitrag: mind. 23,01 Euro<br />
(Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />
sind steuer abzugsfähig.)<br />
Bankverbindung:<br />
Pax-Bank Aachen, BLZ 37060193<br />
KtoNr.: 100 541 50 19<br />
BIC: GENODED1PAX<br />
IBAN: DE16 370601931005415019<br />
Beiträge von:<br />
Thomas Bernhard, Tomi Engel,<br />
Wolf von Fabeck, Werner Gantz,<br />
Petra Hörstmann-Jungemann,<br />
Susanne Jung, Michael Kelber,<br />
Dieter Klamke, Bernd Lieneweg,<br />
Inga di Mar, Friedrich Naering,<br />
Rainer Niess, Horst Nikolay, Alfons<br />
Schulte, Patrick Schweisthal, Maria<br />
Waffenschmidt, Walter Weiss<br />
Verantwortlich:<br />
Wolf von Fabeck (V.i.S.d.P.)<br />
Layout: Susanne Jung<br />
Auflage: 4500<br />
Erscheinungsdatum:<br />
Juli 2013<br />
(Redaktionsschluss: 10. Juni 2013)<br />
Druckerei:<br />
MediaCologne, gedruckt auf<br />
100% Recyclingpapier<br />
ISSN 0946-8<strong>68</strong>4<br />
Titelbild: Gerhard Mester<br />
Der „Energiewenderechner“ ist ein im Internet frei verfügbares Informations-<br />
und Optimierungsprogramm. Er hilft beim Vergleich unterschiedlicher<br />
Lösungsansätze, wie Deutschland seinen Energiebedarf vollständig und<br />
klimaschonend aus heimischen Erneuerbaren Energien decken kann.<br />
• Das Programm hilft, die technischen Potentiale der verschiedenen<br />
Erneuerbaren Energien realitätsnah abzuschätzen,<br />
• informiert über die Eckwerte der bisherigen Energieversorgung<br />
Deutschlands,<br />
• zeigt, wo Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gegeben sind,<br />
• unterstützt Politiker bei der Überlegung, welche energiepolitischen<br />
Rahmenbedingungen geändert werden müssen.<br />
Der Nutzer des Programmes kann alle Voreinstellungen nach eigenen<br />
Erkenntnissen korrigieren bzw. verändern.<br />
<br />
Haben Sie schon unterschrieben?<br />
<strong>SFV</strong>-Unterschriftenliste<br />
gegen den Emissionshandel<br />
„Auch ich lehne den Emissionshandel wegen der<br />
zu erwartenden Wirkungslosigkeit ab“<br />
E-Mail an zentrale@sfv.de senden mit: „Name, PLZ“<br />
(optional: Titel, Vorname, Institution, Funktion, Ort)<br />
Unterschriftenliste unter http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/e_unters.htm<br />
2<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 2 30.07.2013 13:59:27
Editorial<br />
In Kürze werden wir wieder zur Wahlurne<br />
gerufen und dürfen entscheiden,<br />
wie „ES“ weitergeht. Wir haben<br />
die Wahl zwischen einem halben<br />
Dutzend von Parteien, die, wenn<br />
sie denn an der Regierung beteiligt<br />
werden, Tausende von Entscheidungen<br />
beeinflussen können, mit<br />
deren Auswirkungen wir und unsere<br />
Nachkommen dann über Jahre oder Jahrzehnte oder<br />
Jahrhunderte hinweg leben oder vielleicht auch eben<br />
nicht mehr leben können.<br />
Vierzehn Wahlen habe ich aus Altersgründen bereits<br />
hinter mir, und was habe ich dabei gelernt?<br />
1. Ich glaube nicht mehr alles, was die Parteien<br />
versprechen. Besonders skeptisch bin ich, wenn<br />
sie versprechen, dass etwas billig und mit wenig<br />
Aufwand erreicht werden kann.<br />
Damit sind wir bei dem Thema angekommen,<br />
das mich seit 30 Jahren<br />
gefangen nimmt, bei der Frage,<br />
wie wir den Zusammenbruch des<br />
Weltklimas, die Klimakatastrophe,<br />
vermeiden können.<br />
Es gibt einen Lösungsweg: Die<br />
entschlossene Markteinführung<br />
von Sonnen- und Windenergie sowie der Energiespeicherung<br />
durch Deutschland oder andere<br />
wirtschaftlich starke Nationen kann zur globalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien<br />
und zum Ende der fossilen sowie atomaren Energiegewinnung<br />
führen. Die Partei, die dieses Konzept<br />
der nationalen Vorreiterrolle am überzeugendsten<br />
unterstützt, bekommt meine Stimme.<br />
2. Wenn Parteien sich öffentlich für ein Ziel einsetzen<br />
und dafür auch unpopuläre Maßnahmen ankündigen,<br />
glaube ich ihnen, dass sie es ernst meinen.<br />
3. Es geht bei Wahlen immer um ein Bündel von Fragen,<br />
für die die Parteien in ihren Wahlprogrammen<br />
Lösungen anbieten, von der Frage der Schulbildung<br />
bis hin zu der wachsenden Kluft zwischen Arm und<br />
Reich und viele weitere Fragenbündel. Ich konzentriere<br />
mich auf das Fragenbündel, bei dem eine<br />
f<strong>als</strong>che Weichenstellung das schlimmste denkbare<br />
Unheil anrichten kann. Das war in der Vergangenheit<br />
sicher die Frage nach Krieg oder Frieden. Doch<br />
seit einigen Jahren kommt die Frage hinzu, wie weit<br />
wir durch eine Fortsetzung der Energieversorgung<br />
mit fossilen und atomaren Energien das Klima<br />
unwiderruflich schädigen, die Erde zunehmend<br />
unbewohnbar machen und vorher noch die Gefahr<br />
blutiger Kriege um die letzten Energie-Ressourcen<br />
und nicht mehr zu stoppender Flüchtlingsströme<br />
heraufbeschwören.<br />
PS: Auf den nächsten <strong>Seiten</strong> finden Sie das Ergebnis<br />
unserer Suche nach verbindlichen Aussagen der<br />
Parteien zur Klimapolitik. Die Recherchen sind uns<br />
schwer gefallen, angesichts der vielen wohltönenden<br />
Leerformeln.<br />
Für diejenigen, die sich fragen, ob sie überhaupt<br />
noch zur Wahl gehen wollen, ein freundlicher Tipp.<br />
Sie wissen doch sicher - auch ohne Lektüre unserer<br />
Wahl-<strong>Seiten</strong> - welche Parteien Sie NICHT in der Regierung<br />
sehen wollen. Damit bleiben nur noch zwei<br />
oder drei für Sie wählbare Parteien übrig. Aber da Sie<br />
nicht drei Stimmen haben, wählen Sie wenigstens<br />
eine von denen.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
3<br />
Solarbrief-2-13.indd 3 30.07.2013 13:59:29
Inhalt<br />
Wahl 2013<br />
3.. Das schlimmste denkbare Unheil vermeiden<br />
Editorial von Wolf von Fabeck<br />
40.. Verfahrensfehler bei Ermittlung der<br />
EEG-Umlage<br />
Fehlallokation von Atom- und Braunkohlekraftwerken<br />
treibt EEG-Umlage in die Höhe - Korrekturvorschlag<br />
zum Wälzungsmechanismus: Von Wolf von Fabeck<br />
6.. Antworten der Parteien auf drängende<br />
Fragen in der Energiepolitik<br />
Tabellarische Zusammenstellung auf Grundlage von<br />
Wahlprogrammen und sonstigen Veröffentlichungen<br />
ab Seite 12..<br />
Statements der Bundespolitiker zur Frage:<br />
„Kann Energiepolitik den Klimawandel<br />
bremsen?“<br />
• S. 12: Josef Göppel, MdB, Obmann der CDU/CSU-<br />
Fraktion im Umweltausschuss des Bundestages<br />
• S. 13: Dr. Joachim Pfeiffer, MdB, wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
• S. 16: Michael Kauch, umweltpolitischer Sprecher der<br />
FDP-Bundestagsfraktion<br />
• S. 17: Rolf Hempelmann, MdB, energiepolitischen<br />
Sprecher der SPD<br />
• S. 19: Ulrich Kelber, MdB, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender<br />
der SPD,<br />
• S. 21: Hans-Josef Fell, MdB, energiepolitischer<br />
Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen<br />
• S. 22: Dr. Hermann E. Ott, MdB, klimapolitischer<br />
Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die<br />
Grünen<br />
• S. 25: Eva Bulling-Schröter, MdB, DIE LINKE<br />
• S. 29: Dr. Claudius Moseler, Gener<strong>als</strong>ekretär im Team<br />
der ÖDP Bundesgeschäftsstelle<br />
Kampf um 100 Prozent Erneuerbare<br />
2.. Der Energiewenderechner<br />
45.. Weiter leben<br />
Pfingstgedanken: Von Dr. Thomas Bernhard<br />
46.. Die Verfügbarkeit fossiler Energieträger<br />
Beunruhigende neue Bewertung durch die Energy Watch<br />
Group: Von Alfons Schulte<br />
48.. Das Smart Grid im Cyberwar<br />
Welches Smart Grid? Dass Computer für den hochdynamischen<br />
Erneuerbaren Energiemix der Zukunft wichtig<br />
sein werden, ist unumstritten. Doch welche Rahmenbedingungen<br />
sollten das Smart Grid formen?<br />
Von Tomi Engel<br />
65.. „Ein stabiles Stromnetz mit<br />
100% Erneuerbaren Energien“<br />
Ankündigung zu einer Veranstaltung in der Bischöflichen<br />
Akademie Aachen<br />
Das EEG muss reformiert werden<br />
31.. Was am EEG geändert werden muss<br />
Von Susanne Jung<br />
36.. Den „Atmenden Deckel“ für immer<br />
abschaffen<br />
Aussicht auf weitere Vergütungskürzungen gefährdet<br />
Investitionen in neue Produktionsanlagen und Solarfabriken:<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
Gerhard Mester<br />
4<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 4 30.07.2013 13:59:30
Inhalt<br />
Bild: Deutsche Bahn AG<br />
Leserzuschriften<br />
60.. Verzögern - Verzetteln - Vergiften - Verteufeln<br />
Leserbrief von Inga di Mar<br />
61.. Zum Artikel „Ist der <strong>SFV</strong> zu radikal in seinen<br />
Forderungen“<br />
Leserbriefe von Walter Weiss und Werner Gantz<br />
Fragwürdige Ökostromwerbung der Deutschen Bahn, siehe Beitrag auf S. 54<br />
54.. Ökostromwerbung der Deutschen Bahn (DB)<br />
Offener Brief von <strong>SFV</strong> und Bund der Energieverbraucher<br />
sowie Hintergründe<br />
55.. Leserreaktion auf BUND-Werbung für<br />
Ökostromangebot der DB<br />
Von Michael Kelber<br />
63.. Zum Artikel „Biomasse zur stofflichen<br />
Nutzung“<br />
Leserbrief von Friedrich Naehring und Antwort der<br />
Artikel-Autorin Maria Waffenschmidt<br />
65.. Offshore-Windanlagen unnötig teuer<br />
Leserbrief an den BUND von Bernd Lieneweg<br />
65.. Politik in die Verantwortung nehmen<br />
Von Dieter Klamke<br />
55.. Flächen für PV bei DB anmieten?<br />
Keine Unterstützung! Leserzuschrift von Horst Nikolay<br />
Kurz notiert<br />
Betreiberinformationen<br />
66.. Nachrichten,<br />
u.a. zu Wiederanschaltung der maroden belgischen<br />
AKW, BUND-Rechtsgutachten gegen Kohlekraftwerke,<br />
neue Liste der EEG-Privilegierten, einem BGH-Urteil<br />
53.. Förderprogramm Batteriespeicher<br />
KfW - Programm zur Finanzierung von Batteriespeichersystemen<br />
in Kombination mit PV-Anlagen startet endlich<br />
Von Petra Hörstmann-Jungemann<br />
Intern<br />
56.. VDE warnt vor Photovoltaik-Anlagen mit<br />
Steckern<br />
Ein Briefwechsel zu Möglichkeiten der Hausinstallation<br />
bei Plug & Save-Systemen: Von Wolf von Fabeck und<br />
Rainer Niess<br />
2.. Impressum<br />
65.. Mitgliederversammlung<br />
67.. Ziel des <strong>SFV</strong>, Infostellen und Mitgliedschaft<br />
59.. Abrechnung von minimalen Strombezügen<br />
für den Wechselrichter<br />
Von Dr. Patrick Schweisthal<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
5<br />
Solarbrief-2-13.indd 5 30.07.2013 13:59:30
Zielsetzungen der Parteien<br />
Tabellarische Zusammenstellung anhand von<br />
(Leider lagen uns zum Redaktionsschluss noch nicht bei<br />
in<br />
W<br />
jed<br />
<strong>SFV</strong>-Position<br />
A. Umstellung der<br />
Stromproduktion<br />
Erhalt des EEG mit<br />
den Kernelementen<br />
Einspeisevorrang<br />
und garantierte kostendeckende<br />
Vergütung<br />
Gewinnbringende<br />
Vergütung,<br />
Einspeisevorrang,<br />
Flexible Gaskraftwerke<br />
und Speicher statt<br />
Grundlastkraftwerke<br />
mehr Marktelemente<br />
ins EEG, Einspeisevergütung<br />
mit atmenden<br />
Deckel<br />
Kosten begrenzen,<br />
Einspeisevorrang,<br />
schrittweise Reduzierung<br />
der Einspeisevergütung<br />
Quotenmodell und<br />
Direktvermarktung von<br />
Erneuerbaren Energien<br />
statt EEG,<br />
Energiewirtschaft wird<br />
zur Bereitstellung von<br />
EE-Strom verpflichtet<br />
Vermarktung von<br />
EEG-Strom durch<br />
den Anlagenbetreiber<br />
Keine Vermarktung<br />
durch Solar- und<br />
Windanlagenbetreiber<br />
„Wer Strom verkaufen<br />
will, muss ihn selbst<br />
verkaufen.“<br />
Zustimmung zur<br />
Direktvermarktung,<br />
Absenkung der Marktprämie<br />
Die bisherige EEG-<br />
Marktprämie ist durch<br />
einen Marktzuschlag<br />
auf den Börsenpreis<br />
zu ersetzen.<br />
Finanzierung der<br />
Umstellung, Ausnahmen<br />
für energieintensive<br />
Unternehmen<br />
Finanzierung zu<br />
gleichen Teilen durch<br />
die Verbraucher, keine<br />
Ausnahme für energieintensive<br />
Unternehmen.<br />
Ausnahmeregelungen<br />
für energieintensive<br />
Unternehmen im<br />
internationalen Wettbewerb<br />
Ausnahmeregelungen<br />
für energieintensive<br />
Unternehmen im<br />
internationalen Wettbewerb<br />
Ausnahmeregelungen<br />
für energieintensive<br />
Unternehmen im<br />
internationalen Wettbewerb<br />
Sozial und<br />
wirtschaftlich<br />
vertretbare Stromkosten<br />
Erhöhung der Energiesteuer,<br />
zum Ausgleich<br />
Energiegeld:100 Euro<br />
monatlich pro Einwohner<br />
Auch Braunkohlestrom<br />
für billige und sichere<br />
Stromversorgung<br />
Senkung der Stromsteuer<br />
Energie muss billig<br />
bleiben<br />
Ausgleich fluktuierender<br />
Stromerzeugung,<br />
Speicherförderung<br />
Finanzielle Anreize<br />
für Pufferspeicher zur<br />
Glättung von Solarund<br />
Windstrom direkt<br />
beim Anlagenbetreiber<br />
Pumpspeicher, Energiespeicherförderung<br />
Förderung der Speichertechnologien,<br />
auch Wasserspeicher<br />
in Skandinavien oder<br />
Alpen<br />
Chancen zur Energiespeicherung<br />
nutzen,<br />
Unterstützung guter<br />
Rahmenbedingungen<br />
für einsatzfähige und<br />
effiziente Speichermöglichkeiten<br />
Netzausbau: zentral<br />
oder dezentral<br />
Erzeuger in Verbrauchernähe<br />
minimiert<br />
Netzausbau, Verteilnetz<br />
für weitere<br />
EEG-Anlagen ausbauen,<br />
neue Fernübertragungsleitungen<br />
nicht<br />
erforderlich<br />
Netzausbau der Fernverbindungen<br />
gemäß<br />
Bedarfsplangesetz<br />
beschleunigen<br />
Anlagenbau und den<br />
Bau von Netzen im<br />
Sinne eines „lernenden<br />
Systems“ aufeinander<br />
abstimmen;<br />
dezentraler, verbrauchsnaher<br />
Ausbau<br />
der Energieerzeugung<br />
anstreben<br />
Offshore-Netzentwicklungsplan.<br />
Beschleunigung<br />
der Planungsund<br />
Genehmigungsverfahren,<br />
beschleunigter<br />
Netzausbau<br />
6<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 6 30.07.2013 13:59:31
i<br />
in der Energiepolitik<br />
Wahlprogrammen und Veröffentlichungen<br />
jeder Partei die endgültigen Wahlprogramme vor.)<br />
ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
Einspeise- und Anschlussvorrang,<br />
Einspeisevergütung mit<br />
atmendem Deckel<br />
Einspeisevorrang,<br />
Kostenorientierte Vergütungsätze<br />
garantieren<br />
EEG grundlegend überarbeiten,<br />
Stromerzeugung<br />
und -verbrauch aufeinander<br />
abstimmen<br />
Kostendeckende Vergütung<br />
Abschaffung der Marktprämie,<br />
Weiterentwicklung<br />
des kosteneffizienteren<br />
Grünstromprivilegs <strong>als</strong><br />
zentrales Vermarktungsinstrument<br />
für Ökostrom<br />
Begrenzung der Ausnahmen<br />
auf Unternehmen im internationalen<br />
Wettbewerb (Steigerung<br />
der Energieeffizienz<br />
nachweisen)<br />
Unberechtigte Industrie-<br />
Rabatte bei Ökosteuer,<br />
Netzentgelten, Emissionshandel<br />
oder im EEG zügig<br />
abschaffen<br />
Die Zahl der von der EEG-<br />
Umlage befreiten Unternehmen<br />
muss deutlich reduziert<br />
werden.<br />
Abschaffung der Grundgebühren<br />
und aller Sondertarife<br />
für Großkunden.<br />
Sinkende Börsenpreise an<br />
Stromverbraucher weitergeben,<br />
Strommarktdesign,<br />
das nicht auf den Verkauf<br />
von Kohle- und Atomstrom<br />
ausgerichtet ist<br />
Staatliche Strompreisaufsicht,<br />
Sockeltarif für kostenloses<br />
Grundkontingent für<br />
Privathaushalte einführen<br />
preisgünstige und umweltfreundliche<br />
Energie<br />
Konzept der Steuerreform<br />
für Arbeit und Umwelt.<br />
Bundesweite Einführung linearer<br />
Strom- und Gastarife<br />
Lastmanagement, neue<br />
Speicher und Batterien,<br />
Verknüpfung mit Wärmesektor,<br />
Elektromobilität,<br />
Power-to-Gas, Anreiz für<br />
bedarfsgerechten Einsatz<br />
von Biomasse<br />
Speicher-Offensive im Bereich<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Speicher sind eines der<br />
wichtigsten Elemente einer<br />
zukunftsfähigen Energieinfrastruktur,<br />
Energiespeicherfördergesetz<br />
Techniken zur Speicherung<br />
von Sonnenenergie fördern<br />
Vorrang des EE-Stroms und<br />
seine Netzanschlussverpflichtung,<br />
dezentrale Ansätze<br />
für den ländlichen Raum,<br />
intelligente Verteilnetze<br />
Regional und vorrangig dezentral,<br />
Strom- und Wärmenetze<br />
in öffentlicher Hand<br />
Gleichberechtigter Netzzugang<br />
einer Vielzahl von<br />
Erzeugern<br />
Umbau des Stromnetzes<br />
und Bau von Spitzenlastkraftwerken<br />
auf der Basis<br />
von erneuerbaren Energien,<br />
dezentrale Energieversorgung<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
7<br />
Solarbrief-2-13.indd 7 30.07.2013 13:59:38
<strong>SFV</strong>-Position<br />
Zentrale<br />
Koordinierung<br />
Zentrale Koordination<br />
mit umfänglicher Bürgerbeteiligung<br />
(Energieministerium)<br />
Deutsche Netz-Gesellschaft<br />
für Übertragungsnetze<br />
bundesweit koordinierter<br />
Netzentwicklungsplans<br />
Bürgerbeteiligung<br />
Windparks und Solarstromanlagen<br />
auf<br />
Flächen in Privateigentum,<br />
auf Gebäuden<br />
und Lärmschutzwänden<br />
umfänglicher Bürgerbeteiligung<br />
beim<br />
Netzausbau<br />
Regionale Bürger-<br />
Fonds, Bürgerwindparks,<br />
Energiegenossenschaften,<br />
Netzbeteiligungen<br />
beschleunigten Ausbau<br />
der Energienetze<br />
mit Beteiligung der<br />
Bürger<br />
b<br />
a<br />
B<br />
Klimaschutzstrategie<br />
Nationaler Umstieg<br />
zu 100% verbilligt die<br />
erforderlichen Techniken,<br />
so dass sie sich<br />
global durchsetzen<br />
können<br />
Verweis auf die europäischen<br />
Klimaschutzziele<br />
Ausbau der EE sozialund<br />
naturverträglich<br />
auch Solar- und Windstrom<br />
aus Nordafrika<br />
K<br />
Zeitplan:<br />
Umstiegsszenario<br />
zu 100% auf<br />
Erneuerbare Energien<br />
100 Prozent Erneuerbare<br />
Energien so<br />
schnell wie möglich<br />
Bis 2050 Primärenergieverbrauch<br />
halbieren,<br />
80 % EE-Strom,<br />
80 % CO 2<br />
-Verminderung<br />
gegenüber 1990<br />
Bis 2020: Bis 45 %<br />
Stromanteil durch<br />
EE und 25 % durch<br />
Kraft-Wärme-Kopplung<br />
(Fernwärme)<br />
Bis 2030: 75 % EE-<br />
Strom<br />
CO 2<br />
-Ausstoß national<br />
bis 2020 um 40 %<br />
und bis 2050 um bis<br />
95% gegenüber 1990<br />
reduzieren<br />
Energiesparen,<br />
Energieeffizienz,<br />
Energiesuffizienz<br />
Umstieg auf Erneuerbare<br />
Energien,<br />
erhöht automatisch die<br />
Energieeffizenz, Beispiel:<br />
Elektro - gegen<br />
Benzinantrieb<br />
Effizienter Umbau und<br />
Zuschussprogramme,<br />
Keine Überforderung<br />
von privaten Verbrauchern<br />
und Unternehmen<br />
Energieproduktivität<br />
bis 2020 gegenüber<br />
1990 verdoppeln<br />
Marktanreize zur<br />
Steigerung der Energieeffizienz<br />
V<br />
u<br />
Energiesteuern<br />
Verlagerung der Steuer-<br />
und Abgabenlast<br />
von der Arbeit auf die<br />
Energie, Energiegeld<br />
<strong>als</strong> Ausgleich für Privatpersonen<br />
keine Erhöhung der<br />
Energiesteuer<br />
keine Erhöhung der<br />
Energiesteuer<br />
Keine Energiesteuern<br />
E<br />
Ö<br />
Ausstieg Kohle- und<br />
Atomenergie<br />
Nicht nur Atomenergie,<br />
sondern auch Kohleenergie<br />
verbieten<br />
Atomausstieg<br />
Atomausstieg, Kohleund<br />
Gaskraftwerke <strong>als</strong><br />
Brückentechnologie<br />
Atomausstieg, Grundversorgung<br />
auf Basis<br />
von Kohle- und Gaskraftwerken<br />
A<br />
k<br />
8<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 8 30.07.2013 13:59:39
Gründung einer Deutschen<br />
Netz-Gesellschaft, mehrheitlich<br />
in öffentlicher Hand<br />
Netze gehören in öffentliche<br />
oder genossenschaftliche<br />
Hand<br />
Auf kommunaler Ebene<br />
messtechnisch erfasst und<br />
optimal aufeinander abgestimmt<br />
breite Beteiligung von Kleinanlegern,<br />
Energiewende in<br />
Bürgerhand<br />
Die Macht der Monopole<br />
brechen: Energieversorgung<br />
in die Hände der Bevölkerung<br />
gleichberechtigter Netzzugang<br />
einer Vielzahl von<br />
Erzeugern<br />
demokratisches Selbstbestimmungsrecht<br />
aller Bürger<br />
Klimaschutzgesetz<br />
Finanztransaktionssteuer,<br />
Einnahmen z.T. für globalen<br />
Klimaschutz einsetzen<br />
Energiesteuern zur Verringerung<br />
von Emissionen<br />
Bis 2030: 100 % EE-Strom<br />
Bis 2040: im Wärmebereich<br />
vollständige Umstellung<br />
Bis 2020: 50 % EE-Strom<br />
und 20 % Wärmeversorgung<br />
aus EE<br />
100 Prozent Erneuerbare so<br />
schnell wie möglich<br />
100 Prozent Erneuerbare in<br />
20 Jahren, Steuern auf fossile<br />
Energieträger<br />
Vorreiter bei Energieeffizienz<br />
und Energiesparen werden<br />
Es reicht nicht, auf regenerative<br />
Energien umzusteigen:<br />
Verbrauch von Ressourcen<br />
und Energie bis Mitte des<br />
Jahrhunderts mehr <strong>als</strong><br />
halbieren<br />
Verzicht auf unnötigen<br />
Verbrauch<br />
Wenn Energie ihren wirklichen<br />
Preis kostet, führt<br />
das zu einem sparsameren<br />
Energieverbrauch<br />
Energiesteuer <strong>als</strong> Teil der<br />
Ökosteuer<br />
Steigende Energiesteuer,<br />
jedoch preiswerte Grundversorgung<br />
Verlagerung der Steuer- und<br />
Abgabenlast von der Arbeit<br />
auf die Energie<br />
Atomausstieg, neue Braunkohletagebaue<br />
verhindern<br />
Verbot für Neubau von Kohlekraftwerken,<br />
Verbot neuer<br />
Braunkohletagebaue,<br />
Atom-Ausstieg ins Grundgesetz,<br />
AKW sofort abschalten<br />
Energiegewinnung durch<br />
Kernspaltung in drei Jahren<br />
beenden, Abschaffung des<br />
Bergrechts.<br />
Reduzierung des Braunkohleabbaus,<br />
keine Subventionen<br />
für konventionelle Energieträger,<br />
unverzüglicher,<br />
weltweiter Ausstieg aus der<br />
Kernenergie<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
9<br />
Solarbrief-2-13.indd 9 30.07.2013 13:59:46
<strong>SFV</strong>-Position<br />
Fracking und<br />
unterirdische Speicherung<br />
von CO 2<br />
(CCS)<br />
Verbot von Fracking<br />
Verbot von CCS<br />
Fracking erlauben,<br />
aber mit starken Auflagen,<br />
Möglichkeiten<br />
des CCS erforschen<br />
Verzicht auf Fracking<br />
bis alle Risiken für Gesundheit<br />
und Umwelt<br />
bewertet und ausgeschlossen<br />
sind, CCS<br />
kein entscheidender<br />
Bestandteil einer Klimaschutzstrategie<br />
Gewinnung von Schiefergas<br />
durch Fracking,<br />
für CCS-Technologie<br />
V<br />
V<br />
CO 2<br />
-Minderungsmaßnahmen,<br />
Emissionshandel<br />
Ausstieg aus Emissionshandel,<br />
Wiederaufforstung<br />
Der Emissionshandel<br />
funktioniert<br />
Europäischen Emissionshandel<br />
reaktivieren<br />
Befürwortung des<br />
Emissionshandels<br />
V<br />
s<br />
S<br />
Besonderheiten einzelner<br />
regenerativer<br />
Energieträger<br />
<strong>SFV</strong> lehnt energetische<br />
Verwertung<br />
nachwachsender<br />
Rohstoffe ab<br />
Nachwachsende<br />
Rohstoffe energetisch<br />
nutzen<br />
Nachwachsende<br />
Rohstoffe energetisch<br />
nutzen<br />
Konkurrenz<br />
zwischenTank und<br />
Teller beachten<br />
F<br />
R<br />
l<br />
a<br />
B. Umstellung des<br />
Wärmebereichs<br />
Wie?<br />
Wärmedämmung,<br />
Solarwärme, Wärmepumpen,<br />
Geothermie<br />
Hinweis auf Zuschussprogramm<br />
zur<br />
Gebäudesanierung<br />
Förderung der Gebäudesanierung,<br />
KfW-Programm;<br />
„20 Prozent<br />
des Wärmebedarfs<br />
durch Erneuerbare<br />
Energien decken“<br />
Großhändler von Öl<br />
und Gas müssen einen<br />
bestimmten Anteil<br />
erneuerbarer Wärme<br />
auf den Markt bringen.<br />
W<br />
G<br />
C. Umstellung des<br />
Verkehrs<br />
Wie?<br />
Elektromobilität zu Lande,<br />
zu Wasser, und in<br />
der Luft (z.B. Luftschiffe<br />
mit Solarantrieb),<br />
keine Belastung der<br />
Atmosphäre mit klimawirksamen<br />
Abgasen,<br />
kein Biotreibstoff oder<br />
Power to Gas<br />
alternative Kraftstoffe<br />
und effiziente Betriebe<br />
nutzen, neue Verkehrskonzepte,<br />
Erforschung<br />
neuer elektrischer Antriebe<br />
Steigerung der Effizienz<br />
bestehender<br />
Antriebssysteme,<br />
Markteinführung neuer<br />
Antriebe und Kraftstoffe<br />
Elektroautos mit Batterietechnik<br />
Brennstoffzellen-<br />
Fahrzeuge, alternative<br />
Kraftstoffe etwa im<br />
Luftverkehr.<br />
V<br />
a<br />
u<br />
B<br />
m<br />
E<br />
Übereinstimmung mit <strong>SFV</strong>-Ziel im markierten Teilaspekt<br />
10<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 10 30.07.2013 13:59:47
Verbot von Fracking<br />
Verbot von CCS<br />
Verbot von Fracking<br />
Verbot von CCS<br />
Verbot von Fracking<br />
Verbot von CCS<br />
Gegen Fracking,<br />
Gegen CCS<br />
Verknappung der Verschmutzungsrechte,<br />
höhere<br />
Standards und CO 2<br />
- Mindestpreis<br />
unberechtigte Industrierabatte<br />
bei Emissionshandel<br />
abschaffen<br />
Energiesteuern zur Verringerung<br />
von Emissionen,<br />
Zertifikatehandel wirkungslos<br />
Keine Subventionen für<br />
Energie, Emissionszertifikate<br />
verknappen<br />
Förderung von Biogas aus<br />
Reststoffen, Anreize für ökologisch<br />
und landschaftlich<br />
attraktive Energiepflanzen<br />
Importverbot von Agrosprit<br />
nicht in Konkurrenz zu<br />
anderen Zielen wie der<br />
Ernährung oder Ressourcenschonung<br />
Mineralölsteuerbefreiung für<br />
reines Pflanzenöl,<br />
Anschubförderung von C4-<br />
Pflanzen<br />
Wirksame Anreize für<br />
Gebäudesanierung<br />
Wärmegrundversorgung<br />
Zur Finanzierung der energetischen<br />
Sanierungen von<br />
Wohngebäuden, Fördermittel<br />
zur Energieeinsparung für<br />
die Sanierung von Wohnraum<br />
(KfW, Städtebauförderung,<br />
EU-Fonds etc.)<br />
Wärmedämmung an Gebäuden,<br />
Heizungen mit größtmöglichem<br />
Wirkungsgrad<br />
Verkehr nahezu komplett<br />
auf Erneuerbare Energien<br />
umstellen, Verlagerung auf<br />
Bahn und Fahrrad, Elektromobilität<br />
nur mit Strom aus<br />
Erneuerbaren<br />
Öffentlicher entgeltfreier und<br />
ökologischer Nahverkehr,<br />
keine Elektroautos, keine<br />
Biokraftstoffe, Verkehr von<br />
der Straße auf die Schiene<br />
verlagern<br />
Verbrauchsarme Mobilität,<br />
keine Bio-Kraftstoffe, Güter<br />
auf die Schiene oder das<br />
Wasser<br />
Verkehr vermeiden, Sparsamere,<br />
umweltverträglichere<br />
Fahrzeuge, Importverbot von<br />
Pflanzentreibstoffen ohne<br />
Nachhaltigkeitsnachweis<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
11<br />
Solarbrief-2-13.indd 11 30.07.2013 13:59:54
Kann Energiepolitik<br />
den Klimawandel bremsen?<br />
Parteien zur Energiewende<br />
Der <strong>SFV</strong> bat im Februar 2013 Politiker der CDU/CSU,<br />
FDP, SPD, Bündnis 90 / Die Grünen, der Partei DIE<br />
LINKE und die ÖDP um ein Statement zu folgender<br />
Fragestellung:<br />
"Der Solarenergie-Förderverein Deutschland befasst sich<br />
mit der Frage, wie die Politik auf die immer dringlicheren<br />
Warnungen der Klimaforscher vor dem Klimawandel und<br />
auf die immer spärlicheren Ergebnisse der internationalen<br />
Klimakonferenzen reagieren soll. Die entscheidende<br />
Antwort darauf kann u.E. nur die Energiepolitik geben.<br />
Wir bitten Sie deshalb um einen Beitrag, in dem Sie die<br />
Leser unsere Mitgliederzeitung "Solarbrief" und unserer<br />
Rundmails darüber informieren, für welche Maßnahmen<br />
der Energiepolitik in der kommenden Legislaturperiode<br />
Sie sich einsetzen wollen, vielleicht auch was für Vorstellungen<br />
Sie persönlich mit dem Begriff "Energiewende"<br />
verbinden."<br />
CDU/CSU Konsequent auf erneuerbare Energien setzen!<br />
Statement von Josef Göppel, MdB,<br />
Obmann der CDU-/CSU-Fraktion im Umweltausschuss des Bundestages<br />
Vom 07.06.2013<br />
Deutschland ist grundsätzlich auf dem<br />
richtigen Weg – der zügige Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien ist die nachhaltigste<br />
Strategie in Bezug auf den<br />
Klimaschutz. Das wird auch in Zahlen<br />
deutlich:<br />
In den Jahren von 1990 bis 2010 sind<br />
die Treibhausgasemissionen bundesweit<br />
um rund 24 Prozent zurückgegangen.<br />
Ein Großteil dieser Verringerung<br />
ist auf den Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien zurückzuführen. Zwar haben<br />
auch der europäische Handel mit<br />
Verschmutzungsrechten und die geringere<br />
Energienachfrage infolge der Wirtschaftskrise<br />
einen Beitrag zur Reduktion<br />
von Treibhausgasen in der Atmosphäre geleistet, doch ist<br />
dieser wesentlich geringer. Auch die Einsparung durch<br />
Effizienzsteigerung ist (noch) nicht annähernd so groß<br />
wie die durch Erneuerbare Energien.<br />
Aktuelle Forschungen zeigen, dass der Klimawandel<br />
weiter fortschreitet. Die minimalen Schwankungen in den<br />
letzten Jahren sind kein neuer Trend und die Frackingblase<br />
in den USA ist kein Vorbild, denn auch hierbei werden<br />
große Mengen Treibhausgase freigesetzt. Wir dürfen <strong>als</strong>o<br />
in unseren Bemühungen nicht nachlassen und sollten<br />
vorrangig den effektivsten Weg verfolgen; den konsequenten<br />
Ausbau der Erneuerbaren Energien. Derzeit spielen<br />
vor allem Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse die<br />
entscheidende Rolle bei der Versorgung, Windkraft und<br />
Biomasse vor allem in ländlichen Räumen, Solarenergie<br />
auch in den Städten. Wind und Sonne ergänzen sich im<br />
Josef Göppel<br />
Jahreslauf recht gut. In regionalen Stromversorgungskonzepten<br />
kann Biomasse<br />
die Lücken schließen. Das geht jedoch<br />
nicht in ganz Deutschland. Aus diesem<br />
Grund müssen die Speichertechnologien<br />
rascher entwickelt werden.<br />
Einer der großen Vorteile der Erneuerbaren<br />
Energien ist die dezentrale und<br />
verbrauchernahe Erzeugung in Bürgerhand.<br />
Das stärkt die regionale Wertschöpfung<br />
und fördert eigenverantwortliches<br />
Handeln. Durch kurze Wege sind zudem<br />
die Transportverluste geringer und der Bedarf<br />
an zusätzlichen Übertragungsnetzen<br />
wird reduziert.<br />
Ein weiterer Vorteil ist das Interesse im Ausland, vor<br />
allem bei der Solarenergie. Photovoltaikanlagen lassen<br />
sich einfach aufbauen und sind weitgehend wartungsfrei.<br />
Außerdem kann der gewonnene Strom vor Ort genutzt<br />
werden. Das macht die Technik für Entwicklungsländer<br />
sehr interessant. Bei einer Delegationsreise des Umweltausschusses<br />
nach Tansania im Mai 2013 wurde das<br />
konkret:<br />
Der tansanische Energieminister Sospeter Muhongo ist<br />
Geologe und hat sein Studium in Deutschland absolviert.<br />
Mit ihm diskutierten die deutschen Abgeordneten die<br />
existenziellen Energieprobleme Tansanias und die Entwicklungschancen<br />
durch erneuerbare Energien. Derzeit<br />
haben nur 21 Prozent der 45 Millionen Einwohner Tansanias<br />
Zugang zu elektrischem Strom, in den ländlichen<br />
Regionen sind es nur sieben Prozent. In den vorhandenen<br />
12<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 12 30.07.2013 13:59:55
elektrischen Einrichtungen tritt ein Verlust von durchschnittlich<br />
20 Prozent auf. Natürlich gibt es Hoffnungen<br />
auf Erdgasvorräte und die Nutzung der tansanischen<br />
Kohlevorräte. Dazu braucht man aber Leitungen und die<br />
gibt es nur in wenigen Städten. Strom aus Wasserkraft ist<br />
nicht zuverlässig: Die fünf Staudämme des Landes sind<br />
fast immer trocken. So bleiben die anderen erneuerbaren<br />
Energien Sonne, Wind, Erdwärme und Biomasse. Minister<br />
Muhongo setzt auf Solar und Windkraft, weil diese<br />
autonom und dezentral eingesetzt werden können. Die<br />
Hinweise aus der deutschen Delegation auf die Wertschöpfung<br />
und Entwicklungschancen in ländlichen Räumen<br />
durch erneuerbare Energien fanden im Beraterstab<br />
Muhongos große Aufmerksamkeit. Minister Muhongo<br />
war sofort bereit, dem vom deutschen Umweltminister<br />
Peter Altmaier initiierten Netzwerk der Energiewendeländer<br />
beizutreten. Die Parlamentarierdelegation sagte<br />
im Gegenzug zu, sich für ein Schwerpunktprogramm zum<br />
Aufbau dezentraler Solar- und Windkraftwerke in Tansania<br />
einzusetzen. Muhongo, der sich bis in technische<br />
Einzelheiten bestens informiert zeigte, hält die deutsche<br />
Technik bei Solar- und Windkraft für die Nummer Eins auf<br />
der Erde. Für ein Land wie Tansania sei die Zuverlässigkeit<br />
der Anlagen das entscheidende Kriterium.<br />
Deutsche Forscher und Entwickler sind <strong>als</strong>o gefragt.<br />
Alle erneuerbaren Technologien entwickeln sich ständig<br />
weiter. So werden derzeit im Solarbereich vor allem Beschichtungen<br />
getestet, aber auch Projekte mit Algen zur<br />
Energiegewinnung. Bei Wind dreht sich die Forschung um<br />
neue Materialien, beispielsweise Holz für den Mastbau<br />
oder andere Oberflächen für die Rotoren. Bei Biomasse<br />
wird die Verwertung von Abfallstoffen und von neuen<br />
Pflanzenarten genauso getestet wie die zeitliche Steuerung<br />
der Anlagen, um einen Ausgleich zu Wind und<br />
Sonne zu schaffen. Auch die Nutzung von Wasserkraft<br />
und Geothermie werden weiter erforscht. Bei letzterem<br />
ist die Kombination mit Gründungspfählen für Gebäude<br />
eine interessante Idee.<br />
Wichtig zur effektiven Nutzung der erneuerbaren Energien<br />
im Strombereich ist die Speicherbarkeit. Die bestehenden<br />
Technologien müssen weiter erforscht und effizienter<br />
gemacht werden. Die Ansprüche sind zu differenziert für<br />
nur eine Lösung. Es gilt zeitlich und räumlich unterschiedliche<br />
Bereiche abzudecken. Auch hier ist das internationale<br />
Interesse groß.<br />
Wichtig für den Klimaschutz ist neben dem Strom vor allem<br />
die Wärme. Hier bieten sich neben direkter Nutzung von<br />
Solarthermie und Biomasse vor allem Blockheizkraftwerke<br />
und „Power to Gas“ an.<br />
Parallel müssen wir weitere Maßnahmen zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz ergreifen. Neben der Gebäudesanierung<br />
gilt es im Stromsektor die Effizienz zu verbessern<br />
- von der LED-Lampe über Haushaltsgeräte bis hin zu<br />
industriellen Maschinen und Prozessen.<br />
Die beschriebenen Felder passen sehr gut mit den international<br />
anerkannten Fähigkeiten der Deutschen in den<br />
Ingenieurwissenschaften und im Handwerk zusammen.<br />
Das erworbene Wissen und die hochwertigen Produkte<br />
tragen schon jetzt zu großem Ansehen im Ausland und<br />
zum Export bei, ebenso wie das EEG <strong>als</strong> Vorbild zur Förderung<br />
der Erneuerbaren Energien. Wir haben <strong>als</strong>o keinen<br />
Grund, uns von Gegenkampagnen beirren zu lassen!<br />
CDU/CSU Umbau der Energieversorgung: Nur mit den<br />
nötigen Kurskorrekturen lässt sich der Schiffbruch<br />
vermeiden!<br />
Statement von Dr. Joachim Pfeiffer, MdB, wirtschaftspolitischer Sprecher<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
Vom 26. Februar 2013<br />
Die christlich-liberale Koalition beschloss<br />
im Herbst 2010 die weltweit<br />
ambitioniertesten Ziele zum Umbau und<br />
zur Dekarbonisierung des Energiesystems.<br />
Mit dem Energiekonzept nimmt<br />
Deutschland eine weltweit einzigartige<br />
Vorreiterrolle ein: Zukünftig soll die<br />
Energieversorgung eines der führenden<br />
Industrieländer auf erneuerbaren<br />
Energien basieren. Der Ansatz umfasst<br />
erstm<strong>als</strong> alle Sektoren, wie Strom, Wärme,<br />
Mobilität, sowie die Nachfrageseite<br />
und die Angebotsseite gleichermaßen.<br />
Dr. Joachim Pfeiffer<br />
Die formulierten Ziele sind konkret und<br />
überprüfbar: Die Energieeffizienz soll<br />
in den 30 Jahren zwischen 1990 und<br />
2020 verdoppelt werden. Der Anteil der<br />
erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch<br />
soll von heute 20 Prozent bis<br />
2020 auf 35 Prozent und bis 2050 sogar<br />
auf 80 Prozent steigen. Der Primärenergieverbrauch<br />
gegenüber dem Stand von<br />
2008 soll bis 2020 um 20 Prozent und<br />
bis 2050 um 50 Prozent sinken. Ziel ist<br />
eine CO 2<br />
-freie oder -arme Energieversorgung,<br />
indem die CO 2<br />
-Emissionen<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
13<br />
Solarbrief-2-13.indd 13 30.07.2013 13:59:56
gegenüber dem Stand von 1990 bis 2020 um 40 Prozent<br />
und bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden. Damit ist<br />
klar: Das Energiekonzept hat mehr Substanz <strong>als</strong> die politischen<br />
Lippenbekenntnisse der Vergangenheit.<br />
Klar ist aber auch: Der Umbau der Energieversorgung<br />
ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf. Um dies zu<br />
schaffen, bedarf es einer integrierten Gesamtstrategie.<br />
Dementsprechend wurde ein Bündel von über 60 Maßnahmen<br />
erarbeitet, die von der Förderung energetischer<br />
Wohngebäudesanierung über den Erlass eines Netzausbaubeschleunigungsgesetzes<br />
bis hin zur Sicherung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit des energieintensiven Mittelstands<br />
reichen.<br />
Die Energiepolitik in Deutschland liegt im energiepolitischen<br />
Zieldreieck zwischenVersorgungssicherheit,<br />
Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Klimaschutz<br />
spielt in puncto Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Bei<br />
der Erfüllung der Emissionsziele ist der Industriestandort<br />
Deutschland auf einem guten Kurs: Anders <strong>als</strong> die meisten<br />
anderen Weltwirtschaftsmächte hat Deutschland seine<br />
Emissionen deutlich senken können statt diese weiter<br />
zu erhöhen. So sind die deutschen CO 2<br />
-Emissionen gegenüber<br />
1990 bereits um 23 Prozent reduziert worden.<br />
Damit erfüllt Deutschland auch die Vorgaben der EU-<br />
Lastenteilung zum Kyoto-Protokoll: Hier verständigten<br />
sich die Mitgliedsstaaten darauf, das gemeinsame Reduktionsziel<br />
von 8 Prozent unterschiedlich zu verteilen.<br />
Deutschland trägt dabei mit einer Emissionssenkung von<br />
21 Prozent zwischen 1990 und 2020 den entscheidenden<br />
Anteil und führt seinen ambitionierten Kurs im internationalen<br />
Klimaschutz stringent fort. Andere Industrienationen<br />
rund um den Globus geben jedoch beim internationalen<br />
Klimaschutz eine andere Marschroute vor: Die beiden<br />
Großemittenten China und die USA haben das Kyoto-<br />
Protokoll nie unterzeichnet, verantworten aber weit über<br />
40 Prozent der weltweiten Emissionen. An der zweiten<br />
Verpflichtungsperiode sind nur noch die EU, einige weitere<br />
europäische Staaten und Australien beteiligt, die gemeinsam<br />
gerade mal 11 bis 13 Prozent der Weltemissionen<br />
tragen. Die früheren Unterzeichner Russland, Kanada,<br />
Japan und Neuseeland erklärten hingegen ihren Austritt<br />
aus dem Protokoll.<br />
Mit dem Umbau der Energieversorgung stellt sich<br />
Deutschland der größten wirtschaftspolitischen Herausforderung<br />
seit Wiederaufbau und –vereinigung. Um<br />
dieses Generationenprojekt erfolgreich umzusetzen, sind<br />
beträchtliche Herausforderungen zu bewältigen. Es gilt,<br />
die Energieeffizienz in allen Sektoren zu steigern, den<br />
Netz- und Speicherausbau voranzutreiben und dabei<br />
weitere Kostenbelastungen zu vermeiden.<br />
Die zentrale Herausforderung besteht darin, die Kosten<br />
des Umbaus der Energieversorgung in einem verantwortungsvollen<br />
Rahmen zu halten.<br />
Andernfalls werden Wirtschaft und Haushalte über Gebühr<br />
belastet, was wiederum Beschäftigung und weiteres<br />
Wachstum gefährdet. Der Ausbauboom ist jedoch teuer<br />
bezahlt: Die zugesagten Einspeisevergütungen bis 2020<br />
belaufen sich auf 150 bis 170 Milliarden Euro. Auf das<br />
Jahr gerechnet sind diese Ausgaben annähernd doppelt<br />
so hoch, wie die jährlichen Gesamtmittel für Bildung und<br />
Forschung von 13,7 Milliarden Euro. Das sprengt den<br />
Rahmen bei weitem. Insbesondere bei der Photovoltaik<br />
klafft eine gewaltige Lücke zwischen Kosten und Nutzen:<br />
Rund 50 Prozent der Erneuerbare-Energien-Gesetz-<br />
Förderung (EEG) gehen auf ihr Konto. Erzeugt werden<br />
damit im „Sonnenland“ Deutschland jedoch nur 5 Prozent<br />
des Strombedarfs, und das in völlig ungesicherter Form.<br />
Der Ausbau basiert <strong>als</strong>o nicht auf den Erfordernissen des<br />
Marktes, sondern wird allein durch die üppigen – umlagefinanzierten<br />
– Renditen für die Anlagenbetreiber gesteuert.<br />
Diese erzielen bei einer über 20 Jahre staatlich garantierten<br />
Abnahme teilweise zweistellige Renditen – bei null<br />
Risiko. Jahr für Jahr werden deshalb Rekordwerte beim<br />
Zubau erneuerbarer Energieanlagen verzeichnet.<br />
Daher gilt es, die Integration der erneuerbaren Energien<br />
in den Markt zügig anzupacken: Das EEG muss dringend<br />
nach marktwirtschaftlichen Kriterien reformiert werden.<br />
Schließlich hat es seine ursprüngliche Aufgabe mehr <strong>als</strong><br />
erfüllt: Die installierte Gesamtleistung verdreifachte sich<br />
von knapp 21 Gigawatt (GW) in 2003 auf über 65 GW im<br />
Jahr 2011. Ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung<br />
beträgt heute bereits 25 Prozent.<br />
Dieser Ausbauerfolg stellt die Erwartungen weit in den<br />
Schatten. Es müssen grundlegende Veränderungen in<br />
der Förderstruktur her: Stromproduzenten haben ihre<br />
Produkte selbst zu vermarkten und an den Markt zu<br />
bringen. Was in anderen Branchen selbstverständlich ist,<br />
muss schließlich auch für die Energiewirtschaft gelten.<br />
Dies ist richtig und fair, denn die Gemeinschaft kann nicht<br />
dauerhaft den Preis und die Abnahme garantieren. Eine<br />
denkbare Lösung ist es, die Marktprämie weiter zu entwickeln<br />
und zum wesentlichen Förderinstrument erneuerbarer<br />
Energien zu machen. Der Wirtschaftsrat hat dazu<br />
im Januar einen sehr interessanten Vorschlag gemacht.<br />
Mit einem festen Zuschlag in Form einer Marktprämie<br />
werden dann Marktteilnehmer gefördert, die komplexe<br />
Lieferportfolios anbieten, in denen neben regenerativen<br />
Quellen auch gesicherte Leistung enthalten ist. Mit diesem<br />
Konzept werden der Ausbau der erneuerbaren Energien,<br />
die konventionelle Erzeugung sowie Speicher und Lastmanagement<br />
aufeinander abgestimmt. Die zwingend<br />
notwendige Koordination von Infrastrukturausbau und<br />
EE-Zubau wäre damit erreicht.<br />
Die bisherige Produktion muss endlich den Schritt von<br />
der Plan- zur Marktwirtschaft vollziehen. Nur mit mehr<br />
Markt wird der Umbau der Energieversorgung erfolgreich<br />
sein.<br />
14<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 14 30.07.2013 13:59:56
Nachgehakt<br />
Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> an Herrn Dr. Pfeiffer, CDU/CSU<br />
gestellt am 28. Februar 2013<br />
1. Sie stellen die Leistung Deutschlands in Bezug auf<br />
die Emissionsminderungen in den Mittelpunkt Ihres<br />
Beitrages, indem Sie schreiben: "Anders <strong>als</strong> die meisten<br />
anderen Weltwirtschaftsmächte hat Deutschland<br />
seine Emissionen deutlich senken können statt diese<br />
weiter zu erhöhen. So sind die deutschen CO 2<br />
-Emissionen<br />
gegenüber 1990 bereits um 23 Prozent reduziert<br />
worden." Wie erklären Sie den von Umweltminister<br />
Altmaier mitgeteilten ANSTIEG der CO 2<br />
-Emissionen<br />
Deutschlands im Jahr 2012 um 1,6% Prozent? (siehe<br />
BMU-Pressemitteilung: Treibhausgasausstoß im Jahr<br />
2012 um 1,6 Prozent gestiegen: http://www.bmu.de/<br />
bmu/presse-reden/pressemitteilungen/pm/artikel/<br />
treibhausgasausstoss-im-jahr-2012-um-16-prozentgestiegen/)<br />
Und wie wollen Sie diese gefährliche<br />
Tendenz wieder umkehren?<br />
2. Sie schreiben, die christlich-liberale Koalition habe<br />
im Herbst 2010 die weltweit ambitioniertesten Ziele zur<br />
Dekarbonisierung des Energiesystems beschlossen.<br />
Im Jahr darauf hat allerdings die christlich-liberale Koalition<br />
nach den Ereignissen in Fukushima ihre Atompolitik<br />
revidiert. Warum hat sie es dabei unterlassen,<br />
für die wegfallende Atomenergie einen gleichumfänglichen<br />
Ersatz aus Erneuerbaren Energien zu planen.<br />
Die absehbare Folge war und ist, dass die Energiewirtschaft<br />
die wegfallenden Atomkraftwerke nicht durch<br />
Erneuerbare Energien und Stromspeicher, sondern<br />
durch Braunkohlekraftwerke ersetzt. Warum hat die<br />
christlich-liberale Koalition mit dieser Unterlassung<br />
ihre „ambitioniertesten Ziele zur Dekarbonisierung des<br />
Energiesystems“ wieder aufgegeben?<br />
3. Sie erwähnen ein Bündel von über 60 Maßnahmen,<br />
die von der Förderung energetischer Wohngebäudesanierung<br />
über den Erlass eines Netzausbaubeschleunigungsgesetzes<br />
bis hin zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
des energieintensiven Mittelstands<br />
reichen. Die drei von Ihnen genannten Beispiele sind<br />
uns bekannt. Aber welche der übrigen 60 Maßnahmen<br />
hat bisher Gesetzeskraft erlangt und bereits die ersten<br />
Erfolge gezeitigt?<br />
4. Sie schreiben, dass die CDU den Speicherausbau<br />
vorantreiben möchte. Wie kommentieren Sie die Tatsache,<br />
dass die einzigen konkreten Pläne zur Speicherförderung<br />
durch die KfW wegen fehlender finanzieller<br />
Deckung wieder aufgeschoben wurden? 1)<br />
5. Ausgangspunkt für unsere Bitte um Ihre Stellungnahme<br />
war die Frage, wie die Politik auf die immer<br />
dringlicheren Warnungen der Klimaforscher vor dem<br />
Klimawandel reagieren soll. In Ihrer Stellungnahme<br />
gehen Sie auf diesen Aspekt nur indirekt ein, indem<br />
Sie schreiben, dass Sie die Kosten des „Umbaus der<br />
Energieversorgung in einem verantwortungsvollen<br />
Rahmen“ halten wollen. Sollen wir das so verstehen,<br />
dass Sie die Kosten des Klimawandels gegenüber<br />
den Kosten des Energieumbaus für vernachlässigbar<br />
gering halten? Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang<br />
die Aussagen von Nicolas Stern, der betont<br />
hat, dass Maßnahmen zu mehr Klimaschutz allemal<br />
günstiger seien <strong>als</strong> sich mit den Folgen des Klimawandels<br />
zu arrangieren?<br />
Bis Redaktionsschluss haben wir leider keine Antworten von Herrn Dr. Pfeiffer erhalten.<br />
1) Anmerkung: Das KfW-Programm zur Speicherförderung startete am 1. Mai 13, 2 Monate nach diesen Verständisfragen an Herr Dr. Pfeiffer<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
15<br />
Solarbrief-2-13.indd 15 30.07.2013 13:59:56
FDP: „Wie kann Politik den Klimawandel bremsen?“<br />
Statement von Michael Kauch, umweltpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion<br />
Vom 28. Februar 2013<br />
Der Energiepolitik kommt eine wichtige<br />
Rolle beim Klimaschutz zu. Industrie<br />
und Stromproduzenten sind die größten<br />
Emittenten von Treibhausgasen in unserem<br />
Land. Gleichzeitig haben wir uns<br />
mit der Energiewende dazu entschieden,<br />
auf die risikoreiche, aber weitgehend<br />
CO 2<br />
-freie Kernkraft zu verzichten. Das<br />
bedeutet: der Weg hin zu den erneuerbaren<br />
Energien und mehr Energieeffizienz<br />
muss beschleunigt werden.<br />
Die FDP will die Energiewende erfolgreich<br />
gestalten. Sie bietet Chancen auf<br />
neue Technologien, neue Marktchancen<br />
und neues Wachstum. Erforderlich ist dabei,<br />
dass Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit<br />
von Energie erhalten bleiben.<br />
Mit einem zunehmendem Anteil erneuerbaren Energien<br />
am Strommix müssen wir die Anreize für den Ausbau auf<br />
eine solide Basis stellen. Das erfordert Veränderungen bei<br />
den Förderinstrumenten. In der Markteinführungsphase<br />
war das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) mit festen<br />
Einspeisevergütungen ein effektives Instrument. Ausbauziele<br />
wurden erreicht, sogar übererfüllt. Allerdings hat dies<br />
Kostensteigerungen ausgelöst, die von den Stromkunden<br />
noch zu schultern sind.<br />
Bei dem Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch<br />
wurde im letzten Jahr die 20 %-Marke überschritten. Es ist<br />
absehbar, dass der Ausbau bis 2020 viel schneller voran<br />
geht <strong>als</strong> geplant. Dies erfordert grundlegende Anpassungen<br />
an die neue Rolle der Erneuerbaren im Strommarkt.<br />
Bei einem weiter ansteigenden Anteil erneuerbarer<br />
Energien muss sichergestellt werden, dass der Zubau<br />
in einer Weise erfolgt, die stabile Netze gewährleistet.<br />
Produzenten müssen mehr Verantwortung für ihr Produkt<br />
übernehmen.<br />
Dies geht nur, indem die erneuerbaren Energien an<br />
den Markt herangeführt werden. Angesichts massiver<br />
Kostensenkungen bei Photovoltaik und Windkraft sind<br />
viele Anlagentypen dazu auch in der Lage – jetzt oder in<br />
absehbarer Zeit.<br />
Wir Liberalen schlagen deshalb vor, dass die Förderung<br />
weg von der festen Einspeisevergütung und hin zur Direktvermarktung<br />
umgestellt wird. Produzenten mit neuen<br />
Anlagen sollen sich einen Kunden suchen müssen, statt<br />
den Strom einfach beim Netzbetreiber abzuliefern. Dabei<br />
soll Strom aus erneuerbaren Energien mit einem festen<br />
Preiszuschlag je Technologie unterstützt werden. Der Anlagenbetreiber<br />
erhält den Zuschlag dann zusätzlich zu den<br />
Erlösen am Markt. Die Mindestpreise<br />
auch der EEG-Marktprämie, die unabhängig<br />
von den Börsenpreisen gezahlt<br />
werden, sind nicht zukunftsfähig. Außerdem<br />
befürworten wir automatische<br />
Förderkürzungen bei Überschreiten<br />
vorgegebener Ausbauziele. Langfristig<br />
ist für uns ein europäisches Mengenmodell<br />
ein Ziel, um einen Mindestanteil<br />
erneuerbarer Energien an den kostengünstigsten<br />
Standorten Europas zu<br />
produzieren.<br />
Neben dem Stromsektor ist der Wärmesektor<br />
ein Schlüsselbereich bei<br />
dem Umbau unserer Energieversorgung.<br />
Mit der Verabschiedung des<br />
Michael Kauch<br />
Mietrechtsänderungsgesetzes haben<br />
Union und FDP Anreize zur energetischen Sanierung<br />
des Wohnungsbestands gesetzt. Die Mietrechtsreform<br />
verteilt die Vorteile und Lasten der energetischen Gebäudesanierung<br />
fair auf Vermieter und Mieter und erleichtert<br />
energetische Modernisierungen im Gebäudebestand.<br />
Um mehr erneuerbare Energien in den Wärmemarkt zu<br />
bekommen, ist eine Reform des Erneuerbare-Wärme-<br />
Gesetzes überfällig. Deshalb hat die FDP dafür einen umfassenden<br />
Vorschlag mit Anreizen vorgelegt. Wir wollen<br />
ein Mengenmodell einführen, das die Großhändler von<br />
Öl und Gas verpflichtet, einen bestimmten Anteil erneuerbarer<br />
Wärme in den Markt zu bringen. Diese Vorgabe<br />
können sie durch Biogaseinspeisung selbst erbringen.<br />
Alternativ können sie Nachweise über Wärmemengen<br />
von zertifizierten Anlagen anderer Technologien ankaufen.<br />
Auch hier gilt für uns: marktwirtschaftliche Systeme statt<br />
Ordnungsrecht. Anreize statt Zwang.<br />
Was die Vermeidung von Klimagasen angeht, bleibt das<br />
zentrale Instrument der Handel mit Emissionsrechten.<br />
Er gewährleistet eine wirksame Emissionsbegrenzung<br />
zu den geringsten wirtschaftlichen Kosten. Zwar sind<br />
die niedrigen Preise für Emissionszertifikate, die wir zur<br />
Zeit beobachten, noch kein Beleg dafür, dass der Emissionshandel<br />
nicht funktioniert. Doch besteht politischer<br />
Handlungsbedarf, weil durch den Einbruch der Industrieproduktion<br />
2008/2009 mehr Zertifikate <strong>als</strong> nötig zugeteilt<br />
worden waren. Allerdings bleibt festzuhalten: das oberste<br />
Ziel, nämlich die Emissionen wirksam auf eine feste<br />
Menge zu begrenzen, hat der Emissionshandel erreicht<br />
– anders <strong>als</strong> jede Steuer.<br />
Auch Australien und Südkorea haben soeben einen Emissionshandel<br />
beschlossen. China erprobt ihn in mehreren<br />
16<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 16 30.07.2013 13:59:56
Provinzen. Das zeigt: dieses Klimaschutzinstrument ist<br />
weiter attraktiv. Als nächster Schritt muss der EU-Emissionshandel<br />
auf den gesamten Verkehrs- und Wärmesektor<br />
ausgeweitet werden. Im Gegenzug können Steuern, die<br />
ihre ökologische Lenkungswirkung verlieren, gesenkt oder<br />
abgeschafft werden.<br />
Doch der Klimaschutz in Europa ist nicht ausreichend,<br />
um das Klima wirksam zu beeinflussen. Wir können mit<br />
unserem Anteil von etwa 15 Prozent der Emissionen<br />
global nur etwas bewegen, wenn andere Länder unserem<br />
Vorbild folgen. Es kommt darauf an, gerade in den<br />
Schwellenländern Klimaschutz zu verstärken und in den<br />
tropischen Ländern die Regenwälder zu schützen. Hier<br />
gibt es Hoffnung. Während die internationalen Klimaverhandlungen<br />
nur im Schneckentempo vorangehen, haben<br />
die Schwellenländer deutliche Fortschritte in ihrer nationalen<br />
Gesetzgebung gemacht. Dies wiederum kann auch<br />
die Bereitschaft zu internationaler Kooperation langfristig<br />
verstärken.<br />
Deutschland unterstützt vor allem mit Know-how und<br />
Finanzierung die Prozesse in den Schwellen- und Entwicklungsländern.<br />
Für den internationalen Klimaschutz<br />
geben wir im Bundeshaushalt 2013 trotz allgemeiner<br />
Sparmaßnahmen 1,9 Milliarden Euro aus. Das sind<br />
100 Millionen Euro mehr <strong>als</strong> im Vorjahr. Vor allem Bundesentwicklungsminister<br />
Dirk Niebel hat hier in seinem<br />
Haushalt einen klaren Schwerpunkt gesetzt. Die Zusagen<br />
Deutschlands zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten<br />
in Entwicklungsländern müssen auch zukünftig eingehalten<br />
werden. Denn die Einsparungen an Treibhausgasen,<br />
die wir in Schwellen- und Entwicklungsländern erreichen<br />
können, sind bei gleichen Finanzmitteln deutlich höher<br />
<strong>als</strong> in Deutschland.<br />
Nachgehakt<br />
Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> an Herrn Michael Kauch, FDP vom 03. Mai 2013<br />
1. Im ersten Absatz schreiben Sie, der Weg hin zu den<br />
erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz<br />
müsse beschleunigt werden. Bereits einen Absatz<br />
weiter schreiben Sie allerdings, die Ausbauziele seien<br />
bereits erreicht, sogar übererfüllt worden. Das klingt<br />
so, <strong>als</strong> ginge Ihnen der Ausbau dann doch zu schnell.<br />
Wie schnell soll denn Ihrer Meinung nach der Ausbau<br />
gehen?<br />
2. Sie schreiben außerdem, langfristig sei für die FDP<br />
ein europäisches Mengenmodell ein Ziel, um einen<br />
„Mindestanteil“ erneuerbarer Energien an den kostengünstigsten<br />
Standorten Europas zu produzieren.<br />
Welchen Mindestanteil in etwa wollen Sie in welcher<br />
Zeit erreichen und an welche Standorte in Europa<br />
denken Sie?<br />
3. Sie schreiben, das oberste Ziel, nämlich die Emissionen<br />
wirksam auf eine feste Menge zu begrenzen, habe<br />
der Emissionshandel bereits erreicht. Wie erklären Sie<br />
dann die Aussage des BMU, dass der CO 2<br />
-Ausstoß in<br />
Deutschland um 1,6 Prozent gestiegen sei?<br />
Bis Redaktionsschluss haben wir leider keine Antworten von Herrn Kauch erhalten.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
17<br />
Solarbrief-2-13.indd 17 30.07.2013 13:59:56
SPD: Die Energiewende koordiniert<br />
und kosteneffizient gestalten<br />
Statement von Rolf Hempelmann, MdB, energiepolitischer Sprecher der SPD<br />
Vom 28. Februar 2013<br />
Klimaschutz – eine Säule des energiepolitischen<br />
Dreiklangs<br />
Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 1998 hat<br />
die damalige rot-grüne Bundesregierung<br />
die Weichen hin zu einer nachhaltigen<br />
Erzeugung und effizienten Nutzung von<br />
Energie gestellt. Mit dem Konsens zum<br />
Atomausstieg, der Einführung des EEG,<br />
den Arbeiten am Emissionshandel und der<br />
Implementierung der Energieeinsparverordnung<br />
hat Deutschland eine Vorreiterrolle<br />
für ein klima- und umweltverträgliches<br />
Energiesystem in Europa und der Welt<br />
übernommen.<br />
In einem hochentwickelten Industrieland wie Deutschland<br />
mit seinen vernetzten Wertschöpfungsketten war auch von<br />
Anfang an wichtig, dass wir auf dem Pfad des energiewirtschaftlichen<br />
Strukturwandels neben den Klimazielen auch<br />
die Bezahlbarkeit von Strom und die Aufrechterhaltung der<br />
in Deutschland weltweit einmaligen Versorgungssicherheit<br />
stets im Blick haben.<br />
Das gesamte Energiesystem im Blick<br />
Die Energiewende in Deutschland ist gekennzeichnet von<br />
einem steilen Anstieg des Anteils volatiler erneuerbarer<br />
Energien (Wind, Sonne), die gesicherte Stromerzeugung<br />
aus konventionellen Rohstoffen zunehmend ersetzen.<br />
Wenn wir eine nachhaltige, für Privatverbraucher und<br />
Unternehmen bezahlbare und weiterhin zuverlässige<br />
Energieversorgung wollen, müssen heute die politischen<br />
Rahmenbedingungen für den notwendigen Umbau<br />
unseres Energiesystems hin zu einem modernen Energiedienstleistungssystem<br />
gesetzt werden. In diesem<br />
Energiedienstleitungssystem bedarf es eines neuen<br />
Geschäftsmodells, bei dem Energielieferanten und Verbraucher<br />
in einem Boot sitzen. Ziel ist nicht mehr die reine<br />
Versorgung des Kunden mit soviel Energiemengen wie<br />
möglich. Vielmehr wandelt sich der Energielieferant zu<br />
einem Energiedienstleister, der – genau wie der Kunde<br />
– ein Interesse daran hat, dass der Verbraucher für das<br />
Betreiben seiner elektrischen Geräte oder das Heizen seiner<br />
Wohnung so wenig Energie wie möglich verbraucht.<br />
Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die nötige<br />
Steigerung der Energieeffizienz lassen sich nur in einem<br />
Energiesystem umsetzen, in dem Angebot und Nachfrage<br />
aufeinander abgestimmt sind.<br />
Hierzu bedarf es eines funktionierenden<br />
Wettbewerbs zwischen alten und neuen<br />
Energieanbietern sowie des Aus- und<br />
Umbaus der Stromnetze auf der Übertragungs-<br />
und Verteilebene. Hierzu zählt<br />
auch der Einsatz intelligenter Zähl- und<br />
Messsysteme sowie die Entwicklung<br />
und Markteinführung neuer intelligenter<br />
Systeme zur Datenübermittlung, insbesondere<br />
an der Schnittstelle zwischen<br />
Netz und Verbraucher.<br />
Gleichzeitig müssen wir den Ausbau bewährter<br />
(Pumpspeicherkraftwerke) und<br />
Rolf Hempelmann<br />
die Entwicklung und Markteinführung<br />
neuer Speichertechnologien (leistungsfähige Batterien;<br />
Methanisierung von Windstrom) vorantreiben. Zudem gilt<br />
es, die Flexibilitäten auf der Verbrauchsseite zu nutzen.<br />
Hierbei können neben den energieintensiven Industrien<br />
durch die Bereitstellung zu- und abschaltbarer Lasten<br />
auch mittelständische Unternehmen, aber auch die Nachfragesteuerung<br />
in privaten Haushalten einen wichtigen<br />
Beitrag zur Netzstabilität und damit zur Aufrechterhaltung<br />
der Versorgungssicherheit leisten. Um diese Potenziale<br />
zu heben, aber auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze<br />
langfristig in Deutschland zu erhalten, dürfen wir die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen nicht<br />
durch übermäßige Belastungen gefährden.<br />
Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem<br />
damit verbundenen Systemumbau brauchen wir sichere<br />
Rahmenbedingungen für den Bau und Betrieb von flexiblen<br />
konventionellen Kraftwerken. Deren Betrieb ist vor<br />
dem Hintergrund des steigenden Anteils erneuerbarer<br />
Energien und einer damit einhergehenden sinkenden Zahl<br />
an Volllaststunden wirtschaftlich kaum mehr darstellbar.<br />
Deshalb müssen wir zügig Entscheidungen treffen, die<br />
den Weg zu einem Marktmodell weisen, in dem die Bereitstellung<br />
und Lieferung erneuerbarer und konventioneller<br />
Strommengen honoriert werden.<br />
Neue Rolle der Photovoltaik<br />
Eine Säule der kosteneffizienten Umsetzung der Energiewende<br />
ist ein stärkerer Eigenverbrauch von Strom<br />
aus Solar-Dachanlagen. Denn mittlerweile liegt die<br />
durchschnittliche EEG-Vergütung für diese Anlagen<br />
unter dem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis, was<br />
18<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 18 30.07.2013 13:59:57
den Eigenverbrauch auch aus Sicht des Eigentümers<br />
konsequent erscheinen lässt. Vor dem Hintergrund fallender<br />
Anlagenpreise rentiert sich auch der Einsatz von<br />
Speichern in Ein- oder Mehrfamilienhäusern bzw. Siedlungsgebieten.<br />
Ein höherer Eigenverbrauch zahlt sich für<br />
den Anlagenbetreiber aus und verringert die teils großen<br />
Belastungen für die Netze.<br />
Ein höherer Eigenverbrauch fordert neue Wege bei der<br />
Finanzierung der Netzinfrastruktur. Denn auch wenn die<br />
betreffenden Stromkunden einen höheren Anteil ihres<br />
selbst erzeugten Solarstroms selbst nutzen, müssen die<br />
Netzbetreiber die Funktionsfähigkeit des Stromnetzes<br />
weiter gewährleisten. Denn wenn keine Sonne scheint<br />
oder die Batterie entladen ist, bezieht der Kunde wieder<br />
seinen Strom aus dem öffentlichen Netz. Deshalb sind<br />
auch die Vertriebe verpflichtet, für die Kunden das sogenannte<br />
Standardlastprofil vorzuhalten, auch wenn dies<br />
immer weniger in Anspruch genommen wird.<br />
Wie ein solches Finanzierungsmodell ausgestaltet werden<br />
kann, muss die Politik mit verschiedenen Akteuren<br />
nach der Bundestagswahl im Rahmen verschiedener und<br />
aufeinander abgestimmter Novellen der Energiegesetze<br />
und Verordnungen erörtern.<br />
Politik aus einem Guss<br />
Wir brauchen dringend einen institutionellen Rahmen und<br />
ein klares Handlungskonzept zur Umsetzung der Energiewende<br />
aus einem Guss. Hierzu zählt die ständige Einbeziehung<br />
aller energiepolitischen und energiewirtschaftlichen<br />
Akteure wie Unternehmen, Landesregierungen,<br />
Regulierungsbehörden, Kommunen und nicht zuletzt der<br />
Bürgerinnen und Bürger, deren Akzeptanz für Maßnahmen<br />
vor Ort für das Gelingen der Energiewende maßgeblich<br />
ist. Zu diesem institutionellen Rahmen gehört auch ein regelmäßiges<br />
Monitoring, Controlling und Management der<br />
Energiewende. Von der Bundesregierung vorzulegende<br />
Berichte müssen anpassende Maßnahmen ermöglichen,<br />
um das Zieldreieck einer bezahlbaren, sicheren und nachhaltigen<br />
Energieversorgung zu erreichen.<br />
SPD: Klimaschutz - nur durch 100 Prozent<br />
erneuerbare Energien<br />
Statement von Ulrich Kelber, MdB, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD,<br />
Schwerpunktbereiche Umwelt, Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit;<br />
Arbeitsgruppe Energie der SPD-Bundestagsfraktion<br />
Im Moment ist kaum etwas weniger<br />
erfolgreich <strong>als</strong> der internationale Klimaschutz:<br />
Die Staaten hangeln sich von<br />
Konferenz zu Konferenz, halten Uhren<br />
an, vertagen sich auf das nächste Mal<br />
und erreichen allenfalls im Prozedere,<br />
bei Methoden oder im sonstigen Kleingedruckten<br />
einigen Fortschritt. Die politische<br />
Großwetterlage lässt dagegen Schlimmes<br />
ahnen: Ob wir in den nächsten Jahren<br />
ein belastbares internationales Klimaschutzregime<br />
mit konkretisierten Reduktionszielen,<br />
-pfaden und entsprechender<br />
Lastenverteilung erreichen werden, ist<br />
doch mehr <strong>als</strong> fraglich. Was wir haben, ist<br />
ein verlängertes Kyoto-Protokoll, für das<br />
die Folgeziele bis zum Jahr 2020 noch ausstehen und bei<br />
dem nur noch ein Bruchteil der ursprünglich Beteiligten<br />
an Bord geblieben ist.<br />
Vom 6. Mai 2013<br />
Das sind mit Blick auf die Energiewende<br />
bei uns zu Hause keine guten Aussichten.<br />
Es ist nicht zu übersehen: Die<br />
Durchschlagskraft des Klimaschutzes für<br />
nationale Maßnahmen zur Begrenzung<br />
von Emissionen nimmt ab. Es ist zwar<br />
nicht neu, dass die Koalition aus CDU/<br />
CSU und FDP in der Klimaschutz- und<br />
Energiepolitik seit ihrem Amtsantritt Verheerungen<br />
anrichtet. Aber dass diese<br />
Koalition ihr eigenes nationales Klimaschutzziel<br />
- minus 40% CO 2<br />
-Emisisonen<br />
bis zum Jahr 2020 – nun nicht einmal<br />
<strong>als</strong> Beitrag für ein EU-Ziel von minus<br />
Ulrich Kelber 30% an die EU-Kommission melden will,<br />
spricht Bände. Beim Zurückhalten von<br />
CO 2<br />
-Emisisonszertifikaten sind Umwelt- und Wirtschaftsminister<br />
unterschiedlicher Meinung und blockieren sich<br />
gegenseitig. Und in der Diskussion um die sogenannte<br />
Strompreisbremse hat der offizielle Klimaschutzminister<br />
dieses Landes, Peter Altmaier, erklärt, der Ausbau der<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
19<br />
Solarbrief-2-13.indd 19 30.07.2013 13:59:57
Erneuerbaren ginge viel zu schnell und wäre entsprechend<br />
(zu) teuer.<br />
Da nun auch CDU und FDP den Atomausstieg propagieren,<br />
fragt sich der staunende Beobachter, wie das denn<br />
mit dem Klimaschutz gehen soll? Infrastrukturen sind träge<br />
Systeme und benötigen Jahrzehnte, um grundlegend<br />
erneuert werden zu können. Bis zum Ziel eines klimaneutralen<br />
Deutschland sind es noch knapp über 35 Jahre. Das<br />
ist bei solchen Reaktionszeiten quasi „morgen“.<br />
In dieser Situation den Umbau der Energieversorgung<br />
und des Energieverbrauchs abzubremsen, ist das genaue<br />
Gegenteil von dem, was nötig wäre.<br />
Die SPD hat sich daher nicht nur das Ziel gesetzt, das<br />
Land im Jahr 2050 zu 100 % mit Erneuerbaren Energien<br />
zu versorgen, beim Strom schon deutlich vorher. Wir<br />
wollen durch entsprechende Zwischenziele überprüfen,<br />
ob das Gesamtziel erreichbar bleibt. Damit lässt sich –<br />
wenn nötig – rechtzeitig gegensteuern, so dass unsere<br />
Instrumente auch zum Ziel führen und nicht nur hohle<br />
Versprechen bleiben.<br />
Daher wollen wir im Jahr 2020 die Stromerzeugung zu<br />
mindestens 40- 45 % aus erneuerbaren Energien sicherstellen.<br />
Für das Jahr 2030 nehmen wir wenigstens 75 %<br />
in den Blick. Das ist ohne Weiteres erreichbar, wenn der<br />
Ausbaupfad nicht immer wieder in Frage gestellt und die<br />
Akteure - vor allem Betreiber, Investoren und die Banken<br />
- ständig mit neuen Kürzungsvorschlägen verunsichert<br />
werden. Wohlgemerkt: Der Ausbau muss kosteneffizient<br />
erfolgen. Eine richtig justierte Kosteneffizienz bemisst sich<br />
aber nicht daran, dass man kurzfristig Kosten spart und<br />
am Ende mehr für eine vergleichbare Leistung bezahlt.<br />
Jede neue Debatte um kurzfristige Einschnitte in das EEG<br />
erhöht die Kosten, ohne dass solche Vorschläge jem<strong>als</strong><br />
umgesetzt werden. Denn mit jedem neuen Vorschlag, der<br />
letztlich doch nicht umgesetzt wird, steigen die Risikoprämien<br />
bei Banken und Finanziers.<br />
Kosteneffizient sind dagegen solche Maßnahmen, die<br />
etwa zu hohe Erlöse einzelner Sparten oder Größenklassen<br />
verringert. Auch die Struktur des Ausbaus ließe<br />
sich anpassen. Das könnte weniger off shore und mehr<br />
on shore bedeuten. Aber auch das müsste so erfolgen,<br />
dass bereits begonnene Projekte nicht abgeschnitten oder<br />
unwirtschaftlich werden. Vertrauen und stabile Rahmenbedingungen<br />
sind ein zu hohes Gut, um es auf dem Altar<br />
kurzfristiger Wahlziele zu opfern.<br />
CDU/CSU und FDP haben es in den letzten vier Jahren<br />
geschafft, jeden – aber auch jeden – Akteur in der Energiewirtschaft<br />
zu verunsichern, indem sie im Jahresrhythmus<br />
die Rahmenbedingungen geändert haben: Erst haben<br />
sie ein Jahr gebraucht, um den Ausstieg aus dem Atomausstieg<br />
umzusetzen. Für alle Betreiber und Investoren<br />
in neue Kraftwerke war das die erste Hängepartie. Dann<br />
haben sie die Laufzeiten verlängert, um kaum ein halbes<br />
Jahr später alles wieder zurück zu nehmen. Das war nicht<br />
nur ein KO-Schlag für die Atomwirtschaft – sondern wieder<br />
wurden sämtliche Rahmenbedingungen im Energiesektor<br />
massiv verändert. Dann folgte die hastig zusammen geschusterte<br />
Novelle des EEG. Die Novelle war noch nicht<br />
in Kraft, da hagelte es auch schon Kritik, man bräuchte<br />
ein gänzlich neu justiertes Fördersystem. Und die Kritik<br />
kam – aus der Koalition selbst. Aber damit nicht genug:<br />
Kaum zwei Monate nach dem Inkrafttreten ging es schon<br />
wieder an die Vergütungsätze für Solaranlagen. Dreimal<br />
hat die Koalition die Solarvergütung in den letzten vier<br />
Jahren verändert. Und jetzt haben wir eine Debatte um<br />
die Strompreisbremse. Dabei ist die selbsternannte Rechtstaatspartei<br />
FDP sogar bereit, in bestehende gesetzliche<br />
Zusagen und Verträge einzugreifen. Es gibt buchstäblich<br />
niemanden im Bereich der Energiewirtschaft, der durch<br />
dieses Hin und Her nicht mehrfach verunsichert wurde. All<br />
das hat eine Menge Geld und viele Arbeitsplätze gekostet.<br />
Das alles zeigt, wie schwarzgelb die Energiewende kaputt<br />
wendet, weil sie keine klaren Ziele haben.<br />
20<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 20 30.07.2013 13:59:58
Bündnis 90 / Die Grünen: Mit Erneuerbaren Energien<br />
zu einem nachhaltigen Klimaschutz<br />
Statement von Hans-Josef Fell, MdB<br />
Der globale Klimawandel rast viel<br />
schneller voran <strong>als</strong> bisher angenommen,<br />
Stürme wie Sandy in den USA<br />
oder die schweren Waldbrände und<br />
Überschwemmungen in Australien zeigen<br />
das Ausmaß bereits von 0,8 Grad<br />
Celsius Erwärmung. Aber wie werden<br />
die Stürme, Überschwemmungen und<br />
Waldbrände erst aussehen, wenn die<br />
Erde sich auf 2 Grad aufgeheizt hat?<br />
Das ist für mich eine essentielle politische<br />
Fragestellung, die in den nationalen<br />
Parlamenten und international nicht<br />
ausreichenden genug behandelt wird.<br />
Deshalb fordere ich einen Neustart der<br />
Klima- und Energiepolitik.<br />
Unser globales Ziel darf es nicht mehr sein, eine Erderwärmung<br />
bis 2 Grad Celsius achselzuckend zu akzeptieren.<br />
Ziel muss es sein, die Erde auf das vorindustrielle<br />
Niveau abzukühlen. Und dafür bedarf es einer neuen<br />
Klimaschutzstrategie.<br />
Eine solche neue Klimaschutzpolitik ist technologisch<br />
möglich, weil Entwicklungen eingesetzt haben, die eine<br />
schnelle, ökonomisch tragfähige Umstellung auf Nullemissionstechnologien<br />
und Kohlenstoffsenken erwarten<br />
lassen, und sie ist auch ökonomisch sinnvoll, weil klimaschützendes<br />
Wirtschaften heute vielfach gewinnbringender<br />
ist <strong>als</strong> die alte Erdölwirtschaft.<br />
Wir müssen <strong>als</strong>o eine globale Wirtschaft organisieren, in<br />
welcher erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeiten und Klimaschutz<br />
kein Gegensatz sind. Dieses Ziel ist in wenigen<br />
Jahrzehnten erreichbar, wenn es Vorreiternationen konsequent<br />
vormachen. Deutschland hätte mit der richtigen<br />
Regierung die Möglichkeiten, dieser Vorreiter zu sein,<br />
wenn die vor einem guten Jahrzehnt gelegte Grundlage,<br />
zum Beispiel bei der Förderung der Erneuerbaren oder<br />
der biologischen Landwirtschaft, fortgeführt würden.<br />
Wenn die politischen Handlungen endlich konsequent<br />
und kompromisslos ausgerichtet werden, dann könnte<br />
Deutschland bis 2030 frei von klimaschädlicher fossiler<br />
und atomarer Energie sein. Dafür brauchen wir aber einen<br />
Politikwechsel in Berlin.<br />
Vom 7. März 2013<br />
Eine Säule einer neuen Klimastrategie ist die Kohlenstoffreinigung<br />
der Atmosphäre. Über biologische Landwirtschaft,<br />
Grünland und Aufforstungen können viel Kohlenstoffe<br />
im Boden gespeichert und dieser Prozess über<br />
Biokohleerzeugung zusätzlich massiv beschleunigt werden.<br />
So lässt sich zusammen mit Nullemissionen<br />
der Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre<br />
wieder senken, womit ein Abkühlungsprozess<br />
der Erdtemperatur möglich wird.<br />
Weitere Bausteine für eine Strategie der<br />
globalen Abkühlung sind die Beendigung<br />
der Nutzung fossiler Rohstoffe im Energie-,<br />
Transport-, Chemie-, Bau- und Agrarsektor;<br />
genauso, wie eine Kohlenstoffreinigung der<br />
Atmosphäre. Gleichzeitig müssen wir endlich<br />
mit Scheinlösungen aus der Low Carbon<br />
Strategie aufräumen, wie der Atomenergie und<br />
CCS. Der Emissionshandel hat uns bereits<br />
330 Milliarden Euro gekostet, aber keinen<br />
Klimaschutz gebracht. Subventionen in fossile<br />
Energien müssen schnellst möglich beendet werden,<br />
alleine dadurch lassen sich weltweit 523 Milliarden US-<br />
Dollar pro Jahr aus öffentlichen Haushalten einsparen,<br />
die Verschuldung der öffentlichen Hand zurückfahren und<br />
die Subventionierung der CO 2<br />
-Emissionen mit 80 Euro<br />
pro Tonne CO 2<br />
beenden.<br />
Hans-Josef Fell<br />
Bedeutender Teil dieser neuen Klimaschutzstrategie ist<br />
die vollständige Umstellung der Weltenergieversorgung<br />
auf 100 Prozent Erneuerbare Energien. Dass dies bis<br />
2030 ökonomisch machbar ist, haben die berühmten<br />
Universitäten Stanford und Davis bereits nachgewiesen.<br />
Und Deutschland hat mit einem Anteil von fast 25 Prozent<br />
an der Bruttostromversorgung gezeigt, dass ein steiles<br />
Wachstum für Erneuerbare Energien auch in kurzer Zeit<br />
machbar ist.<br />
In Deutschland hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />
einen riesigen Wirtschaftsfaktor mit bereits 400.000<br />
Arbeitsplätzen geschaffen und Rohstoffimporte von<br />
über neun Milliarden Euro vermieden. Das ist gelebter<br />
Klimaschutz.<br />
Doch diese Entwicklung ist vielen in Deutschland mittlerweile<br />
ein Dorn im Auge. Die Bestandsschützer der<br />
fossil-atomaren Energiewirtschaft und der fossilen Landwirtschaft,<br />
in der Politik und in der Branche selbst, sehen<br />
mittlerweile ihre Geschäfte dahin schwimmen und setzen<br />
jetzt auf volle Attacke. Und die Minister Rösler und Altmaier<br />
und selbst Kanzlerin Merkel geben diesen Gegnern<br />
gerne Schützenhilfe und setzen auf einen Ausbaustopp<br />
der Erneuerbaren Energien. Denn nur mit einem Stopp<br />
können die Gas,- Kohle- und Atomkraftwerke noch ein<br />
paar Jahre länger laufen.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
21<br />
Solarbrief-2-13.indd 21 30.07.2013 13:59:58
Ich werde mich auch in der nächsten Legislaturperiode<br />
weiterhin für einen ungebremsten Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien und für weitere Klimaschutzmaßnahmen<br />
einsetzen. Dazu ist zum Beispiel das EEG in seiner<br />
Grundform zu erhalten und fit zu machen für die Zukunft.<br />
Die Grüne Fraktion hat dazu verschiedene Vorschläge<br />
vorgelegt.<br />
Nur mit einer Abwahl von Schwarz-Gelb und einer grünen<br />
Regierungsbeteiligung können wir die Energiewende<br />
wieder auf den richtigen Kurs bringen. Deutschland muss<br />
die ökonomischen und ökologischen Chancen der Energiewende<br />
hin zu einer Wirtschaft mit Nullemissionen und<br />
Kohlenstoffreinigung endlich wahrnehmen. Dafür werde<br />
ich mich auch weiterhin einsetzen.<br />
Weitergehende Ausführungen zu der neuen Klimaschutzstrategie von Hans-Josef<br />
Fell finden Sie in seinem Buch „Global Cooling – Strategies for Climate Protection“<br />
(http://www.globalcooling-climateprotection.net/).<br />
Nachgehakt<br />
Verständnisfrage des <strong>SFV</strong> an<br />
Hans-Josef Fell, Bündnis 90 / Die Grünen<br />
vom 7. März 2013<br />
Zu einem Punkt haben wir noch eine Verständnisfrage,<br />
da es in dieser Hinsicht in der Vergangenheit einige<br />
Meinungsverschiedenheiten gegeben hat. Es ging um<br />
das Steuerungselement des sogenannten „atmenden<br />
Deckels“ für die Solarenergie, mit dessen Hilfe der Ausbau<br />
der Solarenergie in einem „Ausbaukorridor“ gehalten<br />
werden sollte.<br />
Sie schreiben jetzt, Sie würden sich in der nächsten<br />
Legislaturperiode für einen ungebremsten Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien einsetzen.<br />
Dürfen wir das so verstehen, dass Sie den „atmenden Deckel“<br />
für die Photovoltaik in der immer kritischer werdenden<br />
Klimaentwicklung nicht mehr für erforderlich halten?<br />
Antwort von Herrn Fell vom 11.März 2013:<br />
Der „atmende Deckel“ ist von der Wirkung her kein<br />
Deckel, der Investitionen über den Deckel hinaus verhindern<br />
würde. In den letzten Jahren lagen ja auch die<br />
PV-Investitionen deutlich über dem Volumen, das mit dem<br />
„atmenden Deckel“ angepeilt wurde. Ich werde weiterhin<br />
wie bisher politisch daran arbeiten, einen echten Deckel zu<br />
verhindern. Allerdings halte ich auch überzogene Renditen<br />
von deutlich über 10 Prozent nicht für verantwortbar. Hier<br />
ist der von mir ja vorgeschlagene „atmende Deckel“ das<br />
richtige Instrument, er hat überzogene Renditen verhindert<br />
und gleichzeitig einen Ausbaudeckel verhindert. Ohne<br />
atmenden Deckel hätte die schwarz-gelbe Koalition längst<br />
einen echten Ausbaudeckel eingeführt.<br />
Bündnis 90 / Die Grünen:<br />
Scheitert die Energiewende, scheitert die Klimapolitik<br />
Statement von Dr. Hermann E. Ott, MdB, klimapolitischer Sprecher der<br />
Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen<br />
Vom 3. Mai 2013<br />
Wie Klimaschutz und Energiewende<br />
gemeinsam vorangebracht<br />
werden müssen<br />
Energiewende ist ein mittlerweile international<br />
gesetzter Begriff, der im<br />
Ausland häufig gar nicht mehr übersetzt<br />
werden muss. Der Blick richtet sich nach<br />
Deutschland – denn wir sind bislang das<br />
einzige Industrieland, das sich mit einer<br />
Energiewende zum Ziel gesetzt hat,<br />
vollständig aus der Atomenergie auszusteigen<br />
und konsequent auf Erneuerbare<br />
Energien zu setzen. Wenn Deutschland<br />
Dr. Hermann E. Ott<br />
das schafft, so die allgemeine Meinung,<br />
dann ist es überall möglich.<br />
Während die internationalen Klimaverhandlungen<br />
weiterhin nur wenig<br />
vorankommen, hat Deutschland die<br />
Chance, ein internationales Beispiel<br />
zu setzen, wie mit einer konsequenten<br />
Energiewende Klimaschutz vorangebracht<br />
werden kann. Doch im Moment<br />
leidet die Energiewende unter politischer<br />
Orientierungslosigkeit und sie<br />
gerät im Zuge der Strompreisdebatte<br />
und des Netzausbaus verstärkt in die<br />
22<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 22 30.07.2013 13:59:58
Kritik. Es wird immer deutlicher: Ein Durchwurschteln bei<br />
einem Infrastrukturprojekt solcher Größe ist nicht möglich.<br />
Nach dem Scheitern des Backloading-Vorschlags zum<br />
EU-Emissionshandel im Europaparlament muss sich<br />
Deutschland dafür einsetzen, dass das EU-Klimaziel<br />
auf 30% bis 2020 angehoben wird. Auch ein nationales<br />
Klimaschutzgesetz ist überfällig, denn unser Klimaziel<br />
muss endlich rechtlich verankert und mit den notwendigen<br />
Maßnahmen unterlegt werden. Klar ist: Nur mit einem richtungsweisenden<br />
Kompass, mit klaren, nachvollziehbaren<br />
Zielen und Zwischenschritten und nur mit der Beteiligung<br />
aller gesellschaftlicher Ebenen kann die Energiewende<br />
zum Erfolg geführt werden.<br />
Der Kompass der Energiewende wird durch zwei dominierende<br />
Koordinaten bestimmt: Atomausstieg und Klimaschutz<br />
sind und waren die treibenden Motive, zu denen<br />
sich ökonomische Ziele wie die Schaffung einer sicheren<br />
und bezahlbaren Energieversorgung gesellen. In der Zeit<br />
zwischen den Weltklimagipfeln in Doha Ende letzten Jahres<br />
und Warschau im kommenden November ist es wieder<br />
einmal ruhig um die Klimapolitik geworden. Doch einmal<br />
im Jahr träge verlaufende Klimaverhandlungen und das<br />
Warten auf Andere bringen uns im Klimaschutz nicht voran.<br />
Seit langem setze ich mich daher für eine Klimapolitik der<br />
unterschiedlichen Geschwindigkeiten (KluG) ein, bei der<br />
klimapolitische Pioniere in Klima-Clubs vorangehen, für<br />
einen wirklichen Fortschritt in der Klimapolitik sorgen – und<br />
dabei Klimapolitik nicht <strong>als</strong> Belastung begreifen, sondern<br />
<strong>als</strong> Chance. Eine dieser klimapolitischen Chancen liegt<br />
in der deutschen Energiewende <strong>als</strong> enormer Wirtschaftsfaktor,<br />
bei dem Deutschland sein Know-how nicht zuletzt<br />
international vermarkten kann. Schon heute arbeiten rund<br />
400.000 Menschen im Sektor der Erneuerbaren. Schwer<br />
verständlich ist es dann, warum die Energiewende international<br />
nur so wenig kommuniziert wird.<br />
Eine konsequente Energiewende ist jedoch weitaus mehr<br />
<strong>als</strong> der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Klimaschutz<br />
im Rahmen der traditionellen Energiestrukturen ist von<br />
vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn diese Jahrhundertaufgabe<br />
erfordert einen Systemwechsel, erfordert<br />
ein Neudenken unserer Art der Energieerzeugung und<br />
des Umgangs mit Energie. Dem Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien kommt eine bedeutende Rolle dabei zu,<br />
Deutschlands klimapolitische Ziele einzuhalten und den<br />
Atomausstieg und Umstieg weg von fossilen klimaschädlichen<br />
Energieträgern energiepolitisch abzusichern. Zur<br />
Konsistenz der Erneuerbaren muss sich zudem eine<br />
Effizienzrevolution gesellen – und ein anderer Umgang<br />
mit Energie, <strong>als</strong>o Lebensstile, die nicht unbedingt mit<br />
immer mehr Energieverbrauch verbunden sind („Suffizienz“).<br />
Der Klimaschutz <strong>als</strong> Ziel erinnert uns zudem daran,<br />
dass die Energiewende mehr sein muss <strong>als</strong> eine reine<br />
Stromerzeugungswende; die Themen Hauswärme, Mobilität<br />
und Energieeffizienz müssen mitgedacht werden.<br />
Im Endeffekt erfordert der Klimaschutz einen sozialökologischen<br />
Umbau unserer Gesellschaft – von dem<br />
die Energiewende ein Teil ist. Und umgekehrt wird die<br />
Energiewende auch nur so gelingen.<br />
Wie aber kann ein Fahrplan der Energiewende aussehen?<br />
Wir Grüne haben dafür einen Stufenplan der Ökostromförderung<br />
und Marktentwicklung vorgelegt. 1 Darin fordern<br />
wir beispielsweise:<br />
• das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) von unnötigen<br />
Kosten zu befreien und die Lasten fair zwischen allen<br />
Stromverbrauchern aufzuteilen. Dazu gehört auch, den<br />
Kreis der begünstigten Unternehmen zurückzuführen und<br />
auf energieintensive Unternehmen zu beschränken, die<br />
im internationalen Wettbewerb stehen;<br />
• das EEG neu auszurichten, da es schon immer für Veränderung<br />
stand und darauf angelegt ist, sich nach und<br />
nach überflüssig zu machen. Einer der Kernpunkte ist<br />
dabei die Degression der Einspeisevergütung;<br />
• einen Energiewendemarkt zu schaffen, in dem erneuerbare<br />
Energien auch ohne Förderung ihren Platz finden.<br />
Ziel muss es dabei sein, mit einem Strommarktdesign<br />
Schritt für Schritt den Strommarkt für erneuerbare Energien<br />
zu bereiten und diese nicht in einen Börsenmarkt zu<br />
drängen, der ihnen keine Zukunft bietet. Weitere wichtige<br />
Stichpunkte sind die Schaffung von Marktanreizen durch<br />
die Einführung von Kapazitätsmärkten, die Öffnung des<br />
Regelenergiemarkts für erneuerbare Energien sowie die<br />
Stärkung der Direktvermarktung für Ökostrom;<br />
• nicht zuletzt den CO 2<br />
-Handel zu reparieren und reformieren,<br />
um Investitionen in erneuerbare Energien, Effizienz<br />
und Klimaschutz anzureizen und somit das wichtigste<br />
europäische klimapolitische Instrument wiederbeleben.<br />
Wir setzen uns beispielsweise für die Einführung einer<br />
jährlich steigenden Preisuntergrenze für CO 2<br />
-Zertifikate<br />
ein. Schließlich soll der Emissionshandel den Ausstoß von<br />
Treibhausgasen vermindern und das Klima schützen –<br />
und nicht mit CO 2<br />
-Zertifikaten gezockt werden.<br />
Über solche konkreten Umsetzungsschritte hinaus bin ich<br />
davon überzeugt, dass die Energiewende nur zu stemmen<br />
ist, wenn sie lokal verankert wird. Ende letzten Jahres<br />
habe ich daher die überparteiliche „Bergische Erklärung“<br />
initiiert und gemeinsam mit 15 weiteren Abgeordneten der<br />
Region „Bergisches Land“ aus Bundestag und Landtag<br />
NRW unterzeichnet 2 ; <strong>als</strong> klares Signal an alle Akteure,<br />
dass es nicht mehr um das OB, sondern „nur“ noch um<br />
das WIE der Energiewende hin zu 100% Erneuerbaren<br />
geht. Denn damit die Energiewende ein Erfolg wird und<br />
Atomausstieg und Klimaschutz in Deutschland unwiderruflich<br />
verankert werden können, braucht es solche<br />
überparteilichen Signale aus Politik und Gesellschaft.<br />
Nur <strong>als</strong> gesamtgesellschaftliches Projekt kann die Energiewende<br />
zum Erfolg geführt werden – und <strong>als</strong> positives<br />
Beispiel international Schule machen!<br />
Fußnoten<br />
1 der detaillierte Fahrplan ist einsehbar unter http://www.gruene-bundestag.de/<br />
themen/energie/so-geht-energiewende_ID_4387593.html<br />
2 die „Bergische Erklärung“ unter http://www.hermann-e-ott.de/fileadmin/content/<br />
medien/2012-11-02_Bergische_Erklaerung.pdf<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
23<br />
Solarbrief-2-13.indd 23 30.07.2013 13:59:58
Nachgehakt<br />
Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> an Dr. Hermann E. Ott, Bündnis 90 / Die Grünen vom 3. Mai 2013,<br />
Antworten von Herrn Ott vom 29. Mai 2013<br />
Frage des <strong>SFV</strong>: Sie schreiben: „.. das EEG neu auszurichten,<br />
da es schon immer für Veränderung stand<br />
und darauf angelegt ist, sich nach und nach überflüssig<br />
zu machen. Einer der Kernpunkte ist dabei die Degression<br />
der Einspeisevergütung;“ In welcher Weise<br />
wollen Sie die Degression der Einspeisevergütung<br />
neu ausrichten?<br />
Antwort von Herr Dr. Ott: Die Degression bezieht<br />
sich auf das „nach und nach“ überflüssig machen -<br />
nicht auf eine Neuausrichtung der Degression. Die<br />
Neuausrichtung des EEG in dem genannten Positionspapier<br />
der grünen Bundestagsfraktion bezog sich<br />
auf folgende Punkte:<br />
• Die Vergütungssätze und Boni müssen konsequent<br />
auf den Prüfstand, um überzogene Renditen zulasten<br />
der Stromverbraucherinnen und -verbraucher zu<br />
verhindern und für alle Beteiligten mehr Transparenz<br />
zu schaffen.<br />
• Außerdem müssen Schritt für Schritt zusätzliche qualitative<br />
Anforderungen an die Anlagen gestellt werden,<br />
z.B. im Hinblick auf Netzintegration und Speicherung,<br />
Systemdienstleistungen oder den Standort.<br />
• Strom aus Biomasse, Wasserkraft oder Geothermie<br />
soll künftig bedarfsorientiert zum Ausgleich schwankender<br />
Wind- und Solarstromerzeugung produziert<br />
werden. Die Vergütung soll sich künftig aus zwei Bestandteilen<br />
zusammensetzen – einem Festpreis und<br />
einem variablen, am Marktpreis orientierten Anteil.<br />
Wir wollen ferner prüfen, wie die Erhöhung der EEG-<br />
Umlage durch den „Merit-Order-Effekt“ umgangen<br />
werden kann und die Preisvorteile des Ökostroms<br />
auch nicht-privilegierte Letztverbraucher erreichen.<br />
Unser Ansatzpunkt ist dabei eine Abkehr von der<br />
Zwangsvermarktung des EEG-Stroms an der Strombörse<br />
und die Einführung eines novellierten Wälzungsmechanismus,<br />
bei dem die Energieversorger<br />
für Abnahme und Vermarktung des EEG-Stroms<br />
verantwortlich sind.<br />
Frage des <strong>SFV</strong>: Sie halten die Öffnung des Regelenergiemarkts<br />
für Erneuerbare Energien für wichtig.<br />
Wie wollen Sie konkret mit Sonnen- oder Windenergie,<br />
die ja vom jeweiligen Wetter und der Tageszeit stark<br />
abhängig sind, bedarfsgerecht Regelenergie liefern?<br />
Antwort von Herr Dr. Ott: Hier geht es in erster Linie<br />
um Bioenergie. Sonnen- und Windenergie können<br />
zudem negative Regelenergie bereitstellen. Voraussetzung<br />
ist hier, dass der Regelenergiemarkt so geändert<br />
wird, dass die Produkte nicht nur wöchentlich<br />
angeboten werden können, sondern auch für den<br />
nächsten Tag.<br />
Frage des <strong>SFV</strong>: Ein wichtiger Vorteil des EEG war bisher,<br />
dass dem Betreiber einer Hausdach-Solaranlage<br />
die Arbeit abgenommen wurde, sich persönlich um die<br />
Vermarktung des ins Versorgungsnetz eingespeisten<br />
Solarstroms zu kümmern. Sie möchten nun die Direktvermarktung<br />
für Ökostrom verstärken. Aber wie soll<br />
Ihrer Meinung nach der Betreiber einer Hausdach-<br />
Solaranlage, der ja sehr häufig beruflich oder familiär<br />
ausgelastet ist, zusätzlich die Mühe der Vermarktung<br />
seines Stromes übernehmen? Zu bedenken ist dabei,<br />
dass Solarstrom schwerpunktmäßig immer dann im<br />
Überschuss anfällt, wenn auch Millionen anderer Solaranlagen<br />
ebenfalls einen Überschuss produzieren und<br />
dass durch dieses absehbare Überangebot die Preise<br />
für Strom immer öfter gegen Null gehen werden.<br />
Antwort von Herr Dr. Ott: In unserem Papier geht es<br />
darum, die Direktvermarktung außerhalb des EEG zu<br />
fördern. Das bedeutet eben nicht, dass wir Anlagenbetreiber<br />
dazu verpflichten wollen, ihren Strom selbst<br />
zu vermarkten. Diese Direktvermarktung ist viel mehr<br />
darauf ausgelegt, Betreibern von Windenergieanlagen,<br />
Biogasanlagen oder großen PV-Anlagen auf Mietshäusern<br />
eine Möglichkeit zur direkten Vermarktung zu<br />
geben, die sich wirtschaftlich lohnt. Für den Dachanlagenbetreiber<br />
bleibt alles beim Alten.<br />
24<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 24 30.07.2013 13:59:58
DIE LINKE: LINKE Energiewende<br />
Statement von Eva Bulling-Schröter, MdB<br />
Vom 8. Februar 2013<br />
Beschlossener Atomausstieg, zurückfahren<br />
der fossilen Erzeugung und Kurs<br />
nehmen auf ein weitgehend regeneratives<br />
Energiesystem – ist die Bundesregierung<br />
seit Fukushima auf dem richtigen<br />
Weg? Eher nicht. Denn erstens gilt der<br />
Kurs nur im Strombereich, totaler Ausfall<br />
dagegen in Sachen Verkehrswende und<br />
weitgehend bei der energetischen Gebäudesanierung.<br />
Zweitens gibt es selbst<br />
im Stromsektor bei der Umsetzung lediglich<br />
ein „mangelhaft“. Kein Wunder, denn<br />
FDP und Teile der Union würden lieber<br />
zurück zu alten Zeiten. Weil das nach<br />
Lage der Dinge nicht geht, ist bremsen<br />
und verhindern Programm.<br />
Die Defizite sind <strong>als</strong>o nur zum Teil dem notwendigerweise<br />
auch suchenden Prozess der komplexen Energiewende<br />
geschuldet, bei welchem nicht jede Frage sofort beantwortet<br />
werden kann. Schwarz-Gelb kann sich im Kern<br />
einfach nicht den Interessen der überkommenden fossilatomaren<br />
Energieversorgung entziehen. Die Ignoranz<br />
bei der sozialen Frage der Energiewende war dagegen<br />
seinerzeit auch Rot-Grün gemein.<br />
Woran krankt’s im Stromsektor?<br />
Zunächst hätte der Atomausstieg schneller kommen<br />
können <strong>als</strong> bis 2022. Nicht nur wegen der Risiken. Atomstrom,<br />
der kaum regelbar ist, verstopft auch die Leitungen<br />
für Ökostrom. Zudem versagt der Emissionshandel <strong>als</strong><br />
Klimaschutzinstrument, weil er von der Industrie- und<br />
Kohlelobby völlig zerschossen wurde. Er war bislang<br />
mehr Gelddruckmaschine für Konzerne <strong>als</strong> Hebel für mehr<br />
Klimaschutz. Ergebnis ist eine Zertifikatsschwemme, die<br />
CO 2<br />
-Preise sind im Keller, der Anteil des Kohlestroms<br />
am Energiemix steigt wieder. Diese Entwicklung belastet<br />
ebenfalls die Netze, zudem schwinden Anreize für mehr<br />
Energieeffizienz. Darum hat die LINKE im Bundestag ein<br />
Kohleausstiegsgesetz beantragt. Es soll vorgelegt werden,<br />
sofern das Handelssystem nicht bis zum Frühjahr radikal<br />
reformiert wird. Mit dem Gesetz soll der letzte Kohlemeiler<br />
spätestens 2040 vom Netz, bis dahin wäre schrittweise<br />
abzuschalten. Der Neubau von Kohlekraftwerken und der<br />
Neuaufschluss von Tagebauen würde genauso verboten,<br />
wie die Verklappung von CO 2<br />
im Untergrund (CCS).<br />
Eine Hauptaufgabe für 2013 und die kommende Legislaturperiode<br />
wird die Verteidigung und Weiterentwicklung<br />
des EEG. Seine Kernelemente Einspeisevorrang und<br />
garantierte kostenorientierte Vergütung des Ökostroms<br />
müssen erhalten bleiben. Das erhält jene Investitionssicherheit,<br />
die wir für die Energiewende<br />
hin zu einer vollständig regenerativen<br />
Erzeugung brauchen. Darum sind die<br />
aktuellen Vorstöße von Umweltminister<br />
Altmaier zur zeitweisen Aussetzung<br />
von Vergütungszahlungen auch Unsinn.<br />
Dagegen kann über eine stärker<br />
regionale Steuerung der Investitionen<br />
diskutiert werden. Quotenmodelle,<br />
wie sie der FDP vorschweben, lehnen<br />
wir jedoch strikt ab. Sie bremsen den<br />
Ausbau und machen ihn letztlich auch<br />
teurer.<br />
Die Energiewende fordert Netzausbau<br />
Eva Bulling-Schröter<br />
auf allen Ebenen. Dass er bislang<br />
zu groß geplant wurde, zeigen die<br />
aktuellen Streichungen der Bundesnetzagentur am Netzentwicklungsplan.<br />
Doch weiterhin ist die weitgehende<br />
Dezentralität einer künftigen regenerativen Erzeugung<br />
zu wenig berücksichtigt, das Modell des Stromtransports<br />
von Nord nach Süd - einschließlich von fossil befeuerten<br />
Anlagen - dagegen überstrapaziert. Dennoch ist vor<br />
einem unreflektierten Kampf gegen den Netzausbau<br />
zu warnen. Denn die preiswerteste, effizienteste und<br />
umweltfreundlichste Art, Unterschiede in Erzeugung und<br />
Verbrauch auszugleichen, bleibt auf absehbare Zeit der<br />
unmittelbare Stromtransport von Überschuss-Regionen<br />
in Regionen mit Defiziten und nicht der speichergestützte<br />
Eigenverbrauch.<br />
Was übergreifend fehlt, ist eine Koordinierung der Energiewende<br />
bei der Bundesregierung. Netze, Speicher,<br />
Nachfragemanagement, Energieeffizienz, Verbindung<br />
von Strom- und Wärmemarkt, neues Strommarktdesign:<br />
Überall offene Baustellen ohne ordnende Hand.<br />
Totale Fehlanzeige im Verkehrssektor<br />
Agrosprit im Tank ist Problem, und nicht Lösung; die<br />
ressourcenfressende teure Elektromobilität wird’s auch<br />
nicht richten. An ein grundlegendes Umsteuern - Verkehrsvermeidung<br />
und weg von der Automobilgesellschaft<br />
- denkt in der Bundesregierung aber niemand. Und bei<br />
der energetischen Gebäudesanierung gibt es zwar Generalziele,<br />
aber nur wenige und stumpfe Instrumente. So<br />
warten Hauseigentümer seit Jahren auf einen verlässlichen<br />
Sanierungsfahrplan mit langfristig festgesetzten<br />
Vorgaben, genauso wie Handwerker und Architekten. Hier<br />
drohen übrigens noch größere soziale Verwerfungen <strong>als</strong><br />
im Stromsektor, wird nicht bei den Fördermitteln deutlich<br />
aufgestockt.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
25<br />
Solarbrief-2-13.indd 25 30.07.2013 13:59:59
Die LINKE will die soziale Schieflage in der<br />
Energiewende beenden<br />
Ob EEG-Umlage, Ökosteuer, Netzentgelte oder Emissionshandel<br />
– überall verschafft die Bundesregierung für<br />
die energieintensive Industrie Befreiungen oder Ermäßigungen.<br />
Zusammengenommen kosteten sie 2012 knapp<br />
Milliarden Euro. Die unmittelbaren „Lasten“ der Energiewende<br />
werden einseitig den privaten Haushalten sowie<br />
klein- und mittelständischen Unternehmen aufgebürdet,<br />
auch öffentliche Haushalte verlieren Milliarden Euro. Wir<br />
fordern: Angemessene Ermäßigungen sollen künftig nur<br />
noch jene Firmen bekommen, die nachweislich im Wettbewerb<br />
mit außereuropäischen Unternehmen stehen und<br />
zudem einen relevanten Anteil ihrer Produkte energiebzw.<br />
CO 2<br />
-intensiv produzieren. Das sind weit weniger,<br />
<strong>als</strong> heute Vergünstigungen erhalten.<br />
Zusammengefasst: Die LINKE will den Atomausstieg beschleunigen<br />
und ins Grundgesetz schreiben. Wird nicht<br />
unverzüglich der Emissionshandel reformiert, muss ein<br />
Kohleausstiegsgesetz her. Das EEG müssen wir verteidigen,<br />
aber modernisieren. Ende des Jahres sollten auch<br />
Konturen eines neues Marktdesigns für den Stromsektor<br />
klar sein. Wir brauchen eine stärkere Koordinierung der<br />
Energiewende, die auch endlich den Wärmemarkt und<br />
den Verkehrssektor in Angriff nehmen muss. Und wir<br />
brauchen eine faire Verteilung der vorübergehenden<br />
Mehrbelastungen, die durch diese Wende entstehen.<br />
Energie darf nicht für die einen zum Luxusgurt werden,<br />
während andere nichts zahlen. Ansonsten wird uns die<br />
Energiewende wegen schrumpfender Akzeptanz auf die<br />
Füße fallen – dann auch zu recht, wie ich meine.<br />
Nachgehakt<br />
Verständnisfragen des <strong>SFV</strong> vom 1. März 2013 und<br />
Antworten von Eva Bulling-Schröter, DIE LINKE vom 8. März 2013<br />
<strong>SFV</strong>: Das von Ihnen erwähnte Kohleausstiegsgesetz<br />
scheint uns ein konsequenter Schritt zu sein. Warum<br />
wollen Sie es nur dann vorlegen, wenn das Emissionshandelssystem<br />
nicht bis zum Frühjahr radikal<br />
reformiert wird. Halten Sie denn den Emissionshandel<br />
für reformierbar?<br />
Eva Bulling-Schröter: Mit den von uns im Antrag<br />
17/12064 geforderten Änderungen wären die Schwachstellen<br />
des Europäischen Emissionshandelssystems<br />
weitgehend beseitigt. Die Stilllegung der überschüssigen<br />
Zertifikate bei einem stark angehobenen Reduktionsfaktor<br />
in Verbindung mit einem Verbot der Anrechnung<br />
von Emissionsgutschriften aus dem Ausland<br />
würde die ökologische Integrität des Systems endlich<br />
sichern. Gleichzeitig würde der CO 2<br />
-Preis auf ein<br />
Niveau steigen, welcher den Neubau von Kohlekraftwerken<br />
genauso unrentabel macht, wie den längeren<br />
Weiterbetrieb von älteren Kohlemeilern. Klimaschutzinvestitionen<br />
würden auch andernorts angereizt.<br />
Insgesamt sehen wir aber für unsere Forderungen<br />
weder auf deutscher noch auf EU-Ebene Chancen<br />
auf Realisierung. Genau darum fordern wir <strong>als</strong> ersten<br />
Schritt für Alternativen ein Kohleausstiegsgesetz. In<br />
Verbindung mit einem reformierten EEG wäre dann<br />
wenigstens die Energiewende im Stromsektor vernünftig<br />
instrumentiert.<br />
Das Kohleausstiegsgesetz würde jedoch nur auf den<br />
Stromsektor wirken, nicht aber auf jenen Bereich, den<br />
heute emissionshandelspflichtige Industrieanlagen<br />
umfassen. Auch ein Grund, warum wir den Emissionshandel<br />
bei strikten Reformen nicht ganz aufgeben.<br />
<strong>SFV</strong>: Sie schreiben, die Ignoranz bei der sozialen Frage<br />
der Energiewende sei seinerzeit auch Rot-Grün gemein<br />
gewesen. Wir erkennen mit Respekt und Zustimmung<br />
Ihren Einsatz für die Lösung der sozialen Frage, insbesondere<br />
der immer größer werdenden Unterschiede<br />
zwischen Arm und Reich. Aber sehen Sie tatsächlich<br />
in dem von Rot-Grün im Jahr 2000 beschlossenen<br />
und im Jahr 2004 verbesserten EEG einen Beitrag zur<br />
Verschärfung der sozialen Gegensätze?<br />
Eva Bulling-Schröter: Das EEG ist ein weltweit sehr<br />
erfolgreiches Instrument, um den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien voran zu treiben. Eine vollständig<br />
regenerative Energieversorgung nutzt langfristig<br />
direkt und indirekt gerade auch ärmeren Haushalten,<br />
hierzulande und in anderen Ländern. Weil die Abhängigkeit<br />
von fossilen Rohstoffen sinkt, die knapper und<br />
teurer werden, und weil Erneuerbare externe Kosten<br />
und Konfliktpotentiale des Klimawandels reduzieren,<br />
welche meist diejenigen am meisten treffen, die nichts<br />
zum Klimawandel beigetragen haben. Darum ist die<br />
Grundrichtung des EEG nicht nur ökologisch, sondern<br />
im Wesen auch zutiefst sozial.<br />
Dennoch kostet der Übergang zunächst Geld. Man<br />
kann sich nicht an der Frage vorbei mogeln, wer die<br />
- im betriebswirtschaftlichen Sinn, oder einfach aus<br />
Sicht des Geldbeutels der Frau oder des Manns auf<br />
der Straße - vorübergehenden Mehrkosten der Energiewende<br />
zu tragen haben soll. Und hier liegt einiges<br />
im Argen.<br />
26<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 26 30.07.2013 13:59:59
Die soziale Schieflage begann tatsächlich bereits<br />
unter Rotgrün. Die Ökosteuer wurde seinerzeit mit<br />
der Absenkung der Rentenbeiträge verbunden, was<br />
bis heute vor allem hohen Einkommen nutzt. Parallel<br />
wurde die energieintensive Industrie vollständig von<br />
der Steuer befreit, der Rest der größeren Unternehmen<br />
über den Spitzenausgleich. Mit beidem wurde eine einflussreiche<br />
Lobby ruhig gestellt: Die Sozialdemokraten<br />
konnten bei der großen Industrie punkten, die Grünen<br />
bei gut verdienenden Akademikern. Arme Familien<br />
zahlen dagegen bis heute drauf. Als die PDS dam<strong>als</strong><br />
den sozialen Ausgleich einforderte, welchen SPD und<br />
Grüne versprochenen hatten, wurde sie von beiden <strong>als</strong><br />
Ökobremser beschimpft.<br />
Wenig später hatte Rotgrün zwar immer noch keine Ideen<br />
für einen Ausgleich, dafür aber für neue Privilegien<br />
für die energieintensive Industrie am Start. 80 Prozent<br />
der heute geltenden Ausnahmen bei der EEG-Umlage<br />
waren ein Werk von Rotgrün. Unter anderem Braunkohletagebaue<br />
in der Lausitz oder Massen-Geflügelschlachtereien<br />
werden auf dieser Grundlage befreit.<br />
Auch die kostenlose Vergabe der CO 2<br />
-Emissionsrechte,<br />
die bis letztes Jahr im Stromsektor galt, wurde unter<br />
Rotgrün von der Bundesregierung in Brüssel eingefädelt.<br />
Milliarden gingen bis zum letzten Jahr dadurch den<br />
Haushalten verloren, während sich Energieversorger<br />
dumm und dämlich verdienten.<br />
Und wer zahlt für sämtliche Ausnahmen, die dieses<br />
Jahr übrigens rund 16 Milliarden Euro ausmachen?<br />
Einmal mehr die Haushaltskunden sowie die kleinen<br />
und mittleren Unternehmen. Zudem gehen im Falle<br />
der Steuer- und Konzessions-Privilegien den öffentlichen<br />
Haushalten erhebliche Einnahmen verloren.<br />
Einnahmen, die auch für die soziale Abfederung der<br />
Energiewende genutzt werden könnten.<br />
Aus Sicht der LINKEN ist eine solche Politik nicht nur<br />
ungerecht. Sie schadet auch der Akzeptanz der Energiewende<br />
und kann sie im Extremfall sogar zum Scheitern<br />
bringen. Insofern ist die Verbindung von Sozial- und<br />
Umweltpolitik hier geradezu handgreiflich.<br />
Näheres zu den Industrie-Privilegien finden Sie auch in<br />
einer aktuellen Arepo-Studie, die im Auftrag der Bundestagsfraktion<br />
DIE LINKE erstellt wurde.<br />
<strong>SFV</strong>: Sie schreiben, die preiswerteste, effizienteste und<br />
umweltfreundlichste Art, Unterschiede in Erzeugung<br />
und Verbrauch auszugleichen, sei auf absehbare Zeit<br />
der unmittelbare Stromtransport von Überschuss-<br />
Regionen in Regionen mit Defiziten, und nicht der<br />
speichergestützte Eigenverbrauch. Soweit es sich um<br />
ÖRTLICHE Unterschiede in Erzeugung und Verbrauch<br />
handelt, geben wir Ihnen gerne Recht. Wir sind uns<br />
auch mit Ihnen in der Ablehnung des speichergestützten<br />
EIGENverbrauchs einig, denn Solaranlagen sollen mehr<br />
leisten, <strong>als</strong> nur den Eigenverbrauch ihrer Eigentümer zu<br />
decken. Aber wie wollen Sie gravierende ZEITLICHE<br />
Unterschiede in Erzeugung und Verbrauch ausgleichen?<br />
Und wo vermuten Sie Überschuss-Regionen?<br />
Eva Bulling-Schröter: Der Ausgleich von zeitlichen und<br />
örtlichen Unterschieden in Erzeugung und Verbrauch<br />
stehen zu einander in einem wechselseitigen Verhältnis.<br />
Je nachdem, wie groß man den Raum betrachtet, indem<br />
Erzeugung und Verbrauch zusammenfallen sollen,<br />
verändern sich die Anforderungen an einen räumlichen<br />
und zeitlichen Ausgleich. Bestehen beispielsweise in<br />
eher kleineren Räumen - etwa durch Netzengpässe in<br />
Nachbarräume - kaum Optionen für einen zeitgleichen<br />
EE-Austausch in Defizitregionen – <strong>als</strong>o einen örtlichen<br />
Austausch; so müssen Überschüsse entweder durch<br />
Abregeln von Erzeugungsanlagen vermieden oder<br />
eben der Verbrauch mittels lokaler Speicher in die<br />
Zukunft verlagert werden. Umgekehrt ermöglichen<br />
große gut vernetzte Räume einen deutlich besseren<br />
zeitgleichen Ausgleich in Erzeugung und Verbrauch<br />
zwischen verschiedenen Regionen.<br />
Die zweite Option erscheint uns für die nächsten zehn<br />
Jahren ökologisch und wirtschaftlich - und damit auch<br />
sozial - deutlich besser zu sein. Zum einen ist die Zwischenspeicherung<br />
von Strom gegenwärtig noch mit<br />
enormen Kosten und Effizienzverlusten sowie einem<br />
zusätzlichen Ressourcenverbrauch an zum Teil nicht<br />
unproblematischen Rohstoffen verbunden. Zweitens<br />
scheint es uns wenig sinnvoll, in einer – warum auch<br />
immer - auf Autarkie getrimmten Region verlustreich<br />
Strom zu speichern, während unter Umständen in<br />
Nachbarregionen zeitgleich drohende Versorgungsdefizite<br />
dadurch ausgeglichen werden müssen, dass<br />
fossile Kraftwerke mehr <strong>als</strong> notwendig vorgehalten und<br />
hochgefahren werden.<br />
Eine eher großräumige Vernetzung macht auch deshalb<br />
Sinn, weil somit unterschiedliche Wettergebiete miteinander<br />
verbunden werden können. Weitere Flexibilisierungsoptionen,<br />
wie Demand Site Management (DMS)<br />
oder die Verbindung des Strommarktes mit dem Wärmemarkt<br />
(u.a. KWK) wirken in eine ähnliche Richtung,<br />
weil sie Erzeugungsspitzen glätten und Stromspeicher<br />
vermeiden helfen.<br />
Zusammengefasst: Zusätzliche Kosten und Klimagase<br />
zu produzieren, nur um einen eindimensionalen Autarkiebegriff<br />
zu folgen - was wir Ihnen nicht unterstellen,<br />
aber was uns bei Anderen in der Debatte gelegentlich<br />
mitzuschwingen scheint, ist nicht unbedingt fortschrittliche<br />
Energiepolitik.<br />
Die EE-Überschussregionen, nach denen Sie fragen,<br />
sehen wir übrigens - vereinfacht - gegenwärtig beim<br />
Wind im Norden und stundenweise bei der Photovoltaik<br />
im Süden. Zieht man den darunterliegenden Sockel an<br />
fossil-atomarer Erzeugung ab, sieht die Sache natürlich<br />
anders aus. Aber letztere Betrachtung macht argumentativ<br />
eher dann Sinn, wenn die Windkraft für verstopfte<br />
Netze verantwortlich gemacht wird, gleichwohl die<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
27<br />
Solarbrief-2-13.indd 27 30.07.2013 13:59:59
Kohleverstromung wieder ansteigt statt abzunehmen.<br />
Für eine längerfristige Infrastrukturplanungen wäre sie<br />
allerdings wenig seriös, sofern man den Atomausstieg<br />
und ein planmäßiges Sterben des fossilen Kraftwerksparks<br />
bis 2030/2040 zur Grundlage nimmt. In einem<br />
solchen Schema dürfte die Eingangs beschriebene<br />
Verteilung von Überschüssen vorherrschen.<br />
Jenseits der vorgenannten Überlegungen wird ein<br />
Speicherausbau im großen Umfang ab etwa 2025<br />
zwingend notwendig. Denn ab dieser Zeit nimmt die<br />
fluktuierende Einspeisung der erneuerbaren Energien in<br />
Spitzenzeiten ein Ausmaß an, welches auch beim besten<br />
Netzausbau und Nachfragemanagement nirgendwo<br />
zeitgleich Abnehmer findet. Gleichzeitig stehen dann<br />
weniger fossile Backup-Kapazitäten zur Verfügung.<br />
Niemand kann heute sagen, wie diese neue Speicherwelt<br />
aussehen wird. Wahrscheinlich wird es aber zwei<br />
leistungsfähige Zugpferde geben, vielleicht Power to<br />
Gas und/oder die Nutzung skandinavischer Wasserkraftspeicher.<br />
Bei Regelenergie und Systemdienstleistungen<br />
ist eine Vielzahl anderer Speichertypen denkbar.<br />
Auch eine weitere Ausdehnung des EE-Verbundes<br />
über den Kontinent hinaus wäre eine Option, etwa<br />
um Winterwind-Regionen mit Sommerwind-Regionen<br />
verbinden zu können. Den vielfältigen Problemen, die<br />
gerade letzeres in sich birgt, sind wir uns bewusst, wollen<br />
sie aber nicht voreilig und vollständig ausschließen.<br />
Schließlich ist das letztendliche Ziel der Energiewende<br />
ein regeneratives durch seine Eigentümer- und Akteursstruktur<br />
demokratisches Energiesystem, welches<br />
den Klimawandel und die Energiearmut gleichermaßen<br />
verhindert, <strong>als</strong>o ökologisch nachhaltig ist und bezahlbar<br />
bleibt.<br />
In diesem Zusammenhang sei ein Satz zu den Kosten<br />
des Netzausbaus gestattet. Unseres Erachtens werden<br />
diese in der Debatte gemeinhin überschätzt. Mit<br />
Sicherheit liegen sie je bezogener Kilowattstunde ein<br />
Mehrfaches unter denen, die heute anwendungsreife<br />
Speicherlösungen verursachen würden. Und dieses<br />
Wirtschaftlichkeitsgefälle wird wohl noch lange Zeit<br />
anhalten.<br />
Nimmt man, in einer zugegeben sehr groben Rechnung,<br />
einen energiewendebedingten Netzausbau über alle<br />
Spannungsebenen zwischen 10 und 20 Prozent an,<br />
wie die Planungen der BNetzA vorsehen, und geht man<br />
davon aus, dass sich die Netzentgelte um eine ähnliche<br />
Dimension erhöhen würden, so hätten wir künftig<br />
einen Netzkostenanteil im Strompreis von vielleicht 7<br />
oder 7,5 Cent statt gegenwärtig rund 6 Cent je kWh.<br />
Auch im Vergleich zu den anderen „Zusatzkosten“ der<br />
Energiewende scheint uns dieser Betrag ein überschaubarer<br />
zu sein. Vor allem vor dem Hintergrund,<br />
dass ein Netzdesign, welches extrem stark auf dezentrale<br />
Optionen setzen würde, langfristig dennoch<br />
nur wenig Netze einsparen könnte. Denn windstille<br />
Winterhochdruckgebiete lassen sich nicht austricksen<br />
und dezentrale Langzeitspeicher dürften eine teure und<br />
verlustreiche Angelegenheit werden. Zudem wird sich<br />
wohl kaum ein Grundstück trotz EE-Eigenerzeugung<br />
freiwillig vom Netzanschluss <strong>als</strong> Rückfalloption kappen<br />
lassen. Damit schmelzen aber die Kosteneinsparpotentiale,<br />
welche theoretisch bei verschiedenen Strategien<br />
„zentral/dezentral“ gehoben werden könnten, aus Sicht<br />
der Netzkosten auf deutlich unter einen Cent.<br />
Dies dürfte selbst dann gelten, wenn man in Rechnung<br />
stellt, dass im NEP 2012/Bundesbedarfsplan sicherlich<br />
noch Einsparpotentiale existieren, weil Faktoren wie das<br />
Wachstum der regenerativen Erzeugung, ihre Verteilung<br />
sowie der künftige Bestand an fossilen Kraftwerkskapazitäten<br />
nach Auffassung von Umweltverbänden und<br />
anderen Experten nicht angemessen berücksichtigt<br />
wurden.<br />
Um nicht f<strong>als</strong>ch verstanden zu werden: Wir plädieren<br />
keinesfalls für eine Neuaufguss von zentralistischen<br />
Lösungen in der Energiewirtschaft. Wir wollen aber<br />
frei von neuen „alten Gewissheiten“ über ein zukünftiges<br />
Energiesystem nachdenken können. Und dies<br />
wird wohl auf ein dem Wesen nach dezentrales und<br />
überregional gut vernetztes regeneratives System von<br />
Erzeugung, Transport und Speicherung hinauslaufen,<br />
welches mit zentralen Elementen sinnvoller gestützt<br />
und ergänzt wird.<br />
<strong>SFV</strong>: Sie schreiben: Die ressourcenfressende teure<br />
Elektromobilität werde es nicht richten und plädieren<br />
für ein „weg von der Automobilgesellschaft“. Wie sollen<br />
Ihrer Meinung nach die verbleibenden Fahrzeuge<br />
angetrieben werden?<br />
Eva Bulling-Schröter: Wie die verbliebenen Fahrzeuge<br />
angerieben werden, ist schwer zu beantworten. Es<br />
wird vielleicht hinauslaufen auf einen Mix von Biogas,<br />
Elektroautos und ggf. auch Wasserstoff, oder auch<br />
der Nutzung ganz anderer Optionen, die heute noch<br />
niemand auf dem Schirm hat. Sicher wird Agrosprit nur<br />
eine sehr untergeordnete Rolle spielen können, da die<br />
Flächen für den Nahrungsmittelanbau sowie die Sicherung<br />
und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt<br />
benötigt werden. Hier sehen wir im Wesentlichen nur<br />
für die regionale Nutzung von Pflanzenölen in landwirtschaftlichen<br />
Maschinen eine sinnvolle Zukunft.<br />
Was sich wirklich und maßgeblich durchsetzen wird,<br />
ist heute dennoch Kaffesatzleserei. Bereits fest steht<br />
dagegen, dass das Ausmaß der heutigen Mobilität<br />
unvereinbar mit dem ökologischen Grenzen unseres<br />
Planeten ist. Darum müssen Verkehrsvermeidung sowie<br />
eine Stärkung von ÖPNV und Bahn zu Lasten des<br />
individualen Kraftverkehrs und des straßengebundenen<br />
Schwerlastverkehrs Priorität haben.<br />
28<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 28 30.07.2013 13:59:59
ÖDP: Wie kann Energiepolitik den Klimawandel bremsen<br />
Statement von Dr. Claudius Moseler, Gener<strong>als</strong>ekretär im Team der<br />
ÖDP Bundesgeschäftsstelle<br />
Wie „kann Energiepolitik den Klimawandel<br />
bremsen?“ ist eine gute Frage, auf die es<br />
leider keine einfachen Antworten gibt.<br />
Wir <strong>als</strong> ÖDP sind seit unseren Gründertagen<br />
wachstumskritisch und halten das<br />
wachstumsorientierte und materialistisch<br />
geprägte Wirtschaftssystem mit seinen<br />
verschiedenen Wachstumstreibern<br />
verantwortlich für die Misere, die den<br />
Klimawandel verursacht.<br />
Wie sind wir so weit gekommen? Die<br />
industrielle Revolution mit den billigen<br />
fossilen Energien, das wachstumsfördernde<br />
und zinsbasierte Geldsystem<br />
mit dem Schöpfen von neuem Geld aus<br />
dem Nichts und den ganzen technischen<br />
Innovationen sowie dem Willen der Menschen<br />
nach immer mehr, haben uns im<br />
wesentlichen dahin gebracht, wo wir heute sind. Und laut<br />
Wachstumsgesetz von 19<strong>68</strong> ist es sogar Staatsziel, immer<br />
weiter wachsen zu wollen.<br />
Schließlich wirken auch noch die sogenannten Reboundeffekte<br />
<strong>als</strong> verschlimmernde und schwer zu kalkulierende<br />
Faktoren, die dem Klima weiter einheizen. Außerdem ist<br />
die Degradation der Böden ein weithin wenig beachtetes<br />
Phänomen, das dazu führt, dass der Humus <strong>als</strong> CO 2<br />
-<br />
Senke ausfällt und zur CO 2<br />
-Quelle wird. Obendrein wird<br />
die Fruchtbarkeit geringer und Erosion verschlimmert.<br />
Soviel vorweg: Natürlich kann Energiepolitik den Klimawandel<br />
bremsen. Aber reicht das? Und was bedeutet es:<br />
Von 4° auf 3,5° globale Erwärmung? Ist 2° überhaupt noch<br />
tolerierbar? Und welche möglicherweise verheerenden<br />
Folgen hätten wir dann schon, z.B. mit Blick auf die tauenden<br />
Permafrostböden, die Methan freisetzen und alles<br />
massiv weiter beeinflussen?<br />
Laut WBGU Gutachten (Wissenschaftlicher Beirat der<br />
Bundesregierung – Globale Umweltveränderungen) sind<br />
wir je nach Betrachtung jetzt bereits „CO 2<br />
insolvent“ und<br />
müssten jegliche fossile Verbrennung sofort unterlassen.<br />
Geht nicht! Will niemand. Wie kommen wir dennoch verlässlich<br />
zu einer dauerhaften und stetigen Reduktion?<br />
Eine Gretchenfrage ist: funktioniert eine Entkopplung von<br />
Wachstum und Natur- und Energieverbrauch? Funktioniert<br />
ein grünes Wachstum, ein Green New Deal, wie er von einigen<br />
propagiert wird, oder ist das eine große Illusion?<br />
Die ÖDP ist davon überzeugt, dass es diese Entkopplung<br />
nicht geben kann, so gern wir uns auch daran klammern<br />
Dr. Claudius Moseler<br />
Vom 12. März 2013<br />
möchten. Zum Beispiel ist so manche<br />
Effizienzsteigerung sogar eine Ursache<br />
für vermehrte Klimagasemission,<br />
da eingesparte Finanzmittel für klimaschädlichere<br />
Verhaltensmuster eingesetzt<br />
werden können.<br />
Wir müssen <strong>als</strong>o nicht nur in der<br />
Energiepolitik etwas ändern. Für eine<br />
maximal mögliche Begrenzung des globalen<br />
Klimawandels zur Überlassung<br />
einer enkeltauglichen Welt ist viel mehr<br />
erforderlich. Die Schwelle zur großen<br />
Transformation, wie es das WGBU<br />
benennt oder der „Große Wandel“ an<br />
der Schwelle zu einer postfossilen<br />
Gesellschaft, wie die bevorstehende<br />
Zeit umschrieben wird, ist eine menschheitsgeschichtlich<br />
singuläre Situation.<br />
Die ÖDP hat angesichts der gewaltigen Herausforderung<br />
auch keine Patentrezepte.<br />
Was sind die Ziele? Von 11 t CO 2<br />
Äquivalent pro Person<br />
im Durchschnitt auf vielleicht 2 t oder gar auf null. Das ist<br />
eine gigantische Transformation. Oder <strong>als</strong> ökologischer<br />
Fußabdruck: von 5,1 gha (globale Hektar) auf 1,8 gha<br />
im Mittel?<br />
Wenn wir ernsthaften Klimaschutz betreiben wollen, geht<br />
es vor allem darum, die Lebensstile klimafreundlich zu<br />
gestalten. Mit fossil geprägten Lebensstilen werden wir<br />
nicht hinkommen. Was sind mögliche Maßnahmen?<br />
Höhere Besteuerung von Nichterneuerbaren Energien,<br />
dafür Entlastung des Faktors Arbeit. Das ist sicherlich<br />
hilfreich, jedoch nicht ausreichend, um eine Peak-Öl konforme<br />
und klimafreundliche Gesellschaft zu schaffen. Und<br />
verlässliche Grenzwerte für zulässigen Ausstoß von Klimagasen<br />
oder Naturnutzung ist so sicher nicht möglich.<br />
Wir brauchen tiefer gehende Maßnahmen, die Lebensstile<br />
fördert und fordert, die resiliente (widerstandsfähige) Gesellschaften<br />
schafft. Suffizienz und Subsistenz sind zwei<br />
Ausrichtungen, die es gilt, durch eine neue Ökonomie des<br />
Glücks (besser gut leben <strong>als</strong> viel haben), eine grundsätzliche<br />
Neuausrichtung unseres Umganges mit unserem<br />
Heimatplaneten fördert. Kleine Schönheitskorrekturen<br />
bringen angesichts der gewaltigen Herausforderung<br />
nichts. Wir brauchen daher eine glaubhafte „Postwachstumsökonomie“<br />
mit mehr regionaler statt globalisierter<br />
Ökonomie.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
29<br />
Solarbrief-2-13.indd 29 30.07.2013 13:59:59
Die ÖDP fordert eine bessere Nutzung der eingesetzten<br />
Energie, ein konsequentes Energiesparen. Der verbleibende<br />
Energiebedarf soll möglichst zu 100 % aus<br />
erneuerbaren Energien gedeckt werden. Nur so können<br />
wir den Klimawandel stoppen und unsere eigene Energieversorgung<br />
für die Zukunft sicherstellen. Als Alternative<br />
zu geplanten neuen Stromtrassen braucht unser Land<br />
ein konkretes Konzept für dezentrale, umweltverträgliche<br />
besonders geförderte regionale Energieerzeugung und<br />
Speichertechnologien.<br />
Energie einsparen wird noch wichtiger <strong>als</strong> die Restmenge<br />
an notwendiger und ökologisch verantwortbarer Energie<br />
durch Erneuerbare Energien zu decken. Das EEG ist<br />
beizubehalten und durch ein effektives Speichergesetz,<br />
wie es der <strong>SFV</strong> fordert, zu ergänzen. Verstärkte Gebäudeisolierung<br />
ist ebenso vorrangig und muss klimafreundlich<br />
umgesetzt werden, um mögliche Zusatzbelastungen zu<br />
vermeiden.<br />
Wir wollen eine postfossile Mobilität ebenso fördern und<br />
die Landwirtschaft <strong>als</strong> großen Klimagas-Emmitenten<br />
durch eine Hinwendung zu klimafreundlicher, bäuerlich<br />
strukturierter biologischer Landwirtschaft fördern statt der<br />
industriellen fossilen Landwirtschaft.<br />
Schließlich sollen alle Wachstumstreiber ursächlich angegangen<br />
werden, um die Klimaerwärmung zu stoppen.<br />
Dies ist eine zentrale Menschheitsaufgabe und wird alle<br />
Lebensbereiche tangieren. Energiepolitische Maßnahmen<br />
reichen <strong>als</strong>o bei weitem nicht aus. Es ist eine gewaltige<br />
Kulturaufgabe, die auf uns wartet, „by design“, wenn wir<br />
den Wandel planvoll und gewollt einläuten oder „by desaster“,<br />
wenn wir ein weiter-so praktizieren, wie es Prof.<br />
Dr. Niko Paech (Postwachstumsökonom) so treffend<br />
formuliert.<br />
30<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 30 30.07.2013 13:59:59
Was am EEG geändert werden muss<br />
Von Susanne Jung<br />
Vorbemerkung<br />
Das EEG ist und bleibt das wichtigste Markteinführungsprogramm<br />
für Strom aus Erneuerbaren Energien. Die<br />
im Gesetz definierte Anschluss- und Einspeise-Vorrangregelung<br />
und die garantierten Einspeisevergütungen<br />
für EE-Strom sind die Grundlage dafür, dass Strom aus<br />
atomaren und fossilen Quellen verdrängt werden und eine<br />
auf Erneuerbaren Energien basierte Stromversorgung<br />
entstehen kann.<br />
Heute - nach mehr <strong>als</strong> 12 Jahren EEG - stammen ca.<br />
ein Viertel des deutschen Bruttoinlandstroms aus Erneuerbaren<br />
Quellen – ein Erfolg, der sich sehen lassen<br />
kann. Angesichts des immer schneller fortschreitenden<br />
Klimawandels und Fukushimas muss das Ausbautempo<br />
der Erneuerbaren Energien aber weiterhin gesteigert<br />
werden, bis weltweit die fossilen und atomaren Energien<br />
vollständig ersetzt worden sind. Selbst darüber hinaus<br />
werden wir noch mehr Erneuerbare Energien benötigen,<br />
um überschüssiges CO 2<br />
aus der Atmosphäre nicht nur<br />
durch Photosynthese, sondern auch noch auf technischem<br />
Wege zurückzuholen.<br />
Der Widerstand der zentralen Energiewirtschaft, die<br />
zahlreichen politischen Anfeindungen und die medialen<br />
Verleumdungskampagnen haben deutliche Blessuren<br />
am EEG hinterlassen. Das einstm<strong>als</strong> auf eine gewinnbringende<br />
Investition in Erneuerbare Energietechniken<br />
ausgelegte EEG droht zum bürokratischen Dschungel<br />
zu werden: Der Anschluss der Anlagen wird erschwert,<br />
der Abnahmevorrang durch ein Einspeisemanagement<br />
aufgeweicht und gesicherte Vergütungszahlungen durch<br />
den sog. „atmenden Deckel“ sowie durch Marktpreis- und<br />
Prämiensysteme gefährdet.<br />
In den letzten Jahren blähten zudem zahlreiche Novellierungen<br />
das ehem<strong>als</strong> zwölf Paragraphen umfassende<br />
Gesetz auf sechsundsechzig Paragraphen auf. Zwar<br />
erwachte die Erneuerbare-Energien-Branche zu einem<br />
eindrucksvollen Wirtschaftszweig, so dass viele dieser<br />
Neuregelungen und Klarstellungen notwendig und sinnvoll<br />
waren. Die zahlreichen Verordnungen, Rechts- und<br />
Anwendungshinweise des Wirtschafts-, Umwelt- und<br />
Finanzministeriums, die Empfehlungen der Clearingstelle<br />
EEG und der Bundesnetzagentur belegen allerdings<br />
ebenso deutlich, in welchem Maße Investoren bei der<br />
Umsetzung des EEG mit Irritationen und Problemen<br />
konfrontiert wurden und werden.<br />
Wenn juristische Hilferufe und Durchhaltevermögen die<br />
ständigen Begleiter werden, bleibt Investitionswille und<br />
Enthusiasmus auf der Strecke. Wenn Einnahmerisiken<br />
steigen, werden Investoren abgeschreckt und der Erneuerbaren-Energien-Branche<br />
geht die Luft aus.<br />
Wir wollen nicht zusehen, wie das EEG zum Verhinderungsinstrument<br />
wird. Im Folgenden benennen wir<br />
deshalb die derzeit wesentlichsten Probleme und Fehlregelungen<br />
im EEG und appellieren eindringlich an die<br />
Politik, sich dieser Themen bei der nächsten Novellierung<br />
anzunehmen.<br />
1. Ausbaugrenze von 52 GW und „atmenden Deckel“ abschaffen<br />
Sowohl die Ausbaugrenze von 52 GW <strong>als</strong> auch der sogenannte<br />
„atmende Deckel“ zur jährlichen Begrenzung des<br />
PV-Wachstums auf 2.500 - 3.500 MW pro Kalenderjahr<br />
bremsen die Energiewende aus. Die Neuerrichtung von<br />
Produktionsanlagen wird weltweit gestoppt und richtet<br />
damit einen Schaden an, der weit über den nationalen<br />
Rahmen hinausgeht.<br />
Jede gesetzlich festgelegte Ausbaubegrenzung muss<br />
deshalb abgeschafft werden. Ausführliche Informationen<br />
hierzu finden Sie ab Seite 36.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
31<br />
Solarbrief-2-13.indd 31 30.07.2013 13:59:59
2. Garantierte Einspeisevergütung für Solarstrom beibehalten<br />
Bereits seit dem EEG 2009 war der Gesetzgeber bemüht,<br />
den Eigenverbrauch des Solarstroms zu fördern. Zunächst<br />
über Grund-, später auch über anteilige Staffelvergütungen<br />
sollten Anlagenbetreiber motiviert werden, einen<br />
hohen Anteil des erzeugten Solarstroms vor Ort selbst zu<br />
verbrauchen. Dabei ging man von der irrigen Überlegung<br />
aus, dass der im privaten Haushalt oder in unmittelbarer<br />
räumlicher Nähe zur Anlage verbrauchte Strom per se<br />
dazu führen könnte, das öffentliche Stromnetz weniger zu<br />
belasten, Leitungsverluste zu vermeiden und zusätzliche<br />
Investitionen in Netzstrukturen zu verringern. Übersehen<br />
wurde und wird auch heute noch, dass in den allermeisten<br />
Fällen nur ein kaufmännischer Nutzen des Eigenverbrauchs<br />
erkennbar ist: Der Anlagenbetreiber verringert<br />
zwar seine sonstigen Strombezugskosten; der im Haushalt<br />
oder Gewerbe benötigte Strom wird aber kaum an<br />
die tatsächlichen solaren Erzeugungszeiten angepasst.<br />
Der auf Grundlage der vermiedenen Strombezugskosten<br />
entstehende Anreiz, zusätzliche Stromspeicher zu nutzen,<br />
bleibt zu gering. Die Folge: Das öffentliche Stromnetz<br />
wird kaum entlastet, der energiewirtschaftliche Vorteil des<br />
Eigenverbrauchs ist nur begrenzt abbildbar.<br />
Mit dem EEG 2012 wurde die Eigenverbrauchsvergütung<br />
abgeschafft und stattdessen ein Zwangsmittel zu<br />
mehr Eigenverbrauch eingeführt: Die Festlegung eines<br />
ungeförderten „Mindesteigenvermarktungsanteils“ soll<br />
Anlagenbetreiber dazu bringen, „Solarstrom am Anlagenstandort<br />
oder in unmittelbarer räumlicher Nähe selbst zu<br />
verbrauchen oder nachfrageorientierte Direktvermarktungsangebote<br />
zu schaffen“. (1)<br />
Unter dem vielversprechenden Namen „Marktintegrationsmodell“<br />
(§ 33 (1) EEG 2012) wurde die mit der gesetzlich<br />
festgelegten Vergütungshöhe durch den Netzbetreiber zu<br />
vergütende Strommenge auf 90 Prozent der insgesamt<br />
im Kalenderjahr in der Anlage erzeugten Strommenge<br />
begrenzt. Für den Strom, der über die vergütungsfähige<br />
Strommenge hinaus in einem Kalenderjahr eingespeist<br />
wird, verringert sich die Einspeisevergütung auf den<br />
Monatsmittelwert des Marktwerts für Strom aus solarer<br />
Strahlungsenergie. Dieser Marktwert beträgt aktuell 3,66<br />
Ct/kWh.<br />
Das „Marktintegrationsmodell“ trifft Anlagen ab einer installierten<br />
Leistung von größer 10 kW bis 1 MW, die nach<br />
dem aktuellen EEG 2012 in Betrieb gesetzt wurden und<br />
werden. Dächer, die Platz für über 10 kW bieten, werden<br />
nicht mehr voll genutzt, weil die Betreiber die geschilderten<br />
Probleme scheuen. Für Betreiber der Anlagen von<br />
größer 10 kW bis 1 MW wird es in aller Regel schwerer<br />
sein, mindestens 10 % des erzeugten Stroms selbst zu<br />
verbrauchen: je höher die Gesamtstromerzeugung, um so<br />
mehr Kilowattstunden müssen eigenverbraucht werden.<br />
Nur gewerbliche Verbrauchskunden mit über den Tag<br />
gleichbleibenden Stromverbräuchen werden einen hohen<br />
Eigenverbrauch sicherstellen können.<br />
Wenn der Verkauf des Stroms an Dritte (gewerblicher Kunde,<br />
Mieter) in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Anlage -<br />
ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetzes - geplant wird,<br />
erhöht sich der Aufwand des Anlagenbetreibers enorm.<br />
Als Stromlieferant ist er nun auch Energieversorgungsunternehmen<br />
im Sinne der Gesetzgebung. Hieran knüpfen<br />
sich verschiedene Verpflichtungen. Er ist nach § 37 (3)<br />
EEG 2012 zunächst verpflichtet, vom belieferten Dritten<br />
die EEG-Umlage einzuziehen und an den Übertragungsnetzbetreiber<br />
weiterzureichen. Diese EEG-Umlagepflicht<br />
reduziert die Preisattraktivität des Solarstroms im Vergleich<br />
zum sonstigen Strombezugspreis und erschwert<br />
den Verkauf. Außerdem muss er Vermarktungs- und Verwaltungsaufgaben<br />
übernehmen sowie ggf. eine Leitung<br />
zu den zu versorgenden Dritten legen.<br />
Betreiber von Anlagen über 100 kW (2) könnten von dem<br />
sogenannten Direktvermarkten nach § 33a ff EEG 2012<br />
Gebrauch machen. Damit wird die Anlage zur Risikoinvestition:<br />
Der Strom wird an der Börse gehandelt und die<br />
Einnahmen des Anlagenbetreibers setzen sich nun aus<br />
anteiligen Vermarktungserlösen zzgl. Markt- und Managementprämien<br />
zusammen. Wer direkt vermarkten will, wird<br />
sich in aller Regel eines Dienstleisters bedienen müssen,<br />
da Privatpersonen nicht an der Börse handeln können.<br />
Außerdem sind die EEG-Direktvermarktungsregeln komplex<br />
und schwer zu durchschauen. Sie machen die Hilfe<br />
einer juristisch geschulten Person unerlässlich.<br />
Für die ganz großen Anlagen über 1 MW gibt es diese<br />
Schikanen nicht, d.h. keine Begrenzungen der vergütungsfähigen<br />
Strommenge nach § 33 (1) EEG 2012.<br />
FAZIT:<br />
Die fälschlicherweise <strong>als</strong> „Marktintegrationsmodell“ benannte<br />
EEG-Regel ist ein Investitions-Verhinderungsmodell.<br />
Es erhöht das Investitionsrisiko des Anlagenbetreibers.<br />
Dem Anlagenbetreiber die Pflicht zur Vermarktung<br />
des Solarstroms aufzuerlegen, belastet ihn mit einer<br />
zusätzlichen Aufgabe, für die ihm im Allgemeinen aus<br />
beruflichen Gründen die Zeit und die Erfahrung fehlt.<br />
Außerdem wird ihm die Verrichtung dieser zusätzlichen<br />
Tätigkeit nicht vergütet. Die Angemessenheit der Einspeisevergütung<br />
ist damit nicht mehr gegeben.<br />
Das „Marktintegrationsmodell“ muss vollständig abgeschafft<br />
werden. Es schafft keine Marktintegration, denn<br />
dazu wären Stromspeicher erforderlich.<br />
(1) Begründung aus Gesetzentwurf vom 6. März 2012 , BT-Drs. 17/8877<br />
(2) Die Größenempfehlung 100 kW ergibt sich aus der Forderung, dass nur dann ein Direktvermarkten durchgeführt werden darf, wenn eine 1/4h-Messung<br />
durchgeführt wird. Nach § 6 EEG 2012 müssen Anlagen über 100 kW diese kostenintensive Messung sowieso durchführen.<br />
32<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 32 30.07.2013 14:00:00
3. Vorrangregelung der Erneuerbaren beibehalten<br />
In § 11 EEG 2012 wird Netzbetreibern die Möglichkeit<br />
eingeräumt, die an ihr Netz angeschlossenen EE-Anlagen<br />
immer dann abzuregeln, wenn im lokalen Verteilernetz<br />
und im vorgelagerten Übertragungsnetz Netzengpässe<br />
drohen. Der Vorrang der Erneuerbaren soll zwar gewahrt<br />
werden, aber nur solange, wie die Sicherheit und<br />
Zuverlässigkeit der Stromversorgung gewährleistet und<br />
eine netztechnisch erforderliche Mindesterzeugung aus<br />
konventionellen Anlagen möglich bleibt.<br />
Ob eine Abregelung wirklich notwendig wird, lässt sich<br />
von Anlagenbetreibern in aller Regel kaum überprüfen.<br />
Zwar ist der Netzbetreiber verpflichtet, dem Anlagenbetreiber<br />
- sofern keine Gefahr in Verzug ist - vor Durchführung<br />
die Dauer und den Grund einer anstehenden<br />
Abregelung rechtzeitig mitzuteilen. Doch anhand dieser<br />
Informationen können Anlagenbetreiber und die interessierte<br />
Öffentlichkeit kaum nachprüfen, ob das Netz zum<br />
Zeitpunkt der Abregelung tatsächlich mit Erneuerbaren<br />
Energien vollständig ausgelastet war, der Netzbetreiber im<br />
Vorfeld alle erforderlichen Maßnahmen zum notwendigen<br />
Netzausbau getroffen hat und ob fossile Kraftwerksleistung<br />
hinreichend zugefahren oder deren Abschaltung in<br />
Betracht gezogen wurde.<br />
Bei der Entscheidungsfindung zur Abregelung bleibt<br />
unseres Erachtens auch unbeachtet, dass EE-Strom<br />
zwischengespeichert werden kann, um ihn später einzuspeisen<br />
und damit die Netzsicherheit zu stützen.<br />
Der <strong>SFV</strong> fordert deshalb eine umfassende Speicherförderung.<br />
Die Speicher sollten vom Anlagenbetreiber betrieben<br />
werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Speicher<br />
zur Aufnahme von billigen Atom- und Braunkohleüberschüssen<br />
genutzt werden. Details zu dem <strong>SFV</strong>-Vorschlag<br />
können im Internet unter http://www.sfv.de/artikel/speicherausbau.htm<br />
nachgelesen werden.<br />
Sollte es aus Gründen der Systemsicherheit notwendig<br />
werden, EE-Anlagen kurzfristig abzuregeln, müssen Anlagenbetreiber<br />
vollständig für den entgangenen Stromertrag<br />
zzgl. Aufwendungen entschädigt werden. Die derzeitige<br />
Regelung in § 12 (1) EEG 2012, wonach Anlagenbetreiber<br />
nur zu 95 % des entgangenen Ertrags entschädigt werden,<br />
wenn ihr Einnahmeausfall weniger <strong>als</strong> 1 % der Jahreseinnahmen<br />
betrifft, ist eine unnötige Schikane und deshalb<br />
zu streichen. Notwendige Abregelungen sollten in vollem<br />
Umfang auf die Netzgebühren umgelegt werden.<br />
Außerdem fordern wir, dass umfassende Informationen<br />
zum Zeitpunkt, zum Netzbereich, zum Umfang und den<br />
Gründen der Abregelung nicht nur dem Anlagenbetreiber<br />
und der Bundesnetzagentur sondern auch auf einer öffentlichen<br />
Plattform bekannt gegeben werden, damit Experten<br />
und Umweltverbände zeitnah die Notwendigkeit der jeweiligen<br />
Abregelung des EE-Strom überprüfen können.<br />
4. Technische Einrichtungen zum Einspeisemanagement<br />
nicht mehr zu Lasten des Anlagenbetreibers<br />
Jede neu installierte EE-Anlage muss mit einer technischen<br />
Einrichtung zur Reduzierung der Einspeiseleistung<br />
ausgerüstet werden. (3) (4) Die Technikanfordungen richten<br />
sich dabei nach der Größe der Anlage: Anlagen über<br />
100 kW müssen über technische Steuereinrichtungen<br />
in Stufen regelbar sein; bei Anlagen unter 100 kW reicht<br />
es, die Anlage ferngesteuert ausschalten zu können.<br />
Kleinanlagen bis 30 kW können anstelle eines Steuergerätes<br />
die maximale Wirkleistung am Anschlusspunkt<br />
auf 70 % reduzieren. Sowohl die Verantwortung <strong>als</strong> auch<br />
die Kosten für diese technischen Einrichtungen bzw. die<br />
Einnahmeausfälle bei Nutzung der 70%-Regel (je nach<br />
Standort der Anlage ca. 3 - 5 %) tragen die Anlagenbetreiber.<br />
Erfüllen sie die gesetzlichen Vorgaben nicht, reduziert<br />
sich die Vergütung für eingespeisten Strom bis zur<br />
erfolgten Pflichterfüllung auf Null. 5) Soweit die derzeitige<br />
Rechtssituation.<br />
1. Nach unserer Ansicht ist die Verantwortlichkeit und<br />
Kostentragungspflicht des Anlagenbetreibers nicht begründbar,<br />
denn die zu lösende Aufgabe, eine Überlastung<br />
des Netzes zu vermeiden, verlangt einen Ausbau und<br />
eine Optimierung des Verteilnetzes, zu dem nicht der<br />
Anlagenbetreiber, sondern der Netzbetreiber nach § 9<br />
EEG 2012 verpflichtet ist.<br />
Die Lösung der Aufgabe durch Einbau einer aufwändigen<br />
und somit teuren Fernsteuereinrichtung ist nicht erforderlich,<br />
da es erheblich preiswertere Möglichkeiten gibt:<br />
Die Überlastung einzelner Netzzweige macht sich durch<br />
Anstieg der lokalen Netzspannung über einen zulässigen<br />
Wert bemerkbar und führt infolge der ohnehin in jedem<br />
Wechselrichter eingebauten Überspannungsabschaltung<br />
zur automatischen Abschaltung.<br />
Die Überlastung einzelner Netzzweige ergibt sich nicht<br />
allein aus der Einspeiseleistung der Solaranlagen, son-<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
33<br />
Solarbrief-2-13.indd 33 30.07.2013 14:00:00
dern aus einem Überschuss der Einspeisung über den<br />
Gesamtverbrauch im selben Netzzweig. Es müssen <strong>als</strong>o<br />
zwei Größen voneinander abgezogen werden. Die solare<br />
Leistung lässt sich anhand einer einzigen Musteranlage<br />
im Netzzweig bestimmen. Sie kann aus der örtlichen<br />
Sonneneinstrahlung und der bekannten Anlagengröße mit<br />
großer Genauigkeit berechnet werden. Der Verbrauch im<br />
selben Netzzweig setzt sich aus den Verbräuchen aller<br />
Anschlussnehmer (nicht nur der Solaranlagenbetreiber)<br />
zusammen.<br />
Es entspricht somit einer Diskriminierung von Solaranlagenbetreibern<br />
gegenüber den übrigen Anschlussnehmern,<br />
wenn nur die PV-Betreiber, nicht aber die Verbraucher,<br />
dazu verpflichtet werden, Einrichtungen bereitzustellen,<br />
mit deren Hilfe der Netzbetreiber ihr Verhalten am jeweiligen<br />
Anschlusspunkt im Netz überwachen kann.<br />
Wenn der Netzbetreiber keine anderen Lösungen zur<br />
Wahrung der Netzsicherheit erkennt und Einspeisung sowie<br />
Stromverbrauch am Anschlusspunkt überwachen und<br />
steuern möchte, soll er die Kosten <strong>als</strong> auch den Betrieb<br />
der notwendigen technischen Einrichtungen übernehmen.<br />
Dies birgt den Vorteil, dass der Netzbetreiber die geeignete,<br />
preisgünstigste Regeltechnik nutzt und diese nur dort<br />
einsetzt, wo es zwingend erforderlich ist. Die derzeitige<br />
flächendeckende Ausstattung aller EE-Anlagen mit Fernwirktechnik<br />
auf Kosten des Anlagenbetreibers ist weder<br />
kosten- noch technikeffizient. Sie fördert Wildwuchs bei<br />
den Preisgestaltung für Fernwirktechnik, selten bis hin<br />
zu Wucher.<br />
2. Die in § 6 (2) Nr. 6 EEG 2012 <strong>als</strong> Alternative angebotene<br />
Möglichkeit, die maximale Wirkleistung bei Anlagen bis<br />
30 kW dauerhaft auf 70 % zu begrenzen, kann in einigen<br />
wenigen konkreten Einzelfällen zwar eine vorübergehende<br />
Lösung des Netzausbauproblems darstellen. Sie jedoch<br />
auf solche Anlagen anzuwenden, bei denen überhaupt<br />
keine Gefahr der Netzüberlastung besteht, ist unnötig und<br />
damit ein Schikane. Somit dokumentiert die 70%-Lösung<br />
unserer Meinung nach den Versuch, den Einspeisevorrang<br />
generell aufzuweichen.<br />
Netzausbau und Stromspeicher bei den Solaranlagenbetreibern<br />
zu fördern, bleiben der netztechnisch einzig<br />
vernünftige Weg, eine zunehmende Einspeisung von<br />
EE-Strom in Ortsnetzen in den Griff zu bekommen.<br />
3. Die bisherige Regelung, die Einspeisevergütung auf<br />
NULL zu setzen, wenn der Anlagenbetreiber die technischen<br />
Vorgaben nach § 6 EEG 2012 nicht erfüllt, sollte<br />
dringend einer rechtlichen Prüfung unterzogen werden.<br />
Strom aus Erneuerbaren Energien kann und darf nicht<br />
unentgeltlich an Dritte weitergegeben werden.<br />
5. Ausnahmeregelung für stromintensive Unternehmen beenden<br />
Der Umbau unserer Stromerzeugung auf Erneuerbare<br />
Energien wird in einer Übergangszeit zu Mehrkosten<br />
führen. Wenn wir eine schnellstmögliche Energiewende<br />
wollen, sollten wir deshalb diese Kosten auf alle Stromverbraucher<br />
verteilen. Ausnahmeregelungen zur Zahlung<br />
der EEG-Umlage gehören abgeschafft, denn sie konterkarieren<br />
Bemühungen zur Effizienzverbesserung gerade<br />
dort, wo besonders viel Strom verbraucht wird.<br />
Mittelfristig wird sich der Mehrpreis für die Umstellung auf<br />
Erneuerbare lohnen. Wir werden von Preissteigerungen<br />
bei fossilen Energieträgern unabhängiger und können<br />
auf eine dauerhaft bezahlbare Energieversorgung bauen.<br />
Außerdem wird der Wechsel zu einer dezentralen<br />
Energieversorgung mit mehr Versorgungssicherheit und<br />
Gerechtigkeit einhergehen.<br />
Wir sollten alle die Verantwortung dafür übernehmen, die<br />
Abkehr von fossilen Erzeugungstechniken schnellstmöglich<br />
umzusetzen, um klimawandel-bedingte Folgeschäden<br />
zu begrenzen.<br />
6. Veröffentlichung der EEG-Umlage auf den Stromrechnungen<br />
nur im Zusammenhang mit der Entwicklung der Börsenpreise<br />
Mit der Zunahme von eingespeistem Strom aus Anlagen,<br />
die nach dem EEG gefördert werden, sinken die Strom-<br />
Großhandelspreise an der Strombörse und steigt die<br />
sogenannte EEG-Umlage. In der politischen Diskussion<br />
hat die Höhe der EEG-Umlage eine ihr nicht zukommende<br />
Bedeutung erlangt, weil ihre Höhe und ihr Anstieg von den<br />
Endkundenversorgern auf den Stromrechnungen genannt<br />
werden dürfen, während keine Pflicht besteht, gleichzeitig<br />
auch das Sinken der Großhandelspreise (Börsenpreise)<br />
zu veröffentlichen. So wird verschwiegen, dass diese<br />
Preissenkungen von den meisten Endkundenversorgern<br />
nicht an die Endkunden weitergegeben wurden. Die Veröffentlichung<br />
der EEG-Umlage ist deshalb mit der Pflicht<br />
zu verbinden, die Entwicklung der Stromeinkaufspreise<br />
an der Börse an gleicher Stelle ebenfalls mit zu veröffentlichen.<br />
34<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 34 30.07.2013 14:00:00
7. Verfahrensfehler bei Ermittlung der EEG-Umlage korrigieren<br />
Das Verfahren zur Bestimmung der EEG-Umlage ist<br />
derzeit in §§ 34 bis 44 EEG eindeutig festgelegt. Bedauerlicher<br />
Weise führen einige dieser Detailbestimmungen<br />
dazu, dass auch Kosten, die nicht durch die Erneuerbaren<br />
Energien verursacht werden, dennoch zur Erhöhung der<br />
EEG-Umlage führen. Das geschieht insbesondere, wenn<br />
bei starkem Angebot von EE-Strom die Grundlastkraftwerke<br />
(Atom und Braunkohle) den Einspeisevorrang der<br />
Erneuerbaren Energien missachten.<br />
Einen Korrekturvorschlag hierzu finden Sie im Beitrag:<br />
„Fehlallokation von Atom- und Braunkohlekraftwerken<br />
treibt EEG-Umlage in die Höhe - Korrekturvorschlag zum<br />
Wälzungsmechanismus.“ auf Seite 40.<br />
8. Förderung der Stromerzeugung<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen beenden<br />
Die Stromerzeugung aus Biomasse hat sich seit Inkrafttreten<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im<br />
Jahr 2000 mehr <strong>als</strong> verzehnfacht. Ende 2012 waren in<br />
Deutschland über 7500 Biogasanlagen mit einer gesamten<br />
installierten Leistung von 3,2 GW in Betrieb. Sie<br />
erzeugen ca. 22 Mrd. kWh Strom. Blockheizkraftwerke,<br />
betrieben auf Basis von Pflanzenölen und Holz, erbringen<br />
derzeit ca. 17 Mrd. kWh Strom. (6)<br />
Diese Stromerzeugung basiert vorwiegend auf nachwachsenden<br />
Rohstoffen. Ungefähr 2 Millionen Hektar - <strong>als</strong>o ca.<br />
17 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche - werden<br />
derzeit für die Produktion von Energiepflanzen verwandt.<br />
Setzt sich diese Tendenz ungebremst fort, so könnte sich<br />
diese Fläche noch verdoppeln. (7)<br />
Der <strong>SFV</strong> allerdings hält die weitere Verwendung von nachwachsenden<br />
Rohstoffen zur Strom-, Treibstoff- und Wärmeproduktion<br />
für einen Fehler. Die energetische Nutzung<br />
von Biomasse steht in direkter Flächenkonkurrenz zur<br />
a) Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln,<br />
b) Versorgung mit biogenen Rohstoffen zur stofflichen<br />
Verwendung<br />
c) Arten- und Naturschutz und<br />
d) zu wichtigen Klimaschutzmaßnahmen durch biogene<br />
CO 2<br />
-Rückführung (z.B. CO 2<br />
-Senken durch stoffliche<br />
Verwertung von Biomasse, Terra Preta, Maßnahmen<br />
zum Humusaufbau) (8)<br />
Um auf eine klimaschonende, nachhaltige Produktion von<br />
Nahrungs- und Futtermitteln ohne massiven Dünger- und<br />
Pestizideinsatz umzusteigen, benötigen wir mehr Anbaufläche.<br />
Außerdem führen klimawandelbedingte extreme<br />
Wetterereignisse wie Hitzeperioden und Starkniederschläge<br />
schon heute zu signifikanten Ernteausfällen, die<br />
ausgeglichen werden müssen.<br />
Für die Erfüllung der Aufgabe b) - der Produktion von biogenen<br />
Rohstoffen zur stofflichen Verwertung - benötigen<br />
wir erhebliche Mengen von Pflanzen. Da Erdöl nur noch<br />
begrenzt zur Verfügung steht, muss ein Großteil unserer<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Erzeugung von Gebrauchsgütern<br />
bereit gehalten werden.<br />
Die Aufgaben c) und d) werden derzeit noch viel zu wenig<br />
in Angriff genommen.<br />
Aus diesem Grund ist es dringend geboten, nur noch<br />
solche Stromerzeugung aus Bioenergien nach EEG zu<br />
fördern, die auf sonst nicht weiter nutzbaren Reststoffen<br />
basiert. Der Betrieb bereits bestehender Bioenergie-<br />
Stromerzeugungsanlagen sollte zügig auf Reststoffe<br />
umgestellt werden. Entschädigungsmaßnahmen bei<br />
nachträglicher Änderung der Bestimmungen für bereits<br />
errichtete Anlagen halten wir für selbstverständlich.<br />
(3) siehe § 6 (1) - (3) EEG 2012<br />
(4) Je nach Zeitpunkt der Inbetriebsetzung und Anlagengröße ergeben sich auch Umrüstpflichten für Altanlagen, siehe § 66 (1) Nr. 1- 4 EEG 2012<br />
(5) siehe § 17 (1) EEG 2012<br />
(6) http://www.unendlich-viel-energie.de/de/bioenergie/detailansicht/article/105/strom-aus-biomasse.html<br />
(7) http://www.erneuerbare-energien.de/die-themen/bioenergie/kurzinfo/<br />
(8) http://www.sfv.de/artikel/neue_kursbestimmung_des_sfv_zur_nutzung_der_biomasse_-_vorstandsbeschluss.htm<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
35<br />
Solarbrief-2-13.indd 35 30.07.2013 14:00:00
„Atmenden Deckel“ für immer abschaffen<br />
Aussicht auf weitere Vergütungsabsenkungen gefährdet Investitionen<br />
in neue Produktionsanlagen/Solarfabriken<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
Es geht um eine globale Systemänderung<br />
Aus Klimaschutzgründen und zum Schutz gegen zunehmende<br />
Radioaktivität müssen nicht nur die fossilen<br />
sondern auch die atomaren Energien vollkommen ersetzt<br />
werden. Weltweit ist deshalb ein gewaltiger Bedarf an<br />
elektrischem Strom aus Solar- und Windenergie sowie<br />
Stromspeichern absehbar. Das Ausbautempo dieser<br />
drei Techniken muss noch erheblich gesteigert werden,<br />
damit ein vollständiger Systemwechsel in absehbarer Zeit<br />
erreicht werden kann.<br />
In Deutschland lieferte das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) in seiner ursprünglichen Ausgestaltung 2000 sowie<br />
2004 ein äußerst erfolgreiches Anreizsystem für den Bau<br />
von Solarstromanlagen. Doch die Auswirkungen des EEG<br />
beschränkten sich nicht auf Deutschland: Getrieben durch<br />
die deutsche Nachfrage nach Solaranlagen entstanden<br />
auch im Ausland immer weitere Produktionsstätten/Fabriken<br />
für Solarmodule. Ein nicht zu unterschätzender<br />
Beitrag Deutschlands zur weltweiten Umstellung auf<br />
Erneuerbare Energien!<br />
Die Einführung des atmenden Deckels in Deutschland<br />
hat jedoch die Neuerrichtung von Produktionsanlagen<br />
weltweit gestoppt und richtet damit einen Schaden an,<br />
der weit über den nationalen Rahmen hinausgeht.<br />
Bremsmanöver statt Lösung der<br />
Anpassungsaufgaben<br />
Das bis 2009 erreichte hohe Ausbautempo der Solarenergie<br />
in Deutschland hat dazu geführt, dass sich hier schon die<br />
ersten Anpassungsschwierigkeiten zwischen dem neuen<br />
und dem alten System zeigten. Verwunderlich ist das nicht,<br />
sondern ist die logische Folge jeder radikalen Systemänderung.<br />
Deshalb müssen solche Probleme, die sich beim<br />
weiteren Beschleunigen des solaren Ausbaus noch steigern<br />
können, z.B. fehlende Speicher, Stabilitätsfragen, ungleiche<br />
Belastung der verschiedenen Verbraucher usw. analysiert<br />
und sodann aktiv gelöst werden. Je entschlossener diese<br />
Aufgaben angepackt werden, desto reibungsloser kann das<br />
Ausbautempo weiter gesteigert werden.<br />
Karikatur: Gerhard Mester<br />
36<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 36 30.07.2013 14:00:01
Stattdessen hat die Bundesregierung eine Fülle von Maßnahmen<br />
ergriffen, die das Tempo des Solarausbaues verringern<br />
sollen. Insbesondere wurde 2009 der sogenannte<br />
„atmende Deckel“ in das EEG aufgenommen.<br />
Wie der atmende Deckel die Herstellerfirmen<br />
und ihre Geldgeber ruiniert<br />
Wie die Bundesregierung und das Parlament dieses<br />
Abstoppen der Energiewende angesichts des immer<br />
schneller fortschreitenden Klimawandels gegenüber der<br />
Bevölkerung und den kommenden Generationen verantworten<br />
wollen, ist uns unerfindlich. Darüber hinaus hat der<br />
atmende Deckel den Herstellerfirmen der Solarbranche<br />
und ihren Geldgebern bleibende Schäden zugefügt, die<br />
hier genauer dargestellt werden sollen.<br />
Ein Teufelskreis<br />
Der atmende Deckel, § 20a und § 20b EEG, bremst den<br />
solaren Ausbau nicht durch Verbote, sondern durch Kapitalentzug.<br />
Er ist darauf angelegt, dass jährlich nur eine<br />
gleichbleibende (im Vergleich zu den Jahren 2009 und<br />
2010 sogar kleinere) Menge neuer Solaranlagen errichtet<br />
wird. Jede Steigerung des Ausbautempos wird mit einer<br />
sofortigen zusätzlichen Kürzung der Einspeisevergütung<br />
(<strong>als</strong>o eine Kürzung, die weit über die im ursprünglichen<br />
EEG festgesetzte Kürzung von 5 Prozent jährlich hinausgeht)<br />
beantwortet. Diese Regelung treibt die Hersteller<br />
von Solarprodukten in einen Teufelskreis. Die Absenkung<br />
der Einspeisevergütung zwingt sie, die Stückpreise entsprechend<br />
zu senken, da sie sonst ihr Produkt nicht mehr<br />
verkaufen können. Wenn es ihnen gelingt, die erzwungene<br />
Senkung der Stückpreise durch eine Vergrößerung der<br />
Stückzahlen auszugleichen, wie es betriebswirtschaftlich<br />
geboten ist, dann werden sie drei Monate später durch<br />
noch stärkere allmonatliche Absenkungen der Einspeisevergütung<br />
zu noch stärkeren Stückpreissenkungen<br />
gezwungen. Diese Entwicklung führt fast zwangsläufig in<br />
eine von der jeweiligen Firmenleitung nicht verschuldete<br />
Insolvenz.<br />
Das Erfolgsprinzip des ursprünglichen EEG wurde in sein<br />
Gegenteil verkehrt: Der wirtschaftliche Erfolg bei der Umstellung<br />
auf Solarenergie wird nicht mehr belohnt, sondern<br />
pönalisiert (bestraft).<br />
Das Vertrauen der Investoren wurde getäuscht<br />
Die Absenkungen der Einspeisevergütung verringern<br />
bekanntlich nicht die Zahlungen für bereits installierte Solaranlagen,<br />
die 20 Jahre lang ihre garantierten Zahlungen<br />
erhalten. Auf deren „Bestandschutz“ haben die Erfinder<br />
des atmenden Deckels peinlich geachtet. Aber einen<br />
ebenso wichtigen Punkt haben sie bei den theoretisierenden<br />
Überlegungen zur nachträglichen Beeinflussung des<br />
Solarstromausbautempos offenbar übersehen: Nicht nur<br />
Solaranlagenbetreiber haben Investitionen vorgenommen.<br />
Die ständige Erweiterung der gesamten Produktionskette<br />
im In- und Ausland von der Siliziumgewinnung aus Sand<br />
über die Herstellung von Wafern, Solarzellen, Solarmodulen,<br />
Wechselrichtern und Zubehörteilen bis hin zum<br />
Aufbau von Zigtausenden von Installationsbetrieben wurde<br />
nach anfänglichen staatlichen Hilfen zunehmend über<br />
private Initiative finanziert. Anreiz für die Kapitalgeber war<br />
die Aussicht auf eine Refinanzierung ihrer Investitionen<br />
in den folgenden Jahrzehnten durch gewinnbringenden<br />
Betrieb der Produktionsanlagen. Und diese Refinanzierung<br />
der gesamten Produktionskette wurde leichtsinnig<br />
aufs Spiel gesetzt. Die Nachhaltigkeit der Refinanzierung<br />
oder anders ausgedrückt, die Vertrauensgrundlage für die<br />
Investoren ging verloren.<br />
Warum eine Vergütungsabsenkung die<br />
Refinanzierung überproportional vermindert<br />
Ohne Gewinnaussicht kann kein Kapitalgeber gewonnen<br />
werden. Doch gerade die Gewinnaussicht wird an erster<br />
Stelle durch eine nicht vorhergesehene Absenkung der<br />
Einspeisevergütung zunichte gemacht.<br />
Das Absenken der Einspeisevergütung beeinflusst sofort<br />
und unmittelbar den Verkaufspreis der PV-Anlagen.<br />
Solar-Silizium-Produktion<br />
Zubehör<br />
Wafer-Produktion<br />
Zellenherstellung<br />
Solarmodulfabrik<br />
Die Qualität der Produkte leidet<br />
Der übermäßige Zwang zur Stückpreissenkung zwingt<br />
die Hersteller zu Sparmaßnahmen, die sich inzwischen<br />
auch auf die Qualität der Produkte auswirken. PV-Sachverständige<br />
berichten übereinstimmend, dass eine hohe<br />
Anzahl der von ihnen begutachteten Anlagen erhebliche<br />
Fehler aufweisen, die auf schlampige Arbeit und ungenügende<br />
Endkontrolle, aber auch auf ungeeignetes Material<br />
hinweisen.<br />
Wechselrichter-Fabrik<br />
Solar-Installations-<br />
Betrieb<br />
Eine<br />
einzige<br />
Zahlung<br />
Änderungen der Einspeisevergütungen<br />
schlagen<br />
sofort und in voller Höhe<br />
auf die Einnahmen der<br />
Produktionsbetriebe durch<br />
Über 20 Jahre verteilte<br />
Einspeisevergütung<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
37<br />
Solarbrief-2-13.indd 37 30.07.2013 14:00:01
Bei Absenkung der Einspeisevergütung muss der Solarinstallateur<br />
seine Verkaufspreise sofort entsprechend<br />
absenken, da er sonst nur noch sehr wenige Anlagen<br />
verkaufen kann.<br />
Die Einspeisevergütung wird dem Solaranlagenbetreiber<br />
in gut 20 Jahresraten ausgezahlt. Er selber aber bezahlt<br />
seine Solaranlage gleich zu Beginn mit dem vollen Preise,<br />
d.h. er geht in Vorleistung. Der Preis für die Solaranlage<br />
entspricht bei kostendeckender Einspeisevergütung <strong>als</strong>o<br />
grob dem 20-fachen der jährlichen Einspeisevergütung.<br />
Wenn die Einspeisevergütung um einen bestimmten<br />
Prozentsatz gesenkt wird, müssen die Installationsbetriebe<br />
den Kaufpreis für die Solaranlage um den selben<br />
Prozentsatz sofort (und nicht erst im Verlauf der 20 Jahre)<br />
absenken. Die Zahlung des Installateurs an die Lieferanten<br />
von Solarmodulen, Wechselrichtern und Zubehör geht<br />
<strong>als</strong>o fast schlagartig um den gleichen Betrag zurück, um<br />
den die gesamte Solaranlage billiger verkauft wurde.<br />
Für die Herstellerfirmen bedeutet das: Wenn sie ihr<br />
Produkt in gleicher Qualität und gleicher Stückzahl, aber<br />
zum geringeren Preis verkaufen wollen, vermindert sich<br />
ihr Gewinn.<br />
Zahlenbeispiel:<br />
Der Gewinn habe bislang 4 Prozent der Einnahmen<br />
betragen.<br />
100.000 Euro Einnahmen<br />
- 96.000 Euro Ausgaben<br />
4.000 Euro Gewinn<br />
Nun wird die Einspeisevergütung um 1 Prozent gesenkt.<br />
Damit sinken auch die Einnahmen um 1 Prozent<br />
99.000 Euro Einnahmen<br />
-96.000 Euro Ausgaben<br />
3.000 Euro Gewinn<br />
Der Gewinn ist somit um 1.000 Euro gesunken, das ist<br />
verglichen mit dem ursprünglichen Gewinn von 4.000 Euro<br />
eine Gewinneinbuße um 25 Prozent.<br />
Im Zahlenbeispiel bewirkt eine unvorhersehbare zusätzliche<br />
Absenkung der Einspeisevergütung nur um 1 Prozent<br />
bereits eine Gewinneinbuße um 25 Prozent.<br />
Man erkennt, wie empfindlich die Gewinnsituation schon<br />
auf nur kleine Veränderungen des Einkaufpreises reagiert.<br />
Der atmende Deckel arbeitet jedoch mit erheblich gröberen<br />
Absenkungen der Einspeisevergütung. Solche<br />
Absenkungen beenden deshalb abrupt die bisherigen<br />
Gewinne der Produktionsanlagen.<br />
Kapitalgeber nach einem Jahr Anlauf den ersten Gewinn<br />
erwirtschaftet und die erste Refinanzierungszahlung 2007<br />
geboten. Im Jahr 2008 folgte die zweite Refinanzierungszahlung,<br />
im Jahr 2009 folgte die dritte Refinanzierungsrate.<br />
Nach 3 Jahren kam dann mit dem atmenden Deckel<br />
die erste ungeplante Absenkung der Einspeisevergütung.<br />
So endete für diese Produktionsanlage bereits nach 3<br />
Jahren - viel zu früh - jegliche Refinanzierung.<br />
Das Vertrauen von Zehntausenden von Kapitalgebern und<br />
Investoren in die Kontinuität der Solarförderung wurde mit<br />
solchen Enttäuschungen verspielt. Dass es jem<strong>als</strong> wieder<br />
zurückgewonnen werden kann, so lange ausgewiesene<br />
Solarfreunde den atmenden Deckel auch noch verteidigen,<br />
ist nicht anzunehmen.<br />
Appell des <strong>SFV</strong> für eine Einspeisevergütung<br />
ohne atmenden und sonstigen Deckel<br />
Der <strong>SFV</strong> appelliert deshalb an alle Freunde der Solarenergie,<br />
den „atmenden Deckel“ <strong>als</strong> ungeeignetes Förderinstrument<br />
zu ächten.<br />
Notwendig ist eine zuverlässig vorhersehbare und einplanbare<br />
Einspeisevergütung, die nicht nur die Kosten<br />
der Herstellung der Solaranlagen sowie ihrer Komponenten<br />
inklusive von Pufferbatterien, sondern - wie in den<br />
Anfangszeiten bis 2008 - auch das notwendige weitere<br />
Wachstum der gesamten Produktionskette refinanzieren<br />
kann. Diese Einspeisevergütung muss neu festgesetzt<br />
werden. Sie muss, besonders auch mit Rücksicht auf<br />
die Speicherkosten, erheblich höher sein <strong>als</strong> die derzeitige<br />
Einspeisevergütung. Von diesem erhöhten Stand<br />
aus kann sie dann wieder mit 5% jährlich sinken. Jedes<br />
schnellere Absenken der Einspeisevergütung muss dann<br />
so rechtzeitig vorher angekündigt werden, dass die dann<br />
zum Zeitpunkt der Ankündigung gerade in Betrieb gegangenen<br />
Produktionsanlagen noch ausreichend lange Zeit<br />
produzieren können, bis sie sich endgültig refinanziert<br />
haben. Eine Ankündigungsfrist von 10 Jahren dürfte wohl<br />
ausreichen.<br />
Vorgebliche Gründe für den atmenden<br />
Deckel und Entgegnung des <strong>SFV</strong><br />
Leider werden von Solarfreunden immer noch Gründe für<br />
eine Beibehaltung des atmenden Deckels genannt. Auch<br />
wenn wir diese <strong>als</strong> zweitrangig und inkonsistent ansehen,<br />
wollen wir uns mit ihnen doch im Folgenden argumentativ<br />
auseinandersetzen.<br />
Beispiel: Unmöglichkeit der Refinanzierung<br />
einer Produktionsanlage aus dem Jahr 2004<br />
Nehmen wir zum Beispiel eine Produktionsanlage (Fabrik),<br />
die durch eine Investition im Jahr 2004 errichtet wurde. Im<br />
Jahr 2006 hat sie ihren Betrieb aufgenommen und dem<br />
Ohne atmenden Deckel hätte die schwarzgelbe<br />
Koalition längst einen echten Ausbaudeckel<br />
eingeführt<br />
Kommentar: Dieses Argument lebte von der Hoffnung,<br />
dass es beim atmenden Deckel schon so schlimm nicht<br />
38<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 38 30.07.2013 14:00:01
kommen werde. Die Tatsache, dass drei Jahre nach<br />
Einführung des atmenden Deckels die Zahl der neu<br />
installierten Solaranlagen (noch) nicht zurückgegangen<br />
ist (sie ist allerdings auch nicht mehr angestiegen),<br />
bestätigt diese Hoffnung nur scheinbar. Vielmehr zeigt<br />
die lawinenartig anwachsende Zahl an Insolvenzen,<br />
der katastrophale Absturz fast aller Solaraktien und die<br />
untragbare Zunahme von versteckten Mängeln an den<br />
unter Zeit- und Finanzdruck hergestellten Solaranlagen<br />
deutlich die destruktive Wirkung des atmenden Deckels.<br />
Der Unterschied zwischen einem „atmenden“ Deckel<br />
und einem „echten“ Ausbaudeckel erschließt sich dem<br />
Beobachter immer weniger. Eher denkt er an Selbstmord<br />
aus Angst vor dem Tode.<br />
Im Übrigen war dieses Zugeständnis der Grünen auch<br />
noch vergeblich, denn am 1.4.2012 wurde ein weiterer<br />
Ausbaudeckel, der 52 GW Deckel in das EEG 2012<br />
aufgenommen.<br />
Der atmende Deckel könne verhindern, dass<br />
erfolgreiche Akteure unakzeptabel hohe<br />
Gewinne (über 10 Prozent) machen würden.<br />
Unser Kommentar dazu: Die erstaunliche Höhe einiger<br />
Gewinne in Einzelfällen ist nicht repräsentativ. Sie erklären<br />
sich aus glücklichen Umständen beim Einkauf oder der<br />
Fremdfinanzierung.<br />
Ein vereinfachtes Beispiel: Eine Solaranlage koste<br />
100.000 Euro. Der Gewinn betrage 2.000 Euro. Wenn<br />
das Eigenkapital 20.000 Euro betragen hat, dann ergibt<br />
sich eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent.<br />
Solchen glücklichen Fällen stehen andere Fälle gegenüber,<br />
in denen durch Verzögerung des Anschlusses oder<br />
unvorhergesehene Reparaturen oder durch den gesetzlich<br />
erzwungenen nachträglichen kostenpflichtigen Einbau<br />
einer „technischen Einrichtung nach § 6 EEG“ kein Gewinn<br />
erzielt wurde. Aber das nur nebenbei.<br />
Bei einem guten Anreizprogramm, bei dem der Betreiber<br />
der Anlage das wirtschaftliche Risiko trägt, müssen<br />
die Anreize dem Risiko angemessen sein und je nach<br />
erbrachter Leistung variieren. Deshalb müssen auch<br />
überdurchschnittliche Gewinne zulässig sein.<br />
Außerdem verkleinert der atmende Deckel nicht nur die<br />
hohen Gewinne, sondern alle Einnahmen in der gesamten<br />
Produktionskette. Aus geringen Gewinnen macht er Verluste<br />
und die bisherigen Verluste verschlimmert er noch.<br />
Somit sieht der atmende Deckel keinen Schutz für solche<br />
Solarbetriebe oder Solaranlagenbetreiber vor, die bereits<br />
vor den außerplanmäßigen Vergütungsabsenkungen nur<br />
eine bescheidene Rendite erwirtschaften konnten.<br />
Besonders die Ärmeren unter den<br />
Stromkunden würden unter dem<br />
Strompreisanstieg leiden<br />
Unser Kommentar dazu: Die Ärmeren unter den Stromkunden<br />
werden besonders betroffen, weil Ärmere generell<br />
weniger finanzielle Reserven gegenüber jeder steigenden<br />
finanziellen Belastung haben, doch gäbe es, wenn man<br />
das Problem der Armut beseitigen wollte, zielgenauere<br />
sozialpolitische Maßnahmen <strong>als</strong> Strompreissenkungen.<br />
Der Umstieg auf die Erneuerbaren Energien<br />
würde billiger, wenn er langsamer erfolgte<br />
Unser Kommentar: Der Aufbau eines neuen Stromversorgungssystems<br />
kostet Geld, das letztlich von allen<br />
Stromkunden bezahlt werden muss. Es ist allerdings ein<br />
Gedankenfehler, dass ein langsamerer Umstieg auf Erneuerbare<br />
Energien billiger käme. Dazu zwei Beispiele:<br />
• Bei einem langsamen Umstieg müssen konventionelle<br />
Kohlekraftwerke länger in Betrieb bleiben. Der<br />
Neubau des großen Braunkohlekraftwerks in Neurath<br />
wäre bei einem schnellen Umstieg offensichtlich<br />
nicht nötig gewesen.<br />
• Bei der derzeitigen Verzögerung des Umstiegs sind<br />
eine sehr große Zahl von Solarbetrieben insolvent<br />
geworden. Die für sie getätigten Investitionen sind<br />
verloren und müssen später noch einmal getätigt<br />
werden.<br />
Volkswirtschaftlich gesehen müssen auch die Kosten des<br />
Klimawandels berücksichtigt werden, die um so höher<br />
sind, je ungehemmter er sich vollzieht.<br />
Deutschland müsse nicht die gesamte<br />
Entwicklung der Solarenergie bezahlen wollen<br />
Unser Kommentar: Deutschland hat die wirtschaftliche Potenz,<br />
und eine Bevölkerung, die dazu mehrheitlich bereit<br />
ist, durch engagierte Förderung der Solarenergie und der<br />
Speichertechnik diese global durch Massenproduktion und<br />
technische Erfahrung konkurrenzfähig zu machen.<br />
Eine Vorreiterrolle würde Deutschland von den teuren<br />
Kohle, Öl, Gas und Uranimporten unabhängig machen<br />
und uns einen technologischen nationalen Erfahrungsschatz<br />
bescheren.<br />
Fußnote: Was bewirkt der 52-GW-Deckel<br />
§ 20b Abs. 9a EEG: Wenn die nach § 20a Absatz 2 Nummer 2<br />
veröffentlichte Summe der installierten Leistung al ler geförderten<br />
Anlagen zur Erzeugung von Strom aus solarer Strahlungsenergie<br />
im Geltungsbe reich dieses Gesetzes erstm<strong>als</strong> den Wert 52 000<br />
Megawatt überschreitet, verringern sich die Vergü tungen nach §<br />
32 abweichend von den Absätzen 1 bis 9 zum ersten Kalendertag<br />
des auf die Veröf fentlichung folgenden Monats auf Null, Siehe<br />
auch http://www.bmu.de/bmu/presse-reden/pressemitteilungen/<br />
pm/artikel/photovoltaik-einigung-im-vermittlungsausschuss/<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
39<br />
Solarbrief-2-13.indd 39 30.07.2013 14:00:01
Verfahrensfehler bei Ermittlung<br />
der EEG-Umlage<br />
Fehlallokation von Atom- und Braunkohlekraftwerken treibt EEG-Umlage in die Höhe -<br />
Korrekturvorschlag zum Wälzungsmechanismus<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
Fachbegriffe werden im laufenden Text erklärt<br />
Die EEG-Umlage in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung<br />
In der politischen Diskussion wird die Höhe der EEG-<br />
Umlage <strong>als</strong> Maßstab für die Mehrkosten angesehen, die<br />
die Stromkunden aufbringen müssen, um die Erneuerbaren<br />
Energien in der allgemeinen Stromversorgung zu<br />
etablieren. Ein Ansteigen dieser Umlage wird mehrheitlich<br />
<strong>als</strong> finanziell bedrohlich empfunden und gefährdet insgesamt<br />
die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien. Selbst<br />
politische Befürworter des raschen Umstieges unterlassen<br />
wichtige Entscheidungen, wenn zu befürchten ist, dass<br />
sie die EEG-Umlage weiter erhöhen könnten. Die Gegner<br />
einer raschen Umstellung auf Erneuerbare Energien<br />
wiederum nehmen jede Gelegenheit wahr, den Anstieg<br />
der EEG-Umlage den Stromkunden recht deutlich zu<br />
machen. So erscheint z.B. bei den meisten Endkunden-<br />
Versorgungsunternehmen die Höhe des auf den Einzelnen<br />
entfallenden Anteils auf den Stromrechnungen.<br />
Das Verfahren zur Bestimmung der EEG-Umlage ist im<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den Paragrafen<br />
34 bis 44 eindeutig festgelegt. Bedauerlicher Weise führen<br />
einige dieser Detailbestimmungen dazu, dass auch<br />
Kosten, die nicht durch die Erneuerbaren Energien verursacht<br />
werden, dennoch zur Erhöhung der EEG-Umlage<br />
führen. Das geschieht insbesondere, wenn bei starkem<br />
Angebot von EE-Strom die Grundlastkraftwerke (Atom<br />
und Braunkohle) den Einspeisevorrang der Erneuerbaren<br />
Energien missachten. Sie können nur vergleichsweise<br />
langsam in Ihrer Leistung verändert und unter einer sogenante<br />
Mindestleistung (grob ungefähr bei 50 Prozent)<br />
überhaupt nicht betrieben werden weil sie dazu technisch<br />
nicht in der Lage sind. Es stellt sich hier die Frage, wie<br />
weit diese Kraftwerke für ein Zusammenwirken mit rasch<br />
fluktuierenden Erneuerbaren Energien an einer Strombörse<br />
geeignet sind.<br />
Vorbemerkung: Physikalische oder<br />
kaufmännische Strom- oder Geldflüsse?<br />
Wer den Stromhandel verstehen will, sollte sich bewusst<br />
machen, dass es verschiedene Betrachtungsweisen gibt.<br />
Die physikalische Betrachtung bezieht sich auf den Fluss<br />
der Elektronen. Die kaufmännische Betrachtung bezieht<br />
sich auf die Eigentumsverhältnisse und natürlich auf die<br />
Geldströme. Diese drei Flüsse gehen unterschiedliche<br />
Wege. Es klingt fast wie ein Scherz, wenn man sagt,<br />
durch das Übertragungsnetz flösse kein Geld und durch<br />
die Strombörse fllösse kein Strom, aber es ist richtig. Und<br />
an der Strombörse werden Entscheidungen getroffen, wer<br />
Strom physikalisch einspeisen darf und welcher Akteur<br />
von welchem anderen Akteur Geld bekommt.<br />
Der physikalische Stromfluss deutet den Fluss der elektrischen<br />
Energie an (Bild 1).<br />
Der kaufmännische Stromfluss zeigt den Wechsel des<br />
Eigentums an den Energiemengen an, zeigt <strong>als</strong>o an, wem<br />
der Strom jeweils gehört (Bild 2).<br />
Bild 1: Physikalischer Stromfluss<br />
Bild 2: Kaufmännischer Stromfluss<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
Konventionelle<br />
Kraftwerke<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
Konventionelle<br />
Kraftwerke<br />
Konventionell<br />
erzeugter<br />
Strom<br />
S t r o m b ö r s e<br />
EEG-<br />
Strom<br />
S t r o m b ö r s e<br />
Strommix<br />
Konvent.<br />
Strom<br />
V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />
E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />
V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />
E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />
EEG-<br />
Strom<br />
Strom-Mix<br />
EEG-<br />
Strom<br />
E E G – B e t r e i b e r<br />
E n d k u n d e n<br />
E E G – B e t r e i b e r<br />
E n d k u n d e n<br />
40<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 40 30.07.2013 14:00:02
Anmerkung: In allen nun folgenden Bildern lassen<br />
wir zur Erhöhung der Übersichtlichkeit die physikalischen<br />
und kaufmännischen Stromflüsse weg und<br />
stellen nur noch die Geldflüsse dar. Diese gehen<br />
im Regelfall in umgekehrter Richtung wie die Energieflüsse<br />
nach der einfachen Regel: Geld gegen<br />
Ware. Die unterschiedliche Dicke der Pfeile soll<br />
einen Eindruck von dem unterschiedlichen Betrag<br />
der Geldströme vermitteln.<br />
Bild 3: Geldflüsse ohne EEG-Umlage<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
Börsenerlös<br />
für EEG-Strom<br />
Konventionelle<br />
Kraftwerke<br />
Börsenerlös für<br />
konvent. Strom<br />
Das nebenstehende Bild 3 ist nicht vollständig. Man<br />
sieht, dass der Übertragungsnetzbetreiber Verluste<br />
machen würde, weil er mehr Geld an die Verteilnetzbetreiber<br />
zahlen muss (grüner Pfeil) <strong>als</strong> er an<br />
der Strombörse für den Verkauf des EEG-Stroms<br />
erhalten kann (grauer Pfeil).<br />
Der Gesetzgeber hat deshalb einen finanzieller<br />
Ausgleich für den Übertragungsnetzbetreiber, bestimmt,<br />
die sogenannte EEG-Umlage. Sie wird beim<br />
nächsten Bild (Bild 4) <strong>als</strong> roter Pfeil eingefügt.<br />
V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />
E E G – B e t r e i b e r<br />
S t r o m b ö r s e<br />
E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />
E n d k u n d e n<br />
Mit Gewinn<br />
kalkuliert<br />
Ein Grundsatzkonflikt<br />
Im liberalisierten Strommarkt erfolgt der Einsatz<br />
von Stromerzeugern nach den Regeln des Börsengeschäfts,<br />
d.h. nicht nach ökologischen, sondern<br />
ausschließlich nach preislichen Kriterien. Der<br />
billigste Strom (genauer gesagt, der am billigsten<br />
angebotene Strom) wird vorrangig ins Stromnetz<br />
aufgenommen. Diese Vorrangregel steht im Konflikt<br />
zu einer noch nicht vollständig durchgesetzten Vorrangregelung<br />
für ökologisch erzeugten Strom.<br />
Zweck der EEG-Umlage<br />
Damit der vergleichsweise teurere Strom aus Erneuerbaren<br />
Energien (EEG-Strom) überhaupt eine<br />
Chance an der Strombörse hat, muss er dort unter<br />
seinen tatsächlichen Erzeugungskosten angeboten<br />
werden. Diese Aufgabe übernehmen nach EEG<br />
- wie bereits in Bild 3 gezeigt - die Übertragungsnetzbetreiber<br />
(ÜNB). Sie kaufen den EEG-Strom<br />
von den Verteilnetzbetreibern und bezahlen ihn in<br />
Höhe der Einspeisevergütung. Dann verkaufen die<br />
ÜNB den Strom unter Preis an der Strombörse. Zum<br />
Ausgleich des ihnen dabei entstehenden Verlusts<br />
erhalten sie die EEG-Umlage (siehe Bild 4).<br />
Nun musste der Gesetzgeber noch festlegen,<br />
wer die EEG-Umlage letztlich bezahlen soll: Der<br />
Endkundenversorger wurde verpflichtet, für jede<br />
Kilowattstunde, die er seinen Kunden verkauft,<br />
einen festgelegten Anteil (die EEG-Umlage) an<br />
den Übertragungsnetzbetreiber abzuführen. Bild 5<br />
(rechts). Für stromintensive Betriebe gibt es eine<br />
unsinnige Ausnahme (siehe dazu Seite 34).<br />
Es bleibt dem Endkundenversorger überlassen,<br />
wieviel Geld er dann insgesamt von seinem Endkunden<br />
verlangt (freier Markt). Auf der Stromrechnung<br />
darf er die Höhe der EEG-Umlage angeben.<br />
Bild 4: Die EEG-Umlage ergänzt den Börsenerlös<br />
Bild 5: EEG-Umlage <strong>als</strong> Teil des Endkunden-Strompreises<br />
Einspeisevergütungen<br />
Einspeisevergütungen<br />
Einspeisevergütungen<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
EEG-Umlage<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />
E E G – B e t r e i b e r<br />
EEG-Umlage<br />
Börsenerlös<br />
für EEG-Strom<br />
Börsenerlös<br />
für EEG-Strom<br />
S t r o m b ö r s e<br />
E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />
Strompreis<br />
E n d k u n d e n<br />
Konventionelle<br />
Kraftwerke<br />
Börsenerlös für<br />
konvent. Strom<br />
Börsenpreis<br />
für Strom-Mix<br />
Mit Gewinn<br />
kalkuliert<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
41<br />
Solarbrief-2-13.indd 41 30.07.2013 14:00:02
Bild 6: Aufblähung der EEG-Umlage durch unverschuldete<br />
„Strafgebühr“<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />
E E G – B e t r e i b e r<br />
EEG-Umlage<br />
S t r o m b ö r s e<br />
E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />
Bild 7: Abtrennung einer Fehlallokationsabgabe von der<br />
EEG-Umlage bei negativem Börsenpreis<br />
Einspeisevergütungen<br />
Einspeisevergütungen<br />
Die Abhängigkeit der EEG-Umlage<br />
vom Börsenpreis<br />
An der Strombörse ergeben sich die Preise aus<br />
Angebot und Nachfrage. Deshalb schwanken<br />
auch die Verkaufserlöse für den EEG-Strom an<br />
der Börse. Der von den EEG-Anlagen gelieferte<br />
Strom wird vom Übertragungsnetzbetreiber immer<br />
noch billiger <strong>als</strong> der billigste konventionell<br />
erzeugte Strom angeboten, so dass sein börslicher<br />
Vorrang gesichert ist. Dann können einige<br />
konventionelle Kraftwerke ihren etwas teureren<br />
Strom nicht verkaufen und müssen deshalb ihre<br />
Stromproduktion zurückfahren. Die Stromverbraucher<br />
erhalten einen Mix aus EEG-Strom und<br />
konventionell erzeugtem Strom.<br />
„Strafzahlung“<br />
bei Lieferung<br />
von EEG-Strom<br />
an die Börse<br />
trotz Überangebots<br />
Strompreis<br />
E n d k u n d e n<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
EEG-Umlage<br />
korrigiert<br />
Atom- und<br />
Braunkohle<br />
Grundlast<br />
zahlt für<br />
Einspeise-<br />
Erlaubnis<br />
Endkundenversorger<br />
bekommt Geld, wenn<br />
er Strom abnimmt<br />
Mit Gewinn<br />
kalkuliert<br />
„Strafzahlung“<br />
Fehlallokationsabgabe<br />
Dieses einleuchtende Berechnungsverfahren<br />
verliert allerdings seine Berechtigung, wenn<br />
bei starkem Angebot von EEG-Strom alle Spitzenlast-<br />
und Mittellastkraftwerke bereits ihre<br />
Stromproduktion eingestellt haben und nur noch<br />
die Grundlastkraftwerke (Atom und Braunkohle)<br />
Strom liefern. Sie können nicht unter eine Mindestleistung<br />
zurückgefahren werden, weil sie<br />
dazu technisch nicht in der Lage sind.<br />
Wenn man trotzdem die formalen Börsenregeln<br />
weiter anwendet (wie das zur Zeit geschieht),<br />
führt ein (Über-)Angebot von Strom aus Grundlastkraftwerken,<br />
die sich nicht beliebig schnell und<br />
beliebig weit in ihrer Leistung abregeln lassen, zu<br />
negativen Börsenpreisen. Das heißt, wer zu diesen<br />
Zeiten Strom abnimmt, bekommt sogar noch<br />
Geld dazu. Die Geldflüsse kehren sich um.<br />
Ein negativer Börsenpreis stellt für Großverbraucher,<br />
die den Strom direkt an der Börse kaufen<br />
können, einen Anreiz dar, noch mehr zu verbrauchen.<br />
Für einen Erzeuger wirkt er wie eine<br />
Pönalie, d.h. wie eine „Strafgebühr“, die ihn zum<br />
Abregeln oder Abschalten zwingen soll.<br />
Gründe für eine Neudefinition der<br />
EEG-Umlage<br />
Der Stromkunde, der die EEG-Umlage zahlen<br />
muss, glaubt, dieses Geld käme ausschließlich<br />
den Anlagen der Erneuerbaren Energien <strong>als</strong><br />
Einspeisevergütung zugute. Tatsächlich aber<br />
stellt ein Teil der Zahlungen nichts anderes <strong>als</strong><br />
eine Fehlallokationsgebühr für nicht abregelbare<br />
Grundlastkraftwerke dar (Fehlallokation bedeutet<br />
fehlerhafte Zuweisung. Hier besagt „Fehlallokation“,<br />
nicht abregelbare Kraftwerke passen nicht in<br />
ein Stromversorgungssystem mit fluktuierenden<br />
Erneuerbaren Energien).<br />
Die Stromkunden müssen (bei negativem Börsenpreis)<br />
nicht nur für den EEG-Strom, sondern (solange<br />
die bisher geltende Regelung nicht korrigiert<br />
wird) zusätzlich auch noch für die Fehlallokation<br />
der Braunkohle- und Atomkraftwerke zahlen.<br />
Solche Situationen werden mit wachsender Zahl<br />
von EEG-Anlagen immer häufiger werden und<br />
zu einer erheblichen Belastung und sachfremden<br />
Verfälschung der EEG-Umlage führen.<br />
Wir beschäftigen uns deshalb im Folgenden ausschließlich<br />
mit diesem Sonderfall (siehe Bild 6)<br />
42<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 42 30.07.2013 14:00:03
Aus dieser „Aufblähung“ ergeben sich zwei<br />
Nachteile:<br />
• unberechtigte psychologische Stimmungsmache<br />
gegen die Erneuerbaren Energien durch<br />
die irreführende Bezeichnung „EEG-Umlage“<br />
• unnötige Mehrbelastung der Stromkunden.<br />
Hier sei ausdrücklich auch auf die Rolle der<br />
Endkundenversorger in der psychologischen<br />
Stimmungsmache gegen die Erneuerbaren<br />
Energien hingewiesen. In Bild 6 erkennt man,<br />
dass der Endkundenversorger gelegentlich sogar<br />
noch Geld dazubekommt, wenn er bei negativem<br />
Börsenpreis Strom einkauft. Dem Endkundenversorger<br />
ist es freigestellt, wie er den Endverkaufspreis<br />
gegenüber dem Endverbraucher kalkuliert<br />
und wie er die Rolle der EEG-Umlage in seiner<br />
Schlussabrechnung gegenüber dem Stromkunden<br />
darstellt. Er könnte - wenn er sich um eine<br />
korrekte Darstellung bemüht - zum Beispiel darstellen,<br />
dass die Erneuerbaren Energien seinen<br />
Stromeinkauf an der Börse erheblich verbilligt<br />
haben. Die allermeisten Endkundenversorger<br />
jedoch erwähnen diesen Gesichtspunkt nicht,<br />
sondern weisen anklagend nur auf die steigende<br />
EEG-Umlage hin. Gäbe es noch eine Strompreisaufsicht,<br />
wie vor der Liberalisierung des<br />
Strommarktes, so würde sie wohl gegen eine<br />
solche F<strong>als</strong>chdarstellung einschreiten. Heute<br />
jedoch lässt der Staat den kleinen Stromkunden<br />
im Kampf gegen die Preistreiberei der Endkundenversorger<br />
im Stich. Dies wollen wir ändern.<br />
Bild 8: Direkte Zahlung der Fehlallokationsabgabe an den<br />
Netzbetreiber bei negativem Börsenpreis<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
EEG-Umlage<br />
korrigiert<br />
„Strafzahlung“<br />
Fehlallokationsabgabe<br />
Bild 9: Vereinfachte zeichnerische Darstellung des selben<br />
Sachverhalts<br />
Einspeisevergütungen<br />
Einspeisevergütungen<br />
Fehlallokationsabgabe<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
EEG-Umlage<br />
korrigiert<br />
„Strafzahlung“<br />
Atom- und<br />
Braunkohle<br />
Atom- und<br />
Braunkohle<br />
Einführung einer Fehlallokationsabgabe<br />
oder -gebühr<br />
Es würde die Diskussion um die Energiewende<br />
transparenter machen, wenn nur der Anteil der<br />
Zahlungen <strong>als</strong> EEG-Umlage bezeichnet würden,<br />
die ausschließlich zur Abdeckung der Einspeisevergütung<br />
Verwendung finden. Dazu müssten die<br />
übrigen Zahlungen abgetrennt und korrekt z.B. <strong>als</strong><br />
„Fehlallokationsabgabe“ ausgewiesen werden.<br />
Links nebenstehendes Bild 7.<br />
Nun ist noch die Frage zu klären, wer die Fehlallokationsabgabe<br />
zahlen muss.<br />
Lösungsvorschlag: Korrektur durch<br />
ursachengerechte Zuordnung der<br />
„Fehlallokationsabgabe“<br />
Die in Bild 7 (links) gezeigte Lösung bei negativem<br />
Börsenpreis vermeidet zwar den psychologischen<br />
Nachteil durch die bisher irreführende Bezeichnung<br />
der Abgabe, aber sie lässt noch offen, wer<br />
denn die Fehlallokationsabgabe nun tatsächlich<br />
bezahlen soll.<br />
Wir schlagen <strong>als</strong> ursachengerechte Lösung vor,<br />
dass die Betreiber der Grundlastkraftwerke diese<br />
Fehlallokationsabgabe dafür zahlen müssen,<br />
dass sie trotz Nichtabregelbarkeit am Börsengeschehen<br />
teilnehmen dürfen (Bild 8 und 9 oben).<br />
Die Zahlung der Fehlallokationsabgabe erfolgt<br />
natürlich nur dann, wenn die Grundlastkraftwerke<br />
eigentlich herunterregeln müssten, und wenn der<br />
Börsenpreis dadurch negativ wird.<br />
Auswirkung der Fehlallokationsabgabe<br />
Gaskraftwerke und andere Spitzenlastkraftwerke<br />
können jederzeit abschalten und schnell wieder<br />
ihre Leistung hochfahren und werden deshalb zur<br />
Fehlallokationsabgabe nicht herangezogen. Das<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
43<br />
Solarbrief-2-13.indd 43 30.07.2013 14:00:03
verschafft ihnen den notwendigen wirtschaftlichen Vorteil,<br />
der ihrem Weiterbetrieb und der Errichtung der benötigten<br />
weiteren Anlagen dienen wird.<br />
behindern. Letztlich darf die Energiepolitik nicht länger die<br />
Augen vor dieser Entwicklung verschließen.<br />
Appell an die Politik<br />
Man mag einwenden, dass der Effekt der Fehlallokation<br />
derzeit noch gering ist und die Einführung einer Fehlallokationsabgabe<br />
finanziell nicht viel bewirken könne. Doch<br />
der Ausbau der Erneuerbaren geht weiter und es wird<br />
immer häufiger dazu kommen, dass die nicht abregelbaren<br />
Grundlastkraftwerke die Einspeisung von EEG-Strom<br />
Bilderfolge für Vortrag<br />
Für einen mündlichen Vortrag, bei dem nur die Unterstützung<br />
durch eine Folge der hier dargestellten Bilder<br />
gewünscht wird, finden Sie diese Bilder auf unserer<br />
Internetseite <strong>als</strong> pdf-<strong>Datei</strong>, ppt- und pptx-<strong>Datei</strong> unter<br />
http://www.sfv.de/artikel/gedankenfehler_beim_verfahren_zur_ermittlung_der_eeg-umlage.htm<br />
Bild 10: Korrigierte EEG-Umlage bei Grundlastüberschuss<br />
Diese Darstellung zeigt die Änderungen im Vergleich zu Bild 6<br />
Fehlallokationsabgabe<br />
Atom- und<br />
Braunkohle<br />
Ü b e r t r a g u n g s n e t z b e t r e i b e r<br />
„Strafzahlung“<br />
Grundlast<br />
zahlt für<br />
Einspeise-<br />
Erlaubnis<br />
Einspeisevergütungen<br />
EEG-Umlage<br />
korrigiert<br />
S t r o m b ö r s e<br />
Endkundenversorger<br />
bekommt Geld, wenn<br />
er Strom abnimmt<br />
V e r t e i l n e t z b e t r e i b e r<br />
E n d k u n d e n v e r s o r g e r<br />
Strompreis<br />
Mit Gewinn<br />
kalkuliert<br />
E E G – B e t r e i b e r<br />
E n d k u n d e n<br />
44<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 44 30.07.2013 14:00:03
Weiter leben<br />
Von Dr. Thomas Bernhard<br />
Die Welt ist komplex, Probleme einschließlich<br />
Erderwärmung auch, die Lösung von der Richtung<br />
eigentlich einfach: einfacher und bescheidener<br />
und solidarischer leben, im Einklang mit der Natur<br />
und mit wenig Verbrauch fossiler Rohstoffe.<br />
Ich erinnere mich noch an den Klimagipfel 2009<br />
in Kopenhagen, dam<strong>als</strong> hatten wir 386 ppm CO 2<br />
in der Erdatmosphäre und Politiker brachten den<br />
Begriff 2 °C sei die „Leitplanke“, die es nicht zur<br />
überschreiten gelte. Es klingt, <strong>als</strong> ob man, wenn<br />
man mit zuviel Tempo darauf zusteuere, auf die<br />
Bahn zurückgeworfen würde. In Wirklichkeit ist<br />
es eher ein steiler Abhang, der keinen weiteren<br />
Halt mehr bietet: Permafrosterwärmung mit<br />
Methanausgasung bringt ein weiteres Grad, die<br />
Trockenheit der Urwälder und deren spontane<br />
Brände werden die Erde auf 4°C bringen, die dann<br />
nach Eisschmelze verlorenen Reflexionsflächen<br />
erwärmen noch mehr.<br />
Jetzt haben wir 400 ppm CO 2<br />
in der Atmosphäre,<br />
die höchste Konzentration seit 25 Millionen Jahren.<br />
Über 450 ppm, sagen die Wissenschaftler<br />
des Weltklimarats, darf die CO 2<br />
-Konzentration nie<br />
steigen, wenn wir 2° nicht überschreiten wollen.<br />
Woran liegt es, dass wir nicht entschlossen handeln?<br />
Dass wir dies wissen und dann im Gegenteil<br />
Fracking und Tiefsee- oder Arktis-Öl <strong>als</strong> Lösung<br />
der Probleme erscheinen? Dass wir uns über die<br />
Kosten des EEG aufregen?<br />
Eine Ursache ist sicher auch die zunehmende<br />
soziale Schere, wo der Mittelstand aus Angst vor<br />
Absturz in Hartz IV sich an Wachstum <strong>als</strong> Lösung<br />
klammert, dieses aber letztlich Umweltschutz und<br />
nachhaltige Lösungen ausschließt.<br />
Jeder kennt bei sich oder Jugendlichen den<br />
Trend zu neuen Handys oder starken Autos, die<br />
Verlockung von billigen Wochenendflügen, von<br />
allen Konsumgütern mehr, die Hoffnung, dadurch<br />
Sicherheit und Wohlstand zu erreichen. Dabei<br />
bieten Länder mit weniger sozialem Abstand<br />
gerade mehr Sicherheit und Lebensglück, auch<br />
für die Reicheren.<br />
Wie extrem Eigentumsverhältnisse in Deutschland<br />
geworden sind in den letzten 10 Jahren: die<br />
1 % Reichsten besitzen 35 % aller Vermögen,<br />
während die 50 % Ärmsten sich mit 1 % des<br />
Vermögens begnügen müssen (https://www.campact.de/umfairteilen/appell/5-minuten-info/).<br />
Eine Facette ist, dass wir seit Jahren gelernt haben,<br />
nach außen egoistisch zu sein und Schnäppchen<br />
zu jagen, das große Auto ein paar Prozent<br />
billiger, billige Kleidung, günstige Flüge. Geiz ist<br />
geil. Nur intern in der Familie wird gefeiert, sorgt<br />
man sich, geht man fairer um, weil das Glück<br />
sonst schnell bedroht ist.<br />
Stellen wir uns vor, die Welt würde in 2 Hälften geteilt,<br />
durch Glaskuppeln getrennt, und jeder dürfte<br />
wählen: Leben in der Wachstumsseite („Konsum-<br />
Welt“) wie bisher, weiter Öl bohren und Fracking,<br />
schnelle Autos, Flugreisen, und die prognostizierte<br />
Zukunft mit irreversibler Erderwärmung für die<br />
Kinder - oder: Leben in einer bescheideneren<br />
Welt („Natur-Welt“), mit drastischen Umverteilungen<br />
und Maßnahmen zu Nachhaltigkeit, zügige<br />
Reduktion des CO 2<br />
-Ausstoßes, Fahrradwege,<br />
Besteuerung fossiler Ressourcen für alle, mehr<br />
Reparatur <strong>als</strong> Konsum, gleichzeitig naturnäher<br />
und entschleunigt, mit Zukunft für die Kinder, die<br />
Welt intakt zu übernehmen.<br />
Wo würdest Du leben wollen? Die meisten, die ich<br />
kenne, würden sich dann für die bescheidenere<br />
Welt entscheiden. Trotzdem leben die meisten<br />
Menschen jetzt so, <strong>als</strong> bevorzugen sie und wären<br />
sie sicher in der Konsum-Welt.<br />
Das Problem für mich ist, das diese durch die<br />
Haltung „eigentlich hast Du ja recht, aber die anderen<br />
konsumieren ja noch mehr“ mitwirken, die<br />
Welt für mich und meine Kinder definitiv zerstören.<br />
Wir sind schon ganz nahe dran (z.B. http://www.<br />
klimaretter.info/forschung/nachricht/13646-vielearten-sind-noch-zu-retten<br />
).<br />
Wenn es so weitergeht, werden wir die erste<br />
„Konsum-Welt“-Variante für alle bekommen.<br />
Und werden - wie unsere Altengeneration - uns<br />
rechtfertigen wollen, wir hätten es nicht klar genug<br />
gesehen, es wäre der Zeitgeist gewesen. Wir<br />
werden nicht sagen können, wir hätten es nicht<br />
gewusst oder man hätte Angst um sein Leben<br />
haben müssen. Die Schäden werden Jahrhunderte<br />
lang andauern, und es wird Millionen oder<br />
Milliarden Menschenleben sowie Tausende von<br />
Arten kosten.<br />
Wann werden wir konsequenter mit uns selbst<br />
und den anderen, stellen unsere Haltung aktiv<br />
und offen dar, gehen endlich auf die Straße und<br />
fordern unnachgiebig die anstehenden Maßnahmen,<br />
um die zweite "Natur- Welt"-Variante für uns<br />
alle einzufordern?<br />
Dr. Thomas Bernhard ist<br />
niedergelassener Arzt in Koblenz.<br />
Als Vater von 5 Kindern<br />
und durch berufliche<br />
Aufenthalte in Tanzania ist<br />
er seit Jahren besorgt über<br />
Folgen der Erderwärmung<br />
und wurde beim BUND<br />
Koblenz aktiv. Seit 1997 ist<br />
er Mitglied im <strong>SFV</strong>.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
45<br />
Solarbrief-2-13.indd 45 30.07.2013 14:00:03
Die Verfügbarkeit fossiler Energieträger<br />
Beunruhigende neue Bewertung durch die Energy Watch Group<br />
Von Alfons Schulte<br />
Die Energy Watch Group (EWG) ist ein internationales<br />
Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern,<br />
das sich nach eigenen Angaben mit der Verknappung<br />
fossiler und nuklearer Energieträger befasst, Szenarien<br />
zur Einführung regenerativer Energieträger entwickelt<br />
und Strategien zur langfristigen Sicherung einer stabilen<br />
Energieversorgung zu annehmbaren Preisen entwirft.<br />
Das Motto dazu lautet: „Energiepolitik braucht objektive<br />
Informationen.“ Ziel der EWG ist es, mit ihren Studien<br />
nicht nur Expertenkreise sondern auch die interessierte<br />
Öffentlichkeit zu erreichen. Sie merken dazu weiter an:<br />
„Objektive Information braucht eine unabhängige Finanzierung.“<br />
1<br />
Die EWG hat in ihrem jüngsten Bericht [1] die Situation der<br />
fossilen und nuklearen Energieträger vor dem Hintergrund<br />
aktueller Daten bewertet. Bereits im Jahr 2008 veröffentlichte<br />
die EWG einen Bericht, in dem sie aufzeigte, dass<br />
nach ihrer Einschätzung beim Erdöl das Fördermaximum<br />
bereits erreicht sei, der sog. Peak-Oil.<br />
Die vorliegende kurze Zusammenfassung gibt die wesentlichen<br />
Aussagen des neuen Berichts der Energy Watch<br />
Group wieder. Sie stehen in bemerkenswertem Gegensatz<br />
zu Angaben der Internationalen Energie Agentur (IEA) 2<br />
und den darauf aufbauenden Darstellungen in der Presse<br />
3 , in denen – speziell mit Blick auf die Entwicklung der<br />
Gewinnung von unkonventionellem Erdöl und Erdgas in<br />
den USA – sogar von einer Erdgasschwemme in einigen<br />
Jahren die Rede ist und davon, dass die USA zum größten<br />
Erdölförderstaat noch vor Saudi-Arabien aufsteigen<br />
könnten.<br />
Erdöl<br />
Im Bericht der EWG zum Erdöl heißt es, das Fördermaximum<br />
(der Peak-Oil) sei nach heute übereinstimmender<br />
Meinung (auch von von der IEA bestätigt) bereits überschritten.<br />
Man befinde sich auf einem relativ konstanten<br />
hohen Wert der jährlichen Erdölförderung und die<br />
Erdölindustrie sei bestrebt, dieses hohe Förderniveau<br />
noch eine möglichst lange Zeit zu halten, z.B. durch die<br />
Erschließung von unkonventionellen Erdölvorkommen<br />
(USA, Kanada) <strong>als</strong> Ausgleich für sinkende Förderraten<br />
der konventionellen Erzeugung. Neuere Erdölfelder seien<br />
jedoch mehrheitlich von schlechter Qualität, sodass dieser<br />
Wettlauf immer schwieriger würde.<br />
Die Erschließung der „großen Potentiale an unkonventionellen<br />
Kohlenwasserstoffvorkommen in Gegenden<br />
mit sehr geringer Bevölkerungsdichte“ in den USA sei<br />
maßgeblich auf die stark gestiegenen Ölpreise seit 2005<br />
zurückzuführen. Dies sei jedoch nur möglich gewesen,<br />
indem der Staat Ausnahmeregelungen für die Bohraktivitäten<br />
der Öl- und Gasindustrie erlassen habe und die<br />
Umweltauflagen gesenkt wurden.<br />
Der Bericht hebt hervor, dass nach Einschätzung der<br />
EWG und im Gegensatz zu den Szenarien der IEA der<br />
hohe Anteil unkonventioneller Erdöl- und Erdgasförderung<br />
in den USA nicht sehr lange aufrechterhalten werden<br />
kann. Die EWG geht davon aus, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
das Fördermaximum von leichtem „tight-oil“<br />
in den USA zwischen 2015 und 2017 erreicht würde und<br />
die optimistischen Annahmen der IEA sich <strong>als</strong> „deutlich<br />
überschätzte Blase“ herausstellen könnten.<br />
Nach Berechnungen der EWG – so heißt es im Bericht<br />
– sei es sehr wahrscheinlich, dass bis etwa um das Jahr<br />
2030 die weltweite Erdölförderung um etwa 40 Prozent<br />
gegenüber 2012 zurückgehen werde. Nur durch den<br />
Verbrauchrückgang in den OECD-Staaten sei es in den<br />
letzten Jahren möglich gewesen, dass der Verbrauch in<br />
den Nicht-OECD-Staaten bei etwa konstanter weltweiter<br />
Förderung noch ausgeweitet werden konnte.<br />
Erdgas<br />
Zum Energieträger Erdgas macht der EWG-Bericht ebenfalls<br />
beunruhigende Aussagen. So sei die konventionelle<br />
Erdgasförderung in Europa und Nordamerika bereits im<br />
deutlichen Förderrückgang. Das Fördermaximum der<br />
Schiefergasgewinnung in den USA (aus dem sog. Fracking)<br />
erwarten die Experten der EWG in Kürze.<br />
In Europa – so heißt es – steige der Importbedarf an<br />
Erdgas zunehmend, da die heimische Förderung schnell<br />
zurückgehe. Dass Russland keine Probleme haben<br />
werde, die Gasförderung (bei steigendem eigenen Verbrauch)<br />
noch auszuweiten, wird im Bericht bezweifelt.<br />
Vor dem Hintergrund großer Nachfrage (nach russischem<br />
Erdgas) auch in Asien werde Europa – so schlussfolgert<br />
die EWG – seinen Erdgasbezug nicht im heutigen Maß<br />
aufrechterhalten können.<br />
1 Das Projekt wird nach Angaben der EWG unterstützt von der Ludwig-Bölkow-Stiftung (http://www.ludwig-boelkow-stiftung.org/) und der Reiner-Lemoine-Stiftung<br />
(http://www.reiner-lemoine-stiftung.de/).<br />
2 Der „2012 Annual Report“ der IEA vom 12.11.2012 kann heruntergeladen werden unter http://www.iea.org/publications/freepublications/publication/IEA_Annual_Report_publicversion.pdf.<br />
Der Bericht ist käuflich erwerbar unter: http://www.iea.org/W/bookshop/add.aspx?id=433<br />
3 siehe z.B. Publikation in bei Zeit-Online vom 12.11.2012: http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-11/usa-erdoel-iae oder z.B. bei Die Presse vom 12.11.2012: http://<br />
diepresse.com/home/wirtschaft/international/1311642/IEA_USA-bis-2020-NettoExporteur-von-Erdgas<br />
46<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 46 30.07.2013 14:00:04
Ob Iran und Katar, denen große Gasreserven zugeschrieben<br />
werden, diese Lücke durch LNG (liquified natural gas)<br />
ausgleichen könnten, wird im Bericht bezweifelt. Vielmehr<br />
sei wahrscheinlich, dass die Reserven in den genannten<br />
Ländern deutlich zu hoch bewertet wären.<br />
Kohle<br />
Zur Situation der Kohle heißt es im EWG-Bericht: „Die<br />
weltweiten Kohlevorkommen sind reichlich. Die meisten<br />
Beobachter ziehen daraus den Schluss, dass die Versorgung<br />
mit Kohle auf mehrere Jahrhunderte gesichert und<br />
unproblematisch sei. Umweltprobleme mit der Förderung<br />
und dem Verbrennen von Kohle würden deren Förderung<br />
wesentlich früher beschränken <strong>als</strong> geologische Restriktionen.“<br />
Die Autoren der EWG kommen jedoch zu der Erkenntnis,<br />
dass bei genauer Analyse die Indizien für eine in<br />
wenigen Jahren angespannte Versorgungslage mit Kohle<br />
größer seinen <strong>als</strong> bei nur oberflächlicher Betrachtung.<br />
Als maßgeblich für diese Folgerung hält die EWG die<br />
Tatsache, dass „China vor wenigen Jahren von einem<br />
Exporteur zum neben Japan größten Importeur von<br />
Kohle“ geworden sei. Daneben besitze zwar auch Indien<br />
große Reserven, diese seien jedoch von ausgesprochen<br />
schlechter Qualität (bis zu 70 Prozent Ascheanteil). Das<br />
interkontinental gehandelte Kohlevolumen habe sich in<br />
den letzten 10 Jahren verdoppelt und dies sei praktisch<br />
nur von Australien (Kokskohle für die Stahlerzeugung)<br />
und Indonesien (hochwertige Kraftwerkskohle) abgedeckt<br />
worden. Eine Ausweitung des Exports in Indonesien und<br />
auch Indien wird für nicht möglich gehalten. In Anbetracht<br />
einer in einigen Regionen (z.B. Südafrika) bereits spürbar<br />
schlechter werdenden Kohlequalität vermuten die EWG-<br />
Experten das Fördermaximum bei Kohle (den sog. Peak-<br />
Coal) bereits um das Jahr 2020.<br />
Uran<br />
Mit Blick auf das weit zurückliegende Fördermaximum<br />
bei Uran (1980) und die Tatsache, dass der vorübergehende<br />
Anstieg seit 2000 nur auf die Gewinnung in<br />
Kasachstan zurückzuführen ist, schlussfolgert die EWG,<br />
dass – auch wegen des höheren Energieaufwands bei<br />
der Ausbeutung von immer geringerwertigen Erzen – ein<br />
hohes Risiko bestehe, dass bereits in diesem Jahrzehnt<br />
die Versorgung der Kernkraftwerke auf Engpässe zulaufe<br />
und „neu gebaute Reaktoren nicht mit einer gesicherten<br />
Uranversorgung über die gesamte Lebensdauer von 40<br />
Jahren rechnen“ könnten.<br />
Zusammenfassung der Energy Watch Group<br />
In der zusammenfassenden Betrachtung kommt die EWG<br />
zu dem Schluss, dass der bald erwartete Rückgang der<br />
weltweiten Erdölförderung zu deutlichen Versorgungsproblemen<br />
führen werde und höchstens noch über zwei<br />
Jahrzehnte durch Substitution mit Erdgas und Kohle<br />
ausgeglichen werden könne.<br />
Der Anteil der nuklearen Energieträger sei zu gering, <strong>als</strong><br />
dass diese beim Übergang auf Erneuerbare Energien eine<br />
weltweit bedeutende Rolle spielen könnte. In einer Grafik<br />
der EWG werden alle vorgenannt beschriebenen fossilen<br />
Energieträger und der nukleare Energieträger Uran überlagert<br />
angezeigt. Danach liegt das Fördermaximum (Peak<br />
fossil & nuclear) um das Jahr 2020.<br />
Bewertung des EWG-Berichts durch den <strong>SFV</strong><br />
Interessant sind insbesondere die Unterschiede gegenüber<br />
den Prognosen der IEA. Letztere haben sich in der<br />
Vergangenheit oftm<strong>als</strong> <strong>als</strong> zu optimistisch und letztlich<br />
unrealistisch erwiesen. Insbesondere gingen die vergangenen<br />
IEA-Prognosen über niedrige Weltmarktpreise des<br />
Energieträgers Erdöl weit an der heutigen Realität vorbei.<br />
Die menschliche Zivilisation in der heutigen Form ist – das<br />
zeigt der EWG-Bericht sehr anschaulich – neben dem Klimawandel<br />
gleich mehrfach bedroht. Vor dem Hintergrund<br />
vorgenannter kritischer Bewertung durch die Experten der<br />
Energy Watch Group erscheint es uns dringender denn je,<br />
nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern auch<br />
zur Abwehr einer drohenden Energiekrise, die Umstellung<br />
auf Erneuerbare Energien in Deutschland und weltweit so<br />
schnell wie möglich voranzutreiben. Eine überregionale<br />
Energiekrise würde auch Konflikte um Energieressourden<br />
eskalieren lassen. In diesem Sinne wünschen wir, dass<br />
dieser Bericht von der Politik angenommen wird und die<br />
entsprechenden Schlussfolgerungen gezogen werden.<br />
Ein wesentlicher Aspekt dabei kann sein, dass durch<br />
hohe Energiepreise und gesetzliche Regelungen endlich<br />
die dringend erforderlichen Impulse entstehen, die die<br />
Energieeffizienz verbessern, und Energiesparen anreizen<br />
helfen. Daneben müssen jedoch die gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen so geändert werden, dass es zu<br />
einem deutlich schnelleren Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien kommt. Eine Erhöhung der Energiesteuer und<br />
die dadurch hervorgehobenen Energiepreissteigerungen<br />
bei gleichzeitiger Gewährung eines Energiegeldes und<br />
Entlastung der Sozialabgaben [2] können dabei wie eine<br />
„Schutzimpfung“ wirken, die zu einem gewissen Teil zu<br />
einer „Immunisierung“ gegen die zu erwartenden Preissteigerungen<br />
auf den Weltenergiemärkten führen wird.<br />
Quellenangaben:<br />
[1] Den Bericht der EWG finden Sie unter der folgenden<br />
Adresse: http://www.energywatchgroup.org/fileadmin/<br />
global/pdf/EWG-update3012_kurz-dt_22_03_2013.pdf<br />
[2] „Arbeitsplätze und Soziale Gerechtigkeit - Aber wie?“<br />
von Wolf von Fabeck, http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/<br />
arbeitun.htm<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
47<br />
Solarbrief-2-13.indd 47 30.07.2013 14:00:04
Das Smart Grid im Cyberwar<br />
Welches Smart Grid? Dass Computer für den hochdynamischen Erneuerbaren Energiemix<br />
der Zukunft wichtig sein werden, ist unumstritten. Doch welche Rahmenbedingungen<br />
sollten das Smart Grid formen?<br />
Von Tomi Engel<br />
Über die wirklich wichtigen Dinge will man meistens<br />
gar nicht reden, weil sie entweder zu kompliziert oder<br />
zu deprimierend sind. Wer will sich schon über Mangel,<br />
Probleme, Gefahren oder zukünftige Krisen Gedanken<br />
machen. Jeder Umweltschutzverband lernt schnell, dass<br />
man mit negativen Themen - egal wie wichtig diese sind -<br />
nur wenige Leute motivieren kann. Die Risiken eines auf<br />
bedingungslosem Wachstum fokussierten Wirtschaftsund<br />
Finanzsystems sind schon seit mindestens 100 Jahren<br />
bekannt. Der Zusammenbruch der Erdölproduktion<br />
wurde in seiner Struktur vor über 50 Jahren beschrieben<br />
und auch die Megakrisen “Klimawandel” oder “Atommüll”<br />
sind keine Neuentdeckungen dieses Jahrtausends. Leider<br />
alles zu deprimierend für eine ernsthafte Debatte. “Uns<br />
wird schon etwas einfallen, wenn es dann soweit ist”, ist<br />
die gängige Denkweise.<br />
Was lernt man aus Fukushima?<br />
Wenn es dann jedoch so weit ist, stellt man in der Regel<br />
fest, dass einem meist nichts einfällt oder man schlichtweg<br />
handlungsunfähig geworden ist.<br />
Das Reaktorunglück von Fukushima hat zwar <strong>als</strong> Rechtfertigung<br />
für eine nicht sonderlich ernst gemeinte Energiewende<br />
gute Dienste geleistet, aber eine wirkliche<br />
Diskussion über die Ereignisse in Fukushima will man eher<br />
nicht führen. Die beiden großen Katastrophen “Flutwelle”<br />
und “Kernschmelze” haben es immerhin geschafft, ein<br />
bisschen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch auch<br />
die vielen kleinen Folgekatastrophen sollten wir ernsthaft<br />
analysieren und studieren.<br />
Kleine, aber wichtige Sensoren im AKW sind ausgefallen,<br />
weil sie von einer zentralen Stromversorgung abhängig<br />
waren. Notstromgeneratoren konnten den Zielort nicht<br />
erreichen, weil die Straßen hoffnungslos überlastet und<br />
damit faktisch auch ohne echte Zerstörung unbrauchbar<br />
waren. Vor allem der Zusammenbruch des Stromnetzes<br />
hatte viele fatale Folgen. Die Hightech-Kommunikation ist<br />
kollabiert und nur durch dezentrale Uralt-Lowtech-Lösungen<br />
wie Mittelwellen-Radiosender konnten Informationen<br />
an die Bevölkerung übermittelt werden. Tankstellen konnten<br />
kein Benzin mehr hochpumpen und Menschen konnten<br />
kein Essen mehr auf ihren Elektroherden zubereiten, um<br />
nur einige der Folgeprobleme zu nennen.<br />
Krisenfestigkeit<br />
Resilienz beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber<br />
Störungen. Wie gut kommt beispielsweise eine Gesellschaft<br />
mit einem unerwarteten Stromausfall klar. Eine<br />
hohe Krisenfestigkeit ist von Vorteil, vor allem wenn es<br />
kritische Infrastruktur betrifft. Hierzu zählen in unserer Welt<br />
Deutscher Bundestag Drucksache 17/5672<br />
17. Wahlperiode 27. 04. 2011<br />
Bericht<br />
des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
(18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung<br />
Technikfolgenabschätzung (TA)<br />
TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften –<br />
am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls<br />
der Stromversorgung<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Vorwort des Ausschusses 3<br />
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
1. Verletzlichkeit moderner Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2. Stromausfall <strong>als</strong> Auslöser einer „nationalen Katastrophe“ . . . . . . . . 16<br />
3. Beauftragung, Vorgehen, Aufbau des Berichts . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
II. Das System des Krisenmanagements in Deutschland . . . . . . . . . . 20<br />
1. Rechtsgrundlagen der Katastrophenbewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2. Krisenmanagement in Deutschland: Akteure, Strukturen und<br />
Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
III. Folgen eines langandauernden und großräumigen<br />
Stromausfalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
1.1 Anmerkungen zu den Ursachen eines langandauernden und<br />
großräumigen Stromausfalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
1.2 Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
2. Folgenanalysen ausgewählter Sektoren Kritischer Infrastrukturen . . 32<br />
2.1 Informationstechnik und Telekommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
2.2 Transport und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
2.3 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
Bisher werden in der Normungsroadmap der DKE (Stand 2010) die Problemfelder „cyberwar“ und „Schutz kritischer Infrastruktur“ eher <strong>als</strong> Randthemen<br />
behandelt. Doch der Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag zeigt eindringlich,<br />
welche Risiken ein Stromausfall mit sich bringen würde. Überaus erfreulich ist, dass die Autoren des VdE-Positionspapiers die Themen „Angriffe“,<br />
„Totalausfall“ oder „Resilienz“ ernsthaft analysieren.<br />
48<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 48 30.07.2013 14:00:06
neben der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung auch<br />
Aspekte wie das Finanzsystem, die Telekommunikation<br />
und natürlich das Stromnetz.<br />
Dass große Stromnetzausfälle passieren können, ist<br />
nicht nur Theorie. In unserer Region gibt es da z.B. das<br />
“Münsterländer Schneechaos” von 2005, bei dem durch<br />
Eis und Schnee eine große Zahl an Strommasten in einer<br />
Region zerstört wurden. Bis zu 250.000 Menschen waren<br />
tagelang ohne elektrische Energie.<br />
Zu welcher fatalen Verkettung von Problemen es bei<br />
einem längerfristigen Stromausfall kommen kann, wurde<br />
unter anderem Ende 2010 vom Büro für Technikfolgenabschätzung<br />
in einem Bericht an den Deutschen Bundestag<br />
zusammengefasst. Das Papier liest sich wie das Drehbuch<br />
für einen erstklassigen Katastrophenfilm. Im Januar<br />
2012 hat sich sogar das Wissenschaftsmagazin “Quarks<br />
& Co” dem Thema zur besten Sendezeit im Fernsehen<br />
angenommen.<br />
Ressourcenmangel<br />
Was bei uns heute im nationalen Notstand enden kann, ist<br />
in Ländern wie Kambodscha, Laos, Irak oder sogar Indien<br />
kein großes Drama. Regionen, in denen Stromausfälle<br />
jeden Tag stattfinden, haben sich darauf zwangsläufig eingestellt.<br />
Dort ist die Krise Normalität. Notstromaggregate<br />
gibt es dort praktisch nicht, denn diese sind dort meist die<br />
“Hauptstromaggregate”. Das Stromnetz ist dort bei weitem<br />
nicht so wichtig wie bei uns.<br />
In vielen Ländern ist Ressourcenmangel kein Zukunftsszenario,<br />
sondern Normalität. Wenn wir klug wären, würden<br />
wir diese Länder genau studieren. Als Export-Nation sollten<br />
wir uns mit den Problemen dieser Zielmärkte befassen<br />
und Lösungen für deren Probleme anbieten, denn dies ist<br />
ein gigantischer Markt.<br />
Wer wird schon eine Smart Grid-Technologie kaufen,<br />
die nur dann funktioniert, wenn gleichzeitig ein immer<br />
verfügbares Internet mit hoher Bandbreite und Übertragungsgeschwindigkeit<br />
betriebsbereit ist. Wer will schon<br />
ein Elektroauto kaufen, dass nicht in der Lage ist, an einem<br />
kleinen Notstromgenerator aufgeladen zu werden?<br />
Und wenn wir ehrlich zu uns wären, würden wir uns<br />
eingestehen, dass auch bei uns Ressourcenmangel<br />
eine reale Zukunftsoption ist. Erst vor kurzem hat der<br />
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) eine "Allianz<br />
zur Rohstoffsicherung" ins Leben gerufen. Auch wir<br />
werden früher oder später nicht mehr unseren Überfluss<br />
verwalten, sondern uns mit globalem Mangel arrangieren<br />
müssen. Denn unsere durchaus erfolgreiche Strategie,<br />
sich mit Gewalt von anderen alles zu nehmen, was man<br />
gerne haben will, gerät ins Stocken. In diesem Jahrhundert<br />
werden auch andere Kontinente sich ihren Teil vom<br />
Kuchen abholen.<br />
Das Leben nach Stuxnet<br />
Dass Mangel Konflikte fördert, ist keine besonders originelle<br />
Erkenntnis. Allein die Kriege um Öl oder der Kampf<br />
um die Vorherrschaft im Bereich der Atomtechnologie<br />
füllen unzählige Bücher und liefern täglich neue Schlagzeilen.<br />
Interessante Cyperattacken der letzten Jahre<br />
Vorfall Beschreibung<br />
Stuxnet-Virus<br />
(2008 bis 2010)<br />
Root-CA Hacks<br />
(2009 bis 2011)<br />
Keylogger gegen<br />
US-Drohnen<br />
(Sept. 2011)<br />
GPS-Hack gegen<br />
US-Drohnen<br />
(Dez. 2011)<br />
Die Schadsoftware hatte das Ziel, ausgewählte Industrieanlagen zu sabotieren, indem es<br />
gezielt die Kommunikation von Siemens „Simatic S7“ Steuerungen manipulierte. Als Urheber<br />
gelten der israelische und amerikanische Geheimdienst. Das Angriffsziel waren offenbar die<br />
iranischen Atomanlagen, in denen es 2009 auch zu Unfällen gekommen ist.<br />
Sichere Computer-Kommunikation basiert heute vor allem auf dem SSL-Protokoll (Secure<br />
Socket Layer). Hier spielen Zertifikate (kryptografische Schlüssel) eine zentrale Rolle. Unbefugte<br />
waren bei den Zertifizierungsstellen GlobalSign, DigiNotar, Comodo und einigen<br />
anderen eingedrungen und haben mit deren Stammzertifikaten eigene „offizielle Zertifikate“<br />
erschaffen. Vermutlich wurden diese Schlüssel im Rahmen von „Man-in-the-Middle“ Attacken<br />
genutzt. Bei DigiNotar waren angeblich iranische Hacker am Werk, doch auch die Attacken<br />
richteten sich gegen den Iran.<br />
Die Steuercomputer auf der US-Luftwaffenbasis in Creech (Nevada) sind permanent von<br />
Keylogger-Viren befallen. Diese Form der Schadsoftware zeichnet jede Tastatureingabe der<br />
Piloten auf. Angreifer könnten auf diesem Weg auch die Kontrolle über die Kampf-Roboterflugzeuge<br />
gewinnen oder zumindest Wissen über die Kommandobefehle erlangen.<br />
Der Iran erbeutet eine bis dahin geheime US-Tarnkappendrohne, die offensichtlich im Auftrag<br />
der CIA die iranischen Atomanlagen ausspionieren sollte. Die vorherrschende Meinung der<br />
Fachwelt ist, dass hierbei eine Manipulation des GPS-Positionssign<strong>als</strong> zum Einsatz gekommen<br />
ist, mit der die automatische Navigation der Drohne manipuliert wurde.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
49<br />
Solarbrief-2-13.indd 49 30.07.2013 14:00:06
Neu ist aber die Rolle der Computer in diesen Konflikten.<br />
Sie dienen nicht mehr nur zur Herstellung oder Kontrolle<br />
von Waffen. Im Cyberwar sind Computerprogramme die<br />
eigentliche Waffe. Früher hat man seinen Feinden mit<br />
Bomben gedroht. Heute reichen oft schon kleine Computerviren.<br />
Im Jahr 2010 wurde ein <strong>als</strong> “Stuxnet” bezeichneter Computerwurm<br />
entdeckt. Er öffnete vielen IT-Experten die<br />
Augen. Computerviren oder Würmer sind grundsätzlich<br />
nichts Neues. Das Erstaunliche an Stuxnet war auch<br />
nicht, dass er gleichzeitig drei bis dahin unbekannte<br />
Schwachstellen ausgenutzt hat, sondern vor allem, dass<br />
dieses Programm offensichtlich in Umlauf gebracht wurde,<br />
um ganz bestimmte Industrieanlagen zu sabotieren.<br />
Eine Analyse des Programmcodes hat gezeigt, dass man<br />
gezielt die Kommunikation zwischen Komponenten einer<br />
Industrieanlage manipuliert hat, um diese in einen kritischen<br />
Zustand zu bringen, der die Anlagen beschädigen<br />
oder zerstören sollte. Das primäre Ziel waren offenbar<br />
die iranischen Atomanlagen, in denen es auch 2009 zu<br />
entsprechenden Unfällen gekommen ist. Als Urheber<br />
werden in der Fachwelt die Geheimdienste Israels und<br />
der USA angenommen.<br />
Der Vorteil der “Waffe” namens Schadsoftware ist, dass<br />
der Angreifer in der Regel nie eindeutig festgestellt werden<br />
kann und der Angreifer zudem nur sehr geringe Risiken<br />
eingeht. Doch wie im echten Krieg wird auch hier auf<br />
jeden Schlag ein Gegenschlag folgen. Das von Schadsoftware<br />
ausgehende Risiko ist auf jeden Fall ernst zu<br />
nehmen. Die USA haben vor kurzem ganz ausdrücklich<br />
Cyberwar-Angriffe auf ihr Land mit anderen Kriegshandlungen<br />
gleichgestellt. Die USA haben somit erklärt, dass<br />
sie bereit, sind auf einen Computervirus mit Bomben zu<br />
antworten.<br />
Gibt es IT-Sicherheit?<br />
IT-Experten wie Bruce Schneier werden nicht müde zu<br />
erklären, dass es echte Sicherheit nicht gibt. Es gibt nur<br />
das Gefühl von Sicherheit. Wenn jemand ein Sicherheitsschloss<br />
an seiner Tür hat, dann kann man immer noch<br />
durch ein offenes Fenster in das Haus gelangen (sog.<br />
<strong>Seiten</strong>angriffe), oder man klingelt einfach an der Tür und<br />
erklärt, man müsse die Wasseruhr ablesen (sog. “Social<br />
Hacking”).<br />
Nur ein Haus ohne Türen und Fenster (ein Bunker?) erscheint<br />
vollends sicher, ist dann aber auch zum Wohnen<br />
eher unbrauchbar. Doch selbst so ein Haus kann man<br />
“öffnen”. Noch sicherer wäre dann nur ein Haus ohne<br />
Räume und ohne Inventar. Aber dann ist es letztlich kein<br />
Haus mehr, sondern eher ein Betonklotz. Der Spruch “Was<br />
man gebrauchen kann, kann man auch missbrauchen” gilt<br />
letztlich auch in der virtuellen Computerwelt.<br />
Technische Sicherheitsmaßnahmen verhindern im Ernstfall<br />
keine Angriffe, sie machen diese nur etwas komplizierter.<br />
Doch nur weil sich heute nicht jeder Bürger seinen<br />
Super-Virus selber zusammenklicken kann, heißt noch<br />
lange nicht, dass hochmotivierte Einzelpersonen oder<br />
Geheimdienste mit Software keinen Schaden anrichten<br />
könnten.<br />
Was soll uns dieser Exkurs sagen? Es gibt kein sicheres<br />
Smart Grid!<br />
Smart Grid - Catch 22?<br />
Auch wenn es schwer ist, zwei Leute zu finden, die die<br />
gleiche Definition des Begriffes “Smart Grid” verwenden,<br />
so kann man sich vermutlich zumindest darauf einigen,<br />
dass es darum geht, mehr Computertechnik in den Betreib<br />
der Stromnetze zu integrieren. Das fatale an diesem Ansatz<br />
ist, dass Computer Strom brauchen, um zu arbeiten.<br />
Wenn nun das Stromnetz wiederum die Computer braucht,<br />
um korrekt zu funktionieren, so hat man einen Ringschluss<br />
erzeugt. Wo ist der Anfang von diesem Kreis? Wie fährt<br />
man so ein System hoch?<br />
Bereits heute haben wir das Problem, dass fast alle<br />
Kraftwerke ein funktionierendes Stromnetz brauchen, um<br />
selber starten zu können. Leider sind auch Solarstromund<br />
Windkraftanlagen in der Regel nicht inselnetz- bzw.<br />
schwarzstartfähig, obwohl sich gerade diese Energiequellen<br />
dafür perfekt anbieten. In einem Land wie Deutschland<br />
ist diese Fähigkeit bisher nicht notwendig, weil das<br />
europäische Stromnetz ja so gut wie nie ausfällt.<br />
In dem Smart Grid, das den meisten Akteuren der<br />
Energiewirtschaft heute so vorschwebt, wird alles noch<br />
komplizierter. Dann kommt zur Abhängigkeit vom Stromnetz<br />
noch die Abhängigkeit von Kommunikationsnetzen,<br />
Leitwarten und anderen externen Systemen. Vor allem die<br />
Kommunikationsnetze sind hier ein echtes Problem, denn<br />
diese sind weder zuverlässig, noch sicher oder wirklich<br />
kostengünstig im Betrieb.<br />
Zu den Hauptproblemen bei der Einführung von digitalen<br />
Stromzählern (“Smart Metern”) zählen die für den Kunden<br />
nicht ersichtlichen Vorteile und der durch die zusätzlich<br />
benötigte Internet-Anbindung verursachte Mehraufwand<br />
(die Mehrkosten). Dadurch werden die sowieso schon<br />
geringen Potentiale zur Stromkostensenkung in der Regel<br />
wieder aufgebraucht.<br />
Das Internet der Energie?<br />
Sowohl in den Hochglanzprospekten <strong>als</strong> auch in den oft<br />
nichtssagenden Vorträgen zum Thema “Smart Grid” taucht<br />
oft die Floskel vom “Internet der Energie” auf. Leider hat<br />
man den Eindruck, dass die dazugehörenden Urheber<br />
weder das Energiesystem noch das Internet verstehen.<br />
In den “Smart Grid”-Dokumenten wird sehr gerne von<br />
Use-Cases, Marktrollen, Marktstrukturen, Geschäftsmodellen,<br />
Billingsystemen, Leitzentralen, Prosumern, Smart<br />
Homes, Smart Generation, Smart Meter, Smart Storage<br />
50<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 50 30.07.2013 14:00:06
und vielen anderen modischen Dingen gesprochen. Bereits<br />
die Sprache zeigt, dass hier vermutlich die gleichen<br />
Betriebswirte, Manager und Rechtsanwälte am Werk<br />
sind, die auch schon das Finanzsystem ruiniert haben.<br />
Das “Smart Grid” verspricht ihnen die Chance, Stromtarife<br />
auszuarbeiten, die kein Kunde mehr durchblickt;<br />
so wie heute beim Mobiltelefon. Das “Smart Grid” soll<br />
den zentralistischen Überwachungs- und Kontrollfanatikern<br />
den Weg bis in jede Wohnung eröffnen; wie bei<br />
Google und Facebook. Das “Smart Grid” wird so viele<br />
sinnlose und unnötige Computerprobleme erzeugen und<br />
Software-Updates verlangen, dass ein gigantisches und<br />
dennoch völlig sinnfreies Wirtschaftswachstum (sprich<br />
“Strompreissteigerung”) generiert werden kann; wie bei<br />
Microsoft Windows und anderen Softwareprodukten.<br />
Das Beste an allem ist jedoch, dass man mühelos alle<br />
unnötigen Mehrkosten mit dem Schutz des Klimas und<br />
der Energiewende begründen kann.<br />
Still und heimlich träumen viele in der Energiewirtschaft<br />
vermutlich davon, der nächste Google oder Facebook zu<br />
werden - unersetzbar und “reich wie Scheich”.<br />
Was ist das Internet?<br />
Das Internet wurde jedoch nicht durch die Normungsgremien<br />
der Industrie erschaffen, sondern vom US-Militär und<br />
einem Haufen oft langhaariger und ungewaschener Computer-Freaks.<br />
Die von ihnen verfassten RFCs (Request<br />
for Comment) sind im Gegensatz zu gängigen Normen<br />
für jeden Menschen kostenlos verfügbar. Das Internet hat,<br />
aus gutem Grund, auch keine zentrale Leitstelle, denn es<br />
sollte nach dem Wunsch der Militärs unzerstörbar sein.<br />
Die Technik des Internets ist unabhängig von der Größe<br />
des Systems. Es funktioniert mit zwei Rechnern genauso<br />
wie mit 2 Milliarden.<br />
Im Gegensatz zum längst vergessenen BTX der Deutschen<br />
Post ging es bei der Entwicklung des Internets<br />
(TCP/IP) nie um Abrechnungssysteme, sondern nur um<br />
Datentransfer. Geld stand nie im Zentrum der Überlegungen,<br />
denn das Militär hatte reichlich davon und die<br />
Studenten hatten meistens sowieso kein Geld.<br />
Das Internet ist, trotz Google, Amazon und Co, geprägt<br />
von der Idee der Kooperation und der Dezentralität. Die<br />
Funktion (Physik) stand immer im Vordergrund und nicht<br />
das Geld.<br />
Zentral oder dezentral<br />
Das Smart Grid <strong>als</strong> “Internet der Energie” zu bezeichnen,<br />
ist eigentlich eine gute Umschreibung. Aber es ist ein<br />
anderes “Internet” <strong>als</strong> das, wovon Betriebswirte gerne<br />
träumen.<br />
Das “Internet der Erneuerbaren Energien” kann eine extrem<br />
krisenfeste Struktur erschaffen. Doch man sollte sich<br />
auch ernsthaft mit diesem Gebilde befassen.<br />
Heute ist das Stromnetz eine zentrale “Top-Down”-<br />
Architektur. Das Internet gleicht jedoch eher den Erneuerbaren,<br />
denn beide sind eine “Bottom-Up”-Entwicklung.<br />
Die Erneuerbare Erzeugungsleistung ist bereits heute zu<br />
70% im Mittel- und Niederspannungsnetz konzentriert<br />
(siehe Grafik 1). Dieser Trend wird sich weiter verstärken.<br />
Will man Krisenfestigkeit erreichen, so müssen auch die<br />
Regelenergiekraftwerke und Stromspeicher auf diesen<br />
Ebenen angesiedelt werden. Dies ist einer der Gründe, der<br />
gegen den Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke spricht.<br />
Denn sie werden aufgrund ihrer Baugröße immer eine<br />
zentralistische Technik des Hoch- und Höchstspannungsnetzes<br />
bleiben. Ein derartiges Stromnetz könnte jedoch<br />
nicht problemlos in kleinere Einheiten zerfallen, da die<br />
kleinen Zellen ohne Speicher und Regelenergiekraftwerke<br />
nicht stabil zu betreiben wären.<br />
Die dezentrale Struktur der Erneuerbaren<br />
Verteilung der installierten Leistung je Spannungsebene<br />
EE-Mix Windkraft Biomasse Solarstrom<br />
30 % 50 % 13 % 4 %<br />
(ca. 17 GW) (ca. 15 GW) (ca. 0,5 GW) (ca. 1 GW)<br />
70 %<br />
(ca. 45 GW)<br />
50 % 87 % 96 %<br />
(ca. 15 GW) (ca. 4,5 GW) (ca. 24 GW)<br />
Grafik 1: Obwohl gerne über die dezentrale Natur der Erneuerbaren gesprochen wird, so scheinen die Konsequenzen dieser Eigenschaft nur bedingt ins<br />
Bewusstsein durchzudringen. Der deutsche EE-Mix hat bereits im Jahr 2011 rund 45 Gigawatt Erzeugungskapazität im Mittel- und Niederspannungsnetz.<br />
Die Zahl der Anlagen liegt bei rund einer Million. Heute sind die Netzbetreiber auf diesen Netzebenen so gut wie blind und daran wird sich auch in den<br />
nächsten Jahren nur wenig ändern.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
51<br />
Solarbrief-2-13.indd 51 30.07.2013 14:00:06
Das smartere Smart Grid<br />
Wirklich intelligent wäre ein Smart Grid, wenn es nahezu<br />
ohne Märkte und ohne Kommunikation auskommen<br />
könnte.<br />
Die Märkte verursachen bereits heute mit ihrem egoistischen<br />
Verhalten die meisten Probleme im Stromnetz<br />
(siehe Grafik 2 und 3). Je undurchsichtiger die Marktstrukturen<br />
werden, desto mehr Betrug kann man erwarten. In<br />
Anbetracht der essentiellen Bedeutung des Stromnetzes<br />
müssen die Betriebsregeln für die Physik des Stromnetzes<br />
so gestaltet werden, dass beim Versagen des Marktes automatisch<br />
die verpflichtende, technische Kooperation aller<br />
Netzteilnehmer dem Treiben ein Ende setzt. Faktisch sind<br />
die netzfrequenzabhängigen Regelenergievorgaben im<br />
europäischen Verbundnetz bereits so ein Mechanismus,<br />
den man jedoch weiterentwickeln müsste.<br />
Kommunikation ist per Defi nition ein Sicherheitsproblem.<br />
Deshalb sollte man wirklich kritische Dinge auch ohne<br />
Kommunikation erledigen können. Ein banales Beispiel<br />
für Kommunikationsrisiken sind zeitvariable Stromtarife.<br />
Hier braucht man noch nicht einmal einen bösen Hacker,<br />
um Probleme zu verursachen. Strompreise werden an<br />
der Leipziger Strombörse von ein paar wenigen Händlern<br />
gebildet. Nur weil dort Strom für den Mittag teuer gehandelt<br />
wird, heißt noch lange nicht, dass es in jedem Ast<br />
des deutschen Niederspannungsnetzes auch tatsächlich<br />
einen Mangel gibt. Was für Brandenburg gilt, muss für<br />
ein Dorf in Bayern noch lange nicht gelten. Mutwillige<br />
Preismanipulationen könnten sehr einfach dazu verwendet<br />
werden, um große Nachfragen in Zeiten mit einem<br />
geringen Angebot zu legen. Wenn in solchen Fällen die<br />
Physik dem Markt nicht Einhalt gebietet, so ist das Netzchaos<br />
vorprogrammiert.<br />
Rahmenbedingungen<br />
Dass sich im Zuge einer ernsthaften und vollständigen<br />
Energiewende die Stromerzeugung von den Hoch- und<br />
Höchstspannungsnetzen in die unteren Netzebenen verlagern<br />
wird, ist unumgänglich. Will man das Stromnetz,<br />
eine der wichtigsten Infrastrukturen unserer heutigen<br />
Gesellschaft, wirklich krisenfest gestalten, so müssen<br />
auch die Regelenergiekraftwerke und Stromspeicher auf<br />
die unteren Netzebenen verlagert werden.<br />
Computer werden in dem hoch dynamischen Erneuerbaren<br />
Energiemix ein wichtiges Hilfsmittel sein. IT-<br />
Kommunikation sollte jedoch lieber gar nicht oder nur für<br />
zeitunkritische bzw. unwichtige Dinge eingesetzt werden.<br />
Mit zunehmender Ressourcenunsicherheit werden in<br />
Zukunft auch die Konfl ikte zunehmen. Die Kriegsführung<br />
mit Softwarewürmern, Trojanern und anderen Mitteln des<br />
Cyberwar ist eine kostengünstige und überaus mächtige<br />
Waffe geworden. Kommunikationssysteme wie etwa<br />
das Internet oder die exakte Orts- und Zeitbestimmung<br />
via GPS sind praktisch, aber es wäre smart, wenn die<br />
Funktionsfähigkeit unseres Stromnetzes davon nicht auf<br />
Gedeih und Verderb abhängen würde.<br />
Nachdem wiederholt “smarte Akteure” mit “smarten Produkten”<br />
das Finanzsystem ruiniert haben, wäre es smart,<br />
nicht die gleichen Fehler im Stromnetz zu wiederholen.<br />
Es wäre smart, die Märkte und deren egoistische Spieler<br />
in sehr enge Schranken zu verweisen.<br />
Vielleicht wäre es auch smart, nicht immer und überall<br />
krampfhaft das Wort “Smart” voranstellen zu wollen. Die<br />
Physik dieses Universums war noch nie dumm und das<br />
gleiche gilt auch für die Physik des Stromnetzes.<br />
Zum Autor:<br />
Tomi Engel leitet den DGS Fachausschuss Solare Mobilität,<br />
tomi@objectfarm.org<br />
Der Artikel erschien vorab in der Zeitschrift Sonnenenergie,<br />
Ausgabe 2012/2<br />
50,1 Hz<br />
Beispiel: Frequenz- und Spannungsverlauf in einer August-Woche<br />
260 V 50,1 Hz<br />
Beispiel: Frequenz- und Spannungsverlauf an 2 Stunden im August<br />
260 V<br />
Physik<br />
50,0 Hz<br />
230 V<br />
50,0 Hz<br />
Markt<br />
230 V<br />
Physik<br />
49,9 Hz<br />
200 V<br />
49,9 Hz<br />
200 V<br />
Grafik 2: Die Physik der Stromnetzes „kommuniziert“ auch ohne Internet mit<br />
jeder Steckdose in Europa. Wenn die Frequenz (grün) oder die Spannung (rot)<br />
nach oben ausschlagen, gibt es an diesem Ort zu viel und bei einer Abweichung<br />
nach unten zu wenig Kraftwerksleistung. Schön zu sehen (rote ovale)<br />
sind in dieser August-Woche die im ländlichen Bayern täglich auftretenden PV-<br />
Spannungsanhebungen zur Mittagszeit. Es wäre smart, auf diese information<br />
zu schauen, denn die Physik lügt nicht.<br />
Grafik 3: Die Strommärkte verursachen fast zu jeder vollen Stunde, dem Ende<br />
der Handelszeiträume, messbare Probleme im Stromnetz. In der Grafi k oben<br />
sind das die beiden großen Einbrüche nach unten. Um zu vermeiden, dass die<br />
Märkte (das Spiel) reale Krisen hervorrufen können, muss es verpfl ichtende<br />
Regeln für das Zusammenspiel im Netz geben, die sich an den Gesetzen der<br />
Physik (der Realität) orientieren. Märkte brauchen harte Grenzen.<br />
52<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 52 30.07.2013 14:00:07
Förderprogramm Batteriespeicher<br />
KfW - Programm zur Finanzierung von Batteriespeichersystemen<br />
in Kombination mit PV-Anlagen startet endlich<br />
Von Petra Hörstmann-Jungemann<br />
Die Förderung von Stromspeichern ist dringender<br />
den je. Viele Investitionswillige warteten schon<br />
sehnsüchtig auf das von KfW und BMU seit<br />
langem angekündigte Marktanreizprogramm für<br />
dezentrale Batteriespeicher. Der Beginn des Programms<br />
wurde mehrfach verschoben. Das KfW-<br />
Speicherprogramm startete zum 1. Mai 2013.<br />
Nach der Devise „Gut Ding will Weil“ hat sich die<br />
Regierung fast ein Jahr Zeit gelassen, denn bereits<br />
in den Verhandlungen zur letzten Änderung<br />
des EEG 2012 hatten sich Bund und Länder im<br />
Vermittlungsausschuss Ende Juni 2012 auf ein<br />
entsprechendes Programm verständigt.<br />
Das nun aufgelegte KfW-Programm Erneuerbare<br />
Energien "Speicher" mit der Programm-Nr. 275<br />
finanziert stationäre Batteriespeichersysteme in<br />
Verbindung mit einer Photovoltaikanlage.<br />
Ein Investitionswilliger kann nun neben der Finanzierung<br />
der Anlage auch mit einem Tilgungszuschuss<br />
(gilt nur für das Batteriesystem) durch<br />
die KFW rechnen, wenn er bestimmte Voraussetzungen<br />
erfüllt.<br />
Es kommen aber leider nur diejenigen in den<br />
Genuss einer möglichen Förderung, deren PV-<br />
Anlage nach dem 31.12.2012 in Betrieb genommen<br />
worden ist. Eine Nachrüstung wird <strong>als</strong>o nur<br />
für eine ganz kleine Anzahl von Anlagen in Frage<br />
kommen. Auch kann ein Investitionswilliger nur<br />
dann mit einem Tilgungszuschuss von 30 Prozent<br />
der förderfähigen Kosten für ein installiertes Batteriesystem<br />
rechnen, wenn die (geplante) Anlage<br />
nicht größer <strong>als</strong> 30 kWp ist.<br />
Schwierig wird es, wenn man sich den Förderzuschuss<br />
schnell ausrechnen möchte. Berechnet<br />
wird dieser <strong>als</strong> "Produkt der spezifischen förderfähigen<br />
Kosten und der förderfähigen Leistung der<br />
Photovoltaikanlage." Nach den "Richtlinien zur<br />
Förderung von stationären und dezentralen Batteriepseichersystemen<br />
zur Nutzung in Verbindung<br />
mit Photovoltaikanlagen vom 21. Dezember 2012"<br />
des BMU betragen die maximalen spezifischen<br />
förderfähigen Kosten bei einem neu installierten<br />
Batteriespeicher-Photovoltaikanlagensystem<br />
2000 Euro je kWp (bei einer Nachrüstung sind es<br />
2200 Euro/kWp). Davon können 30 Prozent <strong>als</strong><br />
Zuschuss gewährt werden. Dies wären dann max.<br />
600 Euro pro kWp; nachgerüstete Anlagen können<br />
max. 660 Euro je kWp erhalten. Zu berücksichtigen<br />
ist, dass die maximalen spezifischen<br />
förderfähigen Kosten sich nur indirekt aus der<br />
Rechnung für die Installation der Gesamtanlage<br />
erschließen: Von der Gesamtnettoinvestition werden<br />
die Kosten für die PV-Anlage abgezogen. Die<br />
"fiktiven" Kosten der PV-Anlage (pro kWp) werden<br />
von der KfW ermittelt und jährlich aktualisiert<br />
und betragen 2013 1.600 Euro pro Kilowattpeak<br />
(kWp).<br />
Um diese Hürde der Berechnung zu meistern,<br />
hat die KfW <strong>als</strong> Hilfestellung zur Berechnung des<br />
möglichen Zuschusses das Formular 6000002702<br />
auf ihre Internetseite gestellt.<br />
An die Gewährung des Tilgungszuschusses sind<br />
aber noch weitere u.a. technische Bedingungen<br />
geknüpft: so darf z. B. „die max. Leistungsabgabe<br />
der Photovoltaikanlage am Netzanschlusspunkt“<br />
nur 60 Prozent betragen; dies gilt für die gesamte<br />
Lebensdauer der Anlage. Auch muss der Wechselrichter<br />
über bestimmte Kommunikationseinrichtungen<br />
verfügen, so dass z.B. eine elektrische<br />
Steuerung spezieller netzabhängiger Parameter<br />
bei Bedarf möglich ist. Es werden auch spezielle<br />
Vorgaben für die Installation und den Betrieb der<br />
eingesetzten Batterie (z.B. Zeitwertersatzgarantie)<br />
gemacht; so ist sie „mindestens 5 Jahre<br />
zweckentsprechend zu betreiben“. Desweiteren<br />
verpflichtet sich der Antragsteller verbindlich zur<br />
Teilnahme an einem Monitoring.<br />
Eine Finanzierung von PV-Anlage und Speicher<br />
über das KfW-Programm Erneuerbare Energien<br />
"Speicher" erfolgt <strong>als</strong> „durchgeleiteter Kredit“ über<br />
Kreditinstitute (Banken und Sparkassen). Anträge<br />
sind vor Beginn des Bauvorhabens zu stellen!<br />
Fazit: Dieses KfW-Programm kann nur <strong>als</strong> erster<br />
Schritt in die dringend notwendige Markteinführung<br />
von Batteriespeichersystemen gesehen<br />
werden. Eine Pufferung und Glättung des ins<br />
Versorgungsnetz eingespeisten Solarstroms aus<br />
allen zukünftigen PV-Anlagen ist dringend erforderlich,<br />
um Solarstromüberschüsse auch in den<br />
Abend- und Nachtstunden verfügbar zu machen.<br />
Siehe dazu den Vorschlag des <strong>SFV</strong> unter http://<br />
www.sfv.de/artikel/speicherausbau.htm<br />
Aus den Erfahrungen des 100.000-Dächer-Programms<br />
für PV-Anlagen heraus bleibt zu hoffen,<br />
dass die begrenzten Fördermittel und möglichen<br />
Änderungen in den Förderbedingungen nicht<br />
wieder zu einem "Stop-and-Go" der Investitionen<br />
führen werden. Wir brauchen eine langanhaltende<br />
attraktive Speicherförderung.<br />
Programm und<br />
Richtlinien<br />
• KfW-Programm Erneuerbare<br />
Energien "Speicher"<br />
mit der Programm-Nr. 275:<br />
https://www.kfw.de<br />
Suche: „Erneuerbare Energien<br />
Standard - Speicher<br />
275“<br />
• Richtlinien zur Förderung<br />
von stationären und dezentralen<br />
Batteriespeichersystemen<br />
zur Nutzung in<br />
Verbindung mit Photovoltaikanlagen<br />
vom 21. Dezember<br />
2012<br />
http://www.erneuerbareenergien.de<br />
Suche: „Batteriespeichersysteme“<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
53<br />
Solarbrief-2-13.indd 53 30.07.2013 14:00:08
Ökostromwerbung der Deutschen Bahn<br />
Offener Brief von <strong>SFV</strong> und Bund der Energieverbraucher sowie Hintergründe<br />
Die Deutsche Bahn (DB) wirbt für die Benutzung ihrer<br />
Fernzüge mit dem Argument, alle Fahrten mit BahnCards,<br />
Streckenzeitkarten und im Rahmen des Firmenkundenprogramms<br />
bahn.corporate würden mit 100% Ökostrom<br />
in den Zügen des Fernverkehrs durchgeführt. Für alle<br />
anderen Fahrten gibt es die Möglichkeit, mit dem Angebot<br />
„Umwelt-Plus“ gegen einen Aufpreis von einem Euro pro<br />
Fahrt ebenfalls mit 100% Ökostrom unterwegs zu sein.<br />
Laut Pressemitteilung der DB sind das rund 75% aller<br />
Fahrten in ICE, IC und EC.<br />
Aus der in den Zügen der DB ausliegenden Zeitschrift<br />
„Mobil“ erfahren die Bahnreisenden: „Die dafür erforderlichen<br />
Lieferverträge wurden mit dem Energiekonzern RWE<br />
geschlossen. Zudem gingen kürzlich zwei neue Windparks<br />
in Ostfriesland für die Bahn ans Netz.“<br />
Der <strong>SFV</strong> hat nachgefragt und erhielt eine unbefriedigende<br />
Auskunft. Für uns ergibt sich daraus, dass durch die<br />
Ökostromaktion der DB keine zusätzlichen Wasserkraftwerke<br />
und nur sehr wenige zusätzliche Windanlagen<br />
geschaffen werden.<br />
Wir haben uns deshalb gemeinsam mit dem Bund der<br />
Energieverbraucher in einem offenen Brief an die DB<br />
gewendet, in dem wir die DB ermutigen, eigene Wind- und<br />
Solaranlagen auf ihrem Betriebsgelände zu errichten.<br />
Vorgeschichte und Briefwechsel im Internet unter http://<br />
sfv.de/artikel/oekostromwerbung_der_db_-_offener_<br />
brief_von_sfv_und_bund_der_energieverbraucher_.htm<br />
Offener Brief des <strong>SFV</strong> und des Bund der Energieverbraucher vom 10.05.2013<br />
an die Deutsche Bahn wegen fragwürdiger Ökostromwerbung<br />
Liebe Deutsche Bahn,<br />
die große Mehrheit der Bahnfahrer wünscht sich den Ersatz von Atom und Kohle durch die Erneuerbaren Energien Wind<br />
und Sonne. Die Deutsche Bahn hat diesen Wunsch richtig erkannt und nutzt ihn für ihre Kundenwerbung:<br />
"... Anhand der Kenntnisse über die Reiseweiten der Kunden ermittelt die Deutsche Bahn jeweils den Strombedarf an<br />
Ökostrom. Diese Menge kauft DB Energie zusätzlich ein und ersetzt mit ihr den herkömmlichen Bahnstrommix in gleichem<br />
Umfang. Der Strom aus erneuerbaren Quellen wird physisch ins Bahnstromnetz eingespeist..."<br />
http://www.deutschebahn.com/de/nachhaltigkeit/oekologie/angebote_mit_reinem_oekostrom.htm<br />
Eingekauft wird dieser Strom im wesentlichen beim Energiekonzern RWE (Quelle: Magazin Mobil der DB vom April 2013<br />
auf Seite 28). Wir sind befremdet. Die Rede des RWE Vorstandsvorsitzenden Peter Terium bei der RWE-Hauptversammlung<br />
(18.04.13) steht noch im Internet (http://www.media-server.com/m/p/dxjhme5a/lan/de)<br />
RWE werde seine Ausgaben für Erneuerbare Energien von 1 Mrd im Jahr 2013 in den nächsten 2 Jahren auf je 500 Mio<br />
reduzieren. Das sieht nicht nach Einsatz für Erneuerbare Energien aus. Vom Neubau von Wasserkraftwerken war nicht die<br />
Rede. Die Mehrausgaben der Deutschen Bahn für Ökostrom verlaufen <strong>als</strong>o im Sand.<br />
Die Umwelt hat ersichtlich keinen Vorteil davon, wenn die Deutsche Bahn dem RWE seinen „grünen Strom“ abkauft.<br />
Wenn die Bahn ihn nicht kaufen würde, würde jemand anderes den RWE-Wasserkraftstrom verbrauchen, wie das ja auch<br />
vor dem 1. April der Fall war.<br />
Entscheidend ist doch, dass mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt wird. Aber nicht jeder Bürger kann ein Windrad<br />
oder eine Solaranlage errichten. Das können nur die Eigentümer von geeigneten Flächen. Hier könnte die Deutsche Bahn<br />
ein Zeichen setzen. Sie ist einer der größten Flächeneigentümer Deutschlands. Ihr gehören weit mehr Flächen <strong>als</strong> dem<br />
RWE. Die Deutsche Bahn könnte längs ihrer 35 Tausend Kilometer langen Bahnlinien viele Hunderte von Windanlagen<br />
installieren und an den Lärmschutzwänden und auf den Bahnhofshallen Solaranlagen in Hülle und Fülle! Damit würde sie<br />
das Mengenverhältnis zwischen EE-Strom und konventionellem Strom im Stromnetz tatsächlich verbessern.<br />
Auch ihre Werbung wäre überzeugender. Windräder und Solaranlagen längs der Bahnstrecken würden mehr beeindrucken <strong>als</strong><br />
flotte Sprüche und die grünen Krawatten der Zugbegleiter, über die sich die Reisenden inzwischen schon lustig machen.<br />
Wir wünschen deshalb der Deutschen Bahn, unserem Lieblings-Verkehrsmittel für Fernreisen, etwas Konsequenz und mehr<br />
mutige EIGENinitiative beim Eintritt in das neue Zeitalter der Erneuerbaren Energien.<br />
Alfons Schulte, Wolf von Fabeck, Dr. Aribert Peters<br />
2. Vorsitzender Geschäftsführer Vorsitzender,<br />
Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V.<br />
Bund der Energieverbraucher e.V.<br />
54<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 54 30.07.2013 14:00:08
BUND-Werbung für Ökostromangebot<br />
der Deutschen Bahn<br />
Leserzuschrift von Michael Kelber an den BUND<br />
Sehr geehrte Damen und Herren vom BUND,<br />
zunächst herzlichen Glückwunsch zum 100-jährigen<br />
Jubiläum. Weiterhin viel Kraft für die nächsten 100 Jahre<br />
Engagement für die Umwelt! Ihre Jubiläumszeitung „Natur<br />
+ Umwelt“ 100 Jahre ist informativ und gut gemacht. Auf<br />
Seite B 21 befindet sich jedoch eine Werbung der Fa.<br />
Deutsche Bahn AG, mit der Aussage, man fahre 100%<br />
Ökostrom. Der „Bahnstrom“ ist jedoch kein grüner Strom<br />
im eigentlichen Sinne. Es handelt sich um (alten) RWE-<br />
Wasserkraftstrom aus alten Anlagen und wurde von RWE<br />
früher im allgemeinen Strommix verkauft. Heute wird<br />
er separat (weil höhere Preise erzielbar) <strong>als</strong> Ökostrom<br />
verkauft. Wenn die Bahn ihn nicht kaufen würde, würde<br />
jemand anderes den Strom verbrauchen, wie das ja auch<br />
vor dem 1. April der Fall war.<br />
Ich habe in Ihrer Zeitung eine Klar- oder Richtigstellung<br />
im Anschluss an die Werbeaussage der Bahn vermisst.<br />
Oder man hätte eine Werbung mit einer solchen Aussage<br />
nicht abdrucken sollen (was natürlich auch heißt: auf<br />
Werbeeinnahmen verzichten).<br />
Dem Bund Naturschutz werden<br />
allgemein große Kompetenzen in<br />
Umwelt- und Verkehrsfragen zugesprochen.<br />
Dies könnte bei uninformierten<br />
Lesern dazu führen,<br />
dass sie den Werbeaussagen der<br />
Eine solche Werbung<br />
befindet sich auf Seite<br />
11 des BUND-Magazins<br />
2/2013<br />
http://www.bund.net/publikationen/bundmagazin/2013/22013/<br />
Bahn glauben schenken, da sie ja quasi durch den BN im<br />
Verbandsmagazin unkommentiert abgedruckt und somit<br />
legitimiert werden.<br />
Vielen anderen Magazinen würde ich diese Werbung nicht<br />
<strong>als</strong> Vorwurf machen. Bei Ihrem Magazin jedoch muss ich<br />
jedoch davon ausgehen, dass entweder die Sachkompetenz<br />
in Sachen umweltfreundlichem Verkehr nicht in dem<br />
Maße vorhanden ist, wie ich dachte, oder dass Sie sich<br />
gegen Geld (bezahlte Werbung) zu Handlangern/Gehilfen<br />
des Greenwashing von Firmen hergeben.Für den Fall,<br />
dass Sie sachlich nicht auf dem aktuellen Stand sind, habe<br />
ich Ihnen unten ein Mail mit Fakten beigefügt.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Michael Kelber<br />
Flächen für PV-Anlagen von<br />
Deutschen Bahn anmieten?<br />
Leserzuschrift von Horst Nikolay,<br />
Windenergie Nordeifel e.V./ Neue<br />
Energie Nordeifel GmbH<br />
Wir sind seid dem Frühjahr 2010 aktiv bemüht,<br />
von der Deutschen Bahn AG Flächen für PV-<br />
Anlagen anzumieten, daher teile ich Ihnen<br />
anbei unseren bisherigen Schriftverkehr zu<br />
diesem Thema in Auszügen mit (siehe nebenstehend).<br />
Seit dem 06.03.2013 haben wir nichts mehr von<br />
der DB AG gehört und eigentlich erwarten wir<br />
das auch nicht, da die DB nicht am Ausbau von<br />
Erneuerbaren Energien interessiert ist.<br />
Ihrem Wunsch am Ende des Offenen Briefes<br />
schließen wir uns natürlich an, jedoch geben<br />
unsere Erfahrungen dem wenig Hoffnung.<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
55<br />
Solarbrief-2-13.indd 55 30.07.2013 14:00:08
Briefwechsel zu Photovoltaik-Anlagen<br />
mit Schukosteckern<br />
VDE-Pressemitteilung<br />
vollständig unter http://www.<br />
vde.com/de/Verband/Pressecenter/Pressemeldungen/<br />
Fach-und-Wirtschaftspresse/2013/<strong>Seiten</strong>/39-2013.<br />
aspx<br />
Auszug aus der <strong>SFV</strong>-Rundmail<br />
vom 1. Mai 2013<br />
In einer Pressemitteilung vom 23.04.2013 warnt<br />
der VDE vor Photovoltaik-Plug-In-Anlagen für den<br />
„Hausgebrauch“. Der Anschluss von Stromerzeugungsanlagen<br />
an Steckdosen berge Unfall- und<br />
Haftungsrisiken. Brände seien durch Überlastung<br />
des Stromkreislaufs möglich. Weiter heißt es in<br />
der Pressemitteilung:<br />
„Bei fachkundiger und normengerechter Installation<br />
nach VDE-Vorschriften bieten Photovoltaik-<br />
Anlagen (PV-Anlagen) eine sichere und komfortable<br />
Möglichkeit zur Nutzung „selbst geernteter“<br />
elektrischer Energie. PV-Anlagen, bei denen der<br />
Strom einfach per Schutzkontakt-Stecker über die<br />
Steckdose in den Hausstromkreislauf (Endstromkreis)<br />
eingespeist wird, entsprechen allerdings<br />
nicht den VDE-Sicherheitsvorschriften. Zwar<br />
mag der Schutzkontakt-Stecker beim Nutzer den<br />
Eindruck erwecken, dass er PV-Anlagen durch<br />
einfaches Anschließen an die Steckdose selbst in<br />
Betrieb nehmen kann, ohne Unfall- und Haftungsrisiken<br />
einzugehen, doch das Einstecken eines<br />
elektrischen Erzeugungsgerätes in die Steckdose<br />
ist nicht mit dem Einstecken eines elektrischen<br />
Verbrauchsgerätes zu vergleichen und nach der<br />
Sicherheitsnorm DIN VDE 0100-551 (VDE 0100-<br />
551) unzulässig.“<br />
Bei den Hinweisen einer möglichen Gefährdung<br />
vermissen wir allerdings einen konstruktiven<br />
Vorschlag der VDE, wie man auch Hausmieter<br />
mit eigenem Balkon am Umstieg auf EE einfach,<br />
sicher und kostengünstig unterstützen könnte.<br />
Aus dieser Rundmail ist der nachfolgende Briefwechsel zwischen<br />
Dipl.-Ing. Rainer Niess und Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck entstanden:<br />
E-Mail von Herrn Rainer Niess<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die restriktive (verbietende) VDE-Regelung hat<br />
ihren guten Grund, weil sie Menschen vor Stromschlag<br />
schützt. Die Gefahr des Stromschlags<br />
kommt immer auf, sobald elektrische Energie<br />
in ein Netz eingespeist wird und damit an allen<br />
anderen Endpunkten (Steckdosen) dieses (Teil-)<br />
Netzes zur Verfügung steht.<br />
Mal unterstellt, die Anbieter solcher steckerfertigen<br />
Klein-PV-Anlagen haben ihre Minimal-<br />
Hausaufgaben gemacht. Dann bekomme ich<br />
keinen Stromschlag, wenn ich die Steckerpins<br />
des PV-Steckers anfasse, auch wenn die PV-<br />
Module in praller Sonne stehen und somit intern<br />
eine relativ hohe (auch > 230 V) Spannung erzeugen.<br />
Eine interne Schutzschaltung muss dafür<br />
sorgen, dass bei Nichtanliegen der hausseitigen<br />
Netzspannung die Steckerpins zuverlässig spannungslos<br />
geschaltet werden. Das ist die absolute<br />
Minimalbedingung, da das Gerät sonst schlicht<br />
lebensgefährlich ist.<br />
Die vorgenannte Bedingung entspricht im übrigen<br />
dem Stand der PV-Wechselrichter (auch wenn<br />
diese nicht über die Steckdose angeschlossen<br />
werden). Wechselrichter - im Zählerschrank vorschriftsgemäß<br />
auf der "Versorgungsseite" (Netzseite)<br />
angeschlossen - müssen binnen weniger<br />
Millisekunden ausgangsseitig auf spannungslos<br />
schalten, wenn die Netzspannung wegbleibt.<br />
(Dies ist Gegenstand jeder PV-Anlagen-Abnahmeprüfung<br />
durch den örtlichen Netzbetreiber!)<br />
Grund: Wenn sie dies nicht täten, wären Arbeiten<br />
im Niederspannungsverteilnetz außerhalb des<br />
Hauses nicht möglich, da die Leitungen trotz der<br />
üblichen Abschaltung auf der "Kraftwerksseite"<br />
nun durch die häusliche(n) Einspeisung(en),<br />
<strong>als</strong>o vom Endverbraucher her, unter Spannung<br />
gesetzt würden (lebensgefährlich für die Arbeiter<br />
an den Erdkabeln oder an den Verteiler- und<br />
Trafostationen).<br />
Wir unterstellen <strong>als</strong>o einmal, dass die PV-Anlage<br />
(mit Stecker) für Balkon diese technischen Anforderung<br />
mit dem gleichen Qualitätslevel wie<br />
bei den fest installierten Erzeugungsanlagen<br />
erfüllt. Wenn nicht, können wir die Betrachtung<br />
hier abbrechen, da indiskutabel (sicherheitsgefährdend).<br />
56<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 56 30.07.2013 14:00:08
Die nächste Hürde ist die übliche häusliche Stromkreissicherung.<br />
Wo noch alte Schraubsicherungen mit<br />
Widerstandsdraht in Verwendung sind, besteht kein<br />
Überlastungsrisiko, da es der Sicherung konstruktionsbedingt<br />
egal ist, wo die Lastseite sitzt, in welche Richtung<br />
<strong>als</strong>o der "Energiefluss" geht. Anders kann es sich mit<br />
den heute üblichen Sicherungsautomaten ("Leitungsschutzschalter")<br />
verhalten, in denen häufig elektronische<br />
Schaltkreise enthalten sind. Diese sind grundsätzlich<br />
nicht dafür ausgelegt, in der Gegenrichtung betrieben zu<br />
werden. Gerade für Balkone (Außenbereich!) werden die<br />
zugehörigen Stromkreise oft über einen (ggf. elektronisch<br />
arbeitenden) Fehlerstromschalter (FI-Schalter) geführt,<br />
der ebenfalls nicht für einen Betrieb in Gegenrichtung<br />
ausgelegt ist. Somit kann die ordnungsgemäße Funktion<br />
(Lastbegrenzung, Leitungsschutz) für diese nicht vorgesehene<br />
Betriebsweise nicht zuverlässig garantiert werden.<br />
Die "Unzuverlässigkeit" hat mit vagabundierenden Spannungspotenzialen<br />
in den Endstromkreisen zu tun (durch<br />
Parallelanschluss verschiedenartiger Verbraucher, z. B. im<br />
Stand-by, im selben Endstromkreis) sowie mit Phasenverschiebungen<br />
zwischen Spannungs- und Strommaximum<br />
in unzulässiger Weise, wenn Erzeuger statt Verbraucher<br />
angeschlossen sind. Es gibt weitere Gründe.<br />
Hier wäre der von Ihnen angesprochene Ansatzpunkt zu<br />
sehen, die Industrie für die Konstruktion einer "bidirektional<br />
wirkenden elektronischen Endstromkreis-Sicherung<br />
(-Leitungsschutzschalter)" zu bewegen. So lange es dies<br />
nicht gibt, verbietet sich diese Anschlussvariante, und es<br />
ist seitens des DKE korrekt, auf diese Leben gefährdende<br />
Unzulässigkeit hinzuweisen. So lange dieser Weg nicht<br />
beschritten werden kann, muss der Mieter dafür sorgen,<br />
dass seine Balkonanlage, wie bei den fest installierten<br />
häuslichen Anlagen, über eine separate Kabelverbindung<br />
mit der "Versorgungsseite" im Zählerkasten bzw. Wohnungsanschlusskasten<br />
verbunden wird (mit separatem,<br />
zweipolig arbeitenden Ausschalter). Da dies einen Eingriff<br />
in die Mietsache bedeutet (wenn auch nur ein kleiner),<br />
muss er sich diese Installation vom Vermieter genehmigen<br />
lassen.<br />
Ich befürworte voll die Bestrebungen des <strong>SFV</strong>, die dezentrale<br />
(häusliche) Erzeugung im Auge zu behalten, da<br />
sie unter den Verschlechterungen des EEG besonders<br />
stark gelitten hat und hier nach wie vor ein großes, unausgeschöpftes<br />
Potenzial schlummert, das auch ohne<br />
aufwändigen Netzausbau hebbar ist. Ich habe allerdings<br />
Zweifel, ob der technische Sonderweg der Entwicklung<br />
einer VDE-zugelassenen "Zweirichtungssicherung" wirklich<br />
Sinn macht (es mag noch andere technischen Gründe<br />
geben, die dagegen sprechen).<br />
Will der Mieter mit der Balkonienanlage nicht nur Bezugsstrom<br />
sparen, sondern auch Einspeisevergütung erzielen,<br />
müsste ja sowieso ein Zähler montiert werden, was auf<br />
einen Umbau im Zählerschrank oder, wenn dort überhaupt<br />
aus Platzgründen möglich, im Wohnungsanschlusskasten<br />
hinausliefe. Bei der Gelegenheit könnte dann auch<br />
gleich eine separate Zuleitung zur PV-Anlage gelegt bzw.<br />
geschaltet werden.<br />
E-Mail-Antwort von Wolf von Fabeck<br />
Sehr geehrter Herr Niess,<br />
herzlichen Dank für Ihre Gedanken zur Frage der steckfertigen<br />
Solarmodule mit eigenem Wechselrichter.<br />
Im Endeffekt sind wir uns vermutlich einig: Solarmodule<br />
oder andere Stromlieferanten dürfen nur in Stromkreise<br />
der Hausinstallation einspeisen, aus denen nicht gleichzeitig<br />
auch Verbrauchsgeräte versorgt werden. Insofern<br />
ist die Warnung des VDE völlig berechtigt.<br />
Mich irritiert allerdings Ihr Aussage: „Wo noch alte<br />
Schraubsicherungen mit Widerstandsdraht in Verwendung<br />
sind, besteht kein Überlastungsrisiko, da es der Sicherung<br />
konstruktionsbedingt egal ist, wo die Lastseite sitzt, in<br />
welche Richtung <strong>als</strong>o der „Energiefluss“ geht. Hier sind<br />
Sie m.E. im Irrtum. Ich bitte Sie, sich an der folgenden<br />
Skizze zu orientieren:<br />
H ----- S ----- V ----- E<br />
Der Hausanschluss H befinde sich ganz links. Dann folgt<br />
die Schmelzsicherung S, die ab 16A den Stromkreis vom<br />
Hausnetz abtrennen würde. Dann folgt eine Dreifachsteckdose<br />
V, an der drei Verbraucher mit Schukosteckern<br />
angeschlossen werden können. Und schließlich folgt eine<br />
weiter Dreifachsteckdose E, an der drei Einspeiser mit<br />
Schukosteckdose angeschlossen werden können.<br />
Nehmen wir an, es werden nun abwechselnd einmal bei<br />
V und einmal bei E, dann wieder bei V und wieder bei E<br />
jeweils ein neuer Verbraucher 10A und ein neuer Einspeiser<br />
mit 10A angeschlossen, dann fließt nach der dritten<br />
Runde zwischen E und V ein Strom von 30A, ohne dass<br />
die Sicherung bei S davon etwas merkt.<br />
VDE hat <strong>als</strong>o mit seiner Warnung sogar dann Recht,<br />
wenn es sich um eine alte Hausinstallation mit Schmelzsicherung<br />
handelt. Das Problem kann nur gelöst werden,<br />
wenn Verbrauchs- und Einspeise-Stromzweige sauber<br />
voneinander getrennt sind und konstruktiv dafür gesorgt<br />
wird, dass bei der Benutzung der Steckdosen keine Verwechslung<br />
möglich ist. Konnte ich Sie überzeugen?<br />
Antwort von Herrn Rainer Niess<br />
Sehr geehrter Herr von Fabeck,<br />
ja, Ihre Betrachtung ist völlig korrekt! Ich hatte meine<br />
Betrachtung nur auf den Stromweg durch die herkömmliche/elektronische<br />
Endstromkreis-Sicherung bezogen.<br />
Aber bei beliebig „bösartiger“ (gleichmäßig an „V“ und<br />
„E“ verteilter) Parallel-Ankopplung von Verbrauchern und<br />
Erzeugern können tatsächlich auf dem Verbindungsstück<br />
zw. V und E wesentlich höhere Ströme auftreten <strong>als</strong> für<br />
diesen Leitungsquerschnitt zulässig.<br />
Wobei dieses „Verbindungsstück“ im einfachsten Fall ein<br />
und dieselbe Mehrfachsteckdose sein kann, wenn alle<br />
Verbraucher und Erzeuger an genau dieser angeschlossen<br />
werden. In diesem Fall flösse der unzulässig erhöh-<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
57<br />
Solarbrief-2-13.indd 57 30.07.2013 14:00:08
te Strom nur über die metallischen Verbindungsstege<br />
innerhalb dieser Mehrfachsteckdose (wofür diese aber<br />
ebenfalls nicht ausgelegt ist).<br />
Aber selbst im allgemeinen Fall, wenn weder V noch E<br />
über eine Mehrfachsteckdose laufen (weil die Verbraucher<br />
und Erzeuger an verschiedenen (verteilt installierten)<br />
Feststeckdosen desselben (netzseitig abgesicherten)<br />
Endstromkreises angeschlossen werden, können, je nach<br />
Art der Zuleitungsführung zu den Steckdosen (gilt für V-<br />
und E-Seite gleichermaßen) bei ungleicher Lastverteilung<br />
unzulässig hohe Ströme innerhalb der Festverdrahtung<br />
des Endstromkreises im Hausnetz auftreten (es läuft<br />
letztlich wieder auf den von Ihnen skizzierten Verbindungsstrang<br />
V - E hinaus). Bei rein sternförmiger Ankopplung<br />
aller (Einzel-)Steckdosen desselben Endstromkreises<br />
zum Abgangspunkt der Sicherung hin entsteht nur im<br />
Sternpunkt (unter der Schraub- oder Klemmverbindung)<br />
der erwähnte höhere Strom (für den aber wiederum diese<br />
Schraub-/Klemmverbindung üblicherweise nicht ausgelegt<br />
ist - es könnte sich eine gefährliche Schmorstelle durch<br />
Überhitzung bilden).<br />
Wie man sich auch wendet: So geht es auf jeden Fall nicht.<br />
Womit leider auch mit einer „intelligenteren“ (bidirektional<br />
verwendbaren elektronischen) Sicherung nichts erreicht<br />
würde. Die getrennte Absicherung von Verbrauchern und<br />
Einspeisern (jeweils Ein-Richtungs-Betrieb) erscheint<br />
<strong>als</strong>o strikt unvermeidlich, womit Steckdosen-PV-Anlagen<br />
im Allgemeinen nicht zulassungsfähig sein können.<br />
Einzige physikalisch/sicherheitstechnisch vertretbare<br />
Ausnahme, die mir hierzu einfällt, wäre der Anschluss<br />
einer Stecker-PV-Anlage an eine Einzelsteckdose, für<br />
die ein separat abgesicherter Stromkreis besteht (wie in<br />
Hausinstallationen für über Stecker anschließbare Geräte<br />
wie Geschirrspüler, Waschmaschine, Wäschetrockner<br />
und andere Großverbraucher üblich). Es bliebe dann<br />
aber noch die techn. Umsetzung der „Bidirektionalität“<br />
der (elektronischen) Sicherung, wobei dann hier die von<br />
mir angeführte, veraltete Schmelzsicherung hilfreich wäre<br />
Danke für die Nachhilfe. Damit wäre das geklärt. Damit<br />
erübrigt sich allerdings auch der von Ihnen geforderte<br />
„konstruktive Vorschlag des VDE“, weil auf der Basis<br />
steckerfertiger PV-Anlagen kein zulassungsfähiger Lösungsweg<br />
möglich ist (von dem oben von mir erwähnten<br />
Spezialfall mit dem separat abgesicherten Stromkreis<br />
einmal abgesehen, der aber für die harte Praxis nichts<br />
taugt, weil für den gewöhnlichen Verbraucher Steckdose<br />
gleich Steckdose ist und es, sobald ein handelsüblicher<br />
Stecker am Anschlusskabel montiert ist, keinen zwangsweise<br />
greifenden Absicherungsmechanismus gegen eine<br />
unzulässige Verwendung gibt - Gefahr des gedankenlosen<br />
Umsteckens durch Dritte in eine andere Steckdose).<br />
Sehen Sie das nun auch so?<br />
Das Problem der unbeabsichtigten, unentdeckten Überlastung<br />
müsste sich bei lokal konzentrierter und leistungsmäßig<br />
relevanter Einspeisung übrigens auch auf der<br />
netzseitigen Seite der häuslichen Sicherungen ergeben,<br />
<strong>als</strong>o im lokalen 400V/230V-Niederspannungsnetz: Die<br />
Leitwarte kann nicht ersehen, was in ihrem Netz unterhalb<br />
des letzten sensorisch überwachten Knotens (Trafostation)<br />
abspielt, insbesondere welche Ausgleichsströme dort<br />
zwischen den verschiedenen Hausanschlüssen fließen.<br />
Ich mutmaße (habe da zu wenig Einblick), dass man<br />
hier pragmatisch vorgeht und Worst-Case-Szenarios mit<br />
jeweils maximalen Verbraucher- und Erzeugerleistungen<br />
vornimmt und diese mit den installierten (meist großzügig<br />
ausgelegten) Leitungsquerschnitten abgleicht und dann u.<br />
a. von dieser Betrachtung die Zulassung weiterer lokaler<br />
PV-Anlagen abhängig macht.<br />
Wolf von Fabeck an Herrn Rainer Niess<br />
Sehr geehrter Herr Niess,<br />
jetzt besteht, denke ich, in jeden Beziehung Einigkeit<br />
zwischen unseren Auffassungen.<br />
Zu Ihrer Anmerkung: „Damit erübrigt sich allerdings auch<br />
der von Ihnen geforderte „konstruktive Vorschlag des<br />
VDE“, weil auf der Basis steckerfertiger PV-Anlagen kein<br />
zulassungsfähiger Lösungsweg möglich ist (von dem oben<br />
von mir erwähnten Spezialfall mit dem separat abgesicherten<br />
Stromkreis einmal abgesehen, der aber für die harte<br />
Praxis nichts taugt, weil für den gewöhnlichen Verbraucher<br />
Steckdose gleich Steckdose ist und es, sobald ein handelsüblicher<br />
Stecker am Anschlusskabel montiert ist, keinen<br />
zwangsweise greifenden Absicherungsmechanismus<br />
gegen eine unzulässige Verwendung gibt - Gefahr des<br />
gedankenlosen Umsteckens durch Dritte in eine andere<br />
Steckdose). Sehen Sie das nun auch so?“<br />
Ja, so sehe ich das auch. Die einzige Lösung, die mir<br />
bisher eingefallen ist (und deren Übernahme durch den<br />
VDE ich nahelegen möchte), wäre die Neueinführung<br />
eines besonderen Steckers, der für Steckverbindungen<br />
ausschließlich an Einspeiseleitungszweige vorgesehen<br />
ist. Weder Stecker noch Steckdosen dieses neu zu entwickelnden<br />
Systems dürften mit Schuko-Steckdosen bzw.<br />
Schuko-Steckern zusammenpassen. Was halten Sie von<br />
diesem Vorschlag?<br />
Antwort von Herrn Rainer Niess<br />
Sehr geehrter Herr von Fabeck,<br />
Ihre Anregung läuft auf eine mechanische Stecker-Dosen-<br />
Codierung hinaus. In der Industrie (ich arbeite in der Bahnindustrie)<br />
ist so etwas durchaus üblich, um unbeabsichtigte<br />
Vertauschungen von Datenleitungsverbindungen,<br />
die nicht zueinander gehören, zu vermeiden. Ist zugleich<br />
auch ein Sicherheitsmerkmal in sicherheitskritischen Anwendungen<br />
(Zugsteuerung, Stellwerkstechnik usw.).<br />
Auf dem Gebiet der Haustechnik, für die eine zum VDE<br />
gehörende Kommission DKE zuständig ist, wird man<br />
gegenüber so einem Vorschlag sehr zurückhaltend sein,<br />
auch wenn es natürlich bereits Beispiele gibt: Hierunter<br />
fallen die speziellen 400V-Drehstrom-Rundstecker (für<br />
Ströme >16 A bzw. für den Außenbereich) oder die so<br />
genannten Kaltgerätestecker (für Geräte, die nicht „heizen“,<br />
<strong>als</strong>o generell weniger Strom verbrauchen (bis2,5<br />
A)), letztere bekannt durch die seit Jahrzehnten auf diese<br />
58<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 58 30.07.2013 14:00:08
Weise ans Stromnetz anzuschließenden Desktops oder<br />
Monitore (werden Sie auch bei dem Equipment auf/unter<br />
Ihrem Schreibtisch finden).<br />
Ziemlich sicher ist, dass es (zunächst) ein deutscher<br />
Sonderweg sein müsste. Europäische Einigungen auf<br />
dem Gebiet der Netzstecker/Steckdosen sind trotz mehrfacher<br />
Anläufe in den letzten Jahrzehnten regelmäßig<br />
an den hohen Kosten (vernünftigerweise) gescheitert.<br />
Allerdings ging es hier ja immer auch um erhebliche Umstellungskosten<br />
und langfristige Übergangsregelungen für<br />
einen bestehenden Standard; dieses Argument entfiele<br />
bei Einführung eines neuen, zusätzlichen Standards für<br />
Spezialanwendungen. Der neue Einspeisestecker müsste<br />
im unbenutzten Zustand verdeckte Kontakte haben (was<br />
mechanisch gelöst werden kann), weil der VDE sicher<br />
keinen Stecker mit offenen Kontaktstiften zulassen wird.<br />
Dies gilt auch dann, wenn durch eine Schutzschaltung im<br />
einspeisenden Gerät (ähnlich der in den PV-Wechselrichtern)<br />
dafür gesorgt wird, dass ohne „Gegennetz“ keine<br />
PV-erzeugte Spannung anliegt. Leider können solche<br />
Schutzschaltungen latent (unentdeckt) versagen. Man<br />
braucht <strong>als</strong>o dafür wieder Erkennungsmechanismen oder<br />
zyklische Gerätewartungen, was dann in der Praxis hohe<br />
Akzeptanzhürden aufbaut. Bei den Wechselrichtern, die<br />
ja solche Schutzschaltungen haben, kann man dagegen<br />
die Forderung nach Schutz vor UNENTDECKTEN (im<br />
Laufe der Betriebszeit erst auftretenden) Versagensfällen<br />
dadurch abmildern, dass argumentiert wird:<br />
1. Der WR ist vom Fachpersonal fest installiert (keine<br />
netzseitig vom Laien lösbare Verbindung, mit deren Teilen<br />
er in Berührung kommen könnte).<br />
2. EVU-Personal, das draußen am Niederspannungsnetz<br />
arbeitet, ist angewiesen, sich durch geeignete<br />
Erdungsmaßnahmen vor Stromschlag durch unerkannt<br />
versagende WR-Schutzschaltungen privater Einspeiser<br />
zu schützen.<br />
So sehr ich ja das richtige Anliegen des <strong>SFV</strong> zur Förderung<br />
der DEZENTRALEN PV-Anlagen mit auch nur<br />
kleiner Leistung verstehe und unterstütze, so „befürchte“<br />
ich doch, dass der einzig vernünftige Hinweis an solche<br />
Interessenten im Moment der sein wird, sich für diesen<br />
Anschluss eine separate Leitung (separat abgesicherter,<br />
abschaltbarer Stromkreis) zuzulegen und eine nichtsteckbare<br />
Verbindung zu wählen (womit wir wieder beim<br />
Ausgangspunkt wären: Hände weg von Stecker-PV-<br />
Anlagen!).<br />
Abrechnung von minimalen Strombezügen<br />
für den Wechselrichter<br />
Grundsätzlicher Lösungsansatz<br />
Von Dr. Patrick Schweisthal<br />
Der Einbau von Zweirichtungszählern bei Fotovoltaikanlagen<br />
ohne weitere angeschlossene Verbraucher<br />
führt bei einigen Netzbetreibern und Anlagenbetreibern<br />
zu Irritationen bei der Abrechnung der meist minimalen<br />
Strombezüge. Diese minimalen Strombezüge stehen ausschließlich<br />
mit dem Erhalt der Einspeisungsbereitschaft<br />
im notwendigen Zusammenhang und sind somit vor dem<br />
Hintergrund der Anschluss- und Abnahmeverpflichtung<br />
des Netzbetreibers nach §§ 5; 8 EEG von diesem selbst<br />
bereitzustellen.<br />
Als Abrechnungspreis für diesen minimalen Strombezug<br />
bietet sich an, die BDEW-Tabelle für die Abrechnung von<br />
Mehr- und Mindermengen im Verhältnis von Netzbetreiber<br />
und Stromlieferanten anzuwenden, auf die häufig in<br />
den Preisblättern der Netzbetreiber verwiesen wird. Für<br />
Abrechnungen auf den 31. Dezember 2012 ergibt sich<br />
hieraus z.B. ein Abrechnungspreis von 0,0467 € /kWh,<br />
den der Netzbetreiber von der Einspeisungsgutschrift<br />
absetzen kann. Da der Betreiber hier auch nicht <strong>als</strong><br />
Letztverbraucher anzusehen ist, fallen hier auch keine<br />
zusätzlichen Posten wie EEG-Umlage, Konzessionsabgabe,<br />
Netznutzungsentgelt und Stromsteuer an.<br />
Der Betreiber sollte daher eine Einstufung seines minimalen<br />
Strombezugs in den Tarif der Grundversorgung<br />
nicht hinnehmen und auch nicht einer Aufforderung des<br />
Netzbetreibers zur Benennung eines anderen Lieferanten<br />
Folge leisten, sondern die Angelegenheit wenn nötig<br />
gerichtlich klären lassen.<br />
Bisherige, leider nicht grundsätzlich aufgestellte<br />
Regelungsangebote<br />
(1) Clearingstelle EEG zu : „Müssen Anlagenbetreiber/-innen<br />
Messkosten für Bezugsstromzähler auch dann tragen, wenn<br />
der Bezug geringfügig ist?“ unter http://www.clearingstelleeeg.de/beitrag/1433<br />
(2) Bundesnetzagentur: „Strombezug von PV-Anlagen“ unter<br />
http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1931/DE/Sachgebiete/<br />
ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/Photovoltaik/Strombezug_von_PV-Anlagen/<br />
Strombezug_von_PV-Anlagen.node.html<br />
(3) Schlichtungsstelle Energie: „Empfehlung zur Abrechnung<br />
der Bezugsseite bei Zweirichtungszählern“ unter http://<br />
www.schlichtungsstelle-energie.de => Schlichtungsempfehlungen<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
59<br />
Solarbrief-2-13.indd 59 30.07.2013 14:00:08
Leserzuschriften<br />
(geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder)<br />
Verzögern - Verzetteln - Vergiften und<br />
Verteuern<br />
Die Energiemonster werden weiter gemästet.<br />
Leserzuschrift von Inga Di Mar<br />
Zeitgewinnung zur Festigung alter Strukturen durch Vorspiegelung<br />
f<strong>als</strong>cher Vorhaben: das war alles, was Angela<br />
Merkel je wollte - und bekam. Merkels Subventionen<br />
angeblich umweltfreundlicher, unnötiger Technologien<br />
im großschädlichen Stil (wie Acker-Benzin, Gülle-Gas,<br />
Überschuss-Produktion, Offshore-Wind-Anlagen, Windstrom-Trassen<br />
etc.) sind der Beweis: Schaffen sie doch<br />
nur neue Probleme auf Jahrzehnte, entzweien Betroffene,<br />
zerstören Grundwasser, Landschaft wie Landwirtschaft,<br />
die außerdem dadurch zum Spekulationsobjekt degradiert<br />
wurden, versiegeln Land und vieles unnötiges Negatives<br />
mehr.<br />
"Schwarz-Gelb kann Energiewende nicht" bringt es auf<br />
den Punkt. Leider ist auch die SPD viel zu sehr mit den<br />
Energiekonzernen verschmolzen und auch die Konzern-<br />
Verflechtungen der Grünen stehen denen der großen<br />
Parteien inzwischen kaum nach.<br />
Verantwortungsvolle Politiker hätten von Anfang an ausschließlich<br />
hauptsächlich auf Solarenergie gesetzt. Es<br />
gäbe keine Stromtransport-Probleme, kein Gestreite über<br />
Trassenbau. Längst würden unsere Hausdächer viel mehr<br />
<strong>als</strong> benötigt saubere Energie in vorhandene Netze liefern,<br />
die nach und nach angepasst und verbessert würden.<br />
Äcker wären keine Spekulations-Objekte geworden und<br />
Boden und Grundwasser nicht mit Pestiziden für "Tank<br />
statt Teller" verseucht, Auseinandersetzungen und Ärger<br />
unter Nachbarn gäbe es bei dezentraler Solarversorgung<br />
mit Solarwasserstoffspeichern vor Ort längst nicht<br />
mehr.<br />
Auch den letzten Zweifler hätten schon längst echte<br />
"blühende Landschaften und Gemeinden" überzeugt, die<br />
realistisch möglich werden durch die satten Gewinne, die<br />
statt an die großen Energieversorger in die längst nicht<br />
mehr klammen Gemeindekassen gingen - zum Wohl<br />
der gesamten Bevölkerung statt einiger Aktionäre und<br />
bei nach Amortisation der eigenen Anlagen sogar relativ<br />
kurzfristig sinkenden Strompreisen!<br />
vom eigentlich Guten ablenken: der dezentralen Selbstversorgung<br />
von Gemeinden mit Solar-Energie.<br />
Warum nur, o warum, konnte diese Verzettelung stattfinden<br />
statt kraftvoller Konzentration aufs Wesentliche - auf<br />
die unendliche Kraft und das Licht der Sonne?<br />
Es wird auch Zeit, dass endlich klargemacht wird: Solarzellen<br />
brauchen Licht, nicht Sonne. Diese unpräzise<br />
Bezeichnung der Fakten macht es der Gegenseite immer<br />
noch leicht, den Leuten einzureden, Deutschland sei nun<br />
mal eben kein Sonnenland. Doch solange wir sehen, sieht<br />
auch die Solarzelle - dieselben Lichtphotonen.<br />
Sicher erzeugt doppelt so viel Licht doppelt so viel Strom<br />
- und sicher ist der Haufen vom Elefanten größer <strong>als</strong> der<br />
vom Huhn. Doch genügend Kleinvieh liefert dieselbe<br />
Menge Mist, Hühner können dazuhin überall gehalten und<br />
weniger gefährlich werden. Und 50 % der - lt. Ex-RWE-<br />
Chef Großmann - 2 Mio. Hausdächer in Deutschland (plus<br />
geeigneter Fassaden, Balkone, Ställe, Anbauten etc.)<br />
reichen definitiv bereits lässig aus, unseren Strombedarf<br />
zu decken - ohne Landverbrauch, der zum Diebstahl der<br />
gefragten ebenerdigen Solarpanels geradezu einlädt.<br />
Warum nur lässt der sogenannte mündige Gut-Bürger die<br />
in diesem Moment unter den schwarz-gelben Sensenmännern<br />
stattfindende Zerstörung der Solarwirtschaft und<br />
Arbeitsplatzvernichtung im Lande widerstandslos zu und<br />
akzeptiert, dass das solare Erfolgsmodell niedergemäht<br />
wird von EV-konzernhörigen Politikern, die nicht auf lange<br />
Sicht rechnen können, aber intensiv Angst vor der Wende<br />
und Verteuerungen schüren?<br />
Wo doch längst sachlich nachgewiesen ist, dass die<br />
Strompreistreiberei nichts mit der Energiewende zu tun<br />
hat und Solarstrom in Kürze die billigste aller Energien<br />
ist - und das auf Dauer?<br />
Wind- und Wasser-Projekte haben <strong>als</strong> Insel-Lösungen nur<br />
gelegentlich Berechtigung, doch nicht in dem aktuellen<br />
Ausmaß <strong>als</strong> gigomanische Projekte zur weiteren Mästung<br />
rendite-getriebener Mega-Konzerne, die genau wissen,<br />
dass ihre Zeit längst abgelaufen ist und die deshalb im<br />
unübersehbaren und peinlichen Schulterschluss mit der<br />
Politik noch heftig abkassieren, den Bürger an der Angel<br />
halten, weiter Schäden setzen und mit Schein-Projekten<br />
Titelbild Solarbrief 3/12<br />
Gerhard Mester<br />
60<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 60 30.07.2013 14:00:10
Das darf doch alles nicht wahr sein, was sich in einem<br />
einzigen Jahr unter dem Deckmantel "Energiewende"<br />
abgespielt hat! Die von so vielen erhoffte Energiewende<br />
(schon vor 15 Jahren wollten 80 % der Bürger Solar-<br />
Energie) ist eine große, klaffende Energiewunde geworden.<br />
Eine üble Farce.<br />
Da bleibt nur noch ein Wunder. Z.B.: pausenlose Berichterstattung<br />
auf möglichst allen Kanälen und in allen<br />
Blättern über alle Gemeinden, die den Mut hatten und<br />
haben, ihre Stromversorgung selbst erfolgreich in die<br />
Hand genommen haben - <strong>als</strong> Mutmacher und <strong>als</strong> Beweis,<br />
dass es geht. Es sind nicht wenige - von Berlin bis in den<br />
Bayerischen Wald holen kluge Gemeinden sich längst mit<br />
Bürgerbeteiligung ihre Netze zurück und machen, was die<br />
Politik nicht kann, nicht will und nicht macht: eine saubere<br />
Energie-Wende.<br />
(Achtung: Aktualisierter Beitrag von Inga Di Mar unter<br />
http://www.sfv.de/artikel/verzoegern_-_verzetteln_-_vergiften_und_verteuern.htm)<br />
Ist der <strong>SFV</strong> zu radikal in seinen<br />
Forderungen<br />
Zum Briefwechsel im Solarbrief 1/13<br />
Leserzuschrift von Walter Weiss<br />
Dieser Schriftwechsel ist erfreulich nüchtern, sachlich und<br />
fortführend - vielen Dank dafür! Wir vergessen immer wieder,<br />
dass die Vision der Energiewende genau so behandelt<br />
werden sollte wie eine jede naturwissenschaftliche Vision<br />
(Arbeitshypothese), die ja auch und selbstverständlich<br />
von allen Sachkundigen behandelt und gefördert werden<br />
muss, damit der Weg zur praktischen Bestätigung schnell<br />
und vor allem sicher gefunden wird und beschritten werden<br />
kann.<br />
Hier kommen zu den schon äußerst bedeutenden tatsächlichen,<br />
technischen und wissenschaftlichen Schwierigkeiten,<br />
die bewältigt werden wollen, politischer Widerstand<br />
und vor allem Unverstand hinzu, deren Überwindung<br />
zusätzliche Kräfte und Energien bindet.<br />
Dieser Widerstand und Unverstand sind der Hintergrund,<br />
vor dem der in Bezug genommene Schriftwechsel zu<br />
verstehen ist. Ich möchte diesen Hintergrund einmal so<br />
charakterisieren:<br />
• Das Ideenbündel<br />
• Demokratie / Menschenrechte / verfassungsmäßig gebundene<br />
Gesetzgebung und<br />
• unabhängige Justiz / soziale Marktwirtschaft ist mit dem<br />
zusätzlichen Bündel<br />
• Nachhaltigkeit / Schutz der Umwelt, insbesondere der<br />
Atmosphäre / Nahrung und Grundrechte für alle Menschen<br />
die größte und wichtigste menschliche Erfindung<br />
überhaupt.<br />
Sehr wichtig: sind diese Ideen einmal verwirklicht (was<br />
vielfach bisher nur ansatzweise gelungen ist, in den westlichen<br />
Staaten aber bereits sehr weitgehend), muss ihre<br />
Verwirklichung und Entwicklung ständig weiterbetrieben<br />
werden, insbesondere durch entsprechende intensive<br />
Unterrichtung aller Bürger, besonders der jüngeren und<br />
jüngsten.<br />
Ich kann mir keine andere Staatsform denken, in der ich<br />
leben möchte. Die praktische Gestaltung dieser Staatsform<br />
ist indessen äußerst prekär, und zwar notgedrungen<br />
äußerst prekär. Das muss man sich stets vor Augen<br />
halten.<br />
Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Idealisten,<br />
Karrieristen, Berufspolitikern und Beamten ohne nennenswerte<br />
Berufserfahrung (vielfach ohne Beruf) und ohne<br />
nennenswerte Lebenserfahrung (wenigstens was das<br />
durchschnittliche bürgerliche Leben betrifft), bildet den<br />
Bundestag. Dieser soll aber über Gesetze entscheiden,<br />
die sich auf die sehr komplizierten Verhältnisse eines modernen<br />
Industriestaates beziehen und die insbesondere<br />
die oben genannten beiden Ideenbündel eisern berücksichtigen<br />
müssen. Kann das gutgehen?<br />
Eine ganz entsprechende Zusammensetzung gilt für die<br />
Bundesregierung (und gleichermaßen für Landesparlamente<br />
und Landesregierungen).<br />
Um es sehr krass auszudrücken: Ein Haufen von mehr<br />
oder weniger ignoranten und in der konkret zu beurteilenden<br />
Materie gänzlich unwissenden Abgeordneten soll<br />
Gesetze erdenken, formulieren und erlassen, die höchst<br />
komplizierte Sachverhalte regeln sollen.<br />
Und: Eine Gruppe von ebenso ignoranten und unwissenden<br />
Regierungsmitgliedern soll diesen höchst komplizierten<br />
Staat durch alle Wirrnisse der Zeit steuern.<br />
Das kann nur mit der Hilfe von unabhängigen Sachkundigen<br />
außerhalb dieser beiden Gruppen einigermaßen<br />
glücken. Auch mit deren Hilfe geht viel daneben, weil alle<br />
Expertisen begrifflich in die Zukunft gerichtet sein müssen<br />
und eine Prognose über mehr <strong>als</strong> drei, höchstens fünf<br />
Jahre hinaus, wie die Geschichte zeigt, meistens reine<br />
Illusion ist.<br />
Geht in der Regierung etwas gründlich daneben, erfolgt<br />
selten eine sofortige Richtigstellung. Meistens gibt es<br />
Vertuschung, Verteidigung der Unvernunft, gar Fortsetzung.<br />
Ein Paradebeispiel ist die „Bankenrettung“. Als 2008 eine<br />
größere Bank zusammenzubrechen drohte, weil deren<br />
Banker das ihnen anvertraute Geld verzockt hatten, ließ<br />
sich die völlig schimmerlose und in Bankgeschäften gänzlich<br />
ahnungslose Regierung von einer Gruppe höchstmotivierter,<br />
bestens ausgerüsteter und ausgebildeter<br />
Bankfachleute in übler Weise über den Tisch ziehen:<br />
• Unter Erfindung des Begriffs einer 'Systemrelevanz'<br />
der Bank<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
61<br />
Solarbrief-2-13.indd 61 30.07.2013 14:00:10
• <strong>als</strong>o unter der Androhung, bei Nichtrettung werde im<br />
Weg eines Dominoeffekts das gesamte deutsche Wirtschaftssystem<br />
zusammenbrechen,<br />
• erreichten die „Berater“, dass unter Vermeidung des<br />
gesetzlich zwingend vorgesehenen Insolvenzverfahrens<br />
• nicht etwa die Bank-Eigentümer und die vom Zocken<br />
profitierenden Anleger,<br />
• sondern der Staat und damit der Steuerzahler die Milliarden<br />
zahlte,<br />
• die in einer Nacht- und Nebelaktion zur Bank hinübergeschoben<br />
wurden,<br />
• ohne jeden Vertrag (!), der z.B. das künftige Verhalten<br />
der Bank (Einschränkung der Geschäfte, Verbot von Boni<br />
an die Zocker, Schaffung eines soliden Grundkapit<strong>als</strong>…)<br />
zu regeln hätte,<br />
• am Parlament vorbei.<br />
Anstatt umgehend dieses horrende Verhalten danach wieder<br />
in Ordnung zu bringen, regte sich die Bundesregierung<br />
anschließend darüber auf, dass diese Bank und andere<br />
Banken nach wie vor immense Boni auszahlten, nicht<br />
daran dachten, genügend Grundkapital zu schaffen und<br />
die Zockerei völlig zu unterlassen! Sie regte sich <strong>als</strong>o über<br />
die eigene Unfähigkeit, die Situation zu meistern, auf.<br />
Und machte, <strong>als</strong> die Krise fortschritt, auch international im<br />
europäischen Bereich immer wieder dieselben Fehler. Erst<br />
jetzt - fünf Jahre und unendlich hohe zusätzliche Haftungsmilliarden<br />
zu Lasten der Steuerzahler später! - kommt sie<br />
zur Vernunft. Erst jetzt werden die Banken angehalten,<br />
sich wie Banken und nicht wie Wettbüros zu verhalten; erst<br />
jetzt müssen sie genügend Haftungskapital ansammeln.<br />
Erst jetzt gibt es - allerdings nur sehr zaghafte und lieber<br />
an ausländischen Banken angewandt - Entwicklungen in<br />
der Richtung, eine Art Teil-Insolvenz der maroden Banken<br />
zu verlangen (vornehm „Haircut“ oder Beteiligung der<br />
Bankeigner genannt). Erst jetzt gibt es auch die längst<br />
überfällige Beteiligung der Profiteure (<strong>als</strong>o der Großanleger,<br />
die kräftig am Zocken verdient haben) - wobei der<br />
Aufschrei der Betroffenen, das sei Enteignung, Diebstahl<br />
oder Ähnliches, zwar verständlich ist, wobei diese Teilmaßnahme<br />
aber wieder von der Regierung f<strong>als</strong>ch verkauft<br />
und nicht konsequent verlangt wird: diese Beteiligung ist<br />
ja nichts anderes <strong>als</strong> eine Vermögenssteuer, die natürlich<br />
einmal <strong>als</strong> solche auch deutlich benannt werden, im<br />
übrigen aber auch konsequent angewandt und verlangt<br />
werden müsste, d.h. auch von den Eigentümern großer<br />
Vermögen in anderer Form (Häusern, Grundstücken,<br />
Schiffen, Wertpapieren, sonstigen Unternehmensbeteiligungen<br />
usw.).<br />
Obwohl gerade in dem gewählten Beispiel zahllose Gutachten<br />
und Sachkundige die Regierung auf die ständig<br />
wiederholten Fehler nachdrücklich hingewiesen haben,<br />
wird deutlich: es genügt nicht, die handelnde Regierung -<br />
gerade wenn sie sich über das Korrektiv der Bestätigung<br />
durch den Bundestag einfach hinwegsetzt - am Anfang<br />
mit dem nötigen Fachwissen auszustatten (das sie in der<br />
Regel auch gar nicht einfordert), man muss sie vielmehr<br />
ständig, lästig und nie ermüdend immer wieder auf die<br />
Fehler hinweisen, d.h. <strong>als</strong> Sachkundiger kann man gar<br />
nicht intensiv, provokant, fordernd und letzten Endes<br />
überspitzend genug handeln.<br />
Das genannte Beispiel aus dem Bankenbereich kann<br />
durch Beispiele aus allen möglichen anderen Bereichen<br />
jederzeit ergänzt werden. Insbesondere sind das Bereiche,<br />
in denen bestimmte Wirtschaftskreise regelrecht<br />
oligarchische oder doch voroligarchische Formationen<br />
gebildet haben. Das betrifft die Autoindustrie, die Stromindustrie<br />
(mit Teilaspekten wie Offshore-Windanlagen,<br />
Höchstspannungsleitungen quer durch Deutschland<br />
und Europa, Vermeidung jeder Speicherforschungs-<br />
Förderung…), die Steinkohle- und Braunkohleindustrie<br />
und überhaupt jeden Industriezweig, der eine ungesund<br />
hohe Anzahl von Mitarbeitern angesammelt hat, den man<br />
<strong>als</strong>o schon wegen dieser vielen Arbeitsplätze angeblich<br />
bei jeder noch so unsinnigen Entwicklung durch seine<br />
Eigner nicht fallen lassen darf.<br />
Titelbild Solarbrief „/13<br />
Gerhard Mester<br />
Ich habe die Situation, in der wir uns in Deutschland nach<br />
dem einsamen Geistesblitz der Energiewende und der<br />
<strong>als</strong>baldigen Abschaltung aller Atommeiler befinden, absichtlich<br />
überspitzt skizziert. Es ist in Wahrheit nicht ganz<br />
so schlimm, aber doch immer noch durchaus schlimm<br />
genug.<br />
Und daran dürfte sich kaum viel durch die Wahl im Herbst<br />
ändern, denn in den Programmen der Opposition vermag<br />
ich Wesentliches für die Bewältigung der skizzierten Probleme<br />
nicht zu erkennen, und dass nun gerade in ihren<br />
Reihen ausgewiesene Fachleute für eine solche Bewältigung<br />
vorhanden sind, ist auch nicht recht ersichtlich. Ich<br />
vertraue indessen auf die Tendenz, bei wichtigen Fragen<br />
wenigstens die Öffentlichkeit des Bundestages entscheiden<br />
zu lassen, denn das gibt Hoffnung auf Erörterung<br />
von Sachverstand.<br />
62<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 62 30.07.2013 14:00:11
Ist der <strong>SFV</strong> zu radikal in seinen<br />
Forderungen<br />
Weitere Zuschrift zum Briefwechsel<br />
im Solarbrief 1/13<br />
von Werner Gantz<br />
Ein Mitglied des <strong>SFV</strong>, Herr Dyllick, ist größtenteils nicht<br />
mit der Art und Weise, wie der <strong>SFV</strong> die Energiewende<br />
voranbringen will, einverstanden. Er fühlt sich auch <strong>als</strong><br />
zufälliger Sprecher für andere Kritiker am <strong>SFV</strong> berufen.<br />
Um es vorweg zu nehmen: Ich möchte versuchen, eine<br />
Stimme zu sein für diejenigen, die sich mit dem <strong>SFV</strong> solidarisch<br />
erklären. Natürlich kennt niemand den Stein der<br />
Weisen und die Zukunft wird zeigen, welche Vorgehensweise<br />
die größte Nachhaltigkeit besitzt. Aber man sollte<br />
jetzt etwas tun, um dies herausfinden zu können. Wer<br />
nichts tut, hat schon verloren. Ein „Weiter so wie bisher“<br />
ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg!<br />
Wenn ich richtig verstanden habe, steht der <strong>SFV</strong> für<br />
• 100 % erneuerbare Energie und nicht nur 85 % erst im<br />
Jahr 2050,<br />
• die Beschleunigung der Energiewende (Wenn nicht jetzt,<br />
wann dann?)<br />
• den Erhalt und den Ausbau des EEG,<br />
• die Dezentralisierung der Energieerzeugung (keine<br />
Monopole und Oligopole),<br />
• die Demokratisierung der Energieerzeugung,<br />
• den Speicherbau und seine rasche Entwicklung,<br />
• das Abschalten der AKW und der Braunkohlekraftwerke,<br />
• den Baustopp von neuen Braunkohlekraftwerken und<br />
• den Alleingang Deutschlands in der Klimafrage.<br />
Herr Dyllick ist in allen Punkten gegenteiliger Meinung. Er<br />
will keine Beschleunigung der Energiewende, nicht den<br />
Erhalt des EEG. Er will Zentralität (Monopole) und spricht<br />
von Versorgungssicherheit. Will er uns Angst machen,<br />
dass die Lichter ausgehen? Er ist gegen Stromspeicherbau<br />
und dessen Weiterentwicklung. Er spricht von Überforderungen<br />
der bestehenden Institutionen.<br />
An dieser Stelle möchte ich die Auflistung der gegensätzlichen<br />
Meinungen von Herrn Dyllick und dem <strong>SFV</strong> beenden<br />
und mich den Fragen zuwenden, die mir beim Lesen der<br />
sechs <strong>Seiten</strong> im Heft der 1. Ausgabe des Solarbriefes von<br />
2013 gekommen sind. Will Herr Dyllick die Satzung des<br />
<strong>SFV</strong> umschreiben? Diskutiert er mit dem <strong>SFV</strong>, um diesen<br />
von einem vermeintlichen Irrweg abzubringen? Sind dies<br />
seine Ziele?<br />
Aber ich freue mich darüber, wie geduldig sich der Vorstand<br />
des <strong>SFV</strong> die Zeit nimmt, in aller Ruhe die Dinge ins<br />
rechte Lot zu rücken.<br />
Zum Artikel aus dem Solarbrief 1/13:<br />
„Biomasse zur stofflichen Nutzung“<br />
Leserzuschrift<br />
von Friedrich Naehring<br />
Guten Tag Frau Waffenschmidt,<br />
Ihre Übersicht ist sehr aussagekräftig und detailliert. Ich<br />
bin Ihnen und dem <strong>SFV</strong> sehr dankbar, dass Sie diese<br />
Initiative ergriffen haben, sich auch für die „nichtenergetischen“<br />
Lebensgrundlagen einzusetzen.<br />
Leider habe ich einige prinzipielle Unausgewogenheiten<br />
entdeckt, die aus meiner Sicht gefährliche Handlungssignale<br />
setzen können. Dies könnte der Menschheit zum<br />
Verhängnis werden, bin ich überzeugt.<br />
Zunächst zur Entwicklung unserer Energiebasis: Der<br />
entsprechende Satz müsste eigentlich lauten: „Am Ziel<br />
sind wir <strong>als</strong>o erst, wenn wir in den hochindustrialisierten<br />
Ländern pro Kopf nur noch etwa halb so viel Energie<br />
nutzen und zur Energiegewinnung nichts mehr verbrannt<br />
wird, sondern wir die Energie hauptsächlich aus Wind und<br />
Mir kommen fast die Tränen. Welche Institutionen meint er<br />
eigentlich? Den Staat, die EVUs, die Netzbetreiber oder<br />
die Bundesnetzagentur? Eine Institution hat er benannt<br />
- den bestehenden Strommarkt. Um den sorgt er sich.<br />
Dieser Markt, meint er, kann bei weiterem Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien seine allokative Koordination<br />
verlieren. Klingt gut, versteht aber keiner. Wenn Allokation<br />
oder allokativ die Zuordnung von Elementen einer Menge<br />
zu Elementen einer anderen Menge bedeutet und z.B. die<br />
Zahl der deutschen Windkraftwerke unter der Regie der<br />
großen oligopolistischen Stromerzeuger relativ abnimmt,<br />
dann wird die Koordination dieses Strommarktes immer<br />
schwieriger. Herr Dyllick hat recht, wenn er fordert: „Dann<br />
muss ein neues Modell her!“ Da hat der <strong>SFV</strong> anscheinend<br />
das Problem doch richtig zu Ende gedacht.<br />
Titelbild Solarbrief 4/10<br />
Gerhard Mester<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
63<br />
Solarbrief-2-13.indd 63 30.07.2013 14:00:12
Sonne erzeugen.“ Es gibt zwar ein Überangebot an Sonne<br />
und Wind. Wie wir aus unseren Energiewendezeiten<br />
wissen, benötigen wir aber zum Ersatz fossiler Energien<br />
z.B. in der Stromerzeugung doppelt so große Kraftwerke<br />
und/oder Speicher wie in der nulklear-fossilen Ära. Das<br />
bedeutet: Wir müssen je kWh bedeutend mehr Erde<br />
umwälzen, um diese Energieeinrichtungen zu errichten<br />
und einsatzbereit zu halten - die Nutzung unserer mineralischen<br />
Lagerstätten und die dafür benötigte Energie.<br />
Das übersteigt die Kapazität (ökologischer Fußabdruck)<br />
unserer Erde bei weitem, wenn wir für alle Menschen eine<br />
Energienutzung wie in den hochindustriellen Ländern<br />
veranschlagen. Das wird uns zwingen, mit bedeutend weniger<br />
Energie pro Kopf <strong>als</strong> bisher auszukommen. Ich kann<br />
verstehen, dass sich unser <strong>SFV</strong> die Energieeffizienz nicht<br />
<strong>als</strong> erstes Ziel auf die Fahne schreibt, aber ich glaube,<br />
dass das in diesem Jahrhundert eine immer wichtigere<br />
Rolle spielen wird.<br />
Mit unserer stofflichen Basis sieht es aber wesentlich<br />
kritischer aus, weil wir mit unserer hochindustrialisierten<br />
Lebensweise fast die gesamte Biokapazität unserer Erde<br />
zum Essen benötigen und ihre darüber hinausgehende<br />
Nutzung für Energie, Verkehr, Gemeinschaftseinrichtungen<br />
und Staat, Infrastruktur, Gebäude und Konsumgüter<br />
auf Pump ist. Wenn alle so leben würden wie wir, wäre<br />
die Erde hoffnungslos übernutzt, die Biokapazität würde<br />
nur bis zum April jedes Jahres reichen, danach hätte<br />
das menschliche Leben für eine nachhaltige Erdnutzung<br />
Pause ohne Essen und Trinken bis Ende Dezember.<br />
Außerdem verringert sich die Biokapazität ständig durch<br />
die gegenwärtig vorherrschende Wirtschaftsweise. Das<br />
Problem der bereits übernutzten Biokapazität wird in Ihrem<br />
Beitrag leider ignoriert, auch wenn der Slogan „Tank oder<br />
Teller“ genannt wird. Die positive Antwort auf die Frage<br />
unserer Lebensweise mit der begrenzter Biokapazität<br />
unserer Erde besteht aus vielen miteinander verknüpften<br />
Einzelantworten.<br />
1. Wir müssen allen Menschen Zugang zu ausreichend<br />
Wasser und Nahrung verschaffen. Das ist ein bisher ungelöstes<br />
Problem, das uns die vorherrschende Wirtschaft<br />
beschert, aber kein Kapazitätsproblem.<br />
2. Wir müssen allen Menschen, die dies wünschen, Zugang<br />
zu Land für die eigene Ernährung verschaffen. Die<br />
ungerechte Verteilung von Land und Landnutzung führt<br />
bereits seit einiger Zeit zu Vertreibungen und Kriegen, die<br />
oft ethnisch motiviert erscheinen, da die Ethnien unterschiedliche<br />
Wirtschaftsweisen haben.<br />
3. Wir müssen effizientere Anbaumethoden verbreiten und<br />
weiterentwickeln, wie z.B. die Permakultur. Das Land der<br />
Landwirtschaft muss einer Vielzahl von Zwecken dienen:<br />
Nahrung und Rohstoffe, Wasserhaltung, Erholung, Freizeitgestaltung<br />
und körperliche Fitness. Die Biokapazität<br />
dieses Landes ist zu erhöhen. Globale Proliferation dieser<br />
Erkenntnisse und Entwicklungen sind erforderlich. Die<br />
vorherrschende industrielle Landwirtschaft ist ein Auslaufmodell<br />
wie die Kernenergie.<br />
4. Die gegenwärtigen Kulturpflanzen liefern Biomasse,<br />
die grob je zur Hälfte in Nutzpflanzenertrag (z.B. Roggenkörner,<br />
Baumstämme) und Restpflanzenertrag (Bioabfall<br />
und Wurzeln) eingeteilt wird. Dieser Restertrag dient der<br />
Bodenwerterhaltung, z.B. <strong>als</strong> Mulch, <strong>als</strong> Einstreu in der<br />
Viehwirtschaft, <strong>als</strong> Bio- und <strong>als</strong> Energie-Rostoff - in dieser<br />
Reihenfolge der Wichtigkeit.<br />
5. Der <strong>als</strong> Biorohstoff-Anteil bezeichnete Teil des Restertrages<br />
kann ergänzt werden durch die Bioabfälle, die in<br />
der Verwertungskette des Nutzpflanzenertrages entstehen<br />
(Holzbearbeitungsabfälle, Spelzen, Abfälle der Nahrungsgüter-<br />
und Futtermittelindustrie, Lebensmittel- und<br />
Speiseabfälle, Exkremente), um daraus Biochemikalien<br />
und Biopolymere herzustellen. Die begrenzte Verfügbarkeit<br />
von Bioabfällen für zukünftige bioorganische Chemie<br />
erfordert, die Herstellung von Verbrauchsgütern, wie sie<br />
in der heutigen Überfluss- und Wegwerf-Ökonomie üblich<br />
ist, hin zur Herstellung von Nutzgütern umzustellen.<br />
Das heißt, den heutigen Pro-Kopf-Konsumtionsumfang<br />
der hochindustriellen Länder etwa zu halbieren und<br />
allen Menschen einen ähnlich hohen Güterreichtum zu<br />
ermöglichen.<br />
6. Neben der Kaskaden-Nutzung von Gebrauchsgütern<br />
spielt die universelle Verflechtung aller Stoffströme eine<br />
wichtige Rolle. Das sind keine einfachen Kreisläufe. Die<br />
Verflechtung kann der ökologischen Stabilisierung und<br />
wirtschaftlichen Optimierung dienen.<br />
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass es<br />
intensive Entwicklungen hin zu physikalisch-chemischen<br />
Prozessen und einer Gesamttechnologie gibt, die eine<br />
Mehrfachnutzung biologischer Abfälle sowohl zur CO 2<br />
-<br />
Abscheidung aus der Atmosphäre, zur Erhöhung der<br />
Biokapazität <strong>als</strong> auch zur stofflichen und energetischen<br />
Nutzung gibt.<br />
Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihren hervorragenden<br />
Artikel um diese Aspekte ergänzen würden.<br />
Antwort von Maria Waffenschmidt<br />
Sehr geehrter Herr Naehring,<br />
vielen Dank für Ihre Zuschrift. Im Prinzip kann ich Ihnen<br />
in allen Punkten zustimmen und bin der Meinung, dass<br />
Ihr Leserbrief eine gelungene Ergänzung zu meinem<br />
Artikel darstellt.<br />
Da ich in meinem Artikel zur stofflichen Nutzung der Biomasse<br />
den Schwerpunkt darauf gelegt habe, aufzuzeigen,<br />
was man mit Biomasse Sinnvolles tun kann, außer sie<br />
zu verbrennen, sind andere Aspekte wie etwa die der<br />
praktischen Durchführung oder politische Forderungen<br />
etwas zu kurz gekommen.<br />
Das heißt nicht, dass dem <strong>SFV</strong> diese Dinge egal wären.<br />
Wie Sie sicher wissen, fordert der <strong>SFV</strong> seit Jahren „100<br />
% Erneuerbare Energien“ . Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
ist es unerlässlich, Energie zu sparen, <strong>als</strong>o Gebäude zu<br />
isolieren, öffentliche Verkehrsmittel gegenüber Individual-<br />
64<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 64 30.07.2013 14:00:12
verkehr zu bevorzugen, sparsame Autos in den Markt zu<br />
bringen (es gibt sie schon lange), alte, energieintensive<br />
Maschinen und Produktionsweisen durch sparsame Alternativen<br />
zu ersetzen, um nur einige Beispiele herauszugreifen.<br />
Energieeffizienz passt <strong>als</strong>o durchaus zu den<br />
Forderungen des <strong>SFV</strong>.<br />
Weiterhin sollte uns, wie Sie zu Recht bemerken, bewusst<br />
sein, dass wir Bewohner der industrialisierten<br />
Länder die Erde ausbeuten und eine derart verschwenderische<br />
Lebensweise den Entwicklungsländern nicht<br />
zugestanden wird, weil unsere Erde es nicht verkraften<br />
könnte. Die ungerechte Verteilung von Land, Nahrung,<br />
Trinkwasser und Energie muss beendet werden. Da wir<br />
in den industrialisierten Ländern aber wahrscheinlich<br />
nicht freiwillig unseren Lebensstandard einschränken<br />
wollen, müssen vorhandene Ressourcen sinnvoller und<br />
weniger verschwenderisch genutzt werden. Das gilt für<br />
die Landwirtschaft wie auch für die Industrie und den<br />
privaten Verbrauch.<br />
Ihrem Vorschlag, von Verbrauchsgütern auf Nutzgüter<br />
umzustellen, kann ich nur zustimmen. Und natürlich ist<br />
es sinnvoll, auch Bioabfälle, soweit möglich, stofflich zu<br />
nutzen. Ob die Abfälle allerdings reichen werden, um die<br />
stoffliche Nutzung von fossilen Rohstoffen vollständig zu<br />
ersetzen, weiß ich nicht, halte ich aber für eher unwahrscheinlich.<br />
So stehen wir <strong>als</strong>o da mit schwer vereinbaren<br />
Forderungen:<br />
1. ausreichend Trinkwasser und Nahrung für alle<br />
Menschen,<br />
2. ausreichend Energie für alle Menschen,<br />
3. nachhaltig wirtschaften,<br />
4. unseren westlichen Lebensstandard erhalten,<br />
5. den Klimawandel stoppen durch Verzicht auf<br />
unnötige CO 2<br />
-Emission (atmen wäre eine nötige<br />
Emission),<br />
6. Verzicht auf fossile Rohstoffe, weil sie endlich sind.<br />
Wo sollen wir beginnen? Es geht nur, wenn viele sinnvolle<br />
Maßnahmen parallel laufen, politisch aber auch wissenschaftlich/technisch.<br />
Politik in Verantwortung nehmen<br />
Von Dieter Klamke<br />
Sowohl die Deutsche Bahn AG <strong>als</strong> auch die Deutsche<br />
Telekom AG sind seitens der Politik vorgeschobene<br />
Konstrukte, um bezüglich der Verantwortung nicht mehr<br />
in erster Reihe zu stehen, mit der Aktienmehrheit jedoch<br />
nun aus dem Hintergrund agierend, immer mit der Option<br />
- wir sind es ja nicht schuld. Dies muss mehr präsent<br />
gemacht werden. Es ist die Politik - und nur diese, die den<br />
Aktionsrahmen für die Vorstände festlegt. Für die Aktionen<br />
von Bahn (und auch Telekom) ist deshalb die Politik<br />
nachdrücklich in die Verantwortung zu nehmen.<br />
Offshore-Windanlagen unnötig teuer<br />
Brief an BUND<br />
von Bernd Lieneweg<br />
Geschockt war ich zu lesen, dass der BUND Offshore-<br />
Windparks für eine mögliche Säule der unverzichtbaren<br />
Energiewende hält (BUND-Magazin 2/2013, S. 25).<br />
Diese Phase habe ich längst hinter mir gelassen, seit<br />
ich weiß, dass in der Folge "Stromautobahnen" benötigt<br />
werden. Der Strom wird durch Offshore-Windanlagen<br />
unnötig teuer. Die zentrale Energieversorgung dient nur<br />
dem Machterhalt der großen Energieversorger, billiger und<br />
umweltverträglicher ist die dezentrale Erzeugung regenerativer<br />
Energien durch kleinere Genossenschaften und<br />
Bürger-Windparks. Seid Ihr schon so im Würgegriff der<br />
EVU-Lobbies, dass Ihr das nicht mehr durchschaut?<br />
Veranstaltung in Aachen: „Ein stabiles Stromnetz mit 100% erneuerbaren Energien“<br />
Mit dem weiteren Ausbau der Energieerzeugung aus regenerativen Quellen (Sonne und Wind) und dem<br />
gleichzeitigen Rückbau von konventionellen Kraftwerken entstehen neue Herausforderungen für die Energieversorgung.<br />
Das betrifft insbesondere die Versorgungssicherheit und Netzstabilität. In der öffentlichen Diskussion<br />
stehen <strong>als</strong> Lösungsansätze die Stichworte "Netzausbau" und "Bereitstellung von Energiespeichern"<br />
im Mittelpunkt des Interesses. Die Herausforderungen sind jedoch komplexer und betreffen auch Fragen der<br />
Regelung der Stromnetze und ihrer Struktur.<br />
Wann: 16.11. 2013 14 - 18 Uhr und<br />
17.11.2013, bis 14 Uhr<br />
Wo: Bischöfl. Akademie, Leonhardstr. 18-20,<br />
Aachen, Tel: 0241/47996-29<br />
Kosten: 75 € / erm. 60 €<br />
Anmeldungs-Nr: A 19707<br />
Referenten<br />
Tomi Engel, Bad Windsheim<br />
Dr. Klaus Kleinekorte, Dortmund<br />
Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt, Köln u.a.<br />
Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />
am 16.11.2013, 19 Uhr, im Anschluss an ersten Veranstaltungstag der Bischöflichen Akademie Aachen<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
65<br />
Solarbrief-2-13.indd 65 30.07.2013 14:00:12
Kurz notiert<br />
Deutschlandfunk Freitag, 24. Mai 2013<br />
Russland kündigt Räumung von Polarstation an<br />
Russland muss seine wissenschaftliche Polarstation im<br />
arktischen Packeis mit 16 Mitarbeitern räumen. Wie die<br />
Behörden mitteilten, gibt es in dem Gebiet um die Station<br />
nahe der kanadischen Wirtschaftszone eine ungewöhnliche<br />
Eisschmelze. Grund dafür sei der Klimawandel.<br />
Deutschlandfunk, 23.5.2013<br />
Bei diesem Tempo dauert es 100 Jahre<br />
Wolf von Fabeck wurde am 23.5.13 im Deutschlandfunk<br />
zur Frage der Strafzölle und zum Tempo der Energiewende<br />
interviewt. Den Wortlaut des Interviews können<br />
Sie hören, wenn Sie den Link http://www.dradio.de/dlf/<br />
sendungen/umwelt/2115941/ aufrufen und in die Überschrift<br />
klicken.<br />
Nachtrag zu Solarbrief 1/13, „Tausende Risse im Reaktordruckbehälter der Atomkraftwerke<br />
Tihange 2 und Doel 3“<br />
Belgische Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3<br />
sollen wieder ans Netz<br />
Die belgische Atomaufsicht FANC gab bekannt, dass von<br />
den Atommeilern Tihange 2 und Doel 3 keine Gefahr ausginge<br />
und ein Weiterbetrieb gefahrlos möglich wäre. Die<br />
tausende Risse in den Reaktordruckbehälter von Tihange<br />
2 und Doel 3 seien aus ihrer Sicht harmlos und schon<br />
immer vorhanden gewesen. Unter öffentlichen Protest der<br />
belgischen, niederländischen und deutschen Anwohner<br />
und Atomkraftgegner gingen die im Sommer letzten Jahres<br />
abgeschalteten Kraftwerke wieder ans Netz.<br />
BGH-Beschluss EnVR 10/12 vom 26.02.2013 zu EEG 2009 § 7 Abs. 1: http://juris.<br />
bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en<br />
&sid=8504b36d0aacaddcade6facf075f929f&nr=63985&pos=0&anz=1<br />
Bundesgerichtshof zur Messzuständigkeit bei<br />
Einspeisung von EE-Strom<br />
Leitsatz: „Der Anlagenbetreiber, der Strom aus Erneuerbaren<br />
Energien in ein Verteilernetz einspeist, ist berechtigt,<br />
die Messung der eingespeisten Strommenge<br />
selbst vorzunehmen und das Ergebnis der Messung<br />
dem Netzbetreiber in einer Form zu übermitteln, die dem<br />
Umstand Rechnung trägt, dass die Daten zur Berechnung<br />
der Einspeisevergütung benötigt werden.“<br />
http://www.bafa.de/bafa/de/energie/besondere_ausgleichsregelung_eeg/publikationen/besar_2013.xls<br />
Neue Liste der EEG-Privilegierten<br />
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa)<br />
hat eine Liste mit Unternehmen veröffentlicht, die in diesem<br />
Jahr in den Genuss der besonderen Ausgleichsregelung<br />
(§ 40 ff. EEG) für stromintensive Unternehmen und<br />
Schienenbahnen kommen. Es handelt sich demnach um<br />
1691 Unternehmen mit 2262 Abnahmestellen. Im vergangenen<br />
Jahr waren es noch deutlich weniger. Die begünstigte<br />
Strommenge lag bei mehr <strong>als</strong> 94 Mrd. kWh. Unter<br />
den Unternehmen finden sich Braun- und Steinkohle-, Ölund<br />
Gasförderer, sonstige Rohstoffindustrien, Chemie-,<br />
Pharma-, Textil-, Holz-, Papier- und Glasproduzenten,<br />
Hütten, Gießereien, Recyclingfirmen, Straßenbauer, eine<br />
Bank, ein Großhändler sowie unzählige Unternehmen der<br />
Landwirtschaftsindustrie inklusive Tiefkühlprodukte. Die<br />
Excel-Liste der Unternehmen steht im Internet auf den<br />
<strong>Seiten</strong> des Bafa zum Download bereit.<br />
Deutschland-Radio Samstag, 20. April 2013 19:00 Uhr<br />
Mehr <strong>als</strong> ein Drittel der deutschen Solarunternehmen<br />
gibt auf<br />
In der deutschen Solarbranche hat seit dem vergangenen<br />
Jahr mehr <strong>als</strong> ein Drittel der Betriebe Insolvenz angemeldet.<br />
Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung<br />
auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Zu schaffen<br />
machen den Unternehmen zum einen der Preisverfall<br />
durch Billig-Importe, zum anderen die Streichung von<br />
staatlichen Zuschüssen für den Bau von Photovoltaik-<br />
Anlagen.<br />
Gutachten der Umweltverbände BUND und DUH unter<br />
http://www.bund.net/kohle-gutachten<br />
Rechtsgutachten fordert Maßnahmen gegen<br />
Kohlekraftwerke<br />
Der BUND und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) haben<br />
rechtliche Instrumente zur Verhinderung des Neubaus von<br />
Kohlekraftwerken und zur Begrenzung von Laufzeiten für<br />
bestehende Kohlemeiler untersuchen lassen. Ein von beiden<br />
Umweltverbänden in Auftrag gegebenes Gutachten<br />
belegt, dass es rechtlich möglich wäre, neue Anlagen zu<br />
verhindern und die Laufzeit bestehender Anlagen zu begrenzen.<br />
Ziel einer derart forcierten Anti-Kohle-Strategie<br />
wäre es, die nationalen Klimaschutzziele abzusichern.<br />
Allerdings fehle bei der gegenwärtigen Bundesregierung<br />
dazu der politische Wille. (Anmerkung des <strong>SFV</strong>: Sowohl<br />
bei den Grünen <strong>als</strong> auch bei den Linken wäre dieser Wille<br />
vorhanden).<br />
http://www.sfv.de/artikel/kooperation_von_sfv-solarstrom-ertragsdatenaufnahme_<br />
und_pv-log_von_top50-solar.htm<br />
Solarstromerträge abrufen lassen<br />
Seit Mai 2013 bieten wir an, die Solarstrom-Ertragsdaten<br />
nicht mehr per Hand sondern automatisiert in unsere<br />
Ertragsdatenbank www.pv-ertraege.de einzupflegen. Im<br />
o.g. Artikel „Kooperation von <strong>SFV</strong>-Solarstrom-Ertragsdatenaufnahme<br />
und PV-Log von Top50-Solar“ finden Sie<br />
Details unseres neuen Angebots und umfassende Informationen,<br />
wie Sie die Umstellung vornehmen müssen.<br />
Fragen beantworten wir gern.<br />
66<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Solarbrief-2-13.indd 66 30.07.2013 14:00:12
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung<br />
auf 100% heimische Erneuerbare Energien unter<br />
Schonung der natürlichen Umwelt und des sozialen<br />
Gefüges.<br />
Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit dem Zusammenwirken<br />
der verschiedenen dezentralen Energie-<br />
und Speichertechniken und mit der Wirksamkeit<br />
der unterschiedlichen Markteinführungsverfahren.<br />
Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht<br />
auf Partikularinteressen. Kompromisse überlassen wir<br />
den Politikern.<br />
Energiesteuer: Wir verfolgen auch ein Konzept zur<br />
Steigerung der Energie-Effizienz und zur Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen durch Verlagerung der Steuerlast<br />
von der menschlichen Arbeitskraft auf die Energie.<br />
Unsere Basis: Über 2800 Mitglieder tragen den Verein<br />
und sichern seine finanzielle Unabhängigkeit.<br />
Werden auch Sie Mitglied!<br />
<strong>SFV</strong>-Infostellen<br />
Amberg / Amberg-Sulzbach<br />
Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr.<br />
11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-<br />
33193, www.solarverein-amberg.de,<br />
info@solarverein-amberg.de, hans.frey@gmx.de<br />
Düsseldorf<br />
Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf,<br />
Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076,<br />
peterkoehling@t-online.de<br />
Nordbayern<br />
Vorsitz: Thomas Biber, Herwig Hufnagel, Hechlinger<br />
Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255<br />
info@sfv-nordbayern.de, www.sfv-nordbayern.de,<br />
Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr<br />
Würzburg<br />
Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr.<br />
10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-<br />
4174489, m.duerr@gmx.de, Treffen jeden 2. Montag<br />
im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr.<br />
2, Würzburg.<br />
Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen<br />
zugeordnet sein möchte, so fließen seine Spenden und<br />
ein Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die<br />
Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.<br />
Ich will Mitglied im <strong>SFV</strong> werden (stimmberechtigt).<br />
Jahresbeitrag<br />
Adresse:<br />
Name:<br />
Straße:<br />
Tel.:<br />
E-Mail:<br />
PLZ/Ort:<br />
FAX<br />
(Bitte deutlich schreiben!)<br />
Unterschrift (nicht vergessen!):<br />
............ (mind. 61,36 Euro,<br />
ermäßigt mind. 23,01 Euro)<br />
Meine Firma will Fördermitglied im <strong>SFV</strong> werden<br />
(nicht stimmberechtigt).<br />
Jahresbeitrag<br />
............. Euro. (Höhe selbst bestimmen)<br />
Alle Mitglieder werden von der Bundesgeschäftsstelle betreut. Wer<br />
mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich eine lokale <strong>SFV</strong>-Infostelle<br />
unterstützen möchte, findet links Kontakt-Infos.<br />
Einzugsermächtigung:<br />
<strong>SFV</strong>-Mitglied werden<br />
online unter http://www.sfv.de => „Mitglied werden“ oder<br />
Formular ausfüllen und per Post / Fax / E-Mail an :<br />
<strong>SFV</strong>, Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen,<br />
Fax: 0241-535786, zentrale@sfv.de<br />
BLZ ................................... Kto: ............................................<br />
Solarbrief 2/13<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
67<br />
Solarbrief-2-13.indd 67 30.07.2013 14:00:13
G 8058 - Postvertriebsstück<br />
Deutsche Post AG - Entgelt gezahlt<br />
Absender:<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle,<br />
Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen<br />
Setzen Sie auf das richtige Pferd!<br />
Die <strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft ist immer eine gute Wahl.<br />
Mitgliedsantrag auf der Rückseite<br />
Solarbrief-2-13.indd <strong>68</strong> 30.07.2013 14:00:13