SOLARBRIEF - SFV
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SOLARBRIEF - SFV
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Solarbrief<br />
Zeitschrift des<br />
Solarenergie-Fördervereins<br />
Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Zur Bundestagswahl:<br />
3. Ausgabe 2009<br />
Gerhard Mester<br />
Seite 3 ... Editorial<br />
Nichtwähler gegen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen mobilisieren.<br />
Ist der <strong>SFV</strong> überhaupt noch überparteilich?<br />
Seite 4 ... Energiepolitik der Parteien auf dem Prüfstand<br />
Eine falsche Energiepolitik hat das größte Schadenspotential aller<br />
Politikfelder<br />
Seite 16 .. Haust Du meine Kernenergie, haue ich Deine Solarenergie<br />
Parteinahme der Medien im Wahlkampf gegen die Erneuerbaren<br />
Energien
impressum Inhalt<br />
Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Frère-Roger-Str. 8-10<br />
52062 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 51 16 16<br />
Fax: 0241 / 53 57 86<br />
E-mail: zentrale@sfv.de<br />
Internet: http://www.sfv.de<br />
Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30<br />
Solarbrief:<br />
vierteljährlich, Einzelpreis 6 €<br />
Für Mitglieder ist der Bezug des<br />
Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten. Spender erhalten den<br />
Solarbrief als Dankeschön.<br />
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Der Solarbrief ist frei von<br />
bezahlten Anzeigen.<br />
<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />
Jahresbeitrag: 61,36 Euro<br />
ermäßigter Beitrag: 23,01 Euro<br />
(Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />
sind steuer abzugsfähig.)<br />
Bankverbindung:<br />
Pax-Bank Aachen, BLZ 37060193<br />
KtoNr.: 100 541 50 19<br />
BIC: GENODED1PAX<br />
IBAN: DE16 370601931005415019<br />
Beiträge von:<br />
Wolf von Fabeck (WvF)<br />
Verantwortlich:<br />
Harald Brosi, Wolf von Fabeck<br />
(V.i.S.d.P.), Gesche Hüchting,<br />
Norbert Hürkamp, Wolfgang<br />
Luckner, Dieter Markowiak,<br />
Monika und Winfried Schenk<br />
Layout: Susanne Jung<br />
Auflage: 5500<br />
Erscheinungsdatum:<br />
September 2009<br />
Redaktionsschluss 14.09.09<br />
Druckerei: Moeker Merkur<br />
Druck GmbH & Co. KG<br />
100% Recyclingpapier<br />
ISSN 0946-8684<br />
Titelbild: Gerhard Mester<br />
3.... Editorial<br />
Nichtwähler gegen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen mobilisieren.<br />
Ist der <strong>SFV</strong> überhaupt noch überparteilich?<br />
4.... Energiepolitik der Parteien auf dem Prüfstand<br />
Eine falsche Energiepolitik hat das größte Schadenspotential aller Politikfelder<br />
5.... Emissionshandel als Gaukelspiel<br />
Dauertheater lenkt vom Umstieg auf Erneuerbare Energien ab<br />
5.... Unser Flyer: 100 Prozent Erneuerbare Energien sind möglich<br />
6.... BUND-Kandidatencheck<br />
Kurz und bündig - Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine des BUND<br />
(Auszug)<br />
7.... Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />
Kurzauswertung in Tabellenform<br />
8.... Nachtrag: Antworten der CDU auf die Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />
Mit Richtigstellung zweier Falschaussagen<br />
12.. Verfehlen wir den Atomausstieg - eine ernüchternde Bilanz<br />
Ein nationaler Notfallplan ist unumgänglich<br />
14.. Warnung vor Vorverträgen für windgünstige Flächen<br />
Grundstückseigentümer kennen oft den Wert ihres Grundstückes als Windkraftstandort<br />
nicht<br />
15.. Rückgang der kleinen Gebäudeanlagen setzt sich fort<br />
16.. „Haust Du meine Kernenergie, haue ich Deine Solarenergie“<br />
Parteinahme der Medien im Wahlkampf gegen die Erneuerbaren Energien<br />
17.. Das EEG hat sich in der Finanzkrise bewährt<br />
18.. Ohne Geld geht es nicht<br />
Wie kann Solarenergie billiger werden? Die Lernkurve bei der PV-Markteinführung<br />
19.. Angriff auf das EEG in der Zeitschrift DIE ZEIT vom 13.08.09<br />
Erwiderung des <strong>SFV</strong><br />
20.. 50.000 schalten ab! Eine große Demonstration!<br />
Bericht zur Anti-Atomkraft-Demo „Mal richtig Abschalten“ am 05.09.2009 in Berlin<br />
22.. „Energie in Bürgerhand“<br />
Warum der <strong>SFV</strong> sich nicht an diesem Projekt beteiligt<br />
24.. Leserbriefe: z.B. zu DESERTEC, zum Klimawandel, zum Atomausstieg<br />
26.. Sonne und Wind auf Vorrat<br />
Rahmenprogramm zur Mitgliederversammlung zum Thema „Möglichkeiten und<br />
Perspektiven der Stromspeicherung“<br />
26.. <strong>SFV</strong>-Mitgliederversammlung<br />
27.. Beitrittsformular<br />
27.. Infostellen des <strong>SFV</strong>
Sehr geehrte, liebe Solarbrief-Leser.<br />
„Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er habe Angst,<br />
aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kenne keinen<br />
Zweifel.“ (Erich Fried)<br />
CDU, CSU und FDP sagen, Atomkraft sei sicher.<br />
In diesen Tagen vor der Bundestagswahl versuchen<br />
wir, enttäuschte Nicht-Wähler zu ermutigen, doch<br />
noch zur Wahl zu gehen und eine der drei Parteien<br />
zu wählen, die sich für den Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien einsetzen. Die Frage der richtigen Energiepolitik<br />
ist von existenzieller Bedeutung, da falsche<br />
oder verzögerte Entscheidungen die Klimakatastrophe<br />
oder eine atomare Verseuchung hervorrufen<br />
können.<br />
Wir möchten Sie, liebe Solarbrief-Leser, bitten, uns<br />
bei unserem Ermutigungsversuch zu helfen. Dazu<br />
haben wir diesen Text verfasst, den Sie kopieren<br />
und direkt an Ihre Freunde und Bekannten weiter<br />
senden können.<br />
Wir alle stecken in einer üblen Zwangslage: Unter<br />
den heutigen Lebensumständen können wir auf<br />
Strom, Wärme und Kraftstoffe nicht mehr verzichten.<br />
Aber wir wissen, dass die Gefahr einer radioaktiven<br />
Verseuchung und der Weiterverbreitung von Atomwaffen<br />
immer weiter wächst, und wir ahnen, dass das<br />
Klima - eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen<br />
- unwiderruflich zerstört wird.<br />
Glücklicherweise gibt es erprobte technische<br />
Verfahren, wie man die benötigte Energie gefahrlos<br />
aus Sonne und Wind bereitstellen kann. Schon jetzt<br />
stammen 15 Prozent des deutschen Stroms aus Erneuerbaren<br />
Energien. Und bereits im Jahr 2002 hat<br />
eine Studie der Enquêtekommission des Deutschen<br />
Bundestages die Möglichkeit einer Vollversorgung mit<br />
Erneuerbaren Energien nachgewiesen. [1]<br />
Unsere Regierung jedoch - anstatt die Umstellung<br />
der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien so<br />
schnell wie irgend möglich voranzutreiben - unterstützt<br />
stattdessen die Bestrebungen der Energiekon–<br />
zerne, die mit Kohle, Öl, Erdgas und Atom möglichst<br />
lange noch weitere Milliarden verdienen wollen.<br />
In wenigen Tagen ist Bundestagswahl, dabei wird<br />
sich entscheiden, wer die neue Regierung stellt, ob<br />
diejenigen gewählt werden, die eine rasche Umstellung<br />
auf die Erneuerbaren Energien vornehmen<br />
wollen, oder aber diejenigen, die mit fadenscheinigen<br />
Ausreden kommen, warum sie sich nicht aus ganzer<br />
Kraft für die notwendige Umstellung einsetzen<br />
wollen.<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Editorial<br />
Aus ihrem bisherigen Verhalten und aus ihren Antworten<br />
auf unsere Anfragen zur Energiepolitik ergibt<br />
sich eindeutig, welche Parteien sich vorbehaltlos für<br />
die Erneuerbaren Energien einsetzen und welche<br />
dagegen.<br />
• Vorbehaltlos für die Erneuerbaren Energien,<br />
gegen Atom- und Kohleenergie<br />
die Grünen, die Linken und die ÖDP [2].<br />
• Gegen die Erneuerbaren Energien,<br />
aber für Atom- und Kohleenergie<br />
CDU, CSU, und FDP.<br />
• Zögerlich für die Erneuerbaren Energien,<br />
gegen Atomenergie,<br />
aber für neue Kohlekraftwerke<br />
SPD.<br />
Die genauen Antworten auf unseren Fragenkatalog<br />
und weitere Informationen finden Sie auf den<br />
folgenden Seiten oder im Internet unter www.sfv.de/<br />
wahl.htm<br />
Die weitere Nutzung von Kohle und Atom gefährdet<br />
unser Überleben und das unserer Kinder und<br />
Enkel. Wir bitten Sie deshalb, nicht die Befürworter<br />
von Kohle und Atom, sondern die Befürworter der<br />
Erneuerbaren Energien zu wählen.<br />
Wenn Sie dem zustimmen können, dann kopieren<br />
Sie diesen Text für möglichst viele Freunde und gute<br />
Bekannte [3]. Bitte überwinden Sie Ihre Scheu und<br />
nehmen Sie sich dafür die notwendige Zeit!<br />
Bisweilen kommt der Einwand, ob der <strong>SFV</strong><br />
überhaupt noch überparteilich sei?<br />
Überparteilich ist nicht urteilslos und meinungslos.<br />
Überparteilich bedeutet unparteiisch. Im Rahmen<br />
unserer Satzung verfolgen wir das Ziel, die Energieversorgung<br />
auf 100 Prozent Erneuerbare Energien<br />
umzustellen. Beim Fußball zeigt der Unparteiische<br />
die rote Karte, wenn Regeln verletzt werden. Der<br />
<strong>SFV</strong> zeigt die rote Karte, wenn die Umstellung der<br />
Energieversorgung und damit die Lebenschancen der<br />
kommenden Generationen gefährdet werden.<br />
[1] Die Enquêtekommission “Nachhaltige Energieversorgung unter den<br />
Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung” des 14. Deutschen<br />
Bundestages hat die Möglichkeit eines vollständigen Umstieges<br />
auf Erneuerbare Energien auf den Seiten 352 ff ihres Endberichts vom<br />
7.7.2002 - unter http://dip.bundestag.de/btd/14/094/1409400.pdf - bereits<br />
vor sieben Jahren eingehend beschrieben.<br />
[2] ÖDP = Ökologisch-Demokratische Partei, eine kleine ökologisch<br />
wertkonservative Partei mit mehreren Stadt- und Gemeinderäten<br />
hauptsächlich in Süddeutschland, die diesmal im ganzen Bundesgebiet<br />
um Zweitstimmen wirbt.<br />
[3] Internetbenutzer finden den Text auch auf unserer Internetseite<br />
unter www.sfv.de/wahl.htm und können ihn von dort direkt in eine Mail<br />
kopieren.<br />
3
Antworten der Parteien<br />
auf die Wahlprüfsteine<br />
des <strong>SFV</strong><br />
• im Solarbrief 2/09 ab<br />
Seite 8<br />
von SPD, FDP, Bündnis<br />
90/Die Grünen, DIE LIN-<br />
KE, ÖDP<br />
• im Solarbrief 3/09 ab<br />
Seite 8<br />
von der CDU<br />
Alle Informationen zur<br />
Wahl im Internet unter:<br />
www.sfv.de/wahl.htm<br />
Energiepolitik der Parteien<br />
auf dem Prüfstand<br />
Energiepolitik ist - oberflächlich betrachtet - nur<br />
eines von vielen Politikfeldern, aber es ist bei weitem<br />
das Wichtigste. Die Begründung dafür klingt nahezu<br />
zynisch: Ihr Schadenspotential ist größer als das aller<br />
übrigen Politikfelder.<br />
Fehler in der Energiepolitik können die Erde unbewohnbar<br />
machen und damit unsere Lebensgrundlagen<br />
vernichten. Die Nukleartechnik liefert den "Sprengstoff"<br />
für die Atombombe. Die knapper werdenden Öl-,<br />
Kohle- und Erdgasvorkommen liefern den »Grund«<br />
für den finalen Atomkrieg. Oder der CO 2 -Ausstoß bei<br />
Beibehaltung der fossilen Energietechniken wird dem<br />
Klimawandel den letzten Kick geben, durch den er<br />
sich zur nicht mehr rückgängig zu machenden Klimakatstrophe<br />
auswächst.<br />
Gegen diese mögliche Entwicklung wehren wir uns.<br />
Wir geben Wahlempfehlungen für die Bundestagswahl<br />
2009, denn bei dieser Wahl geht es um die zukünftige<br />
Energiepolitik, z.B. um den Atomausstieg oder die<br />
Verlängerung der AKW-Laufzeiten.<br />
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland ist<br />
überparteilich, d.h. wir sind an keine Partei gebunden.<br />
Wir beurteilen vielmehr die Parteien nach sachlichen<br />
Kriterien, nämlich nach ihrer Energiepolitik. Dazu unterscheiden<br />
wir zwischen Parteiprogramm und Personen.<br />
Auch in den Parteien, die wir nicht empfehlen können,<br />
gibt es weitsichtige Politiker, deren Einsatz für eine<br />
zukunftsorientierte Energiepolitik wir sehr begrüßen.<br />
Als Beispiele nennen wir Hermann Scheer bei der SPD<br />
oder Josef Göppel bei der CSU. Leider bestimmen<br />
diese Politiker aber derzeit noch nicht die Energiepolitik<br />
ihrer Parteien. Und um die offizielle Parteilinie geht es<br />
bei der Wahl am 27. September.<br />
Atompolitik<br />
Zum einen geht es um die Atompolitik: Wir halten es<br />
für unverantwortlich, dass der betriebswirtschaftliche<br />
Gewinn beim Weiterbetrieb von Atomkraftwerken wichtiger<br />
sein soll als die Sicherheit der Bevölkerung.<br />
Ausgerechnet die Laufzeiten der ältesten Atomkraftwerke<br />
sollen nach dem Willen von Union und<br />
FDP verlängert werden. Darunter befinden sich Atomkraftwerke,<br />
die noch nicht einmal gegen den Aufprall<br />
eines abstürzenden Flugzeugs ausgelegt sind, da man<br />
damals beim Bau dieser Kraftwerke diese Möglichkeit<br />
noch gar nicht in Betracht gezogen hat. Isar 1 (bei<br />
Landshut), Obrigheim (30 km ostwärts von Heidelberg),<br />
Philippsburg 1 (zwischen Mannheim und Karlsruhe),<br />
Biblis A (zwischen Darmstadt und Mannheim), Stade<br />
(an der Elbe westlich von Hamburg), Brunsbüttel (an<br />
der Elbe nordwestlich von Hamburg).<br />
Zur Nutzung der Atomenergie gehört - aus atomrechtlichen<br />
Gründen - auch die Fiktion, dass die<br />
Endlagerung der radioaktiven Abfälle gesichert sei.<br />
Diese Fiktion wird seit 1977 durch Erkundung eines<br />
Endlagers aufrecht erhalten. Man muss sich das einmal<br />
vor Augen halten! Über 30 Jahre (in Worten: dreissig<br />
Jahre) Erkundung - bisher ohne Ergebnis und ohne<br />
Suche nach einer Alternative!<br />
Kohlepolitik<br />
Und nun zur Kohlepolitik: Wir halten es ebenfalls<br />
für unverantwortlich, dass die Union, die FDP und die<br />
SPD den Bau neuer Kohlekraftwerke fordern, die nach<br />
ihrer Errichtung 40 weitere Jahre lang das Klimagas<br />
CO 2 ausstoßen werden - nur unwesentlich weniger als<br />
die bisherigen Kohlekraftwerke. Die Vorstellung, man<br />
könne einen Teil des CO 2 auffangen und dann unterirdisch<br />
sicher lagern, halten wir für einen kindlich naiven<br />
Propagandatrick. Uns reicht bereits das ungelöste<br />
Endlagerproblem bei den Atomkraftwerken.<br />
Wir nehmen die Warnungen der Klimaforscher ernst.<br />
Besonders beunruhigen uns die sogenannten positiven<br />
Rückkopplungen - teilweise spricht man auch von<br />
"Kipppunkten". Dazu ein Beispiel: Der Temperaturanstieg<br />
führt zum Auftauen des Permafrostbodens in der<br />
Tundra. Durch das Auftauen entweicht Methan, welches<br />
eine noch erheblich höhere Temperaturerhöhung<br />
verursacht als Kohlendioxid. Ein weiteres Beispiel: Die<br />
weiße Eiskappe um den Norpol herum hat bisher das<br />
einfallende Sonnenlicht weitgehend zurück reflektiert.<br />
Durch die Erderwärmung taut die Eiskappe weg. Das<br />
tiefblaue Wasser des Nordmeeres wirft das Sonnenlicht<br />
weniger gut zurück. Das Meer erwärmt sich deshalb<br />
noch schneller. Es ist deshalb sogar zweifelhaft, ob<br />
man den Temperaturanstieg bei der angeblich noch<br />
gerade hinnehmbaren Temperaturerhöhung von 2°<br />
überhaupt stoppen kann.<br />
Wir sind entsetzt, mit welcher Gleichgültigkeit die<br />
Vertreter der Energiekonzerne und die Strategen der<br />
SPD, der FDP sowie der Union solche Warnungen<br />
beiseite wischen. Selbst wenn sie an einigen Details<br />
Zweifel hätten, so entbindet sie das noch lange nicht<br />
von der Verpflichtung, den Warnungen nachzugehen<br />
und alles Erdenkliche zu unternehmen, um eine weniger<br />
gefährliche Energieversorgung einzuführen.<br />
Erneuerbare Energien bremsen<br />
Stattdessen unternehmen sie alles Erdenkliche, um<br />
ihren Wählern einzureden, die Erneuerbaren Energien<br />
hätten nicht das ausreichende Potential. Ja sie<br />
versuchen sogar, das Aufwachsen der Erneuerbaren<br />
Energien zu bremsen. Ihre Fachleute für Wirtschaftsfragen<br />
wissen genau, wie man das wirksam macht,<br />
nämlich ganz einfach: den Geldhahn zudrehen. Die<br />
Einspeisevergütung Jahr für Jahr um 8 - 10 Prozent<br />
vermindern - man stelle sich vor, die Verkaufspreise<br />
von Kohle- und Atomstrom müssten Jahr für Jahr um<br />
8 bis 10 Prozent reduziert werden. (WvF)<br />
4 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Emissionshandel als Gaukelspiel<br />
Es sollte uns eigentlich stutzig machen, dass die<br />
Stromwirtschaft und das mit ihr eng verbundene<br />
Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(RWI) den Emissionshandel willig hinnehmen,<br />
während sie nichts unversucht lassen, den Ruf des<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz zu beschädigen, seine<br />
Wirksamkeit in Frage zu stellen und ihm volkswirtschaftliche<br />
Nachteile anzudichten.<br />
Stattdessen wird nicht nur der deutschen, sondern<br />
der ganzen Weltöffentlichkeit vorgegaukelt, man<br />
nehme das Problem des Klimawandels ernst und sei<br />
dabei, es mit Hilfe des Emissionshandels zu lösen.<br />
Wie wenig sich allerdings die tonangebenden<br />
Regisseure des großen Schauspiels selbst für das<br />
Thema interessieren, demonstrierte im Juni 2008 die<br />
"Klimakanzlerin".<br />
Bei einem Treffen mit dem damaligen japanischen<br />
Ministerpräsidenten Fukuda forderte Angela Merkel<br />
gleichzeitig die Steigerung der Ölförderung und<br />
die Bekämpfung des CO 2 -Anstiegs. Als Physikerin<br />
wird sie sicherlich wissen, dass Eines das Andere<br />
ausschließt.<br />
Uns ist nicht bekannt, dass auch nur ein einziges<br />
Mal bei diesen 15 internationalen Konferenzen<br />
ernsthaft die Frage behandelt wurde, ob es nicht<br />
besser wäre, sofort vollständig auf die Erneuerbaren<br />
Energien umzusteigen.<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Wir halten es deshalb für einen Kardinalfehler der<br />
deutschen Klima- und Energiepolitik, sich auf diese<br />
Klimakonferenzen zu verlassen, anstatt im eigenen<br />
Lande den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien<br />
voranzutreiben, wie es die Grünen, die Linken und<br />
die ÖDP fordern. (WvF)<br />
*** aktualisiert ***<br />
Unser Flyer:<br />
100 Prozent Erneuerbare Energien sind möglich<br />
Haben Sie sich nicht auch schon einmal gewünscht, dass Sie Ihren Brieffreunden auf<br />
einem Blatt Papier und in einfacher Sprache darlegen können, wie wir vom <strong>SFV</strong> die<br />
Energiewende zu 100% Erneuerbaren Energien schaffen wollen?<br />
Wir haben jetzt ein Angebot für Sie. In ansprechender Aufmachung und in der Form eines<br />
handlichen Flyers haben wir die wichtigsten Argumente zusammengefasst. Es ist kein Flyer<br />
im üblichen Sinne, der bereits Bekanntes mit pfiffigen neuen Skizzen und Sprüchen an den<br />
Mann oder die Frau bringt. Es sind viel mehr zwei gut lesbare erklärende Texte auf einem<br />
einzigen DIN-A4 Blatt Papier. Sie wenden sich an Menschen, die zwar die Erneuerbaren<br />
Energien begrüßen, denen aber die Idee neu ist, dass man mit Erneuerbaren Energien eine<br />
vollständige Energiewende schaffen kann. Die zwei Beiträge tragen die Überschriften:<br />
• „100 Prozent Erneuerbare Energien - Wie soll man sich das vorstellen?“<br />
von Maria Waffenschmidt<br />
•„Das technisch und wirtschaftlich Machbare muss politisch gewollt werden“<br />
von Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck<br />
Das Faltblatt können wir Ihnen kostenlos in größeren Stückzahlen per Post zusenden.<br />
Über eine Spende zur Weiterführung der Aktion würden wir uns freuen.<br />
Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt.<br />
Karikatur Gerhard Mester<br />
5
Quelle<br />
Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland e.V.<br />
(BUND)<br />
www.bund.net/?id=3726<br />
- sehr empfehlenswert -<br />
BUND-Kandidatencheck<br />
Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine des BUND (Auszug)<br />
Steffi Lemke für Bündnis 90 / Die Grünen<br />
BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />
geplant abgeschaltet werden?<br />
Ja: Atomenergie ist eine Hochrisikotechnologie!<br />
Darum halten wir ohne Wenn und Aber am Atomausstieg<br />
fest. Wirksamen Klimaschutz gibt es nur<br />
durch eine Energiewende ohne Atomkraft. Das erfordert<br />
eine konsequente Politik für den Ausbau von<br />
erneuerbaren Energien, für Energieeinsparung und<br />
Energieeffizienz.<br />
BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />
Ja: Braun- und Steinkohle sind die mit Abstand klimaschädlichsten<br />
Brennstoffe. Wir lehnen den Bau<br />
neuer klimaschädlicher Kohlekraftwerke ab. Die sogenannte<br />
CCS-Technik ist ein ungedeckter Scheck.<br />
Die in Deutschland geplanten Kraftwerke setzen bis<br />
zu 140 Mio. t CO 2 frei. Neue Kraftwerke zementieren<br />
die ineffiziente Struktur der Stromerzeugung über<br />
Jahrzehnte.<br />
Ronald Pofalla für die CDU<br />
BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />
geplant abgeschaltet werden?<br />
Nein. Wir verstehen die Kernenergie als Brückentechnologie,<br />
bis erneuerbare und kostengünstige<br />
Alternativen ausreichend verfügbar sind. Daher strebt<br />
die CDU längere Laufzeiten der sicheren deutschen<br />
Anlagen an. Der größte Teil des dadurch erzielten<br />
Gewinns soll dazu dienen, über Energieeffizienz und<br />
erneuerbare Energien zu forschen und die Strompreise<br />
zu senken. Einen Neubau von Kernkraftwerken<br />
lehnen wir ab.<br />
BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />
Nein. Die CDU setzt auch auf eine effiziente, klimaschonende<br />
Nutzung fossiler Energiequellen - und<br />
darum auf eine schnelle Modernisierung konventioneller<br />
Kraftwerke. Die Kraft-Wärme-Koppelung<br />
bringt zudem Stromproduktion und -verbrauch näher<br />
zusammen.<br />
Dirk Niebel für die FDP<br />
BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />
geplant abgeschaltet werden?<br />
Nein. Wir brauchen die Kernenergie als Übergangstechnologie,<br />
bis erneuerbare Energien genug<br />
grundlastfähigen Strom erzeugen können oder die<br />
CO 2 -Abscheidung und -Einlagerung für Kohlekraftwerke<br />
im großtechnischen Maßstab zur Verfügung<br />
steht. Die Laufzeit sicherer Kernkraftwerke muss<br />
daher verlängert werden.<br />
BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />
Nein. Der Bau hocheffizienter Kohlekraftwerke<br />
bleibt für die Versorgungssicherheit und preisgünstige<br />
Grundlastversorgung absehbar erforderlich.<br />
Die Stromproduktion im Emissionshandel erfolgt<br />
mit festen CO 2 -Obergrenzen. Die Nachfrage eines<br />
neuen Kraftwerks nach Emissionsrechten verdrängt<br />
alte ineffiziente Anlagen.<br />
Dietmar Bartsch für die Linke<br />
BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />
geplant abgeschaltet werden?<br />
Wir bleiben dabei: DerAusstieg aus der Atomenergie<br />
muss unverzüglich und unumkehrbar erfolgen.<br />
Die Energieerzeugung durch Kernspaltung ist und<br />
bleibt ein hochgefährlicher, nicht beherrschbarer<br />
Irrweg mit völlig ungeklärten Langzeitproblemen bei<br />
der Endlagerung.<br />
BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />
Ja, wir fordern einen geregelten mittelfristigen<br />
Ausstieg aus der Kohleverstromung und wenden uns<br />
gegen neue Braunkohletagebaue. Der Neubau von<br />
Kohlekraftwerken muss verhindert werden.<br />
Hubertus Heil für die SPD<br />
BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />
geplant abgeschaltet werden?<br />
Atomenergie verhindert den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien. Die Nutzung der Kernkraft ist auch<br />
kein Beitrag zur bezahlbaren Energieversorgung. Die<br />
SPD wird diese verantwortungslose Energiepolitik<br />
keinesfalls mittragen, mit der wir unseren Kindern<br />
weiter wachsende radioaktive Müllberge vor die Tür<br />
stellen.<br />
BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />
Erneuerbare Energien gewährleisten noch keine<br />
vollumfängliche Energieversorgung, darum entscheiden<br />
wir uns mittelfristig für Kohle und gegen<br />
Atomstrom. Wir setzen auf die Modernisierung der<br />
Kraftwerke, alte Kraftwerke sind durch neue hocheffiziente<br />
zu ersetzen. Der CO 2 -Ausstoß wird ja durch<br />
das CAP* begrenzt.<br />
*CAP: „Den am Emissionshandel teilnehmenden Anlagen wird insgesamt<br />
ein Emissionsbudget (so genanntes "Cap") für einen bestimmten<br />
Zeitraum, die Handelsperiode, erlaubt." Quelle: Umweltbundesamt<br />
6 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />
Kurzauswertung der Antworten der Parteien<br />
Im Solarbrief 2/09 ab Seite 8 veröffentlichten wir die<br />
Antworten der Parteien SPD, FDP, Bündnis 90 / Die<br />
Grünen, Die Linke und ÖDP zu den energiepolitischen<br />
Wahlprüfsteinen des <strong>SFV</strong>. Die verspätete Antwort der<br />
Fragen des <strong>SFV</strong> CDU FDP SPD Grüne Linke ÖDP<br />
Umstieg auf 100 Prozent ja/nein?<br />
Bis wann?<br />
Baupflicht für Solaranlagen auf Neu-<br />
und Altbauten?<br />
Schutz gegen Verschattung? nein<br />
Aufhebung der Sperrwirkung von<br />
Wind-Vorrangsgebieten?<br />
Strom- und Gasnetze in öffentliche<br />
Hand?<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
nein nein<br />
ja,<br />
langfristig<br />
ja,<br />
bis 2040<br />
ja,<br />
bis 2040<br />
nein nein ja ja ja<br />
keine<br />
konkrete<br />
Zusage<br />
nein nein<br />
Erhöhung der Energiesteuer? nein nein<br />
Neubau von Kohlekraftwerken? ja<br />
Länder–<br />
sache<br />
Mindestflächenvorschreiben<br />
Länder–<br />
sache<br />
Entschädigung<br />
ja ja<br />
nein nein nein nein ja<br />
ja, nur<br />
wenn CCS<br />
Nachrüstung<br />
vorgesehen<br />
Atomausstieg nein nein<br />
ATOM-<br />
WIR HABEN DIE<br />
KRAFT<br />
CDU finden Sie auf Seite 8 dieses Solarbriefes. Es<br />
folgt eine Kurz-Zusammenfassung der Antworten<br />
der Parteien zu den Hauptthemen.<br />
nein, jedoch<br />
CO 2 -Komponente<br />
nein nein<br />
ja,<br />
bis 2030 oder<br />
schneller<br />
lieber die<br />
Vergütung<br />
erhöhen<br />
Entschädigung,<br />
wenn Bebauungsplangeändert<br />
wird<br />
Windstromvergütung<br />
mit<br />
Gewinn<br />
Trennung von<br />
Erzeuger und<br />
Netzbetreiber<br />
nur auf fossile<br />
und atomare<br />
Energien<br />
ja nein nein nein<br />
Ausstieg<br />
ja<br />
Wahlplakate der CDU und SPD, „leicht“ verändert vom <strong>SFV</strong><br />
Ausstieg<br />
ja<br />
ja, noch<br />
schneller<br />
Ausstieg in<br />
5 Jahren<br />
Kohle verheizen<br />
7
Kontakt<br />
CDU-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Klingelhöferstraße<br />
8, 10785 Berlin<br />
Telefon 030 22070-0, Fax:<br />
030 22070-111<br />
Nachtrag: Antworten der CDU auf<br />
die Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />
Mit Richtigstellung des <strong>SFV</strong> (Kasten)<br />
Vorwort<br />
Bereits am 1.11.08 hatte sich der Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland mit einem detaillierten Fragenkatalog<br />
zur Energiepolitik an die Parteien gewandt. Im<br />
Solarbrief 2/09 können Sie die Antworten nachlesen.<br />
Lediglich die Union schaffte es trotz Erinnerung nicht,<br />
uns bis zum Redaktionsschluss eine abgestimmte<br />
Stellungnahme zu senden. Ihre Antwort ging erst am<br />
31. August, also fast ein dreiviertel Jahr später, ein.<br />
Wir geben sie Ihnen nachfolgend zur Kenntnis.<br />
Es ist selbstverständlich, dass Stellungnahmen<br />
der Parteien zu einem strittigen Thema nicht mit der<br />
Meinung der Solarbrief-Redaktion übereinstimmen,<br />
aber dennoch werden sie unverändert wiedergegeben.<br />
Die hier vorliegende Stellungnahme der Union<br />
enthält jedoch zwei Falschaussagen, die zu einer<br />
Fehlinformation der Wähler führen. In Respekt vor<br />
dem Recht des Lesers und Wählers auf korrekte<br />
Darstellung eines von ihm nicht direkt überprüfbaren<br />
Sachverhalts haben wir uns entschlossen, diese zwei<br />
Aussagen durch zwei Einschübe im laufenden Text<br />
richtig zu stellen. Es geht um<br />
• Fehlinformationen zur Höhe der Vergütungssätze<br />
• Fehlinformation zur Auslegung von Atomkraftwerken<br />
gegen Flugzeugabsturz.<br />
Es folgen die Fragen des <strong>SFV</strong> und die Antworten<br />
der CDU sowie ggf. die Richtigstellungen<br />
durch den <strong>SFV</strong>:<br />
<strong>SFV</strong>: Setzen Sie sich für einen Umstieg auf 100<br />
Prozent Erneuerbare Energien ein? Wenn ja, in<br />
welchem Zeitraum soll er erfolgen?<br />
CDU: Erneuerbare Energien bieten große Chancen<br />
im Hinblick auf umweltverträgliches und klimaschonendes<br />
Wachstum, innovative Geschäftsfelder, neue<br />
Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen<br />
Raum. Wir haben uns ehrgeizige Ziele im Bereich<br />
des Ausbaus erneuerbarer Energien gesetzt. Bis<br />
zum Jahr 2020 will die CDU in Deutschland einen<br />
Anteil am Gesamtenergieverbrauch von mindestens<br />
20 Prozent und bei der Stromerzeugung von mindestens<br />
30 Prozent erreichen. Unser langfristiges Ziel<br />
ist, dass die erneuerbaren Energien bis zum Jahr<br />
2050 den Hauptanteil an der Energiebereitstellung<br />
in Deutschland tragen.<br />
<strong>SFV</strong>: Plädieren Sie für den mehr zentralen oder<br />
den mehr dezentralen Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien? Dazu folgende Erläuterung des <strong>SFV</strong>:<br />
• Die zentrale Lösung bedeutet Errichtung von<br />
großen Solaranlagen in den Wüstenregionen<br />
und offshore Windparks mit der Errichtung eines<br />
Super-Verbundnetzes bis in die einzelnen Europäischen<br />
Staaten. Die Produktionsmittel befinden<br />
sich dabei vorwiegend in der Hand großer Kapitalgesellschaften.<br />
• Die dezentrale Lösung bedeutet Bau privater Solar-,<br />
Wind- und weiterer Anlagen der Erneuerbaren<br />
Energien auf dem persönlichen Haus- und Grundbesitz<br />
unter Einbeziehung und Errichtung einer<br />
großen Zahl von dezentralen Energiespeichern.<br />
CDU: Die CDU wird durch die Erarbeitung und ständige<br />
Fortschreibung eines "Energie-Atlas Deutschland"<br />
regionale und lokale Potenziale erneuerbarer Energien<br />
aufzeigen. Ziel ist die intelligente Vernetzung der<br />
Energieerzeugungsstellen und Verbraucher. Parallel<br />
dazu möchten wir auch im Bereich fossiler Energieträger<br />
Rahmenbedingungen für eine verbrauchsnahe<br />
und bedarfsgerechte Energieerzeugung setzen.<br />
Zur Nutzung von Standortvorteilen der erneuerbaren<br />
Energien in europäischen und außereuropäischen<br />
Regionen wollen wir den Ausbau des internationalen<br />
Stromverbundnetzes unter Einschluss so genannter<br />
"intelligenter Stromnetze" mit in unsere Überlegungen<br />
einbeziehen. Indem Strom aus Sonne, Wind und<br />
Wasser in denjenigen Regionen erzeugt wird, die für<br />
die jeweilige Erzeugungsart die optimalen Voraussetzungen<br />
bieten, lässt sich der Anteil der erneuerbaren<br />
Energien erhöhen.<br />
<strong>SFV</strong>: Die hohe Nachfrage nach Energie ermöglicht<br />
der konventionellen Energiewirtschaft ungewöhnlich<br />
hohe Gewinne. Sind Sie der Meinung, dass die<br />
Betreiber von dezentralen Anlagen entsprechende<br />
Gewinne erwirtschaften sollen, bis genügend<br />
Erneuerbare Energie zur Verfügung steht? Oder<br />
wie wollen Sie erreichen, dass Kapitalgeber in die<br />
Erneuerbaren Energien investieren anstatt in die<br />
konventionellen Energien?<br />
CDU: Mit dem Erneuerbare Energiegesetz (EEG)<br />
und dem Kraft-Wärme-Koppelungsgesetz (KWKG)<br />
wurden klare gesetzliche Grundlage geschaffen,<br />
um den wirtschaftlichen Betrieb dezentraler Anlagen<br />
ermöglichen. Dazu gehört auch die Ermöglichung<br />
angemessener Renditen. Durch die Novellierung des<br />
8 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
EEG und des KWKG sind die Vergütungssätze in den letzen<br />
Jahren zeitnah an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
angepasst worden. Die Attraktivität insbesondere der EEG-<br />
Vergütungssätze zeigt sich an den starken Steigerungsraten<br />
für EE-Strom, der im Jahr 2008 auf 15,2 Prozent der Gesamtstromerzeugung<br />
anstieg. Die Kombination aus fallenden<br />
Modulpreisen und gleichbleibend hohen Vergütungssätzen<br />
haben vor allem der Fotovoltaik Renditen beschert, die<br />
in den zweistelligen Bereich gehen. Das EEG werden wir<br />
weiterentwickeln und an dem Ziel einer wirtschaftlichen und<br />
bedarfsgerechten Energieversorgung ausrichten.<br />
Fehlinformation zur Höhe der Vergütungssätze<br />
CDU: "Die Kombination aus fallenden Modulpreisen<br />
und gleichbleibend hohen Vergütungssätzen<br />
haben vor allem der Fotovoltaik Renditen beschert,<br />
die in den zweistelligen Bereich gehen."<br />
<strong>SFV</strong>-Richtigstellung:<br />
Diese CDU-Aussagen zur Photovoltaik ist mehrfach<br />
falsch:<br />
• Die Vergütungssätze sind keinesfalls gleich geblieben.<br />
• Die Vergütungssätze wurden seit dem 1.1.2002<br />
jährlich um 5 Prozent gesenkt.<br />
• Die Vergütungssätze wurden auf Betreiben der<br />
CDU ab 1.1.2009 sogar noch stärker gesenkt, jährlich<br />
um 8-10 % (je nach Anlagengröße und Bauart)<br />
(siehe § 20, Abs. 2, 8. EEG 2009). Renditen für<br />
die Photovoltaik im zweistelligen Bereich sind ein<br />
Gerücht. Wenn es solche Renditen gäbe, würde der<br />
Bau von Photovoltaikanlagen boomen. Tasächlich<br />
sind im ersten Halbjahr 2009 jedoch nur ein Drittel<br />
so viele Photovoltaikanlagen gebaut worden, wie<br />
im Jahr davor.<br />
• Mehrere Photovoltaik-Hersteller mussten in den<br />
vergangenen Monaten schließen oder einen Teil<br />
ihrer Belegschaft entlassen, weil die Nachfrage<br />
nach Photovoltaik erheblich ins Stocken geraten ist.<br />
Umsatzeinbrüche bei der Solarenergie: Ein wichtiger<br />
Grund dafür ist die übermäßige Absenkung der<br />
Einspeisevergütung in Deutschland, bis dahin dem<br />
weltgrößten Abnehmer von Solarmodulen. Offenbar<br />
sollen diese Fehlinformationen den Eindruck<br />
erzeugen, die Union sei bemüht, den Zuwachs der<br />
Solerenergie zu beschleunigen, während sie ihn<br />
tatsächlich bremst.<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
<strong>SFV</strong>: Setzen Sie sich für eine Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Lage der Solarstromanlagenbetreiber durch eine<br />
Einspeisevergütung ein, die ihnen einen angemessenen<br />
Gewinn erlaubt?<br />
CDU: Wir haben mit dem EEG Einspeisevergütungen festgelegt,<br />
die den Anlagenbetreibern langfristig hervorragende<br />
Investitionsbedingungen sichern. Wichtig ist es Innovationen<br />
anzureizen, denn unser Ziel ist es, die erneuerbaren Energien<br />
schnell marktfähig zu machen.<br />
<strong>SFV</strong>: Was halten Sie von einer Baupflicht für Solaranlagen<br />
auf Neu- und Altbauten?<br />
CDU: Wir haben uns ehrgeizige Ziele im Bereich des Ausbaus<br />
erneuerbarer Energien gesetzt -- 20 Prozent bis 2020. Für die<br />
Erreichung dieses Ziels bedarf es des quantitativen Ausbaus<br />
erneuerbarer Energien. Wir wollen dabei allen Technologien<br />
ihre Chance geben und gehen davon aus, dass das Ziel auch<br />
ohne allgemeine Baupflicht für Solaranlagen auf Neu- und<br />
Altbauten erreicht wird.<br />
<strong>SFV</strong>: Halten Sie es für notwendig, die Betreiber von Solaranlagen<br />
vor nachträglicher Verschattung ihrer Anlagen<br />
durch den Bau eines höheren Nachbargebäudes oder seine<br />
nachträgliche Erhöhung gesetzlich zu schützen?<br />
CDU: Das Bauplanungsrecht regelt, in welcher Art und welchem<br />
Ausmaß ein Grundstück bebaut werden darf. Die Bauleitplanung<br />
liegt in der Verantwortung der Gemeinden. Plant<br />
ein Hauseigentümer Investitionen in Solaranlagen muss er in<br />
seine Entscheidung die Bebaubarkeit der Nachbargrundstücke<br />
auf Grundlage des geltenden Bauplanungsrechtes einbeziehen.<br />
Es wäre ein unzulässiger Eingriff in die Nutzbarkeit des<br />
Nachbargrundstücks, wenn allein durch die Betreibung einer<br />
Solaranlage, die Bebaubarkeit dieses Nachbargrundstücks<br />
später eingeschränkt wird.<br />
<strong>SFV</strong>: Viele Gebietskörperschaften haben Vorranggebiete<br />
für Windenergie ausgewiesen. Nach Bundesbaugesetzbuch<br />
entwickelt die Ausweisung eines Vorranggebietes<br />
jedoch gleichzeitig eine unbedingte Sperrwirkung für die<br />
übrigen - nicht als Windvorranggebiete ausgewiesenen<br />
- Gebiete. Das Potential der Windenergie an Land kann<br />
deshalb kaum genutzt werden. Was halten Sie von dem<br />
Vorschlag, die Sperrwirkung der Vorranggebiete für alle<br />
übrigen Gebiete gesetzlich aufzuheben? Anmerkung:<br />
bezüglich der Off-shore-Windenergie hat die FDP einen<br />
solchen Antrag (16/11214) bereitsgestellt.<br />
CDU: Die Errichtung von Windenergieanlagen ist nicht immer<br />
konfliktfrei. Trotzdem genießen sie weiterhin eine grundsätzliche<br />
Privilegierung im Bauplanungsrecht. Das ist politisch<br />
gewollt und soll so bleiben. Auch mit der Einführung von sachlichen<br />
Teilflächennutzungsplänen haben die Kommunen jedoch<br />
die Möglichkeit erhalten, einem Wildwuchs von Windenergieanlagen<br />
vorzubeugen. Ein solcher Plan hilft Konfliktpotential<br />
frühzeitig zu identifizieren und in einem geordneten Verfahren<br />
den erforderlichen Interessenausgleich zu suchen. Bei Offshore-Anlagen<br />
ist das Konfliktpotential wesentlich geringer,<br />
zumal deren Aufbau auch gerade erst geplant wird.<br />
9
<strong>SFV</strong>: Welche sonstigen Maßnahmen planen Sie, um den<br />
Bau von Windanlagen in den küstenfernen Bundesländern<br />
voranzutreiben?<br />
CDU: Die im EEG festgelegten Einspeisevergütungen für<br />
Windenergie sind ein hervorragender Anreiz für den weiteren<br />
Ausbau der Windenergie. Um unsere Ausbauziele bei<br />
hoher Wirtschaftlichkeit und Grundlastfähigkeit zu erreichen,<br />
brauchen wir zu dem eine zuverlässige Strominfrastruktur<br />
unter Einschluss "Intelligenter Stromnetze" und Speichertechnologien.<br />
<strong>SFV</strong>: Es wird allgemein als selbstverständlich angenommen,<br />
dass sich die gesamte Verkehrswege-Infrastruktur<br />
in öffentlichem Eigentum befindet, da sie wichtige Lebensadern<br />
unserer Gesellschaft sind und den Interessen<br />
aller Bürger dienen soll. Die Energienetze erfüllen ähnlich<br />
lebenswichtige Aufgaben. Sind Sie für die Überführung der<br />
Strom- und Gasnetze in öffentliche Betreibergesellschaften,<br />
die nicht primär gewinnorientiert arbeiten sollen, sondern<br />
allen Energieerzeugern, auch den dezentralen, einen ungehinderten<br />
und fairen Netzzugang gewähren sollen?<br />
CDU: Die Union ist gegen eine zwangsweise Überführung der<br />
Strom- und Gasnetze in die öffentliche Hand. Sie vertritt die<br />
Auffassung, dass es Aufgabe der Unternehmen ist, betriebswirtschaftlich<br />
sinnvolle Entscheidungen zur Gestaltung des<br />
Netzbetriebs zu treffen. Die private Struktur der Netze hat sich<br />
bewährt. Deutschland ist "EU-Meister" in puncto Qualität der<br />
Netze, Versorgungssicherheit und Zuverlässigkeit. Im Strombereich<br />
steht die Union der Gründung einer Netzgesellschaft<br />
nicht entgegen, sofern dies auf privatwirtschaftlicher Basis<br />
geschieht. Nur kapitalstarke Unternehmen werden in der Lage<br />
sein, die erforderlichen Milliardeninvestitionen in die Modernisierung<br />
der Netze zu schultern. Viele Effizienzmaßnahmen<br />
-- wie z.B. der bessere Ausgleich von Regelstrom in den vier<br />
Regelzonen -- sind bereits im Rahmen der bestehenden<br />
Strukturen möglich. Die Bemühungen werden von der Union<br />
ausdrücklich unterstützt. Bei den Gasnetzen bedarf es im Interesse<br />
des Wettbewerbs einer Verringerung der Marktgebiete<br />
sowie eines verbesserten Engpassmanagements.<br />
<strong>SFV</strong>: Effizienzsteigerungen und Energiesparen kommen<br />
nach Auffassung des Solarenergie-Fördervereins Deutschland<br />
nicht durch Appelle, sondern nur durch wirtschaftlichen<br />
Druck in Gang. Was halten Sie von dem Vorschlag, die<br />
Steuern auf Energie zu erhöhen, um die Energieeffizienz<br />
zu verbessern? Was halten Sie davon, von den Mehreinnahmen<br />
den Arbeitgeberanteil an der Sozialversicherung<br />
zu bezahlen - bei gleichzeitigem sozialen Ausgleich für<br />
die Energiepreiserhöhung z.B. durch Auszahlung eines<br />
monatlichen gleichen Energiegelds an alle Bürger?<br />
CDU: Steuererhöhungen lehnt die CDU ab. Gerade auch in<br />
Anbetracht der aktuellen internationalen Krise wäre dies das<br />
völlig falsche Signal. Vielmehr müssen wir wieder nachhaltiges<br />
Wirtschaftswachstum schaffen. Die Krise wird zuallererst von<br />
den Menschen bewältigt, die durch ihren Fleiß, ihre Arbeit<br />
und ihren Einsatz unser Land voranbringen. Die Union will sie<br />
motivieren und sie deshalb entlasten. Wir schaffen Freiräume<br />
für die Bürgerinnen und Bürger und lassen ihnen ihre eigenen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Wir setzen Leistungsanreize, denn<br />
Leistung muss sich lohnen. Daraus erwächst die Kraft, den<br />
Wohlstand und die Solidarität in unserem Land zu sichern.<br />
Vor diesem Hintergrund wird es deshalb auch eine höhere<br />
staatliche Belastung der Energiepreise mit der Union nicht<br />
geben. Energiepreise dürfen die Substanz des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschlands nicht gefährden oder Energie zu<br />
einer sozialen Frage machen. Zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
wären Steuererhöhungen auch gar nicht erforderlich.<br />
Die Steigerung der Energieeffizienz bietet viele ungenutzte<br />
Potenziale, wie sie ganz konkret im Regierungsprogramm von<br />
CDU und CSU "Wir haben die Kraft -- gemeinsam für unser<br />
Land" enthalten sind.<br />
<strong>SFV</strong>: Sind Sie für den Neubau von Kohlekraftwerken?<br />
CDU: Eine wirtschaftliche, sichere und umweltverträgliche<br />
Energieversorgung ist Grundlage für die Funktionsfähigkeit<br />
unserer hochindustrialisierten Volkswirtschaft. Deutschland<br />
und Europa brauchen deshalb einen breiten Energiemix, der<br />
nicht einseitig auf einen Energieträger setzt. Die Kohle hat im<br />
Jahr 2008 mit zusammen 42 Prozent (Braunkohle 23, 1 Prozent,<br />
Steinkohle mit 19. 1Prozent, Quelle BDEW) erneut den<br />
größten Beitrag zur Stromerzeugung in Deutschland geleistet.<br />
Die subventionsfreie Braunkohle erzeugt zusammen mit der<br />
Kernenergie (23,5 Prozent) über 90 Prozent der sogenannten<br />
Grundlast und bildet damit das preis- und versorgungssichere<br />
Fundament der Stromversorgung in Deutschland. Wer<br />
pauschal aus der Kohle aussteigen will, muss die Frage<br />
beantworten, wie fast die Hälfte der Stromproduktion ersetzt<br />
werden sollen. Da Kohle- und Atomausstieg immer gemeinsam<br />
gefordert werden, wären 2/3 der deutschen Stromerzeugung<br />
zu ersetzen. Selbst wenn es gelänge, den Anteil der<br />
Erneuerbare Energien an der Stromversorgung bis 2020 wie<br />
geplant auf mindestens 30 Prozent zu verdoppeln, müssten<br />
immer noch 70 Prozent der Energie auf andere Weise erzeugt<br />
werden. Gaskraftwerke allein können dies nicht leisten. Hinzu<br />
kommt die hohe Volatilität der Erneuerbaren Energien. Diese<br />
machen die Reserveleistung konventioneller Kraftwerke umso<br />
dringlicher. Ohne den Neubau von Kohlekraftwerken, so die<br />
Warnung der Deutsche Energie-Agentur, wird es in Deutschland<br />
bis zum Jahr 2020 massive Kapazitätsengpässe geben,<br />
die mit (Atom-) Stromimporten ausglichen werden müssen.<br />
Dies wird massive Preissteigerungen zur Folge haben. An der<br />
Stromerzeugung mit Kohle führt deshalb zumindest für die<br />
nächste Kraftwerksgeneration kein Weg vorbei. Die CDU will<br />
daher die Rahmenbedingungen für eine möglichst schnelle<br />
Modernisierung des konventionellen Kraftwerkparks verbessern.<br />
Die Technologie zur Abscheidung und Speicherung von<br />
CO 2 (CCS) kann einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen<br />
Nutzung fossiler Energieträger leisten.<br />
<strong>SFV</strong>: Halten Sie am Atomausstieg fest?<br />
CDU: Die Kernenergie ist ein vorerst unverzichtbarer Teil in<br />
einem ausgewogenen Energiemix. Wir verstehen den Beitrag<br />
der Kernenergie zur Stromversorgung als Brückentechnologie,<br />
weil heute klimafreundliche und kostengünstige Alternativen<br />
noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar sind. Daher<br />
streben wir eine Laufzeitverlängerung der sicheren deutschen<br />
Anlagen an. Einen Neubau von Kernkraftwerken lehnen wir<br />
ab. Der größte Teil des zusätzlich generierten Gewinns aus<br />
10 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke soll nach einer<br />
verbindlichen Vereinbarung mit den Energieversorgungsunternehmen<br />
zur Forschung im Bereich der Energieeffizienz<br />
und der erneuerbaren Energien sowie zur Senkung der<br />
Strompreise genutzt werden.<br />
<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die Gefahren nuklearer Verseuchungen<br />
durch Unfälle in Atomanlagen und Kraftwerken?<br />
CDU: Absolute Grundvoraussetzung für die Nutzung der Kernenergie<br />
ist für uns die Anlagensicherheit. Diese ist in Deutschland<br />
gegeben und wird ständig durch die zuständigen<br />
<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die Gefahren der Endlagerung<br />
des Atommülls vor dem Hintergrund der Erfahrungen in<br />
Asse?<br />
CDU: Eine verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie<br />
beinhaltet auch die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle.<br />
Die Union will eine sofortige Aufhebung des Moratoriums<br />
zur Erkundung des Standortes Gorleben, um so schnell wie<br />
möglich die Zwischenlager an den Kraftwerken auflösen zu<br />
können. Der Bund bekennt sich zu seiner Verantwortung für<br />
die Endlager. Im Zusammenhang mit den Lagerstätten muss<br />
alles getan werden, um die Sicherheit der Bevölkerung zu<br />
gewährleisten.<br />
Nach dem heutigen Stand der Technik hätte das Versuchsendlager<br />
Asse nicht für die Lagerung radioaktiver Abfälle genutzt<br />
werden dürfen. Es geht jetzt darum, genau zu analysieren,<br />
was dort für tatsächliche Gefahrenpotenziale vorhanden sind.<br />
Anschließend müssen sich die Fachleute zusammensetzen<br />
und gemeinsam konkrete Handlungsoptionen erarbeiten. Für<br />
die Asse ist ein Konzept für eine geordnete und sichere Schließung<br />
erforderlich, das die Sorgen der Menschen aufnimmt und<br />
die offenen Fragen der Bürger und Fachleute beantwortet.<br />
<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die faktische Weigerung vieler<br />
Bundesländer, auf ihrem Gebiet (End-)Lager für Atommüll<br />
einzurichten?<br />
CDU: Die bisher gewonnenen fachlich-wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse sprechen nicht gegen die Eignung des Standortes<br />
Gorleben. Es ist deshalb notwendig, das Moratorium<br />
aufzuheben, um die Erkundungen ergebnisoffen fortzusetzen.<br />
Eine Suche nach neuen Endlagerstandorten für hochradioaktive<br />
Abfälle vor Abschluss der Erkundungen von Gorleben ist<br />
daher überflüssig und wäre mit hohen Kosten verbunden.<br />
<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die Gefahren durch die Verbreitung<br />
von Nuklearmaterial?<br />
CDU: In den westlichen Industriestaaten sind die Sicherheitsvorkehrungen<br />
ausreichend um sicherzustellen, dass Nuklearmaterial<br />
zur Produktion von Atombomben nicht in die Hände<br />
von Terroristen fallen kann. Grundsätzlich wächst aber mit der<br />
zunehmenden Zahl von Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />
die die Nuklearenergie nutzen wollen auch, das potentielle<br />
Risiko, dass dieses in die Hände von Terroristen fallen kann<br />
oder für militärische Ziel zweckentfremdet werden kann. Zur<br />
Vermeidung der Weiterverbreitung von nuklearem Material,<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
nuklearer Technologie und nuklearem Know-How sollte daher<br />
Ländern, die die Kernenergie zur Energiegewinnung nutzen<br />
wollen, ein Weg aufgezeigt werden, der das Proliferationsrisiko<br />
minimiert. Zu diesem Zweck sollte eine kontrollierte<br />
Versorgung von Staaten mit nuklearen Brennstoffen unter<br />
internationaler Aufsicht einer zu stärkenden Atomenergieorganisation<br />
aufgebaut werden. Die Anreicherung von nuklearem<br />
Material sollte künftig möglichst multilateral erfolgen und<br />
durch die IAEO, der Internationalen Atomenergiebehörde,<br />
kontrolliert werden.<br />
<strong>SFV</strong>: Für wie wahrscheinlich halten Sie die Gefahr eines<br />
Terroranschlages gegen ein Atomkraftwerk?<br />
CDU: Das Zusammenwirken von staatlichen Sicherheitsmaßnahmen<br />
in der Luft und auf dem Boden und Vorkehrungen<br />
von Seite der Betreiber gewährleistet einen höchstmöglichen<br />
Schutz gegen Terrorangriffe auf deutsche Kernkraftwerke.<br />
So sind deutsche Kernkraftwerke weltweit betrachtet mit den<br />
höchsten Schutzmaßnahmen gegen einen Flugzeugabsturz<br />
versehen. Gerade Betrachtungen bezüglich terroristischer<br />
Bedrohungen müssen die globale Situation berücksichtigen.<br />
In vielen Ländern der Welt sind Kernkraftwerke im Betrieb,<br />
welche nicht mit den hohen deutschen Sicherheitsstandards<br />
mithalten können. Statt mit einem Ausstieg einfach an diesen<br />
Entwicklungen vorbei zu handeln und die Risiken unsicherer<br />
Anlagen zu ignorieren, setzt sich die CDU dafür ein, dass die<br />
vorhandene Sicherheitskompetenz Deutschlands erhalten<br />
bleibt, um so einen Beitrag zur Sicherheit kerntechnischer<br />
Anlagen weltweit - auch hinsichtlich dieses Gefahrenpotenzials<br />
- zu leisten.<br />
Fehlinformation zur Sicherung gegen<br />
Flugzeugabsturz<br />
CDU: "So sind deutsche Kernkraftwerke weltweit betrachtet<br />
mit den höchsten Schutzmaßnahmen gegen<br />
einen Flugzeugabsturz versehen."<br />
<strong>SFV</strong>-Richtigstellung:<br />
Folgende 6 deutsche Atomkraftwerke sind nicht gegen<br />
Flugzeugabstürze gesichert, da dies in den Baugenehmigungen<br />
damals noch nicht verlangt wurde:<br />
- Philippsburg I (zw. Mannheim und Karlsruhe)<br />
- Isar I (bei Landshut)<br />
- Brunsbüttel (nordwestl. von Hamburg an der Elbe)<br />
- Obrigheim (30 km ostwärts von Heidelberg)<br />
- Biblis A (zwischen Darmstadt und Mannheim)<br />
- Stade (westlich von Hamburg an der Elbe).<br />
Info dazu unter<br />
http://www.verivox.de/nachrichten/gutachten-atomkraftwerke-nicht-gegen-flugzeugabsturz-gesichert-5690.aspx<br />
11
Verfehlen wir den Atomausstieg -<br />
eine ernüchternde Bilanz<br />
Ein nationaler Notfallplan ist unumgänglich<br />
1. Zusammenfassung<br />
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland<br />
beharrt auf dem Atomausstieg. Doch fromme Wünsche<br />
alleine genügen nicht. Der Stromverbrauch in<br />
Deutschland ist in den vergangenen Jahren nicht<br />
zurückgegangen - im Gegenteil! Die Tausend Energiespar-Appelle<br />
haben nichts bewirkt. Es wäre unrealistisch,<br />
darauf zu hoffen, dass die nächsten tausend<br />
Appelle mehr bewirken. Der wegfallende Atomstrom<br />
(zur Zeit 22 Prozent des deutschen Stromverbrauchs)<br />
muss also irgendwie durch anderen Strom ersetzt<br />
werden. Die vergangenen 20 Jahre haben gezeigt,<br />
dass prinzipiell der Ersatz von Kohle- und Atomstrom<br />
durch Strom aus Erneuerbaren Energien möglich ist.<br />
Allerdings kann der Atomstrom bei planmäßiger Abschaltung<br />
der Atomkraftwerke nur dann durch Strom<br />
aus Erneuerbaren Energien ersetzt werden, wenn<br />
das Ausbautempo von Wind- und Sonnenenergie<br />
erheblich gesteigert - genauer gesagt - wenn es<br />
VERVIERFACHT wird.<br />
In Kapitel 2 rechnen wir vor, wieso es zu einer Vervierfachung<br />
kommen muss. In Kapitel 3 zeigen wir,<br />
dass weltweit genügend Solarmodule und Windanlagen<br />
angeboten werden, dass aber nicht genügend<br />
Käufer vorhanden sind. In Kapitel 4 erläutern wir,<br />
welche Gesetzesänderungen notwendig sind, damit<br />
sich mehr Käufer für Solarstromanlagen finden. In<br />
Kapitel 5 geht es darum, wie die Binnennachfrage<br />
nach Windanlagen erhöht werden kann.<br />
Karikatur: Gerhard Mester<br />
2. Berechnung des erforderlichen Ausbautempos<br />
für Sonne und Wind<br />
Wir wollen keinen Neubau von Kohlekraftwerken<br />
als Ersatz für die bisherigen Atomkraftwerke, denn die<br />
Gefahren des Klimawandels halten wir für genauso<br />
schlimm wie die Gefahren der Atomenergie. Unsere<br />
Aufgabe besteht deshalb darin, dass wir die wegfallende<br />
Atomenergie vollständig durch Erneuerbare<br />
Energien ersetzen müssen. Und zwar in Deutschland<br />
selbst. Exporte von Solar- und Windanlagen (so<br />
erfreulich sie auch sind!) zählen nicht mit, wenn der<br />
Wegfall von Atomkraftwerken in Deutschland durch<br />
heimischen Wind- und Solarstrom ersetzt werden<br />
soll!<br />
Derzeit deckt die Atomenergie in Deutschland etwa<br />
22 Prozent des jährlichen Strombedarfs. Wenn die<br />
Erneuerbaren Energien hierzulande den Wegfall der<br />
Atomenergie ausgleichen sollen, müssen sie also bis<br />
zum Jahr vor dem endgültigen Atomausstieg 2021 (in<br />
12 Jahren) um etwa 22 Prozentpunkte (des jährlichen<br />
Stromverbrauchs) mehr Strom erzeugen als heute.<br />
Im Durchschnitt sind das also jedes Jahr knapp zwei<br />
Prozentpunkte mehr. (22% : 12 = 1,8%)<br />
Welche Erneuerbaren Energien kommen dafür<br />
in Frage? Wasserkraft kann nicht mehr wesentlich<br />
gesteigert werden. Biomasse kann nur noch einen<br />
kleinen zusätzlichen Anteil erbringen. Steigerungen<br />
sind im Wesentlichen also nur bei Wind und Solar<br />
möglich. Diese beiden - Wind und Sonne - bringen<br />
zusammen derzeit 8 Prozent des Strombedarfs.<br />
Bis 2022 (Abschaltung des letzten deutschen Atomkraftwerks)<br />
also in 12 Jahren, müssten sie dann 8 +<br />
22 = 30 Prozent bringen.<br />
Wiederholen wir noch einmal: Im Durchschnitt<br />
bedeutet das jedes Jahr zwei Prozentpunkte mehr<br />
Strom aus Wind und Solarenergie. Ein solch schnelles<br />
Wachstum der Stromproduktion aus Sonne und<br />
Wind hat es bisher in Deutschland noch nicht gegeben.<br />
Zur Orientierung überschlagen wir einmal, wie<br />
hoch das Wachstum der Stromproduktion aus Wind<br />
und Sonne bisher war:<br />
• Bei der Windenergie sollten wir nicht das Wachstum<br />
des letzten Jahres zu Grunde legen, denn das<br />
war jämmerlich. Den höchsten Zuwachs in absoluten<br />
Zahlen gab es nicht im letzten Jahr, sondern im<br />
Jahr 2002. Damals wurden innerhalb eines Jahres<br />
3300 MW neu installiert (zu den Ursachen für die<br />
dann folgende Flaute siehe Kapitel 5). Wir behalten<br />
die 3.300 MW als Ermutigung im Gedächtnis,<br />
möchten aber für die folgende Abschätzung auch<br />
nicht den höchsten Wert zu Grunde legen.<br />
12 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Wir wählen deshalb den Durchschnittswert. Die Stromerzeugung<br />
aus Wind ist in den Jahren von 1990 bis 2009 (also in 19<br />
Jahren) von Null auf 7 Prozent angestiegen. Für die folgende<br />
Rechnung legen wir deshalb einen jährlichen Durchschnitts-<br />
Zuwachs der Stromproduktion von einem halben Prozent zu<br />
Grunde.<br />
• Die Neuinstallation von Solarstromanlagen betrug im Jahr<br />
2007 nach Angaben des BMU 1100 MW. Diese 1100 MW<br />
entsprechen einem Zuwachs der Stromerzeugung von 1<br />
TWh. Das entspricht bei einem Stromverbrauch von 500<br />
TWh einem Zuwachs von 0,2 Prozentpunkten.<br />
Wenn wir das Ziel - Zunahme der Stromproduktion aus<br />
Sonne und Wind auf zwei Prozent jährlich - erreichen wollen,<br />
müssten entweder (bei Verzicht auf Solarenergie) die<br />
jährlichen Zubauraten bei der Windenergie in jedem der vor<br />
uns liegenden 12 Jahre durchschnittlich vervierfacht werden,<br />
oder es müssten (bei Verzicht auf die Windenergie) die Zubauraten<br />
bei der Solarenergie durchschnittlich verzehnfacht<br />
werden. Natürlich wäre eine Kombination der Zuwächse bei<br />
Wind- und Solarenergie sinnvoller, z.B. eine Verdoppelung<br />
des Zuwachses bei der Windenergie und eine Verfünffachung<br />
bei der Solarenergie.<br />
Eine Anmerkung noch zum Schluss. Da wir nicht nur aus<br />
der Atomenergie, sondern wegen des Klimawandels auch<br />
aus den fossilen Energien aussteigen müssen, sind die hier<br />
dargestellten Forderungen eine Mindestforderung. Mit der<br />
linken Hand lässt sich die Aufgabe nicht lösen.<br />
Der Ernst der Lage erfordert ein nationales Notprogramm!<br />
3. Können so viel Anlagen überhaupt hergestellt<br />
werden?<br />
Ob Deutschland (ohne Bau neuer Kohlekraftwerke) aus der<br />
Atomenergie aussteigen kann, hängt wie gesagt davon ab,<br />
dass rechtzeitig genügend neue Anlagen zur Stromerzeugung<br />
aus Erneuerbaren Energien - also Solarstromanlagen und<br />
Windanlagen - aufgebaut werden. Jedes Jahr doppelt soviel<br />
Windanlagen und fünfmal so viel Solaranlagen wie im bisherigen<br />
Durchschnitt! Wohlgemerkt: Nicht irgendwo auf der Welt,<br />
sondern hier bei uns in Deutschland! Am naheliegendsten ist<br />
es natürlich, die dafür benötigten Wind und Solaranlagen von<br />
deutschen Firmen zu kaufen. Doch wenn diese die auf das<br />
Doppelte oder gar auf das Fünffache erhöhte Nachfrage nicht<br />
decken können, dann ermöglicht der globalisierte Markt den<br />
Import von Solar- und Windanlagen aus aller Welt. Weltweit<br />
werden Wind- und Solaranlagen im Überfluss angeboten. Der<br />
mangelnde Absatz ist - klimapolitisch gesehen - eine Tragödie<br />
und die Gründe sind ganz unterschiedlich. Wir denken z.B.<br />
an die Absatzkrise der weltgrößten Windfirma Vestas in Dänemark<br />
aufgrund unsinniger politischer Einschränkungen in<br />
ihrem Heimatland und in England. Oder an die Absatzkrise<br />
des niederländischen Solarzellen-Herstellers Solland, oder an<br />
die Flaute am spanischen Solarmarkt. Jedenfalls Solar- und<br />
Windanlagen gibt es derzeit in ausreichender Menge, wenn<br />
man bereit ist, den geforderten Preis zu zahlen.<br />
Die entscheidende Frage kommt nun am Ende dieses<br />
Kapitels: Welche Land- und Hauseigentümer in Deutschland<br />
sollen in den nächsten Jahren all diese neuen Wind- und<br />
Solaranlagen kaufen, um sie bei sich zu installieren?<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
4. Wer soll die neuen Solaranlagen kaufen?<br />
Wachstum ist nur möglich, wenn sich jedes Jahr mehr<br />
Menschen als im Vorjahr zum Kauf einer Solaranlage entschließen.<br />
In einigen süddeutschen Regionen ist das in<br />
diesem Jahr durchaus der Fall. Installateure schaffen es dort<br />
teilweise kaum, all die Aufträge, die sie erhalten, abzuarbeiten.<br />
Das Bild ist allerdings uneinheitlich. In anderen Regionen<br />
Deutschlands - z.B. im Osten oder im Norden besteht eher<br />
eine Flaute beim Bau von Solarstromanlagen. Und in vielen<br />
Fällen entsteht der Eindruck, dass der Bau von Solaranlagen<br />
auf Einfamilienhäusern (also in der Größenordnung bis 5<br />
kW) eher vernachlässigt wird, weil für die Installateure der<br />
Aquisitionsaufwand im Vergleich zum Gewinn erheblich zu<br />
hoch ist (Diese Entwicklung ist übrigens schon seit Jahren<br />
zu beobachten).<br />
Eines aber ist jetzt schon sicher. Eine Steigerung des Zubaus,<br />
noch dazu auf ein Vielfaches des Vorjahres, gar auf<br />
ein Fünffaches, ist ohne Änderung des Anreizes, sprich der<br />
Einspeisevergütung, nicht zu erwarten. Die Zubauzahlen der<br />
Bundesnetzagentur für das erste Halbjahr ergeben etwa ein<br />
Drittel des Zubaus im Jahr 2008.<br />
Wieviele Solaranlagen in diesem Jahr 2009 tatsächlich<br />
gebaut worden sind, wird sich erst zum Ende des Jahres<br />
zeigen, wenn die Bundesnetzagentur die Meldungen der<br />
Solaranlagenbetreiber auswertet. Und wenn dann der Zubau<br />
auch nur um die Hälfte gegenüber dem Zubau des Vorjahrs<br />
zugenommen haben sollte, wird die Einspeisevergütung noch<br />
weiter gesenkt (§ 20 Absatz 2a EEG 2009). Diese Bestimmung<br />
bremst - schon jetzt absehbar - in kurzsichtiger Weise den<br />
erforderlichen Zuwachs bei der Solarenergie! Insbesondere<br />
wirkt sich der gegenwärtige hohe Zubau bei Freiflächenanlagen<br />
infolge der Rückkopplung durch § 20 Absatz 2a EEG<br />
negativ auf die Einspeisevergütung für Hausdachanlagen<br />
aus, was vermutlich im Gesetzgebungsverfahren überhaupt<br />
nicht bedacht wurde.<br />
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Wie ein völliger Zusammenbruch<br />
des Zubaus von Solaranlagen ab dem Jahr 2015<br />
vermieden werden kann, wenn von einem Jahr auf das andere<br />
die Einspeisevergütung für neue Freiflächenanlagen wegfällt,<br />
ohne dass die Einspeisevergütung für Hausdachanlagen<br />
erhöht wird, ist uns völlig unerfindlich!<br />
Aus diesen Gründen ist eine erhebliche Verbesserung<br />
des EEG erforderlich. Insbesondere muss die Einspeisevergütungen<br />
für Hausdachanlagen bis 10 kW so stark angehoben<br />
werden, dass die Hauseigentümer von sich aus die<br />
Initiative ergreifen und nicht erst noch von den Installateuren<br />
geworben werden müssen. Der plötzliche Ansturm auf die<br />
Installationsbetriebe wird sich verkraften lassen. Schließlich<br />
könnten normale Elektroinstallateure eine Zusatzausbildung<br />
machen und in Zusammenarbeit mit Solarinstallateuren und<br />
Dachdeckern die Aufgabe der Montage übernehmen, wie das<br />
in Süddeutschland immer häufiger der Fall ist.<br />
5. Wie kann die Nachfrage nach Windanlagen erhöht<br />
werden?<br />
Bei der Windenergie endete das Wachstum des Zubaus<br />
abrupt im Jahr 2002. Der wichtigste Grund für die Beendigung<br />
des Wachstums war eine Änderung in § 35 des Bundesbaugesetzbuchs<br />
im Jahr 1997. Diese Änderung regelte einerseits<br />
die Privilegierung der Windenergie im Außenbereich, gab aber<br />
13
gleichzeitig den Gebietskörperschaften ein Rechtsinstrument<br />
in die Hand, mit dem sie den Ausbau der<br />
Windenergie fast auf Null herunterbremsen können.<br />
Zum besseren Verständnis folgen hier auszugsweise<br />
die Bestimmungen:<br />
Entscheidend ist der letzte Satz. Hier geht es um<br />
die sogenannten "Windvorrangsgebiete".<br />
§ 35 bauGb: „bauen im außenbereich“<br />
(1) Im Außenbereich ist ein Vorhaben nur zulässig, wenn öffentliche<br />
Belange nicht entgegenstehen, (...) und wenn es (...)<br />
5. der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Wind- oder Wasserenergie<br />
dient (...)<br />
(3) Eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange liegt insbesondere vor,<br />
wenn das Vorhaben (...)<br />
5. Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege, (...) oder die<br />
natürliche Eigenart der Landschaft und ihren Erholungswert beeinträchtigt<br />
oder das Orts- und Landschaftsbild verunstaltet, (...)<br />
Öffentliche Belange stehen einem Vorhaben nach Absatz 1 Nr. 2 bis 6<br />
in der Regel auch dann entgegen, soweit hierfür durch Darstellungen im<br />
Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung<br />
an anderer Stelle erfolgt ist.<br />
In jedem Landkreis bzw. in jeder Kommune, die<br />
ein Windvorrangsgebiet ausgewiesen hat, wird<br />
durch diese Entscheidung der Bau von Windanlagen<br />
an anderer Stelle automatisch untersagt. In NRW<br />
(nach Übernahme der Regierungsverantwortung<br />
durch Schwarz-Gelb) und in Hessen unter reiner<br />
CDU-Regierung werden in Windenergie-Erlassen<br />
der Landesregierung die Kommunen und Landkreise<br />
ausdrücklich aufgefordert, diese Verhinderungs-Möglichkeit<br />
durch Ausweisung von Windvorrangsgebieten<br />
zu nutzen. Teilweise wurden in Hessen und Baden-<br />
Württemberg dann sogar besonders windschwache<br />
Gebiete als Windvorrangsgebiete ausgewiesen,<br />
mit der Folge, dass nicht einmal dort Windanlagen<br />
errichtet werden, weil sie dort total unwirtschaftlich<br />
gewesen wären.<br />
6. Schlussfolgerung<br />
Umweltfreunde, die für den Atomausstieg kämpfen<br />
und sich für den Fortgang der Energiewende einsetzen,<br />
sollten die oben erläuterten beiden Verzögerungsursachen<br />
kennen und dagegen ihre Stimme<br />
erheben:<br />
• Einspeisevergütung für Solarstrom-Hausdachanlagen<br />
erheblich erhöhen und<br />
• im Bundesbaugesetz die Ausschlusswirkung von<br />
Windvorrangsgebieten streichen. (WvF)<br />
Warnung vor Vorverträgen für<br />
windgünstige Flächen<br />
Grundstückseigentümer kennen oft den Wert ihres Grundstückes<br />
als Windkraftstandort nicht<br />
Vorteil einer eigenen Windanlage<br />
Windgünstige Grundstücke mit ausreichendem<br />
Abstand (mindestens 500 Meter) zur Wohnbebauung<br />
spielen in der zukünftigen Energie- und Wirtschaftspolitik<br />
eine wichtige Rolle. Oft wissen die Eigentümer<br />
nicht, welchen Wert diese Grundstücke als zukünftige<br />
Standorte für Windanlagen haben. Wenn sie eine<br />
Baugenehmigung bekommen (zur Zeit ist das noch<br />
sehr schwer), können die Grundstückseigner dort<br />
eine eigene Windanlage errichten lassen und zukünftig<br />
als „Energiewirt“ eigenes Geld mit dem Verkauf<br />
von Windstrom nach den Regeln des Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetzes (EEG) verdienen.<br />
Investoren suchen Flächen und bieten<br />
Vorverträge an<br />
Schon seit einiger Zeit versuchen nun Investoren<br />
- teilweise aus dem Umfeld der Stromwirtschaft - die<br />
Eigentümer von windgünstigen Land- oder Waldflächen<br />
durch Vorverträge zu binden.<br />
Die Eigentümer erhalten sofort bei Vertragsabschluss<br />
einen vier- oder fünfstelligen Geldbetrag.<br />
Als Gegenleistung müssen sie sich vertraglich verpflichten,<br />
ihr Grundstück zukünftig nur diesem einen<br />
Investor und keinem anderen Investor als Standort<br />
für eine Winkraftanlage zu verpachten.<br />
Die Verträge gehen über eine Laufzeit von<br />
mehr als 20 Jahren.<br />
Über diese Verträge müssen die Unterzeichner<br />
Stillschweigen bewahren. Der <strong>SFV</strong> warnt vor der<br />
Unterschrift unter solche Verträge.<br />
Die Grundeigentümer verlieren mit der Unterschrift<br />
das Recht, eine eigene Windanlage auf ihrem Grundstück<br />
zu errichten oder eine höhere Pacht als die<br />
vertraglich vereinbarte Pacht zu verlangen.<br />
Diese Verträge können sogar zur Verhinderung<br />
des Windenergie-Ausbaus benutzt werden. Wenn<br />
der Investor keine Windanlage errichtet, erhält der<br />
Grundstückeigentümer überhaupt keine Pacht.<br />
14 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Deshalb sollten Grundbesitzer darauf bestehen,<br />
dass diese Vorverträge mit einer zusätzlichen Klausel<br />
versehen werden, wonach dieser Vertrag nach<br />
Ablauf von drei Jahren gekündigt werden kann, falls<br />
nicht bis dahin ein Bauantrag für die vorgesehene<br />
Windkraftanlage gestellt worden ist. Ebenfalls sollte<br />
sich der Grundstückseigentümer ein Kündigungsrecht<br />
vorbehalten, wenn der Bau der Windkraftanlage - aus<br />
welchen Gründen auch immer - nach fünf Jahren<br />
noch immer nicht begonnen wurde. (WvF)<br />
Rückgang der<br />
kleinen Gebäudeanlagen setzt sich fort<br />
Die Werte für den Zubau von Solarstromanlagen im<br />
ersten Halbjahr 2009 liegen nunmehr vor. Nach einer<br />
ersten vorläufigen Übersicht der Bundesnetzagentur<br />
wurden Solarstromanlagen mit einer Leistung von<br />
518 Megawatt angemeldet. Das ist etwa ein Drittel<br />
der Menge des vorangegangenen Jahres 2008. Von<br />
einem Boom kann somit bisher nicht gesprochen<br />
werden.<br />
Beunruhigend ist besonders die Tatsache, dass<br />
sich der schon seit Jahren zu beobachtende Rückgang<br />
bei den kleinen Gebäudeanlagen fortsetzt.<br />
Unter kleinen Gebäudeanlagen verstehen wir Solarstromanlagen,<br />
die auf Reihenhäusern und kleineren<br />
Einfamilienhäusern Platz finden, also Anlagen bis 10<br />
kW. Es gibt noch Millionen von Einfamilienhäusern,<br />
auf denen Anlagen unter 10 kW errichtet werden<br />
könnten! Aber für diese Anlagengröße interessieren<br />
sich derzeit nicht viele Installateure. Die Gewinnspanne<br />
ist im Vergleich zum Aquisitionsaufwand zu gering.<br />
Und Großinvestoren sind erst recht nicht an solchen<br />
"peanuts" interessiert. Die Solarenergie als Beitrag<br />
des kleinen Mannes zur Energiewende stirbt aus.<br />
Im EEG 2009 ist eine Notbremse eingebaut, die<br />
einen allzu starken Einbruch beim Ausbau der Photovoltaik<br />
verhindern soll. Nach § 20 Absatz 2a Teil b)<br />
EEG 2009 verringern sich die Degressionssätze um<br />
1,0 Prozentpunkte, sobald die Leistung der bei der<br />
Bundesnetzagentur zum 30. September des Vorjahres<br />
innerhalb der vorangegangenen zwölf Monate<br />
nach § 16 Abs. 2 Satz 2 registrierten Anlagen<br />
aa) im Jahr 2009: 1000 Megawatt,<br />
bb) im Jahr 2010: 1100 Megawatt und<br />
cc) im Jahr 2011: 1200 Megawatt unterschreitet.<br />
Vielen Angehörigen der PV-Branche ist nicht bewusst,<br />
dass diese Notbremse bei den kleinen Gebäudeanlagen<br />
nicht greifen kann, weil die Bestimmung<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Foto: Armin Krejsa<br />
nicht zwischen Klein- und Großanlagen, und auch<br />
nicht zwischen Gebäudeanlagen und Freiflächenanlagen<br />
differenziert. Selbst ein völliger Rückgang bei<br />
den Kleinanlagen würde zu keiner Verminderung der<br />
Degression führen, solange der Zubau an Großanlagen<br />
oberhalb der hier aufgeführten Untergrenzen<br />
bleibt.<br />
Was uns freilich bis ins Innerste empört und betroffen<br />
macht, ist die Tatsache, dass wir hier eine<br />
Art Gespensterdiskussion um den Umsatz der PV-<br />
Branche führen müssen. Wir alle wissen, dass es um<br />
wichtigere Dinge geht, dass der Klimawandel immer<br />
schneller abläuft und dass seine Folgen schlimmer<br />
sein werden als die Folgen beider Weltkriege. Aber<br />
während der klimazerstörenden Automobiltechnik die<br />
Milliarden nur so hinterher geworfen werden, müssen<br />
wir um jeden Cent betteln, mit dem der Ausbau der<br />
Sonnenenergie beschleunigt werden könnte. Insofern<br />
stellt die anfangs erläuterte Verschärfung der Degression<br />
für Gebäudeanlagen nicht nur eine gesetzliche<br />
Ungereimtheit dar, sondern ist eine verantwortungslose<br />
Verzögerung des Ausbaus der Erneuerbaren<br />
Energien - ein himmelschreiender Skandal! (WvF)<br />
4-Familien-Passivhaus in Ahlen Foto: Agnes Weber<br />
15
"Haust Du meine Kernenergie,<br />
haue ich Deine Solarenergie"<br />
Argumente der Energiewirtschaft im Wahlkampf<br />
Rufmordkampagne gegen die Solarenergie in<br />
den Medien<br />
"Haust Du meine Kernenergie, dann haue ich Deine<br />
Solarenergie", nach diesem Motto trat der Wahlkampf<br />
in seine heiße Phase. Und langsam wurde deutlich,<br />
worin sich die Parteien eigentlich und grundlegend<br />
unterscheiden, worum es also bei der Stimmabgabe<br />
am 27. September 09 geht. Es geht um die Entscheidung:<br />
Atomenergie oder Erneuerbare Energien.<br />
Schwarz-Gelb will - dem Drängen der Energiewirtschaft<br />
folgend - die Laufzeit der Atomkraftwerke<br />
verlängern und an den fossilen Energien festhalten.<br />
Und die Energiewirtschaft liefert in den Medien die Argumente:<br />
Dem Wähler wird in immer rascherer Folge<br />
eingehämmert, die Erneuerbaren Energien seien zu<br />
teuer und würden sie finanziell unzumutbar belasten.<br />
Und die Solarhersteller würden sich dabei eine<br />
goldene Nase verdienen. Ein paar Schlagzeilen zur<br />
Kostprobe finden Sie im untenstehenden Kasten.<br />
Angefangen hatte schon vor drei Jahren das RWI<br />
mit einer Studie, in der die Kosten der Solarenergie<br />
aufgelistet sind, der Nutzen jedoch weitgehend<br />
"vergessen" oder kleingerechnet wurde. Da diese<br />
Studie von einem dem RWE nahestehenden Institut<br />
stammte - die Interessenlage also leicht erkennbar<br />
war - fand sie in der Öffentlichkeit zunächst keine<br />
große Beachtung. Sensationell dagegen war dann die<br />
reißerische Aufarbeitung der Studie durch eine Photovoltaikzeitung.<br />
Da wurde die Solarindustrie direkt mit<br />
den Bankräubern bei Donald Duck verglichen: „Das<br />
150-Milliarden-Euro-Ding“ mit der erklärenden Unterüberschrift<br />
„Die Förderung der Photovoltaik nimmt gewaltige<br />
Dimensionen an, zeigen Berechnungen des<br />
Diffamierende Pressemeldungen<br />
• „Zugeschüttet mit Geld“ (DIE ZEIT 12.06.08)<br />
• „Viele Milliarden für wenig Strom - Die großzügige Förderung der Solarbranche<br />
schadet den Verbrauchern und der Umwelt“ (DIE ZEIT 13.08.09):<br />
„Auf Kosten der Allgemeinheit verdienen Hersteller und Investoren Extrarenditen“<br />
• „Die Schattenseite der Sonne“ (Süddeutsche Zeitung 18.08.09)<br />
• „Teure Ökoenergie - Solarboom lässt Subventionen explodieren“<br />
(SPIEGEL ONLINE 24.08.2009)<br />
• „Elf Milliarden für Solarstrom“ (Märkische Oderzeitung 25. 08. 2009)<br />
• „Solarboom kommt Stromkunden teurer zu stehen“<br />
(Hannoversche Allgemeine Zeitung 25.08.09)<br />
• „Weniger Geld für Sonnenstrom“ (Frankfurter Rundschau, 14.09.09)<br />
RWI“ (Photon Mai 07). Und so etwas - noch dazu aus<br />
der Feder von „Insidern“ - kommt bei der Presse gut<br />
an. Seitdem schreibt einer vom anderen ab, mit mehr<br />
oder weniger phantasievollen Ausschmückungen,<br />
Halbwahrheiten und Ergänzungen. Kernaussage: die<br />
PV-Hersteller sahnen ab und verdienen sich dumm<br />
und dämlich. Die Verbraucher müssen bluten. Schuld<br />
sei das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), das<br />
den Häuslebesitzern unsinnige Gewinne beschert,<br />
wenn sie eine PV-Anlage auf ihr Dach setzen. Die<br />
Photovoltaik würde (trotz der erheblichen Absenkung<br />
der Einspeisevergütung zum 1.1.2009) mehr als je<br />
zuvor boomen. Und die Einspeisevergütungen müssten<br />
deshalb noch viel mehr abgesenkt werden, als<br />
sie bereits abgesenkt wurden, am besten gleich um<br />
30 Prozent. Oder noch besser, das EEG werde ganz<br />
abgeschafft, da es der Umwelt schade.<br />
Wir möchten nun nicht auf jedes Detail dieser vielen<br />
Medienbeiträge eingehen, sondern den Blick auf das<br />
Grundsätzliche lenken. Deshalb zunächst einmal der<br />
„Fakten-Check“:<br />
Wieviel Solaranlagen wurden 2009<br />
bisher gebaut?<br />
Leider boomt die Photovoltaik keineswegs. Im<br />
ersten Halbjahr 2009 wurden nach einer ersten vorläufigen<br />
Übersicht der Bundesnetzagentur dort Solarstromanlagen<br />
mit einer Leistung von 518 Megawatt<br />
angemeldet. Wir können sicher sein, dass diese Zahl<br />
schon sehr genau ist, denn Solaranlagenbetreiber,<br />
die vergessen, ihre neue Anlage anzumelden, erhalten<br />
auch keine Einspeisevergütung.<br />
518 Megawatt ist nicht viel. Es ist etwa ein Drittel<br />
der Menge des vorangegangenen Jahres 2008.<br />
Von einem Boom kann man da nun wirklich nicht<br />
sprechen. Erfahrungsgemäß wird zwar im zweiten<br />
Halbjahr mehr installiert als im ersten, aber wenn im<br />
zweiten Halbjahr 2009 nicht noch eine erhebliche<br />
Beschleunigung erfolgt, könnte es insgesamt für das<br />
Jahr 2009 sogar einen Rückgang geben.<br />
Kann das EEG überhaupt eine<br />
„Stromlücke“ verhindern?<br />
Was folgt daraus? Hat die Atomwirtschaft Recht?<br />
Kann das EEG nun also doch nicht die Menge an Solar-<br />
und Windanlagen initiieren, die wir brauchen, um<br />
die Abschaltung der Atomenergie auszugleichen?<br />
Doch es kann, lautet unsere Antwort. Das EEG<br />
funktioniert prima. Aber die Einspeisevergütung für<br />
Solarstrom wurde zum 1.1.2009 erheblich stärker<br />
16 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
zurückgenommen als in den Jahren zuvor. Die Einspeisevergütung<br />
ist sozusagen das "Gaspedal" vom EEG. Entscheidend<br />
ist ihre jeweilige Höhe. Hohe Vergütung ergibt vermehrten Zubau<br />
an Solar- und Windanlagen. Senkung der Vergütung ergibt<br />
weniger Zubau als im Vorjahr. Deshalb hatte der Solarenergie-<br />
Förderverein Deutschland bereits vor zwei Jahren, als über<br />
die Neufassung des EEG beraten wurde, eine Erhöhung (statt<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
einer Absenkung) der Einspeisevergütung für PV-Anlagen<br />
gefordert, Entgegen unserem Vorschlag wurde jedoch eine<br />
extreme Absenkung der Vergütung zum 1.1.2009 beschlossen.<br />
Dies führte zu einem Rückgang des Zubaus an Solaranlagen.<br />
Genau das ist also eingetreten, wovor wir gewarnt hatten. Es<br />
ist nicht erfreulich, auf diese Weise Recht zu behalten. Aber<br />
wenigstens sollte man sich das Ergebnis merken. (WvF)<br />
Das EEG hat sich in der Finanzkrise bewährt<br />
Das EEG hat sich sogar in der Finanzkrise gut bewährt: In<br />
Deutschland haben (völlig ohne Abwrackprämie und andere<br />
zusätzliche staatliche Anreize) Privatpersonen und private<br />
Unternehmen - motiviert allein durch die staatlich festgesetzte<br />
Mindestvergütung im EEG - den Bau von Solarstromanlagen<br />
im Wert von mehreren Mrd. Euro voll vorfinanziert. Dies geschah,<br />
obwohl die Banken die Kreditvergabe fast völlig eingestellt<br />
hatten. Und nicht zu vergessen: Die Stromverbraucher<br />
müssen die Investitionen nicht sofort, sondern erst im Lauf der<br />
folgenden 20 Jahre an die privaten Investoren zurückzahlen.<br />
Das EEG - ein fantastisch gut funktionierendes Investitionsanreizprogramm<br />
wie aus dem Lehrbuch!<br />
Wie hoch ist die Belastung der Stromkunden?<br />
Unsere Forderung, die Einspeisevergütung müsse erhöht<br />
werden, damit mehr Solaranlagen gebaut werden, wird von<br />
den Gegnern des EEG regelmäßig mit der Behauptung kommentiert,<br />
höhere Vergütungen würden nur den Herstellern<br />
zu überhöhten Gewinnen verhelfen, und die Belastung der<br />
Verbraucher werde unerträglich. Das ist Unsinn. Die in den<br />
Medien genannten Milliarden ergeben sich aus der Summierung<br />
sämtlicher Zahlungen über 20 oder 30 Jahre. Ein<br />
bekannter Trick! Monatlich macht die Belastung weniger als<br />
2 Euro pro Einwohner aus.<br />
Sind monatlich 2 Euro viel oder wenig? Das hängt davon<br />
ab, was man dafür als Gegenleistung erhält. So erhalten wir<br />
nicht nur etwa 1 Prozent unseres Stroms aus Solaranlagen.<br />
Von diesen 2 Euro werden auch die Löhne der deutschen<br />
Solarinstallateure und der Wechselrichterhersteller und der<br />
sonstigen Zulieferer bezahlt und es werden Arbeitsplätze<br />
geschaffen und die Importabhängigkeit von ausländischen<br />
Energielieferungen verringert sich. Außerdem ist zu berücksichtigen,<br />
dass Strom aus Kohle und Atomenergie immer<br />
teurer wird und der Zeitpunkt abzusehen ist, an dem selbst<br />
die „Mehrkosten“ für Solarstrom geringer sein werden als die<br />
Preise für Kohle- oder Atomstrom. Bei Windstrom ist es ja<br />
schon so weit. Die Einspeisung von Windstrom senkt bereits<br />
seit 2006 den Strompreis an der Strombörse (diese Info<br />
stammte übrigens ursprünglich von Vattenfall.)<br />
Die angeblichen goldenen Nasen der<br />
Solaranlagenhersteller<br />
Was es nun mit den angeblichen goldenen Nasen der Solaranlagenhersteller<br />
auf sich hat, relativiert sich rasch beim<br />
Lesen der folgenden Informationen. Nach einem Bericht der<br />
taz vom 05.08.09 „Umsatzeinbrüche bei Sonnenenergie“ und<br />
nach eigenen Recherchen ergibt sich folgendes Bild:<br />
• Im ersten Quartal 2009 fuhr Solon AG unter dem Strich<br />
einen Verlust von 18,5 Millionen Euro ein. In seinem Werk in<br />
Greifswald wurde die Produktion zurückgefahren.<br />
• Bei Q-Cells z.B. wird ein massiver Preisverfall und eine deutlich<br />
verringerte Nachfrage verzeichnet. Das zweite Quartal<br />
brachte einen Verlust von 62 Millionen Euro. 500 Arbeitsplätze<br />
wurden gestrichen.<br />
• Q-Cells' chinesischer Partner LDK Solar, der Wafer fertigt,<br />
Silizium-Scheiben aus denen Solarzellen hergestellt werden,<br />
fuhr im ersten Quartal einen Verlust von 22,5 Millionen Dollar<br />
ein.<br />
• Das US-amerikanische Unternehmen Evergreen Solar<br />
schloss bereits das Geschäftsjahr 2008 mit einem Nettoverlust<br />
von 84,9 Millionen Dollar ab.<br />
• Der Modulhersteller CSG Solar, Thalheim (Sachsen-Anhalt),<br />
musste kurz vor Weihnachten 2008 die Produktion einstellen<br />
und den Großteil seiner 164 Beschäftigten entlassen.<br />
• City Solar aus Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) ging Ende<br />
Januar 2009 in die Insolvenz. Die Firma, die 2007 den Deutschen<br />
Solarpreis erhielt, gilt als einer der führenden Hersteller<br />
von solaren Großkraftwerken.<br />
• Der Solarzellenhersteller Solland Solar aus Heerlen entließ<br />
im ersten Halbjahr 2009 wegen stockender Nachfrage 89<br />
seiner 362 Mitarbeiter.<br />
So sehen keine Firmen aus, die sich goldene Nasen verdienen.<br />
Der gehässige Spruch „Auf Kosten der Allgemeinheit<br />
verdienen Hersteller und Investoren Extrarenditen“ (DIE ZEIT<br />
vom 13.08.09) appelliert zwar psychologisch geschickt an<br />
den Neidkomplex, zeigt aber erstaunlich wenig Kenntnis von<br />
volks-und betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen. Warum<br />
denn überhaupt nehmen Unternehmer die Herkulesaufgabe<br />
in Angriff, eine völlig neue Konkurrenztechnik zu Kohle- und<br />
Atomenergie ins Leben zu rufen, wenn sie für ihre Mühe<br />
und Risikobereitschaft noch nicht einmal eine "Extrarendite"<br />
erwarten dürfen?<br />
Wieviele kleine Gebäudeanlagen wurden<br />
2009 errichtet?<br />
Und geradezu eine unverschämte Falschbehauptung ist<br />
die Aussage, die kleinen Gebäudeanlagen würden wegen<br />
der ihnen zugestandenen riesigen Gewinne den großen<br />
Reibach machen. Unter kleinen Gebäudeanlagen verstehen<br />
wir PV-Anlagen bis 5 kW, die z.B. das Dach eines Reihenhauses<br />
ausfüllen, also etwa 40 Quadratmeter. Im Jahr 2000<br />
machten die kleinen Gebäudeanlagen mit einem Anteil von<br />
53 Prozent noch etwas mehr als die Hälfte der gesamten<br />
installierten Leistung aus. Inzwischen stellen die Anlagen<br />
bis 5 kW im ersten Halbjahr 2009 nur noch 3,5 Prozent der<br />
17
gesamten dazugebauten PV-Leistung - ganze 18 Megawatt!.<br />
Ein dramatischer Niedergang! So toll können die angeblich<br />
riesigen Gewinne der kleinen Solaranlagenbetreiber also nun<br />
wirklich nicht sein. Der große Vorteil der Photovoltaik, dass<br />
sie auch auf klein gestückelten bereits versiegelten Flächen<br />
Sonnenstrom ernten kann, wird kaum noch genutzt. Den<br />
Stromversorgern kann das nur recht sein, die Vorstellung,<br />
Millionen von Stromkunden würden ihren Strom selbst erzeugen,<br />
ist ihnen sicherlich nicht angenehm.<br />
Klimawandel und Bedrohung der Erde -<br />
Was will der <strong>SFV</strong> erreichen?<br />
Zum Abschluss aber nun die wichtigste Frage, die Frage,<br />
was wir eigentlich erreichen wollen und warum. Die Klimaforschung<br />
geht davon aus, dass bei weiterem Anstieg des<br />
atmosphärischen CO 2 aus der Nutzung fossiler Energieträger<br />
extrem ungünstige, für Millionen von Menschen tödliche Klimaeffekte<br />
auftreten. Anstieg des Meeresspiegels, Überflutung<br />
der am stärksten bevölkerten Regionen der Erde, Überschwemmungen<br />
durch bisher kaum gekannte Starkregenfälle<br />
im Landesinneren, unerträgliche Hitze mit Zehntausenden<br />
von Toten, Dürre, Waldbrände, tropische Wirbelstürme bzw.<br />
Hurricans auch in Europa und Zunahme von Tornados. Wasserknappheit,<br />
Nahrungsmangel und Migration von Millionen<br />
von Menschen sowie die Konflikte und Kriege! Der ehemalige<br />
Chefökonom der Weltbank, Sir Nicholas Stern, übersetzte<br />
die Prognosen der Klimawissenschaft anschaulich in die<br />
Aussage, dass Schäden zu erwarten seien, die die Schäden<br />
beider Weltkriege übertreffen. Und wir erlauben uns die Anmerkung,<br />
dass dieser Vergleich falsche Hoffnungen weckt,<br />
denn die Weltkriege waren nach einigen furchtbaren Jahren<br />
wenigstens beendet, die Klimaveränderungen jedoch werden<br />
nach menschlichem Ermessen innerhalb der nächsten paar<br />
tausend Jahre überhaupt nicht mehr aufhören.<br />
Manche Leser mögen das für übertriebene Sorge halten und<br />
glauben, dass die Klimaforscher sich irren. Wir haben volles<br />
Verständnis für ihre Skepsis, generell für jede Art von Skepsis,<br />
aber wir erlauben uns trotzdem noch eine Frage: "Würden sie<br />
mit Ihrer ganzen Familie eine Wohnung im Hochhaus beziehen,<br />
das von Fachleuten als einsturzgefährdet bezeichnet wurde<br />
(und das schon jetzt bei Sturm erheblich knistert, kracht und<br />
schwankt), bloß weil dort die Miete etwas geringer ist?"<br />
Und weil wir lieber auf Nummer Sicher gehen, steht für uns<br />
die Beendigung der fossilen Energiegewinnung (bei planmäßigem<br />
Ausstieg aus der risikobehafteten Atomenergie) weitaus<br />
an erster Stelle.<br />
Warten auf die Fusionsenergie? Warten auf den Erfolg<br />
von Kohlendioxid-Abscheidung und sicherer Endlagerung?<br />
Warten auf Erfolge der internationalen Verhandlungen zum<br />
Emissionshandel? Warten auf Desertec? Da gefällt uns das<br />
Greenpeace-Motto besser: "Taten statt Warten".<br />
Wir brauchen keine Experimente mit ungewissem Ausgang<br />
mehr, denn wir wissen aus praktischer Erfahrung, wie man die<br />
Solarenergie in Deutschland zum Aufblühen bringen kann. Die<br />
Erfahrungen mit dem Stromeinspeisungsgesetz und seiner<br />
Fortentwicklung, dem EEG, haben gezeigt, dass das EEG ein<br />
gut funktionierendes Instrument ist, mit dem wir den Zubau an<br />
Solar- und Windanlagen zuverlässig steigern können, wenn<br />
die Politik mitmacht. Der Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare<br />
Energien wird so möglich. Kapital fließt dorthin, wo die<br />
größten Gewinne winken. Solar- und Windenergie brauchen<br />
deshalb eine gewinnbringende Vergütung.<br />
Wir haben es in der Hand. Auf Atom- und fossile Energie<br />
können wir verzichten, wenn wir den Politikern unsere Stimme<br />
geben, die sich für eine Verbesserung der Anreize im EEG und<br />
für den Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland, auch in<br />
Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, einsetzen. (WvF)<br />
Ohne Geld geht es nicht -<br />
Die Lernkurve bei der PV-Markteinführung<br />
Bezweifelt Verbraucherschützer Krawinkel die Lernkurve?<br />
Unter der Überschrift „Weniger Geld für Sonnenstrom“ versteigt<br />
sich Verbraucherschützer Krawinkel in der Frankfurter<br />
Rundschau vom 14.09.09 zu der Forderung „... Aufgrund der<br />
jüngsten Entwicklung ist allerdings vorab eine Absenkung der<br />
Vergütung um einmalig 30 Prozent gerechtfertigt.“<br />
Zur Erinnerung für unsere Leser: Die „jüngste Entwicklung“<br />
besteht darin, dass zum 1. Januar 2009 die Einspeisevergütungen<br />
für Solarstrom bereits um 8 bis 10 Prozent gesenkt<br />
wurden und dass dann im ersten Halbjahr 2009 nur noch<br />
ein Drittel so viel Solarmodule auf deutsche Dächer montiert<br />
wurden wie im ganzen Jahr 2008.<br />
Wir gehen davon aus, dass Holger Krawinkel diese Zahlen<br />
kennt und fragen uns, wovor er eigentlich die Verbraucher<br />
schützen will. Vor der Photovoltaik vielleicht? Wollen wir eine<br />
neue Technik oder wollen wir weiter mit Atom- und Kohlestrom<br />
versorgt werden. Geld oder das Leben?<br />
Eine Senkung der Herstellungskosten bei allen neuen Techniken<br />
erfolgt erfahrungsgemäß nur durch Massenproduktion.<br />
Die Wirtschaftswissenschaften haben aus den Erfahrungen<br />
von Generationen sogar empirisch ein Gesetz hergeleitet,<br />
die Lernkurve. Jede Verdoppelung der weltweit insgesamt<br />
hergestellten - der kumulierten - Menge führt zu einem Rückgang<br />
der Stückkosten um etwa 20 Prozent. Wir brauchen also<br />
Massenproduktion.<br />
Massenproduktion ist bekanntlich nur durch steigende Nachfrage<br />
zu erreichen. Steigende Nachfrage setzt voraus, dass<br />
man in der Zeit des Wachstums auch bereit ist, Geld für die<br />
neue Technik auszugeben. Wir haben noch nie gehört, dass<br />
eine neue Technik dadurch eingeführt wurde, dass man ihr<br />
gleich zu Beginn den Geldhahn zugedreht hat. Unser Verdacht:<br />
Wer über die angeblich unbezahlbaren Kosten der Photovoltaik<br />
jammert, spielt das Spiel der Stromwirtschaft. (WvF)<br />
18 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Angriff auf das EEG in der<br />
Zeitschrift DIE ZEIT<br />
Erwiderung des <strong>SFV</strong><br />
Fritz Vorholz fordert in DIE ZEIT vom 13. August<br />
eine Herabsetzung der staatlich festgesetzten Einspeisevergütungen<br />
für Solarstrom im Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz (EEG), die noch weit über die<br />
drastische Herabsetzung im EEG 2009 hinausgeht.<br />
Das alte Beispiel von dem halbvollen bzw. dem<br />
halbleeren Glas zeigt, wie man den gleichen Sachverhalt<br />
positiv oder negativ darstellen kann. Unter<br />
der deprimierenden Überschrift „Viele Milliarden für<br />
wenig Strom“ demonstriert Fritz Vorholz in DIE ZEIT<br />
vom 13.8.09, wie man die Erfolgsgeschichte der<br />
Photovoltaik in Deutschland als kapitalen Misserfolg<br />
darstellen kann:<br />
„Allein die im Jahr 2009 zu erwartende Installation<br />
neuer Solarmodule wird die Verbraucher in den<br />
nächsten 20 Jahren gut 10 Mrd. Euro kosten.<br />
Dafür kommen pro Jahr zusätzlich rund 1,8 Mrd.<br />
Kilowattstunden Sonnenstrom aus den Steckdosen,<br />
das entspricht etwa 0,3 Prozent des gesamten gegenwärtigen<br />
Stromverbrauchs. Es ist fast nichts.“<br />
Und weiter: „Doch zehn Milliarden kosten nur die<br />
neuen Anlagen“. Was vorher errichtet worden sei,<br />
würde über die Jahre sogar Mehrkosten von 30<br />
Milliarden verursachen. So habe es jedenfalls das<br />
Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsförderung<br />
(RWI) in Essen ausgerechnet.<br />
Hier melden wir uns kurz mit einer Information<br />
zur Interessenlage des RWI zu Wort: Präsident der<br />
„Freunde und Förderer des RWI“ ist seit Juni 2008<br />
Dr. Rolf Pohlig, Finanzvorstand der RWE AG. Sein<br />
Vorgänger war der ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />
der RWE AG, Dr. Dietmar Kuhnt. Diese personellen<br />
Verflechtungen zwischen RWI und RWE sind Herrn<br />
Vorholz vermutlich bekannt. Und wie das RWE<br />
über die zukünftige Konkurrenz aus Sonnenstrom<br />
denkt, vermutlich auch. Die Berücksichtigung von<br />
wirtschaftlichen Interessen gehört ja nun einmal zum<br />
Handwerkszeug eines unabhängigen Journalisten.<br />
Doch zurück zum Beitrag in DIE ZEIT:<br />
Von denselben Zahlen ausgehend wie das RWI<br />
müsste ein fairer Kommentator eigentlich zu völlig<br />
entgegengesetzten Bewertungen kommen, etwa so:<br />
„In den vergangenen Monaten, in denen von Seiten<br />
der Banken im Zuge der Finanzkrise keine positiven<br />
Impulse für das Wirtschaftsleben mehr ausgingen,<br />
haben dennoch in Deutschland Privatpersonen und<br />
private Unternehmen - motiviert durch die staatlich<br />
festgesetzte Mindestvergütung im EEG - den Bau<br />
von Solarstromanlagen im Wert von 10 Mrd. Euro<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
voll vorfinanziert. Die in diesem Jahr neu installierten<br />
Solarmodule werden voraussichtlich den Anteil des<br />
Solarstroms am gesamten Strommix von 0,7 auf 1,0<br />
Prozent steigern. Damit überschreitet - knapp 10<br />
Jahre nach der Einführung einer halbwegs kostendeckenden<br />
Einspeisevergütung für Solarstrom im EEG<br />
2000 - der Anteil des Solarstroms in Deutschland<br />
erstmals die Ein-Prozent-Marke. Die Stromverbraucher<br />
müssen die dafür geleisteten Vorabinvestitionen<br />
nicht sofort, sondern erst im Lauf der nächsten 20<br />
Jahre an die privaten Investoren zurückzahlen. Das<br />
sind pro Jahr 30 Mrd. geteilt durch 20 Jahre = 1,5<br />
Mrd. pro Jahr.<br />
Und teilt man diesen Betrag auf die 80 Mio. Einwohner<br />
Deutschlands auf, dann sind es noch nicht einmal<br />
20 Euro pro Einwohner und Jahr. Oder monatlich<br />
weniger als 2 Euro.<br />
Damit hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) auch in der schlimmsten Wirtschaftskrise der<br />
letzten Jahrzehnte seine Bewährungsprobe als das<br />
wohl erfolgreichste Investitionsanreizprogramm der<br />
deutschen Wirtschaftsgeschichte glänzend bestanden."<br />
Es bleibt nachzutragen, dass in der aufgestellten<br />
Berechnung weder die Arbeitsplatzeffekte (Tausende<br />
von Solarinstallateuren haben ihr Gehalt weiter beziehen<br />
können) noch die Senkung des Strompreises aufgrund<br />
des Merit-Order-Effekts an der Europäischen<br />
Strombörse, noch die wachsende Unabhängigkeit<br />
von Energieimporten mit berücksichtigt wurden und<br />
schon gar nicht die Tatsache, dass eine wichtige CO 2 -<br />
freie Technik anstelle von Kohle und Atom eingeführt<br />
wird. Diese wesentlichen Erfolge des EEG hatte auch<br />
das RWI in seiner Analyse „vergessen“.<br />
Im Übrigen zeichnet der ZEIT-Autor ein Bild der<br />
Solarwirtschaft, das weder mit den Fakten, noch mit<br />
volkswirtschaftlicher Realität etwas zu tun hat.<br />
Seine Behauptung: "Auf Kosten der Allgemeinheit<br />
verdienen Hersteller und Investoren Extrarenditen"<br />
widerlegt sich schon allein aus den bekannt gewordenen<br />
Problemen, mit denen die Solarhersteller im<br />
ersten Halbjahr 2009 zu kämpfen hatten.<br />
Der gehässige Spruch des ZEIT-Autors: „Auf Kosten<br />
der Allgemeinheit verdienen Hersteller und Investoren<br />
Extrarenditen“ appelliert zwar psychologisch<br />
geschickt an den Neidkomplex, zeigt aber erstaunlich<br />
wenig Kenntnis von volks-und betriebswirtschaftlichen<br />
Zusammenhängen. Warum denn überhaupt<br />
nehmen Unternehmer die Herkulesaufgabe in Angriff,<br />
eine völlig neue Konkurrenztechnik zu Kohle- und<br />
Quelle<br />
„Viele Milliarden für wenig<br />
Strom“ von Fritz Vorholz, in<br />
„DIE ZEIT“ vom 13.08.09<br />
http://www.zeit.<br />
de/2009/34/Foerderung-<br />
Solarbranche<br />
19
Autoren<br />
Monika und Winfried Schenk,<br />
<strong>SFV</strong>-Infostelle Nordbayern<br />
Atomenergie ins Leben zu rufen, wenn sie für ihre<br />
Mühe und Risikobereitschaft noch nicht einmal eine<br />
"Extrarendite" erwarten dürfen? [1]<br />
Seine eigenen Vorstellungen von einer Markteinführung<br />
der Photovoltaik erläutert Solarfreund Fritz<br />
Vorholz sinngemäß so: Wenn die Hersteller auf ihre<br />
Extrarenditen verzichten müssten, dann könnten<br />
Solarmodule viel billiger angeboten werden, dann<br />
würden auch arme Länder mehr davon kaufen und<br />
dann brauchten wir keine staatlich festgesetzten<br />
Garantiepreise in Deutschland mehr. Ja prima!<br />
Aber dann würde auch kein Unternehmer auch<br />
nur noch einen Finger für die Solarenergie krumm<br />
machen. Schon jetzt wird der Aufbau neuer Produktionskapazitäten<br />
gestoppt. Die kurzsichtige Entscheidung<br />
des Gesetzgebers aus dem Jahr 2008, die<br />
Einspeisevergütung von Jahr zu Jahr noch schneller<br />
abzusenken, als ohnehin geplant (neuerdings 8 - 10<br />
Prozent Absenkung statt bisher 5 Prozent), tut ihre<br />
unheilvolle Wirkung.<br />
50.000 schalten ab!<br />
Auch für die Photovoltaik gelten die bekannten<br />
Regeln der Betriebs- und Volkswirtschaft. Wenn der<br />
Geldzufluss gestoppt wird, ist es mit dem Wachstum<br />
vorbei. Der Aufbau einer neuen Energietechnik<br />
braucht Kapital, und Kapital fließt nun einmal dorthin,<br />
wo die hohen Gewinne winken. Ein schnellerer Aufbau<br />
braucht mehr Kapital als ein langsamer!<br />
Der <strong>SFV</strong> bedankt sich ausdrücklich bei Herrn<br />
Vorholz für die Erwähnung der Tatsache, dass wir<br />
(als einzige Organisation) bereits vor zwei Jahren<br />
vorausschauend eine Anhebung der Einspeisevergütung<br />
statt einer Absenkung gefordert haben. Wir<br />
tun das auch weiterhin - aber nicht, wie er uns unterstellt,<br />
um die Stromverbraucher besser zur Kasse<br />
zu bitten, sondern weil angesichts der absehbaren<br />
furchtbaren Folgen des Klimawandels jede Chance<br />
genutzt werden muss, die Energiewende weiter zu<br />
beschleunigen. (WvF)<br />
[1] Nur zum Vergleich: Allein der Stromversorger E.ON hat im ersten<br />
Halbjahr 2009 5,8 Mrd. € Gewinn eingefahrent. Hochgerechnet auf 20<br />
Jahre wären das 232 Mrd. €.<br />
Bericht zur Anti-Atomkraft-Demo „Mal richtig Abschalten“ am 05.09. in Berlin<br />
Vier Uhr. Draußen ist es noch stockdunkel. Die<br />
Demo beginnt früh für uns. Um 4.30 Uhr kommt<br />
schon Michael. Unterwegs laden wir noch Josef<br />
und Reinhard ins Auto. 100%-Transparent, 100%-T-<br />
Shirts, 100% gute Laune... sind auch eingepackt.<br />
Ziemlich alleine auf der Straße kommen wir gegen<br />
sechs Uhr in Nürnberg an. Dort soll am Hallplatz der<br />
Bus nach Berlin abfahren. Es sind schon ein paar<br />
Leute da, schließlich werden es zwei Busse voll.<br />
Eindrücke von der Anti-Atomkraft-Demo in Berlin Foto: <strong>SFV</strong>-Infostelle Nordbayern<br />
Von der <strong>SFV</strong>-Infostelle Nordbayern sind noch Ulrike<br />
und Erhard dazugestoßen, wir sind jetzt zu siebt. Um<br />
sieben Uhr setzen sich die Busse in Richtung Berlin<br />
in Bewegung.<br />
Erneut unterwegs in die Bundeshauptstadt. Wieder<br />
mal seine Meinung kundtun. Vor uns liegen ca. 450<br />
km. Fünf Stunden Autobahn. Je mehr wir uns Berlin<br />
nähern, desto mehr Wolken ziehen auf. Immer wieder<br />
regnet es. Und die beiden Frauen hinter uns reden<br />
schon wieder über die schlechte Wettervorhersage<br />
für den Norden Deutschlands. Wir sind gespannt auf<br />
die Stimmung am Brandenburger Tor.<br />
Ankunft in Berlin: Die Sonne scheint aus allen Ritzen.<br />
Wer jetzt kommt, hat nur ein Ziel: Den Washingtonplatz<br />
vor dem Hauptbahnhof. Vom Busparkplatz<br />
aus sind wir im Nu am Bahnhof, wir brauchen nur den<br />
Fahnen und Transparenten der anderen Teilnehmer<br />
zu folgen. Der Bahnhofsvorplatz empfängt uns bunt.<br />
Fahnen, Plakate, Menschen, Kinder, sogar Hunde<br />
sind mit Luftballons geschmückt und demonstrieren<br />
gegen den Atomausstieg. Überall gute Laune und<br />
Freude darüber, soo viele Gleichgesinnte anzutreffen.<br />
Die Stimmung ist locker, freundlich.<br />
Der Demonstrationszug setzt sich in Richtung<br />
Kapelle-Ufer in Bewegung. Mitten unter den vielen<br />
Menschen treffen wir auf eine befreundete Gruppe<br />
(„FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und<br />
20 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
für eine verantwortbare Energiepolitik e. V.“), auch<br />
aus Bayern. Wir packen unser Transparent „100%<br />
Erneuerbare Energien gegen den Klimawandel“ aus<br />
und reihen uns damit in die Menschenmenge ein.<br />
Immer wieder werden wir von starken Windböen<br />
getrieben. Oder aufgehalten, je nachdem. Es ist ganz<br />
schön anstrengend, unseren Leitspruch hoch zu<br />
halten, aber mit vereinten Kräften geht es ganz gut.<br />
Manchmal müssen wir aber unser „Segel“ schon aus<br />
dem Wind drehen. Die vielen verschiedenen Gruppen<br />
mit den unterschiedlichen Plakaten und Transparenten<br />
zu den Themen Atomaustieg, Atommülllagerung<br />
und Erneuerbare Energien und die Parteifahnen<br />
machen das Ganze zu einem bunten und gutgelaunten<br />
Spektakel in „guter Gesellschaft“. An der Ecke<br />
Friedrichstraße-Unter den Linden sehen wir uns um.<br />
Vor und hinter uns alles voller Menschen.<br />
In der Nähe des Demonstrationszuges gilt auf<br />
den Straßen der Ausnahmezustand. Absperrungen<br />
und Polizisten halten uns den Straßenverkehr fern.<br />
Fast hat man den Eindruck, die Polizeibeamten am<br />
Straßenrand gehören auch mit zur Demo. Vor dem<br />
Bundestagsgebäude wird die Polizeipräsenz (zweibeinig<br />
und vierbeinig) größer. Ernste und angestrengt<br />
blickende Polizisten. Maulbekorbte Hunde.<br />
Beim Einbiegen in die Straße des 17. Juni werden<br />
wir auf die rechte Straßenseite geleitet, weil sich<br />
die linke Seite bereits gefüllt hat. Und in der Mitte<br />
stehen sie: 400 Traktoren, in einer schönen Viererreihe<br />
eingeparkt. Viele tragen ein Plakat. Sogar ein<br />
rosafarbener ist dabei.<br />
Am 29. August startete der Treck der Bäuerlichen<br />
Notgemeinschaft aus dem Wendland zur heutigen<br />
Demo. Nach der Auftaktdemonstration in Gorleben<br />
gingen 30 Trecker mit Hängern auf Tour. Der<br />
Wochentreck mit Küchenwagen, mobilem Kino<br />
und Stromwechselstube führte über die anderen<br />
Brennpunkte der desaströsen Atommüllpolitik, den<br />
Schacht Konrad, die Asse II und Morsleben in die<br />
Bundeshauptstadt. Jeden Tag kamen neue Traktoren<br />
dazu. Toll, Hut ab.<br />
An den Traktoren vorbei bahnen wir uns den Weg<br />
bis kurz vor das Brandenburger Tor. Wir platzieren<br />
das <strong>SFV</strong>-Transparent direkt vor die Kameras, die<br />
ihre Linsen auf die Bühne am Brandenburger Tor<br />
gerichtet haben.<br />
Folgende Redebeiträge rundeten die Kundgebung ab:<br />
Fritz Pothmer (Bäuerliche Notgemeinschaft),<br />
Hermann Albers (stellvertretender Vorsitzender<br />
Bundesverband Erneuerbare Energien, Vorsitzender<br />
Bundesverband Windenergie), Friederike<br />
von Kirchbach (Pröpstin der Evangelischen Kirche<br />
Berlin-Brandenburg, ehemalige Generalsekretärin<br />
des Deutschen Evangelischen Kirchentages), Ingo<br />
Hummel (IG Metall, VW Salzgitter), Hubert Weiger<br />
(Die Klima-Allianz, Vorsitzender BUND), Lauri Myllyvirta<br />
(Greenpeace Finnland). In den Redepausen<br />
spielten die Gruppen Rantanplan, Jupiter Jones und<br />
die Ohrboten.<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Foto: Campact , (aus: www.youtube.de)<br />
Foto: <strong>SFV</strong><br />
Die Teilnehmerzahl der Demo wurde mit 50.000<br />
angegeben.<br />
Außerdem gab es eine Liveschaltung zur Kundgebung<br />
der IG Metall in Frankfurt unter dem Motto:<br />
„Macht Politik für die Mehrheit der Menschen!“ Die<br />
Übertragung erfolgte über eine Großbildleinwand. In<br />
Frankfurt wurden 40.000 IG-Metaller gezählt.<br />
Gegen 17 Uhr rollen wir unser Transparent ein.<br />
Wir müssen zurück, unser Bus fährt bereits in einer<br />
halben Stunde. Vorbei am Bundestagsgebäude, dem<br />
Bundeskanzleramt und dem Berliner Hauptbahnhof.<br />
Über uns immer noch Sonne und blauer Himmel, den<br />
ganzen Nachmittag schon. Gegen 18 Uhr verlassen<br />
wir die Bundeshauptstadt. Es beginnt zu regnen.<br />
Ein wunderschöner Regenbogen spannt sich über<br />
Berlin, als wollte er sagen „Schön, dass so viele hier<br />
waren“.<br />
Im Bus werden bereits wieder Pläne geschmiedet,<br />
was bis zur Bundestagswahl noch alles gemacht<br />
werden muss. Es ist schon Mitternacht, als wir wieder<br />
zurück in Nürnberg sind. Die Rückfahrt mit dem Auto<br />
schaffen wir jetzt auch noch.<br />
Dieser Tag in Berlin wird für alle ein unvergessenes<br />
Erlebnis bleiben. Hoffentlich haben wir viele Spuren<br />
hinterlassen für unser Ziel „100 % Erneuerbare<br />
Energien“.<br />
21
„Energie in Bürgerhand“<br />
Warum der <strong>SFV</strong> sich nicht an diesem Projekt beteiligt<br />
Ziel des Solarenergie-Fördervereins Deutschland -<br />
100 Prozent Erneuerbare Energien<br />
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland setzt sich ein<br />
für eine vollständige Umstellung der Energieversorgung auf<br />
100 Prozent Erneuerbare Energien - so schnell wie möglich. Er<br />
hat präzise Vorstellungen davon, wie die Energieversorgung<br />
der Zukunft aussehen wird.<br />
Die drei Hauptträger der zukünftigen Stromversorgung<br />
sind: Erneuerbare-Energien-Anlagen, dezentrale Speicher,<br />
intelligentes Netz. Genauer:<br />
• Hunderttausende Windanlagen auf landwirtschaftlichen<br />
Flächen und hunderttausende Windanlagen, die sich über<br />
Waldgebieten drehen<br />
• Millionen von Solarstromanlagen an und auf Häusern<br />
• Millionen von dezentralen Stromspeichern bei den Stromverbrauchern<br />
• Ein einziges, einheitliches computergesteuertes intelligentes<br />
Stromnetz unter strikter staatlicher Aufsicht, das mit Hilfe von<br />
Preisanreizen und -signalen den zeitlichen und regionalen<br />
Ausgleich zwischen Stromerzeugern, Stromspeichern und<br />
Stromverbrauchern - kurz gesagt, zwischen Angebot und<br />
Nachfrage - herstellt.<br />
Kurzinfo zu „energie in bürgerhand“<br />
Aus kartellrechtlichen Gründen muss der Energieriese<br />
E.ON seine Tochter Thüga verkaufen. Die Thüga ihrerseits<br />
bündelt Beteiligungen an über 100 kommunalen<br />
Unternehmen - wie zum Beispiel in Frankfurt an der Mainova<br />
(24,4%) oder in Freiburg an der badenova (47%).<br />
Zum Kauf haben sich zwei Gruppen aus Stadtwerken<br />
und kommunalen Versorgern zusammengetan, um rund<br />
60-70 Prozent der Thüga-Anteile zu erwerben. Weitere<br />
Stadtwerke haben ihr Interesse bekundet und auch die<br />
Genossenschaft „Energie in Bürgerhand (EiB)“ wollen mit<br />
einer möglichst hohen Beteiligung einsteigen.<br />
Die von Freiburger Bürgern gegründete Genossenschaft<br />
EiB möchte durch einen Kauf von Thüga-Anteilen<br />
gemeinsam mit vielen anderen die Idee einer ökologischen<br />
und zukunftsweisenden Energiewirtschaft zu<br />
verwirklichen. Die Initiative sammelt seit Mai 2009 Gelder<br />
für eine bürgerschaftliche Beteiligung an der Thüga.<br />
Weitere Informationen zur Genossenschaft finden<br />
Sie unter http://www.energie-in-buergerhand.de<br />
Der <strong>SFV</strong> wird sich an diesem Projekt<br />
nicht beteiligen.<br />
Viele der von den Stadtwerken und Stromkonzernen<br />
wahrgenommenen Aufgaben entfallen.<br />
1) Es entfällt der Einkauf und Verkauf von Strom:<br />
2) Es entfällt die Erzeugung von Strom in konventionellen<br />
Großkraftwerken<br />
3) Es entfällt die selbständige Verwaltung und Instandhaltung<br />
des Stromnetzes.<br />
Für die zukünftigen Aufgaben einer Energieerzeugung zu<br />
100 Prozent aus Erneuerbaren Energien sind diese Unternehmen<br />
strukturell nicht besonders gut gerüstet.<br />
Zu 1) Strom aus Sonne und Wind wird von privaten<br />
Betreibern billiger erzeugt<br />
Die Erfahrung bestätigt seit über zehn Jahren, dass die<br />
privaten Betreiber von Wind- oder Solarstromanlagen den<br />
gleichen Strom fast um die Hälfte billiger herstellen können.<br />
Diese Tatsache ist für die Solarenergie durch eine gemeinsame<br />
Studie von RWE und Bayernwerk „Kostenentwicklung von<br />
PV-Kraftwerken in Mitteleuropa“ seit April 1993 bekannt.<br />
Bei der Windenergie zeigt sich die gleiche Tendenz. Seit<br />
2000 erhalten Stadtwerke die gleiche Vergütung wie private<br />
Einspeiser. Seit 2004 gilt dies auch für Unternehmen, die zu<br />
über 25% im Eigentum des Bundes oder eines Bundeslandes<br />
stehen. Dennoch werden vergleichsweise nur sehr wenige<br />
Windanlagen durch Stadtwerke oder größere Stromkonzerne<br />
betrieben.<br />
Es gibt dafür wichtige Gründe:<br />
• Den Stadtwerken und Stromkonzernen gehören weder die<br />
Hausdächer noch die windgünstigen Acker-, Wiesen- oder<br />
Waldflächen, auf denen die Anlagen errichtet werden können.<br />
• Die Nichteignung liegt auch in den zwangsläufig komplexen<br />
und teuren Strukturen solcher Unternehmen. Die Stadtwerke<br />
und Stromkonzerne sind organisatorisch und strukturell so<br />
aufgebaut, dass sie mit der Erzeugung oder dem billigen<br />
Einkauf und dem Verkauf von möglichst viel Strom möglichst<br />
hohe Gewinne erzielen. Unvergessen ist die Stellenanzeige<br />
der Märkischen Allgemeinen vom 29. März 1997, in der die<br />
MEWAG einen Sachbearbeiter mit abgeschlossener Fachhochschul-<br />
oder Hochschulausbildung suchte mit folgender<br />
Stellenbeschreibung: „Der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit liegt<br />
zum einen in der Sicherung des Umsatzes durch Verhinderung<br />
von Stromeigenerzeugungsanlagen (z.B. Erkennen von<br />
Eigenerzeugungsgefahrenpotentialen" Solche Betriebe und<br />
das in ihnen beschäftigte Personal auf die neue Aufgabe<br />
umzustellen, dürfte ähnlich problematisch sein, als wollte man<br />
eine Großschlächterei zum Tierheim umstrukturieren.<br />
22 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Zu 2) Für die Bereitstellung weiterer Stromspeicherkapazitäten<br />
sind Stadtwerke und Stromkonzerne<br />
nicht die geeignete Adresse<br />
Mit gebetsmühlenartiger Eindringlichkeit wiederholen<br />
die Stromversorger, dass die Erneuerbaren Energien<br />
wegen ihres fluktuierenden Energieangebots nicht in<br />
der Lage seien, eine durchgängige Stromversorgung<br />
bereitzustellen. Die naheliegende Idee, das umweltfreundliche<br />
Energieangebot mit Hilfe von zusätzlichen<br />
Stromspeichern zu vergleichmäßigen, liegt außerhalb<br />
ihres Interessensbereiches.<br />
Die Idee, Stromspeicher außerhalb ihres Verantwortungsbereichs<br />
bei den Stromverbrauchern dezentral<br />
aufzubauen, dort wo die Stromverbraucher den Strom<br />
selber brauchen, wird bei ihnen anscheinend noch nicht<br />
einmal diskutiert.<br />
Zu 3) Das Stromnetz muss verstaatlicht werden<br />
Auch das Stromnetz sollte nicht mehr in den Händen<br />
der Stadtwerke und der Stromkonzerne liegen. Die Anschlussnehmer,<br />
Stromkunden und Einspeiser müssen<br />
vor der Willkür der Betreiber geschützt werden, denn das<br />
regulierende Element des Wettbewerbs fehlt.<br />
Wettbewerb entfällt, denn es wäre volkswirtschaftlich<br />
sinnlos, wenn in der selben Region durch unterschiedliche<br />
Betreiber mehrere parallele Netze betrieben würden.<br />
Das Stromnetz ist deshalb ein natürliches Monopol. Ein<br />
Monopol gehört unter staatliche Aufsicht.<br />
Mehrere verschiedene Netzgebiete in Deutschland<br />
bringen keinen Vorteil, denn eine regionale Aufteilung der<br />
Verantwortungsbereiche würde den wünschenswerten<br />
Ausgleich zwischen den Gebieten erschweren, in denen<br />
wetterbedingt ein Überschuss von Sonne- und Windstrom<br />
vorhanden ist und denjenigen, in denen gerade<br />
Mangel herrscht. Deshalb verspricht ein einheitliches<br />
Netz in ganz Deutschland Vorteile gegenüber dem jetzigen<br />
Zustand.<br />
Wie wichtig gerade eine strikte staatliche Aufsicht über<br />
das Stromnetz wäre, beweisen die weit über hunderttausend<br />
Versuche der derzeitigen Stromnetzbetreiber, potentielle<br />
Solar- oder Windanlagenbetreiber durch gezielte<br />
Entmutigung oder Falschinformationen vom Bau ihrer<br />
Anlagen abzuhalten, selbst dort, wo die gleichen Netzbetreiber<br />
sich nach außen hin schon längst ein grünes<br />
Mäntelchen umgehängt haben. Auch kleine - als umweltfreundlich<br />
angesehene - Stadtwerke beteiligen sich munter<br />
an dem Spiel, den Bau von Solar- oder Windanlagen<br />
massiv zu verhindern. Der Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland - sozusagen der Kummerkasten der deutschen<br />
Solaranlagenbetreiber - erlebt kaum einen Tag, an<br />
dem kein Anlagenbetreiber um Rat und Hilfe gegenüber<br />
den Schikanen der Netzbetreiber bittet.<br />
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland fordert<br />
deshalb bereits seit Jahren die Verstaatlichung des<br />
deutschen Stromnetzes.<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Umweltfreunde sollten sich nicht an einem<br />
Stromkonzern beteiligen, der gleichzeitig in<br />
konventionellen Kraftwerken Strom erzeugt und<br />
Stromnetze betreibt<br />
Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass der <strong>SFV</strong><br />
es für einen strategischen Fehler hält, die bisherige<br />
Struktur der Stromversorgung zu erhalten, bei der die<br />
wirtschaftlichen Interessen der Stromerzeuger und<br />
Stromnetzbetreiber nicht strikt getrennt sind. Wir brauchen<br />
keinen fünftgrößten solchen Konzern neben RWE,<br />
E.ON, Vattenfall und EnBW, sondern wir brauchen eine<br />
Umstrukturierung.<br />
Eine 2,5 Prozent Minderheitenbeteiligung der Genossenschaft<br />
Energie-in-Bürgerhand kann die zukünftige<br />
Thüga nicht daran hindern, dass sie sich aus betriebswirtschaftlichen<br />
Gründen erbittert gegen die Stillegung<br />
ihrer konventionellen Kraftwerke und die Verstaatlichung<br />
ihrer Netze wehren wird.<br />
Die bessere Alternative<br />
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland wirbt dafür,<br />
alle finanziellen Mittel, die von der Genossenschaft<br />
Energie in Bürgerhand gesammelt werden, nicht in die<br />
Thüga zu stecken, wo sie keine Wirkung erzielen werden,<br />
sondern in den direkten Bau von Anlagen der Erneuerbaren<br />
Energien. Mit Solar- und Windanlagen wird hardware,<br />
werden zukunftsfähige Tatsachen geschaffen, z.B. 5000<br />
zusätzliche Solarstromanlagen auf Einfamilienhäusern<br />
Mindestens genau so wichtig ist es, die Bevölkerung<br />
und die Politik auf die Notwendigkeit radikaler Änderungen<br />
vorzubereiten:<br />
• Wir brauchen 100 Prozent Erneuerbarer Energien - so<br />
schnell wie möglich.<br />
• Wir brauchen erhöhte Einspeisevergütungen für Erneuerbare<br />
Energien<br />
• Wir brauchen kostenlose Bereitstellung von Netzanschlüssen<br />
für alle Anlagen der Erneuerbaren Energien<br />
• Wir brauchen eine Bereitstellungsvergütung für Strom<br />
aus Erneuerbaren Energien, solange dieser Strom nicht<br />
abgenommen werden kann.<br />
• Wir brauchen gesetzliche und wirtschaftliche Anreize<br />
für den Bau privater dezentraler Stromspeicher. Dazu<br />
brauchen wir ein Stromnetz, in dem die Strompreise bis<br />
hinunter zum letzten Verbraucher jederzeit durch das jeweils<br />
herrschende Verhältnis von Angebot und Nachfrage<br />
bestimmt werden<br />
• Wir brauchen eine Verstaatlichung der Netze<br />
• Wir brauchen ein Verbot weiterer fossiler und atomarer<br />
Kraftwerke<br />
All diese dringend überfälligen Regelungen können<br />
nie aus einer Minderheitsbeteiligung an einem Energiekonzern<br />
erreicht werden, sondern bedürfen einer<br />
gesetzlichen Regelung durch den Bundestag. Wer diese<br />
Regelungen haben will, muss sich an die Öffentlichkeit,<br />
die Medien und die Politik wenden. Der Solarenergie-<br />
Förderverein Deutschland beschreitet diesen Weg und<br />
sucht dafür Unterstützung. (WvF)<br />
23
Leserbriefe<br />
Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland e.V.<br />
• Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung<br />
auf 100 % Erneuerbare Energien unter<br />
Schonung der natürlichen Umwelt und des sozialen<br />
Gefüges.<br />
• Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit<br />
dem Zusammenwirken der verschiedenen<br />
Energietechniken und mit der Wirksamkeit der<br />
unterschiedlichen Markteinführungsverfahren.<br />
• Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht<br />
auf Partikularinteressen. Kompromisse<br />
überlassen wir den Politikern.<br />
• Energiesteuer: Unsere Arbeit beinhaltet auch ein<br />
Konzept zur Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />
• Unsere Basis: Etwa 2500 Mitglieder tragen den<br />
Verein und sichern seine finanzielle Unabhängigkeit.<br />
Sind Sie schon in unserem<br />
Rundmail-Verteiler?<br />
Dort berichten wir über politische, rechtliche und technische<br />
Fragen zum Thema Erneuerbare Energien.<br />
Wenn Sie Informationen und neue Argumente haben<br />
wollen, so senden Sie uns eine E-Mail an<br />
zentrale@sfv.de<br />
Zum Klimawandel<br />
Der Begriff Klimawandel (ich weiss leider nicht, wer ihn in die<br />
Welt gesetzt hat) hört sich viel zu beschönigend an und wird<br />
der Situation, die uns bedroht, in keiner Weise gerecht: Bei<br />
einem Flugzeug, das auf Grund eines technischen Schadens<br />
schon an Höhe verloren hat, würde man in der Kabine wohl<br />
kaum von Höhen'wandel' sprechen, selbst dann nicht, wenn<br />
noch Hoffnung auf Überleben bestünde. Im Übrigen bin ich<br />
der Meinung, dass gefordert werden sollte, mindestens einmal<br />
jährlich im Bundestag eine Regierungserklärung zum Thema<br />
„Was fehlt noch bis zum Ziel 100 % Erneuerbare Energien<br />
und warum?“ stattfinden zu lassen. Die Bundesregierung<br />
und jedes Bundesland müssten darlegen, an welchen Stellen<br />
es am meisten geklemmt hat und wie man diese Klemmen<br />
beseitigt.<br />
Leserbrief von Norbert Hürkamp<br />
Zur <strong>SFV</strong> Stellungnahme: DESERTEC<br />
Nicht nur 100% Solarenergie ist möglich sondern auch 100%<br />
Zustimmung zur Einlassung des <strong>SFV</strong> (heutzutage twittert man<br />
da wohl „Full ACK“).<br />
Meines Erachtens ist das Desertec-Konzept jedoch kein<br />
„Eulen nach Athen tragen“ sondern der Versuch der Stromwirtschaft<br />
ein „trojanisches Pferd“ in die ungeliebte Energiewende<br />
einzuschleusen.<br />
Die angedachten Megastrukturen von Desertec sind ganz<br />
nach dem Geschmack unserer Energiemonopolisten. Hauptsache<br />
es entstehen keine dezentralen (demokratischen)<br />
Versorgungsstrukturen. Wobei ich der Münchner Rück noch<br />
ehrliche Überzeugung zugestehe (die können wohl am Besten<br />
Beurteilen welche Katastrophe der Klimawandel tatsächlich<br />
sein wird).<br />
Schade nur dass auch Greenpeace (wie man der Presse<br />
entnehmen kann) gleich auf den Zug aufgesprungen ist, anstatt<br />
sich ähnlich differenziert kritisch wie der <strong>SFV</strong> mit dem<br />
Thema zu befassen.<br />
Es gibt schon jetzt Lösungen unserer Energieprobleme in<br />
unserem eigenen Land als da sind: PV und Wind (und bald<br />
Speicherung im E-Auto), Solarthermie auch mit Lang-zeitspeicherung<br />
(dezentral in Häusern und zentral in geeigneten<br />
geologischen Formationen), Geothermie als Fernwärme und<br />
zur Stromerzeugung, Zweitverwertung von Biomasse (z.B.<br />
Biogas aus Gülle) usw.<br />
Man muss dies alles nur jetzt realisieren und nicht - schön<br />
bequem - auf Lösungen warten die vielleicht einmal in 20<br />
Jahren Beiträge leisten können. Dazu braucht es politischen<br />
Willen und weiterhin Förderprogramme die ihrem Namen<br />
gerecht werden anstatt zu bremsen.<br />
Zu DESERTEC<br />
Leserbrief von Dipl.Ing.(FH) Harald Brosi<br />
Ob mit oder ohne Abnahmegarantie: Das Projekt wird den<br />
Steuerzahler noch Geld und manchem Soldaten das Leben<br />
kosten. Wenn nämlich die Länder, auf denen Desertec steht,<br />
den Hahn zudrehen, so wird die Bundeswehr den Zugang<br />
zu den Ressourcen wiederherstellen und sichern müssen.<br />
Hirngespinst? Kaum. So und ähnlich stand es mal in einem<br />
Weißbuch der Bundeswehr, und das Militär meinte noch vor<br />
rund 20 Jahren in vorauseilendem Gehorsam, daß zu den<br />
vitalen Sicherheitsinteressen auch die Aufrechterhaltung<br />
des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu<br />
Märkten und Rohstoffen in aller Welt gehört (DER SPIEGEL<br />
17/1993, Seite 26).<br />
Es ist das alte Prinzip Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung<br />
der Verluste, letzteres in doppelter Hinsicht.<br />
Leserbrief von Wolfgang Luckner<br />
Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder!<br />
24 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
„Verfehlen wir den Atomausstieg?“<br />
Die Politiker und Verwaltungsfachleute im Land, die<br />
sich daran beteiligen, durch - der Stromerzeugungslobby<br />
gehorchend - Generierung und Anwendung unsinniger<br />
Verwaltungsvorschriften, den Ausbau der Erneuerbaren zu<br />
erschweren oder gar zu verhindern, versündigen sich nach<br />
meiner Auffassung an der Zukunft unserer Kinder! Damit die<br />
Menschen im Land endlich wach und kritischer werden und<br />
sich trauen zu hinterfragen, sollten wir in geeigneter Weise<br />
ein Netzwerk mit konkreter Aufklärung von Tatbeständen<br />
und Sachverhalten initiieren, damit für den Bürger erkennbar<br />
wird - ob auch mein kommunaler Verwaltungsbeamter im<br />
Rathaus oder gar mein Kommunalpolitiker oder Landes- und<br />
Bundespolitiker - an der Konstruktion solcher Verhinderungs-<br />
und Blockade-Vorschriften gegen die Erneuerbaren beteiligt<br />
ist? Wenn die Menschen dies erkennen, sollten sie nicht zögern,<br />
am Wahltag, aber auch bei jeder anderen Gelegenheit,<br />
hierfür die Quittung zu erteilen. Nur so geht das. Aus eigener<br />
kommunalpolitischer Erfahrung weiß ich, dass sich in Politik<br />
und Verwaltung alle gerne wegducken, wenn es konkret um<br />
Übernahme von Verantwortung zu diesem Themenbereich<br />
geht (trotz Beitritt zur Charta von Aalborg, Mitgliedschaft in<br />
den Agenda21-Bewegungen usw. usw.), und jeder verweist<br />
dann gerne auf die Vorgaben, die er von seiner nächst höheren<br />
Stelle oder Instanz hat.<br />
Meine Einschätzung ist, dass wir mit den Ausbauraten<br />
bei den Erneuerbaren dem Energiebedarf immer hinterher<br />
laufen werden, weil es keine ernsthafte Effizienz-Strategie,<br />
vor allem bei der Industrie, gibt. Im gleichen Maße, wie wir<br />
den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren, muss der<br />
Staat auch eine Strategie der wirklichen Strom- und Energieeinsparung<br />
gesetzlich erzwingen. Das muss für alle Länder<br />
der Erde gelten.<br />
Es geht um die Zukunft unserer Erde!!! Ich halte es für<br />
unerlässlich, in diesem Zusammenhang den Gesamt-volkswirtschaftlichen<br />
Unsinn, der in Deutschland und den meisten<br />
anderen Industrienationen verzapft wird, kritisch unter die<br />
Lupe zu nehmen. Denn genau dieser Unsinn ist meiner Meinung<br />
nach ja mit die Hauptursache für die Verwerfungen im<br />
gesamten Energiebereich. Auch die Rolle des Staates muss<br />
auf den Tisch, denn er verdient in nicht unerheblichem Masse<br />
an Steuern und Abgaben auf jede Kilowattstunde.<br />
Es sollte hinterfragt werden, was denn der Blödsinn soll,<br />
jeden erdenklichen Quatsch zu automatisieren, damit viel<br />
Energie zu verbrauchen und die Menschen arbeitslos zu machen<br />
und unserer Jugend keinerlei Perspektiven zu eröffnen.<br />
In vielen Bereichen der Konsumwirtschaft müssen wir wieder<br />
zurück zur Handarbeit und zu wirklichem Recycling-Prozess.<br />
Die Subventionierung von Energiekosten (Großstromabnehmer,<br />
Fliegerei, Verkehr und Landwirtschaft) ist zu unterbinden.<br />
Es kann doch nicht sein, dass man der einen Seite erlaubt<br />
und es fördert, mit Subventionsmitteln die Umwelt zu zerstören<br />
oder zu schädigen, und andererseits der Steuerzahler<br />
zur Kasse gebeten wird, um diese Schäden an der Umwelt<br />
wieder zu reparieren. Es muss endlich Schluss sein damit,<br />
ständig an den Symptomen herumzudoktern, wir müssen an<br />
Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder!<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Leserbriefe<br />
die wirklichen Ursachen unseres kranken, vor dem Abgrund<br />
stehenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems heran. Und<br />
hier schließt sich für mich der Kreis wieder: Wir, die Verfechter<br />
des Ausbaus der Erneuerbaren, bleiben die einsamen Rufer im<br />
Land, wenn wir den Menschen nicht ehrlich und verständlich<br />
die wahren Zusammenhänge erklären und ihnen sagen, was<br />
ihre Aufgabe ist, damit Veränderung passiert.<br />
Und wie bekommen wir es hin, dass mehr Anlagen zugebaut<br />
werden?<br />
• Anlagen müssen so billig werden wie ein PC von ALDI<br />
(Volkssolaranlage), um wegzukommen von dem ständigen<br />
Druck der quasi durch die Gegenfinanzierungsmaschinerie<br />
(Einspeisevergütung) erzeugt wird. Vielleicht ist es dann bei<br />
billigeren Anlagen zukünftig sinnvoller, mehr direkt in das<br />
eigene Hausnetz einzuspeisen, anstatt zu verkaufen. Hierbei<br />
können auch Kleinwindanlagen helfen.<br />
• Alle Supermärkte, alle Firmenhallen und Bürohäuser müssen<br />
(nicht nur über das Baurecht) verpflichtet werden zur Installation<br />
von Erneuerbaren an Dach und Fassade.<br />
• Vor allem im Gewerbebereich darf keine Baugenehmigung<br />
mehr erteilt werden, ohne verpflichtende Vorgabe (Nennung<br />
der zu installierenden Größe) von PV-Technik.<br />
• Firmen, die sich weigern, Erneuerbare Energie zu installieren<br />
und zu betreiben, müssen öffentlich gemacht werden bis hin<br />
zur Verweigerung, dort einzukaufen oder deren Leistung in<br />
Anspruch zu nehmen.<br />
• Überhaupt sollte der Bürger lernen nur dort zu kaufen oder<br />
Leistung in Anspruch zu nehmen, wo man sich aktiv in Sachen<br />
Umwelt einbringt.<br />
• Es sollte offen und nüchtern dargestellt werden, welche<br />
Unsummen an Steuergeldern wirklich in Atom- und Kohlekraftwerke<br />
gesteckt werden im Unterschied zu den Erneuerbaren.<br />
• Was brauchen wir eigentlich eine zentrale Stromversorgung<br />
in der Republik, wo eine dezentrale Versorgungsstruktur viel<br />
effizienter wäre?<br />
Leserbrief von Dieter Markowiak<br />
Achtung: teure und sinnlose Projektstudie<br />
Eine Photovoltaikstudie für 400 Euro wird von einem Ingenieurbüro<br />
aus der Nähe von Neuruppin erstellt. Ein Systemdienstleister<br />
aus der Nähe von Lüneburg, der angeblich<br />
hersteller- und markenunabhängig ist, bringt die Studie mit<br />
und erläutert sie bei Ihnen zu Hause. Darstellung von Verschattungen,<br />
der Einspeisevarianten und drei Anlagevarianten<br />
werden in Buchform zusammengefasst und empfohlen. Lesen<br />
kann man sie erst nach dem Gespräch. Obwohl mein Gebäude<br />
von hohen Bäumen teilweise monatelang fast durchgehend<br />
verschattet ist (immer ausgehend von Sonnenschein) und im<br />
Hochsommer auch nur für eine gewisse Zeit unverschattet ist,<br />
wird mir eine Photovoltaikanlage als rentabel gepriesen. Eine<br />
denkwürdige Praxis, Solarmodule zu verkaufen.<br />
Leserbrief von Gesche Hüchting<br />
25
Sonne und Wind auf Vorrat<br />
Tagung der Bischöflichen Akademie Aachen zu<br />
Möglichkeiten und Perspektiven der Stromspeicherung<br />
Wind- und Solarstrom könnten theoretisch einen<br />
großen Teil des Elektrizitätsbedarfs decken. Eine<br />
wichtige Einschränkung besteht aber darin, dass das<br />
Angebot dieser Energie von Witterung und Tageszeit<br />
abhängt und nicht der Nachfrage seitens der Stromverbraucher<br />
angepasst werden kann. Solange der<br />
Anteil von Wind- und Solarstrom insgesamt gering ist,<br />
ist dies unproblematisch. Um die international vereinbarten<br />
Klimaschutzziele zu erreichen, ist jedoch ein<br />
zügiger weiterer Ausbau der Nutzung regenerativer<br />
Energieträger unverzichtbar. Zumindest im Bereich<br />
der Windenergie ist daher schon bald die Frage zu<br />
klären, wie dem dann nicht mehr zu vernachlässigenden<br />
Problem der dargebotsabhängigen Schwankungen<br />
begegnet werden kann.<br />
Samstag, 14. November 2009<br />
14.00 Uhr: „Wasserstoff als Speichermedium für<br />
eine Energieversorgung auf regenerativer Basis“<br />
Dr.-Ing. Bernd Emonts, Inst. f. Energieforschg. FZ<br />
Jülich<br />
15.45 Uhr Kaffee<br />
16.15 Uhr: „Druckluftspeicher – Potentiale und<br />
mögliche Rolle in einem nachhaltigen Elektrizitätsversorgungssystem“<br />
Dr.-Ing. Philipp Siemes,<br />
Statkraft Markets GmbH, Düsseldorf<br />
18.00 Uhr Abendessen<br />
Tagungsgebühr<br />
Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />
Termin: 14.11.2009, 19.00 Uhr Ort: Bischöfliche Akademie Aachen<br />
Wie immer erhalten alle Mitglieder rechtzeitig eine persönliche Einladung per Post und E-Mail.<br />
(Wenn uns Ihre E-Mail-Adresse noch nicht vorliegt, so teilen Sie uns diese bitte mit.)<br />
15.11.09, nachmittag: Besteigung des Windrades in Aachen - Vetschau<br />
Gesonderte Anmeldung beim <strong>SFV</strong> unter 0241-511616 erbeten!<br />
Eine wichtige Rolle kommt dabei Systemen der<br />
Stromspeicherung zu, die Energie aus Überschussproduktion<br />
speichern und zu Zeiten geringerer Stromerzeugungsraten<br />
wieder ins Netz einspeisen können.<br />
Die Herausforderung besteht darin, dass es hier um<br />
sehr große Kapazitäten geht, die zu wirtschaftlich<br />
vertretbaren Bedingungen zur Verfügung stehen müssen.<br />
Das Potential von Pumpspeicherkraftwerken,<br />
die diesen Zweck erfüllen können, ist in Deutschland<br />
weitgehend ausgereizt. Unsere Tagung nimmt daher<br />
alternative Verfahren der Stromspeicherung in den<br />
Blick und analysiert ihren möglichen Beitrag in einem<br />
auf regenerativen Energieträgern basierenden Energieversorgungssystem<br />
der Zukunft.<br />
Sonntag, 15. November 2009<br />
9.30 Uhr „Der Einsatz verschiedenartiger Elektrizitätsspeichersysteme<br />
als Lösung für die Grundlastfähigkeit<br />
Erneuerbarer Energien“ Prof. Dr. Dirk Uwe<br />
Sauer, Inst. f. Stromrichtertechnik und Elektrische<br />
Antriebe, RWTH Aachen<br />
11.15 Uhr „Marktwirtschaftliche Anreize für Investitionen<br />
in dezentrale private Stromspeicheranlagen“<br />
Impuls von Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck, Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland e.V., Aachen und<br />
anschließende Diskussion mit Dr. Aribert Peters,<br />
Bund der Energieverbraucher e.V., Unkel<br />
13.00 Uhr Mittagessen<br />
- mit Übern. u. Verpfl. im EZ 62 € / erm. 47 €<br />
- mit Übern. u. Verpfl. im DZ 52 € / erm. 37 €<br />
- ohne Übern./mit Verpfl. 33 € / erm. 21,50 €<br />
Ermäßigung gilt für Auszubildende, Studierende (in der Erstausbildung) und Arbeitslose.<br />
Anmeldung (Anmeldeschluss: 16. Oktober 2009)<br />
Anmeldung unter 0241/47996-29 (Frau Schäffter), per mail an esther.schaeffter@bistum-aachen.de<br />
oder per Fax unter 0241/47996-10 anmelden. Bitte Tagungsnummer A 14011 angeben.<br />
26 Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Name: ................................................................................................................................<br />
Straße: ................................................................................................................................<br />
PLZ/Ort: ................................................................................................................................<br />
Tel.: ..................................... Fax: ................................................<br />
E-Mail:<br />
Beitritt zum Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Ich will stimmberechtigtes Mitglied im <strong>SFV</strong> werden.<br />
Der Jahresbeitrag beträgt 61,36 Euro 23,01 Euro (ermäßigt)<br />
Meine Firma will Fördermitglied im <strong>SFV</strong> werden (nicht stimmberechtigt).<br />
Der Jahresbeitrag beträgt Euro (Höhe selbst bestimmen)<br />
Alle Mitglieder werden zentral von der Bundesgeschäftsstelle betreut.<br />
Wer mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich eine lokale Info-Stelle des <strong>SFV</strong> unterstützen möchte, findet unten die<br />
notwendigen Infos und Kontaktadressen.<br />
Einzugsermächtigung:<br />
BLZ Kto-Nr.:<br />
(Bitte deutlich schreiben!)<br />
Unterschrift:<br />
Per Post, Fax oder E-Mail an:<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen Fax: 0241-535786, zentrale@sfv.de<br />
Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen zugeordnet sein möchte, so fließen seine Spenden und ein<br />
Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.<br />
Amberg / Amberg-Sulzbach<br />
Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr. 11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-33193,<br />
http://www.solarverein-amberg.de, e-mail: info@solarverein-amberg.de, e-mail: hans.frey@gmx.de<br />
Düsseldorf<br />
Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf, Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076,<br />
e-mail: peter.koehling@web.de<br />
Nordbayern<br />
Vorsitz: Hermann Bähr, Herwig Hufnagel, Hechlinger Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255,<br />
Fax.: 09833-989257, e-Mail: info@sfv-nordbayern.de, http://www.sfv-nordbayern.de, Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr<br />
Würzburg<br />
Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr. 10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-4174489,<br />
e-Mail: m.duerr@gmx.de, Treffen jeden 1. Montag im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr. 2, Würzburg.<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Info-Stellen des <strong>SFV</strong><br />
27
G 8058 - Postvertriebsstück<br />
Absender:<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle,<br />
Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen<br />
100 Prozent<br />
Erneuerbare Energien<br />
sind möglich, bezahlbar<br />
und dringend notwendig!<br />
Wählen Sie keine<br />
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