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SOLARBRIEF - SFV

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Solarbrief<br />

Zeitschrift des<br />

Solarenergie-Fördervereins<br />

Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Zur Bundestagswahl:<br />

3. Ausgabe 2009<br />

Gerhard Mester<br />

Seite 3 ... Editorial<br />

Nichtwähler gegen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen mobilisieren.<br />

Ist der <strong>SFV</strong> überhaupt noch überparteilich?<br />

Seite 4 ... Energiepolitik der Parteien auf dem Prüfstand<br />

Eine falsche Energiepolitik hat das größte Schadenspotential aller<br />

Politikfelder<br />

Seite 16 .. Haust Du meine Kernenergie, haue ich Deine Solarenergie<br />

Parteinahme der Medien im Wahlkampf gegen die Erneuerbaren<br />

Energien


impressum Inhalt<br />

Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Frère-Roger-Str. 8-10<br />

52062 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 51 16 16<br />

Fax: 0241 / 53 57 86<br />

E-mail: zentrale@sfv.de<br />

Internet: http://www.sfv.de<br />

Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30<br />

Solarbrief:<br />

vierteljährlich, Einzelpreis 6 €<br />

Für Mitglieder ist der Bezug des<br />

Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten. Spender erhalten den<br />

Solarbrief als Dankeschön.<br />

Werbeanzeigen:<br />

Der Solarbrief ist frei von<br />

bezahlten Anzeigen.<br />

<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />

Jahresbeitrag: 61,36 Euro<br />

ermäßigter Beitrag: 23,01 Euro<br />

(Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />

sind steuer abzugsfähig.)<br />

Bankverbindung:<br />

Pax-Bank Aachen, BLZ 37060193<br />

KtoNr.: 100 541 50 19<br />

BIC: GENODED1PAX<br />

IBAN: DE16 370601931005415019<br />

Beiträge von:<br />

Wolf von Fabeck (WvF)<br />

Verantwortlich:<br />

Harald Brosi, Wolf von Fabeck<br />

(V.i.S.d.P.), Gesche Hüchting,<br />

Norbert Hürkamp, Wolfgang<br />

Luckner, Dieter Markowiak,<br />

Monika und Winfried Schenk<br />

Layout: Susanne Jung<br />

Auflage: 5500<br />

Erscheinungsdatum:<br />

September 2009<br />

Redaktionsschluss 14.09.09<br />

Druckerei: Moeker Merkur<br />

Druck GmbH & Co. KG<br />

100% Recyclingpapier<br />

ISSN 0946-8684<br />

Titelbild: Gerhard Mester<br />

3.... Editorial<br />

Nichtwähler gegen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen mobilisieren.<br />

Ist der <strong>SFV</strong> überhaupt noch überparteilich?<br />

4.... Energiepolitik der Parteien auf dem Prüfstand<br />

Eine falsche Energiepolitik hat das größte Schadenspotential aller Politikfelder<br />

5.... Emissionshandel als Gaukelspiel<br />

Dauertheater lenkt vom Umstieg auf Erneuerbare Energien ab<br />

5.... Unser Flyer: 100 Prozent Erneuerbare Energien sind möglich<br />

6.... BUND-Kandidatencheck<br />

Kurz und bündig - Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine des BUND<br />

(Auszug)<br />

7.... Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />

Kurzauswertung in Tabellenform<br />

8.... Nachtrag: Antworten der CDU auf die Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />

Mit Richtigstellung zweier Falschaussagen<br />

12.. Verfehlen wir den Atomausstieg - eine ernüchternde Bilanz<br />

Ein nationaler Notfallplan ist unumgänglich<br />

14.. Warnung vor Vorverträgen für windgünstige Flächen<br />

Grundstückseigentümer kennen oft den Wert ihres Grundstückes als Windkraftstandort<br />

nicht<br />

15.. Rückgang der kleinen Gebäudeanlagen setzt sich fort<br />

16.. „Haust Du meine Kernenergie, haue ich Deine Solarenergie“<br />

Parteinahme der Medien im Wahlkampf gegen die Erneuerbaren Energien<br />

17.. Das EEG hat sich in der Finanzkrise bewährt<br />

18.. Ohne Geld geht es nicht<br />

Wie kann Solarenergie billiger werden? Die Lernkurve bei der PV-Markteinführung<br />

19.. Angriff auf das EEG in der Zeitschrift DIE ZEIT vom 13.08.09<br />

Erwiderung des <strong>SFV</strong><br />

20.. 50.000 schalten ab! Eine große Demonstration!<br />

Bericht zur Anti-Atomkraft-Demo „Mal richtig Abschalten“ am 05.09.2009 in Berlin<br />

22.. „Energie in Bürgerhand“<br />

Warum der <strong>SFV</strong> sich nicht an diesem Projekt beteiligt<br />

24.. Leserbriefe: z.B. zu DESERTEC, zum Klimawandel, zum Atomausstieg<br />

26.. Sonne und Wind auf Vorrat<br />

Rahmenprogramm zur Mitgliederversammlung zum Thema „Möglichkeiten und<br />

Perspektiven der Stromspeicherung“<br />

26.. <strong>SFV</strong>-Mitgliederversammlung<br />

27.. Beitrittsformular<br />

27.. Infostellen des <strong>SFV</strong>


Sehr geehrte, liebe Solarbrief-Leser.<br />

„Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er habe Angst,<br />

aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kenne keinen<br />

Zweifel.“ (Erich Fried)<br />

CDU, CSU und FDP sagen, Atomkraft sei sicher.<br />

In diesen Tagen vor der Bundestagswahl versuchen<br />

wir, enttäuschte Nicht-Wähler zu ermutigen, doch<br />

noch zur Wahl zu gehen und eine der drei Parteien<br />

zu wählen, die sich für den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien einsetzen. Die Frage der richtigen Energiepolitik<br />

ist von existenzieller Bedeutung, da falsche<br />

oder verzögerte Entscheidungen die Klimakatastrophe<br />

oder eine atomare Verseuchung hervorrufen<br />

können.<br />

Wir möchten Sie, liebe Solarbrief-Leser, bitten, uns<br />

bei unserem Ermutigungsversuch zu helfen. Dazu<br />

haben wir diesen Text verfasst, den Sie kopieren<br />

und direkt an Ihre Freunde und Bekannten weiter<br />

senden können.<br />

Wir alle stecken in einer üblen Zwangslage: Unter<br />

den heutigen Lebensumständen können wir auf<br />

Strom, Wärme und Kraftstoffe nicht mehr verzichten.<br />

Aber wir wissen, dass die Gefahr einer radioaktiven<br />

Verseuchung und der Weiterverbreitung von Atomwaffen<br />

immer weiter wächst, und wir ahnen, dass das<br />

Klima - eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen<br />

- unwiderruflich zerstört wird.<br />

Glücklicherweise gibt es erprobte technische<br />

Verfahren, wie man die benötigte Energie gefahrlos<br />

aus Sonne und Wind bereitstellen kann. Schon jetzt<br />

stammen 15 Prozent des deutschen Stroms aus Erneuerbaren<br />

Energien. Und bereits im Jahr 2002 hat<br />

eine Studie der Enquêtekommission des Deutschen<br />

Bundestages die Möglichkeit einer Vollversorgung mit<br />

Erneuerbaren Energien nachgewiesen. [1]<br />

Unsere Regierung jedoch - anstatt die Umstellung<br />

der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien so<br />

schnell wie irgend möglich voranzutreiben - unterstützt<br />

stattdessen die Bestrebungen der Energiekon–<br />

zerne, die mit Kohle, Öl, Erdgas und Atom möglichst<br />

lange noch weitere Milliarden verdienen wollen.<br />

In wenigen Tagen ist Bundestagswahl, dabei wird<br />

sich entscheiden, wer die neue Regierung stellt, ob<br />

diejenigen gewählt werden, die eine rasche Umstellung<br />

auf die Erneuerbaren Energien vornehmen<br />

wollen, oder aber diejenigen, die mit fadenscheinigen<br />

Ausreden kommen, warum sie sich nicht aus ganzer<br />

Kraft für die notwendige Umstellung einsetzen<br />

wollen.<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Editorial<br />

Aus ihrem bisherigen Verhalten und aus ihren Antworten<br />

auf unsere Anfragen zur Energiepolitik ergibt<br />

sich eindeutig, welche Parteien sich vorbehaltlos für<br />

die Erneuerbaren Energien einsetzen und welche<br />

dagegen.<br />

• Vorbehaltlos für die Erneuerbaren Energien,<br />

gegen Atom- und Kohleenergie<br />

die Grünen, die Linken und die ÖDP [2].<br />

• Gegen die Erneuerbaren Energien,<br />

aber für Atom- und Kohleenergie<br />

CDU, CSU, und FDP.<br />

• Zögerlich für die Erneuerbaren Energien,<br />

gegen Atomenergie,<br />

aber für neue Kohlekraftwerke<br />

SPD.<br />

Die genauen Antworten auf unseren Fragenkatalog<br />

und weitere Informationen finden Sie auf den<br />

folgenden Seiten oder im Internet unter www.sfv.de/<br />

wahl.htm<br />

Die weitere Nutzung von Kohle und Atom gefährdet<br />

unser Überleben und das unserer Kinder und<br />

Enkel. Wir bitten Sie deshalb, nicht die Befürworter<br />

von Kohle und Atom, sondern die Befürworter der<br />

Erneuerbaren Energien zu wählen.<br />

Wenn Sie dem zustimmen können, dann kopieren<br />

Sie diesen Text für möglichst viele Freunde und gute<br />

Bekannte [3]. Bitte überwinden Sie Ihre Scheu und<br />

nehmen Sie sich dafür die notwendige Zeit!<br />

Bisweilen kommt der Einwand, ob der <strong>SFV</strong><br />

überhaupt noch überparteilich sei?<br />

Überparteilich ist nicht urteilslos und meinungslos.<br />

Überparteilich bedeutet unparteiisch. Im Rahmen<br />

unserer Satzung verfolgen wir das Ziel, die Energieversorgung<br />

auf 100 Prozent Erneuerbare Energien<br />

umzustellen. Beim Fußball zeigt der Unparteiische<br />

die rote Karte, wenn Regeln verletzt werden. Der<br />

<strong>SFV</strong> zeigt die rote Karte, wenn die Umstellung der<br />

Energieversorgung und damit die Lebenschancen der<br />

kommenden Generationen gefährdet werden.<br />

[1] Die Enquêtekommission “Nachhaltige Energieversorgung unter den<br />

Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung” des 14. Deutschen<br />

Bundestages hat die Möglichkeit eines vollständigen Umstieges<br />

auf Erneuerbare Energien auf den Seiten 352 ff ihres Endberichts vom<br />

7.7.2002 - unter http://dip.bundestag.de/btd/14/094/1409400.pdf - bereits<br />

vor sieben Jahren eingehend beschrieben.<br />

[2] ÖDP = Ökologisch-Demokratische Partei, eine kleine ökologisch<br />

wertkonservative Partei mit mehreren Stadt- und Gemeinderäten<br />

hauptsächlich in Süddeutschland, die diesmal im ganzen Bundesgebiet<br />

um Zweitstimmen wirbt.<br />

[3] Internetbenutzer finden den Text auch auf unserer Internetseite<br />

unter www.sfv.de/wahl.htm und können ihn von dort direkt in eine Mail<br />

kopieren.<br />

3


Antworten der Parteien<br />

auf die Wahlprüfsteine<br />

des <strong>SFV</strong><br />

• im Solarbrief 2/09 ab<br />

Seite 8<br />

von SPD, FDP, Bündnis<br />

90/Die Grünen, DIE LIN-<br />

KE, ÖDP<br />

• im Solarbrief 3/09 ab<br />

Seite 8<br />

von der CDU<br />

Alle Informationen zur<br />

Wahl im Internet unter:<br />

www.sfv.de/wahl.htm<br />

Energiepolitik der Parteien<br />

auf dem Prüfstand<br />

Energiepolitik ist - oberflächlich betrachtet - nur<br />

eines von vielen Politikfeldern, aber es ist bei weitem<br />

das Wichtigste. Die Begründung dafür klingt nahezu<br />

zynisch: Ihr Schadenspotential ist größer als das aller<br />

übrigen Politikfelder.<br />

Fehler in der Energiepolitik können die Erde unbewohnbar<br />

machen und damit unsere Lebensgrundlagen<br />

vernichten. Die Nukleartechnik liefert den "Sprengstoff"<br />

für die Atombombe. Die knapper werdenden Öl-,<br />

Kohle- und Erdgasvorkommen liefern den »Grund«<br />

für den finalen Atomkrieg. Oder der CO 2 -Ausstoß bei<br />

Beibehaltung der fossilen Energietechniken wird dem<br />

Klimawandel den letzten Kick geben, durch den er<br />

sich zur nicht mehr rückgängig zu machenden Klimakatstrophe<br />

auswächst.<br />

Gegen diese mögliche Entwicklung wehren wir uns.<br />

Wir geben Wahlempfehlungen für die Bundestagswahl<br />

2009, denn bei dieser Wahl geht es um die zukünftige<br />

Energiepolitik, z.B. um den Atomausstieg oder die<br />

Verlängerung der AKW-Laufzeiten.<br />

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland ist<br />

überparteilich, d.h. wir sind an keine Partei gebunden.<br />

Wir beurteilen vielmehr die Parteien nach sachlichen<br />

Kriterien, nämlich nach ihrer Energiepolitik. Dazu unterscheiden<br />

wir zwischen Parteiprogramm und Personen.<br />

Auch in den Parteien, die wir nicht empfehlen können,<br />

gibt es weitsichtige Politiker, deren Einsatz für eine<br />

zukunftsorientierte Energiepolitik wir sehr begrüßen.<br />

Als Beispiele nennen wir Hermann Scheer bei der SPD<br />

oder Josef Göppel bei der CSU. Leider bestimmen<br />

diese Politiker aber derzeit noch nicht die Energiepolitik<br />

ihrer Parteien. Und um die offizielle Parteilinie geht es<br />

bei der Wahl am 27. September.<br />

Atompolitik<br />

Zum einen geht es um die Atompolitik: Wir halten es<br />

für unverantwortlich, dass der betriebswirtschaftliche<br />

Gewinn beim Weiterbetrieb von Atomkraftwerken wichtiger<br />

sein soll als die Sicherheit der Bevölkerung.<br />

Ausgerechnet die Laufzeiten der ältesten Atomkraftwerke<br />

sollen nach dem Willen von Union und<br />

FDP verlängert werden. Darunter befinden sich Atomkraftwerke,<br />

die noch nicht einmal gegen den Aufprall<br />

eines abstürzenden Flugzeugs ausgelegt sind, da man<br />

damals beim Bau dieser Kraftwerke diese Möglichkeit<br />

noch gar nicht in Betracht gezogen hat. Isar 1 (bei<br />

Landshut), Obrigheim (30 km ostwärts von Heidelberg),<br />

Philippsburg 1 (zwischen Mannheim und Karlsruhe),<br />

Biblis A (zwischen Darmstadt und Mannheim), Stade<br />

(an der Elbe westlich von Hamburg), Brunsbüttel (an<br />

der Elbe nordwestlich von Hamburg).<br />

Zur Nutzung der Atomenergie gehört - aus atomrechtlichen<br />

Gründen - auch die Fiktion, dass die<br />

Endlagerung der radioaktiven Abfälle gesichert sei.<br />

Diese Fiktion wird seit 1977 durch Erkundung eines<br />

Endlagers aufrecht erhalten. Man muss sich das einmal<br />

vor Augen halten! Über 30 Jahre (in Worten: dreissig<br />

Jahre) Erkundung - bisher ohne Ergebnis und ohne<br />

Suche nach einer Alternative!<br />

Kohlepolitik<br />

Und nun zur Kohlepolitik: Wir halten es ebenfalls<br />

für unverantwortlich, dass die Union, die FDP und die<br />

SPD den Bau neuer Kohlekraftwerke fordern, die nach<br />

ihrer Errichtung 40 weitere Jahre lang das Klimagas<br />

CO 2 ausstoßen werden - nur unwesentlich weniger als<br />

die bisherigen Kohlekraftwerke. Die Vorstellung, man<br />

könne einen Teil des CO 2 auffangen und dann unterirdisch<br />

sicher lagern, halten wir für einen kindlich naiven<br />

Propagandatrick. Uns reicht bereits das ungelöste<br />

Endlagerproblem bei den Atomkraftwerken.<br />

Wir nehmen die Warnungen der Klimaforscher ernst.<br />

Besonders beunruhigen uns die sogenannten positiven<br />

Rückkopplungen - teilweise spricht man auch von<br />

"Kipppunkten". Dazu ein Beispiel: Der Temperaturanstieg<br />

führt zum Auftauen des Permafrostbodens in der<br />

Tundra. Durch das Auftauen entweicht Methan, welches<br />

eine noch erheblich höhere Temperaturerhöhung<br />

verursacht als Kohlendioxid. Ein weiteres Beispiel: Die<br />

weiße Eiskappe um den Norpol herum hat bisher das<br />

einfallende Sonnenlicht weitgehend zurück reflektiert.<br />

Durch die Erderwärmung taut die Eiskappe weg. Das<br />

tiefblaue Wasser des Nordmeeres wirft das Sonnenlicht<br />

weniger gut zurück. Das Meer erwärmt sich deshalb<br />

noch schneller. Es ist deshalb sogar zweifelhaft, ob<br />

man den Temperaturanstieg bei der angeblich noch<br />

gerade hinnehmbaren Temperaturerhöhung von 2°<br />

überhaupt stoppen kann.<br />

Wir sind entsetzt, mit welcher Gleichgültigkeit die<br />

Vertreter der Energiekonzerne und die Strategen der<br />

SPD, der FDP sowie der Union solche Warnungen<br />

beiseite wischen. Selbst wenn sie an einigen Details<br />

Zweifel hätten, so entbindet sie das noch lange nicht<br />

von der Verpflichtung, den Warnungen nachzugehen<br />

und alles Erdenkliche zu unternehmen, um eine weniger<br />

gefährliche Energieversorgung einzuführen.<br />

Erneuerbare Energien bremsen<br />

Stattdessen unternehmen sie alles Erdenkliche, um<br />

ihren Wählern einzureden, die Erneuerbaren Energien<br />

hätten nicht das ausreichende Potential. Ja sie<br />

versuchen sogar, das Aufwachsen der Erneuerbaren<br />

Energien zu bremsen. Ihre Fachleute für Wirtschaftsfragen<br />

wissen genau, wie man das wirksam macht,<br />

nämlich ganz einfach: den Geldhahn zudrehen. Die<br />

Einspeisevergütung Jahr für Jahr um 8 - 10 Prozent<br />

vermindern - man stelle sich vor, die Verkaufspreise<br />

von Kohle- und Atomstrom müssten Jahr für Jahr um<br />

8 bis 10 Prozent reduziert werden. (WvF)<br />

4 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Emissionshandel als Gaukelspiel<br />

Es sollte uns eigentlich stutzig machen, dass die<br />

Stromwirtschaft und das mit ihr eng verbundene<br />

Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(RWI) den Emissionshandel willig hinnehmen,<br />

während sie nichts unversucht lassen, den Ruf des<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz zu beschädigen, seine<br />

Wirksamkeit in Frage zu stellen und ihm volkswirtschaftliche<br />

Nachteile anzudichten.<br />

Stattdessen wird nicht nur der deutschen, sondern<br />

der ganzen Weltöffentlichkeit vorgegaukelt, man<br />

nehme das Problem des Klimawandels ernst und sei<br />

dabei, es mit Hilfe des Emissionshandels zu lösen.<br />

Wie wenig sich allerdings die tonangebenden<br />

Regisseure des großen Schauspiels selbst für das<br />

Thema interessieren, demonstrierte im Juni 2008 die<br />

"Klimakanzlerin".<br />

Bei einem Treffen mit dem damaligen japanischen<br />

Ministerpräsidenten Fukuda forderte Angela Merkel<br />

gleichzeitig die Steigerung der Ölförderung und<br />

die Bekämpfung des CO 2 -Anstiegs. Als Physikerin<br />

wird sie sicherlich wissen, dass Eines das Andere<br />

ausschließt.<br />

Uns ist nicht bekannt, dass auch nur ein einziges<br />

Mal bei diesen 15 internationalen Konferenzen<br />

ernsthaft die Frage behandelt wurde, ob es nicht<br />

besser wäre, sofort vollständig auf die Erneuerbaren<br />

Energien umzusteigen.<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Wir halten es deshalb für einen Kardinalfehler der<br />

deutschen Klima- und Energiepolitik, sich auf diese<br />

Klimakonferenzen zu verlassen, anstatt im eigenen<br />

Lande den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien<br />

voranzutreiben, wie es die Grünen, die Linken und<br />

die ÖDP fordern. (WvF)<br />

*** aktualisiert ***<br />

Unser Flyer:<br />

100 Prozent Erneuerbare Energien sind möglich<br />

Haben Sie sich nicht auch schon einmal gewünscht, dass Sie Ihren Brieffreunden auf<br />

einem Blatt Papier und in einfacher Sprache darlegen können, wie wir vom <strong>SFV</strong> die<br />

Energiewende zu 100% Erneuerbaren Energien schaffen wollen?<br />

Wir haben jetzt ein Angebot für Sie. In ansprechender Aufmachung und in der Form eines<br />

handlichen Flyers haben wir die wichtigsten Argumente zusammengefasst. Es ist kein Flyer<br />

im üblichen Sinne, der bereits Bekanntes mit pfiffigen neuen Skizzen und Sprüchen an den<br />

Mann oder die Frau bringt. Es sind viel mehr zwei gut lesbare erklärende Texte auf einem<br />

einzigen DIN-A4 Blatt Papier. Sie wenden sich an Menschen, die zwar die Erneuerbaren<br />

Energien begrüßen, denen aber die Idee neu ist, dass man mit Erneuerbaren Energien eine<br />

vollständige Energiewende schaffen kann. Die zwei Beiträge tragen die Überschriften:<br />

• „100 Prozent Erneuerbare Energien - Wie soll man sich das vorstellen?“<br />

von Maria Waffenschmidt<br />

•„Das technisch und wirtschaftlich Machbare muss politisch gewollt werden“<br />

von Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck<br />

Das Faltblatt können wir Ihnen kostenlos in größeren Stückzahlen per Post zusenden.<br />

Über eine Spende zur Weiterführung der Aktion würden wir uns freuen.<br />

Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt.<br />

Karikatur Gerhard Mester<br />

5


Quelle<br />

Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland e.V.<br />

(BUND)<br />

www.bund.net/?id=3726<br />

- sehr empfehlenswert -<br />

BUND-Kandidatencheck<br />

Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine des BUND (Auszug)<br />

Steffi Lemke für Bündnis 90 / Die Grünen<br />

BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />

geplant abgeschaltet werden?<br />

Ja: Atomenergie ist eine Hochrisikotechnologie!<br />

Darum halten wir ohne Wenn und Aber am Atomausstieg<br />

fest. Wirksamen Klimaschutz gibt es nur<br />

durch eine Energiewende ohne Atomkraft. Das erfordert<br />

eine konsequente Politik für den Ausbau von<br />

erneuerbaren Energien, für Energieeinsparung und<br />

Energieeffizienz.<br />

BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />

Ja: Braun- und Steinkohle sind die mit Abstand klimaschädlichsten<br />

Brennstoffe. Wir lehnen den Bau<br />

neuer klimaschädlicher Kohlekraftwerke ab. Die sogenannte<br />

CCS-Technik ist ein ungedeckter Scheck.<br />

Die in Deutschland geplanten Kraftwerke setzen bis<br />

zu 140 Mio. t CO 2 frei. Neue Kraftwerke zementieren<br />

die ineffiziente Struktur der Stromerzeugung über<br />

Jahrzehnte.<br />

Ronald Pofalla für die CDU<br />

BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />

geplant abgeschaltet werden?<br />

Nein. Wir verstehen die Kernenergie als Brückentechnologie,<br />

bis erneuerbare und kostengünstige<br />

Alternativen ausreichend verfügbar sind. Daher strebt<br />

die CDU längere Laufzeiten der sicheren deutschen<br />

Anlagen an. Der größte Teil des dadurch erzielten<br />

Gewinns soll dazu dienen, über Energieeffizienz und<br />

erneuerbare Energien zu forschen und die Strompreise<br />

zu senken. Einen Neubau von Kernkraftwerken<br />

lehnen wir ab.<br />

BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />

Nein. Die CDU setzt auch auf eine effiziente, klimaschonende<br />

Nutzung fossiler Energiequellen - und<br />

darum auf eine schnelle Modernisierung konventioneller<br />

Kraftwerke. Die Kraft-Wärme-Koppelung<br />

bringt zudem Stromproduktion und -verbrauch näher<br />

zusammen.<br />

Dirk Niebel für die FDP<br />

BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />

geplant abgeschaltet werden?<br />

Nein. Wir brauchen die Kernenergie als Übergangstechnologie,<br />

bis erneuerbare Energien genug<br />

grundlastfähigen Strom erzeugen können oder die<br />

CO 2 -Abscheidung und -Einlagerung für Kohlekraftwerke<br />

im großtechnischen Maßstab zur Verfügung<br />

steht. Die Laufzeit sicherer Kernkraftwerke muss<br />

daher verlängert werden.<br />

BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />

Nein. Der Bau hocheffizienter Kohlekraftwerke<br />

bleibt für die Versorgungssicherheit und preisgünstige<br />

Grundlastversorgung absehbar erforderlich.<br />

Die Stromproduktion im Emissionshandel erfolgt<br />

mit festen CO 2 -Obergrenzen. Die Nachfrage eines<br />

neuen Kraftwerks nach Emissionsrechten verdrängt<br />

alte ineffiziente Anlagen.<br />

Dietmar Bartsch für die Linke<br />

BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />

geplant abgeschaltet werden?<br />

Wir bleiben dabei: DerAusstieg aus der Atomenergie<br />

muss unverzüglich und unumkehrbar erfolgen.<br />

Die Energieerzeugung durch Kernspaltung ist und<br />

bleibt ein hochgefährlicher, nicht beherrschbarer<br />

Irrweg mit völlig ungeklärten Langzeitproblemen bei<br />

der Endlagerung.<br />

BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />

Ja, wir fordern einen geregelten mittelfristigen<br />

Ausstieg aus der Kohleverstromung und wenden uns<br />

gegen neue Braunkohletagebaue. Der Neubau von<br />

Kohlekraftwerken muss verhindert werden.<br />

Hubertus Heil für die SPD<br />

BUND: Sind Sie dafür, dass Atomkraftwerke wie<br />

geplant abgeschaltet werden?<br />

Atomenergie verhindert den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien. Die Nutzung der Kernkraft ist auch<br />

kein Beitrag zur bezahlbaren Energieversorgung. Die<br />

SPD wird diese verantwortungslose Energiepolitik<br />

keinesfalls mittragen, mit der wir unseren Kindern<br />

weiter wachsende radioaktive Müllberge vor die Tür<br />

stellen.<br />

BUND: Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken?<br />

Erneuerbare Energien gewährleisten noch keine<br />

vollumfängliche Energieversorgung, darum entscheiden<br />

wir uns mittelfristig für Kohle und gegen<br />

Atomstrom. Wir setzen auf die Modernisierung der<br />

Kraftwerke, alte Kraftwerke sind durch neue hocheffiziente<br />

zu ersetzen. Der CO 2 -Ausstoß wird ja durch<br />

das CAP* begrenzt.<br />

*CAP: „Den am Emissionshandel teilnehmenden Anlagen wird insgesamt<br />

ein Emissionsbudget (so genanntes "Cap") für einen bestimmten<br />

Zeitraum, die Handelsperiode, erlaubt." Quelle: Umweltbundesamt<br />

6 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />

Kurzauswertung der Antworten der Parteien<br />

Im Solarbrief 2/09 ab Seite 8 veröffentlichten wir die<br />

Antworten der Parteien SPD, FDP, Bündnis 90 / Die<br />

Grünen, Die Linke und ÖDP zu den energiepolitischen<br />

Wahlprüfsteinen des <strong>SFV</strong>. Die verspätete Antwort der<br />

Fragen des <strong>SFV</strong> CDU FDP SPD Grüne Linke ÖDP<br />

Umstieg auf 100 Prozent ja/nein?<br />

Bis wann?<br />

Baupflicht für Solaranlagen auf Neu-<br />

und Altbauten?<br />

Schutz gegen Verschattung? nein<br />

Aufhebung der Sperrwirkung von<br />

Wind-Vorrangsgebieten?<br />

Strom- und Gasnetze in öffentliche<br />

Hand?<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

nein nein<br />

ja,<br />

langfristig<br />

ja,<br />

bis 2040<br />

ja,<br />

bis 2040<br />

nein nein ja ja ja<br />

keine<br />

konkrete<br />

Zusage<br />

nein nein<br />

Erhöhung der Energiesteuer? nein nein<br />

Neubau von Kohlekraftwerken? ja<br />

Länder–<br />

sache<br />

Mindestflächenvorschreiben<br />

Länder–<br />

sache<br />

Entschädigung<br />

ja ja<br />

nein nein nein nein ja<br />

ja, nur<br />

wenn CCS<br />

Nachrüstung<br />

vorgesehen<br />

Atomausstieg nein nein<br />

ATOM-<br />

WIR HABEN DIE<br />

KRAFT<br />

CDU finden Sie auf Seite 8 dieses Solarbriefes. Es<br />

folgt eine Kurz-Zusammenfassung der Antworten<br />

der Parteien zu den Hauptthemen.<br />

nein, jedoch<br />

CO 2 -Komponente<br />

nein nein<br />

ja,<br />

bis 2030 oder<br />

schneller<br />

lieber die<br />

Vergütung<br />

erhöhen<br />

Entschädigung,<br />

wenn Bebauungsplangeändert<br />

wird<br />

Windstromvergütung<br />

mit<br />

Gewinn<br />

Trennung von<br />

Erzeuger und<br />

Netzbetreiber<br />

nur auf fossile<br />

und atomare<br />

Energien<br />

ja nein nein nein<br />

Ausstieg<br />

ja<br />

Wahlplakate der CDU und SPD, „leicht“ verändert vom <strong>SFV</strong><br />

Ausstieg<br />

ja<br />

ja, noch<br />

schneller<br />

Ausstieg in<br />

5 Jahren<br />

Kohle verheizen<br />

7


Kontakt<br />

CDU-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Klingelhöferstraße<br />

8, 10785 Berlin<br />

Telefon 030 22070-0, Fax:<br />

030 22070-111<br />

Nachtrag: Antworten der CDU auf<br />

die Wahlprüfsteine des <strong>SFV</strong><br />

Mit Richtigstellung des <strong>SFV</strong> (Kasten)<br />

Vorwort<br />

Bereits am 1.11.08 hatte sich der Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland mit einem detaillierten Fragenkatalog<br />

zur Energiepolitik an die Parteien gewandt. Im<br />

Solarbrief 2/09 können Sie die Antworten nachlesen.<br />

Lediglich die Union schaffte es trotz Erinnerung nicht,<br />

uns bis zum Redaktionsschluss eine abgestimmte<br />

Stellungnahme zu senden. Ihre Antwort ging erst am<br />

31. August, also fast ein dreiviertel Jahr später, ein.<br />

Wir geben sie Ihnen nachfolgend zur Kenntnis.<br />

Es ist selbstverständlich, dass Stellungnahmen<br />

der Parteien zu einem strittigen Thema nicht mit der<br />

Meinung der Solarbrief-Redaktion übereinstimmen,<br />

aber dennoch werden sie unverändert wiedergegeben.<br />

Die hier vorliegende Stellungnahme der Union<br />

enthält jedoch zwei Falschaussagen, die zu einer<br />

Fehlinformation der Wähler führen. In Respekt vor<br />

dem Recht des Lesers und Wählers auf korrekte<br />

Darstellung eines von ihm nicht direkt überprüfbaren<br />

Sachverhalts haben wir uns entschlossen, diese zwei<br />

Aussagen durch zwei Einschübe im laufenden Text<br />

richtig zu stellen. Es geht um<br />

• Fehlinformationen zur Höhe der Vergütungssätze<br />

• Fehlinformation zur Auslegung von Atomkraftwerken<br />

gegen Flugzeugabsturz.<br />

Es folgen die Fragen des <strong>SFV</strong> und die Antworten<br />

der CDU sowie ggf. die Richtigstellungen<br />

durch den <strong>SFV</strong>:<br />

<strong>SFV</strong>: Setzen Sie sich für einen Umstieg auf 100<br />

Prozent Erneuerbare Energien ein? Wenn ja, in<br />

welchem Zeitraum soll er erfolgen?<br />

CDU: Erneuerbare Energien bieten große Chancen<br />

im Hinblick auf umweltverträgliches und klimaschonendes<br />

Wachstum, innovative Geschäftsfelder, neue<br />

Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen<br />

Raum. Wir haben uns ehrgeizige Ziele im Bereich<br />

des Ausbaus erneuerbarer Energien gesetzt. Bis<br />

zum Jahr 2020 will die CDU in Deutschland einen<br />

Anteil am Gesamtenergieverbrauch von mindestens<br />

20 Prozent und bei der Stromerzeugung von mindestens<br />

30 Prozent erreichen. Unser langfristiges Ziel<br />

ist, dass die erneuerbaren Energien bis zum Jahr<br />

2050 den Hauptanteil an der Energiebereitstellung<br />

in Deutschland tragen.<br />

<strong>SFV</strong>: Plädieren Sie für den mehr zentralen oder<br />

den mehr dezentralen Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien? Dazu folgende Erläuterung des <strong>SFV</strong>:<br />

• Die zentrale Lösung bedeutet Errichtung von<br />

großen Solaranlagen in den Wüstenregionen<br />

und offshore Windparks mit der Errichtung eines<br />

Super-Verbundnetzes bis in die einzelnen Europäischen<br />

Staaten. Die Produktionsmittel befinden<br />

sich dabei vorwiegend in der Hand großer Kapitalgesellschaften.<br />

• Die dezentrale Lösung bedeutet Bau privater Solar-,<br />

Wind- und weiterer Anlagen der Erneuerbaren<br />

Energien auf dem persönlichen Haus- und Grundbesitz<br />

unter Einbeziehung und Errichtung einer<br />

großen Zahl von dezentralen Energiespeichern.<br />

CDU: Die CDU wird durch die Erarbeitung und ständige<br />

Fortschreibung eines "Energie-Atlas Deutschland"<br />

regionale und lokale Potenziale erneuerbarer Energien<br />

aufzeigen. Ziel ist die intelligente Vernetzung der<br />

Energieerzeugungsstellen und Verbraucher. Parallel<br />

dazu möchten wir auch im Bereich fossiler Energieträger<br />

Rahmenbedingungen für eine verbrauchsnahe<br />

und bedarfsgerechte Energieerzeugung setzen.<br />

Zur Nutzung von Standortvorteilen der erneuerbaren<br />

Energien in europäischen und außereuropäischen<br />

Regionen wollen wir den Ausbau des internationalen<br />

Stromverbundnetzes unter Einschluss so genannter<br />

"intelligenter Stromnetze" mit in unsere Überlegungen<br />

einbeziehen. Indem Strom aus Sonne, Wind und<br />

Wasser in denjenigen Regionen erzeugt wird, die für<br />

die jeweilige Erzeugungsart die optimalen Voraussetzungen<br />

bieten, lässt sich der Anteil der erneuerbaren<br />

Energien erhöhen.<br />

<strong>SFV</strong>: Die hohe Nachfrage nach Energie ermöglicht<br />

der konventionellen Energiewirtschaft ungewöhnlich<br />

hohe Gewinne. Sind Sie der Meinung, dass die<br />

Betreiber von dezentralen Anlagen entsprechende<br />

Gewinne erwirtschaften sollen, bis genügend<br />

Erneuerbare Energie zur Verfügung steht? Oder<br />

wie wollen Sie erreichen, dass Kapitalgeber in die<br />

Erneuerbaren Energien investieren anstatt in die<br />

konventionellen Energien?<br />

CDU: Mit dem Erneuerbare Energiegesetz (EEG)<br />

und dem Kraft-Wärme-Koppelungsgesetz (KWKG)<br />

wurden klare gesetzliche Grundlage geschaffen,<br />

um den wirtschaftlichen Betrieb dezentraler Anlagen<br />

ermöglichen. Dazu gehört auch die Ermöglichung<br />

angemessener Renditen. Durch die Novellierung des<br />

8 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


EEG und des KWKG sind die Vergütungssätze in den letzen<br />

Jahren zeitnah an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

angepasst worden. Die Attraktivität insbesondere der EEG-<br />

Vergütungssätze zeigt sich an den starken Steigerungsraten<br />

für EE-Strom, der im Jahr 2008 auf 15,2 Prozent der Gesamtstromerzeugung<br />

anstieg. Die Kombination aus fallenden<br />

Modulpreisen und gleichbleibend hohen Vergütungssätzen<br />

haben vor allem der Fotovoltaik Renditen beschert, die<br />

in den zweistelligen Bereich gehen. Das EEG werden wir<br />

weiterentwickeln und an dem Ziel einer wirtschaftlichen und<br />

bedarfsgerechten Energieversorgung ausrichten.<br />

Fehlinformation zur Höhe der Vergütungssätze<br />

CDU: "Die Kombination aus fallenden Modulpreisen<br />

und gleichbleibend hohen Vergütungssätzen<br />

haben vor allem der Fotovoltaik Renditen beschert,<br />

die in den zweistelligen Bereich gehen."<br />

<strong>SFV</strong>-Richtigstellung:<br />

Diese CDU-Aussagen zur Photovoltaik ist mehrfach<br />

falsch:<br />

• Die Vergütungssätze sind keinesfalls gleich geblieben.<br />

• Die Vergütungssätze wurden seit dem 1.1.2002<br />

jährlich um 5 Prozent gesenkt.<br />

• Die Vergütungssätze wurden auf Betreiben der<br />

CDU ab 1.1.2009 sogar noch stärker gesenkt, jährlich<br />

um 8-10 % (je nach Anlagengröße und Bauart)<br />

(siehe § 20, Abs. 2, 8. EEG 2009). Renditen für<br />

die Photovoltaik im zweistelligen Bereich sind ein<br />

Gerücht. Wenn es solche Renditen gäbe, würde der<br />

Bau von Photovoltaikanlagen boomen. Tasächlich<br />

sind im ersten Halbjahr 2009 jedoch nur ein Drittel<br />

so viele Photovoltaikanlagen gebaut worden, wie<br />

im Jahr davor.<br />

• Mehrere Photovoltaik-Hersteller mussten in den<br />

vergangenen Monaten schließen oder einen Teil<br />

ihrer Belegschaft entlassen, weil die Nachfrage<br />

nach Photovoltaik erheblich ins Stocken geraten ist.<br />

Umsatzeinbrüche bei der Solarenergie: Ein wichtiger<br />

Grund dafür ist die übermäßige Absenkung der<br />

Einspeisevergütung in Deutschland, bis dahin dem<br />

weltgrößten Abnehmer von Solarmodulen. Offenbar<br />

sollen diese Fehlinformationen den Eindruck<br />

erzeugen, die Union sei bemüht, den Zuwachs der<br />

Solerenergie zu beschleunigen, während sie ihn<br />

tatsächlich bremst.<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

<strong>SFV</strong>: Setzen Sie sich für eine Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Lage der Solarstromanlagenbetreiber durch eine<br />

Einspeisevergütung ein, die ihnen einen angemessenen<br />

Gewinn erlaubt?<br />

CDU: Wir haben mit dem EEG Einspeisevergütungen festgelegt,<br />

die den Anlagenbetreibern langfristig hervorragende<br />

Investitionsbedingungen sichern. Wichtig ist es Innovationen<br />

anzureizen, denn unser Ziel ist es, die erneuerbaren Energien<br />

schnell marktfähig zu machen.<br />

<strong>SFV</strong>: Was halten Sie von einer Baupflicht für Solaranlagen<br />

auf Neu- und Altbauten?<br />

CDU: Wir haben uns ehrgeizige Ziele im Bereich des Ausbaus<br />

erneuerbarer Energien gesetzt -- 20 Prozent bis 2020. Für die<br />

Erreichung dieses Ziels bedarf es des quantitativen Ausbaus<br />

erneuerbarer Energien. Wir wollen dabei allen Technologien<br />

ihre Chance geben und gehen davon aus, dass das Ziel auch<br />

ohne allgemeine Baupflicht für Solaranlagen auf Neu- und<br />

Altbauten erreicht wird.<br />

<strong>SFV</strong>: Halten Sie es für notwendig, die Betreiber von Solaranlagen<br />

vor nachträglicher Verschattung ihrer Anlagen<br />

durch den Bau eines höheren Nachbargebäudes oder seine<br />

nachträgliche Erhöhung gesetzlich zu schützen?<br />

CDU: Das Bauplanungsrecht regelt, in welcher Art und welchem<br />

Ausmaß ein Grundstück bebaut werden darf. Die Bauleitplanung<br />

liegt in der Verantwortung der Gemeinden. Plant<br />

ein Hauseigentümer Investitionen in Solaranlagen muss er in<br />

seine Entscheidung die Bebaubarkeit der Nachbargrundstücke<br />

auf Grundlage des geltenden Bauplanungsrechtes einbeziehen.<br />

Es wäre ein unzulässiger Eingriff in die Nutzbarkeit des<br />

Nachbargrundstücks, wenn allein durch die Betreibung einer<br />

Solaranlage, die Bebaubarkeit dieses Nachbargrundstücks<br />

später eingeschränkt wird.<br />

<strong>SFV</strong>: Viele Gebietskörperschaften haben Vorranggebiete<br />

für Windenergie ausgewiesen. Nach Bundesbaugesetzbuch<br />

entwickelt die Ausweisung eines Vorranggebietes<br />

jedoch gleichzeitig eine unbedingte Sperrwirkung für die<br />

übrigen - nicht als Windvorranggebiete ausgewiesenen<br />

- Gebiete. Das Potential der Windenergie an Land kann<br />

deshalb kaum genutzt werden. Was halten Sie von dem<br />

Vorschlag, die Sperrwirkung der Vorranggebiete für alle<br />

übrigen Gebiete gesetzlich aufzuheben? Anmerkung:<br />

bezüglich der Off-shore-Windenergie hat die FDP einen<br />

solchen Antrag (16/11214) bereitsgestellt.<br />

CDU: Die Errichtung von Windenergieanlagen ist nicht immer<br />

konfliktfrei. Trotzdem genießen sie weiterhin eine grundsätzliche<br />

Privilegierung im Bauplanungsrecht. Das ist politisch<br />

gewollt und soll so bleiben. Auch mit der Einführung von sachlichen<br />

Teilflächennutzungsplänen haben die Kommunen jedoch<br />

die Möglichkeit erhalten, einem Wildwuchs von Windenergieanlagen<br />

vorzubeugen. Ein solcher Plan hilft Konfliktpotential<br />

frühzeitig zu identifizieren und in einem geordneten Verfahren<br />

den erforderlichen Interessenausgleich zu suchen. Bei Offshore-Anlagen<br />

ist das Konfliktpotential wesentlich geringer,<br />

zumal deren Aufbau auch gerade erst geplant wird.<br />

9


<strong>SFV</strong>: Welche sonstigen Maßnahmen planen Sie, um den<br />

Bau von Windanlagen in den küstenfernen Bundesländern<br />

voranzutreiben?<br />

CDU: Die im EEG festgelegten Einspeisevergütungen für<br />

Windenergie sind ein hervorragender Anreiz für den weiteren<br />

Ausbau der Windenergie. Um unsere Ausbauziele bei<br />

hoher Wirtschaftlichkeit und Grundlastfähigkeit zu erreichen,<br />

brauchen wir zu dem eine zuverlässige Strominfrastruktur<br />

unter Einschluss "Intelligenter Stromnetze" und Speichertechnologien.<br />

<strong>SFV</strong>: Es wird allgemein als selbstverständlich angenommen,<br />

dass sich die gesamte Verkehrswege-Infrastruktur<br />

in öffentlichem Eigentum befindet, da sie wichtige Lebensadern<br />

unserer Gesellschaft sind und den Interessen<br />

aller Bürger dienen soll. Die Energienetze erfüllen ähnlich<br />

lebenswichtige Aufgaben. Sind Sie für die Überführung der<br />

Strom- und Gasnetze in öffentliche Betreibergesellschaften,<br />

die nicht primär gewinnorientiert arbeiten sollen, sondern<br />

allen Energieerzeugern, auch den dezentralen, einen ungehinderten<br />

und fairen Netzzugang gewähren sollen?<br />

CDU: Die Union ist gegen eine zwangsweise Überführung der<br />

Strom- und Gasnetze in die öffentliche Hand. Sie vertritt die<br />

Auffassung, dass es Aufgabe der Unternehmen ist, betriebswirtschaftlich<br />

sinnvolle Entscheidungen zur Gestaltung des<br />

Netzbetriebs zu treffen. Die private Struktur der Netze hat sich<br />

bewährt. Deutschland ist "EU-Meister" in puncto Qualität der<br />

Netze, Versorgungssicherheit und Zuverlässigkeit. Im Strombereich<br />

steht die Union der Gründung einer Netzgesellschaft<br />

nicht entgegen, sofern dies auf privatwirtschaftlicher Basis<br />

geschieht. Nur kapitalstarke Unternehmen werden in der Lage<br />

sein, die erforderlichen Milliardeninvestitionen in die Modernisierung<br />

der Netze zu schultern. Viele Effizienzmaßnahmen<br />

-- wie z.B. der bessere Ausgleich von Regelstrom in den vier<br />

Regelzonen -- sind bereits im Rahmen der bestehenden<br />

Strukturen möglich. Die Bemühungen werden von der Union<br />

ausdrücklich unterstützt. Bei den Gasnetzen bedarf es im Interesse<br />

des Wettbewerbs einer Verringerung der Marktgebiete<br />

sowie eines verbesserten Engpassmanagements.<br />

<strong>SFV</strong>: Effizienzsteigerungen und Energiesparen kommen<br />

nach Auffassung des Solarenergie-Fördervereins Deutschland<br />

nicht durch Appelle, sondern nur durch wirtschaftlichen<br />

Druck in Gang. Was halten Sie von dem Vorschlag, die<br />

Steuern auf Energie zu erhöhen, um die Energieeffizienz<br />

zu verbessern? Was halten Sie davon, von den Mehreinnahmen<br />

den Arbeitgeberanteil an der Sozialversicherung<br />

zu bezahlen - bei gleichzeitigem sozialen Ausgleich für<br />

die Energiepreiserhöhung z.B. durch Auszahlung eines<br />

monatlichen gleichen Energiegelds an alle Bürger?<br />

CDU: Steuererhöhungen lehnt die CDU ab. Gerade auch in<br />

Anbetracht der aktuellen internationalen Krise wäre dies das<br />

völlig falsche Signal. Vielmehr müssen wir wieder nachhaltiges<br />

Wirtschaftswachstum schaffen. Die Krise wird zuallererst von<br />

den Menschen bewältigt, die durch ihren Fleiß, ihre Arbeit<br />

und ihren Einsatz unser Land voranbringen. Die Union will sie<br />

motivieren und sie deshalb entlasten. Wir schaffen Freiräume<br />

für die Bürgerinnen und Bürger und lassen ihnen ihre eigenen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Wir setzen Leistungsanreize, denn<br />

Leistung muss sich lohnen. Daraus erwächst die Kraft, den<br />

Wohlstand und die Solidarität in unserem Land zu sichern.<br />

Vor diesem Hintergrund wird es deshalb auch eine höhere<br />

staatliche Belastung der Energiepreise mit der Union nicht<br />

geben. Energiepreise dürfen die Substanz des Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschlands nicht gefährden oder Energie zu<br />

einer sozialen Frage machen. Zur Steigerung der Energieeffizienz<br />

wären Steuererhöhungen auch gar nicht erforderlich.<br />

Die Steigerung der Energieeffizienz bietet viele ungenutzte<br />

Potenziale, wie sie ganz konkret im Regierungsprogramm von<br />

CDU und CSU "Wir haben die Kraft -- gemeinsam für unser<br />

Land" enthalten sind.<br />

<strong>SFV</strong>: Sind Sie für den Neubau von Kohlekraftwerken?<br />

CDU: Eine wirtschaftliche, sichere und umweltverträgliche<br />

Energieversorgung ist Grundlage für die Funktionsfähigkeit<br />

unserer hochindustrialisierten Volkswirtschaft. Deutschland<br />

und Europa brauchen deshalb einen breiten Energiemix, der<br />

nicht einseitig auf einen Energieträger setzt. Die Kohle hat im<br />

Jahr 2008 mit zusammen 42 Prozent (Braunkohle 23, 1 Prozent,<br />

Steinkohle mit 19. 1Prozent, Quelle BDEW) erneut den<br />

größten Beitrag zur Stromerzeugung in Deutschland geleistet.<br />

Die subventionsfreie Braunkohle erzeugt zusammen mit der<br />

Kernenergie (23,5 Prozent) über 90 Prozent der sogenannten<br />

Grundlast und bildet damit das preis- und versorgungssichere<br />

Fundament der Stromversorgung in Deutschland. Wer<br />

pauschal aus der Kohle aussteigen will, muss die Frage<br />

beantworten, wie fast die Hälfte der Stromproduktion ersetzt<br />

werden sollen. Da Kohle- und Atomausstieg immer gemeinsam<br />

gefordert werden, wären 2/3 der deutschen Stromerzeugung<br />

zu ersetzen. Selbst wenn es gelänge, den Anteil der<br />

Erneuerbare Energien an der Stromversorgung bis 2020 wie<br />

geplant auf mindestens 30 Prozent zu verdoppeln, müssten<br />

immer noch 70 Prozent der Energie auf andere Weise erzeugt<br />

werden. Gaskraftwerke allein können dies nicht leisten. Hinzu<br />

kommt die hohe Volatilität der Erneuerbaren Energien. Diese<br />

machen die Reserveleistung konventioneller Kraftwerke umso<br />

dringlicher. Ohne den Neubau von Kohlekraftwerken, so die<br />

Warnung der Deutsche Energie-Agentur, wird es in Deutschland<br />

bis zum Jahr 2020 massive Kapazitätsengpässe geben,<br />

die mit (Atom-) Stromimporten ausglichen werden müssen.<br />

Dies wird massive Preissteigerungen zur Folge haben. An der<br />

Stromerzeugung mit Kohle führt deshalb zumindest für die<br />

nächste Kraftwerksgeneration kein Weg vorbei. Die CDU will<br />

daher die Rahmenbedingungen für eine möglichst schnelle<br />

Modernisierung des konventionellen Kraftwerkparks verbessern.<br />

Die Technologie zur Abscheidung und Speicherung von<br />

CO 2 (CCS) kann einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen<br />

Nutzung fossiler Energieträger leisten.<br />

<strong>SFV</strong>: Halten Sie am Atomausstieg fest?<br />

CDU: Die Kernenergie ist ein vorerst unverzichtbarer Teil in<br />

einem ausgewogenen Energiemix. Wir verstehen den Beitrag<br />

der Kernenergie zur Stromversorgung als Brückentechnologie,<br />

weil heute klimafreundliche und kostengünstige Alternativen<br />

noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar sind. Daher<br />

streben wir eine Laufzeitverlängerung der sicheren deutschen<br />

Anlagen an. Einen Neubau von Kernkraftwerken lehnen wir<br />

ab. Der größte Teil des zusätzlich generierten Gewinns aus<br />

10 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke soll nach einer<br />

verbindlichen Vereinbarung mit den Energieversorgungsunternehmen<br />

zur Forschung im Bereich der Energieeffizienz<br />

und der erneuerbaren Energien sowie zur Senkung der<br />

Strompreise genutzt werden.<br />

<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die Gefahren nuklearer Verseuchungen<br />

durch Unfälle in Atomanlagen und Kraftwerken?<br />

CDU: Absolute Grundvoraussetzung für die Nutzung der Kernenergie<br />

ist für uns die Anlagensicherheit. Diese ist in Deutschland<br />

gegeben und wird ständig durch die zuständigen<br />

<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die Gefahren der Endlagerung<br />

des Atommülls vor dem Hintergrund der Erfahrungen in<br />

Asse?<br />

CDU: Eine verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie<br />

beinhaltet auch die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle.<br />

Die Union will eine sofortige Aufhebung des Moratoriums<br />

zur Erkundung des Standortes Gorleben, um so schnell wie<br />

möglich die Zwischenlager an den Kraftwerken auflösen zu<br />

können. Der Bund bekennt sich zu seiner Verantwortung für<br />

die Endlager. Im Zusammenhang mit den Lagerstätten muss<br />

alles getan werden, um die Sicherheit der Bevölkerung zu<br />

gewährleisten.<br />

Nach dem heutigen Stand der Technik hätte das Versuchsendlager<br />

Asse nicht für die Lagerung radioaktiver Abfälle genutzt<br />

werden dürfen. Es geht jetzt darum, genau zu analysieren,<br />

was dort für tatsächliche Gefahrenpotenziale vorhanden sind.<br />

Anschließend müssen sich die Fachleute zusammensetzen<br />

und gemeinsam konkrete Handlungsoptionen erarbeiten. Für<br />

die Asse ist ein Konzept für eine geordnete und sichere Schließung<br />

erforderlich, das die Sorgen der Menschen aufnimmt und<br />

die offenen Fragen der Bürger und Fachleute beantwortet.<br />

<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die faktische Weigerung vieler<br />

Bundesländer, auf ihrem Gebiet (End-)Lager für Atommüll<br />

einzurichten?<br />

CDU: Die bisher gewonnenen fachlich-wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse sprechen nicht gegen die Eignung des Standortes<br />

Gorleben. Es ist deshalb notwendig, das Moratorium<br />

aufzuheben, um die Erkundungen ergebnisoffen fortzusetzen.<br />

Eine Suche nach neuen Endlagerstandorten für hochradioaktive<br />

Abfälle vor Abschluss der Erkundungen von Gorleben ist<br />

daher überflüssig und wäre mit hohen Kosten verbunden.<br />

<strong>SFV</strong>: Wie beurteilen Sie die Gefahren durch die Verbreitung<br />

von Nuklearmaterial?<br />

CDU: In den westlichen Industriestaaten sind die Sicherheitsvorkehrungen<br />

ausreichend um sicherzustellen, dass Nuklearmaterial<br />

zur Produktion von Atombomben nicht in die Hände<br />

von Terroristen fallen kann. Grundsätzlich wächst aber mit der<br />

zunehmenden Zahl von Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />

die die Nuklearenergie nutzen wollen auch, das potentielle<br />

Risiko, dass dieses in die Hände von Terroristen fallen kann<br />

oder für militärische Ziel zweckentfremdet werden kann. Zur<br />

Vermeidung der Weiterverbreitung von nuklearem Material,<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

nuklearer Technologie und nuklearem Know-How sollte daher<br />

Ländern, die die Kernenergie zur Energiegewinnung nutzen<br />

wollen, ein Weg aufgezeigt werden, der das Proliferationsrisiko<br />

minimiert. Zu diesem Zweck sollte eine kontrollierte<br />

Versorgung von Staaten mit nuklearen Brennstoffen unter<br />

internationaler Aufsicht einer zu stärkenden Atomenergieorganisation<br />

aufgebaut werden. Die Anreicherung von nuklearem<br />

Material sollte künftig möglichst multilateral erfolgen und<br />

durch die IAEO, der Internationalen Atomenergiebehörde,<br />

kontrolliert werden.<br />

<strong>SFV</strong>: Für wie wahrscheinlich halten Sie die Gefahr eines<br />

Terroranschlages gegen ein Atomkraftwerk?<br />

CDU: Das Zusammenwirken von staatlichen Sicherheitsmaßnahmen<br />

in der Luft und auf dem Boden und Vorkehrungen<br />

von Seite der Betreiber gewährleistet einen höchstmöglichen<br />

Schutz gegen Terrorangriffe auf deutsche Kernkraftwerke.<br />

So sind deutsche Kernkraftwerke weltweit betrachtet mit den<br />

höchsten Schutzmaßnahmen gegen einen Flugzeugabsturz<br />

versehen. Gerade Betrachtungen bezüglich terroristischer<br />

Bedrohungen müssen die globale Situation berücksichtigen.<br />

In vielen Ländern der Welt sind Kernkraftwerke im Betrieb,<br />

welche nicht mit den hohen deutschen Sicherheitsstandards<br />

mithalten können. Statt mit einem Ausstieg einfach an diesen<br />

Entwicklungen vorbei zu handeln und die Risiken unsicherer<br />

Anlagen zu ignorieren, setzt sich die CDU dafür ein, dass die<br />

vorhandene Sicherheitskompetenz Deutschlands erhalten<br />

bleibt, um so einen Beitrag zur Sicherheit kerntechnischer<br />

Anlagen weltweit - auch hinsichtlich dieses Gefahrenpotenzials<br />

- zu leisten.<br />

Fehlinformation zur Sicherung gegen<br />

Flugzeugabsturz<br />

CDU: "So sind deutsche Kernkraftwerke weltweit betrachtet<br />

mit den höchsten Schutzmaßnahmen gegen<br />

einen Flugzeugabsturz versehen."<br />

<strong>SFV</strong>-Richtigstellung:<br />

Folgende 6 deutsche Atomkraftwerke sind nicht gegen<br />

Flugzeugabstürze gesichert, da dies in den Baugenehmigungen<br />

damals noch nicht verlangt wurde:<br />

- Philippsburg I (zw. Mannheim und Karlsruhe)<br />

- Isar I (bei Landshut)<br />

- Brunsbüttel (nordwestl. von Hamburg an der Elbe)<br />

- Obrigheim (30 km ostwärts von Heidelberg)<br />

- Biblis A (zwischen Darmstadt und Mannheim)<br />

- Stade (westlich von Hamburg an der Elbe).<br />

Info dazu unter<br />

http://www.verivox.de/nachrichten/gutachten-atomkraftwerke-nicht-gegen-flugzeugabsturz-gesichert-5690.aspx<br />

11


Verfehlen wir den Atomausstieg -<br />

eine ernüchternde Bilanz<br />

Ein nationaler Notfallplan ist unumgänglich<br />

1. Zusammenfassung<br />

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland<br />

beharrt auf dem Atomausstieg. Doch fromme Wünsche<br />

alleine genügen nicht. Der Stromverbrauch in<br />

Deutschland ist in den vergangenen Jahren nicht<br />

zurückgegangen - im Gegenteil! Die Tausend Energiespar-Appelle<br />

haben nichts bewirkt. Es wäre unrealistisch,<br />

darauf zu hoffen, dass die nächsten tausend<br />

Appelle mehr bewirken. Der wegfallende Atomstrom<br />

(zur Zeit 22 Prozent des deutschen Stromverbrauchs)<br />

muss also irgendwie durch anderen Strom ersetzt<br />

werden. Die vergangenen 20 Jahre haben gezeigt,<br />

dass prinzipiell der Ersatz von Kohle- und Atomstrom<br />

durch Strom aus Erneuerbaren Energien möglich ist.<br />

Allerdings kann der Atomstrom bei planmäßiger Abschaltung<br />

der Atomkraftwerke nur dann durch Strom<br />

aus Erneuerbaren Energien ersetzt werden, wenn<br />

das Ausbautempo von Wind- und Sonnenenergie<br />

erheblich gesteigert - genauer gesagt - wenn es<br />

VERVIERFACHT wird.<br />

In Kapitel 2 rechnen wir vor, wieso es zu einer Vervierfachung<br />

kommen muss. In Kapitel 3 zeigen wir,<br />

dass weltweit genügend Solarmodule und Windanlagen<br />

angeboten werden, dass aber nicht genügend<br />

Käufer vorhanden sind. In Kapitel 4 erläutern wir,<br />

welche Gesetzesänderungen notwendig sind, damit<br />

sich mehr Käufer für Solarstromanlagen finden. In<br />

Kapitel 5 geht es darum, wie die Binnennachfrage<br />

nach Windanlagen erhöht werden kann.<br />

Karikatur: Gerhard Mester<br />

2. Berechnung des erforderlichen Ausbautempos<br />

für Sonne und Wind<br />

Wir wollen keinen Neubau von Kohlekraftwerken<br />

als Ersatz für die bisherigen Atomkraftwerke, denn die<br />

Gefahren des Klimawandels halten wir für genauso<br />

schlimm wie die Gefahren der Atomenergie. Unsere<br />

Aufgabe besteht deshalb darin, dass wir die wegfallende<br />

Atomenergie vollständig durch Erneuerbare<br />

Energien ersetzen müssen. Und zwar in Deutschland<br />

selbst. Exporte von Solar- und Windanlagen (so<br />

erfreulich sie auch sind!) zählen nicht mit, wenn der<br />

Wegfall von Atomkraftwerken in Deutschland durch<br />

heimischen Wind- und Solarstrom ersetzt werden<br />

soll!<br />

Derzeit deckt die Atomenergie in Deutschland etwa<br />

22 Prozent des jährlichen Strombedarfs. Wenn die<br />

Erneuerbaren Energien hierzulande den Wegfall der<br />

Atomenergie ausgleichen sollen, müssen sie also bis<br />

zum Jahr vor dem endgültigen Atomausstieg 2021 (in<br />

12 Jahren) um etwa 22 Prozentpunkte (des jährlichen<br />

Stromverbrauchs) mehr Strom erzeugen als heute.<br />

Im Durchschnitt sind das also jedes Jahr knapp zwei<br />

Prozentpunkte mehr. (22% : 12 = 1,8%)<br />

Welche Erneuerbaren Energien kommen dafür<br />

in Frage? Wasserkraft kann nicht mehr wesentlich<br />

gesteigert werden. Biomasse kann nur noch einen<br />

kleinen zusätzlichen Anteil erbringen. Steigerungen<br />

sind im Wesentlichen also nur bei Wind und Solar<br />

möglich. Diese beiden - Wind und Sonne - bringen<br />

zusammen derzeit 8 Prozent des Strombedarfs.<br />

Bis 2022 (Abschaltung des letzten deutschen Atomkraftwerks)<br />

also in 12 Jahren, müssten sie dann 8 +<br />

22 = 30 Prozent bringen.<br />

Wiederholen wir noch einmal: Im Durchschnitt<br />

bedeutet das jedes Jahr zwei Prozentpunkte mehr<br />

Strom aus Wind und Solarenergie. Ein solch schnelles<br />

Wachstum der Stromproduktion aus Sonne und<br />

Wind hat es bisher in Deutschland noch nicht gegeben.<br />

Zur Orientierung überschlagen wir einmal, wie<br />

hoch das Wachstum der Stromproduktion aus Wind<br />

und Sonne bisher war:<br />

• Bei der Windenergie sollten wir nicht das Wachstum<br />

des letzten Jahres zu Grunde legen, denn das<br />

war jämmerlich. Den höchsten Zuwachs in absoluten<br />

Zahlen gab es nicht im letzten Jahr, sondern im<br />

Jahr 2002. Damals wurden innerhalb eines Jahres<br />

3300 MW neu installiert (zu den Ursachen für die<br />

dann folgende Flaute siehe Kapitel 5). Wir behalten<br />

die 3.300 MW als Ermutigung im Gedächtnis,<br />

möchten aber für die folgende Abschätzung auch<br />

nicht den höchsten Wert zu Grunde legen.<br />

12 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Wir wählen deshalb den Durchschnittswert. Die Stromerzeugung<br />

aus Wind ist in den Jahren von 1990 bis 2009 (also in 19<br />

Jahren) von Null auf 7 Prozent angestiegen. Für die folgende<br />

Rechnung legen wir deshalb einen jährlichen Durchschnitts-<br />

Zuwachs der Stromproduktion von einem halben Prozent zu<br />

Grunde.<br />

• Die Neuinstallation von Solarstromanlagen betrug im Jahr<br />

2007 nach Angaben des BMU 1100 MW. Diese 1100 MW<br />

entsprechen einem Zuwachs der Stromerzeugung von 1<br />

TWh. Das entspricht bei einem Stromverbrauch von 500<br />

TWh einem Zuwachs von 0,2 Prozentpunkten.<br />

Wenn wir das Ziel - Zunahme der Stromproduktion aus<br />

Sonne und Wind auf zwei Prozent jährlich - erreichen wollen,<br />

müssten entweder (bei Verzicht auf Solarenergie) die<br />

jährlichen Zubauraten bei der Windenergie in jedem der vor<br />

uns liegenden 12 Jahre durchschnittlich vervierfacht werden,<br />

oder es müssten (bei Verzicht auf die Windenergie) die Zubauraten<br />

bei der Solarenergie durchschnittlich verzehnfacht<br />

werden. Natürlich wäre eine Kombination der Zuwächse bei<br />

Wind- und Solarenergie sinnvoller, z.B. eine Verdoppelung<br />

des Zuwachses bei der Windenergie und eine Verfünffachung<br />

bei der Solarenergie.<br />

Eine Anmerkung noch zum Schluss. Da wir nicht nur aus<br />

der Atomenergie, sondern wegen des Klimawandels auch<br />

aus den fossilen Energien aussteigen müssen, sind die hier<br />

dargestellten Forderungen eine Mindestforderung. Mit der<br />

linken Hand lässt sich die Aufgabe nicht lösen.<br />

Der Ernst der Lage erfordert ein nationales Notprogramm!<br />

3. Können so viel Anlagen überhaupt hergestellt<br />

werden?<br />

Ob Deutschland (ohne Bau neuer Kohlekraftwerke) aus der<br />

Atomenergie aussteigen kann, hängt wie gesagt davon ab,<br />

dass rechtzeitig genügend neue Anlagen zur Stromerzeugung<br />

aus Erneuerbaren Energien - also Solarstromanlagen und<br />

Windanlagen - aufgebaut werden. Jedes Jahr doppelt soviel<br />

Windanlagen und fünfmal so viel Solaranlagen wie im bisherigen<br />

Durchschnitt! Wohlgemerkt: Nicht irgendwo auf der Welt,<br />

sondern hier bei uns in Deutschland! Am naheliegendsten ist<br />

es natürlich, die dafür benötigten Wind und Solaranlagen von<br />

deutschen Firmen zu kaufen. Doch wenn diese die auf das<br />

Doppelte oder gar auf das Fünffache erhöhte Nachfrage nicht<br />

decken können, dann ermöglicht der globalisierte Markt den<br />

Import von Solar- und Windanlagen aus aller Welt. Weltweit<br />

werden Wind- und Solaranlagen im Überfluss angeboten. Der<br />

mangelnde Absatz ist - klimapolitisch gesehen - eine Tragödie<br />

und die Gründe sind ganz unterschiedlich. Wir denken z.B.<br />

an die Absatzkrise der weltgrößten Windfirma Vestas in Dänemark<br />

aufgrund unsinniger politischer Einschränkungen in<br />

ihrem Heimatland und in England. Oder an die Absatzkrise<br />

des niederländischen Solarzellen-Herstellers Solland, oder an<br />

die Flaute am spanischen Solarmarkt. Jedenfalls Solar- und<br />

Windanlagen gibt es derzeit in ausreichender Menge, wenn<br />

man bereit ist, den geforderten Preis zu zahlen.<br />

Die entscheidende Frage kommt nun am Ende dieses<br />

Kapitels: Welche Land- und Hauseigentümer in Deutschland<br />

sollen in den nächsten Jahren all diese neuen Wind- und<br />

Solaranlagen kaufen, um sie bei sich zu installieren?<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

4. Wer soll die neuen Solaranlagen kaufen?<br />

Wachstum ist nur möglich, wenn sich jedes Jahr mehr<br />

Menschen als im Vorjahr zum Kauf einer Solaranlage entschließen.<br />

In einigen süddeutschen Regionen ist das in<br />

diesem Jahr durchaus der Fall. Installateure schaffen es dort<br />

teilweise kaum, all die Aufträge, die sie erhalten, abzuarbeiten.<br />

Das Bild ist allerdings uneinheitlich. In anderen Regionen<br />

Deutschlands - z.B. im Osten oder im Norden besteht eher<br />

eine Flaute beim Bau von Solarstromanlagen. Und in vielen<br />

Fällen entsteht der Eindruck, dass der Bau von Solaranlagen<br />

auf Einfamilienhäusern (also in der Größenordnung bis 5<br />

kW) eher vernachlässigt wird, weil für die Installateure der<br />

Aquisitionsaufwand im Vergleich zum Gewinn erheblich zu<br />

hoch ist (Diese Entwicklung ist übrigens schon seit Jahren<br />

zu beobachten).<br />

Eines aber ist jetzt schon sicher. Eine Steigerung des Zubaus,<br />

noch dazu auf ein Vielfaches des Vorjahres, gar auf<br />

ein Fünffaches, ist ohne Änderung des Anreizes, sprich der<br />

Einspeisevergütung, nicht zu erwarten. Die Zubauzahlen der<br />

Bundesnetzagentur für das erste Halbjahr ergeben etwa ein<br />

Drittel des Zubaus im Jahr 2008.<br />

Wieviele Solaranlagen in diesem Jahr 2009 tatsächlich<br />

gebaut worden sind, wird sich erst zum Ende des Jahres<br />

zeigen, wenn die Bundesnetzagentur die Meldungen der<br />

Solaranlagenbetreiber auswertet. Und wenn dann der Zubau<br />

auch nur um die Hälfte gegenüber dem Zubau des Vorjahrs<br />

zugenommen haben sollte, wird die Einspeisevergütung noch<br />

weiter gesenkt (§ 20 Absatz 2a EEG 2009). Diese Bestimmung<br />

bremst - schon jetzt absehbar - in kurzsichtiger Weise den<br />

erforderlichen Zuwachs bei der Solarenergie! Insbesondere<br />

wirkt sich der gegenwärtige hohe Zubau bei Freiflächenanlagen<br />

infolge der Rückkopplung durch § 20 Absatz 2a EEG<br />

negativ auf die Einspeisevergütung für Hausdachanlagen<br />

aus, was vermutlich im Gesetzgebungsverfahren überhaupt<br />

nicht bedacht wurde.<br />

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Wie ein völliger Zusammenbruch<br />

des Zubaus von Solaranlagen ab dem Jahr 2015<br />

vermieden werden kann, wenn von einem Jahr auf das andere<br />

die Einspeisevergütung für neue Freiflächenanlagen wegfällt,<br />

ohne dass die Einspeisevergütung für Hausdachanlagen<br />

erhöht wird, ist uns völlig unerfindlich!<br />

Aus diesen Gründen ist eine erhebliche Verbesserung<br />

des EEG erforderlich. Insbesondere muss die Einspeisevergütungen<br />

für Hausdachanlagen bis 10 kW so stark angehoben<br />

werden, dass die Hauseigentümer von sich aus die<br />

Initiative ergreifen und nicht erst noch von den Installateuren<br />

geworben werden müssen. Der plötzliche Ansturm auf die<br />

Installationsbetriebe wird sich verkraften lassen. Schließlich<br />

könnten normale Elektroinstallateure eine Zusatzausbildung<br />

machen und in Zusammenarbeit mit Solarinstallateuren und<br />

Dachdeckern die Aufgabe der Montage übernehmen, wie das<br />

in Süddeutschland immer häufiger der Fall ist.<br />

5. Wie kann die Nachfrage nach Windanlagen erhöht<br />

werden?<br />

Bei der Windenergie endete das Wachstum des Zubaus<br />

abrupt im Jahr 2002. Der wichtigste Grund für die Beendigung<br />

des Wachstums war eine Änderung in § 35 des Bundesbaugesetzbuchs<br />

im Jahr 1997. Diese Änderung regelte einerseits<br />

die Privilegierung der Windenergie im Außenbereich, gab aber<br />

13


gleichzeitig den Gebietskörperschaften ein Rechtsinstrument<br />

in die Hand, mit dem sie den Ausbau der<br />

Windenergie fast auf Null herunterbremsen können.<br />

Zum besseren Verständnis folgen hier auszugsweise<br />

die Bestimmungen:<br />

Entscheidend ist der letzte Satz. Hier geht es um<br />

die sogenannten "Windvorrangsgebiete".<br />

§ 35 bauGb: „bauen im außenbereich“<br />

(1) Im Außenbereich ist ein Vorhaben nur zulässig, wenn öffentliche<br />

Belange nicht entgegenstehen, (...) und wenn es (...)<br />

5. der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Wind- oder Wasserenergie<br />

dient (...)<br />

(3) Eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange liegt insbesondere vor,<br />

wenn das Vorhaben (...)<br />

5. Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege, (...) oder die<br />

natürliche Eigenart der Landschaft und ihren Erholungswert beeinträchtigt<br />

oder das Orts- und Landschaftsbild verunstaltet, (...)<br />

Öffentliche Belange stehen einem Vorhaben nach Absatz 1 Nr. 2 bis 6<br />

in der Regel auch dann entgegen, soweit hierfür durch Darstellungen im<br />

Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung<br />

an anderer Stelle erfolgt ist.<br />

In jedem Landkreis bzw. in jeder Kommune, die<br />

ein Windvorrangsgebiet ausgewiesen hat, wird<br />

durch diese Entscheidung der Bau von Windanlagen<br />

an anderer Stelle automatisch untersagt. In NRW<br />

(nach Übernahme der Regierungsverantwortung<br />

durch Schwarz-Gelb) und in Hessen unter reiner<br />

CDU-Regierung werden in Windenergie-Erlassen<br />

der Landesregierung die Kommunen und Landkreise<br />

ausdrücklich aufgefordert, diese Verhinderungs-Möglichkeit<br />

durch Ausweisung von Windvorrangsgebieten<br />

zu nutzen. Teilweise wurden in Hessen und Baden-<br />

Württemberg dann sogar besonders windschwache<br />

Gebiete als Windvorrangsgebiete ausgewiesen,<br />

mit der Folge, dass nicht einmal dort Windanlagen<br />

errichtet werden, weil sie dort total unwirtschaftlich<br />

gewesen wären.<br />

6. Schlussfolgerung<br />

Umweltfreunde, die für den Atomausstieg kämpfen<br />

und sich für den Fortgang der Energiewende einsetzen,<br />

sollten die oben erläuterten beiden Verzögerungsursachen<br />

kennen und dagegen ihre Stimme<br />

erheben:<br />

• Einspeisevergütung für Solarstrom-Hausdachanlagen<br />

erheblich erhöhen und<br />

• im Bundesbaugesetz die Ausschlusswirkung von<br />

Windvorrangsgebieten streichen. (WvF)<br />

Warnung vor Vorverträgen für<br />

windgünstige Flächen<br />

Grundstückseigentümer kennen oft den Wert ihres Grundstückes<br />

als Windkraftstandort nicht<br />

Vorteil einer eigenen Windanlage<br />

Windgünstige Grundstücke mit ausreichendem<br />

Abstand (mindestens 500 Meter) zur Wohnbebauung<br />

spielen in der zukünftigen Energie- und Wirtschaftspolitik<br />

eine wichtige Rolle. Oft wissen die Eigentümer<br />

nicht, welchen Wert diese Grundstücke als zukünftige<br />

Standorte für Windanlagen haben. Wenn sie eine<br />

Baugenehmigung bekommen (zur Zeit ist das noch<br />

sehr schwer), können die Grundstückseigner dort<br />

eine eigene Windanlage errichten lassen und zukünftig<br />

als „Energiewirt“ eigenes Geld mit dem Verkauf<br />

von Windstrom nach den Regeln des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes (EEG) verdienen.<br />

Investoren suchen Flächen und bieten<br />

Vorverträge an<br />

Schon seit einiger Zeit versuchen nun Investoren<br />

- teilweise aus dem Umfeld der Stromwirtschaft - die<br />

Eigentümer von windgünstigen Land- oder Waldflächen<br />

durch Vorverträge zu binden.<br />

Die Eigentümer erhalten sofort bei Vertragsabschluss<br />

einen vier- oder fünfstelligen Geldbetrag.<br />

Als Gegenleistung müssen sie sich vertraglich verpflichten,<br />

ihr Grundstück zukünftig nur diesem einen<br />

Investor und keinem anderen Investor als Standort<br />

für eine Winkraftanlage zu verpachten.<br />

Die Verträge gehen über eine Laufzeit von<br />

mehr als 20 Jahren.<br />

Über diese Verträge müssen die Unterzeichner<br />

Stillschweigen bewahren. Der <strong>SFV</strong> warnt vor der<br />

Unterschrift unter solche Verträge.<br />

Die Grundeigentümer verlieren mit der Unterschrift<br />

das Recht, eine eigene Windanlage auf ihrem Grundstück<br />

zu errichten oder eine höhere Pacht als die<br />

vertraglich vereinbarte Pacht zu verlangen.<br />

Diese Verträge können sogar zur Verhinderung<br />

des Windenergie-Ausbaus benutzt werden. Wenn<br />

der Investor keine Windanlage errichtet, erhält der<br />

Grundstückeigentümer überhaupt keine Pacht.<br />

14 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Deshalb sollten Grundbesitzer darauf bestehen,<br />

dass diese Vorverträge mit einer zusätzlichen Klausel<br />

versehen werden, wonach dieser Vertrag nach<br />

Ablauf von drei Jahren gekündigt werden kann, falls<br />

nicht bis dahin ein Bauantrag für die vorgesehene<br />

Windkraftanlage gestellt worden ist. Ebenfalls sollte<br />

sich der Grundstückseigentümer ein Kündigungsrecht<br />

vorbehalten, wenn der Bau der Windkraftanlage - aus<br />

welchen Gründen auch immer - nach fünf Jahren<br />

noch immer nicht begonnen wurde. (WvF)<br />

Rückgang der<br />

kleinen Gebäudeanlagen setzt sich fort<br />

Die Werte für den Zubau von Solarstromanlagen im<br />

ersten Halbjahr 2009 liegen nunmehr vor. Nach einer<br />

ersten vorläufigen Übersicht der Bundesnetzagentur<br />

wurden Solarstromanlagen mit einer Leistung von<br />

518 Megawatt angemeldet. Das ist etwa ein Drittel<br />

der Menge des vorangegangenen Jahres 2008. Von<br />

einem Boom kann somit bisher nicht gesprochen<br />

werden.<br />

Beunruhigend ist besonders die Tatsache, dass<br />

sich der schon seit Jahren zu beobachtende Rückgang<br />

bei den kleinen Gebäudeanlagen fortsetzt.<br />

Unter kleinen Gebäudeanlagen verstehen wir Solarstromanlagen,<br />

die auf Reihenhäusern und kleineren<br />

Einfamilienhäusern Platz finden, also Anlagen bis 10<br />

kW. Es gibt noch Millionen von Einfamilienhäusern,<br />

auf denen Anlagen unter 10 kW errichtet werden<br />

könnten! Aber für diese Anlagengröße interessieren<br />

sich derzeit nicht viele Installateure. Die Gewinnspanne<br />

ist im Vergleich zum Aquisitionsaufwand zu gering.<br />

Und Großinvestoren sind erst recht nicht an solchen<br />

"peanuts" interessiert. Die Solarenergie als Beitrag<br />

des kleinen Mannes zur Energiewende stirbt aus.<br />

Im EEG 2009 ist eine Notbremse eingebaut, die<br />

einen allzu starken Einbruch beim Ausbau der Photovoltaik<br />

verhindern soll. Nach § 20 Absatz 2a Teil b)<br />

EEG 2009 verringern sich die Degressionssätze um<br />

1,0 Prozentpunkte, sobald die Leistung der bei der<br />

Bundesnetzagentur zum 30. September des Vorjahres<br />

innerhalb der vorangegangenen zwölf Monate<br />

nach § 16 Abs. 2 Satz 2 registrierten Anlagen<br />

aa) im Jahr 2009: 1000 Megawatt,<br />

bb) im Jahr 2010: 1100 Megawatt und<br />

cc) im Jahr 2011: 1200 Megawatt unterschreitet.<br />

Vielen Angehörigen der PV-Branche ist nicht bewusst,<br />

dass diese Notbremse bei den kleinen Gebäudeanlagen<br />

nicht greifen kann, weil die Bestimmung<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Foto: Armin Krejsa<br />

nicht zwischen Klein- und Großanlagen, und auch<br />

nicht zwischen Gebäudeanlagen und Freiflächenanlagen<br />

differenziert. Selbst ein völliger Rückgang bei<br />

den Kleinanlagen würde zu keiner Verminderung der<br />

Degression führen, solange der Zubau an Großanlagen<br />

oberhalb der hier aufgeführten Untergrenzen<br />

bleibt.<br />

Was uns freilich bis ins Innerste empört und betroffen<br />

macht, ist die Tatsache, dass wir hier eine<br />

Art Gespensterdiskussion um den Umsatz der PV-<br />

Branche führen müssen. Wir alle wissen, dass es um<br />

wichtigere Dinge geht, dass der Klimawandel immer<br />

schneller abläuft und dass seine Folgen schlimmer<br />

sein werden als die Folgen beider Weltkriege. Aber<br />

während der klimazerstörenden Automobiltechnik die<br />

Milliarden nur so hinterher geworfen werden, müssen<br />

wir um jeden Cent betteln, mit dem der Ausbau der<br />

Sonnenenergie beschleunigt werden könnte. Insofern<br />

stellt die anfangs erläuterte Verschärfung der Degression<br />

für Gebäudeanlagen nicht nur eine gesetzliche<br />

Ungereimtheit dar, sondern ist eine verantwortungslose<br />

Verzögerung des Ausbaus der Erneuerbaren<br />

Energien - ein himmelschreiender Skandal! (WvF)<br />

4-Familien-Passivhaus in Ahlen Foto: Agnes Weber<br />

15


"Haust Du meine Kernenergie,<br />

haue ich Deine Solarenergie"<br />

Argumente der Energiewirtschaft im Wahlkampf<br />

Rufmordkampagne gegen die Solarenergie in<br />

den Medien<br />

"Haust Du meine Kernenergie, dann haue ich Deine<br />

Solarenergie", nach diesem Motto trat der Wahlkampf<br />

in seine heiße Phase. Und langsam wurde deutlich,<br />

worin sich die Parteien eigentlich und grundlegend<br />

unterscheiden, worum es also bei der Stimmabgabe<br />

am 27. September 09 geht. Es geht um die Entscheidung:<br />

Atomenergie oder Erneuerbare Energien.<br />

Schwarz-Gelb will - dem Drängen der Energiewirtschaft<br />

folgend - die Laufzeit der Atomkraftwerke<br />

verlängern und an den fossilen Energien festhalten.<br />

Und die Energiewirtschaft liefert in den Medien die Argumente:<br />

Dem Wähler wird in immer rascherer Folge<br />

eingehämmert, die Erneuerbaren Energien seien zu<br />

teuer und würden sie finanziell unzumutbar belasten.<br />

Und die Solarhersteller würden sich dabei eine<br />

goldene Nase verdienen. Ein paar Schlagzeilen zur<br />

Kostprobe finden Sie im untenstehenden Kasten.<br />

Angefangen hatte schon vor drei Jahren das RWI<br />

mit einer Studie, in der die Kosten der Solarenergie<br />

aufgelistet sind, der Nutzen jedoch weitgehend<br />

"vergessen" oder kleingerechnet wurde. Da diese<br />

Studie von einem dem RWE nahestehenden Institut<br />

stammte - die Interessenlage also leicht erkennbar<br />

war - fand sie in der Öffentlichkeit zunächst keine<br />

große Beachtung. Sensationell dagegen war dann die<br />

reißerische Aufarbeitung der Studie durch eine Photovoltaikzeitung.<br />

Da wurde die Solarindustrie direkt mit<br />

den Bankräubern bei Donald Duck verglichen: „Das<br />

150-Milliarden-Euro-Ding“ mit der erklärenden Unterüberschrift<br />

„Die Förderung der Photovoltaik nimmt gewaltige<br />

Dimensionen an, zeigen Berechnungen des<br />

Diffamierende Pressemeldungen<br />

• „Zugeschüttet mit Geld“ (DIE ZEIT 12.06.08)<br />

• „Viele Milliarden für wenig Strom - Die großzügige Förderung der Solarbranche<br />

schadet den Verbrauchern und der Umwelt“ (DIE ZEIT 13.08.09):<br />

„Auf Kosten der Allgemeinheit verdienen Hersteller und Investoren Extrarenditen“<br />

• „Die Schattenseite der Sonne“ (Süddeutsche Zeitung 18.08.09)<br />

• „Teure Ökoenergie - Solarboom lässt Subventionen explodieren“<br />

(SPIEGEL ONLINE 24.08.2009)<br />

• „Elf Milliarden für Solarstrom“ (Märkische Oderzeitung 25. 08. 2009)<br />

• „Solarboom kommt Stromkunden teurer zu stehen“<br />

(Hannoversche Allgemeine Zeitung 25.08.09)<br />

• „Weniger Geld für Sonnenstrom“ (Frankfurter Rundschau, 14.09.09)<br />

RWI“ (Photon Mai 07). Und so etwas - noch dazu aus<br />

der Feder von „Insidern“ - kommt bei der Presse gut<br />

an. Seitdem schreibt einer vom anderen ab, mit mehr<br />

oder weniger phantasievollen Ausschmückungen,<br />

Halbwahrheiten und Ergänzungen. Kernaussage: die<br />

PV-Hersteller sahnen ab und verdienen sich dumm<br />

und dämlich. Die Verbraucher müssen bluten. Schuld<br />

sei das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), das<br />

den Häuslebesitzern unsinnige Gewinne beschert,<br />

wenn sie eine PV-Anlage auf ihr Dach setzen. Die<br />

Photovoltaik würde (trotz der erheblichen Absenkung<br />

der Einspeisevergütung zum 1.1.2009) mehr als je<br />

zuvor boomen. Und die Einspeisevergütungen müssten<br />

deshalb noch viel mehr abgesenkt werden, als<br />

sie bereits abgesenkt wurden, am besten gleich um<br />

30 Prozent. Oder noch besser, das EEG werde ganz<br />

abgeschafft, da es der Umwelt schade.<br />

Wir möchten nun nicht auf jedes Detail dieser vielen<br />

Medienbeiträge eingehen, sondern den Blick auf das<br />

Grundsätzliche lenken. Deshalb zunächst einmal der<br />

„Fakten-Check“:<br />

Wieviel Solaranlagen wurden 2009<br />

bisher gebaut?<br />

Leider boomt die Photovoltaik keineswegs. Im<br />

ersten Halbjahr 2009 wurden nach einer ersten vorläufigen<br />

Übersicht der Bundesnetzagentur dort Solarstromanlagen<br />

mit einer Leistung von 518 Megawatt<br />

angemeldet. Wir können sicher sein, dass diese Zahl<br />

schon sehr genau ist, denn Solaranlagenbetreiber,<br />

die vergessen, ihre neue Anlage anzumelden, erhalten<br />

auch keine Einspeisevergütung.<br />

518 Megawatt ist nicht viel. Es ist etwa ein Drittel<br />

der Menge des vorangegangenen Jahres 2008.<br />

Von einem Boom kann man da nun wirklich nicht<br />

sprechen. Erfahrungsgemäß wird zwar im zweiten<br />

Halbjahr mehr installiert als im ersten, aber wenn im<br />

zweiten Halbjahr 2009 nicht noch eine erhebliche<br />

Beschleunigung erfolgt, könnte es insgesamt für das<br />

Jahr 2009 sogar einen Rückgang geben.<br />

Kann das EEG überhaupt eine<br />

„Stromlücke“ verhindern?<br />

Was folgt daraus? Hat die Atomwirtschaft Recht?<br />

Kann das EEG nun also doch nicht die Menge an Solar-<br />

und Windanlagen initiieren, die wir brauchen, um<br />

die Abschaltung der Atomenergie auszugleichen?<br />

Doch es kann, lautet unsere Antwort. Das EEG<br />

funktioniert prima. Aber die Einspeisevergütung für<br />

Solarstrom wurde zum 1.1.2009 erheblich stärker<br />

16 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


zurückgenommen als in den Jahren zuvor. Die Einspeisevergütung<br />

ist sozusagen das "Gaspedal" vom EEG. Entscheidend<br />

ist ihre jeweilige Höhe. Hohe Vergütung ergibt vermehrten Zubau<br />

an Solar- und Windanlagen. Senkung der Vergütung ergibt<br />

weniger Zubau als im Vorjahr. Deshalb hatte der Solarenergie-<br />

Förderverein Deutschland bereits vor zwei Jahren, als über<br />

die Neufassung des EEG beraten wurde, eine Erhöhung (statt<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

einer Absenkung) der Einspeisevergütung für PV-Anlagen<br />

gefordert, Entgegen unserem Vorschlag wurde jedoch eine<br />

extreme Absenkung der Vergütung zum 1.1.2009 beschlossen.<br />

Dies führte zu einem Rückgang des Zubaus an Solaranlagen.<br />

Genau das ist also eingetreten, wovor wir gewarnt hatten. Es<br />

ist nicht erfreulich, auf diese Weise Recht zu behalten. Aber<br />

wenigstens sollte man sich das Ergebnis merken. (WvF)<br />

Das EEG hat sich in der Finanzkrise bewährt<br />

Das EEG hat sich sogar in der Finanzkrise gut bewährt: In<br />

Deutschland haben (völlig ohne Abwrackprämie und andere<br />

zusätzliche staatliche Anreize) Privatpersonen und private<br />

Unternehmen - motiviert allein durch die staatlich festgesetzte<br />

Mindestvergütung im EEG - den Bau von Solarstromanlagen<br />

im Wert von mehreren Mrd. Euro voll vorfinanziert. Dies geschah,<br />

obwohl die Banken die Kreditvergabe fast völlig eingestellt<br />

hatten. Und nicht zu vergessen: Die Stromverbraucher<br />

müssen die Investitionen nicht sofort, sondern erst im Lauf der<br />

folgenden 20 Jahre an die privaten Investoren zurückzahlen.<br />

Das EEG - ein fantastisch gut funktionierendes Investitionsanreizprogramm<br />

wie aus dem Lehrbuch!<br />

Wie hoch ist die Belastung der Stromkunden?<br />

Unsere Forderung, die Einspeisevergütung müsse erhöht<br />

werden, damit mehr Solaranlagen gebaut werden, wird von<br />

den Gegnern des EEG regelmäßig mit der Behauptung kommentiert,<br />

höhere Vergütungen würden nur den Herstellern<br />

zu überhöhten Gewinnen verhelfen, und die Belastung der<br />

Verbraucher werde unerträglich. Das ist Unsinn. Die in den<br />

Medien genannten Milliarden ergeben sich aus der Summierung<br />

sämtlicher Zahlungen über 20 oder 30 Jahre. Ein<br />

bekannter Trick! Monatlich macht die Belastung weniger als<br />

2 Euro pro Einwohner aus.<br />

Sind monatlich 2 Euro viel oder wenig? Das hängt davon<br />

ab, was man dafür als Gegenleistung erhält. So erhalten wir<br />

nicht nur etwa 1 Prozent unseres Stroms aus Solaranlagen.<br />

Von diesen 2 Euro werden auch die Löhne der deutschen<br />

Solarinstallateure und der Wechselrichterhersteller und der<br />

sonstigen Zulieferer bezahlt und es werden Arbeitsplätze<br />

geschaffen und die Importabhängigkeit von ausländischen<br />

Energielieferungen verringert sich. Außerdem ist zu berücksichtigen,<br />

dass Strom aus Kohle und Atomenergie immer<br />

teurer wird und der Zeitpunkt abzusehen ist, an dem selbst<br />

die „Mehrkosten“ für Solarstrom geringer sein werden als die<br />

Preise für Kohle- oder Atomstrom. Bei Windstrom ist es ja<br />

schon so weit. Die Einspeisung von Windstrom senkt bereits<br />

seit 2006 den Strompreis an der Strombörse (diese Info<br />

stammte übrigens ursprünglich von Vattenfall.)<br />

Die angeblichen goldenen Nasen der<br />

Solaranlagenhersteller<br />

Was es nun mit den angeblichen goldenen Nasen der Solaranlagenhersteller<br />

auf sich hat, relativiert sich rasch beim<br />

Lesen der folgenden Informationen. Nach einem Bericht der<br />

taz vom 05.08.09 „Umsatzeinbrüche bei Sonnenenergie“ und<br />

nach eigenen Recherchen ergibt sich folgendes Bild:<br />

• Im ersten Quartal 2009 fuhr Solon AG unter dem Strich<br />

einen Verlust von 18,5 Millionen Euro ein. In seinem Werk in<br />

Greifswald wurde die Produktion zurückgefahren.<br />

• Bei Q-Cells z.B. wird ein massiver Preisverfall und eine deutlich<br />

verringerte Nachfrage verzeichnet. Das zweite Quartal<br />

brachte einen Verlust von 62 Millionen Euro. 500 Arbeitsplätze<br />

wurden gestrichen.<br />

• Q-Cells' chinesischer Partner LDK Solar, der Wafer fertigt,<br />

Silizium-Scheiben aus denen Solarzellen hergestellt werden,<br />

fuhr im ersten Quartal einen Verlust von 22,5 Millionen Dollar<br />

ein.<br />

• Das US-amerikanische Unternehmen Evergreen Solar<br />

schloss bereits das Geschäftsjahr 2008 mit einem Nettoverlust<br />

von 84,9 Millionen Dollar ab.<br />

• Der Modulhersteller CSG Solar, Thalheim (Sachsen-Anhalt),<br />

musste kurz vor Weihnachten 2008 die Produktion einstellen<br />

und den Großteil seiner 164 Beschäftigten entlassen.<br />

• City Solar aus Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) ging Ende<br />

Januar 2009 in die Insolvenz. Die Firma, die 2007 den Deutschen<br />

Solarpreis erhielt, gilt als einer der führenden Hersteller<br />

von solaren Großkraftwerken.<br />

• Der Solarzellenhersteller Solland Solar aus Heerlen entließ<br />

im ersten Halbjahr 2009 wegen stockender Nachfrage 89<br />

seiner 362 Mitarbeiter.<br />

So sehen keine Firmen aus, die sich goldene Nasen verdienen.<br />

Der gehässige Spruch „Auf Kosten der Allgemeinheit<br />

verdienen Hersteller und Investoren Extrarenditen“ (DIE ZEIT<br />

vom 13.08.09) appelliert zwar psychologisch geschickt an<br />

den Neidkomplex, zeigt aber erstaunlich wenig Kenntnis von<br />

volks-und betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen. Warum<br />

denn überhaupt nehmen Unternehmer die Herkulesaufgabe<br />

in Angriff, eine völlig neue Konkurrenztechnik zu Kohle- und<br />

Atomenergie ins Leben zu rufen, wenn sie für ihre Mühe<br />

und Risikobereitschaft noch nicht einmal eine "Extrarendite"<br />

erwarten dürfen?<br />

Wieviele kleine Gebäudeanlagen wurden<br />

2009 errichtet?<br />

Und geradezu eine unverschämte Falschbehauptung ist<br />

die Aussage, die kleinen Gebäudeanlagen würden wegen<br />

der ihnen zugestandenen riesigen Gewinne den großen<br />

Reibach machen. Unter kleinen Gebäudeanlagen verstehen<br />

wir PV-Anlagen bis 5 kW, die z.B. das Dach eines Reihenhauses<br />

ausfüllen, also etwa 40 Quadratmeter. Im Jahr 2000<br />

machten die kleinen Gebäudeanlagen mit einem Anteil von<br />

53 Prozent noch etwas mehr als die Hälfte der gesamten<br />

installierten Leistung aus. Inzwischen stellen die Anlagen<br />

bis 5 kW im ersten Halbjahr 2009 nur noch 3,5 Prozent der<br />

17


gesamten dazugebauten PV-Leistung - ganze 18 Megawatt!.<br />

Ein dramatischer Niedergang! So toll können die angeblich<br />

riesigen Gewinne der kleinen Solaranlagenbetreiber also nun<br />

wirklich nicht sein. Der große Vorteil der Photovoltaik, dass<br />

sie auch auf klein gestückelten bereits versiegelten Flächen<br />

Sonnenstrom ernten kann, wird kaum noch genutzt. Den<br />

Stromversorgern kann das nur recht sein, die Vorstellung,<br />

Millionen von Stromkunden würden ihren Strom selbst erzeugen,<br />

ist ihnen sicherlich nicht angenehm.<br />

Klimawandel und Bedrohung der Erde -<br />

Was will der <strong>SFV</strong> erreichen?<br />

Zum Abschluss aber nun die wichtigste Frage, die Frage,<br />

was wir eigentlich erreichen wollen und warum. Die Klimaforschung<br />

geht davon aus, dass bei weiterem Anstieg des<br />

atmosphärischen CO 2 aus der Nutzung fossiler Energieträger<br />

extrem ungünstige, für Millionen von Menschen tödliche Klimaeffekte<br />

auftreten. Anstieg des Meeresspiegels, Überflutung<br />

der am stärksten bevölkerten Regionen der Erde, Überschwemmungen<br />

durch bisher kaum gekannte Starkregenfälle<br />

im Landesinneren, unerträgliche Hitze mit Zehntausenden<br />

von Toten, Dürre, Waldbrände, tropische Wirbelstürme bzw.<br />

Hurricans auch in Europa und Zunahme von Tornados. Wasserknappheit,<br />

Nahrungsmangel und Migration von Millionen<br />

von Menschen sowie die Konflikte und Kriege! Der ehemalige<br />

Chefökonom der Weltbank, Sir Nicholas Stern, übersetzte<br />

die Prognosen der Klimawissenschaft anschaulich in die<br />

Aussage, dass Schäden zu erwarten seien, die die Schäden<br />

beider Weltkriege übertreffen. Und wir erlauben uns die Anmerkung,<br />

dass dieser Vergleich falsche Hoffnungen weckt,<br />

denn die Weltkriege waren nach einigen furchtbaren Jahren<br />

wenigstens beendet, die Klimaveränderungen jedoch werden<br />

nach menschlichem Ermessen innerhalb der nächsten paar<br />

tausend Jahre überhaupt nicht mehr aufhören.<br />

Manche Leser mögen das für übertriebene Sorge halten und<br />

glauben, dass die Klimaforscher sich irren. Wir haben volles<br />

Verständnis für ihre Skepsis, generell für jede Art von Skepsis,<br />

aber wir erlauben uns trotzdem noch eine Frage: "Würden sie<br />

mit Ihrer ganzen Familie eine Wohnung im Hochhaus beziehen,<br />

das von Fachleuten als einsturzgefährdet bezeichnet wurde<br />

(und das schon jetzt bei Sturm erheblich knistert, kracht und<br />

schwankt), bloß weil dort die Miete etwas geringer ist?"<br />

Und weil wir lieber auf Nummer Sicher gehen, steht für uns<br />

die Beendigung der fossilen Energiegewinnung (bei planmäßigem<br />

Ausstieg aus der risikobehafteten Atomenergie) weitaus<br />

an erster Stelle.<br />

Warten auf die Fusionsenergie? Warten auf den Erfolg<br />

von Kohlendioxid-Abscheidung und sicherer Endlagerung?<br />

Warten auf Erfolge der internationalen Verhandlungen zum<br />

Emissionshandel? Warten auf Desertec? Da gefällt uns das<br />

Greenpeace-Motto besser: "Taten statt Warten".<br />

Wir brauchen keine Experimente mit ungewissem Ausgang<br />

mehr, denn wir wissen aus praktischer Erfahrung, wie man die<br />

Solarenergie in Deutschland zum Aufblühen bringen kann. Die<br />

Erfahrungen mit dem Stromeinspeisungsgesetz und seiner<br />

Fortentwicklung, dem EEG, haben gezeigt, dass das EEG ein<br />

gut funktionierendes Instrument ist, mit dem wir den Zubau an<br />

Solar- und Windanlagen zuverlässig steigern können, wenn<br />

die Politik mitmacht. Der Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare<br />

Energien wird so möglich. Kapital fließt dorthin, wo die<br />

größten Gewinne winken. Solar- und Windenergie brauchen<br />

deshalb eine gewinnbringende Vergütung.<br />

Wir haben es in der Hand. Auf Atom- und fossile Energie<br />

können wir verzichten, wenn wir den Politikern unsere Stimme<br />

geben, die sich für eine Verbesserung der Anreize im EEG und<br />

für den Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland, auch in<br />

Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, einsetzen. (WvF)<br />

Ohne Geld geht es nicht -<br />

Die Lernkurve bei der PV-Markteinführung<br />

Bezweifelt Verbraucherschützer Krawinkel die Lernkurve?<br />

Unter der Überschrift „Weniger Geld für Sonnenstrom“ versteigt<br />

sich Verbraucherschützer Krawinkel in der Frankfurter<br />

Rundschau vom 14.09.09 zu der Forderung „... Aufgrund der<br />

jüngsten Entwicklung ist allerdings vorab eine Absenkung der<br />

Vergütung um einmalig 30 Prozent gerechtfertigt.“<br />

Zur Erinnerung für unsere Leser: Die „jüngste Entwicklung“<br />

besteht darin, dass zum 1. Januar 2009 die Einspeisevergütungen<br />

für Solarstrom bereits um 8 bis 10 Prozent gesenkt<br />

wurden und dass dann im ersten Halbjahr 2009 nur noch<br />

ein Drittel so viel Solarmodule auf deutsche Dächer montiert<br />

wurden wie im ganzen Jahr 2008.<br />

Wir gehen davon aus, dass Holger Krawinkel diese Zahlen<br />

kennt und fragen uns, wovor er eigentlich die Verbraucher<br />

schützen will. Vor der Photovoltaik vielleicht? Wollen wir eine<br />

neue Technik oder wollen wir weiter mit Atom- und Kohlestrom<br />

versorgt werden. Geld oder das Leben?<br />

Eine Senkung der Herstellungskosten bei allen neuen Techniken<br />

erfolgt erfahrungsgemäß nur durch Massenproduktion.<br />

Die Wirtschaftswissenschaften haben aus den Erfahrungen<br />

von Generationen sogar empirisch ein Gesetz hergeleitet,<br />

die Lernkurve. Jede Verdoppelung der weltweit insgesamt<br />

hergestellten - der kumulierten - Menge führt zu einem Rückgang<br />

der Stückkosten um etwa 20 Prozent. Wir brauchen also<br />

Massenproduktion.<br />

Massenproduktion ist bekanntlich nur durch steigende Nachfrage<br />

zu erreichen. Steigende Nachfrage setzt voraus, dass<br />

man in der Zeit des Wachstums auch bereit ist, Geld für die<br />

neue Technik auszugeben. Wir haben noch nie gehört, dass<br />

eine neue Technik dadurch eingeführt wurde, dass man ihr<br />

gleich zu Beginn den Geldhahn zugedreht hat. Unser Verdacht:<br />

Wer über die angeblich unbezahlbaren Kosten der Photovoltaik<br />

jammert, spielt das Spiel der Stromwirtschaft. (WvF)<br />

18 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Angriff auf das EEG in der<br />

Zeitschrift DIE ZEIT<br />

Erwiderung des <strong>SFV</strong><br />

Fritz Vorholz fordert in DIE ZEIT vom 13. August<br />

eine Herabsetzung der staatlich festgesetzten Einspeisevergütungen<br />

für Solarstrom im Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz (EEG), die noch weit über die<br />

drastische Herabsetzung im EEG 2009 hinausgeht.<br />

Das alte Beispiel von dem halbvollen bzw. dem<br />

halbleeren Glas zeigt, wie man den gleichen Sachverhalt<br />

positiv oder negativ darstellen kann. Unter<br />

der deprimierenden Überschrift „Viele Milliarden für<br />

wenig Strom“ demonstriert Fritz Vorholz in DIE ZEIT<br />

vom 13.8.09, wie man die Erfolgsgeschichte der<br />

Photovoltaik in Deutschland als kapitalen Misserfolg<br />

darstellen kann:<br />

„Allein die im Jahr 2009 zu erwartende Installation<br />

neuer Solarmodule wird die Verbraucher in den<br />

nächsten 20 Jahren gut 10 Mrd. Euro kosten.<br />

Dafür kommen pro Jahr zusätzlich rund 1,8 Mrd.<br />

Kilowattstunden Sonnenstrom aus den Steckdosen,<br />

das entspricht etwa 0,3 Prozent des gesamten gegenwärtigen<br />

Stromverbrauchs. Es ist fast nichts.“<br />

Und weiter: „Doch zehn Milliarden kosten nur die<br />

neuen Anlagen“. Was vorher errichtet worden sei,<br />

würde über die Jahre sogar Mehrkosten von 30<br />

Milliarden verursachen. So habe es jedenfalls das<br />

Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsförderung<br />

(RWI) in Essen ausgerechnet.<br />

Hier melden wir uns kurz mit einer Information<br />

zur Interessenlage des RWI zu Wort: Präsident der<br />

„Freunde und Förderer des RWI“ ist seit Juni 2008<br />

Dr. Rolf Pohlig, Finanzvorstand der RWE AG. Sein<br />

Vorgänger war der ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />

der RWE AG, Dr. Dietmar Kuhnt. Diese personellen<br />

Verflechtungen zwischen RWI und RWE sind Herrn<br />

Vorholz vermutlich bekannt. Und wie das RWE<br />

über die zukünftige Konkurrenz aus Sonnenstrom<br />

denkt, vermutlich auch. Die Berücksichtigung von<br />

wirtschaftlichen Interessen gehört ja nun einmal zum<br />

Handwerkszeug eines unabhängigen Journalisten.<br />

Doch zurück zum Beitrag in DIE ZEIT:<br />

Von denselben Zahlen ausgehend wie das RWI<br />

müsste ein fairer Kommentator eigentlich zu völlig<br />

entgegengesetzten Bewertungen kommen, etwa so:<br />

„In den vergangenen Monaten, in denen von Seiten<br />

der Banken im Zuge der Finanzkrise keine positiven<br />

Impulse für das Wirtschaftsleben mehr ausgingen,<br />

haben dennoch in Deutschland Privatpersonen und<br />

private Unternehmen - motiviert durch die staatlich<br />

festgesetzte Mindestvergütung im EEG - den Bau<br />

von Solarstromanlagen im Wert von 10 Mrd. Euro<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

voll vorfinanziert. Die in diesem Jahr neu installierten<br />

Solarmodule werden voraussichtlich den Anteil des<br />

Solarstroms am gesamten Strommix von 0,7 auf 1,0<br />

Prozent steigern. Damit überschreitet - knapp 10<br />

Jahre nach der Einführung einer halbwegs kostendeckenden<br />

Einspeisevergütung für Solarstrom im EEG<br />

2000 - der Anteil des Solarstroms in Deutschland<br />

erstmals die Ein-Prozent-Marke. Die Stromverbraucher<br />

müssen die dafür geleisteten Vorabinvestitionen<br />

nicht sofort, sondern erst im Lauf der nächsten 20<br />

Jahre an die privaten Investoren zurückzahlen. Das<br />

sind pro Jahr 30 Mrd. geteilt durch 20 Jahre = 1,5<br />

Mrd. pro Jahr.<br />

Und teilt man diesen Betrag auf die 80 Mio. Einwohner<br />

Deutschlands auf, dann sind es noch nicht einmal<br />

20 Euro pro Einwohner und Jahr. Oder monatlich<br />

weniger als 2 Euro.<br />

Damit hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) auch in der schlimmsten Wirtschaftskrise der<br />

letzten Jahrzehnte seine Bewährungsprobe als das<br />

wohl erfolgreichste Investitionsanreizprogramm der<br />

deutschen Wirtschaftsgeschichte glänzend bestanden."<br />

Es bleibt nachzutragen, dass in der aufgestellten<br />

Berechnung weder die Arbeitsplatzeffekte (Tausende<br />

von Solarinstallateuren haben ihr Gehalt weiter beziehen<br />

können) noch die Senkung des Strompreises aufgrund<br />

des Merit-Order-Effekts an der Europäischen<br />

Strombörse, noch die wachsende Unabhängigkeit<br />

von Energieimporten mit berücksichtigt wurden und<br />

schon gar nicht die Tatsache, dass eine wichtige CO 2 -<br />

freie Technik anstelle von Kohle und Atom eingeführt<br />

wird. Diese wesentlichen Erfolge des EEG hatte auch<br />

das RWI in seiner Analyse „vergessen“.<br />

Im Übrigen zeichnet der ZEIT-Autor ein Bild der<br />

Solarwirtschaft, das weder mit den Fakten, noch mit<br />

volkswirtschaftlicher Realität etwas zu tun hat.<br />

Seine Behauptung: "Auf Kosten der Allgemeinheit<br />

verdienen Hersteller und Investoren Extrarenditen"<br />

widerlegt sich schon allein aus den bekannt gewordenen<br />

Problemen, mit denen die Solarhersteller im<br />

ersten Halbjahr 2009 zu kämpfen hatten.<br />

Der gehässige Spruch des ZEIT-Autors: „Auf Kosten<br />

der Allgemeinheit verdienen Hersteller und Investoren<br />

Extrarenditen“ appelliert zwar psychologisch<br />

geschickt an den Neidkomplex, zeigt aber erstaunlich<br />

wenig Kenntnis von volks-und betriebswirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen. Warum denn überhaupt<br />

nehmen Unternehmer die Herkulesaufgabe in Angriff,<br />

eine völlig neue Konkurrenztechnik zu Kohle- und<br />

Quelle<br />

„Viele Milliarden für wenig<br />

Strom“ von Fritz Vorholz, in<br />

„DIE ZEIT“ vom 13.08.09<br />

http://www.zeit.<br />

de/2009/34/Foerderung-<br />

Solarbranche<br />

19


Autoren<br />

Monika und Winfried Schenk,<br />

<strong>SFV</strong>-Infostelle Nordbayern<br />

Atomenergie ins Leben zu rufen, wenn sie für ihre<br />

Mühe und Risikobereitschaft noch nicht einmal eine<br />

"Extrarendite" erwarten dürfen? [1]<br />

Seine eigenen Vorstellungen von einer Markteinführung<br />

der Photovoltaik erläutert Solarfreund Fritz<br />

Vorholz sinngemäß so: Wenn die Hersteller auf ihre<br />

Extrarenditen verzichten müssten, dann könnten<br />

Solarmodule viel billiger angeboten werden, dann<br />

würden auch arme Länder mehr davon kaufen und<br />

dann brauchten wir keine staatlich festgesetzten<br />

Garantiepreise in Deutschland mehr. Ja prima!<br />

Aber dann würde auch kein Unternehmer auch<br />

nur noch einen Finger für die Solarenergie krumm<br />

machen. Schon jetzt wird der Aufbau neuer Produktionskapazitäten<br />

gestoppt. Die kurzsichtige Entscheidung<br />

des Gesetzgebers aus dem Jahr 2008, die<br />

Einspeisevergütung von Jahr zu Jahr noch schneller<br />

abzusenken, als ohnehin geplant (neuerdings 8 - 10<br />

Prozent Absenkung statt bisher 5 Prozent), tut ihre<br />

unheilvolle Wirkung.<br />

50.000 schalten ab!<br />

Auch für die Photovoltaik gelten die bekannten<br />

Regeln der Betriebs- und Volkswirtschaft. Wenn der<br />

Geldzufluss gestoppt wird, ist es mit dem Wachstum<br />

vorbei. Der Aufbau einer neuen Energietechnik<br />

braucht Kapital, und Kapital fließt nun einmal dorthin,<br />

wo die hohen Gewinne winken. Ein schnellerer Aufbau<br />

braucht mehr Kapital als ein langsamer!<br />

Der <strong>SFV</strong> bedankt sich ausdrücklich bei Herrn<br />

Vorholz für die Erwähnung der Tatsache, dass wir<br />

(als einzige Organisation) bereits vor zwei Jahren<br />

vorausschauend eine Anhebung der Einspeisevergütung<br />

statt einer Absenkung gefordert haben. Wir<br />

tun das auch weiterhin - aber nicht, wie er uns unterstellt,<br />

um die Stromverbraucher besser zur Kasse<br />

zu bitten, sondern weil angesichts der absehbaren<br />

furchtbaren Folgen des Klimawandels jede Chance<br />

genutzt werden muss, die Energiewende weiter zu<br />

beschleunigen. (WvF)<br />

[1] Nur zum Vergleich: Allein der Stromversorger E.ON hat im ersten<br />

Halbjahr 2009 5,8 Mrd. € Gewinn eingefahrent. Hochgerechnet auf 20<br />

Jahre wären das 232 Mrd. €.<br />

Bericht zur Anti-Atomkraft-Demo „Mal richtig Abschalten“ am 05.09. in Berlin<br />

Vier Uhr. Draußen ist es noch stockdunkel. Die<br />

Demo beginnt früh für uns. Um 4.30 Uhr kommt<br />

schon Michael. Unterwegs laden wir noch Josef<br />

und Reinhard ins Auto. 100%-Transparent, 100%-T-<br />

Shirts, 100% gute Laune... sind auch eingepackt.<br />

Ziemlich alleine auf der Straße kommen wir gegen<br />

sechs Uhr in Nürnberg an. Dort soll am Hallplatz der<br />

Bus nach Berlin abfahren. Es sind schon ein paar<br />

Leute da, schließlich werden es zwei Busse voll.<br />

Eindrücke von der Anti-Atomkraft-Demo in Berlin Foto: <strong>SFV</strong>-Infostelle Nordbayern<br />

Von der <strong>SFV</strong>-Infostelle Nordbayern sind noch Ulrike<br />

und Erhard dazugestoßen, wir sind jetzt zu siebt. Um<br />

sieben Uhr setzen sich die Busse in Richtung Berlin<br />

in Bewegung.<br />

Erneut unterwegs in die Bundeshauptstadt. Wieder<br />

mal seine Meinung kundtun. Vor uns liegen ca. 450<br />

km. Fünf Stunden Autobahn. Je mehr wir uns Berlin<br />

nähern, desto mehr Wolken ziehen auf. Immer wieder<br />

regnet es. Und die beiden Frauen hinter uns reden<br />

schon wieder über die schlechte Wettervorhersage<br />

für den Norden Deutschlands. Wir sind gespannt auf<br />

die Stimmung am Brandenburger Tor.<br />

Ankunft in Berlin: Die Sonne scheint aus allen Ritzen.<br />

Wer jetzt kommt, hat nur ein Ziel: Den Washingtonplatz<br />

vor dem Hauptbahnhof. Vom Busparkplatz<br />

aus sind wir im Nu am Bahnhof, wir brauchen nur den<br />

Fahnen und Transparenten der anderen Teilnehmer<br />

zu folgen. Der Bahnhofsvorplatz empfängt uns bunt.<br />

Fahnen, Plakate, Menschen, Kinder, sogar Hunde<br />

sind mit Luftballons geschmückt und demonstrieren<br />

gegen den Atomausstieg. Überall gute Laune und<br />

Freude darüber, soo viele Gleichgesinnte anzutreffen.<br />

Die Stimmung ist locker, freundlich.<br />

Der Demonstrationszug setzt sich in Richtung<br />

Kapelle-Ufer in Bewegung. Mitten unter den vielen<br />

Menschen treffen wir auf eine befreundete Gruppe<br />

(„FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und<br />

20 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


für eine verantwortbare Energiepolitik e. V.“), auch<br />

aus Bayern. Wir packen unser Transparent „100%<br />

Erneuerbare Energien gegen den Klimawandel“ aus<br />

und reihen uns damit in die Menschenmenge ein.<br />

Immer wieder werden wir von starken Windböen<br />

getrieben. Oder aufgehalten, je nachdem. Es ist ganz<br />

schön anstrengend, unseren Leitspruch hoch zu<br />

halten, aber mit vereinten Kräften geht es ganz gut.<br />

Manchmal müssen wir aber unser „Segel“ schon aus<br />

dem Wind drehen. Die vielen verschiedenen Gruppen<br />

mit den unterschiedlichen Plakaten und Transparenten<br />

zu den Themen Atomaustieg, Atommülllagerung<br />

und Erneuerbare Energien und die Parteifahnen<br />

machen das Ganze zu einem bunten und gutgelaunten<br />

Spektakel in „guter Gesellschaft“. An der Ecke<br />

Friedrichstraße-Unter den Linden sehen wir uns um.<br />

Vor und hinter uns alles voller Menschen.<br />

In der Nähe des Demonstrationszuges gilt auf<br />

den Straßen der Ausnahmezustand. Absperrungen<br />

und Polizisten halten uns den Straßenverkehr fern.<br />

Fast hat man den Eindruck, die Polizeibeamten am<br />

Straßenrand gehören auch mit zur Demo. Vor dem<br />

Bundestagsgebäude wird die Polizeipräsenz (zweibeinig<br />

und vierbeinig) größer. Ernste und angestrengt<br />

blickende Polizisten. Maulbekorbte Hunde.<br />

Beim Einbiegen in die Straße des 17. Juni werden<br />

wir auf die rechte Straßenseite geleitet, weil sich<br />

die linke Seite bereits gefüllt hat. Und in der Mitte<br />

stehen sie: 400 Traktoren, in einer schönen Viererreihe<br />

eingeparkt. Viele tragen ein Plakat. Sogar ein<br />

rosafarbener ist dabei.<br />

Am 29. August startete der Treck der Bäuerlichen<br />

Notgemeinschaft aus dem Wendland zur heutigen<br />

Demo. Nach der Auftaktdemonstration in Gorleben<br />

gingen 30 Trecker mit Hängern auf Tour. Der<br />

Wochentreck mit Küchenwagen, mobilem Kino<br />

und Stromwechselstube führte über die anderen<br />

Brennpunkte der desaströsen Atommüllpolitik, den<br />

Schacht Konrad, die Asse II und Morsleben in die<br />

Bundeshauptstadt. Jeden Tag kamen neue Traktoren<br />

dazu. Toll, Hut ab.<br />

An den Traktoren vorbei bahnen wir uns den Weg<br />

bis kurz vor das Brandenburger Tor. Wir platzieren<br />

das <strong>SFV</strong>-Transparent direkt vor die Kameras, die<br />

ihre Linsen auf die Bühne am Brandenburger Tor<br />

gerichtet haben.<br />

Folgende Redebeiträge rundeten die Kundgebung ab:<br />

Fritz Pothmer (Bäuerliche Notgemeinschaft),<br />

Hermann Albers (stellvertretender Vorsitzender<br />

Bundesverband Erneuerbare Energien, Vorsitzender<br />

Bundesverband Windenergie), Friederike<br />

von Kirchbach (Pröpstin der Evangelischen Kirche<br />

Berlin-Brandenburg, ehemalige Generalsekretärin<br />

des Deutschen Evangelischen Kirchentages), Ingo<br />

Hummel (IG Metall, VW Salzgitter), Hubert Weiger<br />

(Die Klima-Allianz, Vorsitzender BUND), Lauri Myllyvirta<br />

(Greenpeace Finnland). In den Redepausen<br />

spielten die Gruppen Rantanplan, Jupiter Jones und<br />

die Ohrboten.<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Foto: Campact , (aus: www.youtube.de)<br />

Foto: <strong>SFV</strong><br />

Die Teilnehmerzahl der Demo wurde mit 50.000<br />

angegeben.<br />

Außerdem gab es eine Liveschaltung zur Kundgebung<br />

der IG Metall in Frankfurt unter dem Motto:<br />

„Macht Politik für die Mehrheit der Menschen!“ Die<br />

Übertragung erfolgte über eine Großbildleinwand. In<br />

Frankfurt wurden 40.000 IG-Metaller gezählt.<br />

Gegen 17 Uhr rollen wir unser Transparent ein.<br />

Wir müssen zurück, unser Bus fährt bereits in einer<br />

halben Stunde. Vorbei am Bundestagsgebäude, dem<br />

Bundeskanzleramt und dem Berliner Hauptbahnhof.<br />

Über uns immer noch Sonne und blauer Himmel, den<br />

ganzen Nachmittag schon. Gegen 18 Uhr verlassen<br />

wir die Bundeshauptstadt. Es beginnt zu regnen.<br />

Ein wunderschöner Regenbogen spannt sich über<br />

Berlin, als wollte er sagen „Schön, dass so viele hier<br />

waren“.<br />

Im Bus werden bereits wieder Pläne geschmiedet,<br />

was bis zur Bundestagswahl noch alles gemacht<br />

werden muss. Es ist schon Mitternacht, als wir wieder<br />

zurück in Nürnberg sind. Die Rückfahrt mit dem Auto<br />

schaffen wir jetzt auch noch.<br />

Dieser Tag in Berlin wird für alle ein unvergessenes<br />

Erlebnis bleiben. Hoffentlich haben wir viele Spuren<br />

hinterlassen für unser Ziel „100 % Erneuerbare<br />

Energien“.<br />

21


„Energie in Bürgerhand“<br />

Warum der <strong>SFV</strong> sich nicht an diesem Projekt beteiligt<br />

Ziel des Solarenergie-Fördervereins Deutschland -<br />

100 Prozent Erneuerbare Energien<br />

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland setzt sich ein<br />

für eine vollständige Umstellung der Energieversorgung auf<br />

100 Prozent Erneuerbare Energien - so schnell wie möglich. Er<br />

hat präzise Vorstellungen davon, wie die Energieversorgung<br />

der Zukunft aussehen wird.<br />

Die drei Hauptträger der zukünftigen Stromversorgung<br />

sind: Erneuerbare-Energien-Anlagen, dezentrale Speicher,<br />

intelligentes Netz. Genauer:<br />

• Hunderttausende Windanlagen auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen und hunderttausende Windanlagen, die sich über<br />

Waldgebieten drehen<br />

• Millionen von Solarstromanlagen an und auf Häusern<br />

• Millionen von dezentralen Stromspeichern bei den Stromverbrauchern<br />

• Ein einziges, einheitliches computergesteuertes intelligentes<br />

Stromnetz unter strikter staatlicher Aufsicht, das mit Hilfe von<br />

Preisanreizen und -signalen den zeitlichen und regionalen<br />

Ausgleich zwischen Stromerzeugern, Stromspeichern und<br />

Stromverbrauchern - kurz gesagt, zwischen Angebot und<br />

Nachfrage - herstellt.<br />

Kurzinfo zu „energie in bürgerhand“<br />

Aus kartellrechtlichen Gründen muss der Energieriese<br />

E.ON seine Tochter Thüga verkaufen. Die Thüga ihrerseits<br />

bündelt Beteiligungen an über 100 kommunalen<br />

Unternehmen - wie zum Beispiel in Frankfurt an der Mainova<br />

(24,4%) oder in Freiburg an der badenova (47%).<br />

Zum Kauf haben sich zwei Gruppen aus Stadtwerken<br />

und kommunalen Versorgern zusammengetan, um rund<br />

60-70 Prozent der Thüga-Anteile zu erwerben. Weitere<br />

Stadtwerke haben ihr Interesse bekundet und auch die<br />

Genossenschaft „Energie in Bürgerhand (EiB)“ wollen mit<br />

einer möglichst hohen Beteiligung einsteigen.<br />

Die von Freiburger Bürgern gegründete Genossenschaft<br />

EiB möchte durch einen Kauf von Thüga-Anteilen<br />

gemeinsam mit vielen anderen die Idee einer ökologischen<br />

und zukunftsweisenden Energiewirtschaft zu<br />

verwirklichen. Die Initiative sammelt seit Mai 2009 Gelder<br />

für eine bürgerschaftliche Beteiligung an der Thüga.<br />

Weitere Informationen zur Genossenschaft finden<br />

Sie unter http://www.energie-in-buergerhand.de<br />

Der <strong>SFV</strong> wird sich an diesem Projekt<br />

nicht beteiligen.<br />

Viele der von den Stadtwerken und Stromkonzernen<br />

wahrgenommenen Aufgaben entfallen.<br />

1) Es entfällt der Einkauf und Verkauf von Strom:<br />

2) Es entfällt die Erzeugung von Strom in konventionellen<br />

Großkraftwerken<br />

3) Es entfällt die selbständige Verwaltung und Instandhaltung<br />

des Stromnetzes.<br />

Für die zukünftigen Aufgaben einer Energieerzeugung zu<br />

100 Prozent aus Erneuerbaren Energien sind diese Unternehmen<br />

strukturell nicht besonders gut gerüstet.<br />

Zu 1) Strom aus Sonne und Wind wird von privaten<br />

Betreibern billiger erzeugt<br />

Die Erfahrung bestätigt seit über zehn Jahren, dass die<br />

privaten Betreiber von Wind- oder Solarstromanlagen den<br />

gleichen Strom fast um die Hälfte billiger herstellen können.<br />

Diese Tatsache ist für die Solarenergie durch eine gemeinsame<br />

Studie von RWE und Bayernwerk „Kostenentwicklung von<br />

PV-Kraftwerken in Mitteleuropa“ seit April 1993 bekannt.<br />

Bei der Windenergie zeigt sich die gleiche Tendenz. Seit<br />

2000 erhalten Stadtwerke die gleiche Vergütung wie private<br />

Einspeiser. Seit 2004 gilt dies auch für Unternehmen, die zu<br />

über 25% im Eigentum des Bundes oder eines Bundeslandes<br />

stehen. Dennoch werden vergleichsweise nur sehr wenige<br />

Windanlagen durch Stadtwerke oder größere Stromkonzerne<br />

betrieben.<br />

Es gibt dafür wichtige Gründe:<br />

• Den Stadtwerken und Stromkonzernen gehören weder die<br />

Hausdächer noch die windgünstigen Acker-, Wiesen- oder<br />

Waldflächen, auf denen die Anlagen errichtet werden können.<br />

• Die Nichteignung liegt auch in den zwangsläufig komplexen<br />

und teuren Strukturen solcher Unternehmen. Die Stadtwerke<br />

und Stromkonzerne sind organisatorisch und strukturell so<br />

aufgebaut, dass sie mit der Erzeugung oder dem billigen<br />

Einkauf und dem Verkauf von möglichst viel Strom möglichst<br />

hohe Gewinne erzielen. Unvergessen ist die Stellenanzeige<br />

der Märkischen Allgemeinen vom 29. März 1997, in der die<br />

MEWAG einen Sachbearbeiter mit abgeschlossener Fachhochschul-<br />

oder Hochschulausbildung suchte mit folgender<br />

Stellenbeschreibung: „Der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit liegt<br />

zum einen in der Sicherung des Umsatzes durch Verhinderung<br />

von Stromeigenerzeugungsanlagen (z.B. Erkennen von<br />

Eigenerzeugungsgefahrenpotentialen" Solche Betriebe und<br />

das in ihnen beschäftigte Personal auf die neue Aufgabe<br />

umzustellen, dürfte ähnlich problematisch sein, als wollte man<br />

eine Großschlächterei zum Tierheim umstrukturieren.<br />

22 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Zu 2) Für die Bereitstellung weiterer Stromspeicherkapazitäten<br />

sind Stadtwerke und Stromkonzerne<br />

nicht die geeignete Adresse<br />

Mit gebetsmühlenartiger Eindringlichkeit wiederholen<br />

die Stromversorger, dass die Erneuerbaren Energien<br />

wegen ihres fluktuierenden Energieangebots nicht in<br />

der Lage seien, eine durchgängige Stromversorgung<br />

bereitzustellen. Die naheliegende Idee, das umweltfreundliche<br />

Energieangebot mit Hilfe von zusätzlichen<br />

Stromspeichern zu vergleichmäßigen, liegt außerhalb<br />

ihres Interessensbereiches.<br />

Die Idee, Stromspeicher außerhalb ihres Verantwortungsbereichs<br />

bei den Stromverbrauchern dezentral<br />

aufzubauen, dort wo die Stromverbraucher den Strom<br />

selber brauchen, wird bei ihnen anscheinend noch nicht<br />

einmal diskutiert.<br />

Zu 3) Das Stromnetz muss verstaatlicht werden<br />

Auch das Stromnetz sollte nicht mehr in den Händen<br />

der Stadtwerke und der Stromkonzerne liegen. Die Anschlussnehmer,<br />

Stromkunden und Einspeiser müssen<br />

vor der Willkür der Betreiber geschützt werden, denn das<br />

regulierende Element des Wettbewerbs fehlt.<br />

Wettbewerb entfällt, denn es wäre volkswirtschaftlich<br />

sinnlos, wenn in der selben Region durch unterschiedliche<br />

Betreiber mehrere parallele Netze betrieben würden.<br />

Das Stromnetz ist deshalb ein natürliches Monopol. Ein<br />

Monopol gehört unter staatliche Aufsicht.<br />

Mehrere verschiedene Netzgebiete in Deutschland<br />

bringen keinen Vorteil, denn eine regionale Aufteilung der<br />

Verantwortungsbereiche würde den wünschenswerten<br />

Ausgleich zwischen den Gebieten erschweren, in denen<br />

wetterbedingt ein Überschuss von Sonne- und Windstrom<br />

vorhanden ist und denjenigen, in denen gerade<br />

Mangel herrscht. Deshalb verspricht ein einheitliches<br />

Netz in ganz Deutschland Vorteile gegenüber dem jetzigen<br />

Zustand.<br />

Wie wichtig gerade eine strikte staatliche Aufsicht über<br />

das Stromnetz wäre, beweisen die weit über hunderttausend<br />

Versuche der derzeitigen Stromnetzbetreiber, potentielle<br />

Solar- oder Windanlagenbetreiber durch gezielte<br />

Entmutigung oder Falschinformationen vom Bau ihrer<br />

Anlagen abzuhalten, selbst dort, wo die gleichen Netzbetreiber<br />

sich nach außen hin schon längst ein grünes<br />

Mäntelchen umgehängt haben. Auch kleine - als umweltfreundlich<br />

angesehene - Stadtwerke beteiligen sich munter<br />

an dem Spiel, den Bau von Solar- oder Windanlagen<br />

massiv zu verhindern. Der Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland - sozusagen der Kummerkasten der deutschen<br />

Solaranlagenbetreiber - erlebt kaum einen Tag, an<br />

dem kein Anlagenbetreiber um Rat und Hilfe gegenüber<br />

den Schikanen der Netzbetreiber bittet.<br />

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland fordert<br />

deshalb bereits seit Jahren die Verstaatlichung des<br />

deutschen Stromnetzes.<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Umweltfreunde sollten sich nicht an einem<br />

Stromkonzern beteiligen, der gleichzeitig in<br />

konventionellen Kraftwerken Strom erzeugt und<br />

Stromnetze betreibt<br />

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass der <strong>SFV</strong><br />

es für einen strategischen Fehler hält, die bisherige<br />

Struktur der Stromversorgung zu erhalten, bei der die<br />

wirtschaftlichen Interessen der Stromerzeuger und<br />

Stromnetzbetreiber nicht strikt getrennt sind. Wir brauchen<br />

keinen fünftgrößten solchen Konzern neben RWE,<br />

E.ON, Vattenfall und EnBW, sondern wir brauchen eine<br />

Umstrukturierung.<br />

Eine 2,5 Prozent Minderheitenbeteiligung der Genossenschaft<br />

Energie-in-Bürgerhand kann die zukünftige<br />

Thüga nicht daran hindern, dass sie sich aus betriebswirtschaftlichen<br />

Gründen erbittert gegen die Stillegung<br />

ihrer konventionellen Kraftwerke und die Verstaatlichung<br />

ihrer Netze wehren wird.<br />

Die bessere Alternative<br />

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland wirbt dafür,<br />

alle finanziellen Mittel, die von der Genossenschaft<br />

Energie in Bürgerhand gesammelt werden, nicht in die<br />

Thüga zu stecken, wo sie keine Wirkung erzielen werden,<br />

sondern in den direkten Bau von Anlagen der Erneuerbaren<br />

Energien. Mit Solar- und Windanlagen wird hardware,<br />

werden zukunftsfähige Tatsachen geschaffen, z.B. 5000<br />

zusätzliche Solarstromanlagen auf Einfamilienhäusern<br />

Mindestens genau so wichtig ist es, die Bevölkerung<br />

und die Politik auf die Notwendigkeit radikaler Änderungen<br />

vorzubereiten:<br />

• Wir brauchen 100 Prozent Erneuerbarer Energien - so<br />

schnell wie möglich.<br />

• Wir brauchen erhöhte Einspeisevergütungen für Erneuerbare<br />

Energien<br />

• Wir brauchen kostenlose Bereitstellung von Netzanschlüssen<br />

für alle Anlagen der Erneuerbaren Energien<br />

• Wir brauchen eine Bereitstellungsvergütung für Strom<br />

aus Erneuerbaren Energien, solange dieser Strom nicht<br />

abgenommen werden kann.<br />

• Wir brauchen gesetzliche und wirtschaftliche Anreize<br />

für den Bau privater dezentraler Stromspeicher. Dazu<br />

brauchen wir ein Stromnetz, in dem die Strompreise bis<br />

hinunter zum letzten Verbraucher jederzeit durch das jeweils<br />

herrschende Verhältnis von Angebot und Nachfrage<br />

bestimmt werden<br />

• Wir brauchen eine Verstaatlichung der Netze<br />

• Wir brauchen ein Verbot weiterer fossiler und atomarer<br />

Kraftwerke<br />

All diese dringend überfälligen Regelungen können<br />

nie aus einer Minderheitsbeteiligung an einem Energiekonzern<br />

erreicht werden, sondern bedürfen einer<br />

gesetzlichen Regelung durch den Bundestag. Wer diese<br />

Regelungen haben will, muss sich an die Öffentlichkeit,<br />

die Medien und die Politik wenden. Der Solarenergie-<br />

Förderverein Deutschland beschreitet diesen Weg und<br />

sucht dafür Unterstützung. (WvF)<br />

23


Leserbriefe<br />

Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland e.V.<br />

• Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung<br />

auf 100 % Erneuerbare Energien unter<br />

Schonung der natürlichen Umwelt und des sozialen<br />

Gefüges.<br />

• Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit<br />

dem Zusammenwirken der verschiedenen<br />

Energietechniken und mit der Wirksamkeit der<br />

unterschiedlichen Markteinführungsverfahren.<br />

• Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht<br />

auf Partikularinteressen. Kompromisse<br />

überlassen wir den Politikern.<br />

• Energiesteuer: Unsere Arbeit beinhaltet auch ein<br />

Konzept zur Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />

• Unsere Basis: Etwa 2500 Mitglieder tragen den<br />

Verein und sichern seine finanzielle Unabhängigkeit.<br />

Sind Sie schon in unserem<br />

Rundmail-Verteiler?<br />

Dort berichten wir über politische, rechtliche und technische<br />

Fragen zum Thema Erneuerbare Energien.<br />

Wenn Sie Informationen und neue Argumente haben<br />

wollen, so senden Sie uns eine E-Mail an<br />

zentrale@sfv.de<br />

Zum Klimawandel<br />

Der Begriff Klimawandel (ich weiss leider nicht, wer ihn in die<br />

Welt gesetzt hat) hört sich viel zu beschönigend an und wird<br />

der Situation, die uns bedroht, in keiner Weise gerecht: Bei<br />

einem Flugzeug, das auf Grund eines technischen Schadens<br />

schon an Höhe verloren hat, würde man in der Kabine wohl<br />

kaum von Höhen'wandel' sprechen, selbst dann nicht, wenn<br />

noch Hoffnung auf Überleben bestünde. Im Übrigen bin ich<br />

der Meinung, dass gefordert werden sollte, mindestens einmal<br />

jährlich im Bundestag eine Regierungserklärung zum Thema<br />

„Was fehlt noch bis zum Ziel 100 % Erneuerbare Energien<br />

und warum?“ stattfinden zu lassen. Die Bundesregierung<br />

und jedes Bundesland müssten darlegen, an welchen Stellen<br />

es am meisten geklemmt hat und wie man diese Klemmen<br />

beseitigt.<br />

Leserbrief von Norbert Hürkamp<br />

Zur <strong>SFV</strong> Stellungnahme: DESERTEC<br />

Nicht nur 100% Solarenergie ist möglich sondern auch 100%<br />

Zustimmung zur Einlassung des <strong>SFV</strong> (heutzutage twittert man<br />

da wohl „Full ACK“).<br />

Meines Erachtens ist das Desertec-Konzept jedoch kein<br />

„Eulen nach Athen tragen“ sondern der Versuch der Stromwirtschaft<br />

ein „trojanisches Pferd“ in die ungeliebte Energiewende<br />

einzuschleusen.<br />

Die angedachten Megastrukturen von Desertec sind ganz<br />

nach dem Geschmack unserer Energiemonopolisten. Hauptsache<br />

es entstehen keine dezentralen (demokratischen)<br />

Versorgungsstrukturen. Wobei ich der Münchner Rück noch<br />

ehrliche Überzeugung zugestehe (die können wohl am Besten<br />

Beurteilen welche Katastrophe der Klimawandel tatsächlich<br />

sein wird).<br />

Schade nur dass auch Greenpeace (wie man der Presse<br />

entnehmen kann) gleich auf den Zug aufgesprungen ist, anstatt<br />

sich ähnlich differenziert kritisch wie der <strong>SFV</strong> mit dem<br />

Thema zu befassen.<br />

Es gibt schon jetzt Lösungen unserer Energieprobleme in<br />

unserem eigenen Land als da sind: PV und Wind (und bald<br />

Speicherung im E-Auto), Solarthermie auch mit Lang-zeitspeicherung<br />

(dezentral in Häusern und zentral in geeigneten<br />

geologischen Formationen), Geothermie als Fernwärme und<br />

zur Stromerzeugung, Zweitverwertung von Biomasse (z.B.<br />

Biogas aus Gülle) usw.<br />

Man muss dies alles nur jetzt realisieren und nicht - schön<br />

bequem - auf Lösungen warten die vielleicht einmal in 20<br />

Jahren Beiträge leisten können. Dazu braucht es politischen<br />

Willen und weiterhin Förderprogramme die ihrem Namen<br />

gerecht werden anstatt zu bremsen.<br />

Zu DESERTEC<br />

Leserbrief von Dipl.Ing.(FH) Harald Brosi<br />

Ob mit oder ohne Abnahmegarantie: Das Projekt wird den<br />

Steuerzahler noch Geld und manchem Soldaten das Leben<br />

kosten. Wenn nämlich die Länder, auf denen Desertec steht,<br />

den Hahn zudrehen, so wird die Bundeswehr den Zugang<br />

zu den Ressourcen wiederherstellen und sichern müssen.<br />

Hirngespinst? Kaum. So und ähnlich stand es mal in einem<br />

Weißbuch der Bundeswehr, und das Militär meinte noch vor<br />

rund 20 Jahren in vorauseilendem Gehorsam, daß zu den<br />

vitalen Sicherheitsinteressen auch die Aufrechterhaltung<br />

des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu<br />

Märkten und Rohstoffen in aller Welt gehört (DER SPIEGEL<br />

17/1993, Seite 26).<br />

Es ist das alte Prinzip Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung<br />

der Verluste, letzteres in doppelter Hinsicht.<br />

Leserbrief von Wolfgang Luckner<br />

Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder!<br />

24 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


„Verfehlen wir den Atomausstieg?“<br />

Die Politiker und Verwaltungsfachleute im Land, die<br />

sich daran beteiligen, durch - der Stromerzeugungslobby<br />

gehorchend - Generierung und Anwendung unsinniger<br />

Verwaltungsvorschriften, den Ausbau der Erneuerbaren zu<br />

erschweren oder gar zu verhindern, versündigen sich nach<br />

meiner Auffassung an der Zukunft unserer Kinder! Damit die<br />

Menschen im Land endlich wach und kritischer werden und<br />

sich trauen zu hinterfragen, sollten wir in geeigneter Weise<br />

ein Netzwerk mit konkreter Aufklärung von Tatbeständen<br />

und Sachverhalten initiieren, damit für den Bürger erkennbar<br />

wird - ob auch mein kommunaler Verwaltungsbeamter im<br />

Rathaus oder gar mein Kommunalpolitiker oder Landes- und<br />

Bundespolitiker - an der Konstruktion solcher Verhinderungs-<br />

und Blockade-Vorschriften gegen die Erneuerbaren beteiligt<br />

ist? Wenn die Menschen dies erkennen, sollten sie nicht zögern,<br />

am Wahltag, aber auch bei jeder anderen Gelegenheit,<br />

hierfür die Quittung zu erteilen. Nur so geht das. Aus eigener<br />

kommunalpolitischer Erfahrung weiß ich, dass sich in Politik<br />

und Verwaltung alle gerne wegducken, wenn es konkret um<br />

Übernahme von Verantwortung zu diesem Themenbereich<br />

geht (trotz Beitritt zur Charta von Aalborg, Mitgliedschaft in<br />

den Agenda21-Bewegungen usw. usw.), und jeder verweist<br />

dann gerne auf die Vorgaben, die er von seiner nächst höheren<br />

Stelle oder Instanz hat.<br />

Meine Einschätzung ist, dass wir mit den Ausbauraten<br />

bei den Erneuerbaren dem Energiebedarf immer hinterher<br />

laufen werden, weil es keine ernsthafte Effizienz-Strategie,<br />

vor allem bei der Industrie, gibt. Im gleichen Maße, wie wir<br />

den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren, muss der<br />

Staat auch eine Strategie der wirklichen Strom- und Energieeinsparung<br />

gesetzlich erzwingen. Das muss für alle Länder<br />

der Erde gelten.<br />

Es geht um die Zukunft unserer Erde!!! Ich halte es für<br />

unerlässlich, in diesem Zusammenhang den Gesamt-volkswirtschaftlichen<br />

Unsinn, der in Deutschland und den meisten<br />

anderen Industrienationen verzapft wird, kritisch unter die<br />

Lupe zu nehmen. Denn genau dieser Unsinn ist meiner Meinung<br />

nach ja mit die Hauptursache für die Verwerfungen im<br />

gesamten Energiebereich. Auch die Rolle des Staates muss<br />

auf den Tisch, denn er verdient in nicht unerheblichem Masse<br />

an Steuern und Abgaben auf jede Kilowattstunde.<br />

Es sollte hinterfragt werden, was denn der Blödsinn soll,<br />

jeden erdenklichen Quatsch zu automatisieren, damit viel<br />

Energie zu verbrauchen und die Menschen arbeitslos zu machen<br />

und unserer Jugend keinerlei Perspektiven zu eröffnen.<br />

In vielen Bereichen der Konsumwirtschaft müssen wir wieder<br />

zurück zur Handarbeit und zu wirklichem Recycling-Prozess.<br />

Die Subventionierung von Energiekosten (Großstromabnehmer,<br />

Fliegerei, Verkehr und Landwirtschaft) ist zu unterbinden.<br />

Es kann doch nicht sein, dass man der einen Seite erlaubt<br />

und es fördert, mit Subventionsmitteln die Umwelt zu zerstören<br />

oder zu schädigen, und andererseits der Steuerzahler<br />

zur Kasse gebeten wird, um diese Schäden an der Umwelt<br />

wieder zu reparieren. Es muss endlich Schluss sein damit,<br />

ständig an den Symptomen herumzudoktern, wir müssen an<br />

Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder!<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Leserbriefe<br />

die wirklichen Ursachen unseres kranken, vor dem Abgrund<br />

stehenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems heran. Und<br />

hier schließt sich für mich der Kreis wieder: Wir, die Verfechter<br />

des Ausbaus der Erneuerbaren, bleiben die einsamen Rufer im<br />

Land, wenn wir den Menschen nicht ehrlich und verständlich<br />

die wahren Zusammenhänge erklären und ihnen sagen, was<br />

ihre Aufgabe ist, damit Veränderung passiert.<br />

Und wie bekommen wir es hin, dass mehr Anlagen zugebaut<br />

werden?<br />

• Anlagen müssen so billig werden wie ein PC von ALDI<br />

(Volkssolaranlage), um wegzukommen von dem ständigen<br />

Druck der quasi durch die Gegenfinanzierungsmaschinerie<br />

(Einspeisevergütung) erzeugt wird. Vielleicht ist es dann bei<br />

billigeren Anlagen zukünftig sinnvoller, mehr direkt in das<br />

eigene Hausnetz einzuspeisen, anstatt zu verkaufen. Hierbei<br />

können auch Kleinwindanlagen helfen.<br />

• Alle Supermärkte, alle Firmenhallen und Bürohäuser müssen<br />

(nicht nur über das Baurecht) verpflichtet werden zur Installation<br />

von Erneuerbaren an Dach und Fassade.<br />

• Vor allem im Gewerbebereich darf keine Baugenehmigung<br />

mehr erteilt werden, ohne verpflichtende Vorgabe (Nennung<br />

der zu installierenden Größe) von PV-Technik.<br />

• Firmen, die sich weigern, Erneuerbare Energie zu installieren<br />

und zu betreiben, müssen öffentlich gemacht werden bis hin<br />

zur Verweigerung, dort einzukaufen oder deren Leistung in<br />

Anspruch zu nehmen.<br />

• Überhaupt sollte der Bürger lernen nur dort zu kaufen oder<br />

Leistung in Anspruch zu nehmen, wo man sich aktiv in Sachen<br />

Umwelt einbringt.<br />

• Es sollte offen und nüchtern dargestellt werden, welche<br />

Unsummen an Steuergeldern wirklich in Atom- und Kohlekraftwerke<br />

gesteckt werden im Unterschied zu den Erneuerbaren.<br />

• Was brauchen wir eigentlich eine zentrale Stromversorgung<br />

in der Republik, wo eine dezentrale Versorgungsstruktur viel<br />

effizienter wäre?<br />

Leserbrief von Dieter Markowiak<br />

Achtung: teure und sinnlose Projektstudie<br />

Eine Photovoltaikstudie für 400 Euro wird von einem Ingenieurbüro<br />

aus der Nähe von Neuruppin erstellt. Ein Systemdienstleister<br />

aus der Nähe von Lüneburg, der angeblich<br />

hersteller- und markenunabhängig ist, bringt die Studie mit<br />

und erläutert sie bei Ihnen zu Hause. Darstellung von Verschattungen,<br />

der Einspeisevarianten und drei Anlagevarianten<br />

werden in Buchform zusammengefasst und empfohlen. Lesen<br />

kann man sie erst nach dem Gespräch. Obwohl mein Gebäude<br />

von hohen Bäumen teilweise monatelang fast durchgehend<br />

verschattet ist (immer ausgehend von Sonnenschein) und im<br />

Hochsommer auch nur für eine gewisse Zeit unverschattet ist,<br />

wird mir eine Photovoltaikanlage als rentabel gepriesen. Eine<br />

denkwürdige Praxis, Solarmodule zu verkaufen.<br />

Leserbrief von Gesche Hüchting<br />

25


Sonne und Wind auf Vorrat<br />

Tagung der Bischöflichen Akademie Aachen zu<br />

Möglichkeiten und Perspektiven der Stromspeicherung<br />

Wind- und Solarstrom könnten theoretisch einen<br />

großen Teil des Elektrizitätsbedarfs decken. Eine<br />

wichtige Einschränkung besteht aber darin, dass das<br />

Angebot dieser Energie von Witterung und Tageszeit<br />

abhängt und nicht der Nachfrage seitens der Stromverbraucher<br />

angepasst werden kann. Solange der<br />

Anteil von Wind- und Solarstrom insgesamt gering ist,<br />

ist dies unproblematisch. Um die international vereinbarten<br />

Klimaschutzziele zu erreichen, ist jedoch ein<br />

zügiger weiterer Ausbau der Nutzung regenerativer<br />

Energieträger unverzichtbar. Zumindest im Bereich<br />

der Windenergie ist daher schon bald die Frage zu<br />

klären, wie dem dann nicht mehr zu vernachlässigenden<br />

Problem der dargebotsabhängigen Schwankungen<br />

begegnet werden kann.<br />

Samstag, 14. November 2009<br />

14.00 Uhr: „Wasserstoff als Speichermedium für<br />

eine Energieversorgung auf regenerativer Basis“<br />

Dr.-Ing. Bernd Emonts, Inst. f. Energieforschg. FZ<br />

Jülich<br />

15.45 Uhr Kaffee<br />

16.15 Uhr: „Druckluftspeicher – Potentiale und<br />

mögliche Rolle in einem nachhaltigen Elektrizitätsversorgungssystem“<br />

Dr.-Ing. Philipp Siemes,<br />

Statkraft Markets GmbH, Düsseldorf<br />

18.00 Uhr Abendessen<br />

Tagungsgebühr<br />

Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />

Termin: 14.11.2009, 19.00 Uhr Ort: Bischöfliche Akademie Aachen<br />

Wie immer erhalten alle Mitglieder rechtzeitig eine persönliche Einladung per Post und E-Mail.<br />

(Wenn uns Ihre E-Mail-Adresse noch nicht vorliegt, so teilen Sie uns diese bitte mit.)<br />

15.11.09, nachmittag: Besteigung des Windrades in Aachen - Vetschau<br />

Gesonderte Anmeldung beim <strong>SFV</strong> unter 0241-511616 erbeten!<br />

Eine wichtige Rolle kommt dabei Systemen der<br />

Stromspeicherung zu, die Energie aus Überschussproduktion<br />

speichern und zu Zeiten geringerer Stromerzeugungsraten<br />

wieder ins Netz einspeisen können.<br />

Die Herausforderung besteht darin, dass es hier um<br />

sehr große Kapazitäten geht, die zu wirtschaftlich<br />

vertretbaren Bedingungen zur Verfügung stehen müssen.<br />

Das Potential von Pumpspeicherkraftwerken,<br />

die diesen Zweck erfüllen können, ist in Deutschland<br />

weitgehend ausgereizt. Unsere Tagung nimmt daher<br />

alternative Verfahren der Stromspeicherung in den<br />

Blick und analysiert ihren möglichen Beitrag in einem<br />

auf regenerativen Energieträgern basierenden Energieversorgungssystem<br />

der Zukunft.<br />

Sonntag, 15. November 2009<br />

9.30 Uhr „Der Einsatz verschiedenartiger Elektrizitätsspeichersysteme<br />

als Lösung für die Grundlastfähigkeit<br />

Erneuerbarer Energien“ Prof. Dr. Dirk Uwe<br />

Sauer, Inst. f. Stromrichtertechnik und Elektrische<br />

Antriebe, RWTH Aachen<br />

11.15 Uhr „Marktwirtschaftliche Anreize für Investitionen<br />

in dezentrale private Stromspeicheranlagen“<br />

Impuls von Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck, Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland e.V., Aachen und<br />

anschließende Diskussion mit Dr. Aribert Peters,<br />

Bund der Energieverbraucher e.V., Unkel<br />

13.00 Uhr Mittagessen<br />

- mit Übern. u. Verpfl. im EZ 62 € / erm. 47 €<br />

- mit Übern. u. Verpfl. im DZ 52 € / erm. 37 €<br />

- ohne Übern./mit Verpfl. 33 € / erm. 21,50 €<br />

Ermäßigung gilt für Auszubildende, Studierende (in der Erstausbildung) und Arbeitslose.<br />

Anmeldung (Anmeldeschluss: 16. Oktober 2009)<br />

Anmeldung unter 0241/47996-29 (Frau Schäffter), per mail an esther.schaeffter@bistum-aachen.de<br />

oder per Fax unter 0241/47996-10 anmelden. Bitte Tagungsnummer A 14011 angeben.<br />

26 Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Name: ................................................................................................................................<br />

Straße: ................................................................................................................................<br />

PLZ/Ort: ................................................................................................................................<br />

Tel.: ..................................... Fax: ................................................<br />

E-Mail:<br />

Beitritt zum Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Ich will stimmberechtigtes Mitglied im <strong>SFV</strong> werden.<br />

Der Jahresbeitrag beträgt 61,36 Euro 23,01 Euro (ermäßigt)<br />

Meine Firma will Fördermitglied im <strong>SFV</strong> werden (nicht stimmberechtigt).<br />

Der Jahresbeitrag beträgt Euro (Höhe selbst bestimmen)<br />

Alle Mitglieder werden zentral von der Bundesgeschäftsstelle betreut.<br />

Wer mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich eine lokale Info-Stelle des <strong>SFV</strong> unterstützen möchte, findet unten die<br />

notwendigen Infos und Kontaktadressen.<br />

Einzugsermächtigung:<br />

BLZ Kto-Nr.:<br />

(Bitte deutlich schreiben!)<br />

Unterschrift:<br />

Per Post, Fax oder E-Mail an:<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen Fax: 0241-535786, zentrale@sfv.de<br />

Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen zugeordnet sein möchte, so fließen seine Spenden und ein<br />

Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.<br />

Amberg / Amberg-Sulzbach<br />

Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr. 11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-33193,<br />

http://www.solarverein-amberg.de, e-mail: info@solarverein-amberg.de, e-mail: hans.frey@gmx.de<br />

Düsseldorf<br />

Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf, Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076,<br />

e-mail: peter.koehling@web.de<br />

Nordbayern<br />

Vorsitz: Hermann Bähr, Herwig Hufnagel, Hechlinger Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255,<br />

Fax.: 09833-989257, e-Mail: info@sfv-nordbayern.de, http://www.sfv-nordbayern.de, Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr<br />

Würzburg<br />

Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr. 10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-4174489,<br />

e-Mail: m.duerr@gmx.de, Treffen jeden 1. Montag im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr. 2, Würzburg.<br />

Solarbrief 3/09<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Info-Stellen des <strong>SFV</strong><br />

27


G 8058 - Postvertriebsstück<br />

Absender:<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle,<br />

Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen<br />

100 Prozent<br />

Erneuerbare Energien<br />

sind möglich, bezahlbar<br />

und dringend notwendig!<br />

Wählen Sie keine<br />

Kohle- oder Atompartei

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