SOLARBRIEF - SFV
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SOLARBRIEF - SFV
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<strong>SOLARBRIEF</strong><br />
Zeitschrift des<br />
Solarenergie-Fördervereins<br />
Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Karikatur: Gerhard Mester<br />
Seite 18, 24 ff. Über die Rolle der Bioenergien<br />
im zukünftigen Energiemix<br />
Eine folgenschwere Fehleinschätzung unter<br />
Umweltfreunden<br />
Seite 3 bis 21 Abwägung zwischen Netzausbau und<br />
Bau von Stromspeichern<br />
Technische Notwendigkeiten zur Umsetzung<br />
der vollständigen Energiewende<br />
4. Ausgabe 2010<br />
Seite 31 Erneuerbare Energien als Sündenbock<br />
für Strompreiserhöhungen<br />
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher
Solarenergie-Förderverein<br />
Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Frère-Roger-Str. 8-10<br />
52062 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 51 16 16<br />
Fax: 0241 / 53 57 86<br />
E-mail: zentrale@sfv.de<br />
Internet: http://www.sfv.de<br />
Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30<br />
Solarbrief:<br />
vierteljährlich, Einzelpreis 6 €<br />
Für Mitglieder ist der Bezug des<br />
Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten. Spender erhalten den<br />
Solarbrief als Dankeschön.<br />
Werbeanzeigen:<br />
Der Solarbrief ist frei von<br />
bezahlten Anzeigen.<br />
<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />
Jahresbeitrag: mind. 61,36 Euro<br />
ermäß. Beitrag: mind. 23,01 Euro<br />
(Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />
sind steuer abzugsfähig.)<br />
Bankverbindung:<br />
Pax-Bank Aachen, BLZ 37060193<br />
KtoNr.: 100 541 50 19<br />
BIC: GENODED1PAX<br />
IBAN: DE16 370601931005415019<br />
Beiträge von:<br />
Dr. Volker Buddensiek, Wolf von<br />
Fabeck (WvF), Petra Hörstmann-<br />
Jungemann (PHJ), Susanne<br />
Jung (SJ), Herbert Kaes, Günther<br />
Kowalczyk, Johannes Laubrock,<br />
Aribert Peters, Alfons Schulte<br />
(AS), Kerstin Watzke (KW)<br />
Verantwortlich:<br />
Wolf von Fabeck (V.i.S.d.P.)<br />
Layout: Susanne Jung<br />
Aufl age: 5500<br />
Impressum<br />
Erscheinungsdatum:<br />
Dezember 2010,<br />
Redaktionsschluss: 6.12.2010<br />
Druckerei:<br />
Zypresse: gedruckt auf<br />
100% Recyclingpapier<br />
ISSN 0946-8684<br />
Titelbild: Gerhard Mester<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
• Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung auf 100 %<br />
Erneuerbare Energien unter Schonung der natürlichen Umwelt und<br />
des sozialen Gefüges.<br />
• Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit dem Zusammenwirken<br />
der verschiedenen Energietechniken und mit der Wirksamkeit der<br />
unterschiedlichen Markteinführungsverfahren.<br />
• Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht auf Partikular–<br />
interessen. Kompromisse überlassen wir den Politikern.<br />
• Energiesteuer: Wir verfolgen auch ein Konzept zur Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen durch Verlagerung der Steuerlast von der menschlichen<br />
Arbeitskraft auf die Energie.<br />
• Unsere Basis: Etwa 2800 Mitglieder tragen den Verein und sichern<br />
seine finanzielle Unabhängigkeit.<br />
www.Energiewenderechner.de<br />
Karikatur: Gerhard Mester<br />
Der „Energiewenderechner“ ist ein Informations- und Optimierungsprogramm. Er<br />
hilft beim Vergleich unterschiedlicher Lösungsansätze, wie Deutschland seinen<br />
Energiebedarf vollständig und klimaschonend aus heimischen Erneuerbaren Energien<br />
decken kann.<br />
• Das Programm hilft, die technischen Potentiale der verschiedenen<br />
Erneuerbaren Energien realitätsnah abzuschätzen,<br />
• informiert über die Eckwerte der bisherigen Energieversorgung<br />
Deutschlands,<br />
• zeigt, wo Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gegeben sind,<br />
• unterstützt Politiker bei der Überlegung, welche energiepolitischen<br />
Rahmenbedingungen geändert werden müssen.<br />
Die Relevanz der Ergebnisse hängt selbstverständlich von der Realitätsnähe der<br />
Eingaben ab, wie z.B. der verfügbaren Flächen, der angenommenen Wirkungsgrade<br />
oder der erforderlichen Stromspeicherkapazitäten. Die notwendigen Werte sind<br />
bereits grob abgeschätzt und voreingestellt, der Nutzer des Programmes kann und<br />
soll sie jedoch durchaus nach eigenen Erkenntnissen korrigieren bzw. verändern.<br />
Besonders gedacht ist der Energiewenderechner für Umweltorganisationen, für<br />
Technik-Journalisten, für Lehrpersonal an technischen Schulen, für Berater von<br />
Politikern, sowie für alle Menschen mit technischem Verständnis, die nach Argumenten<br />
und Fakten für eine rasche Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare<br />
Energien suchen.
STROMSPEICHERUNG ist die<br />
Brücke ins Solarzeitalter<br />
Nicht schon wieder "strategische Überlegungen"!<br />
Doch, liebe Freunde, es muss<br />
sein!<br />
61 Prozent der Bevölkerung seien gegen<br />
die Atomenergie, heißt es. Doch es gibt<br />
auch Befürworter dieser Technik. Zu den<br />
Befürwortern der Atomenergie, der "Kernenergie",<br />
wie sie sie nennen, gehören naturwissenschaftlichtechnisch<br />
gebildete Menschen, die teilweise führende Positionen<br />
in Technik, Wirtschaft und Politik einnehmen, allen voran<br />
unsere oberste Atomphysikerin. Bei weitem nicht alle diese<br />
Befürworter werden von den Millionengewinnen geblendet,<br />
die jedes abgeschriebene Atomkraftwerk täglich einfährt. Sie<br />
bezweifeln vielmehr, dass die Erneuerbaren Energien - Sonne<br />
und Wind - tatsächlich Atomenergie und fossile Energien<br />
ersetzen können.<br />
Ihre Frage: "Und was macht ihr, wenn die Sonne nicht<br />
scheint und der Wind nicht weht?" ist nicht immer polemisch,<br />
sondern vielfach bitter ernst gemeint.<br />
Am 18. September 2010 war ich auf der großen Antiatom-<br />
Demonstration in Berlin. Und da standen sie sich dann gegenüber:<br />
Die aufgebrachten Demonstranten, die mit witzigen und<br />
mit wütenden Parolen das Ende der Atomkraft forderten. Und<br />
auf der anderen Seite gab es einige wenige kopfschüttelnde<br />
Beobachter in den am Samstag kaum besetzten Parteizentralen<br />
der schwarzgelben Koalition.<br />
Ich habe in Berlin mitgesungen: "Stoppt die Atomkraft", und<br />
ich habe aufmerksam die Parolen, Transparente und Fahnen<br />
unserer Freunde, der Atomkraftgegner, nach Argumenten<br />
angehört und angesehen: Die Gefahren der Atomenergie<br />
wurden benannt, die Erneuerbaren Energien als Alternativen<br />
waren präsent, doch ein unerlässlich wichtiger Teil der Alternativen<br />
blieb noch völlig unerwähnt, nämlich die gewaltige<br />
vor uns liegende Aufgabe der Energiespeicherung.<br />
Es ist - ehrlich gesagt - kein Wunder, dass wir Befürworter<br />
der Erneuerbaren Energien bei unseren Gegnern Kopfschütteln<br />
ernten und als inkompetent angesehen werden, wenn<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Editorial<br />
wir nicht einmal andeuten (es vielfach<br />
noch nicht einmal wissen), wie wir mit<br />
Sonnenenergie und Windkraft eine ununterbrochene<br />
Stromversorgung aufrecht<br />
erhalten wollen. Deshalb müssen wir<br />
unsere Erkenntnisse in die Öffentlichkeit<br />
bringen, sie zur Diskussion stellen, sie<br />
zum Thema machen. Ich sehe das als<br />
vorrangige Pfl icht unserer Informations-<br />
und Öffentlichkeitsarbeit an. Wir müssen<br />
zeigen, dass wir die große Aufgabe erkannt haben, uns notfalls<br />
auch ohne fossile Kraftwerke und Atomkraftwerke vier<br />
Wochen lang ohne Wind und bei bedecktem Himmel - mit<br />
Sonnen- und Windstrom aus Stromspeichern zu versorgen.<br />
Den Umfang der Aufgabe und ihre Lösungsmöglichkeiten<br />
müssen wir in aller Klarheit in die Öffentlichkeit bringen, damit<br />
endlich auch von Seiten des Gesetzgebers die nötigen<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />
Nicht die Atomenergie, sondern die Stromspeicherung ist<br />
die Brücke ins Solarzeitalter! Und schlimm ist es auch,<br />
wenn jetzt noch Geld in den Neubau von Kohlekraftwerken<br />
gesteckt wird. Das sollte lieber in den Bau von Stromspeichern<br />
fl ießen.<br />
Sie fi nden deshalb in diesem Solarbrief zum Thema Energiespeicherung<br />
mehrere Beiträge. Wir beschränken uns<br />
dabei nicht nur auf die Stromversorgung, sondern haben die<br />
vollständige Energieversorgung einschließlich Wärmeversorgung<br />
und Verkehr im Blick, und immer unter dem Gesichtspunkt,<br />
wie sie zukünftig unterbrechungsfrei mit Energie aus<br />
Sonne, Wind, Wasserkraft, Geothermie, Biomassereststoffen<br />
und Energiespeichern gewährleistet werden kann.<br />
Sie, sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser können<br />
mithelfen. Mein Appell an Sie: Nennen Sie zukünftig die<br />
Erneuerbaren Energien stets in Verbindung mit dem Begriff<br />
der Stromspeicherung.<br />
Unser Transparent für die Demonstration in Berlin trug übrigens<br />
den Text „Speicher, Wind und Sonnenstrom ersetzen<br />
Kohle und Atom!“<br />
Ihr Geschäftsführer<br />
Die Mitarbeiterinnen vor den Geschäftsräumen des <strong>SFV</strong>: (vlnr) Petra Hörstmann-Jungemann, Kerstin Watzke, Susanne Jung, Annette Stoppelkamp<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Stromspeichern - Brücke zum<br />
Solarzeitalter<br />
3.... Editorial<br />
Stromspeichern ist die Brücke zum Solarzeitalter:<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
6 ... Zusammenfassung - Abwägung von<br />
Netzausbau und Stromspeichern<br />
7.... (1) Abwägung zwischen Netzausbau und<br />
Speicherausbau<br />
Die Fragestellung - Anreiz zum Speicherbau unzureichend<br />
- Steigende Verluste trotz vollkommenen Netzausbaus:<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
10.. (2) Vollständige Energiewende ohne<br />
Stromspeicher?<br />
Notfallspeicher - Überschüsse aus Sonne und Wind - Biomasse<br />
- Geothermie - Windstille in Europa - das Supergrid:<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
13.. (3) Platzierung von Speichern mit Rücksicht auf<br />
Solar- u. Windangebot<br />
Leistungsschwankungen der EE - Unsymmetrie bei<br />
Einspeicher- und Ausspeicherleistung - Dezentralisierung<br />
und/oder norwegische Lösung: Von Wolf von Fabeck<br />
16.. (4) Können Stromspeicher internationale Fernübertragungsleitungen<br />
überflüssig machen?<br />
Unerwartet hohe Ausspeicherleistung bei Dunkelheit und<br />
Windstille erforderlich - Die Frage der räumlichen Unterbringung<br />
- Dezentralisierung: Von Wolf von Fabeck<br />
17.. (5) Unterschiedliche Speichertypen<br />
und ihre besondere Eignung<br />
Leistungsaufnahme und Raumbedarf als technische<br />
Herausforderung - Die Überschätzung der Biomasse -<br />
Pumpspeicher - Methanol oder Methan aus CO - 2<br />
Batterien: Von Wolf von Fabeck<br />
20.. (6) Ausbau der „Sammelnetze“ und der<br />
nationalen „Fortleitungsnetze“<br />
Steigender Strombedarf - Sammelnetze Voraussetzung<br />
zum Ausbau der EE - Fortleitungsnetze erst nach Potentialanalyse<br />
- Glätten des fortzuleitenden Überschussstroms:<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
22.. (7) Politische Forderungen des <strong>SFV</strong><br />
zum Speicherbau<br />
Markteinführung unter Zeitnot - Alle Technologien -<br />
Alle Anschlussnehmer - Speicherförderung im EnWG<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
Fehlentwicklungen<br />
24.. (8) Über die Rolle der Bioenergien im<br />
zukünftigen Energiemix<br />
Soziale, ökologische und energiepolitische Betrachtungen:<br />
Von Susanne Jung<br />
30.. Bundesnetzagentur fordert Referenzleistungsmessung<br />
für Solarstromanlagen<br />
Fehlerhafte Prognosen der Verteilnetzbetreiber führen zu<br />
unnötigen Kosten und gefährden die Stabilität des Netzes:<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
31.. Erneuerbare als Sündenbock für<br />
Preiserhöhungen<br />
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher:<br />
Von Aribert Peters<br />
32.. BSW von Selbstzweifeln getrieben?<br />
Die klima- und energiepolitische Bedeutung der PV gerät<br />
in Vergessenheit: Von Wolf von Fabeck<br />
32.. Liebhaben reicht nicht<br />
Zur Kapitulation des BSW: Von Volker Buddensiek<br />
34.. An der Begründung für Strompreiserhöhungen<br />
sollt ihr sie erkennen - die Ökostromhändler<br />
Von Wolf von Fabeck<br />
34.. Sinkender Großhandelspreis durch Erneuerbare<br />
Auszug aus Pressemitteilung der Bundesnetzagentur<br />
43.. Chronik einer höchst umstrittenen Atomenergie<br />
zusammengestellt von Petra Hörstmann-Jungemann<br />
4 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Energiewende<br />
2.. Energiewenderechner des <strong>SFV</strong><br />
Mit realitätsnahen Daten nachrechnen<br />
Energiewenderechner.de<br />
Die Energiewende selbst gestalten<br />
> Rechner<br />
> Einführungsvideo<br />
> Funktionsbeschreibung<br />
und Hintergrundinfos<br />
> Daten<br />
> Suche<br />
> English<br />
> Deutsch<br />
Betreiberinformation<br />
35.. Zum neuen Online-Meldeportal der<br />
Bundesnetzagentur<br />
Pressemitteilung der Bundesnetzagentur und Kommentar<br />
des <strong>SFV</strong>: Von Susanne Jung<br />
36.. Solarstrom-Eigenverbrauch<br />
im Mehrfamilienhaus<br />
Schon lohnenswerte Alternative zur vollständigen<br />
Netzeinspeisung des erzeugten Solarstroms?<br />
Von Susanne Jung<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Szenarien mit realitätsnahen Werten selbst erstellen<br />
Erneuerbare Energien und dezentrale Speicher ersetzen Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomenergie<br />
Energiewenderechner kennenlernen<br />
Expertenvideo<br />
Verbesserungsvorschläge bitte unter dem Stichwort „Energiewenderechner“ an:<br />
eMail: ewr@energiewenderechner.de<br />
Geben Sie hierbei bitte die Versionsnummer an (kleingedruckt in der rechten unteren Ecke des Rechners).<br />
Kontakt | Impressum<br />
Copyright © 2010 energiewenderechner.de . Alle Rechte vorbehalten<br />
38.. Netzanschluss von PV-Anlagen zum Jahreswechsel<br />
Behelfsweise Inbetriebnahme von PV-Anlagen zum<br />
Jahreswechsel: Von Susanne Jung<br />
38.. Solarstrom-Ertragsdatenbank wächst stetig<br />
Von Kerstin Watzke<br />
39.. PV-Anlagen kontrolliert abbrennen lassen?<br />
Über klare Vorschriften beim Löschen von elektrischen<br />
Anlagen: Von Wolf von Fabeck<br />
39.. Unfallrisiko bei der Montage von PV-Anlagen<br />
Schutzvorschriften beachten: Von Kerstin Watzke<br />
Rezension<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
40.. Der energethische Imperativ<br />
Besprechung des letzten Buchs von Hermann Scheer:<br />
Von Alfons Schulte<br />
Leserbriefe<br />
41.. Leserrezension zum letzten Buch von<br />
Hermann Scheer, Historisches zur Nutzung der<br />
Solarenergie, Reaktion auf die Erhöhung der<br />
Strompreise<br />
Internes<br />
2.. Ziele des <strong>SFV</strong><br />
44.. Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />
Kurzbericht von Petra Hörstmann-Jungemann<br />
45.. Protokoll zur Mitgliederversammlung (Auszug)<br />
46.. Vorstellung des neuen Vorstandes und<br />
Ersatzvorstandes des <strong>SFV</strong><br />
46.. Termin für Mitgliederversammlung 2011<br />
steht bereits fest<br />
47.. Infostellen, Beitritt zum <strong>SFV</strong><br />
5
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Zusammenfassung - Abwägung von<br />
Netzausbau und Stromspeichern<br />
Mit den folgenden Thesen möchte der Solarenergie-<br />
Förderverein Deutschland e.V. eine fruchtbare Diskussion<br />
zu den technischen Notwendigkeiten bei der<br />
Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien<br />
auslösen.<br />
Die Begründungen zu diesen Thesen enthalten einige<br />
neue Erkenntnisse. Sie fi nden sie anhand der laufenden<br />
Nummer(n) in Klammern.<br />
• Für die Umstellung der Energieversorgung auf 100<br />
Prozent Erneuerbare Energien ist sowohl ein Ausbau<br />
der Stromnetze als auch der Bau von Stromspeichern<br />
notwendig, doch müssen diese aufeinander abgestimmt<br />
sein (1).<br />
• Im EEG gibt es eine Verpflichtung der Netzbetreiber<br />
zum Ausbau des Stromnetzes. Die Anreize zum Bau von<br />
dezentralen Stromspeichern sind jedoch nicht kostendeckend.<br />
Der Bau von Stromspeichern wurde deshalb<br />
seit Jahren vernachlässigt (1).<br />
• Schon bei einer Verdoppelung des Erneuerbare-<br />
Energien (EE)-Anteils in der Stromversorgung - also in<br />
wenigen Jahren - lassen sich unnötige Energieverluste<br />
nicht mehr alleine durch weiteren Netzausbau sondern<br />
zunehmend nur noch durch Bau von Stromspeichern<br />
vermeiden (1).<br />
• Im 100-Prozent-Fall müssen - selbst bei vollständigem<br />
Ausbau aller nationalen und internationalen Stromnetze<br />
- die Stromspeicher eine unerwartet hohe Ausspeicherleistung<br />
erbringen können. Im worst case (Abendspitzenlast,<br />
keine Sonne und kein nennenswerter Wind in<br />
ganz Europa) wäre das die volle Spitzenlast abzüglich<br />
Geothermie-, Wasser- und Bio-Reststoff-Strom (1).<br />
• Ohne Stromspeicher ist eine vollständige Umstellung<br />
auf Erneuerbare Energien überhaupt nicht möglich<br />
(2).<br />
• Stromspeicher sollen möglichst dicht bei den Solar-<br />
und Windanlagen errichtet werden; das bedeutet<br />
Dezentralisierung soweit möglich (3).<br />
Einzelbeiträge mit ausführlichen Begründungen<br />
• Zur weiteren Erschließung des Solar- und Windpotentials<br />
ist der Bau von "Sammelleitungen" im nationalen<br />
Rahmen erforderlich (6).<br />
• Stromleitungen zum "Fortleiten" "überschüssigen"<br />
EE-Stroms im nationalen Rahmen (neue Hoch- und<br />
Höchstspannungsleitungen) müssen nur dort gebaut<br />
werden, wo eine Potentialabschätzung ergibt, dass<br />
das regionale EE-Angebot - auch nach Glättung durch<br />
lokale Speicher - in dieser Region nicht verbraucht<br />
werden kann (6).<br />
• Ehe Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien<br />
fortgeleitet wird, sollte man ihn zunächst in lokalen<br />
Speichern glätten, denn mit ungeglättetem Strom aus<br />
Leistungsspitzen kann kein Verbraucher etwas anfangen<br />
und außerdem überlastet er das Netz (6).<br />
• Internationale Fernübertragungsleitungen wären nur<br />
erforderlich, wenn auf norwegische Pumpspeicherkraftwerke<br />
nicht verzichtet werden kann (3) (4).<br />
• Pumpspeicherkraftwerke sind besser für die Aufnahme<br />
von gleichmäßiger Leistung (z.B. aus Braunkohle<br />
oder AKW) ausgelegt als für Strom aus Wind- oder<br />
Solarenergie (4) (5).<br />
• Biomasse ist aus ökologischen und sozialen Gründen<br />
als Energiespeicher nicht geeignet und vom Potential<br />
her nicht ausreichend (5) (7).<br />
• Zum Ausgleich zwischen häufigen kurzfristigen solartypischen<br />
Überschüssen und Stunden des Energiemangels<br />
sind aufladbare Batterien bei den Endverbrauchern<br />
in der Nähe von Solaranlagen geeignet (5).<br />
• Für Tage oder gar Wochen mit Mangel an Sonne und<br />
Wind ist ein Energie-Notvorrat erforderlich, dessen<br />
räumliche Unterbringung eine Herausforderung darstellt.<br />
Der Notvorrat könnte möglicherweise Methanol<br />
sein, das aus atmosphärischem CO 2 gewonnen wird<br />
und in Tanks (ähnlich den Heizöltanks) bei den Endverbrauchern<br />
gelagert werden kann (5). (WvF)<br />
(1) Abwägung zwischen Netzausbau und Speicherausbau - Aufgabenstellung (Seite 7)<br />
(2) Vollständige Energiewende ohne Stromspeicher nicht möglich (Seite 10)<br />
(3) Platzierung von Speichern mit Rücksicht auf Solar- u. Windangebot (Seite 13)<br />
(4) Können Stromspeicher den Ausbau internationaler Fernübertragungsleitungen überflüssig machen?<br />
(Seite 16)<br />
(5) Unterschiedliche Speichertypen und ihre besondere Eignung (Seite 17)<br />
(6) Ausbau der "Sammelnetze" und nationalen "Fortleitungsnetze" (Seite 20)<br />
(7) Politische Forderungen zum Ausbau von Netzen und Speichern (Seite 22)<br />
(8) Über die Rolle der Bioenergien im zukünftigen Energiemix (Seite 24)<br />
6 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
(1) Abwägung zwischen Netzausbau<br />
und Speicherausbau<br />
Die Fragestellung - Anreiz zum Speicherbau unzureichend -<br />
Steigende Verluste trotz vollkommenen Netzausbaus<br />
Einleitung<br />
Zunehmend kommt es an verschiedenen Stellen<br />
Deutschlands dazu, dass Strom aus Erneuerbaren<br />
Energien von den Stromnetzbetreibern nicht abgenommen<br />
werden kann. Bekannt ist das Beispiel Westholstein,<br />
wo schon seit einigen Jahren bei gutem Wind<br />
einige Windparks „abgeregelt“ werden müssen, d.h.<br />
Windanlagen werden angehalten oder in ihrer Leistung<br />
reduziert. Die Stromleitungen, die den Windstrom ins<br />
Ruhrgebiet leiten könnten, sind zu schwach dimensioniert<br />
und können deswegen die Windstromleistung<br />
nicht übertragen. Kostbare Energie wird vernichtet, die<br />
im Ruhrgebiet gut gebraucht werden könnte. Wenige<br />
Tage später, wenn das Sturmtief weitergezogen ist,<br />
werden die Bewohner von Westholstein mit Braunkohlestrom<br />
aus dem Ruhrgebiet versorgt. Jetzt reicht die<br />
Übertragungskapazität der Stromleitungen zwischen<br />
Ruhrgebiet und Westholstein plötzlich aus. Merkwürdig<br />
eigentlich! Was mag dahinter stecken?<br />
Und warum wird der in Westholstein an windigen<br />
Tagen abgeregelte Windstrom nicht einfach gespeichert?<br />
Mit diesen Fragen sind wir mitten im Thema. Es geht<br />
um die Frage, ob man überschüssigen Strom aus Erneuerbaren<br />
Energien besser woandershin leiten oder<br />
ihn besser speichern soll. Vielleicht muss man sogar<br />
beides? Wir werden sehen!<br />
Anreiz zum dezentralen Speicherbau<br />
unzureichend<br />
Bisher ist bei den Überlegungen zum weiteren Ausbau<br />
der Erneuerbaren Energien von Stromspeicherung<br />
kaum die Rede. Lediglich in § 16 Absatz 3 EEG 2009<br />
wird bestimmt, dass der Netzbetreiber zwischengespeicherten<br />
Strom aus Erneuerbaren Energien<br />
genauso vergüten muss wie den direkt eingespeisten<br />
EE-Strom. Einen besonderen fi nanziellen Anreiz zur<br />
Speicherung von Strom gibt es zwar auch, aber er<br />
lohnt eher für den Bau von Großspeichern [1].<br />
Diese Möglichkeit wird deshalb praktisch nie genutzt,<br />
denn Stromspeicher sind teuer und die Betreiber<br />
von Wind- oder Solaranlagen müssten sie zusätzlich<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
bezahlen. Dagegen muss der weitere Ausbau der<br />
Stromnetze durch die Stromnetzbetreiber bezahlt<br />
werden, die ihre Mehrkosten auf die Netzgebühren<br />
umlegen können (soweit es ihnen genehmigt wird).<br />
Der Verzicht auf kostendeckende Anreize für den<br />
Bau kleiner dezentraler Stromspeicher hat seit Jahren<br />
dazu geführt, dass einseitig das Augenmerk nur auf<br />
den Netzausbau gerichtet war und bei den Planern<br />
offensichtlich immer noch ist. Zwar gibt es schon seit<br />
Jahren engagierte wissenschaftliche Diskussionen<br />
des Speicherthemas, nur haben sie bisher zu keinen<br />
energiepolitischen Konsequenzen geführt.<br />
In einer Antwort vom 03.12.2010 auf eine Anfrage<br />
der Grünen betont die Bundesregierung ausdrücklich,<br />
dass die Frage der Speicherung von Strom aus Wind<br />
und Sonnenenergie allein nach betriebswirtschaftlichen<br />
Erwägungen gelöst werden müsse.<br />
Die Dringlichkeit der Situation ist nur Wenigen<br />
bewusst. Zwar haben wir scheinbar noch viel Zeit, in<br />
der bisherigen Weise weiter zu machen. Es gibt ja<br />
noch genügend Verbraucher, die nur unvollständig mit<br />
Strom aus Erneuerbaren Energien versorgt werden,<br />
denn Deutschland wird bekanntlich bisher erst zu<br />
17 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien<br />
versorgt. Aber fragen wir doch mal, wie weit wir damit<br />
kämen, wenn wir uns weiter ausschließlich auf den<br />
Ausbau der Stromnetze beschränken würden.<br />
Dazu stellen wir uns einmal vor, die Stromnetze<br />
wären schon jetzt so weit ausgebaut, dass es<br />
überhaupt keine Einschränkungen mehr gäbe, EE-<br />
Strom aus Überschussgebieten in Mangelgebiete zu<br />
verschieben - z.B. aus Westholstein ins Ruhrgebiet.<br />
Bild 1 zeigt als Überlegungsskizze schematisch über<br />
einen Zeitraum von knapp 20 Tagen die Verhältnisse,<br />
die wir bei vollendet ausgebautem Stromnetz derzeit<br />
in Deutschland hätten. Die obere gezackte Kurve<br />
zeigt den üblichen Stromverbrauch Deutschlands<br />
an. Die Spitzen nach oben zeigen den täglichen<br />
Höchstverbrauch um die Mittagszeit. Man erkennt<br />
den geringeren Verbrauch am Samstag und Sonntag.<br />
Die Spitzen nach unten zeigen den Minderverbrauch<br />
nach Mitternacht.<br />
[1] EnWG § 118 Absatz 7 bestimmt: „Nach dem 31. Dezember 2008 neuerrichtete Pumpspeicherkraftwerke und andere Anlagen zur Speicherung<br />
elektrischer Energie, die bis zum 31. Dezember 2019 in Betrieb gehen, sind für einen Zeitraum von zehn Jahren ab Inbetriebnahme hinsichtlich des<br />
Bezugs der zu speichernden elektrischen Energie von den Entgelten für den Netzzugang freigestellt.“<br />
7
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Die dunkelgraue Fläche weiter unten zeigt aufsummiert<br />
die von allen EE-Anlagen schon heute erzeugte Menge an<br />
EE-Strom an - unter der Voraussetzung, dass nirgendwo<br />
Windanlagen abgeregelt würden. Bei stürmischen Wetter<br />
und Sonnenschein erreicht sie hohe Spitzenwerte in den<br />
Mittagsstunden. (Bei Solaranlagen beträgt die Spitzenleistung<br />
das 10-fache und bei Windanlagen das fünffache der<br />
durchschnittlichen Leistung.) Noch würde aber die Leistung<br />
der Erneuerbaren Energien knapp unter der benötigten<br />
Stromleistung liegen. Dieser glückliche Umstand ergibt sich<br />
deshalb, weil die hohen Spitzenleistungen der Solaranlagen<br />
nur am Tage anfallen, zu einer Tageszeit, in der Wirtschaft<br />
und Haushalte hauptsächlich Energie brauchen.<br />
100 %<br />
50 %<br />
17 %<br />
Leistungsbedarf Deutschlands<br />
Erneuerbare<br />
Energien<br />
Durchschnitt<br />
Bild 1: Bei gut ausgebautem Netz brauchte<br />
zur Zeit keine EE verloren zu gehen<br />
Tage<br />
Lassen sich die Leistungsschwankungen von<br />
Sonnen- und Windenergie durch besseren Netzausbau<br />
glätten?<br />
Zwar beträgt der Beitrag der Erneuerbaren Energien an der<br />
Stromversorgung Deutschlands im Jahresmittel zur Zeit (2010)<br />
erst 17 Prozent, doch gibt es jetzt schon Stunden, in denen<br />
die Erneuerbaren Energien - allen voran Wind- und Sonnenenergie<br />
- schon fast den vollen elektrischen Gesamtbedarf<br />
decken könnten (in Bild 1 am vierten, fünften und sechsten<br />
Tag). Es ist absehbar, dass sie ihn bei weiterem Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien bald übersteigen werden. Dieser<br />
Befund legt die Frage nahe, ob sich die erheblichen Leistungsschwankungen<br />
der EE-Anlagen durch einen besseren<br />
Netzausbau glätten lassen.<br />
Die Antwort gleich vorab, natürlich kann man die Leistungsschwankungen<br />
durch besseren Leitungsausbau glätten, aber<br />
nur bis zu dem Maße, wie es in den Überlegungsskizzen<br />
(Bild 1 bis 3) dargestellt ist. Bild 1 und auch die Bilder 2 und<br />
3 zeigen nicht die realen Verhältnisse, sondern zeigen, wie<br />
es theoretisch aussehen würde, wenn das Netz schon heute<br />
vollkommen ausgebaut wäre und jeder lokale Überschuss<br />
praktisch verlustfrei dorthin weitergeleitet würde, wo noch höherer<br />
Bedarf vorliegt. Eine bessere Glättung als zeichnerisch<br />
dargestellt wäre in der Praxis auch durch den vollkommenen<br />
Netzausbau nicht möglich. In diesen drei Überlegungsskizzen<br />
ist der vollkommene Netzausbau ja bereits vorausgesetzt.<br />
Würde man die Verhältnisse im tatsächlichen unvollkommen<br />
vernetzten Deutschland zeichnerisch darstellen wollen,<br />
so ergäbe sich für jede Region ein etwas anderes Bild. In<br />
Westholstein z.B. wären die aufgesetzten täglichen Mittagsspitzen<br />
der Photovoltaik kleiner, doch würde dafür die<br />
durch Windenergie dominierte breite dunkelgraue Fläche der<br />
Erneuerbaren Energien bei jedem Sturm über den lokalen<br />
Strombedarf hinausragen. In Hessen dagegen würde die<br />
dunkelgraue Fläche der Erneuerbaren Energien noch weit<br />
unter der Verbrauchskurve liegen.<br />
Eine Glättung des Angebots durch besseren Leitungsausbau<br />
kommt also an ihre Grenzen. Zwar würden die abrupten<br />
Leistungsschwankungen einzelner Photovoltaikanlagen, die<br />
sich dann ergeben, wenn einzelne Wolken über die Anlage<br />
ziehen, statistisch ausgemittelt, wenn man alle PV-Anlagen<br />
Deutschlands durch leistungsfähige Leitungen miteinander<br />
verbinden würde. Doch gerade dann, wenn die Photovoltaik<br />
ihre Höchstleistung bringt, an wolkenfreien Tagen, hat sie<br />
einen ausgeprägten charakteristischen Tagesgang. Schauen<br />
Sie sich dazu einmal die höchst interessanten animierten PV-<br />
Leistungsdiagramme von SMA an. Wählen Sie dafür einen<br />
sonnigen Tag. An manchen Tagen geht von Polen bis Portugal<br />
innerhalb von drei Stunden in ganz Europa die Sonne auf.<br />
Und bei der Windenergie gibt es von Zeit zu Zeit - wenn<br />
in ganz Europa gleichzeitig stürmisches Wetter herrscht -<br />
ebenfalls eine erhebliche Summenleistung, die zeitlich länger<br />
anhalten kann als die ausgeprägten Leistungsspitzen des<br />
PV-Angebots.<br />
Wenn dann noch Sonne und Wind in der Mittagszeit gleichzeitig<br />
ihren Maximalwert erreichen, kommen Extremwerte im<br />
Leistungsangebot vor.<br />
Zu bedenken ist auch, dass die Situation sich mit dem<br />
weiteren Ausbau von Wind- und Sonnenenergie noch verschärfen<br />
wird. Wenn deutschlandweit die Gesamtleistung der<br />
Erneuerbaren Energien erhöht wird, werden die von Wind-<br />
und Sonnenenergie verursachten Leistungsschwankungen<br />
proportional zunehmen.<br />
Mit anderen Worten: Ein vollkommener Netzausbau glättet<br />
zwar die Kurven, aber nur bis zu einem gewissen Grade,<br />
den Bild 1 bereits andeutet. Auch ein noch so vollständiger<br />
Netzausbau beseitigt nicht die Eigenart der Erneuerbaren<br />
Energien Sonne und Wind, dass sie zu manchen Stunden<br />
deutschlandweit - manchmal sogar europaweit - mit ihrem<br />
Maximalwert zur Verfügung stehen. Das gilt übrigens auch für<br />
ihren Minimalwert, doch darauf kommen wir in einem weiteren<br />
Beitrag zu sprechen.<br />
8 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Steigende Verluste infolge fehlender Speicher<br />
Noch liegt das Leistungsangebot der Erneuerbaren Energien,<br />
zumindest wenn man von einem vollkommenen Netzausbau<br />
ausgeht, unterhalb des Leistungsbedarfs, aber man erkennt,<br />
dass es nicht mehr lange dauern wird, bis bei weiterem<br />
Ausbau der Erneuerbaren Energien das Angebot zeitweilig die<br />
Nachfrage übersteigen wird. Das wird bald deutschlandweit<br />
geschehen, also in ein, zwei oder drei Jahren.<br />
Wenn es bis dann nicht gelingt, den angebotenen Leistungsüberschuss<br />
so lange zu speichern, bis wieder Bedarf<br />
besteht, ist er verloren. Daran kann auch der vollkommenste<br />
Leitungsausbau nichts ändern. Was tun? Die Frage ist so alt<br />
wie die biblische Geschichte von den sieben fetten und den<br />
sieben mageren Jahren. Die Antwort lautete schon damals:<br />
„Speicher bauen“.<br />
In einer Folge von drei Überlegungsskizzen - Bild 1 (siehe<br />
Seite 8) bis Bild 3 - soll anschaulich gezeigt werden, mit welchen<br />
Energieverlusten wir rechnen müssen, wenn man zwar<br />
100 %<br />
50 %<br />
34 %<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Verluste<br />
Verluste<br />
Tage<br />
Bild 2: Verluste bei Verdoppelung der Erneuerbaren<br />
Energien (EE) gegenüber 2010<br />
das Stromnetz vollständig ausbaut, aber weiterhin den Bau<br />
von Speichern vernachlässigt.<br />
Bild 2 zeigt, wie die Leistungskurven etwa aussehen könnten,<br />
wenn der Jahresertrag der Erneuerbaren Energien auf<br />
das Doppelte des heutigen Wertes, also auf 34 Prozent des<br />
deutschen Stromverbrauchs angestiegen sein wird - wieder<br />
unter der optimistischen Annahme, dass das Netz bis dahin<br />
„vollkommen“ ausgebaut wäre.<br />
Wenn die Zahl der Anlagen zur Nutzung der Erneuerbaren<br />
Energien weiter vergrößert wird, wächst die Höchstleistung<br />
der Erneuerbaren Energien so stark, dass zur bildlichen Darstellung<br />
in Bild 3 ein anderer Maßstab als bei Bild 1 und Bild 2<br />
benutzt werden muss. Wer die Bilder miteinander vergleichen<br />
will, orientiert sich am besten an der Markierung 100%.<br />
In Bild 3 wurde die installierte Leistung der Erneuerbaren<br />
Energien nun so gewählt, dass sie im Jahresmittel die gleiche<br />
Energiemenge erzeugen könnte, die in Deutschland an Strom<br />
verbraucht wird. Allerdings würde wegen fehlender Speichermöglichkeiten<br />
etwa die Hälfte verloren gehen, wie man grob<br />
abschätzen kann. Das macht alle Potentialberechnungen<br />
hinfällig und ist ein dringender Hinweis, die Speicherung von<br />
Strom möglichst bald in Angriff zu nehmen.<br />
Im nächsten Beitrag werden wir uns der noch weitergehenden<br />
Frage widmen, ob eine Vollversorgung mit Erneuerbaren<br />
Energien ohne Stromspeicher überhaupt möglich ist. (WvF)<br />
100 %<br />
Leistung<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Überschüssige<br />
EE-Erzeugung<br />
Stromverbrauch<br />
Bild 3: Die Hälfte des Ertrages würde verloren gehen<br />
Tage<br />
9
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
(2) Vollständige Energiewende<br />
ohne Stromspeicher nicht möglich<br />
Notfallspeicher - Überschüsse aus Sonne und Wind - Biomasse - Geothermie - Windstille<br />
in Europa - das Supergrid<br />
In der öffentlichen Diskussion um den weiteren Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien bis auf 100 Prozent wird das Thema<br />
Stromspeichern immer häufi ger erwähnt. Jedoch praktisch<br />
angewendet wird Stromspeicherung für Erneuerbare Energien<br />
in der Regel noch nicht.<br />
Die Stromnetzbetreiber regeln eher Windanlagen ab (z.B.<br />
in Westholstein) und verweigern Solaranlagenbetreibern den<br />
Anschluss (z.B. in Fröndenberg).<br />
Und für Privatleute gibt es - wenn überhaupt - nur unzureichende<br />
fi nanziellen Anreize zum Bau von Stromspeichern.<br />
Dies haben wir im vorherigen Beitrag Netzausbau oder<br />
Stromspeicher ausführlich dargestellt. Dort wurde auch<br />
gezeigt, dass im Endausbau bei günstigem Solar- und Windwetter<br />
mindestens die Hälfte der von Solar- und Windanlagen<br />
erzeugbaren Energie zwangsläufi g verloren gehen würde,<br />
wenn deutschlandweit nur Netzausbau betrieben, der Bau<br />
von Speichern aber unterlassen würde.<br />
Kann man auf Stromspeicher verzichten?<br />
Stromspeicher sind allerdings noch sehr teuer. Wir wollen<br />
deshalb hier zunächst einmal prüfen, ob man die vollständige<br />
Umstellung auf Erneuerbare Energien auch ohne Einsatz von<br />
Stromspeichern bewältigen könnte, indem man die Zahl der<br />
Wind- und Solaranlagen immer weiter steigert und den Verlust<br />
der Überschüsse in Kauf nimmt.<br />
Dazu orientieren wir uns an der Überlegungsskizze Bild 1.<br />
Diese Skizze ist uns bereits von dem vorhergehenden Beitrag<br />
bekannt, nur wird jetzt das Angebot der Erneuerbaren<br />
Energien genauer aufgeschlüsselt. Wir erkennen die wetterabhängigen<br />
Energien Sonne und Wind, die zeitlich nahezu<br />
konstanten Energien wie Wasserkraft sowie die Energien,<br />
die man mit einigem technischen Mehraufwand im Angebot<br />
verändern könnte, wie z.B. Strom aus Tiefengeothermie.<br />
Hervorgehoben ist durch einen schwarzen Pfeil die fehlende<br />
elektrische Leistung am Abend des 14. Tages. Auch am 13.<br />
und am 16. Abend ist ein ähnliches Leistungsfehl zu beobachten.<br />
Weder Wind- noch Sonnenenergie erzeugen in diesen<br />
Stunden Strom. Die fehlende Leistung entspricht etwa der<br />
durchschnittlichen deutschen Stromproduktion. Vermutlich<br />
wird diese sogar noch höher sein als heute, weil im Zuge<br />
der Umstellung auf Erneuerbare Energien große Teile des<br />
Verkehrs auf Elektroantrieb umgestellt werden müssen und<br />
zunehmend Wärmepumpen zum Einsatz kommen werden.<br />
Selbst ein weiterer Ausbau von Solar- und Windanlagen -<br />
ohne Rücksicht auf die Energieverluste - würde an solchen<br />
Tagen nichts nützen. Er würde nur den Anteil der nicht nutzbaren<br />
Wind- und Sonnenenergie weiter erhöhen, wie die<br />
Überlegungsskizze Bild 2 (Seite 11) zeigt.<br />
100 %<br />
Leistung<br />
Sonne und Wind<br />
Überschuss<br />
Sonne und Wind<br />
nutzbar<br />
Strombedarf<br />
Geothermie u.<br />
Biomasse<br />
Wasserkraft<br />
Fehlende<br />
Leistung<br />
Bild 1: Abendstunden ohne Wind und Solarenergie<br />
Bild 1und Bild 2 stellen die Verhältnisse in Deutschland dar.<br />
Wir untersuchen nun die Frage, ob eine solche Mangelsituation,<br />
die an einigen Tagen auftreten kann, durch den Ausbau<br />
der Europäischen Fernleitungen vermieden werden könnte,<br />
die möglicherweise aus Ländern mit zeitweiligem Überschuss<br />
an Sonnen- und Windenergie elektrische Leistung nach<br />
Deutschland importieren könnten:<br />
Eine wichtige Eigenheit der PV-Einspeisungen besteht darin,<br />
dass mit hundertprozentiger Sicherheit bei Dunkelheit kein<br />
PV-Strom eingespeist wird. Durchschnittlich ist es an jedem<br />
Tag etwa 12 Stunden dunkel; im Winter sogar erheblich länger.<br />
Die Stromverbraucher können jedoch insbesondere in den<br />
dunklen Morgen- und Abendstunden des Winterhalbjahrs auf<br />
Strom nicht verzichten. Diese "Dunkelheitsversorgungslücken"<br />
stimmen europaweit zeitlich bis auf eine kleine - durch den<br />
Lauf der Sonne verursachte - Verschiebung in Ost-Westrichtung<br />
von maximal zwei Stunden zeitlich überein. Ein noch<br />
so engagierter Ausbau der europaweiten Fernübertragungsleitungen<br />
kann dem Nachteil der gleichzeitigen Dunkelheit<br />
deshalb nicht abhelfen. Wenn es in Europa dunkel ist, ist es<br />
leider überall dunkel.<br />
Bei der Windenergie gibt es europaweit keine so große<br />
Gleichzeitigkeit von Stunden allgemeiner Windstille in ganz<br />
Europa. Doch gibt es andererseits auch keine zuverlässige Ergänzung<br />
zwischen europäischen Regionen, in denen gerade<br />
der Wind weht und anderen, in denen er gerade nicht weht.<br />
Ab einer Entfernung von etwa 1.000 km sind die Windverhältnisse<br />
statistisch gesehen voneinander zeitlich entkoppelt.<br />
Das bedeutet, dass nicht überall der Wind gleichzeitig weht<br />
oder gleichzeitig nicht weht. Aber es bedeutet auch, dass<br />
der Wind manchmal überall nicht weht, dass also manch-<br />
10 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Tage
mal europaweit Windstille<br />
bzw. Schwachwind herrscht.<br />
Wenn das dann auch noch<br />
an einem trüben Novembernachmittag<br />
und -abend<br />
vorkommt, fehlt in Europa<br />
über Stunden völlig der<br />
Strom aus den wichtigsten<br />
EE-Stromlieferanten - aus<br />
Wind- und Sonnenenergie.<br />
Nach einer im Jahr 1999<br />
von Gregor Czisch veröffentlichten<br />
Folie gibt es<br />
ab einer Entfernung von<br />
1000 km keine Korrelation<br />
zwischen den Windverhältnissen<br />
verschiedener<br />
Standorte mehr („Korrelation<br />
der potent. Stromerzeugung<br />
aus WKA an 47 ausgewählten<br />
europäischen Offshore-<br />
Standorten“, http://www.<br />
transnational-renewables.<br />
org/Gregor_Czisch/folien/<br />
Windenergie/korr_pot_wka_<br />
offshore_standorte_eu_b.<br />
jpg). Die Daten zu dieser<br />
Folie stammen aus dem<br />
ECMWF, dem Europäischen<br />
Zentrum für mittelfristige<br />
Wettervorhersage. Sie be-<br />
stätigen, was bereits der gesunde Menschenverstand sagt.<br />
Wenn ich weiß, wie stark der Wind bei mir zuhause weht, weiß<br />
ich noch lange nicht, wie er in Marokko oder in Polen weht. Bei<br />
einer so wichtigen Angelegenheit wie der Energieversorgung<br />
darf man sich aber nicht darauf verlassen, dass der Wind<br />
immer irgendwo mit ausreichender Kraft weht, sondern man<br />
muss sich auf den worst-case einstellen.<br />
Ein weiteres Beispiel: Untersuchungen von Horst Kluttig<br />
zur Korrelation zwischen den Windverhältnissen in Aachen<br />
und an der Rhonemündung bestätigen dieses Ergebnis (siehe<br />
Bild 3).<br />
Jeder einzelne Punkt in der Punktewolke stellt gleichzeitig<br />
die Windverhältnisse an jeweils beiden Orten dar. Im oberen<br />
Teil der Grafi k ist dargestellt, wie gut die Korrelation zwischen<br />
zwei Standorten ist, die nur 2 km voneinander entfernt sind.<br />
Im unteren Teil der Grafi k erkennt man die Unabhängigkeit<br />
der Standorte Herzogenrath bei Aachen und Port St. Louis<br />
(Rhônemündung) voneinander bezüglich ihrer Windverhältnisse.<br />
Diese einfachen Überlegungen zeigen, dass es Zeiträume<br />
gibt, in denen für die europäische Stromversorgung europaweit<br />
weder Wind- noch Sonnenstrom direkt zur Verfügung<br />
stehen, selbst dann nicht, wenn die Fernübertragungsnetze<br />
für Übertragungsleistungen ausgebaut würden, die ausreichen<br />
würden, den gesamten Strombedarf von Osteuropa nach<br />
Westeuropa oder von Nordeuropa nach Südeuropa bzw.<br />
umgekehrt zu verschieben. Besonders kritisch wird es, wenn<br />
dieser Mangel in den winterlichen Abendstunden auftritt, in denen<br />
der Strombedarf erfahrungsgemäß besonders hoch ist. Bild 3: Entkopplung der Windverhältnisse<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Weiterer Zubau von Wind- und Solaranlagen<br />
Sonne und Wind<br />
Überschuss<br />
Sonne und Wind<br />
nutzbar<br />
Strombedarf<br />
Geothermie u.<br />
Biomasse<br />
Wasserkraft<br />
Leistung<br />
Fehlende<br />
Leistung<br />
100 % 100 %<br />
Tage<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Leistung<br />
Bild 2: Ineffektive weitere Steigerung von Wind u. Solarenergie<br />
Der ungenutzte Überschuss<br />
nimmt zu<br />
Die fehlende Leistung<br />
wird aber nicht geringer<br />
Fehlende<br />
Leistung<br />
Tage<br />
11
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Geothermie - Woher bekommen wir<br />
die fehlende Leistung<br />
Bevor wir uns endgültig für die teuren Speicher entscheiden,<br />
sollten wir noch eine andere Möglichkeit untersuchen: den engagierten<br />
Ausbau der Tiefengeothermie zur Stromerzeugung.<br />
Hierzu die Überlegungsskizze Bild 4.<br />
Wir erkennen im linken Teilbild, dass die grundlastähnliche<br />
Dauererzeugung von Elektrizität mit Hilfe der Geothermie nur<br />
einen geringen Effekt hat. Zwischen dem zweiten und neunten<br />
Tag erhöht der Einsatz geothermisch erzeugter Elektrizität<br />
lediglich die ungenutzten Überschüsse.<br />
Hingegen wäre es sinnvoll, Geothermie zur Stromerzeugung<br />
dann, und nur dann einzusetzen, wenn Sonne und Wind nicht<br />
ausreichen.<br />
Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass sich im rechten<br />
Teilbild die fehlende Leistung verringert hat und die ungenutzten<br />
Überschüsse geringer geworden sind.<br />
Dazu müssten die Geothermieanlagen zukünftig bereits<br />
in der Planungsphase anders, nicht auf Grundlast- sondern<br />
auf Mittellast- oder Spitzenlastbetrieb ausgelegt werden. Die<br />
Wärmeleistung und die Maschinensätze müssen deutlich<br />
vergrößert werden. Ohne entsprechend erhöhte Förderanreize<br />
im EEG wird das nicht geschehen.<br />
Soweit wie möglich sollte man diese Kraftwerke - wie alle<br />
Spitzenlastkraftwerke in der Nähe der Verbrauchszentren<br />
errichten.<br />
In gleichem Sinne müssen auch die Förderbedingungen für<br />
Strom aus Anlagen zur Nutzung von Biomasse-Reststoffen<br />
geändert werden. Allerdings können Biomasse-Reststoffe<br />
nur einen kleinen Teilbetrag bei gleichzeitigem Ausfall von<br />
Leistung<br />
100 %<br />
Sonne und Wind<br />
Überschuss<br />
Sonne und Wind<br />
nutzbar<br />
Strombedarf<br />
Geothermie u.<br />
Biomasse<br />
Wasserkraft<br />
Fehlende<br />
Leistung<br />
Bild 4: Geothermie mangelabhängig eingesetzt<br />
Wind- und Sonnenenergie ausgleichen. Und der gesonderte<br />
Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung kann nicht<br />
empfohlen werden. Bedenken gegen den gesonderten Anbau<br />
von Biomasse zur energetischen Nutzung wurden vom <strong>SFV</strong><br />
mehrmals veröffentlicht und werden zunehmend in der ökologisch<br />
interessierten Öffentlichkeit akzeptiert (siehe Artikel<br />
S. 24)<br />
Die hier durchgeführte worst-case Betrachtung zeigt:<br />
Im Endausbauzustand brauchen wir Stromspeicher, die<br />
den höchsten Leistungsbedarf (abzüglich Wasserkraft-,<br />
Geothermie- und Bioreststoff-Energie) des jeweils zu versorgenden<br />
Gebietes vollständig decken können müssen.<br />
Diese extreme Anforderung an die Ausspeicherleistung (die<br />
Entlade-Leistung) der Energiespeicher ist den meisten Freunden<br />
der Erneuerbaren Energien bisher kaum bewusst.<br />
Die Frage nach dem "Supergrid"<br />
Bisher haben wir uns mit der notwendigen Ausspeicherleistung<br />
der Speicher befasst. Eine andere wichtige Frage ist die<br />
nach dem notwendigen Speicherinhalt, dem Fassungsvermögen,<br />
bzw. der zu speichernden Energie.<br />
Das notwendige Fassungsvermögen dieser Speicher ergibt<br />
sich aus der im worst-case zu erwartenden Zeitdauer des<br />
Energiemangels. Ob diese verringert werden kann, indem ein<br />
internationales "Supergrid" errichtet würde, wollen wir anhand<br />
eines Überlegungsmodells bedenken.<br />
Gehen wir davon aus, dass es 5 verschiedene Staaten in<br />
Europa gibt, die sich mit einem Supergrid miteinander verbinden.<br />
Zunächst wird natürlich jeder Staat seinen eigenen Bedarf<br />
100 %<br />
Verknappung der Geothermie in Zeiten<br />
knapper Sonnen- und Windleistung<br />
Leistung<br />
Nicht genutzte<br />
Sonnen- und<br />
Windenergie<br />
nimmt ab.<br />
Leistungsfehl<br />
nimmt ab<br />
Fehlende<br />
Leistung<br />
Tage Tage<br />
Geothermie<br />
verschieben<br />
12 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
decken. Soweit das Angebot an Solar- und Windleistung den<br />
Bedarf übersteigt, wird er seine Notfallspeicher auffüllen. Erst<br />
wenn seine Notfallspeicher aufgefüllt sein werden, und wenn<br />
dann immer noch ein Leistungsüberschuss vorliegt, wird er<br />
den Leistungsüberschuss über das Supergrid an einen anderen<br />
Staat weiterleiten. Wie oft das der Fall sein wird, lässt<br />
sich anhand eines so einfachen Überlegungsmodells nicht<br />
feststellen. Auf jeden Fall bietet ein Supergrid den Vorteil,<br />
dass das Fassungsvermögen der Energiespeicher vermindert<br />
werden kann.<br />
Ob sich dann aber nicht eher eine Erweiterung des natio-<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
nalen Notfallspeichers rechnet, ist nicht nur eine Frage der<br />
Statistik und der anzunehmenden Kosten, sondern auch eine<br />
Frage der politischen Umsetzbarkeit. Im Zweifelsfall ist die<br />
nationale Lösung vorzuziehen, weil sie schneller umsetzbar<br />
und im Katastrophenfall robuster ist.<br />
Das Endergebnis: Auf ein Supergrid kann verzichtet werden,<br />
wenn die Notfallspeicher in ihrem Energiefassungsvermögen<br />
vergrößert werden. Auf die Notfallspeicher mit der<br />
weiter oben hergeleiteten unerwartet hohen Ausspeicherleistung<br />
kann man hingegen nicht verzichten. (WvF)<br />
(3) Platzierung von Speichern mit<br />
Rücksicht auf Solar- u. Windangebot<br />
Leistungsschwankungen der EE - Unsymmetrie bei Einspeicher- und Ausspeicherleistung<br />
- Dezentralisierung und/oder norwegische Lösung<br />
Besonderheiten bei der Anbindung von Stromspeichern<br />
an Solar- und Windanlagen<br />
Solar- und Windanlagen erzeugen zu manchen Zeiten<br />
mehr und zu anderen Zeiten weniger Strom als die Stromverbraucher<br />
benötigen. Hierzu die unten dargestellte Überlegungsskizze:<br />
Zum Vergleich der Leistungsschwankungen ist<br />
im Bildteil links und rechts die gleiche Durchschnittsleistung<br />
vorausgesetzt.<br />
Da nicht auszuschließen ist, dass zu manchen Stunden<br />
Leistung<br />
Wind plus<br />
Sonne<br />
in ganz Europa gleichzeitig die Sonne scheint und der Wind<br />
günstig weht, wird es im Endausbauzustand (100 Prozent Erneuerbare<br />
Energien) bisweilen Stunden geben, in denen kein<br />
Verbraucher in ganz Europa bereitsteht, die überschüssige<br />
Energie sofort zu nutzen. Umgekehrt kann es - wie bereits<br />
im Beitrag Vollständige Energiewende ohne Stromspeicher?<br />
gesagt - vorkommen, dass in ganz Europa ein erhebliches<br />
Leistungsdefi zit vorliegt, das selbst durch den vollständigsten<br />
Ausbau europaweiter Fernübertragungsleitungen nicht ausgeglichen<br />
werden kann. Damit wird der Ausbau von Speichern<br />
unumgänglich.<br />
Leistungsbedarf<br />
Tage Tage<br />
Das Leistungsangebot von Sonne und Wind schwankt stärker als<br />
der Leistungsbedarf des Verbraucherkollektivs<br />
Bild 1: Leistungsschwankungen bei Solar- und Windstrom oder Verbrauchern<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Verbraucherkollektiv<br />
13
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Im Idealfall würde man die Stromspeicher so dimensionieren,<br />
dass sie den Überschuss aufnehmen und bei Mangel<br />
wieder an die Verbraucher abgeben. Geht man in erster<br />
Näherung von verlustfreier Speicherung aus, dann muss<br />
die Jahresdurchschnittsleistung der Solar- und Windanlagen<br />
dem Jahresverbrauch der Stromverbraucher entsprechen.<br />
Bei genauerer Betrachtung muss sie wegen der unvermeidlichen<br />
Speicherverluste sogar deutlich größer sein. Bei den<br />
folgenden Überlegungen soll es vorerst allerdings noch nicht<br />
um die Energiemenge gehen, die die Speicher aufnehmen,<br />
speichern und wieder abgeben sollen, sondern "nur" um ihre<br />
Einspeicherleistung (Ladeleistung) und ihre Ausspeicherleistung<br />
(Entladeleistung).<br />
Für die Auslegung der Energiespeicher ist dabei eine wichtige<br />
Eigenschaft der Erneuerbaren Energien aus Sonne und<br />
Wind zu beachten. Ihre Spitzenleistung liegt bei Solarenergie<br />
um den Faktor 10 und bei Windenergie um den Faktor 5 über<br />
der Jahresdurchschnittsleistung. D.h. beim Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien fallen Spitzenleistungen an, die je nach<br />
"Mischungsverhältnis" zwischen Sonne und Wind zwischen<br />
10 oder 5 mal so groß sind, wie die im Jahresdurchschnitt<br />
bereitgestellte Leistung. Die Stromspeicher müssen deshalb<br />
eine Einspeicherleistung (Ladeleistung) aufnehmen können,<br />
die einem Mehrfachen der zu liefernden Ausspeicherleistung<br />
(Entladeleistung) entspricht. Das ist eine Herausforderung<br />
für die Ingenieurwissenschaften, denn bereits die Ausspeicherleistung<br />
der Speicher ist riesig. Wir haben sie im Beitrag<br />
„Vollständige Energiewende ohne Stromspeicher?“ grob abgeschätzt.<br />
Die Speicher müssen - zählt man sie alle zusammen<br />
- die europäische Höchstleistung (abzüglich Wasserkraft-,<br />
Geothermie- und Bioreststoff-Energie) abgeben können.<br />
Zu sonnig-windigen Stunden aber steht manchmal noch<br />
erheblich mehr, nämlich die fünf- bis zehnfache Höchstleistung<br />
der Solar- plus Windanlagen zur Verfügung (siehe Bild<br />
1). Die muss von den Stromspeichern aufgenommen werden<br />
können. Nehmen wir statt fünf- bis zehnfach nur einen grob<br />
geschätzten Mittelwert von "siebenfach" an. Dann wird also<br />
von der erzeugten Höchstleistung nur etwa ein Siebtel direkt<br />
verbraucht. Die verbleibenden sechs Siebtel - also das Sechsfache<br />
des europäischen Leistungshöchstbedarfs (abzüglich<br />
Wasserkraft-, Geothermie- und Bioreststoff-Energie) müssen<br />
von den Speichern aufgenommen werden können.<br />
Zwischen Einspeicher- und Ausspeicherleistung gibt es<br />
eine Unsymmetrie. Die Einspeicherleistung muss für<br />
Windstrom mindestens vier mal so groß sein wie die Ausspeicherleistung;<br />
bei Speichern für Solarstrom sogar neun<br />
mal so groß.<br />
Konsequenzen für die Stromleitungen für Ein-<br />
und Ausspeicherung<br />
Die maximal erforderliche Leistungsaufnahme ist sechs<br />
mal höher als die maximal geforderte Leistungsabgabe. Anders<br />
ausgedrückt: Die Verbindungsleitungen von den Wind<br />
und Solaranlagen zu den Speichern hin müssen sieben mal<br />
mehr Leistung übertragen können als die Leitungen von den<br />
Speichern zu den Verbrauchern (bei reiner Versorgung nur mit<br />
Solarstrom sogar zehnmal so viel). Würde man die höchsten<br />
Leistungsspitzen abregeln, wie bisweilen empfohlen wird,<br />
so ergäbe sich daraus kein wesentlicher Vorteil. Man könnte<br />
zwar die Leitungen zu den Speichern etwas schwächer auslegen,<br />
vielleicht nicht mit einem sieben-, sondern nur noch<br />
fünf- oder viermal so großen Querschnitt, hätte aber auch<br />
weniger Energie, um die Speicher aufzuladen. Dies würde<br />
die bisherigen Potentialberechnungen für Wind- und Sonnenenergie<br />
entwerten.<br />
Würde man ausschließlich nach den Kosten des Leitungsbaus<br />
optimieren, so müsste man die Speicher möglichst<br />
nahe bei den Erzeugern positionieren. Das spricht für eine<br />
Dezentralisierung der Speicher in gleichem Maße wie die<br />
Dezentralisierung der Erzeugeranlagen. Der Ausbau europaweiter<br />
Fernübertragungsleitungen zur Anbindung der Speicher<br />
könnte damit entfallen.<br />
Damit ist allerdings nicht gesagt, dass es nicht andere<br />
Gründe geben kann, warum die Speicher dennoch zentral<br />
installiert werden müssen - z.B. in Norwegen.<br />
teurer billiger<br />
Erzeuger Speicher Verbraucher<br />
Leitung vom Erzeuger zum Speicher muss für Leistungsspitzen ausgelegt sein, Leitung vom<br />
Speicher zum Verbraucher für gleichmäßig kontinuierliche Leistung.<br />
Bild 2: Speicher möglichst nahe bei den EE-Erzeugeranlagen<br />
Leitung Leitung<br />
14 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Sollten wir uns für diese Lösung entscheiden, so müssten<br />
wir beachten: Die Anbindung außernationaler Speicher durch<br />
Stromleitungen an die Europäischen Solar- und Windanlagen<br />
müsste sieben mal mehr Leistung als die europäische<br />
Höchstleistung (abzüglich Wasserkraft-, Geothermie- und<br />
Bioreststoff-Energie) übertragen können.<br />
Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen als Speicher<br />
für deutschen Solar- und Windstrom?<br />
Nach den Erläuterungen zu den Bildern 1 und 2 ist es zunächst<br />
selbstverständlich, dass die Stromspeicher so nahe bei<br />
den Erzeugern von Wind- und Sonnenstrom platziert werden<br />
sollen, wie nur irgend möglich - also möglichst dezentral.<br />
Großspeicher im Ausland, fern von den deutschen Erzeugern,<br />
wären hingegen eine Ausnahme, die besonders begründet<br />
werden müsste.<br />
Vom Sachverständigenrat für Umweltfragen wird dennoch<br />
die Errichtung von großen Pumpspeicherkraftwerken (PSK)<br />
in Norwegen empfohlen. Dieser Vorschlag ergibt sich daraus,<br />
dass sich der Sachverständigenrat für die technische<br />
Lösung der Energiespeicherung in Pumpspeicherkraftwerken<br />
entschieden hat und diese Technik in Deutschland nicht unterzubringen<br />
ist. Wir werden Überlegungen zur besonderen<br />
Eignung in einem gesonderten Beitrag zu den Vor- und Nachteilen<br />
der verschiedenen Speichertechniken weiter ausführen.<br />
Pumpspeicherkraftwerke in der erforderlichen Größe können<br />
wegen der geologischen Besonderheiten nur in einer relativ<br />
unbewohnten, gebirgigen und wasserreichen Region Europas<br />
errichtet werden. Und ihr Vorteil muss so groß sein, dass man<br />
deshalb bereit ist, zusätzliche Fernübertragungsleitungen zu<br />
fi nanzieren, die sonst nicht erforderlich wären.<br />
Zu bedenken ist, dass jede Verlegung von Seekabeln in<br />
HGÜ-Technik (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung)<br />
unabhängig von ihrer Übertragungsleistung bereits einen erheblichen<br />
Finanzierungsaufwand verlangt. Jede nachträgliche<br />
Verstärkung der Leitungen durch Parallelverlegung weiterer<br />
Kabel verlangt wieder den selben hohen Sockelbetrag. Insgesamt<br />
kommt es deshalb billiger, wenn man von vornherein<br />
gleich Kabel mit der endgültig notwendigen Übertragungsleistung<br />
verlegt. Es ist deswegen geraten, eine zuverlässige<br />
Abschätzung der in Norwegen möglichen Speicherkapazitäten<br />
vorzunehmen, bevor man beginnt, die norwegischen<br />
Speicher mit dem deutschen Übertragungsnetz zu verbinden.<br />
Hier kommt es nicht nur auf die notwendige Einspeicher- und<br />
Ausspeicherleistung an, sondern auch auf das Fassungsvermögen<br />
der Speicher (die speicherbare Energiemenge)<br />
an. Es wäre nämlich fatal, wenn sich erst im Verlauf späterer<br />
Jahre herausstellen würde, dass der Platz für die erhofften<br />
Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen nicht ausreicht und<br />
man aber in der irrtümlichen Hoffnung auf diese Lösung die<br />
Entwicklung und den Bau anderer Speichertypen im eigenen<br />
Land vernachlässigt hätte. Damit darf man nicht so lange<br />
warten, bis sich schließlich die Begrenztheit der norwegischen<br />
Lösung in der Praxis erweist. Dass hier nicht die vollständige<br />
Lösung des Speicherproblems zu erwarten ist, möchten wir<br />
mit den folgenden Überlegungen plausibel machen:<br />
Pumpspeicherkraftwerke benötigen viel Platz, ausreichende<br />
Höhenunterschiede, große Beckenvolumina, ökologische Toleranz<br />
gegen häufi ge drastische Wasserspiegeländerungen<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
und genügend Wasser im Unterbecken. Diese Bedingungen<br />
lassen sich in Deutschland nicht erfüllen. Selbst das größte<br />
Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands in Goldisthal ist erheblich<br />
zu klein. Es könnte Deutschland nur 8 Minuten lang mit<br />
Strom versorgen. Alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke<br />
gemeinsam könnten Deutschland noch nicht einmal eine<br />
Stunde lang vollständig mit Strom versorgen.<br />
Hier die theoretisch notwendigen Abmessungen [1] alleine<br />
für einen Ein-Tages-Energiespeicher für Deutschland. Zum<br />
Vergleich in Klammern die Werte von Goldisthal [2].<br />
• mittlere Fallhöhe 1000 m (Goldisthal 300 m)<br />
• Wasserspiegelschwankung 30 m (Goldisthal 20 m)<br />
• Fläche des Oberbeckens 50 km² (Goldisthal 0,55 km²)<br />
• Fläche des Unterbeckens 50 km² (Goldisthal 0.78 km²)<br />
Damit ergibt sich ein Flächenbedarf von über 100 km²<br />
für einen Ein-Tages-Energiespeicher für Deutschland in<br />
PSK-Technik. Aber nicht nur deutsche Planer denken an<br />
Pumspeicherkraftwerke in Norwegen. Auch die Niederlande<br />
und Belgien haben keine Geländeformationen für größere<br />
Pumpspeicherkraftwerke.<br />
Zu bedenken ist, dass man nicht nur für einen Tag, sondern<br />
für weit mehr als nur einen Tag ohne Wind- und Solarstrom<br />
vorsorgen muss. Schätzungen, wieviele Tage es sein müssen,<br />
liegen weit auseinander. Von Pessimisten werden sogar Werte<br />
von 40 Tagen ohne nennenswerte Erzeugung von Wind- und<br />
Sonnenstrom genannt.<br />
Wer für diesen riesigen Speicherstrombedarf eine große<br />
Zahl solcher 100 km² Tagesspeicher in Norwegen errichten<br />
will, muss prüfen, ob sich dort dafür überhaupt genügend<br />
geeignete Geländeformationen anbieten. Ein Blick auf die<br />
Karte von Norwegen lässt Zweifel aufkommen, ob dort überhaupt<br />
eine große Zahl von großen Pumpspeicherkraftwerken<br />
unterzubringen sind. Auch sei in diesem Zusammenhang an<br />
die internationalen Proteste der Umweltschützer gegen alle<br />
bisherigen großen Staudamm-Projekte erinnert.<br />
Solange keine Garantie dafür gegeben werden kann, dass<br />
die norwegische Lösung sämtliche deutschen Stromspeicherprobleme<br />
lösen wird, wäre es fahrlässig, die energische<br />
Entwicklung anderer Alternativen zu vernachlässigen.<br />
In einem gesonderten Beitrag werden wir auf andere Alternativen<br />
eingehen.<br />
Quellen:<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
[1] Die speicherbare Energiemenge eines Pumpspeicherkraftwerks<br />
lässt sich näherungsweise und ohne Berücksichtigung<br />
des Wirkungsgrades ermitteln aus folgendem Produkt:<br />
Oberfläche des Oberbeckens bei halbgefülltem Zustand<br />
* Höhendifferenz zwischen Höchstwasserstand und<br />
Niedrigwasserstand * Höhendifferenz zwischen mittlerem<br />
Wasserstand und Wasserstand im Unterbecken * Dichte<br />
von Wasser * Erdbeschleunigung.<br />
[2] Daten zum PSK Goldisthal<br />
(WvF)<br />
15
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
(4) Können Stromspeicher<br />
internationale Fernübertragungsleitungen<br />
überfl üssig machen?<br />
Unerwartet hohe Ausspeicherleistung bei Dunkelheit und Windstille erforderlich -<br />
Die Frage der räumlichen Unterbringung - Dezentralisierung<br />
Zur zukünftigen Abdeckung des Strombedarfs im<br />
worst case - ganz Europa vorübergehend ohne Wind<br />
und Sonne - benötigen wir Energiespeicher mit einer<br />
Ausspeicherleistung, die dem maximalen Strombedarf,<br />
der Höchstlast des jeweils zu versorgenden Landes<br />
entspricht (abzüglich der Leistung von Geothermiekraftwerken,<br />
Wasserkraftwerken und Bioreststoff-<br />
Kraftwerken). Mit anderen Worten, die Speicher<br />
müssen - zumindest in den Zeiten ohne Sonne und<br />
Wind - die gleiche Leistung erbringen können, die<br />
derzeit noch von allen eingesetzten Atomkraftwerken,<br />
Braunkohlekraftwerken, Kohlekraftwerken und einigen<br />
Spitzenlastkraftwerken erbracht werden kann. Bei<br />
weitgehend dezentraler Anordnung kann natürlich jeder<br />
einzelne Speicher klein sein, aber dann muss die<br />
Anzahl sehr groß sein. Das würde Dezentralisierung<br />
bis hinunter auf einzelne Anschlussnehmer bedeuten.<br />
Dieser Gedanke ist im Bereich der konventionellen<br />
Wärmeversorgung eine Selbstverständlichkeit. Die<br />
Heizöltanks bei allen mit Heizöl versorgten Häusern<br />
sind nichts anderes, als dezentrale Energiespeicher,<br />
die für einen Jahresbedarf ausgelegt sind. Dieses<br />
Prinzip werden wir gerne übernehmen, allerdings mit<br />
einem nicht-fossilen und nicht-biogenen Brennstoff,<br />
dem Methanol, zu dem Sie genauere Informationen<br />
in einem gesonderten Beitrag (S. 17 ff) fi nden. (Allerdings<br />
wollen wir Methanol nicht verheizen, sondern zur<br />
Stromerzeugung im Notfall nutzen.)<br />
Ihr Fassungsvermögen hängt davon ab, mit welcher<br />
Dauer von Schwachwind und trüben Wetter man<br />
rechnet.<br />
Die Beantwortung der Frage, ob die Stromspeicher<br />
im nationalen Rahmen dezentral oder zentral<br />
angeordnet werden oder aber hauptsächlich zentral<br />
in nur einem einzigen Land, hängt wesentlich davon<br />
ab, welche Art von Stromspeicher man in der Zukunft<br />
erwartet. Wenn man sich für die Energiespeicherung<br />
in Pumpspeicherkraftwerken entscheidet, ist man auf<br />
Geländeformationen und Wasserreichtum angewiesen,<br />
wie man sie in großem Maßstab allenfalls in Norwegen<br />
fi ndet und muss die Mehrkosten für die Anbindung der<br />
Stromspeicher über europaweite Fernübertragungsleitungen<br />
in Kauf nehmen. Würde man sich dagegen<br />
für eine Speichertechnik entscheiden, die unabhängig<br />
von den Geländeformationen ist, wird man eine möglichst<br />
gleichmäßige Verteilung der Speicher über ganz<br />
Europa und weitgehende Dezentralisierung vorziehen,<br />
um die aufwendigen Leitungen für die Übertragung der<br />
Leistungsspitzen von den EE-Anlagen zu den Speichern<br />
möglichst kurz zu halten.<br />
In diesem Zusammenhang kann man darüber nachdenken,<br />
ob man auf den weiteren Ausbau der internationalen<br />
Fernübertragungsleitungen verzichten kann.<br />
Da die europaweiten Fernübertragungsleitungen im<br />
worst-case (Dunkelheit und Windstille in ganz Europa)<br />
nutzlos sind, und man ohnehin auf Stromspeicher zurückgreifen<br />
muss, dann könnten diese Stromspeicher<br />
auch in weniger problematischen Situationen die Energieversorgung<br />
aufrecht erhalten. Dazu muss allerdings<br />
das Fassungsvermögen der Speicher erhöht werden.<br />
Bei elektrochemischen Energiespeichern mit externem<br />
Speicher bedeutet dies, dass der Tankinhalt vergrößert<br />
werden muss. Die Fernübertragungsleitungen können<br />
also den erforderlichen Speicherinhalt vermindern.<br />
Die erforderliche maximale Ausspeicherleistung der<br />
Stromspeicher können sie aber nicht vermindern oder<br />
ersetzen.<br />
Europaweite Fernübertragungsleitungen sind nur<br />
dann unverzichtbar, wenn die Speicherung von<br />
Windstrom und Solarstrom in norwegischen Pumpspeicherkraftwerken<br />
erfolgen soll.<br />
Wenn die Stromspeicher im eigenen Land aufgestellt<br />
werden sollen, ist auch ohne den weiteren Ausbau<br />
von europaweiten Fernübertragunsleitungen eine<br />
unterbrechungsfreie Energieversorgung vornehmlich<br />
aus Sonne und Wind im nationalen Rahmen<br />
möglich.<br />
16 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
(WvF)
(5) Unterschiedliche Speichertypen<br />
und ihre besondere Eignung<br />
Leistungsaufnahme und Raumbedarf als technische Herausforderung - Die Überschätzung<br />
der Biomasse - Pumpspeicher - Methanol oder Methan aus CO 2 - Batterien<br />
Wir wollen eine Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare<br />
Energien so rasch wie möglich erreichen und<br />
suchen deshalb nach einer grundsätzlich anzuwendenden<br />
Strategie.<br />
Hier und jetzt diskutieren wir - von vornherein im<br />
Hinblick auf das 100-Prozent-Ziel [1] - den Bau von<br />
Energie-/Stromspeichern. Es geht dabei nicht nur um<br />
das Fassungsvermögen, sondern auch um die mögliche<br />
Leistungsaufnahme (Einspeicherleistung, Ladeleistung),<br />
die Ausspeicherleistung (Entladeleistung), den Raumbedarf,<br />
die Zyklenfestigkeit sowie die auftretenden Verluste<br />
während der "Aufbewahrungsdauer" der gespeicherten<br />
Energie. Je nach Speichertechnik ist der eine Typ besser<br />
zur Schaffung eines Energie-Notvorrats geeignet, der<br />
andere ist besser für ein Zusammenwirken mit Windanlagen,<br />
ein weiterer ist besser zum Zusammenwirken mit<br />
Photovoltaikanlagen und noch ein weiterer am besten<br />
für das Zusammenwirken mit Atom- und Braunkohlekraftwerken<br />
geeignet.<br />
Leistung<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Wind plus<br />
Sonne<br />
Bild 1: Hohe Leistungsspitzen in den Stromleitungen zu den Stromspeichern<br />
Aus den vorhergehenden Beiträgen „(2) Vollständige<br />
Energiewende ohne Stromspeicher nicht möglich“ (Seite<br />
10) sowie „(3) Platzierung von Speichern“ (Seite 13)<br />
ergab sich die Notwendigkeit, Stromspeicher, soweit<br />
wie möglich in der Nähe der Solar- und Windanlagen<br />
zu installieren, da der von Solar- und Windanlagen<br />
gelieferte Strom sehr hohe Leistungsspitzen aufweist,<br />
die eine außerordentliche Anforderung an die Übertragungskapazität<br />
der Stromleitungen von den Solar- und<br />
Windanlagen zu den Stromspeichern darstellen. Diese<br />
mehrfachen Hinweise auf die Vorteile einer Dezentralisierung<br />
der Speicher sollen hier zunächst noch einmal<br />
wiederholt und verstärkt werden.<br />
Solar- und Windanlagen liefern einen Strom, der sehr<br />
viel stärker schwankt als der Strombedarf der Verbraucher.<br />
Diese Erkenntnis spricht für eine Dezentralisierung<br />
der Speicher. Andererseits tauchte im letztgenannten<br />
Beitrag auch das Problem auf, wo die Stromspeicher<br />
wegen ihres großen räumlichen Platzbedarfs überhaupt<br />
untergebracht werden können und die daran anknüp-<br />
Leistungsbedarf<br />
Tage Tage<br />
Das Leistungsangebot von Sonne und Wind schwankt stärker<br />
als der Leistungsbedarf des Verbraucherkollektivs<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Verbraucherkollektiv<br />
[1] Mit 100-Prozent-Ziel ist das Vereinsziel des Solarenergie-Fördervereins Deutschland gemeint: Die vollständige Umstellung der gesamten Energieversorgung<br />
- nicht nur der Stromversorgung - auf heimische Erneuerbare Energiequellen zur Verminderung des Klimawandels.<br />
17
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
fenden Überlegungen, in Norwegen Pumpspeicherkraftwerke<br />
zu errichten. Dies ist Anlass, jetzt genauer auf die unterschiedlichen<br />
Speichertypen und ihre besondere Eignung für spezielle<br />
Anforderungen einzugehen.<br />
Virtuelle Kraftwerke - Biomasse als<br />
Energiespeicher?<br />
Virtuelle Kraftwerke bestehen aus mehreren Anlagen zur<br />
Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in unterschiedlicher<br />
Technik, z.B. Windkraftanlagen, Photovoltaikanlagen und<br />
Kraftwerken zur Nutzung von Biomasse. Oft befi nden sich die<br />
Anlagen weit entfernt voneinander, aber ihre Stromerzeugung<br />
wird rechnerisch addiert. Ziel ist der Nachweis, dass man mit<br />
der Kombination verschiedener EE-Techniken den Strombedarf<br />
von ganz Deutschland mit allen Schwankungen zwischen Tag<br />
und Nacht sowie zwischen Sommer und Winter decken kann;<br />
natürlich im verkleinertem Maßstab.<br />
Der Erfolg solcher virtueller Kraftwerke legt den Schluss nahe,<br />
dass es lediglich eines weiteren Ausbaus der Stromnetze und<br />
weiteren Aufbaus von Anlagen zur Nutzung der Erneuerbaren<br />
Energien bedürfe, um den Strombedarf von ganz Deutschland<br />
vollständig mit Erneuerbaren Energien decken zu können. Betrachtet<br />
man allerdings die Zusammensetzung dieser virtuellen<br />
Kraftwerke genauer, so stellt man fest, dass sie einen hohen Anteil<br />
von Anlagen haben, die auf Anforderung jeweils gespeicherte<br />
Energie zur Stromerzeugung einsetzen können, z.B. Anlagen<br />
zur Stromerzeugung aus Biomasse. Aber nur sehr selten fi ndet<br />
man virtuelle Kraftwerke, die die Versorgungslücken mit Hilfe von<br />
Batterien füllen wollen. Von Stromspeichern spricht man nicht<br />
gerne, denn sie sind (noch) ausgesprochen teuer.<br />
Die Gegner der Erneuerbaren Energien haben zu Recht seit<br />
Jahrzehnten die fehlende Speichermöglichkeit beanstandet, nur<br />
haben sie nicht den Ausbau der Speicher gefordert, sondern die<br />
fehlenden Speicher als Totschlagargument benutzt z.B. Netz–<br />
einspeisung aus zeitlich fl uktuierenden Quellen - Prof. Dr. Helmut<br />
Alt im Jahr 2004 in einem Vortrag vor dem Arbeitskreis Energie<br />
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. (http://www.uni-saarland.<br />
de/fak7/fze/AKE_Archiv/DPG2004-AKE_Muenchen/Buch/DPG2004_AKE2.3_Alt_Fluktuierende-Einspeisungen_Buch_kurz.pdf<br />
)<br />
Viele Befürworter der Erneuerbaren - so auch der Solarenergie-<br />
Förderverein - haben im Gegenzug auf die energetisch nutzbare<br />
Bild 2: Biokraftstoffe klimaneutral? Karikatur: G. Mester<br />
Biomasse als Lückenfüller bei Wind- und Solarenergie hingewiesen<br />
und damit falsche Hoffnungen geweckt. Diesen Irrtum<br />
hat der <strong>SFV</strong> in seiner neuen Kursbestimmung vom 23.05.09<br />
„Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung ist ein ökologischer<br />
Fehler“ und in weiteren Beiträgen öffentlich richtig<br />
gestellt. Die Nutzung der Biomasse ist nicht klimaneutral,<br />
sondern schadet dem Klima.<br />
Hinzu kommt inzwischen noch die Erkenntnis, dass das<br />
Potential der Biomasse bei weitem für die zugedachte Aufgabe<br />
nicht ausreicht. (siehe auch www.energiewenderechner.de)<br />
Und schließlich regt sich seit langem schon Widerstand aus<br />
sozialen und ernährungstechnischen Gründen, die man unter<br />
dem plakativen Slogan "Teller oder Tank" zusammenfassen<br />
kann. Siehe dazu auch den Beitrag von Susanne Jung ab<br />
Seite 24.<br />
Pumpspeicherkraftwerke im Zusammenwirken<br />
mit Grundlastkraftwerken<br />
Pumpspeicherkraftwerke (PSK) haben einen guten Wirkungsgrad<br />
bei der Ein- und Ausspeicherung, eine hohe Zyklenfestigkeit<br />
und ihre Verluste während der "Aufbewahrungszeit"<br />
sind sehr gering. Einziger Nachteil ist, wie bereits erwähnt,<br />
der große Raumbedarf.<br />
Die Pumpspeichertechnik wurde entwickelt, um aus billigem<br />
Nachtstrom aus nicht voll ausgenutzten Grundlastkraftwerken<br />
rasch verfügbare Speichermengen abzuzweigen und bereitzustellen.<br />
Die Einspeiseleistung solcher Pumpspeicherkraftwerke<br />
entspricht in etwa ihrer Ausspeicherleistung. Aus diesem<br />
Grund können Pumpspeicherkraftwerke mit sogenannten<br />
Pumpturbinen und Motorgeneratoren ausgestattet werden, die<br />
wahlweise zum Hochpumpen von Wasser oder zur Stromerzeugung<br />
aus herabfl ießendem Wasser genutzt werden.<br />
So verbilligt sich die Maschinenausstattung erheblich.<br />
Pumpspeicherkraftwerk zur Speicherung von<br />
Überschussstrom aus Sonne und Wind<br />
Zum Speichern von Überschussstrom aus Sonne und Wind<br />
müssen Pumpspeicherkraftwerke "aufgerüstet" werden. Die<br />
zum Hochpumpen des Wassers benötigten Pumpen und<br />
Steigrohre müssen eine mehrfach höhere Spitzenleistung<br />
verarbeiten können, als die bei der Stromentnahme aus dem<br />
Speicher geforderte Dauerleistung. (Siehe dazu Bild 1, Seite<br />
17) Die Kosten der Gesamtanlage steigen dadurch.<br />
Methanolspeicher<br />
Die schwierigste Aufgabe bei der Umstellung auf Erneuerbare<br />
Energien wird die Bereithaltung einer Energiereserve für<br />
mehrere Tage ohne Wind und Sonne sein. Möglicherweise<br />
wird man sich für Energiespeicher auf Methanolbasis entscheiden.<br />
Ein Energievorrat für 40 Tage ohne Wind und Sonne läge<br />
bei 320 Litern Methanol pro Person und wäre somit - soweit es<br />
um die räumliche Unterbringung geht - nicht unrealistisch.<br />
Methanol lässt sich unter Einsatz von Sonnen- oder Windenergie<br />
aus dem CO 2 der Atmosphäre sowie aus Wasser herstellen.<br />
Seine Herstellung könnte z.B. eine Aufgabe der Stadtwerke<br />
werden. Methanolherstellung entlastet die Atmosphäre<br />
von klimaschädlichem CO 2 . Besonders die Entnahme von CO 2<br />
aus der Atmosphäre ist allerdings sehr energieaufwändig und<br />
reduziert den Wirkungsgrad des gesamten Speicherverfah-<br />
18 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
ens. Am Zentrum für Sonnenenergie<br />
und Wasserstoffforschung (ZSW) in<br />
Stuttgart wird eine Laboranlage zur<br />
heterogen katalysierten Synthese von<br />
Methanol aus Wasserstoff und CO 2<br />
betrieben.<br />
Die dabei auftretenden hohen Verluste<br />
sind nur tolerabel, wenn man<br />
dieses Speicherverfahren auf die Gewinnung<br />
eines Notvorrats beschränkt.<br />
Andererseits besticht die verlustfreie<br />
und preiswerte Lagermöglichkeit des<br />
Methanols in einfachen Tanks, z.B.<br />
den allgemein üblichen Heizöltanks.<br />
So könnte man Methanolspeicher<br />
als unverderblichen Notvorrat für selten<br />
auftretende längere Mangelzeiten<br />
ohne Wind und Sonne anlegen. Der<br />
Transport des Methanols erfolgt in<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Pumpspeicherkraftwerk zur<br />
Speicherung von Atom- und<br />
Braunkohlestrom<br />
Einspeicherleistung und Ausspeicherleistung sind etwa gleich<br />
Bild 3: Einfacher Aufbau eines konventionellen Pumpspeicherkraftwerks<br />
elektrische Energie<br />
Wasser<br />
Pumpspeicherkraftwerk zur<br />
Speicherung von ungeglättetem<br />
Wind- oder Solarstrom<br />
Die einzuspeichernde Leistung bei Starkwind und Sonnenschein ist<br />
erheblich größer als die auszuspeichernde Leistung bei fehlendem<br />
Sonnenschein und Schwachwind<br />
Bild 4: Maschinenausstattung eines PSK für Speicherung von<br />
ungeglättetem Überschussstrom<br />
Klimaverbesserung<br />
CO 2<br />
Methanol Erzeugung<br />
der Stadtwerke<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Sauerstoff<br />
Methanol<br />
CH 4 O<br />
KWK<br />
Strom u.<br />
Wärme<br />
Heizöltank<br />
Endverbraucher<br />
Bild 5 Versorgung der Endverbraucher mit Methanol<br />
Bild 6: Herstellung von Methanol aus atmosphärischem CO 2 , nach Specht<br />
19
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
üblichen Tankwagen. Die Rückverwandlung der im Methanol<br />
gespeicherten Energie in elektrische Energie kann mittels<br />
kleiner Verbrennungsmotoren und Generatoren erfolgen.<br />
Falls gleichzeitig Wärme benötigt wird, ist auch Kraft-Wärmekopplung<br />
möglich. Außerdem wird eine Brennstoffzelle für<br />
Methanol entwickelt.<br />
Methanspeicher<br />
Nach einem ähnlichen Verfahren lässt sich auch Methan<br />
herstellen, ein Gas, welches den Hauptbestandteil des natürlichen<br />
Erdgases darstellt und welches in den üblichen Erdgasleitungen<br />
transportiert und in den vorhandenen unterirdischen<br />
Erdgasspeichern aufbewahrt werden kann. Gegenüber dem<br />
Methanol ist der Volumenbedarf allerdings erheblich höher,<br />
so dass man gezwungen ist, die Speicher mit hohem Druck<br />
zu befüllen.<br />
Batteriespeicher<br />
Bei Batteriespeichern auf Lithium-Ionen-Basis mit einer Leistungsdichte<br />
von 500 Wh/Liter würde man etwa das 10-fache<br />
Volumen wie bei Methanol Speichern benötigen. Hier stellt<br />
sich die Frage der räumlichen Unterbringung. Dafür sind die<br />
Verluste erheblich geringer. Deshalb wird die Speicherung<br />
in aufl adbaren Batterien eher zum Ausgleich der täglichen<br />
Leistungsspitzen verwendet werden. Batteriespeicher werden<br />
sich voraussichtlich dort besonders bewähren, wo besonders<br />
häufi ge Ladungs- und Entladungsvorgänge gefordert sind, das<br />
heißt in der Nähe von Solarstromanlagen mit ihren hohen Leis-<br />
Speicher<br />
im Keller<br />
Bild 7: Aufl adbare Batterien beim Endverbraucher in der Nähe von Solarstromanlagen<br />
tungsspitzen. Hier ist zu erwähnen, dass die Anforderungen an<br />
Solarspeicherbatterien ähnlich liegen wie die Anforderungen<br />
an Antriebsbatterien für Elektroautomobile. Die Forderung,<br />
dass der Fahrer seine Batterie bei einem kurzen Zwischenhalt<br />
an der Elektrotankstelle mit sehr hohen Stromstärken sehr<br />
rasch aufl aden können muss, entspricht der Forderung, dass<br />
eine Solarbatterie, wenn die Sonne kurzfristig das 10-fache<br />
der Durchschnittsleistung liefert, diese Leistung dann auch<br />
tatsächlich aufzunehmen im Stande ist.<br />
Die genannten Beispiele demonstrieren die Vorteile der<br />
Dezentralisierung. Sie zeigen aber auch deutlich, welche<br />
Entwicklungsarbeit zur Verbesserung der Speichertechniken<br />
noch zu leisten ist.<br />
Staatlich geförderte Forschung alleine wird nicht schnell<br />
genug zu verwertbaren Ergebnissen führen. Doch das ist<br />
kein Grund zur Entmutigung. Die rasante Verbesserung der<br />
PV-Netzeinspeisungstechnik oder der Windenergie nach dem<br />
Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zeigte beispielhaft,<br />
welchen belebenden Einfl uss die staatlich induzierte<br />
Nachfrage nach praktisch verwertbaren Geräten und der<br />
Wettbewerb unter den Herstellern angesichts der lohnenden<br />
Einspeisevergütung auf die technische Entwicklung haben<br />
kann. Notwendig ist deshalb ein Gesetz, welches die Verwendung<br />
von Energiespeichern fi nanziell attraktiv macht. Dieses<br />
Gesetz sollte die Nachfrage nach Speichern unabhängig von<br />
ihrem Verwendungszweck fi nanziell lohnend gestalten, damit<br />
ein möglichst umfangreiches Nachfragevolumen entsteht.<br />
(WvF)<br />
(6) Ausbau der "Sammelnetze" und<br />
der nationalen "Fortleitungsnetze"<br />
Steigender Strombedarf - Sammelnetze Voraussetzung zum Ausbau der EE - Fortleitungsnetze<br />
erst nach Potentialanalyse - Glätten des fortzuleitenden Überschussstroms<br />
Bisher (2010) wird Deutschland erst zu etwa 17 Prozent mit<br />
Strom aus Erneuerbaren Energien versorgt. Geht man davon<br />
aus, dass zukünftig auch der Verkehrssektor auf Erneuerbare<br />
Energien umgestellt werden muss und dass der nach<br />
Wärmedämmung aller Gebäude verbleibende Wärmebedarf<br />
teilweise auch noch über elektrische Wärmepumpen gedeckt<br />
werden muss, so erkennt man leicht, dass sich der Strombe-<br />
Speicher<br />
im Keller<br />
darf zukünftig erheblich erhöhen wird. Deshalb muss jeder<br />
mögliche Standort für Windanlagen im Binnenland - natürlich<br />
unter Beachtung des Anwohner- und Naturschutzes genutzt<br />
werden. Ebenso gilt es, jedes irgendwie geeignete Gebäude<br />
sowie Lärmschutzwände für die Anbringung von Solaranlagen<br />
zu nutzen.<br />
20 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Ausbau der "Sammelnetze" in<br />
netzfernen Gebieten<br />
Windanlagen und Solaranlagen auf Feldscheunen werden<br />
zunehmend in weiterer Entfernung von bereits verlegten<br />
Stromnetzen aufgebaut. Damit steigt die Notwendigkeit zum<br />
Ausbau der "Sammelleitungen" [1]. Dieser Netzausbau wird<br />
durch den <strong>SFV</strong> ausdrücklich gefordert. In diesem Zusammenhang<br />
entsteht für die Betreiber eine erhöhte Kostenbelastung.<br />
Für Offshore-Windparks gibt es eine betreiberfreundliche<br />
Regelung. § 17 Abs. 2a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)<br />
verpfl ichtet den nächstgelegenen Netzbetreiber zur Netzanbindung<br />
der Offshore-Windparks, d.h. vom Umspannwerk auf<br />
See bis zum technisch und wirtschaftlich günstigsten Netzanschlusspunkt.<br />
Diese Regelung betrifft alle Windparks, mit deren<br />
Bau bis Ende 2015 begonnen wurde (§118 Abs. 3 EnWG).<br />
Die Kosten für die Netzanbindung trägt der Netzbetreiber. Er<br />
kann sie auf alle Übertragungsnetzbetreiber verteilen.[2] Für<br />
die Betreiber von Windparks im Binnenland fehlt leider eine<br />
entsprechende Regelung.<br />
Ausbau der "Sammelnetze" im Ortsnetzbereich<br />
Beim Ausbau der Solarenergie im Ortsnetzbereich liegen<br />
die Verhältnisse etwas anders, da dort in der Regel bereits<br />
elektrische Anschlüsse für die dort zu versorgenden Stromverbraucher<br />
verlegt sind.<br />
Allerdings verweigern die zuständigen Netzbetreiber immer<br />
häufi ger den Anschluss von Solaranlagen an das bestehende<br />
Netz, weil es dadurch tatsächlich oder auch nur angeblich<br />
überlastet würde.<br />
Welche Abhilfe in einem solchen Fall aus technischen<br />
Gründen gerechtfertigt wäre, ergibt sich aus folgender Überlegung.<br />
Die Höchstleistung von Solaranlagen erreicht etwa den<br />
zehnfachen Wert der Durchschnittsleistung. Diese zehnfache<br />
Leistung kann zwar durch eine erhebliche Verstärkung des<br />
Nieder- und Mittelspannungsnetzes in andere Gegenden<br />
weitergegeben werden, doch fehlt die fortgeleitete Energie<br />
dann schon wenige Stunden später in dem betroffenen<br />
Ortsteil selbst. Ein Netzbetreiber, der auf Vollversorgung mit<br />
Erneuerbaren Energien setzt, sollte deshalb zunächst den<br />
Ausbau der dezentralen Stromspeicher in dem überlasteten<br />
Netzzweig vorantreiben. Das tut er aber zur Zeit noch nicht,<br />
weil es keinen kostendeckenden Anreiz zum Bau dezentraler<br />
Stromspeicher gibt; weder für den Netzbetreiber noch für die<br />
Solaranlagenbetreiber, noch für die Verbraucher.<br />
Um Missverständnisse auszuschließen: Die Speicherung<br />
und Glättung des Solarstroms ist nicht Aufgabe der Solaranlagenbetreiber<br />
alleine. Vielmehr sollten Speicherbau-Förderanreize<br />
sich an alle Anschlussnehmer wenden (Stromspeicher<br />
auch für Anschlussnehmer ohne PV-Anlage!, siehe Bild 7 auf<br />
Seite 20).<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Wird diese neue Forderung nicht erfüllt, dann unterbleibt<br />
entweder der weitere Ausbau der Photovoltaik in diesem Teil<br />
des Netzes oder es werden möglicherweise unnötige Netzverstärkungen<br />
vorgenommen, die im Endausbaustand nicht<br />
gebraucht werden.<br />
Bevor das Netz zur Fortleitung des Solar- oder Windstroms<br />
weiter ausgebaut wird, wäre also zu klären, ob das eigene<br />
Gebiet bereits vollständig versorgt ist, genauer gesagt, ob die<br />
vorhandenen Stromspeicher bereits ausreichen, den Stromverbrauch<br />
des eigenen Gebietes vollständig aus Sonne und<br />
Wind zu decken.<br />
Nur wenn in absehbarer Zeit mehr Solar- und Windstrom<br />
erzeugt werden wird, als in diesem Gebiet benötigt wird, erst<br />
dann ist der Ausbau der Netze zur Fortleitung des Stroms in<br />
andere Gebiete durchzuführen, und zwar in solche Gebiete,<br />
die ihren eigenen Strombedarf mangels eigenen Solar- und<br />
Windpotentials auch zukünftig nicht vollständig mit Strom aus<br />
Erneuerbaren Energien werden decken können.<br />
Hier gibt es leider einen Widerspruch zwischen der sachgemäßen<br />
Entscheidung, die lokalen Speicher auszubauen<br />
und der gesetzlichen Regelung, die nur die Maßnahme des<br />
Netzausbaus kennt. Solange bis unsere Forderung nach Speicherausbau<br />
keinen Eingang in die Fördergesetze gefunden<br />
hat, so lange können Anlagenbetreiber bei Netzüberlastung<br />
konkret nur den weiteren Ausbau des Netzes fordern.<br />
Internationale Fernübertragungsleitungen?<br />
Potentialüberlegungen im nationalen Rahmen zeigen, dass<br />
jedes Land in Europa (mit Ausnahme der Niederlande) bei<br />
entsprechendem Ausbau der Erneuerbaren Energien damit<br />
seinen Jahresbedarf decken und sogar noch Überschüsse<br />
erzielen kann, mit denen die unvermeidbaren Speicherverluste<br />
gedeckt werden können. Für Deutschland kann dies mit Hilfe<br />
des Energiewenderechners (www.energiewenderechner.de)<br />
gezeigt werden. Für die anderen Länder Europas gilt die<br />
Überlegung, dass dort das Verhältnis von Energiebedarf zu<br />
Landesfl äche kleiner ist als in Deutschland. Weil das Potential<br />
der Erneuerbaren Energien in erster Näherung proportional<br />
zur Bodenfl äche ist, lässt sich plausibel vermuten, dass eine<br />
Vollversorgung in diesen Ländern noch einfacher zu verwirklichen<br />
sein wird als in Deutschland.<br />
Würden in jedem dieser Länder in Verbrauchernähe dezentrale<br />
Stromspeicher errichtet, deren Kapazität ausreicht,<br />
den erwarteten Verbrauch in den Wind- und Sonnenlücken<br />
zu decken, so wäre dort eine durchgängige Energieversorgung<br />
mit Erneuerbaren Energien möglich. Man könnte dort<br />
auf den weiteren Ausbau der grenzüberschreitenden Fernübertragungsleitungen<br />
verzichten, die wie vorhergehend<br />
erläutert, weder für den Hell-Dunkel-Ausgleich noch für den<br />
Ausgleich fehlenden Windes bei europaweiter Windstille<br />
benötigt werden.<br />
[1] Es handelt sich um Leitungen, die das "Einsammeln" der Erneuerbaren Energien ermöglichen sollen.<br />
[2] § 17 Abs. 2a EnWG bestimmt: „(2a) Betreiber von Übertragungsnetzen, in deren Regelzone die Netzanbindung von Offshore-Anlagen im Sinne des § 10 Abs. 3 Satz 1<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes erfolgen soll, haben die Leitungen von dem Umspannwerk der Offshore-Anlagen bis zu dem technisch und wirtschaftlich günstigsten<br />
Verknüpfungspunkt des nächsten Übertragungs- oder Verteilernetzes zu errichten und zu betreiben; die Netzanbindungen müssen zu dem Zeitpunkt der Herstellung der<br />
technischen Betriebsbereitschaft der Offshore-Anlagen errichtet sein. Eine Leitung nach Satz 1 gilt ab dem Zeitpunkt der Errichtung als Teil des Energieversorgungsnetzes.<br />
Betreiber von Übertragungsnetzen sind zum Ersatz der Aufwendungen verpfl ichtet, die die Betreiber von Offshore-Anlagen für die Planung und Genehmigung der Netzanschlussleitungen<br />
bis zum 17. Dezember 2006 getätigt haben, soweit diese Aufwendungen den Umständen nach für erforderlich anzusehen waren und den Anforderungen<br />
eines effi zienten Netzbetriebs nach § 21 entsprechen. Die Betreiber von Übertragungsnetzen sind verpfl ichtet, den unterschiedlichen Umfang ihrer Kosten nach den Sätzen<br />
1 und 3 über eine fi nanzielle Verrechnung untereinander auszugleichen; § 9 Abs. 3 des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes fi ndet entsprechende Anwendung."<br />
§ 118 EnWG Abs. (7) bestimmt: "§ 17 Abs. 2a gilt nur für Offshore-Anlagen, mit deren Errichtung bis zum 31. Dezember 2011 begonnen worden ist."<br />
21
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
Ausbau der nationalen Hoch- und Höchst-<br />
spannungsleitungen zur Fortleitung von<br />
Sonnen- und Windenergie<br />
Anders sieht es allerdings aus, wenn man die untersuchten<br />
Gebiete weiter verkleinert und den Energietransport zu solchen<br />
Regionen eines Landes betrachtet, in denen energieintensive<br />
Industrie- und Gewerbeanlagen konzentriert sind, wie<br />
z.B. im Ruhrgebiet. Ergibt eine Potentialabschätzung innerhalb<br />
solcher Regionen, dass im Jahresmittel die zukünftig zu<br />
erwartende Wind- und Solarleistung nicht ausreichen wird, so<br />
sollte schon jetzt mit den Planungen zum zügigen Ausbau der<br />
erforderlichen Hoch- und Höchstspannungsleitungen begonnen<br />
werden, die elektrische Energie aus anderen Regionen<br />
des selben Landes herbeiführen können, in denen das regionale<br />
Wind- und Solarpotential voraussehbar den regionalen<br />
Jahresbedarf übersteigt. Als Umweltschutzverein plädieren wir<br />
selbstverständich für eine unterirdische Leitungsverlegung.<br />
Diese empfi ehlt sich auch im Hinblick auf die Standfestigkeit<br />
der lebenswichtigen Leitungen gegenüber der zu erwartenden<br />
Zunahme der Windgeschwindigkeiten.<br />
Übrigens ist es nicht sehr über-<br />
zeugend, wenn Stromversorger die<br />
unterirdische Verlegung an Land als<br />
zu teuer ablehnen, sie andererseits<br />
bei internationalen Verbindungsleitungen<br />
unter dem Meeresgrund als<br />
selbstverständlich befürworten.<br />
Bei regionalem Mangel an Sonnen-<br />
und Windpotential wäre also<br />
das Heranholen von Überschussenergie<br />
aus Überschussregionen<br />
durchaus sinnvoll.<br />
In einem Gebiet mit Überschuss<br />
wird zunächst einmal natürlich der<br />
örtliche Bedarf aus Sonne und<br />
Wind gedeckt. Der verbleibende<br />
Energieüberschuss kann dann in<br />
Mangelgebiete abgegeben werden.<br />
Die Überlegungsskizze in Bild 1<br />
zeigt an einem Beispiel das zeitliche<br />
Verhältnis von lokal verbrauchtem<br />
Leistung<br />
lokaler Verbrauch<br />
Aus dem Beitrag „Abwägung zwischen Netzausbau und<br />
Speicherausbau“ auf Seite 7 dieses Solarbriefs ergibt sich<br />
die dringende Notwendigkeit, rasch mit dem Ausbau von<br />
Stromspeichern anzufangen. Erstens ist ohne Stromspeicher<br />
der Umbau der Energiewirtschaft auf 100 Prozent Er-<br />
Strom und dem für die Abgabe in andere Regionen verfügbaren<br />
Überschussstrom.<br />
Man erkennt leicht, dass der Überschussstrom in einer<br />
so ungleichmäßigen zeitlichen Verteilung - sozusagen unregelmäßig<br />
stoßweise - angeboten wird, dass nur wenige<br />
Empfänger mit ihm etwas anfangen können (es sei denn der<br />
Empfänger wäre selbst ein Energiespeicher). Es ist auch kein<br />
Verlass darauf, dass sich die Überschussleistungen einer<br />
Region mit dem Mangel einer anderen Region statistisch<br />
ausmitteln. Es bleibt also nur, das Leistungsangebot mit Hilfe<br />
von Speichern zu glätten. Und dann bietet es sich natürlich<br />
an, dies so nahe beim Erzeuger zu tun wie möglich. Wieder<br />
lautet die Schlussfolgerung, den Speicher so dicht wie möglich<br />
beim Erzeuger zu positionieren. Der so geglättete Strom kann<br />
dann in „dünneren“ Stromleitungen auf die Reise geschickt<br />
werden.<br />
Vor der Weiterleitung von Strom aus Sonne- und Wind ist<br />
eine Glättung in Speicheranlagen angeraten. (WvF)<br />
Wind plus<br />
Sonne<br />
Überschuss<br />
abgeben<br />
22 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Tage<br />
Überschussleistung<br />
Weitergeleiteter<br />
Überschussstrom<br />
Tage<br />
Weiterleitung von ungeglättetem Überschussstrom<br />
- Das Stromangebot ist wegen Unregelmäßigkeit nicht nutzbar.<br />
- Stromleitungen müssen überdimensioniert werden.<br />
- Ihre Auslastung ist mangelhaft.<br />
Bild 1: Lokaler Verbrauch und fortzuleitender Überschussstrom<br />
(7) Politische Forderungen zum<br />
Ausbau von Netzen und Speichern<br />
Markteinführung unter Zeitnot - Alle Technologien - Alle Anschlussnehmer -<br />
Speicherförderung im EnWG<br />
neuerbare Energien überhaupt nicht möglich. Und zweitens<br />
- zunächst sogar noch dringlicher - ist ohne Stromspeicher<br />
nicht zu verhindern, dass bei einem weiterem Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien immer größere Anteile der erzeugten<br />
Energie verloren gehen, selbst bei vollständigstem Ausbau<br />
der Stromnetze.
Die notwendige Entwicklung von Stromspeichern kostet<br />
jedoch Zeit. Die Erfahrung zeigt, dass die Entwicklung<br />
eines Produkt erheblich beschleunigt wird, wenn sie durch<br />
eine hohe Nachfrage angeregt wird. Deshalb gilt es, rasch<br />
die Nachfrage anzuregen.<br />
Die Speichertechnologien sind noch in rascher Entwicklung,<br />
so dass es unklug wäre, schon jetzt eine endgültige<br />
Auswahl der zu fördernden Speicher zu treffen. Die<br />
Förderung muss deshalb technologieunabhängig sein.<br />
Außerdem darf die Aufgabe nicht beschränkt werden auf<br />
die Speicherung und Wiedereinspeisung von Strom aus<br />
Erneuerbaren Energien. Hier einen Unterschied zu machen,<br />
ist weder aus technischen noch aus ökologischen<br />
Gründen gerechtfertigt.<br />
• Erstens entstehen bei der Entnahme und späteren<br />
Einspeisung von konventionell erzeugtem Strom genauso<br />
wenig Emissionen wie bei Strom aus Erneuerbaren<br />
Energien.<br />
• Zweitens schadet es nichts, wenn durch Wiedereinspeisung<br />
auch konventionelle Spitzenlastkraftwerke entlastet<br />
werden.<br />
• Drittens werden Speicher zunehmend auch mehr überschüssigen<br />
Wind- oder Solarstrom speichern.<br />
• Außerdem wäre eine Kontrolle nicht möglich, denn<br />
Netzstrom, lässt sich nicht mehr nach seiner Herkunft<br />
identifizieren.<br />
Technische Anforderungen an die Speicher<br />
Wichtig ist allerdings, dass Stromspeicher entwickelt<br />
werden, die eine hohe Ladeleistung erlauben, denn die zu<br />
speichernde Spitzenleistung von Solar- und Windanlagen<br />
ist mehrfach so hoch ist wie ihre Durchschnittsleistung.<br />
Die Anforderungen an die zukünftigen Antriebsbatterien<br />
für Elektrofahrzeuge sind übrigens ähnlich. Das<br />
Aufl aden der Batterie bei einem Zwischenstopp muss<br />
schnell erfolgen. Auch deshalb liegt die Markteinführung<br />
von Antriebsbatterien für Elektrofahrzeuge im Interesse<br />
der Energiewende.<br />
Wer soll die Förderung erhalten?<br />
Der in diesem Zusammenhang bisweilen vertretene<br />
Lösungsvorschlag: „Zu jeder Windanlage gehört eine<br />
Windenergiespeicheranlage, zu jeder Solarstrom- eine<br />
Solarstromspeicheranlage“ greift zu kurz. Auch andere<br />
Personen und Institutionen können und müssen für die<br />
Stromspeicherung interessiert werden. Die Verteilung der<br />
Aufgabe auf die Allgemeinheit aller „Anschlussnehmer“<br />
am Stromnetz zerlegt die scheinbar riesige unlösbare<br />
Aufgabe in viele kleine lösbare Aufgaben.<br />
Anreize zum Stromspeichern<br />
Der Gewinnanreiz liegt im Preisunterschied für Strom<br />
zwischen Zeiten des Stromüberangebots und der Strom-<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />
knappheit. Wenn Strom im Überschuss vorhanden ist, wird<br />
er spottbillig und die Speicher werden befüllt. Wenn Strom<br />
knapp ist, wird er teuer, und die Stromspeicherer verkaufen<br />
ihren Strom mit Gewinn.<br />
Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt werden:<br />
• Die Marktpreise müssen sich aus dem REGIONALEN<br />
Angebot und der REGIONALEN Nachfrage ergeben. Die<br />
Börsenpreise der EEX genügen nicht, denn sie lassen<br />
keinen Schluss auf regionale Knappheit oder Überschuss<br />
zu.<br />
• Jeder muss jederzeit Zugriff auf die augenblicklich aktuellen<br />
Marktpreise bekommen können, z.B. über das Internet,<br />
die ihm erlauben, automatisch zu reagieren.<br />
• Netzgebühren müssen erlassen werden, denn die Speicherung<br />
dient der Entlastung des Netzes.<br />
• Jeder darf ohne weitere Genehmigung teilnehmen, wenn<br />
er die technischen Anschlussbedingungen erfüllt.<br />
Verbrauchsmanagement<br />
Der direkte Endverbrauch, z.B. zum Aufl aden der Elektrofahrzeuge,<br />
soweit er sich zeitlich verschieben lässt, wird<br />
zu solchen Zeiten erfolgen, in denen Strom billig ist.<br />
Erhöhung der Versorgungssicherheit<br />
Jede Stromspeicheranlage stellt ein netzgekoppeltes<br />
Notstromaggregat für die Allgemeinheit dar. Das Gesetz<br />
wird somit die Versorgungssicherheit mit Millionen netzgekoppelter<br />
„Notstromaggregate“ erheblich steigern und<br />
damit den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiver<br />
machen.<br />
Wenig bekannter Anreiz zum Stromspeichern<br />
im Energiewirtschaftsgesetz<br />
Für den Ausbau von Stromspeichern gibt es im Energiewirtschaftsgesetz<br />
bereits einen Anreiz. § 118 Absatz 7 EnWG<br />
bestimmt: „Nach dem 31. Dezember 2008 neu errichtete<br />
Pumpspeicherkraftwerke und andere Anlagen zur Speicherung<br />
elektrischer Energie, die bis zum 31. Dezember<br />
2019 in Betrieb gehen, sind für einen Zeitraum von zehn<br />
Jahren ab Inbetriebnahme hinsichtlich des Bezugs der zu<br />
speichernden elektrischen Energie von den Entgelten für<br />
den Netzzugang freigestellt.“<br />
Die „Entgelte für den Netzzugang“ liegen derzeit (2010)<br />
nach einer Statistik der Bundesnetzagentur für Haushaltskunden<br />
in der Grundversorgung knapp unter 6 Cent/<br />
kWh, für Gewerbekunden knapp unter 5 Cent/kWh und für<br />
Industriekunden knapp unter 2 Cent/kWh.<br />
Möglicherweise bietet diese Förderung im EnWG einen<br />
fi nanziellen Anreiz zum Ausbau von Stromspeichern. Wenn<br />
sie zu wenig genutzt wird, müssen höhere Anreize geboten<br />
werden. Für kurze Erfahrungsberichte und Meinungsäußerungen<br />
zu diesem Programm wäre die <strong>SFV</strong>-Geschäftsstelle<br />
dankbar. (WvF)<br />
23
FehIentwicklungen<br />
Autorin<br />
Dipl.-Agr.Ing. Susanne Jung,<br />
Studium der Agrarwissenschaften,Humboldt-Universität<br />
zu Berlin<br />
Seit 1995 Mitarbeiterin der<br />
<strong>SFV</strong>-Bundesgeschäftsstelle<br />
Weitere Artikel zum<br />
Thema:<br />
• „Bioenergiepotential in<br />
Deutschland - eine Grobabschätzung“,<br />
Solarbrief 4/07,<br />
S. 20 oder unter http://www.<br />
sfv.de/artikel/2007/Potentia.<br />
htm<br />
• „Neue Kursbestimmung<br />
des <strong>SFV</strong> zur Nutzung der<br />
Biomasse“, Solarbrief 2/09,<br />
S. 35 oder unter http://www.<br />
sfv.de/artikel/neue_kursbestimmung_des_sfv_zur_nutzung_der_biomasse_-_vorstandsbeschluss.htm<br />
(8) Über die Rolle der Bioenergien<br />
im zukünftigen Energiemix<br />
Soziale, ökologische und energiepolitische Betrachtungen<br />
Vor wenigen Jahren noch prophezeiten verschiedene<br />
Akteure der Erneuerbaren-Energien-Branche,<br />
dass vor der krisengeschüttelten Landwirtschaft eine<br />
gewaltige neue Erwerbsquelle läge: Der großfl ächige<br />
Anbau nachwachsender Rohstoffe würde neue<br />
Möglichkeiten jenseits der Nahrungsmittelproduktion<br />
eröffnen. Die Zukunftsoption hieße „Vom Landwirt<br />
zum Energiewirt“.<br />
Im gleichen Maße wie die Prognosen zum angeblich<br />
riesigen Potential der Bioenergien nahmen aber<br />
auch die Stimmen der Skeptiker zu, die über die<br />
zunehmende Zerstörung von Ökosystemen und die<br />
klimapolitische Fragwürdigkeit der fl ächengebundenen<br />
Bioenergieproduktion warnten. Bis heute vergeht<br />
fast kein Tag, an dem in der Presse nicht über die<br />
ökologischen Fehlentwicklungen der Bioenergieproduktion<br />
wie z.B. die Vernichtung von Regenwäldern,<br />
um Ölpalmen anzubauen, zunehmende Monokulturen<br />
und problematische Strukturveränderungen in der<br />
Grünlandbewirtschaftung berichtet wird.<br />
Unumstritten ist deshalb heute schon die Aussage,<br />
dass Bioenergien nicht unbegrenzt zur Verfügung<br />
stehen. Sofern keine Bioreststoffe verwendet werden,<br />
steht die Produktion von Bioenergien in direkter Flächenkonkurrenz<br />
zum Nahrungs- und Futtermittelanbau,<br />
dem Anbau nachwachsender Industrierohstoffe<br />
sowie dem Erhalt der Wälder als CO 2 -Sammler und<br />
Kohlenstoffspeicher.<br />
Dieser Aussage widerspricht auch nicht die Fachagentur<br />
Nachwachsende Rohstoffe e.V.(FNR), Projektträger<br />
des Bundesministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).<br />
Allerdings geht man dort inkonsequenter Weise<br />
davon aus, dass der Flächenanteil des Energiepfl anzenanbaus<br />
immer noch steigerungsfähig sei. Auf der<br />
Internetseite http://www.unendlich-viel-energie.de<br />
liest man hierzu Folgendes:<br />
„Bis zum Jahr 2020 kann die Anbaufläche für<br />
Energiepfl anzen von im Jahr 2008 von 1,6 Mio.<br />
Hektar auf ca. 3,7 Mio. Hektar mehr als verdoppelt<br />
werden. Dann würde die Bioenergie 21,9 Prozent<br />
der heutigen landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />
belegen, ohne dabei die Nahrungsmittelproduktion<br />
einzuschränken.“<br />
(http://www.unendlich-viel-energie.de/de/bioenergie/detailansicht/article/105/potenziale-der-bioenergie.html)<br />
Auf der gleichen Internetseite prognostiziert FNR<br />
gar, dass die „... Ausweitung der für Bioenergie genutzten<br />
Flächen bis auf 7,3 Mio. ha im Zeithorizont<br />
2020/2030 möglich.“ sei und bezieht sich dabei auf<br />
Potentialberechnungen „verschiedener Forschungsinstitute“.<br />
Doch können wir tatsächlich davon ausgehen,<br />
dass uns immer mehr Flächen für die Produktion von<br />
Energiepfl anzen zur Verfügung stehen?<br />
In diesem Artikel sollen die Möglichkeiten der Land-<br />
und Forstwirtschaft zur Bioenergieproduktion diskutiert<br />
werden. Dabei geht es nicht um eine genaue<br />
Quantifi zierung des Flächen- und Energiepotentials,<br />
sondern vielmehr um eine Zusammenstellung wichtiger<br />
Argumente, um die begrenzten Möglichkeiten<br />
der Bioenergien aus sozialer, energiepolitischer und<br />
ökologischer Sicht neu zu bewerten.<br />
Weltweite Entwicklung der<br />
Landwirtschaft<br />
Mitte des letzten Jahrhunderts zeichnete sich global<br />
eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten ab.<br />
Vor allem in den Industrieländern stieg der Fleischkonsum<br />
so stark an, dass zum heutigen Zeitpunkt<br />
etwa ein Drittel der weltweiten Getreideernten allein<br />
für die Fütterung von Nutztieren verbraucht wird. Die<br />
Folgen dieser langfristigen Entwicklung sind nicht nur<br />
aus ökologischen, sondern vor allem aus sozialen<br />
Gründen dramatisch. Die Produktion pfl anzlicher<br />
Grundnahrungsmittel zur Versorgung der ständig<br />
steigenden Weltbevölkerung wurde durch den Futtermittelanbau<br />
immer mehr verdrängt.<br />
Bereits Mitte des nächsten Jahres werden 7 Milliarden<br />
Menschen auf unserem Planeten leben; nur<br />
etwa die Hälfte davon auf dem Land - der Rest in<br />
Städten mit einem zunehmendem Bedarf an Energie<br />
und Mobiltät. Und die Zahl der Hungernden steigt! Im<br />
Jahr 2010 waren nach Aussage der Welternährungsorganisation<br />
(FAO) 925 Millionen Menschen - überwiegend<br />
durch chronische Hungersnöte - betroffen.<br />
Und als würde man nicht schon mit der beschriebenen<br />
Strukturkrise der Landwirtschaft schwerwiegende<br />
Probleme bewältigen müssen, belasten Politiker und<br />
Wissenschaftler die Landwirtschaft nun auch noch mit<br />
der Verantwortung für die Produktion nachwachsender<br />
Rohstoffe zur Deckung des Treibstoffbedarfs.<br />
Immer lauter warnen Welternährungs- und Umweltschutzorganisationen<br />
vor einer Verschärfung der<br />
Ernährungsproblematik durch die stetig steigende<br />
Produktion von Biokraftstoffen. Der wirtschaftliche<br />
Druck zur Produktion von Agrotreibstoffen für die<br />
weltweite Versorgung führt zu Veränderungen der<br />
24 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Welthunger: Anteil an unterernährten Menschen an der Gesamtbevölkerung nach Staat<br />
Agrarstrukturen - auch in den ärmsten Ländern dieser Erde.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
• Aus Burkina Faso wird gemeldet, dass man dort - neben<br />
der Baumwollproduktion - zunehmend auch auf die Biodieselproduktion<br />
auf Grundlage von Jatropha setzen möchte (Quelle:<br />
TAZ vom 27.05.09 „Afrikas giftgrüne Revolution“). Burkina<br />
Faso zählt zu den fünf ärmsten Ländern der Welt! Zwei Drittel<br />
der Bevölkerung leben am Existenzminimum. Hunger steht<br />
also auf der Tagesordnung. Setzt sich diese Strukturänderung<br />
in der Landwirtschaft fort, wird Burkina Faso immer mehr von<br />
Nahrungsmittelimporten abhängig.<br />
• Die Frankfurter Rundschau meldete Mitte des Jahres 2010,<br />
dass in Indien der Anbau von Jatropha - einer Ölpfl anze - auf<br />
normalem Ackerland nicht nur mehr geduldet sondern zunehmend<br />
intensiv gefördert wird (Quelle FR von 9.7.10).<br />
• Der Biospritanbau erhöht die Preise für Grundnahrungsmittel.<br />
Anfang 2007 stiegen in Mexiko z.B. die Preise für<br />
Tortillas - ein Grundnahrungsmittel vor allem der ärmeren<br />
Schichten - weil in den USA immer mehr Mais zu Bioethanol<br />
verarbeitet wurde.<br />
2008 warnte auch die FAO erstmals, dass die Biotreibstoffproduktion<br />
zu steigenden Nahrungsmittelpreisen und mehr<br />
Hunger führen würde. (Quelle: http://www.guardian.co.uk/<br />
environment/2008/feb/26/food.unitednations)<br />
Sicher ist die Lösung des Problems Welthunger sehr<br />
komplex und ein Patentrezept gibt es nicht. Je nach Region<br />
müssen die dortigen sozialen, politischen, wirtschaftlichen,<br />
ökologischen und geographischen Bedingungen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Auch könnte man argumentieren, dass in Deutschland<br />
weder chronischer Hunger noch eine Verknappung von<br />
Lebensmitteln vorliegt. Im Gegenteil - als eine von vielen<br />
Industrienationen verfügt Deutschland noch immer über ertragreiche<br />
Ackerböden, auf denen genügend Ackerfrüchte für<br />
die Ernährung unserer Bevölkerung wachsen können.<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger<br />
Doch es wäre naiv zu glauben, dass die globale Hungerproblematik<br />
nicht auch mit der Bedürfnisbefriedigung in<br />
Deutschland und Europa zusammenhinge. Die Globalisierung<br />
ist das Allheilmittel für wachsende Bedürfnisse, und politische<br />
oder private Entscheidungen forcieren die zunehmende Ausbeutung<br />
bestimmter Regionen. Und schon lange kommt man<br />
in Europa nicht mehr ohne Palmöl, Zuckerrohr, Mais und Co<br />
aus, um die chemische Industrie oder Bioenergieproduktion<br />
mit Grundstoffen zu beliefern.<br />
Aus diesem Blickwinkel sollte es Gebot der Stunde sein, die<br />
Notwendigkeit der Produktion von Agrotreibstoffen inner- und<br />
außerhalb unserer Ländergrenzen kritisch zu überprüfen.<br />
Klimawandel und Ertragsfähigkeit<br />
der Böden<br />
FehIentwicklungen<br />
Die Landwirtschaft mit ihrer direkten Abhängigkeit vom Wetter<br />
ist ein vom Klimawandel stark betroffener Wirtschaftszweig.<br />
Erfolg oder Misserfolg, Ertragszuwachs oder Missernten sind<br />
vor allem von Temperatur, Niederschlagsmenge und Windstärke<br />
abhängig.<br />
Das BMU beschreibt in „Deutsche Anpassungsstrategie an<br />
den Klimawandel“ (Quelle: http://www.bmu.de/klimaschutz/<br />
downloads/ doc/42783.php) die auf Deutschland zukommenden<br />
klimabedingten Änderungen wie folgt:<br />
„Abhängig von der globalen Entwicklung der anthropogenen<br />
Emissionen treibhauswirksamer Gase ist von einer Erwärmung<br />
in Deutschland im Zeitraum 2021-2050 um 0,5 bis 1,5°C<br />
und im Zeitraum 2071-2100 um 1,5 bis 3,5° C auszugehen.<br />
Die Erwärmung wird besonders in den Wintermonaten zu<br />
spüren sein. Bei den Niederschlägen ist eine Zunahme im<br />
Winter um im Schnitt bis 40 % möglich, in einigen Gebieten<br />
der Mittelgebirgsregionen der Bundesländer Rheinland-Pfalz,<br />
Hessen sowie der nordöstlichen Landesteile Bayerns sogar<br />
um bis zu 70 %. Die Sommerniederschläge könnten bundesweit<br />
um bis zu 40 % abnehmen, wobei der Südwesten<br />
Deutschlands erneut besonders stark betroffen sein könnte.<br />
25
FehIentwicklungen<br />
Ökologischer (extensiver)<br />
Landbau<br />
Weniger Landtechnik<br />
- geringerer Treibstoffeinsatz<br />
Kein (oder reduzierter) chemischsynthetischer<br />
Dünger- und Pestizideinsatz<br />
- geringer Energiebedarf<br />
Bei der Analyse der Klimafolgen sind neben den<br />
zu erwartenden Auswirkungen dieser sich in den<br />
Mittelwerten abzeichnenden allmählichen Veränderungen<br />
auch die Folgen voraussichtlich häufi ger<br />
auftretender und stärkerer Extremereignisse sowie<br />
die Folgen einer zunehmenden Klimavariabilität zu<br />
berücksichtigen.“<br />
Nun können schleichende klimatische Veränderungen<br />
möglicherweise durch neue Anbaustrukturen,<br />
neue Sorten und Bewässerungsstrategien<br />
aufgefangen werden. Schwieriger bis unmöglich<br />
ist es jedoch, die Landwirtschaft auf zunehmende<br />
Witterungsextreme wie Stürme, Starkniederschläge,<br />
Überschwemmungen und länger andauernde Trockenphasen<br />
einzustellen.<br />
Deshalb müssen wir darauf vorbereitet sein, in<br />
den nächsten Jahrzehnten territorial unsichere bzw.<br />
sinkende Erträge durch die Bereitstellung von mehr<br />
Anbaufl äche auszugleichen.<br />
Man muss deshalb die Frage stellen, ob es überhaupt<br />
möglich ist, mittel- und langfristig Flächen für<br />
die Produktion von Energiepfl anzen einzuplanen und<br />
dadurch in eine zunehmende Flächenkonkurrenz zur<br />
Nahrungs- und Futtermittelerzeugung zu treten.<br />
Verantwortung in der land- und<br />
forstwirtschaftlichen Produktion<br />
Die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen<br />
und der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages<br />
(Quelle: http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/13_<br />
bt_ek_mensch_umwelt_664.htm) hat unter anderem<br />
folgende wesentliche Regeln aufgezeigt, die auch<br />
auf die landwirtschaftliche Produktion übertragen<br />
werden können:<br />
1) Die Abbaurate erneuerbarer Ressourcen soll<br />
deren Regenerationsrate nicht überschreiten. Dies<br />
entspricht der Forderung nach Aufrechterhaltung der<br />
Konventioneller (intensiver)<br />
Landbau<br />
Viel Landtechnik<br />
- hoher Treibstoffeinsatz<br />
chemisch-synthetischer Dünger-<br />
und Pestizideinsatz<br />
- hoher Energieaufwand bei Herstellung<br />
und Ausbringung<br />
- Gefahr der Lachgasentwicklung<br />
CO -Gehalt des Bodens steigt CO -Gehalt des Bodens nimmt ab<br />
2 2<br />
- geringe Bodenbelastung<br />
- durch hohe Bodenbelastung<br />
- Ganzjahresbedeckung verhindert - fehlende Ganzjahresbedeckung<br />
Austrocknung und Nährstoffauswa- - Austrocknung<br />
schung<br />
- Nährstoffauswaschung<br />
- Vermehrung der org. Substanz im<br />
- weniger org. Substanz im Boden<br />
Boden<br />
Tabelle 1: Wesentliche Aspekte des Vergleichs der Klimabilanz im konventionellen und ökologischen<br />
Landbau<br />
ökologischen Leistungsfähigkeit.<br />
2) Stoffeinträge in die Umwelt sollen sich an der<br />
Belastbarkeit der Umweltmedien orientieren, wobei<br />
alle Funktionen zu berücksichtigen sind.<br />
3) Das Zeitmaß anthropogener Einträge bzw. Eingriffe<br />
in die Umwelt muss im ausgewogenen Verhältnis zum<br />
Zeitmaß der für das Reaktionsvermögen der Umwelt<br />
relevanten natürlichen Prozesse stehen.<br />
4) Gefahren und unvertretbare Risiken für die<br />
menschliche Gesundheit durch anthropogene Einwirkungen<br />
sind zu vermeiden.<br />
Wendet man also diese Kriterien auf die heutige,<br />
zumeist intensive Bewirtschaftung unserer land- und<br />
forstwirtschaftlichen Flächen an, so treten beispielhaft<br />
folgende Problemsituationen zu Tage:<br />
• Es werden mehr Bäume abgeholzt, als an dieser<br />
oder anderer Stelle kurzfristig wieder nachwachsen.<br />
• Düngemittel und Pestizide belasten mit Schadstoffeinträgen<br />
unsere Böden und Gewässer.<br />
• Als Folge regional überhöhter Viehbestände kommt<br />
es zur Nährstoffbelastung von Gewässern durch Wirtschaftsdünger<br />
tierischer Herkunft (Gülle, Stallmist).<br />
Methan-Emissionen auf Grund der Rinderhaltung<br />
verstärken den Treibhauseffekt.<br />
• Die biologische Vielfalt nimmt auf Grund von Monokulturwirtschaft<br />
ab.<br />
• Intensive Bewirtschaftungsmaßnahmen führen zur<br />
verstärkten Bodenerosion und zu Gefügeschäden.<br />
Es kommt zur klimaschädlichen Lachgasbildung.<br />
Zudem wird der Wasserhaushalt der Böden empfindlich<br />
gestört und die organische Substanz zunehmend<br />
abgebaut.<br />
Ökolandbau = Klimaschutz<br />
Durch die Änderung der landwirtschaftlichen<br />
Anbaumethoden kann eine klimaverträgliche und<br />
ökologisch nachhaltige Pfl anzenproduktion auf den<br />
Weg gebracht werden.<br />
Nach einer Abschätzung des World Resources<br />
Institute (WRI) stellt die Landwirtschaft einen Anteil<br />
von 13,5 Prozent der weltweiten Emissionen der<br />
Treibhausgase (Quelle: http://dipbt.bundestag.de/<br />
dip21/btd/16/053/1605346.pdf). Diese Emissionen<br />
können nicht nur durch eine nachhaltige Pfl anzen-<br />
und Tierproduktion reduziert werden. Ökologisch<br />
nachhaltige Anbau- und Nutzungsstrukturen können<br />
zusätzlich auch zur mittel- bis langfristigen Bindung<br />
des in der Atmosphäre bedrohlich steigenden Kohlendioxids<br />
beitragen.<br />
Im Folgenden werden ausgewählte Effekte des<br />
Ökolandbaus beschrieben:<br />
26 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
CO -Speicher Boden: Anbausysteme im Vergleich<br />
2<br />
Anbausystem C-Gewinn (+) / C-Verlust (-)<br />
in kg / Hektar / Jahr<br />
Feldversuch<br />
Bio-Ackerbaubetriebe + 402 18 Praxisbetriebe in Bayern, Mittelwert<br />
Konventionelle Ackerbaubetriebe - 202 10 Praxisbetriebe in Bayern, Mittelwert<br />
Bio – mit Pflug 0 Versuch in der Schweiz, seit 2002<br />
[Frick]<br />
Bio – mit reduzierter Bodenbearbei-<br />
+ 879 Versuch in der Schweiz, seit 2002<br />
tung<br />
[Frick]<br />
Bio - pfluglos + 1829 SADP, USA, seit 1994<br />
Tabelle 2: Quelle: Niggli, U. et al. 2009. Low Greenhouse Gas Agriculture. FAO. Rev. 2. 22 Seiten<br />
1. Vermeidung von CO 2 -Emissionen durch<br />
weniger chemischen Dünger<br />
Der Energiebedarf für die Herstellung, Lagerung und den<br />
Transport von Mineraldüngern ist enorm. Die Herstellung des<br />
mineralischen Stickstoffdüngers mit Hilfe der Haber-Bosch-<br />
Synthese ist zum Beispiel eine der energieintensivsten chemischen<br />
Prozesse. Von der Herstellung bis zur Ausbringung<br />
müssen je Kilogramm Stickstoff letztendlich ca. 46 MJ (~ 13<br />
kWh) aufgewandt werden (Quelle: BASF). Dies hört sich<br />
zunächst nicht viel an, aber rechnen wir an einem Beispiel<br />
weiter:<br />
Im konventionellen Anbau kann man auf einer Fläche<br />
von einem Hektar (= 10.000 m²) ca. 1500 Liter Rapsöl<br />
ernten. Die Rapsfläche wird durchschnittlich mit 200 kg<br />
Stickstoff gedüngt.<br />
Energiebedarf für Herstellung, Lagerung, Transport und<br />
Ausbringung des N-Düngers: ca. 2,6 MWh<br />
Energiegehalt von 1.500 l Rapsöl: ca. 14,4 MWh.<br />
Ergebnis: Ca. 1/6 des erzeugten Raps-Energieertrags (im<br />
konventionellen Anbau) wird rechnerisch allein schon für<br />
die mineralische Stickstoff-Düngung benötigt.<br />
Die Energiebilanz von Rapsöl (und anderen Energiepfl anzen)<br />
verschlechtert sich darüber hinaus, wenn man den<br />
Treibstoffbedarf bei Saat, Pfl ege und Ernte, die Ausbringung<br />
weiterer Pfl anzennährstoffe und Pestizide, die Transportaufwendungen,<br />
den Energiebedarf bei der Verarbeitung und<br />
die Verluste bei der Umwandlung im Verbrennungsmotor<br />
betrachtet.<br />
Auf viele dieser Energieaufwendungen kann man auch<br />
im ökologischen Anbau nicht verzichten. Dies ist auch nicht<br />
Zweck dieser Darstellung. Es sollte an diesem Rechenbeispiel<br />
nur aufgezeigt werden, welche Energie- und damit<br />
CO 2 -Einsparung allein durch den Verzicht von chemischen<br />
Düngern erreicht werden könnte.<br />
Und auch die Entstehung eines weiteren Klimagases steht<br />
im engen Zusammenhang mit der intensiven Stickstoffdüngung<br />
und der zunehmenden Verdichtung unserer Böden durch<br />
zu vieles Befahren mit Landmaschinen:<br />
Es handelt sich um Lachgas (N 2 O). Sein Beitrag zum anthropogenen<br />
Treibhauseffekt beträgt heute etwa 5 %. Der<br />
zunehmende Ausstoß von Lachgas wird auch auf den Einsatz<br />
von Mineraldüngern zurückgeführt. Denn wenn im Boden<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Sauerstoffmangel herrscht, werden die Stickstoffverbindungen<br />
des Düngers in Lachgas umgewandelt und entweicht in die<br />
Atmosphäre.<br />
Fazit: Die Vermeidung von chemischen Düngergaben<br />
reduziert den Energiebedarf und senkt damit schädliche<br />
Treibhausgas-Emissionen.<br />
2. CO 2 -Speichervermögen der Böden<br />
Der Boden ist ein wesentlicher Kohlenstoffspeicher. Wo der<br />
Humusgehalt - also die Menge der im Boden festgehaltenen<br />
toten organischen Substanz - zunimmt, leistet der Boden als<br />
„Senke“ einen Beitrag zur Minderung des CO 2 -Gehaltes in der<br />
Atmosphäre. Wo hingegen Humus abgebaut wird, trägt er zur<br />
Zunahme des klimarelevanten Gases bei.<br />
In Tabelle 2 sehen Sie Vergleiche von verschiedenen Anbaumethoden<br />
im konventionellen und ökologischen Betrieben. Sie<br />
wurden in Bayern, der Schweiz und den USA durchgeführt.<br />
Das Ergebnis: Die Zunahme des Humusgehaltes und damit<br />
des Kohlenstoff-Anteils im Boden war in den landwirtschaftlichen<br />
Betrieben eindeutig nachweisbar, die ökologisch wirtschafteten<br />
und auf geringste Bodenbearbeitung umgestellt<br />
hatten.<br />
3. Heutige Situation und Ausblick<br />
FehIentwicklungen<br />
Leider werden in Deutschland derzeit nur knapp 6 % der<br />
landwirtschaftlichen Nutzfl äche nach den Bestimmungen der<br />
EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau bewirtschaftet.<br />
Trotz des im Juni 2004 von der EU-Kommission<br />
vorgelegten „Europäischen Aktionsplan für ökologische Landwirtschaft<br />
und ökologisch erzeugte Lebensmittel“ nehmen<br />
diese Flächen nicht signifi kant zu. Die dort angestoßenen<br />
Maßnahmen wie z.B. eine intensive Aufklärung über den Ökolandbau,<br />
die Bündelung der Fördermaßnahmen im Rahmen<br />
der Entwicklung des ländlichen Raums, die Verbesserung der<br />
Produktionsstandards und die Verstärkung der Forschungsanstrengungen<br />
reichen offensichtlich nicht aus, um die landwirtschaftliche<br />
Produktion grundlegend umzugestalten.<br />
Eine zukünftige und allein aus Klimaschutzgründen notwendige<br />
Ausweiterung des Ökolandbaus würde dazu führen,<br />
dass für die gleiche Produktionsmenge an Nahrungs- und<br />
Futtermitteln mehr Flächen benötigt wird. Durch den Verzicht<br />
auf Düngemittel und chemische Schädlingsbekämpfung gehen<br />
die Erträge der Flächen um ca. 20 % zurück. Wenn man<br />
die Treibhausgase in der Landwirtschaft ernsthaft reduzieren<br />
und die Kohlenstoffsenken zunehmend nutzen möchte, muss<br />
27
FehIentwicklungen<br />
man den mit der Energiepfl anzenproduktion einhergehenden<br />
zunehmenden Ackerfl ächenbedarf kritisch diskutieren.<br />
CO 2 -Speicherung der pfl anzlichen<br />
Biomasse<br />
Jede Pfl anze entzieht der Atmosphäre in ihrer Wachstums-<br />
phase CO 2 . Pfl anzen spalten das CO 2 der Luft, speichern<br />
den Kohlenstoff (C) in ihrer Biomasse und setzen Sauerstoff<br />
(O 2 ) frei.<br />
Bäume können den gebundenen Kohlenstoff über einen<br />
längeren Zeitraum speichern. Eine ausgewachsene 30 bis<br />
40 m hohe Buche hat z.B. im Laufe ihrer Wachstumszeit der<br />
Luft ca. 10 Tonnen CO 2 entzogen. (Quelle: http://www.primaklima-weltweit.de)<br />
Wenn man das Holz energetisch nutzt (also verbrennt),<br />
wird das über viele Jahre im Baum gespeicherte CO 2 in kürzester<br />
Zeit wieder an die Atmosphäre abgegeben und trägt<br />
zum Treibhauseffekt bei. Von einer Klimaneutralität könnte<br />
man nur dann sprechen, wenn das im Verbrennungsprozess<br />
ausgestoßene CO 2 in derselben Menge und zusätzlich zu<br />
der ohnehin stattfi ndenden photosynthetischen Leistung der<br />
bereits existierenden Pfl anzen wieder kurzfristig in Biomasse<br />
gebunden würde. Dies ist aber leider nicht der Fall.<br />
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass eine<br />
deutliche Vergrößerung der globalen Waldfl äche zu einer<br />
Entlastung bei der Treibhausgasproblematik führen könnte.<br />
Leider ist dies aber fernab jeder Realität: In den vergangenen<br />
beiden Jahrhunderten wurde mehr als die Hälfte der Wälder<br />
der Erde zerstört. Und Schuld an dieser Waldzerstörung ist<br />
vor allem der Mensch, der Wälder als Baustoff abholzt oder<br />
weil er die Fläche landwirtschaftlich nutzen will.<br />
Auch in Europa sind beunruhigende Entwicklungen zu<br />
beobachten. Anfang November 2010 warnte das Institut für<br />
Europäische Umweltpolitik (IEEP) in der Studie „Indirekte<br />
Landnutzungsänderungen durch die zusätzliche Nachfrage<br />
nach Biomasse zur Erreichung der EU-Zielvorgaben nach<br />
Agrokraftstoffen bis 2020“ (Quelle http://www.nabu.de/themen/<br />
landwirtschaft/ biomasse/13027.html) vor einer klimapolitischen<br />
Fehlentwicklung. Denn in den nationalen Aktionsplänen<br />
für Erneuerbare Energien aus 23 EU-Mitgliedsstaaten wurde<br />
festgeschrieben, den Anteil der Agrokraftstoffe am gesamten<br />
Treibstoffbedarf auf 9,5 % (davon 90 % aus Energiepfl anzen)<br />
zu steigern. Zur Erreichung dieser Zielvorgaben - so IEEP -<br />
wäre ein zusätzlicher Flächenbedarf von bis zu 6,9 Mio. Hektar<br />
notwendig. Dies erhöhe den Druck, Wälder, Weideland oder<br />
Moorfl ächen in Ackerland umzuwandeln. Dadurch würden<br />
bis zum Jahr 2020 zusätzliche Emissionen von 27 - 56 Mio.<br />
Tonnen CO 2 entstehen.<br />
Der Druck auf unsere Wälder wird jedoch auch durch eine<br />
weitere beunruhigende Entwicklung angestoßen: Durch die<br />
Zunahme der Kaminöfen und Pelletsheizungen zur Wärmeversorgung<br />
im privaten Hausbereich nimmt der Holzbedarf<br />
erheblich zu. Ob dieser Bedarf durch die Nutzung von Holz-<br />
Reststoffen (Restholz, Altholz) klimaökologisch nachhaltig und<br />
zuverlässig abgedeckt werden kann, ist fraglich. Denn auch<br />
Waldrestholz und Schwachholz übernehmen im Ökosystem<br />
eine wichtige Funktion. Rinde, Äste, Laub- und Nadelmasse<br />
sind nährstoffreich und sollten nicht vollständig aus dem Wald<br />
entfernt werden.<br />
Die energetische Nutzung des Wirtschaftsgutes Wald sollte<br />
man aus Klimaschutzgründen überdenken. Die stoffl iche<br />
Holznutzung trägt dazu bei, den Kohlenstoff weiterhin in<br />
gebundener Form zu erhalten.<br />
Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen nimmt<br />
in den nächsten Jahren zu<br />
Die letzten Meldungen der Internationalen Energieagentur<br />
(IEA) haben die Prognosen bestätigt: Der „Peakoil“ - der<br />
Punkt der höchsten Erdölfördermenge weltweit - ist bereits<br />
überschritten. Die Erdölproduktion wird ab jetzt von Jahr zu<br />
Jahr abnehmen und irgendwann ganz versiegen. Die Konsequenzen<br />
werden das Leben fast aller Menschen grundlegend<br />
verändern. Aber es geht hierbei um viel mehr als um die<br />
Verknappung von Treibstoffen. Unsere gesamte Lebensweise<br />
wird sich fundamental ändern, in einem Ausmaß, das derzeit<br />
für die meisten nur schwer vorstellbar ist.<br />
Viele unserer Waren des täglichen Bedarfs werden aus<br />
Erdöl hergestellt. Allein in Deutschland werden 15 % der Erdöleinfuhren<br />
für die chemische Produktion von Kunststoffen,<br />
Textilien, Schmierstoffen, Baustoffen, Pestiziden und Düngemitteln,<br />
Arzneimitteln, Kosmetika und vielem mehr verwandt.<br />
(Quelle: „Daten und Fakten zur Rohstoffbasis der chemischen<br />
Industrie“, Verband der Chemischen Industrie, http://www.vci.<br />
de/default2~rub~743~tma~0~cmd~shd~docnr~126033~nd~<br />
~ond~n12.htm) Je weniger Erdöl zur Verfügung steht, desto<br />
mehr müssen wir uns um Alternativen bemühen oder unsere<br />
Lebensart verändern.<br />
Die Substitution von Erdölprodukten durch nachwachsende<br />
Rohstoffe wird in den nächsten Jahren eine immer größere<br />
Rolle spielen. Rapsöl lässt sich zum Beispiel ebenso für die<br />
stoffl iche Produktion von Maschinenölen, für Lacke und Farben,<br />
Lösungsmittel, Pfl anzenschutzmittel sowie Rapsasphalt<br />
verwenden.<br />
Lassen Sie mich an dieser Stelle eine kleine Überschlagsrechnung<br />
durchführen. Zunächst vorab: Diese Rechnung geht<br />
von der Verallgemeinerung aus, dass man 1 Liter Erdöl durch<br />
1 Liter Rapsöl für die stoffl iche Produktion ersetzen könnte.<br />
Dies ist eine fi ktive, theoretische Annahme, denn Erdöl ist ein<br />
umfangreicheres Stoffgemisch als Rapsöl. Und neben Raps<br />
können auch viele andere Pfl anzen als nachwachsende Rohstoffe<br />
zur chemischen Produktion genutzt werden. Nun zum<br />
Gedankenexperiment: Es soll die Frage beantwortet werden,<br />
wieviel landwirtschaftliche Nutzfl äche in Deutschland mit Raps<br />
bestellt werden müsste, um den Erdölbedarf Deutschlands zur<br />
stoffl ichen Verwertung zu substituieren:<br />
In Deutschland werden jährlich ca. 19 Milliarden Liter Erdöl<br />
(dies entspricht 15 % des gesamten Erdölbedarfs) stoffl ich<br />
verwertet.<br />
Im konventionellen Anbau kann man ca. 150.000 Liter<br />
Rapsöl pro km² und Jahr erzeugen.<br />
19.000.000.000 Liter / 150.000 Liter / km²<br />
= ca. 127.000 km²<br />
Ergebnis: Um den gesamten deutschen Erdölbedarf zur<br />
stoffl ichen Verwertung durch Rapsöl zu ersetzen, müsste man<br />
theoretisch eine landwirtschaftliche Fläche von 127.000 km²<br />
zur Verfügung haben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />
(www.destatis.org) beträgt die landwirtschaftliche<br />
28 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Nutzfl äche in Deutschland allerdings nur knapp 187.000 km²,<br />
die vorrangig für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion<br />
genutzt werden muss. Es ist utopisch, mehr als 2/3 Drittel der<br />
Fläche für die Produktion chemischer Güter zu verwenden.<br />
Dass die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen<br />
eine zunehmende Bedeutung einnehmen wird, ist unumstritten.<br />
Auch hier gilt es allerdings, dass nur dann pfl anzliche<br />
Rohstoffe für die Chemieindustrie angebaut werden können,<br />
wenn auf der verhandenen Fläche die Grundversorgung mit<br />
Nahrungs- und Futtermitteln gewährleistet ist. So könnte es<br />
sein, dass in einigen Jahrzehnten unser Bedarf nach Chemieprodukten<br />
auf Basis nachwachsender Rohstoffe sogar<br />
reduziert werden muss und Recyclingverfahren einen immer<br />
größerer Stellenwert erhalten.<br />
Diese Überlegungen zeigen ebenso auf, dass wir mit dem<br />
knappen Gut „Fläche“ überlegt umgehen müssen. Dem<br />
Energiepfl anzenanbau eine signifi kante Rolle im zukünftigen<br />
Energiemix einzuräumen, scheint auch unter diesem<br />
Gesichtspunkt der Abdeckung zukünftiger Rohstoffe für die<br />
chemische Industrie zu kurzsichtig.<br />
Nutzung von Reststoffen<br />
Für die Bioenergie-Produktion stehen uns eine Vielzahl von<br />
organischen Reststoffen zur Verfügung. Diese stammen aus<br />
der Landwirtschaft, der Abwasserreinigung, aus Gewerbe- und<br />
Industriebetrieben und der Landschaftspfl ege. Hinzu kommen<br />
organische Siedlungsabfälle und Deponiegas.<br />
Die energetische Verwertung all dieser Reststoffe kann einen<br />
wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Biogene<br />
Reststoffe werden als Festbrennstoffe angeboten oder dienen<br />
der Produktion von Biogas. Der Vorteil bei der Biogaserzeugung,<br />
vor allem bei landwirtschaftlichen Rückständen, ist,<br />
dass die Gärreste als Dünger wieder in den Nährstoffkreislauf<br />
gelangen.<br />
In einer auf Basis verschiedener Studien durchgeführten<br />
Grobabschätzung des Bioenergie-Potentials für Deutschland<br />
wurde vom <strong>SFV</strong> im Jahr 2007 das Energiepotential der Bio-<br />
Reststoffe ermittelt.<br />
Wir errechneten, dass ca. 3 Prozent des Gesamtenergiebedarfs<br />
von Deutschland durch die energetische Verwertung<br />
von Reststoffen zur Verfügung gestellt werden könnten.<br />
Dabei legen wir aus ökologischer Sicht jedoch großen Wert<br />
darauf, Ernterückständen aus der Landwirtschaft und den<br />
größten Teil der Reststoffe aus der Biotop- und Landschaftspfl<br />
ege auf den Flächen zu belassen, um den Nährstoffaustrag<br />
und die Bodenerosion zu minimieren. Bei der Betrachtung des<br />
Gülleaufkommens bemühten wir uns, eine Minimierung der<br />
Tierbestände und eine zunehmende artgerechte Tierhaltung<br />
auf Stroh zu berücksichtigen.<br />
Zusammenfassung und Fazit<br />
Die hier im Einzelnen diskutierten Überlegungen sollen<br />
aufzeigen, dass den Bioenergien in einem zukünftigen Energiemix<br />
nur eine begrenzte Rolle eingeräumt werden kann.<br />
1. Der unbedingte Vorrang der Nahrungs- und Futtermittelproduktion<br />
weist den Energiepfl anzenanbau in klare<br />
Schranken. Die direkte und sich heute schon in Teilen der<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Welt abzeichnende Konkurrenz zwischen der Nahrungsmittel-<br />
Grundabsicherung und der Produktion von Agrotreibstoffen<br />
macht deutlich, dass bei der Umstellung der Energieversorgung<br />
auf Erneuerbare Energien auch schwerwiegende<br />
Irrwege beschritten werden. Die klimabedingten Ertragsausfälle<br />
und dramatischen Zunahmen der Zahl der Hungernden<br />
weltweit zeigen, dass in der landwirtschaftlichen Produktion<br />
zukünftig wesentlichere Aufgaben - wie die Beseitigung von<br />
Strukturkrisen und der Ausgleich von Ernteausfällen - zu<br />
bewältigen sind.<br />
2. Ein ökologisches Umdenken in der landwirtschaftlichen<br />
Produktion könnte dazu beitragen, den Ausstoß klimarelevanter<br />
Gase zu vermindern. Hier kann eine energieintensive<br />
und humuszehrende Landwirtschaft durch Energieeffi zienz-<br />
Maßnahmen und Humusmehrung ihrer Klimaschutzverantwortung<br />
gerecht werden.<br />
3. Holz sollte vorrangig nur zur stoffl ichen Verwertung genutzt<br />
werden, da die mittel- bis langfristige Speicherung von<br />
CO 2 in der Biomasse aus Klimaschutzgründen Vorrang hat.<br />
4. Für den Ersatz von chemischen Erdölprodukten durch<br />
nachwachsende Rohstoffe werden zunehmend Anbaufl ächen<br />
benötigt.<br />
5. Die energetische Nutzung von biogenen Reststoffen kann<br />
nur einen geringer Beitrag zur Vollversorgung mit Erneuerbaren<br />
Energien leisten.<br />
6. Landwirte können durch das Betreiben eigener Windanlagen<br />
zum Energiewirt werden. Unter den Windrädern wäre<br />
es ohne gravierenden Flächenverlust weiterhin möglich,<br />
Nahrungs- und Futtermittel zu produzieren.<br />
Das Wissen über diese eingeschränkten Möglichkeiten der<br />
Bioenergien in einem zukünftigen Energiemix aus Erneuerbaren<br />
Energien ist wesentlich aber nicht dramatisch. Auch<br />
mit wenig Strom und Wärme aus Biomasse können wir die<br />
Energiewende schaffen. Die überragenden Potentiale der<br />
Wind- und Solarenergie sowie die zusätzlichen Möglichkeiten<br />
der Wasserkraft und Geothermie ergeben einen Energiemix,<br />
der unsere Bedürfnisse nach Strom, Wärme und Mobilität<br />
vollständig abdecken kann. Nutzen Sie unseren Internet-<br />
Energiewenderechner unter www.energiewenderechner.de.<br />
Dort kann man mit realitätsnahen Zahlen nachrechnen!<br />
Vortrag<br />
FehIentwicklungen<br />
Wenn Sie zu diesem Thema eine Vortragsveranstaltung<br />
in Ihrer Nähe organisieren möchten, können Sie sich<br />
gern an den <strong>SFV</strong> wenden.<br />
29
FehIentwicklungen<br />
Bundesnetzagentur fordert<br />
Referenzleistungsmessung<br />
für Solarstromanlagen<br />
Fehlerhafte Prognosen der Verteilnetzbetreiber führten zu unnötigen Kosten<br />
und gefährdeten die Stabilität des Netzes<br />
Die Bundesnetzagentur beklagt in einem "Positionspapier<br />
zur verbesserten Prognose und Bilanzierung<br />
von Solarstromeinspeisungen" vom 12.11.2010<br />
[1] Abweichungen von der Realität in den von den<br />
Verteilnetzbetreibern an die Übertragungsnetzbetreiber<br />
(ÜNB) gemeldeten Solarstromeinspeisungen. Die<br />
Fehler könnten teilweise bei mehr als 30 % liegen.<br />
Zum einen meldeten die Verteilnetzbetreiber - so<br />
die Bundesnetzagentur (BNetzA) - die neu angeschlossenen<br />
PV-Anlagen erst mit erheblicher Verzögerung<br />
bei den Übertragungsnetzbetreibern an, die<br />
per Gesetz alleinig für den „Verkauf“ der EE-Mengen<br />
zuständig sind.<br />
Zum anderen meldeten die Verteilnetzbetreiber in<br />
der Regel nicht die tatsächliche Einspeisung oder<br />
einen realistischen Prognosewert, der sich an der<br />
aktuellen Einstrahlung orientiert, sondern ein Normeinspeiseprofi<br />
l, das noch nicht einmal durch eine<br />
Wetterprognose berichtigt sei. Noch schlimmer:<br />
Einige Verteilnetzbetreiber meldeten die PV-Einspeisungen<br />
sogar als durchlaufende Bänder! Also als<br />
angeblich immer gleichmäßige Lieferung von Strom<br />
zu Tages- und Nachtzeiten. [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: Damit<br />
unterbleibt die börsenpreissenkende Wirkung der PV-<br />
Einspeisung zur mittäglichen Spitzenlastzeit.]<br />
Tatsächlich eingespeiste Solarstrommengen werden<br />
an der Börse nicht berücksichtigt. Dann wird<br />
stattdessen teurer Strom von Spitzenlastkraftwerken<br />
gekauft, ohne dass es notwendig wäre. Und damit<br />
steigt der Börsenpreis.<br />
Zum Lieferzeitpunkt aber, wenn der bestellte<br />
Spitzenlaststrom von den Spitzenlastkraftwerken<br />
tatsächlich geliefert wird, ist zuviel Strom im Netz.<br />
Der unnötig zuviel erzeugte [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: teure]<br />
Spitzenlaststrom, muss dann durch Zurückfahren von<br />
Regelkraftwerken [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: Zurückfahren ist<br />
Screenshot von „Was leistet PV in Deutschland“ unter http://www.sma.de/de/news-infos/pv-leistung-in-deutschland.html<br />
30 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
ebenfalls teuer] wieder ausgeglichen werden, wie z.B.<br />
am 6.9.2010. [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: An diesem Tag lag<br />
die tatsächlich eingespeiste PV-Leistung gemäß dem<br />
SMA Online-Programm [2] unerwartet hoch bei über<br />
10 GW. Siehe dazu den Screenshot, Seite 30]<br />
Wenn zu viel gemeldet wurde, würden an der Börse<br />
für Lieferzeiten mit unterdurchschnittlichem Sonnenschein<br />
angebliche Solarstrommengen gehandelt,<br />
die aber zu diesen Stunden gar nicht eingespeist<br />
werden.<br />
Das Fehlen dieser Strommengen stellt sich<br />
dann aber erst zum vorgesehenen Lieferzeitpunkt<br />
heraus und muss dann von den ÜNB durch [<strong>SFV</strong>-<br />
Anmerkung: teure] Mehrproduktion von Regelenergie<br />
ausgeglichen werden. Immerhin ginge es hier nach<br />
Berechnung der ÜNB um Ungenauigkeiten von über<br />
30 Prozent! Es werde damit sogar die Stabilität der<br />
Netze gefährdet.<br />
Soweit der Bericht über das "Positionspapier" der<br />
Bundesnetzagentur.<br />
Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass im<br />
Jahresabschluss die Summe der gemeldeten Solarstromeinspeisungen<br />
korrekt angegeben wird, dass<br />
sich also die zwischenzeitlich im Laufe des Jahres<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
gemachten Prognosefehler - mal zu viel, mal zu wenig<br />
Einspeisung gemeldet - letztlich ausgleichen.<br />
Die fi nanziellen Folgen der Prognosefehler aber<br />
gleichen sich NICHT aus:<br />
• unnötiger Einsatz von Spitzenlastkraftwerken und<br />
gleichzeitiger negativer Regelenergie bei fehlerhaft<br />
zu hoher Prognose<br />
• oder aber Einsatz von positiver Regelenergie bei<br />
fehlerhaft zu hoher Prognose<br />
Leider kostet sowohl die zu hoch als auch die zu<br />
tief angesetzte PV-Einspeisung das Geld der Verbraucher.<br />
Auch die Tatsache, dass der Börsenpreis bei<br />
fehlerhaft zu hoher PV-Prognose zu hoch angesetzt<br />
wird und bei fehlerhaft zu niedriger PV-Prognose zu<br />
niedrig, führt nicht zu einem Ausgleich, denn es besteht<br />
keine lineare Abhängigkeit des Börsenpreises<br />
von der PV-Einspeisung.<br />
Und - was in dem Positionspapier leider nicht zum<br />
Ausdruck kommt - die Höhe der EEG-Umlage gerät<br />
auch in Zweifel, denn sie hängt nicht nur von der<br />
Höhe der Einspeisevergütung ab, sondern auch vom<br />
Börsenpreis. (WvF)<br />
Erneuerbare als Sündenbock<br />
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher<br />
Ausgerechnet die zukunftsfähigen erneuerbaren<br />
Energien müssen derzeit als Sündenbock herhalten:<br />
Angeblich sind sie schuld an den jüngsten Strompreiserhöhungen.<br />
Entsprechend heftig werden die<br />
Erneuerbaren befehdet. Doch die Polemik gegen<br />
Erneuerbare ist in Wahrheit ein Ablenkungsmanöver,<br />
mit dem die Stromkonzerne von ihren überzogenen<br />
Preisen und Gewinnen ablenken.<br />
• Tatsächlich steigt die Umlage für erneuerbare Energien<br />
ab 1. Januar 2011 um 1,5 Cent je Kilowattstunde<br />
von bisher 2,05 auf dann 3,53 Cent je Kilowattstunde.<br />
Diese Umlage müssen jedoch nicht die Stromkunden<br />
zahlen, sondern zunächst die Stromversorger.<br />
Es ist deshalb nicht wahr, dass sich die Haushaltsstrompreise<br />
automatisch um diesen Betrag erhöhen<br />
müssten.<br />
• Die Stromeinkaufspreise der Stromfirmen haben<br />
sich, auch durch die Einspeisung von erneuerbarem<br />
Strom, in den vergangenen zwei Jahren deutlich<br />
verringert. Diese Einsparungen sind etwa so hoch wie<br />
die gestiegene EEG-Umlage. Von der Kostenseite her<br />
gibt es deshalb keine Rechtfertigung für eine Strompreiserhöhung<br />
http://tinyurl.com/stromkaufbilliger.<br />
• Es ist unredlich, lediglich die Kostensteigerung des<br />
EEG an die Verbraucher weiterzureichen und die<br />
Kostensenkungen beim Stromeinkauf stillschweigend<br />
als Zusatzgewinn einzustreichen.<br />
• Die Gewinne der drei größten Stromkonzerne sind<br />
in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen: von<br />
sechs Milliarden Euro jährlich im Jahr 2002 auf über<br />
23 Milliarden jährlich im Jahr 2009 (http://tinyurl.com/<br />
gewinnexplosion).<br />
• E.on Vorstand Dr. Johannes Teyssen sagte auf<br />
der Bilanzpressekonferenz am 10. November 2010<br />
klar und öffentlich, dass sich die Strompreise für<br />
Haushaltskunden nicht an den Kosten, sondern am<br />
Wettbewerb orientieren.<br />
• Die branchenweite Erhöhung der Strompreise um<br />
1,5 Cent/kWh hat also den Charakter einer Preisabsprache<br />
unter den Stromanbietern. Die Begründung<br />
"gestiegene EEG-Umlage" ist lediglich ein Codewort,<br />
um die Öffentlichkeit in die Irre zu leiten und die erneuerbaren<br />
Energien zu diffamieren.<br />
• Bereits in den vorangegangenen Jahren hatten die<br />
Stromversorger die Preise jeweils um gut einen Cent<br />
erhöht - ohne ausreichende Begründung.<br />
FehIentwicklungen<br />
Quellen:<br />
[1] http://www.bundesnetzagentur.de/cae/servlet/contentblob/161942/publicationFile/9134/PositionspapierSolarstromeinspeisung.pdf<br />
[2] http://www.sma.de/de/<br />
news-infos/pv-leistung-indeutschland.html<br />
Pressemitteilung vom<br />
12. November 2010<br />
Der Bund der Energieverbraucher<br />
e.V. ist die einzige<br />
auf Energiefragen spezialisierte<br />
Interessenvertretung<br />
der privaten und kleingewerblichenEnergieverbraucher<br />
in der Bundesrepublik.<br />
Der bundesweit tätige<br />
Verband hat über 13.000<br />
Mitglieder und ist Mitglied<br />
in der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband e.V.<br />
Kontakt: Dr. Aribert Peters,<br />
Vorsitzender des Bund der<br />
Energieverbraucher e.V.,<br />
Frankfurter Str. 1, 53572<br />
Unkel, info@energieverbraucher.de,<br />
http://www.<br />
energieverbraucher.de<br />
31
FehIentwicklungen<br />
Roadmap des Bundesverband<br />
Solarwirtschaft<br />
„Photovoltaik-Branche<br />
setzt sich ehrgeizige<br />
Ziele in Richtung Wettbewerbsfähigkeit“<br />
“http://www.solarwirtschaft.<br />
de/medienvertreter/pressemeldungen/meldung.<br />
html?tx_ttnews%5Btt_<br />
news%5D=13451&tx_ttne<br />
ws%5BbackPid%5D=737&<br />
cHash=3c14529aa3<br />
• Die Preise wurden in den vergangenen Jahren<br />
hauptsächlich von den Grundversorgern erhöht.<br />
• Der Bundesgerichtshof hat die Versorger in der<br />
Grundversorgung verpflichtet, alle Kostensenkungen<br />
unmittelbar an die Kunden weiterzugeben (BGH<br />
VIII ZR 138/07 Rn. 39, VIII ZR 81/08 Rn. 18). Die<br />
Preiserhöhungen stellen damit vermutlich einen<br />
Rechtsbruch dar.<br />
• Der rasche Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung<br />
vermindert den Stromabsatz aus konventionellen<br />
Kraftwerken und damit das Kerngeschäft der<br />
Stromkonzerne. Diese Konzerne haben also allen<br />
Grund, um ihre gewaltigen Gewinne zu zittern und<br />
die Öffentlichkeit gegen die Förderung erneuerbarer<br />
Stromerzeugung aufzubringen.<br />
• Verbraucher müssen den Neubau von Kraftwerken<br />
stets über den Strompreis bezahlen. Die Einspeisevergütung<br />
nach dem EEG senkt die Erzeugungskosten<br />
der Erneuerbaren Energien mit großer Geschwindigkeit.<br />
Sie entspricht daher den Kosten für den Bau<br />
neuer Kraftwerke. Durch die Finanzierung über das<br />
EEG ist von vornherein entschieden, dass mit diesen<br />
Geldbeträgen nur die Erneuerbaren ausgebaut<br />
werden. Den Stromversorgern ist die Entscheidung<br />
darüber, welche Kraftwerke gebaut werden, aus der<br />
Hand genommen.<br />
• Der Vorsitzende der Bundesnetzagentur, Mathias<br />
Kurth, warnte die Stromversorger davor, die gestie-<br />
gene EEG-Umlage in voller Höhe auf die Strompreise<br />
der Verbraucher aufzuschlagen. Auch der Vorsitzende<br />
der Monopolkommission, Professor Justus<br />
Haukap äußerte sich in diesem Sinne.<br />
Fazit:<br />
Für den Stromkunden erwecken die Strompreiserhöhungen<br />
den Eindruck, die Erneuerbaren würden<br />
den Strompreis im Jahr 2011 um zusätzliche 1,5 Cent/<br />
kWh verteuern. Dieses Argument hält einer kritischen<br />
Prüfung nicht stand. Wer dennoch so argumentiert,<br />
macht sich fehlender Sachkenntnis oder einer interessengeleiteten<br />
Argumentation verdächtig. Verbraucher<br />
wollen mit ihrem Geld den Ausbau Erneuerbarer<br />
fi nanzieren und sind auch bereit, dafür höhere Strompreise<br />
in Kauf zu nehmen. Versorger missbrauchen<br />
diese Bereitschaft, um sich die Taschen zu füllen.<br />
Es stellt sich also nicht die Frage, ob wir uns den<br />
Ausbau der Erneuerbaren leisten können und wollen.<br />
Denn dazu gibt es keine Alternative. Sondern es ist<br />
zu fragen, wie lange wir den Stromversorgern ihre<br />
überzogenen Preise und ihre Lügen noch durchgehen<br />
lassen wollen. Durch den Anbieterwechsel weg von<br />
den Konzernen und ihren Töchtern kann jeder Verbraucher<br />
die Rote Karte zeigen: Ohne jedes Risiko.<br />
Er wird nicht nur mit einem guten Gewissen, sondern<br />
zusätzlich noch mit Kosteneinsparungen in Höhe von<br />
mehreren hundert Euro belohnt.<br />
BSW von Selbstzweifeln getrieben?<br />
Die klima- und energiepolitische Bedeutung der PV gerät in Vergessenheit<br />
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat zum<br />
11.11.2010 eine "Roadmap" veröffentlicht (Quelle<br />
nebenstehend). Die Roadmap trägt die Überschrift:<br />
„Photovoltaik-Branche setzt sich ehrgeizige Ziele in<br />
Richtung Wettbewerbsfähigkeit“<br />
Nach vielen schönen und optimistischen Worten<br />
kommt das Papier auf den entscheidenden Punkt:<br />
Zitat: „3. Die Umlage für Solarstrom kann auf rund<br />
2 Cent je Kilowattstunde begrenzt werden - oder umgerechnet<br />
pro Person in einem Durchschnittshaushalt<br />
auf weniger als 2 Euro pro Monat. Die Umlage wird<br />
zwar durch einen erwarteten Zubau von 8 bzw. 6<br />
Gigawatt bei Solaranlagen in den Jahren 2010 bzw.<br />
2011 getrieben, ab 2012 ist aber ein Einschwingen<br />
auf einen Zubau von etwa 3 bis 5 Gigawatt pro Jahr<br />
zu erwarten." Ende des Zitats.<br />
Mit anderen Worten: Verzeihung, unsere Mitgliedsunternehmen<br />
haben versehentlich in den Jahren<br />
2010 und 2011 zu viel Solaranlagen gebaut, aber<br />
wir geloben Besserung. Damit es nicht so teuer wird,<br />
werden sie ab 2012 jährlich nur noch etwa die Hälfte<br />
zubauen.<br />
Wie erklärt der BSW seinen Mitgliedern diese Kapitulation<br />
vor der Politik und der Stromwirtschaft?<br />
Und wie erklärt er der Öffentlichkeit den Verzicht<br />
auf die rasche Umsetzung der Energiewende?<br />
Zum gleichen Thema äußert sich Dr. Volker Buddensiek<br />
- Chefredakteur von Sonne, Wind & Wärme.<br />
Sein lesenswertes Editorial trägt den Titel: „Liebhaben<br />
reicht nicht!“ (siehe Seite 33). (WvF)<br />
32 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Liebhaben reicht nicht!<br />
Editorial von Volker Buddensiek in der Zeitschrift „Sonne, Wind und Wärme“,<br />
Ausgabe 17/2010<br />
Am 11. November beginnt traditionell der Karneval.<br />
Alle Menschen – also gut, zumindest viele Rheinländer<br />
– haben sich plötzlich lieb, wollen gemeinsam<br />
feiern und lustig sein. Auch im preußischen Berlin<br />
scheint sich diese Idee von der fünften Jahreszeit in<br />
den Köpfen festzusetzen. Dort trafen sich am 11. und<br />
12. November die Spitzen der deutschen Solarunternehmen<br />
zum 11. Forum Solarpraxis im Hilton Hotel. In<br />
Vorträgen, Diskussionsrunden und Analysten-Panels<br />
ging es allenthalben um die Zukunftsaussichten von<br />
Photovoltaik und Solarwärme. Zwei Roadmaps des<br />
Bundesverbandes Solarwirtschaft sollen den Weg<br />
in eine solare Zukunft weisen. Eine davon, die den<br />
Kollegen von der Solarthermie den Weg aus dem<br />
gegenwärtigen Novembergrauen in eine sonnige<br />
Zukunft aufzeigen soll, hatte der Verband erst am<br />
Vortag in Auftrag zu geben beschlossen. Für die<br />
weniger notleidende Photovoltaik war man da schon<br />
weiter. Pünktlich am 11. November stellte der Verband<br />
seinen „Wegweiser Solarwirtschaft“ der Öffentlichkeit<br />
vor. Dieser ist in erster Linie als Angebot an die<br />
Politik gedacht. Er soll aufzeigen, wie sich die PV<br />
in den nächsten Jahren in Deutschland weiterentwickeln<br />
kann, ohne dabei mit den Ausbauzielen der<br />
Bundesregierung zu kollidieren - und vor allem ohne<br />
ein Anwachsen der EEG Umlage, das die gesamte<br />
Konstruktion des EEG zum Wackeln bringt. Nach 8<br />
bis 9 GW Neuinstallationen in diesem Jahr sollen es<br />
2011 nun bestimmt nicht mehr als 6 GW sein. Wie<br />
dies bei weiterhin sinkenden Systempreisen und entsprechend<br />
attraktiver Rendite für Investoren gewährleistet<br />
werden soll, darüber war nichts in Erfahrung zu<br />
bringen. Ziemlich unwahrscheinlich jedenfalls, dass<br />
ein Unternehmen einen Kunden abweisen wird mit<br />
dem Hinweis, er möge 2012 wiederkommen, jetzt<br />
passe es politisch nicht.<br />
In diesem Jahr trägt Photovoltaik erstmals 2 % zur<br />
nationalen Stromerzeugung bei. Egal, wie bescheiden<br />
der Zubau im kommenden Jahr auch ausfallen<br />
wird, am Ende werden es mehr solare Kilowattstunden<br />
sein, die ins Netz gehen – und dort werden<br />
sie den vier großen Stromerzeugern Umsatz und<br />
Gewinn schmälern. Da ist es dann schnell vorbei mit<br />
Lustigsein und Liebhaben. Wie die reagieren, haben<br />
wir gerade gesehen. Und worum es geht, zeigen<br />
die fast zeitgleich mit der Roadmap veröffentlichten<br />
Quartalszahlen der „Big Four“.<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
RWE hat am 11. November die Bilanz für die ersten<br />
drei Quartale bekanntgegeben. Gegenüber dem Vorjahr<br />
konnte der Konzern sein betriebliches Ergebnis<br />
um 11 % steigern. Der Außenumsatz – immerhin ein<br />
Volumen von 38,5 Mrd. € – stieg sogar um 14 %. Eon<br />
war bereits einen Tag vorher an die Öffentlichkeit<br />
gegangen: Der Konzernumsatz liegt mit 64 Mrd. €<br />
rund 11 % über dem Vorjahresniveau, das bereinigte<br />
Ebit legte um 9 % auf gut 8 Mrd. € zu. Die Kollegen<br />
von EnBW kamen mit ihren Zahlen dagegen<br />
erst am 12. November aus der Deckung: Lediglich<br />
„zufriedenstellend“ fanden sie die Steigerung des<br />
Außenumsatzes um 10,7 % auf rund 12,9 Mrd. €. Im<br />
Geschäftsfeld Strom, Erzeugung und Handel stieg<br />
das Adjusted Ebit um 8,1 % auf 1,3 Mrd. €. Bleibt<br />
schließlich noch Vattenfall. Deren Zahlen wurden<br />
bereits am 28. Oktober vorgelegt: Rund 16,8 Mrd. €<br />
Nettoumsatz und damit ein sattes Plus von 12,9 %.<br />
Der Betriebsgewinn stieg im Neunmonatszeitraum<br />
um 11,9 %.<br />
Die Roadmap des Bundesverbands Solarwirtschaft<br />
mag über wirtschaftliche Mechanismen versuchen,<br />
die Entwicklung politikkonform zu steuern. Die Quartalszahlen<br />
der Konventionellen zeigen aber, worum<br />
es eigentlich geht: die Entscheidung zwischen einem<br />
Energie-Oligopol und einer demokratischen, dezentralen<br />
Energieerzeugung. Da reicht es nicht aus, auf<br />
Marktmechanismen zu setzen. Die Entscheidung<br />
kann nur politisch fallen<br />
– und daher muss der<br />
Verband mit all seinen<br />
Mitgliedsunternehmen<br />
eine politische Roadmap<br />
erstellen. Die Kraft zu<br />
einem die Regenerativen<br />
fördernden Gesetz<br />
ist schon einmal parteiübergreifend<br />
aus dem<br />
Parlament gekommen.<br />
Viel Zeit bleibt dazu allerdings<br />
nicht. Und als<br />
Verband schaue man<br />
sich bitte an, bei wem<br />
man sich unterhakt und<br />
mit wem man schunkelt.<br />
FehIentwicklungen<br />
Dr. Volker Buddensiek,<br />
Chefredakteur der Zeitschrift<br />
„Sonne, Wind und Wärme“<br />
http://www.sonnewindwaerme.de<br />
33
FehIentwicklungen<br />
An der Begründung für Strompreiserhöhungen<br />
sollt Ihr sie erkennen -<br />
die Ökostromhändler<br />
Wieder einmal stehen die Endkunden-Stromversorger vor<br />
der unangenehmen Aufgabe, ihren Stromkunden Preiserhöhungen<br />
zum kommenden Jahr ankündigen zu müssen.<br />
Eine sehr beliebte und bequeme Art ist es, auf die Erhöhung<br />
der EEG-Umlage um ca. 1,5 Cent/kWh hinzuweisen.<br />
Selbst einige sogenannte "Ökostromhändler" tuten in dieses<br />
Horn. Damit unterstützen sie - teilweise sogar ungewollt - die<br />
Berechnung der EEG-Umlage der 4 großen<br />
Übertragungsnetzbetreiber im Internet<br />
Unter http://www.eeg-kwk.net/cps/rde/xbcr/eeg_<br />
kwk/2010_10_15_Foliensatz_zur_Veroeffentlichung_final.<br />
pdf finden Sie die Veröffentlichung der Berechnungsmethode<br />
und die eingesetzten Zahlenwerte für die Berechnung<br />
der EEG-Umlage durch die Übertragungsnetzbetreiber.<br />
laufende Gräuelpropaganda der Stromkonzerne, wonach der<br />
Ausbau der Erneuerbaren Energien die Stromkunden immer<br />
unzumutbarer belaste.<br />
"Das EEG ist Schuld" so kommt es dann beim Stromkunden<br />
an.<br />
Protestieren Sie!<br />
Sinkende Großhandelspreise<br />
durch Erneuerbare<br />
Karikatur: Gerhard Mester<br />
Die Elektrizitätswerke Schönau jedenfalls weisen auf ihrer<br />
Internetseite darauf hin, dass die Einspeisung von Strom<br />
aus Erneuerbaren Energien die Stromeinkaufspreise der<br />
Endkundenversorger senkt. Für das Jahr 2008 nennen sie<br />
eine bundesweit eingesparte Gesamtsumme von 3,6 bis 4<br />
Mrd. Euro. (http://www.ews-schoenau.de/fi leadmin/content/<br />
documents/runterladen/101116_EWS_Merit_order.pdf)<br />
Für eine dreiköpfi ge Familie würde das, wenn die Entlastung<br />
an die Endkunden weitergegeben würde, etwa 150 Euro<br />
Einsparung ausmachen. (WvF)<br />
In einer Presseerklärung vom 15. Oktober 2010 weist die<br />
Bundesnetzagentur auf folgenden Umstand hin:<br />
„(...) Verbraucher sollten nicht in vollem Umfang mit der<br />
erhöhten EEG-Umlage belastet werden. Die zunehmende<br />
Menge an erneuerbarer Energie bewirkt sinkende Großhandelspreise,<br />
weil sukzessive teuere Kraftwerke aus dem<br />
Markt gedrängt werden. So sind trotz Konjunkturbelebung die<br />
Börsenpreise für langfristige Kontrakte gesunken. Bei vielen<br />
Stromanbietern, die längerfristig eingekauft hatten, spiegelten<br />
sich die hohen Preisspitzen vom Frühjahr und Sommer 2008<br />
in den Endkundenpreisen für 2010 wider. Diese Preisspitzen<br />
dürften für die Kalkulation der Strompreise 2011 aber nur<br />
noch eine untergeordnete Rolle spielen. Nach unseren Berechnungen<br />
müsste der Beschaffungskostenanteil bei den<br />
Haushaltskunden 2011 durchschnittlich um etwa einen halben<br />
Cent pro Kilowattstunde sinken. Ich rufe die Verbraucher auf,<br />
die Angebote am Strommarkt genau zu prüfen und gegebenenfalls<br />
zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.“<br />
Die vollständige Presseerklärung finden Sie unter http://www.bundesnetzagentur.de/cae/servlet/contentblob/160812/publica<br />
tionFile/8774/101015ErhoerungEEGUmlagepdf.pdf;jsessionid=29ACD9C65334C609498AF226225188A8<br />
34 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Zum neuen Online-Meldeportal<br />
der Bundesnetzagentur<br />
Pressemittelung der Bundesnetzagentur<br />
Seit Ende Oktober können die Betreiberinnen und Betreiber<br />
von PV-Anlagen diese Anlagen online über das neue PV-Meldeportal<br />
der Bundesnetzagentur melden. Das PV-Meldeportal<br />
ist im Internet der Bundesnetzagentur verfügbar unter www.<br />
bundesnetzagentur.de => Sachgebiete => Elektrizität/Gas =><br />
Anzeigen/Mitteilungen => Meldung Photovoltaikanlagen.<br />
Um das PV-Meldeportal nutzen zu können, muss sich der<br />
Anlagenbetreiber zunächst mit seinen persönlichen Angaben<br />
- online über die Startseite des PV-Meldeportals - bei der<br />
Bundesnetzagentur registrieren. Neben seinem Namen und<br />
der postalischen Anschrift gibt der Anlagenbetreiber seine<br />
E-Mail-Adresse und ein Passwort an und sendet die Daten<br />
an die Bundesnetzagentur. Diese verschickt per E-Mail einen<br />
Aktivierungslink. Nachdem dieser bestätigt wurde, können<br />
die Angaben zur Photovoltaikanlage erfasst und direkt an<br />
die Bundesnetzagentur übermittelt werden. Die einzelnen<br />
Schritte zur Erfassung und Übermittlung der Daten ergeben<br />
sich aus dem PV-Meldeportal.<br />
Allgemeine Informationen zum PV-Meldeportal sind der<br />
ersten Seite des PV-Meldeportals zu entnehmen, die von<br />
jedermann aufgerufen werden kann.<br />
Alternativ ist wie bisher die Meldung über das „Formular<br />
zur Meldung von Photovoltaikanlagen“ per Brief, Fax oder als<br />
E-Mail-Anhang möglich. Zu beachten ist, dass das gewählte<br />
Meldeverfahren - über das PV-Meldeportal oder per Formular<br />
- beibehalten werden muss, falls Änderungsmitteilungen zu<br />
dieser PV-Anlage erforderlich sind. Ein Wechsel zwischen<br />
beiden Verfahren ist nicht möglich.<br />
Bei beiden Meldeverfahren versendet die Bundesnetzagentur<br />
nach Übernahme der Daten an die Anlagenbetreiber<br />
eine Registrierungsbestätigung mit den gemeldeten Angaben<br />
und der Registrierungsnummer als Kennzeichnung für die<br />
Datenmeldung.<br />
Die Bundesnetzagentur empfi ehlt Anlagenbetreiberinnen<br />
und -betreibern wegen des wesentlich schnelleren Versandes<br />
der Registrierungsbestätigung - in der Regel wenige<br />
Tage nach erfolgter Meldung -, ihre PV-Anlage über das<br />
PV-Meldeportal zu melden.<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Kommentar des <strong>SFV</strong><br />
Die Umstellung der PV-Datenmeldungen von einem Brief-<br />
Formular auf ein Online-System erleichtert die Arbeit der Bundesnetzagentur<br />
und entspricht einem zeitgemäßen Umgang<br />
mit Computer- und Internettechnik. Leider entspricht es aber<br />
ebenso der Praxiserfahrungen mit Online-Systemen, dass die<br />
Hemmschwelle für Falschmeldungen - ob bösartig oder nur<br />
spaßig gemeint - abnimmt. Die Zahl der Falschmeldungen<br />
kann also in aller Regel zunehmen. Als Kontrollmöglichkeit<br />
bleibt der Bundesnetzagentur zunächst nur die funktionierende<br />
E-Mail-Adresse (die rasch eingerichtet werden kann) und eine<br />
Postadresse. Ob an diesem Standort dann tatsächlich auch<br />
eine Solarstromanlage gebaut wurde, kann von der Bundesnetzagentur<br />
nicht nachgeprüft werden.<br />
Nun kann zwar immer dann, wenn Netzbetreiber die Anlagendaten<br />
nach § 52 EEG auf ihren Internetseiten zuverlässig,<br />
fehlerfrei und vollständig veröffentlichen, ein Datenabgleich<br />
durchgeführt werden. Aber auch dadurch sinkt die Hemmschwelle<br />
für Spaßvögel nicht. Denn sollte auf diese Weise eine<br />
Falschmeldung aufgespürt werden, so steht der Bundesnetzagentur<br />
keinerlei Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Diese Spaßmeldungen wären an sich nicht so kritisch, wenn<br />
die Bestimmung der Vergütungsdegression für Solarstrom zum<br />
Jahreswechsel nicht immer auf Grundlage genau dieser, von<br />
der Bundesnetzagentur bis zum 30. September gemeldeten<br />
Anlagendaten beruhen würde (siehe § 20 (3) EEG, http://www.<br />
sfv.de/artikel/gesetz_zur_aenderung_des_erneuerbaren-energien-gesetz_vom_11_august_2010.htm).<br />
Denn je nachdem,<br />
wie hoch diese Leistungszahlen ausfallen, wird die Degression<br />
um einen oder mehrere Prozentpunkte angehoben.<br />
Ein paar Falschmeldungen könnten da schon mal helfen,<br />
eine höhere Vergütungsdegression zum Jahreswechsel sicher<br />
auf den Weg zu bringen. Wer auf solche Ideen kommen<br />
würde? Raten Sie mal!<br />
Der <strong>SFV</strong> fordert deshalb, zur Erhöhung der Transparenz die<br />
dauerhafte öffentliche Bekanntmachung jeder Solarstromanlage<br />
im Internet - natürlich anonymisiert - mit genauer Angabe<br />
des Aufstellungsortes (Plz, Ort, Straße, Hausnummer). Die<br />
Bundesnetzagentur muss darüber hinaus vom Gesetzgeber<br />
den Auftrag erhalten, Falschmeldungen zur strafrechtlichen<br />
Anzeige zu bringen. (SJ)<br />
Wo fi nde ich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)?<br />
Alle Versionen des EEG sind auf unserer Homepage www.sfv.de unter<br />
„Betreiberthemen“ -> „EEG“ zu finden.<br />
• EEG 2000 vom 1.4.2000 • abgelöst vom: Solarstromvorschaltgesetz vom 1.1.2004 •<br />
• abgelöst vom EEG 2004 am 01.08.2004 • abgelöst vom: EEG 2009 vom 1.1.2009 •<br />
derzeit geltende Änderung des EEG 2009 vom 01.07.2010<br />
Betreiberberatung<br />
35
Betreiberberatung<br />
Weitere Artikel<br />
• Förderung des Eigenverbrauchs<br />
von Solarstrom<br />
- Rechtliche Informationen<br />
und deren praktische Umsetzung:<br />
http://www.sfv.de/<br />
artikel/2008/foerderung_<br />
des_eigenverbrauchs_von_<br />
solarstrom.htm<br />
• Regelungen zur Eigenverbrauchsförderung<br />
ab 1.<br />
Juli 2010: http://www.sfv.de/<br />
artikel/regelungen_zur_eigenverbrauchsfoerderung_<br />
ab_1_juli_2010.htm<br />
• Eigenverbrauchsrechner:<br />
http://www.sfv.de/eigenverbrauch-rechner/eigenverbrauch-rechner.html<br />
Solarzähler:<br />
Einspeisung<br />
in Wohnung<br />
Stromverbrauchsgeräte<br />
Solarzähler:<br />
Einspeisung<br />
in öffentl. Netz<br />
Strombezugszähler<br />
Solarstrom-Eigenverbrauch<br />
im Mehrfamilienhaus<br />
Lohnenswerte Alternative zur vollständigen Netzeinspeisung<br />
des erzeugten Solarstroms?<br />
Immer wieder interessieren sich Investoren dafür,<br />
auf Mehrfamilienhäusern eine Solarstromanlage zu<br />
betreiben, um den Solarstrom von den verschiedenen<br />
Bewohnern des Hauses verbrauchen zu lassen und<br />
trotzdem die Solarstromvergütung des Netzbetreibers<br />
zu erhalten. Dies ist rechtlich möglich, denn in §33 (2)<br />
EEG 2009 wird festgeschrieben, dass der Solarstrom<br />
auch dann vom Netzbetreiber vergütet werden muss,<br />
wenn dieser nicht nur vom Anlagenbetreiber sondern<br />
auch von Dritten in unmittelbarer räumlicher Nähe zur<br />
Anlage verbraucht wird.<br />
Vermieter könnten also den Mietern den Solarstrom<br />
zum Festpreis anbieten und zusätzlich noch die<br />
im EEG festgeschriebene Einspeisevergütung für<br />
Solarstrom-Eigenverbrauch erhalten.<br />
Ab 1.7.2010 enthalten die neuen Eigenverbrauchsvergütungsregelungen<br />
auch einen Investorenanreiz,<br />
Wechselrichter<br />
Solarstromanlage<br />
Mieter 1 Mieter 2<br />
Mieter 3<br />
ZS1 ZS2 ZS3<br />
ZE1<br />
=<br />
~<br />
=<br />
Stromverbrauchsgeräte<br />
Öffentliches Netz<br />
~<br />
ZE2<br />
ZB1 ZB2 ZB3<br />
=<br />
~<br />
Stromverbrauchsgeräte<br />
so viel wie möglich des erzeugten Solarstroms selbst<br />
zu verbrauchen. Immer dann, wenn über 30 % des<br />
gesamt erzeugten Solarstroms selbst verbraucht<br />
wird, erhöht sich anteilig die Vergütung durch den<br />
Netzbetreiber (siehe Tabelle 1, Seite 37).<br />
Nun liegt die Vermutung nahe, dass es in einem<br />
Mietshaus lohneswert sei, den Solarstrom von vielen<br />
Mietern verbrauchen zu lassen und damit auch den<br />
Eigenverbrauch zu steigern. Hier könnte neben dem<br />
höheren Gesamt-Stromverbrauch aller Mieter auch<br />
die über den Tag erzeugte Glättung des Strombedarfs<br />
zu Buche schlagen.<br />
Doch lohnt es sich tatsächlich schon, den auf Mehrfamilienhäusern<br />
erzeugten Solarstrom durch mehrere<br />
Wohneinheiten verbrauchen zu lassen?<br />
Abrechnung Solarstrom<br />
1. Gesamtabrechnung des<br />
Solarstrom-Eigenverbrauchs<br />
(Zs1 + Zs2 + Zs3)<br />
- (ZE1 + ZE2 + ZE3)<br />
= Eigenverbrauch<br />
der Mieter<br />
Diese Abrechnung erhält der<br />
Netzbetreiber.<br />
2. Gesamtabrechnung der<br />
Solarstrom-Netzeinspeisung<br />
ZE1 + ZE2 + ZE3<br />
= Netzeinspeisung des nicht<br />
eigenverbrauchten Solarstroms<br />
Diese Abrechnung erhält<br />
der Netzbetreiber.<br />
3. Inrechnungstellung des vom<br />
Mieter verbrauchten Solarstroms<br />
Der Besitzer der Solarstromanlage<br />
stellt jedem Mieter eine Einzelrechnung<br />
für den jeweils verbrauchten<br />
Solarstrom (Zs N - ZE N ). Als Preis pro<br />
Kilowattstunde könnte der Vermieter<br />
mindestens die Differenz zwischen<br />
Netzeinspeise- und Eigenverbrauchsvergütung<br />
ansetzen.<br />
Graphik 1: Abrechnungsbeispiel des eigenverbrauchten Solarstroms im Mehrfamilienhaus<br />
36 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
ZE3
Anlagenkonzepte<br />
Bei der Planung der Solarstromanlage ist zu beachten, dass<br />
die Stromkreise der Mieter keinesfalls miteinander verbunden<br />
werden dürfen, da ansonsten eine exakte Abrechnung<br />
des sonstigen Strombezugs der Wohneinheiten unmöglich<br />
wird. Die Solarstromanlage muss also elektrotechnisch in<br />
voneinander unabhängige Teilstücke aufgeteilt werden. Dies<br />
ist technisch unproblematisch, denn pro Mietpartei kann ein<br />
bestimmter Teil der Anlage zur Solarstromversorgung zugeordnet<br />
werden:<br />
Möglichkeit 1: Die Solarstrom-Gesamtanlage wird in viele<br />
Einzelanlagen mit Einzelwechselrichtern aufgeteilt. Jede<br />
Wohneinheit erhält einen Anlagenteil mit einem dazugehörenden<br />
Wechselrichterkonzept (siehe Graphik 1).<br />
Möglichkeit 2: Wenn man weiterhin mit wenigen Wechselrichtern<br />
auskommen möchte, dann wäre es möglich, bei z.B.<br />
einer dreiphasigen Einspeisung ins Hausnetz pro Einzelwechselrichter<br />
jeweils drei Mietwohnungen zu versorgen. Jede<br />
dieser drei Mietparteien wird dann nur auf dieser einzigen<br />
Stromphase mit Solarstrom versorgt. Die Folge: Nur dann,<br />
wenn z.B. die Waschmaschine der Mietpartei 1 tatsächlich<br />
an dieser „Solarstrom“phase angeschlossen ist, wird der zeitgleich<br />
auf dem Dach erzeugte Solarstrom auch physikalisch<br />
eigenverbraucht. Die anderen beiden Stromphasen in der<br />
Mietwohnung werden weiterhin mit Strom aus dem allgemeinen<br />
Stromnetz versorgt. Empfehlenswert wäre es dann, mit<br />
Hilfe eines elektronischen Zweirichtungszählers (Zählung<br />
des Strombezugs und der Solarstrom-Netzeinspeisung) den<br />
Stromverbrauch der drei Stromphasen in der Mietwohnung<br />
immer dann zeitgleich gegenzurechnen, wenn die Mietpartei<br />
anstatt auf der ihr zur Verfügung stehenden „Solarstrom“-<br />
Phase auf einer anderen Phase Strom verbraucht. Ein solches<br />
Zählverfahren mit Phasenausgleich wird in der Praxis bereits<br />
eingesetzt.<br />
Beide hier genannten Möglichkeiten zum Anlagenkonzept<br />
ließen sich theoretisch auch miteinander verbinden.<br />
Umfangreiches Abrechnungsverfahren<br />
In Graphik 1 ist die umfängliche Zählergestaltung zur<br />
Abrechnung des Solarstrom-Eigenverbrauchs im Mehrfamilienhaus<br />
dargestellt. Pro Mieteinheit müssen 2 zusätzliche<br />
Zähler eingebaut werden - ein Solarstrom-Gesamtzähler und<br />
ein Netzeinspeisezähler. Nur so wird sichergestellt, dass der<br />
pro Mieteinheit verbrauchte Solarstrom erfasst werden kann.<br />
Dabei kann der Solarstrom-Gesamtzähler nach den Technischen<br />
Anschlussbedingungen (TAB) auf einer einfachen<br />
Hutschiene angebracht werden. Der Netzeinspeisezähler<br />
allerdings muss in einem Zählerschrank angebracht werden.<br />
Diese Anforderung könnte dazu führen, dass neben den Investitionen<br />
in weitere Zähler auch der Kauf neuer, in der Regel<br />
sehr kostenintensiver Zählerschränke zu Buche schlägt. Ist<br />
ein wie oben geschilderter Phasenausgleich gewünscht, muss<br />
ein elektronischer Zeirichtungszähler angeschafft werden, der<br />
Strombezug und Solarstrom-Netzeinspeisung zählt.<br />
Zudem muss der Besitzer der Solaranlage eine umfangreichere<br />
Abrechnung mit dem Netzbetreiber auf den Weg bringen<br />
(siehe Abrechnung in Graphik 1) und mit jedem einzelnen<br />
Mieter in Sonderverträgen die Bedingungen der Solarstromlieferung<br />
und -abrechnung festlegen.<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Eigenverbrauchsvergütung 2010 / 2011 in Ct /kWh<br />
Für den Anteil des<br />
Eigenverbrauch<br />
bis 30 % des<br />
Solarstromertrages<br />
ab<br />
1.10.2010<br />
Für den Anteil des<br />
Eigenverbrauchs<br />
über 30 % des<br />
Solarstromertrages<br />
Inbetriebnahme der Anlage<br />
ab<br />
1.1.2011<br />
Betreiberberatung<br />
ab<br />
1.10.2010<br />
Erhöhung des Eigenverbrauchs möglich?<br />
ab<br />
1.1.2011<br />
bis einschl.<br />
30 kW*<br />
über 30 bis<br />
16,65 12,36 21,03 16,74<br />
einschl.<br />
100 kW*<br />
über 100 kW<br />
15,04 10,95 19,42 15,33<br />
bis einschl.<br />
500 kW*<br />
13,35 9,48 17,73 13,86<br />
(*) Die Vergütungen werden anteilig zur Leistung berechnet Tabelle 1<br />
Es gilt die Regel: Je geringer die Solarstromerzeugung im<br />
Verhältnis zum Stromverbrauch der Mietpartei ist, desto höher<br />
ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Anteil des<br />
erzeugten Stroms verbraucht wird. Theoretisch denkbar wäre<br />
also, dass bei mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern mit mehreren<br />
Mietparteien die Teilung der Gesamtanlage in viele kleine<br />
Anlagen mit geringster Solarstromerzeugung zur Erhöhung<br />
des Solarstrom-Eigenverbrauchs führen könnte. Aber macht<br />
das Sinn? Der Investitionsaufwand ist weitaus höher und das<br />
damit verbundene Wechselrichter-Konzept wahrscheinlich<br />
nicht mehr leistungs- und kostenoptimiert.<br />
Bei Miethäusern mit wenigen Mietparteien wäre auf Grund<br />
dieser oben genannten Regel leider auch der Anreiz gesetzt,<br />
die Gesamtanlage unnötig klein zu bauen. Im anderen Fall<br />
sollte der Solaranlagenbetreiber damit rechnen, dass auch<br />
im Mehrfamilienhaus selten mehr als 30 % des erzeugten<br />
Solarstroms zeitgleich selbst verbraucht werden kann.<br />
Finanzielle Anreize zum Eigenverbrauch durch<br />
den Mieter?<br />
Wenn der Besitzer der Solarstromanlage seine Mieter motivieren<br />
möchte, ihr Verbrauchsverhalten den Solarstromlieferzeiten<br />
anzupassen, muss er einen fi nanziellen Anreiz setzen.<br />
Denn Mieter werden kaum anstelle des eventuell günstigeren<br />
Netzstroms nunmehr freiwillig Solarstrom zum vielleicht höheren<br />
Festpreis beziehen wollen. Doch aus welchem Topf kann<br />
dieser fi nanzielle Anreiz geschöpft werden?<br />
Wir haben ein Rechenprogramm (siehe http://www.sfv.<br />
de/eigenverbrauch-rechner/eigenverbrauch-rechner.html)<br />
entwickelt, mit dem nach nur wenigen Eingaben schnell und<br />
unkompliziert aufgezeigt wird, ob sich der Solarstrom-Eigenverbrauch<br />
fi nanziell lohnt. Das Ergebnis: Bei den derzeitigen<br />
Strombezugspreisen sind die Zusatzeinnahmen durch den<br />
Eigenverbrauch des Solarstroms äußerst gering. Der Besitzer<br />
der Anlage wird es also schwer haben, den Mietern einen zusätzlichen<br />
fi nanziellen Anreiz anbieten zu können. Er muss ja<br />
auch noch die Zusatzkosten für das umfangreiche Zähl- und<br />
Abrechnungsverfahren umlegen. Und auch das veränderte<br />
Anlagenkonzept, die Solarstrom-Gesamtanlage in mehrere<br />
Einzelanlagen mit vielen Wechselrichtern aufzuteilen anstelle<br />
kosten- und leistungsoptimierte Wechselrichtersysteme zu<br />
nutzen, wird zu Buche schlagen.<br />
37
Betreiberberatung<br />
Vergütungstabelle<br />
für 2011<br />
http://www.sfv.de/lokal/<br />
mails/sj/verguetu.htm<br />
Ertragsdatenbank<br />
Unter http://www.sfv.de =><br />
„Solarstromerträge“<br />
Nur dann, wenn sich die allgemeinen Strombezugspreise<br />
erhöhen, könnte es für die Mieter zunehmend<br />
lukrativer werden, den dann günstigeren Solarstrom<br />
zu nutzen und damit den Eigenverbrauchsanteil zu<br />
steigern.<br />
Verändertes Stromverbrauchsverhalten<br />
erhöht Bedarf an Spitzenlaststrom<br />
Je kleiner der pro Mieteinheit zur Verfügung stehende<br />
Anlagenteil ist, desto höher könnten auch die<br />
negativen netztechnischen Rückkopplungen sein.<br />
Wenn Mieter ihren Strombedarf in die Mittagszeiten<br />
verlegen, wird die Menge des vom begrenzten<br />
Anlagenteil gelieferten Solarstroms schnell ausgeschöpft<br />
sein. Die Waschmaschine wird in einem<br />
solchen Fall nicht einfach abgeschaltet, sondern läuft<br />
weiter. Die Folge: Die Stromnachfrage in den Zeiten<br />
des höchsten Strombedarfs und des teuersten Spit-<br />
zenlaststroms steigt an. Je mehr Strombezugskunden<br />
sich an solchen Eigenverbrauchssystemen beteiligen,<br />
umso so gravierender wird dieses Problem.<br />
38 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Fazit<br />
Der Eigenverbrauch von Solarstrom im Mehrfamilienhaus<br />
im Vergleich zum Einfamilienhaus führt nicht<br />
zu gesicherten Mehreinnahmen. Bei der derzeitigen<br />
Höhe der Strombezugskosten wird eine Umstellung<br />
auf Solarstrom-Eigenverbrauch im Mehrfamilienhaus<br />
in aller Regel wirtschaftlich schwer abbildbar sein.<br />
Dies könnte sich allerdings in den nächsten Jahren<br />
ändern, wenn der Preis pro Kilowattstunde Netzstrom<br />
steigt.<br />
Auch die Erwartungen des Gesetzgebers, auf<br />
Grund der Förderung des Eigenverbrauchs netztechnische<br />
Entlastungen auf den Weg zu bringen,<br />
werden verfehlt. (SJ)<br />
Behelfsweise Inbetriebnahme von<br />
PV-Anlagen zum Jahreswechsel<br />
Die Tage bis zum Jahreswechsel sind gezählt und<br />
einige Investoren sind sicher noch bemüht, die geplante<br />
Solarstromanlage schnell in Betrieb zu setzen.<br />
Denn die Solarstrom-Vergütungshöhe der nächsten<br />
20 Jahre richtet sich nach dem Inbetriebnahmezeitpunkt<br />
der Anlage. Wenn die Anlage erst nach dem<br />
31.12. in Betrieb gesetzt wird, gilt die Vergütung von<br />
2011. Dies bedeutet 13 Prozent weniger als 2010!<br />
Doch was tun, wenn es mit dem Netzanschluss der<br />
Anlage bis zum Jahresende nicht mehr klappt? Hier<br />
gibt es eine Lösung, auf die wir bereits in vorangegangenen<br />
Solarbriefen aufmerksam gemacht haben:<br />
Da jedes einzelne Solarmodul laut EEG als Einzelanlage<br />
gilt und Wechselrichter nicht zum Betrieb<br />
der Anlage notwendig sind, zählt es bereits als Inbe-<br />
triebsetzung, wenn jedes Modul - und sei es nur für<br />
kurze Zeit - Strom erzeugt hat. Die Inbetriebsetzung<br />
der Solarmodule kann jeweils einzeln oder in ihrer<br />
Gesamtheit erfolgen. Wenn der Wechselrichter noch<br />
nicht vorliegt, ist eine Inbetriebsetzung im Gleichstrombereich<br />
denkbar.<br />
Die Clearingstelle EEG hat zu diesem Thema ein<br />
Hinweisverfahren durchgeführt, in dem Informationen<br />
zur praktischen Umsetzung enthalten sind.<br />
Wir haben das Ergebnis dieses Hinweisverfahrens<br />
im Solarbrief 2/10 Seite 27 sowie unter http://www.<br />
sfv.de/artikel/clearingstelle_eeg_zur_behelfsweisen_inbetriebsetzung_von_solarstromanlagen.htm<br />
veröffentlicht. (SJ)<br />
Solarstrom-Ertragsdatenbank<br />
wächst stetig<br />
Derzeit sind über 13.000 Photovoltaikanlagen mit<br />
einer Gesamt-Nennleistung von fast 150.000 kWp<br />
in unserer Solarstrom-Ertragsdatenbank gemeldet.<br />
Somit können in den allermeisten Postleitzahlengebieten<br />
Deutschlands aussagekräftige regionale<br />
Durchschnittserträge errechnet werden.<br />
Diese bieten PV-Anlagenbetreibern wertvolle Hinweise<br />
darüber, ob ihre Anlage störungsfrei arbeitet.<br />
Ebenso ermöglicht es Interessenten von PV-Anlagen,<br />
anhand dieser öffentlich zugänglichen Daten mög-<br />
liche Erträge einer PV-Anlage auf dem eigenen<br />
Hausdach zu kalkulieren.<br />
Sie fi nden die Solarstrom-Ertragsdatenbank über<br />
unsere Homepage http://www.sfv.de und dort unter<br />
„Solarstromerträge“.<br />
Für die regelmäßige Eingabe ihrer Stromerträge<br />
möchten wir allen Teilnehmenden danken und<br />
freuen uns natürlich auch weiterhin über Neuanmeldungen!<br />
(KW)
Photovoltaikanlagen kontrolliert<br />
abbrennen lassen?<br />
Die Feuerwehr sei nicht mehr bereit, ihr Personal<br />
bei Löscharbeiten an Häusern mit Photovoltaikanlagen<br />
zu gefährden. Sie sei dazu übergegangen, „brennende<br />
Häuser mit PV-Anlagen kontrolliert abbrennen“<br />
zu lassen, so wurde in den Medien vor einiger Zeit<br />
ein Feuerwehrmann zitiert.<br />
Freunde und Gegner der Photovoltaik diskutieren<br />
seither engagiert über die Frage, ob und wie weit<br />
eine Photovoltaikanlage auf dem Dach das Risiko<br />
bei Löscharbeiten vergrößere. Gibt man bei Google<br />
die Stichworte ein: „PV-Anlagen kontrolliert abbrennen<br />
lassen“ so erhält man gleich ein paar hundert<br />
Treffer.<br />
Nun gibt es bei jedem Brand - auch ohne Photovoltaikanlagen<br />
- gewisse Gefahren. Es können<br />
Teile herunterstürzen, es können sich giftige Dämpfe<br />
entwickeln, gegen deren Einwirkung die Feuerwehr<br />
einen umluftunabhängigen Atemschutz einsetzt. Das<br />
ist nichts besonderes, und PV-Anlagen erhöhen diese<br />
Gefahr nur in geringem Maße.<br />
Man muss allerdings wissen - und das ist das<br />
Besondere aus Feuerwehrsicht - dass die Solarmodule<br />
einer PV-Anlage eine Gleichspannung oder<br />
einen Gleichstrom erzeugen, solange sie beleuchtet<br />
werden. Ungewohnt ist, dass die Solarmodule auch<br />
dann nicht die Produktion von Spannung oder Strom<br />
einstellen, wenn die Anlage „abgeschaltet“, „freige-<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
schaltet“ und sogar wenn sie kurzgeschlossen sind.<br />
Darauf muss die Feuerwehr sich einstellen.<br />
Immerhin gibt es ja Vorschriften, mit welchen die<br />
Feuerwehr auch dort löschen kann und darf, wo Anlagen<br />
unter Spannung stehen, z.B. die DIN VDE 0132<br />
„Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen“<br />
vom November 1989. In dieser ist unter anderem<br />
vorgeschrieben, dass man bei Gleichspannungen<br />
oberhalb von 120 V bis 1500 Volt beim Spritzen mit<br />
Sprühstrahl einen Abstand von mindestens 1 Meter<br />
einhalten muss und bei Vollstrahl einen Abstand von<br />
mindestens 5 Metern. Für noch höhere Spannungen<br />
sind die Abstände 5 und 10 Meter vorgeschrieben,<br />
und das Löschen mit Schaum ist unabhängig von der<br />
Entfernung generell untersagt...<br />
Das alles gibt es schon lange und wurde auch in<br />
der Feuerwehrausbildung gelehrt. Also, kein Grund<br />
zur Hysterie!<br />
All diese Vorschriften und dazu eine bebilderte<br />
prinzipielle Darstellung verschiedener Typen von<br />
Photovoltaikanlagen wurden nun dankenswerter Weise<br />
in einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann<br />
unter der Internetadresse http://www.solarwirtschaft.<br />
de/fileadmin/user_upload/documents/bsw_feuerwehrbroschuere_2010.pdf<br />
von jedem Interessenten<br />
aufgerufen und nachgelesen werden. Eine passende<br />
Lektüre auch für all diejenigen, die sich für den Feuerwehrberuf<br />
interessieren. (WvF)<br />
Unfallrisiko bei der Montage<br />
von PV-Anlagen<br />
In letzter Zeit häufen sich die Pressemeldungen<br />
über Unfälle bei der Montage von Photovoltaikanlagen.<br />
Dabei stellt sich weniger der Umgang mit<br />
Elektrizität als Gefahr dar, sondern vielmehr das<br />
Sturzrisiko aus großer Höhe. So wurde auch uns<br />
jüngst von einem Solarinstallateur aus Hessen ein<br />
tragischer Unfallhergang geschildert. Ein junger,<br />
erfahrener Monteur brach bei der Installation einer<br />
Solaranlage auf einer Scheune durch das Dach und<br />
zog sich tödliche Verletzungen zu. Vermutlich waren<br />
in diesem Fall die Dachlatten zu dünn bzw. das Holz<br />
an der Einbruchstelle aufgrund von Astlöchern oder<br />
Verrottung instabil. Kostengünstige Absturzsicherungen<br />
wie z.B. ein Schutznetz hätte hier Leben retten<br />
können.<br />
In diesem Zusammenhang möchte der <strong>SFV</strong> noch<br />
einmal eindringlich auf den folgenden Artikel ver-<br />
weisen: „Es ist schon mal ein<br />
Meister vom Himmel gefallen...<br />
- Was Bauherren über<br />
Sicherheitsbestimmungen<br />
bei der Installation von PV-<br />
Anlagen wissen müssen“ unter<br />
http://www.sfv.de/lokal/mails/<br />
sj/esistsch.htm.<br />
Keine Installation sollte starten,<br />
bevor mit dem Installateur<br />
nicht über Sicherheitsfragen<br />
gesprochen wurde. Deshalb<br />
fi nden Sie im o.g. Artikel eine<br />
Checkliste, mit deren Hilfe Sie<br />
Sicherheitsvorkehrungen mit<br />
dem Installateur abklären und<br />
schriftlich vereinbaren können.<br />
(KW)<br />
Betreiberberatung<br />
Schutznetz bei Dachmontagen<br />
Foto: Denkmalpfl ege Münster<br />
Kostenloses Merkblatt<br />
Einsatz an Photovoltaikanlagen:<br />
Informationen für<br />
Einsatzkräfte von Feuerwehren<br />
und technischen<br />
Hilfsdiensten<br />
pdf-Download unter<br />
www.solarwirtschaft.de/<br />
brandvorbeugung<br />
39
Rezension<br />
"Der energethische Imperativ.<br />
100% jetzt: Wie der<br />
vollständige Wechsel zu<br />
erneuerbaren Energien zu<br />
realisieren ist".<br />
Erschienen im Antje Kunstmann<br />
Verlag, 240 Seiten,<br />
19,90 €<br />
ISBN-10: 3888976839<br />
„Der energethische Imperativ“<br />
Besprechung des letzten Buchs von Hermann Scheer<br />
So groß der Verlust durch den plötzlichen Tod von<br />
Hermann Scheer auch sein mag, so klar ist doch die<br />
Botschaft, die er in seinem letzten Buch hinterlassen<br />
hat: Die Nutzung Erneuerbarer Energien ist ein naturgesetzlicher<br />
Imperativ. Hermann Scheer beruft sich<br />
auf Wilhelm Ostwald, der schon 1912 geschrieben<br />
hat, das fossile Zeitalter könne nur ein Übergangsstadium<br />
sein *). Ostwald stellte die Bedeutung dieses<br />
Naturgesetzes, nämlich die Nutzung unerschöpfl icher<br />
Energiequellen, sogar über Kants kategorischen<br />
Imperativ, der eine moralisch/ethische, nicht jedoch<br />
naturgesetzlich begründbare Forderung darstellt.<br />
Abseits aller philosophischen oder ethischen Betrachtungen<br />
wird heute allgemein anerkannt, dass<br />
die Zukunft den Erneuerbaren Energien gehören<br />
wird. Doch sind nach Hermann Scheer die Fragen,<br />
auf welchem Weg die Umstellung vorgenommen<br />
wird und wie lange die Umstellungszeit in Anspruch<br />
nehmen wird, höchst umstritten:<br />
• Welche „Altenergien“ sollen bis zu einer vollständigen<br />
Umstellung genutzt werden?<br />
• Welche Optionen Erneuerbarer Energien sollen<br />
genutzt werden und wieviel Speicher sind<br />
notwendig?<br />
• In welchen Strukturen sollen die Erneuerbaren<br />
genutzt werden?<br />
• Welche politischen Konzepte sind für die Umstellung<br />
tauglich?<br />
• Welche Akteure können den Energiewechsel<br />
vorantreiben?<br />
Nach einer umfassenden analytischen Aufarbeitung<br />
der gegenwärtigen Situation der Energieversorgung<br />
führt Hermann Scheer den Leser entlang der letzten<br />
drei Fragen.<br />
Ein zentrales Thema nimmt bei ihm die Strukturfrage<br />
ein. Wie schon in der Vergangenheit, so tritt<br />
Scheer auch in seinem letzten Buch engagiert für<br />
eine Versorgung mit Erneuerbaren in dezentralen<br />
Strukturen ein. Er entlarvt die hinter dem Begriff des<br />
Energiekonsenses liegende Taktik, die die „überkommene<br />
Energiewirtschaft“ mit der Verlangsamung der<br />
Energiewende verfolgt. Sie hat letztlich kein Interesse<br />
an einer Umstellung auf eine dezentrale, aus<br />
vielen lokalen und regionalen Akteuren bestehende,<br />
Versorgungsstruktur und versucht, ihre Macht und<br />
ihren Einfl uss, der aus den von ihnen beherrschten<br />
zentralen Strukturen herrührt, möglichst lange aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
Scheer äußert sich in seinem Buch umfassend zu<br />
den aktuellen energiepolitischen Themen: zur Laufzeitverlängerung<br />
für Atomkraftwerke ebenso wie zur<br />
weiteren Nutzung der Kohle unter der Annahme einer<br />
Kohlendioxid-Abscheidung und Lagerung (CCS).<br />
Der Nutzung der Atomenergie stellt er jegliche<br />
ethische Begründung in Abrede, wenn er mit Christine<br />
und Ernst-Ulrich von Weizsäcker anführt, dass<br />
dieser „die für jedwede Technologie unerlässliche<br />
Fehlerfreundlichkeit“ fehle und dass die Hinterlassenschaften<br />
nachfolgende Generationen noch<br />
unabsehbar belasten werden. CCS als Möglichkeit<br />
der Verlängerung des Kohlezeitalters lehnt Scheer<br />
mit der Begründung ab, dass es geowissenschaftlich<br />
keine glaubwürdigen Studien gebe, die eine sichere<br />
Lagerung des Kohlendioxids über Zigtausende von<br />
Jahren als durchführbar erachte. Die Nutzung von<br />
CCS würde – so Scheer – neben den unkalkulierbaren<br />
Kosten auch den Durchbruch der Erneuerbaren<br />
bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts verschieben.<br />
Er stellt sich mit seiner Auffassung auch gegen<br />
einige Klimaforscher des Potsdam-Instituts (das die<br />
Bundesregierung in Klimafragen berät), die CCS<br />
befürwortet haben.<br />
Es ist Scheers Überzeugung, dass den Erneuerbaren<br />
ein höherer ethischer Wert als allen fossilen<br />
und nuklearen Techniken zukommt, da sie „schadstofffrei“<br />
sind und damit keine sozialen Kosten hervorrufen.<br />
Diese nicht transparenten Umwelt- (und<br />
damit sozialen) Kosten, die bei den – so bezeichnet<br />
sie Scheer - „überkommenen Energien“ nicht auf<br />
der Stromrechnung angegeben werden, sind auch<br />
der Ausgangspunkt von Preisvergleichen, die die<br />
Energiewirtschaft zwischen Erneuerbaren und<br />
konventionellen Energien anstellt. Scheer spricht in<br />
diesem Zusammenhang von Markt-Autismus, wenn<br />
er die Forderung der konventionellen Energiewirtschaft<br />
nach einer Durchsetzung der Erneuerbaren<br />
Energien am Markt bewertet und zu dem Ergebnis<br />
kommt, dass Unvergleichliches miteinander in Vergleich<br />
gesetzt wird.<br />
Der Emissionshandel ist in Scheers Bewertung kein<br />
geeignetes Instrument, da er sich nur auf die Kostenvermeidung<br />
konzentriert, dabei aber im Streit der<br />
Staaten nur minimale Ergebnisse vorweisen kann.<br />
Nach obigem Positionsbezug wundert es nicht,<br />
dass Scheer die aktuell diskutierten Großprojekte<br />
Desertec (Wüstenstrom-Projekt zur partiellen Versorgung<br />
der EU mit Strom) und Seatec (Projekt eines<br />
Supergrids in der Nordsee unter Einschluss der<br />
*) Wilhelm Ostwald (1853 - 1932) war ein deutsch-baltischer Chemiker, Nobelpreisträger (1909) und Philosoph.<br />
Veröffentlichung: „Der energetische Imperativ“, Leipzig 1912, S. 81 ff.<br />
40 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
norwegischen Speicherkapazitäten) ablehnt, stellen<br />
sie doch in seinen Augen eine Fortsetzung der zentral<br />
strukturierten Großprojekte unter Führung der Stromwirtschaft<br />
dar.<br />
Er plädiert stattdessen sehr engagiert für eine Beschleunigung<br />
des dezentralen Ausbaus der Erneuerbaren<br />
Energien, für – wie er sie nennt – „System-brecher“<br />
der bestehenden, herrschenden Strukturen. Die Fortsetzung<br />
und Fortentwicklung des sehr erfolgreichen<br />
EEG, die Einführung einer Schadstoffbesteuerung<br />
anstelle einer Energiesteuer und politische Rahmenbedingungen,<br />
die einen dezentralen Ausbau von<br />
Erneuerbaren-Energien-Anlagen, insbesondere auch<br />
Windkraft im Binnenland voranbringen, sind seine<br />
dafür vorgesehenen, auf Deutschland bezogenen<br />
Instrumente.<br />
Er plädiert engagiert für eine bürgernahe, kommunale<br />
Energieversorgung und die Überführung der Strom- und<br />
Gasnetze in öffentliches Eigentum.<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
In seiner Vision „Agenda 21 reloaded“ beschreibt<br />
er die Chance auf eine Welt, die – nachdem einige<br />
Vorreiter-Staaten den Weg vorgezeichnet haben –<br />
komplett aus Erneuerbaren Energien dezentral versorgt<br />
wird: Eine friedlichere Welt durch die Vermeidung von<br />
Konfl ikten um (Energie-)Ressourcen und Wasser, ein<br />
Zugang zu sauberer Energie für alle Menschen.<br />
Die Durchsetzung von „Gesellschaftsethik statt Energieökonomismus“<br />
ist - so Scheer - der Leitfaden in unsere<br />
Zukunft. Die alten Energien, allen voran Kohle und<br />
Atom, haben abgewirtschaftet und gehören abgewickelt.<br />
Die Zukunft ist das Solarzeitalter.<br />
Das Buch schärft wie kaum ein anderes den Blick auf<br />
die aktuellen Konfl ikte um die Wege zu einer Erneuerbaren<br />
Energieversorgung, es zeigt mutige Visionen auf und<br />
fordert den Leser heraus, politisch Position zu beziehen.<br />
Es lädt auch dazu ein, selbst aktiver „Systembrecher“<br />
des bestehenden Energiesystems zu werden. (AS)<br />
Leserzuschrift zu Hermann Scheers letztem Buch<br />
„Der energethische Imperativ“<br />
Von Herbert Kaes<br />
Die sozialen Kosten unserer Energieversorgung<br />
sind gewaltig, und sie tauchen nicht in unseren Energierechnungen<br />
auf. Fossile Energien sind schmutzig,<br />
sie produzieren Ressourcenkriege und die extrem<br />
schädliche Klimaerwärmung, die laut Untersuchungen<br />
ungeheure Kosten zur Reparatur von Schäden und zur<br />
Anpassung an diese erforderlich macht. (Dies bei zur<br />
Zeit nur 0,7° Temperaturanstieg, bei „akzeptierten“ 2°<br />
in Zukunft laut Merkel...)<br />
Das „2° Ziel“ ist eine Kapitulation, Desertec ist nur<br />
für Afrika geeignet, für Deutschland viel zu langsam,<br />
auch das „Supergrid“ ist zu langsam und zu teuer, da<br />
die Umstellung zu einer dezentralen Energieversorgung<br />
viel schneller als zu einer zentralen geht. Wir müssen<br />
uns gegen die Allianz der Aufschieber durchsetzen.<br />
100% Erneuerbare-Energien-Strom wäre in Deutschland<br />
schon bis 2020 erreichbar. Die nukleare Energie<br />
fördert die Proliferation, da jeder AKW Besitzer Atomwaffen<br />
herstellen kann, sie setzt uns der ungeheuren<br />
Gefahr eines Tschernobyl auch durch Atomterrorismus<br />
aus, tötet viele indigene Uranarbeiter durch Strahlenkrebs,<br />
lässt uns auf unentsorgtem strahlendem Müll<br />
sitzen und tötet nachweislich Kinder schon im Normalbetrieb.<br />
Wenn man diese sozialen Kosten fossil wie<br />
nuklear einpreist, würde die Kilowattstunde über 50<br />
Cent kosten, teurer als jetzt noch die Solarenergie.<br />
Die Konzerne verlangen außerdem Planwirtschaft,<br />
nicht Marktwirtschaft. Das ist absurd. Aber die Ener-<br />
gieversorger verstaatlichen<br />
bringt nichts, staatliche verhalten<br />
sich nicht anders, der<br />
Staat muss die Regeln vorgeben.<br />
Der CO 2 Gehalt der<br />
Atmosphäre muss von 385<br />
ppm auf 350 ppm verringert<br />
werden und nicht, wie in Kopenhagen<br />
beabsichtigt, bis<br />
450 ppm akzeptiert werden.<br />
(Gut, dass Kopenhagen gescheitert<br />
ist.)<br />
Rezension / Leserbriefe<br />
Da die Schäden der Kli-<br />
Hermann Scheer<br />
maerwärmung schon begonnen<br />
haben, können wir einer dramatischen Zunahme<br />
nur entgehen, wenn wir mit aller Energie und schnellstmöglich<br />
an einer 100% Erneuerbaren Energie- Lösung<br />
arbeiten.<br />
Dies sagt Hermann Scheer in seinem neuen Buch,<br />
„Der ENERGETHISCHE Imperativ“. Er legt die vielen<br />
Zahlen, die vielen Schwierigkeiten dar, die überwunden<br />
werden müssen, wie den politisch – industriellen Komplex.<br />
Die Sonne ist eine gigantische Energiespenderin<br />
für alle Bedürfnisse des Menschen, wenige Basistechnologien<br />
ihrer Nutzung führen zu zahlreichen Ansätzen. Die<br />
Einführung der Erneuerbaren Energien ist keine Last,<br />
sondern bringt volkswirtschaftliche Vorteile.<br />
41
Leserbriefe<br />
Das EEG mit seiner ständigen Überarbeitung ist<br />
der Schlüssel zur 100 % Lösung, je nach den lokalen<br />
Verhältnissen und den Fortschritten der Technik.<br />
Scheer sagt, dezentrale Lösungen mobilisieren auch<br />
viel mehr kreative Energie. Energie muss in Zukunft<br />
überwiegend kommunal verwaltet werden. Die Energiekosten<br />
je Kopf liegen in Deutschland bei 2300 €<br />
pro Jahr, diese verlassen zur Zeit die Regionen, bei<br />
EE bleiben sie da...<br />
Er schlägt eine „Energieallee“ (die Autobahn) A7<br />
vor, die mit 5MW Windkraftwerken bestückt 2,2% der<br />
Stromenergie produzieren würde (ich schlage den<br />
Namen „Hermann Scheer -Allee“ vor). Nachfolgend<br />
wären Windräder- und Solarmodule an geeigneten<br />
Autobahnen und Bundesbahnen zu bauen, was<br />
deutlich über 15% der deutschen Stromproduktion<br />
bringen würde. Das wäre in wenigen Jahren möglich.<br />
Weltklimakonferenzen waren fehlorientiert durch<br />
ihre Betonung des Minimalprinzips und der Emissionsabgaben.<br />
Man muss sie in eine Weltkonferenz<br />
für nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz<br />
überführen, diese am besten in Form einer jährlichen<br />
Sondergeneralversammlung der UN.<br />
EEG und realistische Schadstoffabgaben (Schadstoffsteuer<br />
für die geschätzten Schäden als Ersatz für<br />
Historisches<br />
Zum Beweise, dass die Idee, Strom aus Erneuerbaren<br />
Energien zu erzeugen, nicht erst auf unserem<br />
ganz frischen Mist gewachsen ist, sondern buchstäblich<br />
uralt ist - also mindestens seit 1927 existiert - füge<br />
ich einen Ausschnitt aus dem „Heimatkalender für<br />
Oels“, herausgegeben vom Verlag Geschw. Roesch,<br />
Oels/Schles., 1927 an:<br />
„Wenn dem Elektrizitäts-Genossenschaftler<br />
der Strom trotz seiner Bequemlichkeit zu wenig<br />
wirtschaftlich erscheint, so besteht diese Tatsache<br />
zu Recht. Der durchschnittliche Preis je<br />
Kilowattstunde beträgt für den Verbraucher 25<br />
Pfennige. Solange der Strom auf maschinellem<br />
Wege erzeugt wird, solange Aktiengesellschaften<br />
am Handel mit ihm gut verdienen, wird die<br />
Elektrizität auch nicht Gemeingut werden. Erst<br />
wenn sich kommunale Stromversorgung aus<br />
natürlicher Kraftanlage heraus ermöglichen läßt,<br />
wird die Elektrifi zierung eine Zukunft haben“<br />
Diesen habe ich dann in meinem jetzt herausgegebenen<br />
Buch „Kowalczyk: Groß Graben im Landkreis<br />
Oels in Schlesien“ in dem Abschnitt 1.18: „Strom<br />
Ökosteuer und Energiesteuern, anfangs etwa in der<br />
Höhe der Energiesteuern.) für Verbrennungsprodukte<br />
und Radioaktivität sind für eine zügige Umstellung<br />
erforderlich, und wer vorangeht und die Technik verbessert<br />
und verbilligt, tut viel für die Menschheit. Die<br />
vorindustriellen CO 2 -Werte von 350 ppm können binnen<br />
20 Jahren unterschritten werden, durch 100% EE<br />
und durch CO 2 -Verbrauch über weltweite Aufforstung<br />
und kohlenstoffverbesserte Böden... Es gibt mehrere,<br />
sehr seriöse 100% Studien, einschließlich derjenigen<br />
im Spektrum der Wissenschaft von 12/09.(1): „Emissionsfrei<br />
bis 2030“ als gedankliche Hilfe...<br />
Vier ordnungspolitische Grundsätze:<br />
- bleibender Vorrang der erneuerbaren Energien<br />
- Umwandlung einer Energiesteuer zu einer Schadstoffsteuer<br />
- Vorrang für EE in der Bauleitplanung<br />
- kommunale Energieversorgung zentral und öffentlich...<br />
Der EnergEthische Imperativ bedeutet: ultimative<br />
Beschleunigung. Mich freut die Vorstellung, dass<br />
Deutschland mit dem EEG einen bedeutenden Anstoß<br />
für die weltweite Versorgung mit 100 % Erneuerbaren<br />
Energien gemacht hat.<br />
Weitere Leserzuschriften zu anderen Themen<br />
der Neuzeit, der Elektrische“ zitiert und mit diesem<br />
Schlusssatz versehen: „Wie wahr, wie wahr, noch<br />
jetzt. Auf denn, lasst uns Wasser-, Wind und Sonnenkraftwerke<br />
als Gemeinschaftsanlagen bauen“<br />
Leserbrief von Günther Kowalczyk<br />
Reaktion auf höhere Strompreise<br />
durch Erneuerbare<br />
Auf die Kilowattstunde Strom nun 3,5 Cent mehr,<br />
monatlich keine 5 Euro pro Person - heißt auch<br />
weniger Vergeudung und das Geld bleibt hier. Es<br />
entstehen Arbeitsplätze, die Solaranlagenbetreiber<br />
konsumieren, investieren und zahlen Steuern. Sonst<br />
müssten wir an anderer Stelle noch mehr zahlen:<br />
Jede einzelne Solaranlage bringt weniger Energieimporte,<br />
weniger Geldabfl üsse und letztendlich<br />
insgesamt mehr Wohlstand.<br />
Leserbrief von Johannes Laubrock<br />
42 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Chronik einer höchst<br />
umstrittenen Atomenergie *)<br />
1960 01.01. Das Deutsche Atomgesetz (AtG) tritt in Kraft und regelt Bau u. Betrieb von Atomkraftwerken (AKW)<br />
1975<br />
Entstehung eine Anti-AtomKraftwerk-Bewegung<br />
ab 1982<br />
massive Proteste gegen den geplanten Bau der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf,<br />
Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei mit zahlreichen Verletzten.<br />
1986 26.04. Reaktorunglück von Tschernobyl, große Mengen radioaktiv verstrahlter Stäube entweichen und<br />
verteilen sich großflächig über Europa.<br />
1989 31.05 Einstellung des Baus der Wiederaufbereitungsanlage<br />
2000 14.06. Atomkonsens zwischen der Bundesregierung und den vier großen Energieversorgern:<br />
Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Kernenergie.<br />
01.11. Die Erkundungen im Salzstock Gorleben für die Eignung als Atommüllendlager ruhen.<br />
2002 26.04. Änderung des Deutschen Atomgesetzes trat in Kraft, Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Atomenergie<br />
ist somit gesetzlich geregelt: Kein Neubau von AKW, Befristung der Laufzeit durch Zuteilung<br />
bestimmter Strommengen auf die einzelnen Kraftwerke<br />
2009 Frühj. In Wahlprogrammen der CDU/CSU/FDP: Kernenergie sei ein vorerst unverzichtbarer Bestandteil<br />
im Energiemix. Sie sei eine Brückentechnologie, weil noch keine klimafreundlichen und<br />
kostengünstigen Alternativen ausreichend zur Verfügung stünden: Aufkündigung des Atomkonsens<br />
05.09. Demonstration „Mal richtig abschalten - Atomkraft? Nein danke!“ in Berlin; 50.000 Teilnehmer<br />
27.09. Bundestagswahl: CDU/CSU/FDP gewinnen die Wahl, nehmen Koalitionsverhandlungen auf.<br />
27.09. Online-Aufruf: „Nicht rütteln am Atomausstieg“, über 100.000 Menschen unterzeichnen 1)<br />
05.10. Aktion „Warmlaufen für den Widerstand – Atomkraft kaltstellen“; 5000 Menschen in Berlin und<br />
anderen Städten beteiligen sich 2)<br />
26.10. CDU/CSU und FDP unterschreiben den Koalitionsvertrag mit Laufzeitverlängerung für AKW<br />
2010 21.01. Arbeitstreffen der Bundesregierung und der vier großen Energieversorger<br />
26.03. Bundestag setzt einen Gorleben-Untersuchungsausschuss ein um zu klären, warum nur eine Prüfung<br />
des Salzstocks in Gorleben als Eignung für ein Atommüll-Endlager vorgenommen wurde<br />
24.04. KETTENreAktion zwischen AKW Brunsbüttel und Krümmel: 120.000 bilden eine 120 km<br />
lange Kette; Umzingelung des AKW Biblis: 20.000 Teiln., Protestaktion in Ahaus; 7.000 Teilnehmer<br />
18.09. Anti-Atomkraft-Kundgebung in Berlin: mehr als 100.000 Teilnehmer<br />
Start Montagsdemos gegen Atomkraft in verschiedenen Städten 2)<br />
5./6.09. Einigung der Regierungsparteien über Laufzeitverlängerung der AKW, nach Agenturberichten kurz<br />
vorher eine Beratung mit den Konzernchefs von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall<br />
28.09. Bundeskabinett beschließt das Energiekonzept mit Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke<br />
01.10. Erkundungen des Salzstocks Gorleben auf eine Eignung als mögliches Endlager für radioaktive Abfälle<br />
aus den AKW werden wieder aufgenommen<br />
22.10 Anhörung im Umweltausschuss zur geplanten Änderung des Atomgesetzes<br />
25.10. Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen meldet verfassungsrechtliche Bedenken gegen das<br />
Vorgehen der Bundesregierung an: Rechtsgutachten stützt ihre Auffassung, dass die Atomgesetzänderung<br />
der Zustimmung der Länder bedarf<br />
26.10. Umweltausschuss stimmt für die Änderung des Atomgesetzes, Antrag auf Beteiligung der Öffentlichkeit<br />
wird abgelehnt<br />
26.10. SPD-geführte Länder (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bremen, Brandenburg und Berlin)<br />
kündigen eine Normenkontrollklage an, falls der Bundespräsident das Gesetz unterschreibt<br />
28.10. Bundestag beschließt Novelle des Atomgesetzes mit den Stimmen der CDU/CSU + FDP: AKW<br />
dürfen zw. 8 und 14 Jahren länger laufen als geplant. Beschluss ohne Beteiligung des Bundesrates<br />
28.10. Start eines „Online-Appell an Wulff“ zur Verweigerung der Unterschrift unter die Atomgesetznovelle 1)<br />
4.- 9.11. "Castor-Blockade 2010", Aktionen entlang der Bahnstrecke des Castortransport von Le Hague<br />
nach Gorleben 3)<br />
06.11. Großkundgebung in Dannenberg, bis zu 50.000 Teilnehmer 3)<br />
26.11. Bundesrat macht von seinem Einspruchsrecht keinen Gebrauch, das Gesetz kann in Kraft treten<br />
08.12. Unterzeichnung des Gesetzes durch den Bundespräsidenten<br />
Wie geht es weiter? Klage vor dem Bundesverfassungsgericht?<br />
Die Proteste werden nicht abreißen!<br />
Aktionen auf Initiative von 1) campact 2) Netzwerk .ausgestrahlt e.V. 3) X-tausendmal quer und andere<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Fehlentwicklungen<br />
*) Ohne Gewähr auf Vollständigkeit!<br />
43
Internes<br />
Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />
Zielsetzung für das neue Vereinsjahr 2010 / 2011<br />
Die <strong>SFV</strong>-Jahreshauptversammlung 2010 fand - wie<br />
jedes Jahr - in der Bischöfl ichen Akademie in Aachen<br />
statt. Aus ganz Deutschland waren fast 50 Mitglieder<br />
nach Aachen gekommen.<br />
Die Mitgliederversammlung startete mit einem Einführungsvortrag<br />
von Prof. Dr. Müller-Hellmann, dem 1.<br />
Vorsitzenden des <strong>SFV</strong>. Er zeigte auf, dass in der Energieversorgung<br />
weltweit der Anteil an Kohle zunimmt und<br />
somit zwangsläufi g auch der Kohlendioxidausstoß. Die<br />
Anstrengungen zur Umstellung der Energieversorgung<br />
auf Erneuerbare Energien in allen Bereichen müssten<br />
dringend gesteigert werden. Im Verkehrssektor zum<br />
Beispiel müßten nicht nur die PKW mit Elektromotor ausgerüstet<br />
werden, sondern auch der Öffentliche Personennahverkehr.<br />
Es wurden einige Pilotprojekte vorgestellt,<br />
wie die Stromversorgung z.B. von Bussen reibungslos<br />
gewährleistet werden könnte: z.B. durch einen automatischen<br />
„Schnelltausch“ der Batterie, durch Schnellladung<br />
an bestimmten Haltestellen oder durch Aufl adung während<br />
der Fahrt (Nutzung von Oberleitungen). In diesem<br />
Zusammenhang wies Herr Prof. Dr. Müller-Hellmann<br />
daraufhin, dass Deutschland dabei sei, seine „technische<br />
Führerschaft“ zu verlieren. So hinke Deutschland in der<br />
Entwicklung z.B. im Bereich der Batterietechnik und<br />
Elektromobilität bis zu 10 Jahre hinterher. Der Vortrag<br />
gab den anwesenden Mitgliedern viele Denkanstöße<br />
und Argumentationshilfen für Diskussionen zum Thema<br />
Energieumstellung.<br />
Nach dem sehr interessanten Vortrag wurde es wieder<br />
formeller. Galt es doch, den gestellten Antrag zur Entlastung<br />
des Vorstand durch die Mitgliederversammlung zu<br />
genehmigen, die Arbeit für das Geschäftsjahr 2010/11<br />
zu beschließen und einen neuen Vorstand zu wählen.<br />
Die Entlastung und Wahl des neuen (alten) Vorstandes<br />
erfolgte einstimmig.<br />
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön auch an all<br />
diejenigen Mitglieder (415), denen es nicht möglich war an<br />
der Mitgliederversammlung teilzunehmen, dem Vorstand<br />
aber zur Bestätigung seiner Arbeit über die Erteilung einer<br />
Vollmacht zur Entlastung und Neuwahl des Vorstandes<br />
ihr Vertrauen aussprachen.<br />
Über die aufgestellten Zielsetzungen und politischen<br />
Forderungen für das neue Vereinsjahr kam es unter den<br />
anwesenden Mitgliedern zu einer sehr intensiven und regen<br />
Diskussion. (Die beschlossenen Ziele und Tätigkeiten<br />
des Vereins für das Vereinsjahr 2010/2011 sind auf der<br />
nächsten Seite im Ergebnisprotokoll aufgeführt.) Mit der<br />
Verlesung und Genehmigung des Protokolls endete um<br />
23.00 Uhr die Versammlung. (PHJ)<br />
v.l.n.r.: Alfons Schulte (2. <strong>SFV</strong>-Vorsitzender), Prof. Dr. Adolf Müller-<br />
Hellmann (1. <strong>SFV</strong>-Vorsitzender), Wolf von Fabeck (Geschäftsführer)<br />
Teilnehmer der Mitgliederversammlung<br />
Vortrag von Prof. Dr. Adolf Müller-Hellmann zum Thema Elektromobilität<br />
Ein herzliches Dankeschön an alle, die die Arbeit des <strong>SFV</strong><br />
durch Spenden oder Mitgliedsbeiträge unterstützen.<br />
44 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Protokoll zur Mitgliederversammlung 2010<br />
Ein Auszug<br />
Nach der Zustimmung zum Rechenschaftsbericht,<br />
der Vorstellung des Finanzberichts und des Berichts der<br />
Kassenprüfer wurde der Vorstand des <strong>SFV</strong> einstimmig<br />
entlastet.<br />
Darauf folgte die Diskussion und der anschließende<br />
mehrheitliche Beschluss zu den Forderungen und Vorhaben<br />
für das neue Vereinsjahr.<br />
Motto: Global denken - national handeln!<br />
• Erhaltung des Vorrangs Erneuerbarer Energien, nicht<br />
nur finanziell, sondern de facto;<br />
• Gewinnbringende (mehr als kostendeckende) Einspeisevergütung<br />
im EEG. Die Vergütung soll (unabhängig<br />
von den möglichen Gewinnen der Hersteller)<br />
den Betreibern der Anlagen Gewinne ermöglichen, die<br />
denen in der Energiewirtschaft entsprechen. Damit soll<br />
die Nachfrage nach neuen Anlagen schneller steigen<br />
als bisher.<br />
• Anhebung der Vergütung für Solaranlagen, insbesondere<br />
für kleine Anlagen (< 30 kWp), damit ein Wachstum<br />
im Ausbau der PV sichergestellt ist. Reduzierung der<br />
Degressionssätze für PV auf jährlich 5 Prozent;<br />
• Besonderer Vergütungsanreiz für gebäudeintegrierte<br />
PV-Anlagen;<br />
• Vorrangigkeit von Gebäudeanlagen gegenüber PV-<br />
Freiflächenanlagen<br />
• EEG: Anreiz-Vergütung für Biomassereststoffe- und<br />
Geothermie bei intermittierender Stromlieferung zur Netzentlastung,<br />
• Verpflichtung der Endkundenversorger, auf den Stromrechnungen<br />
die Senkung des Strombeschaffungspreises<br />
durch die Erneuerbaren Energien zu nennen;<br />
• Keine Genehmigungen für neue fossile Kraftwerke mit<br />
oder ohne CCS;<br />
• Keine Einlagerung von CO in unterirdische Hohlräu-<br />
2<br />
me;<br />
• Sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke, sowie sie<br />
den Vorrang der Erneuerbaren Energien gefährden;<br />
• Abschaffung aller Privilegien für die Erschließung neuer<br />
Braunkohlegruben, Erdöl- und Erdgasfelder sowie den<br />
Abbau von Kernbrennstoffen;<br />
• Ausweitung der Endlagersuche für hochradioaktive<br />
Abfälle;<br />
• Ausstieg aus dem Emissionshandel, sofern dieser<br />
das EEG und den Vorrang der Erneuerbaren Energien<br />
gefährdet;<br />
• Ein Gesetz zur konsequenten Liberalisierung des Stromhandels<br />
und Berücksichtigung des marktwirtschaftlichen<br />
Preises bis zum letzten Anschlussnehmer;<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
• Anreize zum Bau dezentraler Stromspeicher;<br />
• Empfehlung zum Umstieg im Straßenverkehr auf Elektroantrieb;<br />
• Nicht der HANDEL mit „grünem Strom“, sondern die<br />
ERZEUGUNG von Strom aus Erneuerbaren Energien<br />
muss vorangetrieben werden;<br />
• Beseitigung der administrativen und gesetzlichen<br />
Hemmnisse - außer denen für Natur- und Anwohnerschutz<br />
- für den Ausbau der Windenergie im Binnenland,<br />
z.B. Streichen der Ausschlusswirkung von Windkraftkonzentrationszonen<br />
auf andere Gebiete im Genehmigungsbereich;<br />
• Verstaatlichung der Strom- und Gasnetze;<br />
• Verpflichtung für die Netzbetreiber zur Erschließung weiterer<br />
Regionen mit hohem Potential Erneuerbarer Energien<br />
durch Neubau entsprechender Stromleitungen;<br />
• Verpflichtung der Netzbetreiber zum Erstellen aller<br />
Anschlussleitungen für Anlagen zur Nutzung der Erneuerbaren<br />
Energien;<br />
• Verpflichtung der Netzbetreiber zur Zahlung einer Bereitstellungsgebühr<br />
für betriebsfertige Anlagen der Erneuerbaren<br />
Energien, deren Strom - aus welchen Gründen<br />
auch immer - nicht abgenommen werden kann;<br />
• Pflicht zur Vollwärmedämmung bei Neubauten und<br />
sozialverträgliche Nachrüstpflicht für Altbauten;<br />
• Baupflicht zur Errichtung von Solaranlagen (Photovoltaik<br />
oder Solarthermie);<br />
• Der Schutz von Solaranlagenbetreibern gegenüber<br />
nachträglicher - nicht vorhersehbarer - Verschattung muss<br />
gesetzlich geregelt werden;<br />
• Erhöhung der Energiesteuern mit dem Ziel, den Arbeitgeberanteil<br />
zur Sozialversicherung zu ersetzen und ein<br />
Energiegeld für jeden Einwohner zu zahlen. Durch eine<br />
Verlagerung der Steuerlast von der menschlichen Arbeit<br />
auf den Einsatz von Energie kann die Energieeffizienz<br />
gesteigert werden. Jede Ausnahme bei der Besteuerung<br />
des Energieverbrauchs bei den energieintensiven Betrieben<br />
ist aufzuheben.<br />
• Information der Öffentlichkeit über Möglichkeiten und<br />
Chancen zur Umstellung der Energieversorgung auf 100<br />
Prozent Erneuerbare Energien;<br />
• Beratung von Solaranlagenbetreibern, Mitarbeit in der<br />
Clearingstelle EEG;<br />
• Einsatz gegen Flächenverbrauch durch Anbau von Biomasse<br />
zur energetischen Nutzung, Einsatz für stoffliche<br />
statt energetische Nutzung von Biomasse.<br />
Wahl des neuen Vorstands:<br />
Der bisherige Vorstand und Ersatzvorstand wurde<br />
einstimmig wiedergewählt.<br />
Internes<br />
45
Internes<br />
Der neue Vorstand des <strong>SFV</strong><br />
Für das neue Vereinsjahr wurden folgende Personen einstimmig<br />
in ihrem Amt bestätigt:<br />
1. Vorsitzender:<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann,<br />
geboren 1944, studierte Allgemeine<br />
Elektrotechnik und Elektrische Energietechnik<br />
und promovierte 1979 an<br />
der RWTH Aachen. Von 1998 bis 2008<br />
Hauptgeschäfts führer des Verbandes<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen;<br />
nunmehr Geschäftsführer des VEV-<br />
Förderkreis e.V. 1987 bzw. 1993 erhielt er von der RWTH<br />
Lehraufträge für die Lehrgebiete „Elektrische Nahverkehrssysteme“<br />
und „Elektrische Bahnantriebe“. 1995 folgte die<br />
Ernennung zum Honorarprofessor. Herr Müller-Hellmann ist<br />
Gründungsmitglied des <strong>SFV</strong> und seit 1989 ehrenamtlich 1.<br />
Vorsitzender des <strong>SFV</strong>.<br />
2. Vorsitzender:<br />
Dipl.-Ing. Alfons Schulte, geb. 1958,<br />
studierte Nachrichtentechnik an der<br />
RWTH Aachen und arbeitet heute in<br />
einem Unternehmen, das Prüfsysteme<br />
und Anlagen für die KFZ-Elektronik herstellt.<br />
Er ist seit 2003 Mitglied im <strong>SFV</strong><br />
und aktiver, ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />
in politischen Themenstellungen.<br />
Geschäftsführer:<br />
Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck, geb.<br />
1935, arbeitete nach Abschluss seines<br />
Maschinenbau-Studiums als Offi zier<br />
in der Bundeswehr in verschiedenen<br />
Positionen. Den längsten Teil seiner<br />
Dienstzeit war er als Dozent an der FH<br />
des Heeres in Darmstadt, Lehrfächer<br />
Techn. Mechanik und Kreiseltechnik<br />
tätig und wurde zum Dekan und Leiter des Fachbereiches Mathematik,<br />
Naturwissenschaften und Datenverarbeitung berufen.<br />
Nach seiner Pensionierung 1986 initiierte er die Gründung des<br />
<strong>SFV</strong> und ist seitdem Geschäftsführer. Sein unermüdliches<br />
Engagement für die Einführung Erneuer barer Energien war<br />
stets ehrenamtlich.<br />
Nächste Mitgliederversammlung 2011<br />
Bei Ausfall eines oder mehrerer Vorstandsmitglieder werden<br />
die verbleibenden Vorstandsmitglieder und die drei Stellvertreter<br />
unter sich eine Aufgabenteilung vornehmen, die für<br />
den Zeitraum bis zur nächsten Mitgliederversammlung einen<br />
funktionsfähigen neuen dreiköpfi gen Vorstand ergibt.<br />
Stellvertreter des Vorstandes<br />
Dr. rer. nat. Jürgen Grahl, geb. 1972,<br />
studierte Mathematik und ist am Institut<br />
für Mathematik der Universität<br />
Würzburg tätig. Er war lange Jahre<br />
Ansprechpartner der <strong>SFV</strong>-Infostelle in<br />
Würzburg und ist seit 2002 Stellvertreter<br />
des <strong>SFV</strong>-Vorstands. Besonders<br />
verdient macht sich Herr Grahl durch<br />
sein Engagement für Energiesteuern.<br />
Stellvertreter des Vorstandes<br />
Dr.-Ing. Bernd Brinkmeier, geb. 1948,<br />
arbeitet als Elektrotechniker und ist<br />
Mitinhaber einer Elektronikfirma in<br />
Aachen, die Messgeräte für schnellste<br />
Datenübertragungstechnik entwickelt.<br />
Er ist seit 1987 Mitglied des <strong>SFV</strong> und<br />
unterstützt den <strong>SFV</strong> seit vielen Jahren<br />
ehrenamtlich in Personalangelegenheiten,<br />
Steuer- und Sozial versicherungsfragen.<br />
Stellvertreter des Vorstandes<br />
Dipl.-Ing. Frank Busse, geb. 1965,<br />
studierte Maschinenbau. Er arbeitet<br />
heute als Patentanwalt in Aachen.<br />
Herr Busse ist seit 1998 Mitglied des<br />
<strong>SFV</strong>. Er unterstützt den <strong>SFV</strong> in organisatorischen,<br />
in juristischen Fragen<br />
sowie in Fragen des elektronischen<br />
Datenaustausches.<br />
Termin: 12. November 2011, 19.00 Uhr Ort: Aachen, Bischöfl iche Akademie<br />
46 Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen zugeordnet sein möchte, so fl ießen seine Spenden und ein<br />
Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.<br />
Amberg / Amberg-Sulzbach<br />
Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr. 11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-33193,<br />
http://www.solarverein-amberg.de, e-mail: info@solarverein-amberg.de, e-mail: hans.frey@gmx.de<br />
Düsseldorf<br />
Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf, Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076,<br />
e-mail: peter.koehling@web.de<br />
Nordbayern<br />
Vorsitz: Hermann Bähr, Thomas Biber, Hechlinger Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255,<br />
Fax.: 09833-989257, e-Mail: info@sfv-nordbayern.de, http://www.sfv-nordbayern.de, Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr<br />
Würzburg<br />
Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr. 10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-4174489,<br />
e-Mail: m.duerr@gmx.de, Treffen jeden 1. Montag im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr. 2, Würzburg.<br />
Solarbrief 4/10<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Info-Stellen des <strong>SFV</strong><br />
Beitritt zum Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Ich will stimmberechtigtes Mitglied im <strong>SFV</strong> werden.<br />
Der Jahresbeitrag beträgt mind. 61,36 Euro, mind. 23,01 Euro (ermäßigt)<br />
Meine Firma will Fördermitglied im <strong>SFV</strong> werden (nicht stimmberechtigt).<br />
Der Jahresbeitrag beträgt Euro<br />
(Höhe selbst bestimmen)<br />
Alle Mitglieder werden zentral von der Bundesgeschäftsstelle betreut. Wer mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich<br />
eine lokale Info-Stelle des <strong>SFV</strong> unterstützen möchte, fi ndet oben die notwendigen Infos und Kontaktadressen.<br />
Einzugsermächtigung:<br />
BLZ Kto-Nr.:<br />
Name: ................................................................................................................................<br />
Straße: ................................................................................................................................<br />
PLZ/Ort: ................................................................................................................................<br />
Tel.: ..................................... Fax: ................................................<br />
E-Mail:<br />
(Bitte deutlich schreiben!)<br />
Unterschrift:<br />
Per Post, Fax oder E-Mail an:<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen Fax: 0241-535786, zentrale@sfv.de<br />
Internes<br />
47
G 8058 - Postvertriebsstück<br />
Absender:<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle,<br />
Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen<br />
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