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SOLARBRIEF - SFV

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<strong>SOLARBRIEF</strong><br />

Zeitschrift des<br />

Solarenergie-Fördervereins<br />

Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Karikatur: Gerhard Mester<br />

Seite 18, 24 ff. Über die Rolle der Bioenergien<br />

im zukünftigen Energiemix<br />

Eine folgenschwere Fehleinschätzung unter<br />

Umweltfreunden<br />

Seite 3 bis 21 Abwägung zwischen Netzausbau und<br />

Bau von Stromspeichern<br />

Technische Notwendigkeiten zur Umsetzung<br />

der vollständigen Energiewende<br />

4. Ausgabe 2010<br />

Seite 31 Erneuerbare Energien als Sündenbock<br />

für Strompreiserhöhungen<br />

Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher


Solarenergie-Förderverein<br />

Deutschland e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Frère-Roger-Str. 8-10<br />

52062 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 51 16 16<br />

Fax: 0241 / 53 57 86<br />

E-mail: zentrale@sfv.de<br />

Internet: http://www.sfv.de<br />

Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30<br />

Solarbrief:<br />

vierteljährlich, Einzelpreis 6 €<br />

Für Mitglieder ist der Bezug des<br />

Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten. Spender erhalten den<br />

Solarbrief als Dankeschön.<br />

Werbeanzeigen:<br />

Der Solarbrief ist frei von<br />

bezahlten Anzeigen.<br />

<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />

Jahresbeitrag: mind. 61,36 Euro<br />

ermäß. Beitrag: mind. 23,01 Euro<br />

(Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />

sind steuer abzugsfähig.)<br />

Bankverbindung:<br />

Pax-Bank Aachen, BLZ 37060193<br />

KtoNr.: 100 541 50 19<br />

BIC: GENODED1PAX<br />

IBAN: DE16 370601931005415019<br />

Beiträge von:<br />

Dr. Volker Buddensiek, Wolf von<br />

Fabeck (WvF), Petra Hörstmann-<br />

Jungemann (PHJ), Susanne<br />

Jung (SJ), Herbert Kaes, Günther<br />

Kowalczyk, Johannes Laubrock,<br />

Aribert Peters, Alfons Schulte<br />

(AS), Kerstin Watzke (KW)<br />

Verantwortlich:<br />

Wolf von Fabeck (V.i.S.d.P.)<br />

Layout: Susanne Jung<br />

Aufl age: 5500<br />

Impressum<br />

Erscheinungsdatum:<br />

Dezember 2010,<br />

Redaktionsschluss: 6.12.2010<br />

Druckerei:<br />

Zypresse: gedruckt auf<br />

100% Recyclingpapier<br />

ISSN 0946-8684<br />

Titelbild: Gerhard Mester<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

• Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung auf 100 %<br />

Erneuerbare Energien unter Schonung der natürlichen Umwelt und<br />

des sozialen Gefüges.<br />

• Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit dem Zusammenwirken<br />

der verschiedenen Energietechniken und mit der Wirksamkeit der<br />

unterschiedlichen Markteinführungsverfahren.<br />

• Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht auf Partikular–<br />

interessen. Kompromisse überlassen wir den Politikern.<br />

• Energiesteuer: Wir verfolgen auch ein Konzept zur Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen durch Verlagerung der Steuerlast von der menschlichen<br />

Arbeitskraft auf die Energie.<br />

• Unsere Basis: Etwa 2800 Mitglieder tragen den Verein und sichern<br />

seine finanzielle Unabhängigkeit.<br />

www.Energiewenderechner.de<br />

Karikatur: Gerhard Mester<br />

Der „Energiewenderechner“ ist ein Informations- und Optimierungsprogramm. Er<br />

hilft beim Vergleich unterschiedlicher Lösungsansätze, wie Deutschland seinen<br />

Energiebedarf vollständig und klimaschonend aus heimischen Erneuerbaren Energien<br />

decken kann.<br />

• Das Programm hilft, die technischen Potentiale der verschiedenen<br />

Erneuerbaren Energien realitätsnah abzuschätzen,<br />

• informiert über die Eckwerte der bisherigen Energieversorgung<br />

Deutschlands,<br />

• zeigt, wo Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gegeben sind,<br />

• unterstützt Politiker bei der Überlegung, welche energiepolitischen<br />

Rahmenbedingungen geändert werden müssen.<br />

Die Relevanz der Ergebnisse hängt selbstverständlich von der Realitätsnähe der<br />

Eingaben ab, wie z.B. der verfügbaren Flächen, der angenommenen Wirkungsgrade<br />

oder der erforderlichen Stromspeicherkapazitäten. Die notwendigen Werte sind<br />

bereits grob abgeschätzt und voreingestellt, der Nutzer des Programmes kann und<br />

soll sie jedoch durchaus nach eigenen Erkenntnissen korrigieren bzw. verändern.<br />

Besonders gedacht ist der Energiewenderechner für Umweltorganisationen, für<br />

Technik-Journalisten, für Lehrpersonal an technischen Schulen, für Berater von<br />

Politikern, sowie für alle Menschen mit technischem Verständnis, die nach Argumenten<br />

und Fakten für eine rasche Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare<br />

Energien suchen.


STROMSPEICHERUNG ist die<br />

Brücke ins Solarzeitalter<br />

Nicht schon wieder "strategische Überlegungen"!<br />

Doch, liebe Freunde, es muss<br />

sein!<br />

61 Prozent der Bevölkerung seien gegen<br />

die Atomenergie, heißt es. Doch es gibt<br />

auch Befürworter dieser Technik. Zu den<br />

Befürwortern der Atomenergie, der "Kernenergie",<br />

wie sie sie nennen, gehören naturwissenschaftlichtechnisch<br />

gebildete Menschen, die teilweise führende Positionen<br />

in Technik, Wirtschaft und Politik einnehmen, allen voran<br />

unsere oberste Atomphysikerin. Bei weitem nicht alle diese<br />

Befürworter werden von den Millionengewinnen geblendet,<br />

die jedes abgeschriebene Atomkraftwerk täglich einfährt. Sie<br />

bezweifeln vielmehr, dass die Erneuerbaren Energien - Sonne<br />

und Wind - tatsächlich Atomenergie und fossile Energien<br />

ersetzen können.<br />

Ihre Frage: "Und was macht ihr, wenn die Sonne nicht<br />

scheint und der Wind nicht weht?" ist nicht immer polemisch,<br />

sondern vielfach bitter ernst gemeint.<br />

Am 18. September 2010 war ich auf der großen Antiatom-<br />

Demonstration in Berlin. Und da standen sie sich dann gegenüber:<br />

Die aufgebrachten Demonstranten, die mit witzigen und<br />

mit wütenden Parolen das Ende der Atomkraft forderten. Und<br />

auf der anderen Seite gab es einige wenige kopfschüttelnde<br />

Beobachter in den am Samstag kaum besetzten Parteizentralen<br />

der schwarzgelben Koalition.<br />

Ich habe in Berlin mitgesungen: "Stoppt die Atomkraft", und<br />

ich habe aufmerksam die Parolen, Transparente und Fahnen<br />

unserer Freunde, der Atomkraftgegner, nach Argumenten<br />

angehört und angesehen: Die Gefahren der Atomenergie<br />

wurden benannt, die Erneuerbaren Energien als Alternativen<br />

waren präsent, doch ein unerlässlich wichtiger Teil der Alternativen<br />

blieb noch völlig unerwähnt, nämlich die gewaltige<br />

vor uns liegende Aufgabe der Energiespeicherung.<br />

Es ist - ehrlich gesagt - kein Wunder, dass wir Befürworter<br />

der Erneuerbaren Energien bei unseren Gegnern Kopfschütteln<br />

ernten und als inkompetent angesehen werden, wenn<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Editorial<br />

wir nicht einmal andeuten (es vielfach<br />

noch nicht einmal wissen), wie wir mit<br />

Sonnenenergie und Windkraft eine ununterbrochene<br />

Stromversorgung aufrecht<br />

erhalten wollen. Deshalb müssen wir<br />

unsere Erkenntnisse in die Öffentlichkeit<br />

bringen, sie zur Diskussion stellen, sie<br />

zum Thema machen. Ich sehe das als<br />

vorrangige Pfl icht unserer Informations-<br />

und Öffentlichkeitsarbeit an. Wir müssen<br />

zeigen, dass wir die große Aufgabe erkannt haben, uns notfalls<br />

auch ohne fossile Kraftwerke und Atomkraftwerke vier<br />

Wochen lang ohne Wind und bei bedecktem Himmel - mit<br />

Sonnen- und Windstrom aus Stromspeichern zu versorgen.<br />

Den Umfang der Aufgabe und ihre Lösungsmöglichkeiten<br />

müssen wir in aller Klarheit in die Öffentlichkeit bringen, damit<br />

endlich auch von Seiten des Gesetzgebers die nötigen<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />

Nicht die Atomenergie, sondern die Stromspeicherung ist<br />

die Brücke ins Solarzeitalter! Und schlimm ist es auch,<br />

wenn jetzt noch Geld in den Neubau von Kohlekraftwerken<br />

gesteckt wird. Das sollte lieber in den Bau von Stromspeichern<br />

fl ießen.<br />

Sie fi nden deshalb in diesem Solarbrief zum Thema Energiespeicherung<br />

mehrere Beiträge. Wir beschränken uns<br />

dabei nicht nur auf die Stromversorgung, sondern haben die<br />

vollständige Energieversorgung einschließlich Wärmeversorgung<br />

und Verkehr im Blick, und immer unter dem Gesichtspunkt,<br />

wie sie zukünftig unterbrechungsfrei mit Energie aus<br />

Sonne, Wind, Wasserkraft, Geothermie, Biomassereststoffen<br />

und Energiespeichern gewährleistet werden kann.<br />

Sie, sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser können<br />

mithelfen. Mein Appell an Sie: Nennen Sie zukünftig die<br />

Erneuerbaren Energien stets in Verbindung mit dem Begriff<br />

der Stromspeicherung.<br />

Unser Transparent für die Demonstration in Berlin trug übrigens<br />

den Text „Speicher, Wind und Sonnenstrom ersetzen<br />

Kohle und Atom!“<br />

Ihr Geschäftsführer<br />

Die Mitarbeiterinnen vor den Geschäftsräumen des <strong>SFV</strong>: (vlnr) Petra Hörstmann-Jungemann, Kerstin Watzke, Susanne Jung, Annette Stoppelkamp<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Stromspeichern - Brücke zum<br />

Solarzeitalter<br />

3.... Editorial<br />

Stromspeichern ist die Brücke zum Solarzeitalter:<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

6 ... Zusammenfassung - Abwägung von<br />

Netzausbau und Stromspeichern<br />

7.... (1) Abwägung zwischen Netzausbau und<br />

Speicherausbau<br />

Die Fragestellung - Anreiz zum Speicherbau unzureichend<br />

- Steigende Verluste trotz vollkommenen Netzausbaus:<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

10.. (2) Vollständige Energiewende ohne<br />

Stromspeicher?<br />

Notfallspeicher - Überschüsse aus Sonne und Wind - Biomasse<br />

- Geothermie - Windstille in Europa - das Supergrid:<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

13.. (3) Platzierung von Speichern mit Rücksicht auf<br />

Solar- u. Windangebot<br />

Leistungsschwankungen der EE - Unsymmetrie bei<br />

Einspeicher- und Ausspeicherleistung - Dezentralisierung<br />

und/oder norwegische Lösung: Von Wolf von Fabeck<br />

16.. (4) Können Stromspeicher internationale Fernübertragungsleitungen<br />

überflüssig machen?<br />

Unerwartet hohe Ausspeicherleistung bei Dunkelheit und<br />

Windstille erforderlich - Die Frage der räumlichen Unterbringung<br />

- Dezentralisierung: Von Wolf von Fabeck<br />

17.. (5) Unterschiedliche Speichertypen<br />

und ihre besondere Eignung<br />

Leistungsaufnahme und Raumbedarf als technische<br />

Herausforderung - Die Überschätzung der Biomasse -<br />

Pumpspeicher - Methanol oder Methan aus CO - 2<br />

Batterien: Von Wolf von Fabeck<br />

20.. (6) Ausbau der „Sammelnetze“ und der<br />

nationalen „Fortleitungsnetze“<br />

Steigender Strombedarf - Sammelnetze Voraussetzung<br />

zum Ausbau der EE - Fortleitungsnetze erst nach Potentialanalyse<br />

- Glätten des fortzuleitenden Überschussstroms:<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

22.. (7) Politische Forderungen des <strong>SFV</strong><br />

zum Speicherbau<br />

Markteinführung unter Zeitnot - Alle Technologien -<br />

Alle Anschlussnehmer - Speicherförderung im EnWG<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

Fehlentwicklungen<br />

24.. (8) Über die Rolle der Bioenergien im<br />

zukünftigen Energiemix<br />

Soziale, ökologische und energiepolitische Betrachtungen:<br />

Von Susanne Jung<br />

30.. Bundesnetzagentur fordert Referenzleistungsmessung<br />

für Solarstromanlagen<br />

Fehlerhafte Prognosen der Verteilnetzbetreiber führen zu<br />

unnötigen Kosten und gefährden die Stabilität des Netzes:<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

31.. Erneuerbare als Sündenbock für<br />

Preiserhöhungen<br />

Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher:<br />

Von Aribert Peters<br />

32.. BSW von Selbstzweifeln getrieben?<br />

Die klima- und energiepolitische Bedeutung der PV gerät<br />

in Vergessenheit: Von Wolf von Fabeck<br />

32.. Liebhaben reicht nicht<br />

Zur Kapitulation des BSW: Von Volker Buddensiek<br />

34.. An der Begründung für Strompreiserhöhungen<br />

sollt ihr sie erkennen - die Ökostromhändler<br />

Von Wolf von Fabeck<br />

34.. Sinkender Großhandelspreis durch Erneuerbare<br />

Auszug aus Pressemitteilung der Bundesnetzagentur<br />

43.. Chronik einer höchst umstrittenen Atomenergie<br />

zusammengestellt von Petra Hörstmann-Jungemann<br />

4 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Energiewende<br />

2.. Energiewenderechner des <strong>SFV</strong><br />

Mit realitätsnahen Daten nachrechnen<br />

Energiewenderechner.de<br />

Die Energiewende selbst gestalten<br />

> Rechner<br />

> Einführungsvideo<br />

> Funktionsbeschreibung<br />

und Hintergrundinfos<br />

> Daten<br />

> Suche<br />

> English<br />

> Deutsch<br />

Betreiberinformation<br />

35.. Zum neuen Online-Meldeportal der<br />

Bundesnetzagentur<br />

Pressemitteilung der Bundesnetzagentur und Kommentar<br />

des <strong>SFV</strong>: Von Susanne Jung<br />

36.. Solarstrom-Eigenverbrauch<br />

im Mehrfamilienhaus<br />

Schon lohnenswerte Alternative zur vollständigen<br />

Netzeinspeisung des erzeugten Solarstroms?<br />

Von Susanne Jung<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Szenarien mit realitätsnahen Werten selbst erstellen<br />

Erneuerbare Energien und dezentrale Speicher ersetzen Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomenergie<br />

Energiewenderechner kennenlernen<br />

Expertenvideo<br />

Verbesserungsvorschläge bitte unter dem Stichwort „Energiewenderechner“ an:<br />

eMail: ewr@energiewenderechner.de<br />

Geben Sie hierbei bitte die Versionsnummer an (kleingedruckt in der rechten unteren Ecke des Rechners).<br />

Kontakt | Impressum<br />

Copyright © 2010 energiewenderechner.de . Alle Rechte vorbehalten<br />

38.. Netzanschluss von PV-Anlagen zum Jahreswechsel<br />

Behelfsweise Inbetriebnahme von PV-Anlagen zum<br />

Jahreswechsel: Von Susanne Jung<br />

38.. Solarstrom-Ertragsdatenbank wächst stetig<br />

Von Kerstin Watzke<br />

39.. PV-Anlagen kontrolliert abbrennen lassen?<br />

Über klare Vorschriften beim Löschen von elektrischen<br />

Anlagen: Von Wolf von Fabeck<br />

39.. Unfallrisiko bei der Montage von PV-Anlagen<br />

Schutzvorschriften beachten: Von Kerstin Watzke<br />

Rezension<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

40.. Der energethische Imperativ<br />

Besprechung des letzten Buchs von Hermann Scheer:<br />

Von Alfons Schulte<br />

Leserbriefe<br />

41.. Leserrezension zum letzten Buch von<br />

Hermann Scheer, Historisches zur Nutzung der<br />

Solarenergie, Reaktion auf die Erhöhung der<br />

Strompreise<br />

Internes<br />

2.. Ziele des <strong>SFV</strong><br />

44.. Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />

Kurzbericht von Petra Hörstmann-Jungemann<br />

45.. Protokoll zur Mitgliederversammlung (Auszug)<br />

46.. Vorstellung des neuen Vorstandes und<br />

Ersatzvorstandes des <strong>SFV</strong><br />

46.. Termin für Mitgliederversammlung 2011<br />

steht bereits fest<br />

47.. Infostellen, Beitritt zum <strong>SFV</strong><br />

5


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Zusammenfassung - Abwägung von<br />

Netzausbau und Stromspeichern<br />

Mit den folgenden Thesen möchte der Solarenergie-<br />

Förderverein Deutschland e.V. eine fruchtbare Diskussion<br />

zu den technischen Notwendigkeiten bei der<br />

Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien<br />

auslösen.<br />

Die Begründungen zu diesen Thesen enthalten einige<br />

neue Erkenntnisse. Sie fi nden sie anhand der laufenden<br />

Nummer(n) in Klammern.<br />

• Für die Umstellung der Energieversorgung auf 100<br />

Prozent Erneuerbare Energien ist sowohl ein Ausbau<br />

der Stromnetze als auch der Bau von Stromspeichern<br />

notwendig, doch müssen diese aufeinander abgestimmt<br />

sein (1).<br />

• Im EEG gibt es eine Verpflichtung der Netzbetreiber<br />

zum Ausbau des Stromnetzes. Die Anreize zum Bau von<br />

dezentralen Stromspeichern sind jedoch nicht kostendeckend.<br />

Der Bau von Stromspeichern wurde deshalb<br />

seit Jahren vernachlässigt (1).<br />

• Schon bei einer Verdoppelung des Erneuerbare-<br />

Energien (EE)-Anteils in der Stromversorgung - also in<br />

wenigen Jahren - lassen sich unnötige Energieverluste<br />

nicht mehr alleine durch weiteren Netzausbau sondern<br />

zunehmend nur noch durch Bau von Stromspeichern<br />

vermeiden (1).<br />

• Im 100-Prozent-Fall müssen - selbst bei vollständigem<br />

Ausbau aller nationalen und internationalen Stromnetze<br />

- die Stromspeicher eine unerwartet hohe Ausspeicherleistung<br />

erbringen können. Im worst case (Abendspitzenlast,<br />

keine Sonne und kein nennenswerter Wind in<br />

ganz Europa) wäre das die volle Spitzenlast abzüglich<br />

Geothermie-, Wasser- und Bio-Reststoff-Strom (1).<br />

• Ohne Stromspeicher ist eine vollständige Umstellung<br />

auf Erneuerbare Energien überhaupt nicht möglich<br />

(2).<br />

• Stromspeicher sollen möglichst dicht bei den Solar-<br />

und Windanlagen errichtet werden; das bedeutet<br />

Dezentralisierung soweit möglich (3).<br />

Einzelbeiträge mit ausführlichen Begründungen<br />

• Zur weiteren Erschließung des Solar- und Windpotentials<br />

ist der Bau von "Sammelleitungen" im nationalen<br />

Rahmen erforderlich (6).<br />

• Stromleitungen zum "Fortleiten" "überschüssigen"<br />

EE-Stroms im nationalen Rahmen (neue Hoch- und<br />

Höchstspannungsleitungen) müssen nur dort gebaut<br />

werden, wo eine Potentialabschätzung ergibt, dass<br />

das regionale EE-Angebot - auch nach Glättung durch<br />

lokale Speicher - in dieser Region nicht verbraucht<br />

werden kann (6).<br />

• Ehe Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien<br />

fortgeleitet wird, sollte man ihn zunächst in lokalen<br />

Speichern glätten, denn mit ungeglättetem Strom aus<br />

Leistungsspitzen kann kein Verbraucher etwas anfangen<br />

und außerdem überlastet er das Netz (6).<br />

• Internationale Fernübertragungsleitungen wären nur<br />

erforderlich, wenn auf norwegische Pumpspeicherkraftwerke<br />

nicht verzichtet werden kann (3) (4).<br />

• Pumpspeicherkraftwerke sind besser für die Aufnahme<br />

von gleichmäßiger Leistung (z.B. aus Braunkohle<br />

oder AKW) ausgelegt als für Strom aus Wind- oder<br />

Solarenergie (4) (5).<br />

• Biomasse ist aus ökologischen und sozialen Gründen<br />

als Energiespeicher nicht geeignet und vom Potential<br />

her nicht ausreichend (5) (7).<br />

• Zum Ausgleich zwischen häufigen kurzfristigen solartypischen<br />

Überschüssen und Stunden des Energiemangels<br />

sind aufladbare Batterien bei den Endverbrauchern<br />

in der Nähe von Solaranlagen geeignet (5).<br />

• Für Tage oder gar Wochen mit Mangel an Sonne und<br />

Wind ist ein Energie-Notvorrat erforderlich, dessen<br />

räumliche Unterbringung eine Herausforderung darstellt.<br />

Der Notvorrat könnte möglicherweise Methanol<br />

sein, das aus atmosphärischem CO 2 gewonnen wird<br />

und in Tanks (ähnlich den Heizöltanks) bei den Endverbrauchern<br />

gelagert werden kann (5). (WvF)<br />

(1) Abwägung zwischen Netzausbau und Speicherausbau - Aufgabenstellung (Seite 7)<br />

(2) Vollständige Energiewende ohne Stromspeicher nicht möglich (Seite 10)<br />

(3) Platzierung von Speichern mit Rücksicht auf Solar- u. Windangebot (Seite 13)<br />

(4) Können Stromspeicher den Ausbau internationaler Fernübertragungsleitungen überflüssig machen?<br />

(Seite 16)<br />

(5) Unterschiedliche Speichertypen und ihre besondere Eignung (Seite 17)<br />

(6) Ausbau der "Sammelnetze" und nationalen "Fortleitungsnetze" (Seite 20)<br />

(7) Politische Forderungen zum Ausbau von Netzen und Speichern (Seite 22)<br />

(8) Über die Rolle der Bioenergien im zukünftigen Energiemix (Seite 24)<br />

6 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


(1) Abwägung zwischen Netzausbau<br />

und Speicherausbau<br />

Die Fragestellung - Anreiz zum Speicherbau unzureichend -<br />

Steigende Verluste trotz vollkommenen Netzausbaus<br />

Einleitung<br />

Zunehmend kommt es an verschiedenen Stellen<br />

Deutschlands dazu, dass Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien von den Stromnetzbetreibern nicht abgenommen<br />

werden kann. Bekannt ist das Beispiel Westholstein,<br />

wo schon seit einigen Jahren bei gutem Wind<br />

einige Windparks „abgeregelt“ werden müssen, d.h.<br />

Windanlagen werden angehalten oder in ihrer Leistung<br />

reduziert. Die Stromleitungen, die den Windstrom ins<br />

Ruhrgebiet leiten könnten, sind zu schwach dimensioniert<br />

und können deswegen die Windstromleistung<br />

nicht übertragen. Kostbare Energie wird vernichtet, die<br />

im Ruhrgebiet gut gebraucht werden könnte. Wenige<br />

Tage später, wenn das Sturmtief weitergezogen ist,<br />

werden die Bewohner von Westholstein mit Braunkohlestrom<br />

aus dem Ruhrgebiet versorgt. Jetzt reicht die<br />

Übertragungskapazität der Stromleitungen zwischen<br />

Ruhrgebiet und Westholstein plötzlich aus. Merkwürdig<br />

eigentlich! Was mag dahinter stecken?<br />

Und warum wird der in Westholstein an windigen<br />

Tagen abgeregelte Windstrom nicht einfach gespeichert?<br />

Mit diesen Fragen sind wir mitten im Thema. Es geht<br />

um die Frage, ob man überschüssigen Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien besser woandershin leiten oder<br />

ihn besser speichern soll. Vielleicht muss man sogar<br />

beides? Wir werden sehen!<br />

Anreiz zum dezentralen Speicherbau<br />

unzureichend<br />

Bisher ist bei den Überlegungen zum weiteren Ausbau<br />

der Erneuerbaren Energien von Stromspeicherung<br />

kaum die Rede. Lediglich in § 16 Absatz 3 EEG 2009<br />

wird bestimmt, dass der Netzbetreiber zwischengespeicherten<br />

Strom aus Erneuerbaren Energien<br />

genauso vergüten muss wie den direkt eingespeisten<br />

EE-Strom. Einen besonderen fi nanziellen Anreiz zur<br />

Speicherung von Strom gibt es zwar auch, aber er<br />

lohnt eher für den Bau von Großspeichern [1].<br />

Diese Möglichkeit wird deshalb praktisch nie genutzt,<br />

denn Stromspeicher sind teuer und die Betreiber<br />

von Wind- oder Solaranlagen müssten sie zusätzlich<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

bezahlen. Dagegen muss der weitere Ausbau der<br />

Stromnetze durch die Stromnetzbetreiber bezahlt<br />

werden, die ihre Mehrkosten auf die Netzgebühren<br />

umlegen können (soweit es ihnen genehmigt wird).<br />

Der Verzicht auf kostendeckende Anreize für den<br />

Bau kleiner dezentraler Stromspeicher hat seit Jahren<br />

dazu geführt, dass einseitig das Augenmerk nur auf<br />

den Netzausbau gerichtet war und bei den Planern<br />

offensichtlich immer noch ist. Zwar gibt es schon seit<br />

Jahren engagierte wissenschaftliche Diskussionen<br />

des Speicherthemas, nur haben sie bisher zu keinen<br />

energiepolitischen Konsequenzen geführt.<br />

In einer Antwort vom 03.12.2010 auf eine Anfrage<br />

der Grünen betont die Bundesregierung ausdrücklich,<br />

dass die Frage der Speicherung von Strom aus Wind<br />

und Sonnenenergie allein nach betriebswirtschaftlichen<br />

Erwägungen gelöst werden müsse.<br />

Die Dringlichkeit der Situation ist nur Wenigen<br />

bewusst. Zwar haben wir scheinbar noch viel Zeit, in<br />

der bisherigen Weise weiter zu machen. Es gibt ja<br />

noch genügend Verbraucher, die nur unvollständig mit<br />

Strom aus Erneuerbaren Energien versorgt werden,<br />

denn Deutschland wird bekanntlich bisher erst zu<br />

17 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien<br />

versorgt. Aber fragen wir doch mal, wie weit wir damit<br />

kämen, wenn wir uns weiter ausschließlich auf den<br />

Ausbau der Stromnetze beschränken würden.<br />

Dazu stellen wir uns einmal vor, die Stromnetze<br />

wären schon jetzt so weit ausgebaut, dass es<br />

überhaupt keine Einschränkungen mehr gäbe, EE-<br />

Strom aus Überschussgebieten in Mangelgebiete zu<br />

verschieben - z.B. aus Westholstein ins Ruhrgebiet.<br />

Bild 1 zeigt als Überlegungsskizze schematisch über<br />

einen Zeitraum von knapp 20 Tagen die Verhältnisse,<br />

die wir bei vollendet ausgebautem Stromnetz derzeit<br />

in Deutschland hätten. Die obere gezackte Kurve<br />

zeigt den üblichen Stromverbrauch Deutschlands<br />

an. Die Spitzen nach oben zeigen den täglichen<br />

Höchstverbrauch um die Mittagszeit. Man erkennt<br />

den geringeren Verbrauch am Samstag und Sonntag.<br />

Die Spitzen nach unten zeigen den Minderverbrauch<br />

nach Mitternacht.<br />

[1] EnWG § 118 Absatz 7 bestimmt: „Nach dem 31. Dezember 2008 neuerrichtete Pumpspeicherkraftwerke und andere Anlagen zur Speicherung<br />

elektrischer Energie, die bis zum 31. Dezember 2019 in Betrieb gehen, sind für einen Zeitraum von zehn Jahren ab Inbetriebnahme hinsichtlich des<br />

Bezugs der zu speichernden elektrischen Energie von den Entgelten für den Netzzugang freigestellt.“<br />

7


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Die dunkelgraue Fläche weiter unten zeigt aufsummiert<br />

die von allen EE-Anlagen schon heute erzeugte Menge an<br />

EE-Strom an - unter der Voraussetzung, dass nirgendwo<br />

Windanlagen abgeregelt würden. Bei stürmischen Wetter<br />

und Sonnenschein erreicht sie hohe Spitzenwerte in den<br />

Mittagsstunden. (Bei Solaranlagen beträgt die Spitzenleistung<br />

das 10-fache und bei Windanlagen das fünffache der<br />

durchschnittlichen Leistung.) Noch würde aber die Leistung<br />

der Erneuerbaren Energien knapp unter der benötigten<br />

Stromleistung liegen. Dieser glückliche Umstand ergibt sich<br />

deshalb, weil die hohen Spitzenleistungen der Solaranlagen<br />

nur am Tage anfallen, zu einer Tageszeit, in der Wirtschaft<br />

und Haushalte hauptsächlich Energie brauchen.<br />

100 %<br />

50 %<br />

17 %<br />

Leistungsbedarf Deutschlands<br />

Erneuerbare<br />

Energien<br />

Durchschnitt<br />

Bild 1: Bei gut ausgebautem Netz brauchte<br />

zur Zeit keine EE verloren zu gehen<br />

Tage<br />

Lassen sich die Leistungsschwankungen von<br />

Sonnen- und Windenergie durch besseren Netzausbau<br />

glätten?<br />

Zwar beträgt der Beitrag der Erneuerbaren Energien an der<br />

Stromversorgung Deutschlands im Jahresmittel zur Zeit (2010)<br />

erst 17 Prozent, doch gibt es jetzt schon Stunden, in denen<br />

die Erneuerbaren Energien - allen voran Wind- und Sonnenenergie<br />

- schon fast den vollen elektrischen Gesamtbedarf<br />

decken könnten (in Bild 1 am vierten, fünften und sechsten<br />

Tag). Es ist absehbar, dass sie ihn bei weiterem Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien bald übersteigen werden. Dieser<br />

Befund legt die Frage nahe, ob sich die erheblichen Leistungsschwankungen<br />

der EE-Anlagen durch einen besseren<br />

Netzausbau glätten lassen.<br />

Die Antwort gleich vorab, natürlich kann man die Leistungsschwankungen<br />

durch besseren Leitungsausbau glätten, aber<br />

nur bis zu dem Maße, wie es in den Überlegungsskizzen<br />

(Bild 1 bis 3) dargestellt ist. Bild 1 und auch die Bilder 2 und<br />

3 zeigen nicht die realen Verhältnisse, sondern zeigen, wie<br />

es theoretisch aussehen würde, wenn das Netz schon heute<br />

vollkommen ausgebaut wäre und jeder lokale Überschuss<br />

praktisch verlustfrei dorthin weitergeleitet würde, wo noch höherer<br />

Bedarf vorliegt. Eine bessere Glättung als zeichnerisch<br />

dargestellt wäre in der Praxis auch durch den vollkommenen<br />

Netzausbau nicht möglich. In diesen drei Überlegungsskizzen<br />

ist der vollkommene Netzausbau ja bereits vorausgesetzt.<br />

Würde man die Verhältnisse im tatsächlichen unvollkommen<br />

vernetzten Deutschland zeichnerisch darstellen wollen,<br />

so ergäbe sich für jede Region ein etwas anderes Bild. In<br />

Westholstein z.B. wären die aufgesetzten täglichen Mittagsspitzen<br />

der Photovoltaik kleiner, doch würde dafür die<br />

durch Windenergie dominierte breite dunkelgraue Fläche der<br />

Erneuerbaren Energien bei jedem Sturm über den lokalen<br />

Strombedarf hinausragen. In Hessen dagegen würde die<br />

dunkelgraue Fläche der Erneuerbaren Energien noch weit<br />

unter der Verbrauchskurve liegen.<br />

Eine Glättung des Angebots durch besseren Leitungsausbau<br />

kommt also an ihre Grenzen. Zwar würden die abrupten<br />

Leistungsschwankungen einzelner Photovoltaikanlagen, die<br />

sich dann ergeben, wenn einzelne Wolken über die Anlage<br />

ziehen, statistisch ausgemittelt, wenn man alle PV-Anlagen<br />

Deutschlands durch leistungsfähige Leitungen miteinander<br />

verbinden würde. Doch gerade dann, wenn die Photovoltaik<br />

ihre Höchstleistung bringt, an wolkenfreien Tagen, hat sie<br />

einen ausgeprägten charakteristischen Tagesgang. Schauen<br />

Sie sich dazu einmal die höchst interessanten animierten PV-<br />

Leistungsdiagramme von SMA an. Wählen Sie dafür einen<br />

sonnigen Tag. An manchen Tagen geht von Polen bis Portugal<br />

innerhalb von drei Stunden in ganz Europa die Sonne auf.<br />

Und bei der Windenergie gibt es von Zeit zu Zeit - wenn<br />

in ganz Europa gleichzeitig stürmisches Wetter herrscht -<br />

ebenfalls eine erhebliche Summenleistung, die zeitlich länger<br />

anhalten kann als die ausgeprägten Leistungsspitzen des<br />

PV-Angebots.<br />

Wenn dann noch Sonne und Wind in der Mittagszeit gleichzeitig<br />

ihren Maximalwert erreichen, kommen Extremwerte im<br />

Leistungsangebot vor.<br />

Zu bedenken ist auch, dass die Situation sich mit dem<br />

weiteren Ausbau von Wind- und Sonnenenergie noch verschärfen<br />

wird. Wenn deutschlandweit die Gesamtleistung der<br />

Erneuerbaren Energien erhöht wird, werden die von Wind-<br />

und Sonnenenergie verursachten Leistungsschwankungen<br />

proportional zunehmen.<br />

Mit anderen Worten: Ein vollkommener Netzausbau glättet<br />

zwar die Kurven, aber nur bis zu einem gewissen Grade,<br />

den Bild 1 bereits andeutet. Auch ein noch so vollständiger<br />

Netzausbau beseitigt nicht die Eigenart der Erneuerbaren<br />

Energien Sonne und Wind, dass sie zu manchen Stunden<br />

deutschlandweit - manchmal sogar europaweit - mit ihrem<br />

Maximalwert zur Verfügung stehen. Das gilt übrigens auch für<br />

ihren Minimalwert, doch darauf kommen wir in einem weiteren<br />

Beitrag zu sprechen.<br />

8 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Steigende Verluste infolge fehlender Speicher<br />

Noch liegt das Leistungsangebot der Erneuerbaren Energien,<br />

zumindest wenn man von einem vollkommenen Netzausbau<br />

ausgeht, unterhalb des Leistungsbedarfs, aber man erkennt,<br />

dass es nicht mehr lange dauern wird, bis bei weiterem<br />

Ausbau der Erneuerbaren Energien das Angebot zeitweilig die<br />

Nachfrage übersteigen wird. Das wird bald deutschlandweit<br />

geschehen, also in ein, zwei oder drei Jahren.<br />

Wenn es bis dann nicht gelingt, den angebotenen Leistungsüberschuss<br />

so lange zu speichern, bis wieder Bedarf<br />

besteht, ist er verloren. Daran kann auch der vollkommenste<br />

Leitungsausbau nichts ändern. Was tun? Die Frage ist so alt<br />

wie die biblische Geschichte von den sieben fetten und den<br />

sieben mageren Jahren. Die Antwort lautete schon damals:<br />

„Speicher bauen“.<br />

In einer Folge von drei Überlegungsskizzen - Bild 1 (siehe<br />

Seite 8) bis Bild 3 - soll anschaulich gezeigt werden, mit welchen<br />

Energieverlusten wir rechnen müssen, wenn man zwar<br />

100 %<br />

50 %<br />

34 %<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Verluste<br />

Verluste<br />

Tage<br />

Bild 2: Verluste bei Verdoppelung der Erneuerbaren<br />

Energien (EE) gegenüber 2010<br />

das Stromnetz vollständig ausbaut, aber weiterhin den Bau<br />

von Speichern vernachlässigt.<br />

Bild 2 zeigt, wie die Leistungskurven etwa aussehen könnten,<br />

wenn der Jahresertrag der Erneuerbaren Energien auf<br />

das Doppelte des heutigen Wertes, also auf 34 Prozent des<br />

deutschen Stromverbrauchs angestiegen sein wird - wieder<br />

unter der optimistischen Annahme, dass das Netz bis dahin<br />

„vollkommen“ ausgebaut wäre.<br />

Wenn die Zahl der Anlagen zur Nutzung der Erneuerbaren<br />

Energien weiter vergrößert wird, wächst die Höchstleistung<br />

der Erneuerbaren Energien so stark, dass zur bildlichen Darstellung<br />

in Bild 3 ein anderer Maßstab als bei Bild 1 und Bild 2<br />

benutzt werden muss. Wer die Bilder miteinander vergleichen<br />

will, orientiert sich am besten an der Markierung 100%.<br />

In Bild 3 wurde die installierte Leistung der Erneuerbaren<br />

Energien nun so gewählt, dass sie im Jahresmittel die gleiche<br />

Energiemenge erzeugen könnte, die in Deutschland an Strom<br />

verbraucht wird. Allerdings würde wegen fehlender Speichermöglichkeiten<br />

etwa die Hälfte verloren gehen, wie man grob<br />

abschätzen kann. Das macht alle Potentialberechnungen<br />

hinfällig und ist ein dringender Hinweis, die Speicherung von<br />

Strom möglichst bald in Angriff zu nehmen.<br />

Im nächsten Beitrag werden wir uns der noch weitergehenden<br />

Frage widmen, ob eine Vollversorgung mit Erneuerbaren<br />

Energien ohne Stromspeicher überhaupt möglich ist. (WvF)<br />

100 %<br />

Leistung<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Überschüssige<br />

EE-Erzeugung<br />

Stromverbrauch<br />

Bild 3: Die Hälfte des Ertrages würde verloren gehen<br />

Tage<br />

9


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

(2) Vollständige Energiewende<br />

ohne Stromspeicher nicht möglich<br />

Notfallspeicher - Überschüsse aus Sonne und Wind - Biomasse - Geothermie - Windstille<br />

in Europa - das Supergrid<br />

In der öffentlichen Diskussion um den weiteren Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien bis auf 100 Prozent wird das Thema<br />

Stromspeichern immer häufi ger erwähnt. Jedoch praktisch<br />

angewendet wird Stromspeicherung für Erneuerbare Energien<br />

in der Regel noch nicht.<br />

Die Stromnetzbetreiber regeln eher Windanlagen ab (z.B.<br />

in Westholstein) und verweigern Solaranlagenbetreibern den<br />

Anschluss (z.B. in Fröndenberg).<br />

Und für Privatleute gibt es - wenn überhaupt - nur unzureichende<br />

fi nanziellen Anreize zum Bau von Stromspeichern.<br />

Dies haben wir im vorherigen Beitrag Netzausbau oder<br />

Stromspeicher ausführlich dargestellt. Dort wurde auch<br />

gezeigt, dass im Endausbau bei günstigem Solar- und Windwetter<br />

mindestens die Hälfte der von Solar- und Windanlagen<br />

erzeugbaren Energie zwangsläufi g verloren gehen würde,<br />

wenn deutschlandweit nur Netzausbau betrieben, der Bau<br />

von Speichern aber unterlassen würde.<br />

Kann man auf Stromspeicher verzichten?<br />

Stromspeicher sind allerdings noch sehr teuer. Wir wollen<br />

deshalb hier zunächst einmal prüfen, ob man die vollständige<br />

Umstellung auf Erneuerbare Energien auch ohne Einsatz von<br />

Stromspeichern bewältigen könnte, indem man die Zahl der<br />

Wind- und Solaranlagen immer weiter steigert und den Verlust<br />

der Überschüsse in Kauf nimmt.<br />

Dazu orientieren wir uns an der Überlegungsskizze Bild 1.<br />

Diese Skizze ist uns bereits von dem vorhergehenden Beitrag<br />

bekannt, nur wird jetzt das Angebot der Erneuerbaren<br />

Energien genauer aufgeschlüsselt. Wir erkennen die wetterabhängigen<br />

Energien Sonne und Wind, die zeitlich nahezu<br />

konstanten Energien wie Wasserkraft sowie die Energien,<br />

die man mit einigem technischen Mehraufwand im Angebot<br />

verändern könnte, wie z.B. Strom aus Tiefengeothermie.<br />

Hervorgehoben ist durch einen schwarzen Pfeil die fehlende<br />

elektrische Leistung am Abend des 14. Tages. Auch am 13.<br />

und am 16. Abend ist ein ähnliches Leistungsfehl zu beobachten.<br />

Weder Wind- noch Sonnenenergie erzeugen in diesen<br />

Stunden Strom. Die fehlende Leistung entspricht etwa der<br />

durchschnittlichen deutschen Stromproduktion. Vermutlich<br />

wird diese sogar noch höher sein als heute, weil im Zuge<br />

der Umstellung auf Erneuerbare Energien große Teile des<br />

Verkehrs auf Elektroantrieb umgestellt werden müssen und<br />

zunehmend Wärmepumpen zum Einsatz kommen werden.<br />

Selbst ein weiterer Ausbau von Solar- und Windanlagen -<br />

ohne Rücksicht auf die Energieverluste - würde an solchen<br />

Tagen nichts nützen. Er würde nur den Anteil der nicht nutzbaren<br />

Wind- und Sonnenenergie weiter erhöhen, wie die<br />

Überlegungsskizze Bild 2 (Seite 11) zeigt.<br />

100 %<br />

Leistung<br />

Sonne und Wind<br />

Überschuss<br />

Sonne und Wind<br />

nutzbar<br />

Strombedarf<br />

Geothermie u.<br />

Biomasse<br />

Wasserkraft<br />

Fehlende<br />

Leistung<br />

Bild 1: Abendstunden ohne Wind und Solarenergie<br />

Bild 1und Bild 2 stellen die Verhältnisse in Deutschland dar.<br />

Wir untersuchen nun die Frage, ob eine solche Mangelsituation,<br />

die an einigen Tagen auftreten kann, durch den Ausbau<br />

der Europäischen Fernleitungen vermieden werden könnte,<br />

die möglicherweise aus Ländern mit zeitweiligem Überschuss<br />

an Sonnen- und Windenergie elektrische Leistung nach<br />

Deutschland importieren könnten:<br />

Eine wichtige Eigenheit der PV-Einspeisungen besteht darin,<br />

dass mit hundertprozentiger Sicherheit bei Dunkelheit kein<br />

PV-Strom eingespeist wird. Durchschnittlich ist es an jedem<br />

Tag etwa 12 Stunden dunkel; im Winter sogar erheblich länger.<br />

Die Stromverbraucher können jedoch insbesondere in den<br />

dunklen Morgen- und Abendstunden des Winterhalbjahrs auf<br />

Strom nicht verzichten. Diese "Dunkelheitsversorgungslücken"<br />

stimmen europaweit zeitlich bis auf eine kleine - durch den<br />

Lauf der Sonne verursachte - Verschiebung in Ost-Westrichtung<br />

von maximal zwei Stunden zeitlich überein. Ein noch<br />

so engagierter Ausbau der europaweiten Fernübertragungsleitungen<br />

kann dem Nachteil der gleichzeitigen Dunkelheit<br />

deshalb nicht abhelfen. Wenn es in Europa dunkel ist, ist es<br />

leider überall dunkel.<br />

Bei der Windenergie gibt es europaweit keine so große<br />

Gleichzeitigkeit von Stunden allgemeiner Windstille in ganz<br />

Europa. Doch gibt es andererseits auch keine zuverlässige Ergänzung<br />

zwischen europäischen Regionen, in denen gerade<br />

der Wind weht und anderen, in denen er gerade nicht weht.<br />

Ab einer Entfernung von etwa 1.000 km sind die Windverhältnisse<br />

statistisch gesehen voneinander zeitlich entkoppelt.<br />

Das bedeutet, dass nicht überall der Wind gleichzeitig weht<br />

oder gleichzeitig nicht weht. Aber es bedeutet auch, dass<br />

der Wind manchmal überall nicht weht, dass also manch-<br />

10 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Tage


mal europaweit Windstille<br />

bzw. Schwachwind herrscht.<br />

Wenn das dann auch noch<br />

an einem trüben Novembernachmittag<br />

und -abend<br />

vorkommt, fehlt in Europa<br />

über Stunden völlig der<br />

Strom aus den wichtigsten<br />

EE-Stromlieferanten - aus<br />

Wind- und Sonnenenergie.<br />

Nach einer im Jahr 1999<br />

von Gregor Czisch veröffentlichten<br />

Folie gibt es<br />

ab einer Entfernung von<br />

1000 km keine Korrelation<br />

zwischen den Windverhältnissen<br />

verschiedener<br />

Standorte mehr („Korrelation<br />

der potent. Stromerzeugung<br />

aus WKA an 47 ausgewählten<br />

europäischen Offshore-<br />

Standorten“, http://www.<br />

transnational-renewables.<br />

org/Gregor_Czisch/folien/<br />

Windenergie/korr_pot_wka_<br />

offshore_standorte_eu_b.<br />

jpg). Die Daten zu dieser<br />

Folie stammen aus dem<br />

ECMWF, dem Europäischen<br />

Zentrum für mittelfristige<br />

Wettervorhersage. Sie be-<br />

stätigen, was bereits der gesunde Menschenverstand sagt.<br />

Wenn ich weiß, wie stark der Wind bei mir zuhause weht, weiß<br />

ich noch lange nicht, wie er in Marokko oder in Polen weht. Bei<br />

einer so wichtigen Angelegenheit wie der Energieversorgung<br />

darf man sich aber nicht darauf verlassen, dass der Wind<br />

immer irgendwo mit ausreichender Kraft weht, sondern man<br />

muss sich auf den worst-case einstellen.<br />

Ein weiteres Beispiel: Untersuchungen von Horst Kluttig<br />

zur Korrelation zwischen den Windverhältnissen in Aachen<br />

und an der Rhonemündung bestätigen dieses Ergebnis (siehe<br />

Bild 3).<br />

Jeder einzelne Punkt in der Punktewolke stellt gleichzeitig<br />

die Windverhältnisse an jeweils beiden Orten dar. Im oberen<br />

Teil der Grafi k ist dargestellt, wie gut die Korrelation zwischen<br />

zwei Standorten ist, die nur 2 km voneinander entfernt sind.<br />

Im unteren Teil der Grafi k erkennt man die Unabhängigkeit<br />

der Standorte Herzogenrath bei Aachen und Port St. Louis<br />

(Rhônemündung) voneinander bezüglich ihrer Windverhältnisse.<br />

Diese einfachen Überlegungen zeigen, dass es Zeiträume<br />

gibt, in denen für die europäische Stromversorgung europaweit<br />

weder Wind- noch Sonnenstrom direkt zur Verfügung<br />

stehen, selbst dann nicht, wenn die Fernübertragungsnetze<br />

für Übertragungsleistungen ausgebaut würden, die ausreichen<br />

würden, den gesamten Strombedarf von Osteuropa nach<br />

Westeuropa oder von Nordeuropa nach Südeuropa bzw.<br />

umgekehrt zu verschieben. Besonders kritisch wird es, wenn<br />

dieser Mangel in den winterlichen Abendstunden auftritt, in denen<br />

der Strombedarf erfahrungsgemäß besonders hoch ist. Bild 3: Entkopplung der Windverhältnisse<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Weiterer Zubau von Wind- und Solaranlagen<br />

Sonne und Wind<br />

Überschuss<br />

Sonne und Wind<br />

nutzbar<br />

Strombedarf<br />

Geothermie u.<br />

Biomasse<br />

Wasserkraft<br />

Leistung<br />

Fehlende<br />

Leistung<br />

100 % 100 %<br />

Tage<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Leistung<br />

Bild 2: Ineffektive weitere Steigerung von Wind u. Solarenergie<br />

Der ungenutzte Überschuss<br />

nimmt zu<br />

Die fehlende Leistung<br />

wird aber nicht geringer<br />

Fehlende<br />

Leistung<br />

Tage<br />

11


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Geothermie - Woher bekommen wir<br />

die fehlende Leistung<br />

Bevor wir uns endgültig für die teuren Speicher entscheiden,<br />

sollten wir noch eine andere Möglichkeit untersuchen: den engagierten<br />

Ausbau der Tiefengeothermie zur Stromerzeugung.<br />

Hierzu die Überlegungsskizze Bild 4.<br />

Wir erkennen im linken Teilbild, dass die grundlastähnliche<br />

Dauererzeugung von Elektrizität mit Hilfe der Geothermie nur<br />

einen geringen Effekt hat. Zwischen dem zweiten und neunten<br />

Tag erhöht der Einsatz geothermisch erzeugter Elektrizität<br />

lediglich die ungenutzten Überschüsse.<br />

Hingegen wäre es sinnvoll, Geothermie zur Stromerzeugung<br />

dann, und nur dann einzusetzen, wenn Sonne und Wind nicht<br />

ausreichen.<br />

Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass sich im rechten<br />

Teilbild die fehlende Leistung verringert hat und die ungenutzten<br />

Überschüsse geringer geworden sind.<br />

Dazu müssten die Geothermieanlagen zukünftig bereits<br />

in der Planungsphase anders, nicht auf Grundlast- sondern<br />

auf Mittellast- oder Spitzenlastbetrieb ausgelegt werden. Die<br />

Wärmeleistung und die Maschinensätze müssen deutlich<br />

vergrößert werden. Ohne entsprechend erhöhte Förderanreize<br />

im EEG wird das nicht geschehen.<br />

Soweit wie möglich sollte man diese Kraftwerke - wie alle<br />

Spitzenlastkraftwerke in der Nähe der Verbrauchszentren<br />

errichten.<br />

In gleichem Sinne müssen auch die Förderbedingungen für<br />

Strom aus Anlagen zur Nutzung von Biomasse-Reststoffen<br />

geändert werden. Allerdings können Biomasse-Reststoffe<br />

nur einen kleinen Teilbetrag bei gleichzeitigem Ausfall von<br />

Leistung<br />

100 %<br />

Sonne und Wind<br />

Überschuss<br />

Sonne und Wind<br />

nutzbar<br />

Strombedarf<br />

Geothermie u.<br />

Biomasse<br />

Wasserkraft<br />

Fehlende<br />

Leistung<br />

Bild 4: Geothermie mangelabhängig eingesetzt<br />

Wind- und Sonnenenergie ausgleichen. Und der gesonderte<br />

Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung kann nicht<br />

empfohlen werden. Bedenken gegen den gesonderten Anbau<br />

von Biomasse zur energetischen Nutzung wurden vom <strong>SFV</strong><br />

mehrmals veröffentlicht und werden zunehmend in der ökologisch<br />

interessierten Öffentlichkeit akzeptiert (siehe Artikel<br />

S. 24)<br />

Die hier durchgeführte worst-case Betrachtung zeigt:<br />

Im Endausbauzustand brauchen wir Stromspeicher, die<br />

den höchsten Leistungsbedarf (abzüglich Wasserkraft-,<br />

Geothermie- und Bioreststoff-Energie) des jeweils zu versorgenden<br />

Gebietes vollständig decken können müssen.<br />

Diese extreme Anforderung an die Ausspeicherleistung (die<br />

Entlade-Leistung) der Energiespeicher ist den meisten Freunden<br />

der Erneuerbaren Energien bisher kaum bewusst.<br />

Die Frage nach dem "Supergrid"<br />

Bisher haben wir uns mit der notwendigen Ausspeicherleistung<br />

der Speicher befasst. Eine andere wichtige Frage ist die<br />

nach dem notwendigen Speicherinhalt, dem Fassungsvermögen,<br />

bzw. der zu speichernden Energie.<br />

Das notwendige Fassungsvermögen dieser Speicher ergibt<br />

sich aus der im worst-case zu erwartenden Zeitdauer des<br />

Energiemangels. Ob diese verringert werden kann, indem ein<br />

internationales "Supergrid" errichtet würde, wollen wir anhand<br />

eines Überlegungsmodells bedenken.<br />

Gehen wir davon aus, dass es 5 verschiedene Staaten in<br />

Europa gibt, die sich mit einem Supergrid miteinander verbinden.<br />

Zunächst wird natürlich jeder Staat seinen eigenen Bedarf<br />

100 %<br />

Verknappung der Geothermie in Zeiten<br />

knapper Sonnen- und Windleistung<br />

Leistung<br />

Nicht genutzte<br />

Sonnen- und<br />

Windenergie<br />

nimmt ab.<br />

Leistungsfehl<br />

nimmt ab<br />

Fehlende<br />

Leistung<br />

Tage Tage<br />

Geothermie<br />

verschieben<br />

12 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


decken. Soweit das Angebot an Solar- und Windleistung den<br />

Bedarf übersteigt, wird er seine Notfallspeicher auffüllen. Erst<br />

wenn seine Notfallspeicher aufgefüllt sein werden, und wenn<br />

dann immer noch ein Leistungsüberschuss vorliegt, wird er<br />

den Leistungsüberschuss über das Supergrid an einen anderen<br />

Staat weiterleiten. Wie oft das der Fall sein wird, lässt<br />

sich anhand eines so einfachen Überlegungsmodells nicht<br />

feststellen. Auf jeden Fall bietet ein Supergrid den Vorteil,<br />

dass das Fassungsvermögen der Energiespeicher vermindert<br />

werden kann.<br />

Ob sich dann aber nicht eher eine Erweiterung des natio-<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

nalen Notfallspeichers rechnet, ist nicht nur eine Frage der<br />

Statistik und der anzunehmenden Kosten, sondern auch eine<br />

Frage der politischen Umsetzbarkeit. Im Zweifelsfall ist die<br />

nationale Lösung vorzuziehen, weil sie schneller umsetzbar<br />

und im Katastrophenfall robuster ist.<br />

Das Endergebnis: Auf ein Supergrid kann verzichtet werden,<br />

wenn die Notfallspeicher in ihrem Energiefassungsvermögen<br />

vergrößert werden. Auf die Notfallspeicher mit der<br />

weiter oben hergeleiteten unerwartet hohen Ausspeicherleistung<br />

kann man hingegen nicht verzichten. (WvF)<br />

(3) Platzierung von Speichern mit<br />

Rücksicht auf Solar- u. Windangebot<br />

Leistungsschwankungen der EE - Unsymmetrie bei Einspeicher- und Ausspeicherleistung<br />

- Dezentralisierung und/oder norwegische Lösung<br />

Besonderheiten bei der Anbindung von Stromspeichern<br />

an Solar- und Windanlagen<br />

Solar- und Windanlagen erzeugen zu manchen Zeiten<br />

mehr und zu anderen Zeiten weniger Strom als die Stromverbraucher<br />

benötigen. Hierzu die unten dargestellte Überlegungsskizze:<br />

Zum Vergleich der Leistungsschwankungen ist<br />

im Bildteil links und rechts die gleiche Durchschnittsleistung<br />

vorausgesetzt.<br />

Da nicht auszuschließen ist, dass zu manchen Stunden<br />

Leistung<br />

Wind plus<br />

Sonne<br />

in ganz Europa gleichzeitig die Sonne scheint und der Wind<br />

günstig weht, wird es im Endausbauzustand (100 Prozent Erneuerbare<br />

Energien) bisweilen Stunden geben, in denen kein<br />

Verbraucher in ganz Europa bereitsteht, die überschüssige<br />

Energie sofort zu nutzen. Umgekehrt kann es - wie bereits<br />

im Beitrag Vollständige Energiewende ohne Stromspeicher?<br />

gesagt - vorkommen, dass in ganz Europa ein erhebliches<br />

Leistungsdefi zit vorliegt, das selbst durch den vollständigsten<br />

Ausbau europaweiter Fernübertragungsleitungen nicht ausgeglichen<br />

werden kann. Damit wird der Ausbau von Speichern<br />

unumgänglich.<br />

Leistungsbedarf<br />

Tage Tage<br />

Das Leistungsangebot von Sonne und Wind schwankt stärker als<br />

der Leistungsbedarf des Verbraucherkollektivs<br />

Bild 1: Leistungsschwankungen bei Solar- und Windstrom oder Verbrauchern<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Verbraucherkollektiv<br />

13


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Im Idealfall würde man die Stromspeicher so dimensionieren,<br />

dass sie den Überschuss aufnehmen und bei Mangel<br />

wieder an die Verbraucher abgeben. Geht man in erster<br />

Näherung von verlustfreier Speicherung aus, dann muss<br />

die Jahresdurchschnittsleistung der Solar- und Windanlagen<br />

dem Jahresverbrauch der Stromverbraucher entsprechen.<br />

Bei genauerer Betrachtung muss sie wegen der unvermeidlichen<br />

Speicherverluste sogar deutlich größer sein. Bei den<br />

folgenden Überlegungen soll es vorerst allerdings noch nicht<br />

um die Energiemenge gehen, die die Speicher aufnehmen,<br />

speichern und wieder abgeben sollen, sondern "nur" um ihre<br />

Einspeicherleistung (Ladeleistung) und ihre Ausspeicherleistung<br />

(Entladeleistung).<br />

Für die Auslegung der Energiespeicher ist dabei eine wichtige<br />

Eigenschaft der Erneuerbaren Energien aus Sonne und<br />

Wind zu beachten. Ihre Spitzenleistung liegt bei Solarenergie<br />

um den Faktor 10 und bei Windenergie um den Faktor 5 über<br />

der Jahresdurchschnittsleistung. D.h. beim Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien fallen Spitzenleistungen an, die je nach<br />

"Mischungsverhältnis" zwischen Sonne und Wind zwischen<br />

10 oder 5 mal so groß sind, wie die im Jahresdurchschnitt<br />

bereitgestellte Leistung. Die Stromspeicher müssen deshalb<br />

eine Einspeicherleistung (Ladeleistung) aufnehmen können,<br />

die einem Mehrfachen der zu liefernden Ausspeicherleistung<br />

(Entladeleistung) entspricht. Das ist eine Herausforderung<br />

für die Ingenieurwissenschaften, denn bereits die Ausspeicherleistung<br />

der Speicher ist riesig. Wir haben sie im Beitrag<br />

„Vollständige Energiewende ohne Stromspeicher?“ grob abgeschätzt.<br />

Die Speicher müssen - zählt man sie alle zusammen<br />

- die europäische Höchstleistung (abzüglich Wasserkraft-,<br />

Geothermie- und Bioreststoff-Energie) abgeben können.<br />

Zu sonnig-windigen Stunden aber steht manchmal noch<br />

erheblich mehr, nämlich die fünf- bis zehnfache Höchstleistung<br />

der Solar- plus Windanlagen zur Verfügung (siehe Bild<br />

1). Die muss von den Stromspeichern aufgenommen werden<br />

können. Nehmen wir statt fünf- bis zehnfach nur einen grob<br />

geschätzten Mittelwert von "siebenfach" an. Dann wird also<br />

von der erzeugten Höchstleistung nur etwa ein Siebtel direkt<br />

verbraucht. Die verbleibenden sechs Siebtel - also das Sechsfache<br />

des europäischen Leistungshöchstbedarfs (abzüglich<br />

Wasserkraft-, Geothermie- und Bioreststoff-Energie) müssen<br />

von den Speichern aufgenommen werden können.<br />

Zwischen Einspeicher- und Ausspeicherleistung gibt es<br />

eine Unsymmetrie. Die Einspeicherleistung muss für<br />

Windstrom mindestens vier mal so groß sein wie die Ausspeicherleistung;<br />

bei Speichern für Solarstrom sogar neun<br />

mal so groß.<br />

Konsequenzen für die Stromleitungen für Ein-<br />

und Ausspeicherung<br />

Die maximal erforderliche Leistungsaufnahme ist sechs<br />

mal höher als die maximal geforderte Leistungsabgabe. Anders<br />

ausgedrückt: Die Verbindungsleitungen von den Wind<br />

und Solaranlagen zu den Speichern hin müssen sieben mal<br />

mehr Leistung übertragen können als die Leitungen von den<br />

Speichern zu den Verbrauchern (bei reiner Versorgung nur mit<br />

Solarstrom sogar zehnmal so viel). Würde man die höchsten<br />

Leistungsspitzen abregeln, wie bisweilen empfohlen wird,<br />

so ergäbe sich daraus kein wesentlicher Vorteil. Man könnte<br />

zwar die Leitungen zu den Speichern etwas schwächer auslegen,<br />

vielleicht nicht mit einem sieben-, sondern nur noch<br />

fünf- oder viermal so großen Querschnitt, hätte aber auch<br />

weniger Energie, um die Speicher aufzuladen. Dies würde<br />

die bisherigen Potentialberechnungen für Wind- und Sonnenenergie<br />

entwerten.<br />

Würde man ausschließlich nach den Kosten des Leitungsbaus<br />

optimieren, so müsste man die Speicher möglichst<br />

nahe bei den Erzeugern positionieren. Das spricht für eine<br />

Dezentralisierung der Speicher in gleichem Maße wie die<br />

Dezentralisierung der Erzeugeranlagen. Der Ausbau europaweiter<br />

Fernübertragungsleitungen zur Anbindung der Speicher<br />

könnte damit entfallen.<br />

Damit ist allerdings nicht gesagt, dass es nicht andere<br />

Gründe geben kann, warum die Speicher dennoch zentral<br />

installiert werden müssen - z.B. in Norwegen.<br />

teurer billiger<br />

Erzeuger Speicher Verbraucher<br />

Leitung vom Erzeuger zum Speicher muss für Leistungsspitzen ausgelegt sein, Leitung vom<br />

Speicher zum Verbraucher für gleichmäßig kontinuierliche Leistung.<br />

Bild 2: Speicher möglichst nahe bei den EE-Erzeugeranlagen<br />

Leitung Leitung<br />

14 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Sollten wir uns für diese Lösung entscheiden, so müssten<br />

wir beachten: Die Anbindung außernationaler Speicher durch<br />

Stromleitungen an die Europäischen Solar- und Windanlagen<br />

müsste sieben mal mehr Leistung als die europäische<br />

Höchstleistung (abzüglich Wasserkraft-, Geothermie- und<br />

Bioreststoff-Energie) übertragen können.<br />

Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen als Speicher<br />

für deutschen Solar- und Windstrom?<br />

Nach den Erläuterungen zu den Bildern 1 und 2 ist es zunächst<br />

selbstverständlich, dass die Stromspeicher so nahe bei<br />

den Erzeugern von Wind- und Sonnenstrom platziert werden<br />

sollen, wie nur irgend möglich - also möglichst dezentral.<br />

Großspeicher im Ausland, fern von den deutschen Erzeugern,<br />

wären hingegen eine Ausnahme, die besonders begründet<br />

werden müsste.<br />

Vom Sachverständigenrat für Umweltfragen wird dennoch<br />

die Errichtung von großen Pumpspeicherkraftwerken (PSK)<br />

in Norwegen empfohlen. Dieser Vorschlag ergibt sich daraus,<br />

dass sich der Sachverständigenrat für die technische<br />

Lösung der Energiespeicherung in Pumpspeicherkraftwerken<br />

entschieden hat und diese Technik in Deutschland nicht unterzubringen<br />

ist. Wir werden Überlegungen zur besonderen<br />

Eignung in einem gesonderten Beitrag zu den Vor- und Nachteilen<br />

der verschiedenen Speichertechniken weiter ausführen.<br />

Pumpspeicherkraftwerke in der erforderlichen Größe können<br />

wegen der geologischen Besonderheiten nur in einer relativ<br />

unbewohnten, gebirgigen und wasserreichen Region Europas<br />

errichtet werden. Und ihr Vorteil muss so groß sein, dass man<br />

deshalb bereit ist, zusätzliche Fernübertragungsleitungen zu<br />

fi nanzieren, die sonst nicht erforderlich wären.<br />

Zu bedenken ist, dass jede Verlegung von Seekabeln in<br />

HGÜ-Technik (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung)<br />

unabhängig von ihrer Übertragungsleistung bereits einen erheblichen<br />

Finanzierungsaufwand verlangt. Jede nachträgliche<br />

Verstärkung der Leitungen durch Parallelverlegung weiterer<br />

Kabel verlangt wieder den selben hohen Sockelbetrag. Insgesamt<br />

kommt es deshalb billiger, wenn man von vornherein<br />

gleich Kabel mit der endgültig notwendigen Übertragungsleistung<br />

verlegt. Es ist deswegen geraten, eine zuverlässige<br />

Abschätzung der in Norwegen möglichen Speicherkapazitäten<br />

vorzunehmen, bevor man beginnt, die norwegischen<br />

Speicher mit dem deutschen Übertragungsnetz zu verbinden.<br />

Hier kommt es nicht nur auf die notwendige Einspeicher- und<br />

Ausspeicherleistung an, sondern auch auf das Fassungsvermögen<br />

der Speicher (die speicherbare Energiemenge)<br />

an. Es wäre nämlich fatal, wenn sich erst im Verlauf späterer<br />

Jahre herausstellen würde, dass der Platz für die erhofften<br />

Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen nicht ausreicht und<br />

man aber in der irrtümlichen Hoffnung auf diese Lösung die<br />

Entwicklung und den Bau anderer Speichertypen im eigenen<br />

Land vernachlässigt hätte. Damit darf man nicht so lange<br />

warten, bis sich schließlich die Begrenztheit der norwegischen<br />

Lösung in der Praxis erweist. Dass hier nicht die vollständige<br />

Lösung des Speicherproblems zu erwarten ist, möchten wir<br />

mit den folgenden Überlegungen plausibel machen:<br />

Pumpspeicherkraftwerke benötigen viel Platz, ausreichende<br />

Höhenunterschiede, große Beckenvolumina, ökologische Toleranz<br />

gegen häufi ge drastische Wasserspiegeländerungen<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

und genügend Wasser im Unterbecken. Diese Bedingungen<br />

lassen sich in Deutschland nicht erfüllen. Selbst das größte<br />

Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands in Goldisthal ist erheblich<br />

zu klein. Es könnte Deutschland nur 8 Minuten lang mit<br />

Strom versorgen. Alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke<br />

gemeinsam könnten Deutschland noch nicht einmal eine<br />

Stunde lang vollständig mit Strom versorgen.<br />

Hier die theoretisch notwendigen Abmessungen [1] alleine<br />

für einen Ein-Tages-Energiespeicher für Deutschland. Zum<br />

Vergleich in Klammern die Werte von Goldisthal [2].<br />

• mittlere Fallhöhe 1000 m (Goldisthal 300 m)<br />

• Wasserspiegelschwankung 30 m (Goldisthal 20 m)<br />

• Fläche des Oberbeckens 50 km² (Goldisthal 0,55 km²)<br />

• Fläche des Unterbeckens 50 km² (Goldisthal 0.78 km²)<br />

Damit ergibt sich ein Flächenbedarf von über 100 km²<br />

für einen Ein-Tages-Energiespeicher für Deutschland in<br />

PSK-Technik. Aber nicht nur deutsche Planer denken an<br />

Pumspeicherkraftwerke in Norwegen. Auch die Niederlande<br />

und Belgien haben keine Geländeformationen für größere<br />

Pumpspeicherkraftwerke.<br />

Zu bedenken ist, dass man nicht nur für einen Tag, sondern<br />

für weit mehr als nur einen Tag ohne Wind- und Solarstrom<br />

vorsorgen muss. Schätzungen, wieviele Tage es sein müssen,<br />

liegen weit auseinander. Von Pessimisten werden sogar Werte<br />

von 40 Tagen ohne nennenswerte Erzeugung von Wind- und<br />

Sonnenstrom genannt.<br />

Wer für diesen riesigen Speicherstrombedarf eine große<br />

Zahl solcher 100 km² Tagesspeicher in Norwegen errichten<br />

will, muss prüfen, ob sich dort dafür überhaupt genügend<br />

geeignete Geländeformationen anbieten. Ein Blick auf die<br />

Karte von Norwegen lässt Zweifel aufkommen, ob dort überhaupt<br />

eine große Zahl von großen Pumpspeicherkraftwerken<br />

unterzubringen sind. Auch sei in diesem Zusammenhang an<br />

die internationalen Proteste der Umweltschützer gegen alle<br />

bisherigen großen Staudamm-Projekte erinnert.<br />

Solange keine Garantie dafür gegeben werden kann, dass<br />

die norwegische Lösung sämtliche deutschen Stromspeicherprobleme<br />

lösen wird, wäre es fahrlässig, die energische<br />

Entwicklung anderer Alternativen zu vernachlässigen.<br />

In einem gesonderten Beitrag werden wir auf andere Alternativen<br />

eingehen.<br />

Quellen:<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

[1] Die speicherbare Energiemenge eines Pumpspeicherkraftwerks<br />

lässt sich näherungsweise und ohne Berücksichtigung<br />

des Wirkungsgrades ermitteln aus folgendem Produkt:<br />

Oberfläche des Oberbeckens bei halbgefülltem Zustand<br />

* Höhendifferenz zwischen Höchstwasserstand und<br />

Niedrigwasserstand * Höhendifferenz zwischen mittlerem<br />

Wasserstand und Wasserstand im Unterbecken * Dichte<br />

von Wasser * Erdbeschleunigung.<br />

[2] Daten zum PSK Goldisthal<br />

(WvF)<br />

15


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

(4) Können Stromspeicher<br />

internationale Fernübertragungsleitungen<br />

überfl üssig machen?<br />

Unerwartet hohe Ausspeicherleistung bei Dunkelheit und Windstille erforderlich -<br />

Die Frage der räumlichen Unterbringung - Dezentralisierung<br />

Zur zukünftigen Abdeckung des Strombedarfs im<br />

worst case - ganz Europa vorübergehend ohne Wind<br />

und Sonne - benötigen wir Energiespeicher mit einer<br />

Ausspeicherleistung, die dem maximalen Strombedarf,<br />

der Höchstlast des jeweils zu versorgenden Landes<br />

entspricht (abzüglich der Leistung von Geothermiekraftwerken,<br />

Wasserkraftwerken und Bioreststoff-<br />

Kraftwerken). Mit anderen Worten, die Speicher<br />

müssen - zumindest in den Zeiten ohne Sonne und<br />

Wind - die gleiche Leistung erbringen können, die<br />

derzeit noch von allen eingesetzten Atomkraftwerken,<br />

Braunkohlekraftwerken, Kohlekraftwerken und einigen<br />

Spitzenlastkraftwerken erbracht werden kann. Bei<br />

weitgehend dezentraler Anordnung kann natürlich jeder<br />

einzelne Speicher klein sein, aber dann muss die<br />

Anzahl sehr groß sein. Das würde Dezentralisierung<br />

bis hinunter auf einzelne Anschlussnehmer bedeuten.<br />

Dieser Gedanke ist im Bereich der konventionellen<br />

Wärmeversorgung eine Selbstverständlichkeit. Die<br />

Heizöltanks bei allen mit Heizöl versorgten Häusern<br />

sind nichts anderes, als dezentrale Energiespeicher,<br />

die für einen Jahresbedarf ausgelegt sind. Dieses<br />

Prinzip werden wir gerne übernehmen, allerdings mit<br />

einem nicht-fossilen und nicht-biogenen Brennstoff,<br />

dem Methanol, zu dem Sie genauere Informationen<br />

in einem gesonderten Beitrag (S. 17 ff) fi nden. (Allerdings<br />

wollen wir Methanol nicht verheizen, sondern zur<br />

Stromerzeugung im Notfall nutzen.)<br />

Ihr Fassungsvermögen hängt davon ab, mit welcher<br />

Dauer von Schwachwind und trüben Wetter man<br />

rechnet.<br />

Die Beantwortung der Frage, ob die Stromspeicher<br />

im nationalen Rahmen dezentral oder zentral<br />

angeordnet werden oder aber hauptsächlich zentral<br />

in nur einem einzigen Land, hängt wesentlich davon<br />

ab, welche Art von Stromspeicher man in der Zukunft<br />

erwartet. Wenn man sich für die Energiespeicherung<br />

in Pumpspeicherkraftwerken entscheidet, ist man auf<br />

Geländeformationen und Wasserreichtum angewiesen,<br />

wie man sie in großem Maßstab allenfalls in Norwegen<br />

fi ndet und muss die Mehrkosten für die Anbindung der<br />

Stromspeicher über europaweite Fernübertragungsleitungen<br />

in Kauf nehmen. Würde man sich dagegen<br />

für eine Speichertechnik entscheiden, die unabhängig<br />

von den Geländeformationen ist, wird man eine möglichst<br />

gleichmäßige Verteilung der Speicher über ganz<br />

Europa und weitgehende Dezentralisierung vorziehen,<br />

um die aufwendigen Leitungen für die Übertragung der<br />

Leistungsspitzen von den EE-Anlagen zu den Speichern<br />

möglichst kurz zu halten.<br />

In diesem Zusammenhang kann man darüber nachdenken,<br />

ob man auf den weiteren Ausbau der internationalen<br />

Fernübertragungsleitungen verzichten kann.<br />

Da die europaweiten Fernübertragungsleitungen im<br />

worst-case (Dunkelheit und Windstille in ganz Europa)<br />

nutzlos sind, und man ohnehin auf Stromspeicher zurückgreifen<br />

muss, dann könnten diese Stromspeicher<br />

auch in weniger problematischen Situationen die Energieversorgung<br />

aufrecht erhalten. Dazu muss allerdings<br />

das Fassungsvermögen der Speicher erhöht werden.<br />

Bei elektrochemischen Energiespeichern mit externem<br />

Speicher bedeutet dies, dass der Tankinhalt vergrößert<br />

werden muss. Die Fernübertragungsleitungen können<br />

also den erforderlichen Speicherinhalt vermindern.<br />

Die erforderliche maximale Ausspeicherleistung der<br />

Stromspeicher können sie aber nicht vermindern oder<br />

ersetzen.<br />

Europaweite Fernübertragungsleitungen sind nur<br />

dann unverzichtbar, wenn die Speicherung von<br />

Windstrom und Solarstrom in norwegischen Pumpspeicherkraftwerken<br />

erfolgen soll.<br />

Wenn die Stromspeicher im eigenen Land aufgestellt<br />

werden sollen, ist auch ohne den weiteren Ausbau<br />

von europaweiten Fernübertragunsleitungen eine<br />

unterbrechungsfreie Energieversorgung vornehmlich<br />

aus Sonne und Wind im nationalen Rahmen<br />

möglich.<br />

16 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

(WvF)


(5) Unterschiedliche Speichertypen<br />

und ihre besondere Eignung<br />

Leistungsaufnahme und Raumbedarf als technische Herausforderung - Die Überschätzung<br />

der Biomasse - Pumpspeicher - Methanol oder Methan aus CO 2 - Batterien<br />

Wir wollen eine Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare<br />

Energien so rasch wie möglich erreichen und<br />

suchen deshalb nach einer grundsätzlich anzuwendenden<br />

Strategie.<br />

Hier und jetzt diskutieren wir - von vornherein im<br />

Hinblick auf das 100-Prozent-Ziel [1] - den Bau von<br />

Energie-/Stromspeichern. Es geht dabei nicht nur um<br />

das Fassungsvermögen, sondern auch um die mögliche<br />

Leistungsaufnahme (Einspeicherleistung, Ladeleistung),<br />

die Ausspeicherleistung (Entladeleistung), den Raumbedarf,<br />

die Zyklenfestigkeit sowie die auftretenden Verluste<br />

während der "Aufbewahrungsdauer" der gespeicherten<br />

Energie. Je nach Speichertechnik ist der eine Typ besser<br />

zur Schaffung eines Energie-Notvorrats geeignet, der<br />

andere ist besser für ein Zusammenwirken mit Windanlagen,<br />

ein weiterer ist besser zum Zusammenwirken mit<br />

Photovoltaikanlagen und noch ein weiterer am besten<br />

für das Zusammenwirken mit Atom- und Braunkohlekraftwerken<br />

geeignet.<br />

Leistung<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Wind plus<br />

Sonne<br />

Bild 1: Hohe Leistungsspitzen in den Stromleitungen zu den Stromspeichern<br />

Aus den vorhergehenden Beiträgen „(2) Vollständige<br />

Energiewende ohne Stromspeicher nicht möglich“ (Seite<br />

10) sowie „(3) Platzierung von Speichern“ (Seite 13)<br />

ergab sich die Notwendigkeit, Stromspeicher, soweit<br />

wie möglich in der Nähe der Solar- und Windanlagen<br />

zu installieren, da der von Solar- und Windanlagen<br />

gelieferte Strom sehr hohe Leistungsspitzen aufweist,<br />

die eine außerordentliche Anforderung an die Übertragungskapazität<br />

der Stromleitungen von den Solar- und<br />

Windanlagen zu den Stromspeichern darstellen. Diese<br />

mehrfachen Hinweise auf die Vorteile einer Dezentralisierung<br />

der Speicher sollen hier zunächst noch einmal<br />

wiederholt und verstärkt werden.<br />

Solar- und Windanlagen liefern einen Strom, der sehr<br />

viel stärker schwankt als der Strombedarf der Verbraucher.<br />

Diese Erkenntnis spricht für eine Dezentralisierung<br />

der Speicher. Andererseits tauchte im letztgenannten<br />

Beitrag auch das Problem auf, wo die Stromspeicher<br />

wegen ihres großen räumlichen Platzbedarfs überhaupt<br />

untergebracht werden können und die daran anknüp-<br />

Leistungsbedarf<br />

Tage Tage<br />

Das Leistungsangebot von Sonne und Wind schwankt stärker<br />

als der Leistungsbedarf des Verbraucherkollektivs<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Verbraucherkollektiv<br />

[1] Mit 100-Prozent-Ziel ist das Vereinsziel des Solarenergie-Fördervereins Deutschland gemeint: Die vollständige Umstellung der gesamten Energieversorgung<br />

- nicht nur der Stromversorgung - auf heimische Erneuerbare Energiequellen zur Verminderung des Klimawandels.<br />

17


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

fenden Überlegungen, in Norwegen Pumpspeicherkraftwerke<br />

zu errichten. Dies ist Anlass, jetzt genauer auf die unterschiedlichen<br />

Speichertypen und ihre besondere Eignung für spezielle<br />

Anforderungen einzugehen.<br />

Virtuelle Kraftwerke - Biomasse als<br />

Energiespeicher?<br />

Virtuelle Kraftwerke bestehen aus mehreren Anlagen zur<br />

Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in unterschiedlicher<br />

Technik, z.B. Windkraftanlagen, Photovoltaikanlagen und<br />

Kraftwerken zur Nutzung von Biomasse. Oft befi nden sich die<br />

Anlagen weit entfernt voneinander, aber ihre Stromerzeugung<br />

wird rechnerisch addiert. Ziel ist der Nachweis, dass man mit<br />

der Kombination verschiedener EE-Techniken den Strombedarf<br />

von ganz Deutschland mit allen Schwankungen zwischen Tag<br />

und Nacht sowie zwischen Sommer und Winter decken kann;<br />

natürlich im verkleinertem Maßstab.<br />

Der Erfolg solcher virtueller Kraftwerke legt den Schluss nahe,<br />

dass es lediglich eines weiteren Ausbaus der Stromnetze und<br />

weiteren Aufbaus von Anlagen zur Nutzung der Erneuerbaren<br />

Energien bedürfe, um den Strombedarf von ganz Deutschland<br />

vollständig mit Erneuerbaren Energien decken zu können. Betrachtet<br />

man allerdings die Zusammensetzung dieser virtuellen<br />

Kraftwerke genauer, so stellt man fest, dass sie einen hohen Anteil<br />

von Anlagen haben, die auf Anforderung jeweils gespeicherte<br />

Energie zur Stromerzeugung einsetzen können, z.B. Anlagen<br />

zur Stromerzeugung aus Biomasse. Aber nur sehr selten fi ndet<br />

man virtuelle Kraftwerke, die die Versorgungslücken mit Hilfe von<br />

Batterien füllen wollen. Von Stromspeichern spricht man nicht<br />

gerne, denn sie sind (noch) ausgesprochen teuer.<br />

Die Gegner der Erneuerbaren Energien haben zu Recht seit<br />

Jahrzehnten die fehlende Speichermöglichkeit beanstandet, nur<br />

haben sie nicht den Ausbau der Speicher gefordert, sondern die<br />

fehlenden Speicher als Totschlagargument benutzt z.B. Netz–<br />

einspeisung aus zeitlich fl uktuierenden Quellen - Prof. Dr. Helmut<br />

Alt im Jahr 2004 in einem Vortrag vor dem Arbeitskreis Energie<br />

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. (http://www.uni-saarland.<br />

de/fak7/fze/AKE_Archiv/DPG2004-AKE_Muenchen/Buch/DPG2004_AKE2.3_Alt_Fluktuierende-Einspeisungen_Buch_kurz.pdf<br />

)<br />

Viele Befürworter der Erneuerbaren - so auch der Solarenergie-<br />

Förderverein - haben im Gegenzug auf die energetisch nutzbare<br />

Bild 2: Biokraftstoffe klimaneutral? Karikatur: G. Mester<br />

Biomasse als Lückenfüller bei Wind- und Solarenergie hingewiesen<br />

und damit falsche Hoffnungen geweckt. Diesen Irrtum<br />

hat der <strong>SFV</strong> in seiner neuen Kursbestimmung vom 23.05.09<br />

„Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung ist ein ökologischer<br />

Fehler“ und in weiteren Beiträgen öffentlich richtig<br />

gestellt. Die Nutzung der Biomasse ist nicht klimaneutral,<br />

sondern schadet dem Klima.<br />

Hinzu kommt inzwischen noch die Erkenntnis, dass das<br />

Potential der Biomasse bei weitem für die zugedachte Aufgabe<br />

nicht ausreicht. (siehe auch www.energiewenderechner.de)<br />

Und schließlich regt sich seit langem schon Widerstand aus<br />

sozialen und ernährungstechnischen Gründen, die man unter<br />

dem plakativen Slogan "Teller oder Tank" zusammenfassen<br />

kann. Siehe dazu auch den Beitrag von Susanne Jung ab<br />

Seite 24.<br />

Pumpspeicherkraftwerke im Zusammenwirken<br />

mit Grundlastkraftwerken<br />

Pumpspeicherkraftwerke (PSK) haben einen guten Wirkungsgrad<br />

bei der Ein- und Ausspeicherung, eine hohe Zyklenfestigkeit<br />

und ihre Verluste während der "Aufbewahrungszeit"<br />

sind sehr gering. Einziger Nachteil ist, wie bereits erwähnt,<br />

der große Raumbedarf.<br />

Die Pumpspeichertechnik wurde entwickelt, um aus billigem<br />

Nachtstrom aus nicht voll ausgenutzten Grundlastkraftwerken<br />

rasch verfügbare Speichermengen abzuzweigen und bereitzustellen.<br />

Die Einspeiseleistung solcher Pumpspeicherkraftwerke<br />

entspricht in etwa ihrer Ausspeicherleistung. Aus diesem<br />

Grund können Pumpspeicherkraftwerke mit sogenannten<br />

Pumpturbinen und Motorgeneratoren ausgestattet werden, die<br />

wahlweise zum Hochpumpen von Wasser oder zur Stromerzeugung<br />

aus herabfl ießendem Wasser genutzt werden.<br />

So verbilligt sich die Maschinenausstattung erheblich.<br />

Pumpspeicherkraftwerk zur Speicherung von<br />

Überschussstrom aus Sonne und Wind<br />

Zum Speichern von Überschussstrom aus Sonne und Wind<br />

müssen Pumpspeicherkraftwerke "aufgerüstet" werden. Die<br />

zum Hochpumpen des Wassers benötigten Pumpen und<br />

Steigrohre müssen eine mehrfach höhere Spitzenleistung<br />

verarbeiten können, als die bei der Stromentnahme aus dem<br />

Speicher geforderte Dauerleistung. (Siehe dazu Bild 1, Seite<br />

17) Die Kosten der Gesamtanlage steigen dadurch.<br />

Methanolspeicher<br />

Die schwierigste Aufgabe bei der Umstellung auf Erneuerbare<br />

Energien wird die Bereithaltung einer Energiereserve für<br />

mehrere Tage ohne Wind und Sonne sein. Möglicherweise<br />

wird man sich für Energiespeicher auf Methanolbasis entscheiden.<br />

Ein Energievorrat für 40 Tage ohne Wind und Sonne läge<br />

bei 320 Litern Methanol pro Person und wäre somit - soweit es<br />

um die räumliche Unterbringung geht - nicht unrealistisch.<br />

Methanol lässt sich unter Einsatz von Sonnen- oder Windenergie<br />

aus dem CO 2 der Atmosphäre sowie aus Wasser herstellen.<br />

Seine Herstellung könnte z.B. eine Aufgabe der Stadtwerke<br />

werden. Methanolherstellung entlastet die Atmosphäre<br />

von klimaschädlichem CO 2 . Besonders die Entnahme von CO 2<br />

aus der Atmosphäre ist allerdings sehr energieaufwändig und<br />

reduziert den Wirkungsgrad des gesamten Speicherverfah-<br />

18 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


ens. Am Zentrum für Sonnenenergie<br />

und Wasserstoffforschung (ZSW) in<br />

Stuttgart wird eine Laboranlage zur<br />

heterogen katalysierten Synthese von<br />

Methanol aus Wasserstoff und CO 2<br />

betrieben.<br />

Die dabei auftretenden hohen Verluste<br />

sind nur tolerabel, wenn man<br />

dieses Speicherverfahren auf die Gewinnung<br />

eines Notvorrats beschränkt.<br />

Andererseits besticht die verlustfreie<br />

und preiswerte Lagermöglichkeit des<br />

Methanols in einfachen Tanks, z.B.<br />

den allgemein üblichen Heizöltanks.<br />

So könnte man Methanolspeicher<br />

als unverderblichen Notvorrat für selten<br />

auftretende längere Mangelzeiten<br />

ohne Wind und Sonne anlegen. Der<br />

Transport des Methanols erfolgt in<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Pumpspeicherkraftwerk zur<br />

Speicherung von Atom- und<br />

Braunkohlestrom<br />

Einspeicherleistung und Ausspeicherleistung sind etwa gleich<br />

Bild 3: Einfacher Aufbau eines konventionellen Pumpspeicherkraftwerks<br />

elektrische Energie<br />

Wasser<br />

Pumpspeicherkraftwerk zur<br />

Speicherung von ungeglättetem<br />

Wind- oder Solarstrom<br />

Die einzuspeichernde Leistung bei Starkwind und Sonnenschein ist<br />

erheblich größer als die auszuspeichernde Leistung bei fehlendem<br />

Sonnenschein und Schwachwind<br />

Bild 4: Maschinenausstattung eines PSK für Speicherung von<br />

ungeglättetem Überschussstrom<br />

Klimaverbesserung<br />

CO 2<br />

Methanol Erzeugung<br />

der Stadtwerke<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Sauerstoff<br />

Methanol<br />

CH 4 O<br />

KWK<br />

Strom u.<br />

Wärme<br />

Heizöltank<br />

Endverbraucher<br />

Bild 5 Versorgung der Endverbraucher mit Methanol<br />

Bild 6: Herstellung von Methanol aus atmosphärischem CO 2 , nach Specht<br />

19


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

üblichen Tankwagen. Die Rückverwandlung der im Methanol<br />

gespeicherten Energie in elektrische Energie kann mittels<br />

kleiner Verbrennungsmotoren und Generatoren erfolgen.<br />

Falls gleichzeitig Wärme benötigt wird, ist auch Kraft-Wärmekopplung<br />

möglich. Außerdem wird eine Brennstoffzelle für<br />

Methanol entwickelt.<br />

Methanspeicher<br />

Nach einem ähnlichen Verfahren lässt sich auch Methan<br />

herstellen, ein Gas, welches den Hauptbestandteil des natürlichen<br />

Erdgases darstellt und welches in den üblichen Erdgasleitungen<br />

transportiert und in den vorhandenen unterirdischen<br />

Erdgasspeichern aufbewahrt werden kann. Gegenüber dem<br />

Methanol ist der Volumenbedarf allerdings erheblich höher,<br />

so dass man gezwungen ist, die Speicher mit hohem Druck<br />

zu befüllen.<br />

Batteriespeicher<br />

Bei Batteriespeichern auf Lithium-Ionen-Basis mit einer Leistungsdichte<br />

von 500 Wh/Liter würde man etwa das 10-fache<br />

Volumen wie bei Methanol Speichern benötigen. Hier stellt<br />

sich die Frage der räumlichen Unterbringung. Dafür sind die<br />

Verluste erheblich geringer. Deshalb wird die Speicherung<br />

in aufl adbaren Batterien eher zum Ausgleich der täglichen<br />

Leistungsspitzen verwendet werden. Batteriespeicher werden<br />

sich voraussichtlich dort besonders bewähren, wo besonders<br />

häufi ge Ladungs- und Entladungsvorgänge gefordert sind, das<br />

heißt in der Nähe von Solarstromanlagen mit ihren hohen Leis-<br />

Speicher<br />

im Keller<br />

Bild 7: Aufl adbare Batterien beim Endverbraucher in der Nähe von Solarstromanlagen<br />

tungsspitzen. Hier ist zu erwähnen, dass die Anforderungen an<br />

Solarspeicherbatterien ähnlich liegen wie die Anforderungen<br />

an Antriebsbatterien für Elektroautomobile. Die Forderung,<br />

dass der Fahrer seine Batterie bei einem kurzen Zwischenhalt<br />

an der Elektrotankstelle mit sehr hohen Stromstärken sehr<br />

rasch aufl aden können muss, entspricht der Forderung, dass<br />

eine Solarbatterie, wenn die Sonne kurzfristig das 10-fache<br />

der Durchschnittsleistung liefert, diese Leistung dann auch<br />

tatsächlich aufzunehmen im Stande ist.<br />

Die genannten Beispiele demonstrieren die Vorteile der<br />

Dezentralisierung. Sie zeigen aber auch deutlich, welche<br />

Entwicklungsarbeit zur Verbesserung der Speichertechniken<br />

noch zu leisten ist.<br />

Staatlich geförderte Forschung alleine wird nicht schnell<br />

genug zu verwertbaren Ergebnissen führen. Doch das ist<br />

kein Grund zur Entmutigung. Die rasante Verbesserung der<br />

PV-Netzeinspeisungstechnik oder der Windenergie nach dem<br />

Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zeigte beispielhaft,<br />

welchen belebenden Einfl uss die staatlich induzierte<br />

Nachfrage nach praktisch verwertbaren Geräten und der<br />

Wettbewerb unter den Herstellern angesichts der lohnenden<br />

Einspeisevergütung auf die technische Entwicklung haben<br />

kann. Notwendig ist deshalb ein Gesetz, welches die Verwendung<br />

von Energiespeichern fi nanziell attraktiv macht. Dieses<br />

Gesetz sollte die Nachfrage nach Speichern unabhängig von<br />

ihrem Verwendungszweck fi nanziell lohnend gestalten, damit<br />

ein möglichst umfangreiches Nachfragevolumen entsteht.<br />

(WvF)<br />

(6) Ausbau der "Sammelnetze" und<br />

der nationalen "Fortleitungsnetze"<br />

Steigender Strombedarf - Sammelnetze Voraussetzung zum Ausbau der EE - Fortleitungsnetze<br />

erst nach Potentialanalyse - Glätten des fortzuleitenden Überschussstroms<br />

Bisher (2010) wird Deutschland erst zu etwa 17 Prozent mit<br />

Strom aus Erneuerbaren Energien versorgt. Geht man davon<br />

aus, dass zukünftig auch der Verkehrssektor auf Erneuerbare<br />

Energien umgestellt werden muss und dass der nach<br />

Wärmedämmung aller Gebäude verbleibende Wärmebedarf<br />

teilweise auch noch über elektrische Wärmepumpen gedeckt<br />

werden muss, so erkennt man leicht, dass sich der Strombe-<br />

Speicher<br />

im Keller<br />

darf zukünftig erheblich erhöhen wird. Deshalb muss jeder<br />

mögliche Standort für Windanlagen im Binnenland - natürlich<br />

unter Beachtung des Anwohner- und Naturschutzes genutzt<br />

werden. Ebenso gilt es, jedes irgendwie geeignete Gebäude<br />

sowie Lärmschutzwände für die Anbringung von Solaranlagen<br />

zu nutzen.<br />

20 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Ausbau der "Sammelnetze" in<br />

netzfernen Gebieten<br />

Windanlagen und Solaranlagen auf Feldscheunen werden<br />

zunehmend in weiterer Entfernung von bereits verlegten<br />

Stromnetzen aufgebaut. Damit steigt die Notwendigkeit zum<br />

Ausbau der "Sammelleitungen" [1]. Dieser Netzausbau wird<br />

durch den <strong>SFV</strong> ausdrücklich gefordert. In diesem Zusammenhang<br />

entsteht für die Betreiber eine erhöhte Kostenbelastung.<br />

Für Offshore-Windparks gibt es eine betreiberfreundliche<br />

Regelung. § 17 Abs. 2a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)<br />

verpfl ichtet den nächstgelegenen Netzbetreiber zur Netzanbindung<br />

der Offshore-Windparks, d.h. vom Umspannwerk auf<br />

See bis zum technisch und wirtschaftlich günstigsten Netzanschlusspunkt.<br />

Diese Regelung betrifft alle Windparks, mit deren<br />

Bau bis Ende 2015 begonnen wurde (§118 Abs. 3 EnWG).<br />

Die Kosten für die Netzanbindung trägt der Netzbetreiber. Er<br />

kann sie auf alle Übertragungsnetzbetreiber verteilen.[2] Für<br />

die Betreiber von Windparks im Binnenland fehlt leider eine<br />

entsprechende Regelung.<br />

Ausbau der "Sammelnetze" im Ortsnetzbereich<br />

Beim Ausbau der Solarenergie im Ortsnetzbereich liegen<br />

die Verhältnisse etwas anders, da dort in der Regel bereits<br />

elektrische Anschlüsse für die dort zu versorgenden Stromverbraucher<br />

verlegt sind.<br />

Allerdings verweigern die zuständigen Netzbetreiber immer<br />

häufi ger den Anschluss von Solaranlagen an das bestehende<br />

Netz, weil es dadurch tatsächlich oder auch nur angeblich<br />

überlastet würde.<br />

Welche Abhilfe in einem solchen Fall aus technischen<br />

Gründen gerechtfertigt wäre, ergibt sich aus folgender Überlegung.<br />

Die Höchstleistung von Solaranlagen erreicht etwa den<br />

zehnfachen Wert der Durchschnittsleistung. Diese zehnfache<br />

Leistung kann zwar durch eine erhebliche Verstärkung des<br />

Nieder- und Mittelspannungsnetzes in andere Gegenden<br />

weitergegeben werden, doch fehlt die fortgeleitete Energie<br />

dann schon wenige Stunden später in dem betroffenen<br />

Ortsteil selbst. Ein Netzbetreiber, der auf Vollversorgung mit<br />

Erneuerbaren Energien setzt, sollte deshalb zunächst den<br />

Ausbau der dezentralen Stromspeicher in dem überlasteten<br />

Netzzweig vorantreiben. Das tut er aber zur Zeit noch nicht,<br />

weil es keinen kostendeckenden Anreiz zum Bau dezentraler<br />

Stromspeicher gibt; weder für den Netzbetreiber noch für die<br />

Solaranlagenbetreiber, noch für die Verbraucher.<br />

Um Missverständnisse auszuschließen: Die Speicherung<br />

und Glättung des Solarstroms ist nicht Aufgabe der Solaranlagenbetreiber<br />

alleine. Vielmehr sollten Speicherbau-Förderanreize<br />

sich an alle Anschlussnehmer wenden (Stromspeicher<br />

auch für Anschlussnehmer ohne PV-Anlage!, siehe Bild 7 auf<br />

Seite 20).<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Wird diese neue Forderung nicht erfüllt, dann unterbleibt<br />

entweder der weitere Ausbau der Photovoltaik in diesem Teil<br />

des Netzes oder es werden möglicherweise unnötige Netzverstärkungen<br />

vorgenommen, die im Endausbaustand nicht<br />

gebraucht werden.<br />

Bevor das Netz zur Fortleitung des Solar- oder Windstroms<br />

weiter ausgebaut wird, wäre also zu klären, ob das eigene<br />

Gebiet bereits vollständig versorgt ist, genauer gesagt, ob die<br />

vorhandenen Stromspeicher bereits ausreichen, den Stromverbrauch<br />

des eigenen Gebietes vollständig aus Sonne und<br />

Wind zu decken.<br />

Nur wenn in absehbarer Zeit mehr Solar- und Windstrom<br />

erzeugt werden wird, als in diesem Gebiet benötigt wird, erst<br />

dann ist der Ausbau der Netze zur Fortleitung des Stroms in<br />

andere Gebiete durchzuführen, und zwar in solche Gebiete,<br />

die ihren eigenen Strombedarf mangels eigenen Solar- und<br />

Windpotentials auch zukünftig nicht vollständig mit Strom aus<br />

Erneuerbaren Energien werden decken können.<br />

Hier gibt es leider einen Widerspruch zwischen der sachgemäßen<br />

Entscheidung, die lokalen Speicher auszubauen<br />

und der gesetzlichen Regelung, die nur die Maßnahme des<br />

Netzausbaus kennt. Solange bis unsere Forderung nach Speicherausbau<br />

keinen Eingang in die Fördergesetze gefunden<br />

hat, so lange können Anlagenbetreiber bei Netzüberlastung<br />

konkret nur den weiteren Ausbau des Netzes fordern.<br />

Internationale Fernübertragungsleitungen?<br />

Potentialüberlegungen im nationalen Rahmen zeigen, dass<br />

jedes Land in Europa (mit Ausnahme der Niederlande) bei<br />

entsprechendem Ausbau der Erneuerbaren Energien damit<br />

seinen Jahresbedarf decken und sogar noch Überschüsse<br />

erzielen kann, mit denen die unvermeidbaren Speicherverluste<br />

gedeckt werden können. Für Deutschland kann dies mit Hilfe<br />

des Energiewenderechners (www.energiewenderechner.de)<br />

gezeigt werden. Für die anderen Länder Europas gilt die<br />

Überlegung, dass dort das Verhältnis von Energiebedarf zu<br />

Landesfl äche kleiner ist als in Deutschland. Weil das Potential<br />

der Erneuerbaren Energien in erster Näherung proportional<br />

zur Bodenfl äche ist, lässt sich plausibel vermuten, dass eine<br />

Vollversorgung in diesen Ländern noch einfacher zu verwirklichen<br />

sein wird als in Deutschland.<br />

Würden in jedem dieser Länder in Verbrauchernähe dezentrale<br />

Stromspeicher errichtet, deren Kapazität ausreicht,<br />

den erwarteten Verbrauch in den Wind- und Sonnenlücken<br />

zu decken, so wäre dort eine durchgängige Energieversorgung<br />

mit Erneuerbaren Energien möglich. Man könnte dort<br />

auf den weiteren Ausbau der grenzüberschreitenden Fernübertragungsleitungen<br />

verzichten, die wie vorhergehend<br />

erläutert, weder für den Hell-Dunkel-Ausgleich noch für den<br />

Ausgleich fehlenden Windes bei europaweiter Windstille<br />

benötigt werden.<br />

[1] Es handelt sich um Leitungen, die das "Einsammeln" der Erneuerbaren Energien ermöglichen sollen.<br />

[2] § 17 Abs. 2a EnWG bestimmt: „(2a) Betreiber von Übertragungsnetzen, in deren Regelzone die Netzanbindung von Offshore-Anlagen im Sinne des § 10 Abs. 3 Satz 1<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes erfolgen soll, haben die Leitungen von dem Umspannwerk der Offshore-Anlagen bis zu dem technisch und wirtschaftlich günstigsten<br />

Verknüpfungspunkt des nächsten Übertragungs- oder Verteilernetzes zu errichten und zu betreiben; die Netzanbindungen müssen zu dem Zeitpunkt der Herstellung der<br />

technischen Betriebsbereitschaft der Offshore-Anlagen errichtet sein. Eine Leitung nach Satz 1 gilt ab dem Zeitpunkt der Errichtung als Teil des Energieversorgungsnetzes.<br />

Betreiber von Übertragungsnetzen sind zum Ersatz der Aufwendungen verpfl ichtet, die die Betreiber von Offshore-Anlagen für die Planung und Genehmigung der Netzanschlussleitungen<br />

bis zum 17. Dezember 2006 getätigt haben, soweit diese Aufwendungen den Umständen nach für erforderlich anzusehen waren und den Anforderungen<br />

eines effi zienten Netzbetriebs nach § 21 entsprechen. Die Betreiber von Übertragungsnetzen sind verpfl ichtet, den unterschiedlichen Umfang ihrer Kosten nach den Sätzen<br />

1 und 3 über eine fi nanzielle Verrechnung untereinander auszugleichen; § 9 Abs. 3 des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes fi ndet entsprechende Anwendung."<br />

§ 118 EnWG Abs. (7) bestimmt: "§ 17 Abs. 2a gilt nur für Offshore-Anlagen, mit deren Errichtung bis zum 31. Dezember 2011 begonnen worden ist."<br />

21


Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

Ausbau der nationalen Hoch- und Höchst-<br />

spannungsleitungen zur Fortleitung von<br />

Sonnen- und Windenergie<br />

Anders sieht es allerdings aus, wenn man die untersuchten<br />

Gebiete weiter verkleinert und den Energietransport zu solchen<br />

Regionen eines Landes betrachtet, in denen energieintensive<br />

Industrie- und Gewerbeanlagen konzentriert sind, wie<br />

z.B. im Ruhrgebiet. Ergibt eine Potentialabschätzung innerhalb<br />

solcher Regionen, dass im Jahresmittel die zukünftig zu<br />

erwartende Wind- und Solarleistung nicht ausreichen wird, so<br />

sollte schon jetzt mit den Planungen zum zügigen Ausbau der<br />

erforderlichen Hoch- und Höchstspannungsleitungen begonnen<br />

werden, die elektrische Energie aus anderen Regionen<br />

des selben Landes herbeiführen können, in denen das regionale<br />

Wind- und Solarpotential voraussehbar den regionalen<br />

Jahresbedarf übersteigt. Als Umweltschutzverein plädieren wir<br />

selbstverständich für eine unterirdische Leitungsverlegung.<br />

Diese empfi ehlt sich auch im Hinblick auf die Standfestigkeit<br />

der lebenswichtigen Leitungen gegenüber der zu erwartenden<br />

Zunahme der Windgeschwindigkeiten.<br />

Übrigens ist es nicht sehr über-<br />

zeugend, wenn Stromversorger die<br />

unterirdische Verlegung an Land als<br />

zu teuer ablehnen, sie andererseits<br />

bei internationalen Verbindungsleitungen<br />

unter dem Meeresgrund als<br />

selbstverständlich befürworten.<br />

Bei regionalem Mangel an Sonnen-<br />

und Windpotential wäre also<br />

das Heranholen von Überschussenergie<br />

aus Überschussregionen<br />

durchaus sinnvoll.<br />

In einem Gebiet mit Überschuss<br />

wird zunächst einmal natürlich der<br />

örtliche Bedarf aus Sonne und<br />

Wind gedeckt. Der verbleibende<br />

Energieüberschuss kann dann in<br />

Mangelgebiete abgegeben werden.<br />

Die Überlegungsskizze in Bild 1<br />

zeigt an einem Beispiel das zeitliche<br />

Verhältnis von lokal verbrauchtem<br />

Leistung<br />

lokaler Verbrauch<br />

Aus dem Beitrag „Abwägung zwischen Netzausbau und<br />

Speicherausbau“ auf Seite 7 dieses Solarbriefs ergibt sich<br />

die dringende Notwendigkeit, rasch mit dem Ausbau von<br />

Stromspeichern anzufangen. Erstens ist ohne Stromspeicher<br />

der Umbau der Energiewirtschaft auf 100 Prozent Er-<br />

Strom und dem für die Abgabe in andere Regionen verfügbaren<br />

Überschussstrom.<br />

Man erkennt leicht, dass der Überschussstrom in einer<br />

so ungleichmäßigen zeitlichen Verteilung - sozusagen unregelmäßig<br />

stoßweise - angeboten wird, dass nur wenige<br />

Empfänger mit ihm etwas anfangen können (es sei denn der<br />

Empfänger wäre selbst ein Energiespeicher). Es ist auch kein<br />

Verlass darauf, dass sich die Überschussleistungen einer<br />

Region mit dem Mangel einer anderen Region statistisch<br />

ausmitteln. Es bleibt also nur, das Leistungsangebot mit Hilfe<br />

von Speichern zu glätten. Und dann bietet es sich natürlich<br />

an, dies so nahe beim Erzeuger zu tun wie möglich. Wieder<br />

lautet die Schlussfolgerung, den Speicher so dicht wie möglich<br />

beim Erzeuger zu positionieren. Der so geglättete Strom kann<br />

dann in „dünneren“ Stromleitungen auf die Reise geschickt<br />

werden.<br />

Vor der Weiterleitung von Strom aus Sonne- und Wind ist<br />

eine Glättung in Speicheranlagen angeraten. (WvF)<br />

Wind plus<br />

Sonne<br />

Überschuss<br />

abgeben<br />

22 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Tage<br />

Überschussleistung<br />

Weitergeleiteter<br />

Überschussstrom<br />

Tage<br />

Weiterleitung von ungeglättetem Überschussstrom<br />

- Das Stromangebot ist wegen Unregelmäßigkeit nicht nutzbar.<br />

- Stromleitungen müssen überdimensioniert werden.<br />

- Ihre Auslastung ist mangelhaft.<br />

Bild 1: Lokaler Verbrauch und fortzuleitender Überschussstrom<br />

(7) Politische Forderungen zum<br />

Ausbau von Netzen und Speichern<br />

Markteinführung unter Zeitnot - Alle Technologien - Alle Anschlussnehmer -<br />

Speicherförderung im EnWG<br />

neuerbare Energien überhaupt nicht möglich. Und zweitens<br />

- zunächst sogar noch dringlicher - ist ohne Stromspeicher<br />

nicht zu verhindern, dass bei einem weiterem Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien immer größere Anteile der erzeugten<br />

Energie verloren gehen, selbst bei vollständigstem Ausbau<br />

der Stromnetze.


Die notwendige Entwicklung von Stromspeichern kostet<br />

jedoch Zeit. Die Erfahrung zeigt, dass die Entwicklung<br />

eines Produkt erheblich beschleunigt wird, wenn sie durch<br />

eine hohe Nachfrage angeregt wird. Deshalb gilt es, rasch<br />

die Nachfrage anzuregen.<br />

Die Speichertechnologien sind noch in rascher Entwicklung,<br />

so dass es unklug wäre, schon jetzt eine endgültige<br />

Auswahl der zu fördernden Speicher zu treffen. Die<br />

Förderung muss deshalb technologieunabhängig sein.<br />

Außerdem darf die Aufgabe nicht beschränkt werden auf<br />

die Speicherung und Wiedereinspeisung von Strom aus<br />

Erneuerbaren Energien. Hier einen Unterschied zu machen,<br />

ist weder aus technischen noch aus ökologischen<br />

Gründen gerechtfertigt.<br />

• Erstens entstehen bei der Entnahme und späteren<br />

Einspeisung von konventionell erzeugtem Strom genauso<br />

wenig Emissionen wie bei Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien.<br />

• Zweitens schadet es nichts, wenn durch Wiedereinspeisung<br />

auch konventionelle Spitzenlastkraftwerke entlastet<br />

werden.<br />

• Drittens werden Speicher zunehmend auch mehr überschüssigen<br />

Wind- oder Solarstrom speichern.<br />

• Außerdem wäre eine Kontrolle nicht möglich, denn<br />

Netzstrom, lässt sich nicht mehr nach seiner Herkunft<br />

identifizieren.<br />

Technische Anforderungen an die Speicher<br />

Wichtig ist allerdings, dass Stromspeicher entwickelt<br />

werden, die eine hohe Ladeleistung erlauben, denn die zu<br />

speichernde Spitzenleistung von Solar- und Windanlagen<br />

ist mehrfach so hoch ist wie ihre Durchschnittsleistung.<br />

Die Anforderungen an die zukünftigen Antriebsbatterien<br />

für Elektrofahrzeuge sind übrigens ähnlich. Das<br />

Aufl aden der Batterie bei einem Zwischenstopp muss<br />

schnell erfolgen. Auch deshalb liegt die Markteinführung<br />

von Antriebsbatterien für Elektrofahrzeuge im Interesse<br />

der Energiewende.<br />

Wer soll die Förderung erhalten?<br />

Der in diesem Zusammenhang bisweilen vertretene<br />

Lösungsvorschlag: „Zu jeder Windanlage gehört eine<br />

Windenergiespeicheranlage, zu jeder Solarstrom- eine<br />

Solarstromspeicheranlage“ greift zu kurz. Auch andere<br />

Personen und Institutionen können und müssen für die<br />

Stromspeicherung interessiert werden. Die Verteilung der<br />

Aufgabe auf die Allgemeinheit aller „Anschlussnehmer“<br />

am Stromnetz zerlegt die scheinbar riesige unlösbare<br />

Aufgabe in viele kleine lösbare Aufgaben.<br />

Anreize zum Stromspeichern<br />

Der Gewinnanreiz liegt im Preisunterschied für Strom<br />

zwischen Zeiten des Stromüberangebots und der Strom-<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Stromspeichern - Brücke zum Solarzeitalter<br />

knappheit. Wenn Strom im Überschuss vorhanden ist, wird<br />

er spottbillig und die Speicher werden befüllt. Wenn Strom<br />

knapp ist, wird er teuer, und die Stromspeicherer verkaufen<br />

ihren Strom mit Gewinn.<br />

Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt werden:<br />

• Die Marktpreise müssen sich aus dem REGIONALEN<br />

Angebot und der REGIONALEN Nachfrage ergeben. Die<br />

Börsenpreise der EEX genügen nicht, denn sie lassen<br />

keinen Schluss auf regionale Knappheit oder Überschuss<br />

zu.<br />

• Jeder muss jederzeit Zugriff auf die augenblicklich aktuellen<br />

Marktpreise bekommen können, z.B. über das Internet,<br />

die ihm erlauben, automatisch zu reagieren.<br />

• Netzgebühren müssen erlassen werden, denn die Speicherung<br />

dient der Entlastung des Netzes.<br />

• Jeder darf ohne weitere Genehmigung teilnehmen, wenn<br />

er die technischen Anschlussbedingungen erfüllt.<br />

Verbrauchsmanagement<br />

Der direkte Endverbrauch, z.B. zum Aufl aden der Elektrofahrzeuge,<br />

soweit er sich zeitlich verschieben lässt, wird<br />

zu solchen Zeiten erfolgen, in denen Strom billig ist.<br />

Erhöhung der Versorgungssicherheit<br />

Jede Stromspeicheranlage stellt ein netzgekoppeltes<br />

Notstromaggregat für die Allgemeinheit dar. Das Gesetz<br />

wird somit die Versorgungssicherheit mit Millionen netzgekoppelter<br />

„Notstromaggregate“ erheblich steigern und<br />

damit den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiver<br />

machen.<br />

Wenig bekannter Anreiz zum Stromspeichern<br />

im Energiewirtschaftsgesetz<br />

Für den Ausbau von Stromspeichern gibt es im Energiewirtschaftsgesetz<br />

bereits einen Anreiz. § 118 Absatz 7 EnWG<br />

bestimmt: „Nach dem 31. Dezember 2008 neu errichtete<br />

Pumpspeicherkraftwerke und andere Anlagen zur Speicherung<br />

elektrischer Energie, die bis zum 31. Dezember<br />

2019 in Betrieb gehen, sind für einen Zeitraum von zehn<br />

Jahren ab Inbetriebnahme hinsichtlich des Bezugs der zu<br />

speichernden elektrischen Energie von den Entgelten für<br />

den Netzzugang freigestellt.“<br />

Die „Entgelte für den Netzzugang“ liegen derzeit (2010)<br />

nach einer Statistik der Bundesnetzagentur für Haushaltskunden<br />

in der Grundversorgung knapp unter 6 Cent/<br />

kWh, für Gewerbekunden knapp unter 5 Cent/kWh und für<br />

Industriekunden knapp unter 2 Cent/kWh.<br />

Möglicherweise bietet diese Förderung im EnWG einen<br />

fi nanziellen Anreiz zum Ausbau von Stromspeichern. Wenn<br />

sie zu wenig genutzt wird, müssen höhere Anreize geboten<br />

werden. Für kurze Erfahrungsberichte und Meinungsäußerungen<br />

zu diesem Programm wäre die <strong>SFV</strong>-Geschäftsstelle<br />

dankbar. (WvF)<br />

23


FehIentwicklungen<br />

Autorin<br />

Dipl.-Agr.Ing. Susanne Jung,<br />

Studium der Agrarwissenschaften,Humboldt-Universität<br />

zu Berlin<br />

Seit 1995 Mitarbeiterin der<br />

<strong>SFV</strong>-Bundesgeschäftsstelle<br />

Weitere Artikel zum<br />

Thema:<br />

• „Bioenergiepotential in<br />

Deutschland - eine Grobabschätzung“,<br />

Solarbrief 4/07,<br />

S. 20 oder unter http://www.<br />

sfv.de/artikel/2007/Potentia.<br />

htm<br />

• „Neue Kursbestimmung<br />

des <strong>SFV</strong> zur Nutzung der<br />

Biomasse“, Solarbrief 2/09,<br />

S. 35 oder unter http://www.<br />

sfv.de/artikel/neue_kursbestimmung_des_sfv_zur_nutzung_der_biomasse_-_vorstandsbeschluss.htm<br />

(8) Über die Rolle der Bioenergien<br />

im zukünftigen Energiemix<br />

Soziale, ökologische und energiepolitische Betrachtungen<br />

Vor wenigen Jahren noch prophezeiten verschiedene<br />

Akteure der Erneuerbaren-Energien-Branche,<br />

dass vor der krisengeschüttelten Landwirtschaft eine<br />

gewaltige neue Erwerbsquelle läge: Der großfl ächige<br />

Anbau nachwachsender Rohstoffe würde neue<br />

Möglichkeiten jenseits der Nahrungsmittelproduktion<br />

eröffnen. Die Zukunftsoption hieße „Vom Landwirt<br />

zum Energiewirt“.<br />

Im gleichen Maße wie die Prognosen zum angeblich<br />

riesigen Potential der Bioenergien nahmen aber<br />

auch die Stimmen der Skeptiker zu, die über die<br />

zunehmende Zerstörung von Ökosystemen und die<br />

klimapolitische Fragwürdigkeit der fl ächengebundenen<br />

Bioenergieproduktion warnten. Bis heute vergeht<br />

fast kein Tag, an dem in der Presse nicht über die<br />

ökologischen Fehlentwicklungen der Bioenergieproduktion<br />

wie z.B. die Vernichtung von Regenwäldern,<br />

um Ölpalmen anzubauen, zunehmende Monokulturen<br />

und problematische Strukturveränderungen in der<br />

Grünlandbewirtschaftung berichtet wird.<br />

Unumstritten ist deshalb heute schon die Aussage,<br />

dass Bioenergien nicht unbegrenzt zur Verfügung<br />

stehen. Sofern keine Bioreststoffe verwendet werden,<br />

steht die Produktion von Bioenergien in direkter Flächenkonkurrenz<br />

zum Nahrungs- und Futtermittelanbau,<br />

dem Anbau nachwachsender Industrierohstoffe<br />

sowie dem Erhalt der Wälder als CO 2 -Sammler und<br />

Kohlenstoffspeicher.<br />

Dieser Aussage widerspricht auch nicht die Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe e.V.(FNR), Projektträger<br />

des Bundesministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).<br />

Allerdings geht man dort inkonsequenter Weise<br />

davon aus, dass der Flächenanteil des Energiepfl anzenanbaus<br />

immer noch steigerungsfähig sei. Auf der<br />

Internetseite http://www.unendlich-viel-energie.de<br />

liest man hierzu Folgendes:<br />

„Bis zum Jahr 2020 kann die Anbaufläche für<br />

Energiepfl anzen von im Jahr 2008 von 1,6 Mio.<br />

Hektar auf ca. 3,7 Mio. Hektar mehr als verdoppelt<br />

werden. Dann würde die Bioenergie 21,9 Prozent<br />

der heutigen landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />

belegen, ohne dabei die Nahrungsmittelproduktion<br />

einzuschränken.“<br />

(http://www.unendlich-viel-energie.de/de/bioenergie/detailansicht/article/105/potenziale-der-bioenergie.html)<br />

Auf der gleichen Internetseite prognostiziert FNR<br />

gar, dass die „... Ausweitung der für Bioenergie genutzten<br />

Flächen bis auf 7,3 Mio. ha im Zeithorizont<br />

2020/2030 möglich.“ sei und bezieht sich dabei auf<br />

Potentialberechnungen „verschiedener Forschungsinstitute“.<br />

Doch können wir tatsächlich davon ausgehen,<br />

dass uns immer mehr Flächen für die Produktion von<br />

Energiepfl anzen zur Verfügung stehen?<br />

In diesem Artikel sollen die Möglichkeiten der Land-<br />

und Forstwirtschaft zur Bioenergieproduktion diskutiert<br />

werden. Dabei geht es nicht um eine genaue<br />

Quantifi zierung des Flächen- und Energiepotentials,<br />

sondern vielmehr um eine Zusammenstellung wichtiger<br />

Argumente, um die begrenzten Möglichkeiten<br />

der Bioenergien aus sozialer, energiepolitischer und<br />

ökologischer Sicht neu zu bewerten.<br />

Weltweite Entwicklung der<br />

Landwirtschaft<br />

Mitte des letzten Jahrhunderts zeichnete sich global<br />

eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten ab.<br />

Vor allem in den Industrieländern stieg der Fleischkonsum<br />

so stark an, dass zum heutigen Zeitpunkt<br />

etwa ein Drittel der weltweiten Getreideernten allein<br />

für die Fütterung von Nutztieren verbraucht wird. Die<br />

Folgen dieser langfristigen Entwicklung sind nicht nur<br />

aus ökologischen, sondern vor allem aus sozialen<br />

Gründen dramatisch. Die Produktion pfl anzlicher<br />

Grundnahrungsmittel zur Versorgung der ständig<br />

steigenden Weltbevölkerung wurde durch den Futtermittelanbau<br />

immer mehr verdrängt.<br />

Bereits Mitte des nächsten Jahres werden 7 Milliarden<br />

Menschen auf unserem Planeten leben; nur<br />

etwa die Hälfte davon auf dem Land - der Rest in<br />

Städten mit einem zunehmendem Bedarf an Energie<br />

und Mobiltät. Und die Zahl der Hungernden steigt! Im<br />

Jahr 2010 waren nach Aussage der Welternährungsorganisation<br />

(FAO) 925 Millionen Menschen - überwiegend<br />

durch chronische Hungersnöte - betroffen.<br />

Und als würde man nicht schon mit der beschriebenen<br />

Strukturkrise der Landwirtschaft schwerwiegende<br />

Probleme bewältigen müssen, belasten Politiker und<br />

Wissenschaftler die Landwirtschaft nun auch noch mit<br />

der Verantwortung für die Produktion nachwachsender<br />

Rohstoffe zur Deckung des Treibstoffbedarfs.<br />

Immer lauter warnen Welternährungs- und Umweltschutzorganisationen<br />

vor einer Verschärfung der<br />

Ernährungsproblematik durch die stetig steigende<br />

Produktion von Biokraftstoffen. Der wirtschaftliche<br />

Druck zur Produktion von Agrotreibstoffen für die<br />

weltweite Versorgung führt zu Veränderungen der<br />

24 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Welthunger: Anteil an unterernährten Menschen an der Gesamtbevölkerung nach Staat<br />

Agrarstrukturen - auch in den ärmsten Ländern dieser Erde.<br />

Hier einige Beispiele:<br />

• Aus Burkina Faso wird gemeldet, dass man dort - neben<br />

der Baumwollproduktion - zunehmend auch auf die Biodieselproduktion<br />

auf Grundlage von Jatropha setzen möchte (Quelle:<br />

TAZ vom 27.05.09 „Afrikas giftgrüne Revolution“). Burkina<br />

Faso zählt zu den fünf ärmsten Ländern der Welt! Zwei Drittel<br />

der Bevölkerung leben am Existenzminimum. Hunger steht<br />

also auf der Tagesordnung. Setzt sich diese Strukturänderung<br />

in der Landwirtschaft fort, wird Burkina Faso immer mehr von<br />

Nahrungsmittelimporten abhängig.<br />

• Die Frankfurter Rundschau meldete Mitte des Jahres 2010,<br />

dass in Indien der Anbau von Jatropha - einer Ölpfl anze - auf<br />

normalem Ackerland nicht nur mehr geduldet sondern zunehmend<br />

intensiv gefördert wird (Quelle FR von 9.7.10).<br />

• Der Biospritanbau erhöht die Preise für Grundnahrungsmittel.<br />

Anfang 2007 stiegen in Mexiko z.B. die Preise für<br />

Tortillas - ein Grundnahrungsmittel vor allem der ärmeren<br />

Schichten - weil in den USA immer mehr Mais zu Bioethanol<br />

verarbeitet wurde.<br />

2008 warnte auch die FAO erstmals, dass die Biotreibstoffproduktion<br />

zu steigenden Nahrungsmittelpreisen und mehr<br />

Hunger führen würde. (Quelle: http://www.guardian.co.uk/<br />

environment/2008/feb/26/food.unitednations)<br />

Sicher ist die Lösung des Problems Welthunger sehr<br />

komplex und ein Patentrezept gibt es nicht. Je nach Region<br />

müssen die dortigen sozialen, politischen, wirtschaftlichen,<br />

ökologischen und geographischen Bedingungen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Auch könnte man argumentieren, dass in Deutschland<br />

weder chronischer Hunger noch eine Verknappung von<br />

Lebensmitteln vorliegt. Im Gegenteil - als eine von vielen<br />

Industrienationen verfügt Deutschland noch immer über ertragreiche<br />

Ackerböden, auf denen genügend Ackerfrüchte für<br />

die Ernährung unserer Bevölkerung wachsen können.<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger<br />

Doch es wäre naiv zu glauben, dass die globale Hungerproblematik<br />

nicht auch mit der Bedürfnisbefriedigung in<br />

Deutschland und Europa zusammenhinge. Die Globalisierung<br />

ist das Allheilmittel für wachsende Bedürfnisse, und politische<br />

oder private Entscheidungen forcieren die zunehmende Ausbeutung<br />

bestimmter Regionen. Und schon lange kommt man<br />

in Europa nicht mehr ohne Palmöl, Zuckerrohr, Mais und Co<br />

aus, um die chemische Industrie oder Bioenergieproduktion<br />

mit Grundstoffen zu beliefern.<br />

Aus diesem Blickwinkel sollte es Gebot der Stunde sein, die<br />

Notwendigkeit der Produktion von Agrotreibstoffen inner- und<br />

außerhalb unserer Ländergrenzen kritisch zu überprüfen.<br />

Klimawandel und Ertragsfähigkeit<br />

der Böden<br />

FehIentwicklungen<br />

Die Landwirtschaft mit ihrer direkten Abhängigkeit vom Wetter<br />

ist ein vom Klimawandel stark betroffener Wirtschaftszweig.<br />

Erfolg oder Misserfolg, Ertragszuwachs oder Missernten sind<br />

vor allem von Temperatur, Niederschlagsmenge und Windstärke<br />

abhängig.<br />

Das BMU beschreibt in „Deutsche Anpassungsstrategie an<br />

den Klimawandel“ (Quelle: http://www.bmu.de/klimaschutz/<br />

downloads/ doc/42783.php) die auf Deutschland zukommenden<br />

klimabedingten Änderungen wie folgt:<br />

„Abhängig von der globalen Entwicklung der anthropogenen<br />

Emissionen treibhauswirksamer Gase ist von einer Erwärmung<br />

in Deutschland im Zeitraum 2021-2050 um 0,5 bis 1,5°C<br />

und im Zeitraum 2071-2100 um 1,5 bis 3,5° C auszugehen.<br />

Die Erwärmung wird besonders in den Wintermonaten zu<br />

spüren sein. Bei den Niederschlägen ist eine Zunahme im<br />

Winter um im Schnitt bis 40 % möglich, in einigen Gebieten<br />

der Mittelgebirgsregionen der Bundesländer Rheinland-Pfalz,<br />

Hessen sowie der nordöstlichen Landesteile Bayerns sogar<br />

um bis zu 70 %. Die Sommerniederschläge könnten bundesweit<br />

um bis zu 40 % abnehmen, wobei der Südwesten<br />

Deutschlands erneut besonders stark betroffen sein könnte.<br />

25


FehIentwicklungen<br />

Ökologischer (extensiver)<br />

Landbau<br />

Weniger Landtechnik<br />

- geringerer Treibstoffeinsatz<br />

Kein (oder reduzierter) chemischsynthetischer<br />

Dünger- und Pestizideinsatz<br />

- geringer Energiebedarf<br />

Bei der Analyse der Klimafolgen sind neben den<br />

zu erwartenden Auswirkungen dieser sich in den<br />

Mittelwerten abzeichnenden allmählichen Veränderungen<br />

auch die Folgen voraussichtlich häufi ger<br />

auftretender und stärkerer Extremereignisse sowie<br />

die Folgen einer zunehmenden Klimavariabilität zu<br />

berücksichtigen.“<br />

Nun können schleichende klimatische Veränderungen<br />

möglicherweise durch neue Anbaustrukturen,<br />

neue Sorten und Bewässerungsstrategien<br />

aufgefangen werden. Schwieriger bis unmöglich<br />

ist es jedoch, die Landwirtschaft auf zunehmende<br />

Witterungsextreme wie Stürme, Starkniederschläge,<br />

Überschwemmungen und länger andauernde Trockenphasen<br />

einzustellen.<br />

Deshalb müssen wir darauf vorbereitet sein, in<br />

den nächsten Jahrzehnten territorial unsichere bzw.<br />

sinkende Erträge durch die Bereitstellung von mehr<br />

Anbaufl äche auszugleichen.<br />

Man muss deshalb die Frage stellen, ob es überhaupt<br />

möglich ist, mittel- und langfristig Flächen für<br />

die Produktion von Energiepfl anzen einzuplanen und<br />

dadurch in eine zunehmende Flächenkonkurrenz zur<br />

Nahrungs- und Futtermittelerzeugung zu treten.<br />

Verantwortung in der land- und<br />

forstwirtschaftlichen Produktion<br />

Die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen<br />

und der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages<br />

(Quelle: http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/13_<br />

bt_ek_mensch_umwelt_664.htm) hat unter anderem<br />

folgende wesentliche Regeln aufgezeigt, die auch<br />

auf die landwirtschaftliche Produktion übertragen<br />

werden können:<br />

1) Die Abbaurate erneuerbarer Ressourcen soll<br />

deren Regenerationsrate nicht überschreiten. Dies<br />

entspricht der Forderung nach Aufrechterhaltung der<br />

Konventioneller (intensiver)<br />

Landbau<br />

Viel Landtechnik<br />

- hoher Treibstoffeinsatz<br />

chemisch-synthetischer Dünger-<br />

und Pestizideinsatz<br />

- hoher Energieaufwand bei Herstellung<br />

und Ausbringung<br />

- Gefahr der Lachgasentwicklung<br />

CO -Gehalt des Bodens steigt CO -Gehalt des Bodens nimmt ab<br />

2 2<br />

- geringe Bodenbelastung<br />

- durch hohe Bodenbelastung<br />

- Ganzjahresbedeckung verhindert - fehlende Ganzjahresbedeckung<br />

Austrocknung und Nährstoffauswa- - Austrocknung<br />

schung<br />

- Nährstoffauswaschung<br />

- Vermehrung der org. Substanz im<br />

- weniger org. Substanz im Boden<br />

Boden<br />

Tabelle 1: Wesentliche Aspekte des Vergleichs der Klimabilanz im konventionellen und ökologischen<br />

Landbau<br />

ökologischen Leistungsfähigkeit.<br />

2) Stoffeinträge in die Umwelt sollen sich an der<br />

Belastbarkeit der Umweltmedien orientieren, wobei<br />

alle Funktionen zu berücksichtigen sind.<br />

3) Das Zeitmaß anthropogener Einträge bzw. Eingriffe<br />

in die Umwelt muss im ausgewogenen Verhältnis zum<br />

Zeitmaß der für das Reaktionsvermögen der Umwelt<br />

relevanten natürlichen Prozesse stehen.<br />

4) Gefahren und unvertretbare Risiken für die<br />

menschliche Gesundheit durch anthropogene Einwirkungen<br />

sind zu vermeiden.<br />

Wendet man also diese Kriterien auf die heutige,<br />

zumeist intensive Bewirtschaftung unserer land- und<br />

forstwirtschaftlichen Flächen an, so treten beispielhaft<br />

folgende Problemsituationen zu Tage:<br />

• Es werden mehr Bäume abgeholzt, als an dieser<br />

oder anderer Stelle kurzfristig wieder nachwachsen.<br />

• Düngemittel und Pestizide belasten mit Schadstoffeinträgen<br />

unsere Böden und Gewässer.<br />

• Als Folge regional überhöhter Viehbestände kommt<br />

es zur Nährstoffbelastung von Gewässern durch Wirtschaftsdünger<br />

tierischer Herkunft (Gülle, Stallmist).<br />

Methan-Emissionen auf Grund der Rinderhaltung<br />

verstärken den Treibhauseffekt.<br />

• Die biologische Vielfalt nimmt auf Grund von Monokulturwirtschaft<br />

ab.<br />

• Intensive Bewirtschaftungsmaßnahmen führen zur<br />

verstärkten Bodenerosion und zu Gefügeschäden.<br />

Es kommt zur klimaschädlichen Lachgasbildung.<br />

Zudem wird der Wasserhaushalt der Böden empfindlich<br />

gestört und die organische Substanz zunehmend<br />

abgebaut.<br />

Ökolandbau = Klimaschutz<br />

Durch die Änderung der landwirtschaftlichen<br />

Anbaumethoden kann eine klimaverträgliche und<br />

ökologisch nachhaltige Pfl anzenproduktion auf den<br />

Weg gebracht werden.<br />

Nach einer Abschätzung des World Resources<br />

Institute (WRI) stellt die Landwirtschaft einen Anteil<br />

von 13,5 Prozent der weltweiten Emissionen der<br />

Treibhausgase (Quelle: http://dipbt.bundestag.de/<br />

dip21/btd/16/053/1605346.pdf). Diese Emissionen<br />

können nicht nur durch eine nachhaltige Pfl anzen-<br />

und Tierproduktion reduziert werden. Ökologisch<br />

nachhaltige Anbau- und Nutzungsstrukturen können<br />

zusätzlich auch zur mittel- bis langfristigen Bindung<br />

des in der Atmosphäre bedrohlich steigenden Kohlendioxids<br />

beitragen.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Effekte des<br />

Ökolandbaus beschrieben:<br />

26 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


CO -Speicher Boden: Anbausysteme im Vergleich<br />

2<br />

Anbausystem C-Gewinn (+) / C-Verlust (-)<br />

in kg / Hektar / Jahr<br />

Feldversuch<br />

Bio-Ackerbaubetriebe + 402 18 Praxisbetriebe in Bayern, Mittelwert<br />

Konventionelle Ackerbaubetriebe - 202 10 Praxisbetriebe in Bayern, Mittelwert<br />

Bio – mit Pflug 0 Versuch in der Schweiz, seit 2002<br />

[Frick]<br />

Bio – mit reduzierter Bodenbearbei-<br />

+ 879 Versuch in der Schweiz, seit 2002<br />

tung<br />

[Frick]<br />

Bio - pfluglos + 1829 SADP, USA, seit 1994<br />

Tabelle 2: Quelle: Niggli, U. et al. 2009. Low Greenhouse Gas Agriculture. FAO. Rev. 2. 22 Seiten<br />

1. Vermeidung von CO 2 -Emissionen durch<br />

weniger chemischen Dünger<br />

Der Energiebedarf für die Herstellung, Lagerung und den<br />

Transport von Mineraldüngern ist enorm. Die Herstellung des<br />

mineralischen Stickstoffdüngers mit Hilfe der Haber-Bosch-<br />

Synthese ist zum Beispiel eine der energieintensivsten chemischen<br />

Prozesse. Von der Herstellung bis zur Ausbringung<br />

müssen je Kilogramm Stickstoff letztendlich ca. 46 MJ (~ 13<br />

kWh) aufgewandt werden (Quelle: BASF). Dies hört sich<br />

zunächst nicht viel an, aber rechnen wir an einem Beispiel<br />

weiter:<br />

Im konventionellen Anbau kann man auf einer Fläche<br />

von einem Hektar (= 10.000 m²) ca. 1500 Liter Rapsöl<br />

ernten. Die Rapsfläche wird durchschnittlich mit 200 kg<br />

Stickstoff gedüngt.<br />

Energiebedarf für Herstellung, Lagerung, Transport und<br />

Ausbringung des N-Düngers: ca. 2,6 MWh<br />

Energiegehalt von 1.500 l Rapsöl: ca. 14,4 MWh.<br />

Ergebnis: Ca. 1/6 des erzeugten Raps-Energieertrags (im<br />

konventionellen Anbau) wird rechnerisch allein schon für<br />

die mineralische Stickstoff-Düngung benötigt.<br />

Die Energiebilanz von Rapsöl (und anderen Energiepfl anzen)<br />

verschlechtert sich darüber hinaus, wenn man den<br />

Treibstoffbedarf bei Saat, Pfl ege und Ernte, die Ausbringung<br />

weiterer Pfl anzennährstoffe und Pestizide, die Transportaufwendungen,<br />

den Energiebedarf bei der Verarbeitung und<br />

die Verluste bei der Umwandlung im Verbrennungsmotor<br />

betrachtet.<br />

Auf viele dieser Energieaufwendungen kann man auch<br />

im ökologischen Anbau nicht verzichten. Dies ist auch nicht<br />

Zweck dieser Darstellung. Es sollte an diesem Rechenbeispiel<br />

nur aufgezeigt werden, welche Energie- und damit<br />

CO 2 -Einsparung allein durch den Verzicht von chemischen<br />

Düngern erreicht werden könnte.<br />

Und auch die Entstehung eines weiteren Klimagases steht<br />

im engen Zusammenhang mit der intensiven Stickstoffdüngung<br />

und der zunehmenden Verdichtung unserer Böden durch<br />

zu vieles Befahren mit Landmaschinen:<br />

Es handelt sich um Lachgas (N 2 O). Sein Beitrag zum anthropogenen<br />

Treibhauseffekt beträgt heute etwa 5 %. Der<br />

zunehmende Ausstoß von Lachgas wird auch auf den Einsatz<br />

von Mineraldüngern zurückgeführt. Denn wenn im Boden<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Sauerstoffmangel herrscht, werden die Stickstoffverbindungen<br />

des Düngers in Lachgas umgewandelt und entweicht in die<br />

Atmosphäre.<br />

Fazit: Die Vermeidung von chemischen Düngergaben<br />

reduziert den Energiebedarf und senkt damit schädliche<br />

Treibhausgas-Emissionen.<br />

2. CO 2 -Speichervermögen der Böden<br />

Der Boden ist ein wesentlicher Kohlenstoffspeicher. Wo der<br />

Humusgehalt - also die Menge der im Boden festgehaltenen<br />

toten organischen Substanz - zunimmt, leistet der Boden als<br />

„Senke“ einen Beitrag zur Minderung des CO 2 -Gehaltes in der<br />

Atmosphäre. Wo hingegen Humus abgebaut wird, trägt er zur<br />

Zunahme des klimarelevanten Gases bei.<br />

In Tabelle 2 sehen Sie Vergleiche von verschiedenen Anbaumethoden<br />

im konventionellen und ökologischen Betrieben. Sie<br />

wurden in Bayern, der Schweiz und den USA durchgeführt.<br />

Das Ergebnis: Die Zunahme des Humusgehaltes und damit<br />

des Kohlenstoff-Anteils im Boden war in den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben eindeutig nachweisbar, die ökologisch wirtschafteten<br />

und auf geringste Bodenbearbeitung umgestellt<br />

hatten.<br />

3. Heutige Situation und Ausblick<br />

FehIentwicklungen<br />

Leider werden in Deutschland derzeit nur knapp 6 % der<br />

landwirtschaftlichen Nutzfl äche nach den Bestimmungen der<br />

EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau bewirtschaftet.<br />

Trotz des im Juni 2004 von der EU-Kommission<br />

vorgelegten „Europäischen Aktionsplan für ökologische Landwirtschaft<br />

und ökologisch erzeugte Lebensmittel“ nehmen<br />

diese Flächen nicht signifi kant zu. Die dort angestoßenen<br />

Maßnahmen wie z.B. eine intensive Aufklärung über den Ökolandbau,<br />

die Bündelung der Fördermaßnahmen im Rahmen<br />

der Entwicklung des ländlichen Raums, die Verbesserung der<br />

Produktionsstandards und die Verstärkung der Forschungsanstrengungen<br />

reichen offensichtlich nicht aus, um die landwirtschaftliche<br />

Produktion grundlegend umzugestalten.<br />

Eine zukünftige und allein aus Klimaschutzgründen notwendige<br />

Ausweiterung des Ökolandbaus würde dazu führen,<br />

dass für die gleiche Produktionsmenge an Nahrungs- und<br />

Futtermitteln mehr Flächen benötigt wird. Durch den Verzicht<br />

auf Düngemittel und chemische Schädlingsbekämpfung gehen<br />

die Erträge der Flächen um ca. 20 % zurück. Wenn man<br />

die Treibhausgase in der Landwirtschaft ernsthaft reduzieren<br />

und die Kohlenstoffsenken zunehmend nutzen möchte, muss<br />

27


FehIentwicklungen<br />

man den mit der Energiepfl anzenproduktion einhergehenden<br />

zunehmenden Ackerfl ächenbedarf kritisch diskutieren.<br />

CO 2 -Speicherung der pfl anzlichen<br />

Biomasse<br />

Jede Pfl anze entzieht der Atmosphäre in ihrer Wachstums-<br />

phase CO 2 . Pfl anzen spalten das CO 2 der Luft, speichern<br />

den Kohlenstoff (C) in ihrer Biomasse und setzen Sauerstoff<br />

(O 2 ) frei.<br />

Bäume können den gebundenen Kohlenstoff über einen<br />

längeren Zeitraum speichern. Eine ausgewachsene 30 bis<br />

40 m hohe Buche hat z.B. im Laufe ihrer Wachstumszeit der<br />

Luft ca. 10 Tonnen CO 2 entzogen. (Quelle: http://www.primaklima-weltweit.de)<br />

Wenn man das Holz energetisch nutzt (also verbrennt),<br />

wird das über viele Jahre im Baum gespeicherte CO 2 in kürzester<br />

Zeit wieder an die Atmosphäre abgegeben und trägt<br />

zum Treibhauseffekt bei. Von einer Klimaneutralität könnte<br />

man nur dann sprechen, wenn das im Verbrennungsprozess<br />

ausgestoßene CO 2 in derselben Menge und zusätzlich zu<br />

der ohnehin stattfi ndenden photosynthetischen Leistung der<br />

bereits existierenden Pfl anzen wieder kurzfristig in Biomasse<br />

gebunden würde. Dies ist aber leider nicht der Fall.<br />

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass eine<br />

deutliche Vergrößerung der globalen Waldfl äche zu einer<br />

Entlastung bei der Treibhausgasproblematik führen könnte.<br />

Leider ist dies aber fernab jeder Realität: In den vergangenen<br />

beiden Jahrhunderten wurde mehr als die Hälfte der Wälder<br />

der Erde zerstört. Und Schuld an dieser Waldzerstörung ist<br />

vor allem der Mensch, der Wälder als Baustoff abholzt oder<br />

weil er die Fläche landwirtschaftlich nutzen will.<br />

Auch in Europa sind beunruhigende Entwicklungen zu<br />

beobachten. Anfang November 2010 warnte das Institut für<br />

Europäische Umweltpolitik (IEEP) in der Studie „Indirekte<br />

Landnutzungsänderungen durch die zusätzliche Nachfrage<br />

nach Biomasse zur Erreichung der EU-Zielvorgaben nach<br />

Agrokraftstoffen bis 2020“ (Quelle http://www.nabu.de/themen/<br />

landwirtschaft/ biomasse/13027.html) vor einer klimapolitischen<br />

Fehlentwicklung. Denn in den nationalen Aktionsplänen<br />

für Erneuerbare Energien aus 23 EU-Mitgliedsstaaten wurde<br />

festgeschrieben, den Anteil der Agrokraftstoffe am gesamten<br />

Treibstoffbedarf auf 9,5 % (davon 90 % aus Energiepfl anzen)<br />

zu steigern. Zur Erreichung dieser Zielvorgaben - so IEEP -<br />

wäre ein zusätzlicher Flächenbedarf von bis zu 6,9 Mio. Hektar<br />

notwendig. Dies erhöhe den Druck, Wälder, Weideland oder<br />

Moorfl ächen in Ackerland umzuwandeln. Dadurch würden<br />

bis zum Jahr 2020 zusätzliche Emissionen von 27 - 56 Mio.<br />

Tonnen CO 2 entstehen.<br />

Der Druck auf unsere Wälder wird jedoch auch durch eine<br />

weitere beunruhigende Entwicklung angestoßen: Durch die<br />

Zunahme der Kaminöfen und Pelletsheizungen zur Wärmeversorgung<br />

im privaten Hausbereich nimmt der Holzbedarf<br />

erheblich zu. Ob dieser Bedarf durch die Nutzung von Holz-<br />

Reststoffen (Restholz, Altholz) klimaökologisch nachhaltig und<br />

zuverlässig abgedeckt werden kann, ist fraglich. Denn auch<br />

Waldrestholz und Schwachholz übernehmen im Ökosystem<br />

eine wichtige Funktion. Rinde, Äste, Laub- und Nadelmasse<br />

sind nährstoffreich und sollten nicht vollständig aus dem Wald<br />

entfernt werden.<br />

Die energetische Nutzung des Wirtschaftsgutes Wald sollte<br />

man aus Klimaschutzgründen überdenken. Die stoffl iche<br />

Holznutzung trägt dazu bei, den Kohlenstoff weiterhin in<br />

gebundener Form zu erhalten.<br />

Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen nimmt<br />

in den nächsten Jahren zu<br />

Die letzten Meldungen der Internationalen Energieagentur<br />

(IEA) haben die Prognosen bestätigt: Der „Peakoil“ - der<br />

Punkt der höchsten Erdölfördermenge weltweit - ist bereits<br />

überschritten. Die Erdölproduktion wird ab jetzt von Jahr zu<br />

Jahr abnehmen und irgendwann ganz versiegen. Die Konsequenzen<br />

werden das Leben fast aller Menschen grundlegend<br />

verändern. Aber es geht hierbei um viel mehr als um die<br />

Verknappung von Treibstoffen. Unsere gesamte Lebensweise<br />

wird sich fundamental ändern, in einem Ausmaß, das derzeit<br />

für die meisten nur schwer vorstellbar ist.<br />

Viele unserer Waren des täglichen Bedarfs werden aus<br />

Erdöl hergestellt. Allein in Deutschland werden 15 % der Erdöleinfuhren<br />

für die chemische Produktion von Kunststoffen,<br />

Textilien, Schmierstoffen, Baustoffen, Pestiziden und Düngemitteln,<br />

Arzneimitteln, Kosmetika und vielem mehr verwandt.<br />

(Quelle: „Daten und Fakten zur Rohstoffbasis der chemischen<br />

Industrie“, Verband der Chemischen Industrie, http://www.vci.<br />

de/default2~rub~743~tma~0~cmd~shd~docnr~126033~nd~<br />

~ond~n12.htm) Je weniger Erdöl zur Verfügung steht, desto<br />

mehr müssen wir uns um Alternativen bemühen oder unsere<br />

Lebensart verändern.<br />

Die Substitution von Erdölprodukten durch nachwachsende<br />

Rohstoffe wird in den nächsten Jahren eine immer größere<br />

Rolle spielen. Rapsöl lässt sich zum Beispiel ebenso für die<br />

stoffl iche Produktion von Maschinenölen, für Lacke und Farben,<br />

Lösungsmittel, Pfl anzenschutzmittel sowie Rapsasphalt<br />

verwenden.<br />

Lassen Sie mich an dieser Stelle eine kleine Überschlagsrechnung<br />

durchführen. Zunächst vorab: Diese Rechnung geht<br />

von der Verallgemeinerung aus, dass man 1 Liter Erdöl durch<br />

1 Liter Rapsöl für die stoffl iche Produktion ersetzen könnte.<br />

Dies ist eine fi ktive, theoretische Annahme, denn Erdöl ist ein<br />

umfangreicheres Stoffgemisch als Rapsöl. Und neben Raps<br />

können auch viele andere Pfl anzen als nachwachsende Rohstoffe<br />

zur chemischen Produktion genutzt werden. Nun zum<br />

Gedankenexperiment: Es soll die Frage beantwortet werden,<br />

wieviel landwirtschaftliche Nutzfl äche in Deutschland mit Raps<br />

bestellt werden müsste, um den Erdölbedarf Deutschlands zur<br />

stoffl ichen Verwertung zu substituieren:<br />

In Deutschland werden jährlich ca. 19 Milliarden Liter Erdöl<br />

(dies entspricht 15 % des gesamten Erdölbedarfs) stoffl ich<br />

verwertet.<br />

Im konventionellen Anbau kann man ca. 150.000 Liter<br />

Rapsöl pro km² und Jahr erzeugen.<br />

19.000.000.000 Liter / 150.000 Liter / km²<br />

= ca. 127.000 km²<br />

Ergebnis: Um den gesamten deutschen Erdölbedarf zur<br />

stoffl ichen Verwertung durch Rapsöl zu ersetzen, müsste man<br />

theoretisch eine landwirtschaftliche Fläche von 127.000 km²<br />

zur Verfügung haben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />

(www.destatis.org) beträgt die landwirtschaftliche<br />

28 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Nutzfl äche in Deutschland allerdings nur knapp 187.000 km²,<br />

die vorrangig für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion<br />

genutzt werden muss. Es ist utopisch, mehr als 2/3 Drittel der<br />

Fläche für die Produktion chemischer Güter zu verwenden.<br />

Dass die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen<br />

eine zunehmende Bedeutung einnehmen wird, ist unumstritten.<br />

Auch hier gilt es allerdings, dass nur dann pfl anzliche<br />

Rohstoffe für die Chemieindustrie angebaut werden können,<br />

wenn auf der verhandenen Fläche die Grundversorgung mit<br />

Nahrungs- und Futtermitteln gewährleistet ist. So könnte es<br />

sein, dass in einigen Jahrzehnten unser Bedarf nach Chemieprodukten<br />

auf Basis nachwachsender Rohstoffe sogar<br />

reduziert werden muss und Recyclingverfahren einen immer<br />

größerer Stellenwert erhalten.<br />

Diese Überlegungen zeigen ebenso auf, dass wir mit dem<br />

knappen Gut „Fläche“ überlegt umgehen müssen. Dem<br />

Energiepfl anzenanbau eine signifi kante Rolle im zukünftigen<br />

Energiemix einzuräumen, scheint auch unter diesem<br />

Gesichtspunkt der Abdeckung zukünftiger Rohstoffe für die<br />

chemische Industrie zu kurzsichtig.<br />

Nutzung von Reststoffen<br />

Für die Bioenergie-Produktion stehen uns eine Vielzahl von<br />

organischen Reststoffen zur Verfügung. Diese stammen aus<br />

der Landwirtschaft, der Abwasserreinigung, aus Gewerbe- und<br />

Industriebetrieben und der Landschaftspfl ege. Hinzu kommen<br />

organische Siedlungsabfälle und Deponiegas.<br />

Die energetische Verwertung all dieser Reststoffe kann einen<br />

wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Biogene<br />

Reststoffe werden als Festbrennstoffe angeboten oder dienen<br />

der Produktion von Biogas. Der Vorteil bei der Biogaserzeugung,<br />

vor allem bei landwirtschaftlichen Rückständen, ist,<br />

dass die Gärreste als Dünger wieder in den Nährstoffkreislauf<br />

gelangen.<br />

In einer auf Basis verschiedener Studien durchgeführten<br />

Grobabschätzung des Bioenergie-Potentials für Deutschland<br />

wurde vom <strong>SFV</strong> im Jahr 2007 das Energiepotential der Bio-<br />

Reststoffe ermittelt.<br />

Wir errechneten, dass ca. 3 Prozent des Gesamtenergiebedarfs<br />

von Deutschland durch die energetische Verwertung<br />

von Reststoffen zur Verfügung gestellt werden könnten.<br />

Dabei legen wir aus ökologischer Sicht jedoch großen Wert<br />

darauf, Ernterückständen aus der Landwirtschaft und den<br />

größten Teil der Reststoffe aus der Biotop- und Landschaftspfl<br />

ege auf den Flächen zu belassen, um den Nährstoffaustrag<br />

und die Bodenerosion zu minimieren. Bei der Betrachtung des<br />

Gülleaufkommens bemühten wir uns, eine Minimierung der<br />

Tierbestände und eine zunehmende artgerechte Tierhaltung<br />

auf Stroh zu berücksichtigen.<br />

Zusammenfassung und Fazit<br />

Die hier im Einzelnen diskutierten Überlegungen sollen<br />

aufzeigen, dass den Bioenergien in einem zukünftigen Energiemix<br />

nur eine begrenzte Rolle eingeräumt werden kann.<br />

1. Der unbedingte Vorrang der Nahrungs- und Futtermittelproduktion<br />

weist den Energiepfl anzenanbau in klare<br />

Schranken. Die direkte und sich heute schon in Teilen der<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Welt abzeichnende Konkurrenz zwischen der Nahrungsmittel-<br />

Grundabsicherung und der Produktion von Agrotreibstoffen<br />

macht deutlich, dass bei der Umstellung der Energieversorgung<br />

auf Erneuerbare Energien auch schwerwiegende<br />

Irrwege beschritten werden. Die klimabedingten Ertragsausfälle<br />

und dramatischen Zunahmen der Zahl der Hungernden<br />

weltweit zeigen, dass in der landwirtschaftlichen Produktion<br />

zukünftig wesentlichere Aufgaben - wie die Beseitigung von<br />

Strukturkrisen und der Ausgleich von Ernteausfällen - zu<br />

bewältigen sind.<br />

2. Ein ökologisches Umdenken in der landwirtschaftlichen<br />

Produktion könnte dazu beitragen, den Ausstoß klimarelevanter<br />

Gase zu vermindern. Hier kann eine energieintensive<br />

und humuszehrende Landwirtschaft durch Energieeffi zienz-<br />

Maßnahmen und Humusmehrung ihrer Klimaschutzverantwortung<br />

gerecht werden.<br />

3. Holz sollte vorrangig nur zur stoffl ichen Verwertung genutzt<br />

werden, da die mittel- bis langfristige Speicherung von<br />

CO 2 in der Biomasse aus Klimaschutzgründen Vorrang hat.<br />

4. Für den Ersatz von chemischen Erdölprodukten durch<br />

nachwachsende Rohstoffe werden zunehmend Anbaufl ächen<br />

benötigt.<br />

5. Die energetische Nutzung von biogenen Reststoffen kann<br />

nur einen geringer Beitrag zur Vollversorgung mit Erneuerbaren<br />

Energien leisten.<br />

6. Landwirte können durch das Betreiben eigener Windanlagen<br />

zum Energiewirt werden. Unter den Windrädern wäre<br />

es ohne gravierenden Flächenverlust weiterhin möglich,<br />

Nahrungs- und Futtermittel zu produzieren.<br />

Das Wissen über diese eingeschränkten Möglichkeiten der<br />

Bioenergien in einem zukünftigen Energiemix aus Erneuerbaren<br />

Energien ist wesentlich aber nicht dramatisch. Auch<br />

mit wenig Strom und Wärme aus Biomasse können wir die<br />

Energiewende schaffen. Die überragenden Potentiale der<br />

Wind- und Solarenergie sowie die zusätzlichen Möglichkeiten<br />

der Wasserkraft und Geothermie ergeben einen Energiemix,<br />

der unsere Bedürfnisse nach Strom, Wärme und Mobilität<br />

vollständig abdecken kann. Nutzen Sie unseren Internet-<br />

Energiewenderechner unter www.energiewenderechner.de.<br />

Dort kann man mit realitätsnahen Zahlen nachrechnen!<br />

Vortrag<br />

FehIentwicklungen<br />

Wenn Sie zu diesem Thema eine Vortragsveranstaltung<br />

in Ihrer Nähe organisieren möchten, können Sie sich<br />

gern an den <strong>SFV</strong> wenden.<br />

29


FehIentwicklungen<br />

Bundesnetzagentur fordert<br />

Referenzleistungsmessung<br />

für Solarstromanlagen<br />

Fehlerhafte Prognosen der Verteilnetzbetreiber führten zu unnötigen Kosten<br />

und gefährdeten die Stabilität des Netzes<br />

Die Bundesnetzagentur beklagt in einem "Positionspapier<br />

zur verbesserten Prognose und Bilanzierung<br />

von Solarstromeinspeisungen" vom 12.11.2010<br />

[1] Abweichungen von der Realität in den von den<br />

Verteilnetzbetreibern an die Übertragungsnetzbetreiber<br />

(ÜNB) gemeldeten Solarstromeinspeisungen. Die<br />

Fehler könnten teilweise bei mehr als 30 % liegen.<br />

Zum einen meldeten die Verteilnetzbetreiber - so<br />

die Bundesnetzagentur (BNetzA) - die neu angeschlossenen<br />

PV-Anlagen erst mit erheblicher Verzögerung<br />

bei den Übertragungsnetzbetreibern an, die<br />

per Gesetz alleinig für den „Verkauf“ der EE-Mengen<br />

zuständig sind.<br />

Zum anderen meldeten die Verteilnetzbetreiber in<br />

der Regel nicht die tatsächliche Einspeisung oder<br />

einen realistischen Prognosewert, der sich an der<br />

aktuellen Einstrahlung orientiert, sondern ein Normeinspeiseprofi<br />

l, das noch nicht einmal durch eine<br />

Wetterprognose berichtigt sei. Noch schlimmer:<br />

Einige Verteilnetzbetreiber meldeten die PV-Einspeisungen<br />

sogar als durchlaufende Bänder! Also als<br />

angeblich immer gleichmäßige Lieferung von Strom<br />

zu Tages- und Nachtzeiten. [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: Damit<br />

unterbleibt die börsenpreissenkende Wirkung der PV-<br />

Einspeisung zur mittäglichen Spitzenlastzeit.]<br />

Tatsächlich eingespeiste Solarstrommengen werden<br />

an der Börse nicht berücksichtigt. Dann wird<br />

stattdessen teurer Strom von Spitzenlastkraftwerken<br />

gekauft, ohne dass es notwendig wäre. Und damit<br />

steigt der Börsenpreis.<br />

Zum Lieferzeitpunkt aber, wenn der bestellte<br />

Spitzenlaststrom von den Spitzenlastkraftwerken<br />

tatsächlich geliefert wird, ist zuviel Strom im Netz.<br />

Der unnötig zuviel erzeugte [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: teure]<br />

Spitzenlaststrom, muss dann durch Zurückfahren von<br />

Regelkraftwerken [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: Zurückfahren ist<br />

Screenshot von „Was leistet PV in Deutschland“ unter http://www.sma.de/de/news-infos/pv-leistung-in-deutschland.html<br />

30 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


ebenfalls teuer] wieder ausgeglichen werden, wie z.B.<br />

am 6.9.2010. [<strong>SFV</strong>-Anmerkung: An diesem Tag lag<br />

die tatsächlich eingespeiste PV-Leistung gemäß dem<br />

SMA Online-Programm [2] unerwartet hoch bei über<br />

10 GW. Siehe dazu den Screenshot, Seite 30]<br />

Wenn zu viel gemeldet wurde, würden an der Börse<br />

für Lieferzeiten mit unterdurchschnittlichem Sonnenschein<br />

angebliche Solarstrommengen gehandelt,<br />

die aber zu diesen Stunden gar nicht eingespeist<br />

werden.<br />

Das Fehlen dieser Strommengen stellt sich<br />

dann aber erst zum vorgesehenen Lieferzeitpunkt<br />

heraus und muss dann von den ÜNB durch [<strong>SFV</strong>-<br />

Anmerkung: teure] Mehrproduktion von Regelenergie<br />

ausgeglichen werden. Immerhin ginge es hier nach<br />

Berechnung der ÜNB um Ungenauigkeiten von über<br />

30 Prozent! Es werde damit sogar die Stabilität der<br />

Netze gefährdet.<br />

Soweit der Bericht über das "Positionspapier" der<br />

Bundesnetzagentur.<br />

Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass im<br />

Jahresabschluss die Summe der gemeldeten Solarstromeinspeisungen<br />

korrekt angegeben wird, dass<br />

sich also die zwischenzeitlich im Laufe des Jahres<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

gemachten Prognosefehler - mal zu viel, mal zu wenig<br />

Einspeisung gemeldet - letztlich ausgleichen.<br />

Die fi nanziellen Folgen der Prognosefehler aber<br />

gleichen sich NICHT aus:<br />

• unnötiger Einsatz von Spitzenlastkraftwerken und<br />

gleichzeitiger negativer Regelenergie bei fehlerhaft<br />

zu hoher Prognose<br />

• oder aber Einsatz von positiver Regelenergie bei<br />

fehlerhaft zu hoher Prognose<br />

Leider kostet sowohl die zu hoch als auch die zu<br />

tief angesetzte PV-Einspeisung das Geld der Verbraucher.<br />

Auch die Tatsache, dass der Börsenpreis bei<br />

fehlerhaft zu hoher PV-Prognose zu hoch angesetzt<br />

wird und bei fehlerhaft zu niedriger PV-Prognose zu<br />

niedrig, führt nicht zu einem Ausgleich, denn es besteht<br />

keine lineare Abhängigkeit des Börsenpreises<br />

von der PV-Einspeisung.<br />

Und - was in dem Positionspapier leider nicht zum<br />

Ausdruck kommt - die Höhe der EEG-Umlage gerät<br />

auch in Zweifel, denn sie hängt nicht nur von der<br />

Höhe der Einspeisevergütung ab, sondern auch vom<br />

Börsenpreis. (WvF)<br />

Erneuerbare als Sündenbock<br />

Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher<br />

Ausgerechnet die zukunftsfähigen erneuerbaren<br />

Energien müssen derzeit als Sündenbock herhalten:<br />

Angeblich sind sie schuld an den jüngsten Strompreiserhöhungen.<br />

Entsprechend heftig werden die<br />

Erneuerbaren befehdet. Doch die Polemik gegen<br />

Erneuerbare ist in Wahrheit ein Ablenkungsmanöver,<br />

mit dem die Stromkonzerne von ihren überzogenen<br />

Preisen und Gewinnen ablenken.<br />

• Tatsächlich steigt die Umlage für erneuerbare Energien<br />

ab 1. Januar 2011 um 1,5 Cent je Kilowattstunde<br />

von bisher 2,05 auf dann 3,53 Cent je Kilowattstunde.<br />

Diese Umlage müssen jedoch nicht die Stromkunden<br />

zahlen, sondern zunächst die Stromversorger.<br />

Es ist deshalb nicht wahr, dass sich die Haushaltsstrompreise<br />

automatisch um diesen Betrag erhöhen<br />

müssten.<br />

• Die Stromeinkaufspreise der Stromfirmen haben<br />

sich, auch durch die Einspeisung von erneuerbarem<br />

Strom, in den vergangenen zwei Jahren deutlich<br />

verringert. Diese Einsparungen sind etwa so hoch wie<br />

die gestiegene EEG-Umlage. Von der Kostenseite her<br />

gibt es deshalb keine Rechtfertigung für eine Strompreiserhöhung<br />

http://tinyurl.com/stromkaufbilliger.<br />

• Es ist unredlich, lediglich die Kostensteigerung des<br />

EEG an die Verbraucher weiterzureichen und die<br />

Kostensenkungen beim Stromeinkauf stillschweigend<br />

als Zusatzgewinn einzustreichen.<br />

• Die Gewinne der drei größten Stromkonzerne sind<br />

in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen: von<br />

sechs Milliarden Euro jährlich im Jahr 2002 auf über<br />

23 Milliarden jährlich im Jahr 2009 (http://tinyurl.com/<br />

gewinnexplosion).<br />

• E.on Vorstand Dr. Johannes Teyssen sagte auf<br />

der Bilanzpressekonferenz am 10. November 2010<br />

klar und öffentlich, dass sich die Strompreise für<br />

Haushaltskunden nicht an den Kosten, sondern am<br />

Wettbewerb orientieren.<br />

• Die branchenweite Erhöhung der Strompreise um<br />

1,5 Cent/kWh hat also den Charakter einer Preisabsprache<br />

unter den Stromanbietern. Die Begründung<br />

"gestiegene EEG-Umlage" ist lediglich ein Codewort,<br />

um die Öffentlichkeit in die Irre zu leiten und die erneuerbaren<br />

Energien zu diffamieren.<br />

• Bereits in den vorangegangenen Jahren hatten die<br />

Stromversorger die Preise jeweils um gut einen Cent<br />

erhöht - ohne ausreichende Begründung.<br />

FehIentwicklungen<br />

Quellen:<br />

[1] http://www.bundesnetzagentur.de/cae/servlet/contentblob/161942/publicationFile/9134/PositionspapierSolarstromeinspeisung.pdf<br />

[2] http://www.sma.de/de/<br />

news-infos/pv-leistung-indeutschland.html<br />

Pressemitteilung vom<br />

12. November 2010<br />

Der Bund der Energieverbraucher<br />

e.V. ist die einzige<br />

auf Energiefragen spezialisierte<br />

Interessenvertretung<br />

der privaten und kleingewerblichenEnergieverbraucher<br />

in der Bundesrepublik.<br />

Der bundesweit tätige<br />

Verband hat über 13.000<br />

Mitglieder und ist Mitglied<br />

in der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband e.V.<br />

Kontakt: Dr. Aribert Peters,<br />

Vorsitzender des Bund der<br />

Energieverbraucher e.V.,<br />

Frankfurter Str. 1, 53572<br />

Unkel, info@energieverbraucher.de,<br />

http://www.<br />

energieverbraucher.de<br />

31


FehIentwicklungen<br />

Roadmap des Bundesverband<br />

Solarwirtschaft<br />

„Photovoltaik-Branche<br />

setzt sich ehrgeizige<br />

Ziele in Richtung Wettbewerbsfähigkeit“<br />

“http://www.solarwirtschaft.<br />

de/medienvertreter/pressemeldungen/meldung.<br />

html?tx_ttnews%5Btt_<br />

news%5D=13451&tx_ttne<br />

ws%5BbackPid%5D=737&<br />

cHash=3c14529aa3<br />

• Die Preise wurden in den vergangenen Jahren<br />

hauptsächlich von den Grundversorgern erhöht.<br />

• Der Bundesgerichtshof hat die Versorger in der<br />

Grundversorgung verpflichtet, alle Kostensenkungen<br />

unmittelbar an die Kunden weiterzugeben (BGH<br />

VIII ZR 138/07 Rn. 39, VIII ZR 81/08 Rn. 18). Die<br />

Preiserhöhungen stellen damit vermutlich einen<br />

Rechtsbruch dar.<br />

• Der rasche Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung<br />

vermindert den Stromabsatz aus konventionellen<br />

Kraftwerken und damit das Kerngeschäft der<br />

Stromkonzerne. Diese Konzerne haben also allen<br />

Grund, um ihre gewaltigen Gewinne zu zittern und<br />

die Öffentlichkeit gegen die Förderung erneuerbarer<br />

Stromerzeugung aufzubringen.<br />

• Verbraucher müssen den Neubau von Kraftwerken<br />

stets über den Strompreis bezahlen. Die Einspeisevergütung<br />

nach dem EEG senkt die Erzeugungskosten<br />

der Erneuerbaren Energien mit großer Geschwindigkeit.<br />

Sie entspricht daher den Kosten für den Bau<br />

neuer Kraftwerke. Durch die Finanzierung über das<br />

EEG ist von vornherein entschieden, dass mit diesen<br />

Geldbeträgen nur die Erneuerbaren ausgebaut<br />

werden. Den Stromversorgern ist die Entscheidung<br />

darüber, welche Kraftwerke gebaut werden, aus der<br />

Hand genommen.<br />

• Der Vorsitzende der Bundesnetzagentur, Mathias<br />

Kurth, warnte die Stromversorger davor, die gestie-<br />

gene EEG-Umlage in voller Höhe auf die Strompreise<br />

der Verbraucher aufzuschlagen. Auch der Vorsitzende<br />

der Monopolkommission, Professor Justus<br />

Haukap äußerte sich in diesem Sinne.<br />

Fazit:<br />

Für den Stromkunden erwecken die Strompreiserhöhungen<br />

den Eindruck, die Erneuerbaren würden<br />

den Strompreis im Jahr 2011 um zusätzliche 1,5 Cent/<br />

kWh verteuern. Dieses Argument hält einer kritischen<br />

Prüfung nicht stand. Wer dennoch so argumentiert,<br />

macht sich fehlender Sachkenntnis oder einer interessengeleiteten<br />

Argumentation verdächtig. Verbraucher<br />

wollen mit ihrem Geld den Ausbau Erneuerbarer<br />

fi nanzieren und sind auch bereit, dafür höhere Strompreise<br />

in Kauf zu nehmen. Versorger missbrauchen<br />

diese Bereitschaft, um sich die Taschen zu füllen.<br />

Es stellt sich also nicht die Frage, ob wir uns den<br />

Ausbau der Erneuerbaren leisten können und wollen.<br />

Denn dazu gibt es keine Alternative. Sondern es ist<br />

zu fragen, wie lange wir den Stromversorgern ihre<br />

überzogenen Preise und ihre Lügen noch durchgehen<br />

lassen wollen. Durch den Anbieterwechsel weg von<br />

den Konzernen und ihren Töchtern kann jeder Verbraucher<br />

die Rote Karte zeigen: Ohne jedes Risiko.<br />

Er wird nicht nur mit einem guten Gewissen, sondern<br />

zusätzlich noch mit Kosteneinsparungen in Höhe von<br />

mehreren hundert Euro belohnt.<br />

BSW von Selbstzweifeln getrieben?<br />

Die klima- und energiepolitische Bedeutung der PV gerät in Vergessenheit<br />

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat zum<br />

11.11.2010 eine "Roadmap" veröffentlicht (Quelle<br />

nebenstehend). Die Roadmap trägt die Überschrift:<br />

„Photovoltaik-Branche setzt sich ehrgeizige Ziele in<br />

Richtung Wettbewerbsfähigkeit“<br />

Nach vielen schönen und optimistischen Worten<br />

kommt das Papier auf den entscheidenden Punkt:<br />

Zitat: „3. Die Umlage für Solarstrom kann auf rund<br />

2 Cent je Kilowattstunde begrenzt werden - oder umgerechnet<br />

pro Person in einem Durchschnittshaushalt<br />

auf weniger als 2 Euro pro Monat. Die Umlage wird<br />

zwar durch einen erwarteten Zubau von 8 bzw. 6<br />

Gigawatt bei Solaranlagen in den Jahren 2010 bzw.<br />

2011 getrieben, ab 2012 ist aber ein Einschwingen<br />

auf einen Zubau von etwa 3 bis 5 Gigawatt pro Jahr<br />

zu erwarten." Ende des Zitats.<br />

Mit anderen Worten: Verzeihung, unsere Mitgliedsunternehmen<br />

haben versehentlich in den Jahren<br />

2010 und 2011 zu viel Solaranlagen gebaut, aber<br />

wir geloben Besserung. Damit es nicht so teuer wird,<br />

werden sie ab 2012 jährlich nur noch etwa die Hälfte<br />

zubauen.<br />

Wie erklärt der BSW seinen Mitgliedern diese Kapitulation<br />

vor der Politik und der Stromwirtschaft?<br />

Und wie erklärt er der Öffentlichkeit den Verzicht<br />

auf die rasche Umsetzung der Energiewende?<br />

Zum gleichen Thema äußert sich Dr. Volker Buddensiek<br />

- Chefredakteur von Sonne, Wind & Wärme.<br />

Sein lesenswertes Editorial trägt den Titel: „Liebhaben<br />

reicht nicht!“ (siehe Seite 33). (WvF)<br />

32 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Liebhaben reicht nicht!<br />

Editorial von Volker Buddensiek in der Zeitschrift „Sonne, Wind und Wärme“,<br />

Ausgabe 17/2010<br />

Am 11. November beginnt traditionell der Karneval.<br />

Alle Menschen – also gut, zumindest viele Rheinländer<br />

– haben sich plötzlich lieb, wollen gemeinsam<br />

feiern und lustig sein. Auch im preußischen Berlin<br />

scheint sich diese Idee von der fünften Jahreszeit in<br />

den Köpfen festzusetzen. Dort trafen sich am 11. und<br />

12. November die Spitzen der deutschen Solarunternehmen<br />

zum 11. Forum Solarpraxis im Hilton Hotel. In<br />

Vorträgen, Diskussionsrunden und Analysten-Panels<br />

ging es allenthalben um die Zukunftsaussichten von<br />

Photovoltaik und Solarwärme. Zwei Roadmaps des<br />

Bundesverbandes Solarwirtschaft sollen den Weg<br />

in eine solare Zukunft weisen. Eine davon, die den<br />

Kollegen von der Solarthermie den Weg aus dem<br />

gegenwärtigen Novembergrauen in eine sonnige<br />

Zukunft aufzeigen soll, hatte der Verband erst am<br />

Vortag in Auftrag zu geben beschlossen. Für die<br />

weniger notleidende Photovoltaik war man da schon<br />

weiter. Pünktlich am 11. November stellte der Verband<br />

seinen „Wegweiser Solarwirtschaft“ der Öffentlichkeit<br />

vor. Dieser ist in erster Linie als Angebot an die<br />

Politik gedacht. Er soll aufzeigen, wie sich die PV<br />

in den nächsten Jahren in Deutschland weiterentwickeln<br />

kann, ohne dabei mit den Ausbauzielen der<br />

Bundesregierung zu kollidieren - und vor allem ohne<br />

ein Anwachsen der EEG Umlage, das die gesamte<br />

Konstruktion des EEG zum Wackeln bringt. Nach 8<br />

bis 9 GW Neuinstallationen in diesem Jahr sollen es<br />

2011 nun bestimmt nicht mehr als 6 GW sein. Wie<br />

dies bei weiterhin sinkenden Systempreisen und entsprechend<br />

attraktiver Rendite für Investoren gewährleistet<br />

werden soll, darüber war nichts in Erfahrung zu<br />

bringen. Ziemlich unwahrscheinlich jedenfalls, dass<br />

ein Unternehmen einen Kunden abweisen wird mit<br />

dem Hinweis, er möge 2012 wiederkommen, jetzt<br />

passe es politisch nicht.<br />

In diesem Jahr trägt Photovoltaik erstmals 2 % zur<br />

nationalen Stromerzeugung bei. Egal, wie bescheiden<br />

der Zubau im kommenden Jahr auch ausfallen<br />

wird, am Ende werden es mehr solare Kilowattstunden<br />

sein, die ins Netz gehen – und dort werden<br />

sie den vier großen Stromerzeugern Umsatz und<br />

Gewinn schmälern. Da ist es dann schnell vorbei mit<br />

Lustigsein und Liebhaben. Wie die reagieren, haben<br />

wir gerade gesehen. Und worum es geht, zeigen<br />

die fast zeitgleich mit der Roadmap veröffentlichten<br />

Quartalszahlen der „Big Four“.<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

RWE hat am 11. November die Bilanz für die ersten<br />

drei Quartale bekanntgegeben. Gegenüber dem Vorjahr<br />

konnte der Konzern sein betriebliches Ergebnis<br />

um 11 % steigern. Der Außenumsatz – immerhin ein<br />

Volumen von 38,5 Mrd. € – stieg sogar um 14 %. Eon<br />

war bereits einen Tag vorher an die Öffentlichkeit<br />

gegangen: Der Konzernumsatz liegt mit 64 Mrd. €<br />

rund 11 % über dem Vorjahresniveau, das bereinigte<br />

Ebit legte um 9 % auf gut 8 Mrd. € zu. Die Kollegen<br />

von EnBW kamen mit ihren Zahlen dagegen<br />

erst am 12. November aus der Deckung: Lediglich<br />

„zufriedenstellend“ fanden sie die Steigerung des<br />

Außenumsatzes um 10,7 % auf rund 12,9 Mrd. €. Im<br />

Geschäftsfeld Strom, Erzeugung und Handel stieg<br />

das Adjusted Ebit um 8,1 % auf 1,3 Mrd. €. Bleibt<br />

schließlich noch Vattenfall. Deren Zahlen wurden<br />

bereits am 28. Oktober vorgelegt: Rund 16,8 Mrd. €<br />

Nettoumsatz und damit ein sattes Plus von 12,9 %.<br />

Der Betriebsgewinn stieg im Neunmonatszeitraum<br />

um 11,9 %.<br />

Die Roadmap des Bundesverbands Solarwirtschaft<br />

mag über wirtschaftliche Mechanismen versuchen,<br />

die Entwicklung politikkonform zu steuern. Die Quartalszahlen<br />

der Konventionellen zeigen aber, worum<br />

es eigentlich geht: die Entscheidung zwischen einem<br />

Energie-Oligopol und einer demokratischen, dezentralen<br />

Energieerzeugung. Da reicht es nicht aus, auf<br />

Marktmechanismen zu setzen. Die Entscheidung<br />

kann nur politisch fallen<br />

– und daher muss der<br />

Verband mit all seinen<br />

Mitgliedsunternehmen<br />

eine politische Roadmap<br />

erstellen. Die Kraft zu<br />

einem die Regenerativen<br />

fördernden Gesetz<br />

ist schon einmal parteiübergreifend<br />

aus dem<br />

Parlament gekommen.<br />

Viel Zeit bleibt dazu allerdings<br />

nicht. Und als<br />

Verband schaue man<br />

sich bitte an, bei wem<br />

man sich unterhakt und<br />

mit wem man schunkelt.<br />

FehIentwicklungen<br />

Dr. Volker Buddensiek,<br />

Chefredakteur der Zeitschrift<br />

„Sonne, Wind und Wärme“<br />

http://www.sonnewindwaerme.de<br />

33


FehIentwicklungen<br />

An der Begründung für Strompreiserhöhungen<br />

sollt Ihr sie erkennen -<br />

die Ökostromhändler<br />

Wieder einmal stehen die Endkunden-Stromversorger vor<br />

der unangenehmen Aufgabe, ihren Stromkunden Preiserhöhungen<br />

zum kommenden Jahr ankündigen zu müssen.<br />

Eine sehr beliebte und bequeme Art ist es, auf die Erhöhung<br />

der EEG-Umlage um ca. 1,5 Cent/kWh hinzuweisen.<br />

Selbst einige sogenannte "Ökostromhändler" tuten in dieses<br />

Horn. Damit unterstützen sie - teilweise sogar ungewollt - die<br />

Berechnung der EEG-Umlage der 4 großen<br />

Übertragungsnetzbetreiber im Internet<br />

Unter http://www.eeg-kwk.net/cps/rde/xbcr/eeg_<br />

kwk/2010_10_15_Foliensatz_zur_Veroeffentlichung_final.<br />

pdf finden Sie die Veröffentlichung der Berechnungsmethode<br />

und die eingesetzten Zahlenwerte für die Berechnung<br />

der EEG-Umlage durch die Übertragungsnetzbetreiber.<br />

laufende Gräuelpropaganda der Stromkonzerne, wonach der<br />

Ausbau der Erneuerbaren Energien die Stromkunden immer<br />

unzumutbarer belaste.<br />

"Das EEG ist Schuld" so kommt es dann beim Stromkunden<br />

an.<br />

Protestieren Sie!<br />

Sinkende Großhandelspreise<br />

durch Erneuerbare<br />

Karikatur: Gerhard Mester<br />

Die Elektrizitätswerke Schönau jedenfalls weisen auf ihrer<br />

Internetseite darauf hin, dass die Einspeisung von Strom<br />

aus Erneuerbaren Energien die Stromeinkaufspreise der<br />

Endkundenversorger senkt. Für das Jahr 2008 nennen sie<br />

eine bundesweit eingesparte Gesamtsumme von 3,6 bis 4<br />

Mrd. Euro. (http://www.ews-schoenau.de/fi leadmin/content/<br />

documents/runterladen/101116_EWS_Merit_order.pdf)<br />

Für eine dreiköpfi ge Familie würde das, wenn die Entlastung<br />

an die Endkunden weitergegeben würde, etwa 150 Euro<br />

Einsparung ausmachen. (WvF)<br />

In einer Presseerklärung vom 15. Oktober 2010 weist die<br />

Bundesnetzagentur auf folgenden Umstand hin:<br />

„(...) Verbraucher sollten nicht in vollem Umfang mit der<br />

erhöhten EEG-Umlage belastet werden. Die zunehmende<br />

Menge an erneuerbarer Energie bewirkt sinkende Großhandelspreise,<br />

weil sukzessive teuere Kraftwerke aus dem<br />

Markt gedrängt werden. So sind trotz Konjunkturbelebung die<br />

Börsenpreise für langfristige Kontrakte gesunken. Bei vielen<br />

Stromanbietern, die längerfristig eingekauft hatten, spiegelten<br />

sich die hohen Preisspitzen vom Frühjahr und Sommer 2008<br />

in den Endkundenpreisen für 2010 wider. Diese Preisspitzen<br />

dürften für die Kalkulation der Strompreise 2011 aber nur<br />

noch eine untergeordnete Rolle spielen. Nach unseren Berechnungen<br />

müsste der Beschaffungskostenanteil bei den<br />

Haushaltskunden 2011 durchschnittlich um etwa einen halben<br />

Cent pro Kilowattstunde sinken. Ich rufe die Verbraucher auf,<br />

die Angebote am Strommarkt genau zu prüfen und gegebenenfalls<br />

zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.“<br />

Die vollständige Presseerklärung finden Sie unter http://www.bundesnetzagentur.de/cae/servlet/contentblob/160812/publica<br />

tionFile/8774/101015ErhoerungEEGUmlagepdf.pdf;jsessionid=29ACD9C65334C609498AF226225188A8<br />

34 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Zum neuen Online-Meldeportal<br />

der Bundesnetzagentur<br />

Pressemittelung der Bundesnetzagentur<br />

Seit Ende Oktober können die Betreiberinnen und Betreiber<br />

von PV-Anlagen diese Anlagen online über das neue PV-Meldeportal<br />

der Bundesnetzagentur melden. Das PV-Meldeportal<br />

ist im Internet der Bundesnetzagentur verfügbar unter www.<br />

bundesnetzagentur.de => Sachgebiete => Elektrizität/Gas =><br />

Anzeigen/Mitteilungen => Meldung Photovoltaikanlagen.<br />

Um das PV-Meldeportal nutzen zu können, muss sich der<br />

Anlagenbetreiber zunächst mit seinen persönlichen Angaben<br />

- online über die Startseite des PV-Meldeportals - bei der<br />

Bundesnetzagentur registrieren. Neben seinem Namen und<br />

der postalischen Anschrift gibt der Anlagenbetreiber seine<br />

E-Mail-Adresse und ein Passwort an und sendet die Daten<br />

an die Bundesnetzagentur. Diese verschickt per E-Mail einen<br />

Aktivierungslink. Nachdem dieser bestätigt wurde, können<br />

die Angaben zur Photovoltaikanlage erfasst und direkt an<br />

die Bundesnetzagentur übermittelt werden. Die einzelnen<br />

Schritte zur Erfassung und Übermittlung der Daten ergeben<br />

sich aus dem PV-Meldeportal.<br />

Allgemeine Informationen zum PV-Meldeportal sind der<br />

ersten Seite des PV-Meldeportals zu entnehmen, die von<br />

jedermann aufgerufen werden kann.<br />

Alternativ ist wie bisher die Meldung über das „Formular<br />

zur Meldung von Photovoltaikanlagen“ per Brief, Fax oder als<br />

E-Mail-Anhang möglich. Zu beachten ist, dass das gewählte<br />

Meldeverfahren - über das PV-Meldeportal oder per Formular<br />

- beibehalten werden muss, falls Änderungsmitteilungen zu<br />

dieser PV-Anlage erforderlich sind. Ein Wechsel zwischen<br />

beiden Verfahren ist nicht möglich.<br />

Bei beiden Meldeverfahren versendet die Bundesnetzagentur<br />

nach Übernahme der Daten an die Anlagenbetreiber<br />

eine Registrierungsbestätigung mit den gemeldeten Angaben<br />

und der Registrierungsnummer als Kennzeichnung für die<br />

Datenmeldung.<br />

Die Bundesnetzagentur empfi ehlt Anlagenbetreiberinnen<br />

und -betreibern wegen des wesentlich schnelleren Versandes<br />

der Registrierungsbestätigung - in der Regel wenige<br />

Tage nach erfolgter Meldung -, ihre PV-Anlage über das<br />

PV-Meldeportal zu melden.<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Kommentar des <strong>SFV</strong><br />

Die Umstellung der PV-Datenmeldungen von einem Brief-<br />

Formular auf ein Online-System erleichtert die Arbeit der Bundesnetzagentur<br />

und entspricht einem zeitgemäßen Umgang<br />

mit Computer- und Internettechnik. Leider entspricht es aber<br />

ebenso der Praxiserfahrungen mit Online-Systemen, dass die<br />

Hemmschwelle für Falschmeldungen - ob bösartig oder nur<br />

spaßig gemeint - abnimmt. Die Zahl der Falschmeldungen<br />

kann also in aller Regel zunehmen. Als Kontrollmöglichkeit<br />

bleibt der Bundesnetzagentur zunächst nur die funktionierende<br />

E-Mail-Adresse (die rasch eingerichtet werden kann) und eine<br />

Postadresse. Ob an diesem Standort dann tatsächlich auch<br />

eine Solarstromanlage gebaut wurde, kann von der Bundesnetzagentur<br />

nicht nachgeprüft werden.<br />

Nun kann zwar immer dann, wenn Netzbetreiber die Anlagendaten<br />

nach § 52 EEG auf ihren Internetseiten zuverlässig,<br />

fehlerfrei und vollständig veröffentlichen, ein Datenabgleich<br />

durchgeführt werden. Aber auch dadurch sinkt die Hemmschwelle<br />

für Spaßvögel nicht. Denn sollte auf diese Weise eine<br />

Falschmeldung aufgespürt werden, so steht der Bundesnetzagentur<br />

keinerlei Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />

Diese Spaßmeldungen wären an sich nicht so kritisch, wenn<br />

die Bestimmung der Vergütungsdegression für Solarstrom zum<br />

Jahreswechsel nicht immer auf Grundlage genau dieser, von<br />

der Bundesnetzagentur bis zum 30. September gemeldeten<br />

Anlagendaten beruhen würde (siehe § 20 (3) EEG, http://www.<br />

sfv.de/artikel/gesetz_zur_aenderung_des_erneuerbaren-energien-gesetz_vom_11_august_2010.htm).<br />

Denn je nachdem,<br />

wie hoch diese Leistungszahlen ausfallen, wird die Degression<br />

um einen oder mehrere Prozentpunkte angehoben.<br />

Ein paar Falschmeldungen könnten da schon mal helfen,<br />

eine höhere Vergütungsdegression zum Jahreswechsel sicher<br />

auf den Weg zu bringen. Wer auf solche Ideen kommen<br />

würde? Raten Sie mal!<br />

Der <strong>SFV</strong> fordert deshalb, zur Erhöhung der Transparenz die<br />

dauerhafte öffentliche Bekanntmachung jeder Solarstromanlage<br />

im Internet - natürlich anonymisiert - mit genauer Angabe<br />

des Aufstellungsortes (Plz, Ort, Straße, Hausnummer). Die<br />

Bundesnetzagentur muss darüber hinaus vom Gesetzgeber<br />

den Auftrag erhalten, Falschmeldungen zur strafrechtlichen<br />

Anzeige zu bringen. (SJ)<br />

Wo fi nde ich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)?<br />

Alle Versionen des EEG sind auf unserer Homepage www.sfv.de unter<br />

„Betreiberthemen“ -> „EEG“ zu finden.<br />

• EEG 2000 vom 1.4.2000 • abgelöst vom: Solarstromvorschaltgesetz vom 1.1.2004 •<br />

• abgelöst vom EEG 2004 am 01.08.2004 • abgelöst vom: EEG 2009 vom 1.1.2009 •<br />

derzeit geltende Änderung des EEG 2009 vom 01.07.2010<br />

Betreiberberatung<br />

35


Betreiberberatung<br />

Weitere Artikel<br />

• Förderung des Eigenverbrauchs<br />

von Solarstrom<br />

- Rechtliche Informationen<br />

und deren praktische Umsetzung:<br />

http://www.sfv.de/<br />

artikel/2008/foerderung_<br />

des_eigenverbrauchs_von_<br />

solarstrom.htm<br />

• Regelungen zur Eigenverbrauchsförderung<br />

ab 1.<br />

Juli 2010: http://www.sfv.de/<br />

artikel/regelungen_zur_eigenverbrauchsfoerderung_<br />

ab_1_juli_2010.htm<br />

• Eigenverbrauchsrechner:<br />

http://www.sfv.de/eigenverbrauch-rechner/eigenverbrauch-rechner.html<br />

Solarzähler:<br />

Einspeisung<br />

in Wohnung<br />

Stromverbrauchsgeräte<br />

Solarzähler:<br />

Einspeisung<br />

in öffentl. Netz<br />

Strombezugszähler<br />

Solarstrom-Eigenverbrauch<br />

im Mehrfamilienhaus<br />

Lohnenswerte Alternative zur vollständigen Netzeinspeisung<br />

des erzeugten Solarstroms?<br />

Immer wieder interessieren sich Investoren dafür,<br />

auf Mehrfamilienhäusern eine Solarstromanlage zu<br />

betreiben, um den Solarstrom von den verschiedenen<br />

Bewohnern des Hauses verbrauchen zu lassen und<br />

trotzdem die Solarstromvergütung des Netzbetreibers<br />

zu erhalten. Dies ist rechtlich möglich, denn in §33 (2)<br />

EEG 2009 wird festgeschrieben, dass der Solarstrom<br />

auch dann vom Netzbetreiber vergütet werden muss,<br />

wenn dieser nicht nur vom Anlagenbetreiber sondern<br />

auch von Dritten in unmittelbarer räumlicher Nähe zur<br />

Anlage verbraucht wird.<br />

Vermieter könnten also den Mietern den Solarstrom<br />

zum Festpreis anbieten und zusätzlich noch die<br />

im EEG festgeschriebene Einspeisevergütung für<br />

Solarstrom-Eigenverbrauch erhalten.<br />

Ab 1.7.2010 enthalten die neuen Eigenverbrauchsvergütungsregelungen<br />

auch einen Investorenanreiz,<br />

Wechselrichter<br />

Solarstromanlage<br />

Mieter 1 Mieter 2<br />

Mieter 3<br />

ZS1 ZS2 ZS3<br />

ZE1<br />

=<br />

~<br />

=<br />

Stromverbrauchsgeräte<br />

Öffentliches Netz<br />

~<br />

ZE2<br />

ZB1 ZB2 ZB3<br />

=<br />

~<br />

Stromverbrauchsgeräte<br />

so viel wie möglich des erzeugten Solarstroms selbst<br />

zu verbrauchen. Immer dann, wenn über 30 % des<br />

gesamt erzeugten Solarstroms selbst verbraucht<br />

wird, erhöht sich anteilig die Vergütung durch den<br />

Netzbetreiber (siehe Tabelle 1, Seite 37).<br />

Nun liegt die Vermutung nahe, dass es in einem<br />

Mietshaus lohneswert sei, den Solarstrom von vielen<br />

Mietern verbrauchen zu lassen und damit auch den<br />

Eigenverbrauch zu steigern. Hier könnte neben dem<br />

höheren Gesamt-Stromverbrauch aller Mieter auch<br />

die über den Tag erzeugte Glättung des Strombedarfs<br />

zu Buche schlagen.<br />

Doch lohnt es sich tatsächlich schon, den auf Mehrfamilienhäusern<br />

erzeugten Solarstrom durch mehrere<br />

Wohneinheiten verbrauchen zu lassen?<br />

Abrechnung Solarstrom<br />

1. Gesamtabrechnung des<br />

Solarstrom-Eigenverbrauchs<br />

(Zs1 + Zs2 + Zs3)<br />

- (ZE1 + ZE2 + ZE3)<br />

= Eigenverbrauch<br />

der Mieter<br />

Diese Abrechnung erhält der<br />

Netzbetreiber.<br />

2. Gesamtabrechnung der<br />

Solarstrom-Netzeinspeisung<br />

ZE1 + ZE2 + ZE3<br />

= Netzeinspeisung des nicht<br />

eigenverbrauchten Solarstroms<br />

Diese Abrechnung erhält<br />

der Netzbetreiber.<br />

3. Inrechnungstellung des vom<br />

Mieter verbrauchten Solarstroms<br />

Der Besitzer der Solarstromanlage<br />

stellt jedem Mieter eine Einzelrechnung<br />

für den jeweils verbrauchten<br />

Solarstrom (Zs N - ZE N ). Als Preis pro<br />

Kilowattstunde könnte der Vermieter<br />

mindestens die Differenz zwischen<br />

Netzeinspeise- und Eigenverbrauchsvergütung<br />

ansetzen.<br />

Graphik 1: Abrechnungsbeispiel des eigenverbrauchten Solarstroms im Mehrfamilienhaus<br />

36 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

ZE3


Anlagenkonzepte<br />

Bei der Planung der Solarstromanlage ist zu beachten, dass<br />

die Stromkreise der Mieter keinesfalls miteinander verbunden<br />

werden dürfen, da ansonsten eine exakte Abrechnung<br />

des sonstigen Strombezugs der Wohneinheiten unmöglich<br />

wird. Die Solarstromanlage muss also elektrotechnisch in<br />

voneinander unabhängige Teilstücke aufgeteilt werden. Dies<br />

ist technisch unproblematisch, denn pro Mietpartei kann ein<br />

bestimmter Teil der Anlage zur Solarstromversorgung zugeordnet<br />

werden:<br />

Möglichkeit 1: Die Solarstrom-Gesamtanlage wird in viele<br />

Einzelanlagen mit Einzelwechselrichtern aufgeteilt. Jede<br />

Wohneinheit erhält einen Anlagenteil mit einem dazugehörenden<br />

Wechselrichterkonzept (siehe Graphik 1).<br />

Möglichkeit 2: Wenn man weiterhin mit wenigen Wechselrichtern<br />

auskommen möchte, dann wäre es möglich, bei z.B.<br />

einer dreiphasigen Einspeisung ins Hausnetz pro Einzelwechselrichter<br />

jeweils drei Mietwohnungen zu versorgen. Jede<br />

dieser drei Mietparteien wird dann nur auf dieser einzigen<br />

Stromphase mit Solarstrom versorgt. Die Folge: Nur dann,<br />

wenn z.B. die Waschmaschine der Mietpartei 1 tatsächlich<br />

an dieser „Solarstrom“phase angeschlossen ist, wird der zeitgleich<br />

auf dem Dach erzeugte Solarstrom auch physikalisch<br />

eigenverbraucht. Die anderen beiden Stromphasen in der<br />

Mietwohnung werden weiterhin mit Strom aus dem allgemeinen<br />

Stromnetz versorgt. Empfehlenswert wäre es dann, mit<br />

Hilfe eines elektronischen Zweirichtungszählers (Zählung<br />

des Strombezugs und der Solarstrom-Netzeinspeisung) den<br />

Stromverbrauch der drei Stromphasen in der Mietwohnung<br />

immer dann zeitgleich gegenzurechnen, wenn die Mietpartei<br />

anstatt auf der ihr zur Verfügung stehenden „Solarstrom“-<br />

Phase auf einer anderen Phase Strom verbraucht. Ein solches<br />

Zählverfahren mit Phasenausgleich wird in der Praxis bereits<br />

eingesetzt.<br />

Beide hier genannten Möglichkeiten zum Anlagenkonzept<br />

ließen sich theoretisch auch miteinander verbinden.<br />

Umfangreiches Abrechnungsverfahren<br />

In Graphik 1 ist die umfängliche Zählergestaltung zur<br />

Abrechnung des Solarstrom-Eigenverbrauchs im Mehrfamilienhaus<br />

dargestellt. Pro Mieteinheit müssen 2 zusätzliche<br />

Zähler eingebaut werden - ein Solarstrom-Gesamtzähler und<br />

ein Netzeinspeisezähler. Nur so wird sichergestellt, dass der<br />

pro Mieteinheit verbrauchte Solarstrom erfasst werden kann.<br />

Dabei kann der Solarstrom-Gesamtzähler nach den Technischen<br />

Anschlussbedingungen (TAB) auf einer einfachen<br />

Hutschiene angebracht werden. Der Netzeinspeisezähler<br />

allerdings muss in einem Zählerschrank angebracht werden.<br />

Diese Anforderung könnte dazu führen, dass neben den Investitionen<br />

in weitere Zähler auch der Kauf neuer, in der Regel<br />

sehr kostenintensiver Zählerschränke zu Buche schlägt. Ist<br />

ein wie oben geschilderter Phasenausgleich gewünscht, muss<br />

ein elektronischer Zeirichtungszähler angeschafft werden, der<br />

Strombezug und Solarstrom-Netzeinspeisung zählt.<br />

Zudem muss der Besitzer der Solaranlage eine umfangreichere<br />

Abrechnung mit dem Netzbetreiber auf den Weg bringen<br />

(siehe Abrechnung in Graphik 1) und mit jedem einzelnen<br />

Mieter in Sonderverträgen die Bedingungen der Solarstromlieferung<br />

und -abrechnung festlegen.<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Eigenverbrauchsvergütung 2010 / 2011 in Ct /kWh<br />

Für den Anteil des<br />

Eigenverbrauch<br />

bis 30 % des<br />

Solarstromertrages<br />

ab<br />

1.10.2010<br />

Für den Anteil des<br />

Eigenverbrauchs<br />

über 30 % des<br />

Solarstromertrages<br />

Inbetriebnahme der Anlage<br />

ab<br />

1.1.2011<br />

Betreiberberatung<br />

ab<br />

1.10.2010<br />

Erhöhung des Eigenverbrauchs möglich?<br />

ab<br />

1.1.2011<br />

bis einschl.<br />

30 kW*<br />

über 30 bis<br />

16,65 12,36 21,03 16,74<br />

einschl.<br />

100 kW*<br />

über 100 kW<br />

15,04 10,95 19,42 15,33<br />

bis einschl.<br />

500 kW*<br />

13,35 9,48 17,73 13,86<br />

(*) Die Vergütungen werden anteilig zur Leistung berechnet Tabelle 1<br />

Es gilt die Regel: Je geringer die Solarstromerzeugung im<br />

Verhältnis zum Stromverbrauch der Mietpartei ist, desto höher<br />

ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Anteil des<br />

erzeugten Stroms verbraucht wird. Theoretisch denkbar wäre<br />

also, dass bei mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern mit mehreren<br />

Mietparteien die Teilung der Gesamtanlage in viele kleine<br />

Anlagen mit geringster Solarstromerzeugung zur Erhöhung<br />

des Solarstrom-Eigenverbrauchs führen könnte. Aber macht<br />

das Sinn? Der Investitionsaufwand ist weitaus höher und das<br />

damit verbundene Wechselrichter-Konzept wahrscheinlich<br />

nicht mehr leistungs- und kostenoptimiert.<br />

Bei Miethäusern mit wenigen Mietparteien wäre auf Grund<br />

dieser oben genannten Regel leider auch der Anreiz gesetzt,<br />

die Gesamtanlage unnötig klein zu bauen. Im anderen Fall<br />

sollte der Solaranlagenbetreiber damit rechnen, dass auch<br />

im Mehrfamilienhaus selten mehr als 30 % des erzeugten<br />

Solarstroms zeitgleich selbst verbraucht werden kann.<br />

Finanzielle Anreize zum Eigenverbrauch durch<br />

den Mieter?<br />

Wenn der Besitzer der Solarstromanlage seine Mieter motivieren<br />

möchte, ihr Verbrauchsverhalten den Solarstromlieferzeiten<br />

anzupassen, muss er einen fi nanziellen Anreiz setzen.<br />

Denn Mieter werden kaum anstelle des eventuell günstigeren<br />

Netzstroms nunmehr freiwillig Solarstrom zum vielleicht höheren<br />

Festpreis beziehen wollen. Doch aus welchem Topf kann<br />

dieser fi nanzielle Anreiz geschöpft werden?<br />

Wir haben ein Rechenprogramm (siehe http://www.sfv.<br />

de/eigenverbrauch-rechner/eigenverbrauch-rechner.html)<br />

entwickelt, mit dem nach nur wenigen Eingaben schnell und<br />

unkompliziert aufgezeigt wird, ob sich der Solarstrom-Eigenverbrauch<br />

fi nanziell lohnt. Das Ergebnis: Bei den derzeitigen<br />

Strombezugspreisen sind die Zusatzeinnahmen durch den<br />

Eigenverbrauch des Solarstroms äußerst gering. Der Besitzer<br />

der Anlage wird es also schwer haben, den Mietern einen zusätzlichen<br />

fi nanziellen Anreiz anbieten zu können. Er muss ja<br />

auch noch die Zusatzkosten für das umfangreiche Zähl- und<br />

Abrechnungsverfahren umlegen. Und auch das veränderte<br />

Anlagenkonzept, die Solarstrom-Gesamtanlage in mehrere<br />

Einzelanlagen mit vielen Wechselrichtern aufzuteilen anstelle<br />

kosten- und leistungsoptimierte Wechselrichtersysteme zu<br />

nutzen, wird zu Buche schlagen.<br />

37


Betreiberberatung<br />

Vergütungstabelle<br />

für 2011<br />

http://www.sfv.de/lokal/<br />

mails/sj/verguetu.htm<br />

Ertragsdatenbank<br />

Unter http://www.sfv.de =><br />

„Solarstromerträge“<br />

Nur dann, wenn sich die allgemeinen Strombezugspreise<br />

erhöhen, könnte es für die Mieter zunehmend<br />

lukrativer werden, den dann günstigeren Solarstrom<br />

zu nutzen und damit den Eigenverbrauchsanteil zu<br />

steigern.<br />

Verändertes Stromverbrauchsverhalten<br />

erhöht Bedarf an Spitzenlaststrom<br />

Je kleiner der pro Mieteinheit zur Verfügung stehende<br />

Anlagenteil ist, desto höher könnten auch die<br />

negativen netztechnischen Rückkopplungen sein.<br />

Wenn Mieter ihren Strombedarf in die Mittagszeiten<br />

verlegen, wird die Menge des vom begrenzten<br />

Anlagenteil gelieferten Solarstroms schnell ausgeschöpft<br />

sein. Die Waschmaschine wird in einem<br />

solchen Fall nicht einfach abgeschaltet, sondern läuft<br />

weiter. Die Folge: Die Stromnachfrage in den Zeiten<br />

des höchsten Strombedarfs und des teuersten Spit-<br />

zenlaststroms steigt an. Je mehr Strombezugskunden<br />

sich an solchen Eigenverbrauchssystemen beteiligen,<br />

umso so gravierender wird dieses Problem.<br />

38 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Fazit<br />

Der Eigenverbrauch von Solarstrom im Mehrfamilienhaus<br />

im Vergleich zum Einfamilienhaus führt nicht<br />

zu gesicherten Mehreinnahmen. Bei der derzeitigen<br />

Höhe der Strombezugskosten wird eine Umstellung<br />

auf Solarstrom-Eigenverbrauch im Mehrfamilienhaus<br />

in aller Regel wirtschaftlich schwer abbildbar sein.<br />

Dies könnte sich allerdings in den nächsten Jahren<br />

ändern, wenn der Preis pro Kilowattstunde Netzstrom<br />

steigt.<br />

Auch die Erwartungen des Gesetzgebers, auf<br />

Grund der Förderung des Eigenverbrauchs netztechnische<br />

Entlastungen auf den Weg zu bringen,<br />

werden verfehlt. (SJ)<br />

Behelfsweise Inbetriebnahme von<br />

PV-Anlagen zum Jahreswechsel<br />

Die Tage bis zum Jahreswechsel sind gezählt und<br />

einige Investoren sind sicher noch bemüht, die geplante<br />

Solarstromanlage schnell in Betrieb zu setzen.<br />

Denn die Solarstrom-Vergütungshöhe der nächsten<br />

20 Jahre richtet sich nach dem Inbetriebnahmezeitpunkt<br />

der Anlage. Wenn die Anlage erst nach dem<br />

31.12. in Betrieb gesetzt wird, gilt die Vergütung von<br />

2011. Dies bedeutet 13 Prozent weniger als 2010!<br />

Doch was tun, wenn es mit dem Netzanschluss der<br />

Anlage bis zum Jahresende nicht mehr klappt? Hier<br />

gibt es eine Lösung, auf die wir bereits in vorangegangenen<br />

Solarbriefen aufmerksam gemacht haben:<br />

Da jedes einzelne Solarmodul laut EEG als Einzelanlage<br />

gilt und Wechselrichter nicht zum Betrieb<br />

der Anlage notwendig sind, zählt es bereits als Inbe-<br />

triebsetzung, wenn jedes Modul - und sei es nur für<br />

kurze Zeit - Strom erzeugt hat. Die Inbetriebsetzung<br />

der Solarmodule kann jeweils einzeln oder in ihrer<br />

Gesamtheit erfolgen. Wenn der Wechselrichter noch<br />

nicht vorliegt, ist eine Inbetriebsetzung im Gleichstrombereich<br />

denkbar.<br />

Die Clearingstelle EEG hat zu diesem Thema ein<br />

Hinweisverfahren durchgeführt, in dem Informationen<br />

zur praktischen Umsetzung enthalten sind.<br />

Wir haben das Ergebnis dieses Hinweisverfahrens<br />

im Solarbrief 2/10 Seite 27 sowie unter http://www.<br />

sfv.de/artikel/clearingstelle_eeg_zur_behelfsweisen_inbetriebsetzung_von_solarstromanlagen.htm<br />

veröffentlicht. (SJ)<br />

Solarstrom-Ertragsdatenbank<br />

wächst stetig<br />

Derzeit sind über 13.000 Photovoltaikanlagen mit<br />

einer Gesamt-Nennleistung von fast 150.000 kWp<br />

in unserer Solarstrom-Ertragsdatenbank gemeldet.<br />

Somit können in den allermeisten Postleitzahlengebieten<br />

Deutschlands aussagekräftige regionale<br />

Durchschnittserträge errechnet werden.<br />

Diese bieten PV-Anlagenbetreibern wertvolle Hinweise<br />

darüber, ob ihre Anlage störungsfrei arbeitet.<br />

Ebenso ermöglicht es Interessenten von PV-Anlagen,<br />

anhand dieser öffentlich zugänglichen Daten mög-<br />

liche Erträge einer PV-Anlage auf dem eigenen<br />

Hausdach zu kalkulieren.<br />

Sie fi nden die Solarstrom-Ertragsdatenbank über<br />

unsere Homepage http://www.sfv.de und dort unter<br />

„Solarstromerträge“.<br />

Für die regelmäßige Eingabe ihrer Stromerträge<br />

möchten wir allen Teilnehmenden danken und<br />

freuen uns natürlich auch weiterhin über Neuanmeldungen!<br />

(KW)


Photovoltaikanlagen kontrolliert<br />

abbrennen lassen?<br />

Die Feuerwehr sei nicht mehr bereit, ihr Personal<br />

bei Löscharbeiten an Häusern mit Photovoltaikanlagen<br />

zu gefährden. Sie sei dazu übergegangen, „brennende<br />

Häuser mit PV-Anlagen kontrolliert abbrennen“<br />

zu lassen, so wurde in den Medien vor einiger Zeit<br />

ein Feuerwehrmann zitiert.<br />

Freunde und Gegner der Photovoltaik diskutieren<br />

seither engagiert über die Frage, ob und wie weit<br />

eine Photovoltaikanlage auf dem Dach das Risiko<br />

bei Löscharbeiten vergrößere. Gibt man bei Google<br />

die Stichworte ein: „PV-Anlagen kontrolliert abbrennen<br />

lassen“ so erhält man gleich ein paar hundert<br />

Treffer.<br />

Nun gibt es bei jedem Brand - auch ohne Photovoltaikanlagen<br />

- gewisse Gefahren. Es können<br />

Teile herunterstürzen, es können sich giftige Dämpfe<br />

entwickeln, gegen deren Einwirkung die Feuerwehr<br />

einen umluftunabhängigen Atemschutz einsetzt. Das<br />

ist nichts besonderes, und PV-Anlagen erhöhen diese<br />

Gefahr nur in geringem Maße.<br />

Man muss allerdings wissen - und das ist das<br />

Besondere aus Feuerwehrsicht - dass die Solarmodule<br />

einer PV-Anlage eine Gleichspannung oder<br />

einen Gleichstrom erzeugen, solange sie beleuchtet<br />

werden. Ungewohnt ist, dass die Solarmodule auch<br />

dann nicht die Produktion von Spannung oder Strom<br />

einstellen, wenn die Anlage „abgeschaltet“, „freige-<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

schaltet“ und sogar wenn sie kurzgeschlossen sind.<br />

Darauf muss die Feuerwehr sich einstellen.<br />

Immerhin gibt es ja Vorschriften, mit welchen die<br />

Feuerwehr auch dort löschen kann und darf, wo Anlagen<br />

unter Spannung stehen, z.B. die DIN VDE 0132<br />

„Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen“<br />

vom November 1989. In dieser ist unter anderem<br />

vorgeschrieben, dass man bei Gleichspannungen<br />

oberhalb von 120 V bis 1500 Volt beim Spritzen mit<br />

Sprühstrahl einen Abstand von mindestens 1 Meter<br />

einhalten muss und bei Vollstrahl einen Abstand von<br />

mindestens 5 Metern. Für noch höhere Spannungen<br />

sind die Abstände 5 und 10 Meter vorgeschrieben,<br />

und das Löschen mit Schaum ist unabhängig von der<br />

Entfernung generell untersagt...<br />

Das alles gibt es schon lange und wurde auch in<br />

der Feuerwehrausbildung gelehrt. Also, kein Grund<br />

zur Hysterie!<br />

All diese Vorschriften und dazu eine bebilderte<br />

prinzipielle Darstellung verschiedener Typen von<br />

Photovoltaikanlagen wurden nun dankenswerter Weise<br />

in einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann<br />

unter der Internetadresse http://www.solarwirtschaft.<br />

de/fileadmin/user_upload/documents/bsw_feuerwehrbroschuere_2010.pdf<br />

von jedem Interessenten<br />

aufgerufen und nachgelesen werden. Eine passende<br />

Lektüre auch für all diejenigen, die sich für den Feuerwehrberuf<br />

interessieren. (WvF)<br />

Unfallrisiko bei der Montage<br />

von PV-Anlagen<br />

In letzter Zeit häufen sich die Pressemeldungen<br />

über Unfälle bei der Montage von Photovoltaikanlagen.<br />

Dabei stellt sich weniger der Umgang mit<br />

Elektrizität als Gefahr dar, sondern vielmehr das<br />

Sturzrisiko aus großer Höhe. So wurde auch uns<br />

jüngst von einem Solarinstallateur aus Hessen ein<br />

tragischer Unfallhergang geschildert. Ein junger,<br />

erfahrener Monteur brach bei der Installation einer<br />

Solaranlage auf einer Scheune durch das Dach und<br />

zog sich tödliche Verletzungen zu. Vermutlich waren<br />

in diesem Fall die Dachlatten zu dünn bzw. das Holz<br />

an der Einbruchstelle aufgrund von Astlöchern oder<br />

Verrottung instabil. Kostengünstige Absturzsicherungen<br />

wie z.B. ein Schutznetz hätte hier Leben retten<br />

können.<br />

In diesem Zusammenhang möchte der <strong>SFV</strong> noch<br />

einmal eindringlich auf den folgenden Artikel ver-<br />

weisen: „Es ist schon mal ein<br />

Meister vom Himmel gefallen...<br />

- Was Bauherren über<br />

Sicherheitsbestimmungen<br />

bei der Installation von PV-<br />

Anlagen wissen müssen“ unter<br />

http://www.sfv.de/lokal/mails/<br />

sj/esistsch.htm.<br />

Keine Installation sollte starten,<br />

bevor mit dem Installateur<br />

nicht über Sicherheitsfragen<br />

gesprochen wurde. Deshalb<br />

fi nden Sie im o.g. Artikel eine<br />

Checkliste, mit deren Hilfe Sie<br />

Sicherheitsvorkehrungen mit<br />

dem Installateur abklären und<br />

schriftlich vereinbaren können.<br />

(KW)<br />

Betreiberberatung<br />

Schutznetz bei Dachmontagen<br />

Foto: Denkmalpfl ege Münster<br />

Kostenloses Merkblatt<br />

Einsatz an Photovoltaikanlagen:<br />

Informationen für<br />

Einsatzkräfte von Feuerwehren<br />

und technischen<br />

Hilfsdiensten<br />

pdf-Download unter<br />

www.solarwirtschaft.de/<br />

brandvorbeugung<br />

39


Rezension<br />

"Der energethische Imperativ.<br />

100% jetzt: Wie der<br />

vollständige Wechsel zu<br />

erneuerbaren Energien zu<br />

realisieren ist".<br />

Erschienen im Antje Kunstmann<br />

Verlag, 240 Seiten,<br />

19,90 €<br />

ISBN-10: 3888976839<br />

„Der energethische Imperativ“<br />

Besprechung des letzten Buchs von Hermann Scheer<br />

So groß der Verlust durch den plötzlichen Tod von<br />

Hermann Scheer auch sein mag, so klar ist doch die<br />

Botschaft, die er in seinem letzten Buch hinterlassen<br />

hat: Die Nutzung Erneuerbarer Energien ist ein naturgesetzlicher<br />

Imperativ. Hermann Scheer beruft sich<br />

auf Wilhelm Ostwald, der schon 1912 geschrieben<br />

hat, das fossile Zeitalter könne nur ein Übergangsstadium<br />

sein *). Ostwald stellte die Bedeutung dieses<br />

Naturgesetzes, nämlich die Nutzung unerschöpfl icher<br />

Energiequellen, sogar über Kants kategorischen<br />

Imperativ, der eine moralisch/ethische, nicht jedoch<br />

naturgesetzlich begründbare Forderung darstellt.<br />

Abseits aller philosophischen oder ethischen Betrachtungen<br />

wird heute allgemein anerkannt, dass<br />

die Zukunft den Erneuerbaren Energien gehören<br />

wird. Doch sind nach Hermann Scheer die Fragen,<br />

auf welchem Weg die Umstellung vorgenommen<br />

wird und wie lange die Umstellungszeit in Anspruch<br />

nehmen wird, höchst umstritten:<br />

• Welche „Altenergien“ sollen bis zu einer vollständigen<br />

Umstellung genutzt werden?<br />

• Welche Optionen Erneuerbarer Energien sollen<br />

genutzt werden und wieviel Speicher sind<br />

notwendig?<br />

• In welchen Strukturen sollen die Erneuerbaren<br />

genutzt werden?<br />

• Welche politischen Konzepte sind für die Umstellung<br />

tauglich?<br />

• Welche Akteure können den Energiewechsel<br />

vorantreiben?<br />

Nach einer umfassenden analytischen Aufarbeitung<br />

der gegenwärtigen Situation der Energieversorgung<br />

führt Hermann Scheer den Leser entlang der letzten<br />

drei Fragen.<br />

Ein zentrales Thema nimmt bei ihm die Strukturfrage<br />

ein. Wie schon in der Vergangenheit, so tritt<br />

Scheer auch in seinem letzten Buch engagiert für<br />

eine Versorgung mit Erneuerbaren in dezentralen<br />

Strukturen ein. Er entlarvt die hinter dem Begriff des<br />

Energiekonsenses liegende Taktik, die die „überkommene<br />

Energiewirtschaft“ mit der Verlangsamung der<br />

Energiewende verfolgt. Sie hat letztlich kein Interesse<br />

an einer Umstellung auf eine dezentrale, aus<br />

vielen lokalen und regionalen Akteuren bestehende,<br />

Versorgungsstruktur und versucht, ihre Macht und<br />

ihren Einfl uss, der aus den von ihnen beherrschten<br />

zentralen Strukturen herrührt, möglichst lange aufrecht<br />

zu erhalten.<br />

Scheer äußert sich in seinem Buch umfassend zu<br />

den aktuellen energiepolitischen Themen: zur Laufzeitverlängerung<br />

für Atomkraftwerke ebenso wie zur<br />

weiteren Nutzung der Kohle unter der Annahme einer<br />

Kohlendioxid-Abscheidung und Lagerung (CCS).<br />

Der Nutzung der Atomenergie stellt er jegliche<br />

ethische Begründung in Abrede, wenn er mit Christine<br />

und Ernst-Ulrich von Weizsäcker anführt, dass<br />

dieser „die für jedwede Technologie unerlässliche<br />

Fehlerfreundlichkeit“ fehle und dass die Hinterlassenschaften<br />

nachfolgende Generationen noch<br />

unabsehbar belasten werden. CCS als Möglichkeit<br />

der Verlängerung des Kohlezeitalters lehnt Scheer<br />

mit der Begründung ab, dass es geowissenschaftlich<br />

keine glaubwürdigen Studien gebe, die eine sichere<br />

Lagerung des Kohlendioxids über Zigtausende von<br />

Jahren als durchführbar erachte. Die Nutzung von<br />

CCS würde – so Scheer – neben den unkalkulierbaren<br />

Kosten auch den Durchbruch der Erneuerbaren<br />

bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts verschieben.<br />

Er stellt sich mit seiner Auffassung auch gegen<br />

einige Klimaforscher des Potsdam-Instituts (das die<br />

Bundesregierung in Klimafragen berät), die CCS<br />

befürwortet haben.<br />

Es ist Scheers Überzeugung, dass den Erneuerbaren<br />

ein höherer ethischer Wert als allen fossilen<br />

und nuklearen Techniken zukommt, da sie „schadstofffrei“<br />

sind und damit keine sozialen Kosten hervorrufen.<br />

Diese nicht transparenten Umwelt- (und<br />

damit sozialen) Kosten, die bei den – so bezeichnet<br />

sie Scheer - „überkommenen Energien“ nicht auf<br />

der Stromrechnung angegeben werden, sind auch<br />

der Ausgangspunkt von Preisvergleichen, die die<br />

Energiewirtschaft zwischen Erneuerbaren und<br />

konventionellen Energien anstellt. Scheer spricht in<br />

diesem Zusammenhang von Markt-Autismus, wenn<br />

er die Forderung der konventionellen Energiewirtschaft<br />

nach einer Durchsetzung der Erneuerbaren<br />

Energien am Markt bewertet und zu dem Ergebnis<br />

kommt, dass Unvergleichliches miteinander in Vergleich<br />

gesetzt wird.<br />

Der Emissionshandel ist in Scheers Bewertung kein<br />

geeignetes Instrument, da er sich nur auf die Kostenvermeidung<br />

konzentriert, dabei aber im Streit der<br />

Staaten nur minimale Ergebnisse vorweisen kann.<br />

Nach obigem Positionsbezug wundert es nicht,<br />

dass Scheer die aktuell diskutierten Großprojekte<br />

Desertec (Wüstenstrom-Projekt zur partiellen Versorgung<br />

der EU mit Strom) und Seatec (Projekt eines<br />

Supergrids in der Nordsee unter Einschluss der<br />

*) Wilhelm Ostwald (1853 - 1932) war ein deutsch-baltischer Chemiker, Nobelpreisträger (1909) und Philosoph.<br />

Veröffentlichung: „Der energetische Imperativ“, Leipzig 1912, S. 81 ff.<br />

40 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


norwegischen Speicherkapazitäten) ablehnt, stellen<br />

sie doch in seinen Augen eine Fortsetzung der zentral<br />

strukturierten Großprojekte unter Führung der Stromwirtschaft<br />

dar.<br />

Er plädiert stattdessen sehr engagiert für eine Beschleunigung<br />

des dezentralen Ausbaus der Erneuerbaren<br />

Energien, für – wie er sie nennt – „System-brecher“<br />

der bestehenden, herrschenden Strukturen. Die Fortsetzung<br />

und Fortentwicklung des sehr erfolgreichen<br />

EEG, die Einführung einer Schadstoffbesteuerung<br />

anstelle einer Energiesteuer und politische Rahmenbedingungen,<br />

die einen dezentralen Ausbau von<br />

Erneuerbaren-Energien-Anlagen, insbesondere auch<br />

Windkraft im Binnenland voranbringen, sind seine<br />

dafür vorgesehenen, auf Deutschland bezogenen<br />

Instrumente.<br />

Er plädiert engagiert für eine bürgernahe, kommunale<br />

Energieversorgung und die Überführung der Strom- und<br />

Gasnetze in öffentliches Eigentum.<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

In seiner Vision „Agenda 21 reloaded“ beschreibt<br />

er die Chance auf eine Welt, die – nachdem einige<br />

Vorreiter-Staaten den Weg vorgezeichnet haben –<br />

komplett aus Erneuerbaren Energien dezentral versorgt<br />

wird: Eine friedlichere Welt durch die Vermeidung von<br />

Konfl ikten um (Energie-)Ressourcen und Wasser, ein<br />

Zugang zu sauberer Energie für alle Menschen.<br />

Die Durchsetzung von „Gesellschaftsethik statt Energieökonomismus“<br />

ist - so Scheer - der Leitfaden in unsere<br />

Zukunft. Die alten Energien, allen voran Kohle und<br />

Atom, haben abgewirtschaftet und gehören abgewickelt.<br />

Die Zukunft ist das Solarzeitalter.<br />

Das Buch schärft wie kaum ein anderes den Blick auf<br />

die aktuellen Konfl ikte um die Wege zu einer Erneuerbaren<br />

Energieversorgung, es zeigt mutige Visionen auf und<br />

fordert den Leser heraus, politisch Position zu beziehen.<br />

Es lädt auch dazu ein, selbst aktiver „Systembrecher“<br />

des bestehenden Energiesystems zu werden. (AS)<br />

Leserzuschrift zu Hermann Scheers letztem Buch<br />

„Der energethische Imperativ“<br />

Von Herbert Kaes<br />

Die sozialen Kosten unserer Energieversorgung<br />

sind gewaltig, und sie tauchen nicht in unseren Energierechnungen<br />

auf. Fossile Energien sind schmutzig,<br />

sie produzieren Ressourcenkriege und die extrem<br />

schädliche Klimaerwärmung, die laut Untersuchungen<br />

ungeheure Kosten zur Reparatur von Schäden und zur<br />

Anpassung an diese erforderlich macht. (Dies bei zur<br />

Zeit nur 0,7° Temperaturanstieg, bei „akzeptierten“ 2°<br />

in Zukunft laut Merkel...)<br />

Das „2° Ziel“ ist eine Kapitulation, Desertec ist nur<br />

für Afrika geeignet, für Deutschland viel zu langsam,<br />

auch das „Supergrid“ ist zu langsam und zu teuer, da<br />

die Umstellung zu einer dezentralen Energieversorgung<br />

viel schneller als zu einer zentralen geht. Wir müssen<br />

uns gegen die Allianz der Aufschieber durchsetzen.<br />

100% Erneuerbare-Energien-Strom wäre in Deutschland<br />

schon bis 2020 erreichbar. Die nukleare Energie<br />

fördert die Proliferation, da jeder AKW Besitzer Atomwaffen<br />

herstellen kann, sie setzt uns der ungeheuren<br />

Gefahr eines Tschernobyl auch durch Atomterrorismus<br />

aus, tötet viele indigene Uranarbeiter durch Strahlenkrebs,<br />

lässt uns auf unentsorgtem strahlendem Müll<br />

sitzen und tötet nachweislich Kinder schon im Normalbetrieb.<br />

Wenn man diese sozialen Kosten fossil wie<br />

nuklear einpreist, würde die Kilowattstunde über 50<br />

Cent kosten, teurer als jetzt noch die Solarenergie.<br />

Die Konzerne verlangen außerdem Planwirtschaft,<br />

nicht Marktwirtschaft. Das ist absurd. Aber die Ener-<br />

gieversorger verstaatlichen<br />

bringt nichts, staatliche verhalten<br />

sich nicht anders, der<br />

Staat muss die Regeln vorgeben.<br />

Der CO 2 Gehalt der<br />

Atmosphäre muss von 385<br />

ppm auf 350 ppm verringert<br />

werden und nicht, wie in Kopenhagen<br />

beabsichtigt, bis<br />

450 ppm akzeptiert werden.<br />

(Gut, dass Kopenhagen gescheitert<br />

ist.)<br />

Rezension / Leserbriefe<br />

Da die Schäden der Kli-<br />

Hermann Scheer<br />

maerwärmung schon begonnen<br />

haben, können wir einer dramatischen Zunahme<br />

nur entgehen, wenn wir mit aller Energie und schnellstmöglich<br />

an einer 100% Erneuerbaren Energie- Lösung<br />

arbeiten.<br />

Dies sagt Hermann Scheer in seinem neuen Buch,<br />

„Der ENERGETHISCHE Imperativ“. Er legt die vielen<br />

Zahlen, die vielen Schwierigkeiten dar, die überwunden<br />

werden müssen, wie den politisch – industriellen Komplex.<br />

Die Sonne ist eine gigantische Energiespenderin<br />

für alle Bedürfnisse des Menschen, wenige Basistechnologien<br />

ihrer Nutzung führen zu zahlreichen Ansätzen. Die<br />

Einführung der Erneuerbaren Energien ist keine Last,<br />

sondern bringt volkswirtschaftliche Vorteile.<br />

41


Leserbriefe<br />

Das EEG mit seiner ständigen Überarbeitung ist<br />

der Schlüssel zur 100 % Lösung, je nach den lokalen<br />

Verhältnissen und den Fortschritten der Technik.<br />

Scheer sagt, dezentrale Lösungen mobilisieren auch<br />

viel mehr kreative Energie. Energie muss in Zukunft<br />

überwiegend kommunal verwaltet werden. Die Energiekosten<br />

je Kopf liegen in Deutschland bei 2300 €<br />

pro Jahr, diese verlassen zur Zeit die Regionen, bei<br />

EE bleiben sie da...<br />

Er schlägt eine „Energieallee“ (die Autobahn) A7<br />

vor, die mit 5MW Windkraftwerken bestückt 2,2% der<br />

Stromenergie produzieren würde (ich schlage den<br />

Namen „Hermann Scheer -Allee“ vor). Nachfolgend<br />

wären Windräder- und Solarmodule an geeigneten<br />

Autobahnen und Bundesbahnen zu bauen, was<br />

deutlich über 15% der deutschen Stromproduktion<br />

bringen würde. Das wäre in wenigen Jahren möglich.<br />

Weltklimakonferenzen waren fehlorientiert durch<br />

ihre Betonung des Minimalprinzips und der Emissionsabgaben.<br />

Man muss sie in eine Weltkonferenz<br />

für nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz<br />

überführen, diese am besten in Form einer jährlichen<br />

Sondergeneralversammlung der UN.<br />

EEG und realistische Schadstoffabgaben (Schadstoffsteuer<br />

für die geschätzten Schäden als Ersatz für<br />

Historisches<br />

Zum Beweise, dass die Idee, Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien zu erzeugen, nicht erst auf unserem<br />

ganz frischen Mist gewachsen ist, sondern buchstäblich<br />

uralt ist - also mindestens seit 1927 existiert - füge<br />

ich einen Ausschnitt aus dem „Heimatkalender für<br />

Oels“, herausgegeben vom Verlag Geschw. Roesch,<br />

Oels/Schles., 1927 an:<br />

„Wenn dem Elektrizitäts-Genossenschaftler<br />

der Strom trotz seiner Bequemlichkeit zu wenig<br />

wirtschaftlich erscheint, so besteht diese Tatsache<br />

zu Recht. Der durchschnittliche Preis je<br />

Kilowattstunde beträgt für den Verbraucher 25<br />

Pfennige. Solange der Strom auf maschinellem<br />

Wege erzeugt wird, solange Aktiengesellschaften<br />

am Handel mit ihm gut verdienen, wird die<br />

Elektrizität auch nicht Gemeingut werden. Erst<br />

wenn sich kommunale Stromversorgung aus<br />

natürlicher Kraftanlage heraus ermöglichen läßt,<br />

wird die Elektrifi zierung eine Zukunft haben“<br />

Diesen habe ich dann in meinem jetzt herausgegebenen<br />

Buch „Kowalczyk: Groß Graben im Landkreis<br />

Oels in Schlesien“ in dem Abschnitt 1.18: „Strom<br />

Ökosteuer und Energiesteuern, anfangs etwa in der<br />

Höhe der Energiesteuern.) für Verbrennungsprodukte<br />

und Radioaktivität sind für eine zügige Umstellung<br />

erforderlich, und wer vorangeht und die Technik verbessert<br />

und verbilligt, tut viel für die Menschheit. Die<br />

vorindustriellen CO 2 -Werte von 350 ppm können binnen<br />

20 Jahren unterschritten werden, durch 100% EE<br />

und durch CO 2 -Verbrauch über weltweite Aufforstung<br />

und kohlenstoffverbesserte Böden... Es gibt mehrere,<br />

sehr seriöse 100% Studien, einschließlich derjenigen<br />

im Spektrum der Wissenschaft von 12/09.(1): „Emissionsfrei<br />

bis 2030“ als gedankliche Hilfe...<br />

Vier ordnungspolitische Grundsätze:<br />

- bleibender Vorrang der erneuerbaren Energien<br />

- Umwandlung einer Energiesteuer zu einer Schadstoffsteuer<br />

- Vorrang für EE in der Bauleitplanung<br />

- kommunale Energieversorgung zentral und öffentlich...<br />

Der EnergEthische Imperativ bedeutet: ultimative<br />

Beschleunigung. Mich freut die Vorstellung, dass<br />

Deutschland mit dem EEG einen bedeutenden Anstoß<br />

für die weltweite Versorgung mit 100 % Erneuerbaren<br />

Energien gemacht hat.<br />

Weitere Leserzuschriften zu anderen Themen<br />

der Neuzeit, der Elektrische“ zitiert und mit diesem<br />

Schlusssatz versehen: „Wie wahr, wie wahr, noch<br />

jetzt. Auf denn, lasst uns Wasser-, Wind und Sonnenkraftwerke<br />

als Gemeinschaftsanlagen bauen“<br />

Leserbrief von Günther Kowalczyk<br />

Reaktion auf höhere Strompreise<br />

durch Erneuerbare<br />

Auf die Kilowattstunde Strom nun 3,5 Cent mehr,<br />

monatlich keine 5 Euro pro Person - heißt auch<br />

weniger Vergeudung und das Geld bleibt hier. Es<br />

entstehen Arbeitsplätze, die Solaranlagenbetreiber<br />

konsumieren, investieren und zahlen Steuern. Sonst<br />

müssten wir an anderer Stelle noch mehr zahlen:<br />

Jede einzelne Solaranlage bringt weniger Energieimporte,<br />

weniger Geldabfl üsse und letztendlich<br />

insgesamt mehr Wohlstand.<br />

Leserbrief von Johannes Laubrock<br />

42 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Chronik einer höchst<br />

umstrittenen Atomenergie *)<br />

1960 01.01. Das Deutsche Atomgesetz (AtG) tritt in Kraft und regelt Bau u. Betrieb von Atomkraftwerken (AKW)<br />

1975<br />

Entstehung eine Anti-AtomKraftwerk-Bewegung<br />

ab 1982<br />

massive Proteste gegen den geplanten Bau der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf,<br />

Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei mit zahlreichen Verletzten.<br />

1986 26.04. Reaktorunglück von Tschernobyl, große Mengen radioaktiv verstrahlter Stäube entweichen und<br />

verteilen sich großflächig über Europa.<br />

1989 31.05 Einstellung des Baus der Wiederaufbereitungsanlage<br />

2000 14.06. Atomkonsens zwischen der Bundesregierung und den vier großen Energieversorgern:<br />

Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Kernenergie.<br />

01.11. Die Erkundungen im Salzstock Gorleben für die Eignung als Atommüllendlager ruhen.<br />

2002 26.04. Änderung des Deutschen Atomgesetzes trat in Kraft, Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Atomenergie<br />

ist somit gesetzlich geregelt: Kein Neubau von AKW, Befristung der Laufzeit durch Zuteilung<br />

bestimmter Strommengen auf die einzelnen Kraftwerke<br />

2009 Frühj. In Wahlprogrammen der CDU/CSU/FDP: Kernenergie sei ein vorerst unverzichtbarer Bestandteil<br />

im Energiemix. Sie sei eine Brückentechnologie, weil noch keine klimafreundlichen und<br />

kostengünstigen Alternativen ausreichend zur Verfügung stünden: Aufkündigung des Atomkonsens<br />

05.09. Demonstration „Mal richtig abschalten - Atomkraft? Nein danke!“ in Berlin; 50.000 Teilnehmer<br />

27.09. Bundestagswahl: CDU/CSU/FDP gewinnen die Wahl, nehmen Koalitionsverhandlungen auf.<br />

27.09. Online-Aufruf: „Nicht rütteln am Atomausstieg“, über 100.000 Menschen unterzeichnen 1)<br />

05.10. Aktion „Warmlaufen für den Widerstand – Atomkraft kaltstellen“; 5000 Menschen in Berlin und<br />

anderen Städten beteiligen sich 2)<br />

26.10. CDU/CSU und FDP unterschreiben den Koalitionsvertrag mit Laufzeitverlängerung für AKW<br />

2010 21.01. Arbeitstreffen der Bundesregierung und der vier großen Energieversorger<br />

26.03. Bundestag setzt einen Gorleben-Untersuchungsausschuss ein um zu klären, warum nur eine Prüfung<br />

des Salzstocks in Gorleben als Eignung für ein Atommüll-Endlager vorgenommen wurde<br />

24.04. KETTENreAktion zwischen AKW Brunsbüttel und Krümmel: 120.000 bilden eine 120 km<br />

lange Kette; Umzingelung des AKW Biblis: 20.000 Teiln., Protestaktion in Ahaus; 7.000 Teilnehmer<br />

18.09. Anti-Atomkraft-Kundgebung in Berlin: mehr als 100.000 Teilnehmer<br />

Start Montagsdemos gegen Atomkraft in verschiedenen Städten 2)<br />

5./6.09. Einigung der Regierungsparteien über Laufzeitverlängerung der AKW, nach Agenturberichten kurz<br />

vorher eine Beratung mit den Konzernchefs von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall<br />

28.09. Bundeskabinett beschließt das Energiekonzept mit Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke<br />

01.10. Erkundungen des Salzstocks Gorleben auf eine Eignung als mögliches Endlager für radioaktive Abfälle<br />

aus den AKW werden wieder aufgenommen<br />

22.10 Anhörung im Umweltausschuss zur geplanten Änderung des Atomgesetzes<br />

25.10. Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen meldet verfassungsrechtliche Bedenken gegen das<br />

Vorgehen der Bundesregierung an: Rechtsgutachten stützt ihre Auffassung, dass die Atomgesetzänderung<br />

der Zustimmung der Länder bedarf<br />

26.10. Umweltausschuss stimmt für die Änderung des Atomgesetzes, Antrag auf Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

wird abgelehnt<br />

26.10. SPD-geführte Länder (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bremen, Brandenburg und Berlin)<br />

kündigen eine Normenkontrollklage an, falls der Bundespräsident das Gesetz unterschreibt<br />

28.10. Bundestag beschließt Novelle des Atomgesetzes mit den Stimmen der CDU/CSU + FDP: AKW<br />

dürfen zw. 8 und 14 Jahren länger laufen als geplant. Beschluss ohne Beteiligung des Bundesrates<br />

28.10. Start eines „Online-Appell an Wulff“ zur Verweigerung der Unterschrift unter die Atomgesetznovelle 1)<br />

4.- 9.11. "Castor-Blockade 2010", Aktionen entlang der Bahnstrecke des Castortransport von Le Hague<br />

nach Gorleben 3)<br />

06.11. Großkundgebung in Dannenberg, bis zu 50.000 Teilnehmer 3)<br />

26.11. Bundesrat macht von seinem Einspruchsrecht keinen Gebrauch, das Gesetz kann in Kraft treten<br />

08.12. Unterzeichnung des Gesetzes durch den Bundespräsidenten<br />

Wie geht es weiter? Klage vor dem Bundesverfassungsgericht?<br />

Die Proteste werden nicht abreißen!<br />

Aktionen auf Initiative von 1) campact 2) Netzwerk .ausgestrahlt e.V. 3) X-tausendmal quer und andere<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Fehlentwicklungen<br />

*) Ohne Gewähr auf Vollständigkeit!<br />

43


Internes<br />

Mitgliederversammlung des <strong>SFV</strong><br />

Zielsetzung für das neue Vereinsjahr 2010 / 2011<br />

Die <strong>SFV</strong>-Jahreshauptversammlung 2010 fand - wie<br />

jedes Jahr - in der Bischöfl ichen Akademie in Aachen<br />

statt. Aus ganz Deutschland waren fast 50 Mitglieder<br />

nach Aachen gekommen.<br />

Die Mitgliederversammlung startete mit einem Einführungsvortrag<br />

von Prof. Dr. Müller-Hellmann, dem 1.<br />

Vorsitzenden des <strong>SFV</strong>. Er zeigte auf, dass in der Energieversorgung<br />

weltweit der Anteil an Kohle zunimmt und<br />

somit zwangsläufi g auch der Kohlendioxidausstoß. Die<br />

Anstrengungen zur Umstellung der Energieversorgung<br />

auf Erneuerbare Energien in allen Bereichen müssten<br />

dringend gesteigert werden. Im Verkehrssektor zum<br />

Beispiel müßten nicht nur die PKW mit Elektromotor ausgerüstet<br />

werden, sondern auch der Öffentliche Personennahverkehr.<br />

Es wurden einige Pilotprojekte vorgestellt,<br />

wie die Stromversorgung z.B. von Bussen reibungslos<br />

gewährleistet werden könnte: z.B. durch einen automatischen<br />

„Schnelltausch“ der Batterie, durch Schnellladung<br />

an bestimmten Haltestellen oder durch Aufl adung während<br />

der Fahrt (Nutzung von Oberleitungen). In diesem<br />

Zusammenhang wies Herr Prof. Dr. Müller-Hellmann<br />

daraufhin, dass Deutschland dabei sei, seine „technische<br />

Führerschaft“ zu verlieren. So hinke Deutschland in der<br />

Entwicklung z.B. im Bereich der Batterietechnik und<br />

Elektromobilität bis zu 10 Jahre hinterher. Der Vortrag<br />

gab den anwesenden Mitgliedern viele Denkanstöße<br />

und Argumentationshilfen für Diskussionen zum Thema<br />

Energieumstellung.<br />

Nach dem sehr interessanten Vortrag wurde es wieder<br />

formeller. Galt es doch, den gestellten Antrag zur Entlastung<br />

des Vorstand durch die Mitgliederversammlung zu<br />

genehmigen, die Arbeit für das Geschäftsjahr 2010/11<br />

zu beschließen und einen neuen Vorstand zu wählen.<br />

Die Entlastung und Wahl des neuen (alten) Vorstandes<br />

erfolgte einstimmig.<br />

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön auch an all<br />

diejenigen Mitglieder (415), denen es nicht möglich war an<br />

der Mitgliederversammlung teilzunehmen, dem Vorstand<br />

aber zur Bestätigung seiner Arbeit über die Erteilung einer<br />

Vollmacht zur Entlastung und Neuwahl des Vorstandes<br />

ihr Vertrauen aussprachen.<br />

Über die aufgestellten Zielsetzungen und politischen<br />

Forderungen für das neue Vereinsjahr kam es unter den<br />

anwesenden Mitgliedern zu einer sehr intensiven und regen<br />

Diskussion. (Die beschlossenen Ziele und Tätigkeiten<br />

des Vereins für das Vereinsjahr 2010/2011 sind auf der<br />

nächsten Seite im Ergebnisprotokoll aufgeführt.) Mit der<br />

Verlesung und Genehmigung des Protokolls endete um<br />

23.00 Uhr die Versammlung. (PHJ)<br />

v.l.n.r.: Alfons Schulte (2. <strong>SFV</strong>-Vorsitzender), Prof. Dr. Adolf Müller-<br />

Hellmann (1. <strong>SFV</strong>-Vorsitzender), Wolf von Fabeck (Geschäftsführer)<br />

Teilnehmer der Mitgliederversammlung<br />

Vortrag von Prof. Dr. Adolf Müller-Hellmann zum Thema Elektromobilität<br />

Ein herzliches Dankeschön an alle, die die Arbeit des <strong>SFV</strong><br />

durch Spenden oder Mitgliedsbeiträge unterstützen.<br />

44 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Protokoll zur Mitgliederversammlung 2010<br />

Ein Auszug<br />

Nach der Zustimmung zum Rechenschaftsbericht,<br />

der Vorstellung des Finanzberichts und des Berichts der<br />

Kassenprüfer wurde der Vorstand des <strong>SFV</strong> einstimmig<br />

entlastet.<br />

Darauf folgte die Diskussion und der anschließende<br />

mehrheitliche Beschluss zu den Forderungen und Vorhaben<br />

für das neue Vereinsjahr.<br />

Motto: Global denken - national handeln!<br />

• Erhaltung des Vorrangs Erneuerbarer Energien, nicht<br />

nur finanziell, sondern de facto;<br />

• Gewinnbringende (mehr als kostendeckende) Einspeisevergütung<br />

im EEG. Die Vergütung soll (unabhängig<br />

von den möglichen Gewinnen der Hersteller)<br />

den Betreibern der Anlagen Gewinne ermöglichen, die<br />

denen in der Energiewirtschaft entsprechen. Damit soll<br />

die Nachfrage nach neuen Anlagen schneller steigen<br />

als bisher.<br />

• Anhebung der Vergütung für Solaranlagen, insbesondere<br />

für kleine Anlagen (< 30 kWp), damit ein Wachstum<br />

im Ausbau der PV sichergestellt ist. Reduzierung der<br />

Degressionssätze für PV auf jährlich 5 Prozent;<br />

• Besonderer Vergütungsanreiz für gebäudeintegrierte<br />

PV-Anlagen;<br />

• Vorrangigkeit von Gebäudeanlagen gegenüber PV-<br />

Freiflächenanlagen<br />

• EEG: Anreiz-Vergütung für Biomassereststoffe- und<br />

Geothermie bei intermittierender Stromlieferung zur Netzentlastung,<br />

• Verpflichtung der Endkundenversorger, auf den Stromrechnungen<br />

die Senkung des Strombeschaffungspreises<br />

durch die Erneuerbaren Energien zu nennen;<br />

• Keine Genehmigungen für neue fossile Kraftwerke mit<br />

oder ohne CCS;<br />

• Keine Einlagerung von CO in unterirdische Hohlräu-<br />

2<br />

me;<br />

• Sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke, sowie sie<br />

den Vorrang der Erneuerbaren Energien gefährden;<br />

• Abschaffung aller Privilegien für die Erschließung neuer<br />

Braunkohlegruben, Erdöl- und Erdgasfelder sowie den<br />

Abbau von Kernbrennstoffen;<br />

• Ausweitung der Endlagersuche für hochradioaktive<br />

Abfälle;<br />

• Ausstieg aus dem Emissionshandel, sofern dieser<br />

das EEG und den Vorrang der Erneuerbaren Energien<br />

gefährdet;<br />

• Ein Gesetz zur konsequenten Liberalisierung des Stromhandels<br />

und Berücksichtigung des marktwirtschaftlichen<br />

Preises bis zum letzten Anschlussnehmer;<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

• Anreize zum Bau dezentraler Stromspeicher;<br />

• Empfehlung zum Umstieg im Straßenverkehr auf Elektroantrieb;<br />

• Nicht der HANDEL mit „grünem Strom“, sondern die<br />

ERZEUGUNG von Strom aus Erneuerbaren Energien<br />

muss vorangetrieben werden;<br />

• Beseitigung der administrativen und gesetzlichen<br />

Hemmnisse - außer denen für Natur- und Anwohnerschutz<br />

- für den Ausbau der Windenergie im Binnenland,<br />

z.B. Streichen der Ausschlusswirkung von Windkraftkonzentrationszonen<br />

auf andere Gebiete im Genehmigungsbereich;<br />

• Verstaatlichung der Strom- und Gasnetze;<br />

• Verpflichtung für die Netzbetreiber zur Erschließung weiterer<br />

Regionen mit hohem Potential Erneuerbarer Energien<br />

durch Neubau entsprechender Stromleitungen;<br />

• Verpflichtung der Netzbetreiber zum Erstellen aller<br />

Anschlussleitungen für Anlagen zur Nutzung der Erneuerbaren<br />

Energien;<br />

• Verpflichtung der Netzbetreiber zur Zahlung einer Bereitstellungsgebühr<br />

für betriebsfertige Anlagen der Erneuerbaren<br />

Energien, deren Strom - aus welchen Gründen<br />

auch immer - nicht abgenommen werden kann;<br />

• Pflicht zur Vollwärmedämmung bei Neubauten und<br />

sozialverträgliche Nachrüstpflicht für Altbauten;<br />

• Baupflicht zur Errichtung von Solaranlagen (Photovoltaik<br />

oder Solarthermie);<br />

• Der Schutz von Solaranlagenbetreibern gegenüber<br />

nachträglicher - nicht vorhersehbarer - Verschattung muss<br />

gesetzlich geregelt werden;<br />

• Erhöhung der Energiesteuern mit dem Ziel, den Arbeitgeberanteil<br />

zur Sozialversicherung zu ersetzen und ein<br />

Energiegeld für jeden Einwohner zu zahlen. Durch eine<br />

Verlagerung der Steuerlast von der menschlichen Arbeit<br />

auf den Einsatz von Energie kann die Energieeffizienz<br />

gesteigert werden. Jede Ausnahme bei der Besteuerung<br />

des Energieverbrauchs bei den energieintensiven Betrieben<br />

ist aufzuheben.<br />

• Information der Öffentlichkeit über Möglichkeiten und<br />

Chancen zur Umstellung der Energieversorgung auf 100<br />

Prozent Erneuerbare Energien;<br />

• Beratung von Solaranlagenbetreibern, Mitarbeit in der<br />

Clearingstelle EEG;<br />

• Einsatz gegen Flächenverbrauch durch Anbau von Biomasse<br />

zur energetischen Nutzung, Einsatz für stoffliche<br />

statt energetische Nutzung von Biomasse.<br />

Wahl des neuen Vorstands:<br />

Der bisherige Vorstand und Ersatzvorstand wurde<br />

einstimmig wiedergewählt.<br />

Internes<br />

45


Internes<br />

Der neue Vorstand des <strong>SFV</strong><br />

Für das neue Vereinsjahr wurden folgende Personen einstimmig<br />

in ihrem Amt bestätigt:<br />

1. Vorsitzender:<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann,<br />

geboren 1944, studierte Allgemeine<br />

Elektrotechnik und Elektrische Energietechnik<br />

und promovierte 1979 an<br />

der RWTH Aachen. Von 1998 bis 2008<br />

Hauptgeschäfts führer des Verbandes<br />

Deutscher Verkehrsunternehmen;<br />

nunmehr Geschäftsführer des VEV-<br />

Förderkreis e.V. 1987 bzw. 1993 erhielt er von der RWTH<br />

Lehraufträge für die Lehrgebiete „Elektrische Nahverkehrssysteme“<br />

und „Elektrische Bahnantriebe“. 1995 folgte die<br />

Ernennung zum Honorarprofessor. Herr Müller-Hellmann ist<br />

Gründungsmitglied des <strong>SFV</strong> und seit 1989 ehrenamtlich 1.<br />

Vorsitzender des <strong>SFV</strong>.<br />

2. Vorsitzender:<br />

Dipl.-Ing. Alfons Schulte, geb. 1958,<br />

studierte Nachrichtentechnik an der<br />

RWTH Aachen und arbeitet heute in<br />

einem Unternehmen, das Prüfsysteme<br />

und Anlagen für die KFZ-Elektronik herstellt.<br />

Er ist seit 2003 Mitglied im <strong>SFV</strong><br />

und aktiver, ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

in politischen Themenstellungen.<br />

Geschäftsführer:<br />

Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck, geb.<br />

1935, arbeitete nach Abschluss seines<br />

Maschinenbau-Studiums als Offi zier<br />

in der Bundeswehr in verschiedenen<br />

Positionen. Den längsten Teil seiner<br />

Dienstzeit war er als Dozent an der FH<br />

des Heeres in Darmstadt, Lehrfächer<br />

Techn. Mechanik und Kreiseltechnik<br />

tätig und wurde zum Dekan und Leiter des Fachbereiches Mathematik,<br />

Naturwissenschaften und Datenverarbeitung berufen.<br />

Nach seiner Pensionierung 1986 initiierte er die Gründung des<br />

<strong>SFV</strong> und ist seitdem Geschäftsführer. Sein unermüdliches<br />

Engagement für die Einführung Erneuer barer Energien war<br />

stets ehrenamtlich.<br />

Nächste Mitgliederversammlung 2011<br />

Bei Ausfall eines oder mehrerer Vorstandsmitglieder werden<br />

die verbleibenden Vorstandsmitglieder und die drei Stellvertreter<br />

unter sich eine Aufgabenteilung vornehmen, die für<br />

den Zeitraum bis zur nächsten Mitgliederversammlung einen<br />

funktionsfähigen neuen dreiköpfi gen Vorstand ergibt.<br />

Stellvertreter des Vorstandes<br />

Dr. rer. nat. Jürgen Grahl, geb. 1972,<br />

studierte Mathematik und ist am Institut<br />

für Mathematik der Universität<br />

Würzburg tätig. Er war lange Jahre<br />

Ansprechpartner der <strong>SFV</strong>-Infostelle in<br />

Würzburg und ist seit 2002 Stellvertreter<br />

des <strong>SFV</strong>-Vorstands. Besonders<br />

verdient macht sich Herr Grahl durch<br />

sein Engagement für Energiesteuern.<br />

Stellvertreter des Vorstandes<br />

Dr.-Ing. Bernd Brinkmeier, geb. 1948,<br />

arbeitet als Elektrotechniker und ist<br />

Mitinhaber einer Elektronikfirma in<br />

Aachen, die Messgeräte für schnellste<br />

Datenübertragungstechnik entwickelt.<br />

Er ist seit 1987 Mitglied des <strong>SFV</strong> und<br />

unterstützt den <strong>SFV</strong> seit vielen Jahren<br />

ehrenamtlich in Personalangelegenheiten,<br />

Steuer- und Sozial versicherungsfragen.<br />

Stellvertreter des Vorstandes<br />

Dipl.-Ing. Frank Busse, geb. 1965,<br />

studierte Maschinenbau. Er arbeitet<br />

heute als Patentanwalt in Aachen.<br />

Herr Busse ist seit 1998 Mitglied des<br />

<strong>SFV</strong>. Er unterstützt den <strong>SFV</strong> in organisatorischen,<br />

in juristischen Fragen<br />

sowie in Fragen des elektronischen<br />

Datenaustausches.<br />

Termin: 12. November 2011, 19.00 Uhr Ort: Aachen, Bischöfl iche Akademie<br />

46 Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.


Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen zugeordnet sein möchte, so fl ießen seine Spenden und ein<br />

Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.<br />

Amberg / Amberg-Sulzbach<br />

Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr. 11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-33193,<br />

http://www.solarverein-amberg.de, e-mail: info@solarverein-amberg.de, e-mail: hans.frey@gmx.de<br />

Düsseldorf<br />

Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf, Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076,<br />

e-mail: peter.koehling@web.de<br />

Nordbayern<br />

Vorsitz: Hermann Bähr, Thomas Biber, Hechlinger Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255,<br />

Fax.: 09833-989257, e-Mail: info@sfv-nordbayern.de, http://www.sfv-nordbayern.de, Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr<br />

Würzburg<br />

Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr. 10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-4174489,<br />

e-Mail: m.duerr@gmx.de, Treffen jeden 1. Montag im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr. 2, Würzburg.<br />

Solarbrief 4/10<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Info-Stellen des <strong>SFV</strong><br />

Beitritt zum Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Ich will stimmberechtigtes Mitglied im <strong>SFV</strong> werden.<br />

Der Jahresbeitrag beträgt mind. 61,36 Euro, mind. 23,01 Euro (ermäßigt)<br />

Meine Firma will Fördermitglied im <strong>SFV</strong> werden (nicht stimmberechtigt).<br />

Der Jahresbeitrag beträgt Euro<br />

(Höhe selbst bestimmen)<br />

Alle Mitglieder werden zentral von der Bundesgeschäftsstelle betreut. Wer mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich<br />

eine lokale Info-Stelle des <strong>SFV</strong> unterstützen möchte, fi ndet oben die notwendigen Infos und Kontaktadressen.<br />

Einzugsermächtigung:<br />

BLZ Kto-Nr.:<br />

Name: ................................................................................................................................<br />

Straße: ................................................................................................................................<br />

PLZ/Ort: ................................................................................................................................<br />

Tel.: ..................................... Fax: ................................................<br />

E-Mail:<br />

(Bitte deutlich schreiben!)<br />

Unterschrift:<br />

Per Post, Fax oder E-Mail an:<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen Fax: 0241-535786, zentrale@sfv.de<br />

Internes<br />

47


G 8058 - Postvertriebsstück<br />

Absender:<br />

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle,<br />

Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen<br />

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