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F r a g e n , d i e d e n g a s t b e w e g e n<br />
h e r r e n s c h u h e<br />
A u s d e r s e r i e : » F r A g ’ M A r c «<br />
1 Worin unterscheiden sich eigentlich schuhe?<br />
gue bereits <strong>als</strong> fester<br />
betrachtet man die Kriterien, die zu den unterschiedlichen<br />
Modellen führen, so sind dies in erster Linie unterschei -<br />
dungen im schaftbereich. so grenzt beispielsweise das<br />
Vorhandensein eines schuhverschlusses die schlupfschuhe<br />
(Pumps, Loafer und Mokassin) von anderen Modellen<br />
(schnürschuhen, schnallenschuhen usw.) ab. selten sind auch<br />
bodenmerkmale für die unterscheidung ausschlaggebend<br />
(beispiel: ein schlupfschuh mit absatz ist ein Pumps oder ein<br />
Loafer, ohne absatz ein Mokassin).<br />
2 Welches ist eigentlich der klassische Herrenschuh?<br />
der Oxford ist ein klassisches herrenschuhmodell,<br />
das <strong>als</strong> das eleganteste<br />
schuhmodell zum anzug gilt.<br />
besteht der gesamte schuhaußenschaft<br />
nur aus einem stück Leder, spricht man vom wholecut<br />
oder One piece Oxford. ist zumindest das Vorderteil nahtlos,<br />
nennt man dies einen glatten Oxford oder mit der Fachbezeichnung<br />
einen Plain Oxford. der ansonsten gleich geschnittene<br />
captoe Oxford hat hingegen eine zusätzliche Querkappe<br />
über den Zehen. Zeigt der oben genannte captoe Oxford noch<br />
eine ornamentale Lochverzierung auf der Querkappe, handelt<br />
es sich um einen halfbrogue Oxford. gibt es hingegen noch<br />
weitere Verzierungen der schaftteilkanten und ist die Querkappe<br />
auf die seiten des schuhs flügelartig verlängert (sog. Flügelkappe),<br />
ist es ein so genannter Fullbrogue Oxford; reicht sie<br />
bis an die hintere schaftnaht an der Ferse (Fersennaht), nennt<br />
sich das schuhmodell Longwing.<br />
3 gibt es Löcher im schuh, die man gerne hat?<br />
Ja. denn es gibt die brogues, eine<br />
bestimmte gruppe von schuhmodellen,<br />
die sich durch Lochverzierungen<br />
des schafts auszeichnen.<br />
brogues gehen auf hirten in schottland und irland zurück,<br />
welche sich Löcher in ihre schuhe bohrten, um das auf<br />
sumpfigem boden in dieschuhe eingedrungenes wasser wieder<br />
ausfließen lassen zu <strong>können</strong>. gleichfalls unterstützten die<br />
Öffnungen eine schnellere trocknung. später wurde die<br />
Praxis über die Jäger des schottischen adels allgemein gesellschaftsfähig.<br />
im 18. Jahrhundert bewährte sich der bro-<br />
standardschuh der<br />
arbeitenden Landbevölkerung<br />
groß -<br />
britanniens. noch<br />
heute gibt es jedoch<br />
die so genannten ghillie<br />
brogues oder ghillies, benannt<br />
nach den schottischen<br />
wildhütern. diese Variante, die<br />
am Fußgelenk geschnürt wird, trägt man<br />
bevorzugt zum Kilt.<br />
4 Haben preu ßische<br />
generäle einfluss auf die<br />
schuhmode gehabt?<br />
Ja. denn es gibt den blücher, ein<br />
klassisches herrenhalbschuhgrundmodell<br />
mit einer offenen<br />
schnürung. die bezeichnung<br />
blücher geht auf den preußischen generalfeldmarschall gebhard<br />
Leberecht Fürst blücher von wahlstatt (1742<strong>–</strong>1819)<br />
zurück, der seine soldaten mit diesem schuhmodell (dam<strong>als</strong><br />
noch <strong>als</strong> stiefel) für den siegeszug gegen napoleon ausstatten<br />
ließ. die international gebräuchliche bezeichnung verweist<br />
noch auf seine ursprünge <strong>als</strong> robuster armeestiefel.<br />
5 gibt es Hauptstädter, die <strong>als</strong> schuhwerk verewigt<br />
sind?<br />
Ja. denn es gibt die budapester, die<br />
nicht nur stolze be wohner der ungarischen<br />
Metropole sind, sondern<br />
auch die benennung für ein klassisches<br />
herrenschuhmodell. woher die bezeichnung budapester<br />
stammt oder wer sie zum ersten Mal verwendet hat, ist<br />
nicht überliefert. tat sache ist, dass dieses schuhmodell typische<br />
osteuropäische Merkmale (z. b. Lochungsmuster und<br />
Leistenform) aufweist und seit ende des 19. Jahrhunderts in<br />
budapest gefertigt wird. Vermutlich ist <strong>als</strong>o der Modellname<br />
auf den ursprung des schuhs in der ungarischen hauptstadt<br />
zurückzuführen. dort nennt man diesen schuh übrigens<br />
Karlsbader.<br />
Ein klassischer<br />
Captoe Oxford<br />
6 gibt es auch Beatles-schuhe?<br />
Ja. denn es gibt den chelsea-boot. er<br />
geht auf eine er findung eines schuhmachers<br />
von Königin Victoria aus den<br />
1830er Jahren in London zurück. das<br />
Modell hat sich seitdem in den klassischen herrenschuhkollektionen<br />
vieler anbieter gehalten, vermutlich weil es sich<br />
aufgrund der elastischen gummibandeinsätze komfortabel<br />
an- und ausziehen lässt. in den 1960er Jahren erlangte dieses<br />
Modell <strong>als</strong> „beatle-boot“ große Popularität. diese benennung<br />
geht auf die Popgruppe „the beatles“ zurück, deren<br />
Mitglieder diesen stiefel trugen.<br />
7 Kann man mit schiefen Füßen schuhgeschichte<br />
schreiben?<br />
Ja. denn es gibt den derby. er stammt aus der Zeit des beginnenden<br />
19. Jahrhunderts. die herkunft ist nicht ganz eindeutig,<br />
doch hatte einer der grafen von derby aufgrund seines hohen<br />
Fußrists Probleme beim Verschließen seiner schuhe. daraufhin<br />
wurde von dessen schuhmacher der derbyschaftschnitt für seine<br />
schuhe entwickelt, der durch eine offene schnürung und durch<br />
die beiden seitlichen, von der Fersennaht kommenden und auf<br />
dem Vorderteil des schafts aufliegenden seitenteile gebildet wird.<br />
8 gibt es schuhe, die <strong>als</strong> förmliche Fußbekleidung<br />
unterschiedlich bewertet werden?<br />
Ja. denn es gibt den Loafer, einen<br />
schlupfhalbschuh mit absatz.<br />
die ersten Loafer wurden<br />
um 1910 in amerika hergestellt,<br />
dabei handelte es sich um das Modell, das<br />
heute Pennyloafer genannt wird. die Firma<br />
bass sorgte für eine Verbreitung dieses Modells,<br />
indem sie es in den 1930er Jahren in<br />
den universitäten einführte, wo es sich<br />
schnell zum klassischen schuh der ivy League<br />
entwickelte und seinen heutigen<br />
Modell namen erhielt <strong>–</strong> angeblich steckten<br />
die studenten einen Penny <strong>als</strong> glücksbringer<br />
in die aussparung der schaftbrücke über dem<br />
rist. die akzeptanz dieses schuhmodells im<br />
geschäftsleben ist unterschiedlich und auch<br />
von der jeweiligen branche abhängig. einerseits<br />
hängt sie vom Land ab <strong>–</strong> in amerika<br />
und in italien ist der Loafer allgemein akzeptiert;<br />
in england und deutschland tritt<br />
man ihm mit skepsis entgegen, andererseits<br />
von der schuhfarbe <strong>–</strong> schwarz<br />
wird eher für geschäftliche anlässe akzeptiert,<br />
wohingegen braun töne der<br />
Freizeit vorbehalten sind.<br />
9 Haben sich auch Mönche um<br />
die schuhmode verdient gemacht?<br />
Ja, wenigstens bei<br />
der namensgebung.<br />
denn es gibt<br />
den Monkstrap, ein grundmodell klassischer herrenhalbschuhe<br />
im derbyschnitt, welches statt einer schnürung mit<br />
einem oder zwei riemen verschlossen wird. Laut einer usamerikanischen<br />
Quelle sollen Monkstraps auf schuhwerk alpenländischer<br />
Mönche aus dem 15. Jahrhundert zurückgehen.<br />
diese behauptung entbehrt jedoch eines belegs. im gegenteil,<br />
die schaftschnitte von Mönchschuhen weisen zwar<br />
einen riemenverschluss auf, doch verläuft dieser nicht von<br />
der schuhinnenseite nach außen, sondern zieht auf der<br />
außenseite nach oben um dann durch eine schlaufe gezogen<br />
wieder abwärts zu verlaufen und dort fixiert zu werden. einen<br />
gesicherten beleg der existenz des Monkstraps stammt<br />
hingegen erst aus dem Jahr 1901.<br />
10 gibt es auch Klassiker aus skandinavien?<br />
Ja. denn es gibt den norweger. das<br />
norweger-schuhmodell ist von den<br />
arbeitsschuhen der norwegischen<br />
Fischer entlehnt. die ursprüngliche<br />
Konstruktionsweise des schuhs mit unsichtbaren bestochenen<br />
nähten stammt von den inuit und die original zwiegenähte<br />
Konstruktionsweise des schuhs wird in der eng -<br />
lischen sprache auch norwegian welt genannt.