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2.2 Stellenwert und Bedeutung von Seminarzielen im Kontext der ...

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<strong>2.2</strong> <strong>Stellenwert</strong> <strong>und</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Seminarzielen</strong> <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>der</strong><br />

Strukturplanung<br />

RUTH KAISER<br />

Seminarziele nehmen unter den Faktoren des Lehr-Lernarrangements <strong>und</strong> den bei<br />

<strong>der</strong> Strukturplanung zu berücksichtigenden Größen eine prominente Stellung ein. ln<br />

ihnen sind diejenigen Kompetenzen festgehalten, über die Teilnehmende am Ende<br />

des besuchten Seminars verfügen sollenfwollen. Seminarziele geben damit die<br />

Gr<strong>und</strong>lage fLir die Konstruktion <strong>der</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mung (Lobe) ab. Zugleich<br />

sind sie Gradmesser fLir Ausmaß <strong>und</strong> Niveau (Schwierigkeitsgrad) <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lobe<br />

gezeigten Leistungen (Performanz). ln diesem Teilkapitel werden folglich diejenigen<br />

Punkte angesprochen, die Kursleitende bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>und</strong> Formulierung <strong>von</strong><br />

<strong>Seminarzielen</strong> bereits mit Blick auf später zu erstellende Lernstandortbest<strong>im</strong>mungen<br />

(vgl. Kap. 3) beachten sollten.<br />

<strong>2.2</strong>.1 <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> Seminarziele<br />

Unter den zentralen Größen des Lehr-Lernarrangements sind auch die Seminarziele<br />

aufgeführt. Sie zählen gemeinsam mit Inhalten, Methoden/Medien <strong>und</strong><br />

Evaluationsformen, <strong>der</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mung (Lobe), sogar zu den Kernelementen<br />

<strong>der</strong> Strukturplanung. Und auch unter diesen nehmen sie insofern eine<br />

Son<strong>der</strong>stellung ein, als erst <strong>im</strong> Rückgriff auf sie Entscheidungen über die Gestaltung<br />

des Methodenarrangements <strong>und</strong> über die Art <strong>der</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mung<br />

zu treffen sind.<br />

BEDEUTUNG DER SEMINARZIELE 23


Diese Son<strong>der</strong>stellung <strong>der</strong> Ziele <strong>im</strong> Insgesamt <strong>der</strong> Elemente <strong>von</strong> Strukturplanung<br />

ist <strong>im</strong> einzelnen darzulegen.<br />

Ziele sind Ausdruck einer Lernabsicht, beschreiben die Richtung, in die ein Lernprozess<br />

angelegt ist, halten das angestrebte Lernergebnis fest, fixieren, was Teilnehmende<br />

am Ende eines erfolgreichen Lernprozesses wissen o<strong>der</strong> können sollen/<br />

wollen. Sie beschreiben, <strong>im</strong> weitesten Sinn verstanden, Handlungen: Denk- <strong>und</strong><br />

Verstehenshandlungen, praktische, sozial-interaktive, künstlerische, sprachliche<br />

Handlungen.<br />

Handlungen lassen sich auf unterschiedlichen Ebenen beschreiben. Im Lehr-Lernkontext<br />

erfolgt diese Beschreibung meist <strong>von</strong> einem allgemeinen Niveau aus weiter<br />

auf zunehmend konkreter werdende Ebenen.<br />

In <strong>der</strong> allgemeinen Form verweisen Lernziele meist auf umfassende Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> daraus resultierende Handlungen. Hierzu zählen etwa allgemeine Lernziele<br />

wie, Erhöhen <strong>der</strong> Lesekompetenz', ,För<strong>der</strong>ung des ästhetischen Urteilsvermögens',<br />

,Stärkung <strong>der</strong> Ich-Identität', ,Kritikfähigkeit gegenüber eigenen Geschlechtsstereotypen',<br />

die dann in mehrere Teilhandlungen auszuglie<strong>der</strong>n sind.<br />

Die Notwendigkeit zur Formulierung <strong>und</strong> Fixierung solcher allgemeinen Ziele<br />

ergibt sich aus ihrer einigenden <strong>und</strong> richtungsweisenden Funktion: Der Lehr­<br />

Lernprozess wird auf eine zentrale Leitlinie hin angelegt, alle Einzelaktivitäten<br />

erhalten <strong>von</strong> diesem Ziel her ihre Klammer, so dass das Seminargeschehen nicht<br />

zerfranst <strong>und</strong> seine Kontur verliert.<br />

Aber: Diese Leistung erbringen die allgemeinen Ziele nur, wenn hinreichend deutlich<br />

wird, was mit ihnen gemeint ist. Man kann kaum behaupten, eine best<strong>im</strong>mte<br />

Lehr-Lernaktivität in einem Seminar habe beispielsweise mit <strong>der</strong> Erhöhung <strong>von</strong><br />

Lesekompetenz zu tun, wenn man nicht gleichzeitig weiß, was konkret unter<br />

,Erhöhung' wie auch unter ,Lesekompetenz' zu verstehen ist, welche Fähigkeiten<br />

damit präzise angesprochen sind, <strong>und</strong> welche Einzelmaßnahmen <strong>im</strong> Seminar <strong>von</strong><br />

daher auf <strong>und</strong> nicht etwa weitab <strong>von</strong> dieser Linie liegen.<br />

Die unabweisbare Konsequenz aus diesem Hinweis lautet: Allgemeine Lernziele<br />

müssen in konkrete (Teil-) Lernziele ausgeglie<strong>der</strong>t werden. Erst sie ermöglichen, geeignete<br />

Methodenentscheidungen zu treffen <strong>und</strong> vor allem solche Evaluationsformen<br />

(Lernstandortbest<strong>im</strong>mungen) zu konstruieren, die dem angestrebten allgemeinen<br />

Ziel auch tatsächlich entsprechen.<br />

24 RuTH KArsER


<strong>2.2</strong>.2 Vom Allgemeinziel zu konkreten Teillernzielen<br />

Es stellt sich die Frage, wie man zu den unverzichtbar aufzuführenden Teillernzielen<br />

gelangt, die auf das Allgemeinziel rückführbar sind <strong>und</strong> es zutreffend<br />

repräsentieren. Dies erfolgt nicht auf dem Weg einer strengen Deduktion, einer<br />

schematischen Ausglie<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n auf dem <strong>der</strong> Interpretation.<br />

Deduktion beinhaltet eine einheitliche, notwendigerweise <strong>im</strong>mer gleiche Ableitung<br />

<strong>von</strong> Teillernzielen aus dem AllgemeinzieL Je<strong>der</strong> müsste dann - ausgehend<br />

vom gleichen Ziel - zum gleichen Ergebnis, das heißt zu einer identischen Liste<br />

<strong>von</strong> Teillernzielen gelangen. Diese Annahme ist nicht haltbar: Wie schon ausgeführt,<br />

verweisen allgemeine Ziele aufHandlungen. Diese werden in einem sozialen<br />

<strong>Kontext</strong> definiert. Angesichts unterschiedlicher sozialer Gegebenheiten än<strong>der</strong>t sich<br />

auch das individuelle Verständnis mit Blick auf dieselbe Zielformulierung.<br />

Beispiel:<br />

Die Beschreibung <strong>der</strong> Handlung ,Erhöhung <strong>der</strong> Lesekompetenz' fällt unterschiedlich<br />

aus, je nachdem, ob sie jemand mit bildungsfernem o<strong>der</strong> bildungsnahem<br />

Hintergr<strong>und</strong> vorn<strong>im</strong>mt, ob sie mit Blick auf ,hohe' Literatur o<strong>der</strong> Alltagstexte<br />

erfolgt, ob man an Langzeitarbeitslose <strong>und</strong> ihre beson<strong>der</strong>e Lebenssituation o<strong>der</strong><br />

etwa an Senioren nach ihrer Berufszeit denkt. Teillernziele gewinnt man daher nur<br />

auf dem Weg, sein eigenes Verständnis <strong>der</strong> <strong>im</strong> Allgemeinziel angesprochenen<br />

Handlung unter Berücksichtigung des jeweiligen Handlungskontextes darzulegen.<br />

Darlegen heißt: Man interpretiert, differenziert das eigene Verständnis aus, möglichst<br />

unter Angabe <strong>der</strong> Bedingungen, unter denen man die Handlung als ausführbar<br />

ansieht. Folglich kommen zwei Interpreten, zwei Kursleitende, be<strong>im</strong><br />

gleichen allgemeinen Ziel als Ausgangspunkt nicht unbedingt zu einem identischen<br />

Ergebnis, was ihre Liste <strong>von</strong> Teilzielen betrifft.<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzliche For<strong>der</strong>ung, allgemeine Ziele in konkrete Teillernziele auszudifferenzieren,<br />

mag einleuchten. Allerdings bleibt zu klären, woran sich erkennen<br />

lässt, ob man in <strong>der</strong> Tat zu einem konkreten Ziel gelangt <strong>und</strong> nicht etwa <strong>im</strong>mer<br />

noch bei einem allgemeinen stehen geblieben ist, wenn es auch auf einem ,tieferen'<br />

logischen Niveau angesiedelt wurde.<br />

Das entsprechende Kriterium lässt sich unter dem Stichwort Performanz finden.<br />

Performanz verweist auf den tatsächlichen ,faktischen Handlungsvollzug, wogegen<br />

<strong>der</strong> meist hier mitgedachte Begriff <strong>der</strong> Kompetenz nur die gr<strong>und</strong>sätzliche Befähigung<br />

zu entsprechendem Handeln meint. So lässt sich beispielsweise einer Teilnehmerin<br />

Lesekompetenz zusprechen <strong>und</strong> damit annehmen, sie sei etwa in <strong>der</strong><br />

Lage, Texte zu glie<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Hauptgedanken zu erfassen, <strong>im</strong>plizite Definitionen<br />

BEDEUTUNG DER SEMINARZIELE 25


zu erkennen, Wi<strong>der</strong>sprüche, Unklarheiten, gedankliche Sprünge aufzuspüren,<br />

wenn sie diese Fähigkeiten in zahlreichen Situationen be<strong>im</strong> Umgang mit Texten<br />

auch schon unter Beweis gestellt hat. Dann aber erweist sich eventuell, dass sie die<br />

Leistung zu einem an<strong>der</strong>en Zeitpunkt, in einer an<strong>der</strong>en Situation <strong>und</strong> an einem<br />

neuen Text nicht erbringen kann beziehungsweise hinter ihren <strong>im</strong> Prinzip vorhandenen<br />

Möglichkeiten zurück bleibt. Die Performanz wurde also <strong>von</strong> diesen<br />

neuen Handlungsumständen <strong>der</strong>art beeinflusst, dass sie mit <strong>der</strong> Kompetenz nicht<br />

deckungsgleich blieb.<br />

Teilziele sind folglich dann konkret formuliert, wenn sie angeben, welche abrufbaren<br />

Leistungen (Performanz) die Lernenden erbringen sollen. Diese Angaben<br />

erfolgen sinnvollerweise unter Heranziehung solcher Verben, die beobachtbare<br />

Handlungen ansprechen: also beispielsweise Hauptgedanken nennen, formulieren,<br />

vortragen können, markante Linien in einem Bild zeigen, ein Bild in eine Textdatei<br />

einscannen, eine eigene Meinung mit Angabe <strong>von</strong> Gründen vertreten o<strong>der</strong> anhand<br />

einer dafür geeigneten Karikatur Punkte nennen (aufFlipchart o<strong>der</strong> Metaplankarte<br />

aufschreiben) können, die eigenen Anschauungen über das an<strong>der</strong>e Geschlecht entsprechen.<br />

Die Beispiele machen über ihre Unterschiedlichkeit hinweg das Prinzip<br />

deutlich: Performanz erfor<strong>der</strong>t, Nicht-Beobachtbares in Beobachtbares zu übersetzen,<br />

wobei noch nichts über die Qualität, die diesen Handlungen zuerkannt wird,<br />

ausgesagt ist.<br />

<strong>2.2</strong>.3 Lernziele <strong>und</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mung<br />

Die Benennung konkreter Leistungen <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Teillernziele ist kein Selbstzweck.<br />

Sie geben vielmehr die Gr<strong>und</strong>lage ab für weitere Entscheidungen, etwa die<br />

Auswahl geeigneter Methoden o<strong>der</strong> passen<strong>der</strong> Formen <strong>der</strong> Evaluation. Der thematischen<br />

Ausrichtung dieser Handreichung entsprechend soll <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

<strong>von</strong> Lernzielen <strong>und</strong> Evaluation, also dem Verfahren zur Lernstandortbest<strong>im</strong>mung<br />

(Lobe) näher beleuchtet werden.<br />

Im Gr<strong>und</strong>e genommen handelt es sich um einen einfachen <strong>und</strong> hoch plausiblen<br />

Zusammenhang: In den konkreten Teilzielen sind durch entsprechende Verben<br />

die Leistungen angezeigt, die ein Lerner nach erfolgtem Lernprozess erbringen<br />

sollte. Also beispielsweise: ,Die Teilnehmenden sollen fähig sein, die Hauptgedanken<br />

eines Textes mit eigenen Worten schriftlich/mündlich wie<strong>der</strong>geben zu können.'<br />

Allein die am Ende eines Seminars, häufig als Blitzlicht organisierte<br />

Befragung <strong>der</strong> Teilnehmenden, ob sie ihrer Meinung nach das Lernziel erreicht<br />

haben <strong>und</strong> nun etwa die Hauptgedanken eines Textes erfassen könnten, reicht als<br />

26 RUTH KAISER


Evaluation (Lernstandortbest<strong>im</strong>mung) bei weitem nicht aus: Man bejaht diese Frage<br />

vielleicht nicht zuletzt, weil man sich selbst <strong>und</strong> auch öffentlich an<strong>der</strong>en<br />

gegenüber ungern eingesteht, das Lernziel nicht erreicht zu haben, über die entsprechende<br />

Fähigkeit nicht zu verfügen. Zudem melden fast alle an<strong>der</strong>en nur<br />

Positives zurück, da will man nicht ausscheren <strong>und</strong> sich verhalten o<strong>der</strong> skeptisch<br />

äußern. Nicht zuletzt ist man ja vielleicht auch tatsächlich <strong>der</strong> Meinung, dies nun<br />

zu können.<br />

Aber meinen, glauben, in den Chor aller einst<strong>im</strong>men ist kein Beleg dafür, dass man<br />

die fragliche Fähigkeit wirklich besitzt, kein Nachweis darüber, dass man etwas<br />

tatsächlich weiß o<strong>der</strong> kann.<br />

Daher lautet die Handlungsregel:<br />

Lernetfolg lässt sich nur feststellen, wenn die in den Teillernzielen angesprochenen Leistungen<br />

an irgendeinem Punkt des Lernprozesses auch tatsächlich, d.h. wahrnehmbar;<br />

beobachtbar j,abhakbar' erbracht werden.<br />

Dazu zwei Anmerkungen:<br />

• Die Formulierung ,an irgendeinem Punkt' verweist darauf, dass dies nicht<br />

<strong>im</strong>mer nur am Ende eines Seminars in Form einer so genannten summativen,<br />

einer bloß das ,Endprodukt' erfassenden Evaluation geschehen muss.<br />

Solche Aktivitäten können o<strong>der</strong> sollen sogar auch zwischendurch erfolgen, als<br />

formative Evaluation, die ganz <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Handreichung vertretenen<br />

Lernstandortbest<strong>im</strong>mung auch den Lernprozess ins Auge fasst <strong>und</strong> ihn zu<br />

opt<strong>im</strong>ieren versucht. (Näheres hierzu in Kap. 3-1).<br />

• Die Bedingung, die Leistung müsse wahrnehmbar (beobachtbar) sein, <strong>im</strong>pliziert<br />

nicht, dass dies ausschließlich durch an<strong>der</strong>e geschieht nach dem schulischen<br />

Muster: Die Schüler tun etwas, <strong>der</strong> Lehrer beobachtet sie dabei<br />

beziehungsweise n<strong>im</strong>mt das Ergebnis in Augenschein <strong>und</strong> bewertet es. Gerade<br />

unter <strong>der</strong> Annahme, dass erwachsene Lerner in aller Regel aus eigenem<br />

Antrieb <strong>und</strong> Interesse an Seminaren <strong>der</strong> Weiterbildung teilnehmen, sie also<br />

selbst in hohem Maß am Erreichen <strong>der</strong> gesetzten Lernziele interessiert sind,<br />

erhält Evaluation auch den Charakter <strong>von</strong> Selbstevaluation. In erster Linie will<br />

die Lernerin selbst wissen, ob <strong>und</strong> was sie kann o<strong>der</strong> weiß. Die Kursleitung<br />

<strong>und</strong> Mitlernende mögen bei Analyse <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong> erbrachten Leistung<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer Lernstandortbest<strong>im</strong>mung einbezogen sein. Diese wird aber<br />

nicht für sie o<strong>der</strong> wegen ihres Urteils erbracht. (Näheres hierzu in Kap. 3).<br />

Zurück zur HandlungsregeL Der angesprochene enge Zusammenhang zwischen<br />

Teillernziel <strong>und</strong> Evaluation ermöglicht die unkomplizierte Planung <strong>von</strong> Lerner-<br />

BEDEUTUNG DER SEMINARZIELE 27


folgskontrollen, sprich <strong>von</strong> Verfahren zur Lernstandortbest<strong>im</strong>mung. Hierzu sind<br />

lediglich die mit den Verben <strong>der</strong> einzelnen Teilzielformulierungen aufgeführten<br />

Beschreibungen <strong>von</strong> angestrebten Leistungen in entsprechende Aufgaben zu übersetzen.<br />

Heißt es etwa: ,Die Teilnehmenden sollen fähig sein, die Hauptgedanken eines<br />

Textes schriftlich/mündlich in eigenen Worten wie<strong>der</strong>zugeben', besteht eine passende<br />

Art <strong>der</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mung darin, ihnen einen bislang unbekannten<br />

Text vorzulegen mit eben dieser Auffor<strong>der</strong>ung zur Skizzierung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>aussagen.<br />

O<strong>der</strong> ist ein Lernziel, die eigene Meinung mit Gründen vertreten zu können,<br />

müssen sich Teilnehmende in einem (spielerisch verstandenen) Streitgespräch<br />

behaupten, wobei zur besseren (Selbst-)Analyse <strong>und</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Disput mittels<br />

Video dokumentiert werden kann. Sollen sie in <strong>der</strong> Lage sein, ihr latent vorhandenes<br />

Geschlechtsstereotyp zu erkennen, könnten sie einen entsprechend gestalteten<br />

Fragebogen ausfüllen <strong>und</strong> ihn auf die <strong>im</strong> eigenen Antwortverhalten jeweils aufscheinenden<br />

Verfestigungen hin gruppieren <strong>und</strong> tabellarisch auflisten, um so<br />

,Schieflagen' <strong>im</strong> Urteil optisch zu verdeutlichen <strong>und</strong> damit die Gr<strong>und</strong>lage für ein<br />

Umdenken zu schaffen.<br />

Die Beispiele lassen zumindest andeutungsweise erkennen, dass man auf unterschiedliche<br />

Formen <strong>von</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mungen zurückgreifen kann, etwa auf<br />

Textaufgaben, aufRollenspiele (S<strong>im</strong>ulationen), auf Fragebögen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es mehr.<br />

(Zum Spektrum denkbarer Formen siehe insbeson<strong>der</strong>e Kap. 3-2).<br />

Die wichtigsten Gesichtspunkte sollen in Form folgen<strong>der</strong> Tips nochmals festgehalten<br />

werden:<br />

• Allgemeine Ziele sind als Orientierungsstränge <strong>und</strong> Leitlinien für die Arbeit<br />

<strong>im</strong> Seminar unentbehrlich. Allerdings müssen sie in konkrete Teillernziele<br />

übersetzt werden.<br />

• Der Übersetzungsprozess ist dann als gelungen anzusehen, wenn die in den<br />

Teillernzielen enthaltenen Verben konkret auszuführende <strong>und</strong> beobachtbare<br />

Handlungen ansprechen.<br />

• Die so beschriebenen (Lern-)Leistungen werden zu Evaluationszwecken in<br />

entsprechende Aufgaben übersetzt, zu <strong>der</strong>en erfolgreicher Bearbeitung genau<br />

die angestrebten Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten erfor<strong>der</strong>t sind.<br />

• So vielfältig Aufgaben <strong>und</strong> Aufgabentypen sein können, so zahlreiche <strong>und</strong><br />

unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Durchführung <strong>von</strong> Lernstandortbest<strong>im</strong>mungen<br />

lassen sich konstruieren <strong>und</strong> den Lernenden anbieten. Hier ist ein großer<br />

Interpretationsspielraum gegeben, da eine strenge, einlinige Deduktion vom<br />

übergeordneten Lernziel aus (glücklicherweise) nicht möglich ist.<br />

28 RuTH KAISER

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