2.2 Stellenwert und Bedeutung von Seminarzielen im Kontext der ...

folgskontrollen, sprich von Verfahren zur Lernstandortbestimmung. Hierzu sind
lediglich die mit den Verben der einzelnen Teilzielformulierungen aufgeführten
Beschreibungen von angestrebten Leistungen in entsprechende Aufgaben zu übersetzen.
Heißt es etwa: ,Die Teilnehmenden sollen fähig sein, die Hauptgedanken eines
Textes schriftlich/mündlich in eigenen Worten wiederzugeben', besteht eine passende
Art der Lernstandortbestimmung darin, ihnen einen bislang unbekannten
Text vorzulegen mit eben dieser Aufforderung zur Skizzierung der Grundaussagen.
Oder ist ein Lernziel, die eigene Meinung mit Gründen vertreten zu können,
müssen sich Teilnehmende in einem (spielerisch verstandenen) Streitgespräch
behaupten, wobei zur besseren (Selbst-)Analyse und Beurteilung der Disput mittels
Video dokumentiert werden kann. Sollen sie in der Lage sein, ihr latent vorhandenes
Geschlechtsstereotyp zu erkennen, könnten sie einen entsprechend gestalteten
Fragebogen ausfüllen und ihn auf die im eigenen Antwortverhalten jeweils aufscheinenden
Verfestigungen hin gruppieren und tabellarisch auflisten, um so
,Schieflagen' im Urteil optisch zu verdeutlichen und damit die Grundlage für ein
Umdenken zu schaffen.
Die Beispiele lassen zumindest andeutungsweise erkennen, dass man auf unterschiedliche
Formen von Lernstandortbestimmungen zurückgreifen kann, etwa auf
Textaufgaben, aufRollenspiele (Simulationen), auf Fragebögen und anderes mehr.
(Zum Spektrum denkbarer Formen siehe insbesondere Kap. 3-2).
Die wichtigsten Gesichtspunkte sollen in Form folgender Tips nochmals festgehalten
werden:
• Allgemeine Ziele sind als Orientierungsstränge und Leitlinien für die Arbeit
im Seminar unentbehrlich. Allerdings müssen sie in konkrete Teillernziele
übersetzt werden.
• Der Übersetzungsprozess ist dann als gelungen anzusehen, wenn die in den
Teillernzielen enthaltenen Verben konkret auszuführende und beobachtbare
Handlungen ansprechen.
• Die so beschriebenen (Lern-)Leistungen werden zu Evaluationszwecken in
entsprechende Aufgaben übersetzt, zu deren erfolgreicher Bearbeitung genau
die angestrebten Fähigkeiten und Fertigkeiten erfordert sind.
• So vielfältig Aufgaben und Aufgabentypen sein können, so zahlreiche und
unterschiedliche Formen der Durchführung von Lernstandortbestimmungen
lassen sich konstruieren und den Lernenden anbieten. Hier ist ein großer
Interpretationsspielraum gegeben, da eine strenge, einlinige Deduktion vom
übergeordneten Lernziel aus (glücklicherweise) nicht möglich ist.
28 RuTH KAISER