Alexander Sergeiewitsch Puschkin
Puschkin.pdf
Puschkin.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Alexander</strong> <strong>Sergeiewitsch</strong> <strong>Puschkin</strong><br />
Leben<br />
<strong>Puschkin</strong> wird in Moskau geboren und verbringt die Sommer von 1805 bis 1810<br />
üblicherweise bei seiner Großmutter, Maria Alexejewna (einer Tochter des äthiopischen<br />
Sklaven Ibrahim Petrowitsch Gannibal, der später Patenkind Peters des Großen wurde), im<br />
Dorf Sacharow bei Svenigorod nahe Moskau. Diese frühen Kindheitseindrücke spiegeln sich<br />
in seinen ersten Versuchen als Dichter wieder, z.B. in den bald darauf entstandenen Gedichten<br />
Mönch, (Монах, 1813), Wowa, (Вова, 1814), sowie in seinen im Lyzeum entstandenen<br />
Poslanije k Judinu (Послание к Юдину 1815) und Traum (Сон, 1816).<br />
Sechs Jahre verbringt <strong>Puschkin</strong> im Lyzeum in Zarskoje Selo (das heute seinen Namen trägt),<br />
einer Elite-Lehranstalt, die am 19. Oktober 1811 eröffnet worden ist. Von dort aus erlebt der<br />
Junge auch die Ereignisse des "Vaterländischen Krieges" gegen Napoleon (1812).<br />
Anfang 1815 schreibt <strong>Puschkin</strong> im Beisein G. R. Derschawins sein patriotisches Gedicht<br />
"Erinnerungen an Zarskoje Selo", (Воспоминание о Царском Селе) das in der Zeitschrift<br />
Russisches Museum (Русский Музей) gedruckt wurde.<br />
Noch als Schüler wird <strong>Puschkin</strong> in Abwesenheit in die Petersburger literarische Gesellschaft<br />
Arsamas des W. A. Schukowski aufgenommen, die sich gegen tradierte, verkrustete<br />
Sprachvorstellungen der etablierten Literatur wendet und sich für eine Weiterentwicklung der<br />
russischen Hoch-/Schriftsprache einsetzte. Die frühe Poesie des Dichters strahlt seine<br />
unstillbare Lebenslust aus.<br />
1816 erfährt <strong>Puschkin</strong>s Lyrik eine entscheidende Wendung, als die Elegie zu seiner Haupt-<br />
Dichtform wird.<br />
Als <strong>Puschkin</strong> 1817 das Lyzeum abschließt, nimmt er mit dem Titel eines "Kollegiensekretärs"<br />
eine Stellung im Petersburger "Kollegium für Auswärtige Angelegenheiten" an. Er wird zum<br />
ständigen Theaterbesucher, nimmt an den Sitzungen der Arsamas-Gesellschaft teil und wird<br />
Mitglied der Literatur- und Theatergemeinschaft Grüne Lampe (Зеленая лампа), die von<br />
den Anfängen der Dekabristenbewegung beeinflusst ist. Obwohl <strong>Puschkin</strong> am frühen,<br />
geheimen Wirken der Dekabristen nicht teilnimmt, ist er doch mit vielen der aktiven<br />
Mitglieder in Freundschaft verbunden und schreibt politische Epigramme und Gedichte wie<br />
"К Чаадаеву" (Liebe, Hoffnung, stiller Ruhm...), Вольность, Н. Я. Плюсковой, (alle<br />
1818), Деревня (1819). In diesen Jahren ist er beschäftigt mit der dem märchenhaften<br />
Versepos Ruslan und Ljudmila (Руслан и Людмила), das er schon im Lyzeum begonnen hat<br />
und mit der er ganz auf der Linie von Arsamas bezüglich der Notwendigkeit der Schaffung<br />
nationaler Heldenepen liegt. Das Gedicht wird im Mai 1820 abgeschlossen und ruft ein<br />
erbittertes Echo in der Kritik hervor, die sich über den Niedergang des "Hohen Kanons"<br />
empört.
<strong>Puschkin</strong>-Denkmal in Donezk<br />
Im Frühjahr 1820 muss sich <strong>Puschkin</strong> für einige seiner Spottgedichte verantworten, in denen<br />
er Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie den Kriegsminister oder den<br />
Bildungsminister lächerlich macht. Einer Verbannung nach Sibirien entgeht er aufgrund der<br />
Protektion einflussreicher Freunde, muss Petersburg jedoch im Frühsommer des Jahres<br />
verlassen und wird auf die Krim versetzt. Er lebt einige Zeit bei seinem noch aus Petersburg<br />
stammenden Freund General Rajewskij und lernt dessen Tochter Maria kennen. Hier schreibt<br />
er das romantische Gedicht Der Brunnen von Bakhchisaraj. Bis 1824 lebt <strong>Puschkin</strong> an<br />
verschiedenen Orten im Süden Russlands, u.a. Odessa und Chişinău. 1823 beginnt er sein<br />
bedeutendstes Werk, das Versepos Eugen Onegin, das er erst 1830 abschließt. 1824 bis 1825<br />
lebt <strong>Puschkin</strong> bei seinen Eltern auf dem Gut in Michajlowskoje, eine Zeit, die durch Konflikte<br />
mit dem Vater und einem intensiven literatischen Briefwechsel mit seinen Freunden geprägt<br />
ist. Seine Tragödie Boris Godunow, mit der er die eingefahrenen Wege der russischen<br />
Dichtung weit verlässt, erlebt in dieser Zeit ihre Anfänge.<br />
Nach einer Audienz bei Zar Nikolaus I. darf <strong>Puschkin</strong> von 1826 bis 1831 zwar wieder in<br />
Moskau und Petersburg leben, seine Werke werden vom Zar persönlich zensiert und sein<br />
Werk und Leben stark kontrolliert (auch aufgrund seiner Verbindungen zu den Aktivisten des<br />
Dekabristenaufstands). Dies prägt auch die Weiterarbeit von Eugen Onegin. <strong>Puschkin</strong> ist<br />
unzufrieden, da er weder seine dichterischen noch seine privaten Vorstellungen leben kann.<br />
Einen Wechsel in <strong>Puschkin</strong>s Lebensumständen bewirkt seine Heirat mit Natalja<br />
Gontscharowa 1831. Das Paar zieht nach Petersburg, wo sie mit Unterstützung von<br />
Gontscharowas wohlhabender Verwandtschaft am mondänen Leben des Zarenhofes<br />
teilnehmen können - was <strong>Puschkin</strong>, der sich nach Unabhängigkeit sehnt, frustriert. Er duelliert<br />
sich häufig und oft aus trivialen Gründen; seine Werke in dieser Zeit entstehen unter großem<br />
psychischen Druck.<br />
Erst 1836 darf er die Literaturzeitschrift Sowremennik (Der Zeitgenosse) herausgeben, ein<br />
Fortschritt in seiner stark zensierten Tätigkeit. Im Winter des Jahres 1836/1837 duelliert er<br />
sich in Folge einer Intrige mit dem französischen Gardeoffizier George d'Anthès und wird<br />
dabei durch einen Bauchschuss schwer verletzt. Am 29. Januar 1837, zwei Tage später, stirbt
er. Aus Angst vor Sympathiekundgebungen überführt man ihn in das Swjatogorski-Kloster<br />
bei Pskow und beerdigt ihn dort.<br />
Bedeutung<br />
<strong>Puschkin</strong> ist für alle seine Landsleute der russische Nationaldichter (mit weitem Abstand vor<br />
im Ausland wohl bekannteren Schriftstellern wie Tolstoi, Dostojewski, Gogol oder Pasternak;<br />
im Deutschen vergleichbar nur einer Kombination aus Schiller und Goethe) schlechthin. Er<br />
bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der<br />
Umgangssprache den Weg; er schuf einen erzählerischen Stil, der Drama, Romantik und<br />
Satire mischte - ein Stil, der seitdem untrennbar mit der russischen Literatur verbunden ist<br />
und der zahlreiche russische Dichter massiv beeinflusste. Seine romantischen Zeitgenossen<br />
waren Byron und Goethe; er wurde beeinflusst von Voltaire und den Shakespeare'schen<br />
Tragödien.<br />
Werke<br />
Gedichte und Verserzählungen<br />
• Erinnerungen an Zarskoje<br />
Selo (1815)<br />
• Ruslan und Ludmila (1820)<br />
• Eugen Onegin (1825-1831)<br />
• Boris Godunov (1825)<br />
• Poltava (1829)<br />
• Der eherne Reiter (1833)<br />
• Das Märchen vom Fischer<br />
und Fischlein<br />
• Das Märchen vom<br />
goldenen Hahn<br />
• Die Nixe<br />
• Das Fest während der Pest<br />
• Szenen aus Ritterzeiten<br />
• Der Gefangene im<br />
Kaukasus / Der<br />
Berggefangene (1822)<br />
• Das Räuberbrüderpaar<br />
• Die Fontäne von<br />
Bachtschisarai / Der<br />
Springbrunnen von<br />
Bachtschisaraj (1824)<br />
• Die Zigeuner (1825/1827)<br />
• Zar Saltan<br />
• Das Märchen von der toten<br />
Prinzessin und den<br />
sieben Recken<br />
• Das Häuschen in Kolomna<br />
(1830)
Dramen<br />
• Der geizige Ritter (1830)<br />
• Der steinerne Gast (1830)<br />
• Mozart und Salieri (1832)<br />
• Boris Godunov (1828)<br />
• Die Meerjungfrau<br />
Romane<br />
• Die Hauptmannstochter<br />
(1836)<br />
• Der Mohr Peters des<br />
Großen / Der Mohr des<br />
Zaren (unvollendet,<br />
begonnen 1827)<br />
• Dubrovsky (unvollendet,<br />
begonnen 1823/33)<br />
Erzählungen<br />
• Die Geschichten des<br />
verstorbenen Iwan<br />
Petrowitsch<br />
Belkin/Erzählungen<br />
Belkins (1831)<br />
o Das Duell<br />
o Der Postmeister<br />
o Der Schneesturm<br />
o Der Schuss<br />
o Das Fräulein als<br />
Bäuerin<br />
• Pique Dame (1834)<br />
• Der Sargtischler<br />
• Roslavlev<br />
• Kirdžali<br />
• Ägyptische Nächte<br />
(Fragment, 1835)