Die Landfrage entscheidet über den Hunger - Swissaid
Die Landfrage entscheidet über den Hunger - Swissaid
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ennpunkt<br />
5<br />
Konsterniert setzten die 120 Familien eine<br />
Bittschrift auf, um Einspruch gegen <strong>den</strong> Entscheid<br />
zu erheben. Bis Ende Jahr ist die Behörde<br />
in der fernen Hauptstadt gehalten, auf<br />
das Schreiben einzugehen – man darf gespannt<br />
sein.<br />
Keine Kanalisation | <strong>Die</strong> direkten Auswirkungen<br />
sind einschnei<strong>den</strong>d: <strong>Die</strong> Verwaltung<br />
teilte mit, man werde weder in die<br />
Wasserleitung noch in die grundlegen<strong>den</strong> sanitären<br />
Einrichtungen investieren, so lange die<br />
Gemeinschaft keine rechtsgültigen Urkun<strong>den</strong><br />
vorweisen könne. Auch in sozialer Hinsicht<br />
und im Erosionsschutz werde man sich nicht<br />
engagieren.<br />
Gerade erst schien das Schlimmste – der<br />
<strong>Hunger</strong> – <strong>über</strong>wun<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> Bauernfamilien<br />
des Dorfes kommen heute mit <strong>den</strong> Erträgen<br />
aus Fischerei und Landwirtschaft knapp <strong>über</strong><br />
die Run<strong>den</strong>. Dank der Schulung von SWISS-<br />
AID entdeckten sie in <strong>den</strong> letzten Jahren, wie<br />
sie mit dem Biolandbau höhere Erträge erzielen<br />
und kein Geld mehr für Dünger und Pestizide<br />
ausgeben müssen. Der Tourismus bildet<br />
gerade unter <strong>den</strong> Frauen und Jugendlichen<br />
einen wichtigen Pfeiler, um ein Einkommen zu<br />
erwirtschaften. Und auch die Kleintierhaltung<br />
trägt dazu bei, dass <strong>Hunger</strong> in der Gemeinschaft<br />
heute der Vergangenheit angehört.<br />
«Doch ohne geregelte Besitzverhältnisse<br />
haben wir Angst, dass man uns und unsere<br />
Kinder vertreiben und uns alles nehmen<br />
kann», sagt Bauer Santides Santiesteban.<br />
Dass dies in Kolumbien eher die Regel <strong>den</strong>n<br />
die Ausnahme ist, hat die Erfahrung <strong>den</strong><br />
57-Jährigen längst gelehrt.<br />
Astrid Alvarez und Walquiria Perez<br />
was ihre spende bewirkt<br />
120 FRANKEN<br />
Mit dieser Spende können in Kolumbien<br />
drei junge Mütter einen «Kiosk» aufbauen,<br />
in dem sie <strong>den</strong> Touristinnen und Touristen<br />
ihre Kunsthandwerks-Artikel feilbieten.<br />
Oder es lassen sich drei junge Männer<br />
und Frauen im Unterhalt und der Verwaltung<br />
des Öko-Wanderwegs ausbil<strong>den</strong>,<br />
wobei für insgesamt 1000 Franken<br />
25 lokale Wanderführer eine Ausbildung<br />
erhalten. Um <strong>Hunger</strong> zu bekämpfen,<br />
wer<strong>den</strong> auch moderne Biolandbau-<br />
Metho<strong>den</strong> gelehrt.<br />
SWISSAID – Ihr mutiges Hilfswerk.<br />
<strong>Die</strong> Einwohnerinnen und Einwohner von La Barra haben sich gemeinsam einen Entwicklungsplan gegeben:<br />
Auf der Agenda stehen neben Biolandbau auch Kunsthandwerk und der Ausbau des Tourismus’.<br />
Landreform in Myanmar (Burma):<br />
SWISSAID hilft <strong>den</strong> Bäuerinnen und Bauern<br />
Nach der Öffnung des Landes kommt es<br />
zu Landreformen, doch Gross-Investoren<br />
und Kleinbauern erhalten nicht dieselben<br />
Chancen.<br />
Zum einen besteht für die Bauernfamilien<br />
im Flachland seit Kurzem die Möglichkeit,<br />
sich als Besitzer des bearbeiteten Landes amtlich<br />
registrieren lassen. <strong>Die</strong>ser bürokratische<br />
Prozess ist jedoch äusserst aufwändig und<br />
schwierig. Bereits die Frage, welches Amt zuständig<br />
ist, lässt sich nicht einfach beantworten.<br />
Hinzu kommt: Bauernfamilien im hügeligen<br />
Hochland sowie die Dorf-Gemeinschaften<br />
können ihr seit Generationen bearbeitetes<br />
Land nicht registrieren lassen. Denn die Familien<br />
sind seit jeher «Wander-Bauern», die von<br />
Feld zu Feld ziehen und daher gegen<strong>über</strong> <strong>den</strong><br />
Behör<strong>den</strong> nicht belegen können, dass sie das<br />
Land seit Langem nutzen. <strong>Die</strong> Partnerorganisationen<br />
von SWISSAID informieren derzeit<br />
die Bauernfamilien und unterstützen sie darin,<br />
ihre Anträge zu stellen.<br />
Zum anderen sind bereits Tausende von<br />
Hektar Land dem Landgrabbing durch ausländische<br />
Firmen zum Opfer gefallen. SWISS-<br />
AID-Partnerorganisationen in Myanmar informieren<br />
und sensibilisieren von der Vertreibung<br />
bedrohte Bauerngemeinschaften <strong>über</strong> Landbesitzfragen.<br />
Sie unterstützen die Bauern<br />
auch bei <strong>den</strong> oft langen und schwierigen Verfahren,<br />
die nötig sind, um einen Landtitel zu<br />
erhalten und ihn rechtskräftig registrieren zu<br />
lassen. Gruppen wie die Land Core Group, bei<br />
der SWISSAID Mitglied ist, lobbyieren für die<br />
Anerkennung der traditionellen Landrechte<br />
auf nationaler Ebene.<br />
Im August 2013 haben Bauernorganisationen<br />
bei der Regierung Myanmars eine Liste<br />
von Forderungen eingereicht. Sie verlangen,<br />
dass die Grundeigentumsgesetze geändert<br />
und die Bauern so besser vor Zwangsvertreibungen<br />
geschützt wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> gegen das<br />
Landgrabbing protestieren<strong>den</strong> Bauern sollen<br />
nicht mehr festgenommen, sondern für <strong>den</strong><br />
Verlust ihrer Felder entschädigt wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong><br />
Organisationen fordern, dass die ländlichen<br />
Gemeinschaften vorgängig <strong>über</strong> agro-industrielle<br />
Vorhaben in ihrer Region informiert wer<strong>den</strong><br />
und nicht erst dann davon erfahren, wenn<br />
sie brutal vertrieben wer<strong>den</strong>.<br />
CMO<br />
5/2013<br />
<strong>Swissaid</strong>Spiegel