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Ein würdiger Rahmen - Herten erleben

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kult & kultur<br />

Fotos: Oliver Mau<br />

Das Pflaster an den Fingern gehört zum <strong>Ein</strong>rahmen wie der Pinsel gegen Staub. Monika Freudenstein in der Werkstatt über dem Ladenlokal an der Bahnhofstraße.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>würdiger</strong> <strong>Rahmen</strong><br />

Monika Freudenstein und Petra Schael führen die<br />

„Galerie im <strong>Rahmen</strong>“ und machen Bilder perfekt<br />

<strong>Ein</strong>em Bild den passenden <strong>Rahmen</strong> geben –<br />

das bedarf vieler Fähigkeiten: sicheres Farbempfinden,<br />

handwerkliches Geschick und Beratungskompetenz.<br />

Kein Problem für Monika<br />

Freudenstein. Die 59-Jährige blickt auf jahrzehntelange<br />

Erfahrung zurück. 16 Jahre davon<br />

im Betrieb des Künstlers Rolf Hölter: Gemeinsam<br />

mit ihrer damaligen Kollegin Petra Schael<br />

übernahm sie im Januar 2004 sein Geschäft.<br />

Der Ausstellungsraum an der Westerholter<br />

Bahnhofstraße ist licht und nüchtern, eine Etage<br />

darüber die geräumige Werkstatt. In dem verwinkelten<br />

Raum mit dem großen Arbeitstisch in<br />

der Mitte fühlen sich die zwei lebhaften Frauen<br />

in ihrem Element. Ihre erwachsenen Kinder sind<br />

bereits aus dem Haus. So können sie frei walten<br />

und mitunter mehr Zeit in die Aufträge stecken<br />

als üblich.<br />

„Der Umgang mit Kunst ist unser Leben“,<br />

sagt Petra Schael begeistert, „jedes Bild stellt<br />

eine neue Herausforderung dar.“ Die schlanke<br />

53-Jährige mit dem dunklen Kurzhaarschnitt<br />

greift eine lange Holzleiste, misst genau und<br />

schneidet mit der Gehrungssäge daraus vier<br />

Teile. Behände spannt sie diese in die <strong>Rahmen</strong>heftmaschine<br />

und fügt die Elemente geschickt<br />

zu einem aparten Holzrahmen zusammen. Er<br />

wurde für ein kleines Obststillleben gefertigt.<br />

<strong>Ein</strong> Mädchen namens „Pia“ hat es signiert. Der<br />

Opa brachte es vorbei, um der hübschen Arbeit<br />

einen würdigen <strong>Rahmen</strong> zu geben.<br />

Monika Freudenstein hantiert währenddessen<br />

mit einer 80 mal 160 cm großen Glasscheibe.<br />

Konzentriert schneidet sie mit Winkel­<br />

44 <strong>Herten</strong> <strong>erleben</strong> 43|2013


maß und Glasschneider ein passendes Stück<br />

zurecht, reinigt dieses gründlich und verbindet<br />

es schließlich mittels Papierstreifen mit dem<br />

vorbereiteten Passepartout.<br />

„Viele aufwändige Arbeitsschritte sind erforderlich,<br />

um ein Bild staubdicht einzurahmen“,<br />

erklärt die Westerholterin und streicht mit einem<br />

verpflasterten Finger eine blonde Haarsträhne<br />

beiseite, „jedes Bild behandeln wir mit derselben<br />

Sorgfalt – sei es der kostbare Stich oder lediglich<br />

ein Kalenderblatt.“ Aktuell handelt es sich um<br />

eine expressionistische Landschaft von Jawlenski.<br />

Sie feuchtet den Druck auf der Rückseite an,<br />

fixiert ihn an den Ecken, um das Bild pass ­<br />

genau zu platzieren. Immer wieder säubert<br />

sie zwischendurch den Arbeitsplatz mit einem<br />

feinen Besen.<br />

Der Tätigkeitsbereich der rührigen Geschäftsfrauen<br />

ist vielseitig: Sie bespannen auf<br />

Wunsch Keilrahmen, reinigen Ölbilder, rahmen<br />

alles – vom Gobelin bis zum Schalke-Trikot.<br />

„Kunden kommen mit bestimmten Vorstellungen<br />

ins Geschäft“, schildert Monika Freudenstein,<br />

„wir überlegen dann zusammen, was umsetzbar<br />

ist, legen verschiedene Leisten ans Bild.“ Gelernt<br />

hat sie ursprünglich <strong>Ein</strong>zelhandelskauffrau.<br />

„Manche Bilder kommen erst durch ein Passepartout<br />

richtig zur Geltung“, plädiert Petra<br />

Schael für die dicken Pappen mit den schräg geschnittenen<br />

Kanten. Die ausgebildete Erzieherin<br />

fährt fort: „Bilder haben dann einfach mehr Luft<br />

und wirken nicht so eingezwängt.“<br />

Manche Aufträge geben die zwei an Experten<br />

weiter: Gemälde, die restauriert werden<br />

müssen, wenn ein Kunstwerk umgemalt oder<br />

ganz neue Bilder gemalt werden sollen. Bei so<br />

viel Kunst im Umfeld sind die beiden privat<br />

ebenfalls kreativ tätig. „Man muss sich auf<br />

eins konzentrieren, sonst bleibt etwas auf der<br />

Strecke“, antwortet Monika Freudenstein und<br />

fügt hinzu: „Privat male ich gerne, aber hier<br />

steht der Kunde und sein Bild im Mittelpunkt.“<br />

Eva Ernst<br />

Petra Schael sägt mit der Gehrungssäge <strong>Rahmen</strong>profile auf Maß.<br />

infotipps<br />

Galerie im <strong>Rahmen</strong><br />

Monika Freudenstein und Petra Schael<br />

Bahnhofstraße 56 · 45701 <strong>Herten</strong><br />

Tel.: 02 09 3/61 50 27<br />

www.galerie-im-rahmen.de<br />

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