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uchempfehlungen 4<br />
romane, erzählungen, lyrik<br />
buchempfehlungen 5<br />
alice munro<br />
tanz der seligen geister –<br />
was ich dir schon immer sagen wollte<br />
Dörlemann Verlag, 2 Bände, jeweils € 23,90<br />
john williams<br />
stoner<br />
dtv, € 19,90<br />
Buchhandlung <strong>Lehmkuhl</strong><br />
kathrin aehnlich<br />
wenn die wale an land gehen<br />
Kunstmann Verlag, € 19,95<br />
Kathrin Aehnlich ist seit ihrem Erstlingsroman<br />
»Alle sterben, auch die Löffelstöre« mit ihrer humorvollen<br />
und zugleich kritischen Sichtweise auf<br />
das Leben in der ehemaligen DDR in bester Erinnerung.<br />
Der neue Roman greift eine weitere Facette<br />
ihres Lebensthemas auf: Wir lernen eine<br />
Studentenclique aus Leipzig kennen, die sich Mitte<br />
der 80er Jahre durch ihre künstlerische Phantasie,<br />
Kreativität, ihre Liebe <strong>zur</strong> »westlichen« Musik<br />
und eine gehörige Portion Mut auszeichnet, denn<br />
so hofften sie dem biederen, politisch vorgezeichneten<br />
Leben des DDR-Bürgertums wenigstens<br />
gedanklich zu entfliehen. Einer jedoch schafft es<br />
tatsächlich: Mick findet einen Weg, seinen Traum<br />
zu leben, geht nach Amerika und schreibt der <strong>zur</strong>ückgebliebenen<br />
Roswitha alle paar Jahre Postkarten<br />
mit der Frage: Wann kommst Du? Es dauert<br />
Jahre, bis auch sie sich nach New York auf den Weg<br />
macht und der alten Sehnsucht in eine ungewisse<br />
Zukunft folgt. Eine wunderbar erzählte, berührende<br />
Geschichte, die man in diesem Winter nicht<br />
verpassen sollte. <br />
Mechthild Heinen<br />
lars gustafsson<br />
auszug aus xanadu<br />
Hanser Verlag, € 14, 90<br />
Warum nicht mal wieder Lyrik? Zum Beispiel von<br />
Lars Gustafsson? Wohlgesetzte Worte lassen in eine<br />
Gedankenwelt eintauchen, die frei und losgelöst<br />
von umfangreich Erzähltem jedem auf seine<br />
Weise <strong>zur</strong> Verfügung stehen kann – man muss sich<br />
nur einlassen und nachspüren.<br />
Dezember<br />
Dezember war immer ein Monat,<br />
in dem man eigentlich aufhörte zu sein.<br />
Man wurde eine Parenthese im Dunkel,<br />
mehr nicht.<br />
Laternen wurden angezündet, Lampen und Kerzen.<br />
Aber sie waren so offensichtlich<br />
un<strong>zur</strong>eichend<br />
gegen die steigende Flut der Dunkelheit.<br />
Leicht versteht man<br />
eine ursprünglichere,<br />
eine heidnische Weihnachtsbotschaft:<br />
Mit Fackeln und Flammen um jeden Preis<br />
ein Sonnenlicht <strong>zur</strong>ückzuholen<br />
dessen Wiederkehr sich nie von selbst verstand. <br />
Mechthild Heinen<br />
Der diesjährige Nobelpreis für Literatur wurde der<br />
kanadischen Schriftstellerin Alice Munro verliehen.<br />
Ein Sturm der Begeisterung ging durch den<br />
literarischen Blätterwald und die Buchhandlungen!<br />
Endlich wird nun dieser großen alten Dame,<br />
der Meisterin der short stories, zu Lebzeiten eine<br />
gebührende Ehrung zuteil, denn die Geschichten<br />
dieser feinfühligen Erzählerin sind mitten aus unserem<br />
Leben gegriffen, sie sind analytisch präzise<br />
Formulierungen zwischenmenschlicher Gefühle<br />
und gleichzeitig von einer poetisch-lyrischen Kraft,<br />
dass es ein großes Vergnügen ist, sich darauf einzulassen.<br />
Der Züricher Dörlemann Verlag kann<br />
sich glücklich schätzen, die Qualitäten dieser sympathischen<br />
Autorin früh erkannt und ihre Texte<br />
erstmals ins Deutsche übertragen zu haben. Hier<br />
liegen nun zwei wunderschön ausgestattete Bände<br />
vor: Frühe Erzählungen versammelt der Band<br />
»Tanz der seligen Geister«, der vor allem Geschichten<br />
vom Erwachsenwerden beinhaltet, während<br />
in »Was ich dir schon immer sagen wollte«<br />
die Protagonisten oft Frauen in späteren Lebensphasen<br />
sind. Vielleicht gibt es in diesem Winter<br />
kein schöneres Geschenk für leidenschaftliche Leserinnen<br />
als eines dieser Bücher! <br />
Mechthild Heinen<br />
»Stoner« von John Williams ist eine dieser ganz<br />
großen und seltenen Entdeckungen, die es schafft,<br />
den Leser von der ersten Seite an vollständig gefangen<br />
zu nehmen und die ihn nach der letzten<br />
sprachlos und demütig <strong>zur</strong>ücklässt, glücklich und<br />
traurig zugleich. Es ist ein spätes Geschenk, dass<br />
dieser Klassiker, der bereits 1965 in Amerika erschienen<br />
ist, jetzt auch ins Deutsche übersetzt<br />
wurde.<br />
Stoner, ein junger Mann aus armen Verhältnissen,<br />
wird von seinen Eltern in der Hoffnung auf<br />
eine bessere Zukunft an die Universität geschickt.<br />
Dort muss er unter anderem auch einen Pflichtkurs<br />
in Englischer Literatur belegen, was zu einer<br />
existentiellen, sein Leben verändernden Erfahrung<br />
wird. Er bricht sein Studium der Agrarwissenschaften<br />
ab und widmet sein Leben fortan<br />
ganz der Literatur, bescheiden, pflichtbewusst und<br />
durch drungen von der Schönheit und Wahrheit<br />
der Worte. Die Universität wird seine Welt und<br />
sein Rückzugsort, an den er vor seiner unglücklichen<br />
Ehe flieht und wo er einmal, später im Leben<br />
und nur für eine begrenzte Zeit, sogar wirkliche<br />
Liebe erfahren wird.<br />
Was an dem Menschen Stoner so beeindruckt,<br />
das ist seine Haltung dem Leben und den<br />
Menschen gegenüber. Es ist seine Hingabe, seine<br />
Würde und das Ringen darum, er selbst zu bleiben,<br />
was auch immer kommen möge. Und so unprätentiös<br />
wie die Figur ist auch die Sprache, die<br />
John Williams für seinen Roman gewählt hat: klar<br />
und schlicht und kein Wort zu viel. <br />
Katharina Lemling<br />
Buchhandlung <strong>Lehmkuhl</strong>