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uchempfehlungen 8<br />
Buchhandlung <strong>Lehmkuhl</strong><br />
ernst haffner<br />
blutsbrüder<br />
Metrolit, € 19,99<br />
Berlin in den dreißiger Jahren. Als jugendlicher,<br />
Waise oder von zu Hause abgehauen, bleibt einem<br />
nicht viel anderes übrig, als sich einer der<br />
vielen Cliquen anzuschließen, um im täglichen<br />
Kampf um etwas zu essen und der Suche nach einem<br />
Schlafplatz nicht vollkommen alleine zu<br />
sein. Dabei ist die Angst unter den Minderjährigen<br />
ständig präsent, von der Streife geschnappt<br />
zu werden und wieder <strong>zur</strong>ück in die Erziehungsanstalt<br />
geschickt zu werden. Dort ist der Alltag<br />
noch trostloser, da man ihn nicht einmal selbst<br />
bestimmen kann. Außerdem warten sadistische<br />
Lehrer darauf, einen zu schikanieren und zu unterdrücken.<br />
Misshandlungen sind an der Tagesordnung.<br />
Da nimmt man auch lebensgefährliche<br />
Fluchtversuche in Kauf, zum Beispiel angebunden<br />
an eine Achse der Eisenbahn unter den Waggons,<br />
nur um die vermeintliche Freiheit in einer<br />
der großen Städte – allen voran Berlin – zu erreichen.<br />
Nur ganz selten schafft es einer, dem Alltag<br />
aus Kleinkriminalität, Sauferei und Prostitution<br />
zu entkommen. Aber auch bei ehrlicher Arbeit<br />
sitzt die Angst im Nacken, dass man von der Vergangenheit<br />
wieder eingeholt wird. Ernst Haffners<br />
Spuren verschwinden in den dreißiger Jahren<br />
nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten.<br />
Aber sein 1932 erschienener und von den<br />
Nazis verbotener Roman »Jugend auf der Landstraße<br />
Berlin« wurde zum Glück wiederentdeckt<br />
und über achtzig Jahre später neu aufgelegt. Haffner<br />
erzählt bewegend, brutal ehrlich und erschütternd<br />
von dieser Zeit, die er selbst als Sozialarbeiter<br />
in Berlin hautnah mitbekommen hat. <br />
Georg Ottmann<br />
yoko ogawa<br />
schwimmen mit elefanten<br />
Liebeskind Verlag, € 19,80<br />
Märchenhaft und poetisch beschreibt Yoko Ogawa<br />
die Lebensgeschichte des »kleinen Aljechin«,<br />
dessen wahren Namen der Leser nie erfährt. Ein<br />
Junge, der eine außergewöhnliche Schachbegabung<br />
hat, aber nur spielen kann, wenn er unterm<br />
Tisch sitzt … Mit ihrem Blick für feinste Details<br />
erinnert Ogawas Sprache an japanische Haikus.<br />
Mühelos erschafft sie eine zauberhafte Welt, in<br />
der alles so wie immer ist und doch ganz anders,<br />
in der man trotz Beengtheit und Eingeschränktheit<br />
immer wieder einen Blick auf die Unendlichkeit<br />
erhaschen kann. Eine Lektüre, die berührt<br />
und glücklich macht. <br />
Nathalie Mock<br />
ulrich tukur<br />
die spieluhr<br />
Ullstein Verlag, € 18,–<br />
Der Tradition (schwarz-)romantischer Autoren<br />
folgend vermischen sich in »Die Spieluhr« Fiktion<br />
und Realität, Vergangenheit und Gegenwart,<br />
Wahn und Wirklichkeit. Poetisch beschreibt Ulrich<br />
Tukur die seltsamen Begebenheiten, die seinem<br />
Alter Ego beim Dreh eines Films widerfah-<br />
ren: Der Regieassistent verschwindet und taucht<br />
Tage später völlig verwirrt wieder auf. Ein Gemälde<br />
wird lebendig. Und ein verfallenes Schloss<br />
spielt eine wichtige Rolle … <br />
Nathalie Mock<br />
Ungeduld<br />
des Herzens<br />
Stefan<br />
Zweig<br />
stefan zweig<br />
ungeduld des herzens<br />
Insel Verlag, € 12,–<br />
Zweigs großartiger (und einziger) Roman über<br />
die schlimmen Folgen falschen Mitleids und die<br />
schwierige Situation körperlich Behinderter, hochspannend<br />
und tiefgründig, präsentiert sich hier<br />
in einer schönen, erschwinglichen Geschenkausgabe.<br />
Das perfekte Weihnachtsgeschenk für Leser,<br />
die Stefan Zweig lieben, ebenso wie für Entdecker<br />
seines Werkes. <br />
Nathalie Mock<br />
lupano&moreau<br />
der affe von hartlepool<br />
Avant-Verlag, € 19,95<br />
Im Jahr 1814 sinkt ein französisches Schiff vor der<br />
englischen Küste. Der einzige Überlebende: das<br />
Schiffsmaskottchen, ein dressierter Schimpanse<br />
in französischer Uniform, der prompt als französischer<br />
Spion vor Gericht gestellt wird.<br />
Geradlinig und erbarmungslos rast die Handlung<br />
in klar gezeichneten, eindrucksvollen Bildern<br />
fatalistisch ihrem Ende entgegen. Wäre es nicht so<br />
beklemmend und realistisch, könnte man einfach<br />
nur darüber lachen. Basierend auf einer wahren<br />
Begebenheit wird diese Geschichte zu einer Parabel<br />
über Rassismus und die gefährlichen Auswirkungen<br />
von Ungebildetheit und menschlicher<br />
Dummheit. <br />
Nathalie Mock<br />
hans adler<br />
das städtchen<br />
dtv, € 12,90<br />
Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei Freunde<br />
treffen sich in einem österreichischen »Städtchen«<br />
nach Jahren überraschend wieder: Baron<br />
von Seylatz, erfolgreicher Beamter und Lebemann,<br />
und Titus Quitek, gestrandeter Künstler.<br />
Der Baron verführt die minderjährige Tochter seines<br />
Freundes – der Skandal ist da, die Katastrophe<br />
folgt! … Dieser einzige Roman von Hans Adler,<br />
1926 geschrieben, besticht durch seine stilistische<br />
Raffinesse und psychologische Struktur. Absolut<br />
entdeckenswert! <br />
Sylvia von Ketelhodt<br />
buchempfehlungen 9<br />
Buchhandlung <strong>Lehmkuhl</strong>