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Salz aus Berchtesgadens Bergen - Deutsches Jugendherbergswerk

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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<strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

Das ehemals weiße Gold<br />

- heute gen<strong>aus</strong>o wichtig wie früher -<br />

Lernziele<br />

- Einblick in die Entstehung und Lagerung von Kochsalz im Alpenraum<br />

- Einsicht in die Bedeutung der Bodenschätze für den Menschen<br />

- Kenntnis einiger wichtiger Gewinnungsorte bzw. -gebiete<br />

Literaturangabe<br />

- <strong>Salz</strong> des Lebens: Walter Botsch, Kosmos-Verlag<br />

- Die berühmte Berchtesgadener Soleleitung: Manfred Feulner,<br />

Berchtesgaden<br />

- Sieg über den Kropf: Martius Gerhard<br />

- <strong>Salz</strong> und Holz: Nerl / Schöner, Berchtesgaden<br />

- Berchtesgadener Land: Albert Hirschbichler<br />

- Bayerische <strong>Salz</strong>fibel: M. Oberneder, München<br />

- <strong>Salz</strong>gewinnung in Bayern: Karlheinz Spielberger<br />

- Bayerisches <strong>Salz</strong>: E. Schwarz, Pannonia Verlag<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Vorwort<br />

"Der Mensch kann ohne Gold, nicht aber ohne <strong>Salz</strong> leben",<br />

So schrieb vor über 1500 Jahren der römische Geschichtsschreiber Cassiodorus<br />

und dies gilt auch heute noch uneingeschränkt.<br />

<strong>Salz</strong> ist eines der ältesten anorganischen Mineralien, die der Mensch kennt.<br />

Nicht nur als Gewürzmittel ist es für Mensch und Tier unentbehrlich:<br />

Es ist ein lebensnotwendiger Bestandteil der Körperflüssigkeit.<br />

<strong>Salz</strong> - ein wichtiger Grundstoff in der Chemie -<br />

ist <strong>aus</strong> unserer modernen Industriegesellschaft nicht mehr wegzudenken. Ohne<br />

<strong>Salz</strong> würde es weder Glas noch Kunststoff geben.<br />

<strong>Salz</strong> braucht man zur Herstellung von Ätznatron, <strong>Salz</strong>säure, zur Regenerierung<br />

von Wasserenthärtungsanlagen, zur Konservierung von Häuten und Fellen,<br />

zum Aussalzen von Seifen und Fetten, zur Badesalzherstellung.......<br />

<strong>Salz</strong> macht schon lange Geschichte.<br />

Nicht nur im 3. Buch Mose 2,13, auch in den Schriften von Homer, Gaius Plinius<br />

und Cato weisen zahlreiche Stellen auf die Bedeutung des <strong>Salz</strong>es, seine<br />

Herstellung und den Handel hin.<br />

In Mitteleuropa wird schon um 1000 v. Chr. zur Zeit der "Hallstadtkultur" das<br />

<strong>Salz</strong> bergmännisch gewonnen und über weit verzweigte Handelswege gegen<br />

andere Waren get<strong>aus</strong>cht.<br />

Ohne <strong>Salz</strong> würde es sicherlich zwei bedeutende europäische Städte nicht geben:<br />

Rom und München.<br />

Rom entstand an der Stelle, an der die "via salaria" den Tiber überquerte, und<br />

München verdankt seine Existenz Heinrich dem Löwen, der die Isarbrücke bei<br />

Föhring, über die die <strong>Salz</strong>straße von Reichenhall nach Augsburg führte, zerstören<br />

ließ, um selbst die <strong>Salz</strong>maut kassieren zu können. Die Transporte<br />

mussten nun über eine neue Brücke nahe der Siedlung "Munichen" über die<br />

Isar.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Gliederung<br />

<strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

Das ehemals weiße Gold<br />

- heute gen<strong>aus</strong>o wichtig wie früher -<br />

1. Das Wort "<strong>Salz</strong>"<br />

2. Entstehung und Gewinnung des <strong>Salz</strong>es<br />

3. Das <strong>Salz</strong>bergwerk Berchtesgaden<br />

4. Sole <strong>aus</strong> Bad Reichenhaller Quellen<br />

5. Siedesalzgewinnung in der Saline Bad Reichenhall<br />

6. Aus der Geschichte des bayerischen <strong>Salz</strong>wesens<br />

7. Die heutige wirtschaftliche Bedeutung des <strong>Salz</strong>es<br />

8. Die biologische und gesundheitliche Bedeutung des Speisesalzes<br />

9. Das <strong>Salz</strong> in Brauchtum und Sprichwort<br />

10. Besuch des <strong>Salz</strong>bergwerkes Berchtesgaden<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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1. Das Wort "<strong>Salz</strong>"<br />

<strong>Salz</strong> stammt vom lateinischen Wort "sal" ab, das damit auch das Meer, die<br />

Mutter des <strong>Salz</strong>es bezeichnet.<br />

"Salinae" waren bei den Römern <strong>Salz</strong>gruben oder <strong>Salz</strong>bergwerke.<br />

Wir wenden heute dafür das Wort "Saline" an und begegnen der alten Wurzel<br />

wieder, wenn wir "Salat" (= gesalzene Speise) oder "Salami (= <strong>Salz</strong>wurst),<br />

Sauce, Soße (= <strong>Salz</strong>brühe) oder "Sülze" (= <strong>Salz</strong>lecke) sagen.<br />

Der griechische Ausdruck für das <strong>Salz</strong>korn lautet "Hals" und er bedeutet wiederum,<br />

wie im Lateinischen, zugleich auch das Meer.<br />

Die Kelten sagten "hal", wenn sie <strong>Salz</strong> bezeichnen wollten.<br />

Es ist also nicht schwer, die heutigen Ortsnamen Hall, Hallein, Halle, Reichenhall,<br />

Hallstadt und andere auf ihren Ursprung zurückzuführen.<br />

Die erste Bezeichnung für die Stadt Bad Reichenhall lautete "ad Salinas" oder<br />

auch "hala". Später sagte man "hall" und dann "Großhalle" oder auch "Bayerhalle"<br />

im Gegensatz zum österreichischen Hallein, das auch "Kleinhalle" hieß.<br />

Im Mittelalter bürgerte sich der Name "Richenhall" oder "Reiches Hall" ein und<br />

später erst das heutige "Reichenhall", das mit seinen <strong>Salz</strong>vorkommen alle<br />

anderen Orte überflügelte.<br />

Geographische Lage: rechts unten markiert die <strong>Salz</strong>lagerstätte in Berchtesgaden<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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2. Entstehung und Gewinnung des <strong>Salz</strong>es<br />

2.1 <strong>Salz</strong>arten und ihre Gewinnung<br />

Das Wort <strong>Salz</strong> wird in den weiteren Ausführungen wie in der Umgangssprache<br />

gebraucht, der Wissenschaftler dagegen spricht von Natriumchlorid<br />

(NaCl).<br />

Wie <strong>Salz</strong> nach seiner Herkunft oder Gewinnung benannt wird, zeigt die folgende<br />

Übersicht:<br />

Meersalz wird in "<strong>Salz</strong>gärten" gewonnen, in denen Meerwasser unter starker<br />

Sonneneinstrahlung verdunstet.<br />

<strong>Salz</strong> in reinster Form wird im Allgemeinen durch Verdampfen von Sole erzeugt.<br />

Dieses Verfahren erfordert jedoch die höchsten Energiekosten.<br />

Siedesalz wird darüber hin<strong>aus</strong> auch häufig mit bestimmten Zusätzen versehen,<br />

z.B. mit Jod in gebundener Form, um den Jodmangel in der Nahrung<br />

<strong>aus</strong>zugleichen oder auch mit Stoffen, die das Klumpen verhindern. Ebenso<br />

versetzt man beispielsweise das Auft<strong>aus</strong>alz oder das Regeneriersalz mit Vergällungsstoffen,<br />

die dieses <strong>Salz</strong> für Speisezwecke unbrauchbar machen.<br />

Als Vollsalz bezeichnet man in den Alpenländern jodiertes Speisesalz.<br />

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2.2 Entstehung der alpinen <strong>Salz</strong>lager<br />

Natrium und Chlor kamen in der Uratmosphäre nicht vor. In der festen Erdkruste<br />

waren die beiden Elemente ursprünglich nicht miteinander verbunden.<br />

Dementsprechend kennt man keine <strong>Salz</strong>ablagerungen <strong>aus</strong> der Frühzeit der<br />

Erde.<br />

Aus dem Erdmantel trat später durch Entgasung Chlor <strong>aus</strong> und löste sich im<br />

Urozean oder verband sich mit Wasserstoff zur <strong>Salz</strong>säure (HCl), die sich dann<br />

auch im Urozean löste.<br />

Durch Verwitterung von Gestein kam Natrium dazu (Na), so dass sich das<br />

Kochsalz (NaCl) bilden konnte.<br />

Heute enthalten die Ozeane im Durchschnitt 3,5 % <strong>Salz</strong>. In den Randmeeren<br />

kann der <strong>Salz</strong>gehalt durch Süßwasserzufuhr niedriger sein. Im Bottnischen<br />

Meerbusen beträgt der <strong>Salz</strong>wassergehalt nur 0,5 %, während sehr starke<br />

Verdunstung den <strong>Salz</strong>gehalt z.B. im Roten Meer auf 4,5 % erhöhen kann.<br />

Alle bedeutenden <strong>Salz</strong>lagerstätten sind durch Meeresablagerungen, also<br />

durch Sedimentation entstanden. Im freien Ozean können sich keine <strong>Salz</strong>lager<br />

absetzen, weil dort der <strong>Salz</strong>anteil zu gering ist. <strong>Salz</strong> fällt erst <strong>aus</strong>, wenn<br />

sein Anteil die Sättigungsgrenze von 25,5 bis 27 Gewichtsprozent erreicht.<br />

Dabei kann wärmeres Wasser mehr <strong>Salz</strong> lösen als kälteres.<br />

Eine solch hohe Konzentration kann nur in abgeschlossenen Randmeeren<br />

erreicht werden, weil dort das Wasser verdunstet, ohne voll durch Meer- oder<br />

Süßwasser ersetzt zu werden. Ist im Randmeer die Sättigungsgrenze erreicht<br />

und verdunstet weiteres Wasser, wird <strong>Salz</strong> in fester Form <strong>aus</strong>geschieden.<br />

Die Mächtigkeit der <strong>Salz</strong>lagerstätten kann allerdings durch einen einzigen<br />

derartigen Vorgang nicht erklärt werden.<br />

Die Entstehung solch mächtiger <strong>Salz</strong>lager erklärte Carl Ochsenius, ein<br />

schwedischer Geologe mit seiner 1877 veröffentlichen Barrentheorie:<br />

(a) Eine Untiefe (Barre), hervorgerufen durch die Hebung oder Senkung des<br />

Meeresbodens, trennt eine in das Land hineinragende Meeresbucht ab.<br />

(b) In diesem abgeschnürten Nebenbecken verdunstet mehr Wasser, als ihm<br />

frisches zugeführt wird. Die Konzentration steigt, das <strong>Salz</strong> kristallisiert<br />

<strong>aus</strong>.<br />

(c) Die Ablagerung der <strong>Salz</strong>e erfolgt gesetzmäßig nach dem Grad der Löslichkeit.<br />

Zuerst fallen die schwer löslichen Karbonate <strong>aus</strong>, wie z.B. Kalk,<br />

dann schwefelsaures Gestein in Form von Gips und Anhydrit, dann Steinsalz<br />

und schließlich die leicht löslichen Kalisalze.<br />

(d) Geröll und Gestein überdecken die Ablagerungen.<br />

Dieser Abscheidezyklus erstreckt sich über Millionen von Jahren.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Die <strong>Salz</strong>lagerstätten im Gebiet von Bad Reichenhall und Berchtesgaden<br />

<strong>Salz</strong> in reiner Form kommt in den Alpen so gut wie nicht vor. Es tritt zusammen<br />

mit Ton, Kalk, Anhydrit und Polyhalit auf. Diese Mineralien wurden beim<br />

Überspülen der Barre durch das Meer mitgenommen oder durch Flüsse eingeschwemmt<br />

und abgelagert.<br />

Das alpine Mischgestein heißt "Haselgebirge", abgeleitet von "hals" = <strong>Salz</strong>.<br />

Auch die <strong>Salz</strong>lagerstätten der Alpen gehen auf ein Meer zurück. Aus den Ablagerungen<br />

dieses Meeres sind auch die <strong>Salz</strong>lager von Reichenhall und<br />

Berchtesgaden entstanden, nach der heutigen Ansicht von Geologen in der<br />

Zeit des frühen Perm, etwa vor 250 Millionen Jahren.<br />

Die Verbindung mit dem Weltmeer dürfte durch tektonische Hebungen und<br />

Senkungen wiederholt unterbrochen und wiederhergestellt worden sein, so<br />

dass die <strong>Salz</strong>lager entsprechend der Barrentheorie entstehen konnten.<br />

Tektonische Bewegungen haben auch den <strong>Salz</strong>lagerstätten die heutige Gestalt<br />

gegeben, insbesondere die spätere Auffaltung der Alpen im Tertiär vor ca.<br />

60 Millionen Jahren.<br />

Jüngste Bohrungen lassen auf eine Mächtigkeit der <strong>Salz</strong>lagerstätte von über<br />

600 m schließen.<br />

Die Lagerstätten in Bad Reichenhall und Berchtesgaden gehören mit zu einer<br />

am Nordrand der Alpen gelegenen salzführenden Zone, die als alpines Salinar<br />

bezeichnet wird. Sie erstreckt sich von Hall in Tirol bis Wien. Sie gilt nicht<br />

als eine zusammenhängende, gleichförmig <strong>aus</strong>gebildete und großflächige<br />

Lagerstätte, vielmehr stellt sie eine Kette von nicht miteinander verbundenen<br />

Steinsalz- und Gipsaufbrüchen dar.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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3. Das <strong>Salz</strong>bergwerk Berchtesgaden<br />

Das Haselgebirge im Berchtesgadener <strong>Salz</strong>bergwerk besteht im Durchschnitt<br />

<strong>aus</strong> 50 % <strong>Salz</strong>. Deshalb ist das "nasse Abbauverfahren" notwendig:<br />

Das <strong>Salz</strong> wird mit Süßwasser her<strong>aus</strong>gelöst und dann <strong>aus</strong> der so entstandenen<br />

Sole durch Verdampfen gewonnen.<br />

Um die Lagerstätte zu erschließen, wurden Stollen waagrecht in den Berg<br />

getrieben. Der Fachmann sagt dazu: angeschlagen. Von diesen Stollen <strong>aus</strong><br />

werden "Richt- und Querstrecken" und schließlich von den Querstrecken <strong>aus</strong><br />

die "Ankehrschachtrichten" aufgefahren.<br />

Von einer Ankehrschachtricht <strong>aus</strong> wurde bis vor kurzem nach unten ein Ankehrschacht<br />

30 m tief abgeteuft und an seinem Fuß eine Kammer von 60 m<br />

Länge, 35 m Breite und 2 m Höhe angelegt - das sog. Sinkwerk. Über eine<br />

Zuführungsleitung wurde nun anschließend das Sinkwerk mit Süßwasser gefüllt.<br />

Es löst das <strong>Salz</strong> und wird zur Sole. Die spezifisch schwerere Sole sinkt<br />

nach unten, das Süßwasser löst oben weiter vom "Himmel" und den Seiten<br />

des Sinkwerks das <strong>Salz</strong> her<strong>aus</strong>. Die unlöslichen Bestandteile des Haselgebirges,<br />

Leist genannt, sinken nach unten. Eine Solepumpe leitet von unten her<br />

die gesättigte Sole ab, während von oben die gleiche Menge Süßwasser wieder<br />

zugeführt wird. Auf diese Weise wächst das Sinkwerk täglich um 1 cm<br />

nach oben.<br />

Ein solches Sinkwerk ist etwa 10 Jahre in Betrieb. Zur Zeit gibt es im Berchtesgadener<br />

Bergwerk rund 15 solcher herkömmlicher Sinkwerke, von denen<br />

jedes am Tag etwa 100 m³ Sole liefert.<br />

Nach diesem Verfahren wurden die Sinkwerke bis 1974 erstellt. Sie erreichen<br />

eine Abbauhöhe von etwa 30 m.<br />

Ein Sinkwerk wird vorbereitet<br />

Seit einigen Jahren werden die Sinkwerke im sog. Bohrspülverfahren angelegt.<br />

Von der Ankehrschachtricht wird ein 125 m tiefes Bohrloch "niedergebracht".<br />

Am Fuße des Bohrlochs wird in ein- bis zweijähriger Arbeit ein trichterförmiger<br />

Hohlraum von 30 m Durchmesser und 5 bis 7 Meter Höhe "<strong>aus</strong>ge-<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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spült" - das <strong>Salz</strong> löst sich im Wasser, die festen Bestandteile werden her<strong>aus</strong>gepumpt.<br />

Erst dann betritt der Bergmann ein solches Sinkwerk und baut die<br />

zum Betrieb notwendigen Vorrichtungen ein. Es wird sodann gen<strong>aus</strong>o vorgegangen<br />

wie beim herkömmlichen Verfahren. Diese Sinkwerke sind ca. 100<br />

Meter hoch. Dieses neue Bohrspülverfahren ist selbstverständlich wirtschaftlicher<br />

als das herkömmliche Verfahren.<br />

Der <strong>Salz</strong>berg enthält heute 130 stillgelegte Sinkwerke. Es besteht aber keine<br />

Gefahr, dass der <strong>Salz</strong>berg eines Tages zusammenbricht: Es werden nämlich<br />

nur ca. 18 % des Haselgebirges abgebaut und stillgelegte Sinkwerke werden<br />

wieder mit der zurückgebliebenen Schlacke <strong>aus</strong> der Saline Bad Reichenhall<br />

verfüllt.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Die in den aktiven Sinkwerken gewonnene Sole wird zunächst in einem ehemaligen<br />

Sinkwerk gespeichert und von dort über eine doppelsträngige Soleleitung<br />

mit einer Förderkapazität von 60 m³ pro Stunde nach Bad Reichenhall<br />

gepumpt.<br />

Sie hat eine Länge von 19 Kilometern und überwindet einen Höhenunterschied<br />

von 198 Metern, bis sie über den Pass Hallthurm Bad Reichenhall erreicht.<br />

Verlauf der Soleleitung von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall<br />

In Berchtesgaden wird das <strong>Salz</strong> aber auch noch in fester Form als <strong>Salz</strong>stein<br />

abgebaut. Aus besonders guten Partien des Haselgebirges sprengt man die<br />

Stücke dazu her<strong>aus</strong>, fördert sie auf "Hunten" zutage und bearbeitet sie zu<br />

Lecksteinen für Wild und Rind oder fertigt dar<strong>aus</strong> kunstvolle <strong>Salz</strong>kristalllampen,<br />

Kerzenständer oder Ähnliches.<br />

4. Solegewinnung <strong>aus</strong> Bad Reichenhaller Quellen<br />

In Bad Reichenhall tritt die Sole in natürlichen Quellen zutage. Sie kommt <strong>aus</strong><br />

einem bedeutenden Vorkommen in der Tiefe dieses Gebirgsbeckens und wird<br />

für die <strong>Salz</strong>produktion und im Heilbad genutzt. Jährlich werden derzeit ca.<br />

300.000 m³ Sole auf diese Art gefördert, sie müssen jedoch wegen der geringen<br />

Sättigung noch mit Sole <strong>aus</strong> Berchtesgaden angereichert werden.<br />

5. Siedesalzgewinnung in der Saline Bad Reichenhall<br />

Das historische Verfahren der Siedesalzgewinnung arbeitet mit offenen Sudpfannen,<br />

in denen die Sole auf 90 Grad erhitzt wurde, so dass das Wasser<br />

verdunstete und die Sättigungsgrenze überschritten wurde. So bildeten sich<br />

<strong>Salz</strong>kristalle auf der Oberfläche, die schließlich auf den Pfannenboden absanken<br />

und von dort abgezogen wurden. Das verdunstende Wasser zog über<br />

einen großen Kamin ins Freie, damals ein Symbol für die Saline, aber auch<br />

ein Indiz für den Verlust von Wärmeenergie.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Historische Sudpfanne<br />

Kernstück der heutige Siedetechnik sind modernste Verdampferapparate von<br />

etwa 18 m Höhe und 4 m Durchmesser. In diesen geschlossenen und wärmeisolierten<br />

Behältern wird die Sole durch Heizdampf zum Sieden gebracht. Das<br />

<strong>Salz</strong> kristallisiert <strong>aus</strong>, wird auf Zentrifugen von restlicher Sole getrennt, anschließend<br />

getrocknet und der weiteren Verarbeitung zugeführt. In Mischanlagen<br />

erhält das Siedesalz die verschiedensten Zusätze und wird für den<br />

menschlichen Genuss in Paketen, Dosen, Säcken und Eimern vollautomatisch<br />

verpackt oder offen für Großverbraucher <strong>aus</strong>geworfen.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Moderne Verdampferanlagen<br />

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6. Aus der Geschichte des bayerischen <strong>Salz</strong>wesens<br />

Salinen, <strong>Salz</strong>bergwerke, Soleleitungen<br />

Wahrscheinlich wurden die <strong>Salz</strong>quellen Bad Reichenhalls schon in der Bronzezeit<br />

genutzt, denn beim Bau des Quellengebäudes fand man im vorigen<br />

Jahrhundert ein bronzenes Rundleistenbeil.<br />

Nach der Entdeckung von Reihengräbern kann als gesichert gelten, dass sich<br />

die <strong>Salz</strong>quellen seit dem 6. Jahrhundert im Besitz von Bajuwaren befanden.<br />

Die älteste schriftliche Erwähnung der <strong>Salz</strong>gewinnung in Bad Reichenhall<br />

stammt <strong>aus</strong> der Zeit um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert.<br />

Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert kauften die bayerischen Herzöge<br />

die Saline in Reichenhall auf.<br />

Die Sudpfannen wurden mit Holz <strong>aus</strong> dem Wäldern des Saalachtales geheizt.<br />

Als dieses Holz knapp wurde, baute 1617 - 1619 der herzogliche Hofbaumeister<br />

Reiffenstuel eine 31 km lange Soleleitung <strong>aus</strong> Holzrohren nach Traunstein.<br />

200 Jahre später wurde auch dort das Holz knapp und deshalb erbaute<br />

man eine weitere Saline in Rosenheim.<br />

Die Saline in Traunstein wurde 1912, die in Rosenheim 1958 stillgelegt. Die<br />

Umstellung auf wirtschaftlichere Brennstoffe und der Einsatz moderner Verdampferanlagen<br />

waren wesentliche Gründe, die <strong>Salz</strong>erzeugung auf die Großsaline<br />

Bad Reichenhall zu konzentrieren.<br />

Die <strong>Salz</strong>lager um Berchtesgaden wurden erst viel später entdeckt. Ende des<br />

12. Jahrhunderts gewannen die Augustiner Chorherrn von Berchtesgaden am<br />

Tuval, in der Ortschaft Schellenberg gelegen, ihr <strong>Salz</strong>. Schon in den neunziger<br />

Jahren des 12. Jahrhunderts wurde auch dort eine Saline gegründet.<br />

1517 ließ das reichsfreie Chorherrnstift in Berchtesgaden den Petersbergstollen<br />

anschlagen und nahm damit das heutige <strong>Salz</strong>bergwerk in Betrieb. Eine<br />

weiter Saline entstand 1555 in Berchtesgaden bei Frauenreuth, dem heutigen<br />

Salinenplatz.<br />

Seit 1517 wurde auch <strong>Salz</strong>gestein immer wieder auf Wagen von Berchtesgaden<br />

nach Reichenhall transportiert, um dort die natürliche Quellsole anzureichern.<br />

Der Transport dauerte sieben Stunden und war zur damaligen Zeit äußerst<br />

beschwerlich. Das brachte schließlich 1559 Probst Wolfgang II, auf die<br />

Idee, eine Soleleitung dorthin zu legen. Dieses Vorhaben wurde aber durch<br />

Georg von Reichenbach erst nach dem Jahre 1809 verwirklicht, nachdem die<br />

Fürstprobstei Berchtesgaden zu Bayern gekommen war.<br />

Seit 1962 führt eine neue Soleleitung über den Pass Hallthurm nach Bad Reichenhall.<br />

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<strong>Salz</strong>straßen und <strong>Salz</strong>schiffe<br />

<strong>Salz</strong> war begehrt, musste weit transportiert werden und war deshalb teuer.<br />

Das <strong>Salz</strong> hat darum viele Menschen reich gemacht: - die, die es gewannen, -<br />

die, die damit handelten, - die, die es besteuerten,- aber auch diejenigen, die<br />

es schmuggelten.<br />

Die Wege des <strong>Salz</strong>es <strong>aus</strong> Berchtesgaden und Reichenhall gingen stets in<br />

nördliche Richtung, mit der Ausdehnung Bayerns seit dem 6. Jahrhundert sogar<br />

bis nach Böhmen und Österreich, im 10. und 11. Jahrhundert und später<br />

im 12. Jahrhundert sogar bis nach Rußland.<br />

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Bayern mit Berchtesgaden und am<br />

Ende des 16. Jahrhunderts mit <strong>Salz</strong>burg Verträge geschlossen, durch die sich<br />

der bayerische Staat verpflichtete, den größten Teil der <strong>Salz</strong>produktion der<br />

Salinen Hallein und Berchtesgaden abzunehmen und auf eigenes Risiko zu<br />

vertreiben. Der Vertrieb ging von da an nach Württemberg und in die<br />

Schweiz.<br />

Im frühen Mittelalter erreichte das <strong>Salz</strong> über die römischen Straßen und in<br />

Schiffen auf der <strong>Salz</strong>ach seine Abnehmer, dann kamen allmählich neue Straßen<br />

dazu. Die Gemeinden an den <strong>Salz</strong>straßen gediehen und neue Orte entstanden.<br />

Wie schon im Vorwort erwähnt, ist München ein leuchtendes Beispiel dafür:<br />

Eine <strong>Salz</strong>straße führte im 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts<br />

über die Isarbrücke bei Oberföhring. Sie gehörte dem Bischof von Freising<br />

und brachte ihm die nicht unbeträchtliche <strong>Salz</strong>maut in seinen Säckel. Dies<br />

erregte den Neid und die Eifersucht von Heinrich dem Löwen. Dieser ließ kurzerhand<br />

im Jahre 1156 die Brücke abbrennen und errichtete dafür einige Kilometer<br />

südlich "bei den Mönichen" eine neue Brücke, um selbst die <strong>Salz</strong>maut<br />

einstreichen zu können. Dort entstand bald die Ansiedlung "München".<br />

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7. Die heutige wirtschaftliche Bedeutung des <strong>Salz</strong>es<br />

Das Bad Reichenhaller Markensalz wird heute im ganzen Bundesgebiet verkauft.<br />

Etwa jede zweite H<strong>aus</strong>frau verwendet es. Manche würzen mit diesem<br />

<strong>Salz</strong>, ohne es zu wissen, denn ein großer Discounter hat etwa ein Drittel der<br />

gesamten Produktion unter abgeändertem Namen in seinen Regalen stehen.<br />

Das Bad Reichenhaller Markensalz ist damit die führende deutsche <strong>Salz</strong>marke.<br />

Die jodierten Speisesalze - Bad Reichenhaller Jodsalz und Bayerisches Vollsalz<br />

- haben ihre Konsumenten vor allem in Bayern südlich der Donau.<br />

Eine kleine <strong>Salz</strong><strong>aus</strong>wahl<br />

Das feinkörnige <strong>Salz</strong> wird z.B. von Molkereien für die Butter- und Käsezubereitung<br />

verwendet.<br />

Grobkörniges <strong>Salz</strong> brauchen die Bäcker für ihre Laugenbrezen und für ähnliches<br />

Gebäck.<br />

Metzger pökeln Fleisch und Wurst mit Nitrat-Pökelsalz ein. Die erweiterte<br />

Konservierung wird damit mit gesundheitlich unbedenklichen Mengen des<br />

Nitratsalzes erreicht.<br />

Zunehmende Bedeutung haben die sog. Wasserenthärtungssalze, die zur<br />

Entkalkung von Wasser für verschiedene Zwecke, z.B. in Spülmaschinen dienen;<br />

sie regenerieren die Ionen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher, die Calzium-Ionen <strong>aus</strong> dem<br />

Wasser an sich binden und dafür Natrium-Ionen abgeben.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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<strong>Salz</strong> hat auch für das Auftauen von Eis und Schnee immer noch eine gewisse<br />

Bedeutung, trotz aller Bemühungen um ein geeignetes Ersatzmittel.<br />

Die Industrie, insbesondere die chemische Industrie hat heute einen hohen<br />

Bedarf an Kochsalz.<br />

Es dient in der Textilindustrie zum Färben, in der Lederindustrie zum Gerben<br />

und in der Futtermittelindustrie zur Ergänzung des Kraftfutters.<br />

Industriebetriebe erzeugen dar<strong>aus</strong> Natrium- und Chlorverbindungen, z.B. Soda,<br />

Chlor, Ätznatron, Natriumsulfat und <strong>Salz</strong>säure.<br />

Diese sind in der Regel Zwischenprodukte, <strong>aus</strong> denen eine Menge weiterer<br />

Verbindungen aufgebaut werden:<br />

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8. Die biologische und gesundheitliche Bedeutung des Speisesalzes<br />

<strong>Salz</strong> ist für den Menschen lebensnotwendig.<br />

Der Körper benötigt für die Erhaltung des osmotischen Drucks außerhalb der<br />

Zellen und damit zu seinem Wasserh<strong>aus</strong>halt <strong>Salz</strong>. Die "physiologische Kochsalzlösung"<br />

mit einem dem osmotischen Druck angemessenen Kochsalzanteil<br />

von 0,95 wird unter anderem zu Infusionen bei Blutverlust verwendet.<br />

Weiterhin braucht der Körper <strong>Salz</strong> für die Leitung nervalert Impulse, für die<br />

Erregbarkeit der Muskulatur, für die Nierenfunktion und für den Aufbau der<br />

Knochen.<br />

Die notwendige <strong>Salz</strong>zufuhr wird heute etwa mit 5 g täglich angesetzt. Kommt<br />

es beim Menschen zu einer Unterversorgung mit Kochsalz, tritt "Natriummangel"<br />

ein.<br />

Lebensbedrohliche Störungen treten auf: Apathie, Verwirrtheit bis zum Koma,<br />

fehlender Durst, Übelkeit, Erbrechen, schneller Herzschlag, niedriger Blutdruck,<br />

Kollaps, geringe Harnentleerung, Azidose oder Alkolose, Durchblutungsstörungen<br />

der Peripherie, Verminderung der Nierendurchblutung und<br />

Kreislaufversagen.<br />

Deshalb fordern Ärzte bei Kochsalzverlust durch Schwitzen nicht nur Wasser,<br />

sondern auch <strong>Salz</strong> zuzuführen. Anstrengungen bei Hitze und ein Aufenthalt in<br />

den Tropen sind Anlässe, bei denen eine 0,3- bis 0,4-prozentige Kochsalzlösung<br />

getrunken werden soll.<br />

Überschüssiges Kochsalz wird vom gesunden Menschen schnell wieder über<br />

die Nieren <strong>aus</strong>geschieden. Für Gesunde gilt deshalb eine Kochsalzmenge bis<br />

zu 20 g täglich auf jeden Fall als unbedenklich.<br />

Wer aber an erhöhtem Blutdruck leidet, sollte die <strong>Salz</strong>zufuhr einschränken,<br />

obwohl es heute viele Medikamente gibt, die den Blutdruck senken und zugleich<br />

zu einer starken Ausscheidung von Kochsalz führen.<br />

Kropfvorsorge durch jodiertes Speisesalz<br />

Nach neuen Untersuchungen herrscht in der Bundesrepublik eine durch Jodmangel<br />

bedingte Kropfendemie. So leiden z.B. 15 % aller Rekruten bei der<br />

Bundeswehr an einem Kropf. Die meisten Kröpfe sind allerdings nur durch<br />

Betasten zu erkennen. Auch bei solch leichten Erkrankungen müssen weitere<br />

Vergrößerungen des Kropfes mit ihren Folgen, die eine nicht ungefährliche<br />

Operation notwendig machen können, im Auge behalten werden.<br />

Durch Jodprophylaxe kann die Kropfhäufigkeit entscheidend gesenkt werden.<br />

Die von den Fachleuten empfohlene Methode ist das Würzen mit jodiertem<br />

Speisesalz.<br />

Es ist auch deshalb das ideale Transportmittel für das Jod, weil es von allen<br />

Menschen in etwa der gleichen Menge genossen wird und so dem Körper das<br />

Jod in der richtig dosierten Menge zugeführt werden kann.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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9. Das <strong>Salz</strong> in Brauchtum und Sprichwort<br />

Ein Sprichwort ist der sinnvolle, knappe Ausdruck einer bewährten Erfahrung -<br />

also auch ein wahres Wort.<br />

Wir dürfen uns nicht wundern, wenn auch das unentbehrliche <strong>Salz</strong> im Sprichwort,<br />

im Volksglauben und im Brauchtum eine besondere Rolle spielt.<br />

So werden in Berchtesgaden z. B. am Dreikönigstag Weihrauch, <strong>Salz</strong> und<br />

Kreide geweiht.<br />

Der Weihrauch dient zum Ausräuchern der Wohnungen und Ställe, das <strong>Salz</strong><br />

soll, unter das Futter gemischt, das Vieh wohl gedeihen lassen und mit der<br />

Kreide schreibt man auf die Türstöcke das Zeichen:<br />

„20 + K + M + B + 04“, damit nichts Böses die Schwelle überschreiten kann.<br />

Einem anderen uralten Brauch zufolge werden am Ostersonntag bzw. in der<br />

Osternacht in der Kirche das Osterbrot, Schinken, Eier, Kren und <strong>Salz</strong> geweiht.<br />

Wenn dann die Leute nach dem Gottesdienst nach H<strong>aus</strong>e kommen,<br />

essen sie zuerst vom "Geweihten", ehe sie sich zur Hauptmahlzeit an den<br />

Tisch setzen.<br />

Wie einfach, frisch und überzeugend stellt der Volksmund im Sprichwort fest:<br />

"<strong>Salz</strong> und Brot macht Wangen rot".<br />

Und wenn er sagt: "Viele Köche versalzen die Suppe", so schöpft er auch diese<br />

Weisheit <strong>aus</strong> alter Erfahrung.<br />

Will man einen Unschlüssigen, einen Zauderer <strong>aus</strong> seinen Zweifeln reißen,<br />

dann hilft man mit gutmütigem Spott nach:<br />

"Geh, lass dich einsalzen!"<br />

Ist aber ein Mensch zu gar nichts nutze, dann lautet das Urteil so:<br />

"Es verdient nicht das <strong>Salz</strong> in der Suppe!"<br />

"Jemandem <strong>Salz</strong> in die Wunde streuen", heißt dem Nächsten neue, noch<br />

stärkere Schmerzen zu verursachen, bar jeden Mitleids.<br />

Man kann auch "eine gesalzene Rede halten",<br />

"eine gesalzene Rechnung schreiben",<br />

"eine gesalzene Tracht Prügel verabreichen"<br />

"eine Freude oder eine Hoffnung versalzen".<br />

"Das hat weder <strong>Salz</strong> noch Schmalz", heißt es, wenn eine Sache ohne richtigen<br />

Gehalt ist.<br />

Jene Erzsünder freilich, die sich weigern, Gottes Gebote zu befolgen, müssten<br />

wie Lots Weib "zu einer <strong>Salz</strong>säule erstarren".<br />

Am besten nimmt man alles, was auf der Welt so vor sich geht "Cum grano<br />

salis" - mit einem Körnchen <strong>Salz</strong>, was so viel wie "mit kritischer Einschränkung"<br />

sagen will.<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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10. Besuch des <strong>Salz</strong>bergwerks Berchtesgaden<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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<strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

Das ehemals weiße Gold<br />

- heute gen<strong>aus</strong>o wichtig wie früher -<br />

Arbeitsblätter<br />

1) Kochsalz kann auf verschiedene Weise gewonnen werden. Meerwasser<br />

lässt man ..................................................................... und erhält so das<br />

............................................... .<br />

Natürliche Sole wird zu .............................................................durch den<br />

Vorgang des ............................................... .<br />

Steinsalz wird durch Süßwasser ........................................................... .<br />

Durch Verdampfen erhält man dann das .............................................. .<br />

Steinsalzbrocken werden ................................................... . Man erhält<br />

so das ................................................................................................. .( )<br />

2) Wie hoch ist der <strong>Salz</strong>gehalt der Ozeane im Durchschnitt?<br />

Streiche das Falsche durch!<br />

0,5 % 5 % 3,5 % 10 % 27 % ( )<br />

3) Erkläre den Begriff "Sedimentation" bezüglich der Entstehung der <strong>Salz</strong>lagerstätten<br />

näher!<br />

...............................................................................................................<br />

...............................................................................................................<br />

...............................................................................................................<br />

...............................................................................................................<br />

...............................................................................................................( )<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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4) Ist das "Haselgebirge" - ein Bergrücken in Bayern?<br />

- ein Berg mit vielen Haselnusssträuchern?<br />

- ein Bergrücken mit vielen Hasen?<br />

- ein alpines Mischgestein?<br />

Streiche das Falsche durch! ( )<br />

5) Welches Abbauverfahren hat man im <strong>Salz</strong>bergwerk Berchtesgaden<br />

gewählt, um das <strong>Salz</strong>vorkommen am günstigsten abzubauen?<br />

..............................................................................................................( )<br />

6) Erkläre kurz den Vorgang des <strong>Salz</strong>siedens in der Saline!<br />

Ausgangsprodukt: .................................................................................<br />

...............................................................................................................<br />

...............................................................................................................<br />

...............................................................................................................<br />

Endprodukt ...........................................................................................( )<br />

7) <strong>Salz</strong> besitzt heute eine weitläufige wirtschaftliche Bedeutung. Nenne<br />

mindestens fünf Bereiche!<br />

a) ..............................................................................................................<br />

b) ...............................................................................................................<br />

c) ...............................................................................................................<br />

d) ..............................................................................................................<br />

e) ..............................................................................................................( )<br />

8) Was versteht man unter einer "gesalzenen Rechnung"?<br />

..............................................................................................................<br />

..............................................................................................................<br />

..............................................................................................................( )<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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10) Löse folgendes Rätsel! Die richtige Lösung ergibt in dem dick<br />

umrandeten Klammernturm, von oben nach unten gelesen, einen<br />

Fach<strong>aus</strong>druck <strong>aus</strong> der Chemie.<br />

1 = <strong>Salz</strong>abbauhalle<br />

2 = lateinisches Wort für <strong>Salz</strong><br />

3 = gesalzene Speise<br />

4 = sehr viele Leute haben ihn<br />

5 = hier wird Sole zu <strong>Salz</strong><br />

6 = Leitung für <strong>Salz</strong>wasser<br />

7 = <strong>Salz</strong>wurst<br />

8 = Fortbewegungsmittel der Bergleute<br />

9 = keltisch für "<strong>Salz</strong>"<br />

10 = Ortsname jenseits der deutsch/österreichischen Grenze<br />

11 = <strong>Salz</strong>wasser<br />

12 = Berg mit <strong>Salz</strong>vorkommen<br />

13 = hier steht die Saline<br />

14 = wird durch Verdampfen gewonnen<br />

. . ( ) . . . . .<br />

. ( ) .<br />

. . . . ( )<br />

. ( ) . . .<br />

. . . ( ) . .<br />

. . . . . . . . ( ) . .<br />

. . . . ( ) .<br />

. . . . . ( ) . .<br />

( ) . .<br />

. . ( ) . . . .<br />

. ( ) . .<br />

. . . . . . ( ) .<br />

. . ( ) . . . . . . . .<br />

. . . ( ) . . . . ( )<br />

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Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong><br />

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Impressum<br />

Her<strong>aus</strong>geber: <strong>Deutsches</strong> <strong>Jugendherbergswerk</strong>, Landesverband Bayern e.V.<br />

Mauerkircherstr. 5, 81679 München, Tel. 089/92 20 98-0 Fax 089/92 20 98-40<br />

E-Mail: mail@djh-bayern.de Web: www.jugendherberge.de/bayern<br />

Vorstand: Dipl.-Kfm. Wilfried Holterman, Michael Gößl<br />

Redaktion / Gestaltung des Inhalts /Bildnachweis: Willi Meilinger, Berchtesgaden<br />

Jugendherberge Berchtesgaden, Struberberg 6, 83483 Bischofswiesen,<br />

Tel. 0 86 52/94 37-0, Fax 0 86 52/94 37-37, Leitung: Thomas Laube<br />

E-Mail: jhberchtesgaden@djh-bayern.de Web: www.berchtesgaden.jugendherberge.de<br />

© DJH Landesverband Bayern e.V., 2005<br />

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