Versuche zur Bestimmung der Spektralklasse von Sternen - FG ...
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20<br />
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
Stern / Linie Hγ Hδ Hε Ca II Ca II / Hδ Ca II / Hε<br />
A2V 13,2 14,7 12,2 1,6 0,11 0,13<br />
A2Ia 2,4 2,3 3,1 1,3 0,57 0,42<br />
A7V 9,0 7,9 9,9 4,2 0,53 0,42<br />
Tab. 2:<br />
Ermittelte Äquivalentbreiten zum Vergleich <strong>der</strong> Leuchtkraftklassen (Angaben in Å)<br />
Die Abgrenzung zu den F-<strong>Sternen</strong> würde<br />
danach rein willkürlich bei einer Äquivalentbreite<br />
<strong>von</strong> 5 Å erfolgen. Sterne <strong>der</strong><br />
Unterklasse A0V und A1V lassen sich<br />
nach dieser Methode nicht mit <strong>der</strong> notwendigen<br />
Sicherheit zuordnen. Ähnliches gilt<br />
für die relativen Stärken zwischen zwei<br />
Linien, wie in <strong>der</strong> Abbildung 3 anhand <strong>der</strong><br />
Verhältnisse Ca II / Hδ und Ca II / Hε<br />
gezeigt ist.<br />
Als ein weiteres Kriterium könnte die<br />
„unruhige Grundlinie“ dienen. Diese<br />
Zacken sind die Absorptionslinien an<strong>der</strong>er<br />
Metalle, die aber wegen <strong>der</strong> geringen<br />
Auflösung des Spektrographen nicht sauber<br />
getrennt werden. Die Stärke <strong>der</strong><br />
Metall-Linien nimmt mit abnehmen<strong>der</strong><br />
Temperatur physikalisch bedingt zu.<br />
Allerdings ist die Auflösung <strong>der</strong> Spektren<br />
meist zu gering, um einzelne Linien direkt<br />
einem Element zuordnen zu können.<br />
Ausnahmen bilden z. B. Mg II bzw. Ca II.<br />
Das Spektrum <strong>von</strong> Sirius zeigt hier eine<br />
Beson<strong>der</strong>heit. Der Grundlinie nach ist er<br />
eher als ein A7V-Stern einzuordnen. Dafür<br />
ist aber die Ca II-Absorption zu schwach.<br />
Solche Sterne werden auch als Am-Sterne<br />
bezeichnet. Der Begleitstern <strong>von</strong> Sirius<br />
(Sirius B) war früher ein roter Riesenstern,<br />
dessen metallreiches Material auf Sirius<br />
herabgerieselt ist. Dadurch kommt es zu<br />
<strong>der</strong> beobachteten Anreicherung <strong>von</strong> schwereren<br />
Elementen auf dessen Oberfläche.<br />
Folglich gibt es im Spektrum eine „unruhige“<br />
Grundlinie. Diese täuscht eine niedrigere<br />
Temperatur vor.<br />
Aus theoretischen Überlegungen und<br />
Berechnungen (Stichwort: Boltzmann-<br />
Saha) kann abgeleitet werden, dass die<br />
deutlichste Ausprägung einer Absorptionslinie<br />
eines Elementes (genauer: eines<br />
definierten Elektronenüberganges) mit<br />
steigen<strong>der</strong> Temperatur ein Maximum<br />
durchläuft. Einfacher ausgedrückt müssen<br />
zunächst genügend Elektronen eines<br />
Elementes auf ein bestimmtes Niveau<br />
gebracht werden (durch die Temperatur des<br />
Gases), <strong>von</strong> dem dann ein Sprung auf ein<br />
höheres Niveau während des Absorptionsvorganges<br />
erfolgen kann. Die dadurch<br />
zu beobachtende Absorptionslinie wird<br />
umso besser sichtbar sein, je mehr Elektronen<br />
auf dem Ausgangsniveau vorhanden<br />
sind, um <strong>von</strong> dort aus angeregt zu werden.<br />
Wenn die Temperatur nun größer wird,<br />
werden die Elektronen zunehmend auf<br />
höhere Niveaus beför<strong>der</strong>t, so dass die<br />
Stärke <strong>der</strong> Absorptionslinie wie<strong>der</strong><br />
abnimmt, da die Besetzungsdichte des<br />
Ausgangsniveaus abnimmt. Für den<br />
Wasserstoff ergibt die Rechnung in <strong>der</strong><br />
Abbildung 4 den Verlauf <strong>der</strong> temperaturabhängigen<br />
Absorptionsstärke.<br />
Die Absorptionslinien des Wasserstoffes<br />
sollte bei <strong>Sternen</strong> mit einer Temperatur <strong>von</strong><br />
etwa 10.000 K am besten zu beobachten<br />
sein. Diese Temperatur entspricht etwa <strong>der</strong><br />
eines A0-Sterns. Die Abbildung 5 zeigt die<br />
gemessenen Äquivalentbreiten <strong>der</strong> Hγ-<br />
Linie in Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Spektralklasse</strong><br />
und damit <strong>der</strong> Temperatur. Wie<br />
schon vermutet, ergibt sich das Maximum<br />
<strong>der</strong> Wasserstoff-Absorption bei dem A0-<br />
Stern Wega. Zusätzlich ist <strong>der</strong> kräftige<br />
Anstieg auf <strong>der</strong> kälteren Seite und <strong>der</strong> eher<br />
flache Abfall auf <strong>der</strong> heißeren Seite zu<br />
beobachten.<br />
Die Abbildung zeigt aber auch, dass die<br />
Klassifizierung <strong>von</strong> <strong>Sternen</strong> in eine<br />
Temperatur-Skala nicht alleine <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Stärke einer Linie abhängig (wie hier die<br />
Hγ-Linie) gemacht werden kann. So zeigt<br />
z. B. Procyon (T = 6.400 K) etwa die gleiche<br />
Äquivalentbreite wie <strong>der</strong> Stern γ Peg<br />
(T = 20.000 K). Wie schon festgestellt,<br />
genügt es aber, eine weitere Absorptionslinie<br />
(z. B. Ca II) für eine eindeutige<br />
Klassifizierung hinzuzunehmen.<br />
Vergleich <strong>von</strong> Riese und Zwerg<br />
Die Abbildung 6 zeigt die Spektren <strong>von</strong><br />
Deneb (A2Ia) und Mizar (A2V). Zunächst<br />
kann man ganz unbefangen an die Klärung<br />
Abb. 3:<br />
Relative Stärke <strong>der</strong> Ca II-Linie in Bezug zu den Balmer-Linien Hδ und Hε<br />
Abb. 4:<br />
Rechnung für die Stärke <strong>der</strong> Balmerlinien in Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Temperatur<br />
VdS-Journal Nr. 13