Gemeindebrief September 2013 - Evangelische Stiftung Tannenhof
Gemeindebrief September 2013 - Evangelische Stiftung Tannenhof
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Vier Mal „volles Haus“ beim 25. Orgelsommer<br />
Unbekannte Komponisten, zum ersten Mal gespielte,<br />
aber auch ganz bekannte Orgelwerke,<br />
voluminösen Klang, aber auch ganz zarte Töne -<br />
das konnte man zu Recht im Orgelsommer <strong>2013</strong><br />
erwarten. Aber dass die sowieso schon gute<br />
Akustik für die kleine, sehr feine Beckerath-Orgel<br />
bei einer bis zum Rand gefüllten Kirche noch besser<br />
wird - das ist eine überraschende Erkenntnis<br />
im 25. Orgelsommerjahr. Der Hamburger Orgelbauer<br />
Rudolf von Beckerath (1907-1976) hat im<br />
Jahr 1968/9 ganze Arbeit geleistet, als er die Orgel<br />
in der Kirche der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Stiftung</strong> <strong>Tannenhof</strong><br />
sorgfältig intonierte. Christian Skobowsky,<br />
Domorganist aus Ratzeburg, zeigte sich sehr erfreut,<br />
dass sein kammermusikalisch konzipiertes<br />
Barockprogramm so gut zum Klingen kam.<br />
Die 1.065 Besucherinnen und Besuchern in 4<br />
Konzerten bedeuten nicht nur einen Besucherrekord<br />
in einer Kirche, die eigentlich nur 250 Sitzplätze<br />
hat und der nur bei gleichmäßig außerordentlichem<br />
Besuch möglich ist. Entscheidender<br />
war der Eindruck, wirklich exquisite Künstler bei<br />
der Arbeit an der „Königin der Instrumente“ wahrzunehmen,<br />
die ganz unterschiedlich geprägte<br />
Programme vorlegten und mit jedem ein wunderbares<br />
Spektrum verschiedenster Klangfarben<br />
entwickelten.<br />
Das galt auch für Professorin Margarete Hürholz<br />
aus Köln. Sie gab mit György Ligetis „Coulee“ ein<br />
Klangflirren mit einer blendenden Fingertechnik<br />
wieder. Die „moderne“ Tonsprache des 20. Jahrhunderts<br />
ließ die<br />
A u s e i n a n d e rs et -<br />
zung mit den Erfahrungen<br />
von Krieg<br />
und Verfolgung im<br />
Ringen nach neuer<br />
Ausdrucksform in<br />
einem fortwährenden<br />
„Fließen“ erkennen.<br />
Frappant, dass<br />
eine ähnliche Ausdrucksart<br />
- nur 330<br />
Jahre früher - von<br />
Johann Sebastian<br />
Bach in seinem virtuosen<br />
Werk „Piece<br />
d‘Orgue“ gewählt<br />
Mari Ohki<br />
wurde. Der Zusammenhang<br />
wurde<br />
durch die direkte Aufeinanderfolge der beiden<br />
Stücke erhellt.<br />
Besonders gefeiert wurde die junge japanische<br />
Organistin Mari Ohki, die ein spieltechnisch<br />
schwieriges Programm „leicht“ und mit starker<br />
Ausdruckskraft präsentierte. Die Preisträgerin<br />
internationaler Wettbewerbe musizierte inspiriert<br />
und zugleich mit sympathisch<br />
bescheidener Haltung. Mutter<br />
(Professorin für Klavier) und<br />
Tante (Professorin und im Nebenberuf<br />
Organistin) waren am<br />
Abend zuvor in Düsseldorf direkt<br />
via Amsterdam aus Japan<br />
gelandet, um auf einer<br />
Deutschlandreise das Konzert<br />
von Mari Ohki in der Kirche der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Stiftung</strong> <strong>Tannenhof</strong><br />
auf keinen Fall zu verpassen.<br />
Sie erlebten ein Orgelfest<br />
mit.<br />
Hans-Eberhard Roß, Memmingen,<br />
mit seiner Frau beim Einregistrieren<br />
des Konzertprogramms<br />
Vielen Zuhörerinnen und Zuhörern<br />
ist das Eröffnungskonzert<br />
mit dem Memminger Kantor<br />
Hans-Eberhard Roß nicht „aus<br />
den Ohren“ gegangen. Er interpretierte<br />
ein Programm mit<br />
schwerpunktmäßig romantischer<br />
Musik. Gewohnt, auf einer<br />
4-manualigen großen Orgel<br />
zu muszieren, brachte Roß das<br />
Kunststück fertig „Musik zu machen“,<br />
ohne dass die kleine<br />
Orgel hier wie ein vollbeladenes<br />
50-PS-Auto am Berg hängend<br />
wirkte. Der geschickte<br />
Wechsel der Register (Ehefrau<br />
Roß gestand, noch nie in einem<br />
Konzert so viel zu tun gehabt<br />
zu haben) und die intensive<br />
musikalische Gestaltung ließ<br />
den Orgelabend zum Erlebnis<br />
werden. Das innige „Malda“<br />
(Gebet) des bei uns unbekannten<br />
litauischen Komponisten<br />
Juozas Naujalis wurde zu<br />
einer berührenden musikalischen<br />
Botschaft.<br />
Am Ende des 4. Konzerts<br />
verhieß Pfarrer Uwe Leicht<br />
dem neugierigen Publikum,<br />
dass man in der Kirchengemeinde<br />
dabei sei, Maßnahmen<br />
zu ergreifen, um<br />
die Orgelsommer-Reihe<br />
fortzusetzen. Das löste<br />
großen Applaus aus. Vorher<br />
hatte Christian Skobowsky<br />
das Publikum eingeladen,<br />
den Heinrich-<br />
Schütz-Choral anzustimmen<br />
„Ich will, so lang ich<br />
lebe, rühmen den Herren<br />
mein. Im Herzen stets mir<br />
schwebe das Lob der Ehren<br />
sein. Mein Mund soll<br />
allezeit des Herren Ruhm<br />
verkünden, dass Elende<br />
empfinden in Trübsal Trost<br />
und Freud.“ Eine ungewöhnliche<br />
und überraschende<br />
„Zugabe“, mit der<br />
er den Dank von über 100<br />
Orgelsolisten wie des Publikums<br />
an den Initiator des<br />
Orgelsommers und Organisator<br />
über 25 Jahre, Pfarrer<br />
Johannes Haun, ausdrücken<br />
wollte. Red.<br />
Bilderhinweis S. 5 (v.l.n.r.):<br />
- oben: J. Haun mit Bezirksbürgermeister<br />
H.-J. Heuser, Bürgermeisterin<br />
M. Hein, Hornist Dr. U.<br />
Donner und weitere Bläser<br />
- 2. Reihe: Geistlicher Vorsteher<br />
Pfr. Uwe Leicht, Superintendent<br />
Pfr. H. Demski, Presbyteriumsvorsitzender<br />
Dr. H.-J. Günther,<br />
Pfr.in I. Haun, Prof. Dr. H.-J.<br />
Braune<br />
- 3. Reihe: J. Haun mit V. Beckmann,<br />
Vorsitzender der Ökumenischen<br />
Initiative; P. Maar, Heimatbund-Vorsitzender,<br />
M. Röhrig,<br />
Bevollmächtigter der IG-<br />
Metall RS-SG, Pfr. W. Hodick,<br />
Kirchmeister E. Schumacher<br />
- 4. Reihe: B. Hoppe, Vorsitzender<br />
des Pfarrgemeinderats St.<br />
Bonaventura-Heilig Kreuz; Pfr.in<br />
A. Stoll, Vorsitzende des Fachausschusses<br />
Seelsorge<br />
- 5. Reihe: Kantor i.R. J. Harder,<br />
der <strong>Evangelische</strong> Posaunenchor<br />
Lüttringhausen - Leitung Ph. Jeßberger;<br />
St. Wiesbrock, A. Schmid