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Wissenschaftliches Arbeiten Teil 11: Lügen in der Wissenschaft Ein ...

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<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong><br />

<strong>Teil</strong> <strong>11</strong>: <strong>Lügen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 16.06.2010 1<br />

E<strong>in</strong> erstes Beispiel<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 2<br />

1


Noch e<strong>in</strong>s...<br />

Spiegel 39/2008, S. 144ff<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 3<br />

Und das gibt es auch... Irrtümer<br />

Aus e<strong>in</strong>er Anzeige für<br />

die Zeitschrift C‘T<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 4<br />

2


Vorbemerkungen<br />

• <strong>Lügen</strong> und Betrügen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> betrifft das<br />

empirische Verhalten von Menschen, so dass dieses Thema<br />

<strong>in</strong> die <strong>Wissenschaft</strong>ssoziologie gehört.<br />

• Diese <strong>Wissenschaft</strong> existiert.<br />

• Wir werden aber sehen, dass e<strong>in</strong>ige Fälle doch <strong>in</strong> die<br />

<strong>Wissenschaft</strong>stheorie fallen.<br />

• Dann noch etwas:<br />

Es geht nicht um pauschale Kritik, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung e<strong>in</strong>es recht verbreiteten Phänomens.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 5<br />

Literatur I<br />

[1]<br />

[2]<br />

[3]<br />

[4]<br />

[5]<br />

[6]<br />

[7]<br />

Trocchio, Fre<strong>der</strong>ico Di: Der große Schw<strong>in</strong>del. Rowohlt<br />

<strong>Wissenschaft</strong>, 1999<br />

Zankl, He<strong>in</strong>rich: Fälscher, Schw<strong>in</strong>dler, Scharlatane. Wiley-VCH,<br />

2006<br />

N.N.: Betrüger o<strong>der</strong> Schlitzohren – die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong>. Spektrum <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>, Dezember 1998, S.<br />

72-82<br />

Barker, Rodney: Machtspielchen. Killeralgen. Scherz Verlag,<br />

Bern, 1999<br />

Watson, James: Die Doppel-Helix. 19. Auflage, rororo, 2005<br />

Gil<strong>der</strong>, Joshua; Gil<strong>der</strong>, Anne-Lee: Der Fall Kepler. Mord im<br />

Namen <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>. List, 2006<br />

Genz, Henn<strong>in</strong>g: Gedankenexperimente. rororo, 2005<br />

Dieser <strong>Teil</strong> beruht auf den beiden Büchern [1][2] aus <strong>der</strong> Literaturliste.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 6<br />

3


Literatur II<br />

[8]<br />

[9]<br />

Mayr, Ernst: Das ist Evolution. Goldmann, 2005<br />

N.N.: Betrüger o<strong>der</strong> Schlitzohren – Die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong>. Spektrum <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>, Dezember, 1998,<br />

S. 72-82<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 7<br />

Def<strong>in</strong>itionen<br />

• Lüge = Aussage, die wissentlich falsch über e<strong>in</strong>en<br />

Sachverhalt gemacht wird, um etwas An<strong>der</strong>es<br />

auszudrücken<br />

• Irrtum = Aussage, die ohne Absicht und unwissentlich<br />

falsch über e<strong>in</strong>en Sachverhalt gemacht wird<br />

• Betrug = <strong>Lügen</strong>, um e<strong>in</strong>en persönlichen Vorteil zu err<strong>in</strong>gen<br />

Beispiele für Vorteile:<br />

– Projekt wird verlängert.<br />

– Neues Projekt wird genehmigt.<br />

– Mitarbeiter werden e<strong>in</strong>gestellt bzw. nicht gekündigt.<br />

– Ehre und Ruhm werden vermehrt.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 8<br />

4


Charles Babbage (1792-1871)<br />

"forg<strong>in</strong>g"<br />

"cook<strong>in</strong>g"<br />

"trimm<strong>in</strong>g"<br />

"hoax<strong>in</strong>g"<br />

Erf<strong>in</strong>dung, vollständige Fälschung<br />

Schönen von Messergebnissen, z.B. durch Weglassen<br />

Messergebnisse werden solange manipuliert bis sie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> vorgegebenes Schema passen<br />

<strong>Wissenschaft</strong>licher Jux als Ernst getarnt<br />

Plagiate hat Charles Babbage <strong>in</strong>teressanterweise nicht behandelt.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 9<br />

Stufenmodell I<br />

Stufe<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Sachverhalt<br />

•Ignorieren von Ergebnissen an<strong>der</strong>er <strong>Wissenschaft</strong>ler um sich<br />

selbst als <strong>in</strong>novativ darzustellen<br />

•Unterdrücken von Alternativen, z.B. nicht E<strong>in</strong>laden <strong>der</strong> Gegner zu<br />

Konferenzen<br />

• Verschweigen o<strong>der</strong> falsche Angaben <strong>der</strong> Autorenschaft<br />

• Plagiate, Ideendiebstahl, Diebstahl von Unterlagen<br />

•Bewusste Vere<strong>in</strong>fachung bei <strong>der</strong> Darstellung des Sachverhalts<br />

•Nicht-Nennung von Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

• Weglassen von Begründungen/Theorien Spekulationen als<br />

gesichert darstellen<br />

• Gezieltes Weglassen und Än<strong>der</strong>n von Ergebnissen, damit diese<br />

e<strong>in</strong>e vorgefasste Me<strong>in</strong>ung bestätigen<br />

• Erf<strong>in</strong>den von Versuchsergebnissen, Protokollen, Versuchen<br />

• Fälschen von Versuchsmaterialien<br />

• Erf<strong>in</strong>den von empirischen Theorien<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 10<br />

5


Stufenmodell II – Aber…<br />

• Es gibt große Probleme bei dieser E<strong>in</strong>stufung, da<br />

– Philosophische/metaphysische Auffassungen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> spielen<br />

Z.B. dass Planeten immaterielle Wirkungen haben<br />

– teilweise sehr unterschiedliche Auffassungen über das<br />

"richtige" wissenschaftliche <strong>Arbeiten</strong> bestehen<br />

Z.B. ob Gedankenexperimente auch Experimente s<strong>in</strong>d<br />

– es wirklich(?) Messfehler gibt, also echte Irrtümer bei <strong>der</strong><br />

Beobachtung<br />

– Experimente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen wirklich(?) nicht wie<strong>der</strong>holbar<br />

s<strong>in</strong>d<br />

Z.B. Darw<strong>in</strong>'s F<strong>in</strong>ken<br />

• Von <strong>Lügen</strong> bzw. Betrügen kann nur dann gesprochen<br />

werden, wenn <strong>der</strong> Täter bewusst entsprechend se<strong>in</strong>er Zeit<br />

und <strong>der</strong>en Auffassungen etwas Falsches wi<strong>der</strong> besseren<br />

Wissens behauptet hat.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> <strong>11</strong><br />

Fall 1: Ptolemäus<br />

• 142..146 n. Chr. Almagest: Sammlung astronomischer<br />

Aufsätze mit e<strong>in</strong>em großen Sternenkatalog<br />

• Ptolemäus lebte lange Zeit <strong>in</strong> Alexandria.<br />

• Lei<strong>der</strong>: Die Sterne stimmen mit denen von Hipparchos von<br />

Nizäa übere<strong>in</strong>.<br />

• Hipparchos von Nizäa lebte auf Rhodos und machte se<strong>in</strong>e<br />

Beobachtungen vorher zwischen 161..126 v. Chr.<br />

• Der Katalog Ptolemäus enthielt nur die <strong>in</strong> Rhodos<br />

beobachtbaren Sterne und ke<strong>in</strong>e, die nur <strong>in</strong> Alexandria zu<br />

beobachten waren.<br />

• Ptolemäus sparte sich die mühsamen Beobachtungen und<br />

brachte die Liste von Hipparchos entsprechend se<strong>in</strong>er<br />

Theorie auf den neuesten Stand.<br />

• Vorwurf: Plagiat, Fälschung von empirischen Ergebnissen<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 12<br />

6


Fall 2: Galilei<br />

• Turmargument:<br />

E<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> müßte aufgrund <strong>der</strong> Drehung <strong>der</strong> Erde nicht<br />

senkrecht entlang e<strong>in</strong>em Turm fallen, wenn die Erde sich<br />

drehen würde.<br />

Dies war das Argument <strong>der</strong> Gegner von Galilei, die damit<br />

zeigen wollten, dass sich die Erde nicht dreht.<br />

• Experiment zur Prüfung des Turmarguments:<br />

Auf e<strong>in</strong>em gleichmäßig schnell segelnden Schiff wird e<strong>in</strong>e<br />

Kanonenkugel vom Mast fallen gelassen. Die Kugel müsste<br />

parallel zum Mast unten auftreffen.<br />

Dieses Experiment begründet das berühmte bis zu E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong><br />

akzeptierte Relativitätspr<strong>in</strong>zip.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 13<br />

Fall 2: Galilei II<br />

• Galilei hat <strong>in</strong>direkt zugegeben, dieses Experiment nie<br />

gemacht zu haben:<br />

"Es ist nutzlos, das Experiment zu machen, wenn ich es Euch<br />

sage, dürft Ihr mir glauben."<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 14<br />

7


Fall 3: Galilei<br />

• Öffentliche Demonstration des Fallgesetz am schiefen<br />

Turm von Pisa:<br />

Zwei Kugeln mit unterschiedlichem Gewicht werden fallen<br />

gelassen, um zu zeigen, dass sie zum gleichen Zeitpunkt<br />

am Boden ankommen.<br />

• Dies hat wohl nie statt gefunden. Der Versuch wurde auch<br />

an<strong>der</strong>swo nie durchgeführt (o<strong>der</strong> es wurde geschummelt).<br />

• 1978 wurde <strong>der</strong> Versuch wie<strong>der</strong>holt: Die schwerere Kugel<br />

kommt beobachtbar so viel früher an, dass Galileis<br />

Position falsch ist, und gerade noch so, dass se<strong>in</strong>e Gegner<br />

dies mit ihrer aristotelischen Theorie hätten erklären<br />

können.<br />

• Experimentell war Galilei wi<strong>der</strong>legt; wohl e<strong>in</strong> Grund,<br />

warum Galilei gerne Gedankenexperimente gemacht hat...<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 15<br />

Fall 4: Galilei<br />

• Versuch mit Kugeln, die e<strong>in</strong>e schiefe Ebene herunter rollen<br />

• Galilei beschrieb den Aufbau des Experiments recht gut und<br />

behauptete se<strong>in</strong>en Versuch mehr als hun<strong>der</strong>t Mal wie<strong>der</strong>holt<br />

zu haben.<br />

• Er hat diesen Versuch nie durchgeführt, alle se<strong>in</strong>e Ergebnisse<br />

waren frei erfunden.<br />

• Begründung:<br />

– Wie<strong>der</strong>holung des Versuchs mißlang bis heute<br />

– Die Verwendung von Pergament anstatt Kalbs-/Schafhaut ist<br />

schlecht, was <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> tatsächlich die Versuche macht,<br />

feststellen würde.<br />

Galilei beschrieb aber die Benutzung von Pergament.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 16<br />

8


Fall 5: Galilei<br />

• Versuch <strong>der</strong> isochronen Pendel: Zwei gleich lange Pendel mit<br />

Kugeln aus Kork und Blei schw<strong>in</strong>gen parallel.<br />

• Dies ist experimentell nicht nachvollziehbar, da die Bleikugel<br />

schon nach 25 Schw<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Korkkugel voraus ist.<br />

Ergebnis:<br />

Die von Galilei beschriebenen Versuche waren meist Gedankenexperimente<br />

sowie auch wirkliche Versuche, die se<strong>in</strong>e vorgefasste<br />

Theorie im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bestätigen sollten.<br />

D.h. nicht aus dem Experiment wird e<strong>in</strong>e Theorie abgeleitet,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Theorie wird erfunden und dann die passenden<br />

Versuche ausgesucht bzw. <strong>der</strong>en Ergebnisse erdacht.<br />

Galilei gilt als Vater <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen experimentellen Methode.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 17<br />

Fall 6: Newton – Meister des Schummelfaktors<br />

• "Messung" <strong>der</strong> Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit durch theoretische<br />

Berechnung zu 295m/s (richtig ist ca. 340m/s).<br />

• "Mitbewerber" maßen nach: 182m/s und 449m/s<br />

• Dann maß Newton: 280 bis 330m/s<br />

• Dann maßen an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>.<br />

• Nun wie<strong>der</strong> Newton: 299 bis 338m/s<br />

• Die Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>schließlich Newton e<strong>in</strong>igte sich auf<br />

348m/s.<br />

• Newton erfand zwei Faktoren: Luftdichte und<br />

Luftfeuchtigkeit und korrigierte damit se<strong>in</strong>e falsche<br />

theoretische Berechnung auf 348m/s.<br />

• Laplace zeigte später, dass die ursprüngliche Version von<br />

Newton richtig war, die Korrektur aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kompression<br />

<strong>der</strong> Luft und damit Temperaturerhöhung lag.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 18<br />

9


Fall 7: Newton<br />

• Falsche Berechnungen <strong>der</strong> Verschiebung <strong>der</strong> Tag-und-<br />

Nacht-Gleiche wurden "korrigiert".<br />

• Der (Er-)F<strong>in</strong><strong>der</strong> des Gravitationsgesetzes war wohl Robert<br />

Hooke (Plagiat durch Newton).<br />

Die Leistung Newtons war se<strong>in</strong>e mathematische Fassung,<br />

nicht die Idee.<br />

• Die Geschichte mit dem fallenden Apfel ist historisch<br />

äußerst fragwürdig und wohl erfunden.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 19<br />

Fall 8: John Dalton<br />

• 1807 fand John Dalton das Gesetz mehrfacher<br />

Massenverhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemie.<br />

• Er behauptete das Gesetz anhand Versuche mit<br />

Kohlenstoff und Sauerstoff gefunden zu haben.<br />

• Diese Versuche konnten nie wie<strong>der</strong>holt werden.<br />

• Dalton hat se<strong>in</strong>e angeblichen Ergebnisse anhand des von<br />

ihm erfundenen (und heute als richtig anerkannten)<br />

Atommodells "korrigiert" - also anhand <strong>der</strong> damals<br />

vermuteten Theorie -, wobei dann u.a. diese zur<br />

Begründung eben des Atommodells benutzt wurden.<br />

Er hat also die Methode von Galilei angewandt.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 20<br />

10


Fall 9: Millikan (Nobelpreisträger) I<br />

• 1913: Bestimmung <strong>der</strong> elektrischen Ladung von<br />

Elektronen anhand schweben<strong>der</strong> Tröpfchen zwischen zwei<br />

Kondensatorplatten<br />

• Millikan schrieb, dass die beschriebenen 28 Tröpfchen alle<br />

Tröpfchen von se<strong>in</strong>en Versuchen über 60 Tage seien.<br />

• Im Nachlass wurden Aufzeichnungen von 140 Tröpfchen<br />

gefunden - die <strong>11</strong>2 wurden verworfen, da sie nicht dem<br />

von Millikan geglaubten Wert für e entsprachen bzw. die<br />

Genauigkeit <strong>der</strong> Messung reduzierten.<br />

• Wenn bei e<strong>in</strong>em Versuch von 140 Messergebnissen <strong>11</strong>2 als<br />

Messfehler verworfen werden, so ist das Ergebnis h<strong>in</strong>fällig.<br />

Dann hätte allerd<strong>in</strong>gs Millikan ke<strong>in</strong>e Veröffentlichung<br />

schreiben können...<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 21<br />

Fall 9: Millikan (Nobelpreisträger) II<br />

• 1910 maß Felix Ehrenhaft mit e<strong>in</strong>er genaueren und besseren<br />

Apparatur e und stellte fest, dass es noch kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten<br />

als e gibt.<br />

• Noch heute wird die Me<strong>in</strong>ung vertreten, dass es nicht<br />

gelungen sei, die Existenz von elektrischen Ladungen kle<strong>in</strong>er<br />

als e zu f<strong>in</strong>den.<br />

• 1981 wurden Versuche gemacht, die Ehrenhaft bestätigen.<br />

• Dieser Irrtum(?) beruhte auf Millikans Position.<br />

• Der Aufbau von Millikan wurde durch se<strong>in</strong>en Studenten<br />

Harvey Fletcher entscheidend verbessert<br />

(Ölzerstäuber statt Wasserzerstäuber)<br />

• Millikan bekam alle<strong>in</strong> für die Bestimmung von e den<br />

Nobelpreis....<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 22<br />

<strong>11</strong>


Fall 10: Plagiate von Nobelpreisträgern<br />

• Entdeckung des Streptomyc<strong>in</strong><br />

– 1952 Nobelpreis an Selmann Waksman<br />

– Se<strong>in</strong> Student Albert Schatz g<strong>in</strong>g leer aus.<br />

– Schatz klagte und wurde deshalb aus <strong>der</strong> Forschergeme<strong>in</strong>de<br />

ausgeschlossen: er musste auswan<strong>der</strong>n, da er ke<strong>in</strong>e Arbeit <strong>in</strong><br />

den USA bekam.<br />

• Entdeckung des Antiprotons<br />

– 1959 Nobelpreis an Emilio Segre und Owen Chamberla<strong>in</strong><br />

– Idee stammte von Oreste Piccioni, dem von Segre<br />

versprochen wurde, dass er an den Experimenten teilnehmen<br />

kann, die aber ohne stattfanden.<br />

– Bei diesen Experimenten wurden Tachyonen entdeckt, die<br />

von Segre verschwiegen wurden, da sie <strong>der</strong><br />

Relativitätstheorie wi<strong>der</strong>sprechen (schneller als Licht)<br />

Hierzu gibt es wie<strong>der</strong> Gegenpositionen...<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 23<br />

Fall <strong>11</strong>: Breun<strong>in</strong>g I<br />

• Psychologie, medikamentöse Behandlung geistig<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

• 1974 bis 1984 schrieb Breun<strong>in</strong>g ca. 1/3 aller <strong>Arbeiten</strong> auf<br />

diesem Gebiet<br />

Se<strong>in</strong>e These: Beruhigungsmittel s<strong>in</strong>d schädlich, besser<br />

anregende Mittel, die den IQ teilweise verdoppelten<br />

• Se<strong>in</strong> ehemaliger Ziehvater L. Spargue prüfte dies und fand<br />

Unerklärliches, u.a.<br />

– e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Versuchspersonen haben nicht existiert.<br />

– Breun<strong>in</strong>g hätte bei 261 Arbeitstagen pro Jahr an 273 arbeiten<br />

müssen, um die Versuche durchführen zu können.<br />

– Bewegungsstörungen waren bei Breun<strong>in</strong>g leicht zu<br />

bestimmen, während bei Spargue es sehr schwierig war.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 24<br />

12


Fall <strong>11</strong>: Breun<strong>in</strong>g II<br />

• Nach 5 Jahren stellte sich heraus:<br />

– Erfundene Experimente bzw. Versuchspersonen<br />

– Erfundene Daten<br />

– Breun<strong>in</strong>gs Thesen s<strong>in</strong>d nicht bestätigt<br />

• Der "Apparat" hielt lange Zeit zu Breun<strong>in</strong>g.<br />

• Sprague wurde selbst angegriffen bzw. erlitt Repressalien.<br />

• Ke<strong>in</strong>e bzw. kaum "Rückrufaktionen"<br />

• Ke<strong>in</strong>e bzw. kaum Information an betroffene E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 25<br />

Der ehrliche Jim<br />

• James Watson (Mitentdecker <strong>der</strong> DNS-Struktur)<br />

• Buch "Die Doppel-Helix", früherer Titel: "Honest Jim"<br />

• Honest wird im Englischen häufig für das Gegenteil<br />

benutzt.<br />

• Se<strong>in</strong>e (Selbst-)Beschreibung:<br />

– Wettbewerb<br />

– Aggressivität<br />

– Wissen ist nur Nebenprodukt<br />

– <strong>Wissenschaft</strong>ler s<strong>in</strong>d zynisch, gefühllos und amoralisch<br />

– Ehrgeiz nach Ruhm<br />

• Aber auch: Dies wird durch die ökonomische Struktur<br />

provoziert (Forschungsmittelvergabe <strong>in</strong> den USA)<br />

• Das Buch fanden die an<strong>der</strong>en nicht beson<strong>der</strong>s gut...<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 26<br />

13


Das "amerikanische" System I<br />

• Vannevar Bush gilt als Erf<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

– ca. 50 Patente<br />

– Zusammen mit Caldwell Prototyp des Analogrechners gebaut<br />

– Idee des Hypertextes<br />

• Zentral gesteuert nach Management-Pr<strong>in</strong>zipien:<br />

– Effektivität und Effizienz<br />

– Anwendbarkeit<br />

• Verwaltung und peer review-System<br />

• Menge <strong>der</strong> Veröffentlichungen ist entscheiden<strong>der</strong> Maßstab<br />

• publish or perish (Veröffentliche o<strong>der</strong> Verrecke)<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 27<br />

Das "amerikanische" System II<br />

• Wer jung ist und ke<strong>in</strong>e Veröffentlichungen hat, dafür<br />

kreativ ist, bekommt ke<strong>in</strong>e Chance... bzw. erf<strong>in</strong>det se<strong>in</strong>e<br />

Veröffentlichungen<br />

• Da die an<strong>der</strong>en dasselbe Problem haben....<br />

• Dies führt zu Tricks (und <strong>Lügen</strong>)<br />

Zuflucht zu Betrug, um den Auftraggeber zufrieden zu<br />

stellen.<br />

• U.a. Erhalt <strong>der</strong> eigenen Kaste bzw. Gruppe<br />

Das amerikanische System gilt <strong>in</strong> leicht gewandelter Form<br />

auch <strong>in</strong> Deutschland....<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 28<br />

14


Fall 12: Gregor Mendel<br />

• 1866 entdeckte Gregor Mendel se<strong>in</strong>e berühmte 3 Regeln.<br />

• Aber: Nach <strong>der</strong> Veröffentlichung wurde dies ignoriert<br />

• Erst ab 1900 wurde er posthum zum Vater <strong>der</strong> Genetik.<br />

• Mendel hat se<strong>in</strong>e Erbsen gewaltsam dazu gebracht ihm<br />

recht zu geben.<br />

• Für die 3. Regel hat er nie e<strong>in</strong> Experiment gemacht (und<br />

konnte es auch nicht, da das Modell <strong>der</strong> Chromosomen<br />

ihm unbekannt war).<br />

• Se<strong>in</strong> Problem: Er behauptete, dass er Paare von Erbsen<br />

hatte, die sich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Eigenschaft<br />

unterscheiden würden, also "Zwill<strong>in</strong>ge" waren.<br />

• Aber: Se<strong>in</strong>e Regeln s<strong>in</strong>d im Pr<strong>in</strong>zip richtig.<br />

• War Mendel e<strong>in</strong> genialer Rater o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Glück haben<strong>der</strong><br />

Lügner?<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 29<br />

Fall 13: Jaques Deprat<br />

• Paläontologe, Anfang 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

• Grabungen <strong>in</strong> Nordvietnam, Ch<strong>in</strong>a etc.<br />

• Er fand Fossilien, die <strong>in</strong> Wirklichkeit aus Europa stammten.<br />

• Se<strong>in</strong> Mitarbeiter machte <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Forschergeme<strong>in</strong>schaft Deprats Karriere kaputt.<br />

• Deprat wurde Schriftsteller. Bis zu se<strong>in</strong>em Tode beteuerte<br />

er se<strong>in</strong>e Unschuld.<br />

• Am 10. Juli 1991 wurde er 56 Jahre nach se<strong>in</strong>em Tod<br />

rehabilitiert - er war ehrlich.<br />

Se<strong>in</strong>e Ergebnisse wi<strong>der</strong>sprachen lediglich <strong>der</strong> damaligen<br />

Auffassung - und se<strong>in</strong> Mitarbeiter mochte ihn nicht.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 30<br />

15


Fall 14: Ernst Häckel I<br />

• "Der Mensch stammt vom Affen ab" wollte E. Häckel mit<br />

Gewalt begründen; dann aber müsste es Übergänge<br />

geben, die bis dah<strong>in</strong> nie gefunden wurden.<br />

• E. Häckel argumentierte von <strong>der</strong> Pathologie her.<br />

• Statt Fotos vom Menschen zu nehmen, benutzte er Fotos<br />

von Hunde-Embryonen, um zu zeigen, dass es zwischen<br />

dem Menschen und an<strong>der</strong>en Tieren e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Übergang ist.<br />

• Die Manipulationen an den Fotos hat er nach Druck von<br />

außen selbst zugegeben.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 31<br />

Fall 14: Ernst Häckel II<br />

Zitat aus [8] S.48<br />

Das Zitat ist die Verharmlosung<br />

von Ernst Mayr.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 32<br />

16


Fall 15: Der Piltdown-Mensch<br />

• 1912 wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kiesgrube bei Piltdown <strong>in</strong> Großbritannien<br />

e<strong>in</strong>e Schädeldecke und e<strong>in</strong> Unterkiefer gefunden.<br />

• Dieser Affe/Mensch ist das lange gesuchte Zwischenglied zur<br />

Bestätigung von Häckels These.<br />

• Etwas später wurde noch Zähne etc. gefunden.<br />

• Die F<strong>in</strong><strong>der</strong> wurden geadelt.<br />

• Erst 41 Jahre später wurden die Ursprünge <strong>der</strong> gefundenen<br />

Gegenstände, die mit Farbstoff und Feile bearbeitet wurden,<br />

gefunden, u.a. auf Malta und <strong>in</strong> Tunesien.<br />

• Die Betrüger wurden nie entdeckt.<br />

• E<strong>in</strong> Kandidat dafür war Conan Doyle (Autor von Sherlock<br />

Holmes).<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 33<br />

Zwei Phasen I<br />

• Phase 1:<br />

Der <strong>Wissenschaft</strong>ler arbeitete als Berufung, meist ohne<br />

extra Bezahlung<br />

Die Sache <strong>in</strong>teressierte ihn - er tat es wegen <strong>der</strong> Neugier.<br />

• Phase 2:<br />

<strong>Wissenschaft</strong>ler ist e<strong>in</strong> Beruf, dessen Bezahlung <strong>in</strong> Gefahr<br />

ist, wenn er ke<strong>in</strong>e Ergebnisse liefert.<br />

• In Phase 1 wurde wegen e<strong>in</strong>er Idee gelogen.<br />

• In Phase 2 wird wegen des Geldes gelogen.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 34<br />

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Phasen - Phase 2 II<br />

• Heute (um 2000) gibt es viel mehr <strong>Wissenschaft</strong>ler als je<br />

zuvor.<br />

• Die durchschnittliche Kreativität ist im Vergleich zu früher<br />

gesunken, da mehr mittelmäßige Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Forschung arbeiten können bzw. wollen.<br />

• Das Geldvolumen stieg nicht proportional zur Anzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong>ler.<br />

Wenn diese drei Thesen akzeptiert werden, erklären sie, warum<br />

heute so häufig wegen des Geldes <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> gelogen<br />

wird.<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 35<br />

Phasen III<br />

• Geniale <strong>Wissenschaft</strong>ler lügen bzw. logen zu allen Zeiten<br />

aus Interesse an <strong>Wissenschaft</strong>, nicht (nur) aus Eigennutz.<br />

• Hierbei s<strong>in</strong>d aber nur "erlaubt":<br />

– Vere<strong>in</strong>fachungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie<br />

Z.B. große physikalische Objekte werden zu Massepunkten<br />

(Newton, Galilei)<br />

– Weglassen von nicht angenehmen Ergebnissen<br />

Z.B. die Welt ist zu komplex, als dass e<strong>in</strong>zelne Merkmale<br />

erkennbar wären (Mendel)<br />

– Hart an <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong> Unerlaubten s<strong>in</strong>d Repressialien, meist<br />

gegenüber Abhängigen, z. B. Studierenden<br />

Da geniale <strong>Wissenschaft</strong>ler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel selbst Opfer von<br />

Repressialien s<strong>in</strong>d, kommen sie als Täter wenig vor<br />

(aber wer weiß, wenn diese könnten...?)<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 36<br />

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Ist <strong>Lügen</strong> notwendig? I<br />

• Kreativität ist eigentlich immer mit e<strong>in</strong>em Traditionsbruch<br />

verbunden. Innerhalb e<strong>in</strong>er Tradition ist nur wenig Platz<br />

für Kreativität.<br />

• Zusammenhänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er realen Welt zu erkennen ist<br />

immer e<strong>in</strong> Interpretieren durch Weglassen bzw. Ignorieren<br />

nicht passen<strong>der</strong> Situationen.<br />

Wenn diese Thesen akzeptiert werden, dann gehört <strong>Lügen</strong><br />

zum wissenschaftlichen Geschäft.<br />

Die Frage ist nur, welche Stufen: 3, 4 und 5?<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 37<br />

Ist <strong>Lügen</strong> notwendig? II<br />

Stufe<br />

Erläuterung<br />

3 Bewusste Vere<strong>in</strong>fachung bei <strong>der</strong> Darstellung des<br />

Allgeme<strong>in</strong>en, Nicht-Nennung von Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

4 Weglassen von Begründungen/Theorien<br />

Spekulationen als gesichert darstellen<br />

5 Gezieltes Weglassen und Än<strong>der</strong>n von Ergebnissen, damit<br />

diese vorgefasste Me<strong>in</strong>ungen bestätigen<br />

Gehören diese Verhaltensweisen zum guten <strong>Arbeiten</strong> e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Wissenschaft</strong>lers? Ist das akzeptabel?<br />

Falls nicht, warum werden Ergebnisse, die auf diesen Verhaltsweisen<br />

gründen, akzeptiert?<br />

Warum werden Personen, die wie oben skizziert arbeiten, als<br />

große <strong>Wissenschaft</strong>ler bezeichnet?<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 38<br />

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Ist <strong>Lügen</strong> notwendig? III<br />

Was ist nun <strong>Wissenschaft</strong>?<br />

Was ist wissenschaftliches <strong>Arbeiten</strong>?<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 39<br />

Nun etwas Entspannung...<br />

<strong><strong>Wissenschaft</strong>liches</strong> <strong>Arbeiten</strong> – SS2010 - <strong>Teil</strong> <strong>11</strong>/<strong>Lügen</strong> 40<br />

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