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Rede Annegret Ahlers - Bremen

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Begrüßungsansprache anlässlich des Internationalen Frauentages<br />

2013 in der Oberen Rathaushalle am 8. März 2013<br />

<strong>Annegret</strong> <strong>Ahlers</strong>, Vorsitzende des bfa<br />

Mit den heutigen Aktionen auf dem Marktplatz, besonders den Bodenzeitungen, haben<br />

Sie schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Aktivitäten zum Equal Pay Day – dieses<br />

Jahr am 21. März - bekommen. Außerdem schafft ein lebendiger Marktplatz zu dieser<br />

Jahreszeit einen besseren Übergang zu den Infoständen und dem Festakt im Rathaus.<br />

Unserer diesjähriges Bremer Motto: Mut.Macht.Moneten legt den Schwerpunkt der<br />

Aktionen rund um den 8. März auf Moneten! Die Begriffe „Mut“ und „Macht“ wurden bei<br />

den Aktivitäten eher weniger berücksichtigt – sie schwingen sozusagen im Hintergrund<br />

mit.<br />

Laut. Wikipedia bedeutet „Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, dass man sich<br />

traut und fähig ist, etwas zu wagen.“ Macht wird dort als „die Fähigkeit, Ziele zu<br />

erreichen, ohne sich äußeren Ansprüchen unterwerfen zu müssen.“ definiert.<br />

– Wenn ich diese Begriffsdefinitionen so annehme, würde ich sagen, dass wir Frauen<br />

ganz viel Mut haben<br />

– bei der Macht aber noch nicht ganz so weit sind<br />

– ich fürchte, die äußeren Ansprüche haben uns noch allzu oft im Griff.<br />

Ja, unser diesjähriges Motto Mut.Macht.Moneten hat etwas mit Geld zu tun.<br />

In Kenntnis der „Bremer Situation“ würde ich allerdings eher sagen, dass es bei diesen<br />

Moneten nicht um Reichtum, sondern um Defizite - Fehlbeträge geht.<br />

Fehlen doch allzu oft die „Moneten“ – das Geld – die Finanzierung!<br />

Beispiel Mindestlohn:<br />

Die „Bremer Mindestlohndebatte“ des letzten Jahres hat dazu geführt, dass die Losverkäuferinnen<br />

der Bürgerparktombola jetzt einen Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde<br />

bekommen. Das ist gut und richtig. Aber wo kommt denn nun das Geld her? Diejenigen<br />

von Ihnen, die bereits Lose gekauft haben, wissen wie sich diese Vergütung finanziert:<br />

das Los kostet statt einen Euro im letzten Jahr, jetzt zwei Euro das Stück. Eine Preiserhöhung<br />

um 100 Prozent!!


Beispiel Pflichtaufgabe:<br />

In diesem Jahr hat das Bremer Tierheim den doppelten Finanzbedarf angemeldet. Weil<br />

die Betreuung von Fundtieren eine kommunale Aufgabe ist, werden sie jetzt 400.000<br />

statt bisher 200.000 Euro pro Jahr bekommen, ebenfalls eine Preiserhöhung von 100 %.<br />

Beispiel Frauen- und Mädchenprojekte:<br />

Haben die Bremer Frauenprojekte für die nächsten Jahre auch schon ihre Preiserhöhungen<br />

angemeldet? Steht zusätzliches Geld zur Verfügung? Gibt es erste Signale?<br />

Ja, es wird mehr Geld – es werden mehr „Moneten“ – gebraucht, um Frauenprojekte<br />

auskömmlich zu finanzieren. Es geht um Mütterzentren, Mädchenhäuser,<br />

Beratungsstellen nach Gewalt und Übergriffen, Anlaufstellen und Treffpunkte, Bildungsund<br />

Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Bei all diesen Einrichtungen geht es nicht in erster Linie um Mindestlohn, sondern<br />

um die Grundfinanzierung der Einrichtungen. Weil viele engagierte Frauen den<br />

„schmalen Topf“ ihres Hauses kennen: weil sie wissen, dass gerechte Bezahlung die<br />

Reduzierung der Stundenzahl bedeutet, die für Ihre Beratungsstelle zur Verfügung steht,<br />

werden einige für einen Teil ihrer Arbeit bezahlt, den Rest der Arbeit erledigen sie<br />

„ehrenamtlich“.<br />

Freiwilliges ehrenamtliches Engagement will ich an dieser Stelle überhaupt nicht in<br />

Frage stellen, die Betonung liegt allerdings auf „freiwillig“. Es kann aber nicht sein, dass<br />

unbezahlte Tätigkeit zum Grundpfeiler einer Beratungsstelle gehört.<br />

Wenn sich eine Kommune zur Notwendigkeit einer Einrichtung bekennt, dann gehört<br />

dazu auch die auskömmliche Finanzierung!<br />

Auskömmlich heißt auch: Finanzierungszusagen über mehrere Jahre. Es ist ein Unding,<br />

dass gerade da wo personelle Ressourcen äußerst knapp sind, viele Arbeitsstunden<br />

Jahr für Jahr für die Neubeantragung von Zuschüssen regelrecht verschwendet werden;<br />

ganz zu schweigen von der psychischen Belastung, die durch dauernde Liquiditätsengpässe<br />

und Schließungsszenarien die Arbeit in den Einrichtungen zusätzlich<br />

erschweren und die ohnehin schmale personelle Ausstattung weiter an der Ausübung<br />

der eigentlichen Tätigkeit hindern.<br />

Uns allen ist klar, dass in all diesen genannten Bereichen Sparen unmöglich ist, Aufstockungen<br />

sind dringend erforderlich.<br />

Bei diesen Erkenntnissen - und aus meiner Sicht – Notwendigkeiten – wende ich mich<br />

ganz bewusst nicht an die Sozialsenatorin. Ich stelle mir vor, dass das nötige Geld aus


anderen Töpfen kommen muss: das kann Arbeit und Wirtschaft ebenso wie auch Umwelt<br />

oder Inneres sein. Letztendlich kann uns egal sein, woher die „Moneten“ kommen.<br />

Hören Sie es auch schon?<br />

Mein persönliches „Unwort“- mindestens der nächsten 5 Jahre – die „Schuldenbremse“!!!<br />

Erstaunlicherweise wurde die „Schuldenbremse“ zu einem Zeitpunkt beschlossen,<br />

da die Vermögensteuer abgeschafft und die Erbschafts- und Einkommensteuer reduziert<br />

waren. Bei 25 % Kapitalertragsteuer freuen sich besonders die Superreichen über<br />

regelmäßige Geschenke vom Staat.<br />

Liebe Bremer Politikerinnen und Politiker, setzen Sie sich dafür, dass gerechte<br />

Steuern erhoben werden! Achten Sie darauf, dass nicht da gespart wird, wo gute und<br />

notwendige Arbeit mit viel Engagement und Einsatz zum Wohle der Menschen in<br />

unserer Stadt geleistet wird! Unterstützen Sie die Forderungen der Mädchen- und<br />

Fraueneinrichtungen!<br />

Mut.Macht.Moneten – der Untertitel könnte lauten: fordern und feiern!<br />

Vielen Dank!

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