Stattdessen wird das Universalwerkzeug, die Machete ... - AKBV
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Bericht Jonathan Brinkmann 12.02.2011<br />
Fuenf Monate sind nun schon vergangen –fast Halbzeit- und Zeit fuer einen weiteren Bericht.<br />
In den letzten zwei Monaten hat sich eine Menge getan. Das Wetter ist seit Januar deutlich<br />
waermer und Feuchter. Es regnet fast jeden Tag und oft giesst es wie aus Eimern, vorallem<br />
nachts. Wenn dann der kleine beschauliche Rio Muchacho auf <strong>die</strong> 10 fache Groesse anschwillt<br />
reisst er alles mit was sich ihm in den Weg stellt. Wie ein Muchacho eben, ein kleiner junge,<br />
der schnell mal seinen Gemuetszustand aendern kann. Dann gibt es Erdrutsche und auch <strong>die</strong><br />
einzige Bruecke <strong>wird</strong> einfach weggeschwemmt. Fuer ein, zwei Tage ist er dann unpassierbar.<br />
Ein komisches und neues Gefuehl so abgeschnitten zu sein. Seit dem es <strong>die</strong> Bruecke nicht mehr<br />
gibt muessen wir alles mit Pferden ueber den Fluss transportieren und <strong>die</strong> 3 km bis zur Farm<br />
laufen, sofern der 40 jahre alte gasbetriebene Landrover nicht da ist. Mit Ketten schafft er es<br />
meist gerade so ans andere Ufer.<br />
Die Regenzeit <strong>die</strong> von Januar bis ende April dauert hat aber auch ihre guten Seiten. Auf der<br />
Farm haben wir nun mit der Wiederbewaldung begonnen, <strong>die</strong> hier wegen der langen<br />
Trockenperiode allerdings schwierig ist. Alles waechst schneller, <strong>die</strong> Haenge sind gruen und <strong>die</strong><br />
Menschen beginnen Mais,<br />
Yuca(Maniok), Suesskartoffeln<br />
und Erdnuesse anzupflanzen.<br />
Auch in meinem<br />
Permakulturprojekt mit Hugo,<br />
einem 13 jaehrigen Jungen,<br />
haben wir <strong>die</strong>se und viele<br />
andere Pflanzen angebaut.<br />
Allerdings verzichteten wir auf<br />
<strong>das</strong> hier fast ueberall<br />
obligatorische Giftspritzen gegen<br />
<strong>das</strong> Unkraut. <strong>Stattdessen</strong> <strong>wird</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Universalwerkzeug</strong>, <strong>die</strong><br />
<strong>Machete</strong>, benutzt. Ausserdem<br />
versuchen wir mit z.B. Suesskartoffel, den Boden zwischen den anderen Pflanzen zu bedecken,<br />
so<strong>das</strong>s kein „Unkraut“ mehr wachsen kann. Ich habe <strong>das</strong> Projekt mit dem vorherigen Jungen<br />
Edison abgebrochen, weil weder er noch seine Familie grosses Interesse an dem Projekt<br />
hatten. Ganz anders mit Hugo, dessen Projekt von Ben, einem vorherigen Zivi, begonnen<br />
wurde. Danke Nach Weihnachten ging es dann mit Henrik nach Quito. Normalerweise nicht<br />
schwierig, von Canoa nach Quito gibt es naemlich einen Direktbus. Tragischerweise gab es an<br />
Heiligabend allerdings ein schweres Busunglueck auf der gleichen Strecke nur in <strong>die</strong> andere<br />
Richtung. 41 Menschen starben als der voellig ueberfuellte Bus einen Abhang runterstuerzte.<br />
Angeblich ein Getriebeschaden und auch der Fahrer hatte seinen Fuehrerschein wegen<br />
diverser Vergehen bereits verloren. Leider laesst auch <strong>die</strong>ser Unfall nicht unbedingt darauf<br />
hoffen <strong>das</strong> sich in der naechsten Zeit in Punto Strassenverkehr viel aendert. Es gab einen<br />
grossen Aufschrei in den Me<strong>die</strong>n aber mittlerweile faehrt <strong>die</strong> Busgesellschat wieder. Dennoch<br />
erreichten Henrik und Ich, total durchgefroren von den naechtlichen 5 Grad , den Flughafen<br />
von Quito. Dort empfingen wir seine Eltern und verabschiedeten uns ,da er fuer 3 Wochen mit<br />
seinen Eltern Ecuador bereisen wollte.
Quito kam mir als eine recht schoene Stadt vor, man siehr immer <strong>die</strong> gruenen Haenge der<br />
umgebenden Berge und es gibt eine Menge Parks und Gebauede aus der Kolonialzeit. Lediglich<br />
der Smog und <strong>die</strong> ungewohnte Kaelte machten mir ein wenig zu schaffen. Durch Zufall traf ich<br />
in Quito noch auf ein paar Freunde von der Farm und ich wurde eingeladen Silvester in einem<br />
kleinen Ort mit Lagune und<br />
einem Naturschutzgebiet in<br />
der Provinz Esmeral<strong>das</strong> zu<br />
verbringen. Als wir nach<br />
einer langen Fahrt ins<br />
ausserhalb gelegene<br />
Busterminal von Quito<br />
ankamen waren wir nicht<br />
mehr sicher ob wir es noch<br />
bis vor Silvester zur Lagune<br />
schaffen wuerden. Vor dem<br />
Schalter war eine rieseige<br />
Schlange. Allerdings stellten<br />
wir fest <strong>das</strong> immer wieder<br />
etwa 30 Personen mit<br />
Polizeieskorte weggefuehrt wurden. Als wir unter den 30 Personen waren wurde uns gesagt<br />
<strong>das</strong> wir zu einem „Extrabus“ gefuehrt werden wuerden. Wir gingen also mit und tatsaechlich<br />
wurden wir zu einem Bus gefuehrt der in unsere Richtung fuhr. Der Preis war leicht erhoeht (4<br />
Dollar statt 2.50), was bei einigen Fahrgaesten auf Empoerung stiess aber keiner wollte den<br />
Bus verlassen. Ausserdem wollten <strong>die</strong> Polizisten natuerlich auch fuer Ihre Arbeit entlohnt<br />
werden. Letztlich kamen wir also in dem kleinen aber sehr schoenen Ort in der Cordillera<br />
Costanera, ein bis zu 900m hohes Kuestengebirge, an. Auch hier wieder ein voellig anderes<br />
Klima und eine andere Vegetation als direkt an der Kueste. Silvester <strong>wird</strong> natuerlich auch hier<br />
mit viel Bier und<br />
Zuckerrohrschnaps<br />
gefeiert. Ausserdem<br />
werden sogenannte „Año<br />
viejos“, lebensgrosse<br />
Puppen <strong>die</strong> Fehler und<br />
Probleme des alten Jahres<br />
repraesentieren,<br />
verbrannt. Meist mit<br />
Benzin uebergossen und<br />
Boellern gefuellt gibt es<br />
eine Menge Rauch und<br />
Gestank. Es <strong>wird</strong> bis in den<br />
Morgen hinein getanzt und<br />
gefeiert.<br />
Am 2. Januar ging es dann zurueck zur Farm wobei ich wegen den immernoch vorhandenen<br />
Busproblemen eine Nacht in Chone, der drittgroessten Stadt der Provinz Manabi mit 230.000
Einwohnern, verbringen musste. Der von einem perfekt Englisch sprechenden, wenn auch mit<br />
starkem Akzent aus der Bronx, empfohlene 4 Dollar Hotelraum ohne Fenster hatte ein Bett<br />
und sogar einen Fernseher und mehr war fuer <strong>die</strong> kurze Nacht auch nicht noetig.<br />
Mir geht es hier also weiterhin<br />
gut und auch mein Spanisch<br />
macht Fortschritte. Sogar<br />
Bachata, Cumbia und Salsa kann<br />
ich schon ein bisschen Tanzen.<br />
Bis jetzt habe ich also auch von<br />
Ecuador schon etwas gesehen<br />
aber man lernt hier immer<br />
wieder neue Dinge und ich habe<br />
grosse Lust noch mehr<br />
Menschen und Natur<br />
kennenzulernen.<br />
Muchos saludos de Ecuador,<br />
euer Jonathan