Frankreich – Info - Französische Botschaft
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<strong>Frankreich</strong> <strong>–</strong> <strong>Info</strong><br />
Herausgeber: <strong>Französische</strong> <strong>Botschaft</strong><br />
- Presse- und <strong>Info</strong>rmationsabteilung -<br />
Pariser Platz 5 - 10117 Berlin<br />
E-Mail: info@botschaft-frankreich.de<br />
Internet: www.botschaft-frankreich.de<br />
19.06.2009<br />
Rede von <strong>Botschaft</strong>er Bernard de Montferrand<br />
anlässlich der Verleihung der Insignien<br />
eines Ritters im Nationalen Verdienstorden<br />
an Frau Evelyn Fischer<br />
Berlin, den 17. Juni 2009<br />
Meine Damen und Herren,<br />
sehr verehrte Frau Fischer,<br />
ich freue mich sehr, dass ich Sie heute im Kreise Ihrer Familie und Ihrer Freunde und Kollegen<br />
in der <strong>Französische</strong>n <strong>Botschaft</strong> begrüßen darf. Wir sind hier versammelt, um Ihre großen<br />
Verdienste zu würdigen und Sie für Ihr beständiges Engagement für den Ausbau der<br />
Beziehungen zu <strong>Frankreich</strong> zu ehren.<br />
Bevor ich Sie in den Stand eines Ritters im französischen Verdienstorden erhebe, möchte ich,<br />
wie es üblich ist, all die Gründe nennen, die die französische Regierung dazu bewogen haben,<br />
Sie zu ehren.<br />
Was an Ihnen zuerst auffällt, ist Ihr neugieriger und unverstellter Blick auf das Ausland.<br />
Schon in frühester Jugend gilt Ihr Interesse der Geschichte und dem Zeitgeschehen <strong>–</strong> national<br />
wie international <strong>–</strong> aber auch der Literatur und der Kunst. Besonders die Oper hat es Ihnen<br />
angetan. „Aus gut informierten Kreisen“ weiß ich übrigens, dass Sie bald an der Spitze des<br />
Vereins der Freunde und Förderer der Staatsoper Berlin stehen werden.<br />
Ihre Neugier auf das Ausland zeigt sich schon während Ihres so erfolgreichen Studiums. Als<br />
begeisterte Wahl-Berlinerin studieren Sie hier, aber auch in Brüssel, in Stanford und in North<br />
Carolina. An die Stanford University kamen Sie übrigens mit einem Stipendium des German<br />
Marshall Fund <strong>–</strong> und jeder weiß, wie schwierig es ist, ein solches Stipendium zu bekommen.<br />
Wissbegierig wie Sie sind, konzentrieren Sie sich nicht auf ein Spezialgebiet, sondern studieren<br />
politische Wissenschaften. Und für Sie sind die politischen Wissenschaften dazu da, den<br />
Frieden zu fördern und zu sichern.<br />
Dieselbe Weltoffenheit, die Sie im Studium an den Tag legen, führt Sie beruflich nach London<br />
und Rom, bevor Sie 1990 nach Berlin zurückkehren, zur ARD. Das ist die erste Etappe Ihrer<br />
bemerkenswerten Journalistenlaufbahn, die <strong>Frankreich</strong> heute besonders würdigen will. Bei der<br />
ARD bleiben Sie bis 2002. Dann übernehmen Sie die Leitung der Intendanz des Berliner Büros<br />
der Deutschen Welle. Die Deutsche Welle, die eine wichtige Rolle für die Verbreitung der<br />
deutschen Kultur im Ausland spielt, erhält durch Sie neue Impulse. Der Sender erreicht jede<br />
Woche mehr als 100 Millionen Menschen weltweit und ist damit eine echte Plattform für den<br />
www.botschaft-frankreich.de
2<br />
interkulturellen Austausch. Die Deutsche Welle fördert ganz aktiv den interkulturellen Dialog,<br />
der für Ihr Handeln und Tun maßgebend ist. Dabei steht die Sprache Goethes im Vordergrund;<br />
aber zu meiner großen Freude hat mit „Mission Paris“ auch die Sprache Voltaires ihren Platz.<br />
2002 ist für Sie ein sehr wichtiges Jahr, denn Sie werden zur Vorsitzenden des Berliner Presse<br />
Club gewählt, der seit 1862 besteht und stolz ist, zwei Jahre älter zu sein als der London Press<br />
Club. Sie haben das Vertrauen und die Achtung der rund 180 Mitglieder erlangt, die mit Ihnen<br />
zum ersten Mal eine Frau an ihre Spitze gewählt haben. Dabei war dieser Club ursprünglich ein<br />
reiner Männerverein, wie auch der Journalismus seinerzeit „Männersache“ war. Gibt es einen<br />
besseren Vertrauensbeweis für Ihr Engagement im Dienste des Journalismus und der<br />
Meinungsfreiheit?<br />
Nach der Umstrukturierung 1952 waren hochrangige deutsche Politiker im Berliner Presse Club<br />
zu Gast: Willy Brandt war öfter dort; aber auch Hans-Jochen Vogel, Wolfgang Schäuble oder<br />
erst vor kurzem Angela Merkel in ihrer Eigenschaft als CDU-Vorsitzende. Die Gästeliste liest<br />
sich wie ein Buch über deutsche und auch europäische Geschichte. Die Vertreter der alliierten<br />
Streitkräfte hatten dort ihren Platz. Ebenso wie, kurz vor dem Mauerfall, der ungarische<br />
Reformer Imre Pozsgay oder der polnische Oppositionelle Wladyslaw Bartoszewski, der später<br />
Außenminister seines Landes war. Von daher freue ich mich besonders, dass ich im Herbst<br />
Gelegenheit haben werde, dort zu sprechen.<br />
Ich möchte an dieser Stelle kurz erwähnen, was Sie nicht ohne Stolz als „Credo und<br />
Arbeitsgrundlage“ des Clubs“ bezeichnen, nämlich den sakrosanten Grundsatz des „unter drei“.<br />
Dieser Grundsatz hat zum Erfolg einer Institution beigetragen, die heute im Herzen der<br />
Hauptstadt, in der Friedrichstraße 169, ihren Sitz hat.<br />
Aber nicht nur Ihre herausragenden Qualitäten als Journalistin will <strong>Frankreich</strong> heute würdigen.<br />
Diese Auszeichnung gilt nämlich nicht zuletzt auch Ihrem sozialen Engagement. Sie begnügen<br />
sich nicht damit, in der Berliner Intendanz eines internationalen TV-Senders aktiv zu sein und im<br />
Berliner Presse Club die Fäden zu ziehen; nein, darüber hinaus liegt Ihnen sehr viel an Ihrem<br />
sozialen Umfeld. Sie setzen sich für Ihre Mitmenschen ein, lassen nichts unversucht, um einen<br />
Stadtteil aufzuwerten, der hier und da als „Problem-Kiez“ bezeichnet wird: der Wedding. Im<br />
September 2004 haben Sie gemeinsam mit dem Münchner Geschichtsprofessor Michael<br />
Wolfssohn die Vereinigung „Wedding lebt!“ gegründet. Im Wedding gibt es eine große ethnische<br />
und kulturelle Vielfalt; aber auch soziale Schwierigkeiten und Ausgrenzung sind nicht selten.<br />
Also haben Sie beschlossen, dieses Viertel wieder zu beleben. Sie wollen vor allem den jungen<br />
Leuten aus dem Brunnenviertel Einblick in Unternehmen ermöglichen, die in Bereichen tätig<br />
sind, von denen sie häufig nicht einmal wissen, dass es sie überhaupt gibt. Vergangenen Juli<br />
haben Sie sogar Ihre Räumlichkeiten in der Voltastraße für eine Anti-Drogen-Initiative zur<br />
Verfügung gestellt. „Wir lassen uns nicht betäuben“, so hieß das Projekt, das von der Polizei vor<br />
Ort initiiert wurde, um soziokulturelle Aktivitäten zu fördern und die Jugendlichen vor Drogen-<br />
Missbrauch zu bewahren. Letztes Jahr im Dezember haben Sie dann etwa 400 junge Leute,<br />
Eltern und Bewohner des Brunnenviertels ins Haus der Deutschen Welle zu einem äußerst<br />
lebendigen Austausch zu diesem so wichtigen Thema eingeladen.<br />
Gestatten Sie mir abschließen noch einige Worte über die so wichtige Rolle Ihres<br />
Berufsstands <strong>–</strong> für unsere Demokratien und für die deutsch-französischen Beziehungen<br />
wie auch für Europa.<br />
In <strong>Frankreich</strong> wie in Deutschland brauchen wir Gegengewichte, damit unsere Gesellschaften im<br />
Gleichgewicht sind. Genau das ist die Rolle der Presse. Um es mit den Worten von Tocqueville<br />
zu sagen: „Volkssouveränität und Pressefreiheit sind untrennbar miteinander verbunden (...) Mit<br />
ihrem wachen Auge legt die Presse die Geheimnisse der Politik offen und zwingt die Politiker,<br />
sich einer nach dem anderen dem Gericht der öffentlichen Meinung zu stellen.“
3<br />
Der Scharfsinn, mit dem Journalisten wie Sie die Entwicklungen in unseren beiden Ländern<br />
beobachten und die Bürger darüber informieren ist sehr wichtig für das Europa von morgen. Wir<br />
leben in einer sehr offenen Welt; man kann sich jederzeit und überall ganz problemlos<br />
informieren. Also könnte man meinen, bereits alles über den Nachbarn zu wissen. Das ist ein<br />
Trugschluss! <strong>Frankreich</strong> und Deutschland brauchen tiefsinnige Analysen darüber, wie unser<br />
Partnerland die Dinge wahrnimmt und lebt. Denn nur wenn unsere Länder sich wirklich<br />
verstehen, können wir uns im Dienste Europas weiterhin abstimmen und eng<br />
zusammenarbeiten. Im Grunde <strong>–</strong> das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen <strong>–</strong> kann man<br />
nie genug über die Kultur und die Gesellschaft informieren, damit die Vorurteile und Klischees<br />
verschwinden, die trotz allem nach wie vor in den Köpfen von Franzosen und Deutschen<br />
verankert sind. Journalisten liefern Bilder, Journalisten sind Mittler, die stets die Seiten<br />
wechseln, um uns Einblick in die fremden Kulturen zu verschaffen. Sie sind ein unersetzliches<br />
und unschätzbares Glied in der deutsch-französischen Kette, die uns allen sehr viel bedeutet. In<br />
diesem Sinne will ich Ihnen also ganz herzlich danken. Sie können stolz sein auf das, was Sie<br />
tun.