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Beurteilung HRT-Ausdruck 1 - Augenärzte Thun und Umgebung

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<strong>Beurteilung</strong> des <strong>HRT</strong>-<strong>Ausdruck</strong>s (1. Teil)<br />

Indikationen zur Durchführung einer <strong>HRT</strong>-Untersuchung<br />

Um die Zweckmässigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit einer Untersuchung zu gewährleisten, sollten teure diagnostische<br />

Massnahmen nur noch gezielt durchgeführt werden. Nicht jede(r) Glaukompatient(in) bedarf<br />

zwingend einer <strong>HRT</strong>-Untersuchung !<br />

Gute Indikationen<br />

• Basisdokumentation bei fraglich normalem Papillenbef<strong>und</strong>, erhöhtem Druck <strong>und</strong>/oder bei Vorliegen<br />

von mehreren Risikofaktoren<br />

• Verlaufskontrolle der Glaukompapille im frühen <strong>und</strong> mittleren Stadium der Glaukomerkrankung<br />

• Entscheidungshilfe bei fraglich normalem Papillenbef<strong>und</strong> inkl. Seitenasymmetrien, Makropapillen<br />

etc.<br />

Bedingung:<br />

- kooperativer Patient mit einer Lebenserwartung > 10 Jahre<br />

- klare brechende Medien<br />

Mässig gute Indikationen<br />

Wie oben, aber leichte Medientrübung (= schlechtere Aufnahmequalität)<br />

Kontraindikationen<br />

• mässige bis deutliche Medientrübungen (= Aussagewert deutlich reduziert)<br />

• weit fortgeschrittene Glaukompapille (hier Gesichtsfeld sinnvoller)<br />

• Kopftremor des Patienten<br />

• Fixationsprobleme<br />

• Hochgradig myop veränderte Papillen, tilted disks<br />

• Patienten mit einer Lebenserwartung < 10 Jahren<br />

<strong>Beurteilung</strong> des Untersuchungsresultats<br />

Die <strong>Beurteilung</strong> eines <strong>HRT</strong>-<strong>Ausdruck</strong>s stützt sich zur Zeit vorallem auf die quantitativen Werte der<br />

Papillenparameter <strong>und</strong> der Moorfields-Klassierung ab. Damit ist der <strong>HRT</strong>-II zwar zur Verlaufskontrolle,<br />

aber nur bedingt zur Frühdiagnose eines beginnenden, präperimetrischen Glaukoms geeignet.<br />

Sehr hilfreich sind deshalb die qualitativen Merkmale (Topographiebild, Reflexionsbild, Konturlinie <strong>und</strong><br />

vertikaler bzw. horizontaler Papillenquerschnitt), die in der Literatur bisher wenig beachtet werden. Die<br />

<strong>Beurteilung</strong> der Konturlinienform kann allerdings heute als etabliert gelten („Atlas of Laser Scanning<br />

Ophthalmoscopy“ von Scheuerle <strong>und</strong> Schmidt 2003) <strong>und</strong> auch die peripapillären Netzhauttopographie<br />

wird als vielversprechendes diagnostisches Kriterium angesehen (Caprioli et al. 1998, Schmidt et al. 2003).<br />

Vertikaler <strong>und</strong> der horizontaler Papillenquerschnitt sind von der Lage der Referenzebene unabhängig <strong>und</strong><br />

gestatten bei sorgfältiger Betrachtung (auch im Seitenvergleich <strong>und</strong> durch Aufeinanderlegen der Graphiken<br />

bei der Verlaufskontrolle) qualitative Aussagen über die peripapilläre Zone, die schon früh im Verlaufe<br />

eines Glaukomschadens verändert erscheint.<br />

Eine umfassende <strong>Beurteilung</strong> sollte deshalb quantitative <strong>und</strong> qualitative Resultate der Untersuchung<br />

nutzen!<br />

1


Papillenparameter<br />

Vorteile<br />

• einfache Quantifizierung der Papille durch Zahlenwerte<br />

• Kombination mehrerer Parameter (Diskriminantenanalyse) verbessert die Trennschärfe<br />

• Exkavationsform <strong>und</strong> Höhenvariation der Konturlinie sind von der Lage der Referenzebene unabhängig<br />

Nachteile<br />

• fast alle Papillenparameter (mit 2 Ausnahmen, siehe oben) sind stark von der Lage der Referenzebene<br />

<strong>und</strong> dem korrekten Einzeichnen der Papillenbegrenzung abhängig<br />

• wegen der starken interindividuellen Schwankungen kann kein Parameter für sich allein sauber<br />

zwischen normaler, verdächtiger <strong>und</strong> krankhafter Papille unterscheiden<br />

• die Höhenvariation der Konturlinie ist entgegen den Angaben des Herstellers wenig sensibel<br />

• die Resultate der Diskriminantenanalysen fehlen auf dem Standardausdruck<br />

• fast alle Parameter schwanken bei der Verlaufskontrolle auch ohne klinische Veränderung, da die<br />

Lage der Referenzebene für jede Aufnahme neu festgelegt wird<br />

Moorfields Regressionsanalyse<br />

Vorteile<br />

• hohe Spezifität <strong>und</strong> hohe Sensitivität für mittlere <strong>und</strong> fortgeschrittene Glaukome<br />

• gut verständliche Graphikdarstellung<br />

Nachteile<br />

• nur mässige Sensitivität für beginnende Glaukome<br />

• kleines Normalkollektiv mit eher kleiner Papillenfläche<br />

• falsch pathologische Werte bei Makropapillen<br />

• stützt sich nur auf einen einzigen Parameter (Verhältnis des Randsaum-Logarithmus zur Sektorfläche)<br />

Topographiebild<br />

Das Topographiebild entspricht einer Höhendarstellung der Papille <strong>und</strong> ihrer <strong>Umgebung</strong> in Falschfarben<br />

(nur für die Erstaufnahme, später lediglich als Schwarz-Weiss-Bild).<br />

Der Raum innerhalb der Papillenbegrenzung wird durch die Standard-Referenzebene (siehe unten) zweigeteilt:<br />

Papillenbereiche, die unterhalb dieser Ebene liegen, werden rot wiedergegeben. Gewebestrukturen,<br />

die oberhalb dieser Ebene liegen, werden als eben verlaufender Randsaum grün bzw. als geneigter<br />

Randsaum blau dargestellt. Achtung: die rote Exkavationsfläche entspricht - bedingt durch die Art der<br />

Festlegung der Referenzebene - in der Regel nicht dem klinischen Eindruck der Exkavation !<br />

Ausserhalb der Papillenbegrenzung gilt:<br />

gelb = tief gelegene Struktur<br />

orangerot = mitteltief gelegene Struktur<br />

dunkelbraun = hoch gelegene Struktur<br />

Die Topographiedarstellung lässt auf einen Blick die Grösse <strong>und</strong> Lage der Excavation im Bezug auf den<br />

Papillenrand <strong>und</strong> den Randsaum sowie deren Änderung im Laufe der Zeit erkennen. Im folgenden<br />

Beispiel ist die Zunahme des Papillenschadens im temporal-unteren Bereich der Excavation offensichtlich<br />

(bei stabiler Referenzebene).<br />

2


25.10.2001 Ref.höhe 0,456 15.10.2002 Ref.höhe 0,455 18.11.2003 Ref.höhe 0,457<br />

Abb. 1 Zunahme der Papillenexkavation temporal-unten im Laufe von 2 Jahren<br />

Die Dicke des blauen Randsaums nimmt infolge Versteilung der Wand der Exkavation im Laufe einer<br />

glaukomatösen Schädigung der Papille ab <strong>und</strong> kann somit als qualitatives Merkmal zur Diagnose eingesetzt<br />

werden.<br />

normal Frühstadium mittleres Stadium Spätstadium<br />

Abb. 2 Abnahme des blauen Randsaums im Verlaufe der Glaukomkrankheit als <strong>Ausdruck</strong> der<br />

Versteilung der Papillenexkavation<br />

Reflektivitätsbild<br />

Auch zur Darstellung des Reflektivitätsbilds werden Falschfarben verwendet, da der monochromatische<br />

Laserstrahl keine Farbstrukturen des F<strong>und</strong>us wiedergeben kann.<br />

Helle <strong>und</strong> gelbe Farbtöne = stark reflektierende Strukturen<br />

Dunkelbraune Farbtöne = wenig reflektierende Strukturen<br />

Bei guter Aufnahmequalität <strong>und</strong> gleichmässiger Ausleuchtung ist die streifige Struktur der peripapillären<br />

Nervenfaserschicht gut erkennbar; die Reflektivität ist gleichmässig hell <strong>und</strong> gut. Ein Verlust der Streifenstruktur<br />

bzw. eine verminderte Reflektivität deuten auf einen Verlust im Bereich der Nervenfaserschicht<br />

oder bzw. auf eine einfacher Opticusatrophie hin.<br />

3


Streifenstruktur Streifenstruktur Streifenstruktur Streifenstruktur<br />

gut erkennbar kaum erkennbar gut erkennbar kaum erkennbar<br />

Abb. 3 Gut <strong>und</strong> schlecht erkennbare Streifenstruktur der Nervenfaserschicht beim ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

hochgradig geschädigten Glaukomauge<br />

Gelegentlich erkennt man Nervenfaserbündelausfälle als hellere, von der Papille wegführende streifenförmige<br />

Areale (v.a. im s/w-Bild). Papillenrandblutungen werden nicht immer klar wiedergegeben.<br />

Bündeldefekt farbig Bündeldefekt s/w Bündeldefekt farbig Randblutung <strong>und</strong> Bündeldefekt<br />

Abb. 4 Nervenfaser-Bündeldefekte <strong>und</strong> Randblutung<br />

Das Reflektivitätsbild gestattet zudem eine rasche <strong>Beurteilung</strong> der Aufnahmequalität: Bildrand, Bildschärfe<br />

<strong>und</strong> -ausleuchtung, Konturen der Gefässe, Zentrierung der Papille, korrekter Verlauf der eingezeichneten<br />

Papillengrenze sind neben der Standardabweichung gute Kriterien zur Qualitätskontrolle.<br />

4


Papillenquerschnitte <strong>und</strong> Konturliniendiagramm<br />

Der <strong>HRT</strong> verwendet zwei Referenzebenen, die nicht miteinander verwechselt werden dürfen:<br />

• Als mittlere Netzhauthöhe (schwarze Linie) wird die durchschnittliche Pixelhöhe eines ausserhalb<br />

der Papille gelegenen Referenzringes von 240 Pixel Aussendurchmesser <strong>und</strong> 8 Pixel Breite<br />

festgelegt. Sie dient als Nullebene, auf welche sämtliche Messungen im Bereich der frontalen z-<br />

Achse bezogen werden.<br />

• Als Bezugspunkt für die Standard-Referenzhöhe (rote Linie) dient der Bereich des papillomaculären<br />

Bündels 50 µm unterhalb der individuellen Höhe der Konturlinie im Bereich von 350°-<br />

356°. Dieser Ort trägt der interindividuellen Variabilität der Papillentopographie (schräger<br />

Sehnerveneintritt) Rechnung <strong>und</strong> wird auch von einer allmählichen Nervenfaserverdünnung bei<br />

fortschreitendem Glaukom wenig beeinflusst. Die Standard-Referenzhöhe trennt den Randsaum der<br />

Papille von deren Exkavation.<br />

Horizontaler Papillenquerschnitt<br />

Abb. 5 Normaler Querschnitt OD<br />

Abb. 6 Normaler Querschnitt OD<br />

Da das Gerät die Null-Linie leider nicht anzeigt, muss diese zunächst von Hand eingetragen werden. Tiefe<br />

<strong>und</strong> Form der Exkavation lassen sich danach in dieser Darstellung gut erkennen. Am temporalen<br />

Papillenrand im Bereich des papillo-maculären Bündels ist die Querschnittlinie beim ges<strong>und</strong>en Auge<br />

immer abgesenkt, erreicht 1-2 mm temporal davon entfernt wieder die Null-Linie (Abb. 5 <strong>und</strong> 6) oder<br />

nähert sich ihr zumindest wieder an. Nicht selten findet sich eine plateauförmige Vertiefung, die einem<br />

Conus temporalis entspricht (linker Pfeil in Abb. 6).<br />

Der nasale Papillenrand liegt auf (Abb. 5), über (bei nasaler Supertraktion infolge schrägem Sehnerveneintritt,<br />

Abb. 7) oder infolge kleinem Conus unter der Null-Linie (rechter Pfeil in Abb. 6). Bei einer<br />

Drusenpapille senkt sich die Querschnittslinie kaum unter die Null-Linie ab (Abb. 8).<br />

Abb. 7 nasale Supertraktion OD<br />

Abb. 8 Drusenpapille OD<br />

5


Bei einem glaukombedingten Verlust von Nervenfasern kommt es nasal allmählich zu einem Absinken der<br />

Querschnittslinie mit schrägem Abstieg („Slope“) von der peripapillären Zone in die Excavation hinein.<br />

Bedingt durch den Gewebsverlust liegen die Gefässe frei (Abb. 16) oder sinken immer weiter in Richtung<br />

des Exkavationsgr<strong>und</strong>s ab. Schliesslich nimmt der normalerweise asymmetrische Querschnitt bei fortgeschrittener<br />

Schädigung immer mehr eine symmetrische V-Form an (Abb. 17 <strong>und</strong> 18).<br />

Abb. 9 Normaler Querschnitt OD mit<br />

Conus temporalis<br />

Abb. 10 Normaler Querschnitt OS mit prominentem<br />

Gefässstamm<br />

Abb. 11 Normaler Querschnitt OD mit<br />

Conus nasal<br />

Abb. 12 Normaler Querschnitt OS mit<br />

generell erniedrigtem Niveau<br />

nasal <strong>und</strong> temporal<br />

Abb. 13 Beginnende Schädigung (?) OD mit Abb. 14 Beginnende Schädigung (?) OS mit<br />

Absinken der Querschnittlinie gegen<br />

Absinken der Querschnittlinie<br />

die Exkavation zu<br />

gegen die Exkavation zu<br />

6


Abb. 15 Deutliche Schädigung OD mit schrägem<br />

Verlauf der Querschnittslinie<br />

Abb. 16 Deutliche Schädigung OS mit schrägem<br />

Verlauf der Querschnittslinie<br />

<strong>und</strong> freiliegendem Gefäss nasal<br />

Abb. 17 Massive Schädigung OD mit fast Abb. 18 Massive Schädigung OD mit fast<br />

symmetrischer Querschnittsform<br />

symmetrischer Querschnittsform<br />

Abb. 19 Normaler Querschnitt OD Abb. 20 Querschnitt OS mit begin-<br />

(vgl. Partnerauge in Abb. 16)<br />

nender Schädigung beim<br />

Partnerauge von Abb. 19<br />

7


Vertikaler Papillenquerschnitt<br />

Auch hier muss vor der <strong>Beurteilung</strong> die Null-Linie von<br />

Hand eingezeichnet werden. Normalerweise liegt dann der<br />

Papillenrand oben <strong>und</strong> unten deutlich oder zumindest<br />

knapp oberhalb der Null- Linie (= mittlere Netzhauthöhe)<br />

(Abb. 21a).<br />

Beim ges<strong>und</strong>en Auge nimmt die Nervenfaserschichtdicke<br />

gegen den Papillenrand hin zu <strong>und</strong> fällt dann zur Exkavation<br />

hin wieder ab (Cowboy-Hut). Beim Glaukomauge<br />

(Abb. 21b) fehlt diese Verdickung gegen den Papillenrand<br />

zu völlig; die Querschnittform entspricht einem Stroh-Hut.<br />

Abb. 21a<br />

Abb. 21b<br />

Abb. 22 Tilted Disk mit angehobenem Papillenrand<br />

oben. Der temporal unten liegende Conus<br />

wird im vertikalen Schnitt hier nicht erfasst.<br />

Abb. 23 Drusenpapille. Vertikale Querschnittslinie<br />

liegt auf der ganzen Länge oberhalb der<br />

Null-Linie.<br />

Abb. 22 Abb. 23<br />

Abb. 24<br />

Abb. 25<br />

Nervenfaserdicke oben <strong>und</strong> unten gut.<br />

Papillenrand liegt unten knapp unterhalb<br />

der Null-Linie beginnende<br />

Schädigung unten.<br />

Nervenfaserdicke oben noch normal,<br />

unten verdünnt <strong>und</strong> knapp unter der<br />

Null-Linie liegender Papillenrand<br />

beginnende Schädigung unten.<br />

Abb. 24<br />

Abb. 25<br />

8


Abb. 26<br />

Nervenfaserdicke oben <strong>und</strong> unten<br />

verdünnt. Oben liegt der Papillenrand<br />

zudem unter der Null-Linie beginnende<br />

Schädigung oben.<br />

Abb. 27<br />

Nervenfaserdicke oben <strong>und</strong> unten<br />

deutlich verdünnt. Papillenrand liegt<br />

oben <strong>und</strong> unten jeweils unterhalb der<br />

Null-Linie deutlicher Papillenschaden<br />

oben <strong>und</strong> unten.<br />

Abb. 26 Abb. 27<br />

Abb. 28<br />

Schwerer Glaukomschaden mit<br />

massivem Absinken der peripapillären<br />

Nervenfaserschicht.<br />

Abb. 28<br />

9

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