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Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

Münster, Januar 2009<br />

Ministerium für<br />

Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Landesinstitut für<br />

Gesundheit und<br />

Arbeit<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen


Ein Hinweis zur Sprachregelung: Die Artikel „der“, „die“ oder „das“ sind bei Personenbezeichnungen<br />

und bei der Bezeichnung von Personengruppen nicht generell als Markierung<br />

des Geschlechts zu verstehen (Institut für deutsche Sprache, Mannheim). Dies gilt auch für<br />

das vorliegende Gutachten. Sofern nicht ausdrücklich anders bezeichnet, sind stets die weibliche<br />

und die männliche Form gemeint.<br />

Urheberrechthinweis:<br />

Das Urheberrecht dieses Dokumentes liegt bei der PICTURE GmbH. Dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und<br />

Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) sowie dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) wird ein dauerhaftes, nicht ausschließliches, unbeschränktes, unwiderrufliches<br />

und übertragbare Nutzungsrecht an diesem Leitfaden eingeräumt. Abbildungen unterliegen nicht diesem<br />

Passus, sofern ihre Urheberrechte nicht beim Ersteller des Dokumentes liegen. Die Abbildungen sind bei Verwendung<br />

daher mit Angabe der Quelle zu kennzeichnen. Abbildungen, deren Urheberrecht nicht beim Ersteller<br />

des Leitfadens liegen, sind im Dokument durch die Angabe der Quelle kenntlich gemacht.<br />

Autoren:<br />

Dr. Lars Algermissen<br />

Martin Instinsky<br />

Dr. Tobias Rieke<br />

Johannes Schwall<br />

PICTURE GmbH<br />

Friesenring 32<br />

48147 Münster<br />

Tel.: +49 (0)251 1312379-0<br />

Fax: +49 (0)251 1312379-90<br />

E-Mail: kontakt@picture-gmbh.de<br />

www.picture-gmbh.de<br />

2 Leitfaden zur Prozessanalyse


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung ................................................................................................................... 7<br />

2 Methodeneinführung .................................................................................................. 9<br />

2.1 Überblick ................................................................................................................ 9<br />

2.2 Bestandteile der PICTURE-Methode ................................................................... 11<br />

3 Vorgehensmodell ...................................................................................................... 19<br />

3.1 Projektmanagement ............................................................................................. 20<br />

3.2 Phase 1: Vorbereitung der Modellierung ............................................................. 21<br />

3.3 Phase 2: Modellierung der Prozesslandschaft .................................................... 23<br />

3.4 Phase 3: Nutzung der Prozesslandschaft ............................................................ 24<br />

3.5 Phase 4: Kontinuierliche Pflege der Prozesslandschaft ...................................... 25<br />

4 Projektziele und Projektorganisation ...................................................................... 27<br />

4.1 Festlegung der Projektziele ................................................................................. 27<br />

4.2 Projektorganisation .............................................................................................. 34<br />

5 Konfiguration der Methode ...................................................................................... 36<br />

5.1 Festlegung der Informationsbedarfe .................................................................... 36<br />

5.2 Konfiguration der Bausteine und Attribute ........................................................... 38<br />

6 Prozessaufnahme ..................................................................................................... 42<br />

6.1 Identifikation von Prozessen ................................................................................ 42<br />

6.2 Prozesserfassung ................................................................................................ 45<br />

7 Prozessbereitstellung und -dokumentation ........................................................... 51<br />

7.1 Prozesssteckbriefe .............................................................................................. 51<br />

7.2 PICTURE-Prozessmodelle .................................................................................. 51<br />

7.3 Gegenüberstellung und Vergleich von Prozessen ............................................... <strong>55</strong><br />

7.4 Erstellen des Projektabschlussberichtes ............................................................. <strong>55</strong><br />

8 Kontinuierliches Prozessmanagement ................................................................... 59<br />

8.1 Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements ........................................... 59<br />

8.2 Organisation des kontinuierlichen Prozessmanagements ................................... 61<br />

4 Leitfaden zur Prozessanalyse


8.3 Etablierung des kontinuierlichen Prozessmanagements ..................................... 63<br />

9 Schulungs-/Qualifizierungskonzept ........................................................................ 65<br />

9.1 Qualifizierungskonzepte ...................................................................................... 65<br />

9.2 Vorgehen zur Qualifizierung der Mitarbeiter ........................................................ 68<br />

10 Anhang ....................................................................................................................... 69<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 5


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Komplexität klassischer Methoden zur Prozessmodellierung ............................. 9<br />

Abbildung 2: Komplexitätsreduktion durch die PICTURE-Methode ....................................... 10<br />

Abbildung 3: Sichten der PICTURE-Methode ........................................................................ 12<br />

Abbildung 4: Elemente der Prozesssicht der PICTURE-Methode ......................................... 14<br />

Abbildung 5: Prozessbausteine der PICTURE-Methode ....................................................... 15<br />

Abbildung 6: Beispiele von Prozessbausteinen und Attributen ............................................. 15<br />

Abbildung 7: Weitere Modelltypen und die Integrationsfunktion der Prozessbausteine ........ 17<br />

Abbildung 8: Vorgehensmodell der PICTURE-Methode ........................................................ 19<br />

Abbildung 9: Ziele der Prozesserfassung für die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung NRW ................. 28<br />

Abbildung 10: Phasen zur Informationsbedarfsableitung ...................................................... 37<br />

Abbildung 11: Prozesskontext ............................................................................................... 42<br />

Abbildung 12: Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements ...................................... 60<br />

Abbildung 13: Beispielhafter Projektplan ............................................................................... 70<br />

Abbildung 14: Mindmap „Ziele der Prozesserfassung“ .......................................................... 71<br />

Abbildung 15: Zielbewertungsmatrix ...................................................................................... 72<br />

Abbildung 16: Initial-Prozesssteckbrief .................................................................................. 73<br />

Abbildung 17: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 1) .................................................. 77<br />

Abbildung 18: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 2) .................................................. 78<br />

6 Leitfaden zur Prozessanalyse


1 Einführung<br />

Die Prozesse der öffentlichen Verwaltung stehen seit einigen Jahren verstärkt im Vordergrund<br />

von Modernisierungsbestrebungen. Grund hierfür sind zum einen die verstärkten Personaleinsparungen,<br />

die die Ressourcenausstattung der Verwaltungen reduzieren. Zum anderen<br />

drängen neue Gesetze und die Umsetzung von EU-Richtlinien die Verwaltung, Änderungen<br />

an den Prozessen vorzunehmen. Prozesse werden in diesem Zusammenhang als<br />

zeitliche und sachlogische Abfolge von Aktivitäten verstanden, die von einer oder mehreren<br />

Organisationseinheiten verrichtet werden und die Erbringung einer definierten Verwaltungsleistung<br />

zum Inhalt haben. Um zielgerichtet Veränderungen an Prozessen durchführen zu<br />

können und diese Änderungen nachträglich als Effizienzgewinne messbar zu machen, sind<br />

zunächst die Prozesse aufzunehmen und Veränderungen zu dokumentieren. Hierzu werden<br />

Prozessanalysen durchgeführt, die als Identifikation, Untersuchung und Bewertung bestimmter<br />

Prozesse hinsichtlich Ressourcen, Personaleinsatz, Dauer, Kosten und Wirkung unter<br />

einer zu einem bestimmten Zeitpunkt geltenden Zielsetzung zu verstehen sind. Die Zielsetzung,<br />

die einer solchen Prozessanalyse zugrunde liegt, kann jedoch sehr vielfältig gestaltet<br />

sein. Die Gründe zur Auseinandersetzung mit Prozessen können z. B. die Einführung eines<br />

neuen Fachverfahrens sein, die Etablierung eines Qualitätsmanagements, die Identifikation<br />

von Prozessen für die EU-Dienstleistungsrichtlinie, interne Umstrukturierungen oder die Prüfung<br />

des Online-Potenzials der Prozesse. Die PICTURE-Methode, die in diesem Leitfaden<br />

dargestellt wird, bietet sich hierfür an, da sie auf die öffentliche Verwaltung zugeschnitten ist<br />

und eine einfache und effiziente Methode darstellt, um verständliche Prozessmodelle zu erhalten.<br />

Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MAGS) sowie das Landesinstitut für<br />

Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW) planen verstärkt Prozessanalysen durchzuführen, um<br />

individuelle Zielsetzungen für verschiedene Themenbereiche zu untersuchen. Aufgrund der<br />

vielfältigen Zielsetzung und der hier involvierten unterschiedlichen Organisationseinheiten<br />

(fünf Bezirksregierungen, Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit) besteht die Notwendigkeit,<br />

eine einheitliche Vorgehensweise zu etablieren, um die aus der Prozessanalyse resultierenden<br />

Prozessmodelle und Analyseergebnisse vergleichbar und entsprechend eines<br />

etablierten Standards zu gestalten. Hierzu dient dieser Leitfaden der das Vorgehen bei der<br />

Durchführung von Prozessanalysen darlegt. Er dient sowohl interessierten Mitarbeitern, die<br />

sich in die Thematik der Prozessanalysen einarbeiten möchten, als auch Fachexperten, sich<br />

das Vorgehen für neue Projekte noch einmal zu vergegenwärtigen.<br />

Dieses Dokument ist in zehn Kapitel gegliedert. Kapitel 2 stellt die PICTURE-<br />

Modellierungstechnik vor, die beschreibt, wie mit der PICTURE-Methode Prozesse modelliert<br />

werden können. In Kapitel 3 wird das zugrunde liegende Vorgehensmodell dargestellt und<br />

liefert gleichzeitig einen Rahmen für die darauf folgenden Kapitel. Kapitel 4 stellt relevante<br />

Projektziele vor und gibt Vorgaben, welche Projektziele in jeder Prozessanalyse betrachtet<br />

werden sollen. Kapitel 5 legt die Art und Weise dar, wie auf Basis der Projektziele erforderliche<br />

Informationsbedarfe abgeleitet werden und die Attribute für die Bausteine der PICTURE-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 7


Methoden erstellt werden. Kapitel 6 zeigt auf, wie die Aufnahme von Prozessen erfolgt. In<br />

Kapitel 7 wird deutlich gemacht, wie die Darstellung und Aufbereitung der Prozesse und Projektergebnisse<br />

zu erfolgen hat. In Kapitel 8 werden die Grundlagen für ein kontinuierliches<br />

Prozessmanagement gelegt, welches in Verantwortung des LIGA.NRW oder der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung<br />

NRW durchzuführen ist. Kapitel 9 stellt ein Qualifizierungskonzept vor, um<br />

die für die Projekte und das kontinuierliche Prozessmanagement erforderlichen Rollen adäquat<br />

auszufüllen. In Kapitel 10 werden die für die Durchführung von Prozessanalysen erforderlichen<br />

Dokumentvorlagen dargestellt. Zudem werden die Bausteine der PICTURE-<br />

Methode vorgestellt und die Informationsbedarfe festgelegt, die im Rahmen von Prozessanalyseprojekten<br />

zu erheben sind.<br />

8 Leitfaden zur Prozessanalyse


2 Methodeneinführung<br />

2.1 Überblick<br />

Das grundlegende Instrument zur Dokumentation und Analyse von Verwaltungsprozessen ist<br />

die Prozessmodellierung. Für industrielle Geschäftsprozesse wurden in den 90er Jahren<br />

Methoden zur Prozessmodellierung entwickelt (z. B. EPK, UML, ISO 66001). Diese Methoden<br />

sind als „Universalmethoden“ einzustufen, da sie die strukturellen und ablauforientierten<br />

Spezifika der öffentlichen Verwaltung nicht gerecht werden. Die unreflektierte Anwendung<br />

dieser Universalmethoden führt zu Problemen bezüglich der Wirtschaftlichkeit derartiger Projekte<br />

und der Verständlichkeit und Analysierbarkeit der erstellten Prozessmodelle.<br />

Abbildung 1: Komplexität klassischer Methoden zur Prozessmodellierung<br />

Die Modellierungs- und Analysemethode PICTURE wurde speziell für die Domäne der öffentlichen<br />

Verwaltung entwickelt und adressiert verschiedene Fragestellungen rund um die<br />

Prozessgestaltung. Dazu gehören:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Schaffung von Transparenz<br />

Realisierung einer prozessorientierten Organisationsstruktur<br />

Identifikation von technischem und organisatorischem Reorganisationspotenzial<br />

Erfolgsmessung von Reorganisationsmaßnahmen<br />

Die PICTURE-Methode dient zur Erfassung und transparenten Darstellung aller Verwaltungsprozesse<br />

einer öffentlichen Verwaltung mit leicht verständlichen, vorgefertigten, fachli-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 9


chen Prozessbausteinen, welche die Komplexität in der Beschreibung reduzieren und durch<br />

bewusste Abstraktion einen einfacheren und verständlicheren Zugang zur Fachlichkeit ermöglichen.<br />

Die Auswertung der gesammelten Verwaltungsprozesse – der Prozesslandschaft<br />

– bietet erstmals eine fundierte Grundlage für Aufbau- und Ablauforganisationsgestaltung.<br />

Mit der PICTURE-Methode wird es erstmalig möglich, Prozessmodellierung in großem<br />

Maßstab zielorientiert und wirtschaftlich durchzuführen und so den Blick für übergreifende<br />

Zusammenhänge zu schärfen.<br />

Abbildung 2: Komplexitätsreduktion durch die PICTURE-Methode<br />

Die PICTURE-Methode zeichnet sich durch folgende Eigenschaften und Vorteile aus:<br />

Verständlich und spezifisch für die öffentliche Verwaltung: Zur Prozessbeschreibung<br />

werden vordefinierte Prozessbausteine verwendet, welche direkt Begriffe aus dem Verwaltungsalltag<br />

verwenden und von den Mitarbeitern direkt verstanden werden können, wie z. B.<br />

„formell prüfen“, „Dokument/Information versenden“ oder „Rückfrage durchführen“. Mithilfe<br />

dieser Bausteine können die Verwaltungsprozesse nach dem „Lego-Prinzip“ zusammengesteckt<br />

werden. Die Modellerstellung wird hierdurch einfach und verständlich und kann ca. fünf<br />

bis sechs mal schneller erfolgen, als mit klassischen Herangehensweisen.<br />

10 Leitfaden zur Prozessanalyse


Standardisierung der Prozessbeschreibung: Durch die Verwendung der Prozessbausteine<br />

wird die Prozessbeschreibung nicht nur formell, sondern auch inhaltlich standardisiert.<br />

Dies führt zu einer erhöhten Vergleichbarkeit und Analysierbarkeit der Prozessmodelle und<br />

somit zur Reduktion von Willkür.<br />

Mitarbeiterintegration: Die einheitliche und einfache Beschreibung der Verwaltungsprozesse<br />

durch die Bausteine ermöglicht es, dass Leitungsstellen und Mitarbeiter schnell und mit<br />

wenig Aufwand mit der Methode vertraut gemacht werden können. Hiermit wird die Integration<br />

der Mitarbeiter in Modernisierungsprojekte direkt unterstützt und die Akzeptanz gefördert.<br />

Wirtschaftliche Modellerstellung und -analyse: Durch die im Vorfeld vorgenommene<br />

Festlegung der Prozessbausteine werden genau die Informationen in den Prozessmodellen<br />

abgebildet, die für spätere Analysen benötigt werden. Dies führt dazu, dass der Aufwand für<br />

die Erstellung der Prozessmodelle möglichst gering gehalten wird und nicht „aus dem Ruder<br />

läuft“.<br />

Transparente Prozesslandschaft: Durch die standardisierte Beschreibung und die arbeitsteilige<br />

Aufnahme der Prozesse können Abhängigkeiten und Gleichförmigkeiten über den<br />

gesamten Untersuchungsbereich hinweg identifiziert sowie einheitlich und konsistent verbessert<br />

werden. Modernisierungsmaßnahmen greifen somit nicht nur lokal, sondern ämterübergreifend.<br />

Kontrollierte Flexibilität der Prozessbeschreibung: Je nach Projektziel oder Rahmenbedingungen<br />

einer Verwaltung kann die PICTURE-Methode angepasst werden. So kann z. B.<br />

frei gewählt werden, ob Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten bei der Analyse relevant sind<br />

oder eher qualitative Aspekte in den Vordergrund gerückt werden sollen.<br />

Handlungsanleitung zur Anwendung der Methode: Die PICTURE-Methode beinhaltet<br />

ebenfalls eine prozessorientierte Handlungsanleitung, die auf die öffentliche Verwaltung zugeschnitten<br />

ist. Diese kann zur konkreten Projektdefinition, zur Planung der Arbeitsschritte<br />

und zur Rollenverteilung herangezogen und angepasst werden.<br />

2.2 Bestandteile der PICTURE-Methode<br />

2.2.1 Sichtenkonzept<br />

Zur Komplexitätsbeherrschung der Modellierung enthält die PICTURE-Methode<br />

verschiedene Sichten auf den Problembereich. Die unterschiedlichen Sichten ermöglichen<br />

es, den Problemausschnitt unter spezifischen Blickwinkeln zu betrachten und die jeweiligen<br />

Aspekte getrennt voneinander zu erfassen. Diese „Trennung“ erlaubt es z. B., die Erfassung<br />

und Konsolidierung der in einer Sicht notwendigen Informationen von verschiedenen<br />

Fachexperten durchführen zu lassen. Neben der Trennung der verschiedenen Aspekte ist es<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 11


für ein Sichtenkonzept unerlässlich,<br />

dass die Sichten über wohl definierte Schnittstellenn<br />

miteinander gekoppelt werden. Die PICTURE-Methode enthält folgendee Sichten:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Organisationssicht („Wer führt etwas aus?“)<br />

Ressourcensicht („Womit wird<br />

etwas ausgeführt?“)<br />

Geschäftsobjektsicht („Was wird verarbeitet?“)<br />

Prozesssicht („Wie<br />

wird etwas ausgeführt?“)<br />

Leistungssicht („Welche Leistungen werden erstellt?“)<br />

Die fünf Sichten<br />

orientieren sich an typischen Sichten im Rahmen der Prozessmodellierung,<br />

wie sie z. B. auch im ARIS-Toolset 1 verwendet<br />

werden. Die Besonderheit der PICTURE-<br />

domänenbezogenen Standardisierung der Elemente innerhalb der zentralen Prozesssicht.<br />

Hier werden<br />

keine generischen Elemente zur<br />

Modellierung einer Tätigkeit angeboten,<br />

sondern spezialisierte Elemente, die<br />

typische Tätigkeiten der Verwaltung beschreiben und<br />

die Sprache<br />

der Verwaltung benutzen. In<br />

Methode gegenüber Universalmethoden liegt vor allem in der<br />

inhaltlichen,<br />

Abbildung 3 sind die Sichten dargestellt und es ist angegeben, welche PICTURE-Elementee<br />

der jeweiligen Sicht zugeordnet sind.<br />

Abbildung 3: Sichten der PICTURE-Methode 2<br />

1 Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS – Vom<br />

Geschäftsprozess zum Anwendungssystem, 4. Auflage, Berlin 2002.<br />

2 Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung.<br />

Berlin et. al. 2007, S. 88.<br />

12<br />

Leitfaden zur Prozessanalysee


Die Organisationssicht stellt die relevanten Aspekte der Aufbauorganisation der Verwaltung<br />

dar. Hier werden z. B. Informationen über beteiligte Stellen erfasst. Zusammenfassend<br />

wird festgehalten, wer am Verwaltungshandeln beteiligt ist.<br />

In der Ressourcensicht können technologische Hilfsmittel und sonstige Werkzeuge erfasst<br />

werden, die für die jeweilige Aufgabenerfüllung herangezogen werden. Unter den Technologien<br />

werden vor allem genutzte Informations- und Kommunikationssysteme verstanden. Neben<br />

diesen Systemen können auch sonstige Hilfsmittel und verwendete Werkzeuge (z. B.<br />

spezielle Kopierer) abgebildet werden. In dieser Sicht wird demnach das Womit des Verwaltungshandelns<br />

festgehalten.<br />

In der Geschäftsobjektsicht wird festgehalten, was in den jeweiligen Verwaltungsprozessen<br />

verarbeitet wird. In der öffentlichen Verwaltung werden hauptsächlich Informationen verarbeitet,<br />

die auf oder in verschiedenen Informationsträgern vorliegen (z. B. auf einem Papierformular<br />

oder in einem elektronischen Fachverfahren).<br />

In der Leistungssicht wird die Verknüpfung zur Produktorientierung in der Verwaltung hergestellt<br />

und festgelegt welche Leistung durch den Prozess erstellt wird. Leistungen werden<br />

somit Prozessen zugeordnet. Mehrere Leistungen gehen dabei in ein Produkt auf.<br />

In der Prozesssicht werden Aspekte der Ablauforganisation dargestellt. Hier werden die<br />

Einzelaktivitäten und Ablaufreihenfolgen erfasst, die für den jeweils betrachteten Verwaltungsprozess<br />

relevant sind. Die Prozesssicht dient gleichzeitig zur Integration der anderen<br />

Sichten, da bei der Beschreibung der Einzelaktivitäten jeweils dokumentiert wird, wer diese<br />

ausführt, womit die Aktivität durchgeführt wird und was für die Durchführung notwendig ist<br />

bzw. was als Ergebnis der Aktivität vorliegt.<br />

Zur Abbildung der in den Sichten notwendigen Informationen stellt die PICTURE-Methode<br />

die in Abbildung 3 ersichtlichen zentralen Elemente bereit. Diese sind speziell für die öffentliche<br />

Verwaltung entwickelt worden und somit inhaltlich standardisiert.<br />

In der Prozesssicht befindet sich der Großteil der angebotenen Elemente der PICTURE-<br />

Methode, da es sich hierbei um die zentrale Sicht der Methode handelt. In Abbildung 4 sind<br />

die in dieser Sicht enthaltenen Elemente mit ihrem Zusammenhang visualisiert.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 13


Abbildung 4: Elemente der Prozesssicht der PICTURE-Methode 3<br />

2.2.2 Prozessbausteine und Attribute<br />

Die in der PICTURE-Methode bereitgestellten „Prozessbausteine“ sind das zentrale Element,<br />

durch welches die Methode ihre besonderen Eigenschaften erhält. Ein einzelner Prozessbaustein<br />

stellt eine regelmäßig wiederkehrende Aktivität dar (z. B. „Dateneingabe in die<br />

EDV“ oder „Dokument erstellen“). Durch Analyse einer Vielzahl von Verwaltungsprozessen<br />

konnten insgesamt 24 Prozessbausteine identifiziert werden (vgl. Abbildung 5). Diese sind in<br />

Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. zusammen mit den Kernatributen<br />

dargestellt. Charakteristisch für einen Prozessbaustein ist, dass er eine fachliche<br />

Aufgabe beschreibt („was wird getan“) und durch spezielle Attribute feiner beschrieben werden<br />

kann („wie wird die Aufgabe durchgeführt“). Die Prozessbausteine erheben den Anspruch,<br />

dass durch deren Kombination jeder Verwaltungsprozess abgebildet werden kann.<br />

Weiterhin besitzen die Prozessbausteine durch ihren engen fachlichen Bezug, ihre Benennung<br />

und Beschreibung eine hohe Verständlichkeit für Verwaltungsmitarbeiter. Die Prozessbausteine<br />

schränken gewisse Freiheiten bei der Modellierung ein und legen damit den Detaillierungsgrad<br />

der Prozessbeschreibung direkt fest. Durch diese Standardisierung wird die<br />

Nutzbarkeit und Analysierbarkeit der Prozessmodelle gefördert.<br />

3 Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et. al. 2007, S. 89.<br />

14 Leitfaden zur Prozessanalyse


Abbildung 5: Prozessbausteine der PICTURE-Methode<br />

Ein Baustein wird mit Attributen versehen, die diesen Baustein näher<br />

beschreiben, und ihn<br />

mit Kennzahlenn und Indikatoren für eine späteree Analyse anreichern. Exemplarisch sind in<br />

Abbildung 6 zwei Bausteine mit einer Auswahl von Attributen dargestellt. Zum Beispiel kannn<br />

die Tätigkeit der Formellen<br />

Prüfung verfeinert werden, so dass konkretisiert wird, ob durch<br />

eine formelle Prüfung auf Vollständigkeit, Sinnhaftigkeit, Zuständigkeit, Fristeinhaltung oder<br />

auf Datengleichheit geprüft wird. Bei der Entgegennahme von Dokumenten können die Ein-<br />

gangskanäle als<br />

Prozentwert hinterlegt werden (per Post, per Fax. persönlich, E-Mail oder<br />

Telefon).<br />

Abbildung 6: Beispiele von Prozessbausteinen und Attributen<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

15


2.2.3 Teilprozesse<br />

Durch das Zusammensetzen (Lego-Prinzip) der Prozessbausteine werden die Teilprozesse<br />

der PICTURE-Methode gebildet. Charakteristisch für einen Teilprozess ist, dass dieser vollständig<br />

innerhalb eines abgegrenzten organisatorischen Bereichs durchgeführt wird (z. B. in<br />

einem <strong>Dez</strong>ernat oder in einem Sachgebiet) und eine fachlich abgrenzbare Aufgabe erfüllt.<br />

Diese fachliche und organisatorische Abgrenzung eines Teilprozesses erlaubt es beispielsweise,<br />

die Modellierungsaufgabe auf eine bestimmte Person mit dem notwendigen Fachwissen,<br />

die sich in der entsprechenden Organisationseinheit befindet, zu übertragen.<br />

2.2.4 Prozesse<br />

Durch das Zusammensetzen von Teilprozessen entsteht ein „Prozess“ in seiner Gesamtheit.<br />

Ein Prozess beschreibt in der PICTURE-Methode die Erbringung einer sachlich abgeschlossenen<br />

Verwaltungsleistung (wie z. B. ein Beschaffungsvorgang oder die Genehmigung des<br />

Betriebs einer Röntgeneinrichtung). Einer Leistung wird daher genau ein Prozess zugeordnet,<br />

der diese Leistung erbringt bzw. „produziert“. Bei der Definition des Prozessergebnisses,<br />

also der Leistung, ist daher darauf zu achten, dass diese durch genau einen Prozess beschrieben<br />

werden kann. So ist z. B. eine Leistungsdefinition Röntgeneinrichtung im Bereich<br />

technischen <strong>Arbeitsschutz</strong> nicht zweckmäßig, da es sich hierbei um eine Erstgenehmigung,<br />

Erstanzeige oder eine „technische Änderung“ handeln könnte, die jeweils unterschiedliche<br />

Verwaltungsprozesse zur Erbringung der Leistung erfordern würden.<br />

2.2.5 Varianten<br />

Die PICTURE-Methode unterstützt „Varianten“ (oder auch Teilprozessvarianten) und wird<br />

damit der Tatsache gerecht, dass es aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften einer Leistung<br />

(z. B. „Bauartzulassung einer Röntgeneinrichtung“) oder Art der Durchführung einzelner<br />

Teilaufgaben (z. B. „Meldung von Aufsichtsbehörde entgegennehmen“) zu Unterschieden in<br />

den Prozessabläufen kommen kann. Diese resultieren häufig in unterschiedliche Teilaufgaben,<br />

sodass in einem solchen Fall Varianten von Teilprozessen gebildet werden können, die<br />

diesen Sonderfällen gerecht werden. Da Teilprozesse die kleinste Einheit sind, auf der Prozessbausteine<br />

zusammengefasst werden können, ist dieses Konzept recht flexibel für die<br />

Darstellung von relevanten fachlichen „Unterschiedlichkeiten“ in Verwaltungsabläufen. Wenn<br />

eine Gesamtleistung durch viele Spezialfälle gekennzeichnet ist, so sollten jedoch direkt separate<br />

Leistungen mit eigenständigen Prozessen gebildet werden, um die Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit sicherzustellen (z. B. „Genehmigung einer Röntgeneinrichtung“ und<br />

„Prüfung der Anzeige einer bauartzugelassenen Röntgeneinrichtung“).<br />

2.2.6 Weitere Sichten<br />

Die weiteren Sichten der PICTURE-Methode beinhalten jeweils nur ein Teilmodell, in dem<br />

die entsprechenden Sachverhalte dargestellt werden. In Abbildung 7 sind die Teilmodelle<br />

16 Leitfaden zur Prozessanalyse


enannt und im Zusammenhang mit dem integrierenden Element Prozessbaustein dargestellt.<br />

Abbildung 7: Weitere Modelltypen und die Integrationsfunktion der Prozessbausteine 4<br />

Das Organisationsmodell der Organisationssicht stellt die Aufbauorganisation der Verwaltung<br />

dar. Neben den hierarchischen Abteilungs-, <strong>Dez</strong>ernats- und Sachgebietsstrukturen<br />

können hier auch Stellen, Stellenbesetzungen und deren Weisungs- und Aufsichtsgefüge<br />

erfasst werden. Maßgeblich können in dieser Sicht Führungskräfte und Mitarbeiter der Organisations-<br />

und Personalabteilung zur Erzeugung des Modells beitragen.<br />

Das Ressourcenmodell der Ressourcensicht beinhaltet Informationen über die in der Verwaltung<br />

verwendeten Arbeitsmittel. Hierzu zählen z. B. Softwareprodukte wie Microsoft Office<br />

oder Fachverfahren, Hardware wie Drucker und Scanner, rechtliche Informationen wie<br />

Gesetze und Verordnungen und Sekundärinformationen wie Personaldaten.<br />

Das Geschäftsobjektmodell der Geschäftsobjektsicht beinhaltet Informationen über die<br />

bearbeitenden Objekte der Verwaltung und die notwendigen Inputs für die Vorgänge. Dies<br />

sind zum Großteil Informationen wie z. B. Anträge, Genehmigungen oder Stellungnahmen.<br />

Das Produktmodell der Leistungssicht beinhaltet den Produktkatalog und die Leistungen<br />

der Verwaltung.<br />

4 In Anlehnung an Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et<br />

al. 2007, S. 91.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 17


2.2.7 Zusammenfassung<br />

In der Gesamtheit betrachtet, beschreibt die PICTURE-Methode die Prozesslandschaft einer<br />

Verwaltung mit den folgenden Prinzipien und Elementen. Einzelne Leistungen einer Verwaltung<br />

werden durch genau einen Prozess beschrieben. Prozesse können in unterschiedliche<br />

Ordnungshierarchien eines definierten Prozesskataloges einsortiert werden. Jeder Prozess<br />

kann sich aus mehreren Teilprozessen zusammensetzen, wobei jeder Teilprozess die<br />

Durchführung einer sachlich abgeschlossenen Teilaufgabe in einem abgegrenzten organisatorischen<br />

Bereich darstellt. Zur Bildung von Teilprozessen werden vordefinierte, allgemein<br />

gültige Prozessbausteine verwendet. Prozessbausteine können durch Ausfüllen ihrer zugehörigen<br />

Attribute detaillierter beschrieben werden.<br />

An die Prozessbausteine werden sowohl die ausführenden Organisationseinheiten, die notwendigen<br />

Ressourcen als auch die verwendeten und produzierten Geschäftsobjekte annotiert.<br />

Sollten spezielle Eigenschaften einer Leistung unterschiedliche Prozessabläufe zur Folge<br />

haben, so können Varianten von Teilprozessen gebildet werden. Eventuell bereits vorhandene<br />

Referenzprozesse können den Modellierer bei der Konstruktion der Modelle unterstützen.<br />

18 Leitfaden zur Prozessanalyse


3 Vorgehensmodell<br />

Die Durchführung einer Prozessanalyse hat nach vorher festgelegten Schritten zu erfolgen.<br />

Im Folgenden ist ein Vorgehensmodell dargestellt, das auf die öffentliche Verwaltung und die<br />

PICTURE-Methode zugeschnitten ist. Es ist zur konkreten Projektdefinition, zur Planung der<br />

Arbeitsschritte und zur Rollenverteilung heranzuziehen und dabei an das jeweilige Modellierungsvorhaben<br />

anzupassen.<br />

Im Rahmen des Projektmanagements werden als Phasen die Vorbereitung der Modellierung,<br />

die Modellierung selbst sowie die Nutzung der Projektlandschaft unterschieden. Es folgt eine<br />

Phase der kontinuierlichen Pflege der erhobenen Prozesslandschaft. Die generellen Aufgaben<br />

des Projektmanagements, z. B. Koordination der Beteiligten, Organisation von Projekttreffen<br />

und Bereitstellen von Ressourcen, begleiten diese Phasen (vgl. Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: Vorgehensmodell der PICTURE-Methode 5<br />

5 Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et al. 2007, S. 201.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 19


Im Rahmen der Modellierungsvorbereitung (Phase 1) sind zunächst auf Basis der Projektziele<br />

die konkreten Informationsbedarfe festzulegen, die zur Erreichung der Ziele und Teilziele<br />

notwendig sind. Mithilfe der explizierten Informationsbedarfe kann im nächsten Schritt die<br />

PICTURE-Methode angepasst werden. Zur Modellierungsvorbereitung gehört außerdem die<br />

Information aller beteiligten Mitarbeiter, um das Feld für die Modellierungsphase zu ebnen.<br />

In der Modellierungsphase (Phase 2) müssen zuerst die zu erfassenden Prozesse identifiziert<br />

werden. Dieser Schritt ist angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Prozesse und oft<br />

fehlender Transparenz von hoher Wichtigkeit, um im Weiteren zielführend vorgehen zu können.<br />

Je nach Anzahl und organisatorischer Verankerung der Prozesse ist in einem nächsten<br />

Schritt zu entscheiden, auf welche Art und Weise und mit welchen Ressourcen die Prozesse<br />

erfasst werden sollen. Die Erfassung der Prozesse selbst macht dabei den Großteil der Arbeit<br />

aus, die sich jedoch durch eine entsprechend systematische Planung in den vorhergehenden<br />

Phasen begrenzen lässt. Nach der Prozesserfassung sind die Modellierungsergebnisse<br />

abschließend zu überarbeiten, zu konsolidieren und die Qualität ist zu sichern. Am Ende<br />

der Modellierungsphase liegen die gesammelten Prozessmodelle vor und werden im Folgenden<br />

als Prozesslandschaft bezeichnet.<br />

Zu Beginn der Nutzungsphase (Phase 3) steht die Auswertung der Prozesslandschaft, bei<br />

der es darum geht, die in den Prozessen vorhandenen Potenziale aufzudecken und nutzbar<br />

zu machen. Im Rahmen der Prozessgestaltung werden die Prozesslandschaft und die aus<br />

ihr abgeleiteten Informationen verwendet, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und<br />

Reorganisationsmaßnahmen zu initiieren. Die Prozesslandschaft als Prozessdokumentation<br />

kann im Folgenden auch für die Aufbereitung eines Pflichtenhefts zur Softwareauswahl oder<br />

als Kommunikations- und Diskussionsgrundlage für die Umgestaltung der Ablauf- und Aufbauorganisation<br />

verwendet werden. Die Prozessmodelle können weiterhin für die Umsetzung<br />

von Qualitätsmanagementvorhaben verwendet werden.<br />

Wichtig ist, dass nach Abschluss des eigentlichen Prozessmodellierungsprojekts die Prozessbetrachtung<br />

nicht aus dem Fokus gerät. Eine für das kontinuierliche Prozessmanagement<br />

zuständige Organisationseinheit hat die Prozessverbesserung (Phase 4) selbst als<br />

Prozess zu begreifen, der zu einer integralen Aufgabe des operativen und strategischen<br />

Verwaltungsmanagements werden muss.<br />

Im Folgenden werden die einzelnen Phasen genauer erläutert und es wird auf eventuelle<br />

Besonderheiten gegenüber vergleichbaren Vorgehensmodellen hingewiesen.<br />

3.1 Projektmanagement<br />

Ein Prozessmodellierungsprojekt benötigt eine für die Projektlaufzeit geltende, auf das Projekt<br />

und die Rahmenbedingungen zugeschnittene Organisationsform, die orthogonal zur eigentlichen<br />

Verwaltungsorganisation steht. Aufgabe des Projektmanagements ist es, Wissen<br />

20 Leitfaden zur Prozessanalyse


über innerbehördliche Aufgaben mit Wissen über die PICTURE-Methode zusammenzubringen.<br />

Die Verwaltungsführung setzt zunächst einen Projektleiter ein, dessen wichtigste Aufgaben<br />

das Auflösen von Ängsten, Vorbehalten und Widerständen ist. Ein Projektlenkungsausschuss<br />

(PLA) trifft Entscheidungen aufgrund der Vorlagen des Projektleiters. Er setzt sich<br />

zusammen aus Mitgliedern der Verwaltungsführung und Mitarbeitern, die die veränderten<br />

Prozesse später zu verantworten haben. Eine wichtige Aufgabe des PLA ist die Fortschrittskontrolle<br />

während des Projekts.<br />

Das Projektteam wird vom Projektleiter in Absprache mit dem PLA zusammengestellt; dabei<br />

ist ein Mittelweg zu finden zwischen möglichst vielen Mitarbeiter für eine gute Integration und<br />

einem kleinen Team für produktives Arbeiten. Die frühzeitige Findung von Prozessverantwortlichen<br />

und Integration dieser ins Kernteam sichert die spätere Umsetzbarkeit und Wirksamkeit<br />

der angestrebten Maßnahmen.<br />

Während der gesamten Projektlaufzeit ist ein begleitendes Controlling durchzuführen, bei<br />

dem z. B. routinemäßig in kurzen Abständen der Fortschritt in Bezug auf die gesetzten Ziele<br />

geprüft wird. So können Reibungsverluste minimiert, Kosten gesenkt und die Zielorientierung<br />

unterstützt werden.<br />

Das Projektcontrolling hat grundsätzlich die Aufgabe, im Rahmen des Projekts auftretende<br />

Effekte unter dem Blickwinkel der Wirtschaftlichkeit zu beurteilen. Die damit verbundenen<br />

Mehraufwendungen dürfen kein grundlegender Hinderungsgrund sein.<br />

3.2 Phase 1: Vorbereitung der Modellierung<br />

3.2.1 Informationsbedarfe festlegen<br />

Die Bedeutung der Zieldefinition wurde bereits geschildert; mit der PICTURE-Methode können<br />

genau die Informationen beschafft bzw. zusammengestellt werden, die zur Erreichung<br />

der Ziele notwendig sind. Somit ist die Spezifikation dieser Informationen im Rahmen der<br />

Modellierungsvorbereitung von zentraler Bedeutung.<br />

In einem ersten Schritt müssen daher die einzelnen Ziele mit konkreten Informationsbedarfen<br />

hinterlegt werden. Dies entspricht einer Verfeinerung der bereits spezifizierten Ziele. Die<br />

Erarbeitung von Fragestellungen zur Zielerreichung ist dabei ein geeignetes Mittel zur Beurteilung<br />

der Effektivität.<br />

Die Beantwortung bzw. Erfüllung dieser Informationsbedarfe erfolgt dann mit der PICTURE-<br />

Prozessplattform, indem die einzelnen Modellelemente, insbesondere die Prozessbausteine<br />

und ihre Attribute, so angepasst werden, dass genau die relevanten Informationen erfasst<br />

werden.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 21


Als Ergebnis dieses Vorbereitungsschrittes sollten somit die Projektziele durch konkrete Fragestellungen<br />

bzw. Informationsbedarfe spezifiziert worden und die Attribute bekannt sein, die<br />

notwendig sind, um die Fragestellungen beantworten zu können.<br />

Je nach Zielsetzung ist es sinnvoll, die Informationsbedarfe frühzeitig mit dem Personalrat<br />

abzustimmen. So können kritische Fragestellungen von vorherein ausgeschlossen und Konfliktpotenzial<br />

vermieden werden.<br />

3.2.2 Methode konfigurieren<br />

Um die PICTURE-Methode zur Erreichung eines konkreten Modellierungsziels zu verwenden,<br />

sind projektspezifische Modellierungskonventionen zu erarbeiten und die PICTURE-<br />

Prozessplattform anzupassen. Die Modellierungskonventionen regeln, was modelliert wird<br />

(Gegenstand), wie modelliert wird (Ablauf) und wer modelliert (Rollen der Modellierung).<br />

Dabei kann der Gegenstand der Modellierung größtenteils aus den Modellierungszielen abgeleitet<br />

werden. Gegebenenfalls kann bei einzelnen Modellierungskonventionen eine Unterscheidung<br />

zwischen Muss- und Kann-Attributen getroffen werden, um den Pflegeaufwand im<br />

Vorfeld begrenzen zu können. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, Attribute zur Erleichterung<br />

des Projektmanagements einzuführen.<br />

Der Modellierungsablauf beschreibt im Wesentlichen die Verwendung von Softwarewerkzeugen<br />

sowie Verfahren und Regelungen zur Unterstützung des Modellierungsprojekts aus<br />

technischer bzw. organisatorischer Sicht. Zentral ist außerdem die Einführung organisatorischer<br />

Regeln zur Einhaltung der Konformität der erstellten Modelle zu den vorgegebenen<br />

Modellierungskonventionen. Ergänzend dazu ist ggf. die Erstellung von Vorlagen für Textdokumente<br />

oder Präsentationen erforderlich, die für die begleitende Dokumentation im Projekt<br />

verwendet werden.<br />

Wesentlich für die adäquate Vorbereitung eines Modellierungsvorhabens ist die Festlegung<br />

von Verantwortlichkeiten und Prozessen im Rahmen der Modellerstellung und -wartung.<br />

Zentrale Bedeutung ist hierbei dem Modellierer, dem Werkzeug-Administrator und dem Methodenexperten<br />

beizumessen.<br />

3.2.3 Information der Projektbeteiligten (Mitarbeiter)<br />

Vor Beginn der Modellierungstätigkeiten sind alle beteiligten Mitarbeiter, im Idealfall sogar<br />

sämtliche Mitarbeiter, über das Projekt zu informieren. Sobald das Projektteam feststeht und<br />

Verwaltungsführung und Personalrat das Projekt freigegeben haben, sollten die Leiter der<br />

betroffenen Organisationseinheiten in einem ersten Schritt im Rahmen einer Auftaktveranstaltung<br />

(„Kick-Off“) über das Projekt, die Ziele sowie die angewendeten Verfahren und Methoden<br />

informiert werden. Im Anschluss sind im nächsten Schritt die beteiligten Mitarbeiter in<br />

den jeweiligen Organisationseinheiten zu informieren. Im dritten Schritt kann eine Projektbeschreibung<br />

an alle Mitarbeiter der Verwaltung verteilt werden. Dieses Vorgehen beugt<br />

22 Leitfaden zur Prozessanalyse


Falschinformation und Intransparenz vor, nimmt aber gleichzeitig Rücksicht auf die hierarchischen<br />

Informationswege in der Verwaltung.<br />

Projektbegleitend muss für eine kontinuierliche Informationsversorgung aller Betroffenen<br />

gesorgt werden, z. B. durch Präsentation von Zwischenergebnissen und Fortschrittsberichten.<br />

Dies kann beispielsweise über Newsletter, Groupwarestrukturen oder Intranet-Seiten<br />

erreicht werden.<br />

3.3 Phase 2: Modellierung der Prozesslandschaft<br />

3.3.1 Prozesse identifizieren<br />

Am Anfang der Modellierung einer Prozesslandschaft steht in der Regel die Zerlegung des<br />

betrachteten Bereichs in relevante Teilbereiche. In der Verwaltung sind dies oft eine funktions-<br />

und eine produktorientierte Teilbereiche (wie z. B. der Bereich Beschaffung oder der<br />

Bereich Strahlenschutz aus dem <strong>Dez</strong>ernat Technischer <strong>Arbeitsschutz</strong>). Aus einer solchen<br />

Zerlegung lassen sich direkt die relevanten Fachexperten ableiten, die zur Bildung der Modellierungsteams<br />

herangezogen werden sollten. Bei komplexen Prozessen, die gemeinsam<br />

von verschiedenen Organisationseinheiten erbracht werden, kann es sich jedoch auch als<br />

sinnvoll erweisen, eine daran orientierte Zerlegung anzustreben.<br />

Im zweiten Schritt sind die zu erfassenden Prozesse zu identifizieren. Dabei soll ein Prozesskatalog<br />

entstehen, der nach und nach mit konkreten Modellen gefüllt wird. Als Informationsquellen<br />

lassen sich dabei z. B. vorhandene Organisationshandbücher, Produktbücher,<br />

Anwendungssystemdokumentationen, Formulare, Dokumente und die gesetzlichen Vorschriften<br />

verwenden. Von zentraler Bedeutung ist das in Interviews zu erfassende Fachwissen<br />

von Experten, da nur diese Auskunft über die tatsächlichen Verhältnisse in der Verwaltung<br />

geben können.<br />

Die potenziell relevanten Prozesse sind zunächst rudimentär, einschließlich verschiedener<br />

charakteristischer Merkmale, zu erfassen und dienen so als Basis für die spätere Prozessmodellierung.<br />

3.3.2 Auswahl von Erfassungsszenarien<br />

Je nach Größe der zu untersuchenden Organisationseinheiten kommen verschiedene Erfassungsszenarien<br />

in Betracht, z. B. in Form von Interviews oder Workshops. Diese werden in<br />

Abschnitt 6.2 weiter erläutert.<br />

3.3.3 Aufbau von Methodenkompetenz<br />

Vor Beginn der Prozesserfassung sind motivierende Schulungen der Projektteilnehmer erforderlich.<br />

Die Mitarbeiter der Fach<strong>abteilungen</strong> sind mit der PICTURE-Methode in der Regel<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 23


nicht vertraut. Eine einführende Schulung der Projektteilnehmer ist für die Akzeptanz der<br />

gewählten Darstellungsmittel von großer Bedeutung. Dabei stehen die Methodenschulung,<br />

bei der relativ viele Mitarbeiter gleichzeitig über die Methode informiert werden können, und<br />

die Multiplikatoren-Schulung, die stärker ins Detail gehen kann, als Schulungstypen zur Verfügung.<br />

3.3.4 Erfassung der Prozesse<br />

Die Prozesserfassung erfolgt entsprechend den festgelegten Erfassungsszenarien. Hierbei<br />

werden der Ablauf des Prozesses und die angrenzenden Sichten inhaltlich ausgefüllt. Je<br />

nach Erfassungsszenario kann dies auf einem unterschiedlichen Detaillierungsniveau geschehen.<br />

In der Regel wird die Prozesserfassung in Form von Interviews durchgeführt.<br />

3.3.5 Konsolidierung der Prozesse<br />

Die mit dem Interviewleitfaden erhobenen Prozesse werden hinsichtlich fehlender und unschlüssiger<br />

Angaben untersucht. Diese Aspekte werden dem Interviewpartner zurückgespielt<br />

und somit validiert. Die zurückgespielten Angaben werden hinsichtlich ihrer Verwendung für<br />

die Prozessmodellierung und die Projektzielsetzung überprüft. In dieser Phase wird für die<br />

Projektziele und Prozessmodellierung fokussierte Grundlage erarbeitet.<br />

3.4 Phase 3: Nutzung der Prozesslandschaft<br />

Sobald die Prozesslandschaft, d.h. die Gesamtheit der Prozesse, erfasst und konsolidiert<br />

worden ist, kann sie entsprechend der Ziele des Modellierungsprojekts genutzt bzw. ausgewertet<br />

werden. Im Wesentlichen können dabei vier verschiedene Verwendungsarten unterschieden<br />

werden, die im Folgenden knapp erläutert werden.<br />

3.4.1 Bereitstellung der Prozessmodelle<br />

Bei der direkten Nutzung sind die Ziele des Modellierungsprojekts mit Abschluss der Modellierung<br />

größtenteils erreicht: die Inhalte der erarbeiteten Prozessmodelle stellen die Projektziele<br />

dar. Sie können z. B. zur Organisationsdokumentation für Mitarbeiterschulungen oder<br />

Wissensmanagement genutzt werden. Gleiches gilt bei der Bereitstellung für Externe oder<br />

zur Integration in ein verwaltungsübergreifendes Prozessregister. In diesen Fällen ist die<br />

Aktualität der Prozessinformation von hoher Bedeutung und fordert einen kontinuierlichen<br />

Pflegeprozess, der sich in der letzten Projektphase anschließt.<br />

3.4.2 Analyse und Auswertung der Prozessmodelle<br />

Bei der Zustandsauswertung werden zumeist Zähl- und Sortieroperationen auf den erfassten<br />

Prozessen und Attributen ausgeführt, die Hinweise auf mögliche Schwachstellen liefern können.<br />

Betrachtet werden zum Beispiel die Menge der Prozesse, in denen Zahlungen durchge-<br />

24 Leitfaden zur Prozessanalyse


führt werden, die Anzahl der gedruckten Seiten pro Fachbereich, die Häufigkeit von Antrags-,<br />

Genehmigungs-, Auskunftsverfahren etc., die Listung von Prozessen mit Medienbrüchen<br />

oder organisatorischen Schnittstellen.<br />

3.4.3 Gestaltung der Prozesslandschaft<br />

Die Prozesslandschaft kann als Grundlage verwendet werden, um die potenziellen Auswirkungen<br />

bestimmter Reorganisationsmaßnahmen im Vorfeld grob zu bestimmen und als Entscheidungsunterstützung<br />

heranzuziehen. So lässt sich an den aufgenommenen Prozessen<br />

ablesen, welche Bereiche von einer Änderung z. B. bei der Zahlungsabwicklung betroffen<br />

wären.<br />

Die Erfolgsmessung von Reorganisationsmaßnahmen auf Grundlage der PICTURE-Methode<br />

wird durchgeführt, indem ein Vergleich von zwei Zustandsauswertungen vor bzw. nach der<br />

Reorganisationsmaßnahme durchgeführt wird. Ein entsprechendes Wertgerüst vorausgesetzt,<br />

lässt sich der monetäre Erfolg einer durchgeführten Maßnahme transparent machen<br />

und besser beurteilen, als dies mit klassischen Verfahren möglich ist.<br />

3.5 Phase 4: Kontinuierliche Pflege der Prozesslandschaft<br />

Nach der Durchführung von Prozessmodellierungsprojekten und den daraus abgeleiteten<br />

Reorganisationsmaßnahmen ist die Fortsetzung in einem dauerhaft institutionell verankerten<br />

und systematischen Prozessmanagement jeder Organisation nahezulegen. Gründe für die<br />

kontinuierliche Auseinandersetzung mit den erfassten Verwaltungsprozessen liegen in der<br />

Dynamik der Rahmenbedingungen, der evolutionären Umsetzung von Reorganisationsmaßnahmen<br />

sowie wechselnden Zielsetzungen in der Prozessgestaltung.<br />

Mit der abgeschlossenen, erstmaligen Durchführung eines Modellierungsprojekts auf Basis<br />

der PICTURE-Methode sind bereits die notwendigen Voraussetzungen für ein wirkungsvolles<br />

und kontinuierliches Prozessmanagement gegeben. Die fortlaufende Erhebung von Kennzahlen<br />

und Ausnahmedaten gibt Hinweise auf Veränderungen in der Prozessstruktur. Insbesondere<br />

können den Prozessen Daten aus der Kosten- und Leistungsrechnung hinterlegt<br />

werden. Dem Prozess oder der damit verbundenen Leistung sind Kosten des Kostenträgers<br />

zu hinterlegen. Bei vorhandener Prozesskostenrechnung den Bausteinen eines Prozesses<br />

sowohl der relevante Kostentreiber als auch Verrechnungssätze hinterlegt werden. Ebenso<br />

können die für die Prozesskostenrechnung relevanten leistungsmengeninduzierte und leistungsmengenneutrale<br />

Kosten hinterlegt werden. Die Auswertung von Daten aus laufenden<br />

Prozessen in regelmäßigen Abständen macht bestehende oder sich entwickelnde Abweichungen<br />

vom Soll erkennbar. Sind solche Abweichungen auf geänderte Rahmenbedingungen<br />

zurückzuführen, so müssen ggf. die ursprünglich formulierten Ziele überdacht und angepasst<br />

werden. Sich ergebender Änderungsbedarf ist nun im Rahmen einer (Neu-<br />

)Modellierung so umzusetzen, dass er mit dem neuen Soll-Zustand in Einklang gebracht<br />

wird. Abschließend beginnt der Zyklus der kontinuierlichen Verbesserung von Neuem.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 25


Während des gesamten Verbesserungsprozesses ist es wichtig, dass die verschiedenen<br />

Rollen – Prozessverantwortlicher, Prozesseigentümer und Prozessmanager – entsprechend<br />

ihren Aufgaben aktiv werden und kooperieren. Die Besetzung der Rolle des Prozessverantwortlichen<br />

und -managers kann oft fortführend aus dem ursprünglichen Modellierungsteam<br />

übernommen werden.<br />

26 Leitfaden zur Prozessanalyse


4 Projektziele und Projektorganisation<br />

4.1 Festlegung der Projektziele<br />

Für die Durchführung eines erfolgreichen Projektes ist die Definition der Projektziele als<br />

Grundlage sämtlicher Planungs-, Kontroll- und Steuerungsaktivitäten ein entscheidender<br />

Erfolgsfaktor. Sie sind daher festzulegen und zu operationalisieren, um für die sich anschließenden<br />

Phasen Grundlage für alle Entscheidungen zu sein.<br />

Grundsätzlich lassen sich mit Prozessmodellierung verschiedene Ziele verfolgen. Es lassen<br />

sich zwar prinzipiell auch mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen, allerdings ist zu beachten,<br />

dass unterschiedliche Ziele interdependent sind und teilweise sogar einander widersprechende<br />

Informationsbedarfe beinhalten. Daher ist es notwendig, vor Beginn eines Projektes<br />

die zu verfolgenden Ziele klar zu nennen und untereinander zu priorisieren. Auch wenn Projekte<br />

meist zu einem konkreten Zweck aufgesetzt werden, wie zum Beispiel zur Vereinheitlichung<br />

der Prozessdurchführung an den verschiedenen Standorten einer Dienststelle oder<br />

Verwaltung, so kann und sollte zu Beginn eines Prozessmanagementprojektes grundsätzlich<br />

Transparenz über alle verfolgten Ziele geschaffen werden, um Missverständnisse und damit<br />

verbundene Widerstände zu reduzieren.<br />

In Abbildung 9 sind die durch das LIGA.NRW und die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung NRW vorgegebenen,<br />

anwendbaren Ziele in Form einer sog. Mindmap dargestellt. Die Ziele sind hierarchisch<br />

aufgeschlüsselt, um ihre innere Logik und ihre Zusammenhänge darzustellen. Es lassen<br />

sich insgesamt vier verschiedene Gruppen von Zielen unterscheiden. Die in der Übersicht<br />

mit (1) gekennzeichneten Ziele stellen Mindestziele dar, die in jedem Prozessmanagementprojekt<br />

einzubeziehen sind.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 27


Abbildung 9: Ziele der Prozesserfassung für die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung NRW<br />

28 Leitfaden zur Prozessanalyse


■ Wirtschaftlichkeit<br />

o Effizienz- und Effektivitätspotenziale erheben<br />

Es gibt eine Reihe von regelmäßig wiederkehrenden Merkmalen in einem Prozessablauf,<br />

die auf Schwachstellen und damit auch auf Rationalisierungspotenzial<br />

hindeuten. Dazu gehören z. B. Doppelarbeiten oder Medienbrüche. Das Beheben<br />

dieser Schwachstellen kann signifikante Kosten- und Qualitätsverbesserungen<br />

ermöglichen.<br />

o Optimierung des Ressourceneinsatzes<br />

Bei der täglichen Arbeit greifen Verwaltungsmitarbeiter auf eine Reihe von Ressourcen<br />

zu, seien es Software, Hardware oder Sekundärinformationen z. B. in<br />

Form von Nachschlagewerken und Zeitschriftenabonnements. Häufig werden<br />

Ressourcen nicht genügend ausgelastet (z. B. bei Vorhaltung mehrerer Etagendrucker),<br />

sind redundant vorhanden (verschiedene Abonnements der gleichen<br />

Zeitschriften in unterschiedlichen Ämtern) bzw. werden bestimmte Skaleneffekte<br />

nicht ausgeschöpft (bspw. bei mehrfach beschafften Softwarelizenzen). Die Optimierung<br />

des Ressourceneinsatzes kann zu signifikanten Kosteneinsparungen<br />

beitragen.<br />

o Aufgabenkritik<br />

Im Rahmen der Aufgabenkritik sollte bei jeder Dienstleistung die Frage gestellt<br />

werden, warum sie erbracht wird. Dienstleistungen, die keinen Kunden haben,<br />

können abgeschafft werden. Bei freiwillig erbrachten Leistungen kann entschieden<br />

werden, ob sie im gleichen Ausmaß weiterhin erbracht werden können/sollen<br />

oder eingeschränkt bzw. ganz abgeschafft werden sollten. Die einzelnen Aktivitäten<br />

zur Erbringung einer Dienstleistung können mit gleicher Fragestellung untersucht<br />

werden, oft verstecken sich darin unnötige Blindleistungen.<br />

o Bessere Prozesssteuerung<br />

Mit Steuerungsaufwand ist diejenige Zeit der Führungskräfte gemeint, die zur<br />

Steuerung, Überwachung und Qualitätssicherung der Dienstleistungserbringung<br />

der ihnen unterstellten Abteilung anfällt. Der Steuerungsaufwand ist umso höher,<br />

je stärker die Führungskraft in das operative Tagesgeschäft (z. B. durch Sichtung<br />

aller eingehenden Vorgänge, Abzeichnung aller ausgehenden Vorgänge) eingebunden<br />

ist. Eine systematische Analyse ist notwendig, um die Arbeitsbelastung<br />

von Führungskräften zu reduzieren, ohne Qualitätseinbußen in der Aufgabenerfüllung<br />

befürchten zu müssen (beispielsweise durch Vorfilterung bestimmter Fallakten<br />

durch die Poststelle).<br />

o Prozesskosten identifizieren<br />

Personal- und Sachmittelbudgets werden im Rahmen des neuen Steuerungsmodells<br />

häufig bereits dezentral gebildet. Auch mit Hilfe einer Kostenrechnung stehen<br />

Verwaltungen vor dem Problem, angesichts der hohen Gemeinkosten (größtenteils<br />

Personalkosten) innerhalb der einzelnen Budgetbereiche nur noch schwer<br />

steuern zu können. Vor allem die Identifikation von besonders kostenintensiven<br />

Dienstleistungen ist nicht möglich. Mit Hilfe einer Prozesskostenrechnung lässt<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 29


sich die Frage beantworten, wie viel die Erbringung einer einzelnen Dienstleistung<br />

kostet (z. B. die Erteilung einer Melderegisterauskunft). Mit Hilfe dieser Informationen<br />

wird die Steuerung stark vereinfacht und transparent.<br />

■ Service und Qualität<br />

o Beschleunigung von Prozessen<br />

Die Durchlaufzeit von Prozessen richtet sich neben der reinen Bearbeitungszeit<br />

vor allem nach den anfallenden Transport- und Liegezeiten. Häufig kann in diesen<br />

Bereichen eine Verbesserung und damit ein erhöhter Kundennutzen erzielt werden,<br />

ohne zwingend Kosten zu verursachen. Es gilt, die jeweiligen Einflussgrößen<br />

auf die Durchlaufzeiten transparent zu machen, um sie dann entsprechend verändern<br />

zu können.<br />

o Kundenorientierung<br />

Viele Kunden würden auch lange Bearbeitungszeiten von Anträgen akzeptieren,<br />

sofern ihnen der Grund und der aktuelle Bearbeitungsstatus klar sind. Fehlende<br />

Transparenz aus Kundensicht führt zu Unzufriedenheit, Vorurteilen („die tun ja<br />

nichts“) und ggf. häufigen Rückfragen an Verwaltungsstellen, die den Prozess bereits<br />

bzw. noch gar nicht bearbeitet haben. Die Schaffung von Transparenz kann<br />

selbst bei gleichbleibender Bearbeitungszeit für zufriedenere Kunden und weniger<br />

Rückfragen sorgen.<br />

o Schnittstellentransparenz<br />

Verschiedene Dienstleistungen können einerseits einen Kontakt mit mehreren<br />

Verwaltungseinheiten erfordern. Andererseits kann es auch Dienstleistungen geben,<br />

in deren Verlauf der Erbringung eine starke Interaktion mit dem Kunden entsteht.<br />

Eine Verringerung bzw. Bündelung der Schnittstellen kann zur Qualitätsverbesserung,<br />

Beschleunigung und Senkung der Bearbeitungskosten beitragen.<br />

Viele Kontaktwege zur Verwaltung (z. B. Post) sind langfristig gewachsen. Allerdings<br />

haben bestimmte neue Zugangswege Vorteile gegenüber der klassischen<br />

Vorgehensweise (E-Mail ist z. B. schneller als Post und liegt bereits elektronisch<br />

zur Weiterverarbeitung vor). Bei bestimmten Dienstleistungen kann die Schaffung<br />

neuer Zugangswege sinnvoll sein, bei anderen nicht. Dies gilt es zu klären und<br />

unter Kosten- und Qualitätsgesichtspunkten anzupassen.<br />

o Effizientere Öffentlichkeitsarbeit<br />

In verschiedenen Bereichen einer Behörde fallen „publikationswürdige“ Informationen<br />

an. Im Bereich Marktüberwachung sind dies beispielsweise Warnungen vor<br />

besonders gefährlichen Produktmängeln. Darüber hinaus gibt es allgemeine Informationen<br />

über jede Dienstleistung, die im Internet verfügbar sein sollte. Eine<br />

Identifikation und Klassifizierung dieser Informationsquellen kann helfen, die redaktionellen<br />

Prozesse einer Behörde zu verbessern und damit zu einer effizienteren<br />

Öffentlichkeitsarbeit beitragen.<br />

30 Leitfaden zur Prozessanalyse


o<br />

o<br />

o<br />

Risikomanagement<br />

Der Bereich Risikomanagement wird auch in der öffentlichen Verwaltung zunehmend<br />

wichtiger. Bestimmte Entscheidungen in einzelnen Prozessen können mit<br />

hohen Risiken verbunden sein (bspw. die Genehmigung eines Giftmülltransportes).<br />

Es ist lohnenswert, diese kritischen Entscheidungen und die dazugehörigen<br />

Prozesse zu identifizieren, um entsprechend darauf reagieren und Risiken minimieren<br />

zu können.<br />

Einheitliche Verwaltungspraxis<br />

Aufgrund verschiedener örtlichen Zuständigkeiten der einzelnen Verwaltungen ist<br />

die Sicherstellung einer einheitlichen Verwaltungspraxis eine wichtige Aufgabe.<br />

Diese kann nur durch eine vergleichende Darstellung der verschiedenen Verwaltungsprozesse<br />

erfolgen. Diese sollten in den verschiedenen Standorten – insoweit<br />

örtliche und sachliche Erwägungen dem nicht entgegenstehen – vereinheitlicht<br />

werden. Insbesondere ist eine gleichartige Rechtsauslegung zu gewährleisten.<br />

Hierzu sind im Rahmen des Prozessmanagement diejenigen Entscheidungen<br />

zu identifizieren, in deren Rahmen ein hoher Entscheidungsspielraum gegeben<br />

ist.<br />

Wirkung des Prozesses<br />

Es ist zu überprüfen, ob Prozesse die von ihnen verfolgten Ziele erreichen bzw.<br />

diese überhaupt erreichen können. Ist dies nicht der Fall, ist zu erwägen, ob die<br />

Prozesse in irgendeiner Form wirkungsvoller gestaltet werden können. Andernfalls<br />

sind sie – soweit dies rechtlich möglich ist – nicht mehr durchzuführen.<br />

■ Organisation<br />

o Identifikation externer Prozessbeteiligter<br />

Selbst wenn sie wollte, kann eine Behörde nicht alle Geschäftsprozesse beliebig<br />

umgestalten und optimieren, da häufig externe unabhängige Organisationen an<br />

der Prozesserbringung beteiligt sind (z. B. Feuerwehr bei Baugenehmigungen).<br />

Es ist lohnenswert, diese externen Beteiligten zu erfassen und zu systematisieren,<br />

um ggf. auch auf diese gezielt Einfluss nehmen zu können (z. B. durch die<br />

Vereinbarung einer elektronischen Antragsannahme oder die Nutzung einer virtuellen<br />

Poststelle).<br />

o Kontinuierliches Prozessmanagement<br />

Häufig werden Prozesse mit hohem Aufwand erfasst, für die Lösung einer Fragestellung<br />

herangezogen und dann nicht mehr aktualisiert, sodass diese schnell<br />

veralten und nicht mehr nutzbar sind. Ein kontinuierliches Prozessmanagement<br />

sorgt durch klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten sowie passende Mechanismen<br />

dafür, dass die Prozesslandschaft als dynamisches System verstanden<br />

und dauerhaft gepflegt wird. Dadurch kann das Wissen auch für die Lösung<br />

zukünftiger Fragestellungen herangezogen werden, ohne dass eine komplette<br />

Neuerfassung erforderlich wird.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 31


o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Prozessdokumentation<br />

Während fast jede Verwaltung über Organigramme verfügt, welche vergleichsweise<br />

einfach zu erstellen sind und sich im Zeitablauf nur geringfügig ändern,<br />

besitzen nur wenige Verwaltungen eine aktuelle Beschreibung ihrer Prozesse.<br />

Die Prozessdokumentation verfolgt die Zielsetzung, die Transparenz über die<br />

Prozesse zu erhöhen, um dadurch die Kommunikation über diese Prozesse (z. B.<br />

innerhalb der Mitarbeiterschulung) in ihrer Effizienz zu steigern. Weiterhin sollen<br />

die Verfügbarkeit und der Umfang der Dokumentation der aktuellen Organisation<br />

erhöht werden, welche beispielsweise in Stellenbeschreibungen Eingang finden<br />

kann.<br />

Qualitätsmanagement und Zertifizierungen<br />

In vielen Fällen ist die Dokumentation und Optimierung von Prozessen Bestandteil<br />

der Voraussetzungen für Zertifizierungen. Eine prozessorientierte Beschreibung<br />

der Organisation kann Grundlage für sogenannte Organisationshandbücher<br />

sein.<br />

Reorganisationsvorhaben<br />

Häufig orientiert sich die Ablauforganisation in öffentlichen Verwaltungen noch an<br />

der Aufbauorganisation. Viele Projekte zielen darauf ab, die Aufbauorganisation<br />

stärker an den Prozessen auszurichten, um so eine ganzheitliche Sachbearbeitung<br />

zu ermöglichen sowie Durchlaufzeiten und Schnittstellen zu reduzieren.<br />

Wissensmanagement<br />

Wissensmanagement verfolgt das Ziel, die Transparenz über die Ressource Wissen<br />

zu erhöhen, um auf dieser Basis die Prozesse der Identifikation, der Beschaffung,<br />

der Aufbereitung sowie der Nutzung und der Verteilung von Wissen zu verbessern.<br />

Im Rahmen der Prozessmodellierung kann Wissensmanagement betrieben werden,<br />

indem einzelne Prozessmodelle um für die Durchführung relevantes Wissen<br />

angereichert werden. Im Bereich der Personalentwicklung fallen verschiedene<br />

Aufgaben an. Die Stellenbeschreibung als eine davon lässt sich sehr gut aus einer<br />

existierenden Prozessbeschreibung ableiten und über ein kontinuierliches<br />

Prozessmanagement dauerhaft aktuell halten. Es lassen sich auch Kompetenzprofile/Qualifikationsstandards<br />

hinterlegen (z. B. welche Kompetenz zum Treffen<br />

einer bestimmten Entscheidung vorhanden sein muss), die bei der Neubesetzung<br />

von Stellen oder auch im Rahmen von „Job Enrichment“ sowie der Planung von<br />

Schulungsmaßnahmen verwendet werden können.<br />

Produktbildung<br />

Im Rahmen des Neuen Steuerungsmodells hat in vielen Behörden bereits die<br />

Produktbildung eingesetzt. Produkte aggregieren verschiedene Leistungen, um<br />

diese besser steuerbar zu machen. Allerdings werden viele Produkte nach einem<br />

„Top-Down-Ansatz“ gebildet, sodass häufig nicht alle Leistungen bzw. nicht alle<br />

zugehörigen Prozesse einem Produkt zugeordnet sind. Eine systematische „Bot-<br />

32 Leitfaden zur Prozessanalyse


tom-up-Erhebung“ aller Prozesse kann die Produktbildung systematisieren und<br />

führt so zu konsistenteren und besseren Ergebnissen.<br />

■ Informationstechnologie (IT)<br />

o Identifikation des Online-Potenzials und der Online-Fähigkeit<br />

Verwaltungsprozesse weisen einen unterschiedlichen Grad der Online-Fähigkeit<br />

auf. Die Online-Fähigkeit ist z. B. durch gesetzliche Regelungen, die Komplexität<br />

eines Prozesses sowie die Beratungsintensität gekennzeichnet. Das Online-<br />

Potenzial eines Prozesses richtet sich insbesondere nach der Nutzerstruktur und<br />

korrespondiert stark mit der Online-Fähigkeit. Allerdings hat nicht jeder onlinefähige<br />

Prozess auch ein hohes Potenzial zur Online-Realisierung. Vor allem die<br />

Zielgruppe und die zu erwartenden Nutzerzahlen wirken sich stark auf das Potenzial<br />

aus.<br />

o Erstellung eines IT-Bebauungsplans<br />

Ein IT-Bebauungsplan gibt ähnlich einer Prozesslandkarte einen geordneten und<br />

strukturierten Überblick über die IT-Landschaft einer Verwaltung. Er gibt Überblick<br />

über bereits vorhandene Hard- und Software, Fachverfahren, Eigenentwicklungen,<br />

Client- und Serverkomponenten und trägt beispielsweise dazu bei, mögliche<br />

Synergiefelder zu identifizieren bzw. Bereiche zu erkennen, in denen noch keine<br />

IT-Unterstützung gegeben ist.<br />

o Identifikation von Potenzial für Fachverfahren<br />

Nicht alle Prozesse sind bereits mit Hilfe von Fachverfahren (z. B. MESO für das<br />

Meldewesen) unterstützt. Drei Fragen sind interessant: Gibt es Potenzial zur IT-<br />

Unterstützung? Wo liegt das Potenzial? Wie hoch ist das Potenzial? Die Beantwortung<br />

dieser Fragen erleichtert die Formulierung von Ausschreibungen und vor<br />

allem die Beurteilung von Angeboten.<br />

o Identifikation von Potenzial für Querschnittsverfahren<br />

Nur sehr wenige Prozesse sind bereits mit Hilfe von Querschnittsverfahren (z. B.<br />

Workflow-Management-Systemen) unterstützt. Drei Fragen sind interessant: Gibt<br />

es Potenzial zur IT-Unterstützung? Wo liegt das Potenzial? Wie hoch ist das Potenzial?<br />

Die Beantwortung dieser Fragen erleichtert die Formulierung von Ausschreibungen<br />

und vor allem die Beurteilung von Angeboten.<br />

Zur Priorisierung der möglichen Ziele (vgl. Abbildung 9) ist die Durchführung eines sogenannten<br />

Zielworkshops sinnvoll. Als erste vorbereitende Maßnahme für eine spätere erfolgreiche<br />

Modellierung des Untersuchungsgegenstands ist dieser mit den (internen) Auftraggebern<br />

des Projektes, den Führungskräften der zu untersuchenden Bereiche und der Projektleitung<br />

durchzuführen. Zunächst wird eine Priorisierung möglicher Anwendungsfelder vorgenommen;<br />

weiter werden in diesem Workshop die Untersuchungsziele festgelegt. Die Untersuchungsziele<br />

sind gruppiert in die Bereiche Service und Qualität, Wirtschaftlichkeit, Organi-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 33


sation, Informationstechnik. Darüber hinaus werden für die verschiedenen Zielbereiche die<br />

möglichen und gewünschten Ergebnisse und Auswertungen festgelegt, um schon in dieser<br />

frühen Phase Transparenz zu schaffen und einen Konsens über die Inhalte des angestrebten<br />

Projektergebnisses zu erzielen. Dies sichert ein einheitliches Verständnis und ermöglicht<br />

eine einfache Messbarkeit des Projekterfolgs.<br />

Es empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Zunächst sind anhand der obigen Mindmap die verschiedenen<br />

möglichen Ziele zu erläutern. Anschließend ist zu jedem Ziel in einer kurzen Diskussion<br />

die Bedeutung für das aktuelle Projekt zu klären. Hierzu ist eine Priorisierung anhand<br />

der Kategorien 1 (sehr wichtig), 2 (wichtig), 3 (weniger wichtig), 4 (eher unwichtig) und<br />

5 (unwichtig) vorzunehmen. Es ist darauf zu achten, dass die Anzahl der Ziele mit hoher<br />

Priorität in einem überschaubaren Rahmen bleibt. Darüber hinaus ist Einigkeit über die inhaltliche<br />

Bedeutung der Ziele und die daraus abzuleitenden Kennzahlen und Indikatoren, die<br />

erhoben werden sollen, zu schaffen.<br />

4.2 Projektorganisation<br />

Vor dem Start eines jeden Projektes, das sich dem Thema Prozessmanagement und<br />

-modellierung widmet, ist die Bildung einer dem Projekt angemessenen Projektorganisation<br />

vorzunehmen. Es lassen sich drei Kompetenzbereiche identifizieren, die durch das Projektteam<br />

abzudecken sind: 1. Organisationskenntnisse, 2. Fachkenntnisse und 3. Methodenkenntnisse.<br />

Organisationskenntnisse beinhalten die Kenntnis der jeweiligen zu untersuchenden Organisationseinheit(en)<br />

in Bezug auf Aufbau, Ansprechpartner, Aufgabenbereich und sonstige<br />

Besonderheiten. Fachkenntnisse umfassen zusätzlich die (zumindest überblicksartige)<br />

Kenntnis der verschiedenen zu untersuchenden Abläufe und Prozesse. Diese Kenntnisse<br />

überschneiden sich naturgemäß stark mit den Organisationskenntnissen, sodass diese Bereiche<br />

häufig durch dieselbe(n) Person(en) im Projektteam abgedeckt werden können. Methodenkenntnisse<br />

umfassen das Wissen um die eingesetzten Methoden, insbesondere der<br />

PICTURE-Methode und des damit verbundenen Vorgehensmodells. Besteht diese Einigkeit,<br />

so kann das für die Durchführung des Projektes zuständige Projektteam mit der eigentlichen<br />

Planung und Durchführung der Prozesserhebung und Analyse beginnen.<br />

4.2.1 Auswahl des Projektleiters<br />

Der Projektleiter hat die Aufgabe, das laufende Projekt zu leiten. Er ist damit für die Planung<br />

und Durchführung der verschiedenen Phasen des Projektes verantwortlich. Aufgrund der<br />

damit verbundenen Koordinationsaufgaben ist es zweckmäßig, wenn diese Funktion von<br />

einer Person besetzt wird, die über umfangreiche Organisationskenntnisse verfügt. Dem Projektleiter<br />

sind von Seiten der Führungsebene entsprechende Kompetenzen für die Durchführung<br />

des Projektes zu übertragen. Darüber hinaus sollte der Projektleiter über weitgehende<br />

Methodenkenntnisse verfügen, um eine konsequente und einheitliche Anwendung der ver-<br />

34 Leitfaden zur Prozessanalyse


wendeten Methoden sicherstellen zu können. Um einem möglichen Vorwurf von Eigeninteressen<br />

entgegenzuwirken, kann es zweckmäßig sein, wenn Führungskräfte nicht als Leiter<br />

von Projekten, die ihren eigenen Aufgabenbereich direkt betreffen, eingesetzt werden.<br />

4.2.2 Bildung des Projektlenkungsausschuss<br />

Der Projektleiter berichtet an den Projektlenkungsausschuss (PLA), der die aus den Vorlagen<br />

des Projektleiters resultierenden Entscheidungen zu treffen hat. Zum einen gehören ihm<br />

Mitglieder der Leitungsebene an, zum anderen ist die Besetzung mit Mitarbeitern, die später<br />

die veränderten Prozesse verantworten müssen, besonders zweckmäßig. Hier bieten sich<br />

z. B. Mitarbeiter der <strong>Dez</strong>ernatsleitungsebene an. Ebenso wertvoll ist die frühzeitige Einbindung<br />

von Vertretern des Personalrats in den PLA, um die Interessen der Gesamtheit der<br />

Mitarbeiter im Projekt zu berücksichtigen und von vornherein eine transparente Kommunikationsstrategie<br />

zu verfolgen. Der PLA kommt regelmäßig zusammen, überprüft den Projektfortschritt<br />

anhand der gesetzten Meilensteine und entscheidet über die für das Projekt relevanten<br />

Sachentscheidungen.<br />

4.2.3 Auswahl des Projektteams<br />

Das Projektteam wird vom Projektleiter in Absprache mit dem PLA zusammengestellt. Das<br />

Projektteam sollte primär Mitarbeiter mit Methodenkenntnissen umfassen. Eine gewisse Vorkenntnis<br />

des untersuchten Bereichs und der vorhandenen Abläufe erleichtert zwar die Prozesserfassung,<br />

fördert jedoch auch „Betriebsblindheit“. Daher ist es häufig von Vorteil, wenn<br />

die Prozessaufnahme unter Einbeziehung von fachfremden oder externen Mitarbeitern geschieht.<br />

Das Projektteam sollte insgesamt zwar über eine ausreichende personelle Größe<br />

verfügen, allerdings auch so klein wie möglich bleiben, um eine effiziente und schlagkräftige<br />

Projektarbeit zu ermöglichen. Es empfiehlt sich daher, ein Kernteam von wenigen Methodenexperten<br />

zu nutzen, das je nach Bedarf Fachexperten in seine Arbeit mit einbeziehen<br />

kann.<br />

4.2.4 Einbeziehung von Fachexperten<br />

Für die Definition, Erfassung und Analyse von Prozessen ist die Einbeziehung von Mitarbeitern<br />

der Sachbearbeitungsebene unabdingbar. Diese Einbeziehung sollte – um die laufende<br />

Arbeit nicht zu sehr zu belasten – möglichst effizient ablaufen. In der Planungs- und Prozessidentifikationsphase<br />

sind daher Sachbearbeiter und Führungskräfte zu befragen und einzubeziehen,<br />

um eine sachgerechte Durchführung des Projektes sicherzustellen. In der eigentlichen<br />

Projektarbeit sind Fachexperten immer dann in Form von Interviews, Ergebnisabnahmen<br />

und Workshops einzubeziehen, wenn das Projekt dies erfordert. Dies ist in Kapitel 6<br />

dargestellt.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 35


5 Konfiguration der Methode<br />

5.1 Festlegung der Informationsbedarfe<br />

Je nach Zielsetzung des Prozessanalyseprojekts sind für die Zielerreichung unterschiedliche<br />

Informationsbedarfe erforderlich. Zunächst ist das Objekt, auf das sich die zu erhebenden<br />

Informationen beziehen, zu unterscheiden. Informationsbedarfe sind für die folgenden PIC-<br />

TURE-Modellierungskonstrukte zu spezifizieren (vgl. Kapitel 2):<br />

Prozess: Informationen über den Prozess werden allgemein als Prozessattribute bezeichnet.<br />

Beispiel für ein solches Prozessattribut ist die Fallzahl oder die durchschnittliche<br />

Höhe der Gebühr, die für die Erstellung der Leistung erhoben wird.<br />

Teilprozess: Informationen über den Teilprozess werden als Teilprozessattribute bezeichnet.<br />

Als Beispiel soll hier die Durchlaufzeit angeführt werden. Teilprozess- und<br />

Prozessattribute können sich teilweise doppeln, sodass die Durchlaufzeit sowohl als<br />

Teilprozess- als auch als Prozessattribut definiert wird. Dies liegt daran, dass sowohl<br />

der Teilprozess als auch der Prozess in sich abgeschlossene Prozessstränge darstellen.<br />

Hierdurch sind viele Prozessattribute auch auf Teilprozesse anwendbar. Die Definition<br />

und Verwendung bei der Prozessaufnahme sollte jedoch gezielt erfolgen.<br />

Baustein: Informationen über einen Prozessbaustein werden als Bausteinattribute bezeichnet.<br />

Diese konkretisieren Informationen über die durch den Baustein dargestellte<br />

Tätigkeit.<br />

Weiterhin können die zu ermittelnden Informationsbedarfe entsprechend ihrer Ausrichtung<br />

und der daraus folgenden Verwendung in folgende Typen unterteilt werden.<br />

Detaillierungsinformationen: Detaillierungsinformationen konkretisieren das zugrunde<br />

liegende Modellierungskonstrukt (Prozess/Teilprozess/Baustein). Sie liefern in der<br />

Regel keine direkt auswertbaren Informationen oder quantitativen Aspekte. Typische<br />

Detaillierungsattribute sind z. B. bei dem Baustein Formelle Prüfung die Angabe, welche<br />

Art einer formellen Prüfung hier durchgeführt wird: Prüfung auf Zuständigkeit, Vollständigkeit,<br />

Fristeinhaltung, Datenabgleich etc.<br />

Indikatoren: Indikatoren repräsentieren Informationen, die eine Aussage über einen<br />

Aspekt erlauben, der nicht direkt messbar bzw. erfassbar ist. So ist das Online-<br />

Potenzial nicht direkt zu erfassen. Über die Indikatoren (Anzahl der Poweruser und Anteil<br />

der Poweruser an der Fallzahl) kann ein Online-Potenzial abgeleitet werden.<br />

Kennzahlen: Kennzahlen stellen verdichtete Informationen dar, die in der Regel direkt<br />

messbar sind. Typische Kennzahlen sind die Bearbeitungszeit, die Durchlaufzeit, die<br />

Fallzahl, der Anteil an postalischen Eingängen etc.<br />

36 Leitfaden zur Prozessanalyse


In Anhang E werden die einzelnen Modellierungskonstrukte vorgestellt sowie die<br />

Informati-<br />

onsbedarfe genannt, die in<br />

jedem Fall zu erheben sind. Zusätzlich sind<br />

für das einzelne Pro-<br />

jekt weitere Informationsbedarfe zu identifizieren. Diese leiten sich wie folgt aus den Projekt-<br />

zielen nach folgendem Schema ab:<br />

•Festlegungg des Projektziels<br />

•Ableitung<br />

von Teilzielen<br />

•Identifikation zentraler Fragestellungen<br />

•Definition<br />

erforderlicher Informationen<br />

Abbildung 10: Phasen zur Informationsbedarfsableitung<br />

Projektziel: Die<br />

Projektziele ergeben sich aus der Festlegung der Beteiligten des Zielwork-<br />

shops. Diese Ziele sind im<br />

Folgendenn konkret für den ausgewählten Untersuchungsbereich<br />

anzuwenden.<br />

Verfeinerung der Ziele in Teilziele: Die Ziele sind für den ausgewählten Untersuchungsbe-<br />

reich<br />

in Teilziele zu konkretisieren. Die Erreichung der Teilziele ermöglicht erst die Errei-<br />

chung des übergeordnetenn Projektziels. Nicht für jedes übergeordnetee Ziel lassen<br />

sich sinn-<br />

volle Teilziele bilden. Dieses ist stark von der Komplexität der Zielstellung und des Untersu-<br />

chungsbereichss abhängig.<br />

Für die Erreichung des Teilziels zu beantwortende Fragen: Im nächsten Schritt sind Fra-<br />

gen zu definieren, die zur Klärung der<br />

(Teil-)Zielee zu beantworten sind. Durch die<br />

Beantwor-<br />

tung sämtlicher Fragen muss das (Teil-)Ziel in hinreichenderr Form erreicht werden<br />

können.<br />

Informationsanforderungen zur Beantwortung<br />

der Fragen: Die Frage ist in Informations-<br />

anforderungen zu spezialisieren. Diese Informationen sind später bei der Durchführung der<br />

Interviews zu erheben. Durch die Erhebung der Funktionen sollte die<br />

Frage abschließend<br />

beantwortet werden können.<br />

Im Folgenden ist dieses am<br />

Beispiel der Analyse des Online-Potenzials<br />

dargestellt.<br />

Ziel<br />

Teilziele<br />

Fragestellung<br />

Analyse des Online-Potenzials<br />

1. Erhebung der potenziellen Nutzung einer Online-Schnittstelle<br />

2. Feststellung der Fähigkeit des Prozesses zur Abbildung auf eine<br />

Online-Schnittstelle<br />

Zu<br />

1.:<br />

Wer ist die Kundengruppe?<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

37


Wie hoch ist die Fallzahl des Prozesses?<br />

Existieren in der Kundengruppe sog. Poweruser?<br />

Wie viele Fälle vereinen die Poweruser auf sich (Anteil der Fallzahl)?<br />

Zu 2.:<br />

Ist laut Verordnung/Gesetz die Schriftform (inkl. Unterschrift) für die<br />

Durchführung/Beantragung des Verfahrens erforderlich?<br />

Ist laut Verordnung/Gesetz eine persönliche Vorsprache erforderlich?<br />

Welche Dokumente sind für das Verfahren durch wen beizubringen?<br />

Wird für die Durchführung des Verfahrens eine Gebühr für den Antragsteller<br />

erhoben?<br />

Informationsbedarfe<br />

Am Prozess:<br />

Kundengruppe – Text<br />

Fallzahl – Ganzzahl<br />

Poweruser? – ja/nein<br />

Anteil Poweruser – <strong>Dez</strong>imalzahl<br />

Gebühr? – ja/nein<br />

Höhe der Gebühr – <strong>Dez</strong>imalzahl<br />

Am Baustein:<br />

Baustein: Dokument geht ein<br />

Eingangskanal: mehrwertige Auswahl (Persönliche Vorsprache,<br />

Persönliche Abgabe von Dokumenten, Post, Fax, E-Mail, Elektronische<br />

Schnittstelle)<br />

Schriftform erforderlich? – ja/nein<br />

Versender – Externer Beteiligter<br />

5.2 Konfiguration der Bausteine und Attribute<br />

Die Konfiguration der PICTURE-Methode umfasst die Anpassung der Bausteine und der<br />

Attribute. Ein Attribut stellt einen Informationsbedarf dar, der hinsichtlich eines Prozesses,<br />

Teilprozesses oder Bausteins benötigt wird. Ein Baustein kapselt eine inhaltliche Tätigkeit.<br />

Projektüblich ist die Anpassung der Attribute, da aufgrund wechselnder Projektziele unterschiedliche<br />

Informationsbedarfe entstehen und damit das Hinzunehmen neuer Attribute erforderlich<br />

ist. Die Anpassung von Bausteinen stellt eine seltene Ausnahme dar.<br />

38 Leitfaden zur Prozessanalyse


5.2.1 Anpassung von Attributen<br />

Die Anpassung von Attributen umfasst das Entfernen bestehender und das Hinzufügen<br />

neuer Attribute. Eine Änderung bestehender Attribute sollte nicht durchgeführt werden.<br />

Durch die Änderung der Attributbezeichnung kann somit die Interpretation der Attributwerte<br />

geändert und damit verfälscht werden. Daher werden anstelle einer Änderung das Entfernen<br />

des alten Attributs und das Hinzufügen eines neuen Attributs empfohlen. Um die Einheitlichkeit<br />

der Attribute zu gewährleisten, sind folgende Grundsätze bei der Definition neuer Attribute<br />

zu beachten:<br />

1. Ein Attribut sollte schnell zu erfassen sein. Da die PICTURE-Methode zumeist auf<br />

Basis von Interviews durchgeführt wird, sollten die Attribute der Prozesse, Teilprozesse<br />

und Bausteine durch die Interviewpartner zu beantworten sein. Attribute wie „Standardabweichung<br />

der Seitenzahl der eingehenden Anträge“ ist i. d. R. nicht direkt durch<br />

die Mitarbeiter zu beantworten. Sofern dieses Attribute für die Erreichung der Projektziele<br />

von besonderer Wichtigkeit ist, ist diese Ausprägung ggf. manuell durch die<br />

Durchsicht der eingegangenen Anträge zu bestimmen. Solche Attribute, die nicht<br />

spontan durch den Mitarbeiter oder durch direktes Nachschlagen zu ermitteln sind,<br />

sollten auf wenige und wichtige Fälle reduziert werden. Gegebenenfalls ist für die Bewertung<br />

eine Einschätzung des Mitarbeiters ausreichend, sodass das Attribut auch<br />

hätte lauten können „Schwankung des Umfangs der Anträge: gering, mittel, hoch“. Der<br />

Aufwand zur Erhebung einer Kennzahl oder Indikators sollte dem Nutzen gerecht werden.<br />

2. Die Bedeutung eines Attributs sollte klar sein. Da i. d. R. in einem Projekt Interviews<br />

mit mehreren Mitarbeitern stattfinden, sollte jedes Attribut durch jeden Mitarbeiter<br />

in der gleichen Weise interpretiert werden. Daher ist zum einen auf die Fachsprache<br />

der Verwaltung zurückzugreifen. Zum anderen sollte das Attribut so definiert sein,<br />

dass Verwechslungen und sonstige Ungenauigkeiten nahezu ausgeschlossen werden<br />

können. Sollte dies schwierig sein, so ist ein geeigneter Erläuterungstext hinzuzufügen.<br />

3. Die Ergebnismenge des Attributs sollte für eine automatisierte Auswertung klar<br />

definiert werden. Wenn über ein elektronisches Verfahren spezielle Attribute ausgewertet<br />

werden sollen, so ist die Ergebnismenge (Wertebereich) des Attributs im Vorfeld<br />

klar festzulegen. Während Freitext eine sehr große Varianz an Antwortmöglichkeiten<br />

bietet, schränken vordefinierte Antwortmöglichkeiten stärker ein und können später<br />

einfacher ausgewertet werden. Probleme mit Homonymen und Synonymen treten hier<br />

i. d. R. nicht auf. Jedoch lässt die Vorgabe von Antwortmöglichkeiten auch keine weiteren<br />

Antworten zu, wobei hohe Anforderungen an ein vollständiges Set an Antwortmöglichkeiten<br />

gestellt werden. Als besondere Form der Antwortmöglichkeiten sind sogenannte<br />

boolesche Werte zu nennen, die genau zwei gegensätzliche Antwortmög-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 39


lichkeiten darstellen, z. B. ja/nein oder wahr/falsch. Diese können ggf. noch um den<br />

Wert „keine Angabe“ erweitert werden.<br />

4. Ein Attribut sollte sich möglichst gut von anderen Attributen abgrenzen. Um die<br />

Attributmenge möglichst gering und verständlich zu halten, sollten Attribute möglichst<br />

wenig inhaltliche Überschneidungen zu anderen Attributen bilden. Große Überschneidungen<br />

führen zu Unklarheiten bei der Beantwortung. Zudem steigert es i. d. R. den<br />

Erhebungsaufwand, ohne einen großen Mehrwert zu liefern. Jedoch lassen sich solche<br />

Attribute auch zur Qualitätssteigerung von besonders wichtigen Attributen einsetzen.<br />

Lässt ein Attributwert nur bestimmte Attributausprägungen eines anderen Attributs<br />

zu, so kann dieses Verfahren genutzt werden, um die Güte der anderen Attribute<br />

zu prüfen.<br />

5. Die Anzahl der Attribute ist möglichst gering zu halten. Da jedes weitere Attribut<br />

den Erhebungsaufwand steigert, ist es wichtig, dass die Anzahl der Attribute möglichst<br />

gering gehalten wird. Dies führt zu hohen Anforderungen an die Attributdefinition, die<br />

möglichst präzise erfolgen sollte. Es sollten in jedem Projekt nur die Attribute erhoben<br />

werden, die für das Projekt relevant sind. Attribute aus anderen Projekten, die in einem<br />

neuen Projekt nicht von Belang sind, sind zu vernachlässigen. Ausgenommen<br />

sind hier Detaillierungsattribute, die das Ziel verfolgen, den Prozess oder Baustein näher<br />

zu beschreiben und damit korrekt abzubilden. Neben der Erhebung des Prozessablaufs<br />

für das konkrete Projekt sollte die Prozessaufnahme mit der PICTURE-<br />

Methode den Prozess möglichst vollständig und korrekt abbilden. Da die PICTURE-<br />

Methode eine vereinfachte Prozessdarstellung liefert, sind ggf. weitere Erläuterungen<br />

zu Prozessregeln oder Ähnliches zu hinterlegen.<br />

Neben diesen fachlichen Aspekten sind die Attribute für eine effiziente Aufnahme und Analyse<br />

elektronisch abzubilden. Hierzu sind die Attribute in ein entsprechendes Werkzeug aufzunehmen<br />

und zu definieren. Die vorher definierten fachlichen Grundsätze sind auf die elektronische<br />

Welt zu übertragen. Dabei ist insbesondere der Wertebereich herauszustellen, der in<br />

der zugrundegelegten Softwareunterstützung, z. B. der PICTURE-Prozessplattform, auf die<br />

möglichen Werte einzuschränken ist.<br />

5.2.2 Anpassung von Bausteinen<br />

Die PICTURE-Methode ist bereits auf fachliches Verwaltungshandeln ausgelegt, sodass die<br />

meisten Tätigkeiten hierdurch sehr gut abgebildet werden können. In den Bereichen, in denen<br />

Aufsichtstätigkeiten durchzuführen sind, werden Kontrollen durchgeführt, die von der<br />

„klassischen papierbasierten Verwaltungsarbeit“ abweichen können. Hierbei kann es dazu<br />

kommen, dass der besondere Baustein „Spezielle Tätigkeit durchführen“ zu benutzen ist.<br />

Dieser Baustein ist für jede Tätigkeit zu verwenden, die nicht durch die anderen Bausteine<br />

sinnvoll abgebildet werden kann. Sollten jedoch durch den Projektzuschnitt Prozesse erhoben<br />

werden, bei denen spezielle Tätigkeiten detaillierter klassifiziert und sinnvoll mit Attribu-<br />

40 Leitfaden zur Prozessanalyse


ten versehen werden können, ist die Definition eines neuen Bausteins in Betracht zu ziehen.<br />

Dieses sollte jedoch die Ausnahme bilden! Insbesondere wenn mehrere Projekte in Folge mit<br />

einem einheitlichen Bausteinset erhoben werden sollen, ist die Gesamtmenge der Prozesse<br />

für die Beurteilung der Notwendigkeit eines neuen Bausteins zu Grunde zu legen. Die Definition<br />

neuer Bausteine birgt die Gefahr einer Zerfaserung des Bausteinsets und führt damit zu<br />

einer unübersichtlichen Modellierung aufgrund einer hohen Anzahl an Bausteinen. Ferner<br />

besteht durch die Definition eines neuen Bausteins die Gefahr, sich mit anderen Bausteinen<br />

inhaltlich zu überlappen, welches zu Unklarheiten bei der Verwendung der Bausteine führt.<br />

Daher gelten folgende drei Grundsätze für die Definition eines neuen Bausteins:<br />

1. Die für einen neuen Baustein abzubildende Tätigkeit sollte klar abgegrenzt und identifiziert<br />

werden können.<br />

2. Die abzubildende Tätigkeit sollte in einem hinreichend häufigen Maße auftreten.<br />

3. Der definierte Baustein sollte sich klar von den anderen Bausteinen abgrenzen lassen.<br />

Inhaltliche Überlappungen sind zu vermeiden.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 41


6 Prozessaufnahme<br />

6.1 Identifikation von Prozessen<br />

Im Vorfeld eines Modellierungsprojektes ist es von entscheidender Bedeutung, zunächst<br />

eine sorgfältige Abgrenzung des Untersuchungsbereichs vorzunehmen. Hierfür ist es notwendig,<br />

die zu untersuchenden Prozesse zu identifizieren und innerhalb des Untersuchungsfeldes<br />

abzugrenzen.<br />

Ein Prozess ist die Summe von Aktivitäten, die einen gegebenen Input in einen festgelegten<br />

Output umwandeln. Prozesse haben daher immer einen klaren Auslöser, wie zum Beispiel<br />

einen Antragseingang, und ein oder mehrere mögliche Ergebnisse. Der grobe Ablauf eines<br />

Prozesses steht im Vorfeld der Durchführung fest. Das Ergebnis des Prozesses ist eine Leistung,<br />

die von Kunden in Anspruch genommen wird. Bei Prozessen handelt es sich um Aufgaben,<br />

die in gleicher oder ähnlicher Form in hinreichend hoher Fallzahl durchgeführt werden<br />

und für deren Durchführung Mitarbeiter innerhalb der Organisation verantwortlich sind.<br />

Abbildung 11: Prozesskontext<br />

Es ergibt sich dadurch die folgende Prozessabgrenzung:<br />

Ein Prozess ist die zeitlich sachlogische Abfolge von Aktivitäten, die von einer oder mehren<br />

Organisationseinheiten verrichtet wird und die Erbringung einer definierten Verwaltungsleistung<br />

zum Inhalt hat.<br />

An Prozessen der Verwaltung sind typischerweise unterschiedliche Personen aus verschiedenen<br />

Organisationseinheiten und Organisationen beteiligt. Abgrenzungskriterium für Prozesse<br />

ist daher auch nicht die Aufbauorganisation, sondern die Aktivitätsfolge vom initialen<br />

Auslöser bis hin zur abschließenden Leistungserbringung einschließlich der angestoßenen<br />

Beteiligungs- und Mitzeichnungsverfahren.<br />

Bei einer Eingrenzung der Betrachtung anhand der organisatorischen Zuordnung würden<br />

relevante Informationen zu den anfallenden Aufgaben ausgeblendet werden: Entscheidend<br />

42 Leitfaden zur Prozessanalyse


für die Abgrenzung eines Prozesses ist also die Gesamtheit aller wertschöpfenden Tätigkeiten<br />

zur Erbringung einer bestimmten Leistung.<br />

Für die Untersuchung sind Prozesse in Teilprozesse zu unterteilen. Für die Identifikation von<br />

Teilprozessen ist es sinnvoll, sich an den Verantwortlichkeiten innerhalb eines Prozesses zu<br />

orientieren. Diejenigen Prozessschritte, die durch eine bestimmte Organisationseinheit (möglichst<br />

fallabschließend) durchgeführt werden, bilden einen Teilprozess.<br />

6.1.1 Benennung<br />

Innerhalb der Prozessliste muss jeder Prozess einen eindeutigen und „sprechenden“ Namen<br />

haben. Um ein hohes Maß an Verständnis für die verschiedenen Prozesse bei allen Projektbeteiligten<br />

zu ermöglichen, sollte jeder Prozess nach dem Prinzip „Objekt + Verrichtung“ benannt<br />

werden.<br />

Das Objekt bezeichnet das Kernelement des Prozesses: das sogenannte prozessprägende<br />

Objekt. Als Beispiel ließe sich ein Antrag auf Ausstellung eines Strahlenschutzpasses aufführen.<br />

Die Verrichtung bezeichnet die zentrale Aufgabe des Prozesses, d.h. die Tätigkeit, welche<br />

auf dem prozessprägenden Objekt ausgeführt wird.<br />

Zusammen beschreiben Objekt und Verrichtung die Leistung, die durch den Prozess für den<br />

Kunden oder Betroffenen erbracht wird. In Ausnahmefällen kann diese Bezeichnung durch<br />

weitere Informationen ergänzt werden, wenn eine bestimmte Variante eines Prozesses betrachtet<br />

werden soll oder besondere Rahmenbedingungen auf den Prozess einwirken (bspw.<br />

Festlegung einer Ersatzdosis für nicht auswertbare Strahlungsdosimeter durchführen).<br />

6.1.2 Abgrenzung des Prozessbegriffs von verwandten Begrifflichkeiten<br />

Produkte<br />

Prozesse sind keine Zusammenfassung ähnlicher Tätigkeiten, wie es häufig im Zuge der<br />

Produktbildung vorkommt.<br />

Solche Aufgabengebiete erbringen typischerweise eine ganze Reihe von Leistungen, die<br />

durch (interne und externe) Kunden einzeln in Anspruch genommen werden können. Prozesse<br />

können jedoch nur entweder komplett oder gar nicht in Anspruch genommen werden.<br />

Ebenso ist „An-/Um-/Abmeldung einer Röntgeneinrichtung“ kein Prozess, da verschiedene<br />

Aufgaben genannt sind. Aus diesem Aufgabenbündel würden drei Prozesse abgeleitet.<br />

Projekte<br />

Aufgaben mit Projektcharakter sind keine Prozesse. Häufig sind dies strategische Planungsaufgaben,<br />

die selten vorkommen und deren Ablauf sich im Vorfeld nicht strukturiert vorhersehen<br />

lässt, wie z. B.:<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 43


■<br />

■<br />

Marketing<br />

Erstellung eines Stellenplans<br />

Jedoch können in größeren Projekten wiederkehrende Abläufe (z.B. im Bereich des Projektcontrollings<br />

und der rollierenden Projektplanung), sprich Prozesse, vorkommen. Hierbei sind<br />

dann die grundsätzlich durchzuführenden Aufgaben, ihr ungefährer Ablauf und die hierfür<br />

möglichen und notwendigen Beteiligungen im Vorfeld zumindest der Art nach bekannt. Bei<br />

Projekten ist primär das zu erreichende Ergebnis vordefiniert. Die Art der Ergebniserstellung<br />

wird durch einen Projektplan strukturiert, der jedoch keine konkreten Tätigkeiten vorgibt,<br />

sondern nur Projektphasen, deren inhaltliche Ausgestaltung und konkreten Tätigkeiten offen<br />

lässt.<br />

6.1.3 Vorgehen zur Prozessidentifikation<br />

Die Identifikation von Prozessen kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Die erste Möglichkeit<br />

stellt die Ableitung aus rechtlichen Vorgaben dar. Des Weiteren kann durch ein vollständiges<br />

Prozessscreening ein Gesamtkatalog aller relevanten Prozesse einer Organisationseinheit<br />

erstellt werden.<br />

Bei der Ableitung von Prozessen auf der Basis von Gesetzen und Dienstanweisungen<br />

sind zunächst alle für den Untersuchungsbereich relevanten Gesetzestexte zu identifizieren.<br />

Anschließend sind diese daraufhin zu überprüfen, welche Vorschriften behördliches Handeln<br />

zwingend vorschreiben oder prinzipiell möglich machen. Werden entsprechende Vorschriften<br />

gefunden, sind diesen anhand der vorgestellten Kriterien die relevanten Prozesse zuzuordnen.<br />

Bei dieser Art der Prozessidentifikation ist darauf zu achten, dass aus dem Gesetz abgeleitete<br />

Prozesse nicht notwendigerweise ein vollständiges Bild des Untersuchungsbereichs<br />

liefern, da insbesondere Supportprozesse nicht aus Rechtsvorschriften abgeleitet werden<br />

können. Zudem finden sich häufig nicht alle aus Rechtsvorschriften abgeleiteten Prozesse<br />

auch in der Realität wieder, da die zugrundeliegenden Vorschriften bspw. Auch Kundegruppen<br />

betreffen, die im Zuständigkeitsbereich der untersuchten Behörde nicht angesiedelt sind.<br />

Daher sind bei diesem Vorgehen unbedingt auch die Fallzahlen der identifizierten Prozesse<br />

sowie die tatsächlichen personellen Zuständigkeiten zu erheben. Auch sollte darauf geachtet<br />

werden, dass z. B. in unterschiedlichen Vorschriften, die gleichen Prozesse identifiziert werden<br />

können (z. B. Registrierung eines Strahlenpasses nach der Strahlenschutzverordnung<br />

und Röntgenverordnung). Diese wären hinsichtlich einer eindeutigen Prozessdarstellung als<br />

ein Prozess darzustellen.<br />

In einem Prozessscreening im Rahmen der PICTURE-Methode wird ein schneller Überblick<br />

über die vorhandenen Prozesse und Tätigkeiten geschaffen, um einen Einblick in die verwaltungs-<br />

und fachspezifischen Besonderheiten des Untersuchungsberichts zu gewinnen. Das<br />

PICTURE-Screening dient der Identifikation und Abgrenzung der zu dokumentierenden Prozesse<br />

in der Detailmodellierungsphase. Dabei werden die im Produktplan verzeichneten<br />

Leistungen in Verwaltungsprozesse „zerlegt“, wesentliche Prozesseigenschaften erfasst und<br />

44 Leitfaden zur Prozessanalyse


das Prozessgefüge, d. h. die Beziehungen der Prozesse zueinander, dokumentiert. Die Zerlegung<br />

erfolgt durch folgende Schritte:<br />

■ Auswertung existierender Dokumentation (Produktplan, Stellenbeschreibungen, Aufgabengliederungsplan<br />

etc.)<br />

■ Interviews mit den Führungskräften des Untersuchungsbereichs<br />

6.1.4 Ergebnis der Prozessidentifikation<br />

Ergebnis der Prozessidentifikation ist die Beschreibung eines Prozesses anhand der folgenden<br />

Fragestellungen:<br />

■ Was ist das zugrundeliegende Produkt?<br />

■ Wer ist Empfänger der Leistung?<br />

■ Was ist der Auslöser des Prozesses?<br />

■ Wer sind die Prozessbeteiligten?<br />

■ Was ist der grundsätzliche Inhalt der Aufgabe?<br />

Zur Dokumentation der Prozessidentifikation sind Prozesssteckbriefe zu verwenden, die alle<br />

relevanten Informationen in kompakter Form darstellen (vgl. Kapitel C).<br />

6.2 Prozesserfassung<br />

Zur Erfassung der Prozesse sind die Fachexperten, die mit dem Prozessablauf vertraut sind<br />

(idealerweise die mit der Prozessdurchführung beauftragten Mitarbeiter bzw. deren unmittelbare<br />

Vorgesetzte), in das Projekt einzubinden.<br />

Im Vorfeld der Erfassung sind die betroffenen Fachexperten über das Projekt und das geplante<br />

Vorgehen zu informieren. Eine entsprechende Vorabinformation beinhaltet folgende<br />

Punkte:<br />

■ eine Beschreibung des Projektauftrages inkl. der angestrebten Ziele;<br />

■ eine Erklärung der Führungsebene, bzw. des Projektauftraggebers, die die Bedeutung<br />

des Projektes für die Organisationsentwicklung herausstellt;<br />

■ eine Beschreibung des Vorgehens (Art der Prozessaufnahme, beteiligte Personen/Organisationen,<br />

Art der Abnahme der Interviewergebnisse);<br />

■ eine kurze Beschreibung der verwendeten Methode.<br />

Diese Informationen können entweder in schriftlicher (elektronischer) Form übermittelt werden<br />

oder im Rahmen sogenannter Einführungsinterviews kommuniziert werden.<br />

Je nach Projektausrichtung ist es sinnvoll, Einführungsinterviews zu führen. Einführungsinterviews<br />

werden prozessübergreifend durchgeführt. Sie dienen zur Orientierung der Beteiligten<br />

bezüglich des weiteren Projektablaufs, jedoch vor allem der Identifizierung von Gefah-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 45


enpotenzialen für den Projekterfolg, prozessübergreifende Problemstellungen sowie zur<br />

Steigerung der Projektmotivation der interviewten Mitarbeiter. Als Interviewpartner kommen<br />

hier – je nach Projektziel – vor allem die Mitglieder des Projektlenkungsausschusses in Betracht.<br />

Des Weiteren sind – sofern in diesem Gremium nicht enthalten – weitere zentrale Positionen<br />

der Organisation einzubeziehen, wie z. B. Hauptdezernent, Personalrat, Gleichstellungsbeauftragte<br />

und Mitarbeiter des mittleren Dienstes, insbesondere Assistenzkräfte.<br />

6.2.1 Methoden der Prozessablauferfassung<br />

Zur Erfassung der Prozesse sind verschiedene, miteinander kombinierbare Techniken und<br />

Szenarien möglich. Die Auswahl der Szenarien hat anhand der spezifischen Situation der<br />

Prozesse, Beteiligten und insbesondere auch der Ausstattung mit den Ressourcen Personal<br />

und Zeit zu erfolgen. Im Folgenden werden die verschiedenen Möglichkeiten zur Erhebung<br />

von Prozessen dargestellt.<br />

Einzelinterviews: Einzelinterviews zeichnen sich dadurch aus, dass Prozessexperten einzeln<br />

durch die Methodenexperten interviewt werden. Hierbei schildern sie den Prozessablauf<br />

aus ihrer Sicht und stellen insbesondere ihre eigenen Arbeitsschritte sowie die Schnittstellen<br />

sowohl zu externen Beteiligten als auch zu internen Personen und Abteilungen dar. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass pro Interview und Prozess eine Interviewdauer von 90 bis 120 Minuten<br />

zu veranschlagen ist. Hierbei sind die klassischen Erfolgsfaktoren der Interviewdurchführung<br />

zu beachten, die bestimmte Verhaltensregeln und Interviewphasen umfassen (Begrüßung,<br />

Klärung offener Fragen, Erfassung fachlicher Inhalte, Bestätigung der erfassten Inhalte durch<br />

den Interviewer, Verabschiedung etc.).<br />

Bei der Durchführung der Interviews besteht das Ziel darin, einen Überblick über den Ablauf<br />

zu bekommen, genug Informationen für eine Prozessbeschreibung zu gewinnen sowie Anknüpfungspunkte<br />

für Prozessverbesserungen zu identifizieren. Eine ausführliche und detaillierte<br />

Diskussion und Dokumentation jeder Einzelheit eines jeden Prozesses widerspricht in<br />

den meisten Anwendungsfällen dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Zur Unterstützung der<br />

Gesprächsführung ist der Interviewleitfaden (vgl. Kapitel C.2) heranzuziehen. Dieser ist in die<br />

folgenden Abschnitte unterteilt:<br />

■ Allgemeine Interviewdaten: Rahmendaten des Interviews (Datum, Beteiligte, Dauer)<br />

■ Allgemeine Prozessdaten: Kurze Beschreibung des Prozesses (vgl. Prozesssteckbrief),<br />

Typisierung des Prozesses, Auftragsgrundlage, Kundengruppen, federführende<br />

Organisationseinheit, Art und Anzahl der Prozessvarianten<br />

■ Rechtliche Grundlagen: gesetzliche Grundlage, sonstige rechtliche Grundlagen<br />

(Satzungen oder Dienstanweisungen, Art des Zugriffs auf diese Grundlagen<br />

■ Fallzahlen und sonstige Quantifizierungen: Fallzahl des Prozesses, Verteilung der<br />

Prozessergebnisse (z. B. Genehmigung/Ablehnung), Durchlaufzeit, mit der Prozessdurchführung<br />

befasstes Personal<br />

46 Leitfaden zur Prozessanalyse


■ Beteiligungen: beteiligte Organisationen und Organisationseinheiten, Art der Beteiligung<br />

■ Ablaufbeschreibung: Auslöser des Prozesses, Kerntätigkeiten, vor- und nachgelagerte<br />

Prozessteile, verwendete Arbeitsmittel, Kerndokumente und Informationen,<br />

detaillierte Prozessbeschreibung<br />

■ Problembereich/Lösungsmöglichkeiten<br />

Der Aufbau des Leitfadens folgt dabei der Struktur des Interviews: Von allgemeinen, strukturierten<br />

Fragen hin zu einer entsprechend freien Diskussion des Prozessablaufs. Vor der<br />

Durchführung des Interviews ist zu überprüfen, ob Informationen nicht aus anderen Quellen<br />

(siehe Abschnitt Methoden der Kennzahlerfassung) erhoben werden können. Insbesondere<br />

sind die entsprechenden Informationen der Prozesssteckbriefe im Vorfeld in den Interviewleitfaden<br />

aufzunehmen. Bei der Fragetechnik empfiehlt es sich ebenfalls, vom Groben zum<br />

Detaillierten und vom Allgemeinen zum Speziellen vorzugehen. Hierdurch wird es möglich,<br />

das Interview auf dem angestrebten Detaillierungsgrad zu halten.<br />

Den Mitarbeitern ist am Ende jedes Interviews die Möglichkeit zu geben, noch auf einzelne<br />

eigene Aspekte einzugehen, die nicht von den Interviewern angesprochen wurden. In diesem<br />

Zusammenhang wird primär noch einmal auf Verbesserungspotenziale und Problembereiche<br />

eingegangen.<br />

Es empfiehlt sich, den interviewten Mitarbeitern zu Beginn eines Interviews mitzuteilen, wie<br />

die erfassten Informationen verwendet werden. In einem ersten Schritt wird im Anschluss an<br />

die Interviewführung ein Protokoll in Form eines ausgefüllten Interview-Leitfadens erstellt. In<br />

diesem Protokoll erfolgt die Prozessbeschreibung in textueller Form, wobei eine Strukturierung<br />

anhand der PICTURE-Bausteine empfehlenswert ist. Das Protokoll ist den interviewten<br />

Mitarbeitern im Anschluss an die Interviewführung zur Verfügung zu stellen, um ihnen die<br />

Möglichkeit zu geben, Missverständnisse auszuräumen. Darüber hinaus können in diesem<br />

Abnahmeschritt offene Punkte geklärt werden, indem diese als Fragen an die Mitarbeiter<br />

formuliert in das Protokoll aufgenommen werden. Dieses Vorgehen hat sich bewährt, um<br />

Akzeptanz der Ergebnisse bei den Mitarbeitern sicherzustellen sowie eine offene und von<br />

Vorbehalten gegenüber der Informationsverwendung freie Interviewatmosphäre zu erreichen.<br />

Gruppeninterviews: Gruppeninterviews folgen demselben Ablauf und unterliegen den gleichen<br />

Erfolgsfaktoren wie Einzelinterviews. Hierbei wird eine Gruppe von Personen zusammen<br />

interviewt. Dieses Vorgehen empfiehlt sich bei komplexen Prozessen, in denen die Bearbeiter<br />

häufig wechseln oder in denen viele Tätigkeiten nur gemeinsam durchgeführt werden<br />

können. Gruppeninterviews dauern zwar regelmäßig länger als Einzelinterviews, da pro<br />

Prozess aber nur ein einziger Erfassungstermin notwendig ist, sind Gruppeninterviews besonders<br />

dann geeignet, wenn die Zeit für die Projektdurchführung besonders knapp bemessen<br />

ist. Gruppeninterviews bergen jedoch die Gefahr, dass zwischen den Interviewteilnehmern<br />

sehr stark über Einzelheiten diskutiert wird, die für die Prozessaufnahme nicht von Be-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 47


lang sind (Sonderfalldiskussion). Hierbei ist besonderes Geschick des Interviewführers gefragt,<br />

diese Diskussionen gezielt abzubrechen, ohne die Interviewatmosphäre negativ zu<br />

beeinträchtigen. Die Interviewdurchführung, -protokollierung und -abnahme erfolgt bei Gruppeninterviews<br />

genauso wie bei Einzelinterviews. Es empfiehlt sich, einen der Interviewpartner<br />

zu identifizieren, der sich für die Abwicklung der Abnahme verantwortlich zeigt. Diese<br />

Person übernimmt dann die Aufgabe, die Rückmeldungen der übrigen Interviewpartner zu<br />

koordinieren und in einem einzigen Abnahmedokument zu konsolidieren. Je nach Situation<br />

kann diese Aufgabe sowohl von einem Fachexperten als auch von einem Mitglied des Projektteams<br />

übernommen werden.<br />

Gemeinsame interaktive Prozessdefinition (inkl. Konsolidierung): Eine Methode der<br />

Prozessaufnahme, die die Erarbeitung der Prozesse durch Fachexperten in den Vordergrund<br />

stellt, ist die gemeinsame Prozessdefinition. In einem Workshop wird der Prozess durch die<br />

verantwortlichen Mitarbeiter selbst erarbeitet. Den Methodenexperten kommt hierbei die Aufgabe<br />

der Moderation zu. In einem ersten Schritt ist den Teilnehmern der gewünschte Abstraktionsgrad<br />

der Modelle (Prozessbausteine) zu erläutern. Anschließend werden diese<br />

aufgefordert, den Prozessablauf aus ihrer Sicht darzustellen. Der Prozessablauf wird den<br />

Teilnehmern direkt durch die Verwendung von Moderationskarten und Stellwänden visualisiert.<br />

Die Teilnehmer werden angehalten, die einzelnen Prozessschritte zu diskutieren und<br />

zu hinterfragen. Dieses Vorgehen bietet sich insbesondere dann an, wenn im Rahmen der<br />

Prozessbeschreibung direkt Sollprozesse entwickelt werden sollen oder man zwischen unterschiedlichen<br />

Interviewteilnehmern eine direkte Abstimmung erzielen möchte. Auch<br />

herrscht nach der Aufnahme i. d. R. Konsens über den Prozessablauf, so dass die Abnahme<br />

wesentlich kürzer (nur durch Einspruch) gestaltet werden kann. Methodenexperten fällt die<br />

Aufgabe zu, die erarbeiteten Modelle zu dokumentieren.<br />

Kombination der Erfassungsszenarien: Grundsätzlich lassen sich die verschiedenen Vorgehensweisen<br />

auch kombinieren. So können zunächst Gruppeninterviews geführt werden, in<br />

denen der Prozessablauf allgemein erarbeitet wird. Für besonders aufwendige oder wichtige<br />

Teilprozesse können anschließend Einzelinterviews geführt werden. Die Auswahl der richtigen<br />

Erfassungsmethode ist nicht eindeutig vorzugeben und hängt neben der Komplexität der<br />

Prozesse und den zugrunde liegenden Projektzielen auch von der Arbeitsweise der Fachexperten<br />

ab.<br />

6.2.2 Methoden der Kennzahlerfassung<br />

Zur Erfassung der in den PICTURE-Prozessmodellen abzubildenden Kennzahlen existieren<br />

verschiedene Möglichkeiten. Diese sind untereinander kombinierbar und liefern entsprechend<br />

ihrer Herkunft unterschiedliche Genauigkeitsgrade.<br />

Einschätzung der Mitarbeiter: Die Einschätzung durch die Mitarbeiter stellt das unmittelbarste<br />

Instrument zur Erfassung von Kennzahlen dar. Naturgemäß kann es sich hierbei nur<br />

um einen ungefähren Wert handeln. Für viele Zwecke sind solche Ungefähr-Aussagen je-<br />

48 Leitfaden zur Prozessanalyse


doch ausreichend. Darüber hinaus haben sie den Vorteil, dass sie sich durch eine hohe Mitarbeiterakzeptanz<br />

auszeichnen. Die Einschätzung durch die Mitarbeiter ist zwar nicht immer<br />

möglich, sollte aber in jedem Fall erfolgen – auch um sie ggf. mit anderen, exakteren Zahlen<br />

überprüfen zu können. Durch einen solchen Vergleich lässt sich bspw. überprüfen, ob die<br />

empfundene Arbeitsbelastung der Realität entspricht.<br />

Statistiken: Werden im Rahmen der Vorgangsbearbeitung Statistiken gepflegt, so stellen<br />

diese eine wertvolle Quelle von Kennzahlen dar. Hierbei handelt es sich meist um genaue<br />

Angaben zu Fallzahlen und ggf. Durchlaufzeiten. Problematisch ist hierbei, dass häufig die<br />

Grundlage der erfassten Daten nicht mit dem betrachteten Prozesszuschnitt übereinstimmen<br />

muss. So werden nur bestimmte Fälle (bspw. Produktprüfungen, die negativ ausgefallen<br />

sind) erfasst, andere jedoch nicht. Auch ist es möglich, dass vor- und nachgelagerte Tätigkeiten,<br />

wie bspw. der Postlauf oder die Erstellung von Zahlungsanordnungen, nicht in der<br />

Statistik erfasst werden, welches jedoch bei einer Gesamtprozessbetrachtung zu falschen<br />

Ergebnisse führt.<br />

Laufzettel: Bei der Erfassung von Kennzahlen per Laufzettel (vor allem für Durchlauf- und<br />

Bearbeitungszeiten sowie Verteilung von Prozessvarianten) wird für einen bestimmten Zeitraum<br />

jedem Vorgang ein Laufzettel beigelegt, auf dem die verschiedenen Sachbearbeiter<br />

vermerken, wann sie den Vorgang entgegengenommen haben, wann sie mit der Bearbeitung<br />

begonnen haben, wie lang die Bearbeitung gedauert hat und wann sie den Vorgang<br />

wieder abgegeben haben. Die Analyse von Laufzetteln bietet den Vorteil, dass sie auf den<br />

Prozessablauf abgestimmte Daten liefert. Allerdings ist sie mit einem erhöhten Aufwand für<br />

die Sachbearbeiter verbunden und kann natürlich nur einen begrenzten Überblick über die<br />

Situation geben.<br />

Stichprobenanalyse: Die Stichprobenanalyse funktioniert ähnlich wie die Erfassung per<br />

Laufzettel, allerdings werden hier die Daten nur für einzelne ausgewählte Vorgänge bzw. für<br />

einzelne Sachbearbeiter erfasst. Die Erfassung ist weniger aufwendig als beim Einsatz von<br />

Laufzetteln, naturgemäß aber auch weniger genau.<br />

Auswertung elektronischer Systeme: Werden bereits Vorgangsbearbeitungssysteme oder<br />

Fachverfahren mit Workflow-Komponenten für die Sachbearbeitung eingesetzt, so ist es unter<br />

Umständen möglich, Protokollinformationen dieser Systeme für die Kennzahlenerhebung<br />

einzusetzen. Insbesondere für Fallzahlen bieten solche Systeme sehr genaue Datenquellen<br />

(bspw. die Anzahl von Gebührenbescheiden für eine bestimmte Leistung, die aus der Software<br />

KHK entnommen werden kann). Die Auswertung solcher Systeme ist jedoch immer mit<br />

Datenschutzverantwortlichen und ggf. der Mitarbeitervertretung (MAV) abzustimmen, wenn<br />

es sich bei der Datenquelle um Protokollinformationen handelt.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 49


6.2.3 Konsolidierung und Überführung zu Referenzprozessen<br />

Ist das Ziel der Prozesserhebung die Definition eines einheitlichen Prozessmodells für verschiedene<br />

Organisationseinheiten (bspw. für die verschiedenen <strong>Arbeitsschutz</strong>organisationen<br />

der Bezirksregierungen NRW), so muss sich eine Phase der Konsolidierung anschließen.<br />

Hierbei sind Referenzmodelle zu erstellen, die, ggf. von örtlichen Besonderheiten abgesehen,<br />

für alle betroffenen Organisationen gelten. Solche Referenzmodelle können dabei<br />

durchaus Varianten beinhalten. Es gibt wiederum mehrere Möglichkeiten, eine solche Konsolidierung<br />

durchzuführen.<br />

Gegenüberstellende Einzelinterviews: Ist es das Ziel, gleichartige Prozesse in verschiedenen<br />

Standorten miteinander zu vergleichen, so kann dies in Form von gegenüberstellenden<br />

Einzelinterviews erfolgen. Anstatt den Prozess an allen Standorten aufzunehmen, wird<br />

nach einer ersten Erfassung mittels der oben beschriebenen Vorgehensweise der Prozess,<br />

wie er sich an einem Standort darstellt, als Grundlage für die Diskussion und Erfassung an<br />

den weiteren Standorten genommen. Dadurch, dass bereits eine Vorlage für die Diskussion<br />

existiert, gestaltet sich die Aufnahme im Allgemeinen deutlich effizienter als bei der Durchführung<br />

von Einzelerfassungen an allen Standorten. Als Ergebnis erhält man – ausgehend<br />

von einem bestimmten Prozessablauf – die Ablaufvarianten an den verschiedenen Standorten.<br />

Der Aufwand zur Nachbereitung multipliziert sich verständlicherweise mit der Anzahl der<br />

beteiligten Organisationen/Standorte.<br />

Konsolidierende Gruppengegenüberstellung: Auf Basis einer vorgehenden Erfassung<br />

einzelner oder aller Prozessabläufe in verschiedenen Organisationseinheiten (welche auch<br />

durch gegenüberstellende Einzelinterviews erfolgen kann) werden in einem Workshop mit<br />

Vertretern aller Organisationseinheiten Referenzprozesse entwickelt. Das Vorgehen folgt<br />

dabei dem einer „gemeinsamen interaktiven Prozessdefinition“ (inkl. Konsolidierung). Ziel ist<br />

es, herauszuarbeiten, welche der verschiedenen Ablaufvarianten sich als Best Practice darstellt,<br />

welche Ablaufvarianten aus welchen Gründen zu wählen sind und auf welche im Zuge<br />

der Vereinheitlichung verzichtet werden kann. Aufgabe der Methodenexperten ist hier wiederum<br />

in erster Linie die Moderation sowie die Vertretung eines neutralen Standpunktes.<br />

50 Leitfaden zur Prozessanalyse


7 Prozessbereitstellung und -dokumentation<br />

Die Dokumentation der erfassten Prozesse und der übrigen Projektergebnisse erfolgt in verschiedenen<br />

Formen, um unterschiedlichen Adressaten und Zielsetzungen zu dienen. Im Folgenden<br />

werden die verschiedenen Ergebnistypen vorgestellt.<br />

7.1 Prozesssteckbriefe<br />

Bereits im Vorfeld der Erfassungsphase wurden die Prozesse anhand sogenannter Prozesssteckbriefe<br />

beschrieben. Diese stellen zum einen ein wichtiges Instrument für die Erfassung<br />

dar, bei der sie der Vorbereitung der Fachexperten dienten, zum anderen ist aber für viele<br />

weitere Zwecke – bspw. der Einführung eines organisationsübergreifenden Benchmarkingsystems<br />

– eine kurze, prägnante Übersicht über die relevanten Prozesse von hoher Bedeutung.<br />

Die Steckbriefe sind daher am Ende eines Projektes ggf. zu aktualisieren und um gewonnene<br />

Erkenntnisse zu ergänzen. Vor allem sind Änderungen an den Prozessabläufen,<br />

die sich im Rahmen des Projektes ergeben haben, in die Prozesssteckbriefe einzuarbeiten.<br />

Die Steckbriefe können auch zum Bestandteil des Abschlussberichts gemacht werden. Da<br />

die Informationen des Prozesssteckbriefes größtenteils statischer Natur sind, ist eine laufende<br />

Pflege und Aktualisierung der Steckbriefe mit nur wenig Aufwand verbunden. Dennoch<br />

sollte sie regelmäßig erfolgen, um Änderungen an Rahmendaten wie bspw. Entwicklungen<br />

der Fallzahl, Weiterentwicklungen der rechtlichen Grundlagen und organisatorische Zuständigkeiten<br />

stets korrekt wiederzugeben.<br />

7.2 PICTURE-Prozessmodelle<br />

Die Darstellung von Prozessen in Form von Prozessmodellen kann zwei möglichen Zwecken<br />

dienen. Einerseits erfüllen sie eine Erkenntnisaufgabe, indem sie einen realen, existierenden<br />

Sachverhalt (einen Verwaltungsprozess) in einer verständlichen und übersichtlichen Form<br />

dokumentieren. In dieser Funktion dienen die Ist-Modelle der Dokumentation eines Ablaufes<br />

und können somit zu Zwecken des Wissensmanagements und der Mitarbeiterschulung eingesetzt<br />

werden. Andererseits ermöglicht die komplexitätsreduzierende Darstellung in Form<br />

eines Modells den Blick auf die Zusammenhänge und Eigenschaften der Realität und erleichtert<br />

somit die Analyse und Diskussion von Verwaltungsprozessen.<br />

Der zweite Hauptzweck der Prozessmodellierung stellt die Entwicklung von Soll-Modellen<br />

dar. Diese geben nicht den realen Ist-Stand der Verwaltungsabläufe wieder, sondern stellen<br />

einen angestrebten Soll-Prozess dar. Soll-Modelle können dabei als Diskussionsgrundlage<br />

für die Umsetzungsentscheidung dienen, Vorlage für die organisatorische Umsetzung sein<br />

(hierbei erfüllen sie genau wie Ist-Modelle eine Funktion des Wissensmanagements) oder<br />

auch für die Entwicklung und Anpassung von Softwaremodellen verwendet werden.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 51


7.2.1 Anwendung von Prozessmodellen<br />

In jedem Fall lässt sich der Nutzen der Prozessmodellierung – in Abgrenzung zu sonstigen<br />

Verfahren der Dokumentation wie textuellen Beschreibungen o. ä. – auf die folgenden möglichen<br />

Nutzeneffekte zurückführen:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Transparenzschaffung: Prozessmodelle stellen eine explizite Darstellung der in einer<br />

Organisation vorhandenen Abläufe sowie deren Zusammenhänge (auch über die<br />

Grenzen einer Organisationseinheit hinaus) dar. Hierdurch ermöglichen sie ein systematisches<br />

Verständnis der Verwaltungsprozesse und darauf aufbauend die Schaffung<br />

von Transparenz für dieselben.<br />

Verbesserte Problem- und Potenzialidentifikation: Das Sammeln, Aufbereiten und<br />

Strukturieren der für die Prozessmodellierung notwendigen Informationen (vgl. Kapitel<br />

6.2.2) erfordert einen bewussten und zielorientierten Umgang mit dem Problemfeld<br />

des Prozesses. Hierdurch fällt es den Akteuren leichter, Schwachstellen und Lösungsmöglichkeiten<br />

zu identifizieren.<br />

Akzeptanzschaffung: Durch die Einbeziehung der Fachexperten in den Erfassungsprozess<br />

sind diese gefordert, ihre aktuelle Situation explizit zu reflektieren und ihre<br />

Soll-Vorstellungen darzulegen. Durch dieses Vorgehen sind die Grundlagen für die<br />

durch das Projekt angestoßenen Änderungen an der Ist-Situation für alle Beteiligte<br />

transparent gestaltet, was zu einer höheren Akzeptanz der Ergebnisse führt.<br />

Komplexitätsreduktion und -beherrschung: Die Betrachtung und Analyse von Organisationsstrukturen,<br />

Tätigkeiten und ihrer Zusammenhänge ist eine komplexe Aufgabe,<br />

die die Anwendung systematischer Vorgehensweisen durch Projektteams von<br />

z. T. erheblicher Größe erfordert. Prozessmodellierungstechniken bieten einen standardisierten<br />

Beschreibungs- und Analyseprozess, da die zu erhebenden und erfassenden<br />

Informationen vorgegeben sind (vgl. Kapitel 5). Hierdurch entsteht eine Repräsentation<br />

der Realität, die weniger komplex und daher leichter zu verwenden ist, als<br />

eine unsystematische Herangehensweise es zulassen würde.<br />

Vereinfachung der Kommunikation: Prozessmodelle als graphische Repräsentation<br />

der Untersuchungsbereiche bestehen aus einfachen graphischen Elementen (vgl.<br />

Kapitel 2) und deren Beziehungen und Beschreibungen. Die entstehende Visualisierung<br />

von Verwaltungsprozessen ist daher für den Nutzer einfacher nachzuvollziehen<br />

als eine textuelle Repräsentation.<br />

Erhöhte Vergleichbarkeit der Prozesse: Aufgrund der standardisierten Beschreibungsmethoden<br />

sind die Ergebnisse verschiedener Projekte und Modellierer gleichartig<br />

abgebildet, sodass sie auch in Kombination einfach nutzbar bleiben. Darüber hinaus<br />

bietet die gleichartige Abbildung gleichartiger Sachverhalte erweiterte Möglichkeiten<br />

zum Vergleich verschiedener Prozesse in verschiedenen Organisationseinheiten,<br />

ein Umstand der gerade in verteilten Organisationen wie der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung<br />

NRW von hoher Bedeutung ist.<br />

52 Leitfaden zur Prozessanalyse


Dokument/Information entgegennehmen<br />

Bestellung Bedarfsmeldung geht ein<br />

Dokument/Information entgegennehmen<br />

Bestellung/Bedarfsmeldung geht<br />

ein<br />

Formelle Prüfung vornehmen<br />

Prüfung der Bestellanforderung<br />

Formelle Prüfung vornehmen<br />

Prüfung der Bestellanforderung<br />

Rückfrage durchführen<br />

Fehlende Informationen einholen<br />

Rückfrage durchführen.<br />

Fehlende Informationen einholen<br />

Beratung durchführen<br />

Die zentralee Beschaffung beteiligen<br />

7.2.22 Beispiel zur Erstellung von<br />

PICTURE-Modellen<br />

Die Erstellung von PICTURE-Prozessmodellen<br />

ist Aufgabe<br />

der Methodenexperten. Die Ei-<br />

genschaften der PICTURE-Methode<br />

(leichte Verständlichkeit, geringe Komplexität) ermögli-<br />

chen<br />

dabei einee sich anschließende Nutzung durch Fachexperten sowie eine kontinuierlichee<br />

Pflege des Prozessbestandes. Die Modelle können in verschiedenen Formen erstellt.<br />

Im Folgenden wird beispielhaft der Prozess der Beschaffung mit seinen beiden<br />

Variantenn<br />

EU-Ausschreibung und freihändige Vergabe dargestellt. Zum<br />

Vergleich<br />

werden diese beiden<br />

Varianten des Beschaffungsprozesses direkt nebeneinandergelegt, sodass ein direkter Ver-<br />

gleich möglich ist. Im Anhang F sind<br />

zusätzlich<br />

zwei Prozesse aus unterschiedlichen Be-<br />

zirksregierungenn in einer ausführlicheren Darstellung abgebildet.<br />

Beschaffung (freihändige Vergabe)<br />

Inhaltliche Prüfung/ Entscheidung treffen<br />

Prüfung der Bestellanforderung auf Notwendig-<br />

keit<br />

Beratung durchführen<br />

Die zentrale Beschaffung beteiligen<br />

EU-Ausschreibung<br />

Inhaltliche Prüfung/Entscheidung treffen<br />

Prüfung der Bestellanforderung auf Notwendig-<br />

keit<br />

Inhaltliche Prüfung/Entscheidung treffen<br />

Entscheidung treffen<br />

1) Ablehnung 2)<br />

Anpassung, 3) Beschaffung<br />

Inhaltliche Prüfung/Entscheidung<br />

treffen<br />

Entscheidung treffen:<br />

1) Ablehnung 2) Anpassung, 3) Beschaffung<br />

Beratung durchführen<br />

Fachreferate beteiligen. Leistungsbeschreibung<br />

ergänzen<br />

Dokument sichten<br />

Beschaffungsvorschlag auswerten<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Leistungsbeschreibung erstellen<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Aufforderung zur Angebotsabgabe erstellen<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Aufforderung zur Angebotsabgabe erstellen<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

53


Dokument/Information geht aus<br />

Aufforderung zur Angebotsabgabe veröffentl.<br />

Dokument/Information geht aus<br />

Aufforderung zur Angebotsabgabe versenden<br />

Bearbeitungsunterbrechung<br />

Warten auf Angebote<br />

Bearbeitungsunterbrechung<br />

Warten auf Angebote<br />

Dokument/Information entgegennehmen<br />

Angebote gehen<br />

ein<br />

Dokument/Information entgegennehmen<br />

Angebote gehen ein<br />

Inhaltliche Prüfung/ Entscheidung treffen<br />

Angebote bewerten<br />

Vereinbarung treffen<br />

Verhandlungen über die Angebote<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Preisspiegel erstellen<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Preisspiegel erstellen<br />

Inhaltliche Prüfung/Entscheidung treffen<br />

Auswahl eines Bieters<br />

Inhaltliche Prüfung/ Entscheidung treffen<br />

Auswahl eines Bieters<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Auftrag erstellen.<br />

Mitteilung<br />

an unterlegene Bieter<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Auftrag erstellen<br />

Dokument/Information geht aus<br />

Auftrag verschicken<br />

Dokument/Information geht aus<br />

Auftrag verschicken<br />

Dokument/Information bearbeiten<br />

Vermerk erstellen<br />

Dokument/Information geht aus<br />

Bekanntmachung über Auftragserteilung<br />

verschicken<br />

54<br />

Leitfaden zur Prozessanalysee


7.3 Gegenüberstellung und Vergleich von Prozessen<br />

Aufgrund der besonderen Struktur der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung Nordrhein-Westfalen kommt<br />

der vergleichenden Gegenüberstellung von gleichartigen oder ähnlichen Prozessen bei der<br />

Prozessanalyse eine zentrale Bedeutung zu. In Kapitel 6 wurden hierzu bereits entsprechende<br />

Vorgehensweisen vorgestellt. Darüber hinaus kann es auch innerhalb einer Bezirksregierung<br />

oder einer anderen Organisation sinnvoll sein, zwei Prozesse einander gegenüberzustellen,<br />

auch wenn diese nicht identisch sind. Hier bietet sich ein Vergleich von artähnlichen<br />

Prozessen an. So können bspw. Vor-Ort-Kontrollen im Rahmen der Arbeitszeitkontrolle<br />

mit Ortsbegehungen im Rahmen des Genehmigungsprozesses einer Röntgenanlage<br />

verglichen werden, da bei beiden ähnliche Aufgabenstellungen ggf. auf unterschiedliche<br />

Art und Weise gelöst werden. Ziel ist es, die jeweils effizienteste Herangehensweise zu identifizieren<br />

und soweit möglich zu übertragen.<br />

Eine Gegenüberstellung kann prinzipiell auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Zum einen<br />

kann eine grafische Gegenüberstellung erfolgen, bei der die zu vergleichenden Prozesse<br />

„nebeneinander gelegt“ werden. Ein Beispiel hierfür findet sich in Kapitel 7.2.2. Dieses Vorgehen<br />

bietet sich insbesondere dafür an, strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Prozessen zu identifizieren und Ursachen für etwaige Leistungsunterschiede zu<br />

identifizieren. Anhand der grafischen Darstellung lassen sich Abweichungen in den Prozessabläufen<br />

schnell und intuitiv erfassen.<br />

Eine weitere Möglichkeit zum Prozessvergleich stellt die vergleichende Gegenüberstellung<br />

von Kennzahlen bezüglich der Prozesse dar. In Kapitel 5 wurde die Definition solcher Kennzahlen<br />

erläutert, die mittels der in Kapitel 6.2 vorgestellten Methoden erhoben werden können.<br />

Der Vergleich dieser Kennzahlen kann einerseits Informationen über die spezifische<br />

Situation der verschiedenen Standorte und der daraus abzuleitenden Maßnahmen (bspw.<br />

kann eine sehr hohe Fallzahl eines Prozesses an einem Standort und sehr niedrige Fallzahlen<br />

an anderen Standorten die Bündelung der Zuständigkeit für diesen Prozess an nur einem<br />

Standort nahelegen) liefern. Zum anderen können die Leistungsindikatoren Aufschluss darüber<br />

liefern, welche Variante der Prozessdurchführung als besonders gut (effizient und/oder<br />

effektiv) zu gelten hat. In jedem Fall ist einem Kennzahlenvergleich eine Ursachenuntersuchung<br />

– bspw. durch Analyse der zugehörigen Prozessmodelle – nachzuschalten.<br />

7.4 Erstellen des Projektabschlussberichtes<br />

Letztes Element der Projektdokumentation ist der Projektabschlussbericht. Er dient der umfassenden<br />

Dokumentation des Projektes und bietet einen Überblick über die Inhalte des Projektes,<br />

den Projektverlauf und die Ergebnisse. Während die übrigen Projektergebnisse eine<br />

operative Funktion haben, dient ein Projektbericht primär strategischen Zwecken. Er ist<br />

Grundlage für Umsetzung der Projektergebnisse, für Entscheidungen über eine Fortsetzung<br />

des Projektes oder die Durchführung etwaiger Folgeprojekte und stellt nicht zuletzt ein Instrument<br />

zur Beurteilung des Projekterfolges dar. Darüber hinaus ist die Dokumentation er-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse <strong>55</strong>


folgreicher und insbesondere auch nicht erfolgreicher Projekte sowie der in ihnen angewandten<br />

Vorgehensweisen und Problemlösungsstrategien ein wichtiges Instrument des Wissensmanagements.<br />

Einer vollständigen Projektdokumentation kommt daher eine besonders hohe<br />

Bedeutung zu.<br />

Auch wenn sich der Inhalt eines Projektberichtes an den Projektzielen und anderen Spezifika<br />

orientieren muss, lässt sich doch eine idealtypische Gliederung für einen solchen Bericht<br />

vorgeben:<br />

Kurzdarstellung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

1. Ausgangssituation und Projektziele<br />

2. Methodisches Vorgehen<br />

2.1. Projektmanagement<br />

2.1.1. Festlegung der Untersuchungsziele<br />

2.1.2. Festlegung des Untersuchungsbereichs<br />

2.1.3. Projektplan und Projektorganisation<br />

2.2. Modellierung der Prozesslandschaft<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1. Analyse der Ausgangssituation<br />

3.2. Prozessspezifische Handlungsempfehlungen<br />

3.3. Prozessübergreifende Handlungsempfehlungen<br />

3.4. Bewertung zu zentralen Untersuchungskriterien<br />

4. Empfehlungen zum weiteren Vorgehen<br />

4.1. Empfehlungen für die Umsetzung der Reorganisationspotenziale<br />

4.2. Empfehlungen zu weiteren Projekten<br />

5. Anhang<br />

Bei der Erstellung eines solchen Berichtes sind darüber hinaus auch die internen Richtlinien<br />

und Hinweise zur Gestaltung und Erstellung von Berichten und anderen Publikationen zu<br />

beachten.<br />

Kurzdarstellung<br />

Die Kurzdarstellung gibt einen knappen Überblick über die Inhalte des Projektes, die erzielten<br />

Ergebnisse und den Aufbau des Berichtes. Sie sollte regelmäßig nicht mehr als drei Seiten<br />

umfassen.<br />

Inhaltsverzeichnis/Abbildungsverzeichnis<br />

Das Verzeichnis der Kapitel und Abbildungen des vorliegenden Berichtes dient dem schnellen<br />

Auffinden der gesuchten Informationen.<br />

<strong>56</strong> Leitfaden zur Prozessanalyse


Ausgangssituation und Projektziele<br />

Dieses Kapitel umfasst eine kurze Darstellung der Umstände und Aufgaben, die zur Aufsetzung<br />

des Projektes führten, sowie der Ziele des Projektes (vgl. Kapitel 4.1).<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Das methodische Vorgehen umfasst eine kurze Beschreibung der verwendeten Methoden<br />

und Techniken. Die Beschreibung sollte sich am allgemeinen Vorgehensmodell (Kapitel 3)<br />

orientieren und insbesondere die gewählten Vorgehensweisen (vgl. insbesondere Kapitel 6)<br />

darstellen und eine Darstellung der Methodenkonfiguration und der gewählten Erfassungsszenarien<br />

beinhalten.<br />

Projektmanagement<br />

Das Kapitel zum Projektmanagement umfasst eine Darstellung der Detailziele, der Auswahl<br />

des Untersuchungsbereiches (vgl. Kapitel 6.1) sowie der Projektorganisation und des Projektplans<br />

(vgl. Kapitel 4.2). Hierbei ist bei der Darstellung darauf zu achten, dass sowohl der<br />

ursprüngliche Projektplan als auch die tatsächliche Umsetzung des Projektes in einem ausreichenden<br />

Detaillierungsniveau dargestellt werden.<br />

Modellierung der Prozesslandschaft<br />

In diesem Kapitel wird ein Überblick gegeben, in welcher Form die Prozesse modelliert wurden<br />

und wie diese Modelle wieder aufgefunden und genutzt werden können. Darüber hinaus<br />

sind hier die Prozesse kurz zu beschreiben. Zu diesem Zweck können auch die Prozesssteckbriefe<br />

herangezogen werden.<br />

Ergebnisse<br />

Die Projektergebnisse in Form von Auswertungen und identifizierten Schwachstellen bzw.<br />

Potenzialen sind ein zentrales Element des Abschlussberichtes. Sie lassen sich untergliedern<br />

in Aussagen, die den gesamten Untersuchungsbereich betreffen (bspw. zur Ausstattung<br />

mit Personal, zur IT-Unterstützung oder zu anderen Kennzahlen) und in Verbesserungsvorschläge<br />

für einzelne Prozesse und Verbesserungsvorschläge, die nicht prozessspezifisch<br />

sind, aber dennoch den Untersuchungsbereich betreffen. Darüber hinaus sind – den<br />

Kernzielen des Prozessmanagements in der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung Nordrhein-Westfalen<br />

folgend – Aussagen zu den zentralen Bewertungskriterien (z. B. Online-Fähigkeit der Prozesse)<br />

zu treffen. Dies kann entweder in einem eigenen Unterkapitel oder zusammen mit der<br />

prozessspezifischen Darstellung von Verbesserungsmöglichkeiten erfolgen.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 57


Empfehlungen zum weiteren Vorgehen<br />

Die Empfehlungen zum weiteren Vorgehen beinhalten Hinweise zur Umsetzung der identifizierten<br />

Verbesserungsmöglichkeiten. Hierbei ist insbesondere eine Priorisierung der empfohlenen<br />

Maßnahmen anhand des notwendigen Umsetzungsaufwandes sowie der sich daraus<br />

ergebenden Verbesserungen, Einsparungen oder sonstiger Potenziale vorzunehmen. Im<br />

Idealfall wird ein (rudimentärer) Projektplan für die Erschließung solcher Potenziale vorgelegt.<br />

Darüber werden im Rahmen der Projektarbeit typischerweise neue, größere Problemfelder<br />

oder Verbesserungsmaßnahmen, deren Umsetzung selbst weitere Analysen und<br />

sonstige Arbeiten mit Projektcharakter notwendig machen, aufgedeckt. Da solches Wissen<br />

typischerweise in der (nicht auf Dauer gebildeten) Projektgruppe vorliegt, sollte der Projektbericht<br />

eine Beschreibung solcher möglicher und empfehlenswerter Folgeprojekte beinhalten.<br />

Anhang<br />

Der Anhang beinhaltet sonstige für das Verständnis des Berichts notwendige Dokumente,<br />

wie bspw. die vollständige Kennzahlenauswertung von Prozessvergleichen.<br />

58 Leitfaden zur Prozessanalyse


8 Kontinuierliches Prozessmanagement<br />

Nach der Durchführung von Prozessmodellierungsprojekten und der Umsetzung der daraus<br />

abgeleiteten Reorganisationsmaßnahmen ist die Fortsetzung der prozessorientierten Organisationsgestaltung<br />

in einem dauerhaft institutionell verankerten und systematischen Prozessmanagement<br />

jeder Organisation nahezulegen. Als Prozessmanagement werden die<br />

planerischen, organisatorischen und kontrollierenden Maßnahmen zur zielorientierten Steuerung<br />

der Prozesse verstanden. Folgende Gründe sprechen für eine kontinuierliche Auseinandersetzung<br />

mit den erfassten Verwaltungsprozessen:<br />

Dynamische Rahmenbedingungen: Für öffentliche Verwaltungen wird es immer häufiger<br />

erforderlich, die eigenen Abläufe flexibel den sich permanent verändernden Rahmenbedingungen<br />

anpassen zu können. Ein kontinuierliches Prozessmanagement liefert dazu die<br />

operativen Möglichkeiten und die „strategische Kreativität“.<br />

Evolutionäre Umsetzung von Reorganisationsmaßnahmen: Kurzfristige Reorganisationserfolge<br />

sind in der Praxis nur bei Handlungsfeldern geringer Komplexität erzielbar. Unübersichtlichere<br />

Reorganisationsmaßnahmen lassen sich gerade bei vielen betroffenen Prozessen<br />

und Organisationseinheiten nicht in kurzfristig angelegten Projekten durchdringen<br />

oder gar bewältigen, sondern bedürfen eines evolutionären Vorgehens.<br />

Wechselnde Zielsetzungen in der Prozessgestaltung: Ein aufwendiges Modellierungsprojekt<br />

sollte nur durchgeführt werden, wenn konkrete Ziele vorliegen und operationalisiert wurden.<br />

Je fokussierter ein solches Ziel ist, desto einfacher und effizienter ist es bei Anwendung<br />

der PICTURE-Methode zu erreichen. Kein Modellierungsprojekt sollte mit dem Anspruch<br />

starten, möglichst alle denkbaren Ziele gleichzeitig zu erreichen. Daher lässt es sich nicht<br />

vermeiden, dass bei Vorlage neuer strategischer Herausforderungen, neuer Fragestellungen<br />

und damit auch neuer Ziele eine erneute Auseinandersetzung mit den betroffenen Verwaltungsprozessen<br />

und damit auch eine Überarbeitung der Prozessbeschreibung erfolgen<br />

muss. Hatte die erstmalige Modellierung der Prozesslandschaft beispielsweise das Ziel der<br />

Organisationsdokumentation, wurden nicht alle Informationen erfasst, die notwendig sind,<br />

um ein möglicherweise vorliegendes neues Ziel, wie die Abschätzung von Reorganisationspotenzial,<br />

erreichen zu können.<br />

8.1 Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements<br />

Das kontinuierliche Prozessmanagement orientiert sich am sogenannten Deming-Kreisel.<br />

Dieser gliedert einen allgemeinen kontinuierlichen Verbesserungszyklus in vier Phasen: Planen<br />

– Tun – Prüfen – Handeln. Diese grundlegende Strukturierung stellt sich im kontinuierlichen<br />

Prozessmanagement wie folgt dar.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 59


Abbildung 12: Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements 6<br />

Die strategische Analyse und Zieldefinition bildet den Ausgangspunkt für jeden Prozess.<br />

Diese Phase definiert die Prozessziele. Zum einen sind dies inhaltliche Ziele, die das Ergebnis<br />

des Prozesses und die Rahmenbedingungen der Prozessausführung (Rechtskonformität)<br />

festlegen. Zum anderen werden ressourcenbedingte Ziele definiert, die z. B. in einer Personalbemessung<br />

resultieren und vorgeben, wie viele Personeneinheiten für die Durchführung<br />

dieses Prozesses benötigt werden. Diese Vorgaben legen den Rahmen für die erste Phase<br />

des Prozesskreislaufs fest, der mit dem Prozessdesign beginnt.<br />

6 In Anlehnung an: zur Mühlen: Workflow-based Process Controlling. Foundation, Design and Application of<br />

workflow-driven Process Information Systems. Logos-Verlag, Berlin 2004.<br />

60 Leitfaden zur Prozessanalyse


Die Phase des Prozessdesigns definiert den Prozessablauf und hält diesen in Form eines<br />

Prozessmodells fest. Neben der eigentlichen Strukturierung des Prozesses werden zudem<br />

die für die Ausführung notwendigen Ressourcen definiert. Die Ressourcendefinition umfasst<br />

die Zuweisung bzw. Definition der zuständigen Stellen und Organisationseinheiten, die mit<br />

diesem Prozess betraut werden.<br />

Die definierten Prozesse werden in Form von Prozessmodellen für die Prozessimplementierung<br />

verwendet. Diese umfasst sowohl die technischen als auch organisatorischen Aspekte<br />

der Umsetzung in der Verwaltung. So werden im Rahmen der technischen Implementierung<br />

Fachverfahren und andere technische Ressourcen eingerichtet. Die organisatorische<br />

Implementierung umfasst sämtliche organisatorischen Aspekte, die zur Umsetzung des definierten<br />

Prozesses notwendig sind. Diese beinhalten u. a. Maßnahmen zur Mitarbeiterqualifikation.<br />

In der Phase der Prozessdurchführung findet die eigentliche Prozessausführung statt. Die<br />

Durchführung basiert auf der technischen und organisatorischen Implementierung. Im Rahmen<br />

der Durchführung können trotz umfangreicher und detaillierter Implementierung Fehler<br />

und Ressourcenengpässe auftreten. Diese führen – sofern möglich – zu einer Kompensation<br />

durch spontane Korrekturen.<br />

Um Ressourcenengpässe und Fehler zu vermeiden, ist es ratsam, frühzeitig Prozess- und<br />

Ressourcenanpassungen durchzuführen. Diese können mithilfe eines Prozessmonitorings<br />

überwacht und frühzeitig erkannt werden. Die Überwachung der Prozesse wird primär auf<br />

Basis von Daten vorgenommen, die bestimmte Fachverfahren bereitstellen können oder manuell<br />

in Vorgangslisten gepflegt werden. Für ein effizientes Monitoring sind diese Daten konsequent<br />

zu überwachen.<br />

Die Ausführungsdaten der Prozessdurchführung und die spontanen Anpassungen während<br />

der Prozessdurchführung werden im Rahmen der Prozessevaluation genutzt, um weitere<br />

Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Diese Phase betrachtet nur Prozesse, die bereits<br />

durchgeführt wurden. Auf Basis der vorliegenden Daten über die Prozessausführung können<br />

Verbesserungspotenziale identifiziert werden. Diese können zu einer Anpassung des Prozesses<br />

führen, wodurch sich der Kreislauf zum Prozessdesign schließt.<br />

8.2 Organisation des kontinuierlichen Prozessmanagements<br />

Zur Realisierung eines kontinuierlichen Prozessmanagements sind geeignete Rollen mit jeweils<br />

fest zugeordneten Verantwortlichkeiten zu definieren. Die Aufgabenverteilung im kontinuierlichen<br />

Prozessmanagement ähnelt der aus projektspezifischen Modellierungsteams.<br />

Die Aufgabenträger im kontinuierlichen Prozessmanagement sind der Prozesseigentümer,<br />

die Prozessverantwortlichen und der Prozessmanager.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 61


8.2.1 Die Rolle des Prozesseigentümers<br />

Der Prozesseigentümer legt die inhaltlichen Ziele des Prozesses fest und stimmt sie mit den<br />

anderen Organisationszielen und den Anforderungen von Seiten des Gesetzgebers ab. Ihm<br />

obliegt keine operative Steuerung der Ressourcen, da er diese Aufgabe an die Prozessverantwortlichen<br />

abgibt.<br />

Die Rolle des Prozesseigentümers ist daher durch die Fachaufsicht wahrzunehmen. Damit<br />

stellt das MAGS den originären Prozesseigentümer im Bereich des betrieblichen und technischen<br />

<strong>Arbeitsschutz</strong>es dar. In anderen Bereichen kann der Prozesseigentümer auch in der<br />

Organisationseinheit angesiedelt werden, in der der Prozess ausgeführt wird (z. B. LI-<br />

GA.NRW, Bezirksregierungen). Da der Fachaufsicht mehrere Verwaltungseinheiten (Bezirksregierungen,<br />

LIGA.NRW) in dieser Funktion unterstellt sind, kann der Prozesseigentümer auf<br />

die Durchführung von Vergleichen bzw. Benchmarks zwischen den einzelnen Verwaltungseinheiten<br />

und die Erstellung von Berichten hinwirken. Die inhaltliche Ausgestaltung solcher<br />

Benchmarks liegt in der Verantwortung des Prozesseigentümers. Die Ergebnisse sind sämtlichen<br />

Verwaltungseinheiten zugänglich zu machen, um die Ausschöpfung von Verbesserungspotenzialen<br />

aus dem Vergleich zu ermöglichen.<br />

8.2.2 Die Rolle der Prozessverantwortlichen<br />

Sowohl bei Modellierungsprojekten als auch im kontinuierlichen Prozessmanagement kommt<br />

den Prozessverantwortlichen eine zentrale Bedeutung zu. Anders als in konkreten Modellierungsprojekten<br />

ist die Prozessverantwortung im kontinuierlichen Prozessmanagement eine<br />

sekundäre Daueraufgabe.<br />

Vom definierten Beginn eines Prozesses bis zu seinem Ende ist der Prozessverantwortliche<br />

für einen effizienten und effektiven Prozessablauf, die Umsetzung von Prozesszielen und<br />

alle Prozessverbesserungsmaßnahmen zuständig und ist dafür mit ausreichenden Kompetenzen<br />

zu versehen. Seine Hauptaufgaben lassen sich mit den Schlagworten „Information,<br />

Kommunikation, Koordination und Steuerung sowie kontinuierliche Verbesserung“ beschreiben.<br />

Er hat dafür Sorge zu tragen, dass die Prozessmodelle auf einem aktuellen Stand gehalten<br />

werden. Zudem obliegt es ihm, eine Historie über die Änderungen an den Prozessen<br />

zu führen, sodass Änderungen und deren Auswirkungen nachvollziehbar bleiben und Erfolgsmessungen<br />

bezüglich Veränderungsmaßnahmen möglich zu machen. Die Historie ist<br />

entweder technisch zu unterstützen oder im Rahmen von schriftlichen Änderungsprotokollen<br />

festzuhalten. Nach Vorgabe durch die Leitung der Verwaltungseinheit der Fachaufsicht besitzt<br />

der Prozessverantwortliche die Federführung für die Ausweitung der Prozessdokumentation<br />

und damit die Modellierung und Analyse weiterer Prozesse.<br />

Die Verankerung der Prozessverantwortung in der Organisation richtet sich vor allem danach,<br />

wie hoch der Anteil der Prozesse ist, die von mehreren Organisationseinheiten bearbeitet<br />

werden. Findet ein Prozess ausschließlich in einer Organisationseinheit statt, so be-<br />

62 Leitfaden zur Prozessanalyse


steht die einfachste Lösung darin, dass die zur Organisationseinheit gehörende Führungskraft<br />

jeweils gleichzeitig der Prozessverantwortliche ist. Läuft ein Prozess über mehrere Organisationseinheiten,<br />

die jeweils ihre Teilprozesse bearbeiten, so hat die federführende Organisationseinheit<br />

bzw. deren Leitung die Prozessverantwortung für den Gesamtprozess.<br />

Der Prozessverantwortliche nimmt in seiner Rolle gegenüber den beteiligten Mitarbeitern<br />

weniger eine Vorgesetzten-, sondern vielmehr eine Moderatoren- oder Coachfunktion ein. In<br />

Bereichen mit kurzen, einfachen Prozessen ist häufig die Prozessverantwortung bei der ausführenden<br />

Stelle direkt verortet.<br />

8.2.3 Die Rolle des Prozessmanagers<br />

In der dauerhaft angelegten Stelle des Prozessmanagers werden Aufgaben der in einzelnen<br />

Modellierungsprojekten mitwirkenden Projektleiter und externer Methodenexperten gebündelt.<br />

Er unterstützt zudem die Prozessverantwortlichen beim täglichen Management der prozessorientierten<br />

Aktivitäten. Er arbeitet mit dem Prozesseigentümer zusammen und koordiniert<br />

die verteilten Modellierungstätigkeiten, insbesondere die Umsetzungen der Zielvorgaben<br />

des Prozesseigentümers. Da der Prozessmanager Hilfestellungen in unterschiedlichen<br />

fachlichen Bereichen liefert und für Fragestellungen in Sachen Prozessanalyse und<br />

-optimierung sowie in methodischen Fragestellungen zur Verfügung steht, bietet sich eine<br />

Besetzung aus einer Stabsfunktion insbesondere aus dem Controlling oder der Fachaufsicht<br />

an.<br />

Der Prozessmanager koordiniert verwaltungsweit alle Aktivitäten zur Modellierung und Verbesserung<br />

von Prozessen. Ergebnisse einzelner Modellierungsaktivitäten werden von ihm<br />

gesammelt und in die Prozesslandschaft integriert. In seiner Integrationsfunktion kann er<br />

Diskussionen zwischen Prozessverantwortlichen initiieren und moderieren. Darüber hinaus<br />

bietet er den Prozessverantwortlichen methodische Unterstützung und Förderung und führt<br />

Qualifizierungsmaßnahmen zur Vermittlung einer prozessorientierten Denkweise durch. Der<br />

Prozessmanager stellt zudem Konsistenz und Fortschritt zukünftiger Modellierungsprojekte<br />

sicher. Er entwickelt und verwaltet sowohl methodisches Wissen als auch Mitarbeiterwissen,<br />

auf das in zukünftigen Projekten mit der PICTURE-Methode zurückgegriffen werden kann.<br />

8.3 Etablierung des kontinuierlichen Prozessmanagements<br />

Zur Etablierung eines kontinuierlichen Prozessmanagement sind zunächst die organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen. Hierzu sind Personen zu identifizieren, die die genannten<br />

Rollen ausfüllen können. Diese Personen sind für die Ausführung der neuen Aufgaben<br />

in ausreichendem Maße freizustellen, sofern diese Aufgaben nicht bereits in ihr Aufgabengebiet<br />

fallen. Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben sind für die einzelnen Personen Schulungen<br />

durchzuführen, sodass die fachliche Qualifikation sichergestellt ist. Im Rahmen von<br />

Workshops sind auch die Prozessmitarbeiter für die Einhaltung oder Erreichung der Prozessziele<br />

durch die Prozessverantwortlichen zu sensibilisieren. Die Etablierung solcher Auf-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 63


gaben ist ggf. durch gezielte Coaching-Maßnahmen zu unterstützen. Der Prozessmanager<br />

nimmt hier eine besondere Funktion ein.<br />

Um eine verwaltungsübergreifende Prozessverbesserung zu fördern, sind Prozessbesprechungen<br />

zwischen den Prozessverantwortlichen durchzuführen. Diese können zum einen<br />

verwaltungsintern prozessübergreifend durchgeführt werden, um Verbesserungspotenziale<br />

durch Austausch mit anderen Ämtern oder Sachgebieten zu identifizieren. Zum anderen sollten<br />

Prozessbesprechungen auch verwaltungsübergreifend erfolgen. Diese können durch den<br />

Prozesseigentümer oder -manager angeleitet werden. Gegenstand der Besprechungen sollten<br />

die täglichen Standardprozesse und die Diskussion alternativer Ansätze sein. Die ausführliche<br />

Diskussion von Sonderfällen und Ausnahmesituationen sollte im Rahmen dieser<br />

Prozessbesprechungen auf das Notwendigste reduziert werden. Verbesserungspotenziale<br />

bergen vor allem die täglich wiederkehrenden Prozesse. Sonderfälle können in der Regel<br />

nicht standardisiert werden. Prozessbesprechungen sind in regelmäßigen Abständen durchzuführen.<br />

Es wird empfohlen, alle drei Monate entsprechende Besprechungen abzuhalten.<br />

Vor dem Hintergrund der EU-Dienstleistungsrichtlinie und der Etablierung verwaltungsübergreifender<br />

Qualitäts- und Vorgehensstandards sollte die Prozessaufnahme und ihre Analyse<br />

stetig aufgebaut werden. Ziel ist hier die vollständige Erfassung sämtlicher Prozesse. Durch<br />

prozessübergreifende Analysen können hiermit besondere Effizienzsteigerungen identifiziert<br />

werden, die fachübergreifend wirken und durch Einzelanalysen nicht zu erkennen sind.<br />

64 Leitfaden zur Prozessanalyse


9 Schulungs-/Qualifizierungskonzept<br />

Zur eigenständigen Durchführung von Prozessanalyseprojekten und zur Etablierung eines<br />

kontinuierlichen Managements sind die zuständigen Mitarbeiter zu qualifizieren. Je nach<br />

auszuführender Rolle kommen unterschiedliche Qualifizierungskonzepte in Betracht. Diese<br />

bauen zum Teil aufeinander auf und ergänzen sich gegenseitig. Im Folgenden sind daher<br />

zunächst die unterschiedlichen Qualifizierungskonzepte näher erläutert.<br />

9.1 Qualifizierungskonzepte<br />

9.1.1 Informationsveranstaltungen<br />

Die Informationsveranstaltung ist eine kurze Maßnahme primär zur Vermittlung von Inhalten,<br />

die hauptsächlich dem Verständnis und nicht der direkten Anwendung dienen. Im Rahmen<br />

des Prozessmanagement stehen hier die Vermittlung der PICTURE-Methode und die Erläuterung<br />

des Vorgehens einer anstehenden Prozessanalyse oder Etablierung des kontinuierlichen<br />

Prozessmanagements im Vordergrund. Dies umfasst die folgenden Kerninhalte:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Überblick<br />

Prozessdefinitionen, Prozesszuschnitt<br />

Informationsbeschaffung und Auswertung<br />

Anbahnung und Abwicklung von Interviews<br />

Übersetzung der Informationen in Prozessbeschreibungen<br />

Nutzung der PICTURE-Prozessplattform, insb. der Funktionsbereiche:<br />

• Prozessregister<br />

• Modellierung<br />

• Visualisierung<br />

Den Teilnehmern sind hier im Rahmen einer 2- bis 4-stündigen Veranstaltung die Kerninhalte<br />

darzulegen. Je nach Ausrichtung der Veranstaltung und Teilnehmerkreis kann verstärkt<br />

auf interaktive Präsentationstechniken zurückgegriffen werden. Hierdurch können die Kerninhalte<br />

der PICTURE-Methode noch intensiver vermittelt werden. Insbesondere bei der gemeinsamen<br />

interaktiven Prozessdefinition (vgl. Kapitel 6.2.1) kann eine solche Informationsveranstaltung<br />

das hierfür notwendige Grundwissen sehr gut vermitteln.<br />

Diese Veranstaltung bildet zudem den Ausgangspunkt weitere Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zur Durchführung von Prozessanalysen anzuschließen.<br />

9.1.2 Eigenständige Qualifizierung<br />

Die eigenständige Qualifizierung stellt eine kostengünstige und flexible Möglichkeit der Fortbildung<br />

dar. Durch Selbststudium der relevanten Inhalte kann die Qualifizierung nach der<br />

Maßgabe der qualifizierenden Person erfolgen. Dieses Studium ist insbesondere für die Per-<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 65


sonen geeignet, die nicht kurzfristig eine Funktion in Form einer Rolle des Prozessmanagements<br />

übernehmen sollen. Hier ist eine geführte Qualifizierung vorzuziehen. Das Selbststudium<br />

ist vor allem für die Personen geeignet, die sich qualifizieren möchten, um die Aufgaben<br />

des Prozessmanagements verstärkt in der täglichen Arbeit wahrzunehmen. Ergänzend<br />

zum Selbststudium durch Bücher, dieses Leitfadens und andere Unterlagen ist die praktische<br />

Übung an der PICTURE-Prozessplattform zu empfehlen, da hier neben den theoretischen<br />

Inhalten die praktische Umsetzung anhand von Beispielen oder eigenen Prozessen<br />

das Verständnis gefördert und die Modellierung trainiert wird.<br />

Vorteil dieser Methode ist die Flexibilität, da die sich qualifizierende Person die Geschwindigkeit,<br />

die Schwerpunkte der Inhalte und die Zeit frei wählen kann. Ziel dieser Fortbildungsmaßnahme<br />

ist die Fähigkeit, PICTURE-Modelle lesen und nach Vorlage modellieren<br />

zu können. Für die Erlernung einer Interviewtechnik und der eigenständigen Durchführung<br />

von Prozessanalyseprojekten ist diese Methode nicht geeignet.<br />

Ergänzend kann durch schriftliche Unterlagen in Form eines Leitfadens, der die Inhalte vermittelt,<br />

die Ausführung von Aufgaben des kontinuierlichen Prozessmanagements unterstützt<br />

werden. Die schriftlichen Unterlagen dienen hier als Nachschlagewerk.<br />

9.1.3 Geführte Qualifizierung<br />

Im Rahmen einer geführten Qualifizierung werden die Mitarbeiter interaktiv durch Schulungen<br />

und Trainings an die durchzuführenden Aufgaben herangeführt. Folgendes Vorgehen<br />

hat sich zur Erlernung der PICTURE-Methode bewährt. Ziel dieser Methode ist die Qualifikation,<br />

selbstständig Interviews und Prozessanalyseprojekte durchzuführen. Hierzu wird empfohlen,<br />

dass mehrere Personen diese Qualifizierungsmaßnahme gleichzeitig durchführen,<br />

um sich gegenseitig unterstützen und die im Rahmen dieses Qualifikationsmodells durchzuführenden<br />

Tätigkeiten ggf. gemeinsam ausüben zu können.<br />

1. Durchführung einer mehrtätigen Schulung zur Vermittlung der Methode und des<br />

Vorgehens: Die Basis für die Durchführung von Prozessanalysen ist ein eingehendes<br />

Verständnis der zugrunde liegenden Methode und eine theoretische Fundierung im<br />

Bereich Prozessmanagement. So sind im Rahmen der Schulung folgende Inhalte zu<br />

vermitteln:<br />

■ Strategische Aspekte des Prozessmanagements<br />

■ Überblick über Methoden und Vorgehensmodelle<br />

■ Zielfindung und Zieldefinition in prozessorientierten Modellierungsprojekten<br />

■ Prozessdefinitionen, Prozesszuschnitt<br />

■ Durchführung von Prozessscreenings zur Identifikation und Priorisierung von<br />

Handlungsfeldern<br />

■ Informationsbeschaffung und Auswertung<br />

■ Anbahnung und Abwicklung von Interviews, sokratische Gesprächsführung<br />

66 Leitfaden zur Prozessanalyse


■ Übersetzung der Informationen in Prozessbeschreibungen<br />

■ Analyse und Auswertung von Geschäftsprozessen<br />

■ Akzeptanzmanagement in Modellierungsprojekten<br />

■ Kontinuierliches Prozessmanagement<br />

■ Schulung der PICTURE-Prozessplattform, wenn diese im Rahmen der Projekte<br />

verwendet werden soll<br />

Neben der reinen Vermittlung der Inhalte mittels einer Präsentation sind diese Inhalte<br />

in Übungen zu festigen und praktisch zu erproben. Zur Erlangung einer PICTURE-<br />

Zertifizierung ist ein schriftlicher Test zu absolvieren.<br />

2. Gemeinsame Prozessaufnahme Phase I: Nach der initialen Schulung sind gemeinsam<br />

mit ein bis zwei Mitarbeitern Prozessinterviews durchzuführen. In dieser Phase<br />

nehmen die Mitarbeiter zunächst eine beobachtende Stellung ein. Die eigentliche<br />

Durchführung des Interviews wird von Fachexperten der PICTURE-Methode erstellt.<br />

Ziel dieser Qualifizierungsphase ist die Vermittlung des Vorgehens von Interviews und<br />

die Sensibilisierung für relevante Aspekte, die für die Zielerreichung von Bedeutung<br />

sind und im Rahmen eines Interviews vertieft werden müssen. Diese Phase ist auf<br />

zwei bis drei Interviews ausgelegt. Im Anschluss an die Interviews werden diese gemeinsam<br />

nachbereitet. Eine Reflexion über das Vorgehen im Interview und der Interviewinhalte<br />

wird im Anschluss mit den Schulungsteilnehmern durchgeführt.<br />

3. Gemeinsame Prozessaufnahme Phase II: In der zweiten Interviewphase leiten die<br />

Schulungsteilnehmer das Interview selbst. Ein Fachexperte der PICTURE-Methode<br />

begleitet in dieser Phase als gleichgestellter Interviewer das Interview. Er kann somit<br />

auf wesentliche Fragen und Aspekte eingehen und das Protokoll über das Interview<br />

führen. Im Anschluss daran wird dem Schulungsteilnehmer Feedback zu dem Interview<br />

und der Interviewführung gegeben. Für diese Phase sind zwei bis drei Interviews<br />

vorgesehen, es ist jedoch ggf. auf weitere Interviews auszubauen.<br />

4. Prozessaufnahme Phase III: Im Rahmen der dritten Phase werden die Prozessinterviews<br />

allein durch Schulungsteilnehmer geführt. Der Fachexperte ist nicht mehr selbst<br />

beim Interview anwesend, steht aber vor und nach dem Interview für Rückfragen zur<br />

Verfügung. Zudem sichert er die Qualität der erstellten Interviewprotokolle und der<br />

daraus resultierenden PICTURE-Modelle.<br />

5. Gemeinsame Prozessanalyse: Im Rahmen der gemeinsamen Prozessanalyse werden<br />

auf Basis der Interviews Schwachstellen und Verbesserungspotenziale gemeinsam<br />

mit den Teilnehmern identifiziert und unter Anleitung in einer gewählten Dokumentationsform<br />

zielgerichtet dokumentiert. Diese Phase stellt den Abschluss der geführten<br />

PICTURE-Schulung dar.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 67


9.2 Vorgehen zur Qualifizierung der Mitarbeiter<br />

Je nach Rollen, die Mitarbeiter in Prozessanalyseprojekten einnehmen, sind unterschiedliche<br />

Qualifizierungsmaßnahmen zweckmäßig. Für die Initialisierung von Prozessanalyseprojekten<br />

sind vorab Informationsveranstaltungen mit den zu interviewenden Mitarbeitern durchzuführen.<br />

Sollte dies aus organisatorischen Gründen nicht in vollem Umfang möglich sein, so ist<br />

die Informationsveranstaltung auf ausgewählte Mitarbeiter zu beschränken. Werden im<br />

Rahmen der Prozessanalyse auch externe Beteiligte interviewt, sollten diese ebenfalls soweit<br />

möglich an dieser Informationsveranstaltung teilnehmen.<br />

Im Rahmen von expliziten Mitarbeiterfortbildungen zur Wahrnehmung der Rolle als Prozesseigentümer,<br />

-verantwortlicher oder -manager ist die Maßnahme der Informationsveranstaltung<br />

als zweckdienlich anzusehen. Für den Prozesseigentümer reicht eine solche Informationsveranstaltung<br />

in aller Regel aus, da dieser mit der Methode nicht als Modellierer und<br />

Interviewer in Berührung kommen wird. Hingegen sind für den Prozessmanager und für Prozessmodellierungspersonal<br />

geführte Qualifizierungsmaßnahmen als dringend notwendig<br />

anzusehen. Diese Maßnahme vermittelt nicht nur die erforderlichen Kenntnisse, vielmehr<br />

führt sie auch zu einer einheitlichen Vorgehensweise und damit zu vergleichbaren Ergebnissen.<br />

Für Personen die im Rahmen von Projekten die Rolle eines Modellierers ausfüllen sollen,<br />

ist eine geführte Qualifizierung in jedem Fall unabdingbar.<br />

Qualifikationsmaßnahmen sind zeitlich nahe an der tatsächlichen Aufgabendurchführung<br />

anzusiedeln. Bestfalls können Mitarbeiter begleitend zu Analyseprojekten ausgebildet werden.<br />

Sie profitieren durch die Erfahrung der PICTURE-Fachexperten im Rahmen des Projektes.<br />

Regelmäßig auftretende Fragestellungen können direkt beantwortet werden.<br />

68 Leitfaden zur Prozessanalyse


10 Anhang<br />

A. Vorlagen für das Projektmanagement<br />

A.1. Beispielhafter Projektplan<br />

Für ein Projekt gemäß dem vorgestellten Vorgehensmodell lässt sich kein allgemeingültiger<br />

Projektplan vorgeben. Insbesondere Umfang und Art der zu untersuchenden Prozesse machen<br />

einen an das aktuelle Projekt angepassten Projektplan notwendig. Der hier dargestellte<br />

Projektplan stellt die wesentlichen Phasen eines solchen Projektes dar und kann daher als<br />

Vorlage für die Erstellung eines spezifischen Projektplans dienen. Die im dargestellten Projektplan<br />

vorgelegten Zeiträume stellen nur ein Beispiel dar, die Aufwandsschätzung hat im<br />

Einzelfall anhand der spezifischen Aufgabenstellung zu erfolgen.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 69


Abbildung 13: Beispielhafter Projektplan<br />

70 Leitfaden zur Prozessanalyse


B. Vorlagen für die Projektinitialisierung:<br />

B.1. Ziele der Prozesserfassung – Mindmap<br />

Für die Durchführung des Zielworkshops sind die möglichen Ziele der Prozesserfassung und<br />

-optimierung ausschlaggebend. Die hier dargestellte Mindmap kann wie in Kapitel 4.1 beschrieben<br />

zur Durchführung des Zielworkshops eingesetzt werden. Die mit (1) gekennzeichneten<br />

Ziele stellen dabei sogenannte Muss-Ziele dar, die in jedem Projekt zu verfolgen sind.<br />

Abbildung 14: Mindmap „Ziele der Prozesserfassung“<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 71


B.2.<br />

Ziele der Prozesserfassung – Tabelle<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Erfassung der Präferenzreihenfolge verschiedener Personen<br />

bezüglich der Ziele ist die Verwendung einer sogenannten Ziel-Bewertungsmatrix.<br />

mögliche strategische Ziele<br />

1: sehr wichtig; 2: wichtig; 3: neutral; 4: weniger wichtig; 5: unwichtig<br />

SCORE A<br />

B C<br />

D E …<br />

Wirtschaftlichkeit 2,2<br />

Effizienz- und Effektivitätspotenziale erheben 1,6 3 1 2 1 1 …<br />

Optimierung des Ressourceneinsatzes 1,8 1 3 2 2 1 …<br />

Bessere Prozesssteuerung 2,2 3 2 3 2 1 …<br />

Aufgabenkritik 2,6 1 2 4 3 3 …<br />

Prozesskosten identifizieren 2,6 3 4 2 2 2 …<br />

Organisation 1,9<br />

Identifikation externer Prozessbeteiligter 1,4 1 1 2 2 1 …<br />

Kontinuierliches Prozessmanagement 1,4 1 1 1 2 2 …<br />

Prozessdokumentation 1,6 2 2 1 1 2 …<br />

Qualitätsmanagement und Zertifizierungen 2,0 2 3 3 1 1 …<br />

Reorganisationsvorhaben 2,4 3 3 3 2 1 …<br />

Wissensmanagement 2,0 2 1 2 1 4 …<br />

Produktbildung 2,2 3 2 2 2 2 …<br />

Service und Qualität 2,0<br />

Beschleunigung von Prozessen 1,4 2 2 1 1 1 …<br />

Risikomanagement 1,4 1 1 2 1 2 …<br />

Effizientere Öffentlichkeitsarbeit 1,2 1 1 2 1 1 …<br />

Schnittstellentransparenz 2,2 3 3 1 1 3 …<br />

Einheitliche Verwaltungspraxis 2,2 2 3 2 1 3 …<br />

Wirkung des Prozesses 2,2 2 1 1 2 5 …<br />

Kundenorientierung 2,4 1 3 1 2 5 …<br />

Korruptionsverhinderung 2,8 3 3 2 3 3 …<br />

IT 2,2<br />

Identifikation Potential für Querschnittsverfahren 1,8 2 1 2 2 2 …<br />

Erstellung eines IT-Bebauungsplans (LIGA) 2,0 3 2 1 3 1 …<br />

Identifikation von Potential für Fachverfahren 2,0 2 2 2 2 2 …<br />

Identifikation der Online-Fähigkeit und des Online-Potentials von 2,4 2 2 3 2 3 …<br />

Prozessen<br />

Vereinheitlichung der IT-Architektur 2,6 2 2 3 3 3 …<br />

Legende: < 1,7<br />

1,7 - 2,7<br />

> 2,7<br />

Abbildung 15: Zielbewertungsmatrix<br />

72 Leitfaden zur Prozessanalyse


C. Vorlagen für die Prozesserfassung<br />

C.1. Initialer Prozesssteckbrief<br />

Abbildung 16: Initial-Prozesssteckbrief<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 73


C.2.<br />

Interviewleitfaden<br />

74 Leitfaden zur Prozessanalyse


Leitfaden zur Prozessanalyse 75


76 Leitfaden zur Prozessanalyse


D. Vorlagen für die Prozessdokumentation<br />

D.1. Dokumentations‐Prozesssteckbrief<br />

Abbildung 17: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 1)<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 77


Abbildung 18: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 2)<br />

78 Leitfaden zur Prozessanalyse


E. Übersicht über die Bausteine und Attribute der PICTURE‐Methode<br />

Im Folgenden werden die Bausteine der PICTURE-Methode und die für die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung<br />

NRW relevanten Attribute dargestellt. Die Attribute sind wie folgt gekennzeichnet:<br />

• Rot, fett gedruckte Attribute sind dabei in jedem Fall zu erheben.<br />

• Normal, schwarz dargestellte Attribute sind zu erheben, sofern Daten hierzu vorliegen oder<br />

Angaben zu diesem Attribut gemacht werden können.<br />

• Grün dargestellte Attribute sind optionale Attribute, deren Erfassung nur bei speziellen Fragestellungen<br />

notwendig ist.<br />

Die verwendeten Bausteinsymbole sind der folgenden Quelle entnommen: Becker, J., Algermissen,<br />

L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et. al. 2007, S. 108-109<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 79


Absprache Vereinbarung treffen<br />

Dieser Baustein beschreibt Absprachen oder Vereinbarungen, die zwischen<br />

dem zuständigen Mitarbeiter sowie Personen oder Personengruppen<br />

getroffen werden. Diese dienen zumeist der Koordination von<br />

verteilten Arbeitsabläufen oder einer gegenseitigen inhaltlichen Einigung.<br />

Im Gegensatz zum Prozessbaustein „Dokument/Information<br />

weiterleiten“ werden diese inhaltlichen Abstimmungen in Form einer<br />

direkten Kommunikation durchgeführt. Es werden beiderseitig Informationen<br />

ausgetauscht und Vereinbarungen getroffen. Dieser Baustein<br />

kann z. B. bei inhaltlichen Abstimmungen, Terminabsprachen oder<br />

Besprechungen weiterer Arbeitsschritte eingesetzt werden.<br />

Durchführung<br />

Sonderfälle<br />

Die Anzahl der Abweichung von dem „Standardfall“. Sonderfälle<br />

sind mit mehr Aufwand verbunden (Einarbeitung,<br />

Umfang, etc.)<br />

keine, nur Standardfälle<br />

wenige Sonderfälle<br />

viele Sonderfälle<br />

nur Sonderfälle<br />

Kommunikationskanal<br />

Ausgangskanal in %<br />

Kanäle sind das Schnittstellenmedium, das die Art des Ausgangs<br />

von Dokumenten bzw. Informationen beschreibt. Zusätzlich<br />

ist der aus der Sicht des Mitarbeiters wünschenswerte<br />

Ausgangskanal oder die Ausgangskanäle zu definieren,<br />

um einen möglichst effizienten Arbeitsstil zu ermöglichen.<br />

Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />

Telefon<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

80 Leitfaden zur Prozessanalyse


Arbeitsort wechseln<br />

Dieser Baustein beschreibt einen räumlichen Wechsel, der für den Ablauf<br />

notwendig ist. Ein räumlicher Wechsel eines Mitarbeiters wird hierbei<br />

durch das Verlassen des Hauses charakterisiert, z. B. durch einen<br />

Ortstermin. Der Wechsel eines Büros (z. B. für eine persönliche Weiterleitung<br />

von Dokumenten) wird nicht als Arbeitsortwechsel erfasst. Der<br />

Rückweg vom entfernten Arbeitsort wird separat durch diesen Baustein<br />

modelliert.<br />

Durchführung<br />

Entfernung zum Zielort (in km)<br />

Transportmittel<br />

Ort<br />

Hier ist anzugeben, mit welchem oder welchen<br />

Transportmitteln der Ortswechsel durchgeführt<br />

wird.<br />

Auto<br />

Fahrrad<br />

ÖPNV<br />

Zu Fuß<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb<br />

des Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren,<br />

ist hier ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des<br />

Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder<br />

zu den Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 81


Bearbeitungsunterbrechung<br />

Dieser Baustein beschreibt eine prozessbedingte, zwangsläufige Bearbeitungsunterbrechung.<br />

Diese kann z. B. eintreten, wenn auf den Eingang<br />

eines Dokumentes aus einer anderen Behörde gewartet werden<br />

muss, das für den weiteren Bearbeitungsvorgang notwendig ist.<br />

Zeiten<br />

Wartezeit<br />

Wiedervorlagezeitraum<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier<br />

ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls<br />

anzugeben.<br />

Die Zeit, die vergeht, bis der Vorgang wiedervorgelegt<br />

wird.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />

Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

82 Leitfaden zur Prozessanalyse


Beratung durchführen<br />

Dieser Baustein beschreibt die vom Mitarbeiter durchgeführte Beratung einer<br />

Person oder Personengruppe. Im Gegensatz zum Baustein "Dokument/Information<br />

versenden" handelt es sich hierbei um eine intensive Erläuterung<br />

der zu Grunde liegenden Sachverhalte seitens des Mitarbeiters.<br />

Formales<br />

Grundlage der Beratung<br />

Eigenes Ermessen<br />

Externe Vorgabe<br />

Art der Leistung<br />

Liegt hier eine (gesetzliche) Pflicht zu Grunde oder<br />

stellt es eine freiwillige Leistung der Verwaltung dar.<br />

Freiwillige Leistung<br />

Pflichtige Leistung<br />

Kommunikationskanal<br />

Ausgangskanal in %<br />

Kanäle sind das Schnittstellenmedium, das die Art<br />

des Ausgangs von Dokumenten bzw. Informationen<br />

beschreibt. Zusätzlich ist der aus der Sicht des Mitarbeiters<br />

wünschenswerte Ausgangskanal oder die<br />

Ausgangskanäle zu definieren, um einen möglichst<br />

effizienten Arbeitsstil zu ermöglichen.<br />

Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />

Telefon<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier<br />

ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls<br />

anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu<br />

den Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 83


Berechnung durchführen<br />

Dieser Baustein beschreibt alle Arten von Berechnungen, die manuell oder mit<br />

Einsatz von Ressourcen durch den Mitarbeiter durchgeführt werden. Dies umfasst<br />

zum einen das Kalkulieren oder Verteilen von Kosten sowie das Berechnen<br />

von Flächen etc.<br />

Formales<br />

Vorgang standardisiert?<br />

Der Vorgang, den dieser Baustein beschreibt, ist standardisiert,<br />

wenn die notwendigen Arbeitsschritte und die<br />

benötigte Bearbeitungszeit für alle Ausprägungen der<br />

zu bearbeitenden Objekte (z. B. ein Dokument) vollständig<br />

identisch sind.<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />

Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />

Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

84 Leitfaden zur Prozessanalyse


Daten in EDV übernehmen<br />

Dieser Baustein beschreibt die manuelle Eingabe bzw. Übertragung von Informationen<br />

in ein EDV-System. Die zu übernehmenden Informationen/Daten können<br />

dabei sowohl als papierbasierte Dokumente vorliegen, aus einer mündlichen<br />

Informationsübermittlung resultieren als auch in anderen EDV-Systemen<br />

hinterlegt sein. Wesentlich für diesen Baustein ist die manuelle Übernahme der<br />

Daten in das Zielsystem. Als manuelle Übernahme werden auch automatisierte<br />

Vorgänge bezeichnet, die manuell durch einen Benutzer angestoßen werden<br />

müssen (z. B. Datenimport). Wird durch die Übernahme von Daten in die EDV<br />

gleichzeitig ein Dokument erstellt (z. B. mit Microsoft Word), so ist der Baustein<br />

„Dokument/Information erstellen“ zu verwenden.<br />

Durchführung<br />

Quelle der Daten<br />

EDV-System<br />

physische Dokumente<br />

Fachliche Komplexität<br />

Gering<br />

Mittel<br />

Hoch<br />

Bedienbarkeit der Software<br />

gut<br />

mittel<br />

Schlecht<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Umfang<br />

Anzahl auszufüllender Masken<br />

Die Anzahl der auszufüllenden Masken beschreibt die Anzahl<br />

der Fenster (Masken), die in einem Fachverfahren auf einem<br />

PC ausgefüllt werden müssen, um alle Arbeitsschritte dieses<br />

Bausteins abschließen zu können.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 85


Datenträger bespielen<br />

Dieser Baustein beschreibt die Überführung von elektronischen Daten<br />

(Informationen und Dokumente) auf einen separaten Datenträger (z. B.<br />

Diskette, CD, DVD, USB-Stick), der i. d. R. zum physischen Transport<br />

elektronischer Daten genutzt wird. Sofern manuelle Backups von Daten<br />

durchgeführt werden, ist dieser Baustein ebenfalls zu verwenden.<br />

Durchführung<br />

Art des Datenträgers<br />

USB-Stick<br />

Externe Festplatte<br />

CD/DVD<br />

Diskette<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />

Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />

Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

86 Leitfaden zur Prozessanalyse


Drucken<br />

Dieser Baustein beschreibt das Ausdrucken eines Dokuments, das in<br />

elektronischer Form vorliegt, z. B. eines Word- oder Excel-Dokuments.<br />

Wesentlich ist hier der Druckvorgang. Der Druckvorgang wird als reine<br />

Transformation von elektronischer Darstellung in die papierbasierte Darstellung<br />

angesehen. Sofern durch den Vorgang des Druckens Informationen<br />

als Dokument neu zusammengestellt werden, wird durch das<br />

Drucken ein neues Dokument erzeugt (z. B. durch Drucken einer Meldebescheinigung<br />

aus dem Melderegister). Sofern erst durch das Drucken<br />

ein neues Dokument im Sinne des Bausteins „Dokument erstellen“ erzeugt<br />

wird, ist dieser Baustein dem Drucken-Baustein voranzustellen.<br />

Da die Dokumenterstellung durch das EDV-System automatisch durchgeführt<br />

wird, ist hier die Bearbeitungszeit mit 0 Minuten anzugeben.<br />

Formales<br />

Sonderformate vorhanden? Sonderformate sind Abweichungen von einem Standard,<br />

der nicht durch Standardeinzüge in Kopierern oder Scannern<br />

verarbeitet werden kann. (Bauzeichnungen etc.)<br />

Durchführung<br />

Druckausgabe<br />

Ort der Druckausgabe<br />

Kein Druck<br />

Lokaler Druck<br />

Zentraler Druck<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Umfang<br />

Umfang in Seiten<br />

Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments beschreibt<br />

den Umfang eines Dokuments in der Anzahl der<br />

Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden als zwei Seiten<br />

gezählt.<br />

Anzahl der Ausfertigungen<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 87


Einzahlung/Auszahlung durchführen<br />

Dieser Baustein beschreibt das Entgegennehmen einer Zahlung (z. B. Gebühr<br />

für einen Personalausweis) oder die Auszahlung eines Betrages (z. B.<br />

Erstattung von Bewerbungskosten) durch den Mitarbeiter. Diese Zahlvorgänge<br />

können auch über elektronische Zahlmöglichkeiten abgeschlossen<br />

werden. Mit diesem Baustein wird nicht die Beauftragung zur Entgegennahme<br />

in Form einer Annahmeanordnung bzw. die Registrierung des Zahlungseinganges<br />

abgebildet.<br />

Zahlung<br />

Durchschnittliche Höhe der Zahlung<br />

Zahlungsmöglichkeiten<br />

Bar<br />

Zahlung per Scheck<br />

Überweisung<br />

Lastschrift<br />

Kreditkarte<br />

EC-Karte<br />

Sonstiges<br />

Die durchschnittliche Höhe der Zahlung definiert die Höhe<br />

des Geldeingangs und -ausgangs.<br />

Zahlungsmöglichkeiten<br />

Barzahlung<br />

Scheck<br />

Zahlung per Überweisung<br />

Zahlung per Lastschrift<br />

Zahlung per Kreditkarte<br />

Zahlung per EC-Karte<br />

Zahlung mit einem sonstigen Zahlungsmittel<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

88 Leitfaden zur Prozessanalyse


Formell prüfen<br />

Dieser Baustein beschreibt die formelle Prüfung von Unterlagen bzw. Sachverhalten<br />

(z. B. Vollständigkeit, Zuständigkeit, Fristeinhaltung). Die Prüfung beinhaltet<br />

keine sachlichen Abwägungen, sondern orientiert sich strikt an formellen<br />

Vorgaben. Eine inhaltliche Auswertung des beschriebenen Sachverhaltes findet<br />

nicht oder nur begleitend statt. Eine begleitende inhaltliche Auswertung findet<br />

dann statt, wenn das Ziel der inhaltlichen Auswertung formelle Kriterien (wie<br />

z. B. die Vollständigkeit) zum Ziel hat. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn<br />

die Vollständigkeit der Unterlagen vom dargelegten Informationsgehalt abhängig<br />

ist. Die eigentliche inhaltliche Bewertung wird im Rahmen der inhaltlichen<br />

Prüfung vorgenommen. Sofern die inhaltliche Bewertung parallel zur formellen<br />

Prüfung durchgeführt wird, werden die Bausteine „Formell prüfen“ und „Inhaltlich<br />

prüfen“ direkt nacheinander modelliert<br />

Formales<br />

Vorgang standardisiert?<br />

Der Vorgang den dieser Baustein beschreibt ist standardisiert,<br />

wenn die notwendigen Arbeitsschritte und die benötigte Bearbeitungszeit<br />

für alle Ausprägungen der zu bearbeitenden Objekte<br />

(z. B. ein Dokument) vollständig identisch ist.<br />

Durchführung<br />

Sonderfälle<br />

Die Anzahl der Abweichung von dem "Standardfall". Sonderfälle<br />

sind mit mehr Aufwand verbunden (Einarbeitung, Umfang etc.)<br />

keine, nur Standardfälle<br />

wenige Sonderfälle<br />

viele Sonderfälle<br />

nur Sonderfälle<br />

Besondere Kenntnisse zur<br />

Durchführung der Prüfung<br />

Technische Kenntnisse<br />

Juristische Kenntnisse<br />

Software-Kenntnisse<br />

Sind für die Durchführung besondere Kenntnisse oder Erfahrungen<br />

notwendig, die nicht durch eine kurze Einführung erlangt<br />

werden können.<br />

Sind besondere technische Kenntnisse (z. B. über Bauverfahren)<br />

erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />

Sind besondere rechtliche Kenntnisse für die Durchführung der<br />

Aktivität erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />

Sind besondere Kenntnisse im Umgang mit EDV-Systemen notwendig,<br />

so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />

Kriterien der Prüfung<br />

Vollständigkeit<br />

Prüfung negativ in %<br />

Ist die Vollständigkeit Gegenstand der Prüfung?<br />

Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von unvollständigen<br />

Angaben zurückgewiesen?<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 89


Datenkonsistenz<br />

Prüfung negativ in %<br />

Fristeinhaltung<br />

Prüfung negativ in %<br />

Zuständigkeit<br />

Prüfung negativ in %<br />

sonstige Kriterien der Prüfung<br />

Prüfungsergebnis positiv in %<br />

Ist ein Datenabgleich Gegenstand der Prüfung?<br />

Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von abweichenden<br />

Daten zurückgewiesen?<br />

Ist die Fristigkeit Gegenstand der Prüfung?<br />

Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von nicht eingehaltenen<br />

Fristen zurückgewiesen?<br />

Ist die Zuständigkeit Gegenstand der Prüfung?<br />

Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von abweichenden<br />

Zuständigkeiten zurückgewiesen?<br />

Hier werden die Kriterien der inhaltlichen Prüfung aufgelistet, die<br />

bei der Entscheidungsfindung zu beachten sind.<br />

Prozentuale Angabe der nicht beanstandeten Prüfungen, bei<br />

denen keine Nachfrage erforderlich ist.<br />

Prüfungsergebnis negativ in %<br />

Rückfrage erforderlich in %<br />

Komplexität der Prüfung<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

Ermessensgrad<br />

keiner<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

Prozentuale Angabe der Prüfungen, in denen weitere Dokumente<br />

/ Informationen angefordert bzw. nachgereicht werden müssen,<br />

um die Prüfung erfolgreich abzuschließen.<br />

Hier wird der Aufwand der durchzuführenden Prüfung angegeben.<br />

Der Grad der Komplexität ist gering, wenn die Prüfung am eigenen<br />

Arbeitsplatz durchgeführt werden kann.<br />

Der Grad der Komplexität ist mittel, wenn die Prüfung mit Unterstützung<br />

weiterer Mitarbeiter innerhalb der Verwaltung durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Der Grad der Komplexität ist hoch, wenn die Prüfung durch Externe<br />

(z. B. Gutachter) unterstützt oder außerhalb der Verwaltung<br />

durchgeführt werden muss.<br />

Hier wird das Ausmaß des Entscheidungsspielraums des Mitarbeiters<br />

festgehalten.<br />

Der Mitarbeiter ist in seinem Handeln fest an gegebene Vorgaben<br />

gebunden.<br />

Der Mitarbeiter ist durch gegebene Vorgaben zum Großteil in<br />

seinem Handeln gebunden.<br />

Der Mitarbeiter ist zwar durch Vorgaben in seinem Handeln eingeschränkt,<br />

hat jedoch die Kompetenz, Abwägungen zu treffen.<br />

Der Mitarbeiter besitzt in diesem Arbeitsschritt Handlungsfreiheit.<br />

Zeiten<br />

90 Leitfaden zur Prozessanalyse


Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Umfang<br />

Umfang in Seiten<br />

Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments beschreibt<br />

den Umfang eines Dokuments in der Anzahl der Seiten. Doppelseitig<br />

bedruckte Blätter werden als zwei Seiten gezählt.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder den zu Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 91


Inhaltlich prüfen/Entscheidung treffen<br />

Dieser Baustein beschreibt die inhaltliche Prüfung von Unterlagen bzw.<br />

Sachverhalten. Diese Prüfung hat Bezug zu Gesetzen und Verordnungen<br />

und zieht Fachkenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen des<br />

Bearbeiters mit ein. Auf Basis der inhaltlichen Prüfung wird eine Bewertung<br />

vorgenommen oder eine Entscheidung getroffen. Hierbei muss es<br />

sich nicht zwingend um eine den Vorgang abschließende Entscheidung<br />

handeln. Es können auch Zwischenentscheidungen oder Entscheidungsvorschläge<br />

erstellt werden.<br />

Formales<br />

Vorgang standardisiert?<br />

Der Vorgang, den dieser Baustein beschreibt, ist standardisiert,<br />

wenn die notwendigen Arbeitsschritte und die benötigte<br />

Bearbeitungszeit für alle Ausprägungen der zu bearbeitenden<br />

Objekte (z. B. ein Dokument) vollständig identisch<br />

sind.<br />

Durchführung<br />

Sonderfälle<br />

Die Anzahl der Abweichung von dem "Standardfall". Sonderfälle<br />

sind mit mehr Aufwand verbunden (Einarbeitung,<br />

Umfang etc.)<br />

keine, nur Standardfälle<br />

wenige Sonderfälle<br />

viele Sonderfälle<br />

nur Sonderfälle<br />

Besondere Kenntnisse zur Durchführung<br />

der Prüfung<br />

Technische Kenntnisse<br />

Juristische Kenntnisse<br />

Software-Kenntnisse<br />

Sind für die Durchführung besondere Kenntnisse oder Erfahrungen<br />

notwendig, die nicht durch eine kurze Einführung<br />

erlangt werden können.<br />

Sind besondere technische Kenntnisse (z. B. über Bauverfahren)<br />

erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />

Sind besondere rechtliche Kenntnisse für die Durchführung<br />

der Aktivität erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />

Sind besondere Kenntnisse im Umgang mit EDV-Systemen<br />

notwendig, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />

Kriterien der Prüfung<br />

Fach- und Sachkunde<br />

Zuverlässigkeit<br />

Finanzielle Leistungsfähigkeit<br />

92 Leitfaden zur Prozessanalyse


sonstige Kriterien der Prüfung<br />

Sonstige Prüfungsergebnisse/Entscheidungen<br />

Rückfrage erforderlich in %<br />

Komplexität der Prüfung<br />

Hier werden die Kriterien der inhaltlichen Prüfung aufgelistet,<br />

die bei der Entscheidungsfindung zu beachten sind.<br />

Die Auflistung aller möglichen Ergebnisse der inhaltlichen<br />

Prüfung und dadurch entstehenden Entscheidungen.<br />

Prozentuale Angabe der Prüfungen, in denen weitere Dokumente<br />

/ Informationen angefordert bzw. nachgereicht<br />

werden müssen, um die Prüfung erfolgreich abzuschließen.<br />

Hier wird der Aufwand der durchzuführenden Prüfung angegeben.<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

Ermessensgrad<br />

Hier wird das Ausmaß des Entscheidungsspielraums des<br />

Mitarbeiters festgehalten.<br />

keiner<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Umfang<br />

Umfang in Seiten<br />

Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments beschreibt<br />

den Umfang eines Dokuments in der Anzahl der<br />

Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden als zwei Seiten<br />

gezählt.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 93


Kopieren<br />

Dieser Baustein beschreibt das Vervielfältigen eines Dokuments, z. B. durch<br />

Kopieren einer Rechnung. Sofern durch das Drucken eines Dokumentes mehrere<br />

Exemplare (als Kopien) erstellt werden, ist der Baustein Drucken zu verwenden<br />

(Attribut: Anzahl der Ausfertigungen). Für das elektronische Kopieren<br />

eines Dokumentes wird dieser Baustein ebenfalls nicht verwendet.<br />

Formales<br />

Beglaubigung/Authentizitätsvermerk<br />

erforderlich?<br />

Sonderformate vorhanden?<br />

Beglaubigung/Authentizitätsvermerk erforderlich<br />

Sonderformate sind Abweichungen von einem Standard,<br />

der nicht durch Standardeinzüge in Kopierern<br />

oder Scannern verarbeitet werden kann. (Bauzeichnungen<br />

etc.)<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier<br />

ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls<br />

anzugeben.<br />

Umfang<br />

Umfang in Seiten<br />

Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments<br />

beschreibt den Umfang eines Dokuments in der<br />

Anzahl der Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter<br />

werden als zwei Seiten gezählt.<br />

Anzahl der Ausfertigungen<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu<br />

den Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

94 Leitfaden zur Prozessanalyse


Recherche durchführen<br />

Dieser Baustein beschreibt die Beschaffung von nicht vorliegenden,<br />

für den Prozess aber notwendigen Informationen mittels<br />

verschiedener Medien. Die Recherche umfasst das Auffinden,<br />

den Transport und den Zugriff auf die Information. Wesentlich<br />

hierbei ist, dass Zugriff auf das Dokument oder die Information<br />

bzw. der Ort der Ablage nicht im Vorhinein genau bekannt ist. So<br />

ist die Suche im Archiv als Recherchetätigkeit zu werten. Hingegen<br />

ist das Nachschlagen in einem Lexikon oder die Nachfrage<br />

beim Arbeitskollegen oder Kunden nicht als Recherchetätigkeit zu<br />

klassifizieren. Sofern die Informationsträger (Personen) eindeutig<br />

bestimmt werden können, ist der Baustein „Rückfrage durchführen“<br />

zu verwenden. Die Verwendung von Nachschlagewerken<br />

oder die direkt zielführende Abfrage von Datenbanken wird nicht<br />

als separater Baustein modelliert. Die hierfür verwendeten Ressourcen<br />

und die verwendete Zeit wird in den Folgebaustein einbezogen.<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Wartezeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 95


Rückfrage durchführen<br />

Dieser Baustein beschreibt gezielte Rückfragen zur Erlangung einer bestimmten<br />

Information oder eines bestimmten Dokumentes. Als Beispiel kann hier die Anforderungen<br />

von fehlenden Unterlagen oder Information an den Kunden im Anschluss an<br />

eine formelle oder inhaltliche Prüfung angeführt werden. Hierbei werden die Zeiten<br />

für die Prüfung der fehlenden Unterlagen im vorangehenden Prüfbaustein mit eingerechnet.<br />

Formales<br />

Unterschrift des Bearbeiters erforderlich?<br />

Erfasst, ob eine Unterschrift für eine Rechtswirksamkeit<br />

erforderlich ist. Es wird hiermit nicht die Unterzeichnung<br />

beschrieben.<br />

Durchführung<br />

Vorgang auf Wiedervorlage<br />

Dokument drucken<br />

Adressat<br />

Bearbeitungsunterbrechung, die auf Basis einer Wiedervorlage<br />

resultiert bzw. zu der parallel eine Wiedervorlage<br />

angelegt wird.<br />

Das Dokument wird im Rahmen dieser Tätigkeit gedruckt.<br />

Empfänger des Dokuments<br />

Innerhalb der Verwaltung<br />

Außerhalb der Verwaltung<br />

Kommunikationskanal<br />

Ausgangskanal in %<br />

Kanäle sind das Schnittstellenmedium, das die Art des<br />

Ausgangs von Dokumenten bzw. Informationen beschreibt.<br />

Zusätzlich ist der aus der Sicht des Mitarbeiters<br />

wünschenswerte Ausgangskanal oder die Ausgangskanäle<br />

zu definieren, um eine möglichst effizienten<br />

Arbeitsstil zu ermöglichen.<br />

Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />

Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />

Telefon<br />

Hauspost<br />

E-Mail<br />

Fax<br />

Elektronische Schnittstelle<br />

Gewünschter Ausgangskanal<br />

Aus Mitarbeitersicht der optimale Ausgangskanal<br />

Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />

96 Leitfaden zur Prozessanalyse


Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />

Telefon<br />

Hauspost<br />

E-Mail<br />

Fax<br />

Elektronische Schnittstelle<br />

Eingangskanal in %<br />

Der aktuelle Eingangskanal<br />

Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />

Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />

Telefon<br />

Hauspost<br />

E-Mail<br />

Fax<br />

Elektronische Schnittstelle<br />

Gewünschter Eingangskanal<br />

Aus Mitarbeitersicht der optimale Eingangskanal<br />

Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />

Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />

Telefon<br />

Hauspost<br />

E-Mail<br />

Fax<br />

Elektronische Schnittstelle<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Wartezeit<br />

Wiedervorlagezeitraum<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />

Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />

Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Die Zeit, die vergeht, bis der Vorgang wiedervorgelegt<br />

wird.<br />

Umfang<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 97


Umfang in Seiten<br />

Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments<br />

beschreibt den Umfang eines Dokuments in der Anzahl<br />

der Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden<br />

als zwei Seiten gezählt.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />

Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

98 Leitfaden zur Prozessanalyse


Scannen<br />

Dieser Baustein beschreibt das Einscannen eines papierbasierten Dokuments<br />

zur Hinterlegung in einem EDV-System.<br />

Formales<br />

Sonderformate vorhanden?<br />

Sonderformate sind Abweichungen von einem Standard,<br />

der nicht durch Standardeinzüge in Kopierern<br />

oder Scannern verarbeitet werden kann. (Bauzeichnungen<br />

etc.)<br />

Durchführung<br />

Scanvorlage aufbewahrungsoder<br />

rückgabepflichtig<br />

Ist die Scanvorlage rückgabepflichtig?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Teilweise<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />

Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Umfang<br />

Umfang in Seiten<br />

Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments<br />

beschreibt den Umfang eines Dokuments in der Anzahl<br />

der Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden<br />

als zwei Seiten gezählt.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />

Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 99


Vorgang registrieren<br />

Dieser Baustein wird verwendet, wenn Daten zum Vorgang vergeben<br />

oder über den Vorgang zentral erfasst werden. Klassische Tätigkeiten<br />

sind hier die Vergabe eines Aktenzeichens oder die Erfassung des<br />

Vorgangs in Statistik- oder Vorgangslisten. Auch kann die Erfassung<br />

des Vorgangs im Haushalts-, Kassen- oder Rechnungswesen (HKR)<br />

zur Annahme einer Zahlung durch diesen Baustein abgebildet werden.<br />

Formales<br />

Vorgang standardisiert?<br />

Der Vorgang, den dieser Baustein beschreibt, ist standardisiert,<br />

wenn die notwendigen Arbeitsschritte und<br />

die benötigte Bearbeitungszeit für alle Ausprägungen<br />

der zu bearbeitenden Objekte (z. B. ein Dokument)<br />

vollständig identisch sind.<br />

Durchführung<br />

Ziel der Registrierung<br />

Statistik<br />

Aktenzeichen<br />

Annahmeanordnung/HKR<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />

Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />

Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />

Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

100 Leitfaden zur Prozessanalyse


Vorgang z. d. A.<br />

Dieser Baustein beschreibt den Abschluss eines Vorgangs durch die Überführung<br />

der Akte oder der Dokumente in die Registratur. Im Rahmen einer elektronischen<br />

Schriftgutverwaltung wird durch diesen Baustein der Vorgang als abgeschlossen<br />

klassifiziert.<br />

Durchführung<br />

Ablage<br />

Zentrale Registratur<br />

Bereichsregistratur<br />

Sachbearbeiterablage<br />

Elektronische Schriftgutverwaltung<br />

Zeiten<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />

auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />

bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />

Anmerkungen<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />

sind hier zu dokumentieren.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 101


F. Darstellung eines Beispielprozesses aus dem Bereich Strahlenschutz<br />

Prozess: Genehmigung zum Umgangg mit sonstigen radioaktiven Stoffen (§ 7 StrlSchV)<br />

Prozessbeschreibung: Der Umgangg mit radioaktiven Stoffen ist genehmigungspflichtig. Zu<br />

unterscheiden sind offene Strahler und umschlossene Strahler. Diese werden sowohl zur<br />

Forschung und Lehre als auch im praktischen<br />

Einsatz im technischen und medizinischenn<br />

Bereich eingesetzt. Für die<br />

Genehmigung sind eine Reihe von Angaben und Unterlagen er-<br />

forderlich. Dies umfasst Angaben zu den Strahlenschutzverantwortlichen und -beauftragten,<br />

zur Art und Aktivität der Nuklide, zur beabsichtigten Verwendung der Stoffe, zu getroffenen<br />

n<br />

Vorkehrungen zur Sicherstellung des<br />

Strahlenschutzes (Anweisungen, bauliche<br />

Maßnah-<br />

men)<br />

etc. Im Rahmen dieses Prozesses werden indirekt auch die Prozesse der Freigabee<br />

radioaktiver Stoffe (per Auflage), Prüfung der Mitteilungsu<br />

unterlagen für die Wahrnehmung<br />

der Aufgaben des Strahlenschutzverantwortlichen (SSV) und die Bestellung der Strahlen-<br />

schutzbeauftragten (SSB) durchgeführt.<br />

Der Prozess gliedert sich in der ersten Bezirksregierung in<br />

zwei Teil-<br />

prozesse. Der erste Teilprozess beschreibt die Prüftätigkeiten des<br />

Sachbearbeiters. Der zweite Teilprozess beschreibt die Tätigkeit der<br />

Assistenzkraft,<br />

die die Aufbereitung der Genehmigung erledigt und die<br />

Genehmigung in den Postlauf gibt.<br />

Erste<br />

Bezirksregierung<br />

Der Prozess der zweiten Bezirksregierung besteht nur aus einem<br />

Teilprozess. Hier übernimmt der Sachbearbeiterr sämtliche Tätigkei-<br />

ten.<br />

Im Folgenden werden die Prozesse vorgestellt.<br />

Zweite Bezirksregierung<br />

Sachbearbeiter Strahlenschutz<br />

Sachbearbeiter Strahlenschutz<br />

1<br />

Beratung durchführen<br />

Beratung durchführen<br />

1<br />

Vorab Beratung durchführen<br />

Vorab Beratung durchführen<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

In 10 % der Fälle wird vorab eine Beratung über die<br />

Antragstellung durchgeführt.<br />

In 10 % der Fälle wird<br />

vorab eine Beratung über die<br />

Antragstellung durchgeführt.<br />

102<br />

Leitfaden zur Prozessanalysee


2<br />

Dok./Information von Extern entgegennehmenn<br />

Dok./Information von Extern entgegennehmen<br />

2<br />

Antrag geht ein<br />

Antrag<br />

geht ein<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Antrag geht schriftlich in 3-facher Ausfertigung ein;<br />

Schriftform ist nicht elektronisch.<br />

Antrag geht schriftlichh in 3-facher Ausfertigung ein;<br />

Schriftform ist nicht elektronisch.<br />

Exemplarverwendung:<br />

1 Exemplar für Genehmigungsakte,<br />

1 Exemplar für Aufsichtsbehördee (im Haus)<br />

1 Exemplar für Antragsteller<br />

sämtliche Exemplare sind durch<br />

den Antragstel-<br />

ler zu unterschreiben.<br />

3<br />

Formelle Prüfung durchführen<br />

Formellee Prüfung durchführen<br />

3<br />

Prüfung der Antragsunterlagenn auf Vollstän-<br />

digkeit<br />

4<br />

Inhaltliche Prüfung durchführen<br />

Inhaltliche Prüfung durchführen<br />

4<br />

Inhaltliche Prüfung<br />

Inhaltliche Prüfung<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Exemplarverwendung:<br />

1 Exemplar für Genehmigungsakte,<br />

1 Exemplar für Aufsichtsbehörde (im Haus)<br />

1 Exemplar für Antragsteller<br />

sämtliche Exemplare sind durch den Antragstel-<br />

ler zu unterschreiben.<br />

Prüfung der Antragsunterlagen auf Voll-<br />

ständigkeitt<br />

Erfolgt parallel mit der formellen Prüfung<br />

Speziell die Rechtfertigung § 4 (2) StrlSchV ist<br />

zu überprüfen. Hier ist<br />

ein Erlass für nicht ge-<br />

Siehe<br />

rechtfertigte Tätigkeiten in Vorbereitung.<br />

geplante „Erste VO zur Änderung strahlen-<br />

Anla-<br />

schutzrechtlicher VO’en“ von 2006, neue<br />

ge XVI.<br />

Führungszeugnis: Ablehnung nur in schweren<br />

Fällen, praktisch nur wegen Verstößen gegen<br />

Strahlenschutz.<br />

Prüfung, ob Freigabe nach § 29 möglich.<br />

Erfolgt parallel mit der formellen Prüfung<br />

Speziell die Rechtfertigung § 4 (2) StrlSchV ist<br />

zu<br />

überprüfen. Hier ist ein Erlass für nicht ge-<br />

Siehe<br />

rechtfertigte Tätigkeiten in Vorbereitung.<br />

geplante „Erste VO zur Änderung strahlenschutzrechtlicherr<br />

VO’en“ von 2006, neue Anlage<br />

XVI.<br />

Führungszeugnis: Ablehnung nur in schweren<br />

Fällen, praktisch nur wegen Verstößen gegen<br />

Strahlenschutz.<br />

Prüfung, ob Freigabe nach § 29 möglich.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

103


5<br />

Dokument/Information anfordern<br />

Dokument/Information anfordern<br />

5<br />

Fehlende Dokumente/Information anfordern<br />

Fehlende Dokumente/Information anfordern<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Rücksprache erfolgt telefo-<br />

zur Bestätigung per E-Mail oder<br />

schriftlich<br />

nisch/schriftlich/persönlich<br />

(50 %/50 %). E-Mail, wenn nur wenig fehlt:<br />

E-Mail ausdrucken und in Akte. Bei problemati-<br />

schen Fällen immer per Brief, dann oftmals auch<br />

mit Antragskopie<br />

und Vermerken direkt im Ant-<br />

des Ver-<br />

fahrens).<br />

rag (teilweise beiden: Beschleunigung 6<br />

Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />

Warten auf<br />

Unterlagen<br />

Warten<br />

auf Unterlagen<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Wiedervorlagezeit, je nach fehlender Unterlage. Bei<br />

vorhandenen, aber nicht eingereichten Fachkundebe-<br />

scheinigungen kürzer,<br />

bei nicht vorhandener Fach-<br />

kunde länger.<br />

7<br />

Beratung durchführen<br />

Beratung durchführen<br />

7<br />

In Problemfällen beraten<br />

In Problemfällen beraten<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Rücksprache erfolgt telefo-<br />

zur Bestätigung per E-Mail oder schriftlich<br />

(50 %/50 %). E-Mail, wenn nur wenig fehlt:<br />

nisch/schriftlich/persönlich<br />

E-Mail ausdrucken und<br />

in Akte. Bei problemati-<br />

auch mit Antragskopie<br />

und Vermerken direkt im<br />

schen Fällen immer per Brief, dann oftmals<br />

Antrag (teilweise beiden: Beschleunigung des<br />

Verfahrens).<br />

Wiedervorlagezeit, je nach fehlender Unterlage. Bei<br />

vorhandenen, aber nicht eingereichten Fachkundebe-<br />

Fach-<br />

scheinigungen kürzer, bei nicht vorhandener<br />

kunde länger.<br />

In 40 % der Fälle wird eine Beratung über die Antrag-<br />

Vor-Ort-<br />

stellung durchgeführt. In 10 % ist einee<br />

Beratung erforderlich.<br />

Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />

6<br />

In 40 % der Fälle wird eine Beratung über die Antrag-<br />

stellung<br />

durchgeführt. In 10 % ist eine Vor-Ort-<br />

Beratung erforderlich.<br />

104<br />

Leitfaden zur Prozessanalysee


8<br />

Dok./Information von Extern entgegennehmenn<br />

Dok./Information von Extern entgegennehmen<br />

8<br />

Angeforderte Dokumente/Informationen<br />

gehen ein<br />

Angeforderte Dokumente/Informationen<br />

gehen<br />

ein<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

9<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Neues Dokument erstellen<br />

9<br />

Genehmigungsbescheid erstellen<br />

Genehmigungsbescheid erstellen<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Unterlagen gehen oft nach und nach ein. Die Bearbeitung<br />

erfolgt laufend je nach<br />

vorliegenden Dokumen-<br />

ten/Informationen. Dann wieder (inhaltliche/formelle)<br />

Prüfung.<br />

Es existiert quasi keine Mustergenehmigung. Im<br />

Bereich Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung<br />

liegt eine<br />

alte (vor 2001) Mustergenehmigung des Bundesum-<br />

werden<br />

weltministeriums vor. An diese angelehnt<br />

Genehmigungen erstellt. Ansonsten frei bzw. nach<br />

Absprache durch Arbeitskreis „Erfahrungsaustausch<br />

der Bezirksregierungen“ im<br />

Land NRW, der inzwi-<br />

schen aufgelöst wurde.<br />

Unterlagen gehen oft nach und nach ein. Die Bearbei-<br />

ten/Informationen. Dann wieder (inhaltliche/formelle)<br />

Prüfung.<br />

tung erfolgt laufend je<br />

nach vorliegenden Dokumen-<br />

Es existiert quasi keine Mustergenehmigung. Im<br />

Bereich<br />

Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung liegt eine<br />

alte (vor 2001) Mustergenehmigung<br />

des Bundesum-<br />

weltministeriums vor. An diese angelehnt werden<br />

Genehmigungen erstellt. Ansonsten frei bzw. nach<br />

Absprache durch Arbeitskreis „Erfahrungsaustausch<br />

der Bezirksregierungen“ im Land NRW, der inzwi-<br />

schen aufgelöst wurde.<br />

Genehmigung enthält:<br />

A Radioaktive Stoffe: Isotope und Aktivitäten<br />

B Verwendungszwecke<br />

C Umgangsort<br />

D Strahlenschutzverantwortlicher und<br />

bestellte<br />

Strahlenschutzbeauftragte<br />

E Verweis auf Antragsunterlagen<br />

F Auflagen: Standardauflagen, die in jedem Fall<br />

eingehen, und individuelle Auflagen,<br />

G Deckungsvorsorge:<br />

(gem. AtG nicht erforder-<br />

Festsetzung nach StrlSchV AtG und in Verbin-<br />

lich, wenn Bund und Land als Antragsteller)<br />

dung mit Deckungsvorsorgeverordnung.<br />

Berechnung erfolgt mit einer intern entwickelten<br />

Excel-Tabelle, die vom<br />

Arbeitsministerium gevorhanden,<br />

nehmigt wurde (ws. in allen BezReg aber nicht unbedingt). DeckV nicht erforderlich<br />

unter festgelegten Grenzen.<br />

H Hinweise: Zuständige Aufsichtsbehörde,<br />

Sammelstelle, Messstelle, Genehmigung nicht<br />

übertragbar, sonstige wichtige Vorschriften<br />

I Kosten: Für Bund/Land/Gemeinden<br />

sowie<br />

durch das Land geförderte Einrichtungen: frei,<br />

ansonsten<br />

Gebührenbescheid ist Bestandteil der Genehmigung.<br />

Genehmigung enthält:<br />

A Radioaktive Stoffe: Isotope und Aktivitäten<br />

B Verwendungszwecke<br />

C Umgangsort<br />

D Strahlenschutzverantwortliche<br />

und bestellte<br />

Strahlenschutzbeauftragte<br />

E Verweis auf Antragsunterlagen<br />

F Auflagen: Standardauflagen, die in jedem Fall<br />

eingehen, und individuelle Auflagen,<br />

G Deckungsvorsorge: (gem. AtG<br />

nicht erforder-<br />

lich, wenn Bund und Land als Antragsteller)<br />

Festsetzung nach StrlSchV AtG und in Verbin-<br />

Berechnung erfolgt mit einer intern entwickeltenn<br />

Excel-Tabelle, die vom Arbeitsministerium ge-<br />

dung mit Deckungsvorsorgeverordnung.<br />

nehmigt wurde (ws. in allen BezReg vorhanden,<br />

aber nicht unbedingt). DeckV nicht erforderlich<br />

unter festgelegten Grenzen.<br />

H Hinweise: Zuständige Aufsichtsbehörde,<br />

Sammelstelle, Messstelle, Genehmigung nicht<br />

übertragbar, sonstige wichtige Vorschriften<br />

I Kosten: Für Bund/Land/Gemeinden sowie<br />

durch das Land geförderte Einrichtungen: frei,<br />

ansonsten<br />

Gebührenbescheid ist Bestandteil der<br />

Genehmigung.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

105


10<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Neues Dokument erstellen<br />

10<br />

Kostenblatt ausfüllen und Gebühr festlegen<br />

Kostenblatt ausfüllen und Gebühr festlegen<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Gebührenberechnung anhand von Kostenblatt. Im<br />

Schnitt 500 Euro.<br />

Gebührenberechnung<br />

Schnitt 500 Euro.<br />

anhand von<br />

Kostenblatt. Im<br />

11<br />

Drucken<br />

Drucken<br />

11<br />

Drucken<br />

Drucken<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Gebührenberechnung anhand von Kostenblatt. Im<br />

Gebührenberechnung<br />

anhand von<br />

Kostenblatt. Im<br />

Schnitt 500 Euro.<br />

Schnitt 500 Euro.<br />

12<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Verfügung für Assistenz erstellen<br />

Beschreibung:<br />

Verfügungen für Durchschriften für Beteiligungen und<br />

zu erstellender Schreiben verfassen.<br />

13<br />

Dok./Information geht nach Intern aus<br />

Antragsunterlagen an<br />

ten<br />

Assistenz weiterlei-<br />

106<br />

Leitfaden zur Prozessanalysee


14<br />

Dok./Information geht nach Intern aus<br />

Datenerfassung in COMPAS<br />

Beschreibung:<br />

Genehmigungsdaten werden<br />

in COMPAS erfasst.<br />

Assistenzkraft<br />

Strahlenschutz<br />

15<br />

Dok./Information von Intern entgegennehmen<br />

Antragsunterlagen<br />

entgegennehmen<br />

von<br />

Sachbearbeiter<br />

16<br />

Dokument bearbeiten<br />

12 Dokument bearbeiten<br />

HKR-Nummer vergeben<br />

HKR-Nummer vergeben<br />

Beschreibung:<br />

Die HKR-Nummer muss ggf. von einem im HKR-<br />

System<br />

geschulten Mitarbeiter vergeben werden.<br />

17<br />

Neues Dokument erstellen<br />

Empfangsbestätigung erstellen<br />

Beschreibung:<br />

Antragsteller muss den Empfang der Genehmigung<br />

bestätigen<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse<br />

107


18<br />

Dok./Information geht nach Intern aus<br />

Dok./Information geht nach Intern aus<br />

13<br />

Dokumentee gehen über<br />

Poststelle aus<br />

Dokumente gehen über Poststelle aus<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Per Standardpost<br />

Einschreiben oder Postzustellungsurkunde<br />

19<br />

Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />

Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />

14<br />

Beschreibung:<br />

Beschreibung:<br />

Klagefrist 4 Wochen<br />

Klagefrist 4 Wochen<br />

Empfangsbestätigung wird erwartet.<br />

Empfangsbestätigung<br />

wird erwartet.<br />

20<br />

Abwarten Klagefrist und Empfangsbekenn-<br />

tnis<br />

Dok./Information von Extern entgegennehmenn<br />

Abwarten Klagefrist und Empfangsbekenn-<br />

tnis<br />

Dok./Information von Extern entgegennehmen<br />

15<br />

Empfangsbekenntnis geht ein<br />

Empfangsbekenntnis geht ein<br />

21<br />

Archivieren/z. .d.A.<br />

Archivieren/z.d.A.<br />

16<br />

Vorgang z. .d.A.<br />

Vorgang z.d.A.<br />

108<br />

Leitfaden zur Prozessanalysee


G. Glossar<br />

Ablauforganisation<br />

Die Ablauforganisation beschäftigt sich mit der<br />

Strukturierung von Prozessen.<br />

Attribut<br />

Eine Eigenschaft eines Prozesses, Teilprozesses<br />

oder PICTURE-Bausteins.<br />

Aufbauorganisation<br />

Die Aufbauorganisation beschäftigt sich mit der<br />

Strukturierung von organisatorischen Einheiten<br />

wie Abteilungen, <strong>Dez</strong>ernaten und Stellen.<br />

Bausteinattribut<br />

Eine Eigenschaft eines PICTURE-Bausteins<br />

(i. d. R. einer Tätigkeit).<br />

Bearbeitungszeit<br />

Die Zeit, die für die aktive Bearbeitung im<br />

Rahmen eines Tätigkeitsabgrenzung (eines<br />

Bausteins) benötigt wird. Sie wird i. d. R. als<br />

Durchschnittswert angegeben.<br />

Detaillierungsattribut<br />

Ein Attribut, welches das Bezugsobjekt (Prozess,<br />

Teilprozess, Baustein) konkretisiert.<br />

Durchlaufzeit<br />

Die Zeitspanne, die mit der Anstoßen eines<br />

Prozesses, Teilprozesses oder Baustein bis zu<br />

seiner Beendigung vergeht. Die Durchlaufzeit<br />

setzt sich zusammen aus Liege-, Transportund<br />

Bearbeitungszeiten.<br />

EPK, eEPK<br />

Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK) bzw.<br />

erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette.<br />

(eEPK). Eine Prozessnotation nach Keller,<br />

Nüttgens und Scheer.<br />

EU-Dienstleistungsrichtlinie:<br />

Eine EU-Richtlinie, die bestehende Hindernisse<br />

abbauen, den grenzüberschreitenden Handel<br />

mit Dienstleistungen fördern und damit zur<br />

Verwirklichung des einheitlichen Binnenmarktes<br />

beitragen soll. Sie ist ein wichtiges Reformvorhaben<br />

bei der Umsetzung der Lissabon-<br />

Strategie. 7<br />

Geschäftsobjektmodell<br />

Das Geschäftsobjektmodell hält fest, was in<br />

Verwaltungsprozessen verarbeitet wird. Dies<br />

enthält z. B: diverse Änträge, Genehmigungen<br />

etc.<br />

Indikator<br />

Ein Indikator ist ein Attribut, welches nur mittelbar<br />

eine Aussage über einen Sachverhalt<br />

liefert. Als Indikator kann z. B. die Anzahl der<br />

Masken eines EDV-Systems als Hinweis auf<br />

seine Komplexität angesehen werden.<br />

Interviewleitfaden<br />

Ein Dokument, welches den Interviewer bei der<br />

Interviewführung und seiner Dokumentation<br />

unterstützt.<br />

Ist-Modell<br />

Die Abbildung eines Sachverhalts, wie er sich<br />

aktuell darstellt („ist“).<br />

IT-Bebauungsplan<br />

Eine Darstellung von IT-Systemen in öffentlichen<br />

Verwaltungen, die entsprechend ihrer<br />

Verwendung in verschiedenen Organisationseinheiten<br />

verwendet werden und damit eine<br />

Auskunft über ihre Verbreitung geben.<br />

Kennzahl<br />

Eine verdichtet Information. Hier sind vor allem<br />

quantitative Kennzahlen gemeint, die als Attri-<br />

7<br />

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie (BMWi).<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 109


ute Informationen über einen Prozess, Teilprozess<br />

oder Baustein verdichten und in Form<br />

eines quantitativen Zahlenwertes ausgedrückt<br />

werden und somit in weiteren Berechnungsausdrücken<br />

wiederverwendet werden können.<br />

Kernattribut<br />

Ein Attribut, das fester Bestandteil der PICTU-<br />

RE-Methode ist und im Rahmen eine Interviews<br />

erhoben werden sollte.<br />

Kontinuierliches Prozessmanagement<br />

Die konsequente Verfolgung von Prozesszielen,<br />

die in einer ständigen und inkrementellen<br />

Verbesserung des Prozessablaufs führen. Die<br />

Verbesserung resultiert insbesondere in Zeitersparnissen<br />

(Beschleunigung), Kostenersparnissen<br />

und Qualitätssteigerungen.<br />

Kunde<br />

Der Kunde wird hier als Empfänger der Prozessleistung<br />

bezeichnet. In der Regel hat er<br />

diesen Prozess zur Erstellung der Leistung<br />

auch angestoßen (Interne Organisationseinheit<br />

(Beschaffungsprozess). Als Kunde wird hingegen<br />

auch eine einzelne direkt betroffene Person<br />

oder ein einzelnes direkt betroffenes Unternehmen<br />

bezeichnet, welches z. B. durch im<br />

Rahmen von Prozessen des Bereichs <strong>Arbeitsschutz</strong><br />

kontrolliert wird. Auch wird die Person<br />

als Kunde bezeichnet, die nur mittelbar von der<br />

Leistung des Prozesses profitiert, diese aber in<br />

Auftrag gegeben hat (z. B. Beschwerde über<br />

mangelhafte Produkte im Bereich Marktüberwachung).<br />

Liegezeit<br />

Auf einem Regelsystem aufbauendes Verfahren,<br />

das zur Erlangung von [wissenschaftlichen]<br />

Erkenntnissen oder praktischen Ergebnissen<br />

dient. 8<br />

Methodenkonfiguration<br />

Die Anpassung einer Methode auf eine spezielle<br />

Zielsetzung.<br />

Modellierung<br />

Die Konzeptionalisierung eines gedanklichen<br />

Konstrukts, welches in der Regel in Form einer<br />

dokumentierten Darstellung (eines Modells)<br />

expliziert wird.<br />

Modellierungskonvention<br />

Allgemeingültige Übereinkunft von Regeln zur<br />

Modellierung.<br />

Online-Fähigkeit<br />

Die Fähigkeit eines Verfahrens über eine Online-Schnittstelle<br />

angeboten zu werden. Die<br />

Fähigkeit wird durch Begleitaspekte eingeschränkt,<br />

z. B. Unterschriftserfordernisse.<br />

Online-Potenzial<br />

Die Umsetzungsfähigkeit eines Onlineverfahrens,<br />

welches sich durch eine ausreichende<br />

Anzahl an Nutzern ergibt, die das Verfahren<br />

möglichst regelmäßig in Anspruch nehmen.<br />

Organisationsmodell<br />

Die Strukturierung der Organisationseinheiten<br />

und Stellen in einer grafischen Notation.<br />

Produkt<br />

Eine Summe von Prozessleistungen, die logisch<br />

zusammengefasst werden können.<br />

Die Zeitspanne, die vergeht, wenn ein Vorgang<br />

nicht bearbeitet oder transportiert wird.<br />

Meilenstein<br />

Ein fester Termin, zu dem ein bestimmtes Ergebnis<br />

in einem Projekt erreicht werden soll.<br />

Methode<br />

8 Duden - Das Fremdwörterbuch, 9., aktualisierte<br />

Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag<br />

2007.<br />

110 Leitfaden zur Prozessanalyse


Produktmodell<br />

Die Strukturierung und Konzeption einer Menge<br />

von Produkten.<br />

Projektlenkungsausschuss (PLA)<br />

Ein Kontrollgremium, welches die strategischen<br />

Entscheidungen über den Projektverlauf<br />

trifft.<br />

Projektplan<br />

Eine visuelle Darstellung, die die Anordnung<br />

der einzelnen Projektphasen in einer chronologischen<br />

Reihenfolge und sachlichen Abhängigkeit<br />

darstellt.<br />

Prozess, Geschäftsprozess<br />

Die zeitlich sachlogische Abfolge von Aktivitäten,<br />

die von einer oder mehren Organisationseinheiten<br />

verrichtet wird und die Erbringung<br />

einer definierten Verwaltungsleistung zum<br />

Inhalt hat.<br />

Prozessanalyse<br />

Die Untersuchung eines Prozesses zur Aufdeckung<br />

von Verbesserungspotenzialen zur<br />

Erreichung definierter Ziele.<br />

Prozessattribut<br />

Eine Information, welches den Prozess näher<br />

beschreibt.<br />

Prozessauslöser<br />

Die Ursache, die für den Start eines Prozesses<br />

verantwortlich ist.<br />

Prozessbaustein/Baustein<br />

Eine abgeschlossene definierte Tätigkeit, die<br />

im Rahmen der Prozessmodellierung mit der<br />

PICTURE-Methode verwendet wird.<br />

Prozesseigentümer<br />

Die oberste verantwortliche Stelle, die die zentralen<br />

Ziele des Prozesses vorgibt.<br />

Prozessidentifikation<br />

Der Vorgang zur Aufdeckung der vorhandenen<br />

Prozesse.<br />

Prozessinterview/Interview<br />

Ein bilaterales Gespräch zur Erfassung des<br />

Prozessablaufs.<br />

Prozesskosten<br />

Die Kosten, die bei der Durchführung eines<br />

Prozesses anfallen.<br />

Prozesskostenrechnung<br />

Ein Verfahren zur besseren verursachungsgerechten<br />

Verteilung von Gemeinkosten entlang<br />

eines Prozesses.<br />

Prozessmanagement<br />

Die planerischen, organisatorischen und kontrollierenden<br />

Maßnahmen zur zielorientierten<br />

Steuerung der Wertschöpfungskette der Verwaltung.<br />

9<br />

Prozessmanager<br />

Die koordinierende Stelle, die den Prozessverantwortlichen<br />

bei der Umsetzung der Prozessziele<br />

unterstützt und Methodenexperte zur<br />

Verfügung steht. Sie arbeite hierbei mit dem<br />

Prozesseigentümer zusammen.<br />

Prozessmodell<br />

Die grafische Darstellung eines Prozessablaufs.<br />

Prozessbausteintyp<br />

Jeder Baustein besitzt einen vordefinierten<br />

Typ, der die Tätigkeit kategorisiert. Die PIC-<br />

TURE-Methode umfasst 24 Bausteintypen.<br />

9 In Anlehnung an Gaitanides, Scholz und Vrohlings:<br />

Prozessmanagement – Grundlagen und Zielsetzungen.<br />

Hanser 1994.<br />

Leitfaden zur Prozessanalyse 111


Prozessscreening<br />

Ein Verfahren zum nahezu vollständigen Identifizierung<br />

der Prozesse einer untersuchten<br />

Verwaltungseinheit.<br />

Prozesssteckbrief<br />

Eine kurze Dokumentation eines Prozesses,<br />

der die Kerninformationen enthält.<br />

Prozesssteuerung<br />

Die Koordination der Prozessausführung<br />

Prozessverantwortlicher<br />

Die Stelle, die mit der Umsetzung der Prozessziele<br />

betraut und für den adäquaten Ressourceneinsatz<br />

verantwortlich ist.<br />

Qualitätsmanagement<br />

Sämtliche organisierten Maßnahmen, die der<br />

Verbesserung von Produkten, Prozessen oder<br />

Leistungen jeglicher Art dienen. 10<br />

Querschnittsprozess<br />

Ein Prozess, der i. d. R. von verschiedenen<br />

Prozessen in Anspruch genommen wird und<br />

eine Leistung nur für interne Kunden erstellt.<br />

Er erstellt keine Leistung, die alleine verwertet<br />

werden kann.<br />

Referenzprozess<br />

Ein Prozess, der als Vorlage dient und allgemeinverbindlich<br />

ist.<br />

Ressourcenmodell<br />

Eine Strukturierung von Ressourcen (Hardware,<br />

Software, Informationen), die zur Prozessausführung<br />

benötigt werden.<br />

Supportprozess<br />

Synonym zu Querschnittsprozess<br />

Soll-Modell<br />

Eine Darstellung über eine Konzeption eines<br />

Sachverhalts, wie er angestrebt werden „soll“.<br />

Teilprozess<br />

Die zeitlich sachlogische Abfolge von Aktivitäten,<br />

die von genau einer Organisationseinheit<br />

verrichtet wird und die Erbringung einer Leistung<br />

zum Inhalt hat. Ein Teilprozess stellt aus<br />

Sicht der Organisationseinheit einen Prozess<br />

dar.<br />

Teilprozessattribut<br />

Ein Attribut, welches den Teilprozess näher<br />

beschreibt.<br />

Teilprozessvariante<br />

Eine fachliche alternative Ausführung eines<br />

Teilprozesses, die sich aus einer anderen<br />

Sachlage ergibt.<br />

Transportzeit<br />

Die Zeitspanne, die vergeht, während das<br />

Geschäftsobjekt von einem Ort zu einem anderen<br />

transportiert wird.<br />

Vorgehensmodell<br />

Die Konzeption über die Abläufe zur Anwendung<br />

einer Methode.<br />

Wissensmanagement<br />

Wissensmanagement umfasst sämtliche operativen<br />

Tätigkeiten und Managementaufgaben,<br />

die auf den bestmöglichen Umgang mit Wissen<br />

abzielen.<br />

10<br />

Vgl. Gläbe, Rüdiger, Thomann, Hermann J.<br />

(Hrsg.): Qualitätsmanagement in Dienstleistungsunternehmen.<br />

TÜV Media GmbH, Köln 2007<br />

112 Leitfaden zur Prozessanalyse


Leitfaden zur Prozessanalyse 113

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