abteilungen/ abteilung5/ Dez_55_56_Arbeitsschutz/ Fachaufgaben
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Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
Münster, Januar 2009<br />
Ministerium für<br />
Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
Landesinstitut für<br />
Gesundheit und<br />
Arbeit<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen
Ein Hinweis zur Sprachregelung: Die Artikel „der“, „die“ oder „das“ sind bei Personenbezeichnungen<br />
und bei der Bezeichnung von Personengruppen nicht generell als Markierung<br />
des Geschlechts zu verstehen (Institut für deutsche Sprache, Mannheim). Dies gilt auch für<br />
das vorliegende Gutachten. Sofern nicht ausdrücklich anders bezeichnet, sind stets die weibliche<br />
und die männliche Form gemeint.<br />
Urheberrechthinweis:<br />
Das Urheberrecht dieses Dokumentes liegt bei der PICTURE GmbH. Dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und<br />
Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) sowie dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) wird ein dauerhaftes, nicht ausschließliches, unbeschränktes, unwiderrufliches<br />
und übertragbare Nutzungsrecht an diesem Leitfaden eingeräumt. Abbildungen unterliegen nicht diesem<br />
Passus, sofern ihre Urheberrechte nicht beim Ersteller des Dokumentes liegen. Die Abbildungen sind bei Verwendung<br />
daher mit Angabe der Quelle zu kennzeichnen. Abbildungen, deren Urheberrecht nicht beim Ersteller<br />
des Leitfadens liegen, sind im Dokument durch die Angabe der Quelle kenntlich gemacht.<br />
Autoren:<br />
Dr. Lars Algermissen<br />
Martin Instinsky<br />
Dr. Tobias Rieke<br />
Johannes Schwall<br />
PICTURE GmbH<br />
Friesenring 32<br />
48147 Münster<br />
Tel.: +49 (0)251 1312379-0<br />
Fax: +49 (0)251 1312379-90<br />
E-Mail: kontakt@picture-gmbh.de<br />
www.picture-gmbh.de<br />
2 Leitfaden zur Prozessanalyse
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung ................................................................................................................... 7<br />
2 Methodeneinführung .................................................................................................. 9<br />
2.1 Überblick ................................................................................................................ 9<br />
2.2 Bestandteile der PICTURE-Methode ................................................................... 11<br />
3 Vorgehensmodell ...................................................................................................... 19<br />
3.1 Projektmanagement ............................................................................................. 20<br />
3.2 Phase 1: Vorbereitung der Modellierung ............................................................. 21<br />
3.3 Phase 2: Modellierung der Prozesslandschaft .................................................... 23<br />
3.4 Phase 3: Nutzung der Prozesslandschaft ............................................................ 24<br />
3.5 Phase 4: Kontinuierliche Pflege der Prozesslandschaft ...................................... 25<br />
4 Projektziele und Projektorganisation ...................................................................... 27<br />
4.1 Festlegung der Projektziele ................................................................................. 27<br />
4.2 Projektorganisation .............................................................................................. 34<br />
5 Konfiguration der Methode ...................................................................................... 36<br />
5.1 Festlegung der Informationsbedarfe .................................................................... 36<br />
5.2 Konfiguration der Bausteine und Attribute ........................................................... 38<br />
6 Prozessaufnahme ..................................................................................................... 42<br />
6.1 Identifikation von Prozessen ................................................................................ 42<br />
6.2 Prozesserfassung ................................................................................................ 45<br />
7 Prozessbereitstellung und -dokumentation ........................................................... 51<br />
7.1 Prozesssteckbriefe .............................................................................................. 51<br />
7.2 PICTURE-Prozessmodelle .................................................................................. 51<br />
7.3 Gegenüberstellung und Vergleich von Prozessen ............................................... <strong>55</strong><br />
7.4 Erstellen des Projektabschlussberichtes ............................................................. <strong>55</strong><br />
8 Kontinuierliches Prozessmanagement ................................................................... 59<br />
8.1 Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements ........................................... 59<br />
8.2 Organisation des kontinuierlichen Prozessmanagements ................................... 61<br />
4 Leitfaden zur Prozessanalyse
8.3 Etablierung des kontinuierlichen Prozessmanagements ..................................... 63<br />
9 Schulungs-/Qualifizierungskonzept ........................................................................ 65<br />
9.1 Qualifizierungskonzepte ...................................................................................... 65<br />
9.2 Vorgehen zur Qualifizierung der Mitarbeiter ........................................................ 68<br />
10 Anhang ....................................................................................................................... 69<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 5
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Komplexität klassischer Methoden zur Prozessmodellierung ............................. 9<br />
Abbildung 2: Komplexitätsreduktion durch die PICTURE-Methode ....................................... 10<br />
Abbildung 3: Sichten der PICTURE-Methode ........................................................................ 12<br />
Abbildung 4: Elemente der Prozesssicht der PICTURE-Methode ......................................... 14<br />
Abbildung 5: Prozessbausteine der PICTURE-Methode ....................................................... 15<br />
Abbildung 6: Beispiele von Prozessbausteinen und Attributen ............................................. 15<br />
Abbildung 7: Weitere Modelltypen und die Integrationsfunktion der Prozessbausteine ........ 17<br />
Abbildung 8: Vorgehensmodell der PICTURE-Methode ........................................................ 19<br />
Abbildung 9: Ziele der Prozesserfassung für die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung NRW ................. 28<br />
Abbildung 10: Phasen zur Informationsbedarfsableitung ...................................................... 37<br />
Abbildung 11: Prozesskontext ............................................................................................... 42<br />
Abbildung 12: Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements ...................................... 60<br />
Abbildung 13: Beispielhafter Projektplan ............................................................................... 70<br />
Abbildung 14: Mindmap „Ziele der Prozesserfassung“ .......................................................... 71<br />
Abbildung 15: Zielbewertungsmatrix ...................................................................................... 72<br />
Abbildung 16: Initial-Prozesssteckbrief .................................................................................. 73<br />
Abbildung 17: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 1) .................................................. 77<br />
Abbildung 18: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 2) .................................................. 78<br />
6 Leitfaden zur Prozessanalyse
1 Einführung<br />
Die Prozesse der öffentlichen Verwaltung stehen seit einigen Jahren verstärkt im Vordergrund<br />
von Modernisierungsbestrebungen. Grund hierfür sind zum einen die verstärkten Personaleinsparungen,<br />
die die Ressourcenausstattung der Verwaltungen reduzieren. Zum anderen<br />
drängen neue Gesetze und die Umsetzung von EU-Richtlinien die Verwaltung, Änderungen<br />
an den Prozessen vorzunehmen. Prozesse werden in diesem Zusammenhang als<br />
zeitliche und sachlogische Abfolge von Aktivitäten verstanden, die von einer oder mehreren<br />
Organisationseinheiten verrichtet werden und die Erbringung einer definierten Verwaltungsleistung<br />
zum Inhalt haben. Um zielgerichtet Veränderungen an Prozessen durchführen zu<br />
können und diese Änderungen nachträglich als Effizienzgewinne messbar zu machen, sind<br />
zunächst die Prozesse aufzunehmen und Veränderungen zu dokumentieren. Hierzu werden<br />
Prozessanalysen durchgeführt, die als Identifikation, Untersuchung und Bewertung bestimmter<br />
Prozesse hinsichtlich Ressourcen, Personaleinsatz, Dauer, Kosten und Wirkung unter<br />
einer zu einem bestimmten Zeitpunkt geltenden Zielsetzung zu verstehen sind. Die Zielsetzung,<br />
die einer solchen Prozessanalyse zugrunde liegt, kann jedoch sehr vielfältig gestaltet<br />
sein. Die Gründe zur Auseinandersetzung mit Prozessen können z. B. die Einführung eines<br />
neuen Fachverfahrens sein, die Etablierung eines Qualitätsmanagements, die Identifikation<br />
von Prozessen für die EU-Dienstleistungsrichtlinie, interne Umstrukturierungen oder die Prüfung<br />
des Online-Potenzials der Prozesse. Die PICTURE-Methode, die in diesem Leitfaden<br />
dargestellt wird, bietet sich hierfür an, da sie auf die öffentliche Verwaltung zugeschnitten ist<br />
und eine einfache und effiziente Methode darstellt, um verständliche Prozessmodelle zu erhalten.<br />
Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MAGS) sowie das Landesinstitut für<br />
Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW) planen verstärkt Prozessanalysen durchzuführen, um<br />
individuelle Zielsetzungen für verschiedene Themenbereiche zu untersuchen. Aufgrund der<br />
vielfältigen Zielsetzung und der hier involvierten unterschiedlichen Organisationseinheiten<br />
(fünf Bezirksregierungen, Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit) besteht die Notwendigkeit,<br />
eine einheitliche Vorgehensweise zu etablieren, um die aus der Prozessanalyse resultierenden<br />
Prozessmodelle und Analyseergebnisse vergleichbar und entsprechend eines<br />
etablierten Standards zu gestalten. Hierzu dient dieser Leitfaden der das Vorgehen bei der<br />
Durchführung von Prozessanalysen darlegt. Er dient sowohl interessierten Mitarbeitern, die<br />
sich in die Thematik der Prozessanalysen einarbeiten möchten, als auch Fachexperten, sich<br />
das Vorgehen für neue Projekte noch einmal zu vergegenwärtigen.<br />
Dieses Dokument ist in zehn Kapitel gegliedert. Kapitel 2 stellt die PICTURE-<br />
Modellierungstechnik vor, die beschreibt, wie mit der PICTURE-Methode Prozesse modelliert<br />
werden können. In Kapitel 3 wird das zugrunde liegende Vorgehensmodell dargestellt und<br />
liefert gleichzeitig einen Rahmen für die darauf folgenden Kapitel. Kapitel 4 stellt relevante<br />
Projektziele vor und gibt Vorgaben, welche Projektziele in jeder Prozessanalyse betrachtet<br />
werden sollen. Kapitel 5 legt die Art und Weise dar, wie auf Basis der Projektziele erforderliche<br />
Informationsbedarfe abgeleitet werden und die Attribute für die Bausteine der PICTURE-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 7
Methoden erstellt werden. Kapitel 6 zeigt auf, wie die Aufnahme von Prozessen erfolgt. In<br />
Kapitel 7 wird deutlich gemacht, wie die Darstellung und Aufbereitung der Prozesse und Projektergebnisse<br />
zu erfolgen hat. In Kapitel 8 werden die Grundlagen für ein kontinuierliches<br />
Prozessmanagement gelegt, welches in Verantwortung des LIGA.NRW oder der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung<br />
NRW durchzuführen ist. Kapitel 9 stellt ein Qualifizierungskonzept vor, um<br />
die für die Projekte und das kontinuierliche Prozessmanagement erforderlichen Rollen adäquat<br />
auszufüllen. In Kapitel 10 werden die für die Durchführung von Prozessanalysen erforderlichen<br />
Dokumentvorlagen dargestellt. Zudem werden die Bausteine der PICTURE-<br />
Methode vorgestellt und die Informationsbedarfe festgelegt, die im Rahmen von Prozessanalyseprojekten<br />
zu erheben sind.<br />
8 Leitfaden zur Prozessanalyse
2 Methodeneinführung<br />
2.1 Überblick<br />
Das grundlegende Instrument zur Dokumentation und Analyse von Verwaltungsprozessen ist<br />
die Prozessmodellierung. Für industrielle Geschäftsprozesse wurden in den 90er Jahren<br />
Methoden zur Prozessmodellierung entwickelt (z. B. EPK, UML, ISO 66001). Diese Methoden<br />
sind als „Universalmethoden“ einzustufen, da sie die strukturellen und ablauforientierten<br />
Spezifika der öffentlichen Verwaltung nicht gerecht werden. Die unreflektierte Anwendung<br />
dieser Universalmethoden führt zu Problemen bezüglich der Wirtschaftlichkeit derartiger Projekte<br />
und der Verständlichkeit und Analysierbarkeit der erstellten Prozessmodelle.<br />
Abbildung 1: Komplexität klassischer Methoden zur Prozessmodellierung<br />
Die Modellierungs- und Analysemethode PICTURE wurde speziell für die Domäne der öffentlichen<br />
Verwaltung entwickelt und adressiert verschiedene Fragestellungen rund um die<br />
Prozessgestaltung. Dazu gehören:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Schaffung von Transparenz<br />
Realisierung einer prozessorientierten Organisationsstruktur<br />
Identifikation von technischem und organisatorischem Reorganisationspotenzial<br />
Erfolgsmessung von Reorganisationsmaßnahmen<br />
Die PICTURE-Methode dient zur Erfassung und transparenten Darstellung aller Verwaltungsprozesse<br />
einer öffentlichen Verwaltung mit leicht verständlichen, vorgefertigten, fachli-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 9
chen Prozessbausteinen, welche die Komplexität in der Beschreibung reduzieren und durch<br />
bewusste Abstraktion einen einfacheren und verständlicheren Zugang zur Fachlichkeit ermöglichen.<br />
Die Auswertung der gesammelten Verwaltungsprozesse – der Prozesslandschaft<br />
– bietet erstmals eine fundierte Grundlage für Aufbau- und Ablauforganisationsgestaltung.<br />
Mit der PICTURE-Methode wird es erstmalig möglich, Prozessmodellierung in großem<br />
Maßstab zielorientiert und wirtschaftlich durchzuführen und so den Blick für übergreifende<br />
Zusammenhänge zu schärfen.<br />
Abbildung 2: Komplexitätsreduktion durch die PICTURE-Methode<br />
Die PICTURE-Methode zeichnet sich durch folgende Eigenschaften und Vorteile aus:<br />
Verständlich und spezifisch für die öffentliche Verwaltung: Zur Prozessbeschreibung<br />
werden vordefinierte Prozessbausteine verwendet, welche direkt Begriffe aus dem Verwaltungsalltag<br />
verwenden und von den Mitarbeitern direkt verstanden werden können, wie z. B.<br />
„formell prüfen“, „Dokument/Information versenden“ oder „Rückfrage durchführen“. Mithilfe<br />
dieser Bausteine können die Verwaltungsprozesse nach dem „Lego-Prinzip“ zusammengesteckt<br />
werden. Die Modellerstellung wird hierdurch einfach und verständlich und kann ca. fünf<br />
bis sechs mal schneller erfolgen, als mit klassischen Herangehensweisen.<br />
10 Leitfaden zur Prozessanalyse
Standardisierung der Prozessbeschreibung: Durch die Verwendung der Prozessbausteine<br />
wird die Prozessbeschreibung nicht nur formell, sondern auch inhaltlich standardisiert.<br />
Dies führt zu einer erhöhten Vergleichbarkeit und Analysierbarkeit der Prozessmodelle und<br />
somit zur Reduktion von Willkür.<br />
Mitarbeiterintegration: Die einheitliche und einfache Beschreibung der Verwaltungsprozesse<br />
durch die Bausteine ermöglicht es, dass Leitungsstellen und Mitarbeiter schnell und mit<br />
wenig Aufwand mit der Methode vertraut gemacht werden können. Hiermit wird die Integration<br />
der Mitarbeiter in Modernisierungsprojekte direkt unterstützt und die Akzeptanz gefördert.<br />
Wirtschaftliche Modellerstellung und -analyse: Durch die im Vorfeld vorgenommene<br />
Festlegung der Prozessbausteine werden genau die Informationen in den Prozessmodellen<br />
abgebildet, die für spätere Analysen benötigt werden. Dies führt dazu, dass der Aufwand für<br />
die Erstellung der Prozessmodelle möglichst gering gehalten wird und nicht „aus dem Ruder<br />
läuft“.<br />
Transparente Prozesslandschaft: Durch die standardisierte Beschreibung und die arbeitsteilige<br />
Aufnahme der Prozesse können Abhängigkeiten und Gleichförmigkeiten über den<br />
gesamten Untersuchungsbereich hinweg identifiziert sowie einheitlich und konsistent verbessert<br />
werden. Modernisierungsmaßnahmen greifen somit nicht nur lokal, sondern ämterübergreifend.<br />
Kontrollierte Flexibilität der Prozessbeschreibung: Je nach Projektziel oder Rahmenbedingungen<br />
einer Verwaltung kann die PICTURE-Methode angepasst werden. So kann z. B.<br />
frei gewählt werden, ob Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten bei der Analyse relevant sind<br />
oder eher qualitative Aspekte in den Vordergrund gerückt werden sollen.<br />
Handlungsanleitung zur Anwendung der Methode: Die PICTURE-Methode beinhaltet<br />
ebenfalls eine prozessorientierte Handlungsanleitung, die auf die öffentliche Verwaltung zugeschnitten<br />
ist. Diese kann zur konkreten Projektdefinition, zur Planung der Arbeitsschritte<br />
und zur Rollenverteilung herangezogen und angepasst werden.<br />
2.2 Bestandteile der PICTURE-Methode<br />
2.2.1 Sichtenkonzept<br />
Zur Komplexitätsbeherrschung der Modellierung enthält die PICTURE-Methode<br />
verschiedene Sichten auf den Problembereich. Die unterschiedlichen Sichten ermöglichen<br />
es, den Problemausschnitt unter spezifischen Blickwinkeln zu betrachten und die jeweiligen<br />
Aspekte getrennt voneinander zu erfassen. Diese „Trennung“ erlaubt es z. B., die Erfassung<br />
und Konsolidierung der in einer Sicht notwendigen Informationen von verschiedenen<br />
Fachexperten durchführen zu lassen. Neben der Trennung der verschiedenen Aspekte ist es<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 11
für ein Sichtenkonzept unerlässlich,<br />
dass die Sichten über wohl definierte Schnittstellenn<br />
miteinander gekoppelt werden. Die PICTURE-Methode enthält folgendee Sichten:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Organisationssicht („Wer führt etwas aus?“)<br />
Ressourcensicht („Womit wird<br />
etwas ausgeführt?“)<br />
Geschäftsobjektsicht („Was wird verarbeitet?“)<br />
Prozesssicht („Wie<br />
wird etwas ausgeführt?“)<br />
Leistungssicht („Welche Leistungen werden erstellt?“)<br />
Die fünf Sichten<br />
orientieren sich an typischen Sichten im Rahmen der Prozessmodellierung,<br />
wie sie z. B. auch im ARIS-Toolset 1 verwendet<br />
werden. Die Besonderheit der PICTURE-<br />
domänenbezogenen Standardisierung der Elemente innerhalb der zentralen Prozesssicht.<br />
Hier werden<br />
keine generischen Elemente zur<br />
Modellierung einer Tätigkeit angeboten,<br />
sondern spezialisierte Elemente, die<br />
typische Tätigkeiten der Verwaltung beschreiben und<br />
die Sprache<br />
der Verwaltung benutzen. In<br />
Methode gegenüber Universalmethoden liegt vor allem in der<br />
inhaltlichen,<br />
Abbildung 3 sind die Sichten dargestellt und es ist angegeben, welche PICTURE-Elementee<br />
der jeweiligen Sicht zugeordnet sind.<br />
Abbildung 3: Sichten der PICTURE-Methode 2<br />
1 Vgl. Scheer, A.-W.: ARIS – Vom<br />
Geschäftsprozess zum Anwendungssystem, 4. Auflage, Berlin 2002.<br />
2 Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung.<br />
Berlin et. al. 2007, S. 88.<br />
12<br />
Leitfaden zur Prozessanalysee
Die Organisationssicht stellt die relevanten Aspekte der Aufbauorganisation der Verwaltung<br />
dar. Hier werden z. B. Informationen über beteiligte Stellen erfasst. Zusammenfassend<br />
wird festgehalten, wer am Verwaltungshandeln beteiligt ist.<br />
In der Ressourcensicht können technologische Hilfsmittel und sonstige Werkzeuge erfasst<br />
werden, die für die jeweilige Aufgabenerfüllung herangezogen werden. Unter den Technologien<br />
werden vor allem genutzte Informations- und Kommunikationssysteme verstanden. Neben<br />
diesen Systemen können auch sonstige Hilfsmittel und verwendete Werkzeuge (z. B.<br />
spezielle Kopierer) abgebildet werden. In dieser Sicht wird demnach das Womit des Verwaltungshandelns<br />
festgehalten.<br />
In der Geschäftsobjektsicht wird festgehalten, was in den jeweiligen Verwaltungsprozessen<br />
verarbeitet wird. In der öffentlichen Verwaltung werden hauptsächlich Informationen verarbeitet,<br />
die auf oder in verschiedenen Informationsträgern vorliegen (z. B. auf einem Papierformular<br />
oder in einem elektronischen Fachverfahren).<br />
In der Leistungssicht wird die Verknüpfung zur Produktorientierung in der Verwaltung hergestellt<br />
und festgelegt welche Leistung durch den Prozess erstellt wird. Leistungen werden<br />
somit Prozessen zugeordnet. Mehrere Leistungen gehen dabei in ein Produkt auf.<br />
In der Prozesssicht werden Aspekte der Ablauforganisation dargestellt. Hier werden die<br />
Einzelaktivitäten und Ablaufreihenfolgen erfasst, die für den jeweils betrachteten Verwaltungsprozess<br />
relevant sind. Die Prozesssicht dient gleichzeitig zur Integration der anderen<br />
Sichten, da bei der Beschreibung der Einzelaktivitäten jeweils dokumentiert wird, wer diese<br />
ausführt, womit die Aktivität durchgeführt wird und was für die Durchführung notwendig ist<br />
bzw. was als Ergebnis der Aktivität vorliegt.<br />
Zur Abbildung der in den Sichten notwendigen Informationen stellt die PICTURE-Methode<br />
die in Abbildung 3 ersichtlichen zentralen Elemente bereit. Diese sind speziell für die öffentliche<br />
Verwaltung entwickelt worden und somit inhaltlich standardisiert.<br />
In der Prozesssicht befindet sich der Großteil der angebotenen Elemente der PICTURE-<br />
Methode, da es sich hierbei um die zentrale Sicht der Methode handelt. In Abbildung 4 sind<br />
die in dieser Sicht enthaltenen Elemente mit ihrem Zusammenhang visualisiert.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 13
Abbildung 4: Elemente der Prozesssicht der PICTURE-Methode 3<br />
2.2.2 Prozessbausteine und Attribute<br />
Die in der PICTURE-Methode bereitgestellten „Prozessbausteine“ sind das zentrale Element,<br />
durch welches die Methode ihre besonderen Eigenschaften erhält. Ein einzelner Prozessbaustein<br />
stellt eine regelmäßig wiederkehrende Aktivität dar (z. B. „Dateneingabe in die<br />
EDV“ oder „Dokument erstellen“). Durch Analyse einer Vielzahl von Verwaltungsprozessen<br />
konnten insgesamt 24 Prozessbausteine identifiziert werden (vgl. Abbildung 5). Diese sind in<br />
Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. zusammen mit den Kernatributen<br />
dargestellt. Charakteristisch für einen Prozessbaustein ist, dass er eine fachliche<br />
Aufgabe beschreibt („was wird getan“) und durch spezielle Attribute feiner beschrieben werden<br />
kann („wie wird die Aufgabe durchgeführt“). Die Prozessbausteine erheben den Anspruch,<br />
dass durch deren Kombination jeder Verwaltungsprozess abgebildet werden kann.<br />
Weiterhin besitzen die Prozessbausteine durch ihren engen fachlichen Bezug, ihre Benennung<br />
und Beschreibung eine hohe Verständlichkeit für Verwaltungsmitarbeiter. Die Prozessbausteine<br />
schränken gewisse Freiheiten bei der Modellierung ein und legen damit den Detaillierungsgrad<br />
der Prozessbeschreibung direkt fest. Durch diese Standardisierung wird die<br />
Nutzbarkeit und Analysierbarkeit der Prozessmodelle gefördert.<br />
3 Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et. al. 2007, S. 89.<br />
14 Leitfaden zur Prozessanalyse
Abbildung 5: Prozessbausteine der PICTURE-Methode<br />
Ein Baustein wird mit Attributen versehen, die diesen Baustein näher<br />
beschreiben, und ihn<br />
mit Kennzahlenn und Indikatoren für eine späteree Analyse anreichern. Exemplarisch sind in<br />
Abbildung 6 zwei Bausteine mit einer Auswahl von Attributen dargestellt. Zum Beispiel kannn<br />
die Tätigkeit der Formellen<br />
Prüfung verfeinert werden, so dass konkretisiert wird, ob durch<br />
eine formelle Prüfung auf Vollständigkeit, Sinnhaftigkeit, Zuständigkeit, Fristeinhaltung oder<br />
auf Datengleichheit geprüft wird. Bei der Entgegennahme von Dokumenten können die Ein-<br />
gangskanäle als<br />
Prozentwert hinterlegt werden (per Post, per Fax. persönlich, E-Mail oder<br />
Telefon).<br />
Abbildung 6: Beispiele von Prozessbausteinen und Attributen<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
15
2.2.3 Teilprozesse<br />
Durch das Zusammensetzen (Lego-Prinzip) der Prozessbausteine werden die Teilprozesse<br />
der PICTURE-Methode gebildet. Charakteristisch für einen Teilprozess ist, dass dieser vollständig<br />
innerhalb eines abgegrenzten organisatorischen Bereichs durchgeführt wird (z. B. in<br />
einem <strong>Dez</strong>ernat oder in einem Sachgebiet) und eine fachlich abgrenzbare Aufgabe erfüllt.<br />
Diese fachliche und organisatorische Abgrenzung eines Teilprozesses erlaubt es beispielsweise,<br />
die Modellierungsaufgabe auf eine bestimmte Person mit dem notwendigen Fachwissen,<br />
die sich in der entsprechenden Organisationseinheit befindet, zu übertragen.<br />
2.2.4 Prozesse<br />
Durch das Zusammensetzen von Teilprozessen entsteht ein „Prozess“ in seiner Gesamtheit.<br />
Ein Prozess beschreibt in der PICTURE-Methode die Erbringung einer sachlich abgeschlossenen<br />
Verwaltungsleistung (wie z. B. ein Beschaffungsvorgang oder die Genehmigung des<br />
Betriebs einer Röntgeneinrichtung). Einer Leistung wird daher genau ein Prozess zugeordnet,<br />
der diese Leistung erbringt bzw. „produziert“. Bei der Definition des Prozessergebnisses,<br />
also der Leistung, ist daher darauf zu achten, dass diese durch genau einen Prozess beschrieben<br />
werden kann. So ist z. B. eine Leistungsdefinition Röntgeneinrichtung im Bereich<br />
technischen <strong>Arbeitsschutz</strong> nicht zweckmäßig, da es sich hierbei um eine Erstgenehmigung,<br />
Erstanzeige oder eine „technische Änderung“ handeln könnte, die jeweils unterschiedliche<br />
Verwaltungsprozesse zur Erbringung der Leistung erfordern würden.<br />
2.2.5 Varianten<br />
Die PICTURE-Methode unterstützt „Varianten“ (oder auch Teilprozessvarianten) und wird<br />
damit der Tatsache gerecht, dass es aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften einer Leistung<br />
(z. B. „Bauartzulassung einer Röntgeneinrichtung“) oder Art der Durchführung einzelner<br />
Teilaufgaben (z. B. „Meldung von Aufsichtsbehörde entgegennehmen“) zu Unterschieden in<br />
den Prozessabläufen kommen kann. Diese resultieren häufig in unterschiedliche Teilaufgaben,<br />
sodass in einem solchen Fall Varianten von Teilprozessen gebildet werden können, die<br />
diesen Sonderfällen gerecht werden. Da Teilprozesse die kleinste Einheit sind, auf der Prozessbausteine<br />
zusammengefasst werden können, ist dieses Konzept recht flexibel für die<br />
Darstellung von relevanten fachlichen „Unterschiedlichkeiten“ in Verwaltungsabläufen. Wenn<br />
eine Gesamtleistung durch viele Spezialfälle gekennzeichnet ist, so sollten jedoch direkt separate<br />
Leistungen mit eigenständigen Prozessen gebildet werden, um die Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit sicherzustellen (z. B. „Genehmigung einer Röntgeneinrichtung“ und<br />
„Prüfung der Anzeige einer bauartzugelassenen Röntgeneinrichtung“).<br />
2.2.6 Weitere Sichten<br />
Die weiteren Sichten der PICTURE-Methode beinhalten jeweils nur ein Teilmodell, in dem<br />
die entsprechenden Sachverhalte dargestellt werden. In Abbildung 7 sind die Teilmodelle<br />
16 Leitfaden zur Prozessanalyse
enannt und im Zusammenhang mit dem integrierenden Element Prozessbaustein dargestellt.<br />
Abbildung 7: Weitere Modelltypen und die Integrationsfunktion der Prozessbausteine 4<br />
Das Organisationsmodell der Organisationssicht stellt die Aufbauorganisation der Verwaltung<br />
dar. Neben den hierarchischen Abteilungs-, <strong>Dez</strong>ernats- und Sachgebietsstrukturen<br />
können hier auch Stellen, Stellenbesetzungen und deren Weisungs- und Aufsichtsgefüge<br />
erfasst werden. Maßgeblich können in dieser Sicht Führungskräfte und Mitarbeiter der Organisations-<br />
und Personalabteilung zur Erzeugung des Modells beitragen.<br />
Das Ressourcenmodell der Ressourcensicht beinhaltet Informationen über die in der Verwaltung<br />
verwendeten Arbeitsmittel. Hierzu zählen z. B. Softwareprodukte wie Microsoft Office<br />
oder Fachverfahren, Hardware wie Drucker und Scanner, rechtliche Informationen wie<br />
Gesetze und Verordnungen und Sekundärinformationen wie Personaldaten.<br />
Das Geschäftsobjektmodell der Geschäftsobjektsicht beinhaltet Informationen über die<br />
bearbeitenden Objekte der Verwaltung und die notwendigen Inputs für die Vorgänge. Dies<br />
sind zum Großteil Informationen wie z. B. Anträge, Genehmigungen oder Stellungnahmen.<br />
Das Produktmodell der Leistungssicht beinhaltet den Produktkatalog und die Leistungen<br />
der Verwaltung.<br />
4 In Anlehnung an Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et<br />
al. 2007, S. 91.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 17
2.2.7 Zusammenfassung<br />
In der Gesamtheit betrachtet, beschreibt die PICTURE-Methode die Prozesslandschaft einer<br />
Verwaltung mit den folgenden Prinzipien und Elementen. Einzelne Leistungen einer Verwaltung<br />
werden durch genau einen Prozess beschrieben. Prozesse können in unterschiedliche<br />
Ordnungshierarchien eines definierten Prozesskataloges einsortiert werden. Jeder Prozess<br />
kann sich aus mehreren Teilprozessen zusammensetzen, wobei jeder Teilprozess die<br />
Durchführung einer sachlich abgeschlossenen Teilaufgabe in einem abgegrenzten organisatorischen<br />
Bereich darstellt. Zur Bildung von Teilprozessen werden vordefinierte, allgemein<br />
gültige Prozessbausteine verwendet. Prozessbausteine können durch Ausfüllen ihrer zugehörigen<br />
Attribute detaillierter beschrieben werden.<br />
An die Prozessbausteine werden sowohl die ausführenden Organisationseinheiten, die notwendigen<br />
Ressourcen als auch die verwendeten und produzierten Geschäftsobjekte annotiert.<br />
Sollten spezielle Eigenschaften einer Leistung unterschiedliche Prozessabläufe zur Folge<br />
haben, so können Varianten von Teilprozessen gebildet werden. Eventuell bereits vorhandene<br />
Referenzprozesse können den Modellierer bei der Konstruktion der Modelle unterstützen.<br />
18 Leitfaden zur Prozessanalyse
3 Vorgehensmodell<br />
Die Durchführung einer Prozessanalyse hat nach vorher festgelegten Schritten zu erfolgen.<br />
Im Folgenden ist ein Vorgehensmodell dargestellt, das auf die öffentliche Verwaltung und die<br />
PICTURE-Methode zugeschnitten ist. Es ist zur konkreten Projektdefinition, zur Planung der<br />
Arbeitsschritte und zur Rollenverteilung heranzuziehen und dabei an das jeweilige Modellierungsvorhaben<br />
anzupassen.<br />
Im Rahmen des Projektmanagements werden als Phasen die Vorbereitung der Modellierung,<br />
die Modellierung selbst sowie die Nutzung der Projektlandschaft unterschieden. Es folgt eine<br />
Phase der kontinuierlichen Pflege der erhobenen Prozesslandschaft. Die generellen Aufgaben<br />
des Projektmanagements, z. B. Koordination der Beteiligten, Organisation von Projekttreffen<br />
und Bereitstellen von Ressourcen, begleiten diese Phasen (vgl. Abbildung 8).<br />
Abbildung 8: Vorgehensmodell der PICTURE-Methode 5<br />
5 Becker, J., Algermissen, L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et al. 2007, S. 201.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 19
Im Rahmen der Modellierungsvorbereitung (Phase 1) sind zunächst auf Basis der Projektziele<br />
die konkreten Informationsbedarfe festzulegen, die zur Erreichung der Ziele und Teilziele<br />
notwendig sind. Mithilfe der explizierten Informationsbedarfe kann im nächsten Schritt die<br />
PICTURE-Methode angepasst werden. Zur Modellierungsvorbereitung gehört außerdem die<br />
Information aller beteiligten Mitarbeiter, um das Feld für die Modellierungsphase zu ebnen.<br />
In der Modellierungsphase (Phase 2) müssen zuerst die zu erfassenden Prozesse identifiziert<br />
werden. Dieser Schritt ist angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Prozesse und oft<br />
fehlender Transparenz von hoher Wichtigkeit, um im Weiteren zielführend vorgehen zu können.<br />
Je nach Anzahl und organisatorischer Verankerung der Prozesse ist in einem nächsten<br />
Schritt zu entscheiden, auf welche Art und Weise und mit welchen Ressourcen die Prozesse<br />
erfasst werden sollen. Die Erfassung der Prozesse selbst macht dabei den Großteil der Arbeit<br />
aus, die sich jedoch durch eine entsprechend systematische Planung in den vorhergehenden<br />
Phasen begrenzen lässt. Nach der Prozesserfassung sind die Modellierungsergebnisse<br />
abschließend zu überarbeiten, zu konsolidieren und die Qualität ist zu sichern. Am Ende<br />
der Modellierungsphase liegen die gesammelten Prozessmodelle vor und werden im Folgenden<br />
als Prozesslandschaft bezeichnet.<br />
Zu Beginn der Nutzungsphase (Phase 3) steht die Auswertung der Prozesslandschaft, bei<br />
der es darum geht, die in den Prozessen vorhandenen Potenziale aufzudecken und nutzbar<br />
zu machen. Im Rahmen der Prozessgestaltung werden die Prozesslandschaft und die aus<br />
ihr abgeleiteten Informationen verwendet, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und<br />
Reorganisationsmaßnahmen zu initiieren. Die Prozesslandschaft als Prozessdokumentation<br />
kann im Folgenden auch für die Aufbereitung eines Pflichtenhefts zur Softwareauswahl oder<br />
als Kommunikations- und Diskussionsgrundlage für die Umgestaltung der Ablauf- und Aufbauorganisation<br />
verwendet werden. Die Prozessmodelle können weiterhin für die Umsetzung<br />
von Qualitätsmanagementvorhaben verwendet werden.<br />
Wichtig ist, dass nach Abschluss des eigentlichen Prozessmodellierungsprojekts die Prozessbetrachtung<br />
nicht aus dem Fokus gerät. Eine für das kontinuierliche Prozessmanagement<br />
zuständige Organisationseinheit hat die Prozessverbesserung (Phase 4) selbst als<br />
Prozess zu begreifen, der zu einer integralen Aufgabe des operativen und strategischen<br />
Verwaltungsmanagements werden muss.<br />
Im Folgenden werden die einzelnen Phasen genauer erläutert und es wird auf eventuelle<br />
Besonderheiten gegenüber vergleichbaren Vorgehensmodellen hingewiesen.<br />
3.1 Projektmanagement<br />
Ein Prozessmodellierungsprojekt benötigt eine für die Projektlaufzeit geltende, auf das Projekt<br />
und die Rahmenbedingungen zugeschnittene Organisationsform, die orthogonal zur eigentlichen<br />
Verwaltungsorganisation steht. Aufgabe des Projektmanagements ist es, Wissen<br />
20 Leitfaden zur Prozessanalyse
über innerbehördliche Aufgaben mit Wissen über die PICTURE-Methode zusammenzubringen.<br />
Die Verwaltungsführung setzt zunächst einen Projektleiter ein, dessen wichtigste Aufgaben<br />
das Auflösen von Ängsten, Vorbehalten und Widerständen ist. Ein Projektlenkungsausschuss<br />
(PLA) trifft Entscheidungen aufgrund der Vorlagen des Projektleiters. Er setzt sich<br />
zusammen aus Mitgliedern der Verwaltungsführung und Mitarbeitern, die die veränderten<br />
Prozesse später zu verantworten haben. Eine wichtige Aufgabe des PLA ist die Fortschrittskontrolle<br />
während des Projekts.<br />
Das Projektteam wird vom Projektleiter in Absprache mit dem PLA zusammengestellt; dabei<br />
ist ein Mittelweg zu finden zwischen möglichst vielen Mitarbeiter für eine gute Integration und<br />
einem kleinen Team für produktives Arbeiten. Die frühzeitige Findung von Prozessverantwortlichen<br />
und Integration dieser ins Kernteam sichert die spätere Umsetzbarkeit und Wirksamkeit<br />
der angestrebten Maßnahmen.<br />
Während der gesamten Projektlaufzeit ist ein begleitendes Controlling durchzuführen, bei<br />
dem z. B. routinemäßig in kurzen Abständen der Fortschritt in Bezug auf die gesetzten Ziele<br />
geprüft wird. So können Reibungsverluste minimiert, Kosten gesenkt und die Zielorientierung<br />
unterstützt werden.<br />
Das Projektcontrolling hat grundsätzlich die Aufgabe, im Rahmen des Projekts auftretende<br />
Effekte unter dem Blickwinkel der Wirtschaftlichkeit zu beurteilen. Die damit verbundenen<br />
Mehraufwendungen dürfen kein grundlegender Hinderungsgrund sein.<br />
3.2 Phase 1: Vorbereitung der Modellierung<br />
3.2.1 Informationsbedarfe festlegen<br />
Die Bedeutung der Zieldefinition wurde bereits geschildert; mit der PICTURE-Methode können<br />
genau die Informationen beschafft bzw. zusammengestellt werden, die zur Erreichung<br />
der Ziele notwendig sind. Somit ist die Spezifikation dieser Informationen im Rahmen der<br />
Modellierungsvorbereitung von zentraler Bedeutung.<br />
In einem ersten Schritt müssen daher die einzelnen Ziele mit konkreten Informationsbedarfen<br />
hinterlegt werden. Dies entspricht einer Verfeinerung der bereits spezifizierten Ziele. Die<br />
Erarbeitung von Fragestellungen zur Zielerreichung ist dabei ein geeignetes Mittel zur Beurteilung<br />
der Effektivität.<br />
Die Beantwortung bzw. Erfüllung dieser Informationsbedarfe erfolgt dann mit der PICTURE-<br />
Prozessplattform, indem die einzelnen Modellelemente, insbesondere die Prozessbausteine<br />
und ihre Attribute, so angepasst werden, dass genau die relevanten Informationen erfasst<br />
werden.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 21
Als Ergebnis dieses Vorbereitungsschrittes sollten somit die Projektziele durch konkrete Fragestellungen<br />
bzw. Informationsbedarfe spezifiziert worden und die Attribute bekannt sein, die<br />
notwendig sind, um die Fragestellungen beantworten zu können.<br />
Je nach Zielsetzung ist es sinnvoll, die Informationsbedarfe frühzeitig mit dem Personalrat<br />
abzustimmen. So können kritische Fragestellungen von vorherein ausgeschlossen und Konfliktpotenzial<br />
vermieden werden.<br />
3.2.2 Methode konfigurieren<br />
Um die PICTURE-Methode zur Erreichung eines konkreten Modellierungsziels zu verwenden,<br />
sind projektspezifische Modellierungskonventionen zu erarbeiten und die PICTURE-<br />
Prozessplattform anzupassen. Die Modellierungskonventionen regeln, was modelliert wird<br />
(Gegenstand), wie modelliert wird (Ablauf) und wer modelliert (Rollen der Modellierung).<br />
Dabei kann der Gegenstand der Modellierung größtenteils aus den Modellierungszielen abgeleitet<br />
werden. Gegebenenfalls kann bei einzelnen Modellierungskonventionen eine Unterscheidung<br />
zwischen Muss- und Kann-Attributen getroffen werden, um den Pflegeaufwand im<br />
Vorfeld begrenzen zu können. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, Attribute zur Erleichterung<br />
des Projektmanagements einzuführen.<br />
Der Modellierungsablauf beschreibt im Wesentlichen die Verwendung von Softwarewerkzeugen<br />
sowie Verfahren und Regelungen zur Unterstützung des Modellierungsprojekts aus<br />
technischer bzw. organisatorischer Sicht. Zentral ist außerdem die Einführung organisatorischer<br />
Regeln zur Einhaltung der Konformität der erstellten Modelle zu den vorgegebenen<br />
Modellierungskonventionen. Ergänzend dazu ist ggf. die Erstellung von Vorlagen für Textdokumente<br />
oder Präsentationen erforderlich, die für die begleitende Dokumentation im Projekt<br />
verwendet werden.<br />
Wesentlich für die adäquate Vorbereitung eines Modellierungsvorhabens ist die Festlegung<br />
von Verantwortlichkeiten und Prozessen im Rahmen der Modellerstellung und -wartung.<br />
Zentrale Bedeutung ist hierbei dem Modellierer, dem Werkzeug-Administrator und dem Methodenexperten<br />
beizumessen.<br />
3.2.3 Information der Projektbeteiligten (Mitarbeiter)<br />
Vor Beginn der Modellierungstätigkeiten sind alle beteiligten Mitarbeiter, im Idealfall sogar<br />
sämtliche Mitarbeiter, über das Projekt zu informieren. Sobald das Projektteam feststeht und<br />
Verwaltungsführung und Personalrat das Projekt freigegeben haben, sollten die Leiter der<br />
betroffenen Organisationseinheiten in einem ersten Schritt im Rahmen einer Auftaktveranstaltung<br />
(„Kick-Off“) über das Projekt, die Ziele sowie die angewendeten Verfahren und Methoden<br />
informiert werden. Im Anschluss sind im nächsten Schritt die beteiligten Mitarbeiter in<br />
den jeweiligen Organisationseinheiten zu informieren. Im dritten Schritt kann eine Projektbeschreibung<br />
an alle Mitarbeiter der Verwaltung verteilt werden. Dieses Vorgehen beugt<br />
22 Leitfaden zur Prozessanalyse
Falschinformation und Intransparenz vor, nimmt aber gleichzeitig Rücksicht auf die hierarchischen<br />
Informationswege in der Verwaltung.<br />
Projektbegleitend muss für eine kontinuierliche Informationsversorgung aller Betroffenen<br />
gesorgt werden, z. B. durch Präsentation von Zwischenergebnissen und Fortschrittsberichten.<br />
Dies kann beispielsweise über Newsletter, Groupwarestrukturen oder Intranet-Seiten<br />
erreicht werden.<br />
3.3 Phase 2: Modellierung der Prozesslandschaft<br />
3.3.1 Prozesse identifizieren<br />
Am Anfang der Modellierung einer Prozesslandschaft steht in der Regel die Zerlegung des<br />
betrachteten Bereichs in relevante Teilbereiche. In der Verwaltung sind dies oft eine funktions-<br />
und eine produktorientierte Teilbereiche (wie z. B. der Bereich Beschaffung oder der<br />
Bereich Strahlenschutz aus dem <strong>Dez</strong>ernat Technischer <strong>Arbeitsschutz</strong>). Aus einer solchen<br />
Zerlegung lassen sich direkt die relevanten Fachexperten ableiten, die zur Bildung der Modellierungsteams<br />
herangezogen werden sollten. Bei komplexen Prozessen, die gemeinsam<br />
von verschiedenen Organisationseinheiten erbracht werden, kann es sich jedoch auch als<br />
sinnvoll erweisen, eine daran orientierte Zerlegung anzustreben.<br />
Im zweiten Schritt sind die zu erfassenden Prozesse zu identifizieren. Dabei soll ein Prozesskatalog<br />
entstehen, der nach und nach mit konkreten Modellen gefüllt wird. Als Informationsquellen<br />
lassen sich dabei z. B. vorhandene Organisationshandbücher, Produktbücher,<br />
Anwendungssystemdokumentationen, Formulare, Dokumente und die gesetzlichen Vorschriften<br />
verwenden. Von zentraler Bedeutung ist das in Interviews zu erfassende Fachwissen<br />
von Experten, da nur diese Auskunft über die tatsächlichen Verhältnisse in der Verwaltung<br />
geben können.<br />
Die potenziell relevanten Prozesse sind zunächst rudimentär, einschließlich verschiedener<br />
charakteristischer Merkmale, zu erfassen und dienen so als Basis für die spätere Prozessmodellierung.<br />
3.3.2 Auswahl von Erfassungsszenarien<br />
Je nach Größe der zu untersuchenden Organisationseinheiten kommen verschiedene Erfassungsszenarien<br />
in Betracht, z. B. in Form von Interviews oder Workshops. Diese werden in<br />
Abschnitt 6.2 weiter erläutert.<br />
3.3.3 Aufbau von Methodenkompetenz<br />
Vor Beginn der Prozesserfassung sind motivierende Schulungen der Projektteilnehmer erforderlich.<br />
Die Mitarbeiter der Fach<strong>abteilungen</strong> sind mit der PICTURE-Methode in der Regel<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 23
nicht vertraut. Eine einführende Schulung der Projektteilnehmer ist für die Akzeptanz der<br />
gewählten Darstellungsmittel von großer Bedeutung. Dabei stehen die Methodenschulung,<br />
bei der relativ viele Mitarbeiter gleichzeitig über die Methode informiert werden können, und<br />
die Multiplikatoren-Schulung, die stärker ins Detail gehen kann, als Schulungstypen zur Verfügung.<br />
3.3.4 Erfassung der Prozesse<br />
Die Prozesserfassung erfolgt entsprechend den festgelegten Erfassungsszenarien. Hierbei<br />
werden der Ablauf des Prozesses und die angrenzenden Sichten inhaltlich ausgefüllt. Je<br />
nach Erfassungsszenario kann dies auf einem unterschiedlichen Detaillierungsniveau geschehen.<br />
In der Regel wird die Prozesserfassung in Form von Interviews durchgeführt.<br />
3.3.5 Konsolidierung der Prozesse<br />
Die mit dem Interviewleitfaden erhobenen Prozesse werden hinsichtlich fehlender und unschlüssiger<br />
Angaben untersucht. Diese Aspekte werden dem Interviewpartner zurückgespielt<br />
und somit validiert. Die zurückgespielten Angaben werden hinsichtlich ihrer Verwendung für<br />
die Prozessmodellierung und die Projektzielsetzung überprüft. In dieser Phase wird für die<br />
Projektziele und Prozessmodellierung fokussierte Grundlage erarbeitet.<br />
3.4 Phase 3: Nutzung der Prozesslandschaft<br />
Sobald die Prozesslandschaft, d.h. die Gesamtheit der Prozesse, erfasst und konsolidiert<br />
worden ist, kann sie entsprechend der Ziele des Modellierungsprojekts genutzt bzw. ausgewertet<br />
werden. Im Wesentlichen können dabei vier verschiedene Verwendungsarten unterschieden<br />
werden, die im Folgenden knapp erläutert werden.<br />
3.4.1 Bereitstellung der Prozessmodelle<br />
Bei der direkten Nutzung sind die Ziele des Modellierungsprojekts mit Abschluss der Modellierung<br />
größtenteils erreicht: die Inhalte der erarbeiteten Prozessmodelle stellen die Projektziele<br />
dar. Sie können z. B. zur Organisationsdokumentation für Mitarbeiterschulungen oder<br />
Wissensmanagement genutzt werden. Gleiches gilt bei der Bereitstellung für Externe oder<br />
zur Integration in ein verwaltungsübergreifendes Prozessregister. In diesen Fällen ist die<br />
Aktualität der Prozessinformation von hoher Bedeutung und fordert einen kontinuierlichen<br />
Pflegeprozess, der sich in der letzten Projektphase anschließt.<br />
3.4.2 Analyse und Auswertung der Prozessmodelle<br />
Bei der Zustandsauswertung werden zumeist Zähl- und Sortieroperationen auf den erfassten<br />
Prozessen und Attributen ausgeführt, die Hinweise auf mögliche Schwachstellen liefern können.<br />
Betrachtet werden zum Beispiel die Menge der Prozesse, in denen Zahlungen durchge-<br />
24 Leitfaden zur Prozessanalyse
führt werden, die Anzahl der gedruckten Seiten pro Fachbereich, die Häufigkeit von Antrags-,<br />
Genehmigungs-, Auskunftsverfahren etc., die Listung von Prozessen mit Medienbrüchen<br />
oder organisatorischen Schnittstellen.<br />
3.4.3 Gestaltung der Prozesslandschaft<br />
Die Prozesslandschaft kann als Grundlage verwendet werden, um die potenziellen Auswirkungen<br />
bestimmter Reorganisationsmaßnahmen im Vorfeld grob zu bestimmen und als Entscheidungsunterstützung<br />
heranzuziehen. So lässt sich an den aufgenommenen Prozessen<br />
ablesen, welche Bereiche von einer Änderung z. B. bei der Zahlungsabwicklung betroffen<br />
wären.<br />
Die Erfolgsmessung von Reorganisationsmaßnahmen auf Grundlage der PICTURE-Methode<br />
wird durchgeführt, indem ein Vergleich von zwei Zustandsauswertungen vor bzw. nach der<br />
Reorganisationsmaßnahme durchgeführt wird. Ein entsprechendes Wertgerüst vorausgesetzt,<br />
lässt sich der monetäre Erfolg einer durchgeführten Maßnahme transparent machen<br />
und besser beurteilen, als dies mit klassischen Verfahren möglich ist.<br />
3.5 Phase 4: Kontinuierliche Pflege der Prozesslandschaft<br />
Nach der Durchführung von Prozessmodellierungsprojekten und den daraus abgeleiteten<br />
Reorganisationsmaßnahmen ist die Fortsetzung in einem dauerhaft institutionell verankerten<br />
und systematischen Prozessmanagement jeder Organisation nahezulegen. Gründe für die<br />
kontinuierliche Auseinandersetzung mit den erfassten Verwaltungsprozessen liegen in der<br />
Dynamik der Rahmenbedingungen, der evolutionären Umsetzung von Reorganisationsmaßnahmen<br />
sowie wechselnden Zielsetzungen in der Prozessgestaltung.<br />
Mit der abgeschlossenen, erstmaligen Durchführung eines Modellierungsprojekts auf Basis<br />
der PICTURE-Methode sind bereits die notwendigen Voraussetzungen für ein wirkungsvolles<br />
und kontinuierliches Prozessmanagement gegeben. Die fortlaufende Erhebung von Kennzahlen<br />
und Ausnahmedaten gibt Hinweise auf Veränderungen in der Prozessstruktur. Insbesondere<br />
können den Prozessen Daten aus der Kosten- und Leistungsrechnung hinterlegt<br />
werden. Dem Prozess oder der damit verbundenen Leistung sind Kosten des Kostenträgers<br />
zu hinterlegen. Bei vorhandener Prozesskostenrechnung den Bausteinen eines Prozesses<br />
sowohl der relevante Kostentreiber als auch Verrechnungssätze hinterlegt werden. Ebenso<br />
können die für die Prozesskostenrechnung relevanten leistungsmengeninduzierte und leistungsmengenneutrale<br />
Kosten hinterlegt werden. Die Auswertung von Daten aus laufenden<br />
Prozessen in regelmäßigen Abständen macht bestehende oder sich entwickelnde Abweichungen<br />
vom Soll erkennbar. Sind solche Abweichungen auf geänderte Rahmenbedingungen<br />
zurückzuführen, so müssen ggf. die ursprünglich formulierten Ziele überdacht und angepasst<br />
werden. Sich ergebender Änderungsbedarf ist nun im Rahmen einer (Neu-<br />
)Modellierung so umzusetzen, dass er mit dem neuen Soll-Zustand in Einklang gebracht<br />
wird. Abschließend beginnt der Zyklus der kontinuierlichen Verbesserung von Neuem.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 25
Während des gesamten Verbesserungsprozesses ist es wichtig, dass die verschiedenen<br />
Rollen – Prozessverantwortlicher, Prozesseigentümer und Prozessmanager – entsprechend<br />
ihren Aufgaben aktiv werden und kooperieren. Die Besetzung der Rolle des Prozessverantwortlichen<br />
und -managers kann oft fortführend aus dem ursprünglichen Modellierungsteam<br />
übernommen werden.<br />
26 Leitfaden zur Prozessanalyse
4 Projektziele und Projektorganisation<br />
4.1 Festlegung der Projektziele<br />
Für die Durchführung eines erfolgreichen Projektes ist die Definition der Projektziele als<br />
Grundlage sämtlicher Planungs-, Kontroll- und Steuerungsaktivitäten ein entscheidender<br />
Erfolgsfaktor. Sie sind daher festzulegen und zu operationalisieren, um für die sich anschließenden<br />
Phasen Grundlage für alle Entscheidungen zu sein.<br />
Grundsätzlich lassen sich mit Prozessmodellierung verschiedene Ziele verfolgen. Es lassen<br />
sich zwar prinzipiell auch mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen, allerdings ist zu beachten,<br />
dass unterschiedliche Ziele interdependent sind und teilweise sogar einander widersprechende<br />
Informationsbedarfe beinhalten. Daher ist es notwendig, vor Beginn eines Projektes<br />
die zu verfolgenden Ziele klar zu nennen und untereinander zu priorisieren. Auch wenn Projekte<br />
meist zu einem konkreten Zweck aufgesetzt werden, wie zum Beispiel zur Vereinheitlichung<br />
der Prozessdurchführung an den verschiedenen Standorten einer Dienststelle oder<br />
Verwaltung, so kann und sollte zu Beginn eines Prozessmanagementprojektes grundsätzlich<br />
Transparenz über alle verfolgten Ziele geschaffen werden, um Missverständnisse und damit<br />
verbundene Widerstände zu reduzieren.<br />
In Abbildung 9 sind die durch das LIGA.NRW und die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung NRW vorgegebenen,<br />
anwendbaren Ziele in Form einer sog. Mindmap dargestellt. Die Ziele sind hierarchisch<br />
aufgeschlüsselt, um ihre innere Logik und ihre Zusammenhänge darzustellen. Es lassen<br />
sich insgesamt vier verschiedene Gruppen von Zielen unterscheiden. Die in der Übersicht<br />
mit (1) gekennzeichneten Ziele stellen Mindestziele dar, die in jedem Prozessmanagementprojekt<br />
einzubeziehen sind.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 27
Abbildung 9: Ziele der Prozesserfassung für die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung NRW<br />
28 Leitfaden zur Prozessanalyse
■ Wirtschaftlichkeit<br />
o Effizienz- und Effektivitätspotenziale erheben<br />
Es gibt eine Reihe von regelmäßig wiederkehrenden Merkmalen in einem Prozessablauf,<br />
die auf Schwachstellen und damit auch auf Rationalisierungspotenzial<br />
hindeuten. Dazu gehören z. B. Doppelarbeiten oder Medienbrüche. Das Beheben<br />
dieser Schwachstellen kann signifikante Kosten- und Qualitätsverbesserungen<br />
ermöglichen.<br />
o Optimierung des Ressourceneinsatzes<br />
Bei der täglichen Arbeit greifen Verwaltungsmitarbeiter auf eine Reihe von Ressourcen<br />
zu, seien es Software, Hardware oder Sekundärinformationen z. B. in<br />
Form von Nachschlagewerken und Zeitschriftenabonnements. Häufig werden<br />
Ressourcen nicht genügend ausgelastet (z. B. bei Vorhaltung mehrerer Etagendrucker),<br />
sind redundant vorhanden (verschiedene Abonnements der gleichen<br />
Zeitschriften in unterschiedlichen Ämtern) bzw. werden bestimmte Skaleneffekte<br />
nicht ausgeschöpft (bspw. bei mehrfach beschafften Softwarelizenzen). Die Optimierung<br />
des Ressourceneinsatzes kann zu signifikanten Kosteneinsparungen<br />
beitragen.<br />
o Aufgabenkritik<br />
Im Rahmen der Aufgabenkritik sollte bei jeder Dienstleistung die Frage gestellt<br />
werden, warum sie erbracht wird. Dienstleistungen, die keinen Kunden haben,<br />
können abgeschafft werden. Bei freiwillig erbrachten Leistungen kann entschieden<br />
werden, ob sie im gleichen Ausmaß weiterhin erbracht werden können/sollen<br />
oder eingeschränkt bzw. ganz abgeschafft werden sollten. Die einzelnen Aktivitäten<br />
zur Erbringung einer Dienstleistung können mit gleicher Fragestellung untersucht<br />
werden, oft verstecken sich darin unnötige Blindleistungen.<br />
o Bessere Prozesssteuerung<br />
Mit Steuerungsaufwand ist diejenige Zeit der Führungskräfte gemeint, die zur<br />
Steuerung, Überwachung und Qualitätssicherung der Dienstleistungserbringung<br />
der ihnen unterstellten Abteilung anfällt. Der Steuerungsaufwand ist umso höher,<br />
je stärker die Führungskraft in das operative Tagesgeschäft (z. B. durch Sichtung<br />
aller eingehenden Vorgänge, Abzeichnung aller ausgehenden Vorgänge) eingebunden<br />
ist. Eine systematische Analyse ist notwendig, um die Arbeitsbelastung<br />
von Führungskräften zu reduzieren, ohne Qualitätseinbußen in der Aufgabenerfüllung<br />
befürchten zu müssen (beispielsweise durch Vorfilterung bestimmter Fallakten<br />
durch die Poststelle).<br />
o Prozesskosten identifizieren<br />
Personal- und Sachmittelbudgets werden im Rahmen des neuen Steuerungsmodells<br />
häufig bereits dezentral gebildet. Auch mit Hilfe einer Kostenrechnung stehen<br />
Verwaltungen vor dem Problem, angesichts der hohen Gemeinkosten (größtenteils<br />
Personalkosten) innerhalb der einzelnen Budgetbereiche nur noch schwer<br />
steuern zu können. Vor allem die Identifikation von besonders kostenintensiven<br />
Dienstleistungen ist nicht möglich. Mit Hilfe einer Prozesskostenrechnung lässt<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 29
sich die Frage beantworten, wie viel die Erbringung einer einzelnen Dienstleistung<br />
kostet (z. B. die Erteilung einer Melderegisterauskunft). Mit Hilfe dieser Informationen<br />
wird die Steuerung stark vereinfacht und transparent.<br />
■ Service und Qualität<br />
o Beschleunigung von Prozessen<br />
Die Durchlaufzeit von Prozessen richtet sich neben der reinen Bearbeitungszeit<br />
vor allem nach den anfallenden Transport- und Liegezeiten. Häufig kann in diesen<br />
Bereichen eine Verbesserung und damit ein erhöhter Kundennutzen erzielt werden,<br />
ohne zwingend Kosten zu verursachen. Es gilt, die jeweiligen Einflussgrößen<br />
auf die Durchlaufzeiten transparent zu machen, um sie dann entsprechend verändern<br />
zu können.<br />
o Kundenorientierung<br />
Viele Kunden würden auch lange Bearbeitungszeiten von Anträgen akzeptieren,<br />
sofern ihnen der Grund und der aktuelle Bearbeitungsstatus klar sind. Fehlende<br />
Transparenz aus Kundensicht führt zu Unzufriedenheit, Vorurteilen („die tun ja<br />
nichts“) und ggf. häufigen Rückfragen an Verwaltungsstellen, die den Prozess bereits<br />
bzw. noch gar nicht bearbeitet haben. Die Schaffung von Transparenz kann<br />
selbst bei gleichbleibender Bearbeitungszeit für zufriedenere Kunden und weniger<br />
Rückfragen sorgen.<br />
o Schnittstellentransparenz<br />
Verschiedene Dienstleistungen können einerseits einen Kontakt mit mehreren<br />
Verwaltungseinheiten erfordern. Andererseits kann es auch Dienstleistungen geben,<br />
in deren Verlauf der Erbringung eine starke Interaktion mit dem Kunden entsteht.<br />
Eine Verringerung bzw. Bündelung der Schnittstellen kann zur Qualitätsverbesserung,<br />
Beschleunigung und Senkung der Bearbeitungskosten beitragen.<br />
Viele Kontaktwege zur Verwaltung (z. B. Post) sind langfristig gewachsen. Allerdings<br />
haben bestimmte neue Zugangswege Vorteile gegenüber der klassischen<br />
Vorgehensweise (E-Mail ist z. B. schneller als Post und liegt bereits elektronisch<br />
zur Weiterverarbeitung vor). Bei bestimmten Dienstleistungen kann die Schaffung<br />
neuer Zugangswege sinnvoll sein, bei anderen nicht. Dies gilt es zu klären und<br />
unter Kosten- und Qualitätsgesichtspunkten anzupassen.<br />
o Effizientere Öffentlichkeitsarbeit<br />
In verschiedenen Bereichen einer Behörde fallen „publikationswürdige“ Informationen<br />
an. Im Bereich Marktüberwachung sind dies beispielsweise Warnungen vor<br />
besonders gefährlichen Produktmängeln. Darüber hinaus gibt es allgemeine Informationen<br />
über jede Dienstleistung, die im Internet verfügbar sein sollte. Eine<br />
Identifikation und Klassifizierung dieser Informationsquellen kann helfen, die redaktionellen<br />
Prozesse einer Behörde zu verbessern und damit zu einer effizienteren<br />
Öffentlichkeitsarbeit beitragen.<br />
30 Leitfaden zur Prozessanalyse
o<br />
o<br />
o<br />
Risikomanagement<br />
Der Bereich Risikomanagement wird auch in der öffentlichen Verwaltung zunehmend<br />
wichtiger. Bestimmte Entscheidungen in einzelnen Prozessen können mit<br />
hohen Risiken verbunden sein (bspw. die Genehmigung eines Giftmülltransportes).<br />
Es ist lohnenswert, diese kritischen Entscheidungen und die dazugehörigen<br />
Prozesse zu identifizieren, um entsprechend darauf reagieren und Risiken minimieren<br />
zu können.<br />
Einheitliche Verwaltungspraxis<br />
Aufgrund verschiedener örtlichen Zuständigkeiten der einzelnen Verwaltungen ist<br />
die Sicherstellung einer einheitlichen Verwaltungspraxis eine wichtige Aufgabe.<br />
Diese kann nur durch eine vergleichende Darstellung der verschiedenen Verwaltungsprozesse<br />
erfolgen. Diese sollten in den verschiedenen Standorten – insoweit<br />
örtliche und sachliche Erwägungen dem nicht entgegenstehen – vereinheitlicht<br />
werden. Insbesondere ist eine gleichartige Rechtsauslegung zu gewährleisten.<br />
Hierzu sind im Rahmen des Prozessmanagement diejenigen Entscheidungen<br />
zu identifizieren, in deren Rahmen ein hoher Entscheidungsspielraum gegeben<br />
ist.<br />
Wirkung des Prozesses<br />
Es ist zu überprüfen, ob Prozesse die von ihnen verfolgten Ziele erreichen bzw.<br />
diese überhaupt erreichen können. Ist dies nicht der Fall, ist zu erwägen, ob die<br />
Prozesse in irgendeiner Form wirkungsvoller gestaltet werden können. Andernfalls<br />
sind sie – soweit dies rechtlich möglich ist – nicht mehr durchzuführen.<br />
■ Organisation<br />
o Identifikation externer Prozessbeteiligter<br />
Selbst wenn sie wollte, kann eine Behörde nicht alle Geschäftsprozesse beliebig<br />
umgestalten und optimieren, da häufig externe unabhängige Organisationen an<br />
der Prozesserbringung beteiligt sind (z. B. Feuerwehr bei Baugenehmigungen).<br />
Es ist lohnenswert, diese externen Beteiligten zu erfassen und zu systematisieren,<br />
um ggf. auch auf diese gezielt Einfluss nehmen zu können (z. B. durch die<br />
Vereinbarung einer elektronischen Antragsannahme oder die Nutzung einer virtuellen<br />
Poststelle).<br />
o Kontinuierliches Prozessmanagement<br />
Häufig werden Prozesse mit hohem Aufwand erfasst, für die Lösung einer Fragestellung<br />
herangezogen und dann nicht mehr aktualisiert, sodass diese schnell<br />
veralten und nicht mehr nutzbar sind. Ein kontinuierliches Prozessmanagement<br />
sorgt durch klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten sowie passende Mechanismen<br />
dafür, dass die Prozesslandschaft als dynamisches System verstanden<br />
und dauerhaft gepflegt wird. Dadurch kann das Wissen auch für die Lösung<br />
zukünftiger Fragestellungen herangezogen werden, ohne dass eine komplette<br />
Neuerfassung erforderlich wird.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 31
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Prozessdokumentation<br />
Während fast jede Verwaltung über Organigramme verfügt, welche vergleichsweise<br />
einfach zu erstellen sind und sich im Zeitablauf nur geringfügig ändern,<br />
besitzen nur wenige Verwaltungen eine aktuelle Beschreibung ihrer Prozesse.<br />
Die Prozessdokumentation verfolgt die Zielsetzung, die Transparenz über die<br />
Prozesse zu erhöhen, um dadurch die Kommunikation über diese Prozesse (z. B.<br />
innerhalb der Mitarbeiterschulung) in ihrer Effizienz zu steigern. Weiterhin sollen<br />
die Verfügbarkeit und der Umfang der Dokumentation der aktuellen Organisation<br />
erhöht werden, welche beispielsweise in Stellenbeschreibungen Eingang finden<br />
kann.<br />
Qualitätsmanagement und Zertifizierungen<br />
In vielen Fällen ist die Dokumentation und Optimierung von Prozessen Bestandteil<br />
der Voraussetzungen für Zertifizierungen. Eine prozessorientierte Beschreibung<br />
der Organisation kann Grundlage für sogenannte Organisationshandbücher<br />
sein.<br />
Reorganisationsvorhaben<br />
Häufig orientiert sich die Ablauforganisation in öffentlichen Verwaltungen noch an<br />
der Aufbauorganisation. Viele Projekte zielen darauf ab, die Aufbauorganisation<br />
stärker an den Prozessen auszurichten, um so eine ganzheitliche Sachbearbeitung<br />
zu ermöglichen sowie Durchlaufzeiten und Schnittstellen zu reduzieren.<br />
Wissensmanagement<br />
Wissensmanagement verfolgt das Ziel, die Transparenz über die Ressource Wissen<br />
zu erhöhen, um auf dieser Basis die Prozesse der Identifikation, der Beschaffung,<br />
der Aufbereitung sowie der Nutzung und der Verteilung von Wissen zu verbessern.<br />
Im Rahmen der Prozessmodellierung kann Wissensmanagement betrieben werden,<br />
indem einzelne Prozessmodelle um für die Durchführung relevantes Wissen<br />
angereichert werden. Im Bereich der Personalentwicklung fallen verschiedene<br />
Aufgaben an. Die Stellenbeschreibung als eine davon lässt sich sehr gut aus einer<br />
existierenden Prozessbeschreibung ableiten und über ein kontinuierliches<br />
Prozessmanagement dauerhaft aktuell halten. Es lassen sich auch Kompetenzprofile/Qualifikationsstandards<br />
hinterlegen (z. B. welche Kompetenz zum Treffen<br />
einer bestimmten Entscheidung vorhanden sein muss), die bei der Neubesetzung<br />
von Stellen oder auch im Rahmen von „Job Enrichment“ sowie der Planung von<br />
Schulungsmaßnahmen verwendet werden können.<br />
Produktbildung<br />
Im Rahmen des Neuen Steuerungsmodells hat in vielen Behörden bereits die<br />
Produktbildung eingesetzt. Produkte aggregieren verschiedene Leistungen, um<br />
diese besser steuerbar zu machen. Allerdings werden viele Produkte nach einem<br />
„Top-Down-Ansatz“ gebildet, sodass häufig nicht alle Leistungen bzw. nicht alle<br />
zugehörigen Prozesse einem Produkt zugeordnet sind. Eine systematische „Bot-<br />
32 Leitfaden zur Prozessanalyse
tom-up-Erhebung“ aller Prozesse kann die Produktbildung systematisieren und<br />
führt so zu konsistenteren und besseren Ergebnissen.<br />
■ Informationstechnologie (IT)<br />
o Identifikation des Online-Potenzials und der Online-Fähigkeit<br />
Verwaltungsprozesse weisen einen unterschiedlichen Grad der Online-Fähigkeit<br />
auf. Die Online-Fähigkeit ist z. B. durch gesetzliche Regelungen, die Komplexität<br />
eines Prozesses sowie die Beratungsintensität gekennzeichnet. Das Online-<br />
Potenzial eines Prozesses richtet sich insbesondere nach der Nutzerstruktur und<br />
korrespondiert stark mit der Online-Fähigkeit. Allerdings hat nicht jeder onlinefähige<br />
Prozess auch ein hohes Potenzial zur Online-Realisierung. Vor allem die<br />
Zielgruppe und die zu erwartenden Nutzerzahlen wirken sich stark auf das Potenzial<br />
aus.<br />
o Erstellung eines IT-Bebauungsplans<br />
Ein IT-Bebauungsplan gibt ähnlich einer Prozesslandkarte einen geordneten und<br />
strukturierten Überblick über die IT-Landschaft einer Verwaltung. Er gibt Überblick<br />
über bereits vorhandene Hard- und Software, Fachverfahren, Eigenentwicklungen,<br />
Client- und Serverkomponenten und trägt beispielsweise dazu bei, mögliche<br />
Synergiefelder zu identifizieren bzw. Bereiche zu erkennen, in denen noch keine<br />
IT-Unterstützung gegeben ist.<br />
o Identifikation von Potenzial für Fachverfahren<br />
Nicht alle Prozesse sind bereits mit Hilfe von Fachverfahren (z. B. MESO für das<br />
Meldewesen) unterstützt. Drei Fragen sind interessant: Gibt es Potenzial zur IT-<br />
Unterstützung? Wo liegt das Potenzial? Wie hoch ist das Potenzial? Die Beantwortung<br />
dieser Fragen erleichtert die Formulierung von Ausschreibungen und vor<br />
allem die Beurteilung von Angeboten.<br />
o Identifikation von Potenzial für Querschnittsverfahren<br />
Nur sehr wenige Prozesse sind bereits mit Hilfe von Querschnittsverfahren (z. B.<br />
Workflow-Management-Systemen) unterstützt. Drei Fragen sind interessant: Gibt<br />
es Potenzial zur IT-Unterstützung? Wo liegt das Potenzial? Wie hoch ist das Potenzial?<br />
Die Beantwortung dieser Fragen erleichtert die Formulierung von Ausschreibungen<br />
und vor allem die Beurteilung von Angeboten.<br />
Zur Priorisierung der möglichen Ziele (vgl. Abbildung 9) ist die Durchführung eines sogenannten<br />
Zielworkshops sinnvoll. Als erste vorbereitende Maßnahme für eine spätere erfolgreiche<br />
Modellierung des Untersuchungsgegenstands ist dieser mit den (internen) Auftraggebern<br />
des Projektes, den Führungskräften der zu untersuchenden Bereiche und der Projektleitung<br />
durchzuführen. Zunächst wird eine Priorisierung möglicher Anwendungsfelder vorgenommen;<br />
weiter werden in diesem Workshop die Untersuchungsziele festgelegt. Die Untersuchungsziele<br />
sind gruppiert in die Bereiche Service und Qualität, Wirtschaftlichkeit, Organi-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 33
sation, Informationstechnik. Darüber hinaus werden für die verschiedenen Zielbereiche die<br />
möglichen und gewünschten Ergebnisse und Auswertungen festgelegt, um schon in dieser<br />
frühen Phase Transparenz zu schaffen und einen Konsens über die Inhalte des angestrebten<br />
Projektergebnisses zu erzielen. Dies sichert ein einheitliches Verständnis und ermöglicht<br />
eine einfache Messbarkeit des Projekterfolgs.<br />
Es empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Zunächst sind anhand der obigen Mindmap die verschiedenen<br />
möglichen Ziele zu erläutern. Anschließend ist zu jedem Ziel in einer kurzen Diskussion<br />
die Bedeutung für das aktuelle Projekt zu klären. Hierzu ist eine Priorisierung anhand<br />
der Kategorien 1 (sehr wichtig), 2 (wichtig), 3 (weniger wichtig), 4 (eher unwichtig) und<br />
5 (unwichtig) vorzunehmen. Es ist darauf zu achten, dass die Anzahl der Ziele mit hoher<br />
Priorität in einem überschaubaren Rahmen bleibt. Darüber hinaus ist Einigkeit über die inhaltliche<br />
Bedeutung der Ziele und die daraus abzuleitenden Kennzahlen und Indikatoren, die<br />
erhoben werden sollen, zu schaffen.<br />
4.2 Projektorganisation<br />
Vor dem Start eines jeden Projektes, das sich dem Thema Prozessmanagement und<br />
-modellierung widmet, ist die Bildung einer dem Projekt angemessenen Projektorganisation<br />
vorzunehmen. Es lassen sich drei Kompetenzbereiche identifizieren, die durch das Projektteam<br />
abzudecken sind: 1. Organisationskenntnisse, 2. Fachkenntnisse und 3. Methodenkenntnisse.<br />
Organisationskenntnisse beinhalten die Kenntnis der jeweiligen zu untersuchenden Organisationseinheit(en)<br />
in Bezug auf Aufbau, Ansprechpartner, Aufgabenbereich und sonstige<br />
Besonderheiten. Fachkenntnisse umfassen zusätzlich die (zumindest überblicksartige)<br />
Kenntnis der verschiedenen zu untersuchenden Abläufe und Prozesse. Diese Kenntnisse<br />
überschneiden sich naturgemäß stark mit den Organisationskenntnissen, sodass diese Bereiche<br />
häufig durch dieselbe(n) Person(en) im Projektteam abgedeckt werden können. Methodenkenntnisse<br />
umfassen das Wissen um die eingesetzten Methoden, insbesondere der<br />
PICTURE-Methode und des damit verbundenen Vorgehensmodells. Besteht diese Einigkeit,<br />
so kann das für die Durchführung des Projektes zuständige Projektteam mit der eigentlichen<br />
Planung und Durchführung der Prozesserhebung und Analyse beginnen.<br />
4.2.1 Auswahl des Projektleiters<br />
Der Projektleiter hat die Aufgabe, das laufende Projekt zu leiten. Er ist damit für die Planung<br />
und Durchführung der verschiedenen Phasen des Projektes verantwortlich. Aufgrund der<br />
damit verbundenen Koordinationsaufgaben ist es zweckmäßig, wenn diese Funktion von<br />
einer Person besetzt wird, die über umfangreiche Organisationskenntnisse verfügt. Dem Projektleiter<br />
sind von Seiten der Führungsebene entsprechende Kompetenzen für die Durchführung<br />
des Projektes zu übertragen. Darüber hinaus sollte der Projektleiter über weitgehende<br />
Methodenkenntnisse verfügen, um eine konsequente und einheitliche Anwendung der ver-<br />
34 Leitfaden zur Prozessanalyse
wendeten Methoden sicherstellen zu können. Um einem möglichen Vorwurf von Eigeninteressen<br />
entgegenzuwirken, kann es zweckmäßig sein, wenn Führungskräfte nicht als Leiter<br />
von Projekten, die ihren eigenen Aufgabenbereich direkt betreffen, eingesetzt werden.<br />
4.2.2 Bildung des Projektlenkungsausschuss<br />
Der Projektleiter berichtet an den Projektlenkungsausschuss (PLA), der die aus den Vorlagen<br />
des Projektleiters resultierenden Entscheidungen zu treffen hat. Zum einen gehören ihm<br />
Mitglieder der Leitungsebene an, zum anderen ist die Besetzung mit Mitarbeitern, die später<br />
die veränderten Prozesse verantworten müssen, besonders zweckmäßig. Hier bieten sich<br />
z. B. Mitarbeiter der <strong>Dez</strong>ernatsleitungsebene an. Ebenso wertvoll ist die frühzeitige Einbindung<br />
von Vertretern des Personalrats in den PLA, um die Interessen der Gesamtheit der<br />
Mitarbeiter im Projekt zu berücksichtigen und von vornherein eine transparente Kommunikationsstrategie<br />
zu verfolgen. Der PLA kommt regelmäßig zusammen, überprüft den Projektfortschritt<br />
anhand der gesetzten Meilensteine und entscheidet über die für das Projekt relevanten<br />
Sachentscheidungen.<br />
4.2.3 Auswahl des Projektteams<br />
Das Projektteam wird vom Projektleiter in Absprache mit dem PLA zusammengestellt. Das<br />
Projektteam sollte primär Mitarbeiter mit Methodenkenntnissen umfassen. Eine gewisse Vorkenntnis<br />
des untersuchten Bereichs und der vorhandenen Abläufe erleichtert zwar die Prozesserfassung,<br />
fördert jedoch auch „Betriebsblindheit“. Daher ist es häufig von Vorteil, wenn<br />
die Prozessaufnahme unter Einbeziehung von fachfremden oder externen Mitarbeitern geschieht.<br />
Das Projektteam sollte insgesamt zwar über eine ausreichende personelle Größe<br />
verfügen, allerdings auch so klein wie möglich bleiben, um eine effiziente und schlagkräftige<br />
Projektarbeit zu ermöglichen. Es empfiehlt sich daher, ein Kernteam von wenigen Methodenexperten<br />
zu nutzen, das je nach Bedarf Fachexperten in seine Arbeit mit einbeziehen<br />
kann.<br />
4.2.4 Einbeziehung von Fachexperten<br />
Für die Definition, Erfassung und Analyse von Prozessen ist die Einbeziehung von Mitarbeitern<br />
der Sachbearbeitungsebene unabdingbar. Diese Einbeziehung sollte – um die laufende<br />
Arbeit nicht zu sehr zu belasten – möglichst effizient ablaufen. In der Planungs- und Prozessidentifikationsphase<br />
sind daher Sachbearbeiter und Führungskräfte zu befragen und einzubeziehen,<br />
um eine sachgerechte Durchführung des Projektes sicherzustellen. In der eigentlichen<br />
Projektarbeit sind Fachexperten immer dann in Form von Interviews, Ergebnisabnahmen<br />
und Workshops einzubeziehen, wenn das Projekt dies erfordert. Dies ist in Kapitel 6<br />
dargestellt.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 35
5 Konfiguration der Methode<br />
5.1 Festlegung der Informationsbedarfe<br />
Je nach Zielsetzung des Prozessanalyseprojekts sind für die Zielerreichung unterschiedliche<br />
Informationsbedarfe erforderlich. Zunächst ist das Objekt, auf das sich die zu erhebenden<br />
Informationen beziehen, zu unterscheiden. Informationsbedarfe sind für die folgenden PIC-<br />
TURE-Modellierungskonstrukte zu spezifizieren (vgl. Kapitel 2):<br />
Prozess: Informationen über den Prozess werden allgemein als Prozessattribute bezeichnet.<br />
Beispiel für ein solches Prozessattribut ist die Fallzahl oder die durchschnittliche<br />
Höhe der Gebühr, die für die Erstellung der Leistung erhoben wird.<br />
Teilprozess: Informationen über den Teilprozess werden als Teilprozessattribute bezeichnet.<br />
Als Beispiel soll hier die Durchlaufzeit angeführt werden. Teilprozess- und<br />
Prozessattribute können sich teilweise doppeln, sodass die Durchlaufzeit sowohl als<br />
Teilprozess- als auch als Prozessattribut definiert wird. Dies liegt daran, dass sowohl<br />
der Teilprozess als auch der Prozess in sich abgeschlossene Prozessstränge darstellen.<br />
Hierdurch sind viele Prozessattribute auch auf Teilprozesse anwendbar. Die Definition<br />
und Verwendung bei der Prozessaufnahme sollte jedoch gezielt erfolgen.<br />
Baustein: Informationen über einen Prozessbaustein werden als Bausteinattribute bezeichnet.<br />
Diese konkretisieren Informationen über die durch den Baustein dargestellte<br />
Tätigkeit.<br />
Weiterhin können die zu ermittelnden Informationsbedarfe entsprechend ihrer Ausrichtung<br />
und der daraus folgenden Verwendung in folgende Typen unterteilt werden.<br />
Detaillierungsinformationen: Detaillierungsinformationen konkretisieren das zugrunde<br />
liegende Modellierungskonstrukt (Prozess/Teilprozess/Baustein). Sie liefern in der<br />
Regel keine direkt auswertbaren Informationen oder quantitativen Aspekte. Typische<br />
Detaillierungsattribute sind z. B. bei dem Baustein Formelle Prüfung die Angabe, welche<br />
Art einer formellen Prüfung hier durchgeführt wird: Prüfung auf Zuständigkeit, Vollständigkeit,<br />
Fristeinhaltung, Datenabgleich etc.<br />
Indikatoren: Indikatoren repräsentieren Informationen, die eine Aussage über einen<br />
Aspekt erlauben, der nicht direkt messbar bzw. erfassbar ist. So ist das Online-<br />
Potenzial nicht direkt zu erfassen. Über die Indikatoren (Anzahl der Poweruser und Anteil<br />
der Poweruser an der Fallzahl) kann ein Online-Potenzial abgeleitet werden.<br />
Kennzahlen: Kennzahlen stellen verdichtete Informationen dar, die in der Regel direkt<br />
messbar sind. Typische Kennzahlen sind die Bearbeitungszeit, die Durchlaufzeit, die<br />
Fallzahl, der Anteil an postalischen Eingängen etc.<br />
36 Leitfaden zur Prozessanalyse
In Anhang E werden die einzelnen Modellierungskonstrukte vorgestellt sowie die<br />
Informati-<br />
onsbedarfe genannt, die in<br />
jedem Fall zu erheben sind. Zusätzlich sind<br />
für das einzelne Pro-<br />
jekt weitere Informationsbedarfe zu identifizieren. Diese leiten sich wie folgt aus den Projekt-<br />
zielen nach folgendem Schema ab:<br />
•Festlegungg des Projektziels<br />
•Ableitung<br />
von Teilzielen<br />
•Identifikation zentraler Fragestellungen<br />
•Definition<br />
erforderlicher Informationen<br />
Abbildung 10: Phasen zur Informationsbedarfsableitung<br />
Projektziel: Die<br />
Projektziele ergeben sich aus der Festlegung der Beteiligten des Zielwork-<br />
shops. Diese Ziele sind im<br />
Folgendenn konkret für den ausgewählten Untersuchungsbereich<br />
anzuwenden.<br />
Verfeinerung der Ziele in Teilziele: Die Ziele sind für den ausgewählten Untersuchungsbe-<br />
reich<br />
in Teilziele zu konkretisieren. Die Erreichung der Teilziele ermöglicht erst die Errei-<br />
chung des übergeordnetenn Projektziels. Nicht für jedes übergeordnetee Ziel lassen<br />
sich sinn-<br />
volle Teilziele bilden. Dieses ist stark von der Komplexität der Zielstellung und des Untersu-<br />
chungsbereichss abhängig.<br />
Für die Erreichung des Teilziels zu beantwortende Fragen: Im nächsten Schritt sind Fra-<br />
gen zu definieren, die zur Klärung der<br />
(Teil-)Zielee zu beantworten sind. Durch die<br />
Beantwor-<br />
tung sämtlicher Fragen muss das (Teil-)Ziel in hinreichenderr Form erreicht werden<br />
können.<br />
Informationsanforderungen zur Beantwortung<br />
der Fragen: Die Frage ist in Informations-<br />
anforderungen zu spezialisieren. Diese Informationen sind später bei der Durchführung der<br />
Interviews zu erheben. Durch die Erhebung der Funktionen sollte die<br />
Frage abschließend<br />
beantwortet werden können.<br />
Im Folgenden ist dieses am<br />
Beispiel der Analyse des Online-Potenzials<br />
dargestellt.<br />
Ziel<br />
Teilziele<br />
Fragestellung<br />
Analyse des Online-Potenzials<br />
1. Erhebung der potenziellen Nutzung einer Online-Schnittstelle<br />
2. Feststellung der Fähigkeit des Prozesses zur Abbildung auf eine<br />
Online-Schnittstelle<br />
Zu<br />
1.:<br />
Wer ist die Kundengruppe?<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
37
Wie hoch ist die Fallzahl des Prozesses?<br />
Existieren in der Kundengruppe sog. Poweruser?<br />
Wie viele Fälle vereinen die Poweruser auf sich (Anteil der Fallzahl)?<br />
Zu 2.:<br />
Ist laut Verordnung/Gesetz die Schriftform (inkl. Unterschrift) für die<br />
Durchführung/Beantragung des Verfahrens erforderlich?<br />
Ist laut Verordnung/Gesetz eine persönliche Vorsprache erforderlich?<br />
Welche Dokumente sind für das Verfahren durch wen beizubringen?<br />
Wird für die Durchführung des Verfahrens eine Gebühr für den Antragsteller<br />
erhoben?<br />
Informationsbedarfe<br />
Am Prozess:<br />
Kundengruppe – Text<br />
Fallzahl – Ganzzahl<br />
Poweruser? – ja/nein<br />
Anteil Poweruser – <strong>Dez</strong>imalzahl<br />
Gebühr? – ja/nein<br />
Höhe der Gebühr – <strong>Dez</strong>imalzahl<br />
Am Baustein:<br />
Baustein: Dokument geht ein<br />
Eingangskanal: mehrwertige Auswahl (Persönliche Vorsprache,<br />
Persönliche Abgabe von Dokumenten, Post, Fax, E-Mail, Elektronische<br />
Schnittstelle)<br />
Schriftform erforderlich? – ja/nein<br />
Versender – Externer Beteiligter<br />
5.2 Konfiguration der Bausteine und Attribute<br />
Die Konfiguration der PICTURE-Methode umfasst die Anpassung der Bausteine und der<br />
Attribute. Ein Attribut stellt einen Informationsbedarf dar, der hinsichtlich eines Prozesses,<br />
Teilprozesses oder Bausteins benötigt wird. Ein Baustein kapselt eine inhaltliche Tätigkeit.<br />
Projektüblich ist die Anpassung der Attribute, da aufgrund wechselnder Projektziele unterschiedliche<br />
Informationsbedarfe entstehen und damit das Hinzunehmen neuer Attribute erforderlich<br />
ist. Die Anpassung von Bausteinen stellt eine seltene Ausnahme dar.<br />
38 Leitfaden zur Prozessanalyse
5.2.1 Anpassung von Attributen<br />
Die Anpassung von Attributen umfasst das Entfernen bestehender und das Hinzufügen<br />
neuer Attribute. Eine Änderung bestehender Attribute sollte nicht durchgeführt werden.<br />
Durch die Änderung der Attributbezeichnung kann somit die Interpretation der Attributwerte<br />
geändert und damit verfälscht werden. Daher werden anstelle einer Änderung das Entfernen<br />
des alten Attributs und das Hinzufügen eines neuen Attributs empfohlen. Um die Einheitlichkeit<br />
der Attribute zu gewährleisten, sind folgende Grundsätze bei der Definition neuer Attribute<br />
zu beachten:<br />
1. Ein Attribut sollte schnell zu erfassen sein. Da die PICTURE-Methode zumeist auf<br />
Basis von Interviews durchgeführt wird, sollten die Attribute der Prozesse, Teilprozesse<br />
und Bausteine durch die Interviewpartner zu beantworten sein. Attribute wie „Standardabweichung<br />
der Seitenzahl der eingehenden Anträge“ ist i. d. R. nicht direkt durch<br />
die Mitarbeiter zu beantworten. Sofern dieses Attribute für die Erreichung der Projektziele<br />
von besonderer Wichtigkeit ist, ist diese Ausprägung ggf. manuell durch die<br />
Durchsicht der eingegangenen Anträge zu bestimmen. Solche Attribute, die nicht<br />
spontan durch den Mitarbeiter oder durch direktes Nachschlagen zu ermitteln sind,<br />
sollten auf wenige und wichtige Fälle reduziert werden. Gegebenenfalls ist für die Bewertung<br />
eine Einschätzung des Mitarbeiters ausreichend, sodass das Attribut auch<br />
hätte lauten können „Schwankung des Umfangs der Anträge: gering, mittel, hoch“. Der<br />
Aufwand zur Erhebung einer Kennzahl oder Indikators sollte dem Nutzen gerecht werden.<br />
2. Die Bedeutung eines Attributs sollte klar sein. Da i. d. R. in einem Projekt Interviews<br />
mit mehreren Mitarbeitern stattfinden, sollte jedes Attribut durch jeden Mitarbeiter<br />
in der gleichen Weise interpretiert werden. Daher ist zum einen auf die Fachsprache<br />
der Verwaltung zurückzugreifen. Zum anderen sollte das Attribut so definiert sein,<br />
dass Verwechslungen und sonstige Ungenauigkeiten nahezu ausgeschlossen werden<br />
können. Sollte dies schwierig sein, so ist ein geeigneter Erläuterungstext hinzuzufügen.<br />
3. Die Ergebnismenge des Attributs sollte für eine automatisierte Auswertung klar<br />
definiert werden. Wenn über ein elektronisches Verfahren spezielle Attribute ausgewertet<br />
werden sollen, so ist die Ergebnismenge (Wertebereich) des Attributs im Vorfeld<br />
klar festzulegen. Während Freitext eine sehr große Varianz an Antwortmöglichkeiten<br />
bietet, schränken vordefinierte Antwortmöglichkeiten stärker ein und können später<br />
einfacher ausgewertet werden. Probleme mit Homonymen und Synonymen treten hier<br />
i. d. R. nicht auf. Jedoch lässt die Vorgabe von Antwortmöglichkeiten auch keine weiteren<br />
Antworten zu, wobei hohe Anforderungen an ein vollständiges Set an Antwortmöglichkeiten<br />
gestellt werden. Als besondere Form der Antwortmöglichkeiten sind sogenannte<br />
boolesche Werte zu nennen, die genau zwei gegensätzliche Antwortmög-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 39
lichkeiten darstellen, z. B. ja/nein oder wahr/falsch. Diese können ggf. noch um den<br />
Wert „keine Angabe“ erweitert werden.<br />
4. Ein Attribut sollte sich möglichst gut von anderen Attributen abgrenzen. Um die<br />
Attributmenge möglichst gering und verständlich zu halten, sollten Attribute möglichst<br />
wenig inhaltliche Überschneidungen zu anderen Attributen bilden. Große Überschneidungen<br />
führen zu Unklarheiten bei der Beantwortung. Zudem steigert es i. d. R. den<br />
Erhebungsaufwand, ohne einen großen Mehrwert zu liefern. Jedoch lassen sich solche<br />
Attribute auch zur Qualitätssteigerung von besonders wichtigen Attributen einsetzen.<br />
Lässt ein Attributwert nur bestimmte Attributausprägungen eines anderen Attributs<br />
zu, so kann dieses Verfahren genutzt werden, um die Güte der anderen Attribute<br />
zu prüfen.<br />
5. Die Anzahl der Attribute ist möglichst gering zu halten. Da jedes weitere Attribut<br />
den Erhebungsaufwand steigert, ist es wichtig, dass die Anzahl der Attribute möglichst<br />
gering gehalten wird. Dies führt zu hohen Anforderungen an die Attributdefinition, die<br />
möglichst präzise erfolgen sollte. Es sollten in jedem Projekt nur die Attribute erhoben<br />
werden, die für das Projekt relevant sind. Attribute aus anderen Projekten, die in einem<br />
neuen Projekt nicht von Belang sind, sind zu vernachlässigen. Ausgenommen<br />
sind hier Detaillierungsattribute, die das Ziel verfolgen, den Prozess oder Baustein näher<br />
zu beschreiben und damit korrekt abzubilden. Neben der Erhebung des Prozessablaufs<br />
für das konkrete Projekt sollte die Prozessaufnahme mit der PICTURE-<br />
Methode den Prozess möglichst vollständig und korrekt abbilden. Da die PICTURE-<br />
Methode eine vereinfachte Prozessdarstellung liefert, sind ggf. weitere Erläuterungen<br />
zu Prozessregeln oder Ähnliches zu hinterlegen.<br />
Neben diesen fachlichen Aspekten sind die Attribute für eine effiziente Aufnahme und Analyse<br />
elektronisch abzubilden. Hierzu sind die Attribute in ein entsprechendes Werkzeug aufzunehmen<br />
und zu definieren. Die vorher definierten fachlichen Grundsätze sind auf die elektronische<br />
Welt zu übertragen. Dabei ist insbesondere der Wertebereich herauszustellen, der in<br />
der zugrundegelegten Softwareunterstützung, z. B. der PICTURE-Prozessplattform, auf die<br />
möglichen Werte einzuschränken ist.<br />
5.2.2 Anpassung von Bausteinen<br />
Die PICTURE-Methode ist bereits auf fachliches Verwaltungshandeln ausgelegt, sodass die<br />
meisten Tätigkeiten hierdurch sehr gut abgebildet werden können. In den Bereichen, in denen<br />
Aufsichtstätigkeiten durchzuführen sind, werden Kontrollen durchgeführt, die von der<br />
„klassischen papierbasierten Verwaltungsarbeit“ abweichen können. Hierbei kann es dazu<br />
kommen, dass der besondere Baustein „Spezielle Tätigkeit durchführen“ zu benutzen ist.<br />
Dieser Baustein ist für jede Tätigkeit zu verwenden, die nicht durch die anderen Bausteine<br />
sinnvoll abgebildet werden kann. Sollten jedoch durch den Projektzuschnitt Prozesse erhoben<br />
werden, bei denen spezielle Tätigkeiten detaillierter klassifiziert und sinnvoll mit Attribu-<br />
40 Leitfaden zur Prozessanalyse
ten versehen werden können, ist die Definition eines neuen Bausteins in Betracht zu ziehen.<br />
Dieses sollte jedoch die Ausnahme bilden! Insbesondere wenn mehrere Projekte in Folge mit<br />
einem einheitlichen Bausteinset erhoben werden sollen, ist die Gesamtmenge der Prozesse<br />
für die Beurteilung der Notwendigkeit eines neuen Bausteins zu Grunde zu legen. Die Definition<br />
neuer Bausteine birgt die Gefahr einer Zerfaserung des Bausteinsets und führt damit zu<br />
einer unübersichtlichen Modellierung aufgrund einer hohen Anzahl an Bausteinen. Ferner<br />
besteht durch die Definition eines neuen Bausteins die Gefahr, sich mit anderen Bausteinen<br />
inhaltlich zu überlappen, welches zu Unklarheiten bei der Verwendung der Bausteine führt.<br />
Daher gelten folgende drei Grundsätze für die Definition eines neuen Bausteins:<br />
1. Die für einen neuen Baustein abzubildende Tätigkeit sollte klar abgegrenzt und identifiziert<br />
werden können.<br />
2. Die abzubildende Tätigkeit sollte in einem hinreichend häufigen Maße auftreten.<br />
3. Der definierte Baustein sollte sich klar von den anderen Bausteinen abgrenzen lassen.<br />
Inhaltliche Überlappungen sind zu vermeiden.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 41
6 Prozessaufnahme<br />
6.1 Identifikation von Prozessen<br />
Im Vorfeld eines Modellierungsprojektes ist es von entscheidender Bedeutung, zunächst<br />
eine sorgfältige Abgrenzung des Untersuchungsbereichs vorzunehmen. Hierfür ist es notwendig,<br />
die zu untersuchenden Prozesse zu identifizieren und innerhalb des Untersuchungsfeldes<br />
abzugrenzen.<br />
Ein Prozess ist die Summe von Aktivitäten, die einen gegebenen Input in einen festgelegten<br />
Output umwandeln. Prozesse haben daher immer einen klaren Auslöser, wie zum Beispiel<br />
einen Antragseingang, und ein oder mehrere mögliche Ergebnisse. Der grobe Ablauf eines<br />
Prozesses steht im Vorfeld der Durchführung fest. Das Ergebnis des Prozesses ist eine Leistung,<br />
die von Kunden in Anspruch genommen wird. Bei Prozessen handelt es sich um Aufgaben,<br />
die in gleicher oder ähnlicher Form in hinreichend hoher Fallzahl durchgeführt werden<br />
und für deren Durchführung Mitarbeiter innerhalb der Organisation verantwortlich sind.<br />
Abbildung 11: Prozesskontext<br />
Es ergibt sich dadurch die folgende Prozessabgrenzung:<br />
Ein Prozess ist die zeitlich sachlogische Abfolge von Aktivitäten, die von einer oder mehren<br />
Organisationseinheiten verrichtet wird und die Erbringung einer definierten Verwaltungsleistung<br />
zum Inhalt hat.<br />
An Prozessen der Verwaltung sind typischerweise unterschiedliche Personen aus verschiedenen<br />
Organisationseinheiten und Organisationen beteiligt. Abgrenzungskriterium für Prozesse<br />
ist daher auch nicht die Aufbauorganisation, sondern die Aktivitätsfolge vom initialen<br />
Auslöser bis hin zur abschließenden Leistungserbringung einschließlich der angestoßenen<br />
Beteiligungs- und Mitzeichnungsverfahren.<br />
Bei einer Eingrenzung der Betrachtung anhand der organisatorischen Zuordnung würden<br />
relevante Informationen zu den anfallenden Aufgaben ausgeblendet werden: Entscheidend<br />
42 Leitfaden zur Prozessanalyse
für die Abgrenzung eines Prozesses ist also die Gesamtheit aller wertschöpfenden Tätigkeiten<br />
zur Erbringung einer bestimmten Leistung.<br />
Für die Untersuchung sind Prozesse in Teilprozesse zu unterteilen. Für die Identifikation von<br />
Teilprozessen ist es sinnvoll, sich an den Verantwortlichkeiten innerhalb eines Prozesses zu<br />
orientieren. Diejenigen Prozessschritte, die durch eine bestimmte Organisationseinheit (möglichst<br />
fallabschließend) durchgeführt werden, bilden einen Teilprozess.<br />
6.1.1 Benennung<br />
Innerhalb der Prozessliste muss jeder Prozess einen eindeutigen und „sprechenden“ Namen<br />
haben. Um ein hohes Maß an Verständnis für die verschiedenen Prozesse bei allen Projektbeteiligten<br />
zu ermöglichen, sollte jeder Prozess nach dem Prinzip „Objekt + Verrichtung“ benannt<br />
werden.<br />
Das Objekt bezeichnet das Kernelement des Prozesses: das sogenannte prozessprägende<br />
Objekt. Als Beispiel ließe sich ein Antrag auf Ausstellung eines Strahlenschutzpasses aufführen.<br />
Die Verrichtung bezeichnet die zentrale Aufgabe des Prozesses, d.h. die Tätigkeit, welche<br />
auf dem prozessprägenden Objekt ausgeführt wird.<br />
Zusammen beschreiben Objekt und Verrichtung die Leistung, die durch den Prozess für den<br />
Kunden oder Betroffenen erbracht wird. In Ausnahmefällen kann diese Bezeichnung durch<br />
weitere Informationen ergänzt werden, wenn eine bestimmte Variante eines Prozesses betrachtet<br />
werden soll oder besondere Rahmenbedingungen auf den Prozess einwirken (bspw.<br />
Festlegung einer Ersatzdosis für nicht auswertbare Strahlungsdosimeter durchführen).<br />
6.1.2 Abgrenzung des Prozessbegriffs von verwandten Begrifflichkeiten<br />
Produkte<br />
Prozesse sind keine Zusammenfassung ähnlicher Tätigkeiten, wie es häufig im Zuge der<br />
Produktbildung vorkommt.<br />
Solche Aufgabengebiete erbringen typischerweise eine ganze Reihe von Leistungen, die<br />
durch (interne und externe) Kunden einzeln in Anspruch genommen werden können. Prozesse<br />
können jedoch nur entweder komplett oder gar nicht in Anspruch genommen werden.<br />
Ebenso ist „An-/Um-/Abmeldung einer Röntgeneinrichtung“ kein Prozess, da verschiedene<br />
Aufgaben genannt sind. Aus diesem Aufgabenbündel würden drei Prozesse abgeleitet.<br />
Projekte<br />
Aufgaben mit Projektcharakter sind keine Prozesse. Häufig sind dies strategische Planungsaufgaben,<br />
die selten vorkommen und deren Ablauf sich im Vorfeld nicht strukturiert vorhersehen<br />
lässt, wie z. B.:<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 43
■<br />
■<br />
Marketing<br />
Erstellung eines Stellenplans<br />
Jedoch können in größeren Projekten wiederkehrende Abläufe (z.B. im Bereich des Projektcontrollings<br />
und der rollierenden Projektplanung), sprich Prozesse, vorkommen. Hierbei sind<br />
dann die grundsätzlich durchzuführenden Aufgaben, ihr ungefährer Ablauf und die hierfür<br />
möglichen und notwendigen Beteiligungen im Vorfeld zumindest der Art nach bekannt. Bei<br />
Projekten ist primär das zu erreichende Ergebnis vordefiniert. Die Art der Ergebniserstellung<br />
wird durch einen Projektplan strukturiert, der jedoch keine konkreten Tätigkeiten vorgibt,<br />
sondern nur Projektphasen, deren inhaltliche Ausgestaltung und konkreten Tätigkeiten offen<br />
lässt.<br />
6.1.3 Vorgehen zur Prozessidentifikation<br />
Die Identifikation von Prozessen kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Die erste Möglichkeit<br />
stellt die Ableitung aus rechtlichen Vorgaben dar. Des Weiteren kann durch ein vollständiges<br />
Prozessscreening ein Gesamtkatalog aller relevanten Prozesse einer Organisationseinheit<br />
erstellt werden.<br />
Bei der Ableitung von Prozessen auf der Basis von Gesetzen und Dienstanweisungen<br />
sind zunächst alle für den Untersuchungsbereich relevanten Gesetzestexte zu identifizieren.<br />
Anschließend sind diese daraufhin zu überprüfen, welche Vorschriften behördliches Handeln<br />
zwingend vorschreiben oder prinzipiell möglich machen. Werden entsprechende Vorschriften<br />
gefunden, sind diesen anhand der vorgestellten Kriterien die relevanten Prozesse zuzuordnen.<br />
Bei dieser Art der Prozessidentifikation ist darauf zu achten, dass aus dem Gesetz abgeleitete<br />
Prozesse nicht notwendigerweise ein vollständiges Bild des Untersuchungsbereichs<br />
liefern, da insbesondere Supportprozesse nicht aus Rechtsvorschriften abgeleitet werden<br />
können. Zudem finden sich häufig nicht alle aus Rechtsvorschriften abgeleiteten Prozesse<br />
auch in der Realität wieder, da die zugrundeliegenden Vorschriften bspw. Auch Kundegruppen<br />
betreffen, die im Zuständigkeitsbereich der untersuchten Behörde nicht angesiedelt sind.<br />
Daher sind bei diesem Vorgehen unbedingt auch die Fallzahlen der identifizierten Prozesse<br />
sowie die tatsächlichen personellen Zuständigkeiten zu erheben. Auch sollte darauf geachtet<br />
werden, dass z. B. in unterschiedlichen Vorschriften, die gleichen Prozesse identifiziert werden<br />
können (z. B. Registrierung eines Strahlenpasses nach der Strahlenschutzverordnung<br />
und Röntgenverordnung). Diese wären hinsichtlich einer eindeutigen Prozessdarstellung als<br />
ein Prozess darzustellen.<br />
In einem Prozessscreening im Rahmen der PICTURE-Methode wird ein schneller Überblick<br />
über die vorhandenen Prozesse und Tätigkeiten geschaffen, um einen Einblick in die verwaltungs-<br />
und fachspezifischen Besonderheiten des Untersuchungsberichts zu gewinnen. Das<br />
PICTURE-Screening dient der Identifikation und Abgrenzung der zu dokumentierenden Prozesse<br />
in der Detailmodellierungsphase. Dabei werden die im Produktplan verzeichneten<br />
Leistungen in Verwaltungsprozesse „zerlegt“, wesentliche Prozesseigenschaften erfasst und<br />
44 Leitfaden zur Prozessanalyse
das Prozessgefüge, d. h. die Beziehungen der Prozesse zueinander, dokumentiert. Die Zerlegung<br />
erfolgt durch folgende Schritte:<br />
■ Auswertung existierender Dokumentation (Produktplan, Stellenbeschreibungen, Aufgabengliederungsplan<br />
etc.)<br />
■ Interviews mit den Führungskräften des Untersuchungsbereichs<br />
6.1.4 Ergebnis der Prozessidentifikation<br />
Ergebnis der Prozessidentifikation ist die Beschreibung eines Prozesses anhand der folgenden<br />
Fragestellungen:<br />
■ Was ist das zugrundeliegende Produkt?<br />
■ Wer ist Empfänger der Leistung?<br />
■ Was ist der Auslöser des Prozesses?<br />
■ Wer sind die Prozessbeteiligten?<br />
■ Was ist der grundsätzliche Inhalt der Aufgabe?<br />
Zur Dokumentation der Prozessidentifikation sind Prozesssteckbriefe zu verwenden, die alle<br />
relevanten Informationen in kompakter Form darstellen (vgl. Kapitel C).<br />
6.2 Prozesserfassung<br />
Zur Erfassung der Prozesse sind die Fachexperten, die mit dem Prozessablauf vertraut sind<br />
(idealerweise die mit der Prozessdurchführung beauftragten Mitarbeiter bzw. deren unmittelbare<br />
Vorgesetzte), in das Projekt einzubinden.<br />
Im Vorfeld der Erfassung sind die betroffenen Fachexperten über das Projekt und das geplante<br />
Vorgehen zu informieren. Eine entsprechende Vorabinformation beinhaltet folgende<br />
Punkte:<br />
■ eine Beschreibung des Projektauftrages inkl. der angestrebten Ziele;<br />
■ eine Erklärung der Führungsebene, bzw. des Projektauftraggebers, die die Bedeutung<br />
des Projektes für die Organisationsentwicklung herausstellt;<br />
■ eine Beschreibung des Vorgehens (Art der Prozessaufnahme, beteiligte Personen/Organisationen,<br />
Art der Abnahme der Interviewergebnisse);<br />
■ eine kurze Beschreibung der verwendeten Methode.<br />
Diese Informationen können entweder in schriftlicher (elektronischer) Form übermittelt werden<br />
oder im Rahmen sogenannter Einführungsinterviews kommuniziert werden.<br />
Je nach Projektausrichtung ist es sinnvoll, Einführungsinterviews zu führen. Einführungsinterviews<br />
werden prozessübergreifend durchgeführt. Sie dienen zur Orientierung der Beteiligten<br />
bezüglich des weiteren Projektablaufs, jedoch vor allem der Identifizierung von Gefah-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 45
enpotenzialen für den Projekterfolg, prozessübergreifende Problemstellungen sowie zur<br />
Steigerung der Projektmotivation der interviewten Mitarbeiter. Als Interviewpartner kommen<br />
hier – je nach Projektziel – vor allem die Mitglieder des Projektlenkungsausschusses in Betracht.<br />
Des Weiteren sind – sofern in diesem Gremium nicht enthalten – weitere zentrale Positionen<br />
der Organisation einzubeziehen, wie z. B. Hauptdezernent, Personalrat, Gleichstellungsbeauftragte<br />
und Mitarbeiter des mittleren Dienstes, insbesondere Assistenzkräfte.<br />
6.2.1 Methoden der Prozessablauferfassung<br />
Zur Erfassung der Prozesse sind verschiedene, miteinander kombinierbare Techniken und<br />
Szenarien möglich. Die Auswahl der Szenarien hat anhand der spezifischen Situation der<br />
Prozesse, Beteiligten und insbesondere auch der Ausstattung mit den Ressourcen Personal<br />
und Zeit zu erfolgen. Im Folgenden werden die verschiedenen Möglichkeiten zur Erhebung<br />
von Prozessen dargestellt.<br />
Einzelinterviews: Einzelinterviews zeichnen sich dadurch aus, dass Prozessexperten einzeln<br />
durch die Methodenexperten interviewt werden. Hierbei schildern sie den Prozessablauf<br />
aus ihrer Sicht und stellen insbesondere ihre eigenen Arbeitsschritte sowie die Schnittstellen<br />
sowohl zu externen Beteiligten als auch zu internen Personen und Abteilungen dar. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass pro Interview und Prozess eine Interviewdauer von 90 bis 120 Minuten<br />
zu veranschlagen ist. Hierbei sind die klassischen Erfolgsfaktoren der Interviewdurchführung<br />
zu beachten, die bestimmte Verhaltensregeln und Interviewphasen umfassen (Begrüßung,<br />
Klärung offener Fragen, Erfassung fachlicher Inhalte, Bestätigung der erfassten Inhalte durch<br />
den Interviewer, Verabschiedung etc.).<br />
Bei der Durchführung der Interviews besteht das Ziel darin, einen Überblick über den Ablauf<br />
zu bekommen, genug Informationen für eine Prozessbeschreibung zu gewinnen sowie Anknüpfungspunkte<br />
für Prozessverbesserungen zu identifizieren. Eine ausführliche und detaillierte<br />
Diskussion und Dokumentation jeder Einzelheit eines jeden Prozesses widerspricht in<br />
den meisten Anwendungsfällen dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Zur Unterstützung der<br />
Gesprächsführung ist der Interviewleitfaden (vgl. Kapitel C.2) heranzuziehen. Dieser ist in die<br />
folgenden Abschnitte unterteilt:<br />
■ Allgemeine Interviewdaten: Rahmendaten des Interviews (Datum, Beteiligte, Dauer)<br />
■ Allgemeine Prozessdaten: Kurze Beschreibung des Prozesses (vgl. Prozesssteckbrief),<br />
Typisierung des Prozesses, Auftragsgrundlage, Kundengruppen, federführende<br />
Organisationseinheit, Art und Anzahl der Prozessvarianten<br />
■ Rechtliche Grundlagen: gesetzliche Grundlage, sonstige rechtliche Grundlagen<br />
(Satzungen oder Dienstanweisungen, Art des Zugriffs auf diese Grundlagen<br />
■ Fallzahlen und sonstige Quantifizierungen: Fallzahl des Prozesses, Verteilung der<br />
Prozessergebnisse (z. B. Genehmigung/Ablehnung), Durchlaufzeit, mit der Prozessdurchführung<br />
befasstes Personal<br />
46 Leitfaden zur Prozessanalyse
■ Beteiligungen: beteiligte Organisationen und Organisationseinheiten, Art der Beteiligung<br />
■ Ablaufbeschreibung: Auslöser des Prozesses, Kerntätigkeiten, vor- und nachgelagerte<br />
Prozessteile, verwendete Arbeitsmittel, Kerndokumente und Informationen,<br />
detaillierte Prozessbeschreibung<br />
■ Problembereich/Lösungsmöglichkeiten<br />
Der Aufbau des Leitfadens folgt dabei der Struktur des Interviews: Von allgemeinen, strukturierten<br />
Fragen hin zu einer entsprechend freien Diskussion des Prozessablaufs. Vor der<br />
Durchführung des Interviews ist zu überprüfen, ob Informationen nicht aus anderen Quellen<br />
(siehe Abschnitt Methoden der Kennzahlerfassung) erhoben werden können. Insbesondere<br />
sind die entsprechenden Informationen der Prozesssteckbriefe im Vorfeld in den Interviewleitfaden<br />
aufzunehmen. Bei der Fragetechnik empfiehlt es sich ebenfalls, vom Groben zum<br />
Detaillierten und vom Allgemeinen zum Speziellen vorzugehen. Hierdurch wird es möglich,<br />
das Interview auf dem angestrebten Detaillierungsgrad zu halten.<br />
Den Mitarbeitern ist am Ende jedes Interviews die Möglichkeit zu geben, noch auf einzelne<br />
eigene Aspekte einzugehen, die nicht von den Interviewern angesprochen wurden. In diesem<br />
Zusammenhang wird primär noch einmal auf Verbesserungspotenziale und Problembereiche<br />
eingegangen.<br />
Es empfiehlt sich, den interviewten Mitarbeitern zu Beginn eines Interviews mitzuteilen, wie<br />
die erfassten Informationen verwendet werden. In einem ersten Schritt wird im Anschluss an<br />
die Interviewführung ein Protokoll in Form eines ausgefüllten Interview-Leitfadens erstellt. In<br />
diesem Protokoll erfolgt die Prozessbeschreibung in textueller Form, wobei eine Strukturierung<br />
anhand der PICTURE-Bausteine empfehlenswert ist. Das Protokoll ist den interviewten<br />
Mitarbeitern im Anschluss an die Interviewführung zur Verfügung zu stellen, um ihnen die<br />
Möglichkeit zu geben, Missverständnisse auszuräumen. Darüber hinaus können in diesem<br />
Abnahmeschritt offene Punkte geklärt werden, indem diese als Fragen an die Mitarbeiter<br />
formuliert in das Protokoll aufgenommen werden. Dieses Vorgehen hat sich bewährt, um<br />
Akzeptanz der Ergebnisse bei den Mitarbeitern sicherzustellen sowie eine offene und von<br />
Vorbehalten gegenüber der Informationsverwendung freie Interviewatmosphäre zu erreichen.<br />
Gruppeninterviews: Gruppeninterviews folgen demselben Ablauf und unterliegen den gleichen<br />
Erfolgsfaktoren wie Einzelinterviews. Hierbei wird eine Gruppe von Personen zusammen<br />
interviewt. Dieses Vorgehen empfiehlt sich bei komplexen Prozessen, in denen die Bearbeiter<br />
häufig wechseln oder in denen viele Tätigkeiten nur gemeinsam durchgeführt werden<br />
können. Gruppeninterviews dauern zwar regelmäßig länger als Einzelinterviews, da pro<br />
Prozess aber nur ein einziger Erfassungstermin notwendig ist, sind Gruppeninterviews besonders<br />
dann geeignet, wenn die Zeit für die Projektdurchführung besonders knapp bemessen<br />
ist. Gruppeninterviews bergen jedoch die Gefahr, dass zwischen den Interviewteilnehmern<br />
sehr stark über Einzelheiten diskutiert wird, die für die Prozessaufnahme nicht von Be-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 47
lang sind (Sonderfalldiskussion). Hierbei ist besonderes Geschick des Interviewführers gefragt,<br />
diese Diskussionen gezielt abzubrechen, ohne die Interviewatmosphäre negativ zu<br />
beeinträchtigen. Die Interviewdurchführung, -protokollierung und -abnahme erfolgt bei Gruppeninterviews<br />
genauso wie bei Einzelinterviews. Es empfiehlt sich, einen der Interviewpartner<br />
zu identifizieren, der sich für die Abwicklung der Abnahme verantwortlich zeigt. Diese<br />
Person übernimmt dann die Aufgabe, die Rückmeldungen der übrigen Interviewpartner zu<br />
koordinieren und in einem einzigen Abnahmedokument zu konsolidieren. Je nach Situation<br />
kann diese Aufgabe sowohl von einem Fachexperten als auch von einem Mitglied des Projektteams<br />
übernommen werden.<br />
Gemeinsame interaktive Prozessdefinition (inkl. Konsolidierung): Eine Methode der<br />
Prozessaufnahme, die die Erarbeitung der Prozesse durch Fachexperten in den Vordergrund<br />
stellt, ist die gemeinsame Prozessdefinition. In einem Workshop wird der Prozess durch die<br />
verantwortlichen Mitarbeiter selbst erarbeitet. Den Methodenexperten kommt hierbei die Aufgabe<br />
der Moderation zu. In einem ersten Schritt ist den Teilnehmern der gewünschte Abstraktionsgrad<br />
der Modelle (Prozessbausteine) zu erläutern. Anschließend werden diese<br />
aufgefordert, den Prozessablauf aus ihrer Sicht darzustellen. Der Prozessablauf wird den<br />
Teilnehmern direkt durch die Verwendung von Moderationskarten und Stellwänden visualisiert.<br />
Die Teilnehmer werden angehalten, die einzelnen Prozessschritte zu diskutieren und<br />
zu hinterfragen. Dieses Vorgehen bietet sich insbesondere dann an, wenn im Rahmen der<br />
Prozessbeschreibung direkt Sollprozesse entwickelt werden sollen oder man zwischen unterschiedlichen<br />
Interviewteilnehmern eine direkte Abstimmung erzielen möchte. Auch<br />
herrscht nach der Aufnahme i. d. R. Konsens über den Prozessablauf, so dass die Abnahme<br />
wesentlich kürzer (nur durch Einspruch) gestaltet werden kann. Methodenexperten fällt die<br />
Aufgabe zu, die erarbeiteten Modelle zu dokumentieren.<br />
Kombination der Erfassungsszenarien: Grundsätzlich lassen sich die verschiedenen Vorgehensweisen<br />
auch kombinieren. So können zunächst Gruppeninterviews geführt werden, in<br />
denen der Prozessablauf allgemein erarbeitet wird. Für besonders aufwendige oder wichtige<br />
Teilprozesse können anschließend Einzelinterviews geführt werden. Die Auswahl der richtigen<br />
Erfassungsmethode ist nicht eindeutig vorzugeben und hängt neben der Komplexität der<br />
Prozesse und den zugrunde liegenden Projektzielen auch von der Arbeitsweise der Fachexperten<br />
ab.<br />
6.2.2 Methoden der Kennzahlerfassung<br />
Zur Erfassung der in den PICTURE-Prozessmodellen abzubildenden Kennzahlen existieren<br />
verschiedene Möglichkeiten. Diese sind untereinander kombinierbar und liefern entsprechend<br />
ihrer Herkunft unterschiedliche Genauigkeitsgrade.<br />
Einschätzung der Mitarbeiter: Die Einschätzung durch die Mitarbeiter stellt das unmittelbarste<br />
Instrument zur Erfassung von Kennzahlen dar. Naturgemäß kann es sich hierbei nur<br />
um einen ungefähren Wert handeln. Für viele Zwecke sind solche Ungefähr-Aussagen je-<br />
48 Leitfaden zur Prozessanalyse
doch ausreichend. Darüber hinaus haben sie den Vorteil, dass sie sich durch eine hohe Mitarbeiterakzeptanz<br />
auszeichnen. Die Einschätzung durch die Mitarbeiter ist zwar nicht immer<br />
möglich, sollte aber in jedem Fall erfolgen – auch um sie ggf. mit anderen, exakteren Zahlen<br />
überprüfen zu können. Durch einen solchen Vergleich lässt sich bspw. überprüfen, ob die<br />
empfundene Arbeitsbelastung der Realität entspricht.<br />
Statistiken: Werden im Rahmen der Vorgangsbearbeitung Statistiken gepflegt, so stellen<br />
diese eine wertvolle Quelle von Kennzahlen dar. Hierbei handelt es sich meist um genaue<br />
Angaben zu Fallzahlen und ggf. Durchlaufzeiten. Problematisch ist hierbei, dass häufig die<br />
Grundlage der erfassten Daten nicht mit dem betrachteten Prozesszuschnitt übereinstimmen<br />
muss. So werden nur bestimmte Fälle (bspw. Produktprüfungen, die negativ ausgefallen<br />
sind) erfasst, andere jedoch nicht. Auch ist es möglich, dass vor- und nachgelagerte Tätigkeiten,<br />
wie bspw. der Postlauf oder die Erstellung von Zahlungsanordnungen, nicht in der<br />
Statistik erfasst werden, welches jedoch bei einer Gesamtprozessbetrachtung zu falschen<br />
Ergebnisse führt.<br />
Laufzettel: Bei der Erfassung von Kennzahlen per Laufzettel (vor allem für Durchlauf- und<br />
Bearbeitungszeiten sowie Verteilung von Prozessvarianten) wird für einen bestimmten Zeitraum<br />
jedem Vorgang ein Laufzettel beigelegt, auf dem die verschiedenen Sachbearbeiter<br />
vermerken, wann sie den Vorgang entgegengenommen haben, wann sie mit der Bearbeitung<br />
begonnen haben, wie lang die Bearbeitung gedauert hat und wann sie den Vorgang<br />
wieder abgegeben haben. Die Analyse von Laufzetteln bietet den Vorteil, dass sie auf den<br />
Prozessablauf abgestimmte Daten liefert. Allerdings ist sie mit einem erhöhten Aufwand für<br />
die Sachbearbeiter verbunden und kann natürlich nur einen begrenzten Überblick über die<br />
Situation geben.<br />
Stichprobenanalyse: Die Stichprobenanalyse funktioniert ähnlich wie die Erfassung per<br />
Laufzettel, allerdings werden hier die Daten nur für einzelne ausgewählte Vorgänge bzw. für<br />
einzelne Sachbearbeiter erfasst. Die Erfassung ist weniger aufwendig als beim Einsatz von<br />
Laufzetteln, naturgemäß aber auch weniger genau.<br />
Auswertung elektronischer Systeme: Werden bereits Vorgangsbearbeitungssysteme oder<br />
Fachverfahren mit Workflow-Komponenten für die Sachbearbeitung eingesetzt, so ist es unter<br />
Umständen möglich, Protokollinformationen dieser Systeme für die Kennzahlenerhebung<br />
einzusetzen. Insbesondere für Fallzahlen bieten solche Systeme sehr genaue Datenquellen<br />
(bspw. die Anzahl von Gebührenbescheiden für eine bestimmte Leistung, die aus der Software<br />
KHK entnommen werden kann). Die Auswertung solcher Systeme ist jedoch immer mit<br />
Datenschutzverantwortlichen und ggf. der Mitarbeitervertretung (MAV) abzustimmen, wenn<br />
es sich bei der Datenquelle um Protokollinformationen handelt.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 49
6.2.3 Konsolidierung und Überführung zu Referenzprozessen<br />
Ist das Ziel der Prozesserhebung die Definition eines einheitlichen Prozessmodells für verschiedene<br />
Organisationseinheiten (bspw. für die verschiedenen <strong>Arbeitsschutz</strong>organisationen<br />
der Bezirksregierungen NRW), so muss sich eine Phase der Konsolidierung anschließen.<br />
Hierbei sind Referenzmodelle zu erstellen, die, ggf. von örtlichen Besonderheiten abgesehen,<br />
für alle betroffenen Organisationen gelten. Solche Referenzmodelle können dabei<br />
durchaus Varianten beinhalten. Es gibt wiederum mehrere Möglichkeiten, eine solche Konsolidierung<br />
durchzuführen.<br />
Gegenüberstellende Einzelinterviews: Ist es das Ziel, gleichartige Prozesse in verschiedenen<br />
Standorten miteinander zu vergleichen, so kann dies in Form von gegenüberstellenden<br />
Einzelinterviews erfolgen. Anstatt den Prozess an allen Standorten aufzunehmen, wird<br />
nach einer ersten Erfassung mittels der oben beschriebenen Vorgehensweise der Prozess,<br />
wie er sich an einem Standort darstellt, als Grundlage für die Diskussion und Erfassung an<br />
den weiteren Standorten genommen. Dadurch, dass bereits eine Vorlage für die Diskussion<br />
existiert, gestaltet sich die Aufnahme im Allgemeinen deutlich effizienter als bei der Durchführung<br />
von Einzelerfassungen an allen Standorten. Als Ergebnis erhält man – ausgehend<br />
von einem bestimmten Prozessablauf – die Ablaufvarianten an den verschiedenen Standorten.<br />
Der Aufwand zur Nachbereitung multipliziert sich verständlicherweise mit der Anzahl der<br />
beteiligten Organisationen/Standorte.<br />
Konsolidierende Gruppengegenüberstellung: Auf Basis einer vorgehenden Erfassung<br />
einzelner oder aller Prozessabläufe in verschiedenen Organisationseinheiten (welche auch<br />
durch gegenüberstellende Einzelinterviews erfolgen kann) werden in einem Workshop mit<br />
Vertretern aller Organisationseinheiten Referenzprozesse entwickelt. Das Vorgehen folgt<br />
dabei dem einer „gemeinsamen interaktiven Prozessdefinition“ (inkl. Konsolidierung). Ziel ist<br />
es, herauszuarbeiten, welche der verschiedenen Ablaufvarianten sich als Best Practice darstellt,<br />
welche Ablaufvarianten aus welchen Gründen zu wählen sind und auf welche im Zuge<br />
der Vereinheitlichung verzichtet werden kann. Aufgabe der Methodenexperten ist hier wiederum<br />
in erster Linie die Moderation sowie die Vertretung eines neutralen Standpunktes.<br />
50 Leitfaden zur Prozessanalyse
7 Prozessbereitstellung und -dokumentation<br />
Die Dokumentation der erfassten Prozesse und der übrigen Projektergebnisse erfolgt in verschiedenen<br />
Formen, um unterschiedlichen Adressaten und Zielsetzungen zu dienen. Im Folgenden<br />
werden die verschiedenen Ergebnistypen vorgestellt.<br />
7.1 Prozesssteckbriefe<br />
Bereits im Vorfeld der Erfassungsphase wurden die Prozesse anhand sogenannter Prozesssteckbriefe<br />
beschrieben. Diese stellen zum einen ein wichtiges Instrument für die Erfassung<br />
dar, bei der sie der Vorbereitung der Fachexperten dienten, zum anderen ist aber für viele<br />
weitere Zwecke – bspw. der Einführung eines organisationsübergreifenden Benchmarkingsystems<br />
– eine kurze, prägnante Übersicht über die relevanten Prozesse von hoher Bedeutung.<br />
Die Steckbriefe sind daher am Ende eines Projektes ggf. zu aktualisieren und um gewonnene<br />
Erkenntnisse zu ergänzen. Vor allem sind Änderungen an den Prozessabläufen,<br />
die sich im Rahmen des Projektes ergeben haben, in die Prozesssteckbriefe einzuarbeiten.<br />
Die Steckbriefe können auch zum Bestandteil des Abschlussberichts gemacht werden. Da<br />
die Informationen des Prozesssteckbriefes größtenteils statischer Natur sind, ist eine laufende<br />
Pflege und Aktualisierung der Steckbriefe mit nur wenig Aufwand verbunden. Dennoch<br />
sollte sie regelmäßig erfolgen, um Änderungen an Rahmendaten wie bspw. Entwicklungen<br />
der Fallzahl, Weiterentwicklungen der rechtlichen Grundlagen und organisatorische Zuständigkeiten<br />
stets korrekt wiederzugeben.<br />
7.2 PICTURE-Prozessmodelle<br />
Die Darstellung von Prozessen in Form von Prozessmodellen kann zwei möglichen Zwecken<br />
dienen. Einerseits erfüllen sie eine Erkenntnisaufgabe, indem sie einen realen, existierenden<br />
Sachverhalt (einen Verwaltungsprozess) in einer verständlichen und übersichtlichen Form<br />
dokumentieren. In dieser Funktion dienen die Ist-Modelle der Dokumentation eines Ablaufes<br />
und können somit zu Zwecken des Wissensmanagements und der Mitarbeiterschulung eingesetzt<br />
werden. Andererseits ermöglicht die komplexitätsreduzierende Darstellung in Form<br />
eines Modells den Blick auf die Zusammenhänge und Eigenschaften der Realität und erleichtert<br />
somit die Analyse und Diskussion von Verwaltungsprozessen.<br />
Der zweite Hauptzweck der Prozessmodellierung stellt die Entwicklung von Soll-Modellen<br />
dar. Diese geben nicht den realen Ist-Stand der Verwaltungsabläufe wieder, sondern stellen<br />
einen angestrebten Soll-Prozess dar. Soll-Modelle können dabei als Diskussionsgrundlage<br />
für die Umsetzungsentscheidung dienen, Vorlage für die organisatorische Umsetzung sein<br />
(hierbei erfüllen sie genau wie Ist-Modelle eine Funktion des Wissensmanagements) oder<br />
auch für die Entwicklung und Anpassung von Softwaremodellen verwendet werden.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 51
7.2.1 Anwendung von Prozessmodellen<br />
In jedem Fall lässt sich der Nutzen der Prozessmodellierung – in Abgrenzung zu sonstigen<br />
Verfahren der Dokumentation wie textuellen Beschreibungen o. ä. – auf die folgenden möglichen<br />
Nutzeneffekte zurückführen:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Transparenzschaffung: Prozessmodelle stellen eine explizite Darstellung der in einer<br />
Organisation vorhandenen Abläufe sowie deren Zusammenhänge (auch über die<br />
Grenzen einer Organisationseinheit hinaus) dar. Hierdurch ermöglichen sie ein systematisches<br />
Verständnis der Verwaltungsprozesse und darauf aufbauend die Schaffung<br />
von Transparenz für dieselben.<br />
Verbesserte Problem- und Potenzialidentifikation: Das Sammeln, Aufbereiten und<br />
Strukturieren der für die Prozessmodellierung notwendigen Informationen (vgl. Kapitel<br />
6.2.2) erfordert einen bewussten und zielorientierten Umgang mit dem Problemfeld<br />
des Prozesses. Hierdurch fällt es den Akteuren leichter, Schwachstellen und Lösungsmöglichkeiten<br />
zu identifizieren.<br />
Akzeptanzschaffung: Durch die Einbeziehung der Fachexperten in den Erfassungsprozess<br />
sind diese gefordert, ihre aktuelle Situation explizit zu reflektieren und ihre<br />
Soll-Vorstellungen darzulegen. Durch dieses Vorgehen sind die Grundlagen für die<br />
durch das Projekt angestoßenen Änderungen an der Ist-Situation für alle Beteiligte<br />
transparent gestaltet, was zu einer höheren Akzeptanz der Ergebnisse führt.<br />
Komplexitätsreduktion und -beherrschung: Die Betrachtung und Analyse von Organisationsstrukturen,<br />
Tätigkeiten und ihrer Zusammenhänge ist eine komplexe Aufgabe,<br />
die die Anwendung systematischer Vorgehensweisen durch Projektteams von<br />
z. T. erheblicher Größe erfordert. Prozessmodellierungstechniken bieten einen standardisierten<br />
Beschreibungs- und Analyseprozess, da die zu erhebenden und erfassenden<br />
Informationen vorgegeben sind (vgl. Kapitel 5). Hierdurch entsteht eine Repräsentation<br />
der Realität, die weniger komplex und daher leichter zu verwenden ist, als<br />
eine unsystematische Herangehensweise es zulassen würde.<br />
Vereinfachung der Kommunikation: Prozessmodelle als graphische Repräsentation<br />
der Untersuchungsbereiche bestehen aus einfachen graphischen Elementen (vgl.<br />
Kapitel 2) und deren Beziehungen und Beschreibungen. Die entstehende Visualisierung<br />
von Verwaltungsprozessen ist daher für den Nutzer einfacher nachzuvollziehen<br />
als eine textuelle Repräsentation.<br />
Erhöhte Vergleichbarkeit der Prozesse: Aufgrund der standardisierten Beschreibungsmethoden<br />
sind die Ergebnisse verschiedener Projekte und Modellierer gleichartig<br />
abgebildet, sodass sie auch in Kombination einfach nutzbar bleiben. Darüber hinaus<br />
bietet die gleichartige Abbildung gleichartiger Sachverhalte erweiterte Möglichkeiten<br />
zum Vergleich verschiedener Prozesse in verschiedenen Organisationseinheiten,<br />
ein Umstand der gerade in verteilten Organisationen wie der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung<br />
NRW von hoher Bedeutung ist.<br />
52 Leitfaden zur Prozessanalyse
Dokument/Information entgegennehmen<br />
Bestellung Bedarfsmeldung geht ein<br />
Dokument/Information entgegennehmen<br />
Bestellung/Bedarfsmeldung geht<br />
ein<br />
Formelle Prüfung vornehmen<br />
Prüfung der Bestellanforderung<br />
Formelle Prüfung vornehmen<br />
Prüfung der Bestellanforderung<br />
Rückfrage durchführen<br />
Fehlende Informationen einholen<br />
Rückfrage durchführen.<br />
Fehlende Informationen einholen<br />
Beratung durchführen<br />
Die zentralee Beschaffung beteiligen<br />
7.2.22 Beispiel zur Erstellung von<br />
PICTURE-Modellen<br />
Die Erstellung von PICTURE-Prozessmodellen<br />
ist Aufgabe<br />
der Methodenexperten. Die Ei-<br />
genschaften der PICTURE-Methode<br />
(leichte Verständlichkeit, geringe Komplexität) ermögli-<br />
chen<br />
dabei einee sich anschließende Nutzung durch Fachexperten sowie eine kontinuierlichee<br />
Pflege des Prozessbestandes. Die Modelle können in verschiedenen Formen erstellt.<br />
Im Folgenden wird beispielhaft der Prozess der Beschaffung mit seinen beiden<br />
Variantenn<br />
EU-Ausschreibung und freihändige Vergabe dargestellt. Zum<br />
Vergleich<br />
werden diese beiden<br />
Varianten des Beschaffungsprozesses direkt nebeneinandergelegt, sodass ein direkter Ver-<br />
gleich möglich ist. Im Anhang F sind<br />
zusätzlich<br />
zwei Prozesse aus unterschiedlichen Be-<br />
zirksregierungenn in einer ausführlicheren Darstellung abgebildet.<br />
Beschaffung (freihändige Vergabe)<br />
Inhaltliche Prüfung/ Entscheidung treffen<br />
Prüfung der Bestellanforderung auf Notwendig-<br />
keit<br />
Beratung durchführen<br />
Die zentrale Beschaffung beteiligen<br />
EU-Ausschreibung<br />
Inhaltliche Prüfung/Entscheidung treffen<br />
Prüfung der Bestellanforderung auf Notwendig-<br />
keit<br />
Inhaltliche Prüfung/Entscheidung treffen<br />
Entscheidung treffen<br />
1) Ablehnung 2)<br />
Anpassung, 3) Beschaffung<br />
Inhaltliche Prüfung/Entscheidung<br />
treffen<br />
Entscheidung treffen:<br />
1) Ablehnung 2) Anpassung, 3) Beschaffung<br />
Beratung durchführen<br />
Fachreferate beteiligen. Leistungsbeschreibung<br />
ergänzen<br />
Dokument sichten<br />
Beschaffungsvorschlag auswerten<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Leistungsbeschreibung erstellen<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Aufforderung zur Angebotsabgabe erstellen<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Aufforderung zur Angebotsabgabe erstellen<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
53
Dokument/Information geht aus<br />
Aufforderung zur Angebotsabgabe veröffentl.<br />
Dokument/Information geht aus<br />
Aufforderung zur Angebotsabgabe versenden<br />
Bearbeitungsunterbrechung<br />
Warten auf Angebote<br />
Bearbeitungsunterbrechung<br />
Warten auf Angebote<br />
Dokument/Information entgegennehmen<br />
Angebote gehen<br />
ein<br />
Dokument/Information entgegennehmen<br />
Angebote gehen ein<br />
Inhaltliche Prüfung/ Entscheidung treffen<br />
Angebote bewerten<br />
Vereinbarung treffen<br />
Verhandlungen über die Angebote<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Preisspiegel erstellen<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Preisspiegel erstellen<br />
Inhaltliche Prüfung/Entscheidung treffen<br />
Auswahl eines Bieters<br />
Inhaltliche Prüfung/ Entscheidung treffen<br />
Auswahl eines Bieters<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Auftrag erstellen.<br />
Mitteilung<br />
an unterlegene Bieter<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Auftrag erstellen<br />
Dokument/Information geht aus<br />
Auftrag verschicken<br />
Dokument/Information geht aus<br />
Auftrag verschicken<br />
Dokument/Information bearbeiten<br />
Vermerk erstellen<br />
Dokument/Information geht aus<br />
Bekanntmachung über Auftragserteilung<br />
verschicken<br />
54<br />
Leitfaden zur Prozessanalysee
7.3 Gegenüberstellung und Vergleich von Prozessen<br />
Aufgrund der besonderen Struktur der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung Nordrhein-Westfalen kommt<br />
der vergleichenden Gegenüberstellung von gleichartigen oder ähnlichen Prozessen bei der<br />
Prozessanalyse eine zentrale Bedeutung zu. In Kapitel 6 wurden hierzu bereits entsprechende<br />
Vorgehensweisen vorgestellt. Darüber hinaus kann es auch innerhalb einer Bezirksregierung<br />
oder einer anderen Organisation sinnvoll sein, zwei Prozesse einander gegenüberzustellen,<br />
auch wenn diese nicht identisch sind. Hier bietet sich ein Vergleich von artähnlichen<br />
Prozessen an. So können bspw. Vor-Ort-Kontrollen im Rahmen der Arbeitszeitkontrolle<br />
mit Ortsbegehungen im Rahmen des Genehmigungsprozesses einer Röntgenanlage<br />
verglichen werden, da bei beiden ähnliche Aufgabenstellungen ggf. auf unterschiedliche<br />
Art und Weise gelöst werden. Ziel ist es, die jeweils effizienteste Herangehensweise zu identifizieren<br />
und soweit möglich zu übertragen.<br />
Eine Gegenüberstellung kann prinzipiell auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Zum einen<br />
kann eine grafische Gegenüberstellung erfolgen, bei der die zu vergleichenden Prozesse<br />
„nebeneinander gelegt“ werden. Ein Beispiel hierfür findet sich in Kapitel 7.2.2. Dieses Vorgehen<br />
bietet sich insbesondere dafür an, strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
zwischen Prozessen zu identifizieren und Ursachen für etwaige Leistungsunterschiede zu<br />
identifizieren. Anhand der grafischen Darstellung lassen sich Abweichungen in den Prozessabläufen<br />
schnell und intuitiv erfassen.<br />
Eine weitere Möglichkeit zum Prozessvergleich stellt die vergleichende Gegenüberstellung<br />
von Kennzahlen bezüglich der Prozesse dar. In Kapitel 5 wurde die Definition solcher Kennzahlen<br />
erläutert, die mittels der in Kapitel 6.2 vorgestellten Methoden erhoben werden können.<br />
Der Vergleich dieser Kennzahlen kann einerseits Informationen über die spezifische<br />
Situation der verschiedenen Standorte und der daraus abzuleitenden Maßnahmen (bspw.<br />
kann eine sehr hohe Fallzahl eines Prozesses an einem Standort und sehr niedrige Fallzahlen<br />
an anderen Standorten die Bündelung der Zuständigkeit für diesen Prozess an nur einem<br />
Standort nahelegen) liefern. Zum anderen können die Leistungsindikatoren Aufschluss darüber<br />
liefern, welche Variante der Prozessdurchführung als besonders gut (effizient und/oder<br />
effektiv) zu gelten hat. In jedem Fall ist einem Kennzahlenvergleich eine Ursachenuntersuchung<br />
– bspw. durch Analyse der zugehörigen Prozessmodelle – nachzuschalten.<br />
7.4 Erstellen des Projektabschlussberichtes<br />
Letztes Element der Projektdokumentation ist der Projektabschlussbericht. Er dient der umfassenden<br />
Dokumentation des Projektes und bietet einen Überblick über die Inhalte des Projektes,<br />
den Projektverlauf und die Ergebnisse. Während die übrigen Projektergebnisse eine<br />
operative Funktion haben, dient ein Projektbericht primär strategischen Zwecken. Er ist<br />
Grundlage für Umsetzung der Projektergebnisse, für Entscheidungen über eine Fortsetzung<br />
des Projektes oder die Durchführung etwaiger Folgeprojekte und stellt nicht zuletzt ein Instrument<br />
zur Beurteilung des Projekterfolges dar. Darüber hinaus ist die Dokumentation er-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse <strong>55</strong>
folgreicher und insbesondere auch nicht erfolgreicher Projekte sowie der in ihnen angewandten<br />
Vorgehensweisen und Problemlösungsstrategien ein wichtiges Instrument des Wissensmanagements.<br />
Einer vollständigen Projektdokumentation kommt daher eine besonders hohe<br />
Bedeutung zu.<br />
Auch wenn sich der Inhalt eines Projektberichtes an den Projektzielen und anderen Spezifika<br />
orientieren muss, lässt sich doch eine idealtypische Gliederung für einen solchen Bericht<br />
vorgeben:<br />
Kurzdarstellung<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
1. Ausgangssituation und Projektziele<br />
2. Methodisches Vorgehen<br />
2.1. Projektmanagement<br />
2.1.1. Festlegung der Untersuchungsziele<br />
2.1.2. Festlegung des Untersuchungsbereichs<br />
2.1.3. Projektplan und Projektorganisation<br />
2.2. Modellierung der Prozesslandschaft<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1. Analyse der Ausgangssituation<br />
3.2. Prozessspezifische Handlungsempfehlungen<br />
3.3. Prozessübergreifende Handlungsempfehlungen<br />
3.4. Bewertung zu zentralen Untersuchungskriterien<br />
4. Empfehlungen zum weiteren Vorgehen<br />
4.1. Empfehlungen für die Umsetzung der Reorganisationspotenziale<br />
4.2. Empfehlungen zu weiteren Projekten<br />
5. Anhang<br />
Bei der Erstellung eines solchen Berichtes sind darüber hinaus auch die internen Richtlinien<br />
und Hinweise zur Gestaltung und Erstellung von Berichten und anderen Publikationen zu<br />
beachten.<br />
Kurzdarstellung<br />
Die Kurzdarstellung gibt einen knappen Überblick über die Inhalte des Projektes, die erzielten<br />
Ergebnisse und den Aufbau des Berichtes. Sie sollte regelmäßig nicht mehr als drei Seiten<br />
umfassen.<br />
Inhaltsverzeichnis/Abbildungsverzeichnis<br />
Das Verzeichnis der Kapitel und Abbildungen des vorliegenden Berichtes dient dem schnellen<br />
Auffinden der gesuchten Informationen.<br />
<strong>56</strong> Leitfaden zur Prozessanalyse
Ausgangssituation und Projektziele<br />
Dieses Kapitel umfasst eine kurze Darstellung der Umstände und Aufgaben, die zur Aufsetzung<br />
des Projektes führten, sowie der Ziele des Projektes (vgl. Kapitel 4.1).<br />
Methodisches Vorgehen<br />
Das methodische Vorgehen umfasst eine kurze Beschreibung der verwendeten Methoden<br />
und Techniken. Die Beschreibung sollte sich am allgemeinen Vorgehensmodell (Kapitel 3)<br />
orientieren und insbesondere die gewählten Vorgehensweisen (vgl. insbesondere Kapitel 6)<br />
darstellen und eine Darstellung der Methodenkonfiguration und der gewählten Erfassungsszenarien<br />
beinhalten.<br />
Projektmanagement<br />
Das Kapitel zum Projektmanagement umfasst eine Darstellung der Detailziele, der Auswahl<br />
des Untersuchungsbereiches (vgl. Kapitel 6.1) sowie der Projektorganisation und des Projektplans<br />
(vgl. Kapitel 4.2). Hierbei ist bei der Darstellung darauf zu achten, dass sowohl der<br />
ursprüngliche Projektplan als auch die tatsächliche Umsetzung des Projektes in einem ausreichenden<br />
Detaillierungsniveau dargestellt werden.<br />
Modellierung der Prozesslandschaft<br />
In diesem Kapitel wird ein Überblick gegeben, in welcher Form die Prozesse modelliert wurden<br />
und wie diese Modelle wieder aufgefunden und genutzt werden können. Darüber hinaus<br />
sind hier die Prozesse kurz zu beschreiben. Zu diesem Zweck können auch die Prozesssteckbriefe<br />
herangezogen werden.<br />
Ergebnisse<br />
Die Projektergebnisse in Form von Auswertungen und identifizierten Schwachstellen bzw.<br />
Potenzialen sind ein zentrales Element des Abschlussberichtes. Sie lassen sich untergliedern<br />
in Aussagen, die den gesamten Untersuchungsbereich betreffen (bspw. zur Ausstattung<br />
mit Personal, zur IT-Unterstützung oder zu anderen Kennzahlen) und in Verbesserungsvorschläge<br />
für einzelne Prozesse und Verbesserungsvorschläge, die nicht prozessspezifisch<br />
sind, aber dennoch den Untersuchungsbereich betreffen. Darüber hinaus sind – den<br />
Kernzielen des Prozessmanagements in der <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung Nordrhein-Westfalen<br />
folgend – Aussagen zu den zentralen Bewertungskriterien (z. B. Online-Fähigkeit der Prozesse)<br />
zu treffen. Dies kann entweder in einem eigenen Unterkapitel oder zusammen mit der<br />
prozessspezifischen Darstellung von Verbesserungsmöglichkeiten erfolgen.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 57
Empfehlungen zum weiteren Vorgehen<br />
Die Empfehlungen zum weiteren Vorgehen beinhalten Hinweise zur Umsetzung der identifizierten<br />
Verbesserungsmöglichkeiten. Hierbei ist insbesondere eine Priorisierung der empfohlenen<br />
Maßnahmen anhand des notwendigen Umsetzungsaufwandes sowie der sich daraus<br />
ergebenden Verbesserungen, Einsparungen oder sonstiger Potenziale vorzunehmen. Im<br />
Idealfall wird ein (rudimentärer) Projektplan für die Erschließung solcher Potenziale vorgelegt.<br />
Darüber werden im Rahmen der Projektarbeit typischerweise neue, größere Problemfelder<br />
oder Verbesserungsmaßnahmen, deren Umsetzung selbst weitere Analysen und<br />
sonstige Arbeiten mit Projektcharakter notwendig machen, aufgedeckt. Da solches Wissen<br />
typischerweise in der (nicht auf Dauer gebildeten) Projektgruppe vorliegt, sollte der Projektbericht<br />
eine Beschreibung solcher möglicher und empfehlenswerter Folgeprojekte beinhalten.<br />
Anhang<br />
Der Anhang beinhaltet sonstige für das Verständnis des Berichts notwendige Dokumente,<br />
wie bspw. die vollständige Kennzahlenauswertung von Prozessvergleichen.<br />
58 Leitfaden zur Prozessanalyse
8 Kontinuierliches Prozessmanagement<br />
Nach der Durchführung von Prozessmodellierungsprojekten und der Umsetzung der daraus<br />
abgeleiteten Reorganisationsmaßnahmen ist die Fortsetzung der prozessorientierten Organisationsgestaltung<br />
in einem dauerhaft institutionell verankerten und systematischen Prozessmanagement<br />
jeder Organisation nahezulegen. Als Prozessmanagement werden die<br />
planerischen, organisatorischen und kontrollierenden Maßnahmen zur zielorientierten Steuerung<br />
der Prozesse verstanden. Folgende Gründe sprechen für eine kontinuierliche Auseinandersetzung<br />
mit den erfassten Verwaltungsprozessen:<br />
Dynamische Rahmenbedingungen: Für öffentliche Verwaltungen wird es immer häufiger<br />
erforderlich, die eigenen Abläufe flexibel den sich permanent verändernden Rahmenbedingungen<br />
anpassen zu können. Ein kontinuierliches Prozessmanagement liefert dazu die<br />
operativen Möglichkeiten und die „strategische Kreativität“.<br />
Evolutionäre Umsetzung von Reorganisationsmaßnahmen: Kurzfristige Reorganisationserfolge<br />
sind in der Praxis nur bei Handlungsfeldern geringer Komplexität erzielbar. Unübersichtlichere<br />
Reorganisationsmaßnahmen lassen sich gerade bei vielen betroffenen Prozessen<br />
und Organisationseinheiten nicht in kurzfristig angelegten Projekten durchdringen<br />
oder gar bewältigen, sondern bedürfen eines evolutionären Vorgehens.<br />
Wechselnde Zielsetzungen in der Prozessgestaltung: Ein aufwendiges Modellierungsprojekt<br />
sollte nur durchgeführt werden, wenn konkrete Ziele vorliegen und operationalisiert wurden.<br />
Je fokussierter ein solches Ziel ist, desto einfacher und effizienter ist es bei Anwendung<br />
der PICTURE-Methode zu erreichen. Kein Modellierungsprojekt sollte mit dem Anspruch<br />
starten, möglichst alle denkbaren Ziele gleichzeitig zu erreichen. Daher lässt es sich nicht<br />
vermeiden, dass bei Vorlage neuer strategischer Herausforderungen, neuer Fragestellungen<br />
und damit auch neuer Ziele eine erneute Auseinandersetzung mit den betroffenen Verwaltungsprozessen<br />
und damit auch eine Überarbeitung der Prozessbeschreibung erfolgen<br />
muss. Hatte die erstmalige Modellierung der Prozesslandschaft beispielsweise das Ziel der<br />
Organisationsdokumentation, wurden nicht alle Informationen erfasst, die notwendig sind,<br />
um ein möglicherweise vorliegendes neues Ziel, wie die Abschätzung von Reorganisationspotenzial,<br />
erreichen zu können.<br />
8.1 Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements<br />
Das kontinuierliche Prozessmanagement orientiert sich am sogenannten Deming-Kreisel.<br />
Dieser gliedert einen allgemeinen kontinuierlichen Verbesserungszyklus in vier Phasen: Planen<br />
– Tun – Prüfen – Handeln. Diese grundlegende Strukturierung stellt sich im kontinuierlichen<br />
Prozessmanagement wie folgt dar.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 59
Abbildung 12: Phasen des kontinuierlichen Prozessmanagements 6<br />
Die strategische Analyse und Zieldefinition bildet den Ausgangspunkt für jeden Prozess.<br />
Diese Phase definiert die Prozessziele. Zum einen sind dies inhaltliche Ziele, die das Ergebnis<br />
des Prozesses und die Rahmenbedingungen der Prozessausführung (Rechtskonformität)<br />
festlegen. Zum anderen werden ressourcenbedingte Ziele definiert, die z. B. in einer Personalbemessung<br />
resultieren und vorgeben, wie viele Personeneinheiten für die Durchführung<br />
dieses Prozesses benötigt werden. Diese Vorgaben legen den Rahmen für die erste Phase<br />
des Prozesskreislaufs fest, der mit dem Prozessdesign beginnt.<br />
6 In Anlehnung an: zur Mühlen: Workflow-based Process Controlling. Foundation, Design and Application of<br />
workflow-driven Process Information Systems. Logos-Verlag, Berlin 2004.<br />
60 Leitfaden zur Prozessanalyse
Die Phase des Prozessdesigns definiert den Prozessablauf und hält diesen in Form eines<br />
Prozessmodells fest. Neben der eigentlichen Strukturierung des Prozesses werden zudem<br />
die für die Ausführung notwendigen Ressourcen definiert. Die Ressourcendefinition umfasst<br />
die Zuweisung bzw. Definition der zuständigen Stellen und Organisationseinheiten, die mit<br />
diesem Prozess betraut werden.<br />
Die definierten Prozesse werden in Form von Prozessmodellen für die Prozessimplementierung<br />
verwendet. Diese umfasst sowohl die technischen als auch organisatorischen Aspekte<br />
der Umsetzung in der Verwaltung. So werden im Rahmen der technischen Implementierung<br />
Fachverfahren und andere technische Ressourcen eingerichtet. Die organisatorische<br />
Implementierung umfasst sämtliche organisatorischen Aspekte, die zur Umsetzung des definierten<br />
Prozesses notwendig sind. Diese beinhalten u. a. Maßnahmen zur Mitarbeiterqualifikation.<br />
In der Phase der Prozessdurchführung findet die eigentliche Prozessausführung statt. Die<br />
Durchführung basiert auf der technischen und organisatorischen Implementierung. Im Rahmen<br />
der Durchführung können trotz umfangreicher und detaillierter Implementierung Fehler<br />
und Ressourcenengpässe auftreten. Diese führen – sofern möglich – zu einer Kompensation<br />
durch spontane Korrekturen.<br />
Um Ressourcenengpässe und Fehler zu vermeiden, ist es ratsam, frühzeitig Prozess- und<br />
Ressourcenanpassungen durchzuführen. Diese können mithilfe eines Prozessmonitorings<br />
überwacht und frühzeitig erkannt werden. Die Überwachung der Prozesse wird primär auf<br />
Basis von Daten vorgenommen, die bestimmte Fachverfahren bereitstellen können oder manuell<br />
in Vorgangslisten gepflegt werden. Für ein effizientes Monitoring sind diese Daten konsequent<br />
zu überwachen.<br />
Die Ausführungsdaten der Prozessdurchführung und die spontanen Anpassungen während<br />
der Prozessdurchführung werden im Rahmen der Prozessevaluation genutzt, um weitere<br />
Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Diese Phase betrachtet nur Prozesse, die bereits<br />
durchgeführt wurden. Auf Basis der vorliegenden Daten über die Prozessausführung können<br />
Verbesserungspotenziale identifiziert werden. Diese können zu einer Anpassung des Prozesses<br />
führen, wodurch sich der Kreislauf zum Prozessdesign schließt.<br />
8.2 Organisation des kontinuierlichen Prozessmanagements<br />
Zur Realisierung eines kontinuierlichen Prozessmanagements sind geeignete Rollen mit jeweils<br />
fest zugeordneten Verantwortlichkeiten zu definieren. Die Aufgabenverteilung im kontinuierlichen<br />
Prozessmanagement ähnelt der aus projektspezifischen Modellierungsteams.<br />
Die Aufgabenträger im kontinuierlichen Prozessmanagement sind der Prozesseigentümer,<br />
die Prozessverantwortlichen und der Prozessmanager.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 61
8.2.1 Die Rolle des Prozesseigentümers<br />
Der Prozesseigentümer legt die inhaltlichen Ziele des Prozesses fest und stimmt sie mit den<br />
anderen Organisationszielen und den Anforderungen von Seiten des Gesetzgebers ab. Ihm<br />
obliegt keine operative Steuerung der Ressourcen, da er diese Aufgabe an die Prozessverantwortlichen<br />
abgibt.<br />
Die Rolle des Prozesseigentümers ist daher durch die Fachaufsicht wahrzunehmen. Damit<br />
stellt das MAGS den originären Prozesseigentümer im Bereich des betrieblichen und technischen<br />
<strong>Arbeitsschutz</strong>es dar. In anderen Bereichen kann der Prozesseigentümer auch in der<br />
Organisationseinheit angesiedelt werden, in der der Prozess ausgeführt wird (z. B. LI-<br />
GA.NRW, Bezirksregierungen). Da der Fachaufsicht mehrere Verwaltungseinheiten (Bezirksregierungen,<br />
LIGA.NRW) in dieser Funktion unterstellt sind, kann der Prozesseigentümer auf<br />
die Durchführung von Vergleichen bzw. Benchmarks zwischen den einzelnen Verwaltungseinheiten<br />
und die Erstellung von Berichten hinwirken. Die inhaltliche Ausgestaltung solcher<br />
Benchmarks liegt in der Verantwortung des Prozesseigentümers. Die Ergebnisse sind sämtlichen<br />
Verwaltungseinheiten zugänglich zu machen, um die Ausschöpfung von Verbesserungspotenzialen<br />
aus dem Vergleich zu ermöglichen.<br />
8.2.2 Die Rolle der Prozessverantwortlichen<br />
Sowohl bei Modellierungsprojekten als auch im kontinuierlichen Prozessmanagement kommt<br />
den Prozessverantwortlichen eine zentrale Bedeutung zu. Anders als in konkreten Modellierungsprojekten<br />
ist die Prozessverantwortung im kontinuierlichen Prozessmanagement eine<br />
sekundäre Daueraufgabe.<br />
Vom definierten Beginn eines Prozesses bis zu seinem Ende ist der Prozessverantwortliche<br />
für einen effizienten und effektiven Prozessablauf, die Umsetzung von Prozesszielen und<br />
alle Prozessverbesserungsmaßnahmen zuständig und ist dafür mit ausreichenden Kompetenzen<br />
zu versehen. Seine Hauptaufgaben lassen sich mit den Schlagworten „Information,<br />
Kommunikation, Koordination und Steuerung sowie kontinuierliche Verbesserung“ beschreiben.<br />
Er hat dafür Sorge zu tragen, dass die Prozessmodelle auf einem aktuellen Stand gehalten<br />
werden. Zudem obliegt es ihm, eine Historie über die Änderungen an den Prozessen<br />
zu führen, sodass Änderungen und deren Auswirkungen nachvollziehbar bleiben und Erfolgsmessungen<br />
bezüglich Veränderungsmaßnahmen möglich zu machen. Die Historie ist<br />
entweder technisch zu unterstützen oder im Rahmen von schriftlichen Änderungsprotokollen<br />
festzuhalten. Nach Vorgabe durch die Leitung der Verwaltungseinheit der Fachaufsicht besitzt<br />
der Prozessverantwortliche die Federführung für die Ausweitung der Prozessdokumentation<br />
und damit die Modellierung und Analyse weiterer Prozesse.<br />
Die Verankerung der Prozessverantwortung in der Organisation richtet sich vor allem danach,<br />
wie hoch der Anteil der Prozesse ist, die von mehreren Organisationseinheiten bearbeitet<br />
werden. Findet ein Prozess ausschließlich in einer Organisationseinheit statt, so be-<br />
62 Leitfaden zur Prozessanalyse
steht die einfachste Lösung darin, dass die zur Organisationseinheit gehörende Führungskraft<br />
jeweils gleichzeitig der Prozessverantwortliche ist. Läuft ein Prozess über mehrere Organisationseinheiten,<br />
die jeweils ihre Teilprozesse bearbeiten, so hat die federführende Organisationseinheit<br />
bzw. deren Leitung die Prozessverantwortung für den Gesamtprozess.<br />
Der Prozessverantwortliche nimmt in seiner Rolle gegenüber den beteiligten Mitarbeitern<br />
weniger eine Vorgesetzten-, sondern vielmehr eine Moderatoren- oder Coachfunktion ein. In<br />
Bereichen mit kurzen, einfachen Prozessen ist häufig die Prozessverantwortung bei der ausführenden<br />
Stelle direkt verortet.<br />
8.2.3 Die Rolle des Prozessmanagers<br />
In der dauerhaft angelegten Stelle des Prozessmanagers werden Aufgaben der in einzelnen<br />
Modellierungsprojekten mitwirkenden Projektleiter und externer Methodenexperten gebündelt.<br />
Er unterstützt zudem die Prozessverantwortlichen beim täglichen Management der prozessorientierten<br />
Aktivitäten. Er arbeitet mit dem Prozesseigentümer zusammen und koordiniert<br />
die verteilten Modellierungstätigkeiten, insbesondere die Umsetzungen der Zielvorgaben<br />
des Prozesseigentümers. Da der Prozessmanager Hilfestellungen in unterschiedlichen<br />
fachlichen Bereichen liefert und für Fragestellungen in Sachen Prozessanalyse und<br />
-optimierung sowie in methodischen Fragestellungen zur Verfügung steht, bietet sich eine<br />
Besetzung aus einer Stabsfunktion insbesondere aus dem Controlling oder der Fachaufsicht<br />
an.<br />
Der Prozessmanager koordiniert verwaltungsweit alle Aktivitäten zur Modellierung und Verbesserung<br />
von Prozessen. Ergebnisse einzelner Modellierungsaktivitäten werden von ihm<br />
gesammelt und in die Prozesslandschaft integriert. In seiner Integrationsfunktion kann er<br />
Diskussionen zwischen Prozessverantwortlichen initiieren und moderieren. Darüber hinaus<br />
bietet er den Prozessverantwortlichen methodische Unterstützung und Förderung und führt<br />
Qualifizierungsmaßnahmen zur Vermittlung einer prozessorientierten Denkweise durch. Der<br />
Prozessmanager stellt zudem Konsistenz und Fortschritt zukünftiger Modellierungsprojekte<br />
sicher. Er entwickelt und verwaltet sowohl methodisches Wissen als auch Mitarbeiterwissen,<br />
auf das in zukünftigen Projekten mit der PICTURE-Methode zurückgegriffen werden kann.<br />
8.3 Etablierung des kontinuierlichen Prozessmanagements<br />
Zur Etablierung eines kontinuierlichen Prozessmanagement sind zunächst die organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen. Hierzu sind Personen zu identifizieren, die die genannten<br />
Rollen ausfüllen können. Diese Personen sind für die Ausführung der neuen Aufgaben<br />
in ausreichendem Maße freizustellen, sofern diese Aufgaben nicht bereits in ihr Aufgabengebiet<br />
fallen. Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben sind für die einzelnen Personen Schulungen<br />
durchzuführen, sodass die fachliche Qualifikation sichergestellt ist. Im Rahmen von<br />
Workshops sind auch die Prozessmitarbeiter für die Einhaltung oder Erreichung der Prozessziele<br />
durch die Prozessverantwortlichen zu sensibilisieren. Die Etablierung solcher Auf-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 63
gaben ist ggf. durch gezielte Coaching-Maßnahmen zu unterstützen. Der Prozessmanager<br />
nimmt hier eine besondere Funktion ein.<br />
Um eine verwaltungsübergreifende Prozessverbesserung zu fördern, sind Prozessbesprechungen<br />
zwischen den Prozessverantwortlichen durchzuführen. Diese können zum einen<br />
verwaltungsintern prozessübergreifend durchgeführt werden, um Verbesserungspotenziale<br />
durch Austausch mit anderen Ämtern oder Sachgebieten zu identifizieren. Zum anderen sollten<br />
Prozessbesprechungen auch verwaltungsübergreifend erfolgen. Diese können durch den<br />
Prozesseigentümer oder -manager angeleitet werden. Gegenstand der Besprechungen sollten<br />
die täglichen Standardprozesse und die Diskussion alternativer Ansätze sein. Die ausführliche<br />
Diskussion von Sonderfällen und Ausnahmesituationen sollte im Rahmen dieser<br />
Prozessbesprechungen auf das Notwendigste reduziert werden. Verbesserungspotenziale<br />
bergen vor allem die täglich wiederkehrenden Prozesse. Sonderfälle können in der Regel<br />
nicht standardisiert werden. Prozessbesprechungen sind in regelmäßigen Abständen durchzuführen.<br />
Es wird empfohlen, alle drei Monate entsprechende Besprechungen abzuhalten.<br />
Vor dem Hintergrund der EU-Dienstleistungsrichtlinie und der Etablierung verwaltungsübergreifender<br />
Qualitäts- und Vorgehensstandards sollte die Prozessaufnahme und ihre Analyse<br />
stetig aufgebaut werden. Ziel ist hier die vollständige Erfassung sämtlicher Prozesse. Durch<br />
prozessübergreifende Analysen können hiermit besondere Effizienzsteigerungen identifiziert<br />
werden, die fachübergreifend wirken und durch Einzelanalysen nicht zu erkennen sind.<br />
64 Leitfaden zur Prozessanalyse
9 Schulungs-/Qualifizierungskonzept<br />
Zur eigenständigen Durchführung von Prozessanalyseprojekten und zur Etablierung eines<br />
kontinuierlichen Managements sind die zuständigen Mitarbeiter zu qualifizieren. Je nach<br />
auszuführender Rolle kommen unterschiedliche Qualifizierungskonzepte in Betracht. Diese<br />
bauen zum Teil aufeinander auf und ergänzen sich gegenseitig. Im Folgenden sind daher<br />
zunächst die unterschiedlichen Qualifizierungskonzepte näher erläutert.<br />
9.1 Qualifizierungskonzepte<br />
9.1.1 Informationsveranstaltungen<br />
Die Informationsveranstaltung ist eine kurze Maßnahme primär zur Vermittlung von Inhalten,<br />
die hauptsächlich dem Verständnis und nicht der direkten Anwendung dienen. Im Rahmen<br />
des Prozessmanagement stehen hier die Vermittlung der PICTURE-Methode und die Erläuterung<br />
des Vorgehens einer anstehenden Prozessanalyse oder Etablierung des kontinuierlichen<br />
Prozessmanagements im Vordergrund. Dies umfasst die folgenden Kerninhalte:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Überblick<br />
Prozessdefinitionen, Prozesszuschnitt<br />
Informationsbeschaffung und Auswertung<br />
Anbahnung und Abwicklung von Interviews<br />
Übersetzung der Informationen in Prozessbeschreibungen<br />
Nutzung der PICTURE-Prozessplattform, insb. der Funktionsbereiche:<br />
• Prozessregister<br />
• Modellierung<br />
• Visualisierung<br />
Den Teilnehmern sind hier im Rahmen einer 2- bis 4-stündigen Veranstaltung die Kerninhalte<br />
darzulegen. Je nach Ausrichtung der Veranstaltung und Teilnehmerkreis kann verstärkt<br />
auf interaktive Präsentationstechniken zurückgegriffen werden. Hierdurch können die Kerninhalte<br />
der PICTURE-Methode noch intensiver vermittelt werden. Insbesondere bei der gemeinsamen<br />
interaktiven Prozessdefinition (vgl. Kapitel 6.2.1) kann eine solche Informationsveranstaltung<br />
das hierfür notwendige Grundwissen sehr gut vermitteln.<br />
Diese Veranstaltung bildet zudem den Ausgangspunkt weitere Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zur Durchführung von Prozessanalysen anzuschließen.<br />
9.1.2 Eigenständige Qualifizierung<br />
Die eigenständige Qualifizierung stellt eine kostengünstige und flexible Möglichkeit der Fortbildung<br />
dar. Durch Selbststudium der relevanten Inhalte kann die Qualifizierung nach der<br />
Maßgabe der qualifizierenden Person erfolgen. Dieses Studium ist insbesondere für die Per-<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 65
sonen geeignet, die nicht kurzfristig eine Funktion in Form einer Rolle des Prozessmanagements<br />
übernehmen sollen. Hier ist eine geführte Qualifizierung vorzuziehen. Das Selbststudium<br />
ist vor allem für die Personen geeignet, die sich qualifizieren möchten, um die Aufgaben<br />
des Prozessmanagements verstärkt in der täglichen Arbeit wahrzunehmen. Ergänzend<br />
zum Selbststudium durch Bücher, dieses Leitfadens und andere Unterlagen ist die praktische<br />
Übung an der PICTURE-Prozessplattform zu empfehlen, da hier neben den theoretischen<br />
Inhalten die praktische Umsetzung anhand von Beispielen oder eigenen Prozessen<br />
das Verständnis gefördert und die Modellierung trainiert wird.<br />
Vorteil dieser Methode ist die Flexibilität, da die sich qualifizierende Person die Geschwindigkeit,<br />
die Schwerpunkte der Inhalte und die Zeit frei wählen kann. Ziel dieser Fortbildungsmaßnahme<br />
ist die Fähigkeit, PICTURE-Modelle lesen und nach Vorlage modellieren<br />
zu können. Für die Erlernung einer Interviewtechnik und der eigenständigen Durchführung<br />
von Prozessanalyseprojekten ist diese Methode nicht geeignet.<br />
Ergänzend kann durch schriftliche Unterlagen in Form eines Leitfadens, der die Inhalte vermittelt,<br />
die Ausführung von Aufgaben des kontinuierlichen Prozessmanagements unterstützt<br />
werden. Die schriftlichen Unterlagen dienen hier als Nachschlagewerk.<br />
9.1.3 Geführte Qualifizierung<br />
Im Rahmen einer geführten Qualifizierung werden die Mitarbeiter interaktiv durch Schulungen<br />
und Trainings an die durchzuführenden Aufgaben herangeführt. Folgendes Vorgehen<br />
hat sich zur Erlernung der PICTURE-Methode bewährt. Ziel dieser Methode ist die Qualifikation,<br />
selbstständig Interviews und Prozessanalyseprojekte durchzuführen. Hierzu wird empfohlen,<br />
dass mehrere Personen diese Qualifizierungsmaßnahme gleichzeitig durchführen,<br />
um sich gegenseitig unterstützen und die im Rahmen dieses Qualifikationsmodells durchzuführenden<br />
Tätigkeiten ggf. gemeinsam ausüben zu können.<br />
1. Durchführung einer mehrtätigen Schulung zur Vermittlung der Methode und des<br />
Vorgehens: Die Basis für die Durchführung von Prozessanalysen ist ein eingehendes<br />
Verständnis der zugrunde liegenden Methode und eine theoretische Fundierung im<br />
Bereich Prozessmanagement. So sind im Rahmen der Schulung folgende Inhalte zu<br />
vermitteln:<br />
■ Strategische Aspekte des Prozessmanagements<br />
■ Überblick über Methoden und Vorgehensmodelle<br />
■ Zielfindung und Zieldefinition in prozessorientierten Modellierungsprojekten<br />
■ Prozessdefinitionen, Prozesszuschnitt<br />
■ Durchführung von Prozessscreenings zur Identifikation und Priorisierung von<br />
Handlungsfeldern<br />
■ Informationsbeschaffung und Auswertung<br />
■ Anbahnung und Abwicklung von Interviews, sokratische Gesprächsführung<br />
66 Leitfaden zur Prozessanalyse
■ Übersetzung der Informationen in Prozessbeschreibungen<br />
■ Analyse und Auswertung von Geschäftsprozessen<br />
■ Akzeptanzmanagement in Modellierungsprojekten<br />
■ Kontinuierliches Prozessmanagement<br />
■ Schulung der PICTURE-Prozessplattform, wenn diese im Rahmen der Projekte<br />
verwendet werden soll<br />
Neben der reinen Vermittlung der Inhalte mittels einer Präsentation sind diese Inhalte<br />
in Übungen zu festigen und praktisch zu erproben. Zur Erlangung einer PICTURE-<br />
Zertifizierung ist ein schriftlicher Test zu absolvieren.<br />
2. Gemeinsame Prozessaufnahme Phase I: Nach der initialen Schulung sind gemeinsam<br />
mit ein bis zwei Mitarbeitern Prozessinterviews durchzuführen. In dieser Phase<br />
nehmen die Mitarbeiter zunächst eine beobachtende Stellung ein. Die eigentliche<br />
Durchführung des Interviews wird von Fachexperten der PICTURE-Methode erstellt.<br />
Ziel dieser Qualifizierungsphase ist die Vermittlung des Vorgehens von Interviews und<br />
die Sensibilisierung für relevante Aspekte, die für die Zielerreichung von Bedeutung<br />
sind und im Rahmen eines Interviews vertieft werden müssen. Diese Phase ist auf<br />
zwei bis drei Interviews ausgelegt. Im Anschluss an die Interviews werden diese gemeinsam<br />
nachbereitet. Eine Reflexion über das Vorgehen im Interview und der Interviewinhalte<br />
wird im Anschluss mit den Schulungsteilnehmern durchgeführt.<br />
3. Gemeinsame Prozessaufnahme Phase II: In der zweiten Interviewphase leiten die<br />
Schulungsteilnehmer das Interview selbst. Ein Fachexperte der PICTURE-Methode<br />
begleitet in dieser Phase als gleichgestellter Interviewer das Interview. Er kann somit<br />
auf wesentliche Fragen und Aspekte eingehen und das Protokoll über das Interview<br />
führen. Im Anschluss daran wird dem Schulungsteilnehmer Feedback zu dem Interview<br />
und der Interviewführung gegeben. Für diese Phase sind zwei bis drei Interviews<br />
vorgesehen, es ist jedoch ggf. auf weitere Interviews auszubauen.<br />
4. Prozessaufnahme Phase III: Im Rahmen der dritten Phase werden die Prozessinterviews<br />
allein durch Schulungsteilnehmer geführt. Der Fachexperte ist nicht mehr selbst<br />
beim Interview anwesend, steht aber vor und nach dem Interview für Rückfragen zur<br />
Verfügung. Zudem sichert er die Qualität der erstellten Interviewprotokolle und der<br />
daraus resultierenden PICTURE-Modelle.<br />
5. Gemeinsame Prozessanalyse: Im Rahmen der gemeinsamen Prozessanalyse werden<br />
auf Basis der Interviews Schwachstellen und Verbesserungspotenziale gemeinsam<br />
mit den Teilnehmern identifiziert und unter Anleitung in einer gewählten Dokumentationsform<br />
zielgerichtet dokumentiert. Diese Phase stellt den Abschluss der geführten<br />
PICTURE-Schulung dar.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 67
9.2 Vorgehen zur Qualifizierung der Mitarbeiter<br />
Je nach Rollen, die Mitarbeiter in Prozessanalyseprojekten einnehmen, sind unterschiedliche<br />
Qualifizierungsmaßnahmen zweckmäßig. Für die Initialisierung von Prozessanalyseprojekten<br />
sind vorab Informationsveranstaltungen mit den zu interviewenden Mitarbeitern durchzuführen.<br />
Sollte dies aus organisatorischen Gründen nicht in vollem Umfang möglich sein, so ist<br />
die Informationsveranstaltung auf ausgewählte Mitarbeiter zu beschränken. Werden im<br />
Rahmen der Prozessanalyse auch externe Beteiligte interviewt, sollten diese ebenfalls soweit<br />
möglich an dieser Informationsveranstaltung teilnehmen.<br />
Im Rahmen von expliziten Mitarbeiterfortbildungen zur Wahrnehmung der Rolle als Prozesseigentümer,<br />
-verantwortlicher oder -manager ist die Maßnahme der Informationsveranstaltung<br />
als zweckdienlich anzusehen. Für den Prozesseigentümer reicht eine solche Informationsveranstaltung<br />
in aller Regel aus, da dieser mit der Methode nicht als Modellierer und<br />
Interviewer in Berührung kommen wird. Hingegen sind für den Prozessmanager und für Prozessmodellierungspersonal<br />
geführte Qualifizierungsmaßnahmen als dringend notwendig<br />
anzusehen. Diese Maßnahme vermittelt nicht nur die erforderlichen Kenntnisse, vielmehr<br />
führt sie auch zu einer einheitlichen Vorgehensweise und damit zu vergleichbaren Ergebnissen.<br />
Für Personen die im Rahmen von Projekten die Rolle eines Modellierers ausfüllen sollen,<br />
ist eine geführte Qualifizierung in jedem Fall unabdingbar.<br />
Qualifikationsmaßnahmen sind zeitlich nahe an der tatsächlichen Aufgabendurchführung<br />
anzusiedeln. Bestfalls können Mitarbeiter begleitend zu Analyseprojekten ausgebildet werden.<br />
Sie profitieren durch die Erfahrung der PICTURE-Fachexperten im Rahmen des Projektes.<br />
Regelmäßig auftretende Fragestellungen können direkt beantwortet werden.<br />
68 Leitfaden zur Prozessanalyse
10 Anhang<br />
A. Vorlagen für das Projektmanagement<br />
A.1. Beispielhafter Projektplan<br />
Für ein Projekt gemäß dem vorgestellten Vorgehensmodell lässt sich kein allgemeingültiger<br />
Projektplan vorgeben. Insbesondere Umfang und Art der zu untersuchenden Prozesse machen<br />
einen an das aktuelle Projekt angepassten Projektplan notwendig. Der hier dargestellte<br />
Projektplan stellt die wesentlichen Phasen eines solchen Projektes dar und kann daher als<br />
Vorlage für die Erstellung eines spezifischen Projektplans dienen. Die im dargestellten Projektplan<br />
vorgelegten Zeiträume stellen nur ein Beispiel dar, die Aufwandsschätzung hat im<br />
Einzelfall anhand der spezifischen Aufgabenstellung zu erfolgen.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 69
Abbildung 13: Beispielhafter Projektplan<br />
70 Leitfaden zur Prozessanalyse
B. Vorlagen für die Projektinitialisierung:<br />
B.1. Ziele der Prozesserfassung – Mindmap<br />
Für die Durchführung des Zielworkshops sind die möglichen Ziele der Prozesserfassung und<br />
-optimierung ausschlaggebend. Die hier dargestellte Mindmap kann wie in Kapitel 4.1 beschrieben<br />
zur Durchführung des Zielworkshops eingesetzt werden. Die mit (1) gekennzeichneten<br />
Ziele stellen dabei sogenannte Muss-Ziele dar, die in jedem Projekt zu verfolgen sind.<br />
Abbildung 14: Mindmap „Ziele der Prozesserfassung“<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 71
B.2.<br />
Ziele der Prozesserfassung – Tabelle<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Erfassung der Präferenzreihenfolge verschiedener Personen<br />
bezüglich der Ziele ist die Verwendung einer sogenannten Ziel-Bewertungsmatrix.<br />
mögliche strategische Ziele<br />
1: sehr wichtig; 2: wichtig; 3: neutral; 4: weniger wichtig; 5: unwichtig<br />
SCORE A<br />
B C<br />
D E …<br />
Wirtschaftlichkeit 2,2<br />
Effizienz- und Effektivitätspotenziale erheben 1,6 3 1 2 1 1 …<br />
Optimierung des Ressourceneinsatzes 1,8 1 3 2 2 1 …<br />
Bessere Prozesssteuerung 2,2 3 2 3 2 1 …<br />
Aufgabenkritik 2,6 1 2 4 3 3 …<br />
Prozesskosten identifizieren 2,6 3 4 2 2 2 …<br />
Organisation 1,9<br />
Identifikation externer Prozessbeteiligter 1,4 1 1 2 2 1 …<br />
Kontinuierliches Prozessmanagement 1,4 1 1 1 2 2 …<br />
Prozessdokumentation 1,6 2 2 1 1 2 …<br />
Qualitätsmanagement und Zertifizierungen 2,0 2 3 3 1 1 …<br />
Reorganisationsvorhaben 2,4 3 3 3 2 1 …<br />
Wissensmanagement 2,0 2 1 2 1 4 …<br />
Produktbildung 2,2 3 2 2 2 2 …<br />
Service und Qualität 2,0<br />
Beschleunigung von Prozessen 1,4 2 2 1 1 1 …<br />
Risikomanagement 1,4 1 1 2 1 2 …<br />
Effizientere Öffentlichkeitsarbeit 1,2 1 1 2 1 1 …<br />
Schnittstellentransparenz 2,2 3 3 1 1 3 …<br />
Einheitliche Verwaltungspraxis 2,2 2 3 2 1 3 …<br />
Wirkung des Prozesses 2,2 2 1 1 2 5 …<br />
Kundenorientierung 2,4 1 3 1 2 5 …<br />
Korruptionsverhinderung 2,8 3 3 2 3 3 …<br />
IT 2,2<br />
Identifikation Potential für Querschnittsverfahren 1,8 2 1 2 2 2 …<br />
Erstellung eines IT-Bebauungsplans (LIGA) 2,0 3 2 1 3 1 …<br />
Identifikation von Potential für Fachverfahren 2,0 2 2 2 2 2 …<br />
Identifikation der Online-Fähigkeit und des Online-Potentials von 2,4 2 2 3 2 3 …<br />
Prozessen<br />
Vereinheitlichung der IT-Architektur 2,6 2 2 3 3 3 …<br />
Legende: < 1,7<br />
1,7 - 2,7<br />
> 2,7<br />
Abbildung 15: Zielbewertungsmatrix<br />
72 Leitfaden zur Prozessanalyse
C. Vorlagen für die Prozesserfassung<br />
C.1. Initialer Prozesssteckbrief<br />
Abbildung 16: Initial-Prozesssteckbrief<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 73
C.2.<br />
Interviewleitfaden<br />
74 Leitfaden zur Prozessanalyse
Leitfaden zur Prozessanalyse 75
76 Leitfaden zur Prozessanalyse
D. Vorlagen für die Prozessdokumentation<br />
D.1. Dokumentations‐Prozesssteckbrief<br />
Abbildung 17: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 1)<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 77
Abbildung 18: Dokumentations-Prozesssteckbrief (Seite 2)<br />
78 Leitfaden zur Prozessanalyse
E. Übersicht über die Bausteine und Attribute der PICTURE‐Methode<br />
Im Folgenden werden die Bausteine der PICTURE-Methode und die für die <strong>Arbeitsschutz</strong>verwaltung<br />
NRW relevanten Attribute dargestellt. Die Attribute sind wie folgt gekennzeichnet:<br />
• Rot, fett gedruckte Attribute sind dabei in jedem Fall zu erheben.<br />
• Normal, schwarz dargestellte Attribute sind zu erheben, sofern Daten hierzu vorliegen oder<br />
Angaben zu diesem Attribut gemacht werden können.<br />
• Grün dargestellte Attribute sind optionale Attribute, deren Erfassung nur bei speziellen Fragestellungen<br />
notwendig ist.<br />
Die verwendeten Bausteinsymbole sind der folgenden Quelle entnommen: Becker, J., Algermissen,<br />
L., Falk, T.: Prozessorientierte Verwaltungsmodernisierung. Berlin et. al. 2007, S. 108-109<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 79
Absprache Vereinbarung treffen<br />
Dieser Baustein beschreibt Absprachen oder Vereinbarungen, die zwischen<br />
dem zuständigen Mitarbeiter sowie Personen oder Personengruppen<br />
getroffen werden. Diese dienen zumeist der Koordination von<br />
verteilten Arbeitsabläufen oder einer gegenseitigen inhaltlichen Einigung.<br />
Im Gegensatz zum Prozessbaustein „Dokument/Information<br />
weiterleiten“ werden diese inhaltlichen Abstimmungen in Form einer<br />
direkten Kommunikation durchgeführt. Es werden beiderseitig Informationen<br />
ausgetauscht und Vereinbarungen getroffen. Dieser Baustein<br />
kann z. B. bei inhaltlichen Abstimmungen, Terminabsprachen oder<br />
Besprechungen weiterer Arbeitsschritte eingesetzt werden.<br />
Durchführung<br />
Sonderfälle<br />
Die Anzahl der Abweichung von dem „Standardfall“. Sonderfälle<br />
sind mit mehr Aufwand verbunden (Einarbeitung,<br />
Umfang, etc.)<br />
keine, nur Standardfälle<br />
wenige Sonderfälle<br />
viele Sonderfälle<br />
nur Sonderfälle<br />
Kommunikationskanal<br />
Ausgangskanal in %<br />
Kanäle sind das Schnittstellenmedium, das die Art des Ausgangs<br />
von Dokumenten bzw. Informationen beschreibt. Zusätzlich<br />
ist der aus der Sicht des Mitarbeiters wünschenswerte<br />
Ausgangskanal oder die Ausgangskanäle zu definieren,<br />
um einen möglichst effizienten Arbeitsstil zu ermöglichen.<br />
Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />
Telefon<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
80 Leitfaden zur Prozessanalyse
Arbeitsort wechseln<br />
Dieser Baustein beschreibt einen räumlichen Wechsel, der für den Ablauf<br />
notwendig ist. Ein räumlicher Wechsel eines Mitarbeiters wird hierbei<br />
durch das Verlassen des Hauses charakterisiert, z. B. durch einen<br />
Ortstermin. Der Wechsel eines Büros (z. B. für eine persönliche Weiterleitung<br />
von Dokumenten) wird nicht als Arbeitsortwechsel erfasst. Der<br />
Rückweg vom entfernten Arbeitsort wird separat durch diesen Baustein<br />
modelliert.<br />
Durchführung<br />
Entfernung zum Zielort (in km)<br />
Transportmittel<br />
Ort<br />
Hier ist anzugeben, mit welchem oder welchen<br />
Transportmitteln der Ortswechsel durchgeführt<br />
wird.<br />
Auto<br />
Fahrrad<br />
ÖPNV<br />
Zu Fuß<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb<br />
des Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren,<br />
ist hier ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des<br />
Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder<br />
zu den Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 81
Bearbeitungsunterbrechung<br />
Dieser Baustein beschreibt eine prozessbedingte, zwangsläufige Bearbeitungsunterbrechung.<br />
Diese kann z. B. eintreten, wenn auf den Eingang<br />
eines Dokumentes aus einer anderen Behörde gewartet werden<br />
muss, das für den weiteren Bearbeitungsvorgang notwendig ist.<br />
Zeiten<br />
Wartezeit<br />
Wiedervorlagezeitraum<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier<br />
ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls<br />
anzugeben.<br />
Die Zeit, die vergeht, bis der Vorgang wiedervorgelegt<br />
wird.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />
Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
82 Leitfaden zur Prozessanalyse
Beratung durchführen<br />
Dieser Baustein beschreibt die vom Mitarbeiter durchgeführte Beratung einer<br />
Person oder Personengruppe. Im Gegensatz zum Baustein "Dokument/Information<br />
versenden" handelt es sich hierbei um eine intensive Erläuterung<br />
der zu Grunde liegenden Sachverhalte seitens des Mitarbeiters.<br />
Formales<br />
Grundlage der Beratung<br />
Eigenes Ermessen<br />
Externe Vorgabe<br />
Art der Leistung<br />
Liegt hier eine (gesetzliche) Pflicht zu Grunde oder<br />
stellt es eine freiwillige Leistung der Verwaltung dar.<br />
Freiwillige Leistung<br />
Pflichtige Leistung<br />
Kommunikationskanal<br />
Ausgangskanal in %<br />
Kanäle sind das Schnittstellenmedium, das die Art<br />
des Ausgangs von Dokumenten bzw. Informationen<br />
beschreibt. Zusätzlich ist der aus der Sicht des Mitarbeiters<br />
wünschenswerte Ausgangskanal oder die<br />
Ausgangskanäle zu definieren, um einen möglichst<br />
effizienten Arbeitsstil zu ermöglichen.<br />
Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />
Telefon<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier<br />
ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls<br />
anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu<br />
den Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 83
Berechnung durchführen<br />
Dieser Baustein beschreibt alle Arten von Berechnungen, die manuell oder mit<br />
Einsatz von Ressourcen durch den Mitarbeiter durchgeführt werden. Dies umfasst<br />
zum einen das Kalkulieren oder Verteilen von Kosten sowie das Berechnen<br />
von Flächen etc.<br />
Formales<br />
Vorgang standardisiert?<br />
Der Vorgang, den dieser Baustein beschreibt, ist standardisiert,<br />
wenn die notwendigen Arbeitsschritte und die<br />
benötigte Bearbeitungszeit für alle Ausprägungen der<br />
zu bearbeitenden Objekte (z. B. ein Dokument) vollständig<br />
identisch sind.<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />
Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />
Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
84 Leitfaden zur Prozessanalyse
Daten in EDV übernehmen<br />
Dieser Baustein beschreibt die manuelle Eingabe bzw. Übertragung von Informationen<br />
in ein EDV-System. Die zu übernehmenden Informationen/Daten können<br />
dabei sowohl als papierbasierte Dokumente vorliegen, aus einer mündlichen<br />
Informationsübermittlung resultieren als auch in anderen EDV-Systemen<br />
hinterlegt sein. Wesentlich für diesen Baustein ist die manuelle Übernahme der<br />
Daten in das Zielsystem. Als manuelle Übernahme werden auch automatisierte<br />
Vorgänge bezeichnet, die manuell durch einen Benutzer angestoßen werden<br />
müssen (z. B. Datenimport). Wird durch die Übernahme von Daten in die EDV<br />
gleichzeitig ein Dokument erstellt (z. B. mit Microsoft Word), so ist der Baustein<br />
„Dokument/Information erstellen“ zu verwenden.<br />
Durchführung<br />
Quelle der Daten<br />
EDV-System<br />
physische Dokumente<br />
Fachliche Komplexität<br />
Gering<br />
Mittel<br />
Hoch<br />
Bedienbarkeit der Software<br />
gut<br />
mittel<br />
Schlecht<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Umfang<br />
Anzahl auszufüllender Masken<br />
Die Anzahl der auszufüllenden Masken beschreibt die Anzahl<br />
der Fenster (Masken), die in einem Fachverfahren auf einem<br />
PC ausgefüllt werden müssen, um alle Arbeitsschritte dieses<br />
Bausteins abschließen zu können.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 85
Datenträger bespielen<br />
Dieser Baustein beschreibt die Überführung von elektronischen Daten<br />
(Informationen und Dokumente) auf einen separaten Datenträger (z. B.<br />
Diskette, CD, DVD, USB-Stick), der i. d. R. zum physischen Transport<br />
elektronischer Daten genutzt wird. Sofern manuelle Backups von Daten<br />
durchgeführt werden, ist dieser Baustein ebenfalls zu verwenden.<br />
Durchführung<br />
Art des Datenträgers<br />
USB-Stick<br />
Externe Festplatte<br />
CD/DVD<br />
Diskette<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />
Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />
Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
86 Leitfaden zur Prozessanalyse
Drucken<br />
Dieser Baustein beschreibt das Ausdrucken eines Dokuments, das in<br />
elektronischer Form vorliegt, z. B. eines Word- oder Excel-Dokuments.<br />
Wesentlich ist hier der Druckvorgang. Der Druckvorgang wird als reine<br />
Transformation von elektronischer Darstellung in die papierbasierte Darstellung<br />
angesehen. Sofern durch den Vorgang des Druckens Informationen<br />
als Dokument neu zusammengestellt werden, wird durch das<br />
Drucken ein neues Dokument erzeugt (z. B. durch Drucken einer Meldebescheinigung<br />
aus dem Melderegister). Sofern erst durch das Drucken<br />
ein neues Dokument im Sinne des Bausteins „Dokument erstellen“ erzeugt<br />
wird, ist dieser Baustein dem Drucken-Baustein voranzustellen.<br />
Da die Dokumenterstellung durch das EDV-System automatisch durchgeführt<br />
wird, ist hier die Bearbeitungszeit mit 0 Minuten anzugeben.<br />
Formales<br />
Sonderformate vorhanden? Sonderformate sind Abweichungen von einem Standard,<br />
der nicht durch Standardeinzüge in Kopierern oder Scannern<br />
verarbeitet werden kann. (Bauzeichnungen etc.)<br />
Durchführung<br />
Druckausgabe<br />
Ort der Druckausgabe<br />
Kein Druck<br />
Lokaler Druck<br />
Zentraler Druck<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Umfang<br />
Umfang in Seiten<br />
Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments beschreibt<br />
den Umfang eines Dokuments in der Anzahl der<br />
Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden als zwei Seiten<br />
gezählt.<br />
Anzahl der Ausfertigungen<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 87
Einzahlung/Auszahlung durchführen<br />
Dieser Baustein beschreibt das Entgegennehmen einer Zahlung (z. B. Gebühr<br />
für einen Personalausweis) oder die Auszahlung eines Betrages (z. B.<br />
Erstattung von Bewerbungskosten) durch den Mitarbeiter. Diese Zahlvorgänge<br />
können auch über elektronische Zahlmöglichkeiten abgeschlossen<br />
werden. Mit diesem Baustein wird nicht die Beauftragung zur Entgegennahme<br />
in Form einer Annahmeanordnung bzw. die Registrierung des Zahlungseinganges<br />
abgebildet.<br />
Zahlung<br />
Durchschnittliche Höhe der Zahlung<br />
Zahlungsmöglichkeiten<br />
Bar<br />
Zahlung per Scheck<br />
Überweisung<br />
Lastschrift<br />
Kreditkarte<br />
EC-Karte<br />
Sonstiges<br />
Die durchschnittliche Höhe der Zahlung definiert die Höhe<br />
des Geldeingangs und -ausgangs.<br />
Zahlungsmöglichkeiten<br />
Barzahlung<br />
Scheck<br />
Zahlung per Überweisung<br />
Zahlung per Lastschrift<br />
Zahlung per Kreditkarte<br />
Zahlung per EC-Karte<br />
Zahlung mit einem sonstigen Zahlungsmittel<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
88 Leitfaden zur Prozessanalyse
Formell prüfen<br />
Dieser Baustein beschreibt die formelle Prüfung von Unterlagen bzw. Sachverhalten<br />
(z. B. Vollständigkeit, Zuständigkeit, Fristeinhaltung). Die Prüfung beinhaltet<br />
keine sachlichen Abwägungen, sondern orientiert sich strikt an formellen<br />
Vorgaben. Eine inhaltliche Auswertung des beschriebenen Sachverhaltes findet<br />
nicht oder nur begleitend statt. Eine begleitende inhaltliche Auswertung findet<br />
dann statt, wenn das Ziel der inhaltlichen Auswertung formelle Kriterien (wie<br />
z. B. die Vollständigkeit) zum Ziel hat. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn<br />
die Vollständigkeit der Unterlagen vom dargelegten Informationsgehalt abhängig<br />
ist. Die eigentliche inhaltliche Bewertung wird im Rahmen der inhaltlichen<br />
Prüfung vorgenommen. Sofern die inhaltliche Bewertung parallel zur formellen<br />
Prüfung durchgeführt wird, werden die Bausteine „Formell prüfen“ und „Inhaltlich<br />
prüfen“ direkt nacheinander modelliert<br />
Formales<br />
Vorgang standardisiert?<br />
Der Vorgang den dieser Baustein beschreibt ist standardisiert,<br />
wenn die notwendigen Arbeitsschritte und die benötigte Bearbeitungszeit<br />
für alle Ausprägungen der zu bearbeitenden Objekte<br />
(z. B. ein Dokument) vollständig identisch ist.<br />
Durchführung<br />
Sonderfälle<br />
Die Anzahl der Abweichung von dem "Standardfall". Sonderfälle<br />
sind mit mehr Aufwand verbunden (Einarbeitung, Umfang etc.)<br />
keine, nur Standardfälle<br />
wenige Sonderfälle<br />
viele Sonderfälle<br />
nur Sonderfälle<br />
Besondere Kenntnisse zur<br />
Durchführung der Prüfung<br />
Technische Kenntnisse<br />
Juristische Kenntnisse<br />
Software-Kenntnisse<br />
Sind für die Durchführung besondere Kenntnisse oder Erfahrungen<br />
notwendig, die nicht durch eine kurze Einführung erlangt<br />
werden können.<br />
Sind besondere technische Kenntnisse (z. B. über Bauverfahren)<br />
erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />
Sind besondere rechtliche Kenntnisse für die Durchführung der<br />
Aktivität erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />
Sind besondere Kenntnisse im Umgang mit EDV-Systemen notwendig,<br />
so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />
Kriterien der Prüfung<br />
Vollständigkeit<br />
Prüfung negativ in %<br />
Ist die Vollständigkeit Gegenstand der Prüfung?<br />
Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von unvollständigen<br />
Angaben zurückgewiesen?<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 89
Datenkonsistenz<br />
Prüfung negativ in %<br />
Fristeinhaltung<br />
Prüfung negativ in %<br />
Zuständigkeit<br />
Prüfung negativ in %<br />
sonstige Kriterien der Prüfung<br />
Prüfungsergebnis positiv in %<br />
Ist ein Datenabgleich Gegenstand der Prüfung?<br />
Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von abweichenden<br />
Daten zurückgewiesen?<br />
Ist die Fristigkeit Gegenstand der Prüfung?<br />
Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von nicht eingehaltenen<br />
Fristen zurückgewiesen?<br />
Ist die Zuständigkeit Gegenstand der Prüfung?<br />
Wie viel Prozent der Prüfungen werden aufgrund von abweichenden<br />
Zuständigkeiten zurückgewiesen?<br />
Hier werden die Kriterien der inhaltlichen Prüfung aufgelistet, die<br />
bei der Entscheidungsfindung zu beachten sind.<br />
Prozentuale Angabe der nicht beanstandeten Prüfungen, bei<br />
denen keine Nachfrage erforderlich ist.<br />
Prüfungsergebnis negativ in %<br />
Rückfrage erforderlich in %<br />
Komplexität der Prüfung<br />
gering<br />
mittel<br />
hoch<br />
Ermessensgrad<br />
keiner<br />
gering<br />
mittel<br />
hoch<br />
Prozentuale Angabe der Prüfungen, in denen weitere Dokumente<br />
/ Informationen angefordert bzw. nachgereicht werden müssen,<br />
um die Prüfung erfolgreich abzuschließen.<br />
Hier wird der Aufwand der durchzuführenden Prüfung angegeben.<br />
Der Grad der Komplexität ist gering, wenn die Prüfung am eigenen<br />
Arbeitsplatz durchgeführt werden kann.<br />
Der Grad der Komplexität ist mittel, wenn die Prüfung mit Unterstützung<br />
weiterer Mitarbeiter innerhalb der Verwaltung durchgeführt<br />
werden kann.<br />
Der Grad der Komplexität ist hoch, wenn die Prüfung durch Externe<br />
(z. B. Gutachter) unterstützt oder außerhalb der Verwaltung<br />
durchgeführt werden muss.<br />
Hier wird das Ausmaß des Entscheidungsspielraums des Mitarbeiters<br />
festgehalten.<br />
Der Mitarbeiter ist in seinem Handeln fest an gegebene Vorgaben<br />
gebunden.<br />
Der Mitarbeiter ist durch gegebene Vorgaben zum Großteil in<br />
seinem Handeln gebunden.<br />
Der Mitarbeiter ist zwar durch Vorgaben in seinem Handeln eingeschränkt,<br />
hat jedoch die Kompetenz, Abwägungen zu treffen.<br />
Der Mitarbeiter besitzt in diesem Arbeitsschritt Handlungsfreiheit.<br />
Zeiten<br />
90 Leitfaden zur Prozessanalyse
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Umfang<br />
Umfang in Seiten<br />
Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments beschreibt<br />
den Umfang eines Dokuments in der Anzahl der Seiten. Doppelseitig<br />
bedruckte Blätter werden als zwei Seiten gezählt.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder den zu Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 91
Inhaltlich prüfen/Entscheidung treffen<br />
Dieser Baustein beschreibt die inhaltliche Prüfung von Unterlagen bzw.<br />
Sachverhalten. Diese Prüfung hat Bezug zu Gesetzen und Verordnungen<br />
und zieht Fachkenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen des<br />
Bearbeiters mit ein. Auf Basis der inhaltlichen Prüfung wird eine Bewertung<br />
vorgenommen oder eine Entscheidung getroffen. Hierbei muss es<br />
sich nicht zwingend um eine den Vorgang abschließende Entscheidung<br />
handeln. Es können auch Zwischenentscheidungen oder Entscheidungsvorschläge<br />
erstellt werden.<br />
Formales<br />
Vorgang standardisiert?<br />
Der Vorgang, den dieser Baustein beschreibt, ist standardisiert,<br />
wenn die notwendigen Arbeitsschritte und die benötigte<br />
Bearbeitungszeit für alle Ausprägungen der zu bearbeitenden<br />
Objekte (z. B. ein Dokument) vollständig identisch<br />
sind.<br />
Durchführung<br />
Sonderfälle<br />
Die Anzahl der Abweichung von dem "Standardfall". Sonderfälle<br />
sind mit mehr Aufwand verbunden (Einarbeitung,<br />
Umfang etc.)<br />
keine, nur Standardfälle<br />
wenige Sonderfälle<br />
viele Sonderfälle<br />
nur Sonderfälle<br />
Besondere Kenntnisse zur Durchführung<br />
der Prüfung<br />
Technische Kenntnisse<br />
Juristische Kenntnisse<br />
Software-Kenntnisse<br />
Sind für die Durchführung besondere Kenntnisse oder Erfahrungen<br />
notwendig, die nicht durch eine kurze Einführung<br />
erlangt werden können.<br />
Sind besondere technische Kenntnisse (z. B. über Bauverfahren)<br />
erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />
Sind besondere rechtliche Kenntnisse für die Durchführung<br />
der Aktivität erforderlich, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />
Sind besondere Kenntnisse im Umgang mit EDV-Systemen<br />
notwendig, so ist diese Checkbox zu aktivieren.<br />
Kriterien der Prüfung<br />
Fach- und Sachkunde<br />
Zuverlässigkeit<br />
Finanzielle Leistungsfähigkeit<br />
92 Leitfaden zur Prozessanalyse
sonstige Kriterien der Prüfung<br />
Sonstige Prüfungsergebnisse/Entscheidungen<br />
Rückfrage erforderlich in %<br />
Komplexität der Prüfung<br />
Hier werden die Kriterien der inhaltlichen Prüfung aufgelistet,<br />
die bei der Entscheidungsfindung zu beachten sind.<br />
Die Auflistung aller möglichen Ergebnisse der inhaltlichen<br />
Prüfung und dadurch entstehenden Entscheidungen.<br />
Prozentuale Angabe der Prüfungen, in denen weitere Dokumente<br />
/ Informationen angefordert bzw. nachgereicht<br />
werden müssen, um die Prüfung erfolgreich abzuschließen.<br />
Hier wird der Aufwand der durchzuführenden Prüfung angegeben.<br />
gering<br />
mittel<br />
hoch<br />
Ermessensgrad<br />
Hier wird das Ausmaß des Entscheidungsspielraums des<br />
Mitarbeiters festgehalten.<br />
keiner<br />
gering<br />
mittel<br />
hoch<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Umfang<br />
Umfang in Seiten<br />
Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments beschreibt<br />
den Umfang eines Dokuments in der Anzahl der<br />
Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden als zwei Seiten<br />
gezählt.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 93
Kopieren<br />
Dieser Baustein beschreibt das Vervielfältigen eines Dokuments, z. B. durch<br />
Kopieren einer Rechnung. Sofern durch das Drucken eines Dokumentes mehrere<br />
Exemplare (als Kopien) erstellt werden, ist der Baustein Drucken zu verwenden<br />
(Attribut: Anzahl der Ausfertigungen). Für das elektronische Kopieren<br />
eines Dokumentes wird dieser Baustein ebenfalls nicht verwendet.<br />
Formales<br />
Beglaubigung/Authentizitätsvermerk<br />
erforderlich?<br />
Sonderformate vorhanden?<br />
Beglaubigung/Authentizitätsvermerk erforderlich<br />
Sonderformate sind Abweichungen von einem Standard,<br />
der nicht durch Standardeinzüge in Kopierern<br />
oder Scannern verarbeitet werden kann. (Bauzeichnungen<br />
etc.)<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier<br />
ein Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls<br />
anzugeben.<br />
Umfang<br />
Umfang in Seiten<br />
Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments<br />
beschreibt den Umfang eines Dokuments in der<br />
Anzahl der Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter<br />
werden als zwei Seiten gezählt.<br />
Anzahl der Ausfertigungen<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu<br />
den Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
94 Leitfaden zur Prozessanalyse
Recherche durchführen<br />
Dieser Baustein beschreibt die Beschaffung von nicht vorliegenden,<br />
für den Prozess aber notwendigen Informationen mittels<br />
verschiedener Medien. Die Recherche umfasst das Auffinden,<br />
den Transport und den Zugriff auf die Information. Wesentlich<br />
hierbei ist, dass Zugriff auf das Dokument oder die Information<br />
bzw. der Ort der Ablage nicht im Vorhinein genau bekannt ist. So<br />
ist die Suche im Archiv als Recherchetätigkeit zu werten. Hingegen<br />
ist das Nachschlagen in einem Lexikon oder die Nachfrage<br />
beim Arbeitskollegen oder Kunden nicht als Recherchetätigkeit zu<br />
klassifizieren. Sofern die Informationsträger (Personen) eindeutig<br />
bestimmt werden können, ist der Baustein „Rückfrage durchführen“<br />
zu verwenden. Die Verwendung von Nachschlagewerken<br />
oder die direkt zielführende Abfrage von Datenbanken wird nicht<br />
als separater Baustein modelliert. Die hierfür verwendeten Ressourcen<br />
und die verwendete Zeit wird in den Folgebaustein einbezogen.<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Wartezeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 95
Rückfrage durchführen<br />
Dieser Baustein beschreibt gezielte Rückfragen zur Erlangung einer bestimmten<br />
Information oder eines bestimmten Dokumentes. Als Beispiel kann hier die Anforderungen<br />
von fehlenden Unterlagen oder Information an den Kunden im Anschluss an<br />
eine formelle oder inhaltliche Prüfung angeführt werden. Hierbei werden die Zeiten<br />
für die Prüfung der fehlenden Unterlagen im vorangehenden Prüfbaustein mit eingerechnet.<br />
Formales<br />
Unterschrift des Bearbeiters erforderlich?<br />
Erfasst, ob eine Unterschrift für eine Rechtswirksamkeit<br />
erforderlich ist. Es wird hiermit nicht die Unterzeichnung<br />
beschrieben.<br />
Durchführung<br />
Vorgang auf Wiedervorlage<br />
Dokument drucken<br />
Adressat<br />
Bearbeitungsunterbrechung, die auf Basis einer Wiedervorlage<br />
resultiert bzw. zu der parallel eine Wiedervorlage<br />
angelegt wird.<br />
Das Dokument wird im Rahmen dieser Tätigkeit gedruckt.<br />
Empfänger des Dokuments<br />
Innerhalb der Verwaltung<br />
Außerhalb der Verwaltung<br />
Kommunikationskanal<br />
Ausgangskanal in %<br />
Kanäle sind das Schnittstellenmedium, das die Art des<br />
Ausgangs von Dokumenten bzw. Informationen beschreibt.<br />
Zusätzlich ist der aus der Sicht des Mitarbeiters<br />
wünschenswerte Ausgangskanal oder die Ausgangskanäle<br />
zu definieren, um eine möglichst effizienten<br />
Arbeitsstil zu ermöglichen.<br />
Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />
Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />
Telefon<br />
Hauspost<br />
E-Mail<br />
Fax<br />
Elektronische Schnittstelle<br />
Gewünschter Ausgangskanal<br />
Aus Mitarbeitersicht der optimale Ausgangskanal<br />
Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />
96 Leitfaden zur Prozessanalyse
Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />
Telefon<br />
Hauspost<br />
E-Mail<br />
Fax<br />
Elektronische Schnittstelle<br />
Eingangskanal in %<br />
Der aktuelle Eingangskanal<br />
Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />
Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />
Telefon<br />
Hauspost<br />
E-Mail<br />
Fax<br />
Elektronische Schnittstelle<br />
Gewünschter Eingangskanal<br />
Aus Mitarbeitersicht der optimale Eingangskanal<br />
Persönlich (mündliches Vorsprechen)<br />
Persönlich (Übergabe von Schriftstücken)<br />
Telefon<br />
Hauspost<br />
E-Mail<br />
Fax<br />
Elektronische Schnittstelle<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Wartezeit<br />
Wiedervorlagezeitraum<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />
Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />
Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Die Zeit, die vergeht, bis der Vorgang wiedervorgelegt<br />
wird.<br />
Umfang<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 97
Umfang in Seiten<br />
Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments<br />
beschreibt den Umfang eines Dokuments in der Anzahl<br />
der Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden<br />
als zwei Seiten gezählt.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />
Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
98 Leitfaden zur Prozessanalyse
Scannen<br />
Dieser Baustein beschreibt das Einscannen eines papierbasierten Dokuments<br />
zur Hinterlegung in einem EDV-System.<br />
Formales<br />
Sonderformate vorhanden?<br />
Sonderformate sind Abweichungen von einem Standard,<br />
der nicht durch Standardeinzüge in Kopierern<br />
oder Scannern verarbeitet werden kann. (Bauzeichnungen<br />
etc.)<br />
Durchführung<br />
Scanvorlage aufbewahrungsoder<br />
rückgabepflichtig<br />
Ist die Scanvorlage rückgabepflichtig?<br />
Ja<br />
Nein<br />
Teilweise<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />
Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Umfang<br />
Umfang in Seiten<br />
Die durchschnittliche Seitenzahl eines Dokuments<br />
beschreibt den Umfang eines Dokuments in der Anzahl<br />
der Seiten. Doppelseitig bedruckte Blätter werden<br />
als zwei Seiten gezählt.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />
Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 99
Vorgang registrieren<br />
Dieser Baustein wird verwendet, wenn Daten zum Vorgang vergeben<br />
oder über den Vorgang zentral erfasst werden. Klassische Tätigkeiten<br />
sind hier die Vergabe eines Aktenzeichens oder die Erfassung des<br />
Vorgangs in Statistik- oder Vorgangslisten. Auch kann die Erfassung<br />
des Vorgangs im Haushalts-, Kassen- oder Rechnungswesen (HKR)<br />
zur Annahme einer Zahlung durch diesen Baustein abgebildet werden.<br />
Formales<br />
Vorgang standardisiert?<br />
Der Vorgang, den dieser Baustein beschreibt, ist standardisiert,<br />
wenn die notwendigen Arbeitsschritte und<br />
die benötigte Bearbeitungszeit für alle Ausprägungen<br />
der zu bearbeitenden Objekte (z. B. ein Dokument)<br />
vollständig identisch sind.<br />
Durchführung<br />
Ziel der Registrierung<br />
Statistik<br />
Aktenzeichen<br />
Annahmeanordnung/HKR<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des<br />
Bausteins auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein<br />
Durchschnittswert bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den<br />
Attributen sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
100 Leitfaden zur Prozessanalyse
Vorgang z. d. A.<br />
Dieser Baustein beschreibt den Abschluss eines Vorgangs durch die Überführung<br />
der Akte oder der Dokumente in die Registratur. Im Rahmen einer elektronischen<br />
Schriftgutverwaltung wird durch diesen Baustein der Vorgang als abgeschlossen<br />
klassifiziert.<br />
Durchführung<br />
Ablage<br />
Zentrale Registratur<br />
Bereichsregistratur<br />
Sachbearbeiterablage<br />
Elektronische Schriftgutverwaltung<br />
Zeiten<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die durchschnittlich benötigte Zeit, die innerhalb des Bausteins<br />
auftritt. Falls die Zeiten variieren, ist hier ein Durchschnittswert<br />
bzw. die Zeit des Normalfalls anzugeben.<br />
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge<br />
Anmerkungen<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Ergänzende Informationen zum Baustein oder zu den Attributen<br />
sind hier zu dokumentieren.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 101
F. Darstellung eines Beispielprozesses aus dem Bereich Strahlenschutz<br />
Prozess: Genehmigung zum Umgangg mit sonstigen radioaktiven Stoffen (§ 7 StrlSchV)<br />
Prozessbeschreibung: Der Umgangg mit radioaktiven Stoffen ist genehmigungspflichtig. Zu<br />
unterscheiden sind offene Strahler und umschlossene Strahler. Diese werden sowohl zur<br />
Forschung und Lehre als auch im praktischen<br />
Einsatz im technischen und medizinischenn<br />
Bereich eingesetzt. Für die<br />
Genehmigung sind eine Reihe von Angaben und Unterlagen er-<br />
forderlich. Dies umfasst Angaben zu den Strahlenschutzverantwortlichen und -beauftragten,<br />
zur Art und Aktivität der Nuklide, zur beabsichtigten Verwendung der Stoffe, zu getroffenen<br />
n<br />
Vorkehrungen zur Sicherstellung des<br />
Strahlenschutzes (Anweisungen, bauliche<br />
Maßnah-<br />
men)<br />
etc. Im Rahmen dieses Prozesses werden indirekt auch die Prozesse der Freigabee<br />
radioaktiver Stoffe (per Auflage), Prüfung der Mitteilungsu<br />
unterlagen für die Wahrnehmung<br />
der Aufgaben des Strahlenschutzverantwortlichen (SSV) und die Bestellung der Strahlen-<br />
schutzbeauftragten (SSB) durchgeführt.<br />
Der Prozess gliedert sich in der ersten Bezirksregierung in<br />
zwei Teil-<br />
prozesse. Der erste Teilprozess beschreibt die Prüftätigkeiten des<br />
Sachbearbeiters. Der zweite Teilprozess beschreibt die Tätigkeit der<br />
Assistenzkraft,<br />
die die Aufbereitung der Genehmigung erledigt und die<br />
Genehmigung in den Postlauf gibt.<br />
Erste<br />
Bezirksregierung<br />
Der Prozess der zweiten Bezirksregierung besteht nur aus einem<br />
Teilprozess. Hier übernimmt der Sachbearbeiterr sämtliche Tätigkei-<br />
ten.<br />
Im Folgenden werden die Prozesse vorgestellt.<br />
Zweite Bezirksregierung<br />
Sachbearbeiter Strahlenschutz<br />
Sachbearbeiter Strahlenschutz<br />
1<br />
Beratung durchführen<br />
Beratung durchführen<br />
1<br />
Vorab Beratung durchführen<br />
Vorab Beratung durchführen<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
In 10 % der Fälle wird vorab eine Beratung über die<br />
Antragstellung durchgeführt.<br />
In 10 % der Fälle wird<br />
vorab eine Beratung über die<br />
Antragstellung durchgeführt.<br />
102<br />
Leitfaden zur Prozessanalysee
2<br />
Dok./Information von Extern entgegennehmenn<br />
Dok./Information von Extern entgegennehmen<br />
2<br />
Antrag geht ein<br />
Antrag<br />
geht ein<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Antrag geht schriftlich in 3-facher Ausfertigung ein;<br />
Schriftform ist nicht elektronisch.<br />
Antrag geht schriftlichh in 3-facher Ausfertigung ein;<br />
Schriftform ist nicht elektronisch.<br />
Exemplarverwendung:<br />
1 Exemplar für Genehmigungsakte,<br />
1 Exemplar für Aufsichtsbehördee (im Haus)<br />
1 Exemplar für Antragsteller<br />
sämtliche Exemplare sind durch<br />
den Antragstel-<br />
ler zu unterschreiben.<br />
3<br />
Formelle Prüfung durchführen<br />
Formellee Prüfung durchführen<br />
3<br />
Prüfung der Antragsunterlagenn auf Vollstän-<br />
digkeit<br />
4<br />
Inhaltliche Prüfung durchführen<br />
Inhaltliche Prüfung durchführen<br />
4<br />
Inhaltliche Prüfung<br />
Inhaltliche Prüfung<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Exemplarverwendung:<br />
1 Exemplar für Genehmigungsakte,<br />
1 Exemplar für Aufsichtsbehörde (im Haus)<br />
1 Exemplar für Antragsteller<br />
sämtliche Exemplare sind durch den Antragstel-<br />
ler zu unterschreiben.<br />
Prüfung der Antragsunterlagen auf Voll-<br />
ständigkeitt<br />
Erfolgt parallel mit der formellen Prüfung<br />
Speziell die Rechtfertigung § 4 (2) StrlSchV ist<br />
zu überprüfen. Hier ist<br />
ein Erlass für nicht ge-<br />
Siehe<br />
rechtfertigte Tätigkeiten in Vorbereitung.<br />
geplante „Erste VO zur Änderung strahlen-<br />
Anla-<br />
schutzrechtlicher VO’en“ von 2006, neue<br />
ge XVI.<br />
Führungszeugnis: Ablehnung nur in schweren<br />
Fällen, praktisch nur wegen Verstößen gegen<br />
Strahlenschutz.<br />
Prüfung, ob Freigabe nach § 29 möglich.<br />
Erfolgt parallel mit der formellen Prüfung<br />
Speziell die Rechtfertigung § 4 (2) StrlSchV ist<br />
zu<br />
überprüfen. Hier ist ein Erlass für nicht ge-<br />
Siehe<br />
rechtfertigte Tätigkeiten in Vorbereitung.<br />
geplante „Erste VO zur Änderung strahlenschutzrechtlicherr<br />
VO’en“ von 2006, neue Anlage<br />
XVI.<br />
Führungszeugnis: Ablehnung nur in schweren<br />
Fällen, praktisch nur wegen Verstößen gegen<br />
Strahlenschutz.<br />
Prüfung, ob Freigabe nach § 29 möglich.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
103
5<br />
Dokument/Information anfordern<br />
Dokument/Information anfordern<br />
5<br />
Fehlende Dokumente/Information anfordern<br />
Fehlende Dokumente/Information anfordern<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Rücksprache erfolgt telefo-<br />
zur Bestätigung per E-Mail oder<br />
schriftlich<br />
nisch/schriftlich/persönlich<br />
(50 %/50 %). E-Mail, wenn nur wenig fehlt:<br />
E-Mail ausdrucken und in Akte. Bei problemati-<br />
schen Fällen immer per Brief, dann oftmals auch<br />
mit Antragskopie<br />
und Vermerken direkt im Ant-<br />
des Ver-<br />
fahrens).<br />
rag (teilweise beiden: Beschleunigung 6<br />
Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />
Warten auf<br />
Unterlagen<br />
Warten<br />
auf Unterlagen<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Wiedervorlagezeit, je nach fehlender Unterlage. Bei<br />
vorhandenen, aber nicht eingereichten Fachkundebe-<br />
scheinigungen kürzer,<br />
bei nicht vorhandener Fach-<br />
kunde länger.<br />
7<br />
Beratung durchführen<br />
Beratung durchführen<br />
7<br />
In Problemfällen beraten<br />
In Problemfällen beraten<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Rücksprache erfolgt telefo-<br />
zur Bestätigung per E-Mail oder schriftlich<br />
(50 %/50 %). E-Mail, wenn nur wenig fehlt:<br />
nisch/schriftlich/persönlich<br />
E-Mail ausdrucken und<br />
in Akte. Bei problemati-<br />
auch mit Antragskopie<br />
und Vermerken direkt im<br />
schen Fällen immer per Brief, dann oftmals<br />
Antrag (teilweise beiden: Beschleunigung des<br />
Verfahrens).<br />
Wiedervorlagezeit, je nach fehlender Unterlage. Bei<br />
vorhandenen, aber nicht eingereichten Fachkundebe-<br />
Fach-<br />
scheinigungen kürzer, bei nicht vorhandener<br />
kunde länger.<br />
In 40 % der Fälle wird eine Beratung über die Antrag-<br />
Vor-Ort-<br />
stellung durchgeführt. In 10 % ist einee<br />
Beratung erforderlich.<br />
Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />
6<br />
In 40 % der Fälle wird eine Beratung über die Antrag-<br />
stellung<br />
durchgeführt. In 10 % ist eine Vor-Ort-<br />
Beratung erforderlich.<br />
104<br />
Leitfaden zur Prozessanalysee
8<br />
Dok./Information von Extern entgegennehmenn<br />
Dok./Information von Extern entgegennehmen<br />
8<br />
Angeforderte Dokumente/Informationen<br />
gehen ein<br />
Angeforderte Dokumente/Informationen<br />
gehen<br />
ein<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
9<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Neues Dokument erstellen<br />
9<br />
Genehmigungsbescheid erstellen<br />
Genehmigungsbescheid erstellen<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Unterlagen gehen oft nach und nach ein. Die Bearbeitung<br />
erfolgt laufend je nach<br />
vorliegenden Dokumen-<br />
ten/Informationen. Dann wieder (inhaltliche/formelle)<br />
Prüfung.<br />
Es existiert quasi keine Mustergenehmigung. Im<br />
Bereich Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung<br />
liegt eine<br />
alte (vor 2001) Mustergenehmigung des Bundesum-<br />
werden<br />
weltministeriums vor. An diese angelehnt<br />
Genehmigungen erstellt. Ansonsten frei bzw. nach<br />
Absprache durch Arbeitskreis „Erfahrungsaustausch<br />
der Bezirksregierungen“ im<br />
Land NRW, der inzwi-<br />
schen aufgelöst wurde.<br />
Unterlagen gehen oft nach und nach ein. Die Bearbei-<br />
ten/Informationen. Dann wieder (inhaltliche/formelle)<br />
Prüfung.<br />
tung erfolgt laufend je<br />
nach vorliegenden Dokumen-<br />
Es existiert quasi keine Mustergenehmigung. Im<br />
Bereich<br />
Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung liegt eine<br />
alte (vor 2001) Mustergenehmigung<br />
des Bundesum-<br />
weltministeriums vor. An diese angelehnt werden<br />
Genehmigungen erstellt. Ansonsten frei bzw. nach<br />
Absprache durch Arbeitskreis „Erfahrungsaustausch<br />
der Bezirksregierungen“ im Land NRW, der inzwi-<br />
schen aufgelöst wurde.<br />
Genehmigung enthält:<br />
A Radioaktive Stoffe: Isotope und Aktivitäten<br />
B Verwendungszwecke<br />
C Umgangsort<br />
D Strahlenschutzverantwortlicher und<br />
bestellte<br />
Strahlenschutzbeauftragte<br />
E Verweis auf Antragsunterlagen<br />
F Auflagen: Standardauflagen, die in jedem Fall<br />
eingehen, und individuelle Auflagen,<br />
G Deckungsvorsorge:<br />
(gem. AtG nicht erforder-<br />
Festsetzung nach StrlSchV AtG und in Verbin-<br />
lich, wenn Bund und Land als Antragsteller)<br />
dung mit Deckungsvorsorgeverordnung.<br />
Berechnung erfolgt mit einer intern entwickelten<br />
Excel-Tabelle, die vom<br />
Arbeitsministerium gevorhanden,<br />
nehmigt wurde (ws. in allen BezReg aber nicht unbedingt). DeckV nicht erforderlich<br />
unter festgelegten Grenzen.<br />
H Hinweise: Zuständige Aufsichtsbehörde,<br />
Sammelstelle, Messstelle, Genehmigung nicht<br />
übertragbar, sonstige wichtige Vorschriften<br />
I Kosten: Für Bund/Land/Gemeinden<br />
sowie<br />
durch das Land geförderte Einrichtungen: frei,<br />
ansonsten<br />
Gebührenbescheid ist Bestandteil der Genehmigung.<br />
Genehmigung enthält:<br />
A Radioaktive Stoffe: Isotope und Aktivitäten<br />
B Verwendungszwecke<br />
C Umgangsort<br />
D Strahlenschutzverantwortliche<br />
und bestellte<br />
Strahlenschutzbeauftragte<br />
E Verweis auf Antragsunterlagen<br />
F Auflagen: Standardauflagen, die in jedem Fall<br />
eingehen, und individuelle Auflagen,<br />
G Deckungsvorsorge: (gem. AtG<br />
nicht erforder-<br />
lich, wenn Bund und Land als Antragsteller)<br />
Festsetzung nach StrlSchV AtG und in Verbin-<br />
Berechnung erfolgt mit einer intern entwickeltenn<br />
Excel-Tabelle, die vom Arbeitsministerium ge-<br />
dung mit Deckungsvorsorgeverordnung.<br />
nehmigt wurde (ws. in allen BezReg vorhanden,<br />
aber nicht unbedingt). DeckV nicht erforderlich<br />
unter festgelegten Grenzen.<br />
H Hinweise: Zuständige Aufsichtsbehörde,<br />
Sammelstelle, Messstelle, Genehmigung nicht<br />
übertragbar, sonstige wichtige Vorschriften<br />
I Kosten: Für Bund/Land/Gemeinden sowie<br />
durch das Land geförderte Einrichtungen: frei,<br />
ansonsten<br />
Gebührenbescheid ist Bestandteil der<br />
Genehmigung.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
105
10<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Neues Dokument erstellen<br />
10<br />
Kostenblatt ausfüllen und Gebühr festlegen<br />
Kostenblatt ausfüllen und Gebühr festlegen<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Gebührenberechnung anhand von Kostenblatt. Im<br />
Schnitt 500 Euro.<br />
Gebührenberechnung<br />
Schnitt 500 Euro.<br />
anhand von<br />
Kostenblatt. Im<br />
11<br />
Drucken<br />
Drucken<br />
11<br />
Drucken<br />
Drucken<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Gebührenberechnung anhand von Kostenblatt. Im<br />
Gebührenberechnung<br />
anhand von<br />
Kostenblatt. Im<br />
Schnitt 500 Euro.<br />
Schnitt 500 Euro.<br />
12<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Verfügung für Assistenz erstellen<br />
Beschreibung:<br />
Verfügungen für Durchschriften für Beteiligungen und<br />
zu erstellender Schreiben verfassen.<br />
13<br />
Dok./Information geht nach Intern aus<br />
Antragsunterlagen an<br />
ten<br />
Assistenz weiterlei-<br />
106<br />
Leitfaden zur Prozessanalysee
14<br />
Dok./Information geht nach Intern aus<br />
Datenerfassung in COMPAS<br />
Beschreibung:<br />
Genehmigungsdaten werden<br />
in COMPAS erfasst.<br />
Assistenzkraft<br />
Strahlenschutz<br />
15<br />
Dok./Information von Intern entgegennehmen<br />
Antragsunterlagen<br />
entgegennehmen<br />
von<br />
Sachbearbeiter<br />
16<br />
Dokument bearbeiten<br />
12 Dokument bearbeiten<br />
HKR-Nummer vergeben<br />
HKR-Nummer vergeben<br />
Beschreibung:<br />
Die HKR-Nummer muss ggf. von einem im HKR-<br />
System<br />
geschulten Mitarbeiter vergeben werden.<br />
17<br />
Neues Dokument erstellen<br />
Empfangsbestätigung erstellen<br />
Beschreibung:<br />
Antragsteller muss den Empfang der Genehmigung<br />
bestätigen<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse<br />
107
18<br />
Dok./Information geht nach Intern aus<br />
Dok./Information geht nach Intern aus<br />
13<br />
Dokumentee gehen über<br />
Poststelle aus<br />
Dokumente gehen über Poststelle aus<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Per Standardpost<br />
Einschreiben oder Postzustellungsurkunde<br />
19<br />
Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />
Bearbeitungsunterbrechung/Wiedervorlage<br />
14<br />
Beschreibung:<br />
Beschreibung:<br />
Klagefrist 4 Wochen<br />
Klagefrist 4 Wochen<br />
Empfangsbestätigung wird erwartet.<br />
Empfangsbestätigung<br />
wird erwartet.<br />
20<br />
Abwarten Klagefrist und Empfangsbekenn-<br />
tnis<br />
Dok./Information von Extern entgegennehmenn<br />
Abwarten Klagefrist und Empfangsbekenn-<br />
tnis<br />
Dok./Information von Extern entgegennehmen<br />
15<br />
Empfangsbekenntnis geht ein<br />
Empfangsbekenntnis geht ein<br />
21<br />
Archivieren/z. .d.A.<br />
Archivieren/z.d.A.<br />
16<br />
Vorgang z. .d.A.<br />
Vorgang z.d.A.<br />
108<br />
Leitfaden zur Prozessanalysee
G. Glossar<br />
Ablauforganisation<br />
Die Ablauforganisation beschäftigt sich mit der<br />
Strukturierung von Prozessen.<br />
Attribut<br />
Eine Eigenschaft eines Prozesses, Teilprozesses<br />
oder PICTURE-Bausteins.<br />
Aufbauorganisation<br />
Die Aufbauorganisation beschäftigt sich mit der<br />
Strukturierung von organisatorischen Einheiten<br />
wie Abteilungen, <strong>Dez</strong>ernaten und Stellen.<br />
Bausteinattribut<br />
Eine Eigenschaft eines PICTURE-Bausteins<br />
(i. d. R. einer Tätigkeit).<br />
Bearbeitungszeit<br />
Die Zeit, die für die aktive Bearbeitung im<br />
Rahmen eines Tätigkeitsabgrenzung (eines<br />
Bausteins) benötigt wird. Sie wird i. d. R. als<br />
Durchschnittswert angegeben.<br />
Detaillierungsattribut<br />
Ein Attribut, welches das Bezugsobjekt (Prozess,<br />
Teilprozess, Baustein) konkretisiert.<br />
Durchlaufzeit<br />
Die Zeitspanne, die mit der Anstoßen eines<br />
Prozesses, Teilprozesses oder Baustein bis zu<br />
seiner Beendigung vergeht. Die Durchlaufzeit<br />
setzt sich zusammen aus Liege-, Transportund<br />
Bearbeitungszeiten.<br />
EPK, eEPK<br />
Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK) bzw.<br />
erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette.<br />
(eEPK). Eine Prozessnotation nach Keller,<br />
Nüttgens und Scheer.<br />
EU-Dienstleistungsrichtlinie:<br />
Eine EU-Richtlinie, die bestehende Hindernisse<br />
abbauen, den grenzüberschreitenden Handel<br />
mit Dienstleistungen fördern und damit zur<br />
Verwirklichung des einheitlichen Binnenmarktes<br />
beitragen soll. Sie ist ein wichtiges Reformvorhaben<br />
bei der Umsetzung der Lissabon-<br />
Strategie. 7<br />
Geschäftsobjektmodell<br />
Das Geschäftsobjektmodell hält fest, was in<br />
Verwaltungsprozessen verarbeitet wird. Dies<br />
enthält z. B: diverse Änträge, Genehmigungen<br />
etc.<br />
Indikator<br />
Ein Indikator ist ein Attribut, welches nur mittelbar<br />
eine Aussage über einen Sachverhalt<br />
liefert. Als Indikator kann z. B. die Anzahl der<br />
Masken eines EDV-Systems als Hinweis auf<br />
seine Komplexität angesehen werden.<br />
Interviewleitfaden<br />
Ein Dokument, welches den Interviewer bei der<br />
Interviewführung und seiner Dokumentation<br />
unterstützt.<br />
Ist-Modell<br />
Die Abbildung eines Sachverhalts, wie er sich<br />
aktuell darstellt („ist“).<br />
IT-Bebauungsplan<br />
Eine Darstellung von IT-Systemen in öffentlichen<br />
Verwaltungen, die entsprechend ihrer<br />
Verwendung in verschiedenen Organisationseinheiten<br />
verwendet werden und damit eine<br />
Auskunft über ihre Verbreitung geben.<br />
Kennzahl<br />
Eine verdichtet Information. Hier sind vor allem<br />
quantitative Kennzahlen gemeint, die als Attri-<br />
7<br />
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi).<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 109
ute Informationen über einen Prozess, Teilprozess<br />
oder Baustein verdichten und in Form<br />
eines quantitativen Zahlenwertes ausgedrückt<br />
werden und somit in weiteren Berechnungsausdrücken<br />
wiederverwendet werden können.<br />
Kernattribut<br />
Ein Attribut, das fester Bestandteil der PICTU-<br />
RE-Methode ist und im Rahmen eine Interviews<br />
erhoben werden sollte.<br />
Kontinuierliches Prozessmanagement<br />
Die konsequente Verfolgung von Prozesszielen,<br />
die in einer ständigen und inkrementellen<br />
Verbesserung des Prozessablaufs führen. Die<br />
Verbesserung resultiert insbesondere in Zeitersparnissen<br />
(Beschleunigung), Kostenersparnissen<br />
und Qualitätssteigerungen.<br />
Kunde<br />
Der Kunde wird hier als Empfänger der Prozessleistung<br />
bezeichnet. In der Regel hat er<br />
diesen Prozess zur Erstellung der Leistung<br />
auch angestoßen (Interne Organisationseinheit<br />
(Beschaffungsprozess). Als Kunde wird hingegen<br />
auch eine einzelne direkt betroffene Person<br />
oder ein einzelnes direkt betroffenes Unternehmen<br />
bezeichnet, welches z. B. durch im<br />
Rahmen von Prozessen des Bereichs <strong>Arbeitsschutz</strong><br />
kontrolliert wird. Auch wird die Person<br />
als Kunde bezeichnet, die nur mittelbar von der<br />
Leistung des Prozesses profitiert, diese aber in<br />
Auftrag gegeben hat (z. B. Beschwerde über<br />
mangelhafte Produkte im Bereich Marktüberwachung).<br />
Liegezeit<br />
Auf einem Regelsystem aufbauendes Verfahren,<br />
das zur Erlangung von [wissenschaftlichen]<br />
Erkenntnissen oder praktischen Ergebnissen<br />
dient. 8<br />
Methodenkonfiguration<br />
Die Anpassung einer Methode auf eine spezielle<br />
Zielsetzung.<br />
Modellierung<br />
Die Konzeptionalisierung eines gedanklichen<br />
Konstrukts, welches in der Regel in Form einer<br />
dokumentierten Darstellung (eines Modells)<br />
expliziert wird.<br />
Modellierungskonvention<br />
Allgemeingültige Übereinkunft von Regeln zur<br />
Modellierung.<br />
Online-Fähigkeit<br />
Die Fähigkeit eines Verfahrens über eine Online-Schnittstelle<br />
angeboten zu werden. Die<br />
Fähigkeit wird durch Begleitaspekte eingeschränkt,<br />
z. B. Unterschriftserfordernisse.<br />
Online-Potenzial<br />
Die Umsetzungsfähigkeit eines Onlineverfahrens,<br />
welches sich durch eine ausreichende<br />
Anzahl an Nutzern ergibt, die das Verfahren<br />
möglichst regelmäßig in Anspruch nehmen.<br />
Organisationsmodell<br />
Die Strukturierung der Organisationseinheiten<br />
und Stellen in einer grafischen Notation.<br />
Produkt<br />
Eine Summe von Prozessleistungen, die logisch<br />
zusammengefasst werden können.<br />
Die Zeitspanne, die vergeht, wenn ein Vorgang<br />
nicht bearbeitet oder transportiert wird.<br />
Meilenstein<br />
Ein fester Termin, zu dem ein bestimmtes Ergebnis<br />
in einem Projekt erreicht werden soll.<br />
Methode<br />
8 Duden - Das Fremdwörterbuch, 9., aktualisierte<br />
Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag<br />
2007.<br />
110 Leitfaden zur Prozessanalyse
Produktmodell<br />
Die Strukturierung und Konzeption einer Menge<br />
von Produkten.<br />
Projektlenkungsausschuss (PLA)<br />
Ein Kontrollgremium, welches die strategischen<br />
Entscheidungen über den Projektverlauf<br />
trifft.<br />
Projektplan<br />
Eine visuelle Darstellung, die die Anordnung<br />
der einzelnen Projektphasen in einer chronologischen<br />
Reihenfolge und sachlichen Abhängigkeit<br />
darstellt.<br />
Prozess, Geschäftsprozess<br />
Die zeitlich sachlogische Abfolge von Aktivitäten,<br />
die von einer oder mehren Organisationseinheiten<br />
verrichtet wird und die Erbringung<br />
einer definierten Verwaltungsleistung zum<br />
Inhalt hat.<br />
Prozessanalyse<br />
Die Untersuchung eines Prozesses zur Aufdeckung<br />
von Verbesserungspotenzialen zur<br />
Erreichung definierter Ziele.<br />
Prozessattribut<br />
Eine Information, welches den Prozess näher<br />
beschreibt.<br />
Prozessauslöser<br />
Die Ursache, die für den Start eines Prozesses<br />
verantwortlich ist.<br />
Prozessbaustein/Baustein<br />
Eine abgeschlossene definierte Tätigkeit, die<br />
im Rahmen der Prozessmodellierung mit der<br />
PICTURE-Methode verwendet wird.<br />
Prozesseigentümer<br />
Die oberste verantwortliche Stelle, die die zentralen<br />
Ziele des Prozesses vorgibt.<br />
Prozessidentifikation<br />
Der Vorgang zur Aufdeckung der vorhandenen<br />
Prozesse.<br />
Prozessinterview/Interview<br />
Ein bilaterales Gespräch zur Erfassung des<br />
Prozessablaufs.<br />
Prozesskosten<br />
Die Kosten, die bei der Durchführung eines<br />
Prozesses anfallen.<br />
Prozesskostenrechnung<br />
Ein Verfahren zur besseren verursachungsgerechten<br />
Verteilung von Gemeinkosten entlang<br />
eines Prozesses.<br />
Prozessmanagement<br />
Die planerischen, organisatorischen und kontrollierenden<br />
Maßnahmen zur zielorientierten<br />
Steuerung der Wertschöpfungskette der Verwaltung.<br />
9<br />
Prozessmanager<br />
Die koordinierende Stelle, die den Prozessverantwortlichen<br />
bei der Umsetzung der Prozessziele<br />
unterstützt und Methodenexperte zur<br />
Verfügung steht. Sie arbeite hierbei mit dem<br />
Prozesseigentümer zusammen.<br />
Prozessmodell<br />
Die grafische Darstellung eines Prozessablaufs.<br />
Prozessbausteintyp<br />
Jeder Baustein besitzt einen vordefinierten<br />
Typ, der die Tätigkeit kategorisiert. Die PIC-<br />
TURE-Methode umfasst 24 Bausteintypen.<br />
9 In Anlehnung an Gaitanides, Scholz und Vrohlings:<br />
Prozessmanagement – Grundlagen und Zielsetzungen.<br />
Hanser 1994.<br />
Leitfaden zur Prozessanalyse 111
Prozessscreening<br />
Ein Verfahren zum nahezu vollständigen Identifizierung<br />
der Prozesse einer untersuchten<br />
Verwaltungseinheit.<br />
Prozesssteckbrief<br />
Eine kurze Dokumentation eines Prozesses,<br />
der die Kerninformationen enthält.<br />
Prozesssteuerung<br />
Die Koordination der Prozessausführung<br />
Prozessverantwortlicher<br />
Die Stelle, die mit der Umsetzung der Prozessziele<br />
betraut und für den adäquaten Ressourceneinsatz<br />
verantwortlich ist.<br />
Qualitätsmanagement<br />
Sämtliche organisierten Maßnahmen, die der<br />
Verbesserung von Produkten, Prozessen oder<br />
Leistungen jeglicher Art dienen. 10<br />
Querschnittsprozess<br />
Ein Prozess, der i. d. R. von verschiedenen<br />
Prozessen in Anspruch genommen wird und<br />
eine Leistung nur für interne Kunden erstellt.<br />
Er erstellt keine Leistung, die alleine verwertet<br />
werden kann.<br />
Referenzprozess<br />
Ein Prozess, der als Vorlage dient und allgemeinverbindlich<br />
ist.<br />
Ressourcenmodell<br />
Eine Strukturierung von Ressourcen (Hardware,<br />
Software, Informationen), die zur Prozessausführung<br />
benötigt werden.<br />
Supportprozess<br />
Synonym zu Querschnittsprozess<br />
Soll-Modell<br />
Eine Darstellung über eine Konzeption eines<br />
Sachverhalts, wie er angestrebt werden „soll“.<br />
Teilprozess<br />
Die zeitlich sachlogische Abfolge von Aktivitäten,<br />
die von genau einer Organisationseinheit<br />
verrichtet wird und die Erbringung einer Leistung<br />
zum Inhalt hat. Ein Teilprozess stellt aus<br />
Sicht der Organisationseinheit einen Prozess<br />
dar.<br />
Teilprozessattribut<br />
Ein Attribut, welches den Teilprozess näher<br />
beschreibt.<br />
Teilprozessvariante<br />
Eine fachliche alternative Ausführung eines<br />
Teilprozesses, die sich aus einer anderen<br />
Sachlage ergibt.<br />
Transportzeit<br />
Die Zeitspanne, die vergeht, während das<br />
Geschäftsobjekt von einem Ort zu einem anderen<br />
transportiert wird.<br />
Vorgehensmodell<br />
Die Konzeption über die Abläufe zur Anwendung<br />
einer Methode.<br />
Wissensmanagement<br />
Wissensmanagement umfasst sämtliche operativen<br />
Tätigkeiten und Managementaufgaben,<br />
die auf den bestmöglichen Umgang mit Wissen<br />
abzielen.<br />
10<br />
Vgl. Gläbe, Rüdiger, Thomann, Hermann J.<br />
(Hrsg.): Qualitätsmanagement in Dienstleistungsunternehmen.<br />
TÜV Media GmbH, Köln 2007<br />
112 Leitfaden zur Prozessanalyse
Leitfaden zur Prozessanalyse 113