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Das BFG wird - Binder Grösswang

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Totalreform Abgabenverfahren<br />

ab 1.1.2014<br />

Univ.-Prof. MMag. Dr. Christoph Urtz<br />

18.11.2013


<strong>Das</strong> Bundesfinanzgericht<br />

2


Verfassungsrechtliche Grundlagen<br />

* Verfassungsrechtliche Grundlage: Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012, BGBl<br />

2012/51<br />

• Ziel: Schaffung einer zweistufigen Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />

(Verwaltungsgerichte + VwGH): Art 129 B-VG<br />

• 9 LandesVwG (früher: UVS) und 2 VwG für den Bund (9+2-Modell)<br />

• Verwaltungsgericht des Bundes („Bundesverwaltungsgericht“); früher: AsylGH ua<br />

Institutionen (insb Kollegialbehörden mit richterlichem Einschlag)<br />

• Verwaltungsgericht des Bundes für Finanzen (Bundesfinanzgericht = <strong>BFG</strong>); früher:<br />

UFS. Beachte: <strong>Das</strong> <strong>BFG</strong> <strong>wird</strong> (in BAO) „VwG“ genannt<br />

• In Ausnahmefällen besondere Gerichte/Senate außerhalb der<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />

3


Begriffliche Änderungen in BAO und VwGG<br />

Durch die Neuerungen erfolgten Terminologieanpassungen für das Verfahren vor dem <strong>BFG</strong><br />

(beachte: im VwGH-Verfahren geltenden Begriffe gelten jetzt für <strong>BFG</strong>)<br />

BAO alt<br />

Berufung<br />

Berufungsentscheidung<br />

Berufungsvorentscheidung<br />

Abgabenbehörde erster Instanz<br />

Abgabenbehörde zweiter Instanz<br />

Devolutionsantrag<br />

(VwGH-Beschwerde<br />

(Säumnisbeschwerde VwGH<br />

BAO neu<br />

Beschwerde<br />

Erkenntnis (oder Beschluss)<br />

Beschwerdevorentscheidung<br />

Abgabenbehörde<br />

Verwaltungsgericht<br />

Säumnisbeschwerde<br />

Revision)<br />

Fristsetzungsantrag VwGH)<br />

4


Bundesfinanzgerichtsgesetz (<strong>BFG</strong>G)<br />

* Abgabenbehörden des Bundes sind gemäß § 1 Abs 2 <strong>BFG</strong>G ausnahmslos<br />

• Bundesministerium für Finanzen<br />

• Finanzämter<br />

• Zollämter<br />

* Ab 1.1.2014: Bundesfinanzgericht (<strong>BFG</strong>) statt UFS<br />

• Übernahme offener Rechtsmittelverfahren durch das <strong>BFG</strong><br />

• Besonders interessant: Neuerungen des Verfahrens treten ab 1.1.2014 in Kraft und gelten<br />

auch für unerledigte Berufungen (= Beschwerden); § 323 Abs 37 und Abs 38 BAO<br />

• Selbe Zuständigkeiten wie früher UFS<br />

• aber: <strong>BFG</strong> ist nunmehr auch für Beschwerden gegen Bescheide des BMF zuständig<br />

(zB § 103 EStG, 48 BAO und § 187 Abs 1 FinStrG)<br />

• Dh im Unterschied zu früher sind BMF-Bescheide nicht mehr nur vor dem VwGH<br />

bekämpfbar, sondern müssen zuerst durch Beschwerde beim <strong>BFG</strong> bekämpft werden<br />

5


BUNDESFINANZGERICHT<br />

Organisation des Bundesfinanzgerichtes<br />

* Bundesfinanzgericht ab 1.1.2014 (<strong>BFG</strong>G statt UFSG)<br />

* <strong>BFG</strong> gehört wie bisher der UFS zum Wirkungsbereich des BMF<br />

* Einheitliches Bundesgericht mit Sitz in Wien und 6 Außenstellen in den Bundesländern:<br />

* Feldkirch, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg<br />

* Zusammensetzung:<br />

• Präsidentin Dr. Daniela Moser (Leitungsaufgaben + Rechtsprechung)<br />

• Vizepräsident Dr. Christian Lenneis (Leitungsaufgaben + Rechtsprechung)<br />

• Bundesfinanzrichter und –richterinnen<br />

• Nebenberufliche Laienrichter und -richterinnen<br />

6


BUNDESFINANZGERICHT<br />

Unabhängiges Gericht – unabhängige Richter<br />

* <strong>BFG</strong> ist ausschließlich an Normen der EU, an nationale Gesetze und Verordnungen,<br />

nicht aber an Richtlinien und Erlässe des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) oder des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) gebunden<br />

(vgl bisher § 6 Abs 1 UFSG, § 271 BAO aF, § 85d ZollR-DG aF und § 66 Abs 1 FinStrG aF<br />

bzw nunmehr Art 134 Abs 7 B-VG)<br />

* Versetzungsschutz: Richterplanstelle am Sitz oder an Außenstelle<br />

* Antrag auf Vorabentscheidung an den EuGH wie bisher möglich (neu: § 290 BAO)<br />

* NEU: Bundesfinanzgericht kann gem Art 140 Abs 3 letzter Satz B-VG konkretes<br />

Normenprüfungsverfahren vor dem VfGH einleiten (alle Verwaltungsgerichte)<br />

7


BUNDESFINANZGERICHT<br />

Zuständigkeiten <strong>BFG</strong><br />

* Sachliche Zuständigkeiten des UFS werden übernommen:<br />

• Angelegenheiten der öffentlichen Abgaben (Steuern und Beihilfen sowie Zoll)<br />

• Finanzstrafrecht<br />

soweit die genannten Angelegenheiten unmittelbar von den Abgaben- oder Finanzstrafbehörden des<br />

Bundes besorgt werden (Art 131 Abs 3 B-VG neu und § 1 Abs 1 <strong>BFG</strong>G)<br />

* Beschwerden gegen Bescheide des FA/ZA/BMF („Bescheidbeschwerde“)<br />

* Beschwerde gegen Säumnis des FA/ZA/BMF („Säumnisbeschwerde“)<br />

* Beschwerde gegen Akte verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt des<br />

FA/ZA/BMF („Maßnahmenbeschwerde“)<br />

* Keine Zuständigkeit:<br />

• Verwaltungsabgaben ( BVwG bzw LVwG)<br />

• Landes- und Gemeindeabgaben ( LVwG)<br />

8


Bundesfinanzgericht (<strong>BFG</strong>)<br />

Senat<br />

* 4 RichterInnen (2 haupt-, 2 nebenberuflich = LaienrichterInnen); einer der hauptberuflichen<br />

RichterInnen ist Senatsvorsitzende(r)<br />

• Bei Abgaben die unmittelbar von Abgabenbehörden des Bundes besorgt werden: je<br />

ein(e) LaienrichterIn selbständige Berufe/unselbständige Berufe<br />

* Beschlüsse: einfache Mehrheit (§ 277 BAO)<br />

* Dirimierungsrecht des/der Senatsvorsitzenden (§ 277 Abs 2 BAO)<br />

* Sämtliche (Laien)RichterInnen sind weisungsfrei<br />

* Regelungen wie bisher im UFS<br />

9


<strong>Das</strong> Rechtsmittelverfahren vor dem Bundesfinanzgericht<br />

10


Grundlagen<br />

* Bundesfinanzgericht ist KEINE Abgabenbehörde iSd §§ 1 und 2 BAO<br />

daher gibt es ab 1.1.2014 KEINE Abgabenbehörden 2. Instanz mehr<br />

* Verfahrensrecht der BAO auch vor <strong>BFG</strong> anzuwenden (keine Anwendung des<br />

Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz, VwGVG; Klarstellung in neuem § 2a BAO)<br />

* Zweistufige Verwaltungsgerichtsbarkeit:<br />

Steuerbescheid eines Finanzamtes <strong>wird</strong> nicht mehr bei der nächst höheren<br />

Verwaltungsinstanz (UFS), sondern gleich vor einem Verwaltungsgericht (zB <strong>BFG</strong>)<br />

bekämpft<br />

11


Übersicht Verfahrensablauf – bis 31.12.2013<br />

Bescheid<br />

Berufung<br />

Berufungsvorentscheidung<br />

1. Vorlageantrag<br />

2. Berufungsvorentscheidung<br />

UFS<br />

2. Vorlageantrag<br />

anschl. mögliches<br />

Rechtsbehelfsverfahren vor dem<br />

VwGH bzw dem VfGH<br />

12


Übersicht Verfahrensablauf – ab 1.1.2014<br />

Beschwerde<br />

Beschwerdevorentscheidung<br />

Bundesfinanzgericht<br />

Vorlageantrag<br />

ao.<br />

Revision<br />

Revision<br />

Revisionsvorentscheidung<br />

Verwaltungsgerichtshof<br />

Vorlageantrag<br />

13


Bescheidbeschwerde - Einleitung<br />

Bescheidbeschwerde (§§ 243 ff BAO)<br />

* Inhaltserfordernisse (§ 250 BAO) bleiben unverändert<br />

* NEU: Fristhemmung auch bei Fristverlängerungsanträgen im<br />

Mängelbehebungsverfahren (§§ 245 Abs 5 iVm 85 Abs 2 BAO)<br />

* Auf Beschwerde kann schriftlich oder mündlich verzichtet werden (§ 255 BAO)<br />

* Zurücknahme der Beschwerde: Verfahren entweder durch BVE (bei FA, § 262 BAO)<br />

oder Beschluss (vor <strong>BFG</strong>, § 278 BAO) zu schließen<br />

14


Bescheidbeschwerde<br />

Beschwerdefrist (§ 245 BAO)<br />

* Gegen Bescheide von Abgabenbehörden<br />

• Neu: Bei Verweis auf einen Bericht iSd § 150 BAO<br />

(Außenprüfungsbericht) im Bescheid beginnt die Frist ebenfalls<br />

später zu laufen<br />

• Diese Regelung ist neu und trägt Kritik in der Lit Rechnung, da in der Praxis oft<br />

auf Bp-Berichte verwiesen <strong>wird</strong> (EB RV 17)<br />

• ME nicht ganz klar, ob damit der Fall gemeint ist, dass der Bescheid auf den Bp-<br />

Bericht verweist (der der Partei noch nicht vorliegt), oder ob der Bescheid<br />

zusätzlich die Ankündigung enthalten muss, dass noch ein Bp-Bericht zugesandt<br />

werden <strong>wird</strong>, aus dem sich die Bescheidbegründung ergibt (siehe oben: eine bloß<br />

fehlende Begründung ohne Ankündigung verzögert den Beginn des Fristenlaufes<br />

nicht automatisch!). Offenbar gilt der spätere Fristenlauf aber bereits dann, wenn<br />

der Bescheid schlicht auf den Bp-Bericht verweist.<br />

• Ist der Bp-Bericht aber bereits der Partei bekannt, beginnt die Frist normal zu<br />

laufen<br />

15


Bescheidbeschwerde<br />

Verlängerung Beschwerdefrist (§ 245 BAO)<br />

* Beschwerdefrist beträgt einen Monat<br />

* Frist uU verlängerbar (kumulativ)<br />

• auf Antrag und<br />

• aus berücksichtigungswürdigen Gründen<br />

* Neu: Verlängerung ist keine Ermessensfrage mehr<br />

• Früher: Verlängerung war im Ermessen der Behörde. Da die Bestimmung aber der<br />

AbgBeh sowieso Spielraum eröffnet („berücksichtigungswürdige Gründe“) ist ein<br />

zusätzliches Ermessen nicht zweckmäßig (EB RV 17)<br />

* Fristverlängerungsanträge hemmen wie bisher Beschwerdefrist<br />

(aber nicht über die beantragte Fristverlängerung hinaus)<br />

* Neu: Gem § 245 Abs 5 gilt die Fristhemmung auch bei Verlängerung von<br />

Mängelbehebungsfristen bei Beschwerden<br />

• sonst sind Mängelhebungsfristen iSd § 85 BAO nicht gehemmt<br />

16


Bescheidbeschwerde<br />

Vor allem terminologische Änderungen – Einbringung<br />

* Einbringung der Bescheidbeschwerde bei der dafür zuständigen Abgabenbehörde (§ 249<br />

BAO)<br />

• Einbringung möglich bei AbgBeh (FA) oder auch beim <strong>BFG</strong>; wie bisher (Gesetz geht<br />

davon aus dass Beschwerde bei FA eingebracht <strong>wird</strong>; dies macht auch deswegen<br />

Sinn, da vom FA zwingend eine Beschwerdevorentscheidung zu erlassen ist)<br />

• Wenn bei <strong>BFG</strong> eingebracht: gilt als fristgerechte Einbringung; Weiterleitung der<br />

Beschwerde an AbgBeh<br />

• Außenstellen: egal bei welcher Außenstelle eingebracht (gilt für <strong>BFG</strong> und auch für<br />

das FA!)<br />

17


Bescheidbeschwerde<br />

Zurückweisung der Bescheidbeschwerde (§ 260 BAO):<br />

* Gründe der Zurückweisung:<br />

• Nicht zulässig (§ 260 Abs 1 lit a; zB Verzicht auf Beschwerde) oder<br />

• Nicht fristgerecht eingebracht (§ 260 Abs 1 lit b; entspricht früherem § 273 BAO)<br />

* Neu - Zurückweisung durch BVE:<br />

• Beschwerdevorentscheidung durch die Abgabenbehörde (BVE) bzw<br />

• durch Beschluss des Verwaltungsgerichtes (<strong>BFG</strong>)<br />

• Hintergrund: sowohl AbgBeh als auch <strong>BFG</strong> kann die<br />

Zulässigkeitsvoraussetzungen bzw Einhaltung der Rechtsmittelfrist prüfen<br />

(wenn AbgBeh prüft und zurückweist dann neuerdings sofort BVE, wenn <strong>BFG</strong><br />

prüft und zurückweist dann Beschluss)<br />

• Praktischer Fall: Verlängerung der Berufungsfrist wurde nicht schriftlich, sondern telefonisch (de<br />

facto) beantragt. Fristversäumung wurde damals erst vom UFS aufgegriffen. Auch <strong>BFG</strong> kann künftig<br />

Zurückweisungsgründe aufgreifen.<br />

18


Bescheidbeschwerde<br />

Zurückweisung der Bescheidbeschwerde (§ 260 BAO):<br />

* Warum Zurückweisung durch sofortige BVE:<br />

• Verkürzung des Verfahrens um einen Schritt<br />

• Sonst nämlich Zurückweisungs-Bescheid FA, Beschwerde an <strong>BFG</strong>, dann erst<br />

BVE<br />

* Zurückweisung bekämpfbar durch:<br />

• Vorlageantrag (falls BVE)<br />

• Revision beim VwGH (falls Beschluss)<br />

• Beschwerde beim VfGH<br />

19


Bescheidbeschwerde<br />

Beschwerdevorentscheidung (§§ 262, 263 BAO):<br />

* terminologische Änderung: Beschwerdevorentscheidung statt<br />

Berufungsvorentscheidung (früher: § 276 BAO)<br />

* Neu: Abgabenbehörde ist stets zur ersten Beschwerdevorentscheidung<br />

verpflichtet (kein Ermessen mehr)<br />

• Ausnahmen<br />

• Auf Antrag des Beschwerdeführers im Einvernehmen mit der<br />

Abgabenbehörde (= falls sie innerhalb von drei Monaten dem <strong>BFG</strong> vorlegt)<br />

kann BVE unterbleiben<br />

ZB wenn Bf die Rechtsansicht des BMF bekämpfen will (EB RV 18)<br />

• Wenn BMF den angefochtenen Bescheid erlassen hat<br />

20


Bescheidbeschwerde<br />

Beschwerdevorentscheidung (§§ 262, 263 BAO)<br />

* Ausnahmen<br />

• Bei lediglicher Bekämpfung der Gesetzwidrigkeit von VO oder<br />

Verfassungswidrigkeit von Gesetzen (Art 139 Abs 6 bzw Art 140 Abs 7 B-VG)<br />

• Grund: Beschleunigung des Verfahrens (sofortige Vorlage an <strong>BFG</strong>, Entscheidung des<br />

<strong>BFG</strong> und Beschwerde an VfGH), damit Bf bei Entscheidung des VfGH in den Genuss<br />

der „Anlassfallwirkung“ kommt<br />

• lediglich“: Stpfl könnte, wenn verfassungsrechtliche Argumente nur am Rande<br />

angeführt werden, die Erlassung einer BVE missbräuchlich verhindern wollen (lässt sich<br />

aber so oder so nicht ausschließen)<br />

• „Anlassfallwirkung“ VfGH-Beschwerde muss bis zu einem bestimmten Zeitpunkt –<br />

nämlich der Kundmachung des Prüfungsbeschlusses im Normenprüfungsverfahren –<br />

beim VfGH eingebracht werden<br />

21


Bescheidbeschwerde<br />

Beschwerdevorentscheidung (§§ 262, 263 BAO)<br />

* weitere wichtige Neuerung: keine zweite Beschwerdevorentscheidung mehr zulässig<br />

• (früher: § 276 Abs 5 BAO mit Zustimmung der Parteien)<br />

* Im Unterschied zur bisherigen Rechtslage kann der Spruch der<br />

Beschwerdevorentscheidung auch formale Erledigungen der Bescheidbeschwerde<br />

beinhalten<br />

• zB Zurückweisung wegen Unzuständigkeit<br />

• Früher war hier eine BVE nicht möglich (siehe vorhin), sondern nur<br />

Zurückweisung mit Bescheid, was Verfahren verlängerte<br />

* Erfolgt keine formale Erledigung wie Zurückweisung, so ist in der Sache zu<br />

entscheiden<br />

• Aufhebung des Bescheides oder<br />

• Abänderung in jede Richtung<br />

22


Bescheidbeschwerde<br />

Beschwerdevorentscheidung (§§ 262, 263 BAO) – 2<br />

* Anfechtung mit Vorlageantrag (§ 264 BAO)<br />

• = „Antrag auf Entscheidung durch das Verwaltungsgericht [<strong>BFG</strong>]<br />

(Vorlageantrag)“<br />

• Früher: § 276 Abs 6 BAO<br />

* Gegen die Beschwerdevorentscheidung<br />

* Frist: innerhalb eines Monats ab Bekanntgabe der BVE<br />

• Diese Frist kann aus berücksichtigungswürdigen Gründen verlängert<br />

werden (§ 264 Abs 4 lit a iVm § 245 BAO)<br />

• Ein vor Bekanntgabe der Beschwerdevorentscheidung gestellter Vorlageantrag<br />

wäre wirkungslos (Unterschied zur Bescheidbeschwerde, da § 264 Abs 4 lit e<br />

nicht auf § 260 Abs 2 BAO verweist. Eine Bescheidbeschwerde kann nämlich<br />

auch vor Zustellung des Abgabenbescheides eingebracht werden)<br />

23


Bescheidbeschwerde<br />

Beschwerdevorentscheidung (§§ 262, 263 BAO) – 3<br />

* Anfechtung mit Vorlageantrag (§ 264 BAO)<br />

• Die Abgabenbehörde hat in ihrer BVE auf das Recht zur Stellung dieses Vorlageantrages<br />

hinzuweisen (§ 263 Abs 2 BAO).<br />

• Für die Einbringung des Vorlageantrages gelten die Regelungen über die<br />

Bescheidbeschwerde sinngemäß: Der Vorlageantrag ist daher grundsätzlich bei der<br />

Abgabenbehörde einzubringen, kann aber auch beim VwG gestellt werden (§ 264 Abs 4<br />

lit b iVm § 249 Abs 1 BAO)<br />

• Ein gestellter Vorlageantrag führt nicht dazu, dass die Beschwerdevorentscheidung außer<br />

Kraft tritt; die Wirkungen eines rechtzeitigen Vorlageantrages liegen vielmehr darin, dass<br />

die Bescheidbeschwerde von der Einbringung dieses Antrages an wiederum als unerledigt<br />

gilt (§ 264 Abs 3 BAO).<br />

24


Vor allem terminologische Änderungen - Senatsverfahren:<br />

* Senatsverfahren (§§ 272 bis 277 BAO), dh Senatszuständigkeit<br />

• Wenn dies vom Bf beantragt <strong>wird</strong> (in Beschwerde, Vorlageantrag oder Beitritt<br />

zur Beschwerde). Achtung: solche Anträge sollten „standardmäßig“ in jeder<br />

Beschwerde enthalten sein!<br />

• Beachte: Die AbgBeh als Partei (= FA) hat kein Antragsrecht!<br />

• Wenn dies der Einzelrichter (Berichterstatter des Senates) verlangt<br />

• Ein Verlangen des Einzelrichters nach § 272 Abs 2 Z 2 ist nur in bestimmten, taxativ<br />

aufgezählten Fällen (vgl VwGH 29.9.2010, 2005/13/0090) zulässig:<br />

25


Bescheidbeschwerde<br />

* Senatsverfahren<br />

Ein Verlangen des Einzelrichters nach § 272 Abs 2 Z 2 ist nur in bestimmten, taxativ aufgezählten Fällen (vgl<br />

VwGH 29.9.2010, 2005/13/0090) zulässig:<br />

• wenn der Entscheidung grundsätzliche Bedeutung zukommt, insbesondere weil der Bescheid von der<br />

Rechtsprechung des VwG (<strong>BFG</strong>) abweicht, eine solche Rechtsprechung fehlt, die zu lösende<br />

Rechtsfrage in der bisherigen Rechtsprechung nicht einheitlich beantwortet <strong>wird</strong> (die Umschreibung der<br />

grundsätzlichen Bedeutung deckt sich damit mit den Gründen einer Revision an den VwGH gem<br />

Art 133 Abs 4 B-VG; siehe Rz ) oder<br />

• wenn ein Antrag des VwG beim Verfassungsgerichtshof wegen Gesetzwidrigkeit von Verordnungen<br />

oder wegen Verfassungswidrigkeit von Gesetzen gestellt werden soll<br />

• oder bei Annahme einer Verdrängung nationalen Rechts durch Unionsrecht (dh wenn das VwG ein<br />

Vorabentscheidungsersuchen an den EuGH richtet; vgl Art 267 AEUV iVm § 290 BAO).<br />

• Ein solches Verlangen ist weiters zulässig bei der Verbindung von Verfahren.<br />

26


Bescheidbeschwerde<br />

* Vor allem terminologische Änderungen – mündliche Verhandlung (§ 274 BAO)<br />

• Früher § 284 BAO<br />

• Durchführung: Wenn dies vom Bf oder einer anderen Partei (iS § 78 BAO) beantragt <strong>wird</strong> (in<br />

Beschwerde, Vorlageantrag oder Beitritt zur Beschwerde)<br />

• Achtung: solche Anträge sollten „standardmäßig“ in jeder Beschwerde enthalten sein!<br />

• Die AbgBeh (= FA) hat jedoch kein Antragsrecht!<br />

• Wenn dies der Einzelrichter verlangt (vgl § 274 Abs 1 BAO)<br />

27


Bescheidbeschwerde<br />

* Mündliche Verhandlungen<br />

• Im Falle der Zuständigkeit des Senates (siehe oben) hat eine mündliche<br />

Verhandlung außerdem dann stattzufinden, wenn es der Senatsvorsitzende für<br />

erforderlich hält oder wenn es der Senat auf Antrag eines Mitglieds beschließt<br />

(§ 274 Abs 2 BAO).<br />

• <strong>Das</strong> Verlangen des Einzelrichters/Berichterstatters oder der Beschluss des Senates<br />

vermitteln dem Beschwerdeführer allerdings kein subjektives Recht auf Durchführung<br />

einer mündlichen Verhandlung (vgl VwGH 21.3.2012, 2009/16/0272); diese Wirkung<br />

haben nur vom Beschwerdeführer gestellte Anträge<br />

28


Bescheidbeschwerde<br />

Mündliche Verhandlungen<br />

* Absehen von mündlicher Verhandlung (§ 274 BAO)<br />

• Der Senat kann trotz eines vom Beschwerdeführer gestellten Antrages von der Verhandlung<br />

absehen (Ermessensentscheidung), wenn<br />

• die Beschwerde als unzulässig oder als nicht fristgerecht eingebracht zurückzuweisen ist (§ 260<br />

BAO);<br />

• die Beschwerde (insb wegen Nichtbefolgung eines Mängelbehebungsauftrages gem § 85 Abs 2)<br />

als zurückgenommen oder wenn sie als gegenstandslos zu erklären ist (§ 256 Abs 3, § 261 BAO)<br />

oder<br />

• eine Aufhebung des angefochtenen Bescheides unter Zurückverweisung der Sache an die<br />

Abgabenbehörde im Sinne des § 278 BAO erfolgt (vgl zum Ganzen § 274 Abs 3 BAO).<br />

* Beachte aber: nach neuerer Rsp des VwGH ist eine mündliche Verhandlung wegen Art 47 EU-GRC<br />

(entspricht Art 6 EMRK) in Angelegenheiten des Europarechts stets geboten (zB Umsatzsteuer)<br />

29


Mündliche Verhandlung<br />

* Öffentlichkeit<br />

* Im Senatsverfahren gs öffentliche Verhandlung (§ 275 BAO)<br />

• Beschwerdeführer kann Ausschluss der Öffentlichkeit verlangen<br />

• Gebotener Geheimnisschutz oder sonstige Interessen können Ausschluss der<br />

Öffentlichkeit verlangen<br />

* Neu: Volksöffentlichkeit auch bei mündl. Verh. vor Einzelrichter<br />

* Entscheidung über Beschwerde<br />

• durch Einzelrichter (beachte § 274 Abs 5 BAO)<br />

• Beratung und Abstimmung im Senatsverfahren (§ 276 BAO)<br />

• Bei Stimmengleichheit gibt Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag<br />

(Dirimierungsrecht des Vorsitzenden)<br />

30


Bescheidbeschwerde<br />

* Erörterungstermin (§ 269 Abs 3 BAO) – „gerichtlicher Vergleich“<br />

• Einzelrichter/Berichterstatter „kann Parteien zur Erörterung der Sach- und Rechtslage sowie zur<br />

Beilegung des Rechtsstreits laden“; wie bisher<br />

• Früher mündete Erörterungstermin oft in BVE<br />

• Nunmehr hat über die Einigung das VwG (<strong>BFG</strong>) zu entscheiden, da Erörterungstermin erst nach<br />

Zuständigkeitsübergang an VwG<br />

• Allenfalls Aufhebung durch AbgBeh gem § 300 Abs 1 BAO (dazu später)<br />

• Neu: „Über das Ergebnis ist zwingend eine Niederschrift anzufertigen“<br />

• Dürfte früher aber wohl auch die Regel gewesen sein<br />

31


Bescheidbeschwerde<br />

Neu: Verbot der konkurrierenden Zuständigkeit (§ 300 BAO)<br />

* Verbot für Abgabenbehörden, mit Beschwerde beim VwG (<strong>BFG</strong>) angefochtene Bescheide<br />

aufzuheben bzw abzuändern<br />

• Keine gleichzeitige Zuständigkeit einer Abgabenbehörde und eines Verwaltungsgerichtes<br />

• Zur Abänderung oder<br />

• Aufhebung eines Bescheides<br />

• Ausnahme<br />

• Zustimmungserklärung der Partei (§ 78 BAO) gegenüber dem Verwaltungsgericht und<br />

• Weiterleitung der Erklärung an die Abgabenbehörde durch das Verwaltungsgericht unter Setzung einer<br />

angemessenen Frist für die Aufhebung und<br />

• Aufhebung durch AbgBeh innerhalb dieser Frist<br />

• Nach Entscheidung des <strong>BFG</strong> obliegen<br />

• Berichtigungen (§§ 293 und 293b BAO) dem <strong>BFG</strong><br />

• Maßnahmen (§§ 200 Abs 2, 294, 295, 295a und 303 BAO) der jeweiligen Abgabenbehörde<br />

32


Revision vor dem VwGH –<br />

Die Änderungen des VwGH-Verfahrens<br />

33


VwGH-Verfahren: Reform ab 2014<br />

* Revisionsmodell<br />

• Vorgaben durch Art 133 Abs 4 B-VG<br />

• Umgesetzt durch Verwaltungsgerichtsbarkeits-Ausführungsgesetz 2013, BGBl I 2013/33: §§ 25a<br />

ff VwGG<br />

• Der Inhalt der Revision entspricht der bisherigen Bescheidbeschwerde<br />

* Aufschiebende Wirkung der Revision gem § 30 VwGG (dazu später)<br />

* Möglichkeit der reformatorischen/meritorischen Entscheidung durch VwGH ab 1.7.2012<br />

(§ 42 Abs 4 VwGG, idF Verwaltungsgerichtsbarkeits-Ausführungsgesetz, BGBl I 2013/33<br />

* Bei Säumnis: Fristsetzungsantrag gem § 38 VwGG; anders als bei der bisherigen<br />

Säumnisbeschwerde <strong>wird</strong> der VwGH aber nie zur Entscheidung zuständig<br />

34


Revision<br />

* Revision gegen Erkenntnisse oder Beschlüsse des <strong>BFG</strong><br />

* Wegen Rechtswidrigkeit<br />

* Beachte: nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig (Art 133 Abs 4 B-VG iVm § 25a Abs 1<br />

VwGG)<br />

* Vorliegen einer Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung und<br />

• Erkenntnis weicht von der Rsp des VwGH ab,<br />

• Rsp fehlt oder<br />

• zu lösende Rechtsfrage wurde in der bisherigen Rsp nicht einheitlich beantwortet<br />

* Wenn Erkenntnis oder Beschluss nicht nur eine geringe Geldstrafe<br />

• Vgl § 25a Abs 4 VwGG: „Wenn in einer Verwaltungsstrafsache oder in einer Finanzstrafsache<br />

• 1. eine Geldstrafe von bis zu 750 Euro und keine Freiheitsstrafe verhängt werden durfte und<br />

• 2. im Erkenntnis eine Geldstrafe von bis zu 400 Euro tatsächlich verhängt wurde,<br />

• ist eine Revision wegen Verletzung in Rechten (Art. 133 Abs. 6 Z 1 B-VG) nicht zulässig“<br />

• Grenzwerte gelten daher nicht für AbgBeh als Partei<br />

35


Revision<br />

• Innerhalb von 6 Wochen ab Zustellung (§ 26 VwGG)<br />

• Sowohl die o. als auch die ao. Revision sind beim VwG einzubringen<br />

(gilt sogar bei Abtretung einer Beschwerde durch den VfGH)<br />

• Bei ao. Revision leitet das VwG (<strong>BFG</strong>) aber nur die Schriftsätze an die<br />

Parteien weiter und legt im Übrigen die Revision sofort dem VwGH vor<br />

36


Ordentliche Revision<br />

* VwG hatte bereits in seinem Erkenntnis oder Beschluss auszusprechen, ob Revision iSd Art 133 Abs 4 B-VG<br />

zulässig ist (§ 25a Abs 1 VwGG)<br />

* Prüfung der Revision zunächst durch das VwG (<strong>BFG</strong>) im Rahmen einer Vorentscheidung (§ 30a VwGG) –<br />

sogenanntes Vorverfahren (§ 30a VwGG):<br />

• VwG prüft formale Zulässigkeit<br />

• rechtzeitig eingebracht innerhalb der 6-Wochen-Frist (§ 26 VwGG)<br />

• Nicht verlängerbar; bei Versäumung: Wiedereinsetzung in den vorigen Stand<br />

• Erfüllung sonstiger Prozessvoraussetzungen (zB § 58 Abs 2 VwGG: Beschwer; § 30a: res judicata; Partei ist nicht<br />

prozessfähig)<br />

• Weist VwG die Revision als unzulässig zurück, kann jede Partei die Vorlage an VwGH beantragen: Vorlageantrag<br />

gem § 30b VwGG<br />

• Sind formale oder inhaltliche Voraussetzungen (vgl §§ 23, 24, 28, 29 VwGG) nicht erfüllt: VwG (<strong>BFG</strong>) erteilt<br />

Mängelbehebungsauftrag (§ 30a Abs 2 VwGG)<br />

37


Ordentliche Revision<br />

* VwG stellt Revision samt Beilagen an „andere Parteien“ (FA, ZA, Landesabgbeh) zu und<br />

fordert diese auf, binnen einer Frist von 8 Wochen eine Revisionsbeantwortung einzubringen<br />

• Beachte: Früher verteidigte UFS seine eigene Entscheidung durch Gegenschrift, jetzt verteidigt FA die<br />

Entscheidung des <strong>BFG</strong>: Revisionsbeantwortung<br />

* VwG stellt Revision auch an BMF/LReg als eintrittsberechtigte Partei zu und weist auf<br />

deren Recht hin, binnen 8 Wochen ebenfalls Revisionsbeantwortung einzubringen<br />

• Daher ist Revision auch immer in 3 Ausfertigungen einzubringen: eine für BMF<br />

* VwG legt Revision an VwGH vor<br />

VwGH ist an den Ausspruch der Zulässigkeit gem § 25a VwGG nicht gebunden (§ 34 Abs 1a<br />

VwGG): Er kann dennoch die Revision zurückweisen, falls er keine Rechtsfrage von<br />

grundsätzlicher Bedeutung sieht<br />

38


Außerordentliche Revision<br />

* VwG hat in seinem Erkenntnis oder Beschluss auszusprechen, ob Revision iSd Art 133 Abs 4 B-VG<br />

zulässig ist (§ 25a Abs 1 VwGG)<br />

* Hat das VwG (<strong>BFG</strong>) ausgesprochen, dass die Revision NICHT zulässig ist, kann außerordentliche<br />

Revision erhoben werden<br />

• Diese entspricht dem Inhalt der ordentlichen Revision<br />

• Sie hat aber außerdem die Gründe zu erhalten, warum entgegen dem Ausspruch des VwG eine Revision für<br />

zulässig erachtet <strong>wird</strong> (§ 28 Abs 3 VwGG)<br />

• auch die ao. Revision ist beim VwG (<strong>BFG</strong>) einzubringen; sie <strong>wird</strong> aber ohne Vorverfahren direkt beim VwGH<br />

vorgelegt<br />

• VwG verständigt nur „andere Parteien“ (FA, ZA. LandesAbgbeh) und BMF/LReg als eintrittsberechtigte Partei (§<br />

30a Abs 7 VwGG)<br />

* VwGH hat die Zulässigkeit der ao. Revision im Rahmen dieser vorgebrachten Gründe zu prüfen (§ 34<br />

Abs 1a VwGG): sonst Zurückweisung<br />

* Falls VwGH die Revision für geeignet hält leitet er Vorverfahren ein<br />

39


Muster für eine Revision (1)<br />

* Vgl zum folgenden Muster § 28 VwGG<br />

* REVISION<br />

gemäß Art 133 Abs 1 Z 1 B<br />

3-fach, 1 HS<br />

1 Kopie des angefochtenen Erkenntnisses/Beschlusses (1-fach)<br />

* Vertretung: entweder Berufung auf erteilte Vollmacht oder Vorlage einer schriftlichen Vollmacht (§ 10<br />

Abs 1 AVG, § 88 Abs 9 WTBG, § 8 Abs 1 RAO)<br />

* Gegen die in Kopie beiliegende Beschwerdeentscheidung (Erkenntnis, Beschluss) des<br />

Bundesfinanzgerichts vom (Datum), GZ (Geschäftszahl), unseren Rechtsvertretern zugestellt am (Datum),<br />

erheben wir<br />

• Angabe der Außenstellen des <strong>BFG</strong> ist nicht zwingend erforderlich<br />

* binnen offener Frist (§ 26 Abs 1 VwGG) (beachte: nicht verlängerbar!)<br />

• Bei Fristversäumnis: Wiedereinsetzung<br />

• Bei irrtümlicher Annahme einer Fristversäumung durch VwGH: Wiederaufnahme<br />

* Revision gem Art 133 Abs 1 Z 1 B-VG an den Verwaltungsgerichtshof<br />

40


Muster für eine Revision (2)<br />

* 1. Revisionspunkt(e) (besonderes praktisches Problem)<br />

* 2. Sachverhalt<br />

* 3. Revisionsgründe<br />

• 3.1 Rechtswidrigkeit des Inhaltes<br />

• 3.2. Rechtswidrigkeit infolge Verletzung von Verfahrensvorschriften<br />

• 3.3 Zusammenfassung<br />

* 4. Antrag/Anträge<br />

• Wir stellen daher an den Verwaltungsgerichtshof den<br />

Antrag (siehe sogleich),<br />

41


Muster für eine Revision (3)<br />

* Wir stellen daher an den Verwaltungsgerichtshof den Antrag,<br />

• 4.1 das angefochtene Erkenntnis wegen Rechtswidrigkeit seines Inhaltes sowie in eventu wegen Rechtswidrigkeit<br />

infolge Verletzung von Verfahrensvorschriften aufzuheben (oder das Erkenntnis des VwG abzuändern – bei erwarteter<br />

meritorischer Entscheidung) und<br />

• 4.2 uns allgemein Aufwandersatz gemäß § 59 Abs 3 VwGG (insbesondere Schriftsatzaufwand in Höhe von derzeit EUR<br />

1.106,40 und Ersatz der (Stempel)Gebühr gemäß § 24a Z 1 VwGG in Höhe von EUR 240) zu Handen unserer<br />

Rechtsvertreter zuzuerkennen<br />

• Ein Kostenverzeichnis ist NICHT notwendig!<br />

• Der beantragte Aufwandersatz inkludiert bereits die USt!<br />

• Der allgemeine Antrag gem § 59 Abs 3 VwGG ist besser als ein ziffernmäßig konkretisierter Antrag (wie zB<br />

Kostenverzeichnis), da VwGH sonst an den Antrag gebunden wäre, wenn er 1. zB falsch ist oder 2. der<br />

Aufwandersatz erhöht <strong>wird</strong><br />

• 4.3 (Allenfalls) Antrag auf Durchführung Verhandlung (§ 39 Abs 1 Z 1 VwGG)<br />

• 4.4 (Allenfalls) Antrag auf Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung gemäß § 30 VwGG (oder Antragstellung in<br />

einem gesondertem Schriftsatz) (Präzisierung nötig! – siehe später)<br />

42


Muster für eine Revision (4)<br />

* <strong>Das</strong> gezeigte Muster gilt sowohl für eine ordentliche als auch für eine<br />

außerordentliche Revision<br />

* Bei ao. Revision hat die Revision „auch gesondert die Gründe zu enthalten, aus<br />

denen entgegen dem Ausspruch des Verwaltungsgerichtes die Revision für zulässig<br />

erachtet <strong>wird</strong>“ (§ 28 Abs 3 VwGG)<br />

* Beachte aber die Einbringung:<br />

• Die o. Revision ist beim VwG (in Abgabensachen idR das <strong>BFG</strong>) einzubringen. <strong>Das</strong> <strong>BFG</strong><br />

entscheidet dann auch über die Prozessvoraussetzungen<br />

• Die ao. Revision ist ebenfalls beim VwG einzubringen, aber sofort an VwGH vorzulegen (ohne<br />

Vorverfahren). Lediglich die „anderen Parteien“ werden von der Revision verständigt.<br />

• Mit der Revision verbundene Anträge, wie zB Antrag auf Verfahrenshilfe (§ 61 VwGG) oder<br />

auf Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung (§ 30 Abs 2 VwGG): Grundsätzlich auch beim VwG<br />

einzubringen; nur der Antrag auf VH <strong>wird</strong> bei ao. Revision direkt beim VwGH eingebracht<br />

43


aufschiebende Wirkung bei Revision<br />

* Neuregelung der aufschiebenden Wirkung gem § 30 VwGG im Falle der Revision<br />

• Voraussetzungen:<br />

• Hinreichende Konkretisierung des unverhältnismäßigen Nachteils unterbleibt oft<br />

(ziffernmäßige Angaben und Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Stpfl im<br />

Verhältnis zur Abgabenzahllast)<br />

• Wenn Nachteil konkretisiert: es dürfen keine entgegenstehende zwingende öff. Interessen<br />

(Einbringlichkeit der Abgabe!)<br />

• nach Abwägung öffentliches Interesse / Parteiinteresse ein unverhältnismäßiger Nachteil<br />

für den Revisionswerber<br />

• Drohende Insolvenz reicht nicht (= Gefährdung öff. Interessen); aber zB drohende<br />

Insolvenz und Entzug Berufsbefugnis bei RA/WP/StB<br />

• Oder zB: Vermögen zwar vorhanden, müsste aber verschleudert werden<br />

• Entspricht insoweit der bisherigen Rechtslage 44


aufschiebende Wirkung bei Revision<br />

* Neuregelung der aufschiebenden Wirkung gem § 30 VwGG im Falle der Revision<br />

• Neu ab 1.1.2014:<br />

• bis zur Vorlage der (ordentlichen) Revision entscheidet VwG (<strong>BFG</strong>), und zwar<br />

„unverzüglich“ im Rahmen der Vorentscheidung (§ 30a Abs 3 VwGG) nach Prüfung der<br />

formalen Zulässigkeit und der formalen und inhaltlichen Erfordernisse an die Revision<br />

• Gegen diesen Beschluss keine Revision zulässig (§ 25a Abs 2 Z 1 iVm § 30a Abs 3)<br />

• ab Vorlage der (ordentlichen) Revision entscheidet VwGH über die aW. VwGH kann auch<br />

Beschlüsse des VwG – auf Antrag oder von Amts wegen – aufheben oder abändern<br />

• Somit gibt es de facto dennoch eine Überprüfung des VwG<br />

• bei ao. Revision entscheidet – nach Meinung der VwGH-Hofräte und der <strong>BFG</strong>-Richter –<br />

ebenfalls zunächst das VwG und erst nach Vorlage allenfalls auch der VwGH über die<br />

Zuerkennung der aW (obwohl sofort vorgelegt werden soll)<br />

• bei Geldleistungen <strong>wird</strong> nach bisheriger Praxis idR keine aW zuerkannt; Änderung durch<br />

Zuständigkeit des VwG zu erwarten?<br />

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit<br />

Univ.-Prof. MMag. Dr. Christoph Urtz<br />

* Universität Salzburg<br />

Churfürststraße 1<br />

5020 Salzburg<br />

0662 8044-3616<br />

christoph.urtz@sbg.ac.at<br />

* <strong>Binder</strong> <strong>Grösswang</strong> Rechtsanwälte<br />

Sterngasse 13<br />

1010 Wien<br />

01/534 80-280<br />

urtz@bindergroesswang.at

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