Das Parfum – Fragenkatalog
Das Parfum – Fragenkatalog
Das Parfum – Fragenkatalog
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<strong>Das</strong> <strong>Parfum</strong> <strong>–</strong> <strong>Fragenkatalog</strong><br />
1. Wie schon besprochen enthält der Roman viel Widersprüchliches, z.B. die Geburt<br />
Grenouilles am „allerstinkensten Ort von Paris“; den Umstand, dass das Kind gerade<br />
bei der seelenlosen Madame Gaillard am besten gedeiht; eine schlimme Krankheit<br />
(Milzbrand), die Grenouille für Grimal wertvoller macht. Finde weitere Widersprüche!<br />
• Der Mensch mit dem allerfeinsten Geruchssinn wird am stinkensten Ort von Paris<br />
geboren.<br />
• Ein Mord steht am Beginn von Grenouilles Menschwerdung: durch seinen ersten<br />
Mord mit 15 stellt er das erste Mal menschliche Regungen fest und er kann nun<br />
alle Düfte kategorisieren. „Schlüsselerlebnis“ <strong>–</strong> Schlüssel zur Ordnung aller anderen<br />
Düfte.<br />
• Grenouille fühlt sich in der absoluten Menschenferne am wohlsten, am Plomb du<br />
Cantal. Äußerlich immer mehr ein Tier durchlebt er hier die menschlichsten Gefühlsregungen<br />
wie Liebe, Hass, etc. zum ersten Mal. (wie in seinem eigenen Grab<br />
fühlt er sich so wohl wie.., S. 156)<br />
• In einem Minimum an Bewegungsfreiheit kann er die größten Räume und die<br />
größte Weite in Besitz nehmen.<br />
• An einem Ort der Geruchslosigkeit erträumt sich Grenouille Millionen und<br />
Abermillionen von Gerüchen herbei.<br />
• Draußen tobt der Krieg und Grenouille durchlebt seine friedlichste Zeit. Siebenjähriger<br />
Krieg mit Preußen, 1756 bis 1763; (Österreich/Frankreich/Russland gegen<br />
Preußen, um Schlesien zurück zu gewinnen, endet mit einem Frieden, Schlesien<br />
bleibt bei Preußen) Britisch-Französischer Kolonialkrieg 1754 bis 1763;<br />
Franzosen mussten Kanada den Briten überlassen, im Pariser Frieden von 1763<br />
verloren sie dann fast alle Besitzungen in Nordamerika und Indien an Großbritannien.<br />
• Marquis de la Taillade-Espinasse, gesellschaftlich am weitesten von Grenouille<br />
entfernt, ist der erste, der ihn „Monsieur“ nennt und sogar seinen „fluidalen Bruder“.<br />
• Menschengeruch, nach dem sich Grenouille so sehnt, wird aus Katzendreck und<br />
Käseresten hergestellt.<br />
1
• Durch seine Versuche, die Tochter Laure, zu retten, spielt Richis sie ihrem Mörder<br />
in die Hände. Und bitten im Anschluss ausgerechnet Grenouille, ihn adoptieren<br />
zu dürfen.<br />
• Der Mörder von 25 Mädchen wird freigesprochen, ein Unschuldiger zum Tode<br />
verurteilt.<br />
• Die Hinrichtung wird zu einem „Massenspektakel“, Druot wird anonym und in<br />
aller Eile hingerichtet und verscharrt.<br />
• Die „Gesunden“ haben alles vergessen, die „Kranken“ jedoch können sich noch<br />
daran erinnern.<br />
• Im Moment des größten Triumphes erlebt Grenouille seine größte Katastrophe.<br />
• Im Moment seiner größten Machtfülle ist er der einsamste Mensch der Welt.<br />
• Mörder und Tagediebe tun <strong>–</strong> indem sie in aufessen <strong>–</strong> zum ersten Mal etwas aus<br />
Liebe.<br />
2. <strong>Das</strong> Motiv des Zufalls taucht häufig auf. Spüre mehr dieser Zufälle auf!<br />
• Grenouille wird am heißesten Tag geboren und entgeht durch die Ohnmacht seiner<br />
Mutter dem Tod.<br />
• Pater Terrier bringt ihn zu Madame Gaillard, die keinen Geruchssinn besitzt, obwohl<br />
diese außerhalb von Paris wohnt.<br />
• Grenouille kommt zu Baldini, als dieser gerade aufhören möchte.<br />
• Wettersturz gerade dann, als Grenouille beschließt, sich zu Tode zu schlafen.<br />
• Zusammentreffen Marquis de la Taillade-Espinasse und Grenouille, der ihm den<br />
Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie über das Fluidum Letale bringen soll.<br />
• Gleich am ersten Tag in Grasse „riecht“ Grenouille Laure Richis.<br />
• Madame Arnulfi benötigt zufällig einen Gesellen, und zufällig ist Grenouilles<br />
Hütte weit genug entfernt, so dass er in Ruhe seine Experimente durchführen<br />
kann.<br />
• Zufällig steht neben Laures Fenster eine Leiter, die Fenster sind nicht verschlossen<br />
und der Himmel ist bedeckt; sogar die Hunde schlafen.<br />
3. <strong>Das</strong> <strong>Parfum</strong> ist ein Reise- ebenso wie ein Entwicklungsroman, verfolge Grenouilles<br />
inneren und äußeren Weg. Wie verändert sich seine Persönlichkeit, wie verändert<br />
sich sein Standort? Von welcher Entwicklung sprechen wir überhaupt? Vergleiche<br />
in diesem Zusammenhang auch Anfang und Ende der Geschichte!<br />
Der Erzähler führt die Entwicklung seines Protagonisten in einem zweifachen Bewegungsprozess<br />
aus.<br />
2
• auf der Ebene der Reisebeschreibung folgen wir Grenouille auf seinem Weg<br />
nach Frankreich, der ihn nach knapp dreißig Jahren wieder an den Ausgangspunkt<br />
zurück bringt.<br />
• auf der Ebene der Persönlichkeitsentwicklung zeigt uns der Erzähler den inneren<br />
Bewegunsprozess Grenouilles, bei dem Ausgans- und Endpunkt ebenfalls in<br />
eins fallen. Die Reise durch Frankreichs Regionen ist immer auch eine Reise<br />
durch sein Inneres, sein Seelenleben.<br />
In beiden Prozessen gibt es Gelenkstellen, Stationen der Veränderung, gibt es das Moment<br />
des Aufbruchs.<br />
- Innerer Prozess: Nach dem ersten Mord macht Grenouilles Persönlichkeitsentwicklung<br />
einen Sprung. Er hat auf einmal ein Ziel vor Augen, einen Maßstab für die Beurteilung<br />
von Düften und die Einsicht, dass er sich die Handwerkstechniken der <strong>Parfum</strong>erzeugung<br />
aneignen muss.<br />
- Äußerer Prozess: Grenouille verlässt Grimal und arbeitet fortan bei Baldini.<br />
- Innerer Prozess: Grenouille erkennt, dass er mit den bei Baldini erlernten Techniken<br />
der Desillation keine entscheidenden Fortschritte mehr machen kann, er schlittert<br />
in eine innere Krise, wird schwer krank und erst als Baldini ihm sagt, wo er sich<br />
die gewünschten Techniken aneignen kann, wird er wieder gesund. Gesellenbrief <strong>–</strong><br />
schließt langsam seine Zivilisation ab<br />
- Äußerer Prozess: Er verlässt Baldini und bricht nach Süden auf. Gelangt zum Central<br />
Massiv, zum menschenfernsten Ort, dem Plomb du Cantal, wo er eine Höhle findet.<br />
- Innerer Prozess: Der Einsiedler: Gelangt zum Plomb du Cantal und ihn erfasst<br />
höchstes Glücksgefühl, als er merkt, dass er alleine ist. Verlässt die Höhle nur, um<br />
seine Notdurft zu verrichten, führt das Leben eines Einsiedlers, doch hat nichts gemein<br />
mit einem Einsiedler. Es gibt kein Streben nach Buße oder Gott näher sein<br />
wollen. Er gibt sich seinem inneren Imperium hin, er wird Grenouille der Große, der<br />
Schöpfer und Zerstörer von Welten. Entschlossen, die menschliche Geschichte zu<br />
ignorieren, bewohnt er einen Raum, der nur ihm gehört. Die Katastrophe ereilt ihn<br />
im Traum, im Schlaf und blockiert somit den einzigen Fluchtweg. Während einer<br />
Traumreise stellt er fest, dass er keinen Eigengeruch hat. Er erwacht aus seiner Fantasiewelt<br />
und möchte nie mehr hinabsteigen. Diesen schrecklichen Traum könnte er<br />
nicht überleben. Die „Angst über sich selber nicht Bescheid zu wissen, erfasst ihn“.<br />
Grenouille steigt zu den Menschen hinab.<br />
- Äußerer Prozess: Er verlässt die Einöde und macht sich auf nach Montpellier.<br />
3
- Innerer Prozess: Mit Hilfe von Marquis de la Taillade-Espinasse entwickelt sich<br />
Grenouille zum zivilisierten Menschen. In Grasse ist er am Höhepunkt seiner inneren<br />
Reise, er ist Grenouille, er ist Gott. Seine Selbstreflexion erreicht einen höheren<br />
Grad des Bewusstseins, er nimmt eine Standortbestimmung vor („Er ist durch und<br />
durch böse“) und ist sich seiner Fähigkeiten mehr denn je bewusst. Sein neues Ziel<br />
ist die Beherrschung der Menschen und die Erweckung von Liebe. Dennoch wird<br />
genau diese Station zum inneren Wendepunkt. „Monsieur“<br />
- Äußerer Prozess: Grenouille verlässt den Marquis und erreicht mit Grasse den südlichsten<br />
Punkt seiner Reise. Hier kommt er zum äußeren Wendepunkt.<br />
- Innerer Prozess: Noch am ersten Tag stößt Grenouille auf den Duft Laures und<br />
entwickelt den Plan, diesen Duft sein eigen zu machen. Zwei Jahre gibt er sich bis<br />
zur Ernte. In diesen zwei Jahren schreitet der Sozialisierungsprozess erneut voran. Er<br />
eignet sich nicht nur neuerlich Techniken zur <strong>Parfum</strong>herstellung an, sondern übt sich<br />
auch in der Verstellung und Täuschung. Führt ein Doppelleben. Beginnt, Alltagsgegenständen<br />
und Tieren ihren Duft zu nehmen. Muss aber erkennen, dass die Tiere<br />
dabei ruhig zu stellen sind. Schlittert erneut in eine Krise, als er erkennt, das der<br />
Duft des Mädchens nicht ewig halten wird, beginnt mit der Mordserie. Bei dem<br />
Spektakel der Hinrichtung steigen in Grenouille messianische Gefühle hoch. Er war<br />
noch größer als Prometheus, und ein herrlicherer Gott als jener weihrauchstinkende<br />
Gott, der in den Kirchen hauste. Ja, er war der Große Grenouille. Doch er kann diesen<br />
Triumph nicht genießen, er wollte nicht nur von den Menschen geliebt werden,<br />
sondern er wollte diese Liebe auch erwidern können. Doch genau jetzt steht ihm seine<br />
promethische Tat im Weg <strong>–</strong> das <strong>Parfum</strong>. Als er im Bett von Laure aufwacht, weiß<br />
er, dass er gescheitert ist. Wieder bricht er auf und kehrt nun an den Ausgangspunkt<br />
zurück. Der Prozess der Zivilisation ist abgeschlossen. Grenouille ist ein Mitglied<br />
der Gesellschaft geworden, beherrscht ihre Umgangsformen und Konventionen. Er<br />
hat sich eine Existenzgrundlage geschaffen, sein handwerkliches Können hat er perfektioniert.<br />
Der Prozess der Ich-Findung wird in dem Moment, in dem er sein Meisterwerk<br />
präsentiert, zur Katastrophe. Sie lieben nicht ihn, Grenouille, es ist der Geruch,<br />
dem sie verfallen sind. Außerdem ist diese Liebe auf dem Richtplatz eine animalische,<br />
sexuelle <strong>–</strong> eine wirkliche Liebe scheint also gar nicht möglich.<br />
- Äußerer Prozess: kehrt zum Anfangspunkt seiner Reise zurück. Rückkehr nach Paris<br />
ist eine doppelte. Sie ist die Rückkehr eines Reisenden aus verschiedenen Provinzen<br />
und Städten Frankreichs zum Ausgangspunkt seiner Reise und vor allem ist sie<br />
die Rückkehr Grenouilles zum inneren Ausgangspunkt. Die Hitze lässt die Stadt<br />
stinken, wie am Tag seiner Geburt. Geburts- und Todesstätte fallen in eins. Grenouille<br />
löst sich auf und wird gleichzeitig verinnerlichter Teil der Menschheit. Was<br />
bleibt, ist die Erinnerung an ein <strong>Parfum</strong>.<br />
4
4. Der Roman spielt im Zeitalter der so genannten „Aufklärung“. Was weißt du über<br />
diese literarische Epoche <strong>–</strong> wo wird Bezug darauf genommen (z.B. durch welche<br />
Personen?)?<br />
Kant fordert seine Leser auf, sich ihres Verstandes zu bedienen und aus dem Zeitalter<br />
der Aufklärung ein aufgeklärtes Zeitalter zu machen. Die Ideen der Aufklärung kannten<br />
keine Grenzen. Leibnitz, Lessing, Kant in Deutschland; Rousseau, Montesquieu, Voltaire<br />
in Frankreich; Locke, Hobbes und Hume in England; Spinoza in den Niederlanden.<br />
Beginn dieser Epoche liegt in England, später griff die Bewegung auf Frankreich,<br />
dann auf Deutschland über. Epoche der Emanzipation des Bürgertums. Im Bereich der<br />
Wissenschaften, Religion, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft werden die alten Strukturen<br />
aufgebrochen und durch neue ersetzt. Idee der Gewaltenteilung, Kontrolle der<br />
Herrscher durch die Bürger, Gleichheit und Freiheit der Menschen. Neue wissenschaftliche<br />
Gesetze, Experimente, zahlreiche Erfindungen, Kritik an den religiösen Vorstellungen,<br />
etc.<br />
Baldini kann mit den Ideen der Aufklärung nichts anfangen. Sie machen ihm Angst. Er<br />
reagiert verständnislos auf den Bau neuer Straßen, Entwicklungen in Handel und Verkehr<br />
sind für ihn einfach nur „Wahnsinn“. Diderot, Rousseau, Voltaire, etc. sind für ihn<br />
nur „aufwieglerische Brüder“, die das Geistesleben in Unordnung bringen und in deren<br />
Köpfen ein „grenzenloses Chaos“ herrscht. Es ist für ihn ein „Jahrhundert der Auflösung,<br />
der Zersetzung, des geistigen und politischen und religiösen Sumpfes..“ Er muss<br />
resignierend feststellen, dass sogar Adelige zu den Verfassern der Schriften gehören,<br />
die das Land in geistige Unruhe versetzen und das Volk zum Aufruhr anstacheln.<br />
Der Marquis ist zwar kein solcher Unruhestifter, aber er ist ein Mann der Wissenschaft<br />
und des Experiments. Er präsentiert sich als weltoffen, gebildet und zukunftsorientiert.<br />
Doch auch er hat schon bessere Tage gesehen, genau wie Baldini. Seine Versuche zur<br />
Züchtung der „Euterblume“ hat er aus Kostengründen einstellen müssen und genau wie<br />
Baldini hat er sofort einen Riecher dafür, dass Grenouille ihm nützlich sein könnte. In<br />
Grenouille glaubt er den Beweis für seine Theorie endlich gefunden zu haben. In einem<br />
grotesken Schlussbild <strong>–</strong> der Marquis entkleidet sich in eisiger Kälte bei winterlichem<br />
Schneesturm, während seine Jünger am „Heiligen Abend“ vergeblich auf die Wiederkehr<br />
des Marquis warten, wird uns die „Wissenschaft“ des Marquis als das gezeigt, was<br />
sie ist, eine Parodie auf naturwissenschaftliches Experimentieren.<br />
Die Theorie von Taillade-Espinasse entspricht der im 18. Jhd. verbreiteten Lehre von<br />
den schädlichen Ausdünstungen der Erde, diese Theorie führte u.a. zu der Auffassung,<br />
dass gerade Menschen auf dem Lande große Gefahren drohen, da sie aufgrund der gebückten<br />
Haltung bei vielen Arbeitsprozessen dem Erdboden und damit den schädlichen<br />
Dämpfen nahe waren.<br />
5
Antoine Richis verkörpert schließlich das Bürgertum; er ist gesellschaftlich und politisch<br />
aktiv und ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann, dessen Besitz sowohl Grund<br />
und Boden als auch Anteile an Schiffen und Handelskompanien umfasst. Er ist also<br />
auch im Bereich der neuen bürgerlichen Wirtschaftszweige tätig. Er verfügt im Gegensatz<br />
zu den beiden anderen über einen wachen Geist und eine gehörige Portion gesunden<br />
Menschenverstand. Er hat den Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen<br />
(sapere aude!) und ist damit zwar nicht gleichwertiger Gegner von Grenouille, aber<br />
immerhin ein Mitspieler von Format. Der Versuch Richis´ seinen Verstand zu gebrauchen,<br />
endet dennoch im Desaster. Die Vernunft muss kapitulieren, die Aufklärung<br />
scheinbar scheitern.<br />
5. Wie enden die Personen, denen Grenouille begegnet? Was ist an ihrem Ende augenfällig?<br />
Grenouille steckt sich ein Ziel, nämlich das perfekte <strong>Parfum</strong> zu kreieren und es gelingt<br />
ihm auch. Die Menschen, denen er begegnet, haben sich ebenfalls Ziele gesteckt, sind<br />
aber alle zum Scheitern verurteilt.<br />
- Mutter hat Zukunftspläne, wird zum Tode verurteilt. S. 9<br />
- Madame Gaillard hat für ihren Tod gespart, will nicht anonym sterben, endet in einem<br />
Massengrab nach langem Warten. S. 38-40<br />
- Grimal trifft das Moment des Scheiterns, als er gerade glaubt, ein besonders gutes<br />
Geschäft gemacht zu haben, denn die zwanzig Livre, die Baldini im gezahlt hat, sind<br />
ein großer Betrag. Doch am Tag „seines besten Geschäfts“ stürzt er in die Seine und<br />
wird vom Fuss fortgetragen, ohne Spuren zu hinterlassen. S. 113<br />
- Baldini hat große Pläne, er notiert alles, um sicher zu gehen, die Formeln für die <strong>Parfum</strong>s<br />
und Cremes, etc. die seinen Reichtum mehren sollen, ja nicht zu verlieren. Der<br />
Siebzigjährige, zum größten <strong>Parfum</strong>eur Europas und zu einem der reichsten Bürger<br />
Europas aufgestiegene, wird nach dem Zusammenbruch der Pont au Change von der<br />
Seine ins Meer getrieben. Dieses Schicksal des anonymen Todes teilt er auch mit<br />
dem Marquis de Taillade-Espinasse. Auch diesen trifft der Tod am Gipfel seiner Berühmtheit,<br />
nachdem ihn Grenouille verlassen hatte. Er löst sich in Luft auf und<br />
nichts bleibt von ihm zurück. S. 114/206-207<br />
- Druot hat nur den Wunsch, seine bürgerliche Zukunft zu sichern, was ihm mit der<br />
Heirat mit Madame Arnulfi und dem Meisterbrief auch zu gelingen scheint. Nach<br />
dem Weggang Grenouilles wird er als Mörder verurteilt und nach rasch vollzogener<br />
Hinrichtung beigesetzt. S. 314<br />
- Erstes Opfer wurde wegen des besonderen Duftes von Grenouille erwürft. S. 49/50.<br />
- Laure Richis wurde von Grenouille erschlagen, obwohl ihr Vater verzweifelt versucht<br />
hatte, sie vor ihm zu schützen. S. 279-280<br />
6
- Gernouille selbst wird am Ende aufgefressen, auch von ihm bleibt nichts mehr zurück.<br />
Die Menschen sind zum Scheitern verurteilt. Die Pläne für die Zukunft werden durchkreuzt,<br />
die Zukunft heißt Anonymität. Der „anything-goes“ Mentalität wird hier eine<br />
Absage erteilt.<br />
6. Wie endet die Hauptfigur des Romans? Was ist an ihrem Ende auffallend? Wieso<br />
hat der Autor gerade dieses Ende für Grenouille gewählt?<br />
Grenouille kehrt am Ende an den Ort zurück, an dem er geboren wurde. Und er, der sich<br />
nichts sehnlicher gewünscht hat, als von den Menschen wahrgenommen und geliebt zu<br />
werden, wird am Ende an der Erfüllung dieses Wunsches sterben. Aus lauter Liebe wird<br />
er aufgegessen, sein Duft (der doch nicht seiner ist) bringt die Menschen dazu etwas<br />
Absonderliches zu tun, etwas, dass die meisten von ihnen am nächsten Tag nicht mehr<br />
wissen, dass sie verdrängen <strong>–</strong> und somit gerät er doch in Vergessenheit.<br />
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