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Mysterium<br />

in der Geschichte unserer Region<br />

Lichtblitze über Veste Wachsenburg<br />

Es bleibt ein Mysterium. Die Atombombendetonation 1944 auf dem<br />

TÜP bei Röhrensee. Viele der damaligen Zeugen, heute zum großen<br />

Teil schon verstorben, wollten Genaues wissen und nähren bis auf<br />

den Tag Spekulationen. Am 3./4. und 12. März sollen die Bomben<br />

explodiert sein und bei den nah wohnenden Röhrenseeern tüchtig<br />

Nasenbluten nebst Kopfschmerzen ausgelöst haben, wie es am Folgetag<br />

ein SS Arzt schriftlich bestätigte. Die lang erwartete Wunderwaffe?<br />

Albert Speer (1905-1981), nach dem Flugzeugabsturz des<br />

Reichsrüstungsministers Fritz Todt 1942 in gleicher Funktion für Bewaffnung<br />

und Munition verantwortlich, kritisiert Hitler ob des zu frühen<br />

Kriegsbeginns, hielt Deutschlands Ressourcen bald für verbraucht.<br />

Die V-I-II und erst recht das Raketenpogramm kamen zu spät. Der<br />

Vielfrontenkrieg war verloren. Unter Luftüberlegenheit der Aliierten das<br />

Eingraben von Rüstungsindustrie, eigentlich verzweifelte Versuche,<br />

das Reich zu halten. Gefährdet auch eine Flakmunitionsfabrik in Crawinkel.<br />

Dabei war früh die Errichtung unterirdischer Nachrichtenanlagen<br />

1934 im Arnstädter Jonastal beschlossene Sache. Günstig gelegen<br />

die Anlagen auch durch den schon 1925 in der Weimarer<br />

Republik geplanten Reichsautobahnbau 17, unserer A 4. Im Kriegsverlauf<br />

forcierten alle Arbeiten und brachten Kriegsgefangenen wie<br />

KZ Häftlingen unsagbares Leid nebst vielfachen Tod hier das Führerhauptquartier<br />

im Auftrag von Himmler, der sogar am 2. November<br />

1944 den TÜP auf der Durchreise besichtigte, schnellstens zu erstellen.<br />

Adolf Hitler blieb aber im ausgebombten Berlin. Mausefalle<br />

Jonastal stand für ihn nicht als Fluchtort zur Debatte. Interessant ist die<br />

mehrfache Sperrung der Reichsautobahn zwischen dem 27. Februar<br />

bis zum 13. März 1945 zwischen Gotha und Arnstadt. Sie diente unter<br />

Flakabsicherung als Flugzeuglandebahn der Junkers 52 - 3M besonders<br />

für Passagiere. SS Personenschutzkommandos lagen im<br />

Schloss der Freya von Swaine auf Rittergut Günthersleben. Im historischen<br />

Wechmarer Gasthaus Zum Löwen quartierte und speiste laut<br />

Zeitzeugen Albert Speer nebst hohen Offizieren. Den Vorplatz<br />

schmückte der 1934 zum Erntedankfest neu geweihte runde Hitlerbrunnen<br />

mit seiner sprudelnden Fontaine. Die Arbeitsmaiden, in<br />

Wechmar steht noch eine original erhaltene Baracke des damaligen<br />

Lagers der bei Bauern pflichtarbeitenden Mädchen, feierten gern das<br />

Erntedankfest und schmückten gerade diesen Brunnen. Ab 1937<br />

waren die Mädels im Reichsarbeitsdienst integriert. Ob die hohen<br />

Herren im Thüringischen dem Wunderwaffenversuch beiwohnten?<br />

Das Wachsenburger Burgfräulein, Museumsleiterin Cläre Werner<br />

(1913-2003), Vater Edmund war in der legendären Wachsenburggesellschaft,<br />

stieg auf geheimnisvollem Anraten des Ingenieures H.<br />

Rittermann auf ihren Hohenloheturm. Weltgeschichte, so seine Worte,<br />

sollte geschrieben werden. In allen anliegenden Orten ertönte zur<br />

Täuschung der Einwohner Luftalarm. Sie beobachtete einen mächtigen<br />

von plötzlichem Sturm begleiteten Lichtblitz und war damit wegen<br />

ihrer umstrittenen Zeugenaussage nach Kriegsende und ihrem<br />

Einsatz zur kampflosen Übergabe Arnstadts kritisch begleitete<br />

Persönlichkeit. Amerikanische hochauflösende Luftaufnahmen vom<br />

1940 erbaute Wohnbaracke für die Arbeitsmaiden in Wechmar<br />

Sommer 1945 zeigen tatsächlich große Verwüstungen im sogenannten<br />

Flurstück "Dreieck". Boden- und Holzproben, untersucht von<br />

Laboren wie das Ardenne Institut Dresden, brachten kein eindeutiges<br />

Ergebnis einer Atomexplosion. Handelte es sich um schmutzige<br />

Sprengkörper mit wenig Anteil spaltbaren Materials oder nur dem<br />

Zündsystem für die geplante eigentliche große Bombe? Zerfetzte<br />

haarlose Kriegsgefangene sollen am Detonationsort gelegen haben.<br />

Speer flog letztlich am 23. April 1945 nach Berlin, um sich von Hitler und<br />

Eva Braun zu verabschieden, ständig in Angst, das zerstörte Reich zu<br />

erben. Bei Großadmiral Karl Dönitz in Schleswig-Holstein wohnend,<br />

erlebte er Führertod und Kapitulation. Amerikaner eroberten bald darauf<br />

das Drei Gleichen Gebiet. Noch in den letzten Kriegs-tagen besetzten<br />

drei Mühlberger Schüler um Hans Gutfleisch den von<br />

Wehrmachtssoldaten kopfüber verlassenen 2 cm Flak - Vierling auf<br />

dem Hühnerberg, um durch Abschirmung den angezielten Bombenabwurf<br />

auf die Reichsautobahn zu stören. Zwei der Hitlerjungen starben<br />

durch einen das Flak - Nest beschießenden Tiefflieger sofort, der andere<br />

im Krankenhaus Arnstadt. Sie liegen auf dem Mühlberger Kirchhof<br />

begraben. Längst erinnert weder Gedenkstein noch Name an die<br />

Buben. Vergessen auch Leutnant Johann Böhm, geb. 1895 zu Wandersleben,<br />

gest. 1917 Fricourt an der Somme in Frankreich, der als<br />

Frontflieger im Ersten Weltkrieg in der Kaiserlichen Fliegerabteilung mit<br />

einem Hans Albert Speer für Deutschland im Doppeldecker flog.<br />

Peter Ernst<br />

Das 2cm Vierlings-Flakgeschütz kam besonders<br />

an der Heimatfront zum Einsatz.<br />

Junkers Transportflugzeug JU 53 3 M mit Tragflächenschaden durch Autobahnlandung<br />

UNSER BLATT 04/2013<br />

www.unserblatt.de<br />

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