Aufgaben - Universität Potsdam
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<strong>Universität</strong> <strong>Potsdam</strong><br />
Professur für Physikalische Chemie<br />
Grundpraktikum Physikalische Chemie<br />
Dr. B. Kallies, 14.06.2000<br />
Konduktometrische Bestimmung von Säurekonstanten<br />
In diesem Versuch ermitteln Sie die Säurekonstanten schwacher Säuren durch Leitfähigkeitsmessungen.<br />
<strong>Aufgaben</strong><br />
Bestimmen Sie experimentell bei konstanter Temperatur<br />
- die Leitfähigkeit einer 0.01 M KCl-Lösung<br />
- die Leitfähigkeit des verwendeten Wassers<br />
- die Leitfähigkeit wäßriger Lösungen von Essigsäure und weiteren organischen Säuren in Abhängigkeit<br />
vom Grad der Verdünnung<br />
Ermitteln Sie<br />
- die Zellkonstante C und die Grenzleitfähigkeit Λ 0 .<br />
- die spezifische Leitfähigkeit κ, die molare Leitfähigkeit Λ, den Protolysegrad α und die konzentrationsbezogene<br />
Säurekonstante K a für die verschiedenen Verdünnungsstufen jeder Säure.<br />
Zusatzaufgabe: Ermitteln Sie die Konzentration der verwendeten Stammlösungen der Säuren durch<br />
konduktometrische Titration!<br />
Grundlagen des Versuchs<br />
Der Versuch besteht im wesentlichen aus zwei Teilen. Zunächst wird die Zellkonstante C (Widerstandskapazität)<br />
der verwendeten Meßzelle bestimmt bzw. überprüft (Eichung). Bei Konduktometern, die nur den<br />
Leitwert G einer Probe messen, muß die Zellkonstante experimentell bestimmt werden. Bei modernen<br />
Konduktometern, die die spezifische Leitfähigkeit κ anzeigen, muß die Zellkonstante überprüft werden.<br />
Zur Eichung verwendet man 0.01 M KCl-Lösung, deren spezifische Leitfähigkeit für verschiedene<br />
Temperaturen bekannt ist:<br />
18°C 20°C 22°C 25°C<br />
κ, Ω -1 ⋅ cm -1 0.001225 0.001278 0.001332 0.001413<br />
Die Zellkonstante C ergibt sich aus dem der Meßtemperatur entsprechenden Wert von κ und dem mit Hilfe<br />
eines Konduktometers gemessenen Leitwert G der 0.01 M KCl-Lösung:<br />
κ = G ⋅ C (1)<br />
Die Zellkonstante wird benutzt, um den mit einem Konduktometer primär gemessenen Leitwert einer<br />
beliebigen Probe in deren spezifische Leitfähigkeit umzurechnen, die unabhängig von der verwendeten<br />
Meßzelle ist. Diese Umrechung hat entweder manuell zu erfolgen oder wird vom Konduktometer vorgenommen.<br />
Im folgenden wird davon ausgegangen, daß die spezifische Leitfähigkeit κ einer Probe bekannt<br />
ist.<br />
Zur Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten der Dissoziation einer schwachen Säure in Wasser<br />
(Säurekonstante K a ) wird die spezifische Leitfähigkeit κ wäßriger Lösungen der Säure in verschiedenen<br />
Konzentrationen c 0 gemessen. Die molare Leitfähigkeit Λ dieser Lösung ergibt sich aus<br />
Λ = κ / c 0 (2)<br />
Mit Kenntnis der molaren Grenzleitfähigkeit Λ 0 der Säure kann der Protolysegrad α der Säurelösung<br />
1
erechnet werden:<br />
α = Λ / Λ 0 (3)<br />
Die Grenzleitfähigkeit der Säurelösung wird durch Addition der Grenzleitfähigkeiten von Wasserstoffion<br />
und Säurerestion ermittelt:<br />
Ion Λ 0 , cm 2 ⋅ Ω -1 ⋅ mol -1 bei 25°C<br />
H + 349.8<br />
HCOO - (Formiat) 54.6<br />
CH 3 COO - (Acetat) 40.9<br />
C 2 H 5 COO - (Propionat) 35.8<br />
C 6 H 5 COO - (Benzoat) 32.4<br />
ClCH 2 COO - (Monochloracetat) 39.8<br />
BrCH 2 COO - (Monobromacetat) 39.1<br />
Die Umrechnung der Ionengrenzleitfähigkeiten auf andere Temperaturen ϑ erfolgt mit Hilfe der Gleichung<br />
Λ ϑ = Λ 25°C [1 + β (ϑ - 25°C)]<br />
β Acetat = 0.0238 K -1<br />
β H+ = 0.0154 K -1<br />
Für die anderen Ionen wird Λ 0 von 25°C um 1.55% je Grad vergrößert.<br />
Die konzentrationsbezogene Säurekonstante K a c ergibt sich aus dem Protolysegrad α über das OST-<br />
WALDsche Verdünnungsgesetz:<br />
2<br />
c c0<br />
⋅ α<br />
K a = (4)<br />
1 − α<br />
Vorbereitungsfragen<br />
1. Wie ist der Protolysegrad definiert?<br />
2. Von welchen Systemeigenschaften hängen folgende Leitfähigkeitsgrößen einer gegebenen Elektrolytlösung<br />
ab: Leitwert, spezifische Leitfähigkeit, molare Leitfähigkeit, Grenzleitfähigkeit?<br />
3. Welche Größen bestimmen die Zellkonstante?<br />
4. Welche Systemeigenschaften bleiben während des Versuchs konstant?<br />
5. Wie ändert sich die molare Leitfähigkeit eines schwachen Elektrolyten mit steigender Verdünnung?<br />
Begründen Sie Ihre Aussage!<br />
6. Welche Möglichkeiten gibt es, Ionengrenzleitfähigkeiten zu ermitteln?<br />
7. Leiten Sie das OSTWALDsche Verdünnungsgesetz aus dem Massenwirkungsgesetz her!<br />
8. Warum findet bei konduktometrischen Messungen keine Elektrolyse der Elektrolytlösung statt?<br />
Versuchsdurchführung<br />
a) Geräte<br />
- Konduktometer mit Leitfähigkeitsmeßzelle und Thermometer oder Tauchelektrode mit integriertem<br />
Temperaturfühler<br />
- 2x 10-ml-Bechergläser<br />
- 100-ml-Maßkolben<br />
- 50-ml-Vollpipette<br />
b) Reagenzien<br />
- 0.01 M KCl, 0.1 M Essigsäure, Ameisensäure, Propionsäure, 0.01 M Benzoesäure<br />
2
c) Arbeitsablauf<br />
Kalibriermessung mit 0.01 M KCl<br />
Die Leitfähigkeitsmeßzelle oder ein Becherglas wird mit 0.01 M KCl-Lösung vorgespült und so weit<br />
gefüllt, daß die Elektrodenbleche der Elektrode mindestens 2 cm in die Lösung eintauchen. Die Temperatur<br />
der Lösung wird notiert. Je nach Gerät wird entweder a) der angezeigte Leitwert notiert und mittels dem<br />
der Temperatur entsprechenden Wert von κ die Zellkonstante berechnet, oder b) die angezeigte spezifische<br />
Leitfähigkeit κ mit dem der Temperatur entsprechenden Wert von κ verglichen. Stimmen in letzterem Fall<br />
beide Werte nicht überein, ist das Konduktometer nach Bedienungsanleitung zu kalibrieren.<br />
Messung der Leitfähigkeit des verwendeten Wassers<br />
Bestimmen Sie die spezifische Leitfähigkeit von destilliertem Wasser! Sie sollte 10 -5 Ω -1 cm -1 nicht<br />
überschreiten.<br />
Leitwertmessung der Essigsäure<br />
- Bestimmen Sie die spezifische Leitfähigkeit von 0.1 M Essigsäure!<br />
- Mit Hilfe eines Maßkolbens (100 ml) und einer Pipette wird die vermessene Lösung auf die halbe<br />
Konzentration verdünnt und wiederum vermessen. Analog wird die spezifische Leitfähigkeit von vier<br />
weiteren Verdünnungsstufen ermittelt.<br />
- Bevor Sie eine neue Lösung in die Meßzelle einfüllen, spülen Sie sie mehrmals mit der einzufüllenden<br />
Lösung durch! Halten Sie die Temperatur auf mindestens ± 0.2 K konstant! Steht kein Thermostat zur<br />
Verfügung, so temperieren Sie mit Handwärme oder durch kurzes Eintauchen eines Reagenzglases,<br />
das mit kaltem oder warmem Wasser gefüllt ist!<br />
- Bei Verwendung eines analog anzeigenden Konduktometers ist der Meßbereich so zu wählen, daß die<br />
Messung möglichst im mittleren Teil der Skala vorgenommen werden kann.<br />
Jede Meßreihe ist zweimal zu wiederholen. Die Mittelwerte der bestimmten Leitfähigkeiten gehen in die<br />
Auswertung ein. Analog ist mit anderen ausstehenden Säurelösungen zu verfahren.<br />
d) Meßprotokoll<br />
Elektrolyt ϑ, °C Leitwert, µS Leitfähigkeit, µS ⋅ cm -1<br />
H 2 O<br />
0.01 M KCl<br />
1 2 3 1 2 3 1 2 3<br />
0.1 M CH 3 COOH<br />
0.05 M CH 3 COOH<br />
...<br />
3
Auswertung<br />
Berechnen Sie die molaren Leitfähigkeiten Λ und die Protolysegrade α für die verschiedenen Verdünnungsstufen<br />
nach Gleichung (2) und (3)! Nach Gleichung (4) ist dann für jede Verdünnungsstufe die<br />
Säurekonstante zugänglich. Als Ergebnis wird der Mittelwert der Säurekonstanten aus den einzelnen<br />
Verdünnungen nach Eliminierung von Ausreißern angeben. Als Fehler wird die Standardabweichung vom<br />
Mittelwert formuliert.<br />
Diskussion der Ergebnisse<br />
Fehlerbetrachtung<br />
- Vergleichen Sie Ihre Werte mit Literaturwerten (Toleranz zum Literaturwert ± 5%)!<br />
- Erklären Sie, wie sich eine zu große Eigenleitfähigkeit des verwendeten Wassers auf die für die<br />
Säurekonstante erhaltenen Werte auswirkt! Konnten Sie derartige Auswirkungen bei Ihrem Versuchsergebnis<br />
feststellen?<br />
- Welche anderen Fehlerquellen beeinflussen das Ergebnis?<br />
Literaturwerte:<br />
Säure ϑ, °C K a ⋅ 10 5 K c a ⋅ 10 5 M<br />
Ameisensäure 20 17.6<br />
Essigsäure 20 1.75 1.80<br />
Propionsäure 20 1.34<br />
Benzoesäure 20 6.24<br />
Bromessigsäure 20 205<br />
Chloressigsäure 20 140<br />
Aussage des Ergebnisses<br />
- Entspricht die Änderung von α und Λ beim Verdünnen Ihren Erwartungen?<br />
- Erklären Sie die Veränderung mit Hilfe des OSTWALDschen Verdünnungsgesetzes!<br />
- Haben Sie thermodynamische Säurekonstanten bestimmt?<br />
4